Silhouette of myself. von Papierherz (Sasuke und Sakura.) ================================================================================ Kapitel 7: Vertrauen bricht. ---------------------------- ERINNERUNGSSPLITTER.  Es war noch nie so einfach zu vergessen. All diese Erinnerungen fühlten sich an, wie ein leeres Zirkuszelt, trist und grau. Und ich in der Manege umhüllt von Nichts war… wie ein trauriger Clown. Ich war schnell eingeschlafen, zu schnell. Denn in meinen Gedanken war ich immer noch neben Sasuke, saß noch neben ihn, spürte noch seine leichten Berührungen, seine Haare, die meine Wange kitzelten. Es war, als lauschte ich noch seinem ruhigen Atem, der über meine Haut strich, als wäre seine Präsenz noch anwesend. Mein Herz schlug so stark und laut, ich hatte Angst, er würde an den Wänden wiederhallen und somit noch lauter werden. Es war ein schönes und doch beklemmendes Gefühl, wenn ich daran dachte. Als würde es en meinem Herzen hängen und sich dort festkrallen und meinen Verstand komplett aussetzten. Manchmal, wenn ich nicht gerade versuchte an etwas anderes zu denken, schien ich wie komplett weggetreten, dachte nur noch daran, an meine Gefühle, an mein Herzrasen, an dieses Sträuben in mir, dass mich immer wieder überkam, meldete sich mein Verstand zu Wort. Doch er schrie zu leise, denn mein Herz war viel zu laut. Ich mochte am liebsten immer darüber reden. Doch genauso gern einfach nur schweigen. Es war so ein Chaos in mir drin. Wie konnte ich sowas Schönes nur so falsch sehen… entweder verletzte ich mich selber oder meine Schwester. Ich war verdammt. Ich hab es nie gemocht, nach Hause zu gehen. Doch jetzt fiel es mir noch schwerer. Nicht nur, weil ich wusste, was mich erwartet, sondern weil es eben noch ungewohnt war, dass ich einfach eine Nacht fehlte. Aber das Schlimmste war, dass ich von Sasuke weg musste. Es war beinahe, als zerrte mich noch etwas zurück zu ihm, doch ich musste gehen und konnte dem Verlangen nicht folgen. Ich musste einfach gehen. So weh es mir auch tat. Es ist schwer so zu tun, als wäre es mir nicht wichtig. Als ich vor der Tür unseres Hauses stand, ich wusste nicht einmal, wie lange, es schien, als würde ich mit leerem Blick einfach nur auf das Holz starren und mit den Gedanken wo anders sein, wusste ich nur eines: Ich wollte da nicht wieder hinein. Ich wollte bloß weg, weg zu Sasuke. Mehr nicht. Wieso waren diese Gefühle so stark? War es wirklich so etwas wie Liebe, oder sehnte ich mich nur danach, weil ich noch nie ein sowas gefühlt habe? Doch ich wollte, dass es Liebe war, ich wollte es so sehr, bildete ich es mir dadurch nur ein? Vielleicht konnte ich all diese Gedanken an Sasuke viel leichter verjagen, als ich dachte, vielleicht konnte ich all das schneller vergessen, als es mir bisher möglich war. Vielleicht. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich stolperte zwei Schritte zurück vor Schreck, als mein Herz beinahe stehen blieb. Es wäre mir recht gewesen. Meine Mutter stand dort, mit wutverzerrtem Gesicht. Ich fühlte nichts dabei. Absolut gleichgültig. Sie packte mich und sagte, als wäre es die Antwort auf die letzten Worte, die ich an sie gewandt habe: „Sowas wie du kann auch nicht meine Tochter sein.“ Ich hatte es so lange versucht. Ich starrte sie an, als hätte sie mich soeben geohrfeigt, was mir in dieser Situation plötzlich wie eine Streichelei vorgekommen wäre. Ich hatte es versucht, eine Zeit lang geschafft, so zu tun, als würde es mir nichts bedeuten, als würde ich überhaupt nichts dabei fühlen, wenn ich diese Frau vor mir anblicken würde, aber es war nicht so einfach, wie ich gedacht hatte, denn durch ihre Worte kam wieder diese Welle an schrecklichen Gefühlen wieder und vergrub mich unter sich. Mein Herz fiel wie Glas zu Boden und schien zu zerbrechen. Erneut. Immer wieder. Weder ich noch sie sagte was. Dann ging ich einfach an ihr vorbei, ohne ein Wort, ohne einen Blick und stieg die Treppe hinauf. Das war’s. Mein Leben lag wieder einmal in Trümmern. Als ich in mein Zimmer kam, in das kein Licht drang, weil die Wolken sich vor die Sonne geschoben haben, als wollte sie das Wetter so sein lassen, wie meine Stimmung, schien alles so trostlos wie schon so lange nicht mehr. Am liebsten wollte ich mich einfach hinlegen und schlafen und nicht mehr aufstehen. Das wäre alles so einfach und es würde keine Mühe machen und ich würde nichts mehr fühlen, denn ich könnte nie wieder etwas falsch machen. Es wäre so einfach. Aber dennoch ist es so schwer. Mit einem Seufzen warf ich mich auf mein Bett und schloss meine Augen, die angefangen hatten zu brennen und ehe ich mich versah, durchfuhr ein unangenehmer Schauer meinen Körper, ließ mich auf die Seite rollen. Ich machte mich klein und ließ stumm die Tränen laufen. Während ich dort lag, lauschte ich dem Regen der nun gemächlich und allmählich anfing gegen mein Fenster zu klopfen, ganz sacht und dann wieder wie ein Hagelschauer. Ich fühlte mich so müde, aber ich konnte einfach nicht einschlafen, als wolle ich mir selber unbewusst verbieten, etwas zu verpassen. Doch es geschah ja einfach nichts. Wie lange ich dort lag, das wusste ich nicht, es war mir auch egal. Ich hatte alles vergessen, das Einzige, was jetzt noch durch meinen Kopf schoss, waren die Gefühle, als Sasuke mich berührt hatte, ganz sacht, aber es hatte sich tief in meinen Kopf gebrannt. Es schien, als würde er immer noch neben mir sitzen. Als wollte ich mich davon überzeugen, dass er wirklich nicht mehr da war, blickte ich zu meiner linken und schein beinahe enttäuscht festzustellen, dass ich mir dieses Gefühl wirklich nur einbildete und allein war. Niemals würde ich vergessen, wie schön ich es fand. Ob es überhaupt eine Ahnung hatte, wie verrückt er mich machte? Ich drehte mich auf den Bauch und starrte zum Fenster. Wie es für Anzu wohl war, wenn ihr geborener Traumprinz zu ihr durchs Fenster stieg? Mit müdem Blick beobachtete ich, wie die Wolken wieder weiterzogen und den Regen mit sich nahmen. Ich könnte hinaus, laufen, einfach laufen, ganz weit weg, aber ich fühlte mich so träge… und ich war viel zu feige, also würde ich einfach weiter hier sitzen und nichts tun. Darauf warten, dass vielleicht irgendwann ein Wunder geschehen würde. Einfach so. Schwungvoll sprang ich vom Bett und öffnete das Fenster, setzte mich davor auf den Boden und lauschte dem leisen Singen der Vögel, dem Autolärm und den laut schließenden Haustüren der Nachbarn. Und wieder dachte ich an den Moment mit Sasuke, als wäre sie ihm ergeben, als würden meine Gedanken und Gefühle mehr über mich herrschen, als ich jemals über diese könnte. Sie beherrschten mein Herz und meinen Verstand. Dann hörte ich ein Geräusch draußen, was nicht in den alltäglichen, normalen Verlauf passte und sprang auf, als wäre es genau das gewesen, worauf ich gewartete habe und drehte mich zum Fenster. Mit Schock starrte ich die Person dort unten an. Sasuke. Doch er ging nicht zu Anzu, er stand einfach da, eine Kippe im Mund und starrte zu mir hoch, als würde ich mit ihm reden, doch ich starrte ihn nur stumm an. Ich wüsste ja nicht einmal, was ich ihm sagen sollte, wenn doch alle meine Gesten die gleiche Botschaft schrien. Ich wollte ihm sagen, dass Anzu wahrscheinlich in ihrem Zimmer war, doch das wusste er sicherlich. Deshalb schenkte ich ihm nur ein kleines Lächeln, welches er vielleicht gar nicht sah und setzte mich wieder in meine alte Position und starrte an die Wand und versuchte sein Gesicht zu vergessen und dass er vielleicht immer noch dort unten stand und wartete. Ich versuchte es so angestrengt und gerade, als ich dachte, dass ich es vielleicht geschafft hatte, als ich mich im Muster der Tapete verlor, da hörte ich wiederrum ein Geräusch, dass nun nicht mehr so weit weg war. Erneut sprang ich auf und ging einen Schritt zurück… …und plötzlich stand er da. Ich starrte ihn erschrocken an und konnte kein Wort über die Lippen bringen. Vielleicht hatte er sich einfach im Fenster geirrt… aber war das möglich? Wo sie doch gerade erst von diesem verschwunden war und er Anzu schon so oft besucht hatte? „Was… Was willst du hier?“, stotterte ich und wusste nicht, ob ich ihn ansehen sollte oder einfach weiter stumm die Wand hinter ihm anstarren. So war es viel leichter mit ihm zu reden, da mich ein Blick in seine Augen immer den Verstand kostete. Doch er sagte nicht, stattdessen schritt er auf mich zu und das nächste was ich wusste, war, dass ich seinen Atem ganz nah an meinem Gesicht spürte und dann… seine Lippen auf meinen. Ich riss erschrocken die Augen auf. Er hatte mein Gesicht in seine großen Hände genommen, seine weiche Haut auf meiner, war wie ein freudiger Tanz klitzekleiner elektrischer Stöße, die mich durchfuhren. Ich wusste kaum, was mir geschah… doch ich drückte ihn weg. Das war unmöglich, das war falsch. Doch er vertrieb meinen Verstand, fegte meinen Kopf leer und füllte ihn nur mit sich. „Lass… Lass das. Lass mich.“, murmelte ich leise, denn mehr konnte ich nicht sagen. Ich war immer noch wie benebelt, musste mich beinahe festhalten, damit mich diese Gefühle nicht in die Knie zwangen. Es war absurd, wie ich fühlte. Lächerlich. Ich war lächerlich. Wie konnte ich mich nach sowas sehnen? Das mich nur noch mehr verletzte… und nich nur mir, sondern auch Anzu. Ich hörte nicht, was Sasuke sagte, bevor er wirklich wieder verschwand. Das hatte ich beinahe auch einfach übersehen, bevor ich mir auf mein Bett fallen ließ und wieder an die Wand starrte. Mein Herz raste immer noch, schlug mir beinahe bis zum Hals und mir war immer noch total warm und ich fühlte beinahe immer noch seine Lippen auf meinen. Es war einfach… unbeschreiblich. Was hatte ihn dazu gebracht, das zu tun, wo er doch mit meiner Schwester zusammen war? Dabei dachte ich, er fühlte überhaupt nicht so wie ich. Wir haben so wenig miteinander geredet, so wenig miteinander gemein… und trotzdem… er hat es getan und mir – mir bescherte es nie geahnte Schmetterlinge im Bauch. Ich wusste nicht, was geschah, da öffnete sich meine Zimmertür und plötzlich stand Anzu mit Zornesröte im Gesicht in meinem Zimmer und starrte mich an. Wenn Schmetterlinge zu Messern werden. „Was war das? Wieso war er hier?“ Ich versuchte mich zu fassen und stand auf. „Was meinst du?“ Sie lachte freudlos auf und erdolchte mich daraufhin mit ihren Blicken. Ich blieb reglos stehen und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Du warst noch nie eine gute Lügnerin, Sakura.“ Dabei hatte ich mir doch beinahe mein ganzes Leben vorgelogen, wollte ich ihr am liebsten entgegen schreien, doch ich blieb stumm und beobachtete sie weiter, was sie scheinbar zur Weißglut brachte. Mit einem lauten Donnern knallte sie meine Zimmertür zu, doch von meinen Eltern kam daraufhin keinen Mucks. Plötzlich war es, als würde sie ein Abgrund vor mir auftun und mich in sich hineinziehen, als Anzu mir näher kam und nun direkt vor mir stand. „Ich weiß nicht, was in deinem Kopf vorgeht, und ich will es auch nicht wissen, aber lass die Finger von meinem Freund, ist das klar? Wir haben schon genug Probleme ohne dich!“ „Schon daran gedacht, dass die Probleme durch mich kommen?“ Ich wollte mir am liebsten die Hand vor den Mund halten, doch ich hielt mich zurück. Es war einfach aus meinem Mund geflohen, ohne dass ich es zurückhalten konnte. Anzu schien erst nicht zu verstehen, weil sie mich überrascht musterte und die Augenbrauen anhob. „Was soll das denn heißen?“, rief sie aufgebracht. Sie packte mich an den Schultern und versuchte mich auf das Bett hinunter zudrücken, damit sie mich scheinbar von oben herab beschimpfen konnte, doch ich ließ mich endlich mal in meinem Leben nicht in die Knie zwingen. Sie starrte mich erschrocken an und ließ dann von mir ab, bevor sie mich wieder fragte. „Was soll das heißen?“ Doch bevor ich antworten konnte, fuhr sie fort. „Ich dachte, ich könnte dir als Schwester vertrauen, aber scheinbar ist nicht mal das möglich.“ „Liegt vielleicht daran, dass ich nicht deine Schwester bin.“ Ich spukte die Worte aus, als wären sie etwas Widerwertiges und diesmal überkam mich nicht die Trauer, sondern es packte mich die pure Wut auf alles. „Hör endlich auf, ständig Blödsinn zu reden!“, rief sie wütend. „Das ist kein Blödsinn! Ich bin nicht deine Schwester, kapiert? Deine Eltern haben mich adoptiert! Ich – bin – nicht – deine – Schwester!“ Ich sagte jedes der letzten Worte mit solch einem Nachdruck und Lautstärke, dass es vielleicht selbst die Nachbarn hätten hören können. Zunächst schaute sie mich nur stumm an, doch dann wurden ihre Augen größer und nur Abscheu war in ihnen zu sahen. „Oh ich verstehe. Du willst also nur davon ablenken, damit ich vergesse, das du auf Sasuke stehst, was? Du widerst mich an.“ Ich sah, dass sie sich umdrehen wollte, doch sie zögerte, als ich meinen Mund öffnete. „Kein Problem, bist sicherlich nicht die erste. Und ja, okay, ich stehe auf Sasuke. Aber wie es scheint, steht er nicht mehr auf dich, oder wieso denkst du, war er in meinem Zimmer.“ Ihre Augen weiteten sich vor Schock und ich war kurze Zeit von meinen eigenen Worten überrascht, doch ich ließ mir nichts anmerken. „Was… Du bist meine Schwester! Wie kannst du mir so etwas antun?!“, brüllte sie und schubste mich, doch nicht stark genug, sodass ich nur einen Schritt nach hinten taumelte. Doch ich griff nach ihren Schultern und sagte ihr erneut, dass ich nicht ihre Schwester war und dass es mein absoluter Ernst war. Doch sie schüttelte wütend den Kopf. „Das ist mir scheißegal! Das entschuldigt nicht, was du getan hast!“ „Ich?!“, rief ich hysterisch. „Ich habe gar nichts getan! Schließlich ist er durch mein Fenster gestiegen.“ Stumm blickte sie mich an und drehte sich um, ging zur Tür und ich hielt sie nicht auf. Ich hatte mehr gesagt, als ich sagen wollte und ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war, ob ich es bereuen sollte, oder darauf stolz sein, doch noch nie, hatte ich mich so mit ihr gestritten. Und noch nie hatten ihre Worte so sehr wehgetan. Bevor sie aus der Tür verschwand, sagte sie: „Ich hasse dich.“ Ich hasse mich selber. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)