Changing emotions von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: ----------- # Aoi # Seit dieser Nacht waren inzwischen einige Wochen vergangen. Wir waren zu Hause und der Alltag hatte uns wieder. Sofern man das bei uns überhaupt Alltag nennen konnte. Proben, Pressetermine, Foto-Shootings. Konzerte waren erst einmal nicht angesetzt, da wir uns auf unser neues Album konzentrieren sollten. Das hieß Songs schreiben, einstudieren, aufnehmen. An sich zwar eine Menge Arbeit, aber es machte auch jede Menge Spaß. Allerdings schrieb Ruki in letzter Zeit so viele Songs, dass es uns schwer fiel, uns darauf zu einigen, welche Stücke auf's Album sollten und welche nicht. So kam es nicht selten vor, dass wir zwölf bis sechzehn Stunden im Proberaum saßen und an den Songs herumfeilten. Wenn ich dann endlich in den frühen Morgenstunden nach Hause kam, fiel ich meist nur noch wie tot ins Bett. Heute war Sonntag und somit frei. Kami sei Dank! Ich war wieder erst am frühen Morgen, genauer gesagt um 8 Uhr, zu Hause gewesen. Meine Arme hatte ich schon fast nicht mehr gespürt und auch sonst war ich total erledigt. Deshalb dachte ich auch gar nicht daran, aufzustehen. Und wenn die Welt unterging, das war mir so was von egal! Ich hatte frei! Viel geschlafen hatte ich nicht, denn es war gerade einmal vierzehn Uhr, wie mir ein Blick auf den Wecker mitteilte. Zu allem Übel hatte auch noch mein Magen angefangen zu knurren. Noch so früh und ich war schon gereizt... Ich drehte mich genervt auf den Bauch, in der Hoffnung, das Magenknurren in der Matratze zu ersticken und zog mir die Decke über den Kopf. Diese Stille war einfach herrlich… Plötzlich zerriss das Geräusch meiner Klingel diese angenehme Ruhe. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Wer wagte es meine Ruhe zu stören?! Sowas Dreistes! Noch nicht mal an seinem wohlverdienten freien Tag wurde man in Ruhe gelassen. Mein unwilliges Knurren wurde von meinem Kopfkissen gedämpft. Sollte derjenige sich halt schwarz warten... Mir doch egal. Aufstehen und nachsehen würde ich jedenfalls nicht!!! Es wurde noch zwei Mal geklingelt, dann war es wieder still. Erleichtert seufzte ich auf und schloss die Augen, dummelte weiter vor mich hin. Allerdings vernahm ich nach kurzer Zeit das Geräusch eines Schlüssels im Türschloss und dass meine Tür geöffnet wurde. Dann waren Schritte im Flur zu vernehmen, die Tür wurde geschlossen, der Schlüssel wurde auf mein Sideboard gelegt, Jacke und Schuhe ausgezogen und das Rascheln hörte sich ganz nach einer Einkaufstüte oder so an. Gleich darauf war geschäftiges Pfeifen aus der Küche zu hören, das Klappern von Töpfen oder Pfannen und Besteck. Hinzu kam das Scheppern von Tellern die schwungvoll aus dem Schrank gezogen und liebevoll auf den Tisch geknallt wurden. Neugierig geworden, schob ich meine Nase unter der Bettdecke hervor und schnüffelte. Hm, der Geruch von Kaffee und Rührei war toll... Mein Magen schien das auch so zu sehen, denn er machte sich direkt wieder bemerkbar. Aber aufstehen wollte ich immer noch nicht... Menno. Gemeinheit. Wieder hörte ich Schritte. Diesmal näherten sie sich meinem Schlafzimmer. Noch immer rührte ich mich nicht. Keine Lust. Ich wusste sowieso, wer es war. Es gab nicht viele Leute, die einen Schlüssel zu meiner Wohnung besaßen. Genau genommen gab es nur zwei. Rei und Kai. Und Letzterer hatte ihn nur für den Notfall und würde nie einfach so hier einfallen. Die Tür wurde geöffnet und Rei betrat mein Schlafzimmer. Er stoppte neben meinem Bett und langsam wurde mir die Bettdecke vom Gesicht gezogen. Unwillig murrte ich. „Hey Morgenmuffel, komm schon. Steh auf. Ich hab dir sogar Frühstück gemacht.“ kam es gut gelaunt von ihm. Ich murrte wieder. Als ob ich mich bestechen lassen würde. Das Bett war so kuschelig und bequem. Und der Küchenstuhl so hart und unbequem. „Boah jetzt stell dich nicht so an und beweg deinen Arsch in die Küche, bevor das Essen ganz kalt wird!“ Jetzt ruckelte der auch noch an meiner Schulter. Ich knurrte, drehte mich blitzschnell und zog ihn ins Bett. „Das geht auch netter,“ schmollte ich und sah ihn beleidigt an. Er grinste nur und nahm mich in den Arm. „Och, armer kleiner Aoi-chan… War der große, böse Reita wieder gemein zu dir?” meinte er unbeeindruckt und tätschelte mir den Kopf. Also irgendwie kam ich mir gerade verarscht vor… „Du bist blöd!“ nuschelte ich und schob ihn weg. „Nicht schmollen… Komm schon…“ bat er und zog mich wieder zu sich. Er nahm mich in den Arm und knuddelte mich. Ich ließ es mir gefallen. Nach einer Weile machte er sich aber wieder los. „Also, was ist jetzt? Frühstück?“ lockte er und stand auf. Ich überließ meinem Magen die Antwort, der sich genau in dem Moment wieder lautstark bemerkbar machte. Ich erhob mich ebenfalls. Da ich grad keine Lust hatte, was Gescheites anzuziehen, griff ich mir im Vorbeigehen eine frische Boxershorts aus der Kommode und schlurfte ins Bad um zu duschen und mir die Zähne zu putzen. # Reita # Ich ging zurück in die Küche, goss mir schon mal Kaffee ein und trank einen Schluck, während ich auf Mr. Morgenmuffel wartete. Normalerweise war ich ja selber einer, aber ich war um 11 Uhr putzmunter aufgewacht, obwohl ich erst gegen acht zu Hause gewesen war. Fragte sich nur woran das lag. Vielleicht wollte ich den ersten freien Tag seit langem einfach nicht verschlafen… Da ich wusste, dass Aoi kurzen Prozess mit mir machen würde, sollte ich es wagen um diese unmögliche Uhrzeit bei ihm aufzutauchen, zögerte ich es so lange wie möglich hinaus. Ich war zwar dreist, aber nicht lebensmüde... Also hatte ich angefangen meine Wohnung aufzuräumen. Was auch dringend nötig war. Man musste echt schon Angst haben, dass die Pizzareste Beine bekamen und einen anfielen. Außerdem hatte ich mir gestern fast den Hals gebrochen, als ich nachts im Dunkeln über die in der ganzen Wohnung verteilten Bierflaschen gestolpert war. Von dem Lärm mal ganz abgesehen. Und diese elendige Schreckschraube von Spießer-Nachbarin hatte sich auch lautstark bei mir beschwert vorhin. Jedenfalls hatte ich nach dem Aufräumen noch gespült und, weil es immer noch zu früh war, auch noch meine komplette Wohnung geputzt und sogar Wäsche gewaschen. Beim Aufräumen hatte ich dann festgestellt, dass in meinem Kühlschrank gähnende Leere herrschte. Zum Glück hatten die Geschäfte auch sonntags auf und so war ich auf dem Weg hierher einkaufen gewesen. Für Aoi gleich mit, denn ich vermutete, dass es in seinem Kühlschrank ähnlich aussah, wie in meinem. Und ich hatte Recht behalten. Ich nahm gerade einen weiteren Schluck Kaffee, als Aoi in die Küche kam. Mit nassen, verwuschelten Haaren und immer noch nur halb geöffneten Augen. In Boxershorts. Und die durch das Küchenfenster einstrahlende Sonne reflektierte sich in seinem Bauchnabelpiercing. Fasziniert beobachtete ich das Lichtspiel auf seinem flachen Bauch. Ja holla die Waldfee! Prompt verschluckte ich mich an meinem Kaffee und begann zu husten. Schnell stellte ich die Tasse auf den Tisch, bevor ich den Kaffee noch verschüttete. Aoi kam zu mir rüber geeilt und klopfte mir auf den Rücken. „Alles ok?“ wollte er wissen, nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Besorgt sah er mich an. Ich nickte und atmete tief durch. Beruhigt lächelte er mich an und setzte sich mir dann gegenüber an den Tisch, machte sich über Kaffee und Rührei her. Mir wurde erst bewusst, dass ich ihn anstarrte, als er schief grinsend mit einer Brötchenhälfte vor meinem Gesicht rumwedelte. „Erde an Rei! Willst du nichts essen?“ „Hm? Was? Achso, doch.“ Ich nahm ihm das halbe Brötchen mit Rührei ab und biss herzhaft hinein. Ein Lob an den Küchenchef, das Rührei konnte man sogar essen. Eigentlich war ich in der Küche nicht so begabt und eher eine Gefahr für mich und andere. „Danke“, nuschelte ich verspätet und nickte in Richtung des Brötchens in meiner Hand. Er schüttelte nur den Kopf, sagte aber weiter nichts. Schweigend genossen wir unser Frühstück. „Wie kommt es, dass du mir Frühstück machst?“ wollte er dann wissen. „Nur so. Ich dachte mir, wenn ich dich schon überfalle bringe ich lieber was zu essen mit. Um dich gnädig zu stimmen, sollte ich dich wecken.“ grinste ich. Bestechung half da meistens. „Soso...“ erwiderte er nur und kaute weiter. „Außerdem hab ich vermutet, dass du eh nichts zu futtern da hast und sowieso den ganzen Tag vor lauter Faulheit nicht aus der Koje gekrochen wärst.“ setzte ich noch hinterher und lachte, als er mir die Zunge rausstreckte. Ich erhob mich, da wir mit essen fertig waren und begann den Tisch abzuräumen. Aoi trank noch seinen Kaffee aus und griff sich seine Kippen, die auf der Arbeitsplatte lagen. Er nahm zwei aus der Schachtel, ging zum Fenster rüber und öffnete es sperrangelweit. Er streckte sich ausgiebig und zündete dann beide Kippen an, gab mir eine davon. Ich nahm einen genussvollen Zug und klemmte mir die Kippe dann in den Mundwinkel, da ich ja immer noch damit beschäftigt war, das Chaos, dass ich hier vorhin fabriziert hatte, aufzuräumen. Aoi stand weiter im geöffneten Fenster hinter mir. Als ich fertig war, drehte ich mich zu ihm um. Er stand zwar genau in der Sonne, aber ich konnte sehen, dass er eine Gänsehaut hatte. Kein Wunder. Draußen war es noch kalt und er stand hier nur in Boxershorts…. Ich stellte mich hinter ihn und schlang meinen Arm um seine schmale Taille um ihn ein bisschen zu wärmen, die Kippe in der andren Hand haltend. Er drehte das Gesicht zu mir, öffnete seine Augen und sah mich verwundert an. „Du holst dir noch den Tod…“ sagte ich und sah ihn anklagend an, nahm dann einen erneuten Zug von meiner Zigarette und pustete den Rauch zur Seite weg, damit er ihn nicht ins Gesicht bekam. „Ach Quatsch keine Opern, so schnell wird ich nicht krank…“ nölte er und widmete seine Aufmerksamkeit dem Verkehr, der im Schneckentempo 3 Stockwerke unter uns vorbeizog. Er nahm einen letzten Zug, drückte die Kippe im Aschenbecher, der auf der Fensterbank stand aus. Meine Kippe war inzwischen auch aufgeraucht und ich tat es ihm gleich. Noch immer stand er still in meiner Umarmung und lehnte sich jetzt sogar ein bisschen mehr an mich. Dann schloss er das Fenster wieder und drehte sich schließlich ganz zu mir um, legte seine Arme um mich und kuschelte sich an mich. Verwundert hob ich eine Augenbraue. „Na, ist da heute einer ganz besonders kuschelbedürftig?“ neckte ich ihn und legte auch meinen anderen Arm um ihn, streichelte ihm sanft über den Rücken. „Mhm…“ nuschelte es an meine Schulter. „Ärger mich nicht...“ „Schon gut. Wie wär’s, du ziehst dir jetzt erstmal was an, bevor du mir nachher doch noch krank wirst und dann machen wir es uns auf der Couch gemütlich und schauen einen Film?“ schlug ich vor und er nickte zustimmend, löste sich dann langsam von mir und ging in Richtung Schlafzimmer davon. Erleichtert atmete ich auf. Ich hatte gerade das Bedürfnis gehabt ihn zu küssen! Woher kam das denn auf einmal? Das war mir ja noch nie passiert… Und dass er nur in Boxershorts so an mich geschmiegt war, beunruhigte mich auch. Es fühlte sich komisch an und ich hatte Mühe gehabt, meine Hände nicht über seinen, zugegebener Maßen mehr als ansehnlichen, Körper wandern zu lassen. Was war nur mit mir los? Sonst hatte mich so was doch auch nicht interessiert. Es verwirrte mich. Unwillig schüttelte ich den Kopf. Einfach ignorieren. Dann ging das schon weg. War bestimmt Vollmond oder so… Immer noch reichlich verwirrt griff ich mir die Zigaretten, 2 Gläser und eine Flasche Cola und ging schon mal rüber ins Wohnzimmer. Aoi würde sicher auch gleich kommen. Ich fläzte mich gemütlich auf das Sofa und griff mir die Fernbedienung, schaltete das Gerät ein. Eine Weile zappte ich durch die Kanäle auf der Suche nach einem vernünftigen Film und wurde schließlich auch fündig, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte. Aoi kam kurze Zeit später auch in den Raum getapst und kuschelte sich zu mir auf die Couch, zog die Decke, die immer über der Lehne hing, über uns. „Was läuft denn?“ wollte er wissen, nachdem er sich zurecht geruckelt hatte und bequem zu liegen schien. „Das da.“ meinte ich knapp und deutete Richtung Fernseher. „Keine Ahnung wie der Film heißt.“ Ich zuckte die Achseln, war ja eigentlich auch egal, oder? „Dann guck halt in den Videotext.“ schlug er vor. „Nö, kein Bock. Jetzt sei still und guck den Film!“ motzte ich gespielt genervt und konzentrierte mich selbst auf den Film, bevor ich wegen Aoi wieder auf dumme Gedanken kommen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)