Shiroi no Bara ~ Short Stories von -Krone- ================================================================================ Kapitel 1: Wie man jemanden vor Weihnachten um den Verstand bringt ------------------------------------------------------------------ Es war kurz nach vier, als Yuuki das erste Mal aufwachte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, wie früh es war. Noch viel zu früh. Er drehte sich einmal um, setzte einen muffeligen Gesichtsausdruck auf, den niemand sehen würde und versuchte wieder einzuschlafen. Mit mäßigem Erfolg. Er war viel zu aufgeregt. Immerhin war es Weihnachten! Wer könnte denn heute von ihm verlangen, dass er erst um sieben aufstand, DANN mit den anderen frühstückte und erst DANN seine Geschenke auspackte? Sie hatten es versucht. Natürlich hatten sie es versucht. Allen voran Shouki mit seinem genervten Migräne-Gesichtsausdruck. „Biiiitte, Yuuki, meine Nerven!“ Ach ja, und seine würden nicht leiden? Diese Anspannung würde ihn noch umbringen! Trotzig setzte er sich auf und boxte seinen Plüschhasen in die Seite. Nein, Miffy konnte nichts dafür, es war Shou der seine gerechte Strafe bekommen sollte. Leise in sich hineinkichernd kämpfte Yuuki sich unter seinen Decken hervor. Er wusste nicht wie, aber irgendwie schaffte er es immer, dass sich die Daunendecke mit dem Überwurf und seinen Beinen verknotete. Schließlich gewann er den Kampf, schlüpfte in seine superflauschigen Hausschuhe, griff sich sein größtes Kissen und schlich in den Flur. Einen Moment überlegte er, ob er einen Blick auf den Weihnachtsbaum und die Geschenke riskieren sollte, entschied aber, dass Shouki wichtiger war. Erstmal. Leise schlich er die Treppe in den zweiten Stock hinauf, vergaß auch nicht, die quietschende Stufe auszulassen und huschte dann in das Zimmer seines Freundes. Einen Moment lang war Yuuki hin- und hergerissen zwischen Rachegedanken und Zuneigung. Aber wer ihm seine Weihnachtsgeschenke vorenthalten wollte, hatte eindeutig keine Gnade verdient. Mit aller Kraft und einem steinerweichenden „SHOOOOOOOOOOOUUKIIIIII!!“-Gebrüll klatschte er dem Schlafenden sein Kissen ins Gesicht. Shou stand förmlich im Bett. Den ersten Bruchteil einer Sekunde war er wie vom Schlag getroffen, doch dann kam ihm die Erkenntnis. So bescheuert konnte nur einer sein. „Bist du denn von allein guten Geistern verlassen, du bescheuertes Mistkind?!“, brüllte er und griff in die Richtung, in der er den Übeltäter vermutete. Er bekam ihn zu fassen und schüttelte ihn einmal kräftig. „Was denkst du dir nur dabei rechtschaffene Menschen um ihren Schönheitsschlaf zu bringen? Wenn du dich erinnerst hatten wir gestern einen Auftritt, ich bin todesmüde. Zisch ab!“ Yuuki ließ sich schmollend auf die Bettkante seines Freundes sinken. Das war ihm zu blöd, wenn der Kerl nicht selber wusste, was er verbrochen hatte, war es unter seiner Würde, zu antworten. Wütend schwiegen sie sich eine Weile an, dann durchbrach Shou die Stille. „Wie spät ist es eigentlich?“ „Irgendwas nach vier“ „Und du bist schon wach? Willst du nicht noch schlafen?“ Shou klang zwar immer noch sauer, aber er schien sich wieder einigermaßen beruhigt zu haben, also schlang Yuuki zärtlich seine Arme um den Hals des Blonden. Seine Wut war so schnell verraucht, wie sie gekommen war. „Eigentlich will ich viel lieber meine Geschenke auspacken“, jammerte er grinsend und rutschte auf Shous Schoß. „Oder kuscheln“ „Dann lieber kuscheln“, grummelte Shou und zog Yuuki unter die warme Decke. Was hatte er sich mit diesem verrückten Kind bloß angetan? Er drehte sich mit dem Gesicht zur Wand, der sollte bloß merken, dass noch nichts verziehen war und eine Minute später war er auch schon wieder eingeschlafen. Yuuki lag noch eine Weile wach und kuschelte sich an den breiten Rücken. In bunten Farben malte er sich den nächsten Morgen aus. Was die anderen wohl für ihn ausgesucht hatten? Schließlich sank auch er ins Reich der Träume zurück. Als Yuuki das zweite Mal aufwachte, war die Dunkelheit nicht mehr ganz so undurchdringlich und leiste Stimmen klangen schon von unten hinauf. Es war halb sieben, aber es schien so, als seien die anderen schon wach. Vorsichtig löste Yuuki sich von Shou und tapste aus dem Zimmer, dass er seine Hausschuhe im Zimmer vergessen hatte, bemerkte er erst, als er die Treppe schon zur Hälfte hinunter gepoltert war. Als er die Küche betrat, fiel ihm zuerst der riesige Stapel Geschenke unter dem bunt geschmückten Weihnachtsbaum auf und erst dann, dass auf dem Tresen zur Küche Ran saß und breit grinste. Sie Stimmen, die Yuuki gehört hatte, kamen zwar aus dem Radio, aber zumindest einer war wach. „Morgen, Zwerg!“, begrüßte Ran ihn. Er trug noch seinen Schlafanzug, seine Frisur war verstrubbelt und er hielt eine riesige Tasse schwarzen Kaffee in der Hand. Freudestrahlend sprang Yuuki auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. „Fröhliche Weihnachten!!“, rief er und war schon wieder weg um sich auf die Geschenke zu stürzen. Nur dass Ran ihn rechtzeitig am Schlafittchen packte und zur Küche zurückschleifte, konnte ihn davon abhalten. „Nichts gibt’s und das weißt du auch ganz genau“, lachte er und setzte Yuuki auf einen der Barhocker. „Kaffe oder Kakao?“ „Kakao!“, verlangte Yuuki freudestrahlend, „mit Marshmellows!“ Die Zeit, bis die anderen drei eintrudelten, verging unglaublich langsam. Und auch das Frühstück zog sich unglaublich in die Länge. Obwohl es Sahnetorte gab, die Yuuki sonst alles vergessen ließ, wanderte sein Blick immer wieder unter den Weihnachtsbaum. Er war so hibbelig, dass er kaum mehr als ein Stück schaffte. Und dann wurde endlich das Startsignal gegeben. Im Bruchteil einer Sekunde war Yuuki breit grinsend unter einem Berg Geschenkpapier eingegraben. Als er sich eine halbe Stunde später aus Massen an rosa Chinapapier hervorschälte strahlten seine Augen vor Glück und alle Strapazen der Nacht waren vergessen. „Fröhliche Weihnachten euch allen!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)