Synthetic romance von DanDancchi (Toda x Sharaku story) ================================================================================ Kapitel 12: Masakari ga fuchi ----------------------------- Er hatte kaum Schlaf, dennoch kann Sharaku nicht mehr einschlafen. Er liegt wach auf dem Sofa neben Toda, eingequetscht. Wenn er so über den letzten Tag und den darauf folgenden Morgen nachdenkt, dann ist er sich nicht sicher, ob das alles ein Traum war oder ob seine Gedanken ihm einen Streich spielen wollen. Wieso will er sich nicht damit zufrieden geben, dass es so ist, dass es so war und dass es wohlmöglich so bleiben wird? Todas Wohnzimmer wird durch die großen Fenster mit Licht durchtränkt. Dennoch ist es Sharaku kalt, denn er hat weder Kleider an, noch hat er eine Decke, um sich zuzudecken. Er beschließt aufzustehen und sich in Todas Bett aufzuwärmen. Bibbernd schleicht er auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer und legt sich ins Bett. Bis zur Nase zugedeckt liegt er da und starrt aus dem Fenster raus. Es dauert eine Weile, bis es ihm wohlig warm wird und schließlich entspannt er sich etwas. Allerdings fällt ihm gerade ein, dass Toda immer noch auf der Couch liegt und nichts hat, womit er sich warm halten kann. Also schnappt Kobayashi die Decke und schlendert mit ihr zu Hiromu. Langsam legt er sich zu Hiromu und deckt ihn und sich selber zu. Als Sharaku dem Schwarzhaarigen über das Gesicht streichen wollte, bemerkt er, dass dieser ziemlich kalt ist – er wird sicherlich krank werden! Besorgt streichelt Sharaku dessen Haare und hofft, dass es nicht so schlimm sein wird. Als Hiromu dann aufwacht und Sharaku sieht, wollte er ihm einen Kuss geben, doch plötzlich wendet sich Toda ab und niest. „Hast du dich doch verkühlt?“, fragt Sharaku besorgt und nimmt Todas Gesicht mit beiden Händen, um es zu beobachten. Hiromu hingegen wehrt sich und antwortet griesgrämig: „Nein, quatsch, ich bin nicht erkältet!“ und schnieft etwas. Kobayashi gibt Hiromu einen Kuss auf den Mund und sagt: „Nun, du solltest dich aber anziehen, vorsichtshalber.“ Als Sharaku das gesagt hat, wird Toda etwas bösartig und fragt, ob Sharaku denn der Meinung sei, dass er ein Weichei ist. Sharaku schüttelt den Kopf und entgegnet: „Nein, aber ich will nicht, dass du krank wirst, das ist alles.“ Daraufhin schmust er sich an Hiromu und umarmt ihn sanft. Hiromu schaut Sharaku an, tief in die Augen. Genauso, wie er es heute Morgen getan hat, während sie miteinander geschlafen haben. Und er kann nicht anders, als Sharaku auf die Couch zu legen, sich über ihn zu beugen und ihm einen innigen Kuss zu geben. Kaum konnten Sharaku und Toda diesen Moment genießen, schon klingelt Todas Handy und er eilt danach. Sharaku wundert sich, wer es denn sein kann; Toda begrüßt Ittsumii, welcher wegen dem morgigen Konzert angerufen hat. „Hiromu, du musst so schnell wie es nur geht, zu mir kommen – es geht um das Konzert! Ich muss noch so viel mit dir besprechen und gestern wolltest du ja nicht – es ist dringend!“, keucht Ittsumii ins Telefon, weil er zu seiner Bahn eilen muss, um sie nicht zu verpassen. Seufzend und murrend fragt Toda, ob es denn sein muss: „Es ist doch schon alles geregelt, wir haben Supporter, wir haben Lieder vorbereitet, wir haben alles – was willst du denn noch besprechen?“ Zuerst kann Toda nichts außer dem schweren Atem Ittsumiis vernehmen, der wohl seine Bahn erwischt hat und sich nun eine Verschaufpause gönnt. „Toda, das kannst du nicht sagen – es ist wichtig! Wir wollen doch ein gutes Bild abgeben, oder nicht?!“, hechelt Shimizu in den Hörer und schnappt weiterhin nach Luft. Leicht angenervt entgegnet Toda: „Du willst ein gutes Bild abgeben, ich will Spaß haben; merk es dir.“ Und er legt Ittsumii auf. Sharaku hat mitbekommen, worum es geht; er versucht Hiromu zu überreden, dass es sehr wohl sehr wichtig ist, alles nochmals mit Ittsumii durchzugehen. Er hätte Toda zwar lieber bei sich, als dass er zu Ittsumii, der Frau im Männerkörper, geht. Aber es muss sein, es muss. „Hiro-chan, du musst hingehen! Es ist wichtig. Auch wenn du es nicht magst, bedenke, dass du die Fans glücklich machen willst. Also muss alles perfekt sein, oder nicht?“, erläutert Sharaku während er sich Hiromu nähert und ihn von hinten umarmt. Hiromu schweigt und starrt auf sein Handy. „Na gut!“, seufzt der Macintosh und reißt sich von Sharaku los. Nach und nach sammelt er seine Kleider zusammen und zieht sich an; danach geht er zur Wohnungstür und zieht sich seine Schuhe an, um zu gehen. Kobayashi schlendert Hiromu hinterher, weil er sich noch verabschieden möchte. Eigentlich gehen ihn so viele Gedanken durch den Kopf, die er alle am liebsten sofort loswerden möchte, aber er muss Toda gehen lassen. Um Shinjuku Gewalts Willen. Hiromu will schon aus der Tür treten, doch Sharaku zuckt zusammen, weil er eine solche Eile von Hiromu nicht erwartet hat und umarmt ihn noch schnell zum Abschied. Hiromu erwidert diese Umarmung kurz und rennt schon die Treppe runter. Sharaku könnte nun nach Hause gehen. Er ist hier alleine, was soll er machen? Hiromu würde sowieso erst sehr spät nach Hause kommen, weil Ittsumii ihn malträtieren wird mit Plänen und Vorschlägen. Doch er beschließt noch eine Weile zu bleiben und sich langsam bereit zu machen. Nachdem sich Sharaku vollends angezogen hat, schlendert er quer durch Hiromus Wohnung – was ist nur los? Wieso ist Sharaku so unruhig? In der Küche versucht sich Sharaku eine Tasse Kaffee zu machen, aber es klappt nicht; total zitternd greift Sharaku nach dem Kaffeepulver. Aus Angst alles fallen zu lassen, lässt er es bleiben und tippelt ins Wohnzimmer. Ist das alles nur Fassade? „Toda ist so abweisend gewesen...“, seufzt Kobayashi. Fassade oder nicht? Nach einer Weile hält Sharaku es nicht mehr aus – er rennt aus Hiromus Wohnung, er kann nicht hier bleiben. Nicht mit dem Gedanken, nicht mit diesem Gefühl und nicht alleine. Das geht nicht. Er rennt die Treppen runter, verliert schier seine Tasche und läuft die Straße entlang. Dieses Mal will er nicht die Bahn nehmen – er geht zu Fuß. Es ist ein warmer Frühlingstag, zu schön um wahr zu sein. Genau das denkt Sharaku, als er gen Himmel schaut und über alles nachdenkt. Wieso hat Toda das getan? Wieso nur? Natürlich hätte Kobayashi abdanken können, in dem er sagt, dass er keinen sexuellen Kontakt zu ihm möchte – aber wollte er es denn nicht? Sicherlich. Sharaku fühlt sich komisch; er weiß nicht, ob er es zugelassen hat, um Toda einen Gefallen zu tun oder ob er es aus freien Stücken und aus der Emotion heraus getan hat. Was nun? Will er das alles? Geht ihre Beziehung den Weg, den sie einschlagen sollte? Einige Dinge laufen zu schnell ab. Wie ein Amphetamin, das alles beschleunigt. Zu schnell. Wie ein Karussell, das einem Übelkeit beschert. Kaum hat Kobayashi ein paar Straßen überquert, schüttet es wie aus Eimern den Himmel herunter. „Super! Jetzt wo ich keinen Schirm dabei hab... verdammt, ich hätte einen von Hiromu ausleihen sollen...“, murrt Sharaku vor sich hin und schlendert weiter. Er möchte nicht rennen, nein, er kann nicht rennen. Es fehlt ihm an Kraft. Er lässt den Regen über sich ergießen, lässt Tropfen für Tropfen an seinem Körper und seiner Kleidung abperlen, denn es ist beruhigend und erleichternd. Dennoch etwas beschwerlich. Widersprüchlichkeiten, die nicht zu enden scheinen. Über den Wolkenkratzer erkennt man einen sanften Regenbogen, der so friedlich über den grollenden Regen herrscht. „So, so, Toda-san ist also sehr beschäftigt gewesen!“, meckert Ittsumii den besagten Hiromu an, als dieser ihm erklärt hat, weshalb er so spät erst erscheint. Er war einkaufen. Wenn Ittsumii doch nur wüsste... „Natürlich, du kennst mich doch, Ittsu, ich bin gefragt!“, schäkert Toda mit einem sehr boshaften Lächeln – man merkt es ihm an, dass er dieses Treffen nur zulässt, damit Shimizu ihn endlich in Ruhe lässt. „Oh, Hiromu...!“, seufzt Shimizu auf und hält sich den Kopf, „Was soll ich nur mit dir machen! Du bist einfach ein Trottel!“ Auf diese Ansprache war Toda bereits gefasst, dennoch regt es ihn auf, dass Ittsumii eine solche Wortwahl erwischt hat – was erlaubt er sich nur? Im Park, wo sich die beiden befinden, fallen die Kirschblüten von den Bäumen, weil der Wind so heftig durch die Äste weht. Wo bleibt der sanfte Frühling? „Shimizu, du weißt, dass ich das Sagen hab – ich bin Shinjuku Gewalt! Du bist mein bester Freund und das ist der einzige Grund, wieso ich dir soviel Spielraum gebe! Aber dass du nun sagst, wann ich zu erscheinen hab und wann welches Meeting stattfindet, das geht mir gegen den Strich!“, sagt Toda mit gehobener Stimme, die sehr herrisch und tobend klingt – anders als sonst. Eine kleine Pause umhüllt die Luft, als Toda sich wieder zusammen nimmt und weiter auf Ittsumii einhaut mit seinen messerscharfen Worten: „Ich degradiere dich zum Supportmember! Du wirst wieder das tun müssen, was auch Kikaida und die anderen tun müssen – mir gehorchen und nach meiner Pfeife tanzen! Ich dachte, dass du wüsstest, wie ich ticke! Wir kennen uns schon so lange, Ittsumii, wir sind die besten Freunde und das ist dein Dank? Das Meeting ist nun zu Ende und ich ruf dich an, wann ich mich mit dir treffen will! Bye!“ Ittsumii schaut Toda mit einem leeren, aber alles sagendem Blick an: man weiß nicht, wer von den beiden herrischer ist. Kaum hat sich Toda von Ittsumii abgewendet, erhöht Ittsumii die Stimme und ruft Toda zurück mit einem harschen Ton. „Du denkst, dass ich nicht wüsste, was los ist, nicht wahr, Hiromu?“ Toda lacht hämisch und fragt: „Was soll den los sein, Ittsu, sag’s mir, wenn du’s besser weißt als ich!“ Frech grinsend dreht sich Toda zu Ittsumii. Shimizu läuft in kleinen, langsamen Schritten auf Hiromu zu und wagt die Ansprache: „Du denkst wohl wirklich, dass ich so dumm bin, oder? Natürlich weiß ich es. Wir wissen es alle. Du willst dich nun von der Musik abkapseln wegen Sharaku – ich habe Verständnis, dass du bei ihm sein willst, ich habe Verständnis, dass du deine Zeit mit ihm verbringen willst und nicht mit mir bei Meetings. Klar.“ Daraufhin lacht Ittsumii etwas ironisch und nähert sich Toda so sehr, dass sie sich flüsternd unterhalten. „Eins muss dir klar sein, Hiromu – wenn du jetzt nicht mit mir die wichtigen Themen für das morgige Konzert besprichst, sondern gehst, dann wirst du mich morgen auch nicht auf dem Konzert auffinden.“, flüstert Ittsumii Hiromu zu und wendet sich arrogant ab. „Wie war das noch mal? Sagten wir nicht, dass Shinjuku Gewalt sich nie trennen wird, bis einer von uns stirbt? Oder bis unsere Freundschaft nicht mehr gültig ist... willst du den Schwur brechen?“, fragt Toda Ittsu ungläubig und schon fast flehend. Er weiß, dass ohne Ittsumii Shinjuku Gewalt nicht mehr das ist, was es bisher war – ein freundschaftliches und spaßiges Zusammenfinden auf der Bühne. Shimizu bleibt stehen. Er sagt nichts. Er wendet sich nicht Toda zu. Alles, was er sagt, ist: „Wollen wir nun alles besprechen oder willst du gehen?“ Der Regen hat noch immer nicht aufgehört und Kobayashi ist bereits eine dreiviertel Stunde unterwegs. Bis auf das Mark durchnässt schlendert er durch die Straßen Tokyos. Die Leute schauen ihn an und manche Menschen gucken sogar besorgt, ob sie dem jungen Mann denn nicht einen Schirm geben sollen, aber er selber weiß, dass man in dieser Großstadt zu egoistisch wäre, als dass man jemandem etwas schenken würde; erst recht nicht einem Wildfremden. Es ist nur die Fassade, nichts weiter. Menschen wollen nett wirken und zeigen sich freundlich, aber was sie denken, dass ist ihr wahres Gesicht, das sie nie und nimmer preisgeben. Wie halten sie es nur aus? Wie können sie nur so leben? Als Sharaku dann in die Rushhour kommt und sich die Straßen füllen, fühlt er sich wohler. Niemand fixiert sich auf ihn, niemand schaut ihn an und fragt sich, warum er so langsam ist, er geht unter in der Masse und niemand sieht, was los ist, niemand bemerkt ihn – er ist einer von vielen. Er ist nichts Besonderes. Das war er noch nie. Nach 2 Stunden sind die Besprechungen zu Shinjuku Gewalt endlich beendet. Hiromu steht auf, denn beide haben sich auf einer Parkbank hingesetzt und er will gehen. Als auch Ittsumii sich aufrichtet, dreht sich Toda leicht zu ihm und fragt: „Hast du das vorhin ernst gemeint?“ Leicht lächelnd mit fiesem Blick entgegnet Ittsumii: „Was denkst du, wie ich es gemeint hab?“ „Antworte nicht mit einer Gegenfrage, Shimizu, das hasse ich!“, tobt Toda und posiert mit der drohenden Faust vor Ittsumii. Shimizu lacht auf. „Idiot! Wir bleiben Freunde, auch wenn Sharaku nun über mir steht und auch wenn du ein fauler Sack bist! Also nein!“, lacht Ittsumii und schlägt Toda gehörig auf den Hinterkopf. Hiromu lächelt etwas und flüstert: „Oh man, wie in den alten Zeiten...“ Sie verabschieden sich und gehen nun getrennte Wege. „Ob Sharaku noch bei mir ist?!“, fragt sich Hiromu und zögert, Sharaku anzurufen. Er weiß nicht, was er ihm sagen soll. Grübelnd sucht Toda nach seinem Portmonee; er wird noch ein paar Kleinigkeiten für morgen kaufen müssen. Sharaku ist endlich zu Hause angekommen. Triefendnass schlendert er durch die Wohnung und zieht sich bereits im Flur aus, damit er nachher nicht so viel putzen muss. Im Schlafzimmer sucht er nach Kleidung und zieht sie an. Es ist ihm egal, dass seine Haare patschnass sind und die neue Kleidung alles abbekommt. Es schert ihn nicht. Im Bad rubbelt er kurz seine Haare trocken, nur oberflächlich. Dann macht er sich auf dem Weg, seinen Flur zu putzen und die Kleidung in die Wäsche zu werfen. Auch dies geschieht nur oberflächlich. Nachdem Sharaku alles erledigt hat, geht er ins Wohnzimmer und setzt sich ans Fenster. Er schaut raus, um den Regen zu beobachten. Grau in Grau bedeckte Wolken und kein Sonnenstrahl durchbricht den Himmel. Es wird dunkler und die Straßenlaternen gehen an. Auch die Autolichter blinken hier und dort – wie ein Rummelplatz. Alles bunt und schön und fröhlich. Man vergisst den grauen, drückenden Himmel, alles ist weg nur die Lichter bleiben und zeigen einem den Weg. Welchen Weg? Seufzend wendet sich Sharaku ab. Er kann sich das alles nicht mehr anschauen. Es fühlt sich komisch an. Kobayashi hat keinen Hunger. Er sitzt da und wartet einfach. Aber auf was wartet er? Auf Toda? Einen Anruf von ihm? Auf die Sonne? Oder auf eine Lösung? Zu was für einem Problem sucht er denn die Lösung? Wenn er’s selber nicht weiß, wer dann? Wer soll ihm nur helfen? Niemand. Er ist alleine, wie immer, er ist auf sich allein gestellt, wie er es schon immer war. Er hasst die Menschen. Das hat er gemeinsam mit Toda – er hasst die Menschen. Aber aus einem anderen Grund – sie sind falsch, egoistisch und dumm. Sie denken, sie wüssten alles, dabei sind sie dümmer als die Tiere. Menschen werden alleine geboren, sie müssen sich durch das Leben kämpfen und sterben alleine. Sharaku konnte sich noch nie auf jemanden verlassen – er war immer verlassen. Mit schwerem Kopf lehnt er sich auf das Fenstersims und schließt die Augen. Auch Toda ist nun daheim. Er stellt seine Tasche in einer Ecke des Flurs und stellt den Regenschirm in die Badewanne. „Sharaku?“, ruft er halblaut, aber keine Antwort ist zu hören. „Dann ist er wohl zu Hause...“, denkt sich Toda und geht ins Wohnzimmer. Er schreibt sich eine Liste auf, auf der steht, was er alles für das Konzert vorbereiten muss – er darf nichts vergessen. „Vorallem darf ich meinen Einkauf nicht vergessen!“, murmelt Hiromu und schaut auf die Tasche, die er vorhin dabei hatte. Nachdem er alles vorbereitet hat schaut er auf die Uhr – es ist bereits 8 Uhr abends. Am Kopf kratzend überlegt er, ob er Sharaku noch anrufen soll. Will er seinen Anruf? Wieso bezweifelt er das? Er geht also zum Telefon und wählt Sharakus Nummer. Es klingelt und klingelt – keiner geht ran. Hiromu legt den Hörer auf. Etwas besorgt überlegt er, was Sharaku wohl macht. Ist er bei dem Wetter draußen? Hoffentlich nicht! Nach und nach redet sich Hiromu ein, dass er sicherlich schläft, weil er müde ist und deswegen das Telefon nicht hören kann. Auch er legt sich auf die Couch und nickt ein. „Hm?“, gibt Sharaku von sich, als er irgendetwas hört. Es ist sein Telefon. „Och nein! Was soll der Scheiß? Wer ruft mich um...“, er kramt nach seinem Wecker, „... 12Uhr an?!?! Was? Es ist bereits der nächste Tag?“ Erschrocken springt Sharaku aus seinem Bett und schaut auf sein Handy – es ist tatsächlich 12Uhr am nächsten Tag. „Wie lange hab ich geschlafen?!“, fragt sich der Blondschopf und fühlt sich, als hätte er einen Kater. Plötzlich fällt es ihm ein – das Konzert! „Ich wollte doch hingehen und Toda viel Glück wünschen!“, ruft er panisch und rennt aus dem Zimmer. Schnell zieht er sich seine Schuhe an. Da er mit seinen Straßenklamotten ins Bett gelegt hat, muss er sich nun nicht umziehen – auch wenn sie recht verknittert sind. Kobayashi schnappt sich noch schnell seine Tasche und flitzt aus der Wohnung. Wird er die Halle so schnell noch finden können? Das Konzert beginnt zwar erst um 19Uhr, aber davor wird Toda wohl einige Stunden mit der Technik und anderen Spielereien beschäftigt sein; dabei will Sharaku ihn nicht stören. Wie der Blitz rennt Sharaku quer über die Straße, um die Bahnstation noch zu erreichen. In 3 Minuten kommt die Bahn nach Shinjuku – dort werden Toda und seine Bandmates einen Auftritt haben. Aus der Ferne sieht er die Bahn bereits, aber er kann sie noch erreichen. In der Bahn wird Sharaku ungeduldig – immerhin wird er auch Ittsumii sehen. Auf den kann er verzichten. Wieso Sharaku Ittsumii nicht mag, ist nicht wirklich klar, denn Ittsumii hat ihm noch nie etwas angetan, außer, dass er Toda immer versucht, für sich zu gewinnen. Das bedeutet, dass Hiromu wenig Zeit für andere Menschen hat, Sharaku eingeschlossen. Auch mag Sharaku Ittsumiis Art nicht – seiner Meinung nach benimmt er sich, wie ein Flittchen. Als Frau wäre das schon schlimm, aber er als Mann?! Das ist absolut das Letzte in Kobayashis Augen. Seufzend schaut er aus dem Fenster. „Hoffentlich werde ich nicht allzu unfreundlich Shimizu-san gegenüber sein...“, denkt sich Sharaku und lehnt sich an der Scheibe an. In der Halle beraten sich Ittsumii und Toda bereits über den Auftritt. Ittsumii scheint total entspannt und erleichtert zu sein; Toda hingegen ist überaus nervös und zittert. Beide sitzen sich gegenüber an einem Tisch und trinken noch etwas Kaffee. „Hey, Hiromu, das ist doch nicht dein erstes Konzert!“, lacht Ittsumii und klopft dem Schwarzhaarigen auf die Schulter. Toda entgegnet: „Nein, das ist es nicht, Ittsu...“ und schaut in seine Tasse Kaffee tieftraurig rein. „Ist etwas mit Sharaku?“, fragt Shimizu besorgt und legt seine Hand auf Todas Hand. Hiromu schüttelt mit seinem Kopf und antwortet: „Nein, nein, nicht wirklich... ich hab ihn zwar gestern telefonisch nicht erreichen können, aber deswegen ist es nicht...“ Shimizu richtet sich auf seinem Stuhl auf und schaut Toda an. Am liebsten würde Ittsumii nun tröstende Worte finden, aber er weiß nicht, was er sagen soll. Deshalb wechselt er schnell das Thema und bespricht die Lichttechnik mit Hiromu. „Was soll das? Wieso lässt du mich nicht rein?!“, ruft es aus dem einen Ende des Raumes. Toda zuckt auf, denn die Stimme klang nach Sharaku. Schnell wendet er sich zum Roadie, der total wütend vor der Abtrennung des Raumes steht und vehement jemandem den Zutritt verweigert. „Hey, Toshi, wer ist das?!“, ruft Hiromu wütend zum Roadie und erwartet eine schnelle Antwort. Der Roadie zuckt mit den Schultern und zerrt Sharaku in den Raum, damit Toda ihn sehen kann. „Hat der hier Zutritt, oder nicht?!“, ruft der Roadie plump und genervt; dabei grapscht er Sharaku fest am Oberarm, damit dieser nicht entwischen kann. „Verdammt, Toshi, was erlaubst du dir Kobayashi Sharaku so zu behandeln? Er gehört zu uns und ist der Sänger von FLOPPY!“, schreit Toda tobend in die Richtung des Roadies und steht von seinem Stuhl auf. Seine Körperhaltung wirkt so drohend, dass der Roadie Sharakus Arm sofort losgelassen hat, „Entschuldige dich sofort bei Sharaku-san und verschwinde auf deinen Platz, du Idiot!“ Toshi verbeugt sich verängstigt vor Sharaku, um ihn um Verzeihung zu beten; doch Sharaku winkt lächelnd den Roadie weg und sagt: „Haha, ist ok, konntest du nicht wissen...!“ Ittsumii kann sich das Lachen kaum verkneifen. „So enthusiastisch hab ich Hiromu sehr lange nicht mehr gesehen, haha, woran das wohl liegen könnte?!“, denkt sich Shimizu und grinst hämisch vor sich hin. Als Sharaku sich den beiden annähert, winkt Ittsumii dem Blondschopf zu und sagt: „Hey, Sharaku! Wie geht’s dir?“ Beide lächeln sich an, auch wenn Sharaku nicht danach ist. Er nickt freundlich und sagt, dass es ihm gut geht und bedankt sich. Hiromu lächelt, weil er weiß, wie schwer das Sharaku fällt und dennoch bleibt er freundlich. Heimlich nimmt er Sharakus Hand und streichelt sie sanft. Shimizu bemerkt dies, will es aber nicht ansprechen, weil Hiromu sicherlich stolz darauf ist, wenn niemand das bemerken würde. Kobayashi, der etwas rötlich im Gesicht ist, sagt dann: „Ich wollte euch beiden nur viel Glück für das Konzert wünschen – es wird schon schief gehen!“ und lächelt glücklich die beiden an. Ittsumii, der Sharakus nette Worte hoch schätzt, bedankt sich ausführlich und herzlich bei ihm und steht von seinem Platz auf. „Ittsu... wo willst du denn hin?“, fragt Toda erschrocken, lässt Sharakus Hand aber nicht los. Ittsumii geht grinsend zur Tür und sagt: „Ich muss einigen Roadies noch klar machen, dass sie nichts falschen machen dürfen!“ Nach einer Pause bleibt Ittsumii dann stehen und ergänzt: „Außerdem will ich euch Turteltäubchen nicht stören.“ Daraufhin wendet er sich leicht zu den beiden und zwinkert ihnen zu. Sharaku ist es sichtlich peinlich, dass Ittsumii solche Anspielungen machen muss; mal wieder ist er sauer auf ihn. Toda merkt dies und umarmt Sharaku sanft. „Er hat es ernst gemeint, ich kenn ihn – er wollte uns nur alleine lassen, Sha-chan!“, flüstert er dem Blondschopf zu und streichelt seinen Kopf. Sharaku versucht sich zu beruhigen, damit Hiromu nicht so besorgt dreinschaut. „Ach ja, Sharaku...“, sagt Toda, „Was war gestern los? Wieso hast du meinen Anruf nicht angenommen?“ Sharaku schaut Hiromu an und weiß nicht, was er sagen soll. Eigentlich war er wach und hat es mitbekommen. Aber er wusste nicht, was er mit Hiromu noch zu besprechen hätte. Der Gedanken daran, dass Hiromu ihn nicht wirklich liebt, war da. Alles war ihm egal, er wollte nur wissen, was in Hiromu vorgeht. Da Sharaku aber von Natur aus keinem Menschen Glauben schenken kann, wäre es schwachsinnig, Hiromu zu fragen, denn er könnte ja jeder Zeit lügen. Traut Sharaku ihm das wirklich zu? Wieso nur? Was ist der Grund für Sharakus Angst? Hiromu schaut Sharaku an und weiß, dass Sharaku ihm nicht antworten wird. Traurig schaut Hiromu den Boden an und fragt Sharaku: „Wolltest du nicht mit mir reden?“ Kobayashi schweigt und entfernt sich von Hiromu. Er fühlt sich unwohl in seinen Armen, weil er nicht weiß, was er sagen soll und weil er sowieso nicht weiß, was er von Hiromu halten soll. „Ich-“, entgegnet Sharaku, aber er bekommt kein Wort mehr raus. „Warum?“, fragt Hiromu Sharaku mit trauriger und wütender Mine, weil er sonst nicht mehr weiß, was er sagen oder fragen soll. Kobayashi beißt sich auf die Lippen und weiß nicht, wo er anfangen soll – so vieles, was er sagen möchte, aber was zuerst? Und will Toda das überhaupt hören? „Mir geht es einfach nicht gut, Hiromu! Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll und was ich mit dir besprechen soll. Was ich dir zu Liebe alles zulasse und du bemerkst es nicht, aber du kannst nie etwas für mich aufopfern! Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll, Toda!“, ruft Sharaku und geht einige Schritte weg von Hiromu, weil er nicht will, dass dieser ihn umarmt oder andere Annäherungen versucht. Wie angewurzelt bleibt Hiromu stehen. Er versteht nichts mehr. Was meint Sharaku? Hiromu fasst sich am Kopf und sagt: „Moment... langsam! Was meinst du, Sha-chan! Bitte, erklär mir, was los ist!“ Kobayashi versteht nicht, wieso Hiromu noch so fragen muss. Den Blick zum Boden senkend entgegnet Sharaku: „Ich hab dir gestern einen Gefallen getan, denn ich selber wollte es nicht.“ Schockiert schaut Hiromu Sharaku an und weiß nicht, was er sagen soll. Er fühlt sich dreckig. Als ob er gegen Gesetze verstoßen hätte, als ob er einem wehrlosen Wesen wehgetan hätte. Um ihn herum dreht es sich und er weiß nicht, was er sagen soll. Er kann es nicht fassen, dass er Sharaku zu etwas gezwungen hat. „Wieso hast du nichts gesagt?!“, fragt Toda zornig und schnappt Sharakus Hände, damit er nicht einfach weglaufen kann. Kobayashi schaut weg und sagt: „Ich wollte nicht, dass du sauer bist oder dass du denkst, dass ich dich nicht lieben würde. Aber nun weiß ich selber nicht, was du überhaupt willst, warum du bei mir bist.“ Beide sind sprachlos und es ist ihnen peinlich, dass sie nicht mehr weiter wissen. Plötzlich platzt ein Roadie rein und sagt: „Toda-san! Du musst schnell zu Ittsumii, weil ihr die Geräte auf der Bühne mit aufbauen müsst!“ Toda nickt kurz zum Roadie und als dieser wieder verschwunden ist, nimmt er Sharakus Gesicht in die Hand und versucht etwas zu sagen. Aber nichts kommt über seine Lippen, kein Hauch, keine Silbe. Mit gesenktem Blick schlendert Hiromu aus dem Raum und sagt kein Wort mehr. Sharaku ist zutiefst verletzt, weil er sich in einer Art und Weise bestätigt fühlt. Toda liebt ihn nicht. Aber ist es wirklich so? Sharaku setzt sich auf einen Stuhl nieder und vergräbt sein Gesicht in seinen Armen. „Hiromu! Irgendwas stimmt mit deinem Mac nicht!“, ruft Ittsumii dem Chairman entgegen, als dieser nur die Bühne betreten hat. Hiromu wird es ganz mulmig; er schaut auf die Bühne und dann die riesige Halle, in der mindestens 1000 Menschen reinpassen. Er hasst es. Wieso können Konzerte nicht ohne Publikum stattfinden? Das wäre perfekt für Toda. „Was sollte nicht mit dem Mac stimmen? Du hast sicherlich nur die Kabel vertauscht!“, murrt Hiromu entgegen, „So wie immer...“ Shimizu bemerkt, dass irgendetwas mit Toda nicht stimmen kann. Sie kennen sich seit der Grundschule; sie wissen, wie der andere tickt und was derjenige denkt. Wie Brüder sich normalerweise verhalten. Dennoch wagt er es nicht, Hiromu zu fragen – was sollte er ihn fragen? Wenn es wegen Sharaku ist, will er ihm nicht zu nahe treten. Wenn es etwas anderes ist, dann könnte er ihm ja helfen. Aber Yoshiyuki schämt sich in einer Art, Toda-san zu fragen. Wieso, das weiß er nicht. Toda seufzt auf: „Dieses Mal hast du ein Kabel vergessen...! Aber wenigstens ist nichts kaputt.“ Ittsumii lächelt gezwungen und antwortet: „Dann ist ja gut.“ Hiromu senkt den Blick und wendet sich von Shimizu ab. Er will nicht, dass dieser irgendetwas bemerkt, dass er ihn ansprechen würde, was denn los sei. Er will nicht, dass man ihn weinen sieht – das wäre entwürdigend. Toda ist der Chairman, der Kopf der Band und er ist die Band; er hat nie einen Grund, Schwächen zu zeigen. Das wäre erniedrigend. Allerdings sollte Toda klar sein, dass Ittsu ihn schon längst durchschaut hat und weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist. Schweigen füllt die Luft und es wird beiden ziemlich unangenehm. Als Toda bereits die Bühne verlassen wollte, platzt Kikaida rein und brüllt: „Hey! Hiromu!“ Daraufhin wirft er seine Arme um den Chairman und klopft ihm kräftig auf die Schulter. „Lange hab ich dich nicht gesehen, Großer! Was gibt’s Neues?!“, krächzt Kikaida und hat, wie immer, eine breite Grinse im Gesicht, die einem Haifisch ähnelt. Hiromu schweigt ihn an und versucht etwas freundlicher zu schauen. „Nicht Neues, wie immer.“, keucht Hiromu und geht in den Backstagebereich. Kikaida schaut ihm verwundert nach und fragt Ittsumii lauthals: „Sag mal, hat der etwa Liebeskummer, oder was ist in ihn gefahren?“ Peinlich berührt lächelt Shimizu den Nichtswissenden an und sagt: „Ach nein! Er ist nur sehr aufgeregt und würde lieber zu Hause Animes schauen!“ Kikaida begnügt sich mit der Antwort und macht sich auf der Suche nach seinem Keyboard. Sharaku würde am liebsten wieder nach Hause gehen. Was will er hier machen? Einzig und allein wegen Hiromu ist er hier her gekommen und nun gibt es keinen Grund mehr. Zwar hat Hiromu nicht ausdrücklich gesagt, dass er Sharaku nicht lieben würde, aber Sharakus Vermutung will einfach nicht verschwinden. Es kullern einige Tränen aus seinen Augen und tröpfeln auf den Tisch. Langsam lehnt er seinen Kopf auf seiner rechten Handfläche an und mit der anderen Hand hält er sich an den Haaren fest. Was, wenn Hiromu ihn nur benutzt hat und ihn angelogen hat? Kann er ihn noch einen Freund nennen. Einen Partner will er ihn nicht nennen. Aber er würde gerne. „Oi, Sharaku, was ist denn los?“, vernimmt der Blondschopf plötzlich und fühlt, wie zwei Hände seine Schultern berühren. „Was?“, schreit Kobayashi auf und dreht sich hektisch um. Es ist Ittsumii, der sich Sorgen um seinen dummen Chairman und dessen Liebsten gemacht hat. Vor Scham wischt sich Sharaku schnell die Tränen aus dem Gesicht und murmelt: „Was sollte schon sein?“ Lächelnd setzt sich Ittsumii neben ihn und legt seinen schützenden Arm um dessen Schulter. „Weißt du, ich hab mir Sorgen gemacht. Hiromu war vorhin auf der Bühne, um mir beim Anschließen des Macs zu helfen – er sah betrübt aus. Und nun seh ich dich hier weinend.“, sagt Shimizu im ruhigen Ton und will Sharaku etwas besänftigen, „Was ist passiert? Habt ihr gestritten?“ Sharaku schämt sich. Er hat dieses Hassgefühl zu Ittsumii irgendwie verloren. Aber nur für diesen Moment. Noch immer ist er eifersüchtig, dass Ittsumii und Toda sich so viel länger kennen und auch besser; aber im Moment ist Shimizu nicht derjenige, für den Kobayashi ihn immer gehalten hat. „Ich weiß nicht, ob du das wissen willst...“, entgegnet Sharaku und schaut weg, weil er sich sichtlich schämt. Yoshiyuki muss etwas kichern und sagt: „Ach so, wenn du meinst, dass es irgendwelche Perversionen von Toda sind, die er dir gegenüber geäußert hat, dann musst du dich nicht schämen! Er ist und bleibt ein kleiner Otaku, was soll man da machen?“ Sharaku ist etwas überrascht von Ittsumiis Reaktion. Normalerweise dachte er, dass jeder von seinen Bekannten abweisend gegenüber Homosexualität reagieren würde – aber das war bisher das Netteste, was er gehört hat. Shimizu scheint verständnisvoller zu sein als er es gedacht hätte. Dennoch schämt sich Kobayashi und weiß nicht so recht, was er sagen soll. „Sharaku, ich will dich nicht zwingen, mir irgendwas zu erzählen. Das ist deine und Todas Sache, ganz klar. Aber ich mach mir nun mal Sorgen. Und nicht dass du denkst, ich mach mir nur um Toda Sorgen – als ich dich hier weinen gesehen hab, wusste ich auch nicht, ob ich dich knuddeln sollte oder nicht. Weil ich dich nicht erschrecken wollte, hab ich es gelassen. Aber ich muss bald auf die Bühne. In 10 Minuten geht das Konzert los und ich will das nun geklärt haben. Ich will nur wissen, was los ist.“, sagt Ittsumii in einem ruhigen Tonfall und legt seine Hand auf Sharakus Kopf. Kobayashi ist überrascht, dass Ittsumii so sorgvoll mit ihm umgeht. Er kann nicht anders, er will es ihm sagen. Ohne Ittsumii in die Augen zu schauen, erzählt er ihm, was am gestrigen Tag passiert ist und was Sharaku davon hält. Außerdem hat er ihm noch gesagt, dass er nicht weiß, was Hiromus Intentionen sind und verzweifelt ist. Nun schämt sich Sharaku noch mehr und traut sich gar nicht mehr, Ittsumii anzuschauen. Es ist komisch, einem anderen Mann zu sagen, was man über seinen besten Freund denkt und was sonst so passiert ist. Allerdings reagiert Shimizu gelassen und antwortet lächelnd: „Haha, ach so ist das! Mach dir keinen Kopf. Ich kenn Toda nun schon so lange, es ist nicht seine Masche, jemanden auszunutzen für egoistische Handlungen und dann fallen zu lassen. Ich denke, dass du dir da Sorgen um nichts machst, Kleiner!“ Dabei drückt er Sharaku an sich. Kobayashi hätte wirklich nicht gedacht, dass Ittsumii soviel Herzlichkeit ihm gegenüber aufweisen würde. Jedenfalls würden einige Männer sich scheuen, einen Schwulen zu umarmen und zu trösten. Anscheinend hat Sharaku sich sowohl in Toda als auch in Ittsumii getäuscht – er ist schuld an allem. Shimizu steht auf und sagt: „Aber nun muss ich los, Sha, bitte, sei nicht traurig! Du kannst ja mitkommen und das Konzert anschauen! Dann kannst du dich vielleicht etwas entspannen und abschalten!“ Kobayashi nickt und antwortet: „Ich möchte aber vorher ins Bad und mir das Gesicht abwaschen. Viel Spaß!“ Daraufhin geht Ittsumii lächelnd aus dem Raum und macht sich auf dem Weg zur Bühne. Als Sharaku zur Bühne geht, hat das Konzert bereits angefangen. Die Menschenmenge tobt und bewegt sich zum Rhythmus. Hiromu zieht seine Show ab wie immer und alle lieben ihn dafür. Aber keiner liebt ihn wohl so sehr, wie es unser kleiner Blondschopf tut, der auf dem Boden sitzend, Toda beobachtet und überglücklich jede Mimik und Gestik seines Schwarzhaarigen wahrnimmt. Kikaida muss sich zügeln, Toda nicht die Show zu nehmen, aber er weiß, dass er mächtig Ärger bekommen wird, wenn es nicht nach Hiromus Pfeife geht. Shimizu, still und ruhig, steht an seinem Mac und genießt das Konzert in vollen Zügen. All die bunten Lichter und schrillen Töne geben einem das Gefühl, in einer anderen Welt zu versinken. Weit weg vom Alltag, weit weg von allem. Für Toda wäre das ein Ort, an dem er für immer bleiben könnte. Ohne Ärger und ohne Pflichten. Man sieht ihm an, dass er glücklich ist, auch wenn es verzerrt scheint. Das Konzert geht recht schnell zu Ende. Es war vielleicht eine Stunde oder etwas länger und schon verbeugt sich Hiromu vor dem Publikum und geht von der Bühne. Als Sharaku sieht, dass Toda in seine Richtung geht, richtet er sich auf und wollte Hiromu sagen, dass das Konzert das Beste war, was er seit längerem gemacht hat. Doch Hiromu scheint Sharaku nicht einmal gesehen zu haben und verschwindet in den hinteren Gängen des Backstagebereichs. Ist er etwa sauer auf Kobayashi? Oder ist er einfach nur müde und will sich hinlegen? Schon wieder packt es Sharaku und er würde am liebsten weggehen und alleine sein wollen. An der Wand anlehnend schaut er den Boden an und wartet auf die anderen Bandmitglieder, um ihnen zu sagen, dass sie gute Arbeit geleistet haben. Als dann Kikaida und die anderen kommen, richtet Sharaku es ihnen aus, aber sie merken, dass Sharaku das nur halbherzig sagt. Vor allem Ittsumii merkt dies und mahnt die anderen in den Gruppenraum zu gehen. Währenddessen schnappt Ittsumii Sharaku bei der Hand und sie gehen in einen Nebenraum, damit niemand sie hören kann. „Was hat Toda gesagt?“, entgegnet Ittsumii hektisch und wütend, weil er die Vorahnung hat, dass Hiromu unfreundlich Sharaku gegenüber war. Daraufhin lacht Sharaku gezwungen und sagt: „Wenn er doch überhaupt irgendwas gesagt hätte…“ Erstaunt schaut Ittsumii Sharaku an und fragt: „Er ist an dir vorbeigegangen, ohne ein Wort zu sagen?“ Daraufhin nickt Sharaku und er spürt, wie sich Tränen in seinen Augen sammeln. Shimizu nimmt den Blondschopf in die Arme und sagt: „Vielleicht ist er müde! Mach dir keinen Kopf! Ich find ja auch, dass er sich komisch benommen hat, seit das Konzert angefangen hat… so war er noch nie.“ Kobayashi kann sich einfach nicht beruhigen: irgendwas stimmt mit Toda nicht. Irgendwas ist los. Nur was? Es macht den kleinen Voicecorder verrückt und er kann sich nicht mehr einkriegen. Plötzlich schreit jemand im Flur: „Yoshiyuki-san! Wo sind Sie? Yoshiyuki, schnell!“ Aufgeschreckt rennen beide aus dem Nebenraum und sehen einen Roadie, der auf sie zu rennt und schreit auf: „Toda Hiromu liegt bewusstlos in der Toilette! Kommen Sie schnell! Ich habe bereits den Arzt alarmiert!“ Wie vom Blitz getroffen bleibt Sharaku stehen. Was ist passiert? Was ist mit seinem Hiromu passiert? Er versucht mit Ittsumii zu rennen, aber es geht nicht. Er fühlt sich schwach und plötzlich scheint er den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es wird Nacht um ihn herum und das letzte, was er noch hören kann, ist, wie Kikaida schreit: „Oh mein Gott, Sharaku! Was ist los?“ Eine Hand, die seinen Arm ergreift spürt er noch und dann ist es, als würde Sharaku schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)