The short stories of Eternity Sword von Flordelis (Kurzgeschichtensammlung) ================================================================================ Freitag, der Dreizehnte ----------------------- „Yuuto-sama, wollt Ihr wirklich nicht rauskommen?“ Ratlos stand Espelia vor der geschlossenen Zimmertür. Ihr Befehlshaber hatte sich in seinem Zimmer verbarrikadiert und weigerte sich beharrlich, dieses auch nur für eine Minute zu verlassen. Nicht einmal sein Frühstück, das noch immer auf dem Boden vor der Tür stand, hatte er angerührt. Langsam machte Espelia sich Sorgen – und vor allem sollten sie an diesem Tag eigentlich wieder in den Krieg ziehen, wobei Yuuto sie anführen sollte. Aber wie sollte er das machen, wenn er in seinem Zimmer bleiben würde? „Ich bleibe hier drinnen!“, verkündete er. „Den ganzen Tag, bis Mitternacht!“ Orupha gesellte sich zu Espelia. „Was hat Papa denn?“ Espelia hob ratlos die Schultern. „Ich weiß es nicht. Er sagt es mir nicht.“ Das kleine Mädchen hämmerte kurzentschlossen gegen die Tür. „Papa! Warum kommst du nicht raus!?“ „Habt ihr schon mal auf den Kalender geschaut?“, stellte er als Gegenfrage. Die beiden Spirits sahen sich ratlos an. Espelia legte den Kopf schräg. „Heute ist der Dreizehnte, und?“ „Heute ist Freitag, der Dreizehnte!“, erwiderte er leicht gereizt. „Und?“, fragten die beiden Spirits gleichzeitig. Er stöhnte genervt. Für ihn war der Zusammenhang offensichtlich, für die Spirits allerdings nicht. In Phantasmagoria gab es diesen Aberglauben immerhin nicht. „An einem solchen Tag geschehen immer schlimme Dinge! Ich setze keinen Fuß vor die Tür, sonst müssen wieder Leute wegen mir sterben!“ Espelia und Orupha sahen sich erneut verwirrt an. Von einem solchen Aberglauben hatte keine von beiden je gehört. Und wie sollte man den davon überzeugten Yuuto von dieser Sache abbringen? „Und jetzt lasst mich allein!“, rief er ihnen durch die Tür zu. „Sonst passiert euch doch noch etwas!“ „Wie Ihr wollt, Yuuto-sama.“ Espelia verneigte sich vor der geschlossenen Tür und ging davon. Orupha warf einen traurigen Blick auf das Holz und folgte Espelia. Die Dritte im Bunde, Aselia, wartete bereits vor dem Haus auf die beiden. Ihr betont kühler Blick suchte nach Yuuto. Als sie ihn nicht fand, legte sie den Kopf schräg. „Wo ist er?“ Espelia zeigte wieder auf das Haus. „Er bleibt heute hier, es geht ihm nicht so gut.“ Es war besser, ihr nichts von diesem Aberglauben zu erzählen, sie würde es ohnehin nicht verstehen und interessieren tat es sie auch nicht. Wie Espelia erwartet hatte, zuckte Aselia mit den Schultern. „Dann gehen wir ohne ihn.“ Sie hatte ihn bis zu seiner Ankunft nicht gebraucht und sie würde ihn auch nach wie vor nicht brauchen. Espelia und Orupha nickten. „Gehen wir.“ Gemeinsam begaben die drei sich auf das Schlachtfeld. Yuuto saß unterdessen in seinem Zimmer und sah den Spirits aus seinem Fenster hinterher. „Endlich sind sie weg.“ In seinem Inneren hörte er wie 'Motome' humorlos lachte. „Ich treffe selten solche Idioten wie dich. Dass so jemand wie du mein Meister ist, ist geradezu beschämend.“ „Wenn ich nicht wäre, würdest du niemanden treffen“, knurrte Yuuto wütend. Er hasste dieses Schwert aus tiefster Seele, aber solange seine Schwester nicht in Sicherheit war, musste er sich damit arrangieren. 'Motome' lachte wieder, aber Yuuto wusste, dass es nur wütend war und nicht anders zu reagieren wusste. Normalerweise schickte er ihm dann Schmerzen, aber langsam schien das dem Schwert wohl keinen Spaß mehr zu machen. Von einem unguten Gefühl getrieben, hob Yuuto plötzlich den Blick zum Himmel. Die restliche Farbe verschwand aus seinem Gesicht. „Das kann doch nicht sein...!“ Ein Komet raste aus dem Himmel direkt auf die Hütte hinunter, zumindest wenn Yuuto die Flugbahn richtig einschätzte. 'Motome' lachte noch einmal. „Das beendet unsere Zusammenarbeit wohl.“ Yuuto knurrte wieder, ihm blieb allerdings nicht mehr viel Zeit, anders zu reagieren. Ich habe doch gewusst, dass Freitag, der Dreizehnte nur Unglück bringt, war sein letzter Gedanke, bevor der Komet das Haus und den verbliebenen Bewohner unter sich begrub. Vergnügt kichernd legte Shun das Fernrohr wieder weg. Endlich war sein größter Traum in Erfüllung gegangen, heute Abend würde er ausgiebig feiern müssen, denn wie oft in einem Leben geschah so etwas schon mal? Uruca hob eine Augenbraue, während sie seinem anhaltendem Kichern lauschte. „Alles in Ordnung, Meister Shun?“ „Aber sicher doch“, antwortete er. „Wie wir erwartet haben, hat der Komet genau das Haus getroffen, in dem sich Yuuto aufhielt – und wie ich ihn kenne, hat es ihn dabei auch erwischt.“ Immerhin war heute Freitag, der Dreizehnte und Yuuto vermied prinzipiell alles, was Unglück brachte. Uruca zog die Mundwinkel nach oben, aber ein richtiges Lächeln entstand dabei nicht. „Dann könnt Ihr ja glücklich sein, Meister.“ „Und wie ich das bin. Sag dem Koch, ich will heute Filetsteak essen.“ Sie verneigte sich und ging gehorsam davon. Zufrieden lehnte Shun sich auf seinem Stuhl zurück. „Oh ja, so fühlt es sich an, wenn man ein Gewinner ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)