Synthetic romance von DanDancchi (Toda x Sharaku story) ================================================================================ Kapitel 1: SENCHIMENTARU shounen -------------------------------- „Hiromu, worauf wartest du denn noch?“, rief das blonde Ungetüm in Eile. „Was hetzt du so, Sharaku - wenn ich mal fragen darf?“ Toda war total außer Atem und konnte nicht mit Sha-chans Tempo mithalten. „Unsere Bahn fährt gleich ab und wenn wir die nicht bekommen, werden wir zu spät zu den Proben erscheinen! Fukusuke ist auch da – was wird er von uns denken, wenn wir zu spät kommen?“ Sharaku wollte noch etwas sagen, aber als er die Bahn anrollen sah, sprintet er los. „Hey, was juckt mich Fukusuke?“, Toda zog eine Miene, als würde er gleich zusammenbrechen. Die Rennerei scheint zuviel für ihn zu sein. Die Tür der Bahn wollte sich soeben schließen, als Sharaku sie noch aufhalten konnte. „Na komm, sei doch nicht so ein Lahmarsch“, meckerte der Blonde Toda-san entgegen – es klang fast, als hätte eine Ziege etwas von sich gegeben. Kurz darauf stürmte Hiromu in die Bahn rein und schnappte nach Luft. Ihm war schlecht und das wollte er Sharaku vorwerfen. Es sei alles seine Schuld und hätte er heute Morgen nicht so getrödelt im Gamestore, hätten sie nun nicht so hetzen müssen. Doch er musste erst einmal wieder zu Atmen kommen. Sharaku musste kichern, es war ersichtlich, dass Toda der Grund für seine Schadenfreude war – doch Toda verstand dies nicht so ganz und keuchte: „Was ist denn?“ „Nichts, nichts...“ stößt Sharaku raus und konnte nicht anders, als herzlich loszulachen. Er musste immer lachen, wenn der Voicecorder den kleinen, schmollenden Hiromu ansah – Toda hatte etwas Kindisches an sich. Nein ... viel mehr war es etwas Wehleidiges. Es war schwer zu definieren. Aber es brachte Sharaku zu lachen – seit sie sich kennen. Endlich konnte Toda wieder normal einatmen und fing an, sich bei Sharaku zu beschweren: „Ich find das nicht so lustig. Du hast getrödelt im Gamestore und musstest noch unbedingt das neuste Spiel anspielen... ich war ja der Meinung, dass wir gehen müssten. Aber nein... Herr Kobayashi konnte ja nicht auf das Spiel verzichten.“ Er grummelt vor sich hin und schaut aus dem Fenster der Tür. Sharaku wollte nicht auf dieses Gespräch eingehen. Er müsste zugeben, dass es seine Schuld war... deshalb fragt er Hiromu: „Willst du dich nicht hinsetzen? Wir müssen noch 20 Minuten fahren.“ Sharaku schaut Toda an aber er erwidert dessen Blick nicht und murmelt: „Von mir aus.“ Eigentlich wollte Toda Sharaku anschauen ... aber irgendwie konnte er nicht. Vielleicht war er beleidigt, weil Sharaku seine Beschwerde ignoriert hatte, vielleicht war er einfach nur sauer, weil er rennen musste. Vielleicht war es aber auch einfach seine Marotte. „Na dann, komm mit“, als Sharaku dies sagt, schnappt er Toda am Ärmel und schleift ihn regelrecht zu den nächsten freien Sitzplätzen, „sei doch froh, dass Fukusuke uns nicht voll schwafeln wird, wie unzuverlässig wir doch sind“ Toda schweigt und schaut aus dem Fenster. Man kann Shinjuku sehen, das bedeutet, dass es noch mindestens 15 Minuten dauern würde. Solche langen Fahrten sind anstrengend für Hiromu – er mag das Reisen sowieso nicht sonderlich. „Ist was?“, ruft Sharaku und macht ein besorgtes Gesicht. Todas Schweigen machte Sharaku nervös. Es machte ihn immer nervös, wenn er den Anschein hatte, dass Toda sauer auf ihn sei. Der kleine Schwarzhaarige schweigt weiter. Hiromu ist nicht wirklich sauer, warum denn auch? Es ist Sharakus Art so schusselig und geradezu unzuverlässig zu sein. Er will einfach nur seine Ruhe haben. Sharaku hakt nicht weiter nach... er schaut auch aus dem Fenster und fühlt sich etwas komisch. Hat er Toda etwa verletzt? Hätte er nicht lachen sollen? Oder war es einfach wieder Todas Eigenheit? Gedanken durchströmen Sha-chans Kopf... er kann nicht einmal mehr an die Proben denken. Der quirlige Voicecorder will dennoch abschalten, immerhin wird es noch eine lange Nacht für ihn und Hiromu werden. Er schließt die Augen – und schläft ein. Hiromu, der dem Schlafenden gegenüber sitzt, wendet seinen Kopf Sharaku zu und beobachtet den schlafenden Blondschopf. „Wenigstens im Schlaf kann er einen in Ruhe lassen“, murmelt Hiromu vor sich hin und muss dennoch für wenige Momente schmunzeln – er sieht Kobayashi nicht oft schlafen. Wie denn auch, wenn er ein so hyperaktives Wesen ist? Um sich von Sharaku abzulenken, schaut Toda wieder zum Fenster raus – es wird dunkel. Doch Toda mag es, die Stadt bei Nacht zu beobachten. All die Lichter, alle Menschen, es beeindruckt ihn, auch wenn er in dieser Stadt seit seiner Kindheit lebt. Das Einzige, was ihn momentan stört, ist die Schwüle – selten ist es abends noch so schwül wie es heute ist. Ein Seufzer stößt er aus und schaut nach, wie viele Haltestationen es noch sein sollen. Genau in diesem Moment klingelt sein Handy – es ist Fukusuke. Wahrscheinlich will er sich vergewissern, dass sie auch pünktlich sind... „Was ist?“, ruft Toda ins Telefon mit einem Tonfall, dem Fukusuke zeigen soll, dass der Anruf nicht erwünscht ist. „Oi, Hiro-chan, seid ihr bald da? Wir haben schon alles aufgebaut!“ Er hatte wie immer gute Laune, genau das war es, was Toda so sehr an Fukusuke stört. „Wir? Wer ist denn noch da? Und ja, wir sitzen in der Bahn. Es sind noch 6 Haltestationen.“ Er will Fukusuke nochmals deutlich zeigen, wie sehr ihn dieser Anruf nervt, aber anscheinend merkt dieser es nicht einmal... oder er ignoriert es vehement. „Ich hab Ittsumii gebeten mir zu helfen... ich hoffe, es stört dich nicht, dass er auch hier ist. Er wird dann eben nur da sitzen und uns zuhören, das ist doch nicht schlimm, oder?“, er fragte mit Absicht in einem rücksichtsvollen Ton – warum er das tat, war Toda unklar. „Ist ok, hab ihn schon über ne Woche nicht gesehen... bis dann.“ Toda legt auf, weil es ihm einfach zu anstrengend war, Fukusukes breites Grinsen sogar durch das Handy zu bemerken. Wieder seufzt er auf und schaut zu Sharaku. Durch das Ruckeln des Zugs ist er langsam wach geworden. Er reibt sich die Augen und gähnt mehrmals. „Also echt, kannst du nicht mal die Hand vor den Mund halten, wenn du wie ein Tier dein Maul aufreißt?“, meckerte Hiromu und starrt wieder aus dem Fenster. „Hey! Ich hab kein Maul – wenn du schlechte Laune hast, dann kannst du sie an einem Sandsack rauslassen, aber bitte nicht an mir!“, motzte Sharaku und es scheint so, als wäre er nun wirklich sauer. Toda zuckt zusammen. Niemals hat Sharaku so einen Ton ihm gegenüber verwendet – sonst hat er immer versucht, sich über Todas schlechte Laune lustig zu machen und sie zu ignorieren. Es war nicht das erste Mal, dass Toda einen harschen Ton Sharaku gegenüber aufgewiesen hat. Und nie hat er so reagiert. Sharaku sieht sofort, dass Toda leicht erschrocken ist von seiner Reaktion... er schaut nicht einmal mehr aus dem Fenster. Zuerst starrt er Sharaku ungläubig an und nach einer Weile schaut er verkrampft auf den Boden. Es ist ihm sichtlich peinlich, dass er seine Verwunderung so offensichtlich preisgegeben hatte. Sharaku wollte Toda sofort seine Hand auf die Schulter legen und ihm sagen, dass er es ihm nicht so krumm nehmen soll – dass er es nicht so gemeint hatte... aber er hat es nicht übers Herz bringen können. Er konnte es einfach nicht. Vielleicht hat er es auch bleiben gelassen, weil er weiß, wie sehr Toda Mitleid verabscheut. Aber vielleicht wollte Sha-chan Toda endlich einmal zeigen, dass er sich nicht beleidigen lässt, weil Toda schlechte Laune hat. Plötzlich steht Toda auf und geht zur Tür. Sharaku zuckt zusammen und ruft Toda zu: „Hey, was machst du?“ „Wir sind da. Oder willst du nicht mehr zu den Proben?“ Toda wollte so knapp wie möglich antworten. Er möchte Sharaku zeigen, dass er noch immer etwas irritiert ist. Auf diese Aussage springt Sharaku auf und rennt zur Tür raus, nachdem der Zug hält und Toda schon aus der Tür gehuscht ist. „Wieso hast du es denn plötzlich so eilig?“, hakt Sharaku nach und macht ein ziemlich verwundertes Gesicht. Hiromu schweigt und geht einfach weiter. Der Proberaum ist nicht mehr weit, das beruhigt Toda etwas... dann kann er sich mit Ittsumii unterhalten und Sharaku ein wenig ignorieren. Hiromus Stille macht Sharaku wieder nervös... aber dieses Mal kommen Sharaku fast die Tränen. Wieso sollte er denn weinen, etwa aus einer Nervosität heraus? Seine Schritte werden immer kleiner und er schreitet auch immer langsamer fort. Er merkt nicht einmal, dass er langsamer wird, er schaut auf den Boden und hat eine totale Leere in seinem Kopf. Toda schaut nicht nach hinten, aber er merkt, dass Sharaku etwas niedergeschlagen sein muss. Er seufzt auf und ruft: „Na komm, wolltest du Fukusuke nicht zeigen, dass wir zuverlässig sind?“ Sharaku schaut auf und sieht, dass Toda sein Tempo erhöht hat und schon am nächsten Zebrastreifen steht und auf das grüne Licht der Ampel wartet. Kobayashi sprintet zur Ampel und sagt zu Toda, als er neben ihm steht: „Oder willst du Ittsumii zeigen, dass du es ganz eilig zu ihm hattest?“, daraufhin schmunzelt er frech und läuft über die Straße, als sie grün hatten. Toda konnte es nicht fassen, dass Sharaku so etwas von ihm denken könnte. „Wie bitte? Ich wollte dich ja nur daran erinnern, dass du es eilig hattest, aber wenn es dir nicht mehr wichtig ist, dann soll’s mir auch egal sein.“, murmelt Hiromu und läuft bequem über den Zebrastreifen. Es nervt ihn immer wieder, wenn Sharaku ihm Unterstellungen macht, dass Ittsumii für ihn mehr als nur ein sehr guter Freund ist. Schon allein der Gedanke, etwas Sexuelles mit einem Mann zu haben, lässt Toda einen ekligen Schauer über den Rücken fahren. Aber der Gedanke allgemein eine sexuelle Beziehung aufzubauen ist für Toda schwer zu begreifen. Man könnte meinen, dass er keusch sei. „Ach, als ob du ihn nicht süß findest, wenn er mal seine Schulmädchenuniform anhat“, meckert Sharaku und versucht immer schneller zu laufen, damit Toda sein trauriges Gesicht nicht sehen konnte. Schon allein, dass er wegen dieser Aussage traurig wird, verdutzt Sharaku so sehr, dass er am liebsten das Thema abschließen möchte – aber aus einem unersichtlichen Grund will er Todas Antwort hören. „Na klar, ich mag es so sehr, wie das Krankenschwesteroutfit, das ich bei Muchi tragen muss... bist du noch bei Trost?“, ruft Toda Sharaku zu und denkt, dass das Thema nun geklärt ist. Aber wieso will er das Thema klären, fragt er sich. Was liegt ihm so sehr daran, was Sharaku von ihm denkt? Er macht sich doch auch über seine permanente schlechte Laune lustig, was stört ihn daran, dass Sharaku ihm eine homoerotische Beziehung unterstellt? Weil Sharaku so schnell die Straße runter lief, sind die beiden endlich beim Proberaum angekommen. Auf einmal will Toda nicht mehr mir Ittsumii reden, er will einfach nur nach Hause und sich in sein Bett legen. Während sich die Beiden ihre Schuhe ausziehen, macht Fukusuke die Türe auf. Sharaku begrüßt Fukusuke herzlich mit einem Schlag auf den Rücken. „Na, wie geht’s, Grinsekatze?“, lachte der Blondschopf und verdrängt seine Gedanken über Ittsumii und Toda. „Hey, schlag mich nicht so, ich hab dir nichts getan – und es ging mir gut, bevor du mich hier misshandelt hast“, lachte Fukusuke und beide scheinen sichtlich Freude dran zu haben, sich gegenseitig zu ärgern. Ittsumii steht von der Couch auf, die gegenüber den Instrumenten steht und läuft Sharaku entgegen. „Na, ihr seid diesmal pünktlich? Ich kann es kaum glauben!“, grinste Ittsumii und wollte seinen Arm auf Sharakus Schulter legen. Doch dieser wich zurück und sagt nur: „Wir sind eben zuverlässig“, und grinst weiter, obwohl er für Ittsumii in diesem Moment keine Sympathie aufweisen kann. Das verwundert ihn so sehr, dass er sogar aufhören musste zu grinsen. Sonst hat er Ittsumii immer gemocht wie einen Bruder. Aber er versucht nicht weiter darüber nachzudenken und ruft Toda zu: „Oi~ jetzt komm doch endlich!“ Toda macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Er schaut Fukusuke kurz an und hebt die Hand zur Begrüßung, schaut Ittsumii kurz an und begrüßt ihn auf dieselbe Art und Weise, wie er es bei Fuku-san gemacht hatte und setzt sich auf die Couch. Ohne ein Wort verloren zu haben. Ittsumii murmelt Sharaku entgegen: „Hast du ihn etwa geärgert oder will einfach nicht proben?“ Sharaku schaut Ittsumii an und versucht in einem netten Tonfall zu sagen: „Ich denke einfach, dass er lieber ins Bett möchte.“ Fukusuke lacht los und ruft Toda zu: „Mensch, lach doch wenigstens einmal! Es ist ja nicht mit anzusehen, wie du hier eine Miene ziehst, als hätte man dich verprügelt.“ Hiromu schweigt und wendet sich einfach nur ab. Eigentlich wollte er ja mit Ittsumii reden, aber wenn Sharaku und er eh proben müssen, wird er keine Zeit finden. Und im Moment ist ihm nicht danach, vor allem nicht, seit Sharaku ihm diese Beschuldigung an den Kopf geworfen hat. „Ach kommt, lasst ihn doch. Fangen wir lieber mit den Proben an“, bemerkt Sharaku und schaut Fukusuke an, als würde er ihn warnen wollen. „Na gut.“, seufzt Fukusuke und schnappt sich seine Gitarre. Ittsumii setzt sich auf die Couch und Sharaku stellt sich vor Toda hin und sagt ihm: „Na komm schon, danach kannste ja schlafen gehen!“. Kobayashi lächelt herzlich und versucht Toda wenigstens ein bisschen aufzumuntern, dabei erreicht er genau das Gegenteil. Hiromu wundert sich, wieso Sharaku so plötzlich wieder glücklich zu sein scheint, obwohl ihn der Gedanke an ihn und Ittsumii doch sichtlich verletzt hat. Einen langen Seufzer gibt Toda von sich, steht auf und murmelt nur ein: „Ach, lasst uns einfach machen. Dann kann ich umso schneller nach Hause.“ Und er stellt sich hinter seinen Mac. Der Voicecorder verkabelt sich mit dem Mac und testet aus, ob alles so stimmt, wie er es angeschlossen hat. Toda beobachtet den großen Japaner, als wäre es für ihn wichtig, jede Bewegung Sharakus zu vernehmen und zu verstehen. Anscheinend ist Toda total in Gedanken versunken, denn urplötzlich hört er ein „Oi! Wach auf, wir wollen anfangen“ und es klang nach Sharaku. Hiromu zuckt zusammen und nickt nur kurz. Er versucht schnell das Synthezise-Programm zu öffnen und improvisiert derweil, damit Fukusuke, Ittsumii und Sharaku nicht merken würden, dass er noch nichts an seinem Mac vorbereitet hat. „So, ich hab’s gleich!“, ruft Toda in den Raum und grinst etwas verklemmt. Fukusuke schüttelt den Kopf und meint nur: „Toda-san, du bist echt ein komischer Kauz.“ Diese Aussage war wohl einer der Aussagen, die Sharaku nicht aus Fuku-sans Mund hören wollte und schaut ihn grimmig an. Alle schrecken auf, als ein lauter Ton zu vernehmen war und man musste kurz schmunzeln, als man den verschrockenen Toda sah, wie er versucht hat, den Ton abzuschalten. Als dann alles geregelt war am Mac, konnte es losgehen. Fukusuke legt sich ins Zeug und möchte natürlich wenige Riffs verbessern, doch Sharaku und Toda sind die ganzen Proben sehr unkonzentriert: Toda verpasst verschiedene Einsätze vom Syntheziser und Sharaku verwechselt Textpassagen und kommt mit dem Rhythmus nicht hinterher. „Was ist denn los mit euch?“, wendet Fukusuke ein, „Ihr wart noch nie so unkonzentriert und schon alleine eure Stimmung beim Eintreten des Raums war sonderbar! Ist irgendwas passiert?“ Ja, Fukusuke machte sich Sorgen, Sorgen, ob es ein Streit war oder ob sie einfach nur müde waren und Schlaf brauchen. „Es ist nichts... wir sind etwas müde sonst nichts.“, sagte Sharaku in einem Ton, der sehr genervt und wehleidig klang. Hiromu schweigt vor sich hin und beobachtet Fukusukes Reaktion auf Sharakus Antwort. Ihm war bewusst, dass nicht alles ok war. Im Gegenteil: Sharaku war schon seit beide die Bahn verlassen hatten sehr komisch drauf. Er hat doch die Gedanken über Ittsumii nicht ernst genommen? Hatte er? Es wurmt Toda, er möchte es am liebsten klären, aber wieso? Sollte Sharaku doch seine Gedanken haben, was kümmert es Hiromu so sehr? Warum denkt er überhaupt so intensiv darüber nach? „Sharaku ist sogar in der Bahn eingeschlafen.“, murmelt Toda vor sich hin, wieso er es erwähnt hat, war ihm nicht klar, er wollte Sharaku auf eine Art und Weise unterstützen. Fukusuke soll es einfach glauben. „Na, wenn das so ist“, seufzte Fukusuke, „dann sollten wohl alle ihren Schlaf bekommen.“ „Es ist bereits 2Uhr!“, wirft Ittsumii in den Raum, „Der letzte Langstreckenzug zur Tokyo-Innenstadt ist bereits abgefahren... die Beiden werden nicht mehr nach Hause kommen!“ Hiromu schaut Ittsumii an und bemerkt ein leichtes Schmunzeln auf seinem Gesicht... was war seine Intension? Wieso erwähnt er das? „Ach du Sch...“, brüllt Sharaku, „dabei müsste ich noch diversen Papierkram erledigen!“ Fukusuke denkt kurz nach und sagt lächelnd: „Dann schlaft ihr beide einfach bei mir! Ich hab ja 2 Gästezimmer – das sollte nicht das Problem sein! Und morgen könnt ihr nach Lust und Laune nach Hause gehen! Wenn du, Sharaku, noch Erledigungen zu tun hast, dann kannst du ja den erst besten Zug nach Hause nehmen!“ Sharaku schüttelt den Kopf und wundert sich, wieso er ganz vergessen hatte, dass Fukusukes Wohnung über dem Proberaum ist. Er scheint wirklich etwas zerstreut zu sein. „Na dann, ich geh mal, sonst bekomm ich den Bus nicht mehr! Und ich will die 2 Stationen nicht laufen“, lachte Ittsumii und schnappte seine Tasche. „Gute Nacht! Man sieht sich!“, ruft er noch in die Runde, winkt und lächelt... dann geht er schon aus dem Proberaum. Sharaku kann auf einmal eine Erleichterung vernehmen... nur weil Ittsumii nun gegangen ist? Das scheint ihm unlogisch zu sein. Er entkabelt sich und legt alles sorgfältig neben Todas Mac. Hiromu hat sogar vergessen, seinen Mac auszuschalten und Sharaku tat dies, nachdem ihm das aufgefallen ist. Noch immer ist Fukusuke verwundert über das Verhalten der beiden Bandmates... was ist nur vorgefallen? Oder ist es wirklich nur die Müdigkeit? Er lässt es so stehen, schnappt seinen Schlüsselbund und betet die zwei Torkelnden doch mit ihm mitzukommen. Sie gehen die Treppe hoch und Fukusuke schließt seine Wohnungstür auf. „Alle hereinspaziert!“, sagt er in einem sehr netten Tonfall und hält den Beiden die Türe auf, um sie nacher abzuschließen. „Ihr wisst ja, wo die Gästezimmer sind, wo das Klo ist und so weiter... macht es untereinander aus. Ich geh schon mal ins Bett, Gute Nacht, Jungs!“, ruft Fukusuke beim Vorbeigehen und verschwindet in seinem Schlafzimmer, deren Tür er hinter sich schließt. Kobayashi schaut den Boden an... ihm ist es noch immer peinlich, dass er vorhin solch komische Gedanken bezüglich Ittsumii und Hiromu hatte. Ja, er konnte Hiromu nicht einmal mehr ins Gesicht schauen, so peinlich war es ihm gewesen. „Mach dir keine Sorgen“, sagt Toda mit einem leichten Lächeln, „Warum du dir Sorgen machst, versteh ich zwar nicht, aber sei unbesorgt. Ich mag Ittsumii, aber du bist auch mein-“ Toda zögert für einige Sekunden, die ihm wie Minuten, gar Stunden vorkamen – Sharaku schaut ihn erwartungsvoll an und lächelt etwas. Ihm war nach Heulen zumute, aber er lächelte. „... du bist auch ein sehr guter Freund für mich.“, sagt Hiromu mit einer sehr leisen Stimme, als kann er selber nicht glauben, was er da gesagt hat. Aber Sharaku ist doch sein bester Freund, oder nicht? Was sollte er denn sonst sein? Einen Seufzer stößt Sharaku aus und geht zum nächsten Gästezimmer. Hiromu dreht sich um und wollte fragen, ob er denn was Falsches gesagt hatte, jedoch bekam er keinen Ton raus, er stand da mit offenem Mund, als hätte man einen Ausschaltknopf bei ihm betätigt. „Du bist auch ein sehr guter Kumpel, Hiro-chan.“, entgegnete Sharaku, „Mit dir befreundet zu sein, bedeutet mir die Welt!“ Sharaku wird etwas rot im Gesicht, er merkt es und deswegen traut er sich nicht, sich Toda zuzuwenden und zeigt ihm noch immer seinen Rücken. Er hatte ein leichtes Zittern in der Stimme, für Hiromu klang es fast so, als würde Sha-chan jede Sekunde in Tränen ausbrechen, dementsprechend war Hiromu traurig und antwortet: „Das seh’ ich genauso, Sha-chan!“. Sharaku konnte in diesem Moment nicht sehen, dass Toda herzlich lächeln musste, aber er konnte es aus Hiromus Stimme raushören und das machte ihn glücklich. Sharaku tritt nun ins Gästezimmer ein und sagt: „Gute Nacht, Toda-san. Schlaf gut und-“ Er stockt. Hiromu wollte noch nachfragen, was er denn sagen wollte, aber aus Angst, dass Sharaku vielleicht doch noch in Tränen ausbrechen würde, ließ er es so stehen und sagt nur: „Du auch. Du musst morgen einen freien Kopf haben und ausgeschlafen sein – wegen dem Papierkram.“ Kobayashi schmunzelt kurz, wendet sich Toda zu und lächelt ihn breit an, bevor dieser die Türe schließt. Hiromu stand noch mindestens eine Minute vor Sharakus Türe, vielleicht würde er dann hören, ob Sharaku weint oder ob er nochmals die Tür öffnen würde. Dann wundert er sich, wieso er überhaupt auf so einen skurrilen Gedanken kommt und geht ins andere Gästezimmer. Ohne seine Hose und sein Shirt auszuziehen schmeißt er sich aufs Bett. Ihm war es zu warm im Zimmer, schuld daran ist die Sommerschwüle – deswegen kann er auch nur sehr schlecht einschlafen. Ein anderer Grund für sein Einschlafproblem ist der Gedanke, dass Sharaku selbst nicht gut schlafen könnte. Wieso denkt er schon wieder an ihn? Er sollte doch eher daran denken, ob Ittsumii noch seinen Bus kriegen konnte oder ob er nach Hause laufen musste. Das kümmerte ihn aber nicht. Nichts kümmert ihn. Er war schon immer ein gleichgültiger Mensch – doch heute Abend denkt er an Sharaku. Das treibt ihn schier in den Wahnsinn! Er summt vor sich hin und nach einer Weile schläft er ein. Im Nebenzimmer findet Sharaku noch immer keinen Schlaf. Gedanken über Gedanken durchströmen seinen Kopf. Vom Bett aus schaut er aus dem Fenster: Die Stadtlichter kann man sehr gut sehen. So viele verschiedene Farben sind zu sehen, so viele Farben man erkennen kann, es sind mindestens genauso viele Gedanken, die Sharaku förmlich durch den Kopf schießen. „3Uhr vorbei“, murmelt er, nachdem er auf seinem Handy nachgeguckt hat, wie spät es wohl sei. Er dreht sich auf die Seite, weg vom Fenster, denn die Lichter störten ihn beim Einschlafen. Das war seine offizielle Begründung. Nach einer Weile schläft dann auch er ein, mit dem Handy in seiner Hand, auf dessen Bildschirm ein Foto von ihm und Toda zu sehen ist. Kapitel 2: Itsuka toki ga nagarete ---------------------------------- Kaum 4 Stunden Schlaf bekam Sharaku und schon klingelt sein Wecker. Er muss sein Handy im Schlaf losgelassen haben und es liegt nun irgendwo auf dem Boden. Im Halbschlaf kann er es nicht finden. „Ah, verdammtes Ding!“, meckert Sharaku und findet das Handy schließlich. Es wird abgestellt und Sharaku dröhnt der Schädel. Ein bisschen mehr Schlaf hätte ihm gut getan. „Und die beiden Blödies in den anderen Zimmern können noch ausschlafen“, motzt der Blondschopf. Langsam setzt er sich auf und versucht nicht noch mal einzuschlafen. Da er sich nicht entkleidet hatte, muss er sich nun nicht anziehen. Aber ins Bad muss er noch mal. Sharaku steht auf, schnappt seine Tasche und sein Handy und schleicht in den Flur, um niemanden zu wecken. Als er versucht die Badetür aufzumachen, bemerkt er, dass sie verschlossen ist. „Nein! Das kann doch nicht-“, flucht Kobayashi in einem sehr leisen Ton. Ungeduldig wartet er vor der Tür, als nach wenigen Minuten Hiromu rausgeht und sich wundert, dass Sha-chan da steht. Beide schauen sich an und finden keine Worte. Nach einer Weile sagt Toda dann ein „Guten Morgen“ und versucht dabei zu lächeln. Auch Kobayashi lächelt etwas gehemmt und sagt „Guten Morgen, na, gut geschlafen, Toda?“ Er hat nicht gut geschlafen, immer wieder ist er aufgewacht und wollte Sharaku aufs Handy anrufen und ihn fragen, ob er schläft. Aber er antwortet: „Es ging, ich bin ein paar Mal wach geworden, wegen dem Lärm auf der Hauptstraße.“ Sharaku merkte zwar, dass Toda gelogen hatte, sagt aber nichts und bemerkte nur: „Oh, aber sonst macht dir Lärm doch auch nichts aus?!“ Hiromu schaut Sharaku mit großen Augen an und wird rot. Er senkt den Blick und fängt an zu stottern: „Also... aber... gestern war ich so... gestresst und... deswegen hat mich... der Lärm gestört...“ Ihm ist nicht aufgefallen, dass er gestottert hat und hoffte, dass Sharaku ihm nun glauben würde. Sonst muss er doch die Wahrheit sagen und die war ihm sehr unangenehm. Es war still. Keiner sagte ein Wort, nicht einmal ein Geräusch war zu vernehmen. „Ach so!“, sagte Sharaku, „Das kann ich verstehen.“ Er konnte es nicht verstehen, aber er merkte, wie peinlich die ganze Situation für Toda war und wollte nicht weiter rumhaken. „Ich muss dann gehen, Hiromu. Sonst verpass ich meinen Zug zur Innenstadt. Also dann.“ Sharaku dreht sich um und wollte gehen, als ihm plötzlich Hiromu hinterher ruft: „Oi! Soll ich mitkommen? Ich muss nur meine Tasche holen!“ Wieso fragt er ihn so was? Er will doch noch schlafen... immerhin war es eine schlaflose Nacht für ihn... und längere Strecken zu fahren hasst Toda. „Nein, nein.“, antwortet Sharaku, „Schlaf du nur, ich geh schon. Du kannst ja Ittsumii einen Besuch abstatten und mit ihm reden. Bis dann!“ Sharaku winkt Toda hinterher und geht dann zur Wohnungstür, öffnet sie, geht raus und schließt sie hinter sich. Hiromu konnte noch seine Schritte vernehmen, als Kobayashi die Treppen runtersprintet und dann hört er die Haustür zugehen. Er war allein, zumindest war er in Fukusukes Wohnung ohne Sharaku. Er will Fukusuke nicht begegnen, er kann es nicht ausstehen seine breite Grinse zu sehen und sein überfröhliches „Guten Morgen, Hiro-chan~!“ zu hören. Deswegen legt er sich nicht mehr hin. Er schnappt seine Tasche, schreibt schnell einen Zettel für Fukusuke, in dem steht, dass er und Sharaku ihm dankbar sind, dass er die Beiden bei sich hat übernachten lassen und geht aus Fukusukes Wohnung. Was soll er nun machen? Wenn er zu Sharaku gehen würde, wäre das auffällig. Außerdem, was soll er bei Sharaku? Ihm bei seinem Papierkram zuschauen? Nein, das ist langweilig. Auf Ittsumii hat er keine Lust, der ist zurzeit nervig und redet zu viel. Aber Sharaku redet doch auch viel, wieso stört ihn das nicht? „Argh!“, rief Toda aus, „Immer Sharaku!!!“ Keiner konnte das hören, weil die Strassen noch leer sind. Es ist früh am Morgen, wer will da schon wach sein? Andere Gedanken muss er fassen, aber welche? ... Plötzlich fällt ihm ein, dass er noch gerne ein paar Spiele ausprobieren wollte im Gamestore – jetzt hat er ja genügend Zeit, einige anzuspielen. Hiromu geht zur nächsten Bahnhaltestelle und wartet auf den Zug nach Akihabara. Sharaku muss schon in seinem Zug sitzen, denn er steht nicht mehr hier und wartet auf seinen Zug. Kurzerhand schnappt sich Toda seinen MP3-Player und hört sich Musik an, um sich abzulenken. Er muss sich doch irgendwie ablenken können. Wenige Minuten später rollt die erwartete Bahn an. Er steigt ein und setzt sich hin. Die Fahrt dauert nicht so lange, wie die Gestrige. Das war eine Erleichterung für Hiromu. Er schaut aus dem Fenster und entspannt sich allmählich. Die Musik lenkt ihn ab, genau das braucht er. Plötzlich ist er in Akihabara und vergisst fast, auszusteigen. Weil er hektisch aufgestanden ist, stolpert er aus der Bahn raus und konnte sich nur mit Mühe noch auf den Beinen halten. Nachdem er sich aufgerafft hatte, macht er sich auf dem Weg in den nächsten Gamestore. Währenddessen sitzt Sharaku noch in seinem Zug und muss weitere 4 Haltestationen abwarten, bis er am Ziel angekommen ist. Er seufzt und beobachtet die Menschen im Zug. Es sind nicht Viele unterwegs, aber irgendwie ist es für ihn besser, als nichts zu tun. Oder als an die gestrige Fahrt zu denken. Er schlummert kurz ein und wacht wegen der Ansage „Tokyo – Innenstadt“ auf. Als sich die Türen öffnen, steht er auf und schlendert raus aus der Bahn. Es sind noch ungefähr 3 Strassen zu laufen, bis er zu Hause angekommen ist. Sharaku beeilt sich und kramt seinen Schlüssel raus, als er nur noch wenige Schritte von der Haustür entfernt war. Er schließt die Tür auf, geht die Treppen hoch, schließt dann die Wohnungstür auf und geht schnell hinein. „Endlich!“, sagt er, „Endlich kann ich mich ablenken. Die ganze Sache nervt mich so sehr.“ Aber wieso denkt er schon wieder daran? Es macht ihn wahnsinnig, immer und immer wieder denkt er an den gestrigen Tag. Wieso nur? Er muss abschalten... und sein Papierkram erledigen. Aber genau darauf hat er momentan keine Lust. Deswegen schmeißt er sich auf die Couch und denkt nach. Sharaku bemerkt nicht einmal, dass er einschläft, aber den Schlaf hat er bitter nötig. Im Gamestore hat Toda bereits alles durchgespielt, was er noch nicht gespielt hatte. Seine Gedanken haben sich aber noch immer nicht geordnet. Plötzlich seufzt er und geht aus dem Laden, nur wo soll er denn nun hin? Er kramt in seiner Tasche rum und bemerkt, dass er seinen Wohnungsschlüssel nicht bei sich hat. „Ne, oder?“, murmelt Hiromu und bekommt noch schlechtere Laune, als er schon hat. Bei Fukusuke kann er ihn nicht liegen gelassen haben, da hat er nichts aus seiner Tasche rausgeholt. Auf einmal fällt ihm ein, dass er gestern Abend, nachdem er seine Wohnung verlassen hat, Sharaku kurz den Schlüssel in die Hand gedrückt hat, weil er noch etwas in seine Tasche packen musste – der Schlüssel ist also noch bei Kobayashi. „Jetzt muss ich also doch zu Sharaku“, denkt sich Toda und muss wohl oder übel mit der nächsten Bahn, die in die Innenstadt fährt, weiterreisen. Todas Handy klingelt und er kramt es schnell raus – wer ihn wohl anrufen mag? Es ist Fukusuke. „Hn?“, sagt Toda, nachdem er den Anruf angenommen hat. „Na, Hiro-chan, wo seid ihr?“, ruft Fukusuke ins Telefon rein. „Wir?“, fragt Toda, „Also ich bin in Akihabara, was Sharaku betrifft, weiß ich es nicht. Er ist schon lange vor mir aus der Wohnung gegangen.“ „So?“, wundert sich Fukusuke, „Wie dem auch sei, was hast du heute Abend vor? Ittsumii und ich wollten einen Karaokeabend machen – Yuuichirou kommt vielleicht auch noch!” Hiromu ist überhaupt nicht nach einem Karaokeabend, ihm ist nach gar nichts, er will einfach nur seine Ruhe haben. „Ich denke nicht, dass ich kann.“, sagt Toda in einem Tonfall des Bedauerns, „Ich denke, dass ich diesen Abend allein sein möchte.“ Er seufzt. Fukusuke fragt in einem schmunzelnden Ton: „Oh, ist es denn wegen Sharaku?“ Was meint er nur? Wieso sollte es wegen dem langen Lulatsch sein? „Nein!“, meckert Toda, „Ich mag einfach nicht, ok?“ Und er legt auf. Wenige Minuten darauf kam auch schon die Bahn, mit der er fahren muss. Weitere Anrufe von Fukusuke ignoriert er, dabei wollte sich dieser nur entschuldigen, falls er was Falschen gesagt haben soll. Soll Hiromu Sharaku schnell anrufen? Oder wird es ihm nichts ausmachen, wenn er einfach so hereinplatzt? Er will ja nur seinen Schlüsselbund haben, um in seine Wohnung zu kommen, sonst nichts. Toda versucht nicht mehr darüber nachzudenken. „Noch 3 Haltestellen“, seufzt Toda und schaut sich in der Bahn um. Es sind so viele Schüler unterwegs, es muss also schon 7 Uhr sein. Die Zeit verging wie im Flug, als Hiromu plötzlich bemerkt, dass er bereits am Ziel angekommen ist. Er huscht schnell raus und sucht zuerst den Weg zu Sharakus Wohnung. „Ah, hier lang.“, sagt Toda vor sich hin und geht hurtig die Straße entlang. Keine 10 Minuten später steht er vor dem Haus, in dem Sharaku wohnt. Irgendwie ist er auf einmal nervös, ohne einen ersichtlichen Grund zu haben. Toda ignoriert das, atmet tief ein und klingelt bei Kobayashi. Keiner meldet sich. Hiromu wird ungeduldig und klingt ein zweites und ein drittes Mal. Dann meldet sich Sharaku endlich mit einem: „Ja? Wer ist da?“ und Toda murmelt nur: „Ich bin’s - mach mir bitte auf, Sharaku.“ Toda konnte Sharakus Gesicht nicht sehen, aber er hat sich ziemlich erschrocken, dass Toda da vor seiner Tür steht. Er macht ihm die Haustür auf und wartet an seiner Wohnungstür auf ihn. Als Hiromu sich dann die Treppen hoch gequält hat, fragt Sharaku: „Was bringt dich hier her?“ Er versucht so gleichgültig wie nur möglich zu klingen. „Du hast noch meinen Wohnungsschlüssel, den hab ich dir gestern Abend gegeben, weißt du noch?“, sagt Toda und schnappt nach Luft. Sharaku schmunzelt kurz, weil Todas Atemlosigkeit einfach nur süß aussieht... süß? Hat er das wirklich gedacht? „Also echt, ich sollte mehr schlafen, komisches Zeug, was ich so denke!“, denkt Sharaku und bittet Hiromu, doch in seine Wohnung rein zu kommen. Todas Beine fühlen sich an wie Wackelpudding, er hat Angst, einen Schwächeanfall zu bekommen – den hatte er schon einmal, als er längere Treppen hoch laufen musste... aber diese Treppe war noch nicht einmal so lang. Wer weiß, warum er sich so schwach fühlt. „Setz dich auf die Couch, Hiro-chan! Ich hol meine Tasche.“, entgegnet Sharaku und läuft den Flur entlang. „Na gut.“, sagt Hiromu und setzt sich so schnell wie nur möglich auf die Couch – lange hätte er nicht mehr stehen können. Was ist denn bloß mit ihm los, dass er so kraftlos ist? Kobayashi schnappt seine Tasche und kramt während er zum Wohnzimmer zurückläuft in ihr rum, um den Schlüssel von Toda zu finden – tatsächlich, er hatte seinen Schlüssel eingesteckt. Als Sharaku im Wohnzimmer steht, streckt er Toda seinen Schlüssel entgegen und meinte in einem neutralen Tonfall: „Hier.“ Toda war es sogar ein wenig schwindelig, aber er hat versucht, sich nichts anmerken zu lassen und nimmt den Schlüssel entgegen, „Danke.“, ruft Toda. Sha-chan bemerkt, dass Toda ein noch gequälteres Gesicht macht als sonst immer... er macht sich etwas Sorgen, fragt aber nur: „Geht es dir nicht gut oder bist du einfach nur genervt wie immer?“ Diese Frage hat Toda irgendwie ein wenig glücklich gemacht... dass sich Sharaku Sorgen machen würde, hätte er nicht gedacht. „Mir ist nur etwas schwindelig, aber das kommt nur daher, dass es so schwül ist und dass ich die Treppen hoch gerannt bin.“, sagt Hiromu und man kann ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht vernehmen. Genau solche Antworten hasst Sharaku, denn dann macht er sich wirklich Sorgen... aber das will er Toda nicht zeigen. Was soll er ihm dann sagen? „Willst du ein Glas Wasser haben? Vielleicht hilft das deinem Kreislauf ein wenig.“, erwähnt Sharaku und ist froh, dass er aus seiner misslichen Lage sich raus helfen konnte. „Ja, gerne“, sagt Hiromu und lehnt sich zurück, weil er noch mehr Angst bekam, einen Schwächeanfall zu bekommen. Kobayashi geht recht schnell in die Küche, um ein Glas Wasser für Hiro-chan zu holen. Er macht sich Vorwürfe, ob er schuld sei, an seinem Schwächeanfall, ob er ihn gestern zu sehr angeschrieen hat in der Bahn... er läuft so schnell ins Wohnzimmer zurück, dass er unterwegs ein wenig vom Wasser verschüttet hat. „Na komm schon, trink das, sonst kippst du mir noch um!“, ruft Sharaku Toda entgegen. Leider merkt er erst danach, dass sich dieser Satz sehr besorgt anhören muss und er wird etwas rot im Gesicht, weil Toda bestimmt was Falsches denken würde. Hiromu nimmt sich das Glas, bedankt sich und trink es ex und hopp leer. Er fühlt sich danach ein wenig besser, aber noch immer fühlt er sich geschwächt. War es wirklich wegen der Hitze? Dann müsste er den Anfall doch schon bei der Bahnstation gehabt haben. Also muss es doch vom Treppensteigen kommen! Aber... es war ihm schon mulmig, als er vor Sharakus Haustür stand. Toda unterbricht seine Gedankengänge und sagt: „Ok, ich sollte dann gehen.“ Er steht auf und schwankt ein wenig, will sich das aber nicht anmerken lassen, nicht vor Sharaku. „Ach was! Du bleibst noch sitzen! Schau mal, wie du aussiehst!“, entgegnet Sharaku und kann sich seine Besorgtheit nicht mehr verkneifen. Er packt Toda an seinen Oberarmen und will ihn aufs Sofa zwängen, doch dieser lässt sich nicht so einfach sagen, was er zu tun hat und drückt Sharaku weg. „Lass mich, ich muss nach Hause.“, sagt Hiromu in einem harschen Ton und macht einige Schritte in Richtung Flur. Am Türrahmen musste er sich kurz festhalten, denn alles drehte sich vor ihm und es wäre ihm peinlich gewesen, vor Sharaku umzukippen. „Hey, ich mein’s ernst, Hiro-chan! Du bleibst hier, bis du dich ganz wohl fühlst!“, sagt Sharaku in einem schon fast hysterischen Tonfall. Hiromu wendet seinen Kopf Sharaku zu und sagt: „Wieso interessiert es dich, ob es mir gut geht oder nicht?“ Sharaku schweigt und schreit auf einmal los: „Weil du mir wichtig bist – und es ist mir nicht egal, ob es einem Freund von mir schlecht geht!“ Das Ganze war zuviel für Kobayashi und es kullern ihm ein paar Tränen aus den Augen. Er wendet sich von Toda ab – er soll nicht sehen, was für eine Heulsuse er doch ist. Dass Sharaku weinen muss, nagt an Hiromu. Er ist schon wieder schuld daran, dass er traurig ist. So wie gestern auch. Diese Gewissensbisse tragen auch dazu bei, dass Toda sich nur noch mit sehr viel Mühe auf den Beinen halten kann. Als Kobayashi das bemerkt, geht er schnell zu ihm hin und schnappt seinen linken Arm, den er auf seine Schulter legt und hilft ihm auf die Couch zurück. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst auf der Couch bleiben!“, meckert Sharaku und er hat noch ein paar nicht getrocknete Tränen im Gesicht. Nachdem Hiromu dann gesehen hat, wie traurig Sharaku wegen der Sache ist, will er sich nicht mehr wehren und sagt: „Ok, ok, ich bleib hier, bis es mir besser geht.“ Toda kann nur sehr schwer atmen und das bereitet Sharaku noch mehr Sorgen. Auch Sharaku fühlt sich kraftlos und setzt sich rechts von Toda auf die Couch hin und wieder hat er ein paar Tränen in den Augen. Er schämt sich so sehr dafür, aber er kann nicht anders. Immerhin geht es Toda sehr schlecht, was soll er denn sonst machen? Soll er Scherze reißen? Das hat er früher gemacht, ja, aber nun ist ihm nicht nach Scherze reißen. Kobayashis besorgter Gesichtsausdruck macht Toda ganz nervös – irgendwie könnte er sofort loskichern, wenn er das Gesicht so anschaut... aber irgendwie würde er ihm am liebsten sagen, dass es doch nur halb so wild ist und dass er gefälligst wieder lachen soll. Nichts von alledem kann Toda von sich geben, er legt seine rechte Hand auf Sharakus Kopf und fährt ihm durch die Haare, wie man es mit einem kleinen Kind tut. Dabei lächelt er ein wenig. Sharaku ist überrascht von Hiromus Handlung und er wird wieder rot – sein Kopf wird etwas heiß, das Gefühl hatte er schon lange nicht mehr. „Was machst du?“, fragt Sharaku dann letztendlich und guckt Toda recht verwundert an. Als Hiromu dann bemerkt, was er macht, war es ihm sichtlich peinlich und er sagt: „Es... tut mir leid, Sharaku! Ich wollte nur nicht, dass du dir Sorgen machst und dachte, dass dich das beruhigen würde!“ Daran dachte Toda natürlich nicht! Er wollte einfach nur Kobayashis Haare berühren... sie sehen so weich aus und er mag die unnatürliche Haarfarbe sehr. Aber wieso fällt ihm das jetzt ein? Sha-chan schmunzelt und sagt: „Das ist nett von dir, Toda. Aber denk nicht, dass ich mir solche Sorgen mach, nur weil du es bist. Wäre das Fukusuke passiert, dann hätte ich genauso reagiert!“ „Also bei Fukusuke auch?“, dachte sich Toda und war etwas geknickt von dem Satz. „Sicher“, sagt er dann Sharaku, damit die Stille nicht allzu komisch war. Was Toda nicht bemerkt hat, ist, dass Sharaku schon eingeschlafen ist – anscheinend ist der Blonde wirklich sehr müde und hatte nicht sehr viel Schlaf. Toda beobachtet ihn und bemerkt zum ersten Mal, dass sein Gesicht engelsgleich ist, wenn er schläft – sonst erinnert sein Gesicht ihn immer an etwas Teuflisches. Er hat ein komisches Gefühl in der Magengegend und versucht woanders hinzuschauen: Auf die Decke, gegen die Wand, auf den Fernseher – irgendwo, nur nicht in Sharakus Richtung. Plötzlich lehnt sich Sharaku an Todas Schulter. Er muss im Schlaf wohl in dessen Richtung gekippt sein. Todas Herz fängt an wie wild zu schlagen, dass er nur schwer nach Luft schnappen kann. Irgendwie will er Sharaku wegdrücken, weil er das Herzklopfen nicht ertragen kann, andererseits will er, dass Sharaku so bleibt, weil er sich wohl fühlt, wenn dieser seinen Kopf an Hiromus Schulter legt. Also bewegt er sich nicht, er bleibt ganz still sitzen und kann sogar Sharakus Atemzüge vernehmen, so still ist es in dem Zimmer. Langsam hat sich das Herz des Schwarzhaarigen beruhigt und er konnte sich entspannen. Toda lehnt seinen Kopf zurück und langsam aber sicher schläft er wie Sharaku ein. Es müssen einige Stunden vergangen sein, denn als Toda aufwachte, war es bereits 16 Uhr vorbei. Er schaut auf seine rechte Schulter und sieht Sharaku noch immer schlummern. Das ganze Geschehen, das sich nachdem er das Glas Wasser leer getrunken hatte, scheint ihm nun wie ein Traum... es muss ein Traum gewesen sein – nie und nimmer hätte er Sharakus Haare gestreichelt. Sicherlich war es ein Traum, nichts weiter. Hiromu versucht sich zu überreden, dass es ein Traum gewesen sein muss... aber wieso denkt er überhaupt daran? Wenn es nicht die Realität war, kann es ihm genauso gut sonst wo vorbei gehen. Er richtet sich langsam auf, um Sharaku nicht zu wecken. Komischerweise hat Sharakus Nähe keine negativen Gefühle bei Toda ausgelöst... er hat sich wohl gefühlt. Dennoch will er jetzt gehen, er will nach Hause – immerhin hat er Sharaku versprochen, dass er nur solange bleibt, bis es ihm wieder gut gehen würde und nun geht es ihm ja gut. Sanft legt er Sharaku auf die Couch hin und nähert sich Kobayashis Gesicht so sehr, dass man den Anschein hat, er wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben. Aber er zuckt zurück und dreht sich langsam um zur Tür. Schweren Schrittes geht er aus dem Wohnzimmer. Soll er ihn wecken und ihm sagen, dass er gehen möchte? Soll er sich bedanken für Sharakus Hilfe? Soll er ihm wenigstens einen Zettel hinterlassen? Oder soll er stillschweigend aus der Wohnung verschwinden und ihm aus der Bahn aus ne SMS schicken? Es sind schon wieder so viele Fragen in seinem Kopf. Wieso denn überhaupt, soll Sharaku sich doch den Rest denken, wenn er Toda nicht mehr auffinden kann. Soll er? Hiromu beschließt nun zu gehen. Also schnappt er seine Tasche, die er im Flur hat liegen lassen, zieht sich noch seine Schuhe an, die er zwar vor der Tür ausgezogen hatte, sie aber dann, schlampig wie er ist, in Sharakus Flur gestellt hat und öffnet die Wohnungstür. „Bis bald, Sharaku.“, flüstert er vor sich hin, obwohl er sich bewusst ist, dass Sha-chan ihn nicht hören kann. Als er dann aus der Tür schreitet und sie schließt, hat er einen stechenden Schmerz in der Brust. Das Stechen wird dann allmählich zu einem Druck. Er kann ohne Probleme einatmen, aber dennoch schmerzt es so sehr. Langsam schlendert er die Treppen hinunter, als würde er abwarten, bis Sharaku seine Abwesenheit bemerken würde und dann noch ins Treppenhaus raus rufen würde: „Oi, komm wieder hoch, Hiro-chan!“ Aber das wäre sehr unwahrscheinlich, denn Kobayashi würde es doch vorziehen, das kleine Knochengerüst auf seinem Handy anzurufen und sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung sei. An der Haustür angekommen, merkt er dann, wie naiv diese Handlung doch war und bewegt sich mit einem normalen Tempo fort, um vielleicht noch schnell die nächste Bahn nach Hause zu kriegen. Was war das für ein Schmerz, den er aus heiterem Himmel vernommen hat? War es wegen Sharaku? Oder war ihm einfach noch unwohl? Schon wieder denkt er an Sharaku und schon wieder muss er einen langen Seufzer von sich geben. Da fällt ihm ein, dass Fukusuke und Ittsumii einen Karaokeabend machen wollten... er fragt sich, ob Sharaku wohl mitkommen wird – aber soll er das dann machen, Hiromu hat momentan wirklich keine Nerven für so etwas und geht einfach weiter zur Bahnhaltestelle. Die Bahn nach Shinjuku ist in einer Minute da, das heißt, er wird heute vielleicht noch ein paar Melodien für FLOPPY schreiben können... oder einfach nur ein bisschen herum experimentieren können. Ja, das wird wohl das Beste sein, dabei kann er immer toll abschalten und entspannen. Vielleicht wird er dann doch noch gut schlafen können, um morgen fit zu sein. Toda muss nämlich noch einige Telefonate bezüglich Interviews und Auftritten betätigen. Dafür braucht er einen klaren Kopf. Genau in diesem Moment rollt dann auch die Bahn an und er steigt ein. Leider sind alle Sitzplätze belegt. „Ziemlich früh für die Rush Hour.“, denkt sich Toda und lehnt sich gegen eine Glasscheibe an, die zwischen einer Tür und einigen Sitzplätzen steht. Er versinkt in seinen Gedanken und probiert im Kopf schon mal wenige Melodien aus – einige sind so gut, dass er hofft, sie nicht zu vergessen. Vielmehr stört es ihn, dass er Sharaku nicht vergessen kann. „Ob er noch schläft?“, fragt sich Toda in seinen Gedanken und schließt die Augen. Kapitel 3: Iro Toikei --------------------- Vom Nickerchen erwacht, schaut sich Sharaku in seinem Wohnzimmer um. Zuerst bemerkt er es nicht, aber dann fällt ihm auf, dass Toda verschwunden ist. „Das kann doch nicht-“, brüllt Kobayashi durch seine Wohnung, in der Hoffnung, dass Hiromu vielleicht im Bad ist oder in der Küche. Aber nachsehen will er nicht. Er hat Angst, festzustellen, dass er tatsächlich weggegangen ist. Dann steht er doch vom Sofa auf und sucht erst in der Küche, dann im Schlafzimmer und zuletzt im Bad. Nirgends war Toda aufzufinden. Ohne ein Wort zu sagen, ist er gegangen. Sharaku fühlt sich im Stich gelassen, er fühlt sich einfach nur mies. Soll er ihn anrufen? Nein! Das wird er sicherlich nicht tun. Hiromu hätte ja wenigstens einen Zettel schreiben können – das macht er doch immer bei Fukusuke. Was war der Grund für sein plötzliches Verschwinden? Nach und nach ignoriert Sharaku diesen Gedanken: Toda ist alt genug und er wird seine Gründe gehabt haben. Merkwürdigerweise hat Sha-chan heftige Genickschmerzen, als hätte er die ganze Zeit eine merkwürdige Position beim Schlafen gehabt. Er weiß ja nicht, dass er sich an Hiromus Schulter angelehnt hat, woher sollte er das denn auch wissen? „Ich hab Hunger“, mault Sharaku und torkelt vor Müdigkeit in die Küche. Da er nur noch Tiefkühlpizzen im Gefrierfach hat, schnappt er sich eine und wirft sie in den Backofen. Danach schreitet er wieder ins Wohnzimmer und bemerkt die Unterlagen, die er hat erledigen wollen... „Och nee~“, meckert Sharaku. Daraufhin tut er so, als hätte er die Unterlagen nicht bemerkt und lässt sich aufs Sofa fallen. Noch immer macht er sich Gedanken um Hiromu... er will endlich Vergewisserung, möchte aber Toda nicht anrufen... „Wo ist das Handy?“, murmelt er vor sich hin – er hat vor, Ittsumii anzurufen... vielleicht ist Toda bei ihm. Unter dem ganzen Gekrempel auf Sharakus Tisch hat er das Handy gefunden; er wählt Ittsumiis Nummer und wartet geduldig, bis dieser das Telefonat annimmt. „Shimizu.“, sagt Ittsumii, weil er Sharakus Nummer nicht erkannt hat. „Oi, ich bin’s – Sharaku.“, antwortet der Blondschopf darauf. „Oh, Sha-chan! Wie geht’s? Hast du dein Papierkram erledigen können?“, sagt Ittsumii in einem freundlichen, ja, schon fast mütterlichen Ton. Als Sharaku dann auf seinen Berg an Unterlagen schaut, verzieht er das Gesicht und sagt: „Nicht alles, aber das Meiste... sag mal, ist Toda bei dir?“ Ittsumii sagt vorerst nichts, kichert aber ein wenig. Er hat versucht, sich das zu unterdrücken, aber dennoch konnte Sharaku es hören, ignoriert es aber. „Nein, er ist nicht bei mir. Er war gar nicht bei mir, nachdem ich gestern Abend nach Hause gegangen bin. Wieso fragst du, Sharaku?“ Ittsumiis Frage hatte einen Unterton, dem Sharaku nicht gefallen hat – es klang so, als würde er gleich sagen wollen: „Na, macht sich der Kleine Sorgen um sein Schatzi?“ Sharaku nimmt sich vor, weiterhin freundlich zu bleiben und verkneift sich jeden Sarkasmus: „Ach, er war heute hier, weil ich aus Versehen seinen Schlüssel eingepackt hab. Ich bin auf dem Sofa eingepennt und Toda war weg, nachdem ich aufgewacht bin.“ Natürlich lässt Sharaku den Teil weg, dass es Toda nicht gut ging und dass er weinen musste. So eine Sache kann er Ittsumii doch nicht sagen, nicht dieser Plaudertasche. „Ach so!“, sagt Ittsumii, „Na, dann ruf ihn doch an! Auf seinem Handy ist er bestimmt erreichbar.“ „Nein.“, brüllt Sharaku – als er dann gemerkt hat, dass sein Tonfall sehr unbeherrscht war, sagt er in einem sehr angenehmen Tonfall: „Nein, Ittsumii, ich kann ihn nicht anrufen... ich-“ Er weiß nicht, was er sonst weiter sagen kann. Dass er Toda nicht nerven möchte? Dass er ihm seine Ruhe gönnen möchte? Oder dass er ihm nicht zeigen möchte, wie sehr er sich um ihn sorgt? Das kann er ihm nicht sagen. „Ja? Du?“, sagt Ittsumii und wartet nur darauf, dass Sharaku vielleicht zu viel verraten könnte. „Ich möchte mich nicht in sein Leben einmischen, das ist alles. Danke trotzdem, Ittsumii.“, sagt Sha-chan noch und legt schon auf. Er weiß, dass er das Falsche gesagt hat, aber hätte er nichts gesagt und aufgelegt, wäre das natürlich noch auffälliger gewesen, als es schon ist. „Wieso benehmen sich Fukusuke und Ittsumii nur so komisch? Was denken die von Toda und mir?“, denkt Sharaku nach. Er kommt zu keinem Entschluss. Nervosität bahnt sich bei Kobayashi an, er läuft durchs Wohnzimmer und fragt sich, was er nur tun soll. Was? Diese Ahnungslosigkeit und Machtlosigkeit macht Sharaku fertig, er würde sich am liebsten auf den Boden legen und heulen. Aber wieso sollte er heulen? Es ist doch nichts Schlimmes, wenn Toda abgehauen ist. Soll er doch hingehen, wo der Pfeffer wächst! Soll er doch zu Ittsumii gehen und mit ihm plaudern. Ihm ist klar geworden, dass Toda Ittsumii mehr schätzt als Sharaku, dass Ittsumii eben doch sein bester Freund ist... vielleicht sogar sein Lover. Aber das soll doch Sharaku gleich sein! Es ist ihm aber nicht gleich. „Warum zur Hölle denk ich immer an Toda!? Immer er immer er immer er und Ittsumii! Immer und immer! Verdammt, wann hört das auf? Wann kann ich wieder normal denken? Wann kann ich wieder Scherze über Toda reißen und ihn fertig machen? Verdammt, wann!?“ Sharaku hat sich schier die Seele aus dem Leib geschrieen. Dass die Nachbarn ihn hören könnten, war ihm egal, alles war ihm egal. Nur Toda ist ihm nicht egal. Wieso Toda? Er sinkt zu Boden, kniet und lässt seinen Tränen freien Lauf. Verkrampft kniet er da und will nur eins: Dass es aufhört so sehr weh zu tun, dass es endlich aufhört mit diesen Sorgen und Gedanken. Dass diese Ungewissheit endlich ein Ende nimmt. Schluchzend schaut er auf die Wand, an der einige Fotos von ihm und seinen besten Freunden hängt – auch von Toda und ihm ist eins zu sehen! Als er das Foto erblickt, fließen noch mehr Tränen sein Gesicht runter und schlägt mit seiner rechten Faust auf dem Boden ein. Plötzlich fängt sein Handy an zu klingeln, aber er hat keine Lust ranzugehen. Nachdem er merkt, dass das der Klingelton für Todas Handynummer ist, rennt er schnell zum Handy und meldet sich. Er versucht sich zusammenzureißen und unterdrückt das Zittern in seiner Stimme. „Ja?“, ruft er ins Telefon rein und lächelt schon ein wenig. „Hey, Sha-chan, ich bin’s Hiromu. Sorry, dass ich einfach gegangen bin. Ich wollte dich nicht wecken und“ Toda macht eine lange Pause. Er weiß nicht, ob er ihm das sagen soll, ob er ihm sagen soll, dass sie bei einander eingeschlafen sind und dass Toda nervös geworden ist. Genau überlegt er, was er sagen soll und weil es so lange still war, sagt Sharaku: „Ja? Was denn?“ Er will so freundlich und herzlich wie nur möglich klingen. Für Toda allein will er das tun. Und Toda bemerkt den Tonfall, er freut sich so sehr, dass er sogar ein Lächeln auf dem Gesicht hat und setzt seinen Satz fort: „ich bin eben aufgewacht und es ging mir sehr viel besser. Weil du so wenig Schlaf hattest, wollte ich dich nicht wecken... außerdem hattest du noch deinen Papierkram zu erledigen.“ Bei dem Wort Papierkram zuckt Sharaku zusammen und macht ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter... „Das... ist nett von dir, Hiromu. Aber es... geht dir wirklich besser?“, Sharaku will sich nur vergewissern, dass auch alles wieder in Ordnung ist – er hatte ja solche Angst um Toda. „Ja, sonst wäre ich ja nicht gegangen. Mach dir keine Sorgen... wieso nennst du mich nicht mehr Hiro-chan?“ Als Toda das sagte, schlug Sharakus Herz wie ein Trommelwirbel, was er nicht bemerken konnte, war, dass Todas Gesicht knallrot geworden ist und dass er noch immer beschämt auf den Boden schaut. Auch er hat Herzklopfen, fast noch schneller, als auf dem Sofa... „I-ich... dachte du möchtest nicht so genannt werden... Hiro-chan.“, sagt Sharaku leicht stotternd und stockend, „aber... hattest du denn nicht einen anderen Grund, länger zu bleiben?“ Kobayashi beißt sich auf die Lippen, nachdem er Toda diese Frage gestellt hat. Wieso hat er ihn das gefragt? Wieso hat er überhaupt solch einen Gedanken? Toda blieb für längere Zeit die Luft weg, es fühlte sich, als hätte man ihn bei einer Lüge ertappt. Toda hat Angst, etwas Falsches zu sagen und schweigt vorerst. Das war keine gute Entscheidung, denn Sharaku denkt, dass er was Falsches gefragt hat und er fängt an zu schluchzen. „Nein, Sha-chan, nicht weinen! Ich... wäre gerne noch etwas geblieben. Aber... ich wollte dich einfach nicht stören ok? Bitte wein nicht!“, Toda versucht Sharaku zu trösten und lächelt sogar etwas. Er ergänzt noch: „Ich will doch meinem besten Freund nicht das Gefühl vermitteln, er sei mir nichts wert. Du hast mir auch gezeigt, wie wichtig ich dir bin. Das hat mich sehr glücklich gemacht. Also bitte, wein nicht. Ja?“ Sharaku war es sehr unangenehm, dass er schon wieder weinen muss. Und das auch noch vor Toda. Was soll er denn von ihm denken? „Bitte, Hiro-chan, mach dich nicht lustig über mich. Ich weiß auch nicht, wieso ich weinen muss.“, schluchzt Sharaku und senkt den Blick zu Boden, als wäre er Toda gegenüber unwürdig. „Wie bitte?“, ruft Toda, „Machst du Witze? Ich würde mich nie über dich lustig machen, Kleiner.“ „Kleiner?“, motzt Sharaku und ist recht erstaunt, was für eine Wortwahl Toda hat... immerhin ist er ja der Größere von ihnen, also sollte Toda ihn gefälligst „Großer“ nennen, wenn überhaupt. Hiromus Gesicht wird auf einmal ganz heiß und läuft rot an... wieso hat er ihn „Kleiner“ genannt? Schon allein von der Logik her, war diese Aussage schwachsinnig. „So meinte ich das nicht!“, sagt Toda, „ ...Sei einfach nicht mehr traurig, ok?“ Er hofft, dass ihn dieser Satz den Hals retten konnte. Erwartungsvoll lauscht er, was Sharaku wohl antworten würde. Noch nie hatte Toda mit so vielen Gefühlen ein Telefonat gehabt, sonst waren telefonische Gespräche für ihn immer eine Qual. Er wollte sich sonst so kurz wie nur möglich fassen, aber nun?! Er könnte noch Stunden so mit Sharaku am Telefon hängen, auch wenn sie sich anschweigen würden. „Ich bin nicht traurig, Hiro-chan, ich war besorgt und ... war etwas sauer...“, entgegnet der „Kleine“ und stupst mit seinem linken, großen Zeh das Tischbein an. „Sauer? Auf mich?“, wundert sich Toda... aber denken kann er sich ja, wieso Sharaku sauer ist. „Nein... ja... auch wegen dir. Weil du abgehauen bist. Aber... ich... war sauer auf Ittsumii. Ich hab ihn angerufen und wollte eben wissen, ob du bei ihm bist – ich wollte dich nicht anrufen, weil ich dachte, dass ich dich nerven würde – und er hat lauter hämische und sarkastische Kommentare abgegeben. Das hat mich so wütend gemacht!“, Sharaku schlägt auf die Tischplatte ein, eigentlich macht er so was nicht, aber er scheint noch immer sehr geladen zu sein. Ittsumii kann wohl froh sein, dass Sharaku nicht bei ihm ist. Toda seufzt auf und sagt: „Ich weiß nicht, wie er das gemeint hat, ich weiß nicht einmal, was er genau gesagt hat, aber ich bitte dich, sei nicht sauer, verdirb dir nicht den restlichen Abend. Ich dachte ja, du willst mit Fukusuke und Ittsumii einen Karaokeabend machen... mich hat Fuku gefragt, aber ich wollte nicht.“ „Was?“, ruft Sharaku, „Bist du bei Trost? Wenn ich Ittsumii jetzt sehen würde, dann, dann, dann-“ Ja, dann hätte er ihm eine auf’s Maul gehauen, aber soll er das Toda sagen? Und wenn er das sagt, was würde er von ihm denken? Das klingt fast so, als würde die wütende Ehefrau, die verhasste Geliebte des Mannes verprügeln wollen... nein, das konnte er ihm nicht sagen. „Ist in Ordnung, Sharaku, ich weiß, was du sagen willst. Ich kann dich verstehen – Ittsumii ist zurzeit wirklich nervtötend.“, mit diesen Worten versucht er Sharaku zu trösten. Und tatsächlich, er musste kurz kichern. Dieses Kichern wiederum macht Toda so glücklich, dass er herzlich lächeln muss, so sehr, dass ihm deine Gesichtsmuskeln schmerzen. „Ist gut, Hirom- ... Hiro-chan! Macht es dir was aus, wenn ich nun aufhören muss?“, fragt Sharaku mit einem bedauerndem Tonfall, „Einige Unterlagen muss ich noch durchgehen ... und ich will nicht bis nach Mitternacht dranhängen.“ Toda fällt es schwer, nein zu sagen. Natürlich macht es ihm was aus! Aber wieso? Es ist doch nur ein Telefonat. Dennoch antwortet er: „Ist schon gut, Sha-chan! Ich war grad eh dabei, neue Melodien zu komponieren – für FLOPPY! Dann haben wir beide ja was zu tun!“ „Ach?“, sagt Sharaku erstaunt, „Da ist einer fleißig, hm? Und, schreibst du auch den Text?“ „Aber sicher!“, antwortet Toda, „Ich hab auch schon eine Idee im Kopf. Ich hoffe, dass du damit einverstanden sein wirst, wenn ich alles fertig hab!“ „Das werden wir ja dann besprechen!“, lacht Sharaku und es hörte sich an, als würde er Toda mal wieder ärgern wollen. Einer müsste sich nun verabschieden... aber keiner konnte es so recht. Sharaku zögert, weil er sein Papierkram eh nicht erledigen will und Toda möchte Sharakus Stimme einfach noch länger hören. Aber wieso überhaupt? Hiromu fasste all seinen Mumm zusammen und fragt Sharaku: „Sollten wir dann nicht lieber aufhören zu telefonieren? Wenn du noch so viel zu erledigen hast...“ Sharaku nimmt Todas Bemerkung nicht krumm, er hat ja Recht. Sie sollten beide ihre Aufgaben erledigen und dann bald zu Bett gehen. „Na gut“, meint Sharaku und bereut es, das gesagt zu haben. Wieder eine Stille... es war beiden sehr peinlich, dass sie sich nichts zu sagen haben! „Na, Sha-chan!“, ruft Toda dann ins Telefon rein und versucht etwas glücklich zu klingen, „Viel Erfolg und schlaf gut, ja?“ Toda dachte sich, dass dieser Satz sehr unfreundschaftlich klang... hoffentlich würde Sharaku das nicht falsch verstehen. „Sicher!“, entgegnet Sharaku dann und auch er will seine Bedrücktheit unterdrücken, „Und dir viel Spaß beim musizieren! Gute Nacht, Hiro-chan!“ Bei diesem Satz errötet Sharaku und ist froh, dass man das durch das Handy nicht sehen kann. Erst traut sich keiner aufzulegen und dann, nach einer halben Minute, ergreift Sharaku die Initiative und beendet das Telefonat. So ein absurdes Gespräch mit einem Mann hatte Sharaku noch nie in seinem Leben! Aber auf einmal schämt er sich nicht mehr dafür... er ist sogar glücklich, dass er Todas Stimme hören konnte. Seine Stimme machte ihn schwach... aber wieso war es so? Wieso nur? Er denkt nicht weiter darüber nach... er schnappt sich die Unterlagen und geht sie durch. „Man, wieso sind es nur so viele?“, meckert der Voicecorder, Toda schaut noch immer auf sein Handy, auch wenn das Telefonat mit Sharaku seit einigen Minuten beendet war. Als er es dann realisiert, legt er das Handy zur Seite und spielt weiter an seinem Mac rum, in der Hoffnung, dass die Melodie so perfekt wird, wie er sie in seinem Kopf gehabt hat. Gelangweilt von der Stille im Raum, summt Toda die Melodie vor, die er im Kopf hat. Ebenfalls versucht er sich einen Text einfallen zu lassen. Satz für Satz entsteht und Toda ist ganz vertieft in diese Aufgabe. Wenn da nicht das Handy geklingelt hätte. Sharaku konnte es nicht sein, er schaut auf das Display und es war Ittsumii. Genervt schnappt er das Handy, nimmt an und schnauzt Ittsumii an „Was willst du?“. Ittsumii hat sich von Todas Begrüßung erschrocken und antwortet: „Also hör mal, deine Ansprachen werden auch immer netter!“. „Sag doch, wieso du anrufst. Ich bin gerade dabei ein neues Lied zu schreiben.“, sagt Toda und wollte dieses Mal etwas freundlicher antworten. „Fukusuke und ich versuchen dich und Sharaku schon sein einer Stunde zu erreichen. Aber es war bei euch beiden belegt.“ Man konnte ein Schmunzeln von Ittsumii vernehmen. Er setzte dann seinen Satz fort: „Wie dem auch sei, Sharaku hat sich Sorgen gemacht, weil du abgehauen bist. Hat sich das nun geklärt? Ihr habt doch miteinander telefoniert, oder?“ Toda müsste nichts mehr antworten, Ittsumii hat schon alles erwähnt, was erwähnt werden musste und es hat sich ja nun geklärt. Aber dennoch antwortet er: „Ja, alles ok. Aber er war nicht besorgt, er fand es nur unhöflich von mir.“ Mit Absicht hat Toda gelogen, er wollte Sharaku nicht in ein falsches Licht rücken, er wollte nicht, dass Ittsumii oder Fukusuke denken, dass Sharaku eventuell schwul sei. Das ist er nicht! Das ist er sicherlich nicht. Ihre Freundschaft ist einfach sehr tief. „Ach so...“, Ittsumiis Antwort hatte mehr Ironie in sich als Einsicht, „Und wir dachten schon, dass ihr euch gestritten habt! Auch wir haben uns Sorgen gemacht, weißt du. Immerhin wollen wir nicht, dass ihr Beiden euch so fetzt, dass ihr nichts mehr voneinander wissen wollt – sag mir, dass da nicht so ist!“ Dass Ittsumii so besorgt klang, rührte Toda kein Stück. Wenn Sharaku so etwas gesagt hätte, dann schon. Er antwortet: „Keine Sorge, Shimizu, alles ok. Ich will jetzt an dem Lied weiter schreiben, ok?“ Ittsumii macht ein Geräusch, als wäre er so erleichtert wie nie zuvor und antwortet: „Ist gut. Mach du nur, Tschau!“ Hiromu legt auf. Eigentlich ist er zu müde, um weiter an dem Song zu schreiben, aber er will das jetzt fertig kriegen. Auch Sharaku kämpft mit der Müdigkeit – dennoch muss er noch die Unterlagen bearbeiten... er hat Toda versprochen, das heute noch fertig zu stellen. Nach einer Stunde hat er es dann geschafft. Er ist alles durchgegangen, hat sich Notizen gemacht und hat die Blätter unterschrieben, die er dem Manager FLOPPYs geben muss. Er schaut auf die Uhr – kurz vor Mitternacht. Sharaku hat es also doch noch vor 00:00 geschafft. Durch das Lesen und Schreiben hat sich sein Rücken verspannt und es schmerzt ein wenig – er lehnt sich zurück, um zu entspannen. Ob Toda noch an dem Lied schreibt? Oder ist er schon im Bett und hat das Lied zu Ende komponiert? Langsam macht sich Sharaku Sorgen um sich selbst... warum er immerzu an Hiro-chan denken musste. Allerdings ist Sharaku noch immer sauer auf Ittsumii, erst seine Handlung gestern, dann das Telefonat heute... es war eben zu viel auf einmal. Kobayashi versucht von nun an etwas Abstand von Shimizu zu nehmen... er will es aber nicht offiziell machen, damit würde er Toda nur kränken. „Wieso riecht es hier so verbrannt?“, erwähnt Sharaku und ihm fällt ein, dass die Pizza noch im Backofen ist! Er rennt in die Küche und reißt die Tür des Backofens auf – an der Pizza ist nichts mehr zu retten: Total verkohlt und eingeschrumpelt, so hätte Sharaku sie beschrieben. Mit ein paar Schutzhandschuhen fasst er die Pizza und das Blech an, zieht alles raus, legt es neben das Spülbecken und wirft die Pizza aus dem Fenster raus. „Vielleicht will ein Straßenköter das noch essen“, bemerkt Sharaku nebenbei. Er kühlt das Blech ab, indem er den Wasserhahn betätigt und kaltes Wasser darauf fließen lässt. Das Abendessen kann er ja jetzt vergessen... ihn verwundert es nur, dass er den Geruch nicht viel früher wahrgenommen hat. Die ganze Situation muss ihn sehr stressen, wenn er nicht einmal so etwas bemerkt. Das Küchenfenster will er über Nacht offen lassen, schließt dafür aber die Küchentür, damit morgen Früh die ganze Wohnung nicht nach Kohle riecht. Beim Schließen der Küchentür, torkelt er direkt ins Schlafzimmer rein. Nur die Tür schließt er, das Licht lässt er aus, weil er sich sowieso gleich ins Bett legen wird. Sharaku zieht sein Shirt aus und schmeißt es auf den Boden, seine Gürtelschnalle öffnet er und den Hosenladen, um sich der Hose zu entledigen. Nur die Shorts will er für die Nacht anbehalten. Kobayashi fällt ins Bett wie ein Stein und genauso tief schläft er auch diese Nacht. Es hat nicht lange gedauert, höchstens 10 Minuten, als Sha-chan schon in süßen Träumen schwelgte. Was er wohl träumt? Kapitel 4: yuusei Valhalla -------------------------- Durch die Fenster scheint Licht, es ist früh am Morgen. Vom Licht geblendet zuckt Toda zusammen und bemerkt zuerst nicht, dass er auf seinem Mac eingeschlafen ist. Zum Glück hat er vor dem Einschlafen das Lied gespeichert – es liegt ihn viel daran. Sehr viel. „Uff... was für ne Nacht.“, grummelt Toda nachdem er sich aufgerichtet hat und seine Arme von sich gestreckt hat. Kurz gähnt er noch auf und schaut sich um. So eine Unordnung hat er schon längere Zeit nicht gesehen... liegt wohl daran, dass er seine Unordnung ignoriert und einfach so tut, als würde sie nicht existieren... genauso wie er tut, als hätte er kein Problem mit Sharaku... aber ob man es denn nun wirklich ein Problem nennen kann? „Ok, ok, ok“, murmelt Hiromu vor sich hin, weil er bemerkt, dass seine Gedanken schon wieder um Sharaku kreisen und er diesem Spuk endlich ein Ende bereiten möchte. Aber er kann es nicht... er will es nicht. Um sich ein wenig abzulenken und etwas wacher zu werden, tippt er auf seinem Mac rum... er weiß nicht so recht, was genau er tun will, aber es scheint ihn abzulenken von seinen Gedanken um Sharaku – dass er ihm wehgetan hat, dass er ihn zum Weinen gebracht hat, schon allein, dass er aus seiner Wohnung abgehauen ist, ohne ein Sterbenswörtchen gesagt zu haben, das war eine egoistische Handlung. Er kann es nur nicht rückgängig machen, so sehr er es sich auch wünscht. Das Rumtippen hilft nichts, denn er muss die ganze Zeit an den letzten Tag denken... plötzlich fällt ihm ein, dass Sharakus Augen seines Erachtens wunderschön sind. Von seinem eigenen Gedanken zu Tode erschrocken, springt er vom Stuhl auf und ruft vor sich hin: „Nein, nein, nein, das ist nur dein bester Kumpel und du darfst so etwas nicht denken... untersteh dich!“ Es hilft nichts, immer und immer wieder strömt ein Gedanken durch seinen ach so leeren Kopf: Sharaku. Nervös läuft Toda im Kreis durch sein Zimmer und überlegt, was er denn machen kann, um sich abzulenken. Ja, genau: Er kann Fukusuke anrufen! Nein... er wird ihn wieder so sehr nerven, dass Toda lieber wieder nach Hause geht. Ittsumii? Wahrscheinlich muss er seinen Kater ausschlafen, das muss er jedes Mal, wenn er bei einem Karaokeabend dabei war. Nichts, aber auch gar nichts fällt ihm ein. Alle anderen sind bestimmt beschäftigt... nur er ist zu sehr mit Sharaku beschäftigt. Es klingelt an Hiromus Tür – das hat er nicht erwartet, deswegen erschreckt er sich so sehr, dass er kurz aufschreien muss. Erst allmählich bemerkt er, dass es nur seine Türklingel war. Ohne durch den Türspion zu schauen, reißt er die Tür auf und wollte ein maulendes: „Was ist denn?“ von sich geben... doch als er dann Sharaku vor seiner Tür sieht, wird ihm ganz mulmig und er bekommt keinen Ton heraus. Dass er nichts sagen kann, macht ihn richtig verlegen... er schaut auf den Boden und kann nicht einmal Sharaku begrüßen. Sharaku denkt sich: „Gott sei Dank kann Hiro-chan nicht hören, dass mein Herz wie verrückt schlägt... Gnarrr, das nervt!“ und er tritt in die Wohnung ein. „Ich darf doch, oder Hiro-chan?“, sagt Sharaku leicht patzig und schlendert ins Wohnzimmer. Erst jetzt ist Toda wieder bei Sinnen, knallt die Tür zu und murmelt: „Ja, klar, komm nur rein.“ Sharaku muss kurz kichern, weil Toda so verwirrt ist und nicht weiß, was er sagen soll. „Du bist süß, Hiro-chan!“, rutscht dem Blondschopf raus und vor Scham hält er sich danach seine Hände vor dem Mund, als hätte er ein ominöses Geheimnis ausgeplaudert. Entsetzt und aufgeregt schaut Hiromu Sharaku an – seine großen Augen bewegen sich kein Stück weg, er schaut nur auf Sharaku. Hiromus Herz fängt an wie wild zu pochen, er kann es nicht beruhigen, egal, an was er denken muss, es schlägt immer heftiger. „A-a-ach so.“, stottert Hiromu vor sich hin und ergänzt noch: „Haha, sind wir nicht alle süß?“ Von dessen Aussage irritiert starrt Sharaku Hiromu an und steht da mit offenem Mund – seine Hände lässt er langsam runter hängen... Todas Aussage war total unnötig – aber sie war lustig und lieb gemeint. Er wollte ja nur nicht, dass Sharaku sich schon wieder schämen müsste für seine Schusseligkeit. Weil Sha-chan dieses Thema aber nicht weiter anstacheln wollte, sagt er nur: „Ja... klar... du bist süß, ich bin süß, Fukusuke ist süß-“ bei diesem Namen zuckt Toda zusammen und schreit Sharaku an: „Nein, er ist nicht süß, sag das nicht!“ Es herrscht Stille... was hat Toda da gesagt? Er will nicht, dass Sharaku Fuku-chan süß findet? Aber wieso denn? Gerade eben hat er noch gemeint, dass alle süß sind... also auch Fukusuke. Toda kann Sharaku nicht mehr anschauen... er kann nicht, seine Scham ist zu groß, ja, er dreht sich sogar um und ruft nur: „Sorry, Sha-chan...“ Sharaku wird schon wieder ganz heiß, er kann nur schwer atmen... wie Hiro-chan das nur gemeint haben kann?! Es muss ein Scherz gewesen sein, Todas Scherze waren immer sehr mies. „Ach, kein Ding!“, ruft Sharaku dem Macintosh nach und verfolgt ihn. Er legt seine Hand auf Todas Schulter und sagt: „Reg dich nicht auf, war ja nur ein Witz, eh?“ Dabei muss er lächeln... er will nicht lächeln, aber Toda zu Liebe lächelt er. Hiromu will sich nicht umdrehen... er will nicht, dass Sharaku etwas Falsches von ihm denken könnte... aber was ist denn überhaupt noch falsch und was nicht? Was denkt er wirklich und was ist nur Schein?! Hiromu bekommt Kopfschmerzen und sagt: „Lassen wir’s, Sha-chan, setz dich ins Wohnzimmer, ich mach uns’nen Kaffee.“ Ohne Sharaku nach seiner Meinung zu fragen, geht Hiromu in die Küche und macht eine Kanne Kaffee... Sharaku merkt, dass Hiro-chan wieder seine Ruhe haben möchte, also geht er einfach ins Wohnzimmer und setzt sich auf die Couch. Die Schuhe hat er vergessen auszuziehen, aber Hiromu interessiert diese japanische Floskel nicht. Deshalb lässt Sha-chan das einfach bleiben und versucht zu entspannen... Nach ein paar Minuten kommt Toda mit einer Kanne Kaffee ins Wohnzimmer und ruft: „Willst du Milch oder Zucker?“. Sharaku zuckt auf und stottert: „B-beides!“ Hiromu muss kurz schmunzeln, als er Sharakus verlegendes Gesicht so anschaut... er möchte Sharaku am liebsten umarmen, aber weil das eine schlechte Idee zu sein scheint, stellt Hiromu die Kanne auf den Tisch und torkelt in die Küche zurück. Sharaku staunt, dass Hiromu gelächelt hat... es ist wahrlich eine Seltenheit! Todas Lächeln macht Sharaku ganz verlegen, es hatte etwas sehr Charmantes, ja schon fast etwas Neckisches an sich. Von diesem Gedanken erschrocken, reißt Sharaku die Augen auf, schüttelt den Kopf und murmelt: „Dummes Ding! Das ist dein Kumpel!“ Hiromus Hände zittern, ihm wären fast ein paar Tassen auf den Boden gefallen, hätte er sie nicht noch auffangen können. Er atmet tief ein und aus... das mehrmals in der Hoffnung, dass sich sein Atmen und sein Herz beruhigen würden. Kurz darauf geht er zurück ins Wohnzimmer mit 2 Tassen, einer Packung Zucker und einer 1 Liter Packung Milch in seinen Armen. „Soll ich dir helfen?“; fragt Sharaku und springt vom Sofa auf. „Ach! Quatsch!“, ruft Toda in einem fast beleidigtem Tonfall, „Das kann ich schon noch selber tragen.“ Und fast wären ihm die Sachen auf den Boden geknallt, hätte Sharaku sie nicht aufgefangen. „Du scheinst wohl noch sehr müde zu sein, Hiro-chan“, entgegnet Kobayashi und hat ein hämisches Grinsen im Gesicht. Toda weiß genau, dass das nur pure Ironie war und antwortet: „Wer weiß.“ Sharaku und Toda stellen alles auf den Tisch und setzen sich auf das Sofa. Beide wollen gleichzeitig zur Kaffeekanne greifen und zucken dann zusammen, als würden sie daran sterben, hätten sie sich berührt. „Du zuerst!“, murmelt Toda, „Du bist immerhin mein Gast.“ Er schaut Sharaku an und kann seinem Verlangen fast nicht widerstehen, Sharakus Haare zu streicheln. Aber er zwingt sich, dies nicht zu tun. Sharaku greift nach der Kanne und schüttet sich etwas Kaffee in seine Tasse, danach noch etwas Milch und 2 Würfel Zucker. Langsam rührt er in seiner Tasse und ist gedanklich wohl nicht bei der Sache. Auch Toda kippt sich Kaffee in seine Tasse, aber er trinkt den Kaffee lieber schwarz und ungesüßt. Während er schon an seinem Kaffee nippt, starrt Sharaku noch immer in seine Tasse und rührt weiter vor sich hin. „Oi, bist du eingeschlafen?“, fragt Toda und nähert sich Sharaku. Von dieser Frage und von Todas Annäherung ganz erschrocken, zuckt Sharaku zusammen und ruft: „Alles ok! Ich schlaf nicht!“ Das Zucken war so heftig, dass Kobayashi ausversehen etwas Kaffee auf Todas Teppich verschüttet hat. „Oh, Scheiße! Das tut mit Leid, Hiro-chan!“, ruft Sharaku und macht ein besorgtes Gesicht, weil er Angst hat, dass Hiromu gleich ausrasten würde. Hiromu aber lächelt etwas uns antwortet: „Ach komm, ist doch meine Schuld gewesen, dass ich dich so erschrocken hab!“ Er steht auf, um aus der Küche einen Putzlappen zu holen. Als er zurückkommt, schlürft Sharaku an seinem Kaffee und schaut in seine Tasse – er will Toda nicht anschauen, er würde ganz rot werden und stottern... das wäre ihm sehr peinlich. Hiromu kniet nieder und versucht den Teppich wieder sauber zu kriegen... aber die Kaffeeflecken sind schon fast getrocknet. Als Sharaku dann auf Toda schaut und bemerkt, dass er mit gesenktem Kopf auf dem Boden kniet, wird ihm wieder heiß und er muss sich mit einer Zeitung, die auf Todas Tisch lag, Luft zufächern. Wieso ist ihm schon wieder so mulmig? Wieso wird ihm schwindelig? Es ist doch nur Toda. Hiromu schaut kurz auf, um Sharaku zu sagen, dass das mit dem Teppich nicht sonderlich schlimm ist, als er dann sieht, wie rot Sharaku angelaufen ist und dass er sich Luft zufächert, wird auch ihm ganz mulmig und sein Gesicht wird ebenfalls etwas rot. Er versucht weiterhin dieses Kribbeln in seinem Bauch zu ignorieren, also schaut Hiromu weg und bringt den Lappen in die Schmutzwäsche... Sharaku hingegen will Toda weiter anschauen – er will sein Lächeln sehen... aber was bringt es ihm? Wieso will er das sehen? Er liebt ihn ja nicht einmal... oder? Bei diesem Gedanken schlägt Sharakus Herz so sehr, dass er das Klopfen noch in seinem Kopf vernehmen kann und sein Gesicht wird so rot und heiß, dass er hätte am liebsten sein Shirt ausziehen wollen. Als Toda dann wieder zurück ins Wohnzimmer schlendert, schauen sich beide an und wissen nicht so recht, was sie sagen sollen. Sie wissen es beide, sie wissen, dass sich ihre Beziehung zueinander verändert hat – nur wie hat sie sich verändert? Beide haben wieder endlos viele Fragen in ihren Köpfen und es ist schier unerträglich. Sharaku lehnt sich zurück und schnieft kurz auf – Hiromu ist besorgt und setzt sich neben Kobayashi hin. „Was ist? Ist dir nicht gut?“, fragt dieser und streichelt Sha-chan kurz über’s Gesicht. Sharaku kümmert es nicht, dass Hiromu ihn so sanft anfasst, er antwortet nur: „Mir ist schlecht, mein Kopf platzt gleich.“ Nun ist Hiromu noch besorgter und legt seine Hand auf Sharakus Genick. Langsam lehnt er seine Stirn an Sharakus Stirn und sagt: „Beruhig dich, mir geht’s genauso! Versuch nicht daran zu denken.“ Aber wie sollte Sharaku nicht daran denken, wenn Todas Gesicht gerade so nah an das Seinige ist? Wie sollte er sich ablenken können, wenn er Todas Atem nicht nur hören, sondern sogar spüren kann? Wie denn? Sharaku drückt Hiromu von sich weg und erst dann bemerkt Toda, was er da gemacht hat. Ihm wird ganz seltsam zu Mute und weiß nicht so recht, was er sagen soll. Er weiß, dass Sharaku seine Nähe nicht toleriert, am liebsten würde er jetzt aus der Wohnung raus gehen... dabei ist das seine Wohnung. „Hiro-chan“, ruft Sharaku dann dem eingeschüchterten Schwarzhaarigen zu, „Mach du dir einfach keine Sorgen um mich, ja?“ Hiromu würde am liebsten los schreien, er fühlt sich von Sharaku beleidigt. „Wieso denn nicht? Du bist mir wichtig!“, ruft er dann etwas zornig. „Du bist mir doch auch wichtig... aber... wieso machst du dir solche Sorgen?“ Bei dieser Frage, die Sharaku Hiromu gestellt hat, wusste Toda auch nicht mehr weiter. Ja, wieso? Diese Frage stellt er sich selbst... aber wieso nur? Er weiß es nicht. Genau das will er Sha-chan nun sagen: „Ich weiß es nicht, wirklich! Du kannst mich fragen, was du willst, aber wieso ich mir Sorgen mach, das wüsste ich auch gern.“ Beide sind wieder still, aber dieses Mal hat Sharaku keine Angst weiter auf dieser Sache rumzuhaken. „Hast du auch so ein Kribbeln, wenn ich bei dir bin?“, fragt der Voicecorder schlussendlich. Er wollte Toda das schon seit einigen Tagen fragen, dennoch hatte er keinen Mut gefasst. Toda allerdings findet nicht die richtigen Worte, um Sharaku zu antworten... hat er das? Ja, erst vorhin hat er ein Kribbeln im Bauch gehabt... weil Sharaku das auch hat, denkt er sich nichts dabei und antwortet: „Ja, das hab ich...“, er macht ein nachdenkliches Gesicht und ergänzt: „Das hab ich immer, wenn ich auch nur an dich denke... sag bloß, das hast du auch!?“ Sharaku weiß auch nicht so recht, ob das nun etwas Normales ist... er nickt einfach und überlegt, ob Ittsumii und Fukusuke auch so ein Kribbeln haben, wenn sie beieinander sind. Als Sharaku anfängt zu überlegen, schaut Hiromu ihn intensiv an und sein Herz schlägt von Mal zu Mal schneller... Dennoch will er es ignorieren und fragt Kobayashi: „Hast du denn auch so ein Herzklopfen? Ich hab nämlich langsam schon Angst, dass ich einen Infarkt bekomme!“ Bei dieser Aussage muss Sha-chan kurz schmunzeln und antwortet mit einem Lächeln: „Ja, das hab ich auch – also keine Angst, Hiro-chan!“ Dabei legt Sharaku seine Hand auf Todas Kopf und lächelt weiter. Plötzlich fällt Sharaku auf, dass sie die ganze Zeit so wirres Zeug sagen, dass sie sich Dinge fragen, die so wohl keine Freunde einander stellen würden. Wieso nur? Immer noch ist die Frage „Wieso“ nicht beantwortet... und sowohl Sharaku als auch Toda will es partout nicht einfallen. Langsam wird es Sharaku unangenehm so neben Toda zu sitzen und über solche Dinge zu reden – er will so schnell wie nur möglich gehen! Als Sharaku vom Sofa aufsteht und zur Wohnungstür geht, wird Hiromu nervös, auch er steht auf und fragt: „Was ist denn? Hab ich etwas Falsches gesagt? Hab ich dich genervt?“ Am liebsten hätte Hiromu Sharaku umarmt, aber er hat es nicht über’s Herz gebracht... auf dem halben Weg zur Tür packt Toda Sharaku am rechten Arm und er fragt in einem recht harschen Ton: „Du magst mich nicht mehr, oder?“ Sharaku verstand zuerst nicht so recht, wieso Toda ihn das gefragt hat... nach einer Weile antwortet er dann: „Wieso sollte ich dich nicht mögen, Hiro-chan?“ Und er dreht seinen Kopf um, damit er Todas Gesicht anschauen kann. Sie schauen sich Beide an und Sharaku merkt, dass Toda mit dieser Situation unzufrieden ist, also dreht er sich vollends zu ihm um und sagt: „Wieso fragst du mich, ob ich dich nicht mehr mag?“ Toda geht einige Schritte zurück – er hat Angst, dass er Sharaku zu nahe gekommen ist. „Ich... weiß es nicht.“, antwortet Toda dann und schaut auf den Boden. Dieses Gespräch macht Sharaku immer nervöser und er dreht sich dann wieder zur Tür um und will gehen. Als Hiromu das sieht, ruft er ein: „Nein, bitte bleib!“ und will zu Sharaku laufen, dann stolpert er aber über ein Buch, dass er auf dem Boden hat liegen lassen – Sharaku dreht sich um, bleibt stehen und Hiromu landet auf Sharaku. Nun liegen sie da: Toda, der sich nicht mehr auf seinen Armen abstützen konnte und nun Brust an Brust auf Sharaku liegt und aufkeuchen muss, weil der Aufprall nicht besonders angenehm war. Sharaku, der mit seinen Händen zwar Todas Schultern etwas von sich gedrückt hat, aber auch nur, damit sie ihm nicht ins Gesicht knallen würden, ist wie erstarrt. Hochrot schaut er Toda an, sieht aber vorerst nur seine Haare, weil er noch immer nach Luft schnappt und sich nicht abstützen kann. Nach ein paar Sekunden, die Sharaku wie Stunden vorkamen, stützt sich Toda dann mit seinen Armen auf dem Boden ab, damit er nicht mehr so eng an Sharaku liegt und will sich entschuldigen für dieses Missgeschick. Kobayashi allerdings wartet nicht mehr auf eine Entschuldigung – vor Scham versucht er so schnell wie nur möglich aufzustehen, rennt aus Todas Wohnung raus und knallt die Tür noch zu. Was hat Toda da nur schon wieder angestellt? Er muss Sharaku einen riesigen Schrecken eingejagt haben, wenn er schon so fluchtartig aus der Wohnung rennen musste. Langsam steht er auf und schüttelt nur noch den Kopf, weil er einfach nicht glauben kann, dass er alles kaputt gemacht hat. Hiromu schaut auf das Buch, zeigt mit dem Finger drauf und meckert: „Nur wegen dir, du Arschloch!“. Als er ins Wohnzimmer zurück laufen will, kickt er das Buch vor Wut zur Seite und schlendert in Richtung Sofa. Beim Sofa stehend, schaut er dann den Tisch an und ist so wütend auf sich selbst, dass er sich am liebsten selber eine Ohrfeige geben möchte. Geschwächt von der ganzen Situation mit Sharaku, schmeißt er sich regelrecht auf das Sofa und will zuallererst seine Gedanken sammeln. Vielleicht hätte er Sharaku einfach umarmen sollen, dann wäre er nicht auf ihn gestolpert. Ob Sharaku denkt, dass Toda das mit Absicht gemacht hat? Bei diesem Gedanken zuckt Hiromu zusammen und wird regelrecht panisch. Soll er Sharaku anrufen? Er würde jetzt bestimmt nicht ans Handy gehen. Soll er ihm hinterher gehen und sich bei ihm entschuldigen? Das scheint wohl die beste Idee zu sein. Also rennt er schnurstracks zur Tür, zieht noch schnell seine Schuhe an, schnappt seine Tasche und schließt beim Rausgehen die Tür. Sharaku ist ganz außer Atmen. Er ist die ganze Strecke von Todas Wohnung bis zum nächsten Supermarkt gerannt – das sind ungefähr 4 oder 5 Straßen. Schnaufend und hechelnd steht er auf einem Trottoire und versucht wieder klar denken zu können. Vor lauter Aufregung hat er vergessen, wo hier die nächste Bahnstation ist – dabei will er einfach nur nach Hause gehen. Nachdem er sich wieder beruhigt hat und er wieder normal atmen kann, geht er die Straße runter und will vorerst etwas bummeln. Seine Hände zittern so sehr, dass er nicht einmal Kraft hätte, eine Flasche Wasser von alleine zu halten, auch seine Knie sind ganz weich und kraftlos. Dass es nicht Todas Schuld war, dass beide plötzlich so nah aufeinander lagen, ist Sharaku bewusst. Und ihm ist auch bewusst, dass seine Reaktion nicht die Richtige war. Toda muss nun sehr gekränkt sein, denn für ihn muss es so ausgesehen haben, als ob Sharaku sich für Toda geschämt hat – das hat er aber nicht! Er wusste einfach nichts mit dieser Situation anzufangen. Vielleicht war es ihm aber auch nur peinlich, dass er so rot angelaufen ist. Ja, Sharaku macht sich Vorwürfe, was er wohl hätte tun sollen, anstatt die Flucht zu ergreifen. All diese Gedanken schwächen ihn noch mehr und er schaut sich um, ob es nicht eine Sitzbank in der Nähe gibt. Als er dann eine Bank findet, torkelt er hin, setzt sich nieder und versucht nicht daran zu denken, was passiert ist. Währenddessen ist Toda noch unterwegs und versucht Sharaku zu finden. Wieso denn überhaupt? Was sollte Sharaku von ihm denken, wenn er ihm wie ein kleiner Schoßhund hinterher dackelt? Dennoch will er zu ihm und will sich vom ganzen Herzen entschuldigen! Das ist er ihm schuldig. Nach der dritten Straße in Richtung Stadtzentrum weiß Toda nicht weiter – wo könnte Sharaku nur stecken? Verzweifelt geht er dann weiter und schaut sich nach einem großen, blonden Japaner um – das sollte nicht so schwer sein. Toda schmerzt die Brust schon wieder, jetzt weiß er, dass es wegen Sharaku sein muss. Denn er hat ihm schon wieder wehgetan. Zumindest hat er ihn in eine peinliche Situation gebracht und das schmerzt so sehr, dass er sich an die Brust fassen muss. „Er kann doch noch nicht so weit sein!“, murmelt Hiromu und wird beinahe panisch, als er ihn noch immer nicht auffinden kann. Soll er ihn anrufen? Soll er einfach wieder nach Hause gehen und es dabei belassen? Oder soll er weiter durch die Stadt bummeln in der Hoffnung, Sharaku zu finden? Hiromu weiß nicht, was er tun soll – er bleibt in Mitten des Menschentrubels stehen und schaut ins Leere. Soll er sich wirklich bei Sharaku entschuldigen? Toda senkt seinen Blick und beißt sich auf die Lippen, weil er wie immer machtlos ist und nicht weiß, was das Beste in dieser Situation wäre. Anrufen will er ihn nicht, weil ihm bewusst ist, dass Sharaku nicht abnehmen würde – er würde sich zu sehr schämen. Ihm bleiben also zwei Möglichkeiten: Nach Hause zu gehen oder weiter zu suchen. Toda bleibt noch ein Weilchen stehen und versucht die richtige Entscheidung zu treffen; Er schaut auf den Boden und denkt nach, während die Menschen um ihn herum weitergehen und es scheint so, als wäre für Toda die Zeit stehen geblieben. Kapitel 5: Yume no tsuchuu -------------------------- Es ist schon Nachmittag und Sharaku sitzt noch immer auf der Bank. Seine Augen sind zwar geöffnet, aber er scheint wie weggetreten zu sein. Dass Toda auf ihm lag, das macht ihm noch immer zu schaffen. Aber dagegen hatte er nichts. Sie lagen ja mindestens eine Minute so da, Sharaku hätte ihn wegschubsen können... aber er hat es nicht gemacht. Schon wieder fühlt sich sein Kopf so gefüllt an, voller Fragen. Man kann einen Seufzer vernehmen und er lehnt sich an die Banklehne an. Plötzlich wird es schattig, aber Sharaku hat keine Lust seine Augen zu öffnen... es ist grad so entspannend. Er hat sich nicht einmal gerührt, als Sharaku Atemzüge an seinem Gesicht vernehmen konnte. Noch immer lässt er seine Augen geschlossen. „Das ist ein Traum“, denkt sich Sharaku und atmet tief ein und aus. „Oi, Sha-chan, lebst du noch?“, hört Sharaku dann plötzlich und schreckt auf. Dass das nun doch kein Traum war, sondern dass Toda die ganze Zeit vor ihm stand, ganz nah vis-à-vis mit ihm war, hat Sha-chan dann doch erschrocken – und jetzt, wo er Toda sehen kann, ist ihm das sogar aus unersichtlichen Gründen peinlich. „Hab ich denn schon wieder etwas Falsches getan?“, flüstert Toda in einem besorgten Tonfall und seine Mimik zeigt ebenfalls, wie besorgt er im Moment ist. Was Sharaku nicht weiß, ist, dass Hiromu schon seit dem Augenblick, als er die Wohnung Todas verlassen hatte, so besorgt ist. „Nein, nein!“, ruft Sharaku und drückt sich gegen die Bank, um nicht sonderlich nah an Toda zu sein, „Ich bin wohl nur noch etwas müde und hab mich erschrocken, dass mich jemand angesprochen hat. Mehr nicht. Aber wieso bist du denn hier?“ Der Blondschopf schaut Toda verwirrt an... er wird sich doch wohl nicht Sorgen gemacht haben? Hiromu errötet etwas bei dieser Frage und schaut wieder den Boden an. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen, dafür, dass ich dich so erschrocken hab in meiner Wohnung... es tut mir Leid, dass ich dich in eine so unangenehme Situation gebracht hab, Sharaku.“, sagt Hiro-chan dann endlich und fühlt sich nun bei Weitem besser. Sharaku kann es kaum glauben, dass sich Hiromu entschuldigt hat. Er entschuldigt sich nie und bei niemandem! Egal wie verletzend oder wie bösartig seine Handlungen waren, er war sich immer zu stolz und zu fein, jemandem zu zeigen, dass ihm etwas Leid tun könnte. Und nun hat er sich wegen einer solchen Kleinigkeit bei Sharaku entschuldigt. Wieso? Sharaku kann es nicht begreifen... aber anstatt nachzufragen – das würde Toda nur noch mehr in Verlegenheit bringen – legt dieser seine Hand auf Todas Schulter und sagt lächelnd: „Ist doch ok, Hiro-chan! Ich sollte mich entschuldigen, dass ich so voreilig aus der Wohnung gestürmt bin... ich hatte keinen Grund dafür.“ Bei dieser Aussage schaut Sharaku auf den Boden und schämt sich zutiefst dafür, dass er Toda solche Sorgen bereitet hat. Dann schließt er seine Augen und klammert sich, ohne es zu merken, an Todas Schulter. Sharaku krallt so sehr, dass Hiromu sich auf die Lippen beißen muss vor Schmerz. Aber er will nichts sagen, er will es dulden und hofft, dass es Sharaku gut geht. Daraufhin legt Hiromu seine rechte Hand auf Sha-chans linke Halsseite und versucht zu lächeln. „Sei unbesorgt, Sha-chan, ich nehm dir diese Handlung nicht krumm! Ich bin sehr froh, dass du nicht böse auf mich bist, weil ich auf dich gef-“, auf einmal hört Hiromu auf zu sprechen und schaut beschämt weg. Er will Sharaku nicht anschauen, er ist es nicht wert, einen so liebevollen Menschen wie ihn, anzuschauen. Er ist es nicht wert, ihn zu mustern, ihn anzustarren und sich an seinen wunderschönen Augen zu ergötzen... oder gar an seinen Lippen. Diese Gedanken schocken Toda nicht mehr, er hat sich damit abgefunden, dass ihm jedes Detail an Sharaku gefällt... nur ist ihm noch nicht klar, wieso es so ist. „Wieso hast du aufgehört, zu reden, Hiromu?“, flüstert Sharaku erst jetzt, weil er sich nicht sicher war, ob er überhaupt fragen sollte. Vielleicht war es Toda so peinlich, dass er es vergessen möchte... dieser Gedanke macht Sharaku traurig, denn ihm war es aus unersichtlichen Gründen nicht peinlich. Er schaut Hiromu mit seinen großen, dunklen Augen an und erhofft sich eine Antwort. Toda, der von Sharakus Augen so hypnotisiert wurde, konnte sich erst nach einigen Sekunden fassen und antwortet dann: „Ich wollte dir diese Situation nicht schon wieder vor Augen führen. Es muss schlimm genug für dich gewesen sein.“ Dabei schaut Toda Sharaku tief in die Augen und ist mit seinem Gesicht so nahe an Sharakus, dass Sharaku kurz mit dem Gedanken konfrontiert war, ob er ihn küssen wollte. „Es war nicht schlimm.“, antwortet Sharaku unerwarteterweise und bewegt sein Gesicht noch näher an Todas Gesicht, dass sich ihre Nasen berühren. Von dieser Nähe bekommt Hiromu ein Kribbeln im Bauch und errötet nochmals. „War es nicht?“, stottert der Macintosh dann und weiß nicht so recht, was er tun soll. Am liebsten hätte er Sharaku einen Kuss gegeben, denn seine Lippen sehen so verlockend aus, aber er traute sich nicht und starrt Sharaku mit offenem Mund an. Kobayashi muss kurz schmunzeln, weil der Schwarzhaarige so unbeholfen aussieht und sich derartig verkrampft, dass es nur noch niedlich aussieht. „War es nicht, Hiro-chan.“, antwortet Sharaku dann, „Hättest du mir dein Beckenknochen nicht so schmerzvoll in meinem Bauch gerammt, hätte ich dich vielleicht sogar umar-“ Doch dann stockt Sharaku und ist sich nicht mehr sicher, ob er das erwähnen soll. Hiromu weiß aber, was Sharaku sagen wollte und fragt ihn: „Du hättest mich umarmt?“ Er schaut Sha-chan etwas verdutzt an und zuckt zurück, so dass sich ihre Nasen nicht mehr berühren. Sharaku schaut auf den Boden und antwortet: „Ja, das hätte ich. Aber frag mich nicht, wieso!“ Hiromu ist ganz hin und weg von Sharakus hochrotem Gesicht, das gesenkt auf den Boden schaut und von seinen Augen, die ab und an zu Hiromu hoch schielen. Hiromu hat das Verlangen, Sharaku einen Kuss zu geben, auf die Lippen, er will ihn dabei zu sich ziehen und seinen Kopf so festhalten, dass dieser nicht anders könnte, als sich auf den Kuss einzulassen... aber Hiromu traut sich noch immer nicht. Er will Sharaku das nicht antun, er will es nicht. Auch wenn er gesagt hat, dass es nicht schlimm war, dass Beide so enge beieinander lagen, er will ihn nicht in der Öffentlichkeit küssen. Das muss sehr blamabel sein für ihn. Toda richtet sich auf und legt seine Hand auf Sharakus Kopf, Sharaku schaut auf und wundert sich, dass Hiromu plötzlich seine Nähe meidet. „Du solltest nach Hause gehen und dich entspannen! Ich denke, dass wir Beide, das tun sollten. Wir müssen bald wieder proben und du weißt ja, wie unangenehm Fukusuke sein kann, wenn wir unausgeschlafen und unkonzentiert sind.“, sagt Toda dann und schaut Sharaku wieder tief in die Augen. Kurz darauf steht auch Sharaku auf und antwortet: „Ist gut. Wir sollten das wohl wirklich beide tun.“ Daraufhin schaut er Toda freundlich an und lächelt ihn an. Hiromus Herz fängt wieder an wie wild zu pochen und kann nicht anders, als Sharaku am Arm zu sich zu ziehen und ihn zu küssen. Aber als sich ihre Lippen dann kurz berühren, zuckt Hiromu nach hinten und schaut Sharaku mit einem schuldvollen Blick an. Sharaku kann es immer noch nicht realisieren, hält sich die rechte Hand vor dem Mund und schaut auf den Boden vor Scham. Er schämt sich nicht wegen Hiromu, er schämt sich dafür, dass er sich so dumm anstellt und wie eine Eissäule dastand, als Hiro-chan ihn küssen wollte. Toda senkt seinen Blick, dreht sich um und ruft ein: „Es tut mir Leid, ich war... etwas voreilig. Und... ach, es tut mir Leid. Entspann dich zu Hause... man sieht sich.“ Daraufhin läuft Hiromu in einem recht flinken Tempo die Straße entlang, um nach Hause zu kommen. Wieso hat er das gemacht? Wieso hat er Sharaku schon wieder in eine so missliche Situation gebracht? Er hat Schuldgefühle und würde sich am liebsten selbst ohrfeigen. „Verdammt, was soll Sharaku von dir denken? Dass du auf ihn stehst? Tu ich das denn?“, denkt sich Toda und ist ganz verwirrt. Er will so schnell wie es nur geht auf seinem Sofa entspannen. Sharaku steht noch immer etwas perplex da und weiß nicht so recht, was er mit dieser Reaktion von Hiromu anfangen soll. Wollte er ihn ärgern? Wollte er ihm zeigen, dass er ihn vielleicht liebt? Ja, liebt er ihn denn nun? Oder was ist bloß mit den Beiden los? Total verwirrt und in Gedanken versunken geht er zur Bahnstation... erst jetzt fällt ihm ein, wie er dort hinkommt. Wieso ist ihm das denn nur nicht früher eingefallen? War er so von der Situation in Hiromus Wohnung verwirrt? Oder sollten sie sich noch einmal treffen? Wollte das Schicksal ihnen einen Streich spielen und die ganze Situation noch verschlimmern? Ist die Situation denn überhaupt schlimmer geworden? Kobayashis Kopf platzt schier vor Fragen und er möchte einfach nur noch abschalten. An einer Ampel wartet er, bis er über den Zebrastreifen laufen kann. Es sind noch wenige Meter bis zur Bahnstation... allerdings sieht er gerade die Bahn, mit der er nach Hause fahren sollte, an sich vorbei sausen und er muss wohl oder übel 30 Minuten auf die Nächste warten. Endlich zeigt ihm die Ampel grünes Licht und er schlendert auf die andere Straßenseite. Ob Hiromu traurig ist? Hätte Sharaku ihm sagen sollen, dass dieser Annäherungsversuch nicht schlimm war? Hätte er ihm hinterher laufen sollen und nach ihm schauen sollen? Sharaku hält sich am Kopf und kann die Schmerzen kaum ertragen. So intensive Kopfschmerzen hat er nur, wenn er sich zu viele Sorgen macht oder wenn er sich zu viele Fragen stellt. Als sich Sharaku dann umschaut, bemerkt er, dass er bereits bei der Bahnstation angekommen ist – der große Japaner muss wohl so sehr in Gedanken versunken sein, dass er nichts mehr um sich herum bemerkt hat. Er bleibt also stehen und wartet ein wenig. Nach und nach bedrängt ihm das Gefühl, dass es die falsche Entscheidung war, zur Haltestelle zu laufen – er hätte bei Hiro-chan bleiben müssen, denn er sah so gekränkt und traurig aus, dass es Sharaku im Herz wehgetan hat. „Fast 15Uhr“, murmelt Sharaku, als er auf die Uhr schaut, die ihm schräg gegenüber steht, „Ich muss also noch 20 Minuten warten.“ Ihm wird etwas kalt, obwohl die Sonne scheint und es recht warm ist. Sharaku zittert. Aber ist ihm wirklich kalt oder ist es einfach die Ungewissheit, die ihn so nervös macht? Die Ungewissheit, wie es Toda denn nun geht. „Er wollte mich küssen.“, denkt sich Sharaku und errötet etwas, „Aber wieso denn nur?“ Sharaku schaut auf die Uhr ohne es zu merken... wie in Trance schaut er auf die Uhr und weiß nicht, wieso. „Ich muss es wissen! Ich muss ihn fragen!“, schießt es dann durch Sharakus Kopf und kurzerhand geht er los, um Toda zu besuchen. Ob Toda ihn überhaupt sehen will? Bei diesem Gedanken bleibt er kurz stehen und es schmerzt ihn so sehr. Sie sind doch beste Freunde, wieso sollte Toda ihn nicht sehen wollen? Wie gebissen, rennt Sharaku los, als müsste er damit sein Leben retten! Er rennt und will nur eins: Er will Toda fragen, wieso er ihn küssen wollte. Er muss sich vergewissern, er muss wissen, was sich zwischen den Beiden so verändert hat. Er will Toda nicht verlieren, weder als Freund noch als Bandmate, aber das Gefühl ihn verlieren zu können ist stärker als jemals zuvor und es schmerzt mehr als es jemals hätte geschmerzt haben können. Sharaku rennt über die Straße, fast hätte ihn ein Auto erwischt, doch das interessiert ihn nicht. Es interessiert ihn nicht, dass der Autofahrer ihm hinterher hupt und ihn beschimpft. Nichts interessiert ihn so sehr, wie die Antwort auf seine Frage „Warum“. Schnaufend und hechelnd rennt er weiter und es kam Sharaku vor, als hätte er nur eine Minute bis zur Haustür von Todas Wohnung gebraucht. Als er dann davor steht, zittert er so sehr, dass er das Gefühl hatte, gleich umzukippen. War es die Aufregung oder war es einfach die Anstrengung? Es kümmert ihn nicht und rücksichtslos klingelt er an Todas Klingel. Und Toda meldet sich erst nach einigen Minuten, wahrscheinlich hat er gezögert, weil er sich denken konnte, wer da vor seiner Tür steht. „Sharaku?“, fragt Toda dann und Sha-chan fühlt sich mit seiner Vermutung bestätigt. „Ja, ich bin’s. Bitte mach mir auf.“, antwortet Sharaku dann und versucht sich nicht anmerken zu lassen, dass er außer Atem ist. Und Toda lässt ihn herein. Irgendwie macht es Toda glücklich, dass Sharaku doch nicht nach Hause gegangen ist... dass er noch da ist und dass er ihn nochmals besucht. Als Sharaku dann bei Todas Wohnungstür angekommen ist, muss nochmals schnaufen, denn er hat es so eilig gehabt, dass er all die Treppen hoch gerannt ist. Hiromu lächelt leicht und fragt Sha-chan dann: „Was bringt dich denn hier her?“ Sharaku steht schnaufend vor Hiromu, will antworten und zeigt Toda mit ein paar Handzeichen, dass er, sobald er wieder genug Luft eingeatmet hat, ihm antworten wird. Toda findet Sharakus Atemlosigkeit sehr erheiternd, er bekommt schon wieder dieses Kribbeln und das Herzklopfen – das gefällt ihm immer besser, denn er hat sich daran gewöhnt. Einige Sekunden später hat sich Sharakus Atem wieder beruhigt und er antwortet im Hereinkommen: „Ich muss dich etwas Wichtiges fragen, Hiromu! Und du musst mir die Wahrheit sagen, egal was die Wahrheit sein mag!“ Bei dieser Aufforderung zuckt Toda zusammen und weiß nicht so recht, ob er sich vor der Frage ängstigen muss. Allerdings lässt er sich das nicht sonderlich anmerken und antwortet beim Schließen der Tür nur: „Dann schieß mal los, Sharaku.“ Plötzlich fängt Sharakus Herz an wie wild zu schlagen und ihm schießt das Blut in den Kopf. Vor Aufregung ballt er seine Hände zu Fäusten und lässt die Arme nach unten hängen, denn er fühlt sich schlagartig so kraftlos und schwach. Toda bemerkt, dass Sharaku sich sehr unwohl fühlt, geht dann zu ihm hin und legt beide Arme auf Sharakus Schulter, um ihm zu zeigen, dass er keine Angst haben muss. „Wieso wolltest du mich küssen? Wieso nur? Sag es mir! Du musst doch einen Grund haben, Toda!“, ruft Sharaku dann ziellos aus sich heraus, denn er schaut beschämt auf den Boden, weil er schon wieder errötet. Mit dieser Frage hatte Toda nicht gerechnet und auch er errötet. Wieso hat er das gemacht? Ja, wieso nur? Todas Herz schlägt unregelmäßig und wild, er kann es nicht mehr kontrollieren, aber er will es auch nicht. Er gibt sich diesem Gefühl hin und schließt die Augen. Genau überlegt er, was er antworten soll, denn das Letzte, was Hiromu erreichen will, ist, dass er Sharaku wieder zum Weinen bringt. „Genau genommen, weiß ich nicht, warum ich das tun wollte, Sharaku. Ich weiß es nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass sich unsere Beziehung sehr gewandelt hat, nur was aus ihr geworden ist, weiß ich auch nicht. Es tut mir Leid, wenn diese Antwort nicht das ist, was du dir erhofft hast, aber es ist das Ehrlichste, was ich dir sagen kann.“, genau das hat Toda gesagt und wollte noch mehr sagen. Aber er legt eine kurze Pause ein, um nochmals zu überlegen, was er sagen soll. Jedes Wort überdenkt er mehrfach, damit er Sharaku so glücklich wie nur möglich machen kann. „Was ich dir noch sagen kann, ist, dass ich dich ... so sehr mag, dass ich dir stundenlang ins Gesicht schauen könnte, damit ich in deinen Augen versinken kann, damit ich die Bewegungen deiner Lippen beobachten kann, damit ich bemerke, ob du wieder errötest... damit ich jedes Detail an deinem Gesicht bemerke. Ich weiß nicht, wieso es so ist, aber genau deswegen wollte ich dich küssen. Als ich gesehen hab, wie du mich mit deinen schönen Lippen angelächelt hast, als du mich mit deinen warmen und dunklen Augen angeschaut hast, da kam es über mich.“ Nachdem Toda das noch hinzugefügt hat, wusste auch Sharaku nicht mehr, was er sagen sollte. Es ist ihn nun klar geworden, wieso Hiromu das getan hat. Aber wahr haben will er es nicht. Hat sich Toda in ihn verliebt? Hat sich ihre tiefe Freundschaft wahrhaftig in Liebe verwandelt? Und liebt Sharaku Toda auch? Immerhin haben Beide Herzklopfen und ein Kribbeln im Bauch, wenn sie beieinander sind. Ist das Liebe? Sharaku hat das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Ihm wird ganz schwarz vor den Augen, deswegen klammert sich an Todas Armen, um nicht umzukippen. Besorgt hält Toda den Blondschopf fest und fragt: „Ist alles ok? War das Treppensteigen zuviel für dich? Sharaku, sag mir, ist alles in Ordnung?“ Toda wird beinahe panisch und hält Sharaku noch fester, als würde er wie Eis in seinen Händen schmelzen und davon fließen. „Bitte, bring mich zum Sofa, Hiromu, ich ... mir ist schwindelig.“, stammelt Sharaku noch und hält sich an Toda fest, dass es beinahe so aussieht, als würde er ihn umarmen. Toda ist noch besorgter und schnappt Sharaku, trägt ihn dann auf Händen zum Sofa und legt ihn sanft hin. „Soll ich dir Wasser holen? Soll ich irgendwas machen? Sag’s mir.“, ruft Toda dann in seiner Besorgtheit und Sharaku muss auflachen. Weil Hiromu ihn verwundert anschaut und nicht verstehen kann, wie er in einer solchen Situation nur lachen kann, entgegnet Sharaku: „Das erinnert mich daran, wie es dir schlecht ging bei mir. Damals war ich derjenige, dem die Panik gepackt hat und der nicht wusste, was zu tun ist... weißt du noch?“ Und tatsächlich kann sich Toda daran erinnern... aber es ist ihm noch immer peinlich, dass es ihm so schlecht vor Sharaku ging. Er nickt und antwortet: „Ja, jetzt bin ich derjenige, der sich wie ein Verrückter aufführt.“ Und lächelt Sharaku herzlich an. Dabei streichelt er Sharakus Gesicht und erhofft sich, dass es diesem dann besser geht. Kobayashi fühlt sich so wohl bei Toda, dass er die Augen schließt und sich völlig entspannen kann. Er tastet nach Todas freier Hand und hält sie fest. Hiromu lehnt seinen Kopf an Sharakus Stirn und streichelt Sha-chans linke Backe. „Geht es dir ein wenig besser oder soll ich dir doch noch Wasser holen?“, fragt Toda dann und ist noch immer besorgt, wie es denn seinem kleinen Voicecorder geht. Ja, seinem kleinen Voicecorder. Sharaku schüttelt den Kopf und antwortet: „Ist in Ordnung, Toda... ich denk, dass es einfach nur vom Treppensteigen kam und dass ich mich nur hinlegen muss.“ Hiromu kann nicht anders, als dem Blondschopf in die Augen zu schauen... Sharaku bemerkt dies und fragt sich, ob er sich dieses Mal nochmals trauen würde, ihn zu küssen – aber dann auch richtig! Er soll ihn zu sich zerren, ihn fest an deinen Körper drücken und ihn innig küssen, bis beide atemlos aufhören würden. Bei diesem Gedanken errötet Sharaku und er schaut weg. Hiromu bemerkt das und fragt Sharaku: „Ist was?“ dabei bewegt er seinen Kopf ganz nah an Sharakus linke Backe, auf die er dann seine Lippen liegen lässt. Sharaku bekommt eine Gänsehaut und zuckt zusammen, weil Hiromu denkt, dass Sharaku sich wieder erschrocken hat, will er ihm ausweichen. Sharaku wiederum schnappt Toda bei seinen Schultern und zwingt ihn dazu, sein Gesicht nochmals auf seine Backe zu legen – dieses Gefühl hat ihm so sehr gefallen, dass er es nochmals vernehmen will. Hiromu, der etwas irritiert ist, lässt sich dann einfach von Sharaku führen und legt nochmals seine Lippen auf Sharakus Backe und haucht: „Und ich dachte, du wolltest das nicht.“ Sharakus Gänsehaut wird noch schlimmer; auch sein Herz klopft schneller, was Toda bemerkt. Deshalb legt dieser seine rechte Hand auf Sharakus Brust und flüstert in dessen Ohr: „Beruhig dich doch, es ist nichts dabei.“ Weil Hiromu so sanft in Sharakus Ohr reingeraunt hat, muss Sharaku kurz aufstöhnen, hält sich dann aber den Mund zu und schämt sich etwas. Auf diese Reaktion war Hiromu nicht vorbereitet, deswegen hebt er seinen Kopf und fragt Sharaku, ob er denn aufhören soll. Sharaku aber weiß nicht so recht, was er antworten soll... einerseits gefällt es ihm, wenn Toda so nah bei ihm ist und ihm auf seine Haut haucht, andererseits ist es ihm peinlich, dass er deswegen aufstöhnen muss. Deswegen zieht Sharaku Toda zu sich und sagt: „Ich ... will vorerst nur, dass du bei mir bist.“ Sharaku klammert sich an Toda und umarmt ihn so sehr, dass Toda fast keine Luft bekommt. Eine Weile liegen Beide so da – Arm in Arm auf dem Sofa. Sharaku fühlt sich schon viel besser, dennoch will er nicht gehen. Er will Todas Geruch vernehmen, ihm gefällt Todas Geruch sehr. Also drückt Sharaku sein Gesicht an Todas Hals und atmet tief mit der Nase ein. Auf einmal hat er wieder dieses Kribbeln im Bauch – auch Toda gefällt es, wenn sich Sharakus Nase an seinem Hals befindet, auch wenn es ihn ein wenig kitzelt. Hiromu kann es kaum fassen, dass Sharaku ihn so nah an sich gezogen hat und dass er so nah auf seinem Körper liegt – es macht ihn nichts mehr aus, wenn er bedenkt, was Fukusuke oder Ittsumii von den Beiden denken könnten, es kümmert ihn nicht, denn er ist so glücklich, wenn er den kleinen Sharaku bei sich hat... na gut, den körperlich größeren Sharaku. Er stütz sich ab und schaut Sharaku an, bewundert seinen süßen Gesichtsausdruck und dass er etwas rot geworden ist. Als Sharaku dann auf die Uhr, die an der Wand gegenüber hängt, schaut und bemerkt, dass es schon fast 17 Uhr ist, schreckt er auf und stößt somit Hiromu von sich weg, Leicht irritiert beobachtet Hiromu Sha-chan und fragt ihn vorsichtig: „Was ist denn?“ Doch Sharaku ist noch immer panisch und sucht nach seiner Tasche, die er im Flur hat liegen lassen, als er seinen Schwächeanfall bekam und es nicht einmal bemerkt hat. Erst einige Sekunden später realisiert er, dass Toda mit ihm gesprochen hat und antwortet: „Ich hab noch ein Treffen mit meinen Bandmates von metronome! Das hab ich ganz vergessen! Es sollte gegen 17:25 stattfinden, aber wenn ich jetzt losgehe, werd ich erst kurz vor 18 Uhr ankommen! Fukusuke wird mir den Kopf abreißen!“ Hiromu ist etwas sauer auf sich, weil er genau weiß, dass Sharaku nur zu spät kommen wird, weil er ihn mehr oder minder nicht vom Sofa hat weggehen lassen. „Sorry, Sharaku, ich bin wohl Schuld daran, dass du nun Ärger bekommst. Soll ich Fukusuke anrufen und ihm sagen, dass es dir nicht gut ging?“, entgegnet Toda in einem besorgten Tonfall. Sharaku schreckt auf, als er den Namen „Fukusuke“ vernimmt und ihm fällt ein, dass Fukusuke sowieso etwas Falsches von den Beiden denkt... aber sind Fukusukes Gedanken denn so falsch? Verwirrt starrt Sharaku auf den Boden und antwortet erst verzögert: „Sag ihm, dass ich mich gerade auf dem Weg gemacht hab und... dass ich fast ohnmächtig war... oder so was in der Art.“ Währenddessen rennt er in den Flur und schnappt seine Tasche... nun wäre er bereit zu gehen... aber er will nicht. Er will Toda nicht alleine lassen. Sharaku dreht sich zu Toda und schaut ihn mit einem schmerzerfüllten Blick an. Toda hingegen lächelt scheinbar glücklich und schlendert zu Sharaku. Mit dem Handy in der Hand steht er dann vor ihm und sagt: „Na los, worauf wartest du noch? Nicht, dass du noch später kommst, als du es jetzt schon tust, Sha-chan!“ Seine Aussage hatte etwas Ermahnendes... fast so, als würde der große Bruder dem Kleinen sagen, was zu tun ist. Daraufhin schaut Sharaku beschämt zu Toda auf und ohne ein Wort zu sagen, umarmt er ihn mit voller Wucht, dass sich Toda fast nicht mehr auf seinen Beinen halten konnte. Verwundert schaut Toda Sharaku an, soweit er ihn noch sehen konnte und wunder sich, wieso er das getan hat. „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder, Hiro-chan! Dann können wir noch gründlicher über die Situation reden, nicht?“, flüstert Sharaku dann in Todas Ohr, was ihm leichte Gänsehaut beschert. Hiromu nickt nur und drückt Sharaku zu sich. Kurz darauf reißt sich Sharaku los und ruft Hiromu noch hinterher „Bis bald, und meld dich bei mir!“, als er aus der Tür raushuscht und sie zuwirft. Nun ist Toda wieder alleine und würde Sharaku am liebsten begleiten... damit Beide nicht so einsam sind. Er seufzt und schaut sich in seiner Wohnung um... beinahe hat er vergessen, dass er Fukusuke noch Bescheid geben muss und tippt genau just in diesem Moment seine Nummer ab, damit er es ihm mitteilen kann, bevor er es wieder vergisst. Dann hört Toda wenigstes noch Fukusukes Stimme – so einsam fühlt er sich, dass er sogar gerne mit Fukusuke reden möchte. Gedankenversunken horcht Toda, ob das Tuten des Telefons bald aufhören und Fukusuke sich dann melden würde. Kapitel 6: Kimi wa suteki ------------------------- „Oh nein! So ein Mist aber auch!“, brüllt Sharaku, als er so schnell er nur konnte, zur Bahnhaltestelle gerannt ist, um die Bahn zu Fukusukes Wohnung zu bekommen. Besagte Bahn rollt soeben los und Sharaku ärgert sich schier zu Tode. Es war so knapp, dass er die Tür fast aufhalten konnte, aber dann ging sie zu und er ist zurückgezuckt, damit seine Finger nicht in die Tür eingeklemmt würden. Vor Rage denkt er zuerst nicht daran, Fukusuke anzurufen, dass er die Bahn soeben verpasst hat; als er sich dann aber etwas beruhigt hat, kramt er nach seinem Handy in seiner Tasche. „Er reißt mir den Kopf ab, er wird mich töten und er wird wieder denken, dass Toda und ich sonst was gemacht haben... waaaah! Das ist zum verrückt werden!“, ruft Sharaku in seiner Panik aus und bemerkt nicht, dass noch andere Menschen um ihn herum stehen und ihn hören können und als er es dann merkt, wird er etwas rot und ihm ist es peinlich... Nach einer Weile findet er das Handy und sucht sofort Fukusukes Nummer, dabei schaut er kurz auf die Anzeigetafel, wann denn die nächste Bahn ankommen wird, die ihn zu Fukusuke bringen kann – es sind noch 20 Minuten... das heißt, er wird erst nach 18 Uhr ankommen, dabei sollte er schon längst dort aufgekreuzt sein. Kobayashi hat bereits die Nummer gewählt und ist so versunken in seinen Gedanken, dass er nicht bemerkt hat, dass sich Fukusuke schon seit einigen Sekunden gemeldet hat. „Sharaku? Du bist es doch?“, sagt Fukusuke dann und man kann seine Verwirrtheit raushören. „Äh, ja, ich bin’s – ich hab leider gerade die Bahn verpasst, dabei bin ich losgerannt! Es tut mir leid, dass ihr so lange auf mich warten müsst.“, antwortet Sharaku und schaut zu Boden, weil er genau weiß, wie wichtig für Fukusuke Pünktlichkeit ist. Sofort entgegnet Fukusuke: „Ist schon gut, Sha-chan! Toda hat mich bereits informiert und auch er hat gesagt, dass du die Bahn wohl oder übel verpassen wirst, weil du zu spät seine Wohnung verlassen hast. Geht es dir auch wirklich gut? Toda meinte ja, dass du fast umgekippt bist!“ Als er dann den Namen „Toda“ hört, zuckt er kurz zusammen, wird rot und versucht sich das Stammeln zu verkneifen, was ihm aber nicht sonderlich gut gelingt, denn er sagt: „Also... es geht mir besser... ich bin nur zu schnell die Treppe hoch gerannt, weil ich es eilig hatte... das war also mein Fehler... und... Toda hat mir dann gesagt, dass ich mich kurz ausruhen soll... das hat mir gut getan.“ Fukusuke muss leicht kichern, aber es war laut genug, dass Sharaku es hören konnte und ganz verdutzt war. „Also hat Toda die Krankenschwester für dich gespielt, wie sonst nur bei Muchi? Oder hat er dich auf eine andere Art und Weise wieder aufgepäppelt?“ Als Fukusuke das gesagt hat, kann Sharaku noch leises Gekicher im Hintergrund hören... es klang nach den anderen Bandmates von metronome... und genau das macht Sharaku unsagbar wütend. Wie können seine Kumpels nur solche Gedanken hegen und sich dann noch über ihn lustig machen, obwohl es ihm so schlecht ging. Nein, das konnte er nicht auf sich sitzen lassen und urplötzlich schreit Sharaku ins Handy: „Was erlaubt ihr euch? Was unterstellt ihr mir und was unterstellt ihr Toda?“ Er macht eine kurze Pause und kann nicht anders, als zu weinen. Als er sich dann gefasst hat, schreit er sogar noch lauter ins Handy rein: „Ich hab euch für meine Freunde gehalten, ich hab gedacht, ihr würdet zu mir stehen! Aber nur weil es mir schlecht ging, müsst ihr solche Vermutungen aufstellen! Ich... ich... ich hasse euch!“ Dann legt er auf. Als Sharaku aufgelegt hat, war Fukusuke sehr verwirrt und eingeschüchtert. Er schaut aufs Telefon und wusste nicht, was er sagen sollte. Die anderen Bandmates schauen ihn an und hatten so eine Ahnung, dass Sharaku wohl aus der Haut gefahren ist. Fukusuke versucht dann Sharaku zu erreichen und sich bei ihm zu entschuldigen, aber er geht nicht ran. Das Meeting kann er nun vergessen, denn so sauer wie Sha-chan war, würde er sicherlich nicht mehr hier auftauchen. Und genau das ist es, was Sharaku auch tut: Er wartet nun auf seine Bahn nach Hause. Er hat es so satt, dass alle ihm sein Leben noch schwerer machen müssen, als es schon ist. Denn die Sache mit Toda ist bei weitem nicht geklärt und Sharaku muss sich nun entspannen und abschalten. Es ist so viel geschehen in den letzten Tagen, dass er einfach von nichts und niemandem mehr etwas hören möchte. Deshalb nimmt er sein Handy und schaltet es ab. Seine Bahn rollt gerade an, was ihn etwas erleichtert, denn dann ist er umso schneller zu Hause und kann sich vor sein Laptop hinsetzen. Die Türen gehen auf und der Blondschopf steigt ein, setzt sich auf den nächst bestem Platz und verschränkt seine Arme so vor seiner Brust, als würde er allen zeigen wollen, wie sauer und beleidigt er ist. Die Bahn fährt los und Sharaku schaut aus dem Fenster. Währenddessen ist Toda wieder vor seinem Laptop und versucht Einzelheiten an dem neu komponierten Lied zu verbessern. Aus einem unersichtlichen Grund kann er sich nicht konzentrieren... aber es ist nicht wegen Sharaku, wie sonst immer. Irgendetwas gibt ihm das Gefühl, dass etwas vorgefallen sein muss zwischen metronome... irgendwie hat er das Gefühl und weiß nicht, wie er es loswerden kann. Er tippt ein wenig auf dem Laptop rum, verändert dann etwas an dem Song und schließlich speichert er es und geht weg von seinem Laptop. Gerade wollte er ins Wohnzimmer gehen, als sein Handy klingelt – aber wo hat er es nur hingelegt? Er geht in den Flur und sucht es dort auf ein paar Ablagestellen, aber er findet es nicht. Dann durchstöbert er seine Tasche, die an der Garderobe hängt und findet es endlich. „Hiromu Toda.“ So meldet sich Toda am Handy, obwohl er gesehen hat, dass es Fukusuke ist. Es könnte aber auch sein, dass er es gemacht hat, gerade weil es Fukusuke ist. Verwirrt antwortet Fukusuke dann: „Ist Sharaku bei dir?“ Fukusukes Tonfall klang besorgt und genau dieses Gefühl überkommt Toda nun. „Nein. Wieso? Ist er nicht bei euch? Er sollte doch auf dem Weg sein. Ist was passiert?“ Bei dieser Reaktion von Toda konnte Fukusuke nicht mehr anders, als ihm die Wahrheit zu sagen. Er ahnt es einfach, er ahnt, dass sich zwischen Toda und Sharaku einiges verändert hat, aber er wollte Toda nicht beleidigen, dafür hatte er zuviel Respekt vor ihm. Toda kann nicht sehen, dass Fukusuke beschämt auf den Boden schaut und dann antwortet er: „Er hat sich bei mir gemeldet und hat gesagt, dass er sehr spät erscheinen würde... dann hab ich ihm nach seinem Gesundheitszustand gefragt und er hat mir eben dasselbe gesagt wie du. Aber... ich konnte nicht anders, ich musste ihn etwas ärgern. Das hab ich nicht so gemeint, aber er ist sofort aufgesprungen wie ein Gebissener und hat mich angeschrieen... ich denke, dass er nach Hause gegangen ist... dann versuch ich es bei ihm auf dem Festnetz.“ Genau jetzt wollte sich Fukusuke verabschieden von Toda, um einigen Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen, doch Toda reagiert schnell und spring Fukusuke ins Wort rein: „Was hast du denn Sharaku gesagt, dass er so wütend ist? Was hast du ihm denn an den Kopf geworfen, Fukusuke, sag es mir!“ Fukusuke weiß genau, dass er froh sein kann, dass das ein Telefonat ist und dass er Toda nicht gegenüber steht, denn man konnte sehr genau seine Wut und seinen Zorn raushören, und tatsächlich, Toda ist fuchsteufelswild. Er ballt seine Fäuste und starrt voller Wut die Wand an, die ihm gegenüber steht. Geduldig ist er nicht und schreit ins Telefon: „Sag es mir sofort, oder ich garantier dir für nichts!“ Genau solche Reaktionen waren es, die so offensichtlich gezeigt haben, dass Todas Freundschaft zu Sharaku sich verändert hat, dennoch fasst sich Fukusuke und sagt: „Ich hab ihn gefragt, ob du seine Krankenschwester gespielt hast, wie du es sonst bei Muchi tust.“ Aber den Rest will er ihm nicht sagen, das würde Hiromu nur so wütend machen, dass er höchstpersönlich bei Fukusuke antanzen würde und ihn gegen die Wand schlagen und treten würde. Soviel ist sicher. Hiromu will aber nicht weiter nachfragen, weil er genau weiß, dass das nicht die volle Wahrheit war, aber was bringt es ihm, Fukusuke auszuquetschen? Die Stille am Telefon macht Beide nervös, aber Fukusuke bricht die Stille und sagt: „Es tut mir ja leid, aber er meldet sich nun auch nicht mehr auf dem Handy, wie soll ich mich entschuldigen? Und du, Toda, sei mir nicht böse, ja? Ich hab das ja nicht ernst gemeint.“ Toda ist es nun egal, was Fukusuke da von sich gibt, um sich zu verteidigen. Er will nur von Sharaku wissen, was denn noch vorgefallen ist. Das Telefonat ist für Toda so irrelevant, wie es Fukusuke für ihn ist, deshalb ruft er ins Telefon: „Schon ok, Fukusuke, erspar dir die Heuchlerei und kümmer dich um meto! Man hört sich.“ Und er legt auf. Fukusuke wollte noch etwas sagen, aber durch Todas Reaktion hat er es vergessen und legt sein Handy zur Seite. Nervös läuft Toda durch seine Wohnung. Soll er Sha-chan anrufen und ihn fragen, wie es ihm geht? Soll er ihn besuchen kommen? Soll er zu Fukusuke fahren und ihm ein paar Rippen brechen? Nein, das alles klingt so undurchdacht... genau deswegen setzt er sich vorerst auf das Sofa und versucht einen klaren Gedanken zu fassen. Er versucht auf eine bessere Idee zu kommen... aber vor Wut fällt ihm nichts mehr ein. Ja, er ist wütend auf Fukusuke, denn er weiß ganz genau, wie sehr solche Äußerungen Sharaku kränken können, das weiß sogar Toda! Aber dass er das „aus einem Scherz heraus“ dann doch getan hat, ist für Toda unbegreiflich, ja, schon fast kindisch und beschränkt. Toda schaut die Wand an und gedankenlos wie er ist, zwingt er sich, an etwas zu denken – auch wenn es Fukusuke sein soll. Aber sein Kopf ist so voll und leer zugleich. Vorerst lehnt sich Toda zurück aufs Sofa und versucht seine Wut zu zähmen. Sharaku steigt gerade aus seiner Bahn aus und ist auf dem nach Hause Weg. Schlendernd geht er die Station entlang und denkt darüber nach, ob es eine richtige Entscheidung war, nach Hause zu gehen. Seine Bandmates sitzen nun ohne ihn da und können auch nicht richtig proben, wie denn auch ohne den Voicecorder? Ja, er hat ein schlechtes Gewissen und denkt sogar darüber nach, doch zu Fukusuke zu fahren. Aber dann erinnert er sich wieder daran, wie sie gekichert haben und wie sie sich lustig gemacht haben, genau das hindert ihn daran, zu Fuku-chan zu fahren. Sharaku ist so in Gedanken versunken, dass er fast die Straße verpasst hat, in der er rechts abbiegen muss, um nach Hause zu kommen. Es hat ihn verletzt, dass seine so genannten Freunde so reagiert haben, es hat ihm wehgetan, dass sie so auf der Sache rumhacken. Was würden sie tun, wenn sich eine Art Liebesbeziehung zwischen Toda und ihm entwickeln würde? Würden sie Beide verachten oder sich zumindest über sie belustigen? Dieser Gedanke schockiert Sharaku so sehr, dass er nicht weiß, ob er es Fukusuke und den Anderen verheimlichen soll, was sich bei ihm und Hiromu entwickelt. Bei diesem Punkt will er nicht mehr nachdenken, das sei zu weit hergeholt und weil er vor seiner Haustür steht, kramt er den Schlüssel raus und schließt sich die Tür auf. Nachdem er die Treppen bewältigt hat, schließt er auch seine Wohnungstür auf und huscht hinein. Beim Schließen der Tür schaltet er kurz das Handy an und sieht, dass Fukusuke 5-mal versucht hat ihn zu erreichen. Also schaltet er es bewusst nochmals aus. Er will nichts von ihm hören, er will einfach nur entspannen. Weil er ahnt, dass Fukusuke es auch auf seinem Festnetz probieren würde, zieht er den Stecker des Telefons raus und geht an seinen Laptop. Sharaku schaltet ihn an und setzt sich hin. Er vernimmt eine solche Entspannung, die er schon seit langem nicht mehr empfunden hat, er genießt es und schließt die Augen, damit er für kurze Zeit den ganzen Trott vergessen kann. Toda muss eingenickt sein, denn aus einem unruhigen Schlaf erwacht er und schaut sich um. Was er geträumt hat, weiß er nicht, aber noch immer denkt er an Sharaku und will wissen, was denn nun los ist. Er schnappt sich also doch das Handy und ruft bei Sharaku aufs Handy an... die Mailbox geht ran, er hat es also immer noch ausgeschalten... Kurzerhand wählt er dann die Festnetznummer und auch die ist nicht zu erreichen. Ob Sharaku so sauer ist? Ist er so gekränkt? Dieser Gedanke löst in Todas Körper einen Schmerz aus, wie er ihn noch nie vernommen hat. Es schmerzt überall und er würde am liebsten aus dem Fenster springen, weil er nicht weiß, was los ist. Er hält es nicht aus! Er muss zu Sharaku fahren, sofort! Er muss ihn wenigstens sehen, auch wenn er niemanden bei sich haben möchte, er will sich nur vergewissern, dass es ihm gut geht. Er schnappt mal wieder seine Tasche und rennt aus seiner Wohnung. Die Wohnungstür knallt zu und Toda ist schon auf dem Weg zur Bahnstation. Solch ein Glück hatte Toda schon lange nicht mehr, denn genau als er ankommt, stand die Bahn, die zu Sharaku fährt, schon da und er kann noch hineinsprinten. Als sie dann losfährt, torkelt er zu einem freien Sitzplatz und schnauft erstmal. Die Leute um ihn herum schauen ihn komisch an, weil es so aussieht, als würde Toda einen Anfall bekommen, weil er so gerannt ist. Ja, Toda ist nicht gerade eine Sportskanone. Nichtsdestotrotz ignoriert er die Blicke und versucht sich zu beruhigen, denn er will Sharaku nicht noch mehr Aufregung antun, als er es schon durchmachen muss. Gespannt beobachtet Hiromu die Anzeigetafel, auf der die Haltestellen markiert sind und will so schnell wie nur möglich bei Sharaku sein – am besten sofort! In Sharakus Wohnung ist es totenstill, was daran liegt, dass er vor seinem Laptop sitzt und nichts, aber auch gar nichts auf dem Laptop macht. Er schreibt nichts, er komponiert nicht, er surft nicht im Internet, er sitzt einfach davor und gafft den Bildschirm an. Gedankenversunken, wie schon den ganzen Tag. Es kullern ihm ein paar Tränen runter, denn wenn er darüber nachdenkt, was Fukusuke gesagt hat, schmerzt es ihn noch immer und er will es einfach aus seinem Kopf haben, einfach nur raus damit! Er schaut auf die Uhr... es ist bereits 20 Uhr vorbei und er ist so müde, dass er am liebsten ins Bett fallen würde. Sha-chan beschließt aber noch Bilder auf seinem Laptop anzuschauen. Als er den Ordner öffnet, bemerkt er, dass er ziemlich viele Bilder von Fukusuke und Toda hat... ein Bild macht ihn ganz traurig, denn auf diesem Bild sind er und Fukusuke zu sehen. Aber das ist nicht der einzige Grund für Sharakus Emotionsausbruch: Das Foto entstand an dem Tag, als Sharaku und Fukusuke ihre Band metronome gegründet haben – natürlich sind die Anderen auch zu sehen, dennoch bedeutet es Sharaku mehr, dass Fukusuke auf diesem Bild seinen rechten Arm auf Sha-chans Schulter gelegt hat und sie sich wie Brüder festhalten und genauso glücklich zur Kamera schauen. Ja, dieses Foto rührt ihn so sehr, dass nochmals Tränen aus seinen Augen fließen, aber dieses Mal kann er sich nicht mehr zwingen, nicht zu weinen. Dieses Mal lässt er einfach Träne für Träne auf seinen Schreibtisch fallen und beißt sich auf die Lippe, weil er es so sehr bereut, Fukusuke zu sagen, dass er ihn hasst. Er hat ihn nie gehasst. Und genau in diesem Moment geht Sharakus Tür auf und vor Schreck steht er auf – es ist Hiromu. Beide schauen sich verwundert an. Sharaku ist so überrascht, dass er sich an seinem Stuhl klammert, damit Toda nicht bemerkt, was für weiche Knie er hat. „Was... was machst du hier? Wie bist du hier rein gekommen, Hiro-chan?“, ruft Sharaku dann und bemerkt, dass seine Stimme gezittert hat. Toda hat einen irritierten Gesichtsausdruck und sagt: „Nun ja... als ich unten an der Haustür stand, ist gerade ein Nachbar von dir angekommen und hat mir die Tür aufgeschlossen. Und als ich dann bei dir war, hab ich gesehen, dass deine Tür nicht ganz geschlossen war. Deshalb bin ich rein gekommen... ich hoffe, dass es dich nicht stört, wenn doch, dann geh ich.“ Sharaku ist immer noch von der Tatsache irritiert, dass Toda vor ihm steht, dennoch reißt er sich zusammen und sagt: „Ach so... aber nein! Du kannst ruhig bleiben! Hat dein Besuch denn einen Grund?“ Sharaku lächelt und reibt sich das Gesicht so, dass es Hiromu nicht auffallen müsste, wie sehr er geweint hat. Aber Hiromu hat es bereits bemerkt, als sich Beide angeschaut haben, deshalb geht er zu ihm hin und nimmt seine Hand: „Fukusuke hat sich bei mir gemeldet und hat gefragt, ob du da seiest. Das warst du ja nicht und ich hab mir Sorgen gemacht, was denn passiert sei. Dann hat er mir auch erzählt, was er dir gesagt hat... ich würde ihm am liebsten alle Innereien rausreißen!“ Als er das sagt, wischt er mit seiner freien Hand Sharakus Tränen weg und legt dann diese Hand auf Sha-chans rechte Schulter. Von Todas Worten eingeschüchtert, schaut Sharaku auf den Boden und fragt: „Deswegen bist du zu mir gekommen? Sei doch kein Narr! Als ob mir das was ausmachen würde.“ Hiromu musste kichern und entgegnet Sharaku dann freundlich: „Ich seh doch, dass es dir was ausmacht... du schaust dir Fotos von Fukusuke und dir an und du weinst.“ Nun ist es Sharaku noch peinlicher, weil Toda ausgesprochen hat, dass er geweint hat... er kommt sich vor wie ein Kind. Sharaku errötet und blickt noch immer den Boden an. „Aber sonst geht es dir gut? Ich hab mir solche Sorgen gemacht, Sha-chan, das kannst du dir nicht vorstellen.“, sagt Toda dann und streichelt Sharakus Kopf sanft, wie man es sonst mit einem Haustier macht. Es ist still, Sharaku nickt kurz und umarmt Toda. Diese Nähe braucht er jetzt, denn es ist das Einzige, was ihn aufmuntern könnte... er will einfach nur mit Toda entspannen und seine Nähe vernehmen. Sharakus eilige Entscheidung, Toda zu umarmen, hat den Schwarzhaarigen etwas verwirrt, dennoch schließt er den Voicecorder in seinen Armen und drückt ihn ganz nah an sich, weil er weiß, wie sehr Sharaku diese Nähe braucht. Es verging vielleicht eine Minute, als die Beiden noch immer umarmend vor Sharakus Schreibtisch stehen. „Ich hab dich vermisst, Hiro-chan, du weißt gar nicht, wie sehr du mir gefehlt hast.“, erwähnt Sharaku und er ist den Tränen nahe, weil er zurzeit immer nur negative Erlebnisse hat – oder er ist einfach nur alleine, was ihn sehr stört. Hiromu lächelt, als er Sharakus Aussage vernommen hat, er schließt die Augen und antwortet mit einer sanften Stimme: „Ich weiß, dasselbe hab ich auch empfunden, Sha-chan. Aber jetzt bin ich ja da, also sei nicht traurig, ja?“ Dabei streichelt Toda nochmals Sharakus blonde Haare und gibt ihm sogar ein Küsschen auf den Kopf. Davon überrascht, schaut Sharaku verschreckt auf und nähert sich Todas Gesicht insofern, dass sie sich hätten küssen müssen. „Sollen wir denn nicht reden?“, fragt Hiromu dann und deutet an, dass er sich ins Wohnzimmer hinsetzen mag. Sharaku nickt und errötet bei dem Gedanken, dass er wieder über seine Gefühle zu Toda reden muss. Schon wieder hat er dieses Kribbeln im Bauch und sein Gesicht fühlt sich heiß und rot an – hoffentlich wird Toda ihm seine Aufregung nicht anmerken. Als sie sich hinsetzen, fängt Hiromu die Konversation an: „Sei doch mal ehrlich... du hasst Fukusuke nicht, oder?“ Dieses Thema hat Sharaku nicht erwartet, dennoch improvisiert er und antwortet: „Wieso denkst du, dass ich ihn hasse?“ Lächelnd und mit starrem Blick entgegnet Toda dann: „Das hat mir Fukusuke erzählt... na ja, er hat es mir angedeutet.“ Sharaku ist es sehr unangenehm, darüber zu reden, deshalb will er vorerst ablenken und fragt Hiromu aus heiterem Himmel: „Willst du was zum Trinken? Soll ich dir was bringen?“ Hiromu nickt und als Sharaku aufsteht, um in die Küche zu gehen, ruft er hinterher: „Wenn’s geht, will ich eine Coke!“ Und genau das bringt Sharaku Hiromu auch – aber für sich selber hat er nichts mitgenommen. Über diese Tatsache stutz Hiro-chan ein wenig, aber er sagt nichts und will weiter das Thema „Fukusuke“ besprechen. „Willst du denn nicht mit ihm reden? Ihr seid so lange die besten Freunde, Sha-chan, es wäre echt ein Jammer, wenn ihr euch wegen einer Kleinigkeit wie dieser hier zerstreiten würdet! Denk an meto!“, sagt Toda und Sharaku entgegnet sofort in einem recht harschen Ton: „Wie bitte? Kleinigkeit? Er hat uns beleidigt! Und das nennst du eine Kleinigkeit?“ Genau in diesem Moment, hilft es weiter, dass Toda eine kühle Person ist. Er regt sich nicht auf, wie Sharaku es tut, er denkt nach und antwortet dann leicht stichelnd: „Ja, ist es denn eine Beleidigung gewesen? Ich hab dich doch auf meine Art und Weise aufgepäppelt... was genau ich gemacht haben soll, hat Fukusuke ja nicht erwähnt... denkst du wirklich, dass er im Unrecht ist? Denkst du das?“ Sharaku fühlt sich auf einmal in die Enge getrieben und kann nicht so recht antworten... Toda hat ja Recht: Beide haben sich auf dem Sofa entspannt und ja, sie waren sich körperlich sehr nahe... Fukusuke hatte Recht. Nur, der springende Punkt war, dass Fukusuke es hätte schöner ausdrücken können. Beide schauen sich an und um die Stille zu durchbrechen, pariert Sharaku dann: „Du magst zwar Recht haben damit, dass Fukusuke keine Lügen erzählt hat, aber findest du nicht auch, dass sein Tonfall auch ein Anderer hätte sein können? Und dass er und die Anderen von meto gelacht haben, das weißt du doch auch, eh!?“ Nein, das wusste Toda natürlich nicht. Davon hat Fukusuke kein Sterbenswörtchen verloren! Hiromu weiß nicht so recht, was er nun sagen soll. Er ignoriert das einfach und sagt: „Ja, die Wortwahl war bestimmt eine Falsche. Aber er wollte einfach lustig sein, du kennst ihn doch. Der alte Bandclown!“ Sharaku schweigt... er kann nicht einmal nachdenken, wenn er mit Toda auf dem Sofa sitzt. Denn er muss die ganze Zeit daran denken, wie die Beiden erst heute so gemütlich auf dem Sofa lagen und die gemeinsame Zeit genossen haben. Gedankenverloren schaut Sharaku auf den Boden und lenkt Todas ganze Aufmerksamkeit auf sich, weil Hiromu nicht so sicher ist, wieso sein Blondschopf so still ist. „Hey... was ist?“, sagt der Macintosh schlussendlich und schaut Sharaku ins Gesicht. „Ich rede mit ihm... aber... morgen noch nicht. Ich brauch noch etwas Zeit, um meine Wut zu verarbeiten. Bist du zufrieden?“, entgegnet Sharaku und schaut Toda nicht an. Kichernd und schmunzelnd legt Toda seinen rechten Arm auf Sharakus Schulter und sagt: „Ob ich zufrieden bin? Es geht hier um deine Freundschaft zu Fukusuke! Mich geht das nichts an!“ Und Sharaku muss sofort an das Foto denken, auf welchem er und Fukusuke zu sehen sind. Er muss daran denken, wie Fukusuke auch seinen Arm so auf Sharakus Schultern gelegt hat... wie Toda es nun tut. Sharaku lächelt verkrampft und zwingt sich, nicht zu weinen, er schaut Hiromu an und flüstert: „Danke. Du bist zu gut zu mir.“ Beide erröten ein wenig, dennoch antwortet Toda sehr leise: „Bedank dich nicht.“ Und legt seinen Kopf an Sharakus Schläfe. „Ich... würde noch gerne ein viel wichtigeres Thema besprechen, Hiro-chan!“ „Ach so? Und das wäre?“, antwortet Toda. „Nun ja..“. sagt Sharaku dann und macht ein beschämtes Gesicht, „Die Sache zwischen uns... ich... wollte noch mit dir darüber reden.“ Es wird still und Hiromu entfernt seinen Arm von Sharakus Schulter, um ihm gegenüber seriös zu erscheinen. Er will Sharaku einfach zeigen, dass ihm viel an dieses Gespräch liegt, deshalb antwortet er auch: „Ja, schieß los! Was willst du wissen?“ Man kann das Ticken der Wanduhr vernehmen, so still ist es in Sharakus Wohnzimmer. Genau überlegt sich der Voicecorder, was er nun sagen wird. Wo soll er nur anfangen? Es ist so schwer, einen Anfang zu finden in diesem Wirrwarr. Plötzlich fällt Sharaku ein, dass Toda ihn ja küssen wollte... deshalb nimmt er nun all seinen Mut zusammen und fragt Toda: „Würdest du mich denn nochmals versuchen zu küssen?“ Hiromu errötet und schaut Sharaku vorerst nicht an. Dann hebt er seinen Kopf etwas, schielt zu Sharaku und antwortet: „Ich... denke schon. Aber ich weiß nicht... ob...“ Aber weiter kommt er nicht, er schämt sich, noch mehr zu sagen. „Ob was?“, fragt Sharaku und nimmt mit seiner linken Hand Todas rechte Hand und hält sie fest. Beide schauen sich an und Hiromu führt seinen Satz weiter: „Ob du es denn auch möchtest. Ich will dir nicht das Gefühl geben, dich zu etwas zu zwingen.“ Lächelnd antwortet Sharaku dann: „Ach was! Eigentlich... hab ich ja darauf heute gewartet, als wir auf dem Sofa lagen... ja, ich hab darauf gewartet, dass du mich küssen würdest. Ich wollte einfach deine Lippen auf Meinen spüren.“ Beide verstummen und schauen sich an. Waren sie denn so blind? Sind sie so blind, dass sie nicht merken, wie sehr sie einander mögen, wie sehr sie einander brauchen? Sind sie so naiv, dass sie nicht wissen, dass sie sich... lieben. Jeder würde es bis jetzt erkannt haben, nur sie merken es nicht. Dennoch hackt Sharaku weiterhin rum und sagt: „Willst du denn nicht auch wissen, wieso wir uns so komisch verhalten? Wieso wir uns nicht mehr wie zwei Freunde benehmen?“ Hiromus Kopf ist voller Fragen und voller Einfälle, dass er einen Schmerz empfindet. Er ist es leid, dass ihm sein Kopf immerzu so weh tut, wenn er an das Thema denken muss, es ist ihm einfach nur zuviel geworden. Niemals zuvor hatte er solche Emotionen für eine Person, wie er es für Sharaku empfindet. Was ist das? Was ist das bloß? Verkrampft schaut er Sharaku an und antwortet: „Ich weiß es nicht... ich... weiß nur, dass das Gefühl, dass ich für dich empfinde, etwas Neues ist. Mehr kann ich dir nicht sagen.“ Es ist kaum zu glauben! Doch Sharaku lässt nicht locker, er will das jetzt wissen! Er rutscht näher zu Toda und sagt: „Ich weiß vielleicht, was es ist, aber ich weiß nicht, ob du es hören willst, Hiro-chan!“ Wieder ist es so unerträglich still in diesem Zimmer und Beide schauen sich an. Räuspernd und nervös antwortet Toda dann: „Und was ist es deiner Meinung nach denn? Sag es mir.“ Soll er es ihm sagen? Soll er ihm seine Vermutung auftischen? Es liegt ihm auf der Zunge, es liegt ihm auf dem Herzen, er muss es loswerden. „Ich denke, dass wir uns lieben, Toda!“, sagt Sharaku dann und schaut beschämt aber erleichtert auf den Boden. Er hat Angst, was Toda nun antwortet wird. Wird er ihn auslachen? Wird er ihm zustimmen? Diese Situation nagt an Sharakus Nerven wie keine Andere. Tick, Tack, Tick, Tack... Sharaku nervt das Ticken der Uhr, es kommt ihm so laut und nervend vor. Noch nie zuvor war es so unerträglich. Hiromu seufzt und sagt nichts. Er schaut den Wohnzimmertisch an und hält Sharakus Hand noch fester als zuvor. Wieso schweigt er? Hat Sharaku etwas Falsches gesagt? Heimlich kullern einige Tränen an Sharakus Gesicht runter, aber er ist so leise, dass Hiromu es nicht hören kann. Dann aber sagt der kleine Japaner endlich etwas: „Weißt du... mit dem Gedanken hab ich auch gespielt. Aber... ich hab Angst gehabt, dass du dich zu sehr vor Fukusuke und deinen anderen Freunden schämen würdest, dass du nie und nimmer auf diese Idee kommen würdest. Deswegen hab ich diesen Gedanken verdrängt. Aber je mehr ich ihn verdrängt hab, umso mehr musste ich an dich denken und mein Herz hat so geschmerzt, dass ich es mir am liebsten rausgerissen hätte.“ Toda legt eine kurze Pause ein und dreht sich mehr zu Sharaku. Dann fährt er leiser fort: „Du sollst wissen, dass ich dich gerne als Freund behalten möchte. Aber ich würde auch gerne noch mehr zwischen uns entwickeln lassen. Ich würde gerne eine Beziehung mit dir haben. Aber... wenn es dir so weh tut, was Fukusuke immer sagt, dann ist es wohl besser, wenn das alles so bleibt, wie es ist. Denkst du das?“ Hiromu wollte das nicht sagen, das war nicht er. Er würde sich aufgeben, damit Sharaku seine Liebe erwidern würde... er würde einfach alles tun. Aber er sieht ja, wie sehr es seinen heißgeliebten Sharaku verletzt, dass die Anderen ihre Mäuler so aufreißen. Sharaku aber konnte es kaum fassen, was Hiromu da gesagt hat. Jetzt kann er seine Tränen nicht mehr im Zaum halten, es weint los und hält sich deswegen seine rechte Hand vor dem Gesicht, damit Hiromu es nicht sehen muss. Hiromu zuckt zusammen, als er Sharaku seufzen und heulen hört. Er schnappt Sharaku mit seinen beiden Armen und drückt ihn fest an sich, so fest, dass es Toda wehgetan hat, aber das interessiert ihn nicht. Im Gegenteil: Er hat den Schmerz seiner Meinung nach verdient, weil er Sharaku wieder zum Weinen gebracht hat. „Was ist? Sag mir, was los ist, bitte. Wenn ich etwas Falsches getan hab, dann tut es mir aufrichtig leid, bitte, Sharaku, sag’s mir.“, ruft er Sharaku zu und hält Sharakus Kopf so fest, damit er es anschauen kann, damit er unter Umständen die Tränen seines kleinen Blondschopfs wegwischen kann. Doch Sharaku weint weiter und klammert sich so sehr an Toda, dass dieser fast keine Luft bekommt, aber er wehrt sich nicht. „Was denkst du denn? Ich will auch mit dir zusammen sein, Hiro-chan! Ich will dich nicht als Kumpel oder als besten Freund, ich will dich lieben können! Es ist mir egal, was Fukusuke sagen wird – er soll sich nicht so aufbrüsten! Es kann ihm egal sein, was wir in unserem Privatleben machen, Hiromu, wir sollen nur Beide glücklich werden! Denkst du nicht auch so?“, ruft Sharaku so laut aus sich heraus, dass die Nachbarn das sicherlich gehört haben. Aber das interessiert ihn genauso wenig, wie ihn Fukusukes Lästermaul interessiert. Hiromu ist erleichtert und verletzt zugleich. Seine Erleichterung kommt daher, dass er und Sharaku vielleicht doch noch zusammen kommen... aber es tut ihn weh, dass Sharaku wieder weinen muss, deshalb streichelt er Sha-chans Kopf und versucht ihn zu beruhigen. „Psssht, nicht weinen. Willst du denn nicht lachen, weil sich das nun endlich geklärt hat, hm?“, sagt Toda in der Hoffnung, dass Sharaku aufhören wird zu weinen. Und genau das geschieht. Sharaku ist es noch gar nicht aufgefallen, dass Beide sich nun ihre Liebe zugestanden haben. Und was nun? Daran hat er noch nicht gedacht. Sich das Gesicht reibend richtet Kobayashi sich auf und atmet tief ein und aus. Hiromu legt seine Hand auf Sharakus Kopf und hofft, dass er sich endlich beruhigt hat, denn das ist es, was Toda erreichen wollte. Sie schauen sich an und lächeln vor Erleichterung. Dann aber konnte Sharaku nicht anders, als eine Frage zu stellen, er fragt: „Hiro-chan... sind wir denn nun ein Paar oder nicht?“ Zuerst war Hiromu erstaunt, dass Sharaku so etwas fragen würde, dann aber musste er kichern und klopft dem Blonden ein paar Mal auf die Schulter. Nach und nach musste auch Sharaku kichern und zum Schluss müssen Beide so lachen, dass sie Bauchschmerzen bekommen. „Nun ja“, sagt Toda, als er sich beruhigt hat und sein Lachkrampf aufgehört hat, „Wenn du nichts Anderes möchtest, als mich zu lieben, genauso wie ich dich liebe, dann sind wir wohl zusammen.“ Dabei grinst er Sharaku so breit an, dass dieser Angst bekommt, weil er so eine breite Grinse noch nie bei Toda gesehen hat. Sharaku lächelt und entgegnet: „Gut, dann sind wir jetzt ein Pärchen!“ Vor lauter Glück haben sie ganz verdrängt, was sie nun ihren Freunden sagen sollen, aber das ist jetzt noch nicht das Hauptthema. Viel wichtiger ist nun, dass sie endlich zueinander gefunden haben und dass sie glücklicher sind als jemals zuvor. Hiromu streichelt Sharakus Backe sanft und beobachtet ihn. Sharaku ist zuerst irritiert, wieso Toda so zärtlich zu ihm ist und schaut ihn etwas verwirrt an. Weil Toda ganz betört ist von Sharakus Gesichtsausdruck, nähert er sich ihm und ihre Nasen berühren sich so wie damals, als Sharaku auf der Bank saß. „Du hast mich doch gefragt, ob ich mich nochmals trauen würde, nicht wahr? Was denkst du?!“, flüstert Toda Sharaku entgegen und haucht ihm mit Absicht etwas Luft auf die Haut, damit der Blondschopf eine Gänsehaut bekommt. „Ich weiß es nicht“, antwortet Sharaku in einem genauso flüsternden Ton, „Zeig mir doch, ob du dich traust“ Dabei grinst Sharaku lasziv und reibt seine Nase an Toda Seine. Hiromu lächelt nochmals und dann zerrt er Sharaku auch schon zu sich und küsst ihn innig. Weil Sharaku damit nicht so recht gerechnet hat, klammert er sich an Todas T-Shirt und öffnet seinen Mund noch weiter. Beide haben ihre Augen geschlossen und hecheln zwischendurch etwas. Hiromu hält Sharakus Kopf so fest, dass sich dieser nicht bewegen kann, auch wehren kann er sich nicht, aber das würde er sicherlich nicht tun wollen. Mit der anderen Hand fährt Toda Sharakus Rücken entlang, um ihm noch mehr Gänsehaut zu bereiten. Als er dann merkt, dass Sharaku total außer Atem ist, hört Hiromu auf und leckt zum Schluss Sharakus Lippen kurz ab. Sharaku errötet zum einen, weil er nicht gedacht hätte, dass Hiromu ein so guter Küsser ist und zum anderen, weil er keine Luft mehr bekommen hat. Schnaufend schaut er Toda an, der zufrieden grinst und Sharakus Gesicht festhält, dann aber stürmt Sha-chan auf Toda und umarmt ihn. Er ist so froh, dass sie endlich zueinander gefunden haben, dass sie endlich zusammen sind. Noch immer kommt es Sharaku wie ein Traum vor – denn es ist viel zu schön, als dass es die grausame Realität sein kann. Währenddessen streichelt Hiromu Sharakus Rücken und setzt ihn auf seinen Schoß, um ihn besser sehen zu können. Weil Sharaku noch immer Toda umarmt, kann Hiromu kurz über dessen Schultern zur Wanduhr schauen. Es ist kurz vor ein Uhr... das heißt, Toda hat seine letzte Bahn nach Hause verpasst. „Du, Sha-chan... es ist schon fast 1 Uhr.“, flüstert Toda Sharaku zu. „Was?“, brüllt dieser dann, „Oh nein, du hast deine Bahn verpasst!“ Sharaku fühlt sich schlecht, denn er ist ja der Grund, wieso Toda nicht mehr nach Hause kommt heute. Toda hingegen findet das nicht sonderlich schlimm. „Ich kann doch hier übernachten oder?“, fragt er dann. Sharaku antwortet lächelnd: „Aber sicher doch!“ Dann steht er von Todas Schoß auf und ergänzt: „Du kannst ja in meinem Bett schlafen und ich bleib hier im Wohnzimmer.“ „Wie bitte?“, entgegnet Toda, „Das kommt nicht in Frage! Ich kann dich doch nicht auf der Couch schlafen lassen! Wenn, dann schlaf ich auf der Couch!“ Beide schweigen sich wieder an, doch dann hat Sharaku einen Einfall, der die Beiden weiterbringt: „Wie wär’s damit: Ich hol noch ein Kissen und eine Decke aus meinem Schrank und wir schlafen in meinem Bett, allerdings mit getrennten Decken und Kissen. Na?“ Toda nickt und findet, dass das vorerst eine gute Idee sei, denn sie sind ja erst seit ungefähr einer Stunde zusammen. Wenn sie sich jetzt schon austoben würden im Bett, wäre das komisch. Sharaku würde bestimmt etwas Falschen denken, wenn Toda nun Einwände hätte gegenüber den verschiedenen Decken. Sharaku geht ins Schlafzimmer, um schon alles vorzubereiten. Diese Zeit nutzt Toda, um sich im Bad aufzufrischen. Leider hat er keine Zahnbürste dabei, aber Sharaku hat ihm zugerufen, dass er ruhig seine benutzen kann, dass das nicht schlimm sei. Also befolgt er Sharakus Angebot und kann sich doch noch die Zähne putzen. Einige Minuten später ist Hiromu dann im Bad fertig und schlendert in Sharakus Schlafzimmer. Alles ist schon vorbereitet und Sharaku ist gerade dabei, sein Oberteil auszuziehen. Hiromu findet Sharakus schmales und langes Kreuz wunderschön und kann nicht anders, als seinem Schatz den Rücken zu streicheln. Kurz zuckt Sharaku zusammen, weil es ihn gekitzelt hat, dann aber dreht er sich um und sagt: „Oi, lass das... Grabscher!“ „Hey, ich bin kein Grabscher!“, ruft Toda, „Ich wollte nur dein Rücken berühren, mehr nicht.“ Sharakus Gesichtsausdruck sagt mehr als tausend Worte. Hiromu sieht es ihm an, dass er es ihm nicht abgekauft hat. Aber anstatt jetzt eine Diskussion anzufangen, zieht auch Toda sein T-Shirt aus und wirft es auf den Boden. Als Beide sich dann bis auf die Unterhosen ausgezogen haben, legen sie sich ins Bett und Sharaku macht die Tischlampe aus. „Gute Nacht, Hiro-chan!“, sagt er noch und deckt sich zu, weil es doch kälter geworden ist. „Ja, gute Nacht, Sha-chan. Schlaf gut!“, antwortet Toda noch und auch er deckt sich mit seiner Decke zu. Kaum liegen sie einige Minuten still, ist Toda schon eingeschlafen. Auf dem Rücken liegend schnarcht er etwas, aber das macht er nur, wenn er einen stressigen Tag hatte. Armer Toda, die heutigen Ereignisse müssen ihm seine ganzen Kraftreserven entlockt haben. Sharaku ist so froh, einen solchen Menschen wie Toda zu haben. Er dreht sich auf die Seite und kehrt Toda seinen Rücken zu. Eigentlich will Sharaku schlafen, aber er kann nicht, denn plötzlich muss er an Fukusuke denken. Er muss daran denken, dass er ihn heute so fertig gemacht hat am Telefon und schon wieder kullern ihm ein paar Tränen runter. Aber jetzt ist er ja nicht mehr alleine: Toda liegt neben ihm und schlummert vor sich hin. Um sich etwas Trost zu verschaffen, dreht sich Sharaku nochmals um und knuddelt sich an Toda. Er drückt sich an Todas nackten Oberkörper und schluchzt. Nach einer Weile wacht Hiromu auf und bemerkt, dass Sharaku sich an ihn gekuschelt hat – aber auch, dass er weint. Toda kann sich denken, dass es wegen Fukusuke ist, deshalb sagt er nichts. Er legt einfach seinen linken Arm auf Sharaku, um ihn an sich zu drücken. Dann streichelt er ihn noch mit seiner rechten Hand über seine blonden Haare. Nach und nach schläft Sharaku ein und will nicht mehr von Toda weggehen. Aber Toda stört es nicht, im Gegenteil: Nun hat er seinen Geliebten bei sich und kann sich entspannen. Auch er schlummert wieder ein, ohne es zu merken. Man kann nur vermuten, dass sie voneinander träumen, denn auf ihren Gesichtern ist ein sehr zufriedenes und glückliches Lächeln zu sehen. Kapitel 7: Eureka ----------------- Früh am Morgen liegen Toda und Sharaku noch immer Arm in Arm und schlafen tief und fest. Es dauerte nicht lang, da wurde Hiromu wach und reibt sich verschlafen die Augen. Langsam schaut er sich um und bemerkt Sha-chan in seinen Armen. Schlafend liegt er da, mit dem Kopf auf Todas Brust und umklammert Hiromu, um ihn ganz fest an sich zu drücken. Diesen Augenblick genießt Toda in vollen Zügen und hält Sharaku fest, um ihm zu demonstrieren, dass er seine Nähe spüren will. Fraglich ist allerdings, ob Sharaku diese Demonstration mitbekommt, denn wie schon erwähnt, ist unser Blondschopf noch immer im Schlummerland und träumt sicherlich von etwas Schönem. Toda entscheidet sich auf seine linke Körperseite umzudrehen, damit er Sharakus Gesicht bewundern kann. Noch nie ist ihm aufgefallen, wie süß Sharaku doch aussieht, wenn er schläft. Er streichelt seine blonden Haare und gibt ihm Küsse auf das Gesicht: Auf die Stirn, auf seiner Wange, auf seinem Kinn, auf seine Nase und schlussendlich auf seine Lippen. Erleichtert atmet Toda tief ein und wieder aus, lehnt sich etwas zurück, um seinen Schatz zu beobachten und streichelt Sha-chan das Genick. Für einen kurzen Moment hat Hiromu gedacht, dass Sharaku Gänsehaut bekommen hat, aber er wollte nicht weiter darauf eingehen und hat ihn weiter gestreichelt. Wenn Hiromu genauer nachdenkt, fällt ihm auf, dass er noch nie eine wirkliche Beziehung aufbauen konnte... entweder waren es Mädchen, die ihm andauernd auf die Nerven gegangen sind mit ihren quietschenden und hysterischen Stimmen oder es waren Mädchen, die nie eine Meinung hatten. Einmal hat er ein Mädchen kennen gelernt, dass nicht so war: Sie war etwas Besonderes. Allerdings konnte sie nicht damit leben, dass Hiromu sehr viele Spiele auf seinem Mac spielt und kaum Zeit für seine Freundin hatte. Sie war seine längste Beziehung – 3 Wochen lang haben sie es miteinander ausgehalten. Aber noch nie zuvor hat er darüber nachgedacht, einen Freund zu haben. Diese Beziehung jedoch ist schon mal auf einem besseren Fundament: Immerhin spielt Sharaku auch sehr viele Spiele, manchmal sogar mehr als Toda. Doch das stört den Schwarzhaarigen nicht; Er ist glücklich mit seinem Sharaku. Allmählich wird Kobayashi wach und öffnet langsam seine Augen. Toda lächelt ihm entgegen und begrüßt Sharaku mit einem: „Guten Morgen, Sha-chan. Hast du gut geschlafen?“ und streichelt ihm wieder seine Haare. Sharaku, der sich erstmal die Augen reibt vor Müdigkeit, antwortet verschlafen: „Ganz gut, Toda! Und du?“ Dann schaut er ihn an und lächelt freundlich. Kurz herrscht eine Stille im Zimmer, weil sich Beide verliebt und glücklich anschauen, dann aber antwortet Hiromu raunend: „Da fragst du noch – ich muss gut geschlafen haben, wenn ich einen so süßen Blondschopf wie dich neben mir liegen hab... oder nicht?“ Er nimmt beim letzten Satz Sharakus Gesicht in seine rechte Hand und nähert sich Sharaku, um ihn tief in die Augen zu schauen. Errötend schaut Sharaku Toda an und klammert sich mit seiner linken Hand an die Decke, mit der anderen Hand stützt er sich auf dem Bett ab, um Toda so nah wie nur möglich zu sein. Schüchtern wie Sharaku ist, küsst er Toda nur flüchtig auf die Lippen und traut sich nicht, weiter zu gehen. Hämisch grinst Toda vor sich hin und weiß genau, was Sharaku will; Deshalb drückt er seinen Sha-chan ganz fest an sich, hält seinen Kopf und seine Taille fest und küsst ihn. Todas heftige Küsse zwingen Sharaku dazu, seinen Mund weiter zu öffnen. Als Sharaku dann Todas Zunge in seinem Mund spüren kann, zuckt er leicht zusammen und klammert sich an Hiromus Rücken. An die Wand gedrückt von Toda, kann sich Sharaku kaum wehren, dann nimmt Toda auch noch Sharakus beide Hände, drückt auch diese gegen die Wand und küsst ihn innig weiter. Kurz öffnet Toda seine Augen und sieht Sharakus lustvollen Gesichtsausdruck, was ihn weiter anspornt und er steckt seine Zunge noch etwas tiefer in Sharakus Mund. Einige Momente später rekelt sich Sharaku, um Toda zu zeigen, dass er genug hat und dass er wieder nach Luft schnappen muss. Hiromu hört nur langsam auf und bleibt ganz nah bei Sharaku, um dessen Atem auf seinem Gesicht zu spüren. Schnaufend schaut Sharaku mit leicht geschlossenen Augen Hiromu an und ihm ist ganz schwindelig. „Wolltest du das?“, fragt Hiromu lasziv grinsend. Sharaku allerdings konnte zuerst nicht antworten und als er dann zu Atem gekommen ist, flüstert er leicht errötet: „Ja, was denn sonst?“ Als Sharaku geantwortet hat, mustert er Hiromus Oberkörper und errötet noch mehr – auch wenn Toda noch dünner ist als Sharaku – und das will was heißen – findet er seinen Hiro-chan wunderschön und sein Atem wird schneller, wenn er Todas Oberkörper sieht. Deswegen schmiegt sich Toda an Sharaku und fragt rhetorisch: „Du wirst doch nicht etwa rot, wegen meinem Oberkörper, Sha-chan!?“ Dabei grinst er wieder hämisch. Kobayashi hält es nicht mehr aus und ruft mit geschlossenen Augen: „Lass das doch, Toda, du bedrängst mich!“ Hiromu zuckt zusammen und hat ein schlechtes Gewissen. War es denn fies, Sharaku so zu provozieren? Hätte er das bleiben lassen sollen? Hiromu kratzt sich am Hinterkopf und antwortet in einem recht leisen Ton: „Es tut mir leid, Sha-chan... ich... wollte dich nur etwas... necken.“ Dass Hiromu so eingeschüchtert und nervös ist, findet Sharaku süß. Deswegen lächelt er und antwortet: „Ist ok, Hiro-chan! Aber lass das in Zukunft bleiben, ja?“ und er gibt Toda ein Küsschen auf seine rechte Wange. Toda nickt und umarmt seinen Sharaku, um ihm zu zeigen, dass es ihm wirklich Leid tut. Sharaku findet Todas Besorgtheit noch viel süßer als jemals zuvor. Er lächelt etwas und knuddelt sich an seinen Hiromu. „Warte hier, Sha-chan, ok?“, sagt Toda plötzlich und steht aus dem Bett auf. „Wo sollte ich sonst hingehen?“, meinte Sharaku höchst erstaunt und deckt sich wieder zu, weil es ihm doch recht kalt geworden ist. „Ich weiß nicht.“, sagt Toda letztendlich und lächelt etwas. Dabei geht er schlendernd aus dem Schlafzimmer hinaus. Minuten später kommt Hiromu dann zurück und hat ein Tablett mit Frühstück dabei. „Oh man, Hiro-chan, wieso hast du mir nichts gesagt?“, ruft Kobayashi dann und spring schier aus dem Bett raus, „Ich hätte dir doch helfen können!“ Lächelnd stellt Hiromu das Tablett auf den Boden und drückt Sharaku zurück auf das Bett, dann nimmt er das Tablett und stellt es auf Sha-chans Schoss. „Wieso solltest du, Sha-chan? Ich wollte dir doch eine kleine Freude bereiten!“, entgegnet Toda grinsend und gibt Sharaku ein Küsschen auf die Wange. Leicht errötet flüstert Sharaku: „Danke, Hiro-chan“ und schmust sich an ihn. Auf dem Tablett ist allerlei zu essen – Sharaku staunt, dass Hiromu das alles auch gefunden hat. In diesem Augenblick nimmt Hiromu eine Traube und legt diese sanft auf Sharakus Lippen. „Willst du nicht probieren?“, fragt Toda flüsternd und reibt mit der Traube an Kobayashis Lippen entlang. „J-ja klar will ich.“, stottert Sharaku dann und öffnet seinen Mund. Langsam lässt Toda die Traube in Sharakus Mund hineingleiten und lässt seine Finger auf Sharakus Mund liegen. Sharakus Herz klopft äußerst schnell und es wird ihm auch ziemlich heiß. Als Hiromu das bemerkt, streichelt er Sharakus Lippen sanft und lässt seine Hand über Sharakus Brust gleiten. Ein Kribbeln macht sich in Sha-chans Bauch breit und er atmet unregelmäßig. Als Toda dann mit seiner Hand Sharakus Bauch erreicht hat, wird dieser ungeduldig und atmet sogar mit offenem Mund. Hiromu kann nicht anders, als Sharaku zu küssen, aber dieses Mal küsst er ihn nur auf die Lippen, allerdings dauert der Kuss sehr lange. Nach einer Weile hört Toda dann auf und Sharaku sagt etwas verschüchtert: „Bitte, Hiromu, mach deine Hand da weg!“ und Hiromu zieht recht schnell seine Hand weg. Er hat einen verwirrten und besorgten Gesichtsausdruck und weiß nicht, was er nun sagen soll. Beschämt schaut er die Bettdecke an und sagt nichts. Diese Stille macht Beide nervös, also fängt Sharaku an, zu frühstücken. Irritiert beobachtet Hiromu seinen Schatz und macht es ihm allmählich nach. Im Bett sitzend frühstücken sie nun – haben ihre Freunde ganz vergessen. Aber wozu sollten sie nun an diese „Freunde“ denken, wenn sie doch sich haben und überglücklich sind? Genau in diesem Zeitpunkt machen sich Fukusuke und Ittsumii auf dem Weg zu Toda. Ittsumii hat vorgeschlagen, dass sie Beide mit Hiromu über den Streit mit Sharaku reden. Es betrifft Ittsumii zwar nicht, aber Fukusuke hatte keine andere Idee, als ihn zu fragen. Shimizu weiß fast immer, was zu tun ist. Sie stehen vor Todas Haustür und klingeln. Aber keiner macht ihnen auf. „Man, schläft der noch?“, motzt Ittsumii los und drückt nun permanent auf die Klingel. Er soll noch schlafen? Das kann kaum sein, denkt sich Fukusuke und überlegt, was er wohl tun könnte. Im Bad ist er sicherlich nicht... dort braucht er nie sehr lange. Wenn er beim Frühstücken wäre, würde er trotzdem aufmachen. Um alleine die Wohnung zu verlassen, ist Hiromu viel zu faul. Es gibt also nur eine Erklärung: „Denkst du nicht, dass er bei Sharaku ist?“, sagt Fukusuke dann und denkt weiter nach. Shimizu schaut erstaunt zu Fuku-san, sagt aber nichts, weil er im Moment keine Worte fassen kann. Nach und nach hat Ittsumii aufgehört, die Klingel zu drücken. Was ist nur los mit den Beiden? „Denkst du, dass ... Toda und Sharaku ...“, sagt Ittsumii stockend und traut sich nicht wirklich, den Satz fortzufahren. „Dass sie ein Pärchen sind?“, sagt Fukusuke dann und beendet den Satz somit. Beide machen sich schon mal auf dem Weg zur Bahnstation, weil sie Toda wohl in seiner Wohnung nicht auffinden werden. Shimizu nickt leicht und versucht einer Konversation über Toda und Sharaku aus dem Weg zu gehen. Es freut ihn zwar, dass sie glücklich miteinander sind, dennoch denkt er an die Reaktion der Anderen und hat Angst, dass irgendetwas ausarten könnte. „Wir können ja jetzt keine Spekulationen anfangen, Ittsumii, wir sollten die Beiden fragen – aber jetzt noch nicht. Ich will vorerst den Streit zwischen Sha-chan und mir schlichten... mir liegt viel daran, Ittsumii!“, entgegnet Fukusuke in einem sanften Tonfall und kann seine Traurigkeit kaum verbergen. Shimizu legt seine linke Hand auf Fuku-sans rechte Schulter und sagt ihm: „Das wird sicherlich nicht so bleiben, mach dir keinen Kopf, Fukusuke. Wir gehen nun einfach zu Sharaku, ok?“ Nun warten sie also auf die nächste Bahn, die sie zu Sharaku führt. „Ich bin pappsatt!“, ruft Sharaku und lehnt sich auf sein Kissen zurück. Toda, der kaum etwas gegessen hat, antwortet: „Ich auch.“ Und legt das Tablett auf den Boden, damit er sich frei bewegen kann und lehnt sich ebenfalls zurück. Beide schauen die Decke des Zimmers an und sagen nichts. Plötzlich dreht sich Sharaku zu Toda um und legt seinen Kopf auf dessen Schulter. „Ich will dich etwas fragen, Hiromu.“, flüstert Sharaku und zögert leicht. Hiromu wendet seinen Kopf Sharaku zu und fragt: „Ach so, und was denn?“ Weiterhin zögert Kobayashi und traut sich nicht recht zu fragen. Dann aber fasst er all seinen Mut zusammen und fragt: „Liebst du mich denn wirklich oder hast du das nur so gesagt, Toda?“ Kurz muss Toda leise lachen, denn er fand diese Fragen absolut unnötig. Dennoch antwortet er: „Da fragst du noch? Also ich liebe dich wirklich, Sha-chan.“, daraufhin gibt er ihm einen Kuss auf die Schläfe und spricht weiter, „Warum sollte ich denn sonst bei dir sein?“. Sharaku ist überglücklich, dass Toda ihm das gesagt hat. Noch nie zuvor hat ihm eine Person so viele nette Sätze zukommen lassen können... deshalb ist es etwas ganz Besonderes für ihn und er fühlt sich geschmeichelt. Vor Freude knuddelt er sich noch ärger an Toda und gibt ihm ein Küsschen auf den Hals, was eine Gänsehaut bei Hiromu auslöst. Weil diese ganze Situation so entspannend und gemütlich ist, schlafen die Beide wieder ein. Allerdings nicht lange, denn es klingelt plötzlich an der Tür und Sharaku schreckt auf. „Wer ist das?“, ruft er dann und rüttelt an Toda. Dieser schläft noch und antwortet im Halbschlaf: „Keine Ahnung... guck doch nach.“ Sharaku steht also auf und geht zur Wohnungstür. Müde wie er war, öffnet er einfach die Haustür und lässt Personen rein, die er vorher nicht gefragt hat, wer sie den seien. Er macht die Wohnungstür auf und wartet bis jemand vor seiner Tür stünde. Und da sind sie: Fukusuke und Ittsumii laufen die letzte Stufe hoch und rufen: „Guten Morgen!“ Erschrocken antwortet Sharaku erstmal: „Was wollt ihr denn hier?“ und schaut grimmig auf Fukusuke. Ittsumii bemerkt, dass Sharaku nur in einer Boxershort bekleidet da steht und fragt etwas irritiert, ob er denn noch geschlafen habe. Sharaku schüttelt den Kopf und sagt: „Nein, ich hab mich nur wieder hingelegt. Sonst nichts.“ Ihm ist es sichtlich peinlich, dass er halbnackt vor der Tür steht und bittet deshalb die Beiden in seine Wohnung rein. Die Tür schließend fragt er die Beiden dann, ob sie sich ins Wohnzimmer begeben wollen und sie nicken. Daraufhin geht Sharaku in die Küche, um den restlichen Kaffee, den Hiromu gemacht hat, in zwei Tassen zu verteilen und diese dann Fukusuke und Ittsumii anzubieten. Just in dem Moment, als er ins Wohnzimmer gehen möchte, torkelt Toda verschlafen aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer und blickt auf Fukusuke und Ittsumii. Natürlich ist Toda noch immer in seiner Boxershort und hat sonst nichts an. Erschrocken rennt Sharaku ins Wohnzimmer und sagt: „Also echt, Toda, nur weil du noch geschlafen hast, ist das keine Entschuldigung, so durch die Wohnung zu laufen.“ Mit diesem Satz versucht Sharaku die Situation zu retten, doch Ittsumii kann nicht anders, als loszukichern und Fukusuke schaut betreten auf die beiden Herren in Boxershorts. Hiromu kratzt sich am Hinterkopf und fragt etwas müde: „Seit wann sind die denn da?“. Sharaku hat sich fast auf die Stirn geschlagen, aber er konnte es nicht, denn er hat noch immer die Kaffeetassen in seinen Händen, sagt aber nichts, denn er hat Angst, die Situation zu verschlimmern. Deshalb ergreift Ittsumii die Initiative und sagt: „Ihr seid also zusammen, eh?“ dabei grinst er breit vor sich hin, als hätte er es schon immer gewusst. Fukusuke hingegen schweigt. Er hat Angst, etwas Falsches zu sagen und sagt deshalb nichts. Sharaku schaut den Boden an; Er weiß nicht, was er antworten soll – er weiß nicht, was Hiromu sagen würde. Auch er schweigt und errötet. Hiromu beobachtet alle und sagt dann: „Also, wenn ihr es wissen wollt: Ja, wir sind zusammen! Aber wehe, ihr macht euch darüber lustig! Ich will nicht, dass ihr Sharaku schon wieder traurig macht, nicht noch mal!“ Alle schweigen... beschämt schaut Fukusuke den Boden an, denn er weiß, dass Toda genau ihn damit gemeint hat. Ittsumii hingegen versteht nicht so recht, was Toda gemeint hat, schaut dennoch besorgt zu Sharaku, denn er hat die Bedrängnis, ihn zu umarmen. Sharaku schaut Toda an und ist froh, dass er es gesagt hat. Das ist Beweis genug für Sharaku, dass er es ernst meint mit ihm. Genau das macht ihn glücklich und genau das will er wissen. „Wieso sollten wir uns lustig machen? Wenn ihr so glücklich werdet, dann ist das doch nicht unsere Sache, oder?“, entgegnet Fukusuke dann und hofft, dass Sharaku dadurch nicht mehr so sauer sein würde. Doch weit gefehlt: Er ignoriert ihn noch immer. Ittsumii nickt hierzu und fügt hinzu: „Jeder soll auf seine Art und Weise glücklich werden! Und deswegen würde hier niemand versuchen, Sharaku oder dich zum weinen zu bringen, Toda-san!“ Nach einer längeren Pause sagt er noch: „Aber wir sind nicht deswegen gekommen, Toda... es geht uns gerade nur um den Streit zwischen Fukusuke und Sharaku.“ Und wieder herrscht eine Stille im Zimmer, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Sharaku wendet sich ab und geht ins Schlafzimmer – er will demonstrativ zeigen, dass er nichts von diesem Gespräch hält und schließt die Tür. Traurig schaut Fukusuke zu Ittsumii und sagt: „Siehst du... er will nicht reden...“ Toda setzt sich auf die Couch und denkt nach. Er will Fukusuke etwas sagen... allerdings sollte es nicht allzu aufgesetzt freundlich klingen. Doch das fällt Toda schwer. „Weißt du, Fukusuke... gib Sharaku doch etwas Zeit. Ich weiß, dass er mit dir reden möchte. Aber heute noch nicht. Er will sich noch etwas beruhigen, weißt du. Mach dir keinen Kopf, das wird sicherlich wieder!“, sagt Toda endlich und schaut Fukusuke intensiv an. Wieder ein Schweigen, das den Raum erfüllt. Alle schauen sich an und wissen nicht so recht, was sie mit dieser Situation anfangen sollen. „Dann muss ich das wohl oder übel akzeptieren – dennoch danke, Toda-san, dass du mir das gesagt hast.“, sagt Fukusuke, um die Stille zu durchbrechen und steht vom Sofa auf. Verwundert schaut Ittsumii zu ihm auf und kann nichts sagen; Genauso perplex ist auch Toda, denn er hat eher mit Fukusukes Hartnäckigkeit gerechnet. „Und du, Toda, gehst zu Sharaku! Lass ihn bitte nicht alleine, ja? Ich denke, dass er jemanden braucht und dir scheint er am meisten im Moment zu vertrauen.“, fügt Fukusuke noch hinzu und geht Richtung Wohnungstür. Weil er anscheinend die Wohnung verlassen will, steht auch Ittsumii auf, flüstert Toda noch ein: „Sei lieb zu ihm!“ zu und rennt Fukusuke hinterher. Kurz vor der Schlafzimmertür bleibt Fuku-san geschwind stehen, rafft sich aber wieder auf und geht weiter. Hiromu bemerkt, dass Fukusuke ziemlich geknickt ist, aber er hat nicht vor, dies Sharaku mitzuteilen, denn er würde dann wieder anfangen zu weinen: Und Ittsumii hat ja gesagt, er soll lieb zu ihm sein. Hiromu geht allmählich zur Tür und verabschiedet sich von den Gästen, damit er die Tür hinter ihnen schließen kann. Er fühlt sich schlecht. Er hat Fukusukes Gesichtsausdruck gesehen, aber nie zuvor hatte er eine solche Traurigkeit in seiner Mimik. Es muss ihn schwer getroffen haben. Aber ob er so traurig ist, weil Sharaku sauer ist? Oder ist es wegen der Neuigkeit, dass Toda und Sharaku nun ein Pärchen sind? Seufzend geht er zurück zum Schlafzimmer und bevor er die Türe öffnen konnte, hört er bereits ein Schluchzen. Toda reißt die Tür auf und ruft: „Ist alles ok Sha-chan?“ währenddessen rennt er zum Bett, in dem Sharaku wieder liegt: Eingekauert und schluchzend; Er möchte ihn irgendwie trösten. Deswegen packt er den Blondschopf und drück ihn so fest es nur geht an sich. „Ist alles ok, Sha-chan?“, flüstert Hiromu dem Schluchzenden zu und schaut bedrückt auf ihn herab. Nach einer längeren Verschnaufpause, die Sharaku gebraucht hat vom Schluchzen, schaut er traurig zu Toda hoch und antwortet: „Ist alles ok, mach dir keine Sorgen, ich bin nur etwas... mitgenommen. Bitte, halt mich nur fest, ich will nichts mehr sagen!“ und dabei umarmt er Toda noch fester, als dieser ihn zuvor umarmt hatte. Hiromu macht, was Sharaku wollte: Er umarmt ihn nur, drückt ihn an sich und sagt nichts. Ab und zu gibt er ihm Küsse auf den Kopf und versucht ihn zu beruhigen, in dem er seinen Kopf streichelt. Aber Sharaku schluchzt immer noch. Auch ihn scheint es sehr zu verletzen, was zwischen seinem besten Freund und ihm vorgefallen ist. Und es bedrückt Toda immer mehr, dass er weder seinem Sharaku noch Fukusuke-san helfen kann. Irgendwann lässt Sharaku Toda los und sagt, dass er nicht mehr umarmt werden möchte. Um Sharaku so glücklich wie nur möglich zu machen, sagt Toda nichts und bewegt sich nicht; Er will seinen Sonnenschein wieder lächeln sehen. „Geht es dir etwas besser, Sha-chan? Ich will nicht, dass du traurig bist.“, flüstert Toda letztendlich und legt dabei seine rechte Hand auf Sharakus linke Schulter. Kobayashi nickt nur leicht und wendet sich von Hiromu ab – er schämt sich mal wieder dafür, dass er weinen musste. Aber zum Glück hat Fukusuke das nicht gesehen; Er hätte sich sicherlich darüber lustig gemacht. „Darf ich alleine sein, Toda?“, fragt Sharaku aus heiterem Himmel und schaut Hiromu noch immer nicht an. Dass Sha-chan ihn „Toda“ genannt hat, das verblüfft Hiromu nun doch etwas. Niedergeschlagen schaut er auf den Boden, steht vom Bett auf und sagt: „Wenn du es möchtest, dann geh ich nach Hause. Aber-“ mehr konnte Toda nicht sagen und dreht sich einfach zur Tür um, als würde er gehen wollen. Leicht erschrocken wendet Sharaku endlich seinen Kopf Toda zu und sagt: „Aber?“ Hiromu bleibt stehen und beginnt nochmals seinen Satz: „Aber bitte wein nicht mehr, ja? Das sollst du dir nicht antun.“ Ohne sich zu Sharaku umzudrehen, geht Hiromu aus der Tür, verabschiedet sich von Sharaku und schließt die Tür beim Gehen. Sharaku horcht noch eine Weile, bis er dann die Wohnungstür zufallen hört. Nun ist er wieder alleine. Er weiß zwar, dass Hiromu nicht möchte, dass er weint, aber jetzt, wo niemand ihn sehen kann, könnte er auch ohne Sorgen weinen. Und das tut er auch. Eingekauert im Bett weint er vor sich hin. Aber es ist nun viel schlimmer, denn jetzt ist Toda nicht mehr bei ihm und alles scheint noch schlimmer zu sein. Dennoch wollte er es so! Er würde nichts mehr daran ändern wollen. Kaum war Toda gegangen, klingelt Sharakus Handy. Das war das Signal für eine Kurzmitteilung. Nach einer Weile steht er dann auf und schaut nach, wer ihm wohl geschrieben hat. Eigentlich hat er damit gerechnet, dass Fukusuke irgendeinen Entschuldigungsversuch starten würde, aber weit gefehlt: Es war Toda, der ihm eine SMS geschickt hat. „Sha-chan, melde dich bei mir, wenn du reden willst. Ich hör dir gerne zu, denn ich will dir helfen. Und ich will nicht, dass du alleine bist. Bitte, sei Fukusuke nicht sauer; Ihm tut es wirklich leid. Ich vermisse dich. Und... IU. Küsschen.“ Während Sharaku die SMS durchliest, wird ihm ganz warm und wohlig. Am liebsten hätte er Toda nun umarmt, was ja leider nicht geht. Als Sha-chan sich zurück ins Bett legt, schaut er noch eine Weile auf den Handybildschirm, um Todas SMS wieder und immer wieder zu lesen. Kapitel 8: R.A.M. ----------------- „Dieser Frühling ist ziemlich kalt und düster“, murmelt Toda vor sich hin, als er endlich zu Hause angekommen ist. Vielleicht kam es ihm aber nur so vor, denn die letzten Tage waren recht stressig und er musste vieles ertragen, was er sonst nicht einmal beachten würde. Wieso nur wollte Sharaku, dass Hiromu seine Wohnung verlässt; was hat er nur getan? Kaum konnte sich Toda die Schuhe ausziehen, klingelt schon sein Telefon. Ohne dem Klingeln große Beachtung zu schenken, schlendert er hin und nimmt den Anruf an: „Hm, Toda Hiromu.“ „Oi, ich bin’s – Ittsumii! Du bist zu Hause? Hab gerade bei Sharaku angerufen und dort ist das Telefon noch immer aus... wie geht es Sharaku?“, ruft es aus dem Hörer. Hiromu verzieht sein Gesicht, als ob Ittsumii genau die falschen Fragen gestellt hätte, dennoch reißt er sich zusammen und entgegnet freundlich: „Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Er wollte alleine sein – also hab ich ihn alleine gelassen. Ich denk mal, dass er das Telefon noch immer nicht eingesteckt hat.“ Dabei kann man einen Seufzer vernehmen, denn Toda von sich gibt. „Wieso nur ist Sharaku so ein kompliziertes Wesen?“, denkt sich Toda und kratzt sich am Hinterkopf. „Ist ok, dann belästige ich dich nicht weiter, Toda-san. Grüß Sha-chan, wenn du ihn denn bald siehst, ja?“, bittet Shimizu den Schwarzhaarigen, woraufhin dieser antwortet: „Geht klar, man hört voneinander!“ Und beide legen den Hörer auf. Da es schon Mittag geworden ist, schlendert Sharaku halbnackt in seiner Wohnung rum. Er will sich nicht anziehen, ihm ist nicht danach zumute. Was er einfach nicht vergessen kann, sind Todas Worte in der SMS – Hiromu schreibt selten eine SMS und wenn, dann ist diese auch eher rational und simpel formuliert. Diese kleine SMS bedeutet Sharaku eine Menge – für ihn ist sie eine große Geste. Und es tut ihm im Herzen weh, dass er Toda so aus der Wohnung gescheucht hat. Aber wieso sollte es nach Todas Nase gehen? Und wieso sollte es Sharaku etwas ausmachen, wenn Toda nun gekränkt ist. All diese Versuche sich selbst von etwas zu überzeugen, was man nicht glaubt, scheitern und Sharaku fühlt sich immer schlechter. Was ist nur in ihn gefahren, dass er so was Toda nur antun könnte? Wahrscheinlich vertreibt Sharaku damit die einzige Person in seinem Leben, der er so viel bedeutet. Sonst ist er immer nur Voicecorder. Oder ein Star. Im besten Fall ist er ein Freund. Aber nie hat er das Gefühl bekommen, dass er das Wichtigste ist, was eine Person haben kann. Nur Toda hat ihm dieses Gefühl gegeben. „Dieses Dilemma scheint nie aufzuhören“, seufzt Sharaku dann und zieht sich doch einen Bademantel an, um sich nicht zu erkälten. Nachdem sich Sharaku eine Schale Cornflakes mit Milch aus der Küche geholt hat, schnappt er die Fernbedienung und schaltet den Fernseher an. Hiromu sitzt verzweifelt vor seinem Mac und versucht das Lied, das er vor kurzem komponiert hat, zu verbessern, doch nichts, was er daran verändert, gefällt ihm. „Es ist zum Haare raufen!“, brüllt er und schlägt mit geballten Fäusten auf den Tisch ein. Als er dann doch weiter versucht, das Lied zu verbessern, klappt es immer besser. Es muss eine kreative Tiefphase bei Toda sein, die ihn so zur Verzweiflung treibt. Doch ob es mit Sharaku zu verbinden ist, wer weiß. Einige Stunden später hört sich Toda dann das neuste Resultat an und ist recht zufrieden damit. Er lehnt sich zurück und denkt nach. Ob Sharaku sauer auf ihn ist? Wieso hat er ihn nur so harsch aus der Wohnung befohlen? Er wollte doch nur für ihn da sein und ihn aufmuntern. Vielleicht wollte er ihm ein Lächeln entlocken. Mit Sicherheit wollte er ihn glücklich machen. „Wah?“, ruft Toda, als er sein Handy klingeln hört. Der Macintosh war so in Gedanken versunken, dass er absolut nicht mit diesem Geräusch gerechnet hat. Ohne auf das Display zu schauen oder auf den Klingelton zu achten, meldet er sich mit: „Toda Hiromu“ und wartet auf eine Gegenansprache. „Hey, Hiro-chan, ich bin’s, Sharaku!“ Hiromu wird es ganz komisch, als er Sharakus Stimme gehört hat. Einerseits ist er überaus glücklich, seine Stimme gehört zu haben und dass er sich melden würde; andererseits ist er so überrascht von Sharakus Anruf, dass er ganz nervös und unkonzentriert wird. Dennoch rafft er sich auf und entgegnet am Telefon: „Schön, dass du dich meldest, Sha-chan! Was machst du? Geht’s dir besser?“ „Ja, etwas, ich schau Fern und... ess etwas. Was machst du so?“, raunt es dann aus dem Hörer. Hiromu stöhnt auf, weil er an das Lied denken musste, dass ihn solche Probleme bereitet hat, dann antwortet er aber: „Ich hab den neuen Song verbessert... aber ich weiß nicht, ob er schon FLOPPY-tauglich ist...“ „Oh, was?“, ruft es aus dem Handy, „Ein neuer Song? Wieso sagst du das nicht gleich?“ „... ich hab es dir doch schon gestern oder vorgestern gesagt, Sha-chan! Weißt du nicht mehr?“, mault Toda, denn er hat das Gefühl, dass Sharaku sich nicht für ihn interessiert. „Hast du?“, fragt Sharaku zögernd, „Dann hab ich es wohl in dem Stress vergessen, es tut mir leid, nicht sauer sein, ja?“ Besorgt schaut Toda den Boden an, denn er hat es mal wieder geschafft, voll ins Fettnäpfchen zu treten. Warum hat es ihn so aufgeregt, dass Sharaku das Lied vergessen hat – solange er nicht Toda vergessen würde, ist es doch nicht schlimm. „Das muss dir nicht leid tun, Sha-chan!“, entgegnet Toda bereuend, „Was musst du dir denn sonst noch alles merken, hm? Das war egoistisch von mir, ich muss mich entschuldigen.“ Und nun hat Toda es geschafft, Sharaku etwas einzuschüchtern – dass er sich mal wieder entschuldigt für eine Lappalie, wofür er sich sonst nie entschuldigen würde. „Du solltest dich jetzt nicht schon wieder entschuldigen, Hiro-chan!“, flüstert Sharaku und beendet seinen Satz nach einer kleinen Pause, „Es ist ok, wir sollten nicht immer an einem Punkt stehen bleiben, wenn wir noch weiter gehen müssen, verstehst du, Toda?“ Diese Ansprache hat Toda recht überrascht; normalerweise ist Sharaku nie der Typ Mensch, dem es interessiert, ob eine Situation voran schreitet oder nicht. Er nimmt alles hin. Dennoch gefällt es ihm, dass Kobayashi ihm das gesagt hat. „Du hast Recht, Sharaku.“, antwortet Toda, doch kaum hat er aussprechen können, fällt Sharaku ihm ins Wort und sagt: „Wir müssen das Lied bearbeiten, Hiromu! Ich will es hören, sofort!“ Auch wenn man Sharaku seine Begeisterung anmerken kann, ist es verständlich, dass Hiromu sich nun schämt, dass Sharaku das Lied so schnell wie nur möglich hören möchte. Mangels an Selbstbewusstsein ist Toda immer der Meinung, dass seine Songs nichts Besonderes seien, wobei er total falsch liegt. „Wenn du Zeit und Lust hast, kannst du mich gerne besuchen kommen, Sharaku. Ich bin zu Hause.“, nuschelt Hiromu vor sich hin, als würde er damit beabsichtigen wollen, dass Sharaku ihn nicht hören kann. Nur durch Sharakus herzlichem Lachen taut Hiromu auf und wartet gespannt darauf, was Kobayashi antworten würde. „Ich komm nachher vorbei, Hiro-chan! Ich muss vorher nur noch ein paar Einkäufe erledigen... mein Kühlschrank ist leerer als mein Kopf!“, hört man dann aus Todas Telefon und ein Lachen schallt hinterher. „Ach komm“, sagt Hiromu recht harsch, „Wenn dein Kopf leer ist, dann ist Meines mit Scheiße gefüllt!“ und auch er muss lachen. Nachdem sich beide voneinander verabschiedet haben, steht Toda auf und versucht seine Wohnung etwas aufzuräumen... aber wo soll er anfangen? Nach und nach ist er dann der Meinung, dass er nicht aufräumen muss, denn Sharaku ist diese Unordnung bereits gewöhnt, also setzt er sich ins Wohnzimmer, um die Türklingel zu hören. Wenige Momente danach verlässt Sharaku seine Wohnung und macht sich auf dem Weg zum nächsten Supermarkt. Seine Hände in die Taschen der Sommerjacke steckend läuft er die Straße entlang und schaut verträumt auf den Boden. Sharaku ist so in Gedanken versunken, dass er zuerst nicht einmal gemerkt hatte, dass er jemanden angerempelt hat. Nach längerer Verzögerung ruft er dann auf: „Oh, tschuldige!“ und schaut die Person an, die sich noch auf den Beinen halten konnte. Schockiert schauen sich dann beide an, die Person und Sharaku. „Was, du? Was machst du hier, Fukusuke?“, schreit Sharaku auf. Und die als Fukusuke identifizierte Person guckt recht irritiert und antwortet: „Ich bin unterwegs?! Darf ich das etwa nicht?“ Es herrscht mal wieder eine Stille zwischen den beiden und Sharaku weiß nicht so recht, was er Fukusuke nun sagen soll. Eigentlich ist er nicht mehr böse auf ihn – immerhin hat Fukusuke nichts Negatives geäußert, als er Toda halbnackt in Sharakus Wohnung gesehen hat und das ist schon einmal ein sehr gutes Zeichen – aber er möchte nicht zeigen, dass er von Fukusuke abhängig ist. Er ist es auch nicht, aber Fukusuke hat es gern, wenn man von ihm abhängig ist und diesen Gefallen will Sharaku ihm nicht machen. „Gehst du einkaufen?“, fragt Fukusuke letztendlich, um dann doch noch ein Gespräch mit Sharaku anzufangen. Sharaku schlendert an ihm vorbei und antwortet nebenbei: „Ja, das muss ich ja auch mal machen.“ Kaum hat sich Kobayashi von Fuku-san entfernt, gesellt sich dieser schon zu ihm und fragt scheinbar ohne Hintergedanken, ob er ihn denn nicht zum Einkauf begleiten soll. Desinteressiert zuckt Sharaku mit den Schultern und geht weiter; Fukusuke geht neben ihm und denkt nach, was er denn noch sagen könnte, um Sharaku zu einem Gespräch einzuladen. Als sie am Supermarkt angekommen sind, fragt Fukusuke: „Wie geht es Toda so? Gehst du noch zu ihm?“ Von dieser Frage etwas überrumpelt starrt Sharaku den Boden an und versucht nichts Falschen zu sagen, also antwortet er: „Es geht ihm gut. Er hat ein neuen FLOPPY Song geschrieben, denn wir uns nachher zusammen anhören werden.“ Und schon wieder schaut Sharaku desinteressiert auf Fukusuke hinab und hofft, dass dieser bald aufhören wird, ihn mit Fragen zu durchlöchern. Schmunzelnd entgegnet Fukusuke dann: „Oh, ein Song! Und gibt es bereits einen Text dazu? Ich muss doch auch noch zur Melodie etwas beitragen, wenn ich schon der Gitarrist bei euch bin!“ Währenddessen sucht Sharaku bereits nach einigen Nahrungsmitteln, die er braucht. Nur ein Nicken kann Fukusuke als Antwort vernehmen. „Er ist wohl immer noch sauer...“, denkt sich Fuku-san und seufzt auf. Langsam schlendert er zu Sharaku und fragt ihn: „Wenn ich gehen soll, dann sag es mir doch einfach.“ „Es geht nicht darum, dass du hier bist, Fukusuke“, antwortet Sharaku, „Denkst du etwa, dass alles wieder in Ordnung ist, nur weil du ach so nett warst, als Toda, Ittsumii und du in meiner Wohnung wart? Denkst du ernsthaft, dass ich wieder freundlich zu dir bin, nur damit du mir wieder auf der Nase rumtanzen kannst?“ Fukusukes Gesichtsausdruck zeigt eine Mischung aus Schmollen und Trauer. Und ihm ist durchaus bewusst, dass Sharaku nicht so leicht verzeihen kann. Dass Sharaku aber so harsch und zornig mit ihm reden würde, dass verletzt Fukusuke doch etwas und er wendet sich traurig von Sharaku ab. „Ist gut, Sharaku, ich werd dich nicht weiter nerven.“, flüstert Fukusuke und wollte schon gehen. „Wieso gehst du, Fukusuke? Ich hab nicht gesagt, dass du gehen sollst.“, ruft Sharaku ihm hinterher und sucht nach Milch im Regal. Fukusuke kann nicht so recht mit Sharakus Ignoranz umgehen. Langsam nähert er sich Sharaku wieder und sagt: „Wenn du denkst, dass ich mich jemals über dich und Toda lustig gemacht haben sollte, dann vergiss das mal ganz schnell wieder! Ich bin sogar froh, dass ihr Zwei euch nun habt – Toda und du, ihr passt zusammen wie Mario und Peach!“, sagt Fukusuke in der Hoffnung, dass sich das nun geklärt hat. Doch Sharaku antwortet nur beleidigt: „Und wer ist von uns Peach?“ Schmollend wendet er Fukusuke den Rücken zu, dieser wiederum wird ganz nervös und sagt: „Nein! So meinte ich das nicht! Du weißt, wie ich das gemeint hab, hör auf mich zu ärgern!“ Kichernd geht Sharaku weiter und genießt es, dass er Fukusuke gerade klein kriegt. Nach kurzer Zeit wendet Sharaku Fukusuke seinen Kopf zu und streckt ihm die Zunge raus. „Vergleich mich nie wieder mit einer Prinzessin, ist das klar?“, ruft er Fuku-chan dann zu. Dieser ist ganz verwirrt und nickt einfach nur freundlich mit dem Kopf, weil er etwas verängstigt ist. Nachdem Sharaku dann alles gefunden hat, was er braucht, spricht Fukusuke ihn an. „Bist du denn noch sauer? Ich entschuldige mich, wenn ich etwas Falsches gesagt haben sollte. Aber nie und nimmer wollte ich dich oder Toda beleidigen!“ Sharaku geht langsam zur Kasse, legt die Artikel auf das Band und antwortet: „Entschuldigung angenommen. Jetzt weiß ich ja, dass du es nicht so gemeint hast.“ Fukusuke strahlt, denn er ist überglücklich, dass Sharaku ihm nicht mehr böse ist. Vor Freunde wirft er seine Arme um Sharaku und ruft: „Du bist nicht mehr sauer! Juhu!“ Leicht beschämt drückt Sharaku ihn weg und ruft: „Also echt, lass das Fukusuke! Beruhig dich!“ Als die Kassiererin dann alles gescannt hat, legt Fukusuke den Geldbetrag vor ihr hin und sagt zu Sharaku: „Als Entschädigung!“ und zwinkert ihm zu. Von dieser Aktion völlig überrascht stottert Sharaku: „Was? Lass das, ich hab mein Geld dabei!“ Doch Fukusuke will unbedingt, dass Sharaku ihn bezahlen lässt. Warum auch immer ihn das so glücklich macht. Kaum wollen Fukusuke und Sharaku den Laden verlassen, drückt sich Fukusuke an Sharaku und ruft: „Du bist echt süß! Danke, dass du es angenommen hast!“ Plötzlich bleibt Sharaku stehen und schaut eine Person vor sich an. Fukusuke bemerkt es erst spät und wendet seinen Kopf in die Richtung, in der Sharaku schaut. „Hallo, Hiro-chan!“, ruft Sharaku dann und geht lächelnd auf den Macintosh zu. Auch Fukusuke begrüßt ihn freundlich und lächelt Toda breit an. Hiromu hingegen schaut die beiden an, als würde er gleich los schreien wollen. Mit zornigem Blick schaut er Fukusuke an und murmelt ein „Hi“ vor sich hin. Sharaku ist etwas irritiert und weiß nicht, wieso Toda so wütend aussieht. Kurz darauf verabschiedet sich Fukusuke von Sharaku, um die beiden alleine zu lassen. „Wir sehen uns, Sha-chan!“, sagt er ihm und umarmt den Blondschopf. Dieser erwidert die Umarmung und antwortet: „Ja, bis bald, Fuku-chan!“ Nachdem Fukusuke gegangen ist, herrscht eine Stille bei Sharaku und Hiromu. „Wolltest du mich besuchen kommen?“, fragt Sharaku nichts ahnend und will Toda umarmen. Doch Toda weist ihn ab und sagt: „Ich wollte dich von zu Hause abholen, aber da warst du nicht. Und als ich dann hier an dem Laden vorbeigegangen bin, hab ich ja gesehen, was du so machst.“ Verwirrt schaut Sharaku Toda an: „Was? Was hab ich denn gemacht? Ich war einkaufen.“, sagt er dann und hebt die gefüllten Einkaufstüten etwas höher zur Demonstration. „Anscheinend ist wieder alles ok bei Fukusuke und dir und anscheinend seid ihr wieder ganz dicke miteinander!“, grummelt Toda vor sich hin. Doch Sharaku versteht noch immer nicht und sagt: „Was denn? Ich hab ihm gesagt, dass er sich entschuldigen muss, weil er mich und dich so beleidigt hat und ich hab ihn fertig gemacht. Nachdem er sich entschuldigt hat, hat er mich dann umarmt und war ganz glücklich, dass ich die Entschuldigung angenommen hab, sonst nichts. Du weißt doch, wie gut wir uns verstehen, oder nicht Toda?“ Man könnte glatt meinen, dass Todas Augen vor Wut brennen und lodern. Mit einer tiefen und grollenden Stimme sagt er dann: „Ja, wie gut ihr euch versteht, das kann ich mir ja nur denken.“ Und er wendet sich von Sharaku ab. Schockiert rennt Sharaku dem Macintosh hinterher und sagt: „Was hast du nun schon wieder falsch verstanden? Ich hab doch nichts mit ihm, Hiro-chan, wie kommst du darauf?“ Doch Hiromu geht weiter ohne auf Sharaku zu achten. Nach einer Weile bleibt Sharaku dann stehen. Er sieht ein, dass es hoffnungslos ist, Toda hinterher zu rennen und ihm zu erklären, dass da nichts außer Freundschaft ist und auch nie war. Mit Tränen erfüllten Augen wendet sich Sharaku ab und geht wieder zurück zu seiner Wohnung. Kurz darauf wendet Toda sich um und sieht Sharaku nicht mehr. Er weiß nicht, ob es ihm wehtun soll, dass er gegangen ist oder ob er froh sein soll, seine Ruhe zu haben. Aber er bleibt mitten im Fußgängerweg stehen und wendet sich nicht ab. Soll er denn das nun zurück nehmen oder soll er darauf beharren? Warum nur hat ihn so sehr die Eifersucht gepackt, dass er Sharaku so zur Verzweiflung gedrängt hat? Und wieso hat er Sharaku nicht einfach erklären lassen, was denn nun war? „So ein Idiot!“, schreit Sharaku, als er in seiner Wohnung angekommen ist und die Türe hinter sich geschlossen hat. Schluchzend schmeißt er die Einlaufstüten auf den Boden und geht ins Wohnzimmer, um sich auf die Couch zu legen. Sein tränenbenetztes Gesicht bedeckt er mit seinem rechten Arm und er kann nicht aufhören zu weinen. Wieso hat Hiromu ihn so abgewiesen? Und wieso hat er Sharaku nicht ausreden lassen? „Wahrscheinlich liebt er mich doch nicht“, schluchzt Sharaku vor sich hin und verkrampft sich. Fukusuke ist bereits zu Hause angekommen, als er angerufen wird auf seinem Handy. „Ja, wer ist da?“, ruft er ins Telefon, als er angenommen hat. „Hey, ich bin’s Hiromu.“, antwortet Toda dann. „Oh, Toda, wie geht’s?“, fragt Fukusuke dann und setzt sich auf den nächst besten Stuhl. „Nicht so gut, aber egal. Sag mal, was hast du grad vorhin bei Sharaku gemacht?“, fragt dann Toda, um das Hauptthema anzusprechen. Frech grinsend entgegnet Fuku-san: „Ich hab schon vorhin gemerkt, dass du sauer warst, wegen mir. Aber ich hab Sharaku in der Stadt getroffen und wollte ihn zum Einkauf begleiten. Das war die einzige Möglichkeit für mich, mit Sharaku zu reden und um den Streit zwischen uns zu schlichten!“ „Ich glaub dir kein Wort“, sagt Toda, „Gib doch einfach zu, dass du und Sharaku was miteinander habt.“ „Was?“, ruft Fukusuke, „Ich bin nicht auf Männer aus, Toda, ich versichere dir, dass da nichts ist. Sag bloß, du hast Sharaku nun alleine gelassen, weil du sauer bist?“ „Ja, hab ich“, sagt Toda patzig, „Ich kann Sharaku nicht anschauen, wenn ich das Gefühl hab, dass er mich anlügt.“ „Hör mir mal zu!“, schreit Fukusuke Toda an, „Ich weiß nicht, ob du zu blöd bist oder ob dir das Hirn nun völlig ausgebrannt ist, aber nein, ich hab nichts mit Sharaku! Wir sind die besten Freunde, seit ich denken kann und ich schäme mich für dich, dass du nicht einmal weißt, dass Sharaku zu gutmütig ist, als dass er jemanden belügen kann. Er könnte nicht einmal einen Fremden belügen, wieso sollte er einen Kumpel oder gar dich belügen? Wieso sollte er, was hat er davon? Du bewegst deinen Arsch zu Sharaku und tröstest ihn gefälligst, ist das klar? Und wehe ich bekomme Wind davon, dass Sharaku eventuell geweint haben soll, dann garantier ich dir für nichts, Toda! Du solltest Sharaku nie und nimmer zum Weinen bringen und du solltest diejenigen, die ihn verletzen, in Stücke reißen! Hast du das verstanden?“ Blass und verängstigt starrt Toda in die Leere – dass Fukusuke ihn so anschreien würde, damit hat er absolut nicht gerechnet. Auch kann er keine Worte finden, dazu ist er zu verwirrt. Hiromu kann nur noch ein: „Ist gut, werd ich machen“ vor sich hin stammeln. Nach einer Weile sagt er dann: „Und du schwörst, dass da nichts ist!“ Schmunzelnd antwortet Fuku-san dann: „Ich schwöre, mein Gott und nun geh zu Sharaku. Oder soll ich zu ihm gehen?“ Ohne Fukusukes geplante Provokation zu durchschauen, ruft Hiromu ins Telefon: „Nein! Das mach ich! Bis dann!“ und legt auf. Noch immer befindet sich Toda vor dem Supermarkt, denn er ist sich noch nicht sicher, ob er zu Sharaku gehen soll oder nicht. Immerhin ist Hiromu noch immer etwas komisch zumute, wenn er bedenkt, dass da jemals etwas zwischen Sharaku und Fukusuke gewesen sein könnte. Soll er Sharaku anrufen? Toda kann sich nicht entscheiden. Nachdem er für einige Minuten darüber nachgedacht hat, ruft er Sharaku an, um sich bei ihm zu entschuldigen. Bei Sharaku klingelt das Handy, aber erst nach einer Weile richtet er sich auf, um ans Handy zu gehen und sich zu melden. „Kobayashi“, sagt Sharaku, als er sich am Telefon meldet. „Ich bin es, Sha-chan... kann ich mit dir reden, oder geht das nicht?“, fragt Toda unsicher. Seufzend antwortet Sharaku: „Nur zu.“ Und wartet darauf, was Toda sagen würde. „Ich wollte dich nicht traurig machen, Sharaku. Bitte, sei nicht traurig. Eigentlich wollte ich zu dir kommen, aber ich wusste nicht, ob du mich überhaupt sehen wolltest. Wein nicht, ja? Ich... entschuldige mich dafür, was ich behauptet hab. Aber es sah so komisch aus, als du und Fuku-san euch umarmt habt...“ und auf einmal fängt Toda an zu schluchzen. Sharaku ist ganz überrascht, dass Toda weinen würde – das hat er noch nie gemacht. Verwundert antwortet Sharaku: „Ist ok, Toda, aber ich versteh nicht, wieso du so etwas denken würdest. Immerhin kennst du mich und du solltest wissen, dass ich nie und nimmer lügen würde!“ Sharakus Worte erinnern Toda nun an die von Fukusuke und schämt sich noch mehr, als er darüber nachdenkt. „Ja, ich weiß.“, sagt Toda, „Ich bin wohl etwas voreilig gewesen, es tut mir wirklich schrecklich leid, Sha-chan. Ich liebe dich und ich will nicht, dass du jemanden mehr liebst als mich.“ Von Hiromus Worten gerührt, kann sich Sharaku kaum davon abhalten, loszuweinen und er schluchzt ins Handy: „Ich liebe dich auch, aber bitte sei nie wieder so gemein zu mir! Das nächste Mal lässt du mich ausreden!“ Hiromu denkt nach und ihm fällt auf, dass Sharaku mit keiner anderen Person so liebevoll umgeht, wie er es mit Toda tut. Eigentlich sollte sich Hiromu noch viel mehr dafür schämen, was er Kobayashi an den Kopf geworfen hat – Sharaku ist, wie Fukusuke es bereits gesagt hat, eine zu gutmütige Person. Toda schaut auf eine Uhr, die ihm gegenüber steht: Es ist bereits 17Uhr. „Ich weiß nicht, ob du noch zu mir kommen willst, Sharaku, aber wenn du es willst, ich bin noch beim Supermarkt, ich kann dich mitnehmen. Aber nur, wenn du es so willst.“, sagt Toda dann, um Sharaku eventuell noch aus seiner Wohnung zu kriegen, damit er ihn umarmen kann. Nach einer Pause, in der sich Sharaku die Nase geschnäuzt hat, antwortet er: „Klar, kann ich machen, aber ich muss zuerst meine Einkäufe verräumen. Du kannst ja schon mal zu meiner Wohnung laufen.“ Lächelnd antwortet Toda: „Ja, man sieht sich.“ Und legt auf. Nachdem Hiromu bei Sharaku angekommen ist, sieht er auch schon, wie Sharaku auf die Haustür zugeht und diese öffnet. „Hey, Hiromu!“, sagt Sharaku und steht vor dem Macintosh. Hiromu sagt nichts und schnappt Sharaku einfach, damit er ihn umarmen kann. Fest drückt er den Blondschopf an sich und als er merkt, dass Sharaku seine Arme um Todas Rücken legt, ist er noch glücklicher. Flüsternd fragt Sharaku: „Sollen wir schon mal los?“ und Hiromu nickt einfach. Hand in Hand gehen sie zur Bahnstation und Sharaku ist leicht irritiert, dass Hiromu seine Hand geschnappt hat und sie nicht loslassen will. Wie ein junges Pärchen laufen sie die Straße entlang und es kümmert sie nicht, dass die anderen sie so anschauen. „Du bist mir aber nicht böse, oder Sharaku?“, fragt Hiromu dann leicht zögernd und schaut den Boden an. Sharaku hingegen muss loskichern und antwortet: „Nein, wieso? Ich find es süß, dass du eifersüchtig geworden bist!“ und lächelt dem Schwarzhaarigen entgegen. Schmollend schaut Toda Sharaku an und sagt: „Na danke, das findest du auch noch süß! Dass ich mir Sorgen gemacht hab, daran denkst du nicht!“ Bei der Station angekommen, setzen sich die Beiden auf einer Bank hin, denn die Bahn, die sie nehmen müssen, kommt erst in 20 Minuten. Noch immer hält Toda Sharakus Hand fest und will sie nicht loslassen – auch das findet Sharaku süß und er muss loskichern. Hiromu wiederum findet es süß, dass Sharaku kichern muss, deswegen gibt er ihm einen Kuss auf die Wange und schmust sich an den Voicecorder. „Ich werde für immer bei dir sein, Sha-chan, damit dir das klar ist“, sagt Toda plötzlich und stupst Sharakus Wange mit seiner Nase an. Auf die Bahn wartend kuscheln sich beide an sich und sind überglücklich, dass sich diese Sache nun auch geklärt hat. Auch wenn Hiromu noch immer ein unwohles Gefühl hat, wenn er an Fukusuke denken muss. Kapitel 9: Kieteku bokura ------------------------- Hand in Hand laufen unsere Piko-Piko Künstler zu Todas Wohnung, um sich Todas neue Idee für einen Song anzuhören. Sharaku ist es etwas kalt und kuschelt sich deswegen an Toda. Dieser ist überglücklich, dass sein Schatz sich so an ihn schmiegt und er drückt ihn zu sich. „Ist dir etwa so kalt, Sha-chan?“, fragt Toda und sucht nach dem Schlüssel, als beide vor der Haustür stehen. Als Antwort nickt Sharaku leicht und versucht, nicht an die Kälte zu denken. „Dabei sollte es bald Sommer werden und es ist so kalt!“, fügt Sharaku hinzu. Sie betreten den Hausflur und steigen hinauf zu Todas Wohnung. Nachdem Sharaku sich in der Wohnung befindet, legt er seine Tasche, seine Jacke und seine Schuhe ab und begebt sich sofort ins Wohnzimmer, um sich aufzuwärmen und hinzusetzen. „Aber ... mein Mac steht doch in meinem Schafzimmer.“, stutzt Toda und schlendert langsam zu Sharaku. Der Blondschopf kichert los und entgegnet dem Macintosh: „So, so, im Schlafzimmer also! Was für Pornos schaust du dir vor dem Schlafengehen denn an?“ und er kichert weiter vor sich hin. Ganz entsetzt rennt Toda auf das Sofa zu und meckert Sharaku an: „Hey, das stimmt nicht! Ich kann aber in dem Zimmer am besten arbeiten!“ Sharaku kichert weiter vor sich hin und schaut Toda mit einem allwissenden Blick an – es ist erstaunlich, dass Sharaku auf einmal nicht mehr so schüchtern ist, wie er es zu Beginn war. Anscheinend ist das Eis zwischen den beiden geschmolzen. Hiromu setzt sich neben Sharaku, schnappt seinen Kopf und flüstert ihm mit einem Grinsen zu: „Mal sehen, ob du danach immer noch lachen kannst“ und drückt seine Lippen an Sharakus Lippen. Dieses Mal wehrt sich Sharaku kein bisschen, im Gegenteil: er lässt es zu, dass Hiromu mit seiner Zunge in seinem Mund herumspielt und auch er ergreift die Initiative und ihre Zungen berühren sich immer und immer wieder. Toda legt seinen Sharaku auf den Rücken und küsst ihn weiter innig. Der Voicecorder klammert sich an den Schwarzhaarigen und genießt seine Küsse. Zum Abschluss gibt Hiromu Sharaku einen Kuss auf die Lippen und fragt ihn: „Willst du noch immer lachen?“ dabei grinst er breit vor sich hin und streicht dem Blondschopf durch die Haare und küsst seine Stirn. Kobayashi schüttelt den Kopf und gibt Toda ein Küsschen auf die Wange. „Wenn ich lachen müsste, wärst du ein schlechter Küsser, Hiro-chan!“, antwortet Sha-chan und streichelt Hiromu die Haare. „Gut“, antwortet Toda selbstsicher, „willst du nun das Lied hören?“ Daraufhin nickt Sharaku heftig mit dem Kopf, denn das war der Grund, weshalb er sich zu Toda begeben hat. Langsam erheben sie sich und machen sich auf den Weg in Todas Schlafzimmer. Kaum hat Toda die Türe geöffnet, schon lässt Sharaku einen Seufzer los, denn es ist so unordentlich wie nie zuvor. „Toda!“, ruft Sharaku und hebt die Arme in die Höhe, „Das ist ja schlimm hier! Ist hier eine Atombombe reingeknallt?“ Und Hiromu muss schmunzeln, denn das, was Sharaku gesagt hat, war nicht korrekt in Hiromus Augen. Er sagt: „Wenn es ein Atombombe gewesen wäre, würdest du hier nur noch Staub auffinden, Sha-chan“ und er legt seine Hand auf die blonden Haare des Voicecorders. Sharaku schämt sich etwas, denn Toda müsste nun denken, dass Sharaku keine Ahnung von solchen Dinge hat. Aber wenn er genauer darüber nachdenkt, muss er sich doch nicht schämen – man kann nicht alles wissen. Hiromu hat sich bereits auf den Stuhl vor seinem Mac hingesetzt, als er dann bemerkt, dass Sharaku keine Sitzmöglichkeit hat vor dem Mac, steht er nochmals auf und entgegnet: „Setz dich doch, ich hol mir schnell einen anderen Stuhl.“ Sitzend wartet Sharaku auf Hiromu und gafft den Desktop gelangweilt an... er will nun endlich das Lied hören. Er will wissen, ob es einen Text gibt. Er will einfach nur wieder mit Toda zusammenarbeiten – so wie sie es früher immer gemacht haben. Als Hiromu sich den Stuhl geholt hat und bereits vor dem Mac sitzt, öffnet er das besagte Lied und ist gespannt wie ein Flitzebogen, was Sharaku wohl dazu sagen würde – es ist ihm sehr wichtig, was Sharaku davon hält. Nicht, dass Sharaku enttäuscht sein würde – das wäre sehr schlimm für unseren Macintosh. Das Lied wurde abgespielt. Es ist still, man hört kein Murren und kein Schnaufen. Für Toda ist diese Stille mörderisch; er erträgt es nicht. „Ha...“, seufzt Sharaku und senkt seinen Kopf. Ist das ein negatives Zeichen? Gefällt es ihm nicht? Hiromu bekommt panische Zustände, er weiß nicht, was er sagen soll, aber er würde zu gerne etwas sagen. „Immer diese Unwissenheit!“, denkt sich Hiromu und greift nach Sharakus Hand. Dieser wendet seinen Kopf zu Toda uns lächelt: „Das ist das schönste Lied, das ich bisher von dir gehört habe, Hiro-san! Ich bin stolz auf dich!“ dabei wird sein Lächeln immer breiter und immer glücklicher; man könnte fast meinen, dass Sharaku gleich losweinen muss vor Freude. Auch Hiromu ist glücklich, hinzukommt, dass er furchtbar erleichtert ist – herzlich und freundlich lächelt er Sharaku ebenfalls an und sagt: „Das sagst du doch nur so, Sha-chan... du willst mich nicht kritisieren, wo bleibt denn deine messerscharfe Zunge?“ Verblüfft schaut der Blondschopf Toda an und stammelt: „Wie bitte? Also, ich mag deine Lieder allgemein sehr gerne. Aber das hier... wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich behaupten, dass du sehr viele Emotionen hineingesteckt hast. Stimmt es denn? Es klingt recht dynamisch.“ Und beim letzten Satz wendet sich Sharaku zum Mac und will das Lied nochmals abspielen. Hiromu schaut stillschweigend den Boden an und hat auch nicht vor zu antworten – Sharaku hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Ja, er musste an Sharaku denken, als er dieses Lied geschrieben hat – er musste daran denken, was er empfindet, wenn er bei ihm ist, wenn er in seinen Armen liegt... wenn er ihn betrachten kann, ihn und seine perfekte Schönheit. Soll er ihm das sagen? Hiromu getraut sich das nicht, also schweigt er weiterhin. Kobayashi schmunzelt, denn er weiß, dass er absolut Recht hatte – wieso sollte Toda ohne Emotionen ein Lied schreiben? Das ist nicht Todas Art... also wendet sich dieser Hiromu zu und legt seine Arme um dessen Hals. Sharaku braucht nichts zu sagen, Hiromu versteht sehr gut, was er ihm sagen möchte. Ein Kuss auf Todas Schläfe genügt. Das sagt viel mehr aus, als tausend Sätze. „Gibt es denn schon einen Text zu dem Song?“, fragt Sharaku interessiert und schaut seinen Hiro-san mit großen Augen an. Hiromu nickt und schweigt vor sich hin. „Gut!“, ruft Sharaku überglücklich, „Dann darf ich auch den Text lesen oder?“ Zuerst zögert Toda etwas. Doch letztendlich gibt er Sharaku den Text in die Hand und sagt: „Sei gewarnt, meine Schrift ist grausig!“ „Das weiß ich doch!“, kichert Sharaku und fängt an den Text zu lesen. „Ich gebe jetzt alles ... ich bin die Stimme ... Nicht auflösen in der Dunkelheit...“ „Hey, pass doch auf, du Arsch!“, schreit Ittsumii los, als er über den Zebrastreifen der Harajuku-Hauptstraße geht und ein Autofahrer ihn ignoriert hat. Grummelnd geht er weiter, denn er muss neue Klamotten einkaufen. Bald soll es wieder einen Auftritt mit Shinjuku Gewalt geben – da muss er doch perfekt auf der Bühne aussehen... „Ob Toda den Termin bereits vergessen hat?!“, fragt sich Ittsumii und kramt in seinem Rucksack rum. Sein Handy klingelt, aber er kann es nicht finden. „Heute ist nicht mein Tag!“, murmelt Shimizu als er dann doch noch das Handy gefunden hat. „Shimizu.“, ruft er ins Handy rein und schlendert weiter. „Hey! Shimizu-san! Es tut mir leid, dich zu stören!“ Ittsumii hat sofort erkannt, dass das einer der Supporter ist, die bei dem nächsten Auftritt unter anderem als Lichttechniker und vieles mehr aushelfen. Aber wieso ruft er ihn an? Toda ist doch das Oberhaupt. „Macht doch nichts.“, entgegnet Ittsumii freundlich und fragt im nächsten Moment, „Wenn du eine Frage hast, solltest du aber lieber Toda-san anrufen.“ „Ich weiß, ich weiß!“, ruft der Supporter in den Hörer, dass es Ittsumii fast das Trommelfell zum Platzen bringt, „Ich kann ihn nicht erreichen, das Handy ist ausgeschalten.“ „Oh, Toda!“, denk sich Ittsumii und schüttelt den Kopf. Um das Gespräch aufrecht zu erhalten, entgegnet Ittsumii sehr freundlich und entgegenkommend: „Wahrscheinlich ist Toda-san sehr beschäftigt mit der Planung. Da schaltet er für Gewöhnlich immer das Handy aus... aber zurück zum Thema: Was ist denn der Grund für deinen Anruf?“ Nichtsdestotrotz schwört sich Shimizu, dass er Toda erstmal anmeckern wird, denn er sollte keine seiner Bands vernachlässigen. „Shimizu-san! Einige unserer Supporter haben abgesagt für den Auftritt – es sei ihnen zu stressig.“, sagt der Supporter am Telefon in einem so leisen Ton, als ob er mit Absicht erreichen wollte, dass Ittsumii ihn nicht verstehen könnte. „Wie bitte?“, kreischt Shimizu ins Handy, „Das darf doch nicht wahr sein, immer diese Unzuverlässigkeit! Und was sollen wir nun tun?“ „Das wollte ich Toda-san fragen, Shimizu-san!“, erwähnt der Supporter und man könnte meine, er habe einen entschuldigenden Tonfall gewählt, was er nicht einmal hätte tun müssen. „Ist gut, ich kläre das mit Toda-san!“, antwortet Ittsumii, um den Supporter endlich vom Hals zu haben, „Danke für die Benachrichtigung. Mata ashita!“ und er legt auf. Sofort will er Hiromu erreichen, es ist eine ernste Sache, die schnellst möglich geklärt werden muss. Ittsumii weiß, dass Hiromu nicht gerne die Organisation übernimmt, aber was sein muss, muss sein und er kann sich als Oberhaupt von Shinjuku Gewalt nicht so einfach davor drücken. Nach dem fünften Versuch Hiromu zu erreichen, gibt Shimizu es auf und geht weiter shoppen. „Irgendwann wird Toda sicherlich zu erreichen sein“, denkt sich Ittsumii, „... hoffentlich...“ „Ich kann dir nicht sagen, wie sehr mir der Text gefällt, Toda, er ist einfach super! Und er passt so toll zum Song!“, ruft Sharaku überglücklich und umarmt Hiromu als Belohnung für seine außergewöhnliche Leistung. „Ach komm!“, entgegnet Hiromu, „So toll ist der Text nun auch nicht, Sha-chan!“ und er umarmt seinen Blondschopf. Es ist ein komisches Gefühl für ihn, mit Sharaku zusammen zu arbeiten und gleichzeitig ihn zu umarmen... er muss sich noch daran gewöhnen, aber es erleichtert sie Arbeit ungemein! „Wann nehmen wir den Song auf?“, fragt Hiromu erwartungsvoll und schaut Sharaku in die Augen. „Nun ja“, antwortet Sharaku, „Hast du nicht in unmittelbarer Zukunft einige Termine? Da war doch noch ein Auftritt geplant...“ Plötzlich zuckt Toda zusammen und er wird noch bleicher, als er es bereits ist. „Ach du Schei...“, ruft er aus sich heraus und springt vom Stuhl, um ins Wohnzimmer zu rennen. „Toda?“, fragt Sharaku verwundert und spickt ins Wohnzimmer. Kobayashi kann es momentan absolut nicht verstehen, wieso Toda so ungestüm reagiert. Sicherlich muss er etwas vergessen haben – das war der erste Gedanke Sharakus, der ihn durch den Kopf geschossen kam. „Ittsumii! Oh man, ich hab ganz vergessen, dass wir übermorgen den Auftritt haben! Sorry!“, ruft Toda und Sharaku hat endlich verstanden, dass Hiromu ein Telefonat betätigen wollte. „Was?“, ruft Toda nach einer Weile und legt eine weitere Pause ein, bis er dann antwortet: „Das kann nicht sein... ich hab keine Ahnung, was wir tun sollen, Shimizu. Verdammt!“ Es verwundert Sharaku immer mehr, wieso Toda sich so aufregt; er weiß ja noch nichts von den Supportern, die Shinjuku Gewalt im Stich lassen wollen. Oder besser: Die Shinjuku Gewalt auf dem Trockenen liegen lassen. Also steht Sharaku auf und begibt sich ins Wohnzimmer, um Toda zu umarmen und vielleicht noch etwas mehr aus dem Gespräch zu erfahren. Hiromu murmelt noch einige, unwichtige Worte und legt Shimizu auf. „Was war denn?“, fragt Sharaku und gibt Hiromu einen Kuss auf den Mund, um ihn etwas zu beruhigen. „Du wirst es kaum glauben!“, schreit Hiromu, „Einige Supporter, die Shinjuku Gewalt übermorgen helfen wollten – es waren unter anderem Licht- und Tontechniker – wollen nicht mehr mitmachen und haben bekannt gegeben, dass sie nicht mithelfen werden beim Auftritt... hinzu kommt, dass ich den Auftritt total vergessen hab! Shimizu hat mir erstmal eine Predigt gehalten...“ Sharakus Gesichtsausdruck sagt alles: Er kann seine Wut kaum zähmen. Wie kann sich Ittsumii nur erlauben, Toda eine „Predigt“ zu halten? Wer ist er, dass er so etwas tun darf? Seine Mutter? Hiromu bemerkt, dass Sharaku sauer ist, fragt nichts ahnend: „Was ist denn?“ und streichelt Sharakus Gesicht. Kobayashi hingegen schweigt und schüttelt den Kopf – er mag nicht über Ittsumii reden. Schon immer hatte Sharaku eine Abneigung Ittsumii gegenüber. Dass ein Mann so weibisch sein konnte, das verstand Sharaku nie und er wird es auch nie verstehen wollen. „Was macht du nun?“, fragt Sharaku, um vom Thema abzukommen. Hierzu antwortet Toda:“ Was soll ich machen? Ich muss andere Supporter bis übermorgen finden... was schier unmöglich ist.“ „Gib doch nicht so leicht auf!“, schreit Sharaku ihn an, „Das Leben ist kein Zuckerschlecken! Auch Fukusuke malträtiert mich immer wieder mit irgendwelchen Organisationen, die ich auf die Reihe bringen muss für metronome... ich mach das nicht gerne und oft ist es sehr schwer, etwas hinzubekommen, aber nie und nimmer hab ich aufgegeben! Fukusuke hat mir schon immer gesagt: „Du kannst erst aufgeben, wenn du keine Ausweg mehr finden kannst – und es gibt immer einen Ausweg!“ – also bitte, Hiromu, anstatt dich hier zu grämen, solltest du nach Supportern suchen! Und zwar zack, zack!“ Zuallererst hat es Toda unsagbar genervt, dass Sharaku über Fukusuke reden muss – dass dieser Typ auch überall dabei sein muss, denkt sich Toda und schüttelt den Kopf. Dennoch hat Sharaku Recht: er muss nach Supportern suchen... nur wie? Fukusuke, der auch schon durch Ittsumii mitbekommen hat, dass Hiromu und er ein Problem haben, weil es ihnen an Supporter mangelt, hat sich auf den Weg gemacht, neue Supporter anzuheuern. Fukusuke ist ein charmanter, junger Mann; das hat seine Vorteile, wenn er darum geht, Leute für sich zu überzeugen. Egal ob Mann oder Frau: Fukusuke ist ein Naturtalent darin, mit seinem Charme, seiner Ausstrahlung und seiner Intelligenz, alle für sich zu gewinnen. Zufrieden ruft er Hiromu an, um ihm mitzuteilen, dass er bereits 50 Supporter anheuern konnte und dass sie heute Abend alle im Café „Beat“ auf Toda-san warten werden. Immerhin muss der Boss doch alle Anweisungen vergeben. Nachdem das Telefonat beendet wurde, kehrt Fukusuke zufrieden mit sich und glücklich nach Hause zurück. „Und, was hat Fufu-chan gesagt?“, fragt Sharaku erwartungsvoll und ist so nervös wie ein kleines Kind. „Fufu-chan?“, fragt Toda dann erstaunt und sein Gesicht zeigt eine Mischung aus Verwunderung und Ekel, „Na, wenn du Fukusuke-san meinst... er hat bereits 50 Supporter anheuern können. Ich muss nichts mehr machen, außer heute Abend mir alle anzuschauen, ihnen ihre Aufgaben zu erteilen und die Übriggebliebenen nach Hause zu schicken. Das ist alles.“ Sharaku staunt über das Urteilsvermögen Todas – so entschlossen und herrisch erlebt er ihn sehr selten. „Freut mich, dann hast du weniger Stress!“, antwortet Sharaku und lächelt den Macintosh überglücklich an. Daraufhin lacht Toda los, was Sharaku zuerst einschüchtert. „Weniger Stress?“, entgegnet er in einem ironischen Tonfall, „Na klar... es wird genauso stressig... ich muss ihnen alles innerhalb von weniger als 2 Tagen erklären – was sie tun müssen, was sie bedenken müssen und was alles passieren kann, wenn sie ihren Job nicht richtig machen... für die, die es nicht sofort begreifen, muss ich dann alles wiederholen... es wird nervtötend sein. Ich hasse es, soviel Verantwortung tragen zu müssen.“ „Das kannst du nicht sagen!“, ruft Sharaku, „Es ist doch ein tolles Gefühl, zu wissen, was man alles erreichen kann, oder nicht? Also ich find es immer wieder toll, wenn ich etwas selber geschafft hab, Hiromu. Es ist schwer, ja, das gebe ich zu, aber es ist einfach umso toller, es dann geschafft zu haben. Das darfst du nicht vergessen.“ Dann kommt Sharaku einige Schritte näher um Toda einen Kuss auf die Wange zu geben, wofür er sich leicht bücken muss und spricht weiter: „Vor allem ich bin dann sehr stolz auf dich, weil ich weiß, wie sehr du das hasst, Toda. Gib nicht auf, ja?“ Hiromu ist so gerührt von Sharakus Worten, dass er selbst keine Worte finden kann – er, der Chef von Shinjuku Gewalt, er weiß nicht, was er sagen soll. Das warme, wohlige Gefühl, dass sich in seiner Brust ausbreitet ist zu stark, als dass er jetzt reden könnte. Toda senkt den Kopf und lächelt glücklich vor sich hin. „Ja, ich muss mir jetzt noch mehr Mühe geben!“, denkt sich Toda, „Nur um Sharaku glücklich zu machen...“ „Du weißt, dass die Aufnahmen nun warten müssen, Hiromu, also hopp, hopp, geh ins „Beat“ und guck, was du machen kannst!“, ruft Sharaku und schnappt sich Toda, um ihn aus der Wohnung zu schieben. „Nimm das, was du brauchst und geh!!!“, betont Sharaku und schnappt selber seine Tasche, denn wenn Toda seine Wohnung verlässt, kann er ja nicht hier sitzen bleiben und Däumchen drehen. „Ist ja gut, ist ja gut!“, ruft Toda und schnappt ebenfalls seine Tasche. Gemeinsam gehen sie aus dem Haus. Sharaku sieht, dass es bereits 20 Uhr ist, er fragt Toda: „Hat dir Fukusuke denn eine Uhrzeit genannt?“ „Ja“, antwortet Hiromu seelenruhig, „Gegen 21Uhr treffen sich alle, das heißt, ich schaff das locker.“ Nach einer kleinen Pause fragt Toda dann: „Und was willst du noch machen, heute Abend mein ich...“ „Ach!“, entgegnet Sharaku, „Ich hab Fukusuke versprochen, dass ich mit ihm Karaoke singen werde. Er möchte das unbedingt machen und letztes Mal war ich nicht dabei.“ Etwas traurig antwortet Hiromu dann: „Ach so... oh... na gut... dann viel Spaß euch beiden.“ Kichernd umarmt Sharaku Toda und sagt: „Du wirst doch wohl nicht eifersüchtig sein?!“ Dabei schleckt Sharaku Todas Ohr ab und ergänzt: „Was soll ich schon mit Fukusuke machen, wenn ich doch dich habe, Toda-san?“ Von dieser Antwort zufrieden gestellt, lächelt Toda insgeheim und flüstert: „Wer weiß.“ An der Bahnstation trennen sich ihre Wege – Sharakus Bahn zu Fukusuke rollt an und Hiromu empfindet plötzlich einen stechenden Schmerz in der Brust und im Magen – es ist ihm klar, dass es nur wegen Fukusuke ist. Nur wegen ihm. „Also, Toda, ich drück dir die Daumen, dass die Leute, die Fukusuke ausgesucht hat, auch zu gebrauchen sind! Und stress dich nicht zu sehr, ja?“, sagt Sharaku, um dem Macintosh Mut zuzusprechen. Toda nickt. „Und was ich dir noch sagen wollte!“, fügt Sharaku hinzu und flüstert den restlichen Satz in Todas linkes Ohr: „Ich liebe dich, also sei nicht traurig.“ Danach küsst er Todas Ohr und wendet sich ab, denn er muss jetzt in die Bahn steigen. „Warte!“, ruft Toda noch rechtzeitig, denn Sharaku steht bereist in der Tür der Bahn. „Was?“, antwortet Sha-chan verblüfft und erschrocken. Toda geht auf Sharaku zu, nimmt seine Hände und flüstert ihm ins Ohr: „Du weißt nicht, wie sehr ich dich liebe. Also mach mich nicht eifersüchtig, Süßer, ist das klar?“ und daraufhin gibt er Sharaku einen Kuss nur auf die Lippen, denn die Leute in der Bahn fangen schon an, die beiden zu beobachten, deshalb verkneift Toda es sich, Sharaku innig zu küssen. Toda hasst es, wenn sich alle Augen auf ihn lenken. Kichernd antwortet Sharaku: „Ist ok! Man sieht sich.“ „Ich ruf dich heute noch an, wenn du es so wünscht.“, entgegnet Toda und lässt Sharakus Hände los, denn die Bahn muss nun weiterfahren. Toda fragt sich, ob Sharaku denn diesen Anruf wünscht... Als sich die Türe schließt, kann Toda noch erkennen, dass Sharaku genickt und ihm einen Luftkuss zukommen gelassen hat. Hiromu winkt Sharaku und als die Bahn abgefahren ist, bleibt er noch stehen und flüstert: „Ich brauche nichts... ich brauche nur dich.“ Kapitel 10: Shiro no sakebi --------------------------- Den Kopf ans Fenster lehnend denkt Sharaku darüber nach, was ihm so sehr auf dem Herzen liegt. Zwar ist er glücklich, dass Toda und er zueinander gefunden haben, dennoch kann man nicht behaupten, dass es ihm wirklich gut geht. Was genau ihn so plagt, dass weiß er wohl selbst nicht. Nichtsdestotrotz versucht er vor Fukusuke nachher sehr freundlich und gut gelaunt zu erscheinen. Immerhin will er nicht, dass sich Fukusuke Gedanken darüber macht, was wohl in Sharaku vorgeht. Seufzend schließt er die Augen und versucht an Hiromu zu denken, damit er ein wenig lächeln kann. Währenddessen hat Hiromu beschlossen, zu Fuß zum Café zu gehen, denn es ist nicht weit weg von seiner Wohnung. Auf die Bahn hätte er ewig warten müssen. Schritt für Schritt nähert sich Toda dem Café, jedoch fühlt er sich überhaupt nicht wohl. Der Gedanke an all die Menschen, denen er gegenüber freundlich sein muss, widert ihn an. Besonders viel hat Toda nicht für Fremde übrig; man muss ihn aber verstehen, denn es sind immer nur Menschen, die einen verletzen oder beleidigen, die einem ein schlechtes Gefühl geben. Es gibt nichts schlimmeres, als einen Menschen vor sich zu haben. Jedenfalls für Toda. Auch er versucht an Sharaku zu denken, nur damit er nicht ganz so unfreundlich sein wird... und doch schmerzt es ihn. Es schmerzt ihn, daran zu denken, dass Sharaku heute Abend bei Fukusuke sein wird. „Toda! Beeil dich!“, ruft Ittsumii, als er Toda an der Eingangstür sieht und zerrt ihn schnurstracks in den hinteren Bereich des Cafés, wo nur er und Toda der Zutritt gewährt wird. Heute werden natürlich auch die Interessenten in den Bereich gelassen. Es waren schon alle da, als Toda den Raum betritt – er hat sich wohl etwas verspätet. Aber es tut ihm nicht leid, denn jetzt fällt ihm wieder ein, wie sehr er Menschen hasst. „Das sind sie?“, fragt Hiromu mit einem Touch von Ironie, als würde er Ittsumii damit zeigen wollen, dass er so schnell es nur geht, hier raus möchte. „Ja“, antwortet Shimizu und schielt seitlich zu Hiromu rüber, damit die Gäste nicht bemerken würden, dass etwas nicht stimmt. Sie sollen ja nicht das Gefühl bekommen, dass sie in Todas Augen unerwünscht sind. „Na schön...“, seufzt Toda und nähert sich der Menschenmenge. Kurz vor Fukusukes Wohnung hat Sharaku das Gefühl, dass er heute keine Lust auf Karaoke hat. Wieso, dass weiß wohl keiner. Er versucht sich zusammenzureißen und will diesen Abend mit seinem besten Freund verbringen. Je mehr Sharaku über seine miese Laune nachdenkt, umso unklarer wird es für ihn, weshalb er sich so schlecht fühlt. Also klingelt er bei Fukusuke und als dieser ihm die Türe öffnet, grinst Sharaku breit und fröhlich, um dem Schwarzhaarigen zu zeigen, dass er sich so sehr auf ihren gemeinsamen Abend freut. „Riu und Yuuichirou sind heute nicht dabei, das weißt du doch, oder nicht?”, entgegnet Fukusuke breit grinsend, als Sharaku die Wohnung des Gitarristen betritt. „Nicht?“, fragt Sharaku verwundert, aber noch immer bleibt er freundlich. „Das wird Toda gar nicht gefallen...“, denkt sich Sharaku und schaut auf dem Boden während er grübelt. „Was ist los, Sharaku? Warum bist du so in Gedanken versunken?“, fragt Fukusuke besorgt und legt seine Hand auf dessen Schulter. Sharaku schüttelt nur den Kopf und antwortet: „Nichts, glaub mir, ich bin nur müde!“ Fukusuke merkt, dass etwas nicht stimmen kann, aber er möchte Sharaku auch nicht bedrängen, es ihm zu sagen. Er schweigt und zieht sich eine dünne Jacke an, denn es ist bereits kühler geworden. „Und, Toda-san, was meinst du?“, fragt Ittsumii und schaut neugierig zu Toda. Alle Interessenten haben sich in ein Zimmer begeben, damit Shimizu und Hiromu in Ruhe ihre Entscheidung fällen können... oder damit Toda seine Entscheidung fällen kann, denn er ist dafür zuständig. Hiromu versucht Ittsumiis Blicken auszuweichen, denn er würde am liebsten zu Fukusuke gehen und bei ihm und Sharaku bleiben. Er macht sich Sorgen, was die beiden wohl machen, er macht sich Sorgen, dass seine Befürchtungen wahr werden würden. Und er hat nichts für diese Fremden übrig. Was soll er Ittsumii sagen? Dass er am liebsten keinen dieser Idioten beauftragen will? Das kann er leider nicht sagen. „Hey, hörst du nicht?“, fragt Ittsumii, der nun sichtlich ungeduldig wird, „Wir müssen heute noch entscheiden, wer alles mitmachen darf! Denk dran, du musst noch alle einarbeiten!!!“ „Ist ja gut, Ittsumii, ich bin weder taub noch schwer von Begriff!“, brüllt Hiromu den schmächtigen, brünetten Schönling an. Toda überlegt, was er nun sagen soll und Ittsumii wartet gespannt auf seine Antwort, denn für dieses Gebrüll muss Toda nun eine aussagekräftige Antwort geben! „Ich find alle nur zweitklassig. Sie haben keine Ahnung. Und du weißt, was ich von solchen Menschenmengen halte!“, nuschelt Hiromu vor sich hin und schaut Ittsumii noch immer nicht an – er will so schnell wie nur möglich weg von hier! Weg, einfach nur weg und zu Sharaku. Shimizu erkennt, dass Toda sich schwer tut, etwas Ausschlaggebendes zu sagen; deshalb lägt er seine Hand auf dessen Schulter und flüstert Hiromu zu: „Also, ich weiß zwar, dass du nicht gerne unter Menschen bist... aber sag doch einfach, wen du für was einsetzen willst und morgen kannst du sie einarbeiten. Wenn du mir sagst, wen du gebrauchen kannst, dann werd ich es ausrichten und du kannst gehen. Ist das ein Deal oder nicht?“ Hiromu überlegt und will zuerst keine Antwort geben... er nickt und wendet sich leicht Ittsumii zu. „Gut, dann leg mal los!“, ruft Ittsumii und freut sich, dass es endlich voran geht. Es dauert eine Weile, bis Toda all die Namen nennen und sie einer Funktion zuordnen konnte. Als er dann alle 50 Leute genannt hat, die er braucht, macht sich Ittsumii auf dem Weg, es den Interessenten mitzuteilen. Die, die gebraucht werden, müssen morgen Nachmittag erscheinen; die, die Toda nicht braucht, werden nach Hause geschickt und man bedankt sich für ihren Besuch und ihr Interesse. Hiromu verabschiedet sich von Ittsumii und will nur noch weg. Es war schlimm für ihn, unter all den Menschen zu sein. So unwohl hat er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Selbst auf der Bühne muss er den Gedanken vergessen, dass ihn Menschen betrachten – sonst könnte er nicht mit Leib und Seele so gute Musik präsentieren. Aber schnell hat er diese Situation vergessen und er hat nur noch Gedanken für Sharaku. Für seinen Sharaku. Nun macht er sich auf dem Weg, nur wohin er gehen will, weiß er noch nicht. „Alles klar!“, ruft Ittsumii durch den Raum in der Hoffnung, dass man ihm zuhören wird. Allmählich wird es leiser und die Menschenmenge hört ihm zu. Gespannt schauen alle nur Ittsumii an – wer wird wohl mitmachen dürfen? „Toda-sama hat entschieden, wer morgen nochmals hier her um Punkt 15Uhr kommen soll. Wir treffen uns hier und dann zeigen wir euch in der Shibuya Hall, was ihr zu tun habt! Denkt dran: Wir treffen uns hier um 15Uhr! Wer zu spät kommt, muss gar nicht erst hoffen, dass er mit offenen Armen erwartet wird. Pünktlichkeit ist das Wichtigste für Toda-sama, merkt euch das!“, ruft Shimizu durch die Gegend und hat einen mahnenden Tonfall, als würde er mit kleinen Kindern reden. Alle nicken heftig und können es kaum aushalten vor Aufregung. Eine kurze Stille, die für die Besucher unendlich lang erschien. „Hier stehen alle, die wir morgen erwarten!“, ruft Ittsumii und wedelt mit einem Blatt Papier durch die Luft, „Lest nach, ob ihr drauf seid oder nicht. Seid ihr drauf, dann beglückwünsche ich euch und hoffe, euch morgen hier zu sehen. Seid ihr nicht drauf, so tut es mir leid und ich bedanke mich in Todas Namen bei euch und wünsche euch eine schöne Heimfahrt. Auf Wiedersehen!“ Und schon macht sich auch Ittsumii aus dem Staub, denn er ist richtig müde und möchte nur noch ins Bett. „Hoffentlich ist Toda morgen nicht unpünktlich“, murmelt Ittsumii vor sich hin, als er das Café verlässt, „Dann würden sich alle ein Beispiel an ihm nehmen.“ Und seufzend schlendert Shimizu nach Hause. „Hahaha, Sharaku, komm schon, mach nicht so ein angespanntes Gesicht!“, ruft Fukusuke Sharaku hinterher. Er rennt gerade eine Straße runter, die zur nächsten Karaokebar führt. Sharaku verkneift sich noch immer seine schlechte Laune, aber irgendwie scheint Fuku-san zu merken, dass etwas nicht stimmen kann und das macht Sha-chan noch nervöser. „Wieso? Ich bin doch gut drauf!“, ruft Sharaku dem Spaßvogel lächelnd zu und schmunzelnd ein wenig – jedenfalls tut Sharaku so, als würde er schmunzeln. Fukusuke hat bereits die Bar betreten und hat nicht auf Kobayashi gewartet... das sieht ihm ähnlich. Sharaku schlendert rein und sucht Fukusuke – allerdings ist es so dunkel in der Bar, dass er nichts sehen kann. Plötzlich spürt Sharaku eine Hand auf seiner Schulter und hört Fukusuke hinter sich rufen: „Na komm! Jetzt wird gefeiert! Auf unsere Freundschaft!“ Sharaku ist es ein wenig peinlich, dass Fukusuke so laut ist, aber anmerken lässt er sich das nur ein wenig. Lächelnd torkelt er Fukusuke hinterher, in der Hoffnung dass Fukusuke aufhört so laut zu sein. Es dauert auch nicht lange, da hat Fukusuke bereits einen Platz für die beiden gefunden, an dem sie eine eigene Karaokebox für sich haben. Und schon werden gedämpfte Lichter angeschaltet, nun kann auch Sharaku etwas sehen. Beide setzen sich hin und lassen einen Kellner holen, um zu bestellen. „Zweimal Sake!“, ruft Fukusuke grinsend und schaut Sharaku an, „Vorerst mal zwei...“ Sharaku lächelt und denkt sich, ob Fukusuke ihn denn betrunken machen möchte oder wieso er so komisch zu ihm rüber schaut. Der Kellner geht und beeilt sich mit den Bestellungen. Bevor der Kellner zurückkommt, steht Fukusuke auf und will anfangen zu singen: „Haha, ich such mal einen Oldie aus! Mal sehen, wie gut ich den singen kann!“ Sharaku beobachtet Fukusuke, allerdings hat sein Blick etwas Leeres – als würden seine Blicke zwar auf Fukusuke gelenkt sein, sie aber trotzdem nichts sehen. Gedankenversunken starrt er Fukusuke an – warum ist Sharaku so bedrückt? Was quält ihn so sehr? Alles ist in Ordnung, wieso ist er so abwesend? Fukusuke hat bereits angefangen einen japanischen Oldie zu singen, aber mittendrin schaut er zu Sharaku und sieht dessen Gedankenlosigkeit. Besorgt beugt er sich zu Sharaku runter und fragt: „Was ist denn, nun sag schon! Du kannst nicht sagen, dass es nichts ist!“ Wie aus einem Traum erwachend zuckt Sharaku auf und realisiert erst spät, dass Fukuda-san mit ihm gesprochen hat. Beide schauen sich an und es scheint, als hätten beide aufgehört zu atmen. Sharaku schaut auf den Boden und versucht einen Gedanken zu fassen... vor allem versucht er zu erfassen, wieso es ihm nicht gut geht. Nach und nach wird es ihm klar und er schaut hoch zu Fukusuke. Bevor Fukusuke Sharaku auffordern wollte, endlich zu antworten, nuschelt Sharaku bereits: „Ich denke, dass ich zu nichts fähig bin.“ Erstaunt von Sharakus Aussage reißt Fukusuke die Augen auf und ruft: „Was, wie kommst du auf so einen Schwachsinn?“ dabei legt Fukusuke das Mikrofon zur Seite und widmet sich voll und ganz Sharaku. Erst schweigen beide, doch plötzlich schüttelt Fukusuke den Blondschopf und mahnt ihn, doch nun mit der Sprache rauszurücken oder er wird Toda benachrichtigen. Das hat gewirkt, denn Sharaku sagt, dass er es sagen wird, sobald er die Worte gefunden hat. „Nie lobt mich einer für die Musik, die ich mach. Weder du noch Hiromu! Immer sag ich euch, wie toll eure Musik ist und wie begeistert ich bin... und wenn ich mich mal erbarme etwas zu komponieren, dann ist es etwas Selbstverständliches und alle nehmen es so an. Außerdem fällt es mir immer schwerer, etwas Gutes zu schreiben, etwas Gutes zu komponieren. Ich weiß nicht so recht, was ich tun soll. Heute erst hat Toda mir ein neues Lied gezeigt und ich war hin und weg! Hab ich dir ja schon erzählt, nicht?“, entgegnet Sharaku und führt seinen Satz erst fort, als Fuku-san genickt hat, „Es ist zum Haare raufen. Ich glaub, ich sollte das Song- und Textwriting bleiben lassen...“ „Was redest du da?“, brüllt Fukusuke so laut aus sich heraus, dass der Kellner, der soeben an ihren Tisch angekommen ist, zusammenzuckt, doch dann den Tisch verlässt, damit Kobayashi und Fukuda alleine sein können, „Du bist ein toller Songwriter und auch ein Textwriter! Denk nichts anderes als das! Wir sagen nur nie was, weil wir deine Sachen so gut finden, dass wir nichts zu bemängeln hätten... außerdem dachten Hiromu und ich immer, dass du Lob hasst.“ Bei diesem Satz bekommt Sharaku ein mulmiges Gefühl. Es macht ihn glücklich, dass Fukusuke so positiv über Sharakus Schreibkünsten spricht, dennoch weiß er nicht, was denn Toda von seinen Songs hält. Toda schreibt recht explosive und chaotische Songs – da müssen Sharakus Songs so langweilig sein, wie die Lieder, die Todas Oma früher gehört hat. Noch immer ist Sharaku unzufrieden. Dennoch lächelt er und antwortet: „Danke, Fukuda-san, das ist sehr nett von dir!“ „Haha, du bist doch noch immer besorgt, oder? Du willst Todas Meinung hören, nicht Meine!“, lacht Fukusuke und klopft Sha-chan auf den Rücken. Dieser errötet, denn Fukusuke hat mal wieder Sharakus Gedanken erraten können – wie auch immer er das immer wieder schafft... „Na los!“, ruft Fuku-san Sharaku zu, „Jetzt machen wir aber Party! Und denk ja nicht, dass ich deine Songs nicht mag – auch Toda mag sie!“ Dabei schnappt Fukusuke sein Sakeglas und will mit Sharaku anstoßen. „Auf deine Songs, auf unsere Freundschaft und auf Toda und dich!“, raunt Fukusuke dem Voicecorder zu, grinst wohlwollend und in seinem Blick liegt eine Art Aufforderung, die Sharaku nicht identifizieren kann. „Auf uns, auf unsere Songs und auf Toda-san!“, lächelt Kobayashi letztendlich und errötet ein wenig. Fukusuke stößt mit Sharaku an, allerdings konnte er seinen Sake nicht sofort trinken – er musste noch lachen, weil Sharaku hochrot geworden ist. Gleichzeitig trinken sie den Sake und lachen miteinander, so wie es Freunde nun mal tun. Toda steht seit einigen Stunden an der Bahnstation – soll er denn nach Hause laufen oder soll er zu Fukusuke gehen? Wenn er zu Fukusuke ginge, würde Sharaku denken, dass Toda kein Vertrauen zu ihm habe. Ginge er nach Hause, so würde er nicht erfahren, was Sharaku und Fukusuke machen. Mehrere Möglichkeiten mit der Bahn zu Fuku-san zu fahren hat Toda bereits verpasst. Er weiß noch immer nicht, was er tun soll. Einerseits ist Hiromu müde und will nur ins Bett. Aber andererseits will er seinen Sharaku nicht alleine lassen... schon gar nicht mit diesem Womanizer! Bei dem Gedanken schauert es Toda derartig, dass er sich wahrhaftig schütteln musste. Was nun? Hiromu denkt nach... was wäre die beste Entscheidung? Nach Hause gehen will er nicht mehr. Zwar ist er hundemüde, aber wenn er dann daran denken muss, was Sharaku und Fukusuke machen oder besser, dass er nicht genau weiß, was die beiden machen, wird er nie und nimmer einschlafen können. Das heißt, er macht sich auf dem Weg zu Fukusuke. Auf dem Weg fällt ihm ein, dass er ja nicht weiß, in welcher Karaokebar sie sich befinden – und kurzerhand entschließt er, Yuuichirou anzurufen. Der Drummer von metronome ist sehr loyal; wenn Toda ihn darum bittet, niemandem zu sagen, dass er ihn ausgefragt hat, dann wird er auch die Klappe halten. Aber Hiromu fühlt sich dennoch etwas mies, als er Yuuichirous Handynummer raussucht, um sie zu wählen. Was treibt ihn dazu, so eifersüchtig zu sein? Sonst interessiert ihn es nicht, wer mit wem was macht. Er geht seinen Weg, wie es ihm gefällt. Doch er kann nichts dagegen machen, wenn es um seinen Sharaku geht. „Yuuichirou.“, ruft es aus dem Telefon und Toda stellt sich vorerst vor, damit ihm noch etwas Zeit bleibt, nachzudenken, was er ihn denn überhaupt fragen will. „Ach, hallo Toda-san! Wie geht es dir? Hab lange nichts von dir gehört.“, antwortet Yuuichirou seelenruhig und man kann im Hintergrund hören, dass er wohl gerade in der Küche ist und kocht. „... Yuuichirou... kochst du etwa um Mitternacht was zu essen?“, fragt Hiromu ganz stutzig, aber ihn interessiert das nicht wirklich – er versucht die Worte zu finden, um seine Frage zu umschreiben. Yuuichirou lacht los und antwortet: „Nun ja, ich hab grad ein Mädchen bei mir und ich konnte nicht widerstehen, als sie mich gebeten hat, doch für sie zu kochen... aber egal. Weswegen rufst du an, Hiromu?“ Toda fühlte sich etwas betreten, als er erfahren hat, dass Yuuichirou ein Mädchen bei sich hat... wieso fühlt er sich so komisch – auf einmal. Um dieses Gefühl schnell zu vergessen, beginnt Hiromu seinen Satz: „Ich wollte wissen, ob du irgendeine Ahnung hast, wo Fukusuke gerade ist?! Anscheinend ist er in einer Karaokebar und ich wollte auch dorthin gehen.“ Und wieder lacht Yuuichirou los; Toda kam es vor, als würde Yuu-chan 20 Minuten lang lachen. Wieso nur musste er loslachen? „Also, daher weht der Wind!“, ruft Yuuichirou ins Handy mit einem hämischen Tonfall, „Du willst wissen, was er und Sharaku dort machen, nicht? Ach komm, sei nicht so eifersüchtig, Toda-san!“ Und wieder lacht er los. Hiromu fühlt sich missverstanden, obwohl es doch nur die Wahrheit ist, was Yuuichirou da von sich gibt. Beim Laufen versucht Toda sich zu beruhigen und schließt die Augen. Daraufhin antwortet er: „Mir ist egal, was du denkst. Wehe, du erzählst irgendwem, was du da grad von dir gegeben hast! Ich will nur wissen, wo Fuku-san hingegangen ist, klar?“ Yuuichirou hat sich etwas erschrocken, denn noch nie hat sich Toda so aufgewühlt verhalten. Sonst ist Toda sehr still und berechnend. „Ist ja gut! Ist ja gut! Er ist in der Karaokebar „Mitsu“ – du weißt ja, wo sie ist.“, entgegnet Yuu-chan letztendlich, damit das Telefonat schnell beendet ist. Er will das Essen für die Dame doch nicht anbrennen lassen; was anderes soll auch nicht anbrennen. „Ja, ich weiß es. Danke. Viel Spaß noch. Bye.“, ruft Hiromu ins Handy, denn auch es hat er eilig und möchte schleunigst zur Karaokebar „Mitsu“. Es sind noch 3 Blöcke bis zur Bar, aber auch wenn er nun sehr lange braucht, bis er bei Fukusuke und Sharaku ist, kommt es ihm gelegen. Hiromu muss sich einen Plan ausdenken, wo er dort sein kann und die beiden bespitzeln kann, ohne dass einer von ihnen bemerken wird, dass Toda sie beobachtet. Er muss einen Platz finden in der Bar, der sehr günstig ist. Doch das kann er noch nicht austüfteln, dafür muss er zuerst wissen, wo sich denn die beiden befinden. Motorisch macht Toda einen Schritt nach dem Anderen, auch wenn er nicht bei der Sache ist. „Hahaha, Sharaku, komm, noch eins!“, lallt Fukusuke und hält Sharaku ein volles Glas Sake vor der Nase. Sharaku ist leicht angetrunken, aber er will nicht weiter trinken. Er möchte noch bei Bewusstsein bleiben. „Nein, Fukusuke, das reicht mir. Wenn du magst, trink ruhig weiter!“, antwortet Sharaku dann und hofft, dass Fufu-chan endlich nachgeben würde. Nach und nach überredet der Gitarrist Sharaku doch noch einen Sake zu trinken, aber dann lässt er ihn in Ruhe. Dem Blondschopf wird es ganz heiß im Gesicht – das ist immer so, wenn Sharaku viel Sake trinkt. Für Fukuda waren die Sake noch nicht genug; eins nach dem anderen kippt er runter, als wäre es Wasser. „Na komm, du hast den ganzen Abend nicht gesungen, Blondie!“, nuschelt Fukusuke vor sich hin und wedelt mit dem Mikrofon vor Sharakus Augen hin und her. „Was? Blondie?“, ruft Kobayashi laut und würde Fukusuke am liebsten eine Ohrfeige verpassen. Leider kann Sha-chan das nicht tun, denn er weiß, dass Fukusuke viele Dinge sagt, wenn er angetrunken ist, die er nie so meint. Da Fukusuke noch auf eine Antwort wartet, ob Kobayashi denn nun singen wird, erbarmt sich Sharaku und schnappt das Mikrofon. Überglücklich knuddelt Fukusuke den Voicecorder, doch dieser fuchtelt um sich, damit Fuku-san endlich mit der Umarmung aufhört. Nachdem sich Kobayashi ein Lied ausgesucht hat, fängt er an loszuträllern und Fukuda-san feuert ihn an. Hiromu hat bereits die Bar betreten und schaut sich vorsichtig um, wo denn die beiden stecken. Als er sie entdeckt hat, schaut er sich um, wo denn die beste Möglichkeit wäre, sie zu beobachten. Aber wieso will er das machen? Vertraut er Sharaku nicht? Vertraut er Fukusuke nicht? Aber selbst wenn Fukusuke Sharaku vernaschen wollen würde, wäre Sharaku nicht so treu, dass er ihn abwehren würde? Warum also tut er das? Um Vergewisserung zu erhalten? Um sich sicher zu sein, dass alles in Ordnung ist? Will er eine Bestätigung sehen? Oder zweifelt er an sich und an Sharaku? Zweifelt er an Fukusuke? Mal wieder brummt Toda der Schädel, zu viele Fragen, die seinen Kopf schier zum Platzen bringen. Langsam schleicht er sich zu einem Platz, der schräg gegenüber zu dem Bereich liegt, wo Sharaku und Fukusuke sich befinden. Jedoch sehen Kobayashi und Fukuda Hiromu nicht, weil eine gefärbte Glasscheibe zwischen ihnen steht – zu Gunsten von Toda. Hiromu musste kurz an die Autos denken, die gefärbte Scheiben haben und man kann sehr gut rausschauen, aber niemand kann sehen, was sich in dem Auto befindet. Ein Kellner geht auf Hiromu zu und fragt ihn, was er trinken wolle. Auch er bestellt Sake, denn er hat im Moment eine große Lust, Sake zu trinken. Am besten noch, wenn er sturzbetrunken nach Hause torkeln müsste. Gerade hat Sha-chan aufgehört zu singen und schaut beschämt den Boden an, denn er hasst es Karaoke zu singen. Fukusuke hingegen ist ganz begeistert und knuddelt Kobayashi durch – Toda ballt seine Hände zu Fäusten und grummelt vor sich hin. Wieso lässt Sharaku das zu? Plötzlich drückt Sharaku Fukusuke weg. „Lass das doch, du weißt, dass ich solche Annäherungen nicht mag!“, mault Sharaku den Gitarristen an und verzerrt sein Gesicht, als würde es ihm unsagbare Schmerzen bereiten, dass Fukuda ihn umarmt. „Hab dich nicht so!“, entgegnet Fukusuke und drückt Sharaku noch ärger zu sich, „Dürfen Freunde sich nicht mal drücken?“ Es ist Hiromu anzusehen, dass er fast aus seiner Haut platzt vor Eifersucht und Wut. Dass Fukusuke so aufdringlich ist, das hätte er nicht erwartet! „Aber vielleicht liegt es ja auch am Sake.“, denkt sich der Macintosh und versucht sich zu beruhigen. Der Kellner kommt mit einer Flasche Sake und einem Glas und kaum hat er es abstellen können, schnappt Toda sowohl die Flasche als auch das Glas und kippt eins nach dem anderen. Währenddessen haben sich Sharaku und Fukusuke wieder hingesetzt und entspannen etwas. Fukuda lehnt sich an Sharaku und fragt: „Darf ich mich an dich kuscheln? Ich schlaf gleich ein.“ Der Voicecorder zuckt auf und brüllt: „Wohin denkst du? Nein, natürlich nicht! Machst du das mit Absicht, Fufu-chan?“ „Schon wieder sagt er Fufu-chan!“, grummelt Toda vor sich hin und kippt noch mehrere Gläser Sake, um seinen Frust zu verdrängen. „Was soll ich mit Absicht machen? Ich will mich an meinen besten Freund anlehnen, ist das nicht erlaubt?“, staunt Fuku-san und schaut unseren Blondschopf mürrisch an. „Du weißt, dass Hiromu das nicht gefallen würde! Ich wollte nicht einmal hierher kommen! Ich wollte lieber nach Hause gehen und versuchen ein weiteres Lied zu schreiben! Dass ich zurzeit keine Songs mehr schreiben kann, das belastet mich und ich hab keinen Nerv für dich und deine Spielchen, Fukusuke!“, brüllt Sharaku noch lauter, dass es fast alle in der Bar hören können, auch Toda, der nicht schlecht staunt, dass Sharaku so bösartig sein kann. Ja, es gefällt ihm sogar, dass er einen solchen Tonfall gegenüber Fukusuke anwendet; schadenfroh grinst Toda vor sich hin und hört aufmerksam zu. Fukusuke hingegen fühlt sich angegriffen – wieso sollte er seinen besten Freund nicht umarmen dürfen? Was soll Toda schon dagegen haben? Der soll mal ganz still sein und keinen Mucks von sich geben. Fukusuke wird es seltsam zumute; er muss daran denken, wie viel Spaß er und Sharaku früher hatten, wie viel sie miteinander unternommen haben. Das soll nun aus und vorbei sein? Er kann es nicht fassen. Er will es nicht glauben. „Na schön!“, antwortet Fukusuke während er seinen Blick gen Boden senkt und sich nach hinten auf das Sofa lehnt, „Dann halte ich Abstand zu dir.“ Im ersten Moment ist Hiromu überglücklich, dass Sharaku Fukusuke so fertig gemacht hat, dass er ihm gezeigt hat, wo es lang geht! Schon immer wollte er Fukusuke so niedergeschlagen sehen. Doch plötzlich überkommt ihn ein Gedanke: Was ist nur passiert? Wieso ist er so gehässig? Was hat Fukusuke ihm angetan, dass er ihn so etwas wünscht, dass er sehen möchte, wie sehr er alles bedauert? Warum sitzt er überhaupt hier und schaut sich an, wie Sharaku sich für ihn einsetzt und dafür sogar seinen besten Freund fallen lässt? Wieso nur? Hiromu hält es nicht aus, aber gehen will er auch nicht. Nochmals trinkt er mehrere Gläser Sake; ihm wird es schon langsam schwummrig. Aber er bleibt – er bleibt hier bei Sharaku. Noch immer hat Kobayashi-san keinen Ton raus bekommen. Wie denn auch? Wie Fukusuke da sitzt: niedergeschlagen und tieftraurig. Wie kann er noch etwas sagen? Soll er ihn trösten? Soll er ihn umarmen? Soll er gehen? Soll er weiterhin ruhig bleiben und so tun, als wäre alles in Ordnung, als wäre nichts geschehen? Er kann es nicht. Fukusuke ist sein bester Freund. Jedenfalls waren sie es einst. Auch er vermisst ihre gemeinsamen Stunden, in denen sie betrunken durch Tokyo torkelten oder einfach nur vor einer Konsole gezockt haben. Wieso geht das nicht mehr? Wieso nur? Wieso nur? Eine Stille, die scheinbar Toda, Sharaku und Fukusuke vereint, verteilt sich im Raum. Es scheint, als hätten sie alle vergessen, zu atmen. Man vernimmt nichts. Nur die bedrückende Stimmung. Wer wird nun die Initiative ergreifen? Doch plötzlich steht Hiromu auf und rennt in Sharakus Richtung. Erschrocken schaut Sharaku zu Hiromu und fragt sich, was er hier macht. Fukusuke bemerkt Toda zuerst gar nicht, er scheint schon so betrunken zu sein, dass er sowieso alles doppelt und dreifach wahrnimmt. „Toda, was machst du-“, konnte Sharaku noch in Todas Richtung raus rufen, doch dieser rennt einfach weiter. Erst wenige Momente später bemerkt Sharaku, dass Toda auf die Herrentoilette rennt. Kobayashi ahnt schon, wieso und rennt Hiromu hinterher. Sha-chan hat Recht behalten: Toda musste sich übergeben. Er konnte es nicht mehr bis zur Toilette aushalten und hat in das nächste Waschbecken erbrochen. „Mensch, Hiro-chan! Was machst du für Sachen? Wie viel hast du denn getrunken?“, jammert Sharaku und hält Todas Haare fest, damit dieser sich das Gesicht abwaschen kann. Nebenbei streichelt er ihm den Rücken, damit er keinen weiteren Brechreiz bekommt. Hiromu schweigt. Es ist ihm sichtlich peinlich, dass er hier vor Sharaku so unehrenhaft dasteht und sich Erbrochenes aus dem Gesicht waschen muss. Seine Scham ist so groß, dass er, nachdem er sich sein Gesicht gewaschen und abgetrocknet hat, Sharaku nicht einmal eines Blickes würdigen kann. Eine solche Schande überkommt ihn. „Hast du dir Sorgen gemacht, Hiro-chan?“, fragt Kobayashi und klammert sich an Hiromus Arm, als dieser die Toilette ohne Sharaku verlassen wollte. Hiromu nickt. Kaum sind die beiden aus der Toilette hinaus, sieht Hiromu bereits den hämisch grinsenden und lallenden Fukusuke. Einen solchen Hass hat Toda schon lange nicht mehr empfunden. „Das heißt, du vertraust mir nicht, oder?“, fügt Sharaku hinzu und klammert sich noch fester an seinen Hiromu und drückt sein Gesicht gegen dessen Rücken, um die Tränen zu verbergen. Kobayashi überkommt eine solche Traurigkeit, dass er sich nicht zusammenreißen kann. Er kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Wie sonst auch immer, wenn es um seinen geliebten Toda geht. Wenn es darum geht, dass nichts stimmig ist. Toda senkt seinen Blick, denn er weiß, dass er das Falsche getan hat, dass er Sharaku Unrecht getan hat. Nur soll er das nun zugeben? Vor Fukusuke? Nein, nicht vor dieser Grinsekatze. Hiromu reißt sich von Sharaku los und torkelt weiter. Sofort wischt sich Sharaku die Tränen weg, falls Fukusuke ihn anschauen würde. „Was hast du Toda? Bleib doch hier und mach mit!“, lallt Fukusuke überglücklich vor sich hin, denn er ist sich noch nicht bewusst, dass Hiromu sicherlich nicht mit Fukusuke feiern würde. Lieber würde Toda freiwillig einen Muchi Muchi Auftritt mitmachen, als hier bei Fukuda zu sitzen und sich anhören zu müssen, wie Sharaku diesen immer Fufu-chan nennt. „Fukusuke, sei ruhig! Du machst alles noch schlimmer!“, brüllt Sharaku den Gitarristen an und stampft wütend auf den Boden ein. Hiromu will die Bar verlassen, doch Sharaku rennt ihm hinterher und sagt: „Bitte, geh nicht! Wieso bist du sauer? Ich hab nichts gemacht, was dich hätte sauer machen können! Red doch mit mir anstatt hier den Beleidigten zu mimen!“ Fukusuke beobachtet die beiden, versteht aber nicht so recht, warum Toda nicht bei ihnen bleiben will. Zwar hat Sharaku seine Bedenken, doch Fukusuke will das ganze nur schlichten; er steht auf und begibt sich zu Toda, um ihn doch noch dazu zu überreden, hier zu bleiben. „Na komm schon, bleib hier und mach einfach mit!“, nuschelt Fukusuke in Todas Richtung, doch dieser hält sich nur die Nase zu, um Fukusukes Fahne nicht riechen zu müssen. „Ich werde sicherlich nicht bei euch bleiben! Macht doch, was ihr wollt!“, mault Hiromu vor sich hin und will zum Ausgang. Doch Sharaku lässt ihn nicht: er klammert sich an Toda und versucht ihn mit aller Kraft zurück zu zerren. „Du bleibst hier! Oder ich komm mit! Aber alleine wirst du nicht hier wegkommen, das schwör ich dir!“, ruft Sharaku und beißt seine Zähne zusammen, da ihn eine solche Wut packt. Wieso will Toda gehen? Was hat er ihm schon angetan? Er sollte beleidigt sein und Toda anmeckern. Was für einen Grund hat Toda nur? Da wendet sich Toda zu Sharaku, um ihn anzuschauen. Er packt den Blondschopf an die Schultern und schaut ihn ernst an. „Was auch immer du denken magst, ich will nach Hause gehen. Mir geht es nicht gut, mir ist schlecht und ich will nicht bei Fukusuke sein. Also, bitte, lass mich gehen, Sha-chan!“, raunt der Macintosh Sharaku zu und man sieht ihm eine gewisse Traurigkeit an. Auch Sharaku überfällt diese Traurigkeit und er lehnt seinen Kopf an Todas Stirn und sagt: „Na schön... dann geh nach Hause.“ Daraufhin wendet sich Sharaku ab und packt Fukusuke. „Du bist auch schon zu betrunken, als dass wir weiter feiern könnten! Komm, du gehst jetzt nach Hause.“, ruft Sharaku dem betrunkenen Fukuda zu. „Nein!“, brüllt dieser los, „Ich kann auch alleine nach Hause gehen!“ Da reißt sich der Gitarrist von Sharaku los und versucht auf seinen Beinen zu stehen, doch er wankt so sehr, dass Sharaku ihn schier auffangen musste, damit kein Unglück geschieht. „Nein, ich begleite dich. Ich schließ dir die Tür auf und dann kannst du alleine sein, ist das klar?“, brüllt Sharaku den Wankenden an und packt ihn so fest, dass Hiromu sein Gesicht verzerren musste – es sah zumindest schmerzhaft aus. Fukusuke stützend geht Kobayashi an Hiromu vorbei, ohne ein Wort zu sagen. Scheinbar ist er sauer. Toda kann es verstehen, dass er sauer ist, denn immerhin hat er ihn beobachten müssen und das zeigt, dass er seinem Sharaku kein Vertrauen schenkt. Doch so hat Toda-san das nie gemeint: warum sollte er seinen Freund, seinem Partner nicht vertrauen? Wer sagt das? Für ihn ist Fukusuke das Problem, nur er ist ein Vertrauensbruch. Aber das könnte Sharaku nicht verstehen. Unbewusst schlendert Hiromu hinter Sharaku her. Irgendwie will er ihn nicht alleine lassen, obwohl dieser ihm doch gesagt hat, dass er nach Hause gehen darf. Sie sind schon draußen, es hat angefangen zu regnen. Toda hat nichts dabei, um sich von der Nässe zu schützen, doch das kümmert ihn nicht, denn Sharaku hat soeben seine Jacke ausgezogen, um sie Fukusuke auf den Kopf zu legen, damit er nicht nass wird. Es tut Hiromu weh, zu sehen, dass Sharaku Fukuda-san so hilfsbereit gegenüber tritt, dass es schon fast selbstlos ist. Und er wird nicht beachtet. Die Luft wird kühler und Hiromu versucht es zu ignorieren. Zitternd torkelt er noch immer hinter Sharaku her, wie ein treuer Hund, der seinen Besitzer nie im Stich lassen würde. Keiner sagt auch nur ein Wort, nicht einmal der ach so betrunkene und glückliche Fukusuke. Hiromu hat das Gefühl, dass man ihn nicht einmal bemerkt hat, doch es macht ihn nichts aus. Er hat es verdient. Kurz vor Fukudas Wohnung bleibt Sharaku stehen und fragt Fukusuke, ob er nicht nach seinem Schlüssel suchen will, denn Kobayashi braucht diesen. Während Fuku-san seinen Schlüssel sucht, dreht sich Sharaku zum ersten Mal um und bemerkt Toda. „Du wirst doch ganz nass! Wieso hast du denn nichts auf deinen Kopf gelegt, Hiro-chan?“, ruft unser Blondschopf besorgt und hätte fast Fukusuke losgelassen, um sich um Hiromu zu kümmern. Toda schaut seinen Voicecorder an. Er kann kaum etwas erkennen, denn seine triefendnassen Haare hängen ihm ins Gesicht und Perle für Perle tropft der Regen aus seinen Haarsträhnen raus. Hiromu hat angefangen zu weinen, er weiß nicht wieso, aber er musste einfach losweinen. Keiner würde es bemerken bei diesem Regenguss. Stillschweigend steht er da und wartet, bis die beiden wieder loslaufen würden. Kobayashi versteht nicht so recht, wieso Hiromu nichts sagt. Plötzlich empfindet er Fukusuke als eine Last und will ihn so schnell wie nur möglich nach Hause bringen. Er will ihn nicht mehr bei sich haben. Als Fukusuke dann endlich seinen Schlüsselbund gefunden hat und ihm Sharaku in die Hand gedrückt hat, machen sich alle wieder auf den Weg. Noch immer muss Hiromu weinen, er muss einfach nur daran denken, was heute alles passiert ist. Es macht ihn traurig. Wieso nur? Vor Fukudas Haustür bleibt Hiromu stehen und wartet, bis Sharaku zurückkehren würde. Es dauert auch nicht lange, als Sharaku dann die Treppen runter sprintet. Er schließt die Haustür hinter sich und betrachtet Hiromu. Sein nasses, am Gesicht klebendes Haar fasziniert ihn sehr. Es passt zu Todas Gesichtsausdruck. Es passt einfach. Keiner sagt auch nur ein Wort, keinen Mucks, es ist nichts zu vernehmen. Nichts, außer das Geräusch von Regen, wie er auf den Boden niederprasselt, auf die Dächer, auf die Autos, auf Sharaku und auch auf Toda. Es ist tiefste Nacht. Nur die Straßenlaternen leuchten ein wenig und der Mond scheint in der Ferne so hell und schön. Kobayashi nähert sich Hiromu, sie stehen nun so nah beieinander, dass sie ihre Atemzüge vernehmen können. Plötzlich gibt Sharaku Hiromu einen Kuss auf die Wange und er hat einen salzigen Geschmack auf den Lippen. Es beißt auf seinen Lippen. Besorgt schaut er Hiromu an, dieser aber schämt sich, denn er ahnt bereits, dass Sharaku die Tränen geschmeckt hat. „Warum weinst du, Hiro-chan?“, flüstert Sharaku dem Schwarzhaarigen ins Ohr und streichelt seine nassen und langen Haare. Toda schüttelt nur den Kopf und umarmt Sharaku. Ihm ist es egal, ob gerade jemand dabei zuschaut, auch ist es ihm egal, was derjenige dann von den beiden denken würde: er will nun einfach seinen Liebsten bei sich haben und sich von seiner Nähe trösten lassen. „Soll ich dich nach Hause begleiten, Hiro-chan? Du hast dich ja schon übergeben müssen, nicht, dass noch etwas passiert. Außerdem, wenn ich Fuku-san nach Hause bringen kann, dann geht das auch mit meinem Freund.“, entgegnet Sharaku in der Hoffnung, dass sich Hiromu endlich besser fühlen würde. Ohne ein Wort zu sagen, legt Hiromu seinen linken Arm auf Sharakus Schultern und zeigt ihm somit, dass er sich gerne begleiten lässt. Schmunzelnd legt Sharaku seinen Arm um Toda und gemeinsam laufen sie weiter. Da es bereits nach ein Uhr morgens ist, müssen sie wohl oder übel zu Toda laufen. Die letzte Bahn ist bereits abgefahren. Doch das stört die beiden nicht sonderlich. Auch wenn sie pitschnass werden, sie genießen den Spaziergang durch den Regen. „Ich mag Regen“, flüstert Hiromu vor sich hin. Als Sharaku das wahrnimmt antwortet er noch leiser: „Ich auch.“ Und schaut zum Himmel hoch. „Aber dich liebe ich.“, ergänzt Sharaku dann und schaut Hiromu an. Scheinbar hat er es nicht gehört und Sharaku macht sich nichts draus. Nach einer Weile aber sagt Toda: „Und ich liebe dich mehr.“ Kapitel 11: Entrance -------------------- Der Regen ist bereits schwächer geworden, als die beiden endlich vor Todas Haustür stehen. Toda kramt seinen Schlüssel raus und öffnet die Tür. Nachdem sie seine Wohnung betreten haben, geht Toda erstmal ins Bad, um sich seine triefendnassen Haaren auszuquetschen. Dennoch gibt es hier und da ein paar Spuren auf dem Boden, an denen man erkennen kann, was für ein Regensturm wohl draußen geherrscht haben muss. Sharaku betritt ebenfalls das Bad und schaut nach Toda, denn er macht sich ein wenig Sorgen um ihn. Nur noch in seiner Boxershort bekleidet steht Hiromu da und versucht einen Platz für seine Klamotten zu finden, wo sie trocknen können. Kobayashi hingegen schlägt vor, dass er seine Wäsche waschen soll, denn der Regen ist bestimmt nicht schmutzfrei gewesen. Es herrscht mal wieder ein Schweigen zwischen den Beiden... Toda, der seine Klamotten nun in die Schmutzwäsche wirft und Sharaku keines Blickes würdigt und Sharaku, der stillschweigend und schläfrig im Badezimmer steht und Hiromu zuschaut bei dem, was er tut. Doch leider kommt einem das Gefühl auf, dass von einer Sekunde auf die Nächste alles wieder zerstört werden könnte, wie die Ruhe vor dem Sturm. „Ich geh mal schnell duschen, Sha-chan. Könntest du bitte aus dem Bad gehen?“, bittet Hiromu den Blondschopf, zeigt ihm allerdings noch immer die kalte Schulter. Es schmerzt Sharaku so sehr. Schweigend und getroffen schleift sich Sharaku aus dem Badezimmer und schließt die Türe hinter sich. Es schmerzt ihn. Ittsumii ist schon längst im Bett, als plötzlich sein Handy anfängt zu klingeln. Wie in Trance tastet er hektisch nach dem Handy und weiß nicht so recht, ob das nun ein Anruf ist oder ob er sich das nur einbildet. Dennoch meldet er sich, als er das Telefon gefunden hat mit „Shimizu“ und wäre fast wieder eingeschlafen, wenn es nicht aus dem Telefon hallen würde: „Hey, Ittsumii, ich bin’s Fuku!“ Wie vom Schlag getroffen setzt sich sekundenschnell Ittsumii auf und brüllt los: „Also echt, Fukusuke, hast du’nen Knall?“ Total erschrocken entgegnet dieser: „Ach was, nein, das kommt dir nur so vor! Haha, oh man, ist Sharaku bei dir?“ Es dauert eine Weile bis Shimizu antwortet, er weiß selber nicht, ob es an seiner Müdigkeit oder an der verqueren Frage liegt. „Wieso kommst du darauf? Nein, Sharaku ist nicht bei mir. Ich hab ihn heute nicht gesehen, Fukuda.“, Ittsumii schaut derweilst auf die Uhr und fügt seinem Satz hinzu, „Und das fragst du mich um 5Uhr morgens? Frag bitte sonst wen, aber nicht mich, gute Nacht, Fukusuke!“ und Ittsumii legt auf. Fukusuke ruft noch ein paar Mal ins Telefon, bemerkt dann, dass Ittsumii bereits aufgelegt hat und auch er beendet das Telefonat. „Hoffentlich geht es Sharaku gut...“, murmelt Fukusuke vor sich hin, während er sich auf sein Bett schmeißt, „Hoffentlich, ist alles gut.“ „Wahrscheinlich ist er betrunken!“, nuschelt Ittsumii im Halbschlaf als er über Fukusukes Frage nachgedacht hat und schläft unruhig ein. Pitschnass verlässt Toda die Dusche und schnappt sich ein Handtuch, um seine Haare zu trocknen. Nun fühlt er sich etwas besser – nach einer warmen, entspannenden Dusche. Tropfenweise perlt das Wasser von den Haaren auf sein Gesicht und von dort aus tropft und fließt es weiter. Dieses Gefühl beruhigt Hiromu ungemein, wie der Regen, der ihn vorhin beruhigt hat. Aber es war nicht nur der Regen; dass Sharaku bei ihm war und dass er ihn bei sich haben konnte, ja, das war es, was ihn besänftigt hat. Aber urplötzlich hört Hiromu auf an dieses Ereignis zu denken, er begründet es damit, dass es ihn friert und dass er sich schnell abtrocknen muss, sonst würde er krank werden – doch, was er wirklich bewirken will, wer weiß. Nachdem sich Toda seinen Oberkörper abgetrocknet hat und seine Brustwarzen etwas weicher werden, beeilt sich Hiromu schnurstracks, denn er möchte nun nur noch einschlafen. Als er sich eine frische Boxershort angezogen hat und das Bad verlässt, sieht er wie Sharaku an der Tür steht und es scheint, als würde er auf etwas oder jemanden warten. Hiromu bemerkt beiläufig, dass Sharaku sich noch nicht einmal die Schuhe ausgezogen hat, was ihn etwas irritiert. Langsam schlendert Hiromu zu Sharaku hin und traut sich kaum ein Wort zu sagen. Als Sharaku einen kleinen Schritt Richtung Tür macht, platzt es aus Toda raus: „Was machst du, wohin willst du, Sharaku?“ Er antwortet nicht, bleibt aber sofort stehen und rührt sich auch nicht mehr. Ungeduldig wiederholt Hiromu seine Frage, dieses Mal hört man aber nicht mehr heraus, dass er sich Sorgen macht um Sharaku, es klingt eher drohend und wütend. Kobayashi schaut Hiromu nicht an und antwortet leise, in der Hoffnung, Toda würde es nicht hören: „Ich wollte nach Hause gehen, denn du willst mich ja nicht hier haben. Also gute Nacht, Hiro-chan.“ Dabei wendet er sich nun vollends von Hiromu ab und will die Türklinke nach unten drücken, als Hiromu seine Hand auf die Sharakus legt und ruft: „Wer hat gesagt, dass du gehen sollst? Ich wollte alleine duschen, mehr nicht, also sei nicht so nachtragend und mürrisch!“ Wie aus der Kanone geschossen antwortet Sharaku: „Du nennst mich mürrisch und nachtragend? Soll ich mir etwa alles von dir gefallen lassen?“ und versucht dabei die Türe aufzureißen, was Toda zu verhindern weiß. Beide zerren an der Tür, ohne Sinn und ohne Grund. Toda will sie schließen und Sharaku sie öffnen. Doch wieso nur? Hysterisch versucht Sharaku die Klinke aus Todas Hand zu reißen und schreit ihn mit einer zitternden Stimme an: „Du bist weder mein Vater, noch meine Mutter, als hör auf mir zu sagen, was ich zu tun und was ich zu lassen habe! Ich will gehen!“ Hiromu zuckt zusammen, als Sharaku das sagt und kann sich seine Wut kaum verkneifen. „Was? Du willst gehen? Du willst gehen? Dann geh! Geh einfach! Geh mir aus den Augen und verschwinde! Geh zu Fukusuke, oh, ich meinte, Fufu-chan und lass mich in Ruhe.“ Nun hat Toda die Klinke losgelassen und stampft ins Wohnzimmer, er dreht sich nicht um, er verabschiedet sich nicht, es ist ihm scheinbar egal, was Sharaku nun zu tun pflegt. Kobayashi reißt die Türe auf, geht raus und schlägt sie hinter sich zu. Er rennt durch das Treppenhaus und will nur raus, einfach nur weg. Als er im Freien ist, hat es wieder angefangen wie aus Eimern zu schütten. Keuchend und heulend rennt Sharaku durch den Regen. Es ist, als würde sich alle Schuld auf ihn senken und er muss sie mit sich tragen, sie klebt an ihm. An einer Straßenlaterne bleibt er stehen, um nach Luft zu schnappen, als wäre er nach einem Tauchgang wieder an der Wasseroberfläche und könnte frei atmen. In der Stille grollt es auf einmal – es stürmt und es donnert draußen wie noch nie zuvor. Hiromu erschrak etwas bei dem letzten Donnerschlag. Schwermütig steht er vom Sofa auf und schaut aus dem Fenster: grauenvolles Wetter. Es schüttet, es grollt, es blitzt – doch er ist Gott sei Dank im Warmen und kann sich glücklich schätzen. Glücklich. Hiromu musste schmunzeln beim letzten Wort und fasst sich an die eigene Stirn. „Glücklich“, murmelt er vor sich hin und schaut wieder aus dem Fenster raus. Toda kommt es vor, als würde er bereits einige Stunden am Fenster stehen, doch es waren nur wenige Minuten. Die Stille, die vom Sturm durchbrochen wird, alles um Toda herum, es zieht sich in die Länge, es könnten von ihm aus bereits Tage sein, seit er vor dem Fenster steht. Nach einer Weile des Schweigens haucht Hiromu: „Es ist zu gefährlich“ und macht sich auf dem Weg ins Schlafzimmer. An die Laterne anlehnend versucht Sharaku regelmäßig zu atmen, doch es klappt nicht. Immer wieder muss er aufheulen und die warmen Tränen fließen über sein weißes, schönes Gesicht. Er schlägt ab und zu auf die Laterne ein, doch als seine rechte Hand angefangen hat zu bluten und sie ganz taub geworden ist, hört er auf. „So ein Idiot, Idiot, Idiot!“, schreit Sharaku so laut aus sich heraus, dass jeder Mensch in den umliegenden Häusern wach werden müsste. Doch seine Ausrufe werden noch vom Unwetter übertönt. Er schafft es nicht, sich zu beruhigen, noch immer schnappt er nach Luft. Als er sich an die Laterne anlehnt, um sich etwas zu beruhigen, bemerkt er, wie das warme, tiefrote Blut von seiner Hand auf die Straße runtertropft und der Regen in diese Lache tröpfelt. Da schnappt ihn plötzlich etwas am Kragen und schmeißt ihn nach hinten auf eine Treppe. Sharaku erschreckt sich, kann sich aber kaum wehren, denn eine Hand kann er nicht bewegen. Als er nach Hilfe schreien will, hält ihm diese ominöse Person die Hand vor dem Mund und flüstert ihm ins Ohr: „Nun beruhig dich doch, schau mal, wie nass du geworden bist.“ Kobayashi hat sofort erkannt, dass es Toda ist und stößt ihn von sich weg. „Lass mich in Ruhe, ich hasse dich und du hasst mich, also geh nach Hause und kümmer dich um deinen Kram!“, antwortet Sharaku selbstsicher und herrisch, ja, fast schon störrisch; doch leider bemerkt er nicht, wie verletzt Hiromu ist und dass auch er weinen muss. Diese harschen Worte treffen ihn mitten ins Herz und er kann nichts dagegen tun. Er kann Sharaku nicht hassen. Es geht nicht. Niemals. „Na gut“, entgegnet Hiromu dann, „Wenn du es so willst, Sha-chan, dann geh ich. Aber bitte, geh schnell nach Hause. Ich will nicht, dass du krank wirst und... pass auf dich auf.“ Patzig mault Sharaku den Macintosh dann an: „Ich kann auf mich aufpassen, keine Angst.“ Toda macht ein paar Schritte zur Seite, damit das Licht der Laterne auf Sharaku fällt. Nach und nach fällt ihm auf, dass Sharaku eine Wunde an der Hand hat und schreckt auf. „Oh Gott, was hast du dir angetan, Sha-chan?“, ruft Toda panisch aus sich heraus, „Na los, antworte mir!“ Dabei schüttelt er Sharaku durch und lässt sich anmerken, dass es ihn sehr verletzt, dass Sharaku sich so etwas angetan hat. Da Sharaku noch immer nicht antwortet, sei es aus Scham oder aus Trotz, umarmt Hiromu den Blondschopf und drückt ihn an sich. Er wehrt sich nicht. Zwar stürmt es, dennoch kann Sharaku Hiromu schluchzen hören. Es trifft ihn. Seine Arme um Hiromu legend flüstert er: „Na, komm schon, geh nach Hause und entspann dich, hm?“ Doch Toda heult auf: „Wie kann ich mich entspannen, wenn ich nicht weiß, was mit dir los ist? Wie?“ Dabei schaut Hiromu tieftraurig seinem Sharaku ins Gesicht und muss noch immer weinen. Er schämt sich dafür. Deswegen vergräbt er sein Gesicht in seine Hände und will nicht, dass Sharaku ihm ins Gesicht schaut. Mit der nicht verletzten Hand streichelt Sharaku Todas Kopf und versucht ihn zu beruhigen. An der Treppe laufen ein paar Mädchen vorbei und sehen Sharaku und Toda auf der Treppe sitzen. „Oh mein Gott, guckt mal, die zwei Schwuchteln...!“, ruft eine aus der Menge heraus und das Gelächter fängt an. Man kann aus der Ferne noch einen Satz vernehmen, zwar nicht deutlich, aber man konnte verstehen, dass eine gesagt haben muss: „Ach kommt, das sind auch nur Menschen. Komische Menschen.“ Sharakus Wut kann sich kaum bändigen und Hiromu merkt das. Er legt seine Hand auf Sharakus verletzte Hand und sagt: „Bitte, reg dich nicht auf. Das sind dumme Tussis, die nicht wissen, was sie sagen. Oder sie sind betrunken und wissen nicht, was sie sagen. Aber ich tendiere dazu, dass sie dumm sind.“ Todas Mimik ist voller Ernst – das bringt Sharaku zum Lachen. Auch, dass Hiromu einen Witz gemacht hat, ohne es zu merken, auch das macht Sharaku sehr glücklich. Er lacht. Hiromu versteht nicht so recht, wieso Sharaku lachen muss und schaut ihn fragend an. „Hiromu – du machst mich glücklich!“, lacht Sharaku vor sich hin und lächelt den Macintosh an. Hiromu schaut auf den Boden und auch er muss lächeln. „Glücklich“, flüstert er vor sich hin und schließt die Augen. „Soll ich dich noch mal nach Hause begleiten, Hiromu?“, fragt Sharaku plötzlich und steht bereits von der Treppe auf, als wäre es egal, was Toda dazu meint. Hiromu ergänzt: „Aber... sollte nicht ich dich nach Hause begleiten?“ Schmunzelnd antwortet Sharaku: „Ja, aber die nächste Bahn fährt erst um 6:50. Das heißt wir müssten 40 Minuten auf die nächste Bahn warten – bei dem Wetter!“ und demonstrativ schwenkt Sharaku seine Arme gen Himmel, um Hiromu zu zeigen, was für ein mieses Wetter doch herrscht. Er sieht Sharakus Wunde und zuckt zusammen. Besorgt schaut er Sharaku an und antwortet: „Na gut, dann gehen wir wieder zu mir. Und du bleibst bei mir! Denk ja nicht, ich lass dich so lange bei dem Wetter draußen auf die Bahn warten!“ dabei geht er auf Sharaku zu und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Kobayashi erwidert den Kuss, allerdings auf Todas Lippen und antwortet: „Dann sollten wir uns aber auf den Weg machen!“ Kaum haben sich Toda und Sharaku auf den Weg gemacht, fällt ihnen auf, dass der Regen wieder schwächer geworden ist. „Das Wetter spielt total verrückt!“, meckert Hiromu und greift nach Sharakus Hand, um sie während des Weges zu halten. Sharaku entgegnet lächelnd: „So ist es nun mal.“ Bei Toda angekommen, schleppt sich Sharaku ins Wohnzimmer und lässt sich auf die Couch fallen, denn die Müdigkeit überkommt ihn schlagartig. „Was für ein Tag...“, grummelt er vor sich hin und schließt die Augen. Hiromu bemerkt, dass es fast 7 Uhr ist und es ärgert ihn, dass er morgen noch im Café erscheinen muss, wegen des Konzerts. Scheinbar wird er nie zur Ruhe kommen. Seufzend wendet er sich von der Uhr ab und geht zu Sharaku, welcher bereits schläft. Hiromu bleibt vor Sharaku stehen und betrachtet sein schönes, unschuldiges Gesicht – jedenfalls sieht es unschuldig aus, wenn er schläft. Engelsgleich. Vor Sharaku niederkniend legt er seinen Kopf auf Sharakus Schläfe und legt seine Arme um ihn auf eine Art und Weise, die zwar sehr unbequem für Hiromu ist, die aber Kobayashi nicht wecken wird. Auch er schließt die Augen und entspannt bei der Ruhe. Draußen hört man vereinzelt, wie Schüler die Häuser verlassen, um sich auf ihren Schulweg zu begeben. Doch das stört Hiromu nicht weiter – solange er bei Sharaku ist, ist ihm alles egal. Er sieht Sharakus verletzte Hand und verspürt sofort einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Daraufhin nimmt er diese Hand sanft und küsst sie. Hiromu bemerkt nicht einmal, dass Sharaku soeben aufgewacht ist, aber nur so tut, als würde er noch schlafen. Als Toda anfängt Sharakus Hand abzulecken, muss Kobayashi sich bemühen, nicht aufzukeuchen. Sein Gesicht wird ganz heiß und es gefällt ihm, wie Hiromus Zunge über seine Handfläche gleitet. Nach und nach kann Sha-chan es sich nicht mehr verkneifen und er stöhnt zwar leise, aber deutlich vernehmbar, auf. Es wundert Hiromu nicht, dass Sharaku nur so getan hat, als würde er schlafen, im Gegenteil, er wollte Sharaku dazu provozieren, loszustöhnen. Da Toda nun bemerkt hat, dass Sharaku wach ist, legt Sharaku sich auf den Rücken und lässt Toda bei dem weitermachen, was er zuvor angefangen hatte. Lasziv lächelnd nimmt Toda dieselbe Hand nochmals und leckt nun zwischen Sharakus Finger. Währenddessen legt er sich auf Sharaku, damit er sein Gesicht besser erkennen kann. Vor Erregung keuchend und stöhnend windet sich Sharaku auf der Couch so weit es geht – diesen Anblick erregt wiederum Hiromu und er fängt an, Sharakus Gesicht abzulecken. Wie ein Tier. Ohne sich zu wehren liegt Kobayashi da und stöhnt etwas lauter, als Hiromu seinen Hals ableckt. Seine linke, nicht-verletzte Hand legt Sharaku so auf seinen Mund, damit er auf einen seiner Finger leicht beißen kann, um somit sein Gestöhne abzudämpfen. Um Sharaku noch weiter zu reizen, stöhnt, keucht und raunt Hiromu in Sharakus Ohr; wie erwartet stöhnt Sharaku kurz, aber laut auf und dreht seinen Kopf von Hiromu weg, weil es ihm sichtlich peinlich ist. Sharakus unschuldige Scham erweckt mehr Interesse bei Toda, als Sharaku wohl lieb ist; Hiromu kann nicht anders, als Sharakus Shirt auszuziehen und seine Brust mit Küssen und seine Brustwarzen mit der Zunge zu liebkosen. Dabei lehnt Sharaku seinen Kopf zurück und genießt es. Als Hiromu kurz in Sharakus Brustwarze beißt, krallt Sharaku sich an Hiromus Rücken. Es schmerzt den Macintosh leicht, aber er duldet es, denn er möchte nur eins: Sharaku weiterhin zum Stöhnen bringen. Als Hiromu auf der Höhe von Sharakus Bauchnabel ist und diesen liebkost, bemerkt er, dass Sharaku bereits erregt ist und streichelt dessen Schritt entlang des erregten Gliedes. Am liebsten würde Sharaku Toda sagen, dass er doch die Hose aufmachen soll, weil er es nicht mehr aushalten kann, aber er traut sich nicht und beißt sich auf die Lippen. Unter Keuchen und Stöhnen versucht Sharaku doch noch seinen Wunsch zu äußern, jedoch bevor er dies tun konnte, hat Hiromu bereits Sharakus Hosenladen und Knopf geöffnet und ist dabei die Hose auszuziehen. „Wenn du was nicht willst, dann sag bescheid, ja?“, flüstert Hiromu seinem Blondschopf zu und dieser nickt nur leicht, denn er ist noch immer außer Atem. Da die Boxershort des Voicecorders nun ebenfalls entfernt wurde, kann Hiromu dessen Glied besser und intensiver massieren. Sichtlich genießt Sharaku das und schließt die Augen. Die Massage wird immer schneller und heftiger, ab und zu leckt Toda auch Sharakus feuchte Eichel ab, um sein überraschtes, intensives und lautes Stöhnen zu hören. Grinsend beobachtet Toda seinen Sharaku und nun hält auch er es nicht mehr aus und zieht sich von Kopf bis Fuß aus. Als Hiromu bei dem weiter machen wollte, wo er stehen geblieben war, richtet sich Sharaku unerwarteterweise auf und drückt Toda gegen die Sofalehne. Toda versteht nicht so recht, was Sharaku will, wollte ihn fragen, was er denn vorhabe und plötzlich leckt Sharaku Todas hartes Glied ab und nimmt es nach einer Weile dann vollends in den Mund. Zuerst beobachtet Toda Sharaku bei dem, was er macht, doch dann will er sich etwas entspannen und lehnt sich zurück. Weil Toda merkt, dass Sharaku sich unwohl fühlt und es ihm etwas peinlich ist, nimmt er sanft Sharakus verletzte Hand und streichelt sie, um ihn zu beruhigen. Nach und nach lockert sich die Stimmung auf und beide genießen es. Von einer Sekunde auf die Nächste drückt Hiromu seinen Voicecorder zurück und streichelt sein Gesicht. „Was ist los?“, fragt Sharaku in einem Tonfall, als hätte er etwas falsch gemacht und würde es bereuen. Doch Hiromu schüttelt nur den Kopf und zeigt Sharaku, dass er sich doch auf den Rücken legen solle. „Nichts, nichts. Keine Sorge“, haucht Hiromu Sharaku noch ins Ohr. Als Kobayashi dann liegt stemmt sich Hiromu zwischen seinen Beinen und leckt seinen rechten Zeigefinger ab, mit welchem er dann Sharakus After zuerst massiert und streichelt, dann vorsichtig eindringt und es leicht dehnt. Mit seinem lustverzerrtem Gesicht schaut er Toda an und krallt sich in den Stoff des Sofas. Kurz darauf nimmt Toda Sharakus Beine und lehnt sie an seine Brust und seine Schulter an, damit er Sharakus Hintern etwas hochheben kann. Nachdem er mit seinem Glied in Sharaku eingedrungen ist, umfasst er Sharakus Glied und massiert es weiter. Je fester Hiromu zustößt, umso lauter stöhnt, schreit und keucht Sharaku auf und letztendlich kann er nicht einmal mehr Hiromu anschauen, weil er sich zurücklehnen und die Augen schließen will. Es erregt Hiromu, wenn Sharaku sich immer und immer wieder wälzt vor Lust und wenn sogar etwas Speichel aus seinem Mund fließt. Nachdem Sharaku zum Höhepunkt angelangt ist und er sich auf Hiromus Hand ergossen hat, schnappt Toda die Hüfte seines Uke und rammt voller Wucht in ihn rein, dass man sich nicht sicher sein kann, ob Sharaku vor Lust oder vor Schmerz aufgestöhnt hat. Nach und nach hat Hiromu einen Rhythmus gefunden, der für beide angenehm ist und er hält sich an Sharakus Oberschenkel fest; lehnt sich an seinen rechten Waden an und schließt die Augen vor Lust. Abwechselnd stöhnen sowohl Sharaku als auch Toda auf. Leiser, lauter, schneller, langsamer, hechelnder – bis dann auch Hiromu seinen Höhepunkt hatte. Erschöpft beugt sich Hiromu nach vorne und stützt sich oberhalb von Sharakus Oberkörper ab. Sharaku kann Hiromus schweren Atem auf seiner Haut spüren. Dieser heiße Atem auf seiner verschwitzten Haut, es bereitet ihm eine Gänsehaut. Sanft beginnt Sharaku Todas Kopf zu streicheln, dann wandert er runter auf den Rücken und streichelt diesen sanft. Hiromu kommt es vor, als würde eine Feder seine Haut berühren. Langsam öffnet der Schwarzhaarige seine Augen und schaut lächelnd und glücklich Sharaku an, welcher rot im Gesicht ist, sei es vor Scham oder weil er noch immer nur schleppend atmen kann. Als Sharaku seine Arme um Hiromu legt, umarmt auch dieser Sharaku und es scheint, als würden sie sich nicht mehr bewegen. Keiner atmet, keiner spricht, keiner traut sich auch nur ein wenig zu rühren. Es ist einfach zu schön um wahr zu sein. Ist es ein denn Traum? „Toda... das hab ich doch nicht geträumt, oder?“, fragt Sharaku plötzlich, als könne er Todas Gedanken lesen. Schmunzelnd antwortet Hiromu: „Ich denke nicht, Sha-chan, ich denke, dass es kein Traum ist.“ Und streichelt dabei Sharakus Haare sanft. Als wäre das ein Schlagwort gewesen, schlafen beide aufeinander ein und sind überglücklich, dass sie einander haben. Aus dem siebten Himmel gerissen von einem Handy, richtet sich Hiromu schreckartig auf und weiß zuerst nicht, was los ist. Es ist, als hätte man ihn aus einem Traum wachgerüttelt. Sharaku wird nur allmählich wach; er hört, dass Todas Handy klingelt und murmelt im Halbschlaf: „Hiro-chan, das ist dein Handy...“ und reibt sich die Augen. Hiromu stürmt vom Sofa und sucht überall nach dem Handy, dann findet er es auf dem Boden, es muss aus seiner Jeans gefallen sein, nachdem er sie sich ausgezogen hatte. „Toda Hiromu“, ruft dieser ins Handy. „Hey, hey, hey, ich bin’s Ittsumii!“, antwortet es dann. Hiromu hätte sogar lieber Fukusuke am Hals gehabt, als mit Shimizu zu telefonieren, denn das bedeutet Arbeit. Er antwortet nicht. „Oh, hast du noch geschlafen, Hiromu?“, fragt Ittsumii besorgt und bereut es auf seine Art und Weise ihn gestört zu haben. „Ja, ich hab noch geschlafen, Ittsumii, ich bin erst nach 7Uhr ins Bett gegangen.“, entgegnet der miesgelaunte Macintosh und zeigt Sharaku mit seiner Mimik, dass er dieses Telefonat ätzend findet. Kichernd sitzt Sharaku auf der Couch und ist amüsiert darüber, dass Hiromu genervter ist als sonst. „Fukusuke hat mich gestern bezüglich Sharaku angerufen – hast du den Armen etwa bis 7Uhr ... auf Trapp gehalten?“, fragt Ittsumii hämisch grinsend und fast schon bösartig, denn er weiß, dass Hiromu auf solche Fragen nicht erfreut reagiert. Und tatsächlich, Hiromu hat fast sein Handy vor Wut zerdrückt und würde es am liebsten aus dem Fenster werfen. „Was geht es Fukusuke an, wo Sharaku ist?“, schreit Toda, ohne großartig nachgedacht zu haben, ins Telefon. Sharakus Mimik verändert sich schlagartig. Tieftraurig und schon fast gekränkt sitzt er auf der Couch und traut sich nichts zu sagen. Denn Ittsumii könnte hören, dass Toda und er zusammen sind in einem Zimmer und dann würde sich Ittsumii bestätigt fühlen. Außerdem würde es Toda nicht gefallen, wenn Sharaku Fukusuke in Schutz nehmen würde. Er schweigt. „Hey, ganz ruhig bleiben, Toda-san! Ich war selber genervt, denn er hat mich um 5Uhr angerufen. Um 5 Uhr! Kannst du dir das vorstellen? Wie dem auch sei... mich geht es nichts an, wollte nur sagen, dass Fukusuke... einen Knall hat.“, ruft Ittsumii ins Telefon und kaum konnte er weiter sprechen, schon entgegnet Toda: „Ja, den hat er.“ Ittsumii erwähnt nur noch, dass heute das Treffen verschoben wurde; es findet eine Stunde später statt. Beide verabschieden sich voneinander und Hiromu wendet sich wieder Sharaku zu, welcher geknickt auf dem Sofa sitzt und versucht freundlich und liebevoll zu lächeln. „Was ist denn?“, fragt Hiromu besorgt und stürmt sofort auf Sharaku zu, um ihn zu trösten. Sharaku lächelt verzerrt und schüttelt nur den Kopf, dann lehnt er sich an Todas Brust an und muss weinen, zwar sehr leise, aber dennoch bemerkt Hiromu das. „Ist es... wegen Fukusuke?“, fragt Hiromu letztendlich sehr vorsichtig, um nicht das Falsche gesagt zu haben und schließt dabei die Augen. Kobayashi nickt leicht. Für Sharaku ist es schlimm, dass so eine Stille herrscht in dem Raum. Toda sagt nichts, auch Sharaku traut sich nicht, etwas zu sagen. Plötzlich umarmt Hiromu seinen Schatz und flüstert ihm ins Ohr: „Es tut mir leid, ich war etwas voreilig, Fukusuke so zu beleidigen. Aber... dass er bei Ittsumii um 5 Uhr anruft und ihn fragt, wo du seiest... das find ich höchst komisch.“ Er legt eine Pause ein und fügt dem hinzu: „Klar, er war betrunken, aber... wieso fragt er Ittsumii?“ „Ich kenn ihn, er wollte uns nicht stören, das ist alles. Und dass er gegen 5 Uhr anruft, das kann nur damit zusammenhängen, dass er betrunken war. Er hatte keine böse Absicht.“, sagt Kobayashi und muss wieder weinen, „Nie und nimmer hat er damit etwas Böses vorgehabt, denk nichts Falsches, Hiro-chan!“ Und er klammert sich an Hiromu. Mal wieder hat Toda seinen Liebling zum Weinen gebracht – dieses Mal sogar total unbegründet. Denn Sharaku hat alles plausibel erklären und begründen können. Hiromu muss etwas gegen seine Eifersucht und seine Ungeduld tun, und zwar schleunigst. Er küsst seinen Sha-chan auf die Stirn und flüstert: „Es tut mir leid, bitte, wein nicht, ich wollte das nicht so bösartig sagen.“ Sharaku hat aufgehört zu weinen und schluchzt noch etwas. „Ich liebe dich, mein Schatz!“, flüstert Toda dem Voicecorder ins Ohr und drückt ihn zu sich; dieser wird ganz rot und antwortet noch leiser: „Ich liebe dich viel mehr.“ Die Sonne ist schon aufgegangen. Das sonnendurchtränkte Tokyo ist zum neuen Leben erwacht und Sharaku und Toda liegen Arm in Arm beieinander, als wären sie verschmolzen und könnten nicht ohne einander. Für einen kurzen Augenblick öffnet Toda seine Augen und schaut aus dem Fenster, welches ihm gegenüber lag. Das helle Licht der Sonne blendet ihn, deshalb schließt er die Augen schnurstracks wieder. Schläfrig und glücklich umarmt er seinen Sharaku, um ihn ganz nah bei sich zu haben. Um das bei sich zu haben, was ihn am Leben hält. Kapitel 12: Masakari ga fuchi ----------------------------- Er hatte kaum Schlaf, dennoch kann Sharaku nicht mehr einschlafen. Er liegt wach auf dem Sofa neben Toda, eingequetscht. Wenn er so über den letzten Tag und den darauf folgenden Morgen nachdenkt, dann ist er sich nicht sicher, ob das alles ein Traum war oder ob seine Gedanken ihm einen Streich spielen wollen. Wieso will er sich nicht damit zufrieden geben, dass es so ist, dass es so war und dass es wohlmöglich so bleiben wird? Todas Wohnzimmer wird durch die großen Fenster mit Licht durchtränkt. Dennoch ist es Sharaku kalt, denn er hat weder Kleider an, noch hat er eine Decke, um sich zuzudecken. Er beschließt aufzustehen und sich in Todas Bett aufzuwärmen. Bibbernd schleicht er auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer und legt sich ins Bett. Bis zur Nase zugedeckt liegt er da und starrt aus dem Fenster raus. Es dauert eine Weile, bis es ihm wohlig warm wird und schließlich entspannt er sich etwas. Allerdings fällt ihm gerade ein, dass Toda immer noch auf der Couch liegt und nichts hat, womit er sich warm halten kann. Also schnappt Kobayashi die Decke und schlendert mit ihr zu Hiromu. Langsam legt er sich zu Hiromu und deckt ihn und sich selber zu. Als Sharaku dem Schwarzhaarigen über das Gesicht streichen wollte, bemerkt er, dass dieser ziemlich kalt ist – er wird sicherlich krank werden! Besorgt streichelt Sharaku dessen Haare und hofft, dass es nicht so schlimm sein wird. Als Hiromu dann aufwacht und Sharaku sieht, wollte er ihm einen Kuss geben, doch plötzlich wendet sich Toda ab und niest. „Hast du dich doch verkühlt?“, fragt Sharaku besorgt und nimmt Todas Gesicht mit beiden Händen, um es zu beobachten. Hiromu hingegen wehrt sich und antwortet griesgrämig: „Nein, quatsch, ich bin nicht erkältet!“ und schnieft etwas. Kobayashi gibt Hiromu einen Kuss auf den Mund und sagt: „Nun, du solltest dich aber anziehen, vorsichtshalber.“ Als Sharaku das gesagt hat, wird Toda etwas bösartig und fragt, ob Sharaku denn der Meinung sei, dass er ein Weichei ist. Sharaku schüttelt den Kopf und entgegnet: „Nein, aber ich will nicht, dass du krank wirst, das ist alles.“ Daraufhin schmust er sich an Hiromu und umarmt ihn sanft. Hiromu schaut Sharaku an, tief in die Augen. Genauso, wie er es heute Morgen getan hat, während sie miteinander geschlafen haben. Und er kann nicht anders, als Sharaku auf die Couch zu legen, sich über ihn zu beugen und ihm einen innigen Kuss zu geben. Kaum konnten Sharaku und Toda diesen Moment genießen, schon klingelt Todas Handy und er eilt danach. Sharaku wundert sich, wer es denn sein kann; Toda begrüßt Ittsumii, welcher wegen dem morgigen Konzert angerufen hat. „Hiromu, du musst so schnell wie es nur geht, zu mir kommen – es geht um das Konzert! Ich muss noch so viel mit dir besprechen und gestern wolltest du ja nicht – es ist dringend!“, keucht Ittsumii ins Telefon, weil er zu seiner Bahn eilen muss, um sie nicht zu verpassen. Seufzend und murrend fragt Toda, ob es denn sein muss: „Es ist doch schon alles geregelt, wir haben Supporter, wir haben Lieder vorbereitet, wir haben alles – was willst du denn noch besprechen?“ Zuerst kann Toda nichts außer dem schweren Atem Ittsumiis vernehmen, der wohl seine Bahn erwischt hat und sich nun eine Verschaufpause gönnt. „Toda, das kannst du nicht sagen – es ist wichtig! Wir wollen doch ein gutes Bild abgeben, oder nicht?!“, hechelt Shimizu in den Hörer und schnappt weiterhin nach Luft. Leicht angenervt entgegnet Toda: „Du willst ein gutes Bild abgeben, ich will Spaß haben; merk es dir.“ Und er legt Ittsumii auf. Sharaku hat mitbekommen, worum es geht; er versucht Hiromu zu überreden, dass es sehr wohl sehr wichtig ist, alles nochmals mit Ittsumii durchzugehen. Er hätte Toda zwar lieber bei sich, als dass er zu Ittsumii, der Frau im Männerkörper, geht. Aber es muss sein, es muss. „Hiro-chan, du musst hingehen! Es ist wichtig. Auch wenn du es nicht magst, bedenke, dass du die Fans glücklich machen willst. Also muss alles perfekt sein, oder nicht?“, erläutert Sharaku während er sich Hiromu nähert und ihn von hinten umarmt. Hiromu schweigt und starrt auf sein Handy. „Na gut!“, seufzt der Macintosh und reißt sich von Sharaku los. Nach und nach sammelt er seine Kleider zusammen und zieht sich an; danach geht er zur Wohnungstür und zieht sich seine Schuhe an, um zu gehen. Kobayashi schlendert Hiromu hinterher, weil er sich noch verabschieden möchte. Eigentlich gehen ihn so viele Gedanken durch den Kopf, die er alle am liebsten sofort loswerden möchte, aber er muss Toda gehen lassen. Um Shinjuku Gewalts Willen. Hiromu will schon aus der Tür treten, doch Sharaku zuckt zusammen, weil er eine solche Eile von Hiromu nicht erwartet hat und umarmt ihn noch schnell zum Abschied. Hiromu erwidert diese Umarmung kurz und rennt schon die Treppe runter. Sharaku könnte nun nach Hause gehen. Er ist hier alleine, was soll er machen? Hiromu würde sowieso erst sehr spät nach Hause kommen, weil Ittsumii ihn malträtieren wird mit Plänen und Vorschlägen. Doch er beschließt noch eine Weile zu bleiben und sich langsam bereit zu machen. Nachdem sich Sharaku vollends angezogen hat, schlendert er quer durch Hiromus Wohnung – was ist nur los? Wieso ist Sharaku so unruhig? In der Küche versucht sich Sharaku eine Tasse Kaffee zu machen, aber es klappt nicht; total zitternd greift Sharaku nach dem Kaffeepulver. Aus Angst alles fallen zu lassen, lässt er es bleiben und tippelt ins Wohnzimmer. Ist das alles nur Fassade? „Toda ist so abweisend gewesen...“, seufzt Kobayashi. Fassade oder nicht? Nach einer Weile hält Sharaku es nicht mehr aus – er rennt aus Hiromus Wohnung, er kann nicht hier bleiben. Nicht mit dem Gedanken, nicht mit diesem Gefühl und nicht alleine. Das geht nicht. Er rennt die Treppen runter, verliert schier seine Tasche und läuft die Straße entlang. Dieses Mal will er nicht die Bahn nehmen – er geht zu Fuß. Es ist ein warmer Frühlingstag, zu schön um wahr zu sein. Genau das denkt Sharaku, als er gen Himmel schaut und über alles nachdenkt. Wieso hat Toda das getan? Wieso nur? Natürlich hätte Kobayashi abdanken können, in dem er sagt, dass er keinen sexuellen Kontakt zu ihm möchte – aber wollte er es denn nicht? Sicherlich. Sharaku fühlt sich komisch; er weiß nicht, ob er es zugelassen hat, um Toda einen Gefallen zu tun oder ob er es aus freien Stücken und aus der Emotion heraus getan hat. Was nun? Will er das alles? Geht ihre Beziehung den Weg, den sie einschlagen sollte? Einige Dinge laufen zu schnell ab. Wie ein Amphetamin, das alles beschleunigt. Zu schnell. Wie ein Karussell, das einem Übelkeit beschert. Kaum hat Kobayashi ein paar Straßen überquert, schüttet es wie aus Eimern den Himmel herunter. „Super! Jetzt wo ich keinen Schirm dabei hab... verdammt, ich hätte einen von Hiromu ausleihen sollen...“, murrt Sharaku vor sich hin und schlendert weiter. Er möchte nicht rennen, nein, er kann nicht rennen. Es fehlt ihm an Kraft. Er lässt den Regen über sich ergießen, lässt Tropfen für Tropfen an seinem Körper und seiner Kleidung abperlen, denn es ist beruhigend und erleichternd. Dennoch etwas beschwerlich. Widersprüchlichkeiten, die nicht zu enden scheinen. Über den Wolkenkratzer erkennt man einen sanften Regenbogen, der so friedlich über den grollenden Regen herrscht. „So, so, Toda-san ist also sehr beschäftigt gewesen!“, meckert Ittsumii den besagten Hiromu an, als dieser ihm erklärt hat, weshalb er so spät erst erscheint. Er war einkaufen. Wenn Ittsumii doch nur wüsste... „Natürlich, du kennst mich doch, Ittsu, ich bin gefragt!“, schäkert Toda mit einem sehr boshaften Lächeln – man merkt es ihm an, dass er dieses Treffen nur zulässt, damit Shimizu ihn endlich in Ruhe lässt. „Oh, Hiromu...!“, seufzt Shimizu auf und hält sich den Kopf, „Was soll ich nur mit dir machen! Du bist einfach ein Trottel!“ Auf diese Ansprache war Toda bereits gefasst, dennoch regt es ihn auf, dass Ittsumii eine solche Wortwahl erwischt hat – was erlaubt er sich nur? Im Park, wo sich die beiden befinden, fallen die Kirschblüten von den Bäumen, weil der Wind so heftig durch die Äste weht. Wo bleibt der sanfte Frühling? „Shimizu, du weißt, dass ich das Sagen hab – ich bin Shinjuku Gewalt! Du bist mein bester Freund und das ist der einzige Grund, wieso ich dir soviel Spielraum gebe! Aber dass du nun sagst, wann ich zu erscheinen hab und wann welches Meeting stattfindet, das geht mir gegen den Strich!“, sagt Toda mit gehobener Stimme, die sehr herrisch und tobend klingt – anders als sonst. Eine kleine Pause umhüllt die Luft, als Toda sich wieder zusammen nimmt und weiter auf Ittsumii einhaut mit seinen messerscharfen Worten: „Ich degradiere dich zum Supportmember! Du wirst wieder das tun müssen, was auch Kikaida und die anderen tun müssen – mir gehorchen und nach meiner Pfeife tanzen! Ich dachte, dass du wüsstest, wie ich ticke! Wir kennen uns schon so lange, Ittsumii, wir sind die besten Freunde und das ist dein Dank? Das Meeting ist nun zu Ende und ich ruf dich an, wann ich mich mit dir treffen will! Bye!“ Ittsumii schaut Toda mit einem leeren, aber alles sagendem Blick an: man weiß nicht, wer von den beiden herrischer ist. Kaum hat sich Toda von Ittsumii abgewendet, erhöht Ittsumii die Stimme und ruft Toda zurück mit einem harschen Ton. „Du denkst, dass ich nicht wüsste, was los ist, nicht wahr, Hiromu?“ Toda lacht hämisch und fragt: „Was soll den los sein, Ittsu, sag’s mir, wenn du’s besser weißt als ich!“ Frech grinsend dreht sich Toda zu Ittsumii. Shimizu läuft in kleinen, langsamen Schritten auf Hiromu zu und wagt die Ansprache: „Du denkst wohl wirklich, dass ich so dumm bin, oder? Natürlich weiß ich es. Wir wissen es alle. Du willst dich nun von der Musik abkapseln wegen Sharaku – ich habe Verständnis, dass du bei ihm sein willst, ich habe Verständnis, dass du deine Zeit mit ihm verbringen willst und nicht mit mir bei Meetings. Klar.“ Daraufhin lacht Ittsumii etwas ironisch und nähert sich Toda so sehr, dass sie sich flüsternd unterhalten. „Eins muss dir klar sein, Hiromu – wenn du jetzt nicht mit mir die wichtigen Themen für das morgige Konzert besprichst, sondern gehst, dann wirst du mich morgen auch nicht auf dem Konzert auffinden.“, flüstert Ittsumii Hiromu zu und wendet sich arrogant ab. „Wie war das noch mal? Sagten wir nicht, dass Shinjuku Gewalt sich nie trennen wird, bis einer von uns stirbt? Oder bis unsere Freundschaft nicht mehr gültig ist... willst du den Schwur brechen?“, fragt Toda Ittsu ungläubig und schon fast flehend. Er weiß, dass ohne Ittsumii Shinjuku Gewalt nicht mehr das ist, was es bisher war – ein freundschaftliches und spaßiges Zusammenfinden auf der Bühne. Shimizu bleibt stehen. Er sagt nichts. Er wendet sich nicht Toda zu. Alles, was er sagt, ist: „Wollen wir nun alles besprechen oder willst du gehen?“ Der Regen hat noch immer nicht aufgehört und Kobayashi ist bereits eine dreiviertel Stunde unterwegs. Bis auf das Mark durchnässt schlendert er durch die Straßen Tokyos. Die Leute schauen ihn an und manche Menschen gucken sogar besorgt, ob sie dem jungen Mann denn nicht einen Schirm geben sollen, aber er selber weiß, dass man in dieser Großstadt zu egoistisch wäre, als dass man jemandem etwas schenken würde; erst recht nicht einem Wildfremden. Es ist nur die Fassade, nichts weiter. Menschen wollen nett wirken und zeigen sich freundlich, aber was sie denken, dass ist ihr wahres Gesicht, das sie nie und nimmer preisgeben. Wie halten sie es nur aus? Wie können sie nur so leben? Als Sharaku dann in die Rushhour kommt und sich die Straßen füllen, fühlt er sich wohler. Niemand fixiert sich auf ihn, niemand schaut ihn an und fragt sich, warum er so langsam ist, er geht unter in der Masse und niemand sieht, was los ist, niemand bemerkt ihn – er ist einer von vielen. Er ist nichts Besonderes. Das war er noch nie. Nach 2 Stunden sind die Besprechungen zu Shinjuku Gewalt endlich beendet. Hiromu steht auf, denn beide haben sich auf einer Parkbank hingesetzt und er will gehen. Als auch Ittsumii sich aufrichtet, dreht sich Toda leicht zu ihm und fragt: „Hast du das vorhin ernst gemeint?“ Leicht lächelnd mit fiesem Blick entgegnet Ittsumii: „Was denkst du, wie ich es gemeint hab?“ „Antworte nicht mit einer Gegenfrage, Shimizu, das hasse ich!“, tobt Toda und posiert mit der drohenden Faust vor Ittsumii. Shimizu lacht auf. „Idiot! Wir bleiben Freunde, auch wenn Sharaku nun über mir steht und auch wenn du ein fauler Sack bist! Also nein!“, lacht Ittsumii und schlägt Toda gehörig auf den Hinterkopf. Hiromu lächelt etwas und flüstert: „Oh man, wie in den alten Zeiten...“ Sie verabschieden sich und gehen nun getrennte Wege. „Ob Sharaku noch bei mir ist?!“, fragt sich Hiromu und zögert, Sharaku anzurufen. Er weiß nicht, was er ihm sagen soll. Grübelnd sucht Toda nach seinem Portmonee; er wird noch ein paar Kleinigkeiten für morgen kaufen müssen. Sharaku ist endlich zu Hause angekommen. Triefendnass schlendert er durch die Wohnung und zieht sich bereits im Flur aus, damit er nachher nicht so viel putzen muss. Im Schlafzimmer sucht er nach Kleidung und zieht sie an. Es ist ihm egal, dass seine Haare patschnass sind und die neue Kleidung alles abbekommt. Es schert ihn nicht. Im Bad rubbelt er kurz seine Haare trocken, nur oberflächlich. Dann macht er sich auf dem Weg, seinen Flur zu putzen und die Kleidung in die Wäsche zu werfen. Auch dies geschieht nur oberflächlich. Nachdem Sharaku alles erledigt hat, geht er ins Wohnzimmer und setzt sich ans Fenster. Er schaut raus, um den Regen zu beobachten. Grau in Grau bedeckte Wolken und kein Sonnenstrahl durchbricht den Himmel. Es wird dunkler und die Straßenlaternen gehen an. Auch die Autolichter blinken hier und dort – wie ein Rummelplatz. Alles bunt und schön und fröhlich. Man vergisst den grauen, drückenden Himmel, alles ist weg nur die Lichter bleiben und zeigen einem den Weg. Welchen Weg? Seufzend wendet sich Sharaku ab. Er kann sich das alles nicht mehr anschauen. Es fühlt sich komisch an. Kobayashi hat keinen Hunger. Er sitzt da und wartet einfach. Aber auf was wartet er? Auf Toda? Einen Anruf von ihm? Auf die Sonne? Oder auf eine Lösung? Zu was für einem Problem sucht er denn die Lösung? Wenn er’s selber nicht weiß, wer dann? Wer soll ihm nur helfen? Niemand. Er ist alleine, wie immer, er ist auf sich allein gestellt, wie er es schon immer war. Er hasst die Menschen. Das hat er gemeinsam mit Toda – er hasst die Menschen. Aber aus einem anderen Grund – sie sind falsch, egoistisch und dumm. Sie denken, sie wüssten alles, dabei sind sie dümmer als die Tiere. Menschen werden alleine geboren, sie müssen sich durch das Leben kämpfen und sterben alleine. Sharaku konnte sich noch nie auf jemanden verlassen – er war immer verlassen. Mit schwerem Kopf lehnt er sich auf das Fenstersims und schließt die Augen. Auch Toda ist nun daheim. Er stellt seine Tasche in einer Ecke des Flurs und stellt den Regenschirm in die Badewanne. „Sharaku?“, ruft er halblaut, aber keine Antwort ist zu hören. „Dann ist er wohl zu Hause...“, denkt sich Toda und geht ins Wohnzimmer. Er schreibt sich eine Liste auf, auf der steht, was er alles für das Konzert vorbereiten muss – er darf nichts vergessen. „Vorallem darf ich meinen Einkauf nicht vergessen!“, murmelt Hiromu und schaut auf die Tasche, die er vorhin dabei hatte. Nachdem er alles vorbereitet hat schaut er auf die Uhr – es ist bereits 8 Uhr abends. Am Kopf kratzend überlegt er, ob er Sharaku noch anrufen soll. Will er seinen Anruf? Wieso bezweifelt er das? Er geht also zum Telefon und wählt Sharakus Nummer. Es klingelt und klingelt – keiner geht ran. Hiromu legt den Hörer auf. Etwas besorgt überlegt er, was Sharaku wohl macht. Ist er bei dem Wetter draußen? Hoffentlich nicht! Nach und nach redet sich Hiromu ein, dass er sicherlich schläft, weil er müde ist und deswegen das Telefon nicht hören kann. Auch er legt sich auf die Couch und nickt ein. „Hm?“, gibt Sharaku von sich, als er irgendetwas hört. Es ist sein Telefon. „Och nein! Was soll der Scheiß? Wer ruft mich um...“, er kramt nach seinem Wecker, „... 12Uhr an?!?! Was? Es ist bereits der nächste Tag?“ Erschrocken springt Sharaku aus seinem Bett und schaut auf sein Handy – es ist tatsächlich 12Uhr am nächsten Tag. „Wie lange hab ich geschlafen?!“, fragt sich der Blondschopf und fühlt sich, als hätte er einen Kater. Plötzlich fällt es ihm ein – das Konzert! „Ich wollte doch hingehen und Toda viel Glück wünschen!“, ruft er panisch und rennt aus dem Zimmer. Schnell zieht er sich seine Schuhe an. Da er mit seinen Straßenklamotten ins Bett gelegt hat, muss er sich nun nicht umziehen – auch wenn sie recht verknittert sind. Kobayashi schnappt sich noch schnell seine Tasche und flitzt aus der Wohnung. Wird er die Halle so schnell noch finden können? Das Konzert beginnt zwar erst um 19Uhr, aber davor wird Toda wohl einige Stunden mit der Technik und anderen Spielereien beschäftigt sein; dabei will Sharaku ihn nicht stören. Wie der Blitz rennt Sharaku quer über die Straße, um die Bahnstation noch zu erreichen. In 3 Minuten kommt die Bahn nach Shinjuku – dort werden Toda und seine Bandmates einen Auftritt haben. Aus der Ferne sieht er die Bahn bereits, aber er kann sie noch erreichen. In der Bahn wird Sharaku ungeduldig – immerhin wird er auch Ittsumii sehen. Auf den kann er verzichten. Wieso Sharaku Ittsumii nicht mag, ist nicht wirklich klar, denn Ittsumii hat ihm noch nie etwas angetan, außer, dass er Toda immer versucht, für sich zu gewinnen. Das bedeutet, dass Hiromu wenig Zeit für andere Menschen hat, Sharaku eingeschlossen. Auch mag Sharaku Ittsumiis Art nicht – seiner Meinung nach benimmt er sich, wie ein Flittchen. Als Frau wäre das schon schlimm, aber er als Mann?! Das ist absolut das Letzte in Kobayashis Augen. Seufzend schaut er aus dem Fenster. „Hoffentlich werde ich nicht allzu unfreundlich Shimizu-san gegenüber sein...“, denkt sich Sharaku und lehnt sich an der Scheibe an. In der Halle beraten sich Ittsumii und Toda bereits über den Auftritt. Ittsumii scheint total entspannt und erleichtert zu sein; Toda hingegen ist überaus nervös und zittert. Beide sitzen sich gegenüber an einem Tisch und trinken noch etwas Kaffee. „Hey, Hiromu, das ist doch nicht dein erstes Konzert!“, lacht Ittsumii und klopft dem Schwarzhaarigen auf die Schulter. Toda entgegnet: „Nein, das ist es nicht, Ittsu...“ und schaut in seine Tasse Kaffee tieftraurig rein. „Ist etwas mit Sharaku?“, fragt Shimizu besorgt und legt seine Hand auf Todas Hand. Hiromu schüttelt mit seinem Kopf und antwortet: „Nein, nein, nicht wirklich... ich hab ihn zwar gestern telefonisch nicht erreichen können, aber deswegen ist es nicht...“ Shimizu richtet sich auf seinem Stuhl auf und schaut Toda an. Am liebsten würde Ittsumii nun tröstende Worte finden, aber er weiß nicht, was er sagen soll. Deshalb wechselt er schnell das Thema und bespricht die Lichttechnik mit Hiromu. „Was soll das? Wieso lässt du mich nicht rein?!“, ruft es aus dem einen Ende des Raumes. Toda zuckt auf, denn die Stimme klang nach Sharaku. Schnell wendet er sich zum Roadie, der total wütend vor der Abtrennung des Raumes steht und vehement jemandem den Zutritt verweigert. „Hey, Toshi, wer ist das?!“, ruft Hiromu wütend zum Roadie und erwartet eine schnelle Antwort. Der Roadie zuckt mit den Schultern und zerrt Sharaku in den Raum, damit Toda ihn sehen kann. „Hat der hier Zutritt, oder nicht?!“, ruft der Roadie plump und genervt; dabei grapscht er Sharaku fest am Oberarm, damit dieser nicht entwischen kann. „Verdammt, Toshi, was erlaubst du dir Kobayashi Sharaku so zu behandeln? Er gehört zu uns und ist der Sänger von FLOPPY!“, schreit Toda tobend in die Richtung des Roadies und steht von seinem Stuhl auf. Seine Körperhaltung wirkt so drohend, dass der Roadie Sharakus Arm sofort losgelassen hat, „Entschuldige dich sofort bei Sharaku-san und verschwinde auf deinen Platz, du Idiot!“ Toshi verbeugt sich verängstigt vor Sharaku, um ihn um Verzeihung zu beten; doch Sharaku winkt lächelnd den Roadie weg und sagt: „Haha, ist ok, konntest du nicht wissen...!“ Ittsumii kann sich das Lachen kaum verkneifen. „So enthusiastisch hab ich Hiromu sehr lange nicht mehr gesehen, haha, woran das wohl liegen könnte?!“, denkt sich Shimizu und grinst hämisch vor sich hin. Als Sharaku sich den beiden annähert, winkt Ittsumii dem Blondschopf zu und sagt: „Hey, Sharaku! Wie geht’s dir?“ Beide lächeln sich an, auch wenn Sharaku nicht danach ist. Er nickt freundlich und sagt, dass es ihm gut geht und bedankt sich. Hiromu lächelt, weil er weiß, wie schwer das Sharaku fällt und dennoch bleibt er freundlich. Heimlich nimmt er Sharakus Hand und streichelt sie sanft. Shimizu bemerkt dies, will es aber nicht ansprechen, weil Hiromu sicherlich stolz darauf ist, wenn niemand das bemerken würde. Kobayashi, der etwas rötlich im Gesicht ist, sagt dann: „Ich wollte euch beiden nur viel Glück für das Konzert wünschen – es wird schon schief gehen!“ und lächelt glücklich die beiden an. Ittsumii, der Sharakus nette Worte hoch schätzt, bedankt sich ausführlich und herzlich bei ihm und steht von seinem Platz auf. „Ittsu... wo willst du denn hin?“, fragt Toda erschrocken, lässt Sharakus Hand aber nicht los. Ittsumii geht grinsend zur Tür und sagt: „Ich muss einigen Roadies noch klar machen, dass sie nichts falschen machen dürfen!“ Nach einer Pause bleibt Ittsumii dann stehen und ergänzt: „Außerdem will ich euch Turteltäubchen nicht stören.“ Daraufhin wendet er sich leicht zu den beiden und zwinkert ihnen zu. Sharaku ist es sichtlich peinlich, dass Ittsumii solche Anspielungen machen muss; mal wieder ist er sauer auf ihn. Toda merkt dies und umarmt Sharaku sanft. „Er hat es ernst gemeint, ich kenn ihn – er wollte uns nur alleine lassen, Sha-chan!“, flüstert er dem Blondschopf zu und streichelt seinen Kopf. Sharaku versucht sich zu beruhigen, damit Hiromu nicht so besorgt dreinschaut. „Ach ja, Sharaku...“, sagt Toda, „Was war gestern los? Wieso hast du meinen Anruf nicht angenommen?“ Sharaku schaut Hiromu an und weiß nicht, was er sagen soll. Eigentlich war er wach und hat es mitbekommen. Aber er wusste nicht, was er mit Hiromu noch zu besprechen hätte. Der Gedanken daran, dass Hiromu ihn nicht wirklich liebt, war da. Alles war ihm egal, er wollte nur wissen, was in Hiromu vorgeht. Da Sharaku aber von Natur aus keinem Menschen Glauben schenken kann, wäre es schwachsinnig, Hiromu zu fragen, denn er könnte ja jeder Zeit lügen. Traut Sharaku ihm das wirklich zu? Wieso nur? Was ist der Grund für Sharakus Angst? Hiromu schaut Sharaku an und weiß, dass Sharaku ihm nicht antworten wird. Traurig schaut Hiromu den Boden an und fragt Sharaku: „Wolltest du nicht mit mir reden?“ Kobayashi schweigt und entfernt sich von Hiromu. Er fühlt sich unwohl in seinen Armen, weil er nicht weiß, was er sagen soll und weil er sowieso nicht weiß, was er von Hiromu halten soll. „Ich-“, entgegnet Sharaku, aber er bekommt kein Wort mehr raus. „Warum?“, fragt Hiromu Sharaku mit trauriger und wütender Mine, weil er sonst nicht mehr weiß, was er sagen oder fragen soll. Kobayashi beißt sich auf die Lippen und weiß nicht, wo er anfangen soll – so vieles, was er sagen möchte, aber was zuerst? Und will Toda das überhaupt hören? „Mir geht es einfach nicht gut, Hiromu! Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll und was ich mit dir besprechen soll. Was ich dir zu Liebe alles zulasse und du bemerkst es nicht, aber du kannst nie etwas für mich aufopfern! Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll, Toda!“, ruft Sharaku und geht einige Schritte weg von Hiromu, weil er nicht will, dass dieser ihn umarmt oder andere Annäherungen versucht. Wie angewurzelt bleibt Hiromu stehen. Er versteht nichts mehr. Was meint Sharaku? Hiromu fasst sich am Kopf und sagt: „Moment... langsam! Was meinst du, Sha-chan! Bitte, erklär mir, was los ist!“ Kobayashi versteht nicht, wieso Hiromu noch so fragen muss. Den Blick zum Boden senkend entgegnet Sharaku: „Ich hab dir gestern einen Gefallen getan, denn ich selber wollte es nicht.“ Schockiert schaut Hiromu Sharaku an und weiß nicht, was er sagen soll. Er fühlt sich dreckig. Als ob er gegen Gesetze verstoßen hätte, als ob er einem wehrlosen Wesen wehgetan hätte. Um ihn herum dreht es sich und er weiß nicht, was er sagen soll. Er kann es nicht fassen, dass er Sharaku zu etwas gezwungen hat. „Wieso hast du nichts gesagt?!“, fragt Toda zornig und schnappt Sharakus Hände, damit er nicht einfach weglaufen kann. Kobayashi schaut weg und sagt: „Ich wollte nicht, dass du sauer bist oder dass du denkst, dass ich dich nicht lieben würde. Aber nun weiß ich selber nicht, was du überhaupt willst, warum du bei mir bist.“ Beide sind sprachlos und es ist ihnen peinlich, dass sie nicht mehr weiter wissen. Plötzlich platzt ein Roadie rein und sagt: „Toda-san! Du musst schnell zu Ittsumii, weil ihr die Geräte auf der Bühne mit aufbauen müsst!“ Toda nickt kurz zum Roadie und als dieser wieder verschwunden ist, nimmt er Sharakus Gesicht in die Hand und versucht etwas zu sagen. Aber nichts kommt über seine Lippen, kein Hauch, keine Silbe. Mit gesenktem Blick schlendert Hiromu aus dem Raum und sagt kein Wort mehr. Sharaku ist zutiefst verletzt, weil er sich in einer Art und Weise bestätigt fühlt. Toda liebt ihn nicht. Aber ist es wirklich so? Sharaku setzt sich auf einen Stuhl nieder und vergräbt sein Gesicht in seinen Armen. „Hiromu! Irgendwas stimmt mit deinem Mac nicht!“, ruft Ittsumii dem Chairman entgegen, als dieser nur die Bühne betreten hat. Hiromu wird es ganz mulmig; er schaut auf die Bühne und dann die riesige Halle, in der mindestens 1000 Menschen reinpassen. Er hasst es. Wieso können Konzerte nicht ohne Publikum stattfinden? Das wäre perfekt für Toda. „Was sollte nicht mit dem Mac stimmen? Du hast sicherlich nur die Kabel vertauscht!“, murrt Hiromu entgegen, „So wie immer...“ Shimizu bemerkt, dass irgendetwas mit Toda nicht stimmen kann. Sie kennen sich seit der Grundschule; sie wissen, wie der andere tickt und was derjenige denkt. Wie Brüder sich normalerweise verhalten. Dennoch wagt er es nicht, Hiromu zu fragen – was sollte er ihn fragen? Wenn es wegen Sharaku ist, will er ihm nicht zu nahe treten. Wenn es etwas anderes ist, dann könnte er ihm ja helfen. Aber Yoshiyuki schämt sich in einer Art, Toda-san zu fragen. Wieso, das weiß er nicht. Toda seufzt auf: „Dieses Mal hast du ein Kabel vergessen...! Aber wenigstens ist nichts kaputt.“ Ittsumii lächelt gezwungen und antwortet: „Dann ist ja gut.“ Hiromu senkt den Blick und wendet sich von Shimizu ab. Er will nicht, dass dieser irgendetwas bemerkt, dass er ihn ansprechen würde, was denn los sei. Er will nicht, dass man ihn weinen sieht – das wäre entwürdigend. Toda ist der Chairman, der Kopf der Band und er ist die Band; er hat nie einen Grund, Schwächen zu zeigen. Das wäre erniedrigend. Allerdings sollte Toda klar sein, dass Ittsu ihn schon längst durchschaut hat und weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist. Schweigen füllt die Luft und es wird beiden ziemlich unangenehm. Als Toda bereits die Bühne verlassen wollte, platzt Kikaida rein und brüllt: „Hey! Hiromu!“ Daraufhin wirft er seine Arme um den Chairman und klopft ihm kräftig auf die Schulter. „Lange hab ich dich nicht gesehen, Großer! Was gibt’s Neues?!“, krächzt Kikaida und hat, wie immer, eine breite Grinse im Gesicht, die einem Haifisch ähnelt. Hiromu schweigt ihn an und versucht etwas freundlicher zu schauen. „Nicht Neues, wie immer.“, keucht Hiromu und geht in den Backstagebereich. Kikaida schaut ihm verwundert nach und fragt Ittsumii lauthals: „Sag mal, hat der etwa Liebeskummer, oder was ist in ihn gefahren?“ Peinlich berührt lächelt Shimizu den Nichtswissenden an und sagt: „Ach nein! Er ist nur sehr aufgeregt und würde lieber zu Hause Animes schauen!“ Kikaida begnügt sich mit der Antwort und macht sich auf der Suche nach seinem Keyboard. Sharaku würde am liebsten wieder nach Hause gehen. Was will er hier machen? Einzig und allein wegen Hiromu ist er hier her gekommen und nun gibt es keinen Grund mehr. Zwar hat Hiromu nicht ausdrücklich gesagt, dass er Sharaku nicht lieben würde, aber Sharakus Vermutung will einfach nicht verschwinden. Es kullern einige Tränen aus seinen Augen und tröpfeln auf den Tisch. Langsam lehnt er seinen Kopf auf seiner rechten Handfläche an und mit der anderen Hand hält er sich an den Haaren fest. Was, wenn Hiromu ihn nur benutzt hat und ihn angelogen hat? Kann er ihn noch einen Freund nennen. Einen Partner will er ihn nicht nennen. Aber er würde gerne. „Oi, Sharaku, was ist denn los?“, vernimmt der Blondschopf plötzlich und fühlt, wie zwei Hände seine Schultern berühren. „Was?“, schreit Kobayashi auf und dreht sich hektisch um. Es ist Ittsumii, der sich Sorgen um seinen dummen Chairman und dessen Liebsten gemacht hat. Vor Scham wischt sich Sharaku schnell die Tränen aus dem Gesicht und murmelt: „Was sollte schon sein?“ Lächelnd setzt sich Ittsumii neben ihn und legt seinen schützenden Arm um dessen Schulter. „Weißt du, ich hab mir Sorgen gemacht. Hiromu war vorhin auf der Bühne, um mir beim Anschließen des Macs zu helfen – er sah betrübt aus. Und nun seh ich dich hier weinend.“, sagt Shimizu im ruhigen Ton und will Sharaku etwas besänftigen, „Was ist passiert? Habt ihr gestritten?“ Sharaku schämt sich. Er hat dieses Hassgefühl zu Ittsumii irgendwie verloren. Aber nur für diesen Moment. Noch immer ist er eifersüchtig, dass Ittsumii und Toda sich so viel länger kennen und auch besser; aber im Moment ist Shimizu nicht derjenige, für den Kobayashi ihn immer gehalten hat. „Ich weiß nicht, ob du das wissen willst...“, entgegnet Sharaku und schaut weg, weil er sich sichtlich schämt. Yoshiyuki muss etwas kichern und sagt: „Ach so, wenn du meinst, dass es irgendwelche Perversionen von Toda sind, die er dir gegenüber geäußert hat, dann musst du dich nicht schämen! Er ist und bleibt ein kleiner Otaku, was soll man da machen?“ Sharaku ist etwas überrascht von Ittsumiis Reaktion. Normalerweise dachte er, dass jeder von seinen Bekannten abweisend gegenüber Homosexualität reagieren würde – aber das war bisher das Netteste, was er gehört hat. Shimizu scheint verständnisvoller zu sein als er es gedacht hätte. Dennoch schämt sich Kobayashi und weiß nicht so recht, was er sagen soll. „Sharaku, ich will dich nicht zwingen, mir irgendwas zu erzählen. Das ist deine und Todas Sache, ganz klar. Aber ich mach mir nun mal Sorgen. Und nicht dass du denkst, ich mach mir nur um Toda Sorgen – als ich dich hier weinen gesehen hab, wusste ich auch nicht, ob ich dich knuddeln sollte oder nicht. Weil ich dich nicht erschrecken wollte, hab ich es gelassen. Aber ich muss bald auf die Bühne. In 10 Minuten geht das Konzert los und ich will das nun geklärt haben. Ich will nur wissen, was los ist.“, sagt Ittsumii in einem ruhigen Tonfall und legt seine Hand auf Sharakus Kopf. Kobayashi ist überrascht, dass Ittsumii so sorgvoll mit ihm umgeht. Er kann nicht anders, er will es ihm sagen. Ohne Ittsumii in die Augen zu schauen, erzählt er ihm, was am gestrigen Tag passiert ist und was Sharaku davon hält. Außerdem hat er ihm noch gesagt, dass er nicht weiß, was Hiromus Intentionen sind und verzweifelt ist. Nun schämt sich Sharaku noch mehr und traut sich gar nicht mehr, Ittsumii anzuschauen. Es ist komisch, einem anderen Mann zu sagen, was man über seinen besten Freund denkt und was sonst so passiert ist. Allerdings reagiert Shimizu gelassen und antwortet lächelnd: „Haha, ach so ist das! Mach dir keinen Kopf. Ich kenn Toda nun schon so lange, es ist nicht seine Masche, jemanden auszunutzen für egoistische Handlungen und dann fallen zu lassen. Ich denke, dass du dir da Sorgen um nichts machst, Kleiner!“ Dabei drückt er Sharaku an sich. Kobayashi hätte wirklich nicht gedacht, dass Ittsumii soviel Herzlichkeit ihm gegenüber aufweisen würde. Jedenfalls würden einige Männer sich scheuen, einen Schwulen zu umarmen und zu trösten. Anscheinend hat Sharaku sich sowohl in Toda als auch in Ittsumii getäuscht – er ist schuld an allem. Shimizu steht auf und sagt: „Aber nun muss ich los, Sha, bitte, sei nicht traurig! Du kannst ja mitkommen und das Konzert anschauen! Dann kannst du dich vielleicht etwas entspannen und abschalten!“ Kobayashi nickt und antwortet: „Ich möchte aber vorher ins Bad und mir das Gesicht abwaschen. Viel Spaß!“ Daraufhin geht Ittsumii lächelnd aus dem Raum und macht sich auf dem Weg zur Bühne. Als Sharaku zur Bühne geht, hat das Konzert bereits angefangen. Die Menschenmenge tobt und bewegt sich zum Rhythmus. Hiromu zieht seine Show ab wie immer und alle lieben ihn dafür. Aber keiner liebt ihn wohl so sehr, wie es unser kleiner Blondschopf tut, der auf dem Boden sitzend, Toda beobachtet und überglücklich jede Mimik und Gestik seines Schwarzhaarigen wahrnimmt. Kikaida muss sich zügeln, Toda nicht die Show zu nehmen, aber er weiß, dass er mächtig Ärger bekommen wird, wenn es nicht nach Hiromus Pfeife geht. Shimizu, still und ruhig, steht an seinem Mac und genießt das Konzert in vollen Zügen. All die bunten Lichter und schrillen Töne geben einem das Gefühl, in einer anderen Welt zu versinken. Weit weg vom Alltag, weit weg von allem. Für Toda wäre das ein Ort, an dem er für immer bleiben könnte. Ohne Ärger und ohne Pflichten. Man sieht ihm an, dass er glücklich ist, auch wenn es verzerrt scheint. Das Konzert geht recht schnell zu Ende. Es war vielleicht eine Stunde oder etwas länger und schon verbeugt sich Hiromu vor dem Publikum und geht von der Bühne. Als Sharaku sieht, dass Toda in seine Richtung geht, richtet er sich auf und wollte Hiromu sagen, dass das Konzert das Beste war, was er seit längerem gemacht hat. Doch Hiromu scheint Sharaku nicht einmal gesehen zu haben und verschwindet in den hinteren Gängen des Backstagebereichs. Ist er etwa sauer auf Kobayashi? Oder ist er einfach nur müde und will sich hinlegen? Schon wieder packt es Sharaku und er würde am liebsten weggehen und alleine sein wollen. An der Wand anlehnend schaut er den Boden an und wartet auf die anderen Bandmitglieder, um ihnen zu sagen, dass sie gute Arbeit geleistet haben. Als dann Kikaida und die anderen kommen, richtet Sharaku es ihnen aus, aber sie merken, dass Sharaku das nur halbherzig sagt. Vor allem Ittsumii merkt dies und mahnt die anderen in den Gruppenraum zu gehen. Währenddessen schnappt Ittsumii Sharaku bei der Hand und sie gehen in einen Nebenraum, damit niemand sie hören kann. „Was hat Toda gesagt?“, entgegnet Ittsumii hektisch und wütend, weil er die Vorahnung hat, dass Hiromu unfreundlich Sharaku gegenüber war. Daraufhin lacht Sharaku gezwungen und sagt: „Wenn er doch überhaupt irgendwas gesagt hätte…“ Erstaunt schaut Ittsumii Sharaku an und fragt: „Er ist an dir vorbeigegangen, ohne ein Wort zu sagen?“ Daraufhin nickt Sharaku und er spürt, wie sich Tränen in seinen Augen sammeln. Shimizu nimmt den Blondschopf in die Arme und sagt: „Vielleicht ist er müde! Mach dir keinen Kopf! Ich find ja auch, dass er sich komisch benommen hat, seit das Konzert angefangen hat… so war er noch nie.“ Kobayashi kann sich einfach nicht beruhigen: irgendwas stimmt mit Toda nicht. Irgendwas ist los. Nur was? Es macht den kleinen Voicecorder verrückt und er kann sich nicht mehr einkriegen. Plötzlich schreit jemand im Flur: „Yoshiyuki-san! Wo sind Sie? Yoshiyuki, schnell!“ Aufgeschreckt rennen beide aus dem Nebenraum und sehen einen Roadie, der auf sie zu rennt und schreit auf: „Toda Hiromu liegt bewusstlos in der Toilette! Kommen Sie schnell! Ich habe bereits den Arzt alarmiert!“ Wie vom Blitz getroffen bleibt Sharaku stehen. Was ist passiert? Was ist mit seinem Hiromu passiert? Er versucht mit Ittsumii zu rennen, aber es geht nicht. Er fühlt sich schwach und plötzlich scheint er den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es wird Nacht um ihn herum und das letzte, was er noch hören kann, ist, wie Kikaida schreit: „Oh mein Gott, Sharaku! Was ist los?“ Eine Hand, die seinen Arm ergreift spürt er noch und dann ist es, als würde Sharaku schlafen. Kapitel 13: everything ---------------------- „Sharaku! Sharaku!“ Das ist das erste, was Kobayashi wieder vernehmen kann. Wer ruft ihn? Und wieso? Was ist los? Sharaku merkt, dass er die Augen geschlossen hat und öffnet sie langsam. Er liegt auf dem Boden, wie es ihm scheint und die Member von Shinjuku Gewalt und einige Roadies schauen auf ihn herab. Was ist passiert? Kobayashi will sich aufrichten, doch plötzlich schreit Kikaida mit einem Krächzen: „Nein! Bleib liegen! Sonst verlierst du wieder das Bewusstsein!“ Sharaku staunt nicht schlecht. „Ich hab… das Bewusstsein verloren? Was?“, murmelt der Blondschopf vor sich hin und hält sich am Kopf fest, weil es so brummt und weh tut. Er befindet sich im Gruppenraum, wo sich alle getroffen haben nach dem Konzert. Langsam sieht er auch, dass Hiromu auf der Couch liegt, und man ihm eine Spritze in eine Vene injiziert. Jetzt erinnert er sich wieder: Hiromu ist bewusstlos in der Toilette aufgefunden worden und vor Sorgen ist Sharaku ohnmächtig geworden. Aber was los ist, weiß er noch immer nicht und am liebsten würde er nun losweinen. Alle sehen es Sharaku an und wissen nicht so recht, wieso es ihn so berührt, dass Toda bewusstlos geworden ist. Dumm ist natürlich, dass noch keiner weiß, was mit Toda los ist. Nur der Arzt scheint zu wissen, was Sache ist und versorgt Toda sorgfältig. Aber niemanden scheint es so wichtig zu sein, was los ist, wie Sharaku. Natürlich sind alle besorgt. Ittsumii setzt sich zu Sharaku auf den Boden und flüstert ihm zu: „Keine Sorge, das wird schon!“ und umarmt ihn. Allerdings ist Kobayashi noch immer den Tränen nah, will sich das aber krampfhaft unterbinden, weil es doch sehr auffällig wäre für die Anderen. „Es wird ihm in einigen Stunden besser gehen.“, sagt der Arzt ohne irgendjemanden anzuschauen. Panisch und aufgelöst steht Sharaku hektisch auf und schreit: „Was ist mit ihm los? Sagen Sie schon! Wir haben das Anrecht, es zu wissen! Wir sind seine besten Freunde und sorgen uns um unseren Hiromu!“ Von Kobayashis Ansprache überrascht, gaffen die Member ihn entsetzt an und wissen nicht, wie sie seine Reaktion einzuordnen haben. Was ist nur mit Sharaku los? „Toda-san hat Amphetamine zu sich genommen. Sie verursachen gute Laune und Ausdauer. Höchstwahrscheinlich wollte er sich aufputschen vor dem Konzert, aus welchen Gründen auch immer. Allerdings ist er ein so dünner und groß gewachsener Mensch, dass die Dosis viel zu schnell und intensiv in seinem Blutkreislauf zirkuliert ist, was zur Bewusstlosigkeit geführt hat. Allerdings hat unser werter Herr Glück gehabt – er hätte auch einen Herzstillstand haben können.“, erklärt der Arzt während er seine Notfalltasche wieder einpackt und schließt. Ein Entsetzen macht sich breit unter den Freunden – was hat Toda nur dazu geritten? „Das kann nicht sein! Sie lügen!“, schreit Kobayashi wütend auf den Arzt ein und kann nun seine Tränen nicht mehr unterdrücken. Tajima ist total verwirrt von Sharakus Reaktion und will schon fragen, was denn in ihn gefahren ist, doch Ittsumii schnappt diesen und deutet mit einem warnenden Blick darauf hin, dass er ruhig sein soll. Kikaida kratzt sich am Kopf und fragt empört: „Wieso sollte ein Arzt uns anlügen, Koba-chan?“ Sharaku merkt, dass er überreagiert hat und dass niemand ihn versteht, dass keiner weiß, was in ihm vorgeht und wieso er sich so schlecht fühlt. Daraufhin schaut der Arzt Sharaku wütend an und fragt ihn, wieso er denn lügen sollte. Der Arzt geht und es herrscht eine Stille. Kobayashi würde am liebsten zu Toda hingehen und ihn in die Arme schließen. Aber nicht vor den Anderen. Die würden sich dann ihren Teil denken und Hiromu verabscheuen. Genauso Sharaku. Wenn man sie nun raus bitten würde, wäre das auch auffällig. Sharaku kann nicht mehr – er rennt aus dem Zimmer und versteckt sich in einer Kammer. Er hört, wie die anderen nach ihm rufen und wollen, dass er zurückkommt. „Du bist noch nicht fit, Sharaku, komm her!“ Er will nicht. Warum hat Hiromu das nur getan? Will er ihm nochmals das Herz brechen? Warum tut er ihm das an? Sharaku kann es nicht fassen. Er schluchzt und er kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Was hat sich Toda dabei gedacht, was nur? Anscheinend war sein Schluchzen zu laut, denn plötzlich reißt irgendwer die Tür auf von der Kammer, in der sich Sharaku befindet und guckt auf Sharaku herab. Es ist Kikaida. „Leute, hier ist er!“, ruft er dann den anderen zu und geht ein paar Schritte zurück, weil er peinlich berührt ist von Sharakus verheultem Gesichtsausdruck. Ittsumii rennt auf Sharaku zu und schreit zu den anderen: „Lasst ihn doch in Ruhe, verdammt! Er und ich sind die besten Freunde von Hiromu, versteht doch, dass es uns schockiert hat! Und Sharaku ist nun mal etwas sensibel!“ „Seit wann ist der sensibel?“, meckert Tajima und macht sich lustig über Sharakus Reaktion. Man kann die Wut und den Zorn in Sharakus Brust nicht mit Worten fassen. Was sind das nur für Idioten? Haben sie keine Menschlichkeit? Haben sie kein Mitgefühl? Haben sie Stolz? Nichts von alledem. Ittsumii richtet sich auf und packt Tajima am Kragen: „Halt’s Maul, du Wichser! Wieso musst du immer auf anderen rumhacken? Verschwinde wo auch immer du hin willst, aber lass Sharaku in Ruhe, ist das klar genug ausgedrückt worden?“ Kikaida und die anderen sind recht schockiert von Shimizus Reaktion – auch Sharaku hätte ihm das nicht zugetraut. Vor allem nicht, weil es doch um Sharaku geht… „Was soll der Lärm?“, ruft jemand, der sich gerade angeschlichen hat. Es ist Toda, der sich ohne Erlaubnis vom Sofa entfernt hat. Und der auch noch so schnell wieder auf den Beinen ist. Sharaku weiß nicht, ob er nun aufstehen soll und ihn anschreien soll, ihn umarmen soll oder einfach nur sitzen bleiben soll in der Kammer und nichts tun. Bei so vielen Menschen weiß er nicht, was Toda nun lieber wäre… „Oh verdammt, Hiromu! Was machst du hier? Du solltest liegen bleiben!“, meckert Ittsu auf Toda ein und hetzt zu ihm, „Du könntest wieder umkippen!“ Er packt Toda an die Schultern und will ihn zurück auf die Couch befördern. „Nichts da!“, schreit Hiromu wütend und zornig. Er geht mit stampfenden Schritten auf die Kammer zu und sieht, dass Sharaku eingekauert und verheult dasitzt und nicht weiß, was zu tun ist. Hiromu weiß, dass es wegen ihm ist und er weiß auch, dass Sharaku sich zusammennimmt, nur damit die anderen nichts Falsches denken könnten. Es tut ihm weh zu sehen, was sie seinem kleinen Sha-chan antun. Ittsumii sieht, dass Toda schier vor Wut platzt und versucht ihn zu beruhigen, weiß aber nicht, wie er das vor den ganzen Member anstellen soll. „Hiromu, bitte, ruh dich aus, ja?“, schluchzt Sharaku und vergräbt sein Gesicht in seinen verschränkten Armen. Niemand hätte eine solche sanfte Ansprache vom Voicecorder erwartet. Auch Toda nicht. Mit traurigem Blick beugt er sich zu Sharaku und sagt: „Na komm! Beruhig dich wieder!“ Dabei berührt er seine blonden Haare und richtet sich wieder auf. Es tut so weh, wenn man sich verstellen muss. Es ist so schmerzhaft, wie tausende Messer, die einem das Herz zerreißen. „Ich denke, dass ich euch beide nach Hause fahre!“, posiert Shimizu dann rum. Alle verstehen nicht, was er damit meint, daraufhin erklärt Ittsu: „Toda geht es nicht gut, er kann ja nicht alleine mit der Bahn nach Hause gehen – das wäre zu gefährlich. Und Sharaku ist auch ohnmächtig geworden und total aufgelöst, er sollte sich auch in sein Bett legen und schlafen. Und ihr, ihr könnt die Sachen von der Bühne zusammen mit den Roadies abbauen. Dann bringt ihr alles zu Kikaida nach Hause!“ Entsetzt schreit Kikaida: „Was zum Geier? Wieso zu mir?“ Alle lachen los und können sich vorstellen, dass Kikaida nur keine Lust hat, alles bei sich zu deponieren. „Weil ich das so sage!“, befiehlt Ittsumii und schnappt das Pärchen, um sie nach Hause zu bringen. Sharaku nimmt noch seine und Todas Sachen, dann machen sie sich bereits auf dem Weg. „Seit wann bist du mit dem Auto unterwegs?“, staunt Hiromu und schaut sich nach Sharaku um. „Es ist manchmal praktisch.“, antwortet Ittsumii und schließt das Auto auf. Als alle eingestiegen sind, fragt Shimizu: „Wo soll ich euch denn abliefern?“. Hämisch grinst er in den Rückspiegel, damit die Gäste auf der hinteren Bank sehen können, wie er das gemeint hat. Sharaku wird sauer und errötet. „Wieso machst du immer so unpassende Anspielungen?“, motzt Sharaku auf ihn ein. Toda will das wieder in Ordnung bringen und sagt: „Ach komm, Ittsu hat das sicherlich nicht so gemeint!“ Lachend lässt Ittsumii den Motor anspringen und fragt nochmals: „Wollt ihr wirklich, dass jeder in seiner Wohnung schläft?“ Eine Stille macht sich breit und daraufhin sagt Sharaku: „Eigentlich will ich Hiromu nicht alleine lassen, nachdem es ihm so schlecht gegangen ist…“ Shimizu wusste, dass der Blondschopf das sagen würde und macht sich auf dem Weg zu Todas Wohnung. „Du musst aber nicht bei mir sein, wenn du nicht willst!“, entgegnet Hiromu sanft und will Sharakus Hand halten, doch dann zögert er. „Wenn ich es nicht will, wieso hätte ich das gesagt?“, pariert Sharaku und schaut aus dem Fenster. Shimizu merkt, dass eine Spannung in der Luft liegt. Einerseits weiß er, dass Sharaku sich nicht sicher ist, was Toda denn nun will und andererseits weiß er auch, dass die Amphetamingeschichte für Sharaku ein Schock ist. Auch Hiromu hat Gewissensbisse, weil er weiß, dass er wieder mal alles verbockt hat und er die Schuld aufbürgen muss. Genau das denkt auch Sharaku, denn seiner Meinung nach würde Hiromu die Amphetamine nicht nehmen, wenn Sharaku nicht so eine Last wäre. Plötzlich platzt es auch Sharaku raus; er kann nicht mehr. Kobayashi hat einen fürchterlichen Heulkrampf und lehnt sich gegen das Fenster an. Er ist schuld. An allem ist nur er schuld. „Was ist los?“, fragt Hiromu besorgt und will Sharaku umarmen, doch dieser blockt ab und will nicht von Toda angefasst werden. Shimizu kann sich das nicht mit ansehen und sagt: „Sharaku, bitte, was ist denn los? Wein doch nicht! Sag, was los ist!“ Kobayashi nuschelt verheult vor sich hin: „Ich bin an allem schuld und ihr wisst das! Also tut nicht so, als wäre alles in Ordnung – nichts ist in Ordnung, verdammt, nichts! Sonst würde es Hiromu nicht so schlecht gehen!“ Hiromu verletzt es zutiefst, dass Sharaku das denkt. „Wieso solltest du schuld sein? Es geht mir doch gut!“, ruft er und will Sharaku in seine Arme nehmen. „Wenn es dir so gut geht, wieso musst du diese Drogen nehmen? Sag es mir!“, kreischt Sharaku und lässt es endlich zu, dass Hiromu ihn umarmt und beruhigt. Sharaku hat es die ganze Zeit gewollt, aber er wusste nicht, was er von Toda halten sollte. Es ist ihm gerade egal, ob Hiromu ihn nur für Sex haben will, er will nur, dass Toda endlich aufhört, seinen Körper zu zerstören. Eine Zeit lang hört man nur noch, wie Sharaku schluchzt und seufzt. Shimizu würde gerne mit den beiden reden, aber er weiß nicht, ob dann noch einmal so ein Streit eskalieren würde. Deshalb hält er lieber den Rand und fährt weiterhin in Richtung Todas Wohnung. Nach einigen Minuten sind sie schon angekommen. „Gute Nacht und ruht euch beide aus!“, ruft Ittsumii den beiden auf den hinteren Plätzen zu. Als sie ausgestiegen sind, ergänzt Shimizu noch: „Und bitte, streitet nicht! Das kostet euch nur zuviel Kraft und es macht mich wütend!“ Sharaku winkt Shimizu noch hinterher, als er sich wieder auf den Weg macht und Toda kramt der weilst nach seinem Schlüssel. Kobayashi stützt Hiromu etwas, als sie die Treppen hoch laufen und es sieht so aus, als wäre Hiromu betrunken. „Dabei solltest du gestützt werden!“, jammert Hiromu, weil er weiß, dass Sharaku in Ohnmacht gefallen ist. In der Wohnung angekommen, lässt sich Sharaku auf die Couch fallen. Die Couch erinnert ihn daran, dass er Toda nur an sich rangelassen hat, weil er ihm einen Gefallen tun wollte. Ein Unwohlsein macht sich in Sharakus Magengegend breit. Hiromu schlendert auf die Couch zu und positioniert Sharakus Kopf auf seinen Schoß. „Weißt du… ich nehme die Drogen, weil ich vor Konzerten immer in Stimmung kommen will. Heute war es besonders schlimm. Nachdem du mir gesagt hast, dass du mir nicht vertrauen kannst und dass du mir mit Sex einen Gefallen tun wolltest, war ich einfach nur noch verletzt und gekränkt.“, säuselt Hiromu sehr leise und streichelt dabei Sharaku über den Kopf, „Ich hab zu viel eingenommen, das weiß ich. Ich hab es nicht getan, um euch Sorgen zu bereiten, denn ich dachte, dass ich das aushalte. Ich wollte einfach…“ Er stockt. Sharaku wartet nervös auf weitere Worte, aber die Zeit, in der Toda nichts sagt, ist wie eine niemals endende Qual. Was ist? Was wollte Hiromu? „Wenn ich auf der Bühne bin, ist es eine Art Flucht für mich. Ich fühle mich gelassen und frei. Ich habe Spaß und ich freue mich! Aber seit einiger Zeit wird es immer mehr zum Stress für mich, Konzerte zu geben. Ich merke den Spaß nicht mehr, den ich mit Ittsumii zusammen früher immer auf der Bühne hatte. Wir haben diese ganzen Bands gegründet, um Spaß zu haben. Um vom Alltag davon zu fliehen. Aber seit Ittsumii immer mehr plant, befiehlt und Regeln aufstellt, ist es nicht mehr so wie früher. Ich hab mit den Drogen angefangen, um wieder diesen Spaß zu empfinden – aber es ist nicht das Selbe. Das ist es nicht.“, fährt Toda fort und schließt die Augen. Es scheint, als mache er sich Vorwürfe. Sharaku sagt noch immer nichts, denn er weiß, dass Hiromu noch nicht fertig ist mit dem, was er sagen wollte. „Ich weiß, dass ich durch Amphetamine nicht das Gefühl erzwingen kann, was ich sonst hatte. Aber ich kann vor Konzerten nicht anders. Ich weiß, dass ich nicht süchtig bin, denn wenn wir einmal einige Monate keine Konzerte geben, nehm ich auch keine Drogen. Sharaku, du darfst nicht denken, dass es wegen dir ist! Ich weiß nur, dass es mir weh tut, dass du so ein falsches Bild von mir hast und dass meine heutige Überdosis nur meine Schuld war. Hätte ich dir nicht das Gefühl gegeben, dass du nur Mittel zum Zweck bist, wäre es nicht soweit gekommen.“, sagt Toda mit zitternden Stimme und lässt endlich den Tränen freien Lauf, die er sich seit dem Konzert verkneifen musste. Einige Tränen fallen auf Sharakus Gesicht und es sieht aus, als würde Sharaku ebenfalls weinen. Der Voicecorder richtet sich auf und umarmt Hiromu innig. Es war so dumm von ihm, zu denken, dass Hiromu ihn nur ausnutzen würde. Zwar spürt Sharaku, wie die Traurigkeit und die Schuldgefühle in ihm hochsteigen, aber er kann nicht weinen. Dieses Mal nicht. Es ist eigenartig, Hiromu weinen zu sehen und selber ist man dann so kalt und gefühlsleer. Kobayashi streichelt dem Schwarzhaarigen über den Nacken und besänftigt ihn. „Es tut mir leid, Hiromu.“, flüstert der Voicecorder mit zittriger Stimme und stützt seinen Kopf an Todas Schulter. Sharaku weiß, dass er nun etwas tun müsste, um sicher zu stellen, dass Hiromu nicht süchtig nach Amphetaminen ist – aber wie stellt er das an? Er kann Toda nicht dazu zwingen. Und dieser würde sicherlich sich nicht untersuchen lassen wollen. Aber er kann doch nicht seinem Körper schaden. Kaum will Sharaku ein Wort mit Hiromu wechseln, sieht er, dass dieser eingeschlafen ist. Das muss eine Nebenwirkung der Drogen gewesen sein. Auch Sharaku nickt kurze Zeit später ein. „Was macht ihr da?“, schreit Ittsumii auf, als er wieder zum Backstagebereich zurückgekehrt ist. Er hatte ein unwohles Gefühl, als er die Tollpatsche allein gelassen hat mit dem ganzen Hightech. Und seine Ängste scheinen begründet gewesen zu sein. Kikaida schleppt die Kabel so schlampig, dass er fast auf sie tritt und sie eventuell beschädigt. Tajima lässt die bunten Lampen fast auf den Boden krachen, weil er sie ohne Handschuhe versucht anzufassen und die Roadies wissen nicht ein nicht aus, weil die Autoritätspersonen noch unnützlicher sind als sie selbst. „Was sollen wir schon machen? Aufräumen! Weil du dich davon gemacht hast!“, schreit Kikaida sauer den gutaussehenden Japaner an, weil er sich mit dieser Aufgabe nicht zufrieden geben kann. Auch Tajima flucht irgendwas in Ittsumiis Richtung, doch man kann es kaum wahrnehmen, weil Kikaida gegen eine Box geknallt ist und diese ein fürchterliches Geräusch von sich gibt. Shimizu kümmert es nicht, was sie meckern; er kann es sich nicht mehr mit ansehen, wie faul und unnütz doch all seine Bandmember sind. Irgendwie tut ihm Hiromu leid. Immer muss er gerade stehen für alles, denn erst vor kurzem hat man eine rote Lampe auf den Boden aufprallen lassen und wer musste sie ersetzen? Toda und nicht der Roadie, der sie hat fallen lassen. Immer ist Toda der Mann für alles. Und Ittsumii scheucht ihn dazu überall rum, weil er doch der Chairman ist. „Ich hätte vielleicht doch mehr abwägen sollen…“, denkt sich Ittsumii und verfällt in Rage auf sich selbst. „Wieso könnt ihr nicht einmal etwas richtig machen?“, schreit Shimizu auf die Anwesenden ein, „Ihr seid Member! Ihr solltet doch wissen, wie und was zu tun ist! Verdammt, schaut nicht so belämmert, macht endlich etwas!“ Das hat gesessen, denn alle verstummen und wundern sich ein zweites Mal, wieso Ittsu so in Rage ist. Erst packt er Tajima am Kragen und dann schreit er um sich. Was ist mit ihm? Stillschweigend machen sich alle an die Arbeit; auch Ittsumii, denn er will nicht, dass allzu viel zu Schaden kommt und Hiromu dann diese Dinge ersetzen muss. Es ist allen aufgefallen, dass sich das Trio verändert hat. Sharaku ist viel stiller und introvertierter als zuvor und er lacht auch kaum noch. Toda ist geistig immer abwesend, obwohl er früher immer alles im Überblick hatte und der Planer schlecht hin war. Ittsumii ist zur Furie mutiert, die immer wieder ihre Kühle verliert und ausrastet, weil etwas nicht so läuft, wie es sollte. Warum? Natürlich denken sie nicht, dass es mit einer Änderung zwischen Sharakus und Todas Beziehung zueinander zusammen hängen könnte, aber sie wissen nicht, was sie vermuten sollten. Gibt es Streit zwischen ihnen? Wenn das so wäre, hätten sie sich ja nicht so um Hiromu gesorgt, als er von den Drogen bewusstlos geworden ist. Ist Sharaku krank? Immerhin ist er ohnmächtig geworden. Aber was ist mit Toda und Ittsumii? Was nur? Vor allem Kikaida macht sich Sorgen, weil er doch weiß, dass Ittsumii und Toda beste Freunde seit eh und je sind. Außerdem ist ihm aufgefallen, dass Sharaku und Fukusuke auch komisch zueinander sind. Fukusuke bemuttert Sharaku viel mehr und Sharaku ärgert es regelrecht – auch ist er oft abweisend Fuku gegenüber. Wie kann man das alles nur verstehen? Fukusuke und Ittsumii haben geschworen, dass sie kein Sterbenswörtchen verlieren würden darüber, was zwischen Toda und Sharaku passiert. Und das haben sie nicht gebrochen. Shimizu sieht einen Schatten über sich; es ist Kikaida, der sich ihm angenähert hat und ihn abrupt fragt: „Weißt du, was mit Sharaku und Hiromu los ist?“ Zuerst rührt sich Ittsumii nicht, denn er weiß, dass er nichts sagen darf. Doch dann wird Kikaida ungeduldig und fragt erneut im ermahnenden Ton, was mit ihnen los sei. Shimizu weiß, dass er es nicht sagen kann. Er muss lügen. Nur was? Nach einer Weile sagt er dann: „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Toda gestresst ist. Aber was mit Sharaku ist, das weiß ich nicht – das musst du ihn selber fragen. Ich mag es nicht, über Abwesende zu reden. Das ist falsch und gehört sich nicht.“ Nach einer kleinen Pause, sagt Kikaida nur: „Fein, das werde ich tun!“ und geht zurück zu seinem Platz. Shimizu weiß, dass es nicht richtig ist, alle anzulügen. Aber nichts zu sagen, ist besser, als eine Lüge zu erfinden – oder? Tajima hat die Nerven endgültig verloren und verkündet, dass er nach Hause geht. Es kümmert Ittsumii nicht weiter, denn auf den kann er derzeitig gewiss verzichten. Wieso haben sich alle so verändert? Oder ist Ittsumii anders geworden? Es ist schier unerträglich, was in seinem Kopf vor sich geht. Kopfschmerzen überkommen ihn. Ihm wird es schwindelig und er setzt sich hin. Besorgt ruft ein Roadie ihm zu, ob alles ok sei und Ittsumii nickt nur. Nach einer Weile steht er auf und sagt, dass er sich auf den Heimweg machen wird, weil er sich unwohl fühlt. Zwar wollte Kikaida ihn begleiten, aber er dankt ab. „Du musst noch alles zu dir nach Hause bringen“, schmunzelt Ittsumii etwas gequält und geht mit einem Winken ab. Schmollend steht Kikaida noch immer mit den Kabel da und weiß nicht, wohin mit dem Kram. Ittsumii setzt sich ins Auto und fährt zu sich nach Hause. Er wohnt am Rande von Shinjuku, nördlich. Er muss also 10 Minuten reisen. Eigentlich geht es ihm gut; es sind nur diese Kopfschmerzen. So was hatte er noch nie zuvor. Ihm ist es wohl bewusst, dass sie nur da sind, weil er sich so einen Kopf macht – dabei hat er Sharaku doch gesagt, dass er sich keine Sorgen machen soll. Wie einfach das doch gesagt ist. Er denkt zurück an die Zeit, als Toda noch sehr unbeholfen war mit Frauen. Toda wusste damals nicht, dass sie sehr empfindlich reagieren, wenn der Liebste nur seinem Hobby nachgeht und sie total vernachlässigt. Aber jetzt, wo er jemanden hat, der genau so unbeholfen ist, braucht Hiromu Ittsumii wohl gar nicht. Sonst war er immer derjenige, der Toda gesagt hat, dass er schon noch jemanden finden wird, der all seine Macke und Marotten akzeptieren wird. Und er hat auch gerne mit ihm die Zeit in diversen Otaku-Shops vertrieben. Es war schön. Doch dass Toda so schnell schon den Richtigen finden würde, damit hat Ittsu nicht gerechnet. Es ist nicht so, dass er sich nicht für seinen Freund freut, aber er vermisst es schon jetzt. Auch weiß er, dass Sharaku nicht sonderlich viel von ihm hält, dass er sogar eifersüchtig ist. Er hat es gemerkt. Aber er versteht es irgendwie. Nur irgendwie auch nicht. Wenn er doch nur wüsste, was zu tun ist. Als Ittsumii dann vor seiner Haustür parkt, sieht er, wie jemand auf der Treppe sitzt und anscheinend wartet. Nachdem Shimizu aussteigt, will er sehen, ob er demjenigen helfen kann und fragt ihn, ob er auf jemanden wartet, der im Haus wohnt. „Ja, du Hanswurst, ich warte auf dich!“, nörgelt derjenige Ittsu an und dieser weiß sofort, dass es Fukusuke ist. Während die Hanswurst nach dem Hausschlüssel sucht, fragt er: „Was bringt dich so spät noch zu mir?“ Sie laufen beide in Ittsumiis Wohnung und ziehen sich erstmal die Schuhe aus. „Ich bin sauer auf Sharaku!“, meckert Fukusuke rum und weiß nicht, wie er sich beruhigen soll. Ittsumii, der noch immer Kopfschmerzen hat, will sich nichts anmerken lassen und sagt: „Und was ist der Grund?“ Freundlich lächelt der Schönling Fuku an und bittet ihn doch ins Wohnzimmer zu gehen. „Ihr hattet doch heute ein Konzert, nicht wahr?“, fragt Fukuda-san harsch, „Und Sharaku war doch auch da, richtig?“ Jetzt versteht Ittsumii nichts mehr. Er schüttelt mit dem Kopf und sagt: „Ja, klar, er war da – wieso? Was ist denn los?“ „Ha! Sha hat gemeint, dass er mich mitnehmen würde! Aber als ich ihn angerufen hab heute Mittag, ist er nicht ran gegangen! Und er ist da gewesen, ohne mir was zu sagen. Ich dachte ja zuerst, dass er nicht hingeht, weil er einen Termin hat – aber so was find ich einfach sehr unfreundlich!“ Natürlich weiß Ittsumii nicht, was los ist oder besser, was los war. Aber dass Fukusuke sauer ist, kann er irgendwie verstehen. Zumal sie sich sehr selten sehen, soweit Ittsu das mitbekommen hat. Shimizu seufzt auf und sagt: „Wieso hast du ihm keine SMS geschrieben? Du weißt ja nicht, was vorgefallen ist. Sharaku ist recht spät zu uns gekommen – aber wieso, weiß ich nicht.“ Auch versteht Ittsumii nicht so recht, wieso Fukusuke bei ihm ist – er sollte das mit Sharaku klären! „Ich…“, stottert Fukusuke dann und weiß nicht so recht, was er sagen soll. Er schaut Ittsumii nicht an. Und dieser merkt, dass es Fuku wohl um etwas Besonderes geht, aber es nicht gerne sagen will. Deshalb ergreift Ittsu die Initiative und sagt: „Na komm, sag’s. Wird schon nicht so schlimm sein!“ und legt seine Hand väterlich auf dessen Schulter. Fukusuke nimmt sich zusammen und sagt: „Ich will Sharaku nicht auf die Nerven gehen. Ich hab gemerkt, dass er mich immer öfters abweist und ich wusste noch nicht einmal, ob er mich mit Absicht versetzt hat… wenn das so ist, dann wäre es falsch gewesen ihn zu fragen. Und genau deswegen bin ich auch jetzt hier, bei dir und nicht bei Sha! Wer weiß, vielleicht würde ich grad eh stören“ und er seufzt auf. Mit einer Hand hält sich Fukusuke an der Stirn und weiß nicht, was er sagen soll. Er fühlt sich leer und voller Gedanken zugleich. Es ist einfach unbeschreiblich – unbeschreiblich schlimm für Fukusuke und Ittsumii. Wie sie alles totschweigen müssen. Ittsumii versteht, was in Fukusuke vorgeht – dasselbe macht er mehr oder minder auch mit Toda mit. Zwar weist Toda ihn nicht so sehr ab, wie Fukusuke es von Sharaku wird, aber es tut dennoch weh. „Vielleicht sind beide gerade einfach überfordert? Ich denke, dass sie eh gerade ein paar Probleme haben…“, nuschelt Ittsumii vor sich hin, als würde er es unbedingt sagen wollen, um eine Last vom Herzen loszuwerden, aber sich nicht traut, weil er zu viel gesagt haben könnte. Daraufhin schaut Fukusuke empört auf: „Probleme?“ Natürlich weiß er noch nichts von dem Drogenvorfall und vom aufgelösten Sharaku vor dem Konzert, weil er nicht weiß, ob Toda ihn liebt. Das alles erzählt Ittsu kurz und knapp; Fukusuke hört gespannt zu und ist zugleich fassungslos. Hiromu scheint wohl einiges zu verbergen, was auch immer es sein mag. Fukusuke ist nicht sonderlich erleichtert nach dem Gespräch; er macht sich noch mehr Sorgen und fühlt sich schlecht, weil er so viele Vorwürfe hatte, dabei wusste er gar nicht, wie schlecht es seinem Bandkollegen und Freund geht. Betreten bedankt er sich dann bei Ittsumii, entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten und wünscht ihm eine ruhige Nacht. „Kein Ding, Fuku, dafür sind Freunde da!“, entgegnet Ittsumii und lächelt sanft, aber etwas gekünstelt – Traurigkeit erfüllt seine Augen, man muss blind sein, um das nicht zu sehen. Fukusuke drückt Shimizu mit einem Arm an sich und sagt nur: „Das wird schon!“. Daraufhin muss er auch gehen, weil er mit dem Auto ans andere Ende Tokyos muss. Ittsumii setzt sich vorerst auf die Couch um sich zu sammeln – heute ist einfach zu viel passiert. Erst Sharaku, dann Toda, dann wieder Sharaku, jetzt Fukusuke – und seine Gefühle und Gedanken muss er für sich behalten, tief in ihm gären sie und quälen ihn. Zum ersten Mal hat er einen Heulkrampf in seinem Leben, noch nie musste er so schrecklich weinen; aber irgendwie muss er das alles doch nun rauslassen. Tränen benetzen sein schönes, weiches, helles Antlitz und es scheint, als würden sich Flüsse aus seinen Augen bilden und nicht aufhören wollen zu fließen. „Beruhige dich…“, denkt er sich dann, „beruhige dich, es wird schon, das wird schon wieder…“ aber insgeheim ist da noch ein Gedanke: „Niemals wird es so sein, wie es einst war, du Dummkopf!“ Währenddessen ist Kikaida endlich fertig mit den Aufräumarbeiten und geht nach Hause. Er hat sich von Tajima und den anderen verabschiedet und geht in Richtung Heimat. Er wird zu Fuß gehen. Gedankenversunken fragt er sich immer und immer wieder, was mit Toda los ist. Was ist mit Sha los? Er versteht die Welt nicht mehr… aber sonderlich nachdenken will Kikaida auch nicht. Wieso nachdenken? Er will Antworten, die ihm die Augen öffnen. Aber die wird er wohl nicht bekommen. Leider. In allertiefster Dunkelheit schlendert der kleine Kreischer Kikaida umher, und genießt die Ruhe. Auch Fukusuke ist angekommen. Er allerdings will nur noch ins Bett. Zwar hat er mit dem Gedanken gespielt, Sharaku anzurufen, oder ihm eine SMS zukommen zu lassen, aber er traut sich nicht recht. Er will nicht, dass Toda und Sha noch mehr Streitereien haben und er will nicht, dass Sharaku sich bedrängt fühlt. Er will nur das Beste für seinen Sharaku – den er schon so lange kennt und gern hat. Ohne die Kleider auszuziehen, legt er sich ins Bett und schläft sofort an. Diese Entspannung braucht er jetzt dringend. Sharaku wacht mitten in der Nacht auf. Noch immer sitzt er auf der Couch und noch immer schläft Toda an Sharaku angelehnt; nur hat er sich etwas mehr an ihn gedrückt. Trotz allem ist Sharaku noch immer etwas mulmig zu mute, denn es wurmt ihn, dass Ittsumii heute so einfühlsam war. Ob das nur ein Trick war, um ihm seine Freundlichkeit anzudrehen? Wer weiß. Er will Shimizu nicht so recht trauen, zumal er viel hübscher und begehrenswerter zu sein scheint als Sharaku. Zumindest in Sharakus Augen. Aber dann wiederum sieht er Toda und spürt, dass er ihm nicht fremdgehen würde, nicht er. Nur woher kommt diese Angst? Langsam weicht Sharaku von Todas Seite, um aus seinem Zimmer eine Decke und ein Kissen zu holen und legt Toda auf das Kissen und deckt ihn zu. Heute will er nicht neben ihm einschlafen; er will Toda etwas alleine lassen und auch Sharaku möchte ein wenig Luft haben, um nachzudenken. Wie sich alles in eine falsche Richtung bewegt, unkontrollierbar; Sharaku kann es nicht. Dafür fehlen ihm die Kraft und der Mut. Die Türe von seinem Zimmer will er nicht ganz schließen, falls es Toda schlecht gehen sollte oder wenn er sonst was haben sollte. Im Bett kann er nicht groß nachdenken, er schläft sofort wieder ein. Es war zuviel für den Blondschopf, denn fast wäre es um Toda geschehen und dann hätte er das verloren, was er am liebsten hat – seinen schwarzhaarigen, brummigen und doch sehr liebenswerten Hiromu. „Bzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz“ Das ist das Erste, was Toda wahrnimmt. Sein Handy vibriert auf dem Wohnzimmertisch und schlaftrunken meldet er sich mit: „Hm?“. „Oi! Ich bin’s – Masatoshi!“, röhrt es aus dem Hörer. Yoshikawa Masatoshi ist der Sänger von Taiheiyou Belt und unterstützt Toda bei Muchi Muchi Anago. Verwundert fragt Toda, was denn sein Grund für diesen Anruf ist und Masa sagt nur: „Ach, ich wollt wissen, ob wir bald wieder etwas mit Muchi machen werden!? Ich würd gern wieder mit dir und Kikaida auftreten! Was sagst du, Toda-san?“ Natürlich hat Toda nicht groß über Anago nachgedacht, zumal er eh überfordert war mit Shinjuku Gewalt. Ehrlich antwortet Toda im Halbschlaf: „Also, mir geht’s zur Zeit eh nicht so gut, Masa. Es tut mir leid, aber ich denke nicht, dass wir das so schnell hinbekommen mit Anago.“ Etwas Reumut ergreift Todas Tonfall und Masatoshi ist aufmerksam genug, um so was zu erkennen. Allerdings ist er auch gerissen genug, um nicht zu sehr zu fragen. Deshalb fragt er Hiromu, ob sie sich heute nicht treffen könnten. Zwar will Toda nicht, weil er noch nicht so auf den Beinen ist, um sich das zuzumuten, aber er schlägt vor, dass die beiden sich mit Sharaku treffen und zwar in einem Park nicht weit von Hiromus Wohnsitz. „Das geht klar, Großer! Dann machen wir das so! Ich bin um 15Uhr da!“, lacht Aniki (so nennt man ihn auch), ins Telefon und verabschiedet sich von Hiromu. Unser Knochengerüst ist nun also aufgewacht und versucht, etwas klarer zu werden. Noch immer wirken die Medikamente, die der Arzt ihm eingeflößt hat und die Drogen sind natürlich auch noch in seinem Körper. Das alles macht ihn müde und er fühlt sich, als hätte er 3 Nächte durchgemacht. Nach und nach wird er wacher und er erinnert sich, dass Sharaku bei ihm war, als er eingeschlafen ist. Erschrocken guckt er um sich, aber kein Sha ist zu sehen. Plötzlich sieht er etwas in Sharakus Bett liegen, er steht also auf und geht langsam aber stetig auf das Schlafzimmer zu. Und tatsächlich – es ist Sharaku. Wie ein Lamm schläft er, nichts kann ihn wecken. Hiromu legt sich zu ihm auf das Bett, aber er nähert sich ihm nicht. Wer weiß, ob Sharaku das möchte, denn er hat sich auch weggeschlichen, als Hiromu geschlafen hat. Es könnte sein, dass er einfach etwas Abstand will. Vor allem nachdem er das mit den Amphetaminen erlebt hat. So was strapaziert einen, vor allem, wenn es eine geliebte Person ist. Hiromu weiß, dass er Mist gebaut hat, ja, er hasst sich dafür. Aber was soll er denn machen? Es ist bereits passiert. Er kann nur Reue zeigen, aber der Schmerz bleibt. Noch immer ist sich Toda unsicher, ob er sich heute mit Aniki treffen soll, aber er hat es ihm versprochen – und es tut ihm auch leid, dass er kaum etwas für seine andere Projekte tut. Jedermann weiß, dass Hiromu nicht sonderlich zielstrebig ist; zwar verfolgt er seine Träume und Vorstellungen und schafft es auch, sie mit seinem starken Willen und seiner Hingabe zu diesen Träumen zu erreichen, aber er langweilt sich genauso schnell von einem Projekt, dass er schnell ein Neues herzaubert. Beeindruckend, dass er das so standhält! Man muss wissen, dass all seine Freunde ihm auch hin und wieder aufhelfen müssen, damit er sich aufrappelt und doch für die anderen Projekte ein wenig Zeit investiert – das ist der Grund für Anikis Anruf, den Toda nicht wahr haben will. Aber es ist auch schön zu wissen, dass man Freunde hat, die einem immer versuchen eine helfende Hand zu reichen, um weiter zu gehen und nicht stehen zu bleiben. Plötzlich wird Sharaku unruhig im Schlaf und dreht sich; kurz darauf öffnet er auch langsam die Augen und fühlt sich miserabel, denn sein Kreislauf will immer noch nicht so recht mitmachen. Er richtet sich langsam auf und seufzt laut auf. „Ich fühl mich wie gerädert!“, denkt sich Sha und räkelt sich etwas im Sitzen. Er hat Toda nicht bemerkt, aber als er sich dann umdreht, erschreckt er, weil er dessen Anwesenheit nicht erwartet hätte. „Oh, Hiromu…!“, jammert Sharaku auf, weil es ihn doch sichtlich erschrocken hat und Toda doch auch etwas sagen könnte wie „Guten Morgen“. Verdutzt schaut Hiromu ihn an und sagt: „Hm? Ich hab doch nichts gemacht, Sha! Ich saß nur hier rum…!“. Daraufhin lacht Sharaku, robbt sich zu ihm und entgegnet: „Genau das ist es, was mich erschrocken hat, du Dummerchen!“ hinzu klopft er Toda gegen die Schulter. Lächelnd antwortet Hiromu: „Dann tut es mir leid, Koba!“ und hat leere und gefühlslose Augen, als Sharaku ihm endlich in die Augen schaut. Die Situation ist einfach viel zu fragil, als dass man von heute auf morgen mit einem Sonnenschein im Gesicht alle anstrahlen kann; leider hat es alle getroffen, was Toda getan hat und er weiß es. Nicht nur, dass alle schockiert sind und sich auch zum Teil die Schuld geben, weil er doch nicht einfach so seinen Körper zerstören würde, nein, auch er gibt sich die Schuld, dass alle nun in tiefster Rage und Fassungslosigkeit auf ihn nieder blicken und ihm das Gefühl geben, dass er hätte anders handeln sollen. Vielleicht irrt sich Toda ja auch nur, denn weit und breit sieht man nur Traurigkeit, Besorgtheit und Melancholie; vor allem an Sharaku und Ittsumii sieht man, wie sehr es sie doch getroffen hat. Das Einzige, was Toda im Moment sieht, ist, ein schmerzverzerrtes, trauriges und gequältes Gesicht, dass doch so schön ist, dass man sich nicht vorstellen kann, was er dem armen Sharaku angetan hat. Es ist alles Todas Schuld. Aber auch Todas Mime ist mehr tot als lebendig und fahl und kalt. „Es muss dir nicht leid tun“, lächelt Sharaku leicht gekünstelt und fasst Toda kurz an seinen Kopf, „Du kannst nichts dafür.“ Masatoshi ist bereits unterwegs zum Treffpunkt. Erst gestern hatte er eine kleine Fete mit seinen Kumpels aus Taiheiyou Belt und sein Alkoholpegel scheint noch nicht bei 0 angekommen zu sein. Tränensäcke, starke Blässe und dunkle Augenringe beschreiben sein Aussehen momentan sehr gut. Zwar ist Masa früh dran, aber was soll’s, er hat momentan eh nichts zu tun. „Ich werde sicherlich warten müssen… Toda kommt nie pünktlich.“, denkt sich Aniki und schlendert mit den Händen in der Hosentasche durch die Straßen Tokyos. Eigentlich ist Masatoshi ein recht lustiger und heiterer Mensch – eigentlich genauso wie Kikaida, nur, dass er um einiges verträglicher ist. Er scheint immer gute Laune zu haben, was eigentlich unmöglich sein sollte, vor allem, wenn man solche Freunde hat, aber er scheint es doch hinzubekommen. Er ist mit vielen aus der Szene befreundet, gerade weil er so herzlich und freundlich ist. Blödsinn hat er ebenfalls im Kopf, aber seine Späße sind leicht zu verdauen. Alles in allem muss man Aniki gern haben! Nach einiger Zeit kommt er also beim Park an, der eigentlich um die Ecke von Todas Wohnung ist, aber da sie ja den Park als Treffpunkt abgemacht haben, wird Masa nicht zu Hiromu nach Hause gehen – es wäre auch unhöflich. Es klingelt ein Wecker. Shimizu wacht auf und merkt erst sonderlich spät, dass er auf der Couch eingeschlafen ist, wo er sich zu letzt hingesetzt hat. Total fertig und am Ende, so fühlt er sich. Er schlendert den Flur entlang zum Schlafzimmer, um dort den Wecker abzuschalten. Noch immer dröhnt sein Kopf und er würde am liebsten wieder weiter schlafen. Aber er hat noch einiges zu tun; er wollte noch einiges für weitere Konzerte planen, die nun ins Wasser fallen vorerst, weil es Toda so mies geht. Deshalb wird er wohl erst recht was zu tun haben, um alles auf Eis zu legen. „Das wird ein Stress werden“, murmelt Shimizu vor sich hin und torkelt belämmert in die Küche, um erstmal einen Kaffee zu trinken. Er möchte abschalten und das von gestern erstmal verdrängen, aber es fällt ihm schwer, zumal er gerne Hiromu anrufen will, um ihn zu fragen, wie es ihm und Sharaku denn geht. Kaum hat er die Kaffeemaschine angeschaltet, tappt er zum Telefon und wählt Todas Nummer. Es klingelt eine Weile, doch dann meldet sich Hiromu. „Ich bin’s, Ittsu.“, lächelt der Schönling und ergänzt, „wie geht es dir und Sharaku heute? Ich hoffe doch besser…“ Hiromu lächelt und sagt: „Sharaku geht es besser, aber ich kümmere mich noch um ihn. Und mir geht es ganz gut, bin nur sehr müde.“ „Das sind wir alle…“, nuschelt Shimizu dann und ist erleichtert, dass es den beiden doch gut geht. Toda erzählt noch schnell von Anikis Anruf und dass sie sich heute treffen werden. Ittsumii findet, dass das eine gute Idee ist. „Dann kann er sich endlich etwas ablenken…“, denkt er sich und hört Hiromu zu. Kurz darauf war schon alles gesagt und sie verabschieden sich. Nun kann sich Ittsumii voll und ganz seinem Kaffee widmen. Sharaku macht sich fertig, weil er zum Treffen mitkommen wird. Da es heute sehr sonnig zu sein schein, zieht er eine knielange Hose von Toda an und ein T-Shirt. Er selbst hat ja nichts dabei, außer das, was er gestern an hatte. Nebenbei fällt Sharaku auf, dass Hiromu mal wieder bei sich aufräumen könnte, weil überall auf dem Boden Pizzaschachteln, getragene Klamotten und CDs liegen. Aber er wird es nachher wohl für Toda übernehmen, damit dieser sich ausruhen kann. „Bist du fertig?“, fragt Hiromu und steckt seinen Kopf ins Zimmer rein. „Ja, ich muss nur noch mein Gesicht waschen!“, entgegnet Sharaku und lächelt Toda an. Beide haben ein wenig Abstand zueinander genommen seit gestern, es ist wie eine Spannung, die nicht aufhören will. Insgeheim wollen sie sich näher sein und wollen sich wieder in die Arme schließen, aber irgendwas steht zwischen ihnen, wie ein Magnet, das beide abstößt und eben die besagte Spannung erzeugt. Aber dagegen ankämpfen können sie nicht, dafür fehlt ihnen beide derzeit die Kraft. Sie können sich kaum auf den Beinen halten, wie sollen sie gegen so eine „Spannung“ ankämpfen? Hiromu vermisst es, einfach nur Sharakus Kopf zu streicheln, aber er will es nicht erzwingen. Nur wer soll anfangen? Kurz darauf gehen sie beide aus Todas Wohnung raus und machen sich auf dem Weg zum Park. Es dauert auch nicht lang, bis sie Aniki finden. Stürmisch rast er auf unsere FLOPPY Jungs zu und brüllt: „SHARAKU! TODA!“ Etwas betreten von Masatoshis Hitzköpfigkeit lächeln sie ihn an und versuchen ihm mit Gestiken klar zu machen, dass noch andere Leute da sind. Aber er lässt sich nicht so schnell abstellen. „Wie geht’s euch?“, krakelt er und packt beide mit seinen Armen und behält sie im Schwitzkasten, „Ich hoffe doch, dass ihr gute Laune habt!“ Sharaku entgegnet keuchend: „Mehr oder minder, Aniki, wir sind sehr müde und total fertig wegen gestern!“ Toda zischt etwas Sharaku zu, um ihm klar zu machen, dass Masa nichts von alle dem weiß, allerdings war Aniki klar, dass Toda es nicht sagen möchte, deswegen will er ihn nachher ausquetschen und alles aus ihm herauskitzeln. Doch nicht jetzt! Man muss taktisch vorgehen… Deshalb tut Aniki so, als hätte er nichts gehört, lässt beide los und sagt: „Nun ja, wir sind nun hier! Und weiter?“ Genau und weiter? Das fragen sich Sharaku und Toda auch Schultern zuckend. Doch Aniki hat natürlich schon alles bedacht. „Wir können uns doch ins Gras setzen und etwas reden – ich hab schon so lange nicht mir euch reden können, weil Muchi so inaktiv ist“, schlägt der schmollende und zuckersüße Aniki vor. Die anderen nicken und folgen Aniki, der wohl eine schöne Stelle ausgemacht hat. Mit einem strengen Blick flüstert Kobayashi zu Hiromu: „Da stimmt was nicht, der heckt was aus!“ und Hiromu entgegnet gleichgültig: „Und wenn? Dann werde ich’s eh merken…“ Da sollte sich Toda nur nicht so sicher sein. Sie setzen sich also an einem sonnigen Platz im Gras des Parks. Toda gefällt es zwar nicht, der Sonne so ausgesetzt zu sein, aber er wird das wohl hinnehmen müssen. Sharaku gefällt es, etwas Sonne zu tanken. „Also, was macht ihr so?“, grinst Aniki beide an und will langsam aber stetig ausfragen, was denn war. Toda und Sharaku wissen nicht so recht, was sie antworten sollen – sie wollen Aniki ja nicht einweihen. Deshalb sagt Hiromu kurz und freundlich: „Wir haben ein neues Lied für FLOPPY geschrieben und ich war sehr mit Shinjuku Gewalt beschäftigt.“ Sharaku nutzt diese Chance und sagt: „Ja, und ich hab ein bisschen geholfen, weil Ittsumii und Hiromu sonst in Arbeit ertrunken wären!“ Erstaunt und sehr interessiert antwortet Masatoshi: „Kling plausibel! Und sonst, habt ihr noch Zeit zum Feiern?“ Kichernd entgegnet Sharaku: „Nein, aber du scheinst ja sehr gefeiert zu haben!“ und deutet an, dass er einen sehr wachen Eindruck macht und zudem seine Gesichtsfarbe fahl und bleich ist. Aniki winkt ab: „Ach, das war doch nichts! Ich war nur sehr angetrunken!“ Hiromu lacht und sagt: „Haben sie dich wieder abgefüllt?“ Masatoshi merkt, dass beide in eine andere Richtung lenken wollen in dieser Konversation, deshalb pariert er mit der Frage: „Was habt ihr gestern gemacht? Ich hab gehört, dass es ein Konzert gab!“ Nickend antwortet Hiromu: „Ja, gab es, Shinjuku Gewalt. Es war sehr anstrengend.“ „Und strapazierend!“, ergänzt Sharaku. Aniki antwortet verwundert: „So? Du warst dort? Dabei bist du doch nicht bei Shinjuku Gewalt dabei!“ Hiromu erklärt: „Ach, Aniki, er hat doch gesagt, dass er mir zur Zeit sehr hilft! Da hat er mir gestern auch sehr geholfen!“ Zustimmend schaut Aniki beide an und sagt: „Verstehe.“ „Toda meinte aber, dass es ihm nicht gut ginge!“, ergänzt Aniki und schaut Sharaku intensiv an. Dieser antwortet: „Ja, gestern ging es uns beiden sehr schlecht.“ Besorgt fragt er: „Wart ihr krank oder was war los?“ Hiromu weiß, dass Aniki nicht aufhören wird, Löcher in seinen und Shas Bauch zu fragen, bis sie es sagen würden, also gibt er nach und antwortet: „Es war so – ich hab ein paar Amphetamine zu mir genommen und die waren wohl zuviel. Mich hat es im Klo weg gehauen und Sharaku ist umgekippt, als man dachte, ich würde abkratzen. Hab Gegenmittel bekommen und mir geht es gut, ich bin nur angeschlagen. Und Sharaku auch, nervlich. Ittsumii geht es auch nicht besser, der war gestern und heute Morgen total fertig mit der Welt! Zufrieden, Aniki?“ Zwar hat Aniki nicht mit so was gerechnet, aber er ist zufrieden, dass es endlich gesagt wurde. „Das ist ja schrecklich, Hiromu, aber… wieso hast du das nicht gesagt? Dann hättest du dich ausruhen können bei dir!“, nuschelt Aniki besorgt. Toda wird sauer und sagt: „Wieso? Nur weil es mir gestern nicht gut ging? Also bitte…!“ Kurze Zeit schweigen alle, doch dann sagt Masatoshi: „Irgendwie benehmt ihr euch komisch!“ und mustert sowohl Sharaku als auch Toda. „Wir haben etwas Zoff“, meinte Sharaku dann und ist dem Engpass gut ausgewichen. Sie erzählen dann von Meinungsunterschiede bezüglich der Musik von FLOPPY und anderen Problemen, die natürlich so nicht existieren, aber so gehen sie der Unannehmlichkeit aus dem Weg, dass andere von ihrer Beziehung erfahren würden. Aniki lächelt und sagt: „Leute… ihr kennt euch schon so lange! Und ich weiß, dass ihr euch sehr gerne habt, weil ihr euch einfach versteht! Also macht mir keine Dummheiten – das wird alles wieder gut werden! Vielleicht solltet ihr euch mal ausreden und alles klären. Das würde sicherlich helfen. Aber ich bin mir sicher, dass alles wieder gut wird!“ und legt seine Hände auf ihre Schultern. Irgendwie haben Masatoshis Worte etwas Beruhigendes an sich. Sofort fühlen sich Toda und Sharaku etwas wohler und wissen, was er meint. Auch wenn Masa das nicht so gemeint hat, wie sie es aufgefasst haben, denn er kann ja nichts von ihrer Beziehung wissen. Nun haben sie endlich das Gefühl, dass es doch noch einen Lichtstrahl gibt, der sie erreichen wird. Sie müssen nur wissen, wie sie alles klären. Aber wie Aniki sagte – da müssen sie sich aussprechen, so gut es geht. Sharaku lächelt Aniki an und haucht leise: „Danke, Masa, das war echt nett von dir!“ und Toda nickt dem nur zu. Masatoshi weiß zwar nicht genau, was er bewirkt hat, aber er ist glücklich, dass er die beiden so glücklich sieht. Es ist schön, wenn man andere zum Lachen bringen kann – viel schöner, als wenn man sich selber anlächeln muss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)