Hänseleien von Meroyui (Heulsusen lachen nicht) ================================================================================ Kapitel 5: Bist du krank? ------------------------- Tausend Dank für die ganzen lieben Kommentare! Ihr seid die Besten ;___;' Tut mir leid, dass die Kapitel immer so kurz sind .3.' *schämen geh* _______ In den nächsten Tagen ist Miyavi nicht in die Schule gekommen und irgendwann ist sein wohl außergewöhnlich langes Fehlen – drei Wochen – wohl auch den Lehrern aufgefallen. „Könntest du ihm bitte die Hausaufgaben bringen, Takashima?“, fragt mich unser Klassenlehrer schließlich. Verwundert hebe ich meinen Kopf, ihn verständnislos ansehend. „Was, warum ich?“, frage ich ihn mit schief gelegtem Kopf und er blinzelt. „Er wohnt ganz bei dir in der Nähe, hast du das nicht gewusst?“ „Nein.“, erwidere ich verblüfft und sehe zu Kotomi. Mit ihr habe ich mich schone in bisschen angefreundet. Na ja. ‚Angefreundet’ ist wohl übertrieben. Ich habe ein paar Worte mit ihr gewechselt und sie hat mich schon ein paar Mal angelächelt – das macht sie bei sonst kaum einem aus der Klasse. Und so kommt es auch, dass ich nach der Schule tatsächlich mit einem Zettel, auf dem Miyavis Adresse steht, bewaffnet durch die Straßen forste. Tatsächlich stellt sich heraus, dass ‚ganz in der Nähe’ bei meinem Lehrer ‚ein paar Blocks weiter’ bedeutet und das ganze sicher fast zwanzig Minuten Fußweg ausmacht. Aber was tut man nicht alles, wenn man um etwas gebeten wird. Unsicher betrete ich das Grundstück. Sie haben ein Haus. Ich glaube, das ist sogar das, in dem sie vorher gewohnt haben. Aber sicher kann ich mir auch nicht sein, weil ich ja nie als Kind bei ihm zum Spielen eingeladen gewesen bin. Er hat mich schließlich nicht gemocht. Eigentlich ist es mir zuwider ihn wieder zu sehen, weil ich ihm die Sache auf dem Dach noch übel nehme. Ich kann ja nichts dafür, dass ich Angst habe… Ich stehe bestimmt fünf Minuten vor der dämlichen Klingel, weil ich immer wieder mit dem Gedanken spiele, mich einfach umzudrehen und wieder zu gehen. Aber was soll ich schon sagen? Dass niemand zu Hause gewesen ist? Wenn Miyavi krank ist, ist er bestimmt zu Hause und ich weiß ja nicht, ob er jemand ist, der oft schwänzt. Und auch, wenn ich ihn nicht leiden kann, will ich nicht, dass die Lehrer was Falsches von ihm denken. Seufzend drücke ich also schließlich doch auf die Klingel, die ein ekliges, summendes Geräusch hat. Unsere Klingel ist viel melodischer. Es dauert eine Weile, bis aufgemacht wird und ich bin eigentlich schon kurz davor wieder zu gehen, aber schließlich kann ich schleifende Schritte hören und entschließe mich zu warten. Als sich die Tür öffnet, taucht ein zerknitterter Miyavi vor mir. Seine Augen sind leicht glasig, seine Wangen gerötet, seine Haare stehen wild von seinem Kopf ab, er trägt Hausschuhe und einen weiß-grün karierten Pyjama. Er ist also wirklich krank. Warum bin ich jetzt überrascht? „Was machst du denn hier?“, fragt er mich relativ überrascht und ich sehe zu ihm hoch. Er ist schon immer größer, als ich gewesen. „Ich bringe dir die Hausaufgaben. Unser Klassenlehrer hat mich darum gebeten.“ „Ah.“, meint er nur und als er die Tür weiter öffnet und zur Seite geht, bin ich verwundert. Er will mich reinlassen? Beunruhigt trete ich ein und streife mir meine Schuhe von den Füßen. Ist niemand zu Hause? „Wo sind denn deine Eltern?“, frage ich ihn, sehe ihn verwundert an. „Geschieden.“ „Was? Seit wann das denn?“, frage ich weiter und er sieht mich an. Sein Blick sagt es deutlich: Es geht dich nichts an. Trotzdem antwortet er. „Kurz nachdem du weggezogen bist.“ „Oh, das tut mir leid. Lebst du mit deiner Mutter hier?“, kommt es zögerlich von mir und er schüttelt den Kopf leicht. „Mit meinem Vater.“ „Ist er arbeiten, obwohl du krank bist?“ Das finde ich unverantwortlich. Es geht seinem Sohn ja augenscheinlich nicht gut. „Ja.“ Warum ich so viele Fragen stelle, weiß ich auch nicht. „Willst du noch bleiben?“ Die Frage überrascht mich tierisch, aber vielleicht will er auch nicht allein sein, wenn er krank ist? Kann sein. „Wenn du möchtest. Wir können die Hausaufgaben zusammen erledigen.“ Das muss ich schließlich auch noch machen. „Ich mach die nicht.“, ist seine neutrale Antwort dazu und ich sehe ihn an. „Was?“ „Ich mach die nicht mal immer, wenn ich gesund bin.“, ist seine Begründung und ich verkneife mir, ihm eine Moralpredigt zu halten, weil ihn das ja doch nicht interessiert. „Außerdem kann ich mich bei dem Hunger, den ich hab, eh nicht konzentrieren.“, schnieft er leise und fischt aus seiner Pyjamahose eine Packung Taschentücher. „Soll ich dir was kochen?“, frage ich ihn leise, weil es ja nicht angehen kann, dass er nichts isst, wenn er krank ist. „Ich kann dir eine Reissuppe kochen.“ „Du kannst kochen? Sterbe ich da auch nicht dran?“ Ich sehe ihn schon wieder, mich persönlich angegriffen an. Warum kann er nicht einfach dankbar dafür sein, dass ich mich um ihn kümmern will? „Wir können es ja ausprobieren.“ „Zicke.“, ist seine einfache Antwort und ich beherrsche mich. Während die Suppe vor sich hinkocht, bleibe ich am Herd stehen. Das Jackett meiner Uniform habe ich ausgezogen und über einen der Küchenstühle gehangen, die Ärmel meines Hemdes hochgekrempelt. Miyavi sitzt am Küchentisch und beobachtet mein Tun misstrauisch, dabei halb über unserem Mathebuch hängend. „Das soll ich machen? Der spinnt doch. Das ist viel zu viel.“ Ich verkneife mir den Kommentar, dass er ja bis jetzt auch schon drei Wochen Unterrichtsstoff verpasst hat, konzentriere mich lieber auf die Reissuppe. „Kannst du mir das machen, Uruha?“ „Vergiss es. Ich muss meine Hausaufgaben auch noch machen.“ Außerdem sind wir ja nicht einmal Freunde, noch mehr Gefallen als diese Suppe, werde ich ihm sicher nicht tun. Daraufhin schweigt er sogar, vielleicht hat er Kopfschmerzen oder so und will sich nicht zu viel quälen. Mir soll es recht sein. Die fertige Suppe schaffe ich in einen tiefen Teller, hole einen Löffel aus einer der Schubladen, nach dem ich natürlich erst einmal gesucht habe und stelle sie ihm vor. „Hier, iss das. Das hilft sicher.“ Miyavis skeptischer Blick ruht auf mir und er sieht mich eine Weile an, ehe er vorsichtig zu essen beginnt. Allerdings hält er schon nach dem ersten Bissen inne. „Weißt du. Für eine Heulsuse kochst du gut. Vielleicht bist du ja doch ein Mädchen.“, neckt er mich und irgendwie ist es nervig. Es regt mich auf. Er hat noch nie ein nettes Wort für mich übrig gehabt, hält es nicht mal für nötig ‚Danke’ zu sagen und macht sich auch noch über mich lustig. „Du bist ein Arschloch!“, werfe ich ihm vor und mir kommt vieles hoch. Früher habe ich immer geweint, aber das will ich ändern. Ich will ihm beweisen, dass ich keine Heulsuse mehr bin. „Bist du krank, oder so? Wenn ich ein Arschloch bin, was bist’n dann du?“, fragt er mich fast schon verblüfft, als würde er nicht glauben, dass ich das gerade wirklich gesagt habe, früher hab eich ja nicht mal ‚Blödmann’ oder so etwas gesagt. „Ich lass mir einfach nichts mehr von dir gefallen, wenn du dich nicht mal ordentlich dafür bedanken kannst, dass ich dir was koche, wenn du krank bist, kannst du mir echt gestohlen bleiben!“ „Hat dich ja niemand gezwungen, mir so ne blöde Suppe zu kochen! Geh doch wieder zu Reita und heul dich aus, du dumme Heulsuse!“ „Lern du lieber mal ein paar Manieren und mach deine Hausaufgaben, statt den Unterricht zu schwänzen und anderen Leuten etwas vorzuhalten, das sie nicht sind!“, gebe ich aufgebracht zurück. Ich streite mich mit ihm. Schon wieder. Früher hätte ich einfach losgeweint, weil ich seine Ablehnung nicht verstanden habe. Mittlerweile erwidere ich diese Ablehnung. Wie soll ich auch jemanden gern haben, der mir nur mit Missgunst entgegen getreten ist? „Heul doch! Was bist du auch aus Deutschland zurück gekrochen gekommen? Geh und versteck dich weiter hinter anderen, statt selbst dein Maul aufzubekommen!“ Und jetzt verliere ich die Beherrschung. Ich verpasse ihm eine Ohrfeige. Dann geht alles schnell. Ich greife mir mein Jackett, ziehe es mir noch im Laufen an, greife mir im Flur meine Schultasche, schlüpfe schnell in meine Schuhe und schlage die Tür geräuschvoll hinter mir zu, als ich raus laufe. Übereilt renne ich los, denn er soll nicht sehen, dass ich doch wieder weine. Ich kann nicht anders. So stark bin ich in der Zeit auch nicht geworden. Er hasst mich noch mehr als vorher. Ich bin doch nur zurückgekommen, weil meine Eltern es wollten, bin zurückgekommen, weil ich meine Freunde wieder sehen wollte und vielleicht auch, um etwas fast vergessenes, endlich bereinigen zu können. Aber darauf kann er jetzt lange warten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)