Freestyle von Rebell (           X) ================================================================================ Kapitel 1: "I´m scared of..." ----------------------------- Hallo alle zusammen!;) Das ist meine aller neuste Fanfic, die ihr gerade sicherlich lesen werdet^^ Es geht um das Hip-Hop tanzen und deren Vielfalt und Auswirkungen auf Sakura und andere Personen! Es ist alles in der Ich-Perspektive geschrieben worden, damit man sich besser mit der Person identifizieren kann. Im Prinzip müsst ihr einfach nur die Kapitel lesen. Der Prolog ist, so zusagen, das Ende für die Story und gleichzeitig ein Neu beginn. Bis wir zu diesem Neubeginn kommen, möchte ich euch über Sakuras Leben berichten. Ihre Strapatzen und Selbstzweifel! Kommis würden mir ungemein weiter helfen, denn ich hab sowas vorher noch nie gemacht! Aber zwingen möchte ich euch nicht;) Ein dank an meine Beta Leserin shiny-girl!!*knuff* Ihr Traum und ihre Liebe! Ihre Freunde und ihre Familie! Über ihre Szene! Have Fun ;-] Prolog Mit den Gedanken ganz wo anders… Mit dem Körper, welcher mir ausgelaugt und müde erschien, saß ich auf meinem Schreibtischstuhl und beugte mich über meine Notizen, welche in den letzten 24 Stunden entstanden waren. Wenn ich mir den Haufen an Blättern so ansah, waren sie objektiv betrachtet keine einfachen Blätter mehr. Es sah wohl eher so aus, wie ein Anfänger Manuskript. Dieser Haufen an Blättern. Diese einzelnen gekritzelten Sätze. Diese einzelnen vertrockneten Tränen, die sich auf den einzelnen Blättern befanden…ja, all diese Sachen definieren mein Leben. Es beinhaltete die Vergangenheit und Gegenwart. Der reine Gedanke an die Zukunft kommt mir einfach absurd vor. Sie ist für mich vergänglich geworden. Es ändert nichts an der Tatsache, dass mir meine bevorstehenden Jahre, in denen ich zu leben habe, nichts bringen werden. Mit den Tatsachen in meinem Kopf, mit den Erinnerungen, mit dem schwachen Körper, erhob ich mich vom Stuhl und setzte einen Fuß vor den anderen, bis ich die Balkontür erreichte, meine Hand auf die kalte Scheibe presste und gen Mond blicke. Kalt. Ja, so hatte ich mich damals auch gefühlt, als ich es erfahren hatte. Ich spürte, wie meine Augen das Mondlicht aufnahmen und wie sich meine Pupillen verkleinerten. Jetzt, wo ich hier so rum stand, in Schlabberklamotten, blass wie eine weiße Wand, die Augen leer, so wie ein leeres Glas Wasser, kommen in mir wieder all diese unerträglichen Fragen hoch, die ich zu gern mit einem Besen aus meinem Kopf weg fegen würde. Es ist aber alles umsonst, denn dies sind alles Fragen ohne Antworten. Ich schloss meine Augen. Meine langen Wimpern berührten beinahe meine Wangen. Ich setzte meinen linken Fuß vor den Rechten, verlagerte mein Gewicht auf letzteren und drehte mich um die eigene Achse, breitete meine Arme aus und ließ mich einfach fallen. Die weiße flauschige Decke streichelte meinen Rücken, als ich meine Augen öffnete und für eine Weile die weiße Zimmerdecke anstarrte. Beim fallen verspürte ich das glückselige Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Ich wurde von all den Dingen befreit, die mich seit damals plagten. Vor den Viren, die in meinen Körper eindrangen, durch die Blutbahn mein Gehirn erreichten, sich an mein Gehirn klammerten und so die ganzen verdrängten Erinnerungen zurück holten. Immer wieder musste ich alles noch einmal durchmachen, gegen meinen Willen. Kaum merkbar, aber für mich schon, verzogen sich meine Lippen zu einem bitteren Lächeln. Zu einem bitteren, traurigen Lächeln… Diese Naivität, die ich manchmal hegte, wurde mir damals zum Verhängnis. Damals dachte ich wirklich, dass ich für den Rest meines Lebens frei wäre. Damals war ich wirklich dumm. Achtete nicht auf mein Umfeld. Dachte nicht nach... War es dieser unerfüllte Traum, der mir verwehrt bleiben sollte? Der mein Drecksleben noch mehr in den Dreck ziehen würde, oder war es schlicht und einfach das Schicksal? Das Schicksal, welches nach Lust und Laune, den Verlauf der Dinge, den Verlauf deines Lebens rücksichtslos veränderte? Das alles sind Fragen, die ich mir seit damals angefangen habe zu stellen. Um mit meinen Gedanken klar zu kommen, um mit meinen Selbstzweifeln klar zu kommen, gab mir mein Vater, der Schriftsteller ist, einen Rat. Ich sollte mir eine Geschichte weinen… meine Geschichte weinen. Jetzt, wo ich es getan habe, meine Gedanken, Gefühle und Selbstzweifel auf mehrere Blätter niedergeschrieben habe, verstehe ich einige Dinge viel besser als zuvor, die mir vorher noch rätselhaft erschienen, aber es macht das Geschehene nicht ungeschehen, denn das Geschehene ist schon längst geschehen und so vergänglich geworden. Wenn ich bloß die Zeit zurück drehen könnte… Alle diese Gefühle und die zahlreichen Geschehnisse gehören mir. Sie sind ein Teil meines Herzens, wenn auch ungewollt. Langsam öffnen sich meine Augen und meine rechte Hand befindet sich auf meiner Brust. Ich kann es nicht leugnen. Jedes mal, wenn ich zurück denke, an damals, fühle ich einen tiefen Schmerz in meiner Brust. So, als ob jemand mein Herz in seine Hände nehmen würde und quälend langsam zerdrückt, bis es platzt und es in tausend Stücke zerspringt. Wie bei mir damals… Ja. So fühle ich mich manchmal und davon los zukommen ist eine Frage für sich. Ich stütze meine Hände auf dem Bett ab und erhebe mich. Das Ziel fest vor den Augen, gehe ich auf meinen gepunkteten Schreibtischstuhl zu und setze mich darauf. Ich schalte die kleine Stehlampe an und stütze meinen Kopf auf meine Hände. Genau so hatte es an jenem Mittwoch angefangen. An dem Tag, an dem mein Schicksal seinen Lauf nahm. An jenem Mittwoch war ich genau in dieser Position… Ich habe mir eine Geschichte geweint. Mein hier und jetzt! Freestyle… das Leben in der HIP-HOP Szene. Wie lautet deine? Kapitel 2: “The feeling is…“[1] ------------------------------- “The feeling is…“ Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind. Müde saß ich auf meinem gepunkteten Schreibtischstuhl und drehte mich ständig umher, da mir keine konkreten Antworten, gar ein klitzekleiner Ansatz, auf die mir vorliegende Matheaufgabe einfiel. Schon seit exakt dreißig Minuten saß ich hier rum und starrte wie ein Geier auf diese eine Gleichung. Egal wie ich es anstellte, aber das weiße Blatt füllte sich nicht von alleine und dessen Farbe brachte mich langsam um den Verstand. Seit ich in der ersten Klasse vier plus vier rechnen sollte, so wusste ich, dass das Fach Mathe nicht gewillt war, mit mir eine Freundschaft einzugehen. Stattdessen wurden wir zu erbitterten Feinden, aber die ständigen Kämpfe der Intelligenz, die wir ausführten, verlor ich immer. Die Erkenntnis, dass ich mein Ziel nach sehr langem und anstrengendem Nachdenken, diese eine verdammte Gleichung zu lösen, nicht erfüllen konnte war… erniedrigend. Sehr sogar, denn mein Großhirn nahm keinen einzigen Stoff mehr wahr, denn wenn es dies machen würde, so würde mein Gehirn auf Error umschalten und mich zu einer dummen Ganz mutieren lassen. Da ich die Welt, wie vor solchen Fällen wie mir schützen wollte, schnappte ich mir das Blatt und knüllte es in meinen Händen zu einem Knoll zusammen. Die allzu bekannte Langeweile suchte mich heim und verleitete mich dazu, den Knoll immer wieder in die Luft zu werfen und auf zu fangen. Wie hypnotisiert senkte und hob sich mein Blick. Senkte und hob sich. Senkte und hob sich… Dabei bemerkte ich nicht, wie ich immer mehr mit dem Stuhl nach hinten rutsche und wie sich die Sessellehne langsam zurück bog. Zu sehr war ich auf diesen faszinierenden Papierknoll fixiert. Ein Rucken ging durch meinen Körper und im nächsten Augenblick sah ich mich in der Luft schweben. Ich war am Fallen und sah wie der Schreibtisch vor mir immer kleiner und kleiner wurde, bis ich mit dem Stuhl den Boden küssten und mein Kopf etwas härter als gedacht auf dem Linoleumboden aufschlug. Soviel zu der Tatsache, dass ich nie mehr den Boden küssen wollte, als mich Freddy in der ersten Klasse zu Boden warf. Mit schmerzverzerrter Fratze erhob ich mich vom Boden und fasste mir an den Kopf. Mir war so, als ob dieser Schmerz sich in meinem ganzen Körper verbreiten wollte. Nur sehr schwer konnte ich die aufkommenden Tränen des heftigen Schmerzes unterdrücken und völlige Ruhe bewahren. Etwas taumelnd stand ich vom Boden auf und besah mir den riesigen Riss auf dem Linoleum Boden. Der Riss zog sich von dem Schreibtisch bis zu meinen Füßen hin und war mehr als nur auffällig. Den Plan den Riss des Bodens vor meiner Mutter zu vertuschen, war ab dem Moment, als ich den Riss sah, ein weit entferntes Hirngespinst. Wahrscheinlich wurde es durch das kaputte Gestell, meines heißgeliebten Stuhls verursacht. Ich seufzte und wandte mich um, als meine Mutter ohne Vorwarnung die Tür fast aus den Angeln riss und wie ein verschrecktes Reh zu erst mich, dann den Boden und wieder mich ansah. Meine Mutter war schon immer zu hübsch gewesen. Sie sah jeden Tag perfekt aus, dass es mir immer im Magen graute, wenn ich daran dachte, wie sie wohl zu aussehen vermochte, wenn sie nicht Morgens um halb sechs aufstand um sich hübsch zu machen. Sie hatte einen schönen bräunlichen Teint, perfekt gelockte nussbraune Haare und obwohl sie viel zu viele üppige Kurven besaß, wusste sie wie man sich anzog, um diese zu verbergen. Heute trug sie ein rotes Kostüm, hochhackige Sandaletten und hielt eine cremefarbene Perlenkette in ihrer Hand. Mit verwirrter Miene starrte sie mich an und kräuselte die Stirn, als sie endlich den langen Riss des Linoleum Bodens bemerkte. Mir schauderte es und mir wurde abwechselnd warm und kalt. Ein seltsames Gefühl, denn ich wusste nicht, welche Reaktion, bezüglich des teuren Linoleumbodens ich erwarten sollte. Ich wusste nicht, ob sie es nur mit einem belanglosen Kopfnicken quittieren und aus meinem Zimmer verschwinden würde. Ich wusste nie, was in ihr vorging, wenn sie ihre verhasste Tochter sah, die sich dem Tanz hingab, anstatt die restliche Zeit ihres Daseins mit lernen zu verbringen. Ich wusste es nicht und genau so wenig wusste ich, was mich erwartete als sie auf mich zukam und mich mit einem Blick beglückte, welcher ihre blauen Augen einnahm und verachtend und wütend auf mich wirkte. Ich wusste es nicht. „Was zur Hölle hast du gemacht, dass der teure Linoleum Boden davon Schaden nehmen musste?“, sagte sie mir mit bebender Stimme entgegen. Ob sie ihre Wurt unterdrückte, mir eine zu scheuern? Nur schwer gebot es mir meine Stimme, nicht ängstlich zu erklingen und darauf bedacht nichts falsches zu sagen. „Ich bin mit dem Stuhl ausgerutscht und dabei ist es wohl passiert…“, sagte ich zögernd und deutete auf den Stuhl. Ich spürte immer noch ihren Blick auf mir ruhen und was in mir ein leichtes Unbehagen auslöste war die Tatsache, dass er mir Angst machte und mir ein bisschen verriet, wie wohl die danach folgende Reaktion enden könnte. Enden sollte… Einen Wimpernschlag später, spürte ich ihre zierliche an Hand an meiner Wange kleben, die einen roten Abdruck hinterließ. Ich spannte meine Muskeln an und versuchte gefasst zu wirken. Ich durfte einfach nicht vor ihr Zittern. Nicht jetzt wo sie vor mir stand und jede kleine Regung wahrnehmen könnte. Um wenigstens den Schmerz etwas zu dämpfen, hob ich meine kalte Hand an, um sie auf meine Wange legen zu können, aber das Hochschnellen ihrer Hand hielt mich davon ab. Dem Blick, den sie mir schenkte, entgegnend blickend, wartete ich ab, was als nächstes passieren könnte. „Das, junges Fräulein“, während sie sprach, deutete sie auf den Riss. „Wird von deinen Taschengeld abgezogen, denn schließlich werfen wir unser schwer verdientes Geld nicht zum Fenster heraus“. Welches Taschengeld…?, fügte ich ihn Gedanken hinzu und belächelte tief im Inneren meiner selbst das Gesicht meiner Mutter. Sie sagte, das Geld nicht aus dem Fenster werfen? Dabei war es doch sie, die immer zur Highsociety gehören wollte, um mit ihren reichen Freundinnen protzen zu können. Protzen, um der unteren Schicht der Bevölkerung ihre Attitüde und Eleganz präsentieren zu können. Nur im Endeffekt zu verbergen, dass sie auch eine von ihnen war. Von den Menschen, die hart arbeiten mussten. Menschen, die für sinnvolle Dinge ihr Geld aus dem Fenster rauswarfen und nicht wie sie, für überteuerte Kleider oder Kosmetikprodukte. Meine Gedanken lösten sich in tausend Scherben auf, als wir beide bemerkten, dass mein Vater eingetreten war und meine Mutter aufforderte, sie solle nun endlich zum Schluss kommen. Heute wurden sie von ihren Freunden zu einem überaus wichtigen Essen eingeladen und das war die Chance für meine Mutter gewesen, ihr neues Kostüm samt der neuen Perlen Kette zu tragen. Mein Vater hingegen trug einen schlichten schwarzen Anzug. Die Haare anliegend nach hinten zu frisieren war wohl eher fehlgeschlagen, als ich sah wie er mit der Hand genervt durch seine schwarze Pracht fuhr. Als er meinen Blick bemerkte und meine errötete Wange darauf, kam er etwas besorgt auf mich zu. Dabei riss ich die Hand von meiner Mutter los und sie bedachte mich mit einem Blick, der wohl sagen sollte, dass nichts aus meinem Mund in Bezug auf ihre Gewallt entweichen sollte. Es war für mich schon längst zur Routine geworden, meinem Vater die schlechte Beziehung zwischen meiner Mutter und mir zu verheimlichen. Meine Mutter hatte alles in diesem Haushalt unter Kontrolle. Selbst mich und meinen Vater, nur bemerkte mein Vater nichts davon und fing sich langsam an, nichts wissend, ihr zu fügen. Ich musste es auch. Gegen meinen Willen. Was konnte ich schon gegen sie ausrichten? Im Endeffekt war sie meine Mutter und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Ich wusste, dass mein Wunsch, eine andere, nettere Mutter zu haben, nie in Erfüllung gehen würde. Es war nur ein Wunsch und das sagt doch schon alles, oder? „Was ist denn da passiert?“, fragte er etwas besorgt und streichelte meine Wange. Ich deutete auf den Boden und meinte, dass ich hingefallen war. Dabei betrachtete er alles mit solch einem neutralen Blick, dass ich mich ein paar Schritte von ihm entfernte. Ich konnte diesen ahnungslosen Blick nicht mehr länger ertragen. Er wusste nicht, was in mir vorging. Welche Probleme ich mit meiner Mutter hatte. Er wusste gar nichts und war glücklich, weil meine Mutter nicht solch einen großen Druck auf ihn ausübte wie bei mir. Er bemerkte einfach meine Erbärmlichkeit nicht, aber gleichzeitig fragte ich mich, warum ich wollte, dass man meine Erbärmlichkeit sah. Wollte ich mich ihnen offenbaren, um meinen Schmerz zu zeigen um am Ende bemitleidet zu werden? Oder war es dieser unbändige Drang, wie alle anderen Kinder meines Alters, glücklich zu sein? Keine Hintergedanken zu hegen, dass einem dieses Glück durch ein Geschehen zerstört werden könnte. Und gleichzeitig entfachte dieser Drang ein kontinuierliches Herzklopfen der Wut in mir. Ich spürte wie meine Augen brannten und nur darauf warteten, dass sich die salzige Flüssigkeit aus meinen Augenwinkeln löste, nur um dann an meiner Wange hinab zu gleiten. Manchmal überraschten mich meine Gedanken selber, aber manchmal war es einfach dieses Wunschdenken, das ich nicht abschalten konnte… Als sich endlich die Haustür schloss und mir signalisierte, dass ich alleine Zuhause war, breitete ich meine Arme aus und ließ mich auf mein Bett fallen. Lange starrte ich die weiße Zimmerdecke an und fand keinen logischen Grund, wieso ich es tat. Vielleicht war es einfach das beruhigende Gefühl lange auf irgendetwas zu starren ohne einen Punkt zu finden, auf den ich meine Augen heften konnte. Oder weil ich einfach die Zeit totschlagen wollte, weil mir nichts Gescheites einfiel, was ich vielleicht hätte unternehmen können. Als ich wieder in meine ominöse Gedankenwelt abzudriften versuchte, vernahm ich ein leises vibrieren in meiner Hosentasche. Ein Anruf. „Ein Battle zwischen dir und Redmoon. Ich erwarte, dass du kommst. Haben wir uns verstanden?“ Manchmal hasste ich diesen befehlerischen Ton, welcher einen nur dazu verleiten wollte, dass man sich einem Befehl fügen würde. Manchmal hasste ich diese plötzlichen Anrufe, die mir nur signalisierten, dass ich für einen klitzekleinen Moment frei sein könnte, falls ich mich dem Befehl fügte. Manchmal hasste ich es, dass ich diese Befehle nicht abschlagen konnte, weil das Gefühl der Freiheit in mir ein unbändiges Kribbeln auslöste, weil ich mich der Sucht hingab. Der Sucht zu tanzen. Die Sucht, alle Blicke auf meinem Körper zu spüren. Die Sucht, das Dröhnen der Musik in meinen Ohren zu hören. Mich der Melodie hinzugeben, um mich am Ende einfach nur entfalten zu können. Alles um mich vergessen und nur noch für das Tanzen zu leben. Für den Moment, in dem ich alles um mich vergaß, nur um den Moment auskosten zu können. Vielleicht war es damals eine Regel, die ich nur brechen wollte, um meiner Mutter und vor allem mir selbst zu beweisen, dass ich durchaus im Stande war, glücklich zu sein. Es fühlte sich wie eine Sünde an, die mich zum Tanzen bewegte. Ich konnte es mir damals nur nicht eingestehen. Und das wurde mir zum Verhängnis. °°° Aus privaten Gründen habe ich mich dazu entschlossen, das Kapitel “The feeling is…“ in zwei zu teilen. Der zweite teil ist schon längst in Bearbeitung und falls ich euch mit diesem Kapitel enttäusche, so tut es mir aufrichtig leid. Deswegen will ich mich ganz lieb bei euch für das Interesse dieser FF bedanken:] PS: Falls Fehler bei der Gefühlsdarstellung oder sonstiges auftreten, könnt ihr mir gerne Bescheid geben:) Schokonase:] Kapitel 3: "The feeling is..."[2] --------------------------------- “The feeling is…“ [2] Die Welt hat nie eine gute Definition für das Wort Freiheit gefunden. Die milden Tropfen des Nieselregens schlugen mir durch einen kräftigen Windstoß entgegen und trieben mir Tränen in die Augen. Nur schwer konnte ich mir meine umher wirbelnden Haare vom Gesicht wegstreichen, da sie bei meiner Haut ein unangenehmes Kratzen verursachten. Immer wieder peitschten sie mir ins Gesicht und geboten mir die Umgebung für einen Moment klar und dann doch wieder verschwommen zu sehen. Als ich gen Himmel blickte, ließ ich mich für einen Moment von den nur so dahin treibenden grauen Wolken faszinieren und wünschte mir für einen einzigen Augenblick, dass ich es auch hätte tun können. Mich einfach treiben zu lassen und all meine Probleme für immer vergessen zu können. Nur schwer wandte ich mich von dieser Aussicht ab und spürte schon das Kribbeln in meinem Körper, das sich wie kleine, zarte elektrische Impulse auf meiner Haut und meinem inneren anfühlte. Ich beschleunigte meine Schritte und zog meine Jacke enger um mich, als mich ein erneuter kalter Windstoß frösteln ließ. Ich versuchte mich näher auf meine Umgebung zu konzentrieren, blieb dann aber abrupt stehen und mein Blick glitt ungewollt zur meiner Rechten. Eine, mir nicht unbekannte Gasse. Diese trug sehr viele Erinnerungen mit sich. Erinnerungen, an die ich gerne zurückdachte und mich für einen hauchfeinen Moment glücklich stimmen konnten, sofern ich es zu ließe. In dieser Gasse sah ich sie das erste Mal Hip-Hop tanzen. Diese Art von Tanze zog mich, auf eine mir unerklärliche Art und Weise, in seinen Bann, dessen Ausweg ich nie beschritten, oder es gar versuchen wollte. Sie führten alle Bewegungen mit so einer Präzision und mit Herz aus, dass ich nicht anderes konnte, als mir damals zu denken, dass ich es auch einmal lernen wolle. Mich genau so wie sie zu bewegen versuchen wollte. Wie sie zu sein. Sie gaben sich der Musik hin, fügten sich ihren Melodien, bildeten eine Einheit, die nicht ohne einander konnte. Ich wollte genau so gut werden. Genau so selbstlos, nur um all die Frustration der Jahre beim Tanzen raus lassen zu können. So wie sie es immer taten… Die Erinnerungen brannten mir noch in der Seele, als ich mich entschied meinen Weg fortzusetzen. Die Straßenlaternen beleuchteten den Gehweg ungewöhnlich hell und gaben den Straßen einen mysteriösen Hauch. Die Lichtstrahlen wurden auf den dunklen Straßen gebrochen und schienen golden oder wurden gänzlich verschluckt. In einer Ecke herrschte völlige Dunkelheit und Stille. Sie bildeten Gegenspieler zueinander, da der eine versuchte heller zu scheinen und der andere versuchte es in seiner Schwärze zu verschlucken. Als ich dieses Reich der zwei Gegenspieler betrat, hüllten sie mich in ihrer völligen Schwärze ein und verschluckten mich. °°° Stickige, nach Schweiß riechende Luft, schlug mir mit einem Mal entgegen und ließ mich meine Nase rümpfen. Von jeder Ecke dröhnte mir Musik entgegen und ließ meinen Körper gefährlich erzittern. Erzittern vor Drang. Es war ein primitiver Hip-Hop Club und nicht so fein und speziell wie andere ausgestattet. Der Club war nur zum Tanzen da und dieser einfache Grund, genügte all den Leuten, einschließlich mir, um herzukommen. Die ganze Menschenmasse tobte, schrie, lachte, klatschte und brüllte. Zusammen ergaben alle Laute, eine komische Melodie die in meinen Ohren wehtat. Ich nahm ein kontinuierliches Händeklatschen war und sah zu meiner linken. Ein Maskierter Junge zog meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich und seinen Körper. Er präsentierte der Masse seine Breakdance Moves und führte sie mit solch einer Leichtigkeit, wissend und präzise aus, dass meine Augen an ihm klebten. Sich sogar sträubten, den Blick abzuwenden, weil sie wussten das sie etwas verpassen könnten, wenn sie wo anders hinschauten. Mit seiner freien Hand berührte er den etwas feuchten Boden und hob sich wie ein Fliegengewicht an, sodass aus seinem Move ein Handstand wurde. Er kreuzte seine Beine über dem Kopf, nahm mit seinen Händen, vom Boden aus einen kräftigen Schwung und drehte sich auf seinem Kopf umher. Mehrere Male und vor allem sehr schnell. Die Menge jubelte und brüllte, als er einen Rückwertssalto nach hinten vollführte und mit einem Spagat das Ende seines Moves signalisierte. Eine Weile lang blieb ich nur so stehen, ließ mich anrempeln und nahm das Treiben der Menge nicht mehr war, weil ich es einfach nicht wollte. Vielleicht führte dieser Junge seine Bewegungen mechanisch korrekt aus, aber ohne Herz und Seele. Es berührte mich einfach nicht… „Sakura! Altes Haus, alles fit?“, hörte ich ganz dicht hinter mir rufen und nahm anschließend einen Arm auf meiner Schulter war. Wissend blickte ich in die blauen Augen Nicos, die mir so freudig entgegen schauten. „Selber altes Haus, du Hütte!“, grummelte ich und riss mich weniger sanft, aus seinem Griff los. „Was steht denn eigentlich an, dass ich hier so wie eine kranke Katze angefaucht werde?, fragte er etwas verständnislos, jedoch konnte ich seine leichte Belustigung raus hören. Ich pustete mir meinen etwas zu lang geratenen Pony aus dem Gesicht und steuerte auf unsere Ecke zu, dessen freie Plätze mit Neji, Tenten, T-jey, Rike und Begster gefüllt waren. Das Sofa war wieder einmal beschlagnahmt worden. „Nico, du weißt ganz genau, was mit meiner Mutter abgeht, wenn sie noch einmal hört, dass ich tanze. Und es war sehr, sehr schlau von dir, so spät und auffällig anzurufen.“, stellte ich ernüchternd fest und fügte noch reine Tatsachen hinzu, über dessen Auswirkungen er sich mal Gedanken machen sollte. „Aber es war wichtig. Wir brauchen das Geld und er wollte gegen dich tanzen!“, empörte er sich und bugsierte mich auf einen Stuhl. Ich nickte allen zu und sah, wie sich Nico eine Zigarette anzündete und mit geschlossen Augen genüsslich den Qualm ausstieß. Ich konnte den Geruch von Zigaretten Qualm noch nie leiden. Er hatte braunes glänzendes Haar, mit einer grünen Strähne. Trug jeden Tag zu weite Hosen und schlabbrige Oberteile, dessen Saum ihm immer wieder bis zu den Knien reichte. So wie heute und in ferner Zukunft ebenso. Mein Blick verweilte etwas länger an ihm. „DU brauchst das Geld, nicht wir“, sagte ich Monoton und erntete einen verblüfften Blick von ihm. Schnell landete seine nicht zu Ende gerauchte Zigarette zu Boden und wurde von seiner Schuhsole zerdrückt. „Das ändert nichts daran, dass du trotzdem gekommen wärst und es immer wieder tun würdest. Dafür kenne ich dich viel zu gut,“ sagte er mir auf eine arrogante Art und Weise entgegen. Meine Finger kribbelten jetzt schon, dem Drang folgend, meine gesamte Faust in seinem Gesicht zu versinken, aber ich konnte mich zügeln. Gewalt ist keine Lösung. „Vergiss es einfach, okay?! Ich tanze und dann hau ich ab,“ murmelte ich ihm entgegen und alle machten sich bereit zum Gehen. Meine Zeit war gekommen. „Mach dir nicht so viele Gedanken darüber…“, murmelte mir Tenten freundlich zu und tätschelte mir meine Schulter. Sie war die jenige, die immer ein Auge auf unsere Gruppe warf und unsere Battles mit anderen Tänzern organisierte. Ich belächelte dies und folgte Nico zu der D-Station. Es gab insgesamt vier spärliche Stationen im Club. In der A und B-Station lieferten sich neue und unbekannte Tänzer ein Battle. Die C-Station wurde meistens zum Trainieren benutzt und in der D-Station, lieferten sich die Tänzer, die in unserer Szene einen guten Namen pflegten, einen richtigen Battle-Fight ab. Die Battle Station, an der ich Redmoon entgegen treten würde. Die Station, an dem all mein Leid begann und mit dem Leid, meine Selbstzweifel. °°° Ich zog meine schwarze Mütze tiefer in mein Gesicht und versuchte meine restlichen pinken Haare hinein zu stopfen. Ich musste unerkannt bleiben, damit meine Mutter, gar meine gesamte Familie nichts von meinem Doppelleben mitbekam. Diese ganzen Leute hier wohnten alle in Berlin, so wie ich und ich pflegte in diesem Hip-Hop Club einen guten Namen. Jeder würde mich auf der Straße erkennen, aber um meine Identität zu verbergen, versteckte ich meine auffälligen Haare immer unter einer diversen Mütze, da nur ich als weiblicher Hip-Hoper solch Pink gefärbte Haare besaß. Manchmal kam ich mir wie ein FBI-Agent vor, mit dem ganzen Tralala und der ganzen “Aufpasserei“, Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. „Gib einfach dein bestes und tanze so, wie du immer tanzt,“ sagte mir Nico, den Blick auf Redmoon gerichtet, ehe er sich auch schon zu den anderen gesellte und Beifall klatschte. Ich ging auf Redmoon zu. Ich war dran. Gleich würde mein Battle gegen Redmoon beginnen und irgendwie fühlte ich ein leichtes Unbehagen in meinem Inneren, welches durch das Klatschen und Jubeln der Menge, von Sekunde zu Sekunde verstärkt wurde. Irgendetwas würde passieren, aber da ich nicht wusste was passieren könnte, versuchte ich dieses Gefühl beiseite zu schieben und mich auf Redmoon zu konzentrieren. Ihm machte anscheinend diese ganze Jubeleifer, im Gegensatz zu mir, gar nichts aus und er schaute mir mit einem genau so kühlen Blick entgegen, dass mich ein komisches Gefühl heimsuchte. Ein durchdringender Blick, dessen Bedeutung und Hintergedanken ich nicht deuten konnte. Aber viel Zeit hatte ich nicht mehr zum herum philosophieren, denn das Kribbeln in meinem Körper gewann die Oberhand und die Musik begann aus den Boxen zu dröhnen… Toutch it (dirty) Touch it- bring it - pay it - watch it - turn it - leave it - stop - format it Das Kribbeln in meinem Körper durchströmte mich mit einem Male intensiver als jemals zuvor, dass ich mich in Bewegung setzte und all das Dröhnen der Musik in meinen Ohren wehtat. Ich setzte meinen linken Fuß am feuchten Boden an, breitete meine Arme aus und nahm mit meinem linken Bein Schwung, sodass es aussah, als ob ich über den Boden glitte. Dies wiederholte ich sooft, bis ich vor Redmoon zum Stehen kam und beim sechsten turn it- leave it- stop- format it“ , meinen Kopf ruckartig hoch riss und als der Bass einsetzte, meinen Brustkorb hob und senkte, dabei den Kopf bei den einzelnen Bass Schlägen immer nach vorne bewegte. (Get low Bus!) Who be the King of the Sound? (Uh huh) Busta Bus back to just put a lock on a town (Uh huh) Lot of my bitches be comin from miles around See they be cumin (Uh!) cause they know how the God get down (TURN IT UP!!) Redmoon legte seinen Kopf in den Nacken und versuchte mich aus diesen blauschwarzen Augen so unschuldig wie möglich anzuschauen. Blitzartig veränderte sich sein ganzer Ausdruck zu einem harten. Er machte einen Sprung nach hinten, drehte sich auf seinen Füßen mehrere male umher, blieb vor mir stehen, streckte seine Hand aus, berührte mein Kinn und hob es an. In mir schauderte es und ich spürte seinen warmen Atmen auf meiner Nasenspitze kribbeln. Er kam meinem Gesicht ein Stückchen näher, legte seine Hand auf meinem Kopf ab und drückte mich zu Boden, sodass ich in der Hocke saß. Voller Verblüffung, dass er es tatsächlich wagen konnte, war ich unfähig irgendetwas zu unternehmen und konnte so nicht verhindern, dass er sich leicht an meinem Kopf abstützte und einen Salto nach vorwärts wagte. Er beendete es sogar perfekt. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie er den Moonwalk tanzte und am Ende seines Parts mich herausfordernd ansah. Selbst die Menge überraschte es. NOW YOU KNOW WHO HOLDIN THE THRONE SO GIMME THE CROWN (Huh) NIGGAS SOLUTIN AND TRYIN TO GIVE ME A POUND (Come on) I DON'T REALLY FUCK WITH YOU NIGGAS YOU NIGGAS IS CLOWN MAKIN THE BITCHES STRIPPIN THROW THEY SHIT ON THE GROUND Dies lies ich natürlich nicht auf mir sitzen. Ich ging paar Schritte rückwärts, nahm Schwung, rannte los und sprang nach oben, so hoch ich konnte. Ich landete auf meinen Händen, sodass meine Beine in der Luft schwebten, deswegen musste ich mein Gewicht nach vorne verlagern, kam so mit den Füßen auf den Boden auf und sah von Weitem wie eine Brücke aus. Natürlich erhob ich mich perfekt gerade stehend. Aber dieser eine kleine Move, welcher meine Zuschauer gut hießen, reichte mir nicht. Nein, ich sackte in mich zusammen. Natürlich alles nur zur Show. Ich landete auf meinen Knien und drehte mich auf ihnen umher. Ich musste zugeben, es schmerzte schon ein bisschen, aber das tat es immer. Ich machte eine halbe Rolle vorwärts, sodass ich auf meinem Bauch lag und erhob mich mit einer wellenartigen Bewegung nach oben , dabei presste ich meine Arme an meine Seiten. Ich kam Redmoons Gesicht etwas näher und als der Satz So Gimme The Crown fiel, tätschelte ich über seinen Kopf und knuffte ihm in die Wange und zog ihn an seinen Haaren zu meinen Gesicht. Die Menge musste lachen und das animierte mich dazu, mich erneut dicht vor Redmoon zu bücken, meine Hände in die Hüfte zu stemmen und meinen Arsch mehrmals, dem Bass anpassend, zu schütteln. Ich hörte ein Pfeifen und leckte mir übertrieben auffällig, über die Lippen. Als mein Part zu Ende war, erhob ich mich und schaute ihn selbstzufrieden an. (Get low Bus!) Now that's the way that it goes (Uh huh) When we up in the spot the shit be flooded with hoes (Come on) See we a make it hot, the chicks will come out their clothes That's when you get it (Huh) mami already know I suppose (TURN IT UP!!) Er machte schnaubend eine abwertende Handbewegung und rümpfte die Nase. Redmoon hob seine Schultern an, stand kerzengerade und ließ sich nach vorne fallen. Wie ein Brett. Kurz bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte, stützte er sich mit seinen Händen am Boden ab und streckte sich in die Höhe. Die Menge brüllte, denn eines dieser “Stands“, erforderte in unserer Szene sehr viel Körperkontrolle. Seine Beine schwebten in der Luft und er schlug sie mehrmals auf und ab, und bewegte sich dabei auf mich zu. Als er bei mir ankam, nahm er einen kräftigen Stoß vom Boden und landete direkt vor meinen Füßen. Er hob seine Arme an und kräuselte sie zu einer Welle, dabei ging er exakt zwei Schritte zu seiner linken, ebenso viele Schritte zu seiner rechten, aber verschnörkelte immer seine Füße zu einer komplizierten Schrittstellung, sodass es für die Außenstehenden sehr kompliziert auszusehen vermochte. Sie staunten. Er schnippte mit den Fingern und streichelte mir an meiner Wange entlang. Eine innerliche Wut auf ihn kroch sich durch jede Faser meines Körpers hinauf, zu meinem Gehirn und vernebelte mir all meine Sinne. Am Ende seines Moves angekommen, zwinkerte er mir zu und ging ein paar Schritte, gleitend, rückwärts. Er wollte mich provozieren? Konnte er liebend gerne haben! SHORTY WILDIN AND SHORTY OPEN SHE BEASTIN IT OUT FOR THE RECORD (Huh) JUST A SECOND I'M FREAKIN IT OUT (Come on) WHILE SHE TRYIN TO Touch SEE I WAS PEEPIN IT OUT SHE TURNED AROUND AND WAS TRYIN TO PUT MY DICK IN HER MOUTH I LET HER Meine Miene verzog sich wütend. Meine Bewegungen wurden grotesk und holprig, aber dies war meine Absicht. Ich probierte eine neue Stillrichtung aus und es schien zu klappen, denn das Grölen der Menge wurde um einiges lauter. “Struggle“, so nannte man es und die Bewegungen ähnelten einem Roboter. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu, immer der Musik angepasst, blieb vor ihm stehen und hob meine Arme an. Meine zwei Hände bewegten sich auf sein maskiertes Gesicht zu und blieben schließlich kurz davor stehen. Ich bewegte sie so ratternd, dass es für die “Zuschauer“ wie eine Bewegung des Scheibenwischens aussehen sollte und es kam an. Es provozierte gleichzeitig Redmoon und am Ende des “Wischens“ angekommen, schubste ich ihn nach hinten und warf mich auf ihn, aber als er am Boden ankam und sich nicht zu währen versuchte, ich wusste das er das machen würde, kam ich mit meinen Händen am Boden auf, stütze meinen Oberkörper am Boden ab und erhob mich schlangenartig. Dabei konnte ich nicht verhindern, dass sich unsere Gesichter näher kamen und ich meinen Körper an ihn pressen musste. Sein Herz… es schlug so schnell… Ich vollführte einen Rückwertsalto und ließ mein Fuß zu meiner linken gleiten, kam sanft mit dem Knie am Boden auf und meinen anderen Bein streckte ich angespannt nach vorne aus. Mit dem Zeigefinger, berührte ich den Boden und hob ihn blitzartig an. Ich schüttelte ihn und pustete Luft auf mein Finger zu, dabei Redmoon immer in die Augen blickend. Das war eine “Runtermache“ gewesen, denn es signalisierte allen, dass der Boden brannte, die Wärme meinen Zeigefinger durchfloss und ich es schütteln musste, damit die Wärme aus dem Finger schwand. Ohne dass ich meinem Part ein Ende setzen konnte, fing Redmoon an seine Breakdance Moves aufzuführen und ich musste mir eingestehen, dass sie sehr professionell aussahen. Er stütze sich mit seinen Händen am Boden ab, hob sich ein paar Zentimeter an und drehte sich langsam auf ihnen umher, dabei war sein Kopf nach unten gerichtet. Ungefähr sechsmal, dann hielt er abrupt in seinem Move inne, hob sich an, sodass aus seinem Move erneut ein Handstand wurde, aber diesmal drehte er sich mit verschiedenen Kombinationen auf den Boden und in der Luft umher, dabei die Hände immer am Boden abschlagend. Dabei setzte immer der Bass ein, sodass seine Bewegungen perfekt angepasst und cool aussahen. Die Menge jubelte. Laut. Lauter, als jemals zuvor. Ohne Vorwarnung setze die Musik aus. Dies war der Moment, an dem die Zuschauer durch das Händeklatschen entscheiden sollten, wer das Battle gewonnen hatte… °°° Mein Blick war auf den feuchten Boden gerichtet und ich nahm die Silhouette meines verschwommenes Spiegelbilds wahr, als ich durch das gleichmäßige Klatschen der Menge erfuhr, dass weder ich noch Redmoon gewonnen hatten. Ein Gleichstand und ich spürte jetzt schon Nicos verblüfften Blick auf meiner Schulter ruhen, dessen Auswirkungen und Gedanken ich sicher gleich erfahren werden würde. In all den Jahren… Monaten, hatte ich noch nie ein Battle verloren, gar einen Gleichstand mit einem Namenlosen und Unbekannten Tänzer meiner Szene, gehabt. Schlicht und einfach gesagt, es verblüffte mich das ein neuer, in die D-Station hereinspaziert kam und so eine Show ablieferte und mich in meiner Magengegend das Gefühl des Neides spüren ließ. Es war erdrückend und mein Atem ging stoßweise, als ich meinen Blick auf seine blauschwarzen Augen richtete. Ich nahm die Menge um mich nicht mehr war und plötzlich bestand meine Welt nur noch aus dem maskierten Jungen und mir. Sein Blick, dessen Intensität mich verwirrte und er keine Scheu davor hatte, mir so lange in die Augen zu sehen und mich dazu brachte, den Blick als erstes abzuwenden. Was war es, dass mich dieser Blick innerlich so mitnahm, und mich so wie ein Häufchen Elend fühlen ließ. Mich das Gefühl der Erbärmlichkeit noch einmal heimsuchte und meinen ganzen Körper erzittern ließ? Meine Hände zu Fäusten ballen ließ, sodass ich die Nägel meiner Finger schmerzhaft auf meiner Haut spüren konnte? Einem Instinkt folgend, wanderte mein Blick erneut zu ihm und ich sah, wir er mit einem Rothaarigem Jungen davon ging. Sich noch einmal umdrehte, mich ansah und gänzlich in der Menge verschwand. Und seitdem fing ich an, mir nur eine einzige Frage zu stellen. Wer war er? Plötzlich spürte ich einen Arm auf meiner Schulter und blickte in Nicos Gesicht. Lange und wortlos, bis er schließlich resigniert aufseufzte und die Initiative selbst ergriff, diese peinliche Stille zu brechen. „Mach dir nichts draus. Heute war einfach nicht dein Tag. Wir können gleich eh eine Menge Kohle bei unserem Gruppen Battle absacken!“ er zwinkerte mir zu und ich lächelte ihn dankbar an. Manchmal konnte er, wenn er wollte, ziemlich nett und mitfühlend sein. Konnte meine Probleme auf Anhieb verstehen und mich durch seine Grimassen aufmuntern. Tja, und wenn er seine Stimmungsschwankungen hatte, konnte er sich so ziemlich wie ein Arsch benehmen, sodass ich immer den Drang verspürte, meine Faust in seinem Bauch, oder noch besser, seinem Gesicht zu versenken. Alles rein professionelle Natur. „Und dann geben wir das Geld bei McDonalds aus!“ sagte er grinsend. Lakonisch lachte ich auf und meinte, dass ich ihm das Geld liebend gerne abnehmen würde, damit er es nicht verbummelt, aber ich wusste schon immer, dass er unser Geld nicht für seine Zwecke missbrauchen würde. Vielleicht hatte ich das Battle verloren, aber das meine Freunde Verständnis dafür entgegenbrachten, stimmte mich wieder glücklich und ich gesellte mich zu ihnen. Schließlich hatten wir ein Gruppen-Battle vor uns, das dazu bestimmt war, unsere Gegner am Ende Loser nennen zu können! °°° „Mir tut jede Faser meines Körpers weh!“ jammerten ich und Tenten synchron los. Zwar hatte unsere Gruppe das Battle gegen die andere Gruppe gewonnen, aber da wir vom Niveau her bessere Leistungen vollbringen mussten, mussten wir so mehr Stands und mehrere Kombinationen verschiedener Stile zusammenbringen und gleichzeitig perfekt ausführen. Die Gewinnerprämie betrug 200 Euro, die Nico anschließend in seiner Hosentasche verstaute, damit ich an das Geld nicht rankam. Er nahm wohl doch meine “Drohung“ etwas sehr ernst… Nico war und bleibt unser Gruppenchef. Er hatte mir das Tanzen beigebracht und gründete damals, vor fünf Jahren, unsere kleine Gruppe. Wir alle waren damals ein Nichts und kannten nicht mal annähernd die ganzen Stillrichtungen des Hip-Hops und somit brach eine schwere Zeit des Lernens an mit einem dirigiertem Zeitplan. Wir mussten das Hip-Hop-Tanzen fühlen lernen. Wir mussten alle Hip-Hop Stillrichtungen und deren individuelle Kombinationen drauf haben. Für mich war es immer am schwierigsten gewesen, das Kribbeln des Hip-Hops genau wie andere spüren zu können. Die ganze Vielfalt in meinen Körper eindringen zu lassen und alles vergessen zu können, aber das war genau deshalb so schwer, weil meine Mutter immer gegen das Hip-Hop-Tanzen war. Dies bekam ich seelisch und körperlich zu spüren. Auch wenn ich mir ständig einredete, es würde mir nichts ausmachen, nahmen mich ihre verachtungsvollen Blicke, die ganzen Beleidigungen, doch sehr mit. Ich konnte und wollte mich nicht währen. Dazu konnte ich keine Kraft mehr verschwenden, denn schließlich brauchte ich die noch… Ein innerer Kampf brach in mir aus, als ich an eine Ebene meiner Vergangenheit, meiner Mutter und mir, zurück dachte. Um diese vergebens zu verdrängen, schloss ich meine Augen und atmete ruhig ein und aus. Wenn ich jetzt wieder an all diese zahlreichen Geschehnisse zurückdachte, dann wäre mein restlicher Abend für mich gelaufen gewesen… „Das ist so geil, dass wir die Prämie gewonnen haben!“ „Alter, hast du das verdatterte Gesicht der ganzen Crew gesehen? Zum Schießen!“ „Die haben total rumgeschmollt, aber-“. „Aber irgendetwas beunruhigt doch Tenten, oder? Mir geht es auch so,“ unterbrach ich Tenten und beendete somit ihren Satz. Ihr Blick war zweideutig, aber mehr ins Unbehagliche gestimmt. Wir alle blieben in der Gasse stehen und es entstand eine unangenehme Stille. Keiner wusste mehr, was er sagen sollte. Ratlos ließ ich meinen Blick umherwandern und wünschte mir gleichzeitig, ich hätte meine inneren Zweifel durch das Bewegen meiner Lippen nicht offenbart. „Macht euch jetzt nur keine Panik“, sprach Neji ruhig und völlig gelassen aus. Er stand neben Tenten und in seinen cremefarbenen Augen stand so viel Ruhe, dass ich ihn darum hätte beneiden können. Aber ich konnte meine Gefühle genau so gut überspielen… „Was können die schon unternehmen? Hier auftauchen und uns eine Knarre an die Köpfe halten? Mit der Aufforderung, ´Gibt uns das Geld zurück oder ich blase euch allen die Köppe weg´?“, sagte Rike Grimassen ziehend. „Oh doch! Das können wir“. Plötzlich zuckte ich zusammen und die Umgebung erschien mir stickiger denn je zuvor. Ungewollt verkrampfte sich mein Herz zu einem Knoten. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und mir wurde abwechselnd warm und kalt. Mir kam es so vor, als ob kaltes Wasser meinen Rücken hinab gleiten würde. Mit einem mal, mich so voller Unbehagen und Angst stimmen ließ, dass sich meine Beine wie Pudding anfühlten und jeden Moment dahin schmelzen könnten. Neben mir regte sich etwas. Es war Nico und ich erkannte sofort, dass er seine innerliche Angst, mit seiner Coolness überspielen wollte, aber ich wusste genau, dass er etwas Falsches sagen würde. Etwas, dass uns alle in unser Verderben stürzten könnte. „Ach, leckt mich doch! Das ist UNSERE Kohle!“. Ich wusste es. Ich wusste es… Das schrille auflachen, der Crew ließ mich erkennen, in welcher misslingen Lage wir uns befanden und was ich unternehmen musste, damit es nicht eskalierte. Bevor sie auch nur einen Schritt näher kommen konnten, oder die Zeit dazu gehabt hätten, schrie ich. „Rennt Leute. Los!“ Ehe wir auch nur die geringste Chance dazu gehabt hätten, um unser Leben zu rennen, hörte ich auch schon einen scharfen Schuss an mir vorbei sausen. Mir schien es so, als ob die Zeit still stünde und mir einen primitiven, aber glaubwürdigen Streich zu spielen versuchte. Und es schien mir so real. So real, dass mir die Luft noch stickiger erschien, mir schier meine Kehle zuschnürte, mich das golden schimmernde Licht nicht mehr so wie vorher faszinierte und meine kleine heile Welt, von der ich immer dachte, sie würde nie mehr in tausend Sterben zerspringen, mich in eine Welt voller Schmerz, Angst und Trauer eintauchen ließ. Ich blieb einfach so in der Gasse, in der ich sie das erste mal Hip-Hop tanzen sah, stehen und fand den plötzlichen Gedanken, Hier würde ich sterben, so faszinierend, dass ich das Rufen der anderen ignorierte und auf die Kugel wartete. Die Kugel, die all dem Leid ein Ende setzen würde. Sie nahmen es doch tatsächlich in Kauf, einem Menschen, den man nie missen würde, dass Leben zu nehmen. Nur um an das Geld zu gelangen. Ich war es die sterben sollte, so glaubte ich, aber dies war auch nur ein Wunschdenken… Ich sackte in mich zusammen. Wie eine Mauer, dessen Zement viel einstecken musste, aber die darauf folgende Last nicht mehr tragen konnte. Tragen wollte. Ich spürte, wie mich Nico unter meinen Armen packte und auf die Beine zog und mit mir zu reden versuchte, aber ich wollte seine Stimme nicht mehr hören. Ich wollte gar nichts mehr hören und losweinen, aber es klappte nicht. Ich wollte niemanden hören, war denn das so schwer zu verstehen? „Sakura, Schau mich an!“. Ich wollte nicht. Nein… Er legte seine kalten, rauen Hände an meine Wangen und drehte mein Gesicht zu ihm um, sodass ich ihm in seine Augen blicken musste. „Schau mich an…“. Gezwungenermaßen musste ich nicken. „Neji wird sich um sie kümmern und du wirst nach Hause rennen. Nicht zurück schauen und einfach wegrennen!“, dabei schaute er mich so ernst, so mitfühlend an, als würde er verstehen was im Moment in mir vorging, dabei tat er es eigentlich nicht. Keiner tat es. Wegrennen… wieder davon rennen, so wie ich es immer tat. Vor meinen Problemen, die ich nicht haben wollte und immer zu ignorieren versuchte, einfach wegrennen, anstatt mich ihnen zu stellen und irgendetwas zu unternehmen. Ja, das Wegrennen konnte ich inzwischen sehr gut, beherrschte es perfekt und vollkommen… Die Kugel sauste damals an mein Ohr vorbei, streifte es und ließen mich einem vorahnenden Impuls folgend, umdrehen und vorher das schmerzvolle schreien Tentens hören… Ab dem Tage an, sollte es das letzte Mal sein, dass ich ihre Stimme hörte… °°° Der Regen fiel unaufhörlich aus einem Wolkenverhangenen Himmel, prasselte durch die Zweige und strömte die Gehwege entlang. In den Löchern im Asphalt, standen von Öl schillernde Pfützen und die Leute rannten mit gesenkten Köpfen unter einem Meer bunter Regenschirme geduckt nach Hause. So wie ich… Der Schock saß tief und die Unwissenheit, was mit Tenten hätte passieren können, ließ mich nicht los und haftete tiefgehend an meinem Leib. Warum hatte sie es getroffen und nicht mich, obwohl ich es mir in diesem einen Augenblick so sehr gewünscht hatte? Auch als sich die Tür hinter mir, mit einem leisen Klacken schloss, zitterte ich noch am ganzen Leibe. Nicht wegen der Nässe meiner Klamotten, dieser prickelnden Kälte in mir, nein… Meine Hand ballte sich zu einer Faust und meine Nägel bohrten sich tief in mein Fleisch hinein, aber dass ich diese körperlichen Schmerzen spürte, zeigte mir nur, dass ich noch am Leben war. Ein unwertvolles Leben führte. Wofür ich überhaupt noch zu leben hatte und leben sollte, nur weil es mir mein Schicksal so vorher prophezeite, musste ich mich ihm fügen. Dabei wollte ich es doch gar nicht und genauso wenig wollte ich, das Tentens Schicksaal so grausam enden musste. Ich wusste nicht einmal, ob ich es verkraften konnte, wenn sie tatsächlich von uns gegangen wäre. Ich… Das öffnen der Türe ließ mich aufschrecken und erneut packte mich eine Welle der Aufregung und ich konnte mein kontinuierliches Herzklopfen, welches im leichten Takt der aufprallenden Regentopfen übereinstimmte, nicht kontrollieren. Es wurde immer schneller und schlimmer. Langsam, betont versuchend ruhig zu atmen, drehte ich mich um und wünschte mir, ich wäre meiner Neugierde gar nicht nachgegangen und aus einem imaginären Fenster, hinaus ins Freie gesprungen. Nur ein einziges Wort, konnte meine Lage in diesem Moment beschreiben… beschissen. Ich fühlte mich beschissen. Sah auch genau so beschissen aus, wurde mit einem beschissenem Blick beglückt und verabscheute mein beschissenes Leben. Meine beschissene Schwäche und dem beschissenem Drang ,dem beschissenem Tanzen immer wieder zu folgen. Wie viel mal hatte ich das Wort beschissen erwähnt? Es war meine Mutter und sie beglückte mich erneut mit solch einem Blick, welchen ich nicht deuten konnte. Beschissen? Immer und immer wieder, sollte es so sein. Immer und immer wieder, sollte sich solch ein Zyklus in meinem Leben wiederholen… --- Aloaaa, meine lieben Leser. Voller Elan präsentiere ich euch das dritte chap>.< Ich hab´s noch tatsächlich geschafft, vor dem Neujahr e fertig zu schreiben! Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Tanzstellen und Gefühle gut definiert habe, aber was soll´s! Und entschuldigt mir diese bösen Wörter beim Battle Lied, aber sie ergeben eine Bedeutung für die FF. Wenn ihr wollt, dass ich sie zensiere, einfach sagen^^ Und sonst wünsche ich euch eine frohe Weihnacht! Schokonase:3 Kapitel 4: “wonderful, but they don´t let me feel it“ ----------------------------------------------------- Aloaaaa, meine wundervolle Leserschaft. Stolz und voller Tatendrang, präsentiere ich euch das vierte Kapitel von Freesytle:] Ein großer Dank geht hier bei an meine Beta Schockopueppchen, denn ohne sie wäre dieses ganze Kapitel ein einziges Desaster. Und nun, möchte ich mich auch bei euch bedanken, denn eure kommis bauen mich total auf! *euch alle lieb*. Ihr wisst gar nicht wie und das es beim letzen Chap so viele waren*gerührt ist*. Ich bin euch wirklich dankbar, dass ihr diese FF ließt T.T Und ein flü special!...wir gehen FG XD Ich hoffe dieses Kapitel ist perfekt für euch… Schokonase:^^ Kapitel 4 “wonderful, but they don´t let me feel it“ Nichts ist im Menschen, auch im scheinbar 'aufgeklärtesten', fester verwurzelt als der Glaube an irgendwelche Autoritäten. In diesem einzigen Moment, ihr Blick starr, unbekümmert auf meine Augen gerichtet, erschien es mir so, als ob diese gottverdammte Zeit still stünde und mir dadurch noch mehr Schmerzen zufügte. Schmerzen, der Ahnungslosigkeit, welch ein Verdacht in den Augen meiner Mutter herrschen könnte. Was ihr wohl durch den Kopf ging und welche Bilanz sie zwischen meinem durchnässten Aussehen, mit dem leichten Unbehagen, welches mir salopp auf der Stirn gestanden haben musste, ziehen würde. Ob es positiv oder negativ war, ließ ich hier außer Acht, denn ich war mir sicher, gleich würden die aller größten und buntesten Fetzen die je mein eindrucksvolles Leben beglücken durften, an meinem Kopf vorbeisausen. Scharf und gefährlich. Einerseits war da die kleine Freude in mir, die durch das Tanzen an meinem Leibe und an meiner Seele klebte, anderseits drohte diese Freude in binnen Sekunden auseinander zu brechen und mich erneut dieses Gefühl der plötzlich aufkommenden Erbärmlichkeit spüren zu lassen. Dieser kleine Zwiespalt, der Freude und der Erbärmlichkeit, verstärkt durch das lang anhaltende Denken meinerseits, geriet durch das Sprechen meiner Mutter in Vergessenheit und machte dafür einem viel größerem Problem Platz. Es lief mir eiskalt den Rücken herunter. So als ob ein Vulkan kurz vor seinem Ausbruch stünde und verehrende Folgen mit sich tragen würde. Mit all der brennenden Lava, so heiß wie die Sonne, so gefährlich wie Feuer, erhob sie ihre Stimme! „Wo in Gottes Namen hast du dich herumgetrieben?“, Ihre Stimme zeugte von purer Strenge und machte mir somit klar, dass sie eine Antwort erwartete. Jeder Satz, den ich ihr geben würde, war für einen Streit ausschlaggebend. Einen Streit, der den Rahmen sprengen würde und ein schreckliches Ende nehmen konnte. Ich presste meine Lippen aufeinander und konnte nicht verhindern, dass ich ihrem Blick nicht standhalten konnte. Wie Schokolade unter der aufkommenden Wärme zu schmelzen begann oder bei der Kälte erfror. Doch Beides schmerzte. Es schmerzte zu ahnen, dass sich hinter diesem Blick wahrscheinlich viel mehr als nur das Warten auf eine Antwort verbarg. Es schmerzte einfach voraussehen zu können, dass es vielleicht Hass war. Mein Blick glitt auf meine Füße und den ach so teuren Linoleumboden. Ich spürte das Erzittern ihres Körpers, dem Warten nicht mehr standhaltend und bewegte mich ein paar Schritte rückwärts. Die Wahrheit lag mir schon lange auf der Zunge, aber mein Geist wollte sie nicht aussprechen. Meine Mutter würde erneut die Stille brechen und ich sah keinen Grund, die Initiative selbst in die Hand zu nehmen, eben diese unausgesprochenen Worte in diesen Wänden widerhallen zu hören. Auf welche Art und Weiße sie die Stille brechen würde, wusste ich nicht. Wollte ich auch ganz und gar nicht wissen. Ihre Stöckelschuhe klackerten viel zu laut bei jedem ihrer Schritte. Das erste Geräusch; meine Mauer bröckelte. Der Zement verlor langsam an seiner Festigkeit. Das zweite Geräusch; mein Herz zerriss. Wie ein Blatt Papier. So rau und doch so zerbrechlich. Das dritte Geräusch; ich konnte nicht mehr. Meine Entschlossenheit schwand, wurde mir schlichtweg entrissen. Ich nahm wahr wie sie langsam auf mich zukam. Ich wollte fort. Fort von hier. Fort von ihr, weil ich voraussehen konnte, dass meine Stimme, und mein Mut, der mich an meinen Schultern unbarmherzig schüttelte, immer wieder in mir aufkam und mir eisern entgegen schrie, ich solle mich doch endlich gegen diese Skrupel wehren, im Stich lassen würden. Doch Gleichzeitig hasste ich mich dafür, dass ich es nicht konnte. Meine Gedanken und Gefühle, nicht nur einfach dachte, sondern laut aussprach. Sobald ich all meinen Mut zusammennahm, entriss ihn mir meine Mutter mit nur einem einzigen Blick wieder. Ich spürte diesen kleinen Stich in meinem Kopf. Ein Riss. ES riss. Es zerriss mich! Ich wurde hart an den Schultern gepackt und gegen die Toilettentür hinter mich gedrückt. Unbarmherzig. Zornig. Befehlend. Erneut mit diesem Blick beglückt werdend. Gegen meinen Willen. Ich konnte nichts mehr tun. Nichts, außer einen unbekümmerten Eindruck zu machen… und es klappte scheinbar, wie immer eigentlich. Ich spielte ihr nur ein fiktives, ja ein allzu nicht existierendes Spiel vor. Ich versuchte auszusehen, als ob all dies mir nichts anhaben könnte. Aber ich würde dieses Spiel bestimmt verlieren, sofern irgendeiner mitspielte. Doch… sie tat es einfach nicht. Ihr Zorn in ihren Augen, in ihrem Griff, vernebelten sie völlig. Ihre Sicht ebenfalls. Ließen sie erblinden. Ließen sie die Kontrolle über sich verlieren. Ihre verdammte Kontrolle, die sie ständig verlor! „Du warst tanzen, hu? Wieder in diesem schäbigen Club, he?!“ Es war mehr eine Feststellung als nur eine gewöhnliche Frage gewesen und dass es nur eine Feststellung war, wurde durch das heiße Glühen an meiner linken Wange nur noch mehr vertreten. Sie hatte mich wieder geschlagen, doch fragte ich mich - so wie ich mich immer fragte - wieso tat sie es? Sie konnte mich nicht mehr bändigen und im Zaum halten. Ich sollte das Tanzen aufgeben, da ich kein Profit damit machen konnte. Oder damit aufhören, mit meinen niveaulosen Freunden rumhängen. Innerlich musste ich auflachen. Es würde doch eh nichts bringen, wenn sie es immer und immer wieder tat. So wie ich immer und immer wieder tanzte. Immer und immer wieder mich mit meinen Freunden traf. Heimlich, sodass sie rein gar nichts mitbekommen könnte. Ich wusste nicht mehr, ob ich vor Spott nur noch so triefte oder mich ihre Worte mit den einzelnen Gesten verletzten. Wieso ich so ausdruckslos darüber nachdachte und diese ungeheuren, mir fremden Gedanken so negativ erschienen. Plötzlich packte sie mich an den Haaren und zog mich runter. Es schmerzte so sehr. Es war nicht dieser körperliche Schmerz, der sich in meinem inneren ausbreiten wollte. Nein. Es war dieser seelische Schmerz, so als ob jemand dein Herz in seinen Händen hielt, es immer und immer wieder knetete. Es auseinander zog und wieder zusammen fügte. In tausend Stücke zerriss und ohne Reue, Mitleid drauf herumtrat. Mit der Schuhsohle zerdrückte. Zerquetschte. Immer und immer wieder. Quälend langsam. Aber bei mir fand das nicht nur einmal statt. Es wurde immer und immer wieder zerrissen. Immer und immer wieder. Immer… eigentlich. Immer… „Du hältst dich nie an meine Regeln! Du ignorierst mich konsequent und du bist eine undankbare Tochter! Ich verachte dich aus tiefstem Herzen, Sakura!“ Schon dass sie ihrer eigenen Tochter, Blutsverbundenen, das sagen konnte, dass diese Wörter voller Zorn ihre rot bemalten Lippen verließen, mich aus solchen läppischen Gründen zu verachten, war erschreckend und unmenschlich. Es kam oft vor, dass sie es tat und genau so oft kam es vor, dass es sich wie eine schallende Ohrfeige auf meiner Haut anfühlte. „Du hast mein Vertrauen missbraucht. Ich hatte es dir verboten. Dir verboten zu TANZEN!“ Worte, die das Fass zum überlaufen brachten. Schwere, verletzend Worte… Sie schrie. Sie schrie mich von oben herab an und ich lag einfach nur da. So wie ein vergessenes Staubkorn, welches durch einen Windhauch leicht in die Ferne getrieben werden konnte. Sie schrie einfach, obwohl es nichts zum Aufregen gab. Nichts, worüber sie sich ernsthafte Gedanken machen und die perfekt lackierten Fingernägel, zur Faust ballend, in ihr Fleisch hineinbohren musste. Nichts, wofür sie mich erneut mit diesem undankbarem Blick beglücken musste. Nichts. NICHTS. NICHTS!!! „Das wird Konsequenzen für dich haben. Warte nur ab, warte nur ab…“, flüsterte sie mir noch sachte ins Ohr und verschwand endlich aus meinem Umfeld. Ließ mich hier auf dem Boden liegen, zusammengekrümmt mit wässrigen Augen und klopfendem Herzen. Die Verletzlichkeit und Trauer ebbte sofort von meiner Seele ab, machte aber dafür Wut und Leere Platz. Die Leere schaufelte sich einen tiefen Platz in meinem Herzen frei. Ließ mich aufstehen und zu meinem Zimmer schwanken. Die Wut befand sich noch immer in meinen Adern, genauer genommen in meinem Blut. Wollte einfach nur raus. Raus aus meinem Körper. Mir befehlend, alles was sich in meinem Zimmer befand, auseinander zu nehmen, doch ich unterdrückte diesen Impuls. Ich war ja vernünftig. Meine Augen waren noch immer wässrig, doch hatte sich keine einzelne Träne getraut, an meinen Wangen hinab zu gleiten, nur um gesehen zu werden. Keine einzige Träne, die meinen Schmerz widerspiegeln würde. Ich sah alles nur noch verschwommen, sowie es mir mein Leben für mich vorgesehen hatte. Verschwommen. Ja, vielleicht konnte man mein Leben mit solch einem Wort am besten beschreiben. Verschwommen. Es trug vielerlei Perspektiven mit sich. Man konnte es so oder so verstehen. Es war so facettenreich, dass es manch einen vielleicht stutzig werden ließ, sofern er zu engstirnig war, um eben jenen Facettenreichtum zu sehen. Doch der derjenige, der dieses verschwommene Leben tagein, tagaus durchmachen musste, spürte all die Qual auf seinem Körper prickeln. Brennen. So wie Säure. Harmloses Aussehen, aber schwere Schäden hinterlassend. Verschwommen... Beim Tanzen beschrieb es einen wohltuenden Akt. Es durchflutete meinen Körper wie ein Ozean, der seine ganze Kraft dazu aufbringen konnte, ein Land unter Wasser zu setzen. Natürlich gab es auch eine dunkle Seite dieser Verschwommenheit. Negativ. Sobald ich meine Mutter sah, trat diese Seite auf. Schnürte mir meinen Lebensmut und die Willenskraft ab, sodass ich manchmal förmlich nach Luft röchelte. Bettelnd, dass mir irgendeine Hand diese Kraft zurückgeben sollte. Wie ein Fisch, der aus seinem naturellem Umfeld vertrieben wurde, nur um dann eine neue Landschaft zu erkunden. Ein Gebiet, in dem man er nichts verloren hatte… So wie ich? Mein Vorhaben, dass flauschige Bett zu erreichen, wurde durch das plötzliche Zusammensacken meiner Knie unterbrochen, aber ich konnte meine Hände noch auf der Fensterbank abstützen. Sie stellte eine Stütze in meinem lichtlosen Leben dar. Halt gebend. Sie tauchte nur dann auf, wenn sich mein Körper am meisten nach ihr sehnte. Ohne nachzudenken öffnete ich die Fenster und die kalte Abendluft streichelte sachte über mein Gesicht, ließ mich meine Augen schließen und den Psycho-Terror meiner Mutter nur belächeln. Wenn ich vergessen wollte, reichte nur ein Blick gen Himmel aus. Die Sterne boten mir meistens andere Gedanken an. Einladend und nie abschreckend. Jedes Mal griff ich nach ihnen, in der Hoffnung auch diese Nacht und all die anderen Nächte ebenso vergessen zu können. Das Leid. Tenten. Tanzen. Eine kalte Träne… oh Mutter. Ich presste meine Lippen aufeinander, nur um diesen Schmerzensschrei abzudämpfen. Die Sterne würden eh alles wieder wett machen. Alles, doch am nächsten Tag würde all das Leid wieder von vorn beginnen. Und dies sollte sich auch alle darauf folgenden Nächte wiederholen. In klaren, schmerzenden Abständen… °°° Die schrille Stimme meiner Mutter animierte mich dazu die Augen zu öffnen und direkt in ihre zu starren. Mit gebeugtem Oberkörper sah sie auf mich herab und schien mich zu mustern. „Du siehst ja schrecklich aus. Geh dich fertig machen. Dein Vater und ich haben etwas mit dir zu bereden“, verkündete sie flüsternd mit einem drohendem Unterton in ihrer Stimme, den ich nicht zu deuten wusste. Es beruhigte mich zwar auf eine mir unerklärliche Weise zu wissen, dass sie den Vorfall von gestern Abend in die unterste Schublade ihres Bewusstsein gesteckt hatte, doch die letzen Worte die sie mir geschenkt hatte, füllte mein inneres mit einem leichtem Unbehagen. Unbehagen, das stark an meinem Körper nagte, als ich das Bad betrat und meine Hände am Waschbecken abstützend in den Spiegel sah. Vielleicht wäre ein anderer an meiner Stelle vom Spiegel zurückgeschreckt, aber mittlerweile gehörte es zu meinem Alltag, meine nicht vorhandene Schönheit am Morgen zu bewundern. Ich fing an zu grinsen und wusch mir das Gesicht. Falls sie tatsächlich den Vorfall vergessen hatte, wieso also redete ich mir ständig negative Dinge ein? Es gab keinen Grund traurig zu sein, dachte ich neutral, als ich mein langes, rosa Haar durchkämmte; durch diese vielen, wirren Knoten, die meine Nerven strapazierten und doch tat ich es immer wieder. Bis sie sich schließlich lösten und mein Haar wieder seidigglatt war. Ich schlüpfte in meine bequeme, weite Baggy-Jeans und zog ein graues Sweatshirt drüber. Wenn meine Mutter tatsächlich den Mut aufbringen konnte, alles zu verdrängen, musste ich doch längst im Stande sein, dieses Talent genauso gut wie sie zu beherrschen! Schließlich spielte nicht sie die Rolle des Opfers in diesem Haushalt. Sondern ich. Sakura Haruno. Ich warf noch einen letzen Blick auf meinen Wecker, der 6.45 Uhr anzeigte und machte mich mit schlurfenden Schritten auf den Weg ins Wohnzimmer. Der Geruch von frischen Brötchen stieg mir dieses Mal nicht in die Nase. Ich hörte das Klirren des Bestecks nicht und genauso wenig hörte ich das pikierte Tadeln meiner Mutter, wenn mein Vater seinen Tee verschüttet hatte. Ratlos blieb ich auf der Türschwelle stehen und besah mir meine Eltern, die wortlos am Tisch saßen. Mein Vater mit einem Lächeln im faltigen Gesicht. So warm, wie eine Pastete in kalten Wintertagen und meine Mutter, mit einem harten Gesichtsausdruck. Ich leckte mir über die mittlerweile trockenen Lippen, als sie mich stumm aufforderten irgendetwas zu sagen: „Was ist denn los?“ Meine Mutter räusperte sich und warf einen viel sagenden Blick zu meinem Vater. Dieser schien aber äußerst nervös zu wirken, doch er fing mit seiner Rede an. „Sakura… deine Mutter und ich haben beschlossen, dass du dein Abitur bei deiner Tante in Bochum absolvieren wirst. Nebenbei könntest du ihr in der Apotheke helfen, sie brauchen paar Boten. Nur für ein Jahr und es wird dir bestimmt gut tun, nachdem was in der Schule passiert ist...“ Starr schaute ich ihn an. Mein Mund stand sperrangelweitoffen, die einzelnen Finger meiner Hände verkrampft und ständig tat ich den Mund auf und zu, während ich nach den passenden Worten suchte. Nach den Worten und meinen Bedürfnissen danach, wieso. Wieso? Wieso brachten sie plötzlich eine derart absurde Idee ans Tageslicht, die sich so gar nicht mit meinem Innern anfreunden wollte? Ein Glucksen ertönte aus meinem Mund. Noch einer und noch einer, bis ich anfing zu lachen. Ich lachte und lachte. Vor Schmerz hielt ich mir meinen Bauch und spürte schon, wie sich Lachtränen in meinen Augenwinkeln bildeten. Das war doch bestimmt ein verruchter Scherz am Morgen, weil sie bestimmt dachten, sie könnten mich mal eben schnell reinlegen. Es konnte einfach nicht der verdammten Wahrheit entsprechen!! Was machten mir schon meine verdammten Probleme in der verdammten Schule? Es waren keine schwerwiegenden, deprimierenden Probleme, die durch das Verschwinden meiner Person gelöst werden konnten. „Soll… soll ich euch diesen Mist wirklich abkaufen? Ich meine… Das ist doch total dumm! Das erste Halbjahr hat gerade erst begonnen und am Ende des nächsten hab ich eh mein Abi. Wenn ich jetzt die Schule wechsel‚ zieht das nur meinen Notenschnitt runter. Außerdem sind meine ganzen Freunde hier. Ihr wollt mich doch nur verarschen. Ihr-“ Ich hatte gar nicht die Chance gehabt meinen verzweifelten Satz zu Ende auszusprechen, als auch schon die amüsierte Stimme meiner Mutter in meinen Ohren widerhallte und ich mir herbeiwünschte, sie solle für ewig die Kunst des Sprechens verlernt haben und auf ewig schweigen. So wie eine tote, dumme hässlige Maus. „Nein, meine Liebe, das meinen wir bitterernst. Du WIRST dein Abitur bei deiner Tante fortführen. Für ein Jahr von hier verschwinden. Eine andere Stadt wird dir gut tun. Außerdem wirst du deine Freunde und… Ach Quatsch! Niemand wird dich hier vermissen!“, sagte sie ausgelassen, heiter und fröhlich. Ihre Augen glitzerten und mir wurde mit einem Schlag ins Gesicht bewusst, wie verdammt ernst sie es meinten. „Das wird Konsequenzen für dich haben. Warte nur ab, warte nur ab…“. Ich weitete meine Augen und blickte die Wanduhr vor mir an. Sieben Uhr. Siebenmal ertönte der Gong und mit jedem weiteren beförderte es mir einen tieferen Schlag in meine Magengegend. Alles in mir zog sich schmerzhaft zusammen, wurde verknotet, geflochten und erneut langsam auseinander gerissen. Meine Mutter steckte hinter alledem. Es war ihre Idee gewesen, nur damit ich nicht mehr tanzen konnte. Sie tolerierte mein Hobby nicht, mein Vater hingegen schon. Das erklärte auch grundsätzlich wieso sie diese Entscheidung ohne mich gefällt hatten. Ohne mich auch nur einmal angehört zu haben, damit ich ihnen sagen konnte, wie ich über diese Tatsache, dass ich in wenigen Tagen verschwinden sollte, dachte. Fühlte. Mein Blick wanderte aus dem Fenster, hinaus zu dem Regen, dessen einzelne Tropfen mich auf andere Gedanken zu bringen versuchten, letztendlich doch daran scheiterten. Die Erkenntnis, meine Freunde erneut durch meine Mutter enttäuschen zu müssen, brannte sich tief in meinem Mark ein. Für immer würde diese Erkenntnis dort eingraviert bleiben und jedes Mal, wenn es mir schlecht ging, auftauchen und mich noch mehr leiden lassen. Meine Wut und der Hass, die sich beide nur gegen meine Mutter richteten, trafen mich in Sekundenschnelle. Wie ein Blitz, welcher sich ein Zielobjekt vorher ausgesucht hatte und mit diesem einen Schlag zu überwältigen versuchte. Ich wusste nicht was genau es war, das sich in meinen Körper ausbreitete, aber letztendlich einen großen Bogen um mein verletzliches Herz machte. Ich wusste, wenn es mein Herz erreicht hätte, wäre die Sache für mich gelaufen gewesen. Endgültig. Ich kniff meine Augen zusammen, um den Versuch, einfach drauflos zu weinen, zu unterdrücken. Mit dem Schmerz und der Trauer, die meine Augen füllten, schaute ich in die Augen meiner Mutter und sah etwas vollkommen anderes in ihnen. In diesen Augen tanzte die vollste Genugtuung und Hass auf, wie ich es mir niemals zu erträumen gewagt hätte. Sie gewährte mir Einblick in ihre Vorstellungen und meinte es verdammt ernst. Ich hatte keine Chance mehr. Das hatte ich doch nie. Irgendwie schaffte sie es doch immer ihre verdammten Prioritäten durchzusetzen, jeden in ihren beschissenen Bann zu ziehen, sodass man eine undefinierbare Angst verspürte, sich gegen sie zu wenden und genau das frustrierte mich ungemein tief. Schmerzlich frustriert… ich war sogar so erbärmlich, meine Eltern nicht anzuschreien, keinen einzigen Versuch zu starten, sie von ihrem Entschluss abzubringen. Stattdessen drehte ich mich einfach um. Würde wieder vor meinen Problemen wegrennen, anstatt irgendetwas zu unternehmen. Irgendetwas Hilfreiches… Ich rannte plötzlich so schnell wie ich konnte zur Tür, riss sie auf, ignorierte das pikierte Aufschreien meiner Mutter und schmiss sie hart ins Schloss. Ich rannte die Treppen hinunter, raus aus diesem Haus, in dem meine Eltern und die schlechten Erinnerungen wohnten. Rannte in den strömenden Regen, mit dieser eisigen Kälte, ohne Jacke und ohne eine geringste Ahnung zu haben, wie lange ich rennen würde. Wie lange ich rennen würde, um all diesen angestauten Schmerz und der tiefen Wut zu entkommen, ohne dabei zu wissen, wohin mich mein Weg führen sollte? Aber eins wusste ich. Wenn ich es nicht schaffte, die tiefe Wut und den Schmerz aus meinem Körper zu entfernen, würde ich explodieren. Der Himmel war wolkenverhangen und die Straßenlaternen beschienen die Stadt. Keine Menschenseele befand sich auf den Straßen. Es war angenehm ruhig. Nur hörte ich ab und zu das Pfeifen des Windes an meinem Ohr vorbei sausen. Ich rannte die Gehwege entlang. Die völlige Ruhe, die Morgens immer in unseren Straßen herrschte, schien meine Wut nur noch schlimmer zu machen, denn ich fing einfach an, hemmungslos drauflos zu weinen. Die Tränen rannen mir einfach nur so übers Gesicht. Heiß und verletzend. Anstatt das sie meinen Schmerz linderten, erzeugten sie nur noch mehr Hass auf meiner selbst. Ich korrigiere, auf mein erbärmliches Erscheinungsbild. Ich fragte mich, ob ich die einzige Person auf Erden war, welche in einer abstrakten Welt mit genauso abstrakten Person in einem falschen Leben und in einem genauso falschen Haus lebte. Ohne jemals gefragt worden zu sein, wie es einem in diesem komischen Leben ging. Erbärmlich. Freudlos lachte ich auf und wischte mir mit meinen Ärmeln über das Gesicht, was sich natürlich als total unlogisch darstellte, da der Regen mich wie ein Ozean es tun würde durchnässte und geradezu überschwemmte. Meine Haare, meine Klamotten und nicht zu letzt, ICH, fühlte mich kalt. Bäume, die meisten mit frischem Schnee überzogen, Büsche, die die Nachbarshäuser, die neugierige Blicke fernhalten sollten, von anderen Häusern abgrenzten, der unaufhörlich prasselnde Regen, der alle Menschen auf den überfüllten Straßen Berlins heute Nachmittag beglücken würde und der all den frischen Schnee auswusch und Pfützen unter meinen Füßen bildete, all dies nahm ich nur noch am Rande meines Bewusstseins wahr. Ich konzentrierte mich nur noch aufs Rennen und meine Füße. Ich wusste nicht, wie lange ich rannte, wohin ich rannte, was ich genau tun würde, wie lange ich auf die Pfützen unter meinen Füßen blickte, wievielmal die Pfützen durch mein Auftreten in abertausende von Wasserkristallen zerplatschen und das Abbild meiner selbst ebenfalls in abertausende von Wasserkristallen brachen. Nein, in diesem Moment war mein Kopf wie leergefegt, um die Wut mit der Verzweiflung durch mein vernünftiges Denken zu unterbinden, zu lindern, damit endlich dieser unerträgliche Schmerz des Unverständnisses, das mir alle entgegenbrachten, aufhörte. Mich für immer in Ruhe ließ. Meine Beine glitten nur so über den feuchten Boden, mein Herz hämmerte wie ein Presslufthammer gegen meinen Brustkorb und mein heißer Atem kollidierte in der Luft zu Dunst, welcher schon verschwand, bevor man ihn richtig sehen konnte. Ich rutschte fast auf dem feuchten Boden aus, doch hielt ich mich an einer Straßenlaterne fest, nahm viel Schwung, beförderte wieder meinen Körper aufrecht und überquerte rennend einen Zebrastreifen. Ich konnte mein Spiegelbild auf dem feuchten Boden sehen. Nahm das Scheinwerferlicht eines Autos nur unschwer war, welches auf mich zugerast kam. Das Hupen, das immer und immer wieder ertönte. Hup. Hup, hup. HUP! Wie ein festgewachsener Baum, dessen Wurzeln sich in den Boden klammerten, sich förmlich einnisteten, blieb ich mitten auf der Straße stehen und wandte meinen Kopf in die Richtung, aus der das Hupen kam. Ich wusste nicht, ob ich einen flehenden Gesichtsausdruck bekommen haben musste, oder ob ich nur die Tatsache wegblinzeln wollte, erneut dieses Stadium der Erbärmlichkeit und Schwäche erreicht haben zu müssen, doch blieb ich immer noch stehen. Welch großer Verdienst, dachte ich ruhig und mir schien es so, als ob ich mir das Auto und den befreienden Aufprall auf dem Boden förmlich herbeisehnte. Herbeisehnte überfahren zu werden und obwohl ich die Chance dazu gehabt hätte, meine Beine in die Hand zu nehmen und schnell von der Straße wegzurennen, blieb ich einfach stehen und wartete. Mein Herz klopfte nicht mehr so stark, so aufgeregt war ich nicht. Meine Hände fielen schlaff an meinen Seiten herab und ich hielt meinen Kopf gesenkt. Betrachtete meine abgetragenen Chucks, dessen einzelne Risse mich faszinierten und ich zu zählen begann. Zählte ich die Risse ab, oder startete ich den Countdown für meinen Tod? In meinen Gedanken kreiste dieses allzu bekannte Klischee herum. Man sagte doch, vor dem unvermeidlichen Tod sähe man alle glücklichen Momente seines Lebens wie einen Film im Schnelldurchlauf, vor seinem inneren Auge abspielen, doch wieso trat dies nicht bei mir auf? Hatte ich etwa keine… wirklich glücklichen Momente in MEINEM Leben? Enttäuschung breitete sich in meinem Inneren aus. Viel zu schnell. Nur zu schade, dass das Auto langsam zum Stehen kam. Das Quietschen der Reifen betäubte meine Ohren. Mein logisches Denkvermögen, auf der Stelle abzuhauen, um dem darauf folgendem Ärger zu entgehen, ließ mich mal wieder im Stich. Ich seufzte und das Beben meiner Muskeln, all diese unerträgliche Wut, ließ langsam ab. Ich hatte schmerzlichst versucht meine Emotionen zu verdrängen, wollte, dass sie sich meiner Vernunft hingaben und einfach verschwinden würden, doch dieser Beinahe-Unfall machte alles wieder wett. Mit einem einzigen Schlag. Sehr hart und lang anhaltend. Mich wunderte es, dass mein Schicksal mich so bitter hasste, da ich ja scheinbar vom Pech verfolgt wurde. Schon zweimal hätte ich die Chance dazu gehabt, zu sterben, all den Problemen entkommen zu können. Verdrängend, ob im Himmel oder der Hölle, oder ob es sie jemals gegeben hat. Doch so sehr ich es mir wünschte, so stark ich auch daran dachte, wurde mein Schicksal auf der Stelle umgeschrieben. Eine andere Seite aufgeschlagen und neu beschrieben. Nicht zu meinen Gunsten. Leider. Ich wusste, dass mich die zwei Personen die sicher gleich aus dem Auto ausstiegen, anschreien würden, ich wäre ein dummes, blindes Gör. Nun ja, das Blind traf auf vielerlei unterschwellige Dinge zu… Seufzend wandte ich mich um und wollte ihnen die Sache erklären, doch mein Herz setzte aus, als ich in diese zwei einzigartigen Schwarzen Augen sah… Und an diesem Regenüberströmten Tag, begriff ich was die Sage “Eine Illusion“, darstellte. Was dieses Wort uns zu erklären versuchte und wieso eine Illusion sich in Rauch auflösen konnte. --- Kommentare-Meinungen-Kritik sind erwünscht:3 Vielleicht hab ihr Lust bei meinem ersten Monster OS “Magical Dress“ vorbeizuschauen?;] Kapitel 5: “The broken dreams…“ ------------------------------- Ein großes HALLO an meine liebe Leserschaft:] Mit einem neuen Kapitel von Freesytle melde ich mich zu Wort und wünsche euch viel Spaß^.^ Info: Der erste kursiv geschriebene Teil, ist aus Hinatas Sicht und das andere nur eine Erinnerung von Sakura;s Schokonase:3 Kapitel 5 “The broken dreams…“ Erstaunlich, daß der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist. Manchmal fragte ich mich, ob ich eine hoffnungslose Schachfigur eines mit Kitsch übersäten Romans wäre. An einigen Tagen, voller Dramatik, erschien mir der bloße Gedanke danach so abstrus und so kindlich, dass ich diesen Gedanken genau so schnell wie er gekommen war, beiseite drängen konnte. Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, wieso meine Gedanken zur Melodramatik übergingen, als ich mit großer Enttäuschung feststellen musste, dass diese Schwarzen Augen, umrahmt von diesem dichten Schwarzen Haar -eindeutig - nicht der maskierte Tänzer an jenem Abend war. Dieses Exemplar hier, war zwei Köpfe größer als ich und trug einen extravaganten schwarzen Anzug. Voller Beschämen musste ich realisieren, dass die Körpersprache dieses Mannes – jedenfalls sah er so alt aus - jeden einschüchtern lassen konnte. In diesem Moment kam ich mir so mickrig und klein vor, so wie eine Maus. Ich wusste nicht einmal ob ich unsicher aussah, aber sein Verhalten verwirrte mich zunehmend, denn er sah so unbekümmert von der ganzen Sache aus, als wäre so ein Unfall noch nie zuvor passiert. Ein anderer würde jedenfalls so weiß wie eine Wand aussehen. Wenn er ein paar Sekunden vorher nicht gebremst hätte und mich zu einem Häufchen Apfelmus gefahren hätte, wüsste ich ganz gewiss nicht, ob diese Härte auf seinem reinen Gesicht purem Entsetzten Platz gemacht hätte. Jedenfalls sah es nicht so aus, als ob sich seine Mimik verändern würde, denn als ich seine überraschender Weise angenehme Stimme in meinen Ohren wahrnehmen konnte, blendete ich das Plätschern des Regens aus. „Ich hoffe Dir ist nichts passiert“, sagte er sorgevoll und schaute mir eindringlich in die Augen. Er musterte mich von Kopf bis Fuß auf der Suche nach Verletzungen. Wahrscheinlich dachte er, ich würde ihn später aufgrund irgendwelcher Körperverletzungen anzeigen und wolle nachher die große Kohle einkassieren… Ich wollte meinen Mund öffnen um irgendetwas zu sagen, aber ich wusste nicht, welche Informationen genau meine Lippen verlassen würden, oder wie sich meine Stimme anhören würde. Auf einer Hinsicht nach, war ich immer noch tief traurig über die Tatsache, dass ich in ein paar Tagen verschwinden sollte und das Verhalten meiner Mutter einem guten Krimibuch glich. Ein ungelöster Fall eben. Doch um diese Melodramatischen Gedanken beiseite zu schieben, fing ich plötzlich an, über den Klang meiner Stimme nachzudenken. Brüchig oder weinerlich? Ich wollte nicht auf Fremde den Eindruck von einem weinerlichen Kind machen oder ihm unterschwellig mitteilen, dass mich dieser Beinahe-Unfall erschreckt hätte. Wieso denn auch? Der Gedanke an einen Unfall war verlockend und wohltuend für meine Seele, aber wenn ich dieses Hirngespinst laut aussprechen würde, so würden meine Umstehenden daran denken, mich in die Klapse einzuweisen. „Nein… nein, mir ist nichts… passiert“, wie von selbst hatte sich meine Stimme erhoben und klang meines Erachtens nach völlig fremd. Nicht nach mir. So herzlos, dass es mich selbst schockierte, aber einerseits freute ich mich darüber. Meine Stimme wirkte keineswegs schwach und das wäre das aller letzte gewesen. Seine Hände befanden sich vorher in seinen Hosentaschen, doch jetzt schob er sie langsam raus und platzierte sie auf meinen Schultern. Sein eindringlicher Blick verwirrte mich zunehmend. „Hör mal, du brauchst keine Angst zu haben, wenn dir etwas wehtut. Du kannst es mir ruhig sagen und ich fahre dich zum Krankenhaus.“ Aufgrund dieser Aussage fühlte ich eine tiefe Flamme der Wut in mir aufkeimen. Wieso dachten meine Umstehenden stets, mit mir wäre etwas nicht in Ordnung? Und wieso mussten sie mich dann wie ein kleines Baby behandeln? Ich wollte nicht, dass sich andere Gedanken über mich machten oder sich ihre unzähligen Sorgen in Mitleid mir gegenüber verwandelten. Was machte ich bloß falsch? Welchen Eindruck machte ich bloß auf meine Umstehenden? Wirkte ich auf sie wirklich nur so schwach und weinerlich? „Nein, mit mir ist alles in Ordnung! Ich… ich war nur ein bisschen verwirrt, mehr nichts!“ Nachdem ich diesen Satz ausgesprochen hatte, hoffte ich inständig, dass meine Stimme einen abweisenden Ton angenommen hatte. „Dir fehlt auch wirklich nichts?“ Ich wollte nicht, dass man mich ständig nach meinem Wohlbefinden fragte! Wenn ich diese Frage ehrlich beantwortet hätte, wären eine Menge geheuchelter Gefühle auf mich zu gekommen und so was konnte ich nicht ausstehen. Ich war inzwischen stark genug, um mit Kritik und ehrlicher Meinung klarzukommen. Wie sooft in den letzten Tagen hatte ich nicht einmal die geringste Ahnung, ob ich wollte, dass man von meinen Problemen erfuhr, ohne jeglichen Hintergedanken zu hegen, man würde mein Vertrauen missbrauchen oder vielleicht doch Mitleid empfinden. Beides war schwach. Ich musste alleine mit meinen Problemen klar kommen. So wie immer… „Nein, nein, Sie können ruhig weiterfahren“, sagte ich ausweichend. Schließlich löste er seine Hände von meinen Schultern, doch er ging nicht fort. „Du kannst mich ruhig duzen. So alt bin ich noch nicht“, sagte er lächelnd und strich sich einige Haarsträhnen hinters Ohr. Mir fiel erst jetzt auf, dass er langes Haar besaß und sie zu einem Zopf band. „Also, wenn was ist, ruf mich an!“, dabei drückte er mir eine Visitenkarte in die Hand und lief zum Auto. Dank mir wurde er klitschnass, doch gleichzeitig war dies die Rache für seine schmerzenden Fragen. Wahrscheinlich wusste er nicht, welche Wirkung sie auf mich hatten. Wie Gift. „Luigi! Ich fahre, ihr ist nichts passiert!!“, rief er noch. Also müsste sich im Auto noch eine weitere Person befinden und der Name Luigi hörte sich nach einem Italienischen an… deswegen das gute Aussehen. Mit müden Schritten entfernte ich mich vom Zebrastreifen und stand nun am Rande des Gehweges. Mit quietschenden Reifen fuhren sie davon und zum Abschied hupte er noch ein, zweimal, doch ich winkte nicht zurück. Ich hoffte inständig, dass uns das Schicksal nicht zusammenführte. Ohne die Visitenkarte eines Blickes zu würdigen, stopfte ich diese in meine Hosentasche und machte mich zum Gehen bereit. Ich musste zum Club und meinen Freunden die schmerzhafte Neuigkeit mitteilen, dabei schien mir es so, dass mich beim bloßen Gedanken daran, ein Wind heimsuchte und all meine Gefühle so wie beim Lotto mit anderen vermischte. Es verwirrte mich schlichtweg. Ich wusste nicht einmal, ob ich traurig oder wütend war. Ich wusste nicht einmal was Tenten genau widerfahren war. Was wäre wenn sie… Dieses Wort, so vergänglich und so alltäglich. So unentbehrlich, da es mittlerweile zum Alltag gehörte, von diesem Wort Gebrauch zu machen. Überall, vielleicht selbst in dieser Sekunde, kam ein Mensch um. Das Leben wich aus seinen Augen und machte stattdessen für gähnende Leere platz. Eine Leere, die das vollste Alleinsein definierte. Wenn das meiner Freundin widerfahren war, was würde aus uns werden? Was würde aus mir werden? Sie war immer die einzige gewesen, die mich verstand und keine sinnlosen Fragen bezüglich meines Wohlbefindens stellte, weil sie durch einen einzigen Blick erahnen konnte, schier durch mich hindurch sehen konnte, wie es mir in den letzten Tagen wohl ergangen war. Plötzlich erschien mir der Gedanke, dass ich ohne sie womöglich nicht klarkäme, so egoistisch wie noch nie zuvor. Wieso dachte ich an die Zukunft, wie es ohne sie wohl zu aussehen vermochte? Wieso dachte ich ständig an mich und bemitleidete mich? Wieso dachte ich stattdessen nicht über das Hier und Jetzt nach? Wieso wünschte ich mir einfach nicht, dass sie lebte? Ich seufzte und sah keinen Grund mehr, meine wirren Haare zu ordnen, da diese Dank des wundervollen Regens erneut auseinander zu brechen drohten. Trotz meines sinnlosen Denkens und vielleicht der Angst, dass mich meine Freunde doch nicht verstehen könnten, mit der Entscheidung meiner Mutter nicht klar kämen, gar mein Verschwinden befürworteten, musste ich in den Club, um sie darüber in Kenntnis zu setzten. Ich würde so lange warten bis sie kämen und ich würde so lange reden bis sie verstehen würden. Auch wenn ich vielleicht die Unterstützung von Tenten nicht bekam, würde ich den verdammten Mut aufbringen und ihnen alles erzählen. Ohne jeglichen Hintergedanken. Ohne bemitleidet zu werden. Ohne schwach zu wirken. Was wäre wenn, ich genauer in das Auto geschaut hätte, um zu sehen wer Luigi war? Was wäre wenn… diese Frage fing ich mir an öfters zu stellen. Es wurde beinahe Alltag… °°° Sanfte Musik erfüllte den Raum und jedes einzelne Geräusch, zart, wohltuend und vor allem beruhigend, drang in ihre Ohren ein. Eine so melodische zarte Musik, so als ob sie jeden Millimeter deines angespanntes Körpers hinauf kroch, jedes feine Härchen vibrieren ließ und sich schließlich bis zu deiner Seele hoch kämpfte. Dein klares Denkvermögen wegstieß und damit einem viel schöneren Gefühl Platz machte. Einem Gefühl, so undefinierbar einzigartig. Einem Gefühl, dem du deine Seele verkaufen würdest. Einem Gefühl, wie eine Droge, die all deine Sinne betäubte und dich abhängig von dieser werden ließ. Doch manchmal fragte sich Hinata Hyuuga, die mehr Schein als Sein war, warum sie dieses eine Gefühl so brauchte. Lag es vielleicht daran, dass das Wort ihres Vaters Gesetz war oder vielleicht daran, dass sich ihre Seele gnadenlos danach sehnte? Sie knickste das Bein leicht zur Seite, holte tief Luft und machte eine Pirouette. So schnell, dass das Auge gar nicht mehr hätte mitkommen können. So graziös, wie eine wohlerzogene Dame. So perfekt wie eine Hinata eben es je sein würde. Doch seit mehren Tagen, so kam es ihr vor, fühlte sie sich so bedrängt. So verzweifelt, dass sie sich manchmal vorstellen konnte, sie stünde vor einer einsamen Kluft. Am Rande ihrer Kräfte und so verklemmt, wie ein wirrer Haarknoten. Der Wind würde dann hinter ihrem Rücken auflauern, nur um sich in vollem Maße ausbreiten zu können und in einem Moment ihrer Verzweiflung erstarrt zu explodieren. Nur um sie vom Rand der Klippe hinunter zu fegen… Sie vollführte eine leichte Beugung nach vorn. Mit gesenktem Oberkörper stand sie nun da. Hinter ihrer einsamen Gestalt erstreckten sich braune Säulen, dessen Enden fest am Parkettboden verankert waren. Sie stand am Rande der beleuchteten Tribüne und schien der Mittelpunkt der gesamten Halle zu sein. Leere Sitze verteilten sich vor ihr. Leere einsame Sitze, die ihr keinerlei Beachtung schenken konnten. Keine Bewundernden Blicke… Gar ein Raunen… Die Halle wurde in ein schummriges Licht eingetaucht, ihr Schatten spiegelte sich in unzähligen Wänden wieder, doch Hinata wusste das sie nicht alleine war. Sie wusste, dass sie von zwei strengen Augen beobachtet wurde. Sie nahm ihre ganze Körperbeherrschung in Anspruch, streckte ihre Hände aus und stand wie eine Ballerina, gekleidet wie der Schnee da. So weiß und so unschuldig. So rein wie Wasser und so wehrlos wie ein Neugeborenes. Hinata stand auf ihren Zehenspitzen und spürte den Schmerz, doch glitt ihr Blick zu den Scheinwerfen die all den Schmerz zu unterdrücken schienen. Es blendete alles in ihrem Umfeld aus, denn sie musste es tun. Tanzen wie eine Primaballerina. Sie wollte ihm gefallen und endlich die lang ersehnte Anerkennung von ihm bekommen. Hinata verlagerte ihr ganzes Gewicht auf ihre Zehen, hob das linke Bein auf Hüfthöhe und drehte sich langsam zu dem Takt der Klavierschläge. Sie richtete ihre hellen Augen auf einen Punkt weit in der Ferne, damit ihr nicht schwindelig wurde. Sie spürte wie ihre kurzgeschnittenen Haare durch den verursachten Wind umher flatterten und es gefiel ihr. Es war befreiend. Plötzlich, so undurchschaubar und heimtückisch wie ein Löwe der seine Opfer aus dem Hinterhalt angriff, knickte sie in sich zusammen. Starr waren ihre Augen geöffnet, die Überraschung und Enttäuschung auf ihrem blassen Gesicht geschrieben, fiel sie zu Boden. Ihr Herz klopfte so schrill, so wissend was als nächstes kommen könnte. Zornig stand er auf und warf den CD-Player hart auf den Boden. Die wundervolle Musik setzte mit einem Mal aus und das Scheppern war überall zu hören. Das Echo war unangenehm und verstummte gänzlich in der Stille. Zornig, dass er seine Kontrolle verloren hatte, ballte er seine Hände zu Fäusten und öffnete anschließend seine Lippen. „Hinata, du hast mich enttäuscht. Wir üben schon nunmehr als zwei Tage diesen Part und immer bei der gleichen Stelle, liegt deine Schwäche! Willst du es nicht begreifen oder machst du das mit Absicht?“ Seine Stimme klang tadelnd und die Zornesröte machte sich langsam auf seinem Gesicht bemerkbar. Er dachte, seine Worte wären taktvoll. Er dachte, er würde die ganzen Fäden seiner leblosen Puppen in der Hand halten. Er dachte, es würde Hinata gut tun, ihr ein Privileg in die Wiege zuschreiben. Er dachte, er mache alles richtig und ein dirigierter Zeitplan würde ihr gut tun. Doch… er dachte das alles nur und wusste nie. Trotz dieser unentbehrlichen Tatsachen, lächelte sie. Hinata lächelte einfach über dieses und jenes, das vielleicht doch die Macht dazu aufbringen konnte, ihr Herz wie ein Stück trockenen Sand zerbröckeln zu lassen. Immer an der gleichen Stelle nachzulassen und seinem Blick mit diesen eigentlichen schmerzfreien Wörtern nicht zu ertragen. Das war immer der sicherste Weg, alles so hinzunehmen und keinen Deut der Schwäche zuzulassen, die ihn nur wütend machen konnten. Seine Anerkennung tendierte mehr zu stärkeren Menschen, doch leider Gottes gehörte Hinata nicht zu diesen Menschen. Sie wusste nicht einmal, ob sie zu diesen Menschen, welche die wahren Gefühle hinter einer goldenen, sturen Mauer versteckten, gehören wollte. Wie denn auch? Wenn sie nicht einmal zu ihrer eigenen Meinung stand und sich sehr leicht, sehr schnell einschüchtern ließ? „Es tut mir leid Vater. Das nächste Mal werde ich mich mehr bemühen“, murmelte Hinata leise und voller Beschämen. Mühsam versuchte sie sich wieder aufzurichten, was ihr auch nach einiger Zeit gelang. Torkelnd stand sie nun da, wie ein verschrecktes Reh und den Blick zu Boden gesenkt. Sie vernahm wie ihr Vater leicht seufzte und am Ende den Saal verlassen wollte. Pure Enttäuschung erfüllte plötzlich ihren Körper und mit einem Mal verwandelte sich die Enttäuschung, deren Definition auf ihr Äußeres zu hundert Prozent zutraf, in Angst und Bange. Hinata verließ heute das Haus mit einem neuen Vorsatz: Sie würde ihrem Vater heute beeindrucken, aber dieses Vorhaben ging trotz des schweren Übens nicht in Erfüllung. Stattdessen gab sie immer bei dem gleichen Part nach und fiel letztendlich hin. Davor war es genauso gewesen und jetzt trat dieser Fall ebenfalls auf. Wieso konnte sie die Wünsche und Prioritäten ihres Vaters trotz langem und sehr hartem Training nicht erfüllen? Wieso konnte sie verdammt noch mal ihre eigenen Regeln nicht einhalten, musste sie stattdessen ständig brechen? Regeln sind da, um gebrochen zu werden… Ihr Vater blieb an der Türschwelle stehen und sprach: „Üb weiter. Dein Training werde ich verhärten.“ Und damit sein Gebot noch deutlicher unterstrichen wurde, verließ er umgehend die Halle. Die schweren Türen fielen mit einem lauten Knall ins Schloss. Und mit der Stille gewann wieder die Verzweiflung in Hinatas Körper die Oberhand. Als hätte sie ein Faustschlag getroffen, so schnell wie der Blitz, sank sie zu Boden. Wie ein kleines Häufchen Elend sah ihre einsame Gestalt aus. Ihr Mund stand offen, jedes Mal rang sie nach Luft. Ihre Augen ständig auf und zu klappend, jedes Mal die aufkommenden, sinnlosen Tränen wegzublinzeln. Die Hände verkrampft, um die plötzliche Wut auf sich selbst mit ihnen zu unterdrücken. Die Wut auf ihr eigenes, erbärmliches Erscheinungsbild, geprägt von Hoffnungslosen Träumen und einer unerfüllten Liebe, die ihr Vater verbot. Damit zerstörte Er, Hiashi Hyuuga, sie und ihn. Naruto Uzumaki… wusste er überhaupt, was sie für ihn empfand? °°° Einige Tage war nach meinem Verlassen von Berlin vergangen und jeden Tag lebte ich nun dieses Leben. Dabei wusste ich doch ganz genau, was mich jeden weiteren Tag erwarten würde. Wenn ich meine Augen schloss, kam es mir ständig so vor, als wäre ich eine leblose Puppe, die Befehle entgegennahm und ohne jeglichen Widerstand durchführte. Einfach nur da war, um da zu sein. Einfach nur atmete, um da zu sein. Einfach nur aas, um da zu sein. Die bloße Existenz, der bloße Wunsch zu existieren, war aber für diese leblose Puppe so unwichtig und so belanglos, dass sie keinen Grund mehr sah selbstständig zu denken. Sich den anderen fügte, um nicht auffallen zu müssen und die wundervolle Zukunft nicht in den Himmel preisen konnte, sondern eher verfluchte. Still und in Gedanken vertieft. Vielleicht könnte man mich inzwischen mit solch einer Puppe vergleichen? Nein? Ja? Ich wusste es nicht. Ich wusste es nicht… Ich wusste nicht einmal, was genau ich wollte, denn mein Leben wurde zu einer langweiligen Routine. Jeden verdammten Morgen wurde ich durch den schrillen Gesang meiner Tante Gertrude geweckt. Schon allein dieser Name machte dem typischdeutschen Sauerkraut Konkurrenz. Dann kam sie immer in mein Zimmer rein getanzt und ich wurde lauthals geweckt. Schließlich verbrachte ich den ganzen Vormittag und Nachmittag in der Schule mit Nichtstun. Damit die Lehrer mein Desinteresse am Unterricht nicht mitbekamen, nickte ich ab und zu und ergänzte ein paar Dinge. In meinem heiß geliebten Fach Mathe wurde ich mit unzähligen Vieren belohnt, nur am Rande meiner Gedanken bemerkt. Dann kam ich immer Nachhause, half ab und zu in der Apotheke aus und verbrachte den Rest des Tages in meinem Zimmer. In meinen glücklichen vier Wänden ebenfalls mit Nichtstun. Ich lag immer auf meinem Bett, hörte ab und zu Musik, starrte mit voller Faszination an die Decke und… driftete immerzu in meine schwarze Gedankenwelt ab. Zu den schmerzenden Erinnerungen der letzten Wochen. Zu der schmerzenden Verständnislosigkeit meiner Freunde. Zu ihren Blicken und den Bemerkungen. Zu Nico. Mir unbewusst, mir ungewollt, ließ ich die Zeit noch einmal Revue passieren. Keinen Widerstand leistend und mit dem Wissen, dass es mich noch einmal fertig machen würde. Schon als ich den Club betrat, bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. Dass etwas fehlte… Ich atmete zweimal ruhig ein und aus, wusste aber nicht woher diese plötzliche Aufregung kam und meinen Körper zu durch forsten schien. Nervös ließ ich meinen Blick umher kreisen und stockte schließlich, als ich Nico, Neji und all die anderen, jeweils auf der Couch sitzend oder bloß stehend ausmachen konnte. Anhand ihrer Gesichter konnte ich erfassen, schier so wie in einem offenen Buch ablesen, dass sie angespannt, ausgelaugt und traurig aussahen. Mir unbewusst weiteten sich meine Augen und ich bemerkte erst jetzt, wie kalter Schweiß an meiner Stirn hinab rann. So quälend langsam, dass es mir vorkam, als würde er die Zeit verlängern, in der sie alle aufsahen und mich anblickten. Ich schluckte und versuchte meine wie weggeblasene Stimme zu erheben und sie fester klingen zu lassen. „Nico…?“ Wie kreativ… Fragend schaute ich ihn an, doch er sah mich nicht einmal an. Wieso, wusste ich auch nicht. Wieso sie mir gegenüber so distanziert wirkten, wusste ich ebenfalls nicht. Und in dem Moment wurde mir bewusst, wie wenig ich doch über sie wusste. Es war also nur berechtigt, dass sie genauso wenig über mich wussten. Warum bemerkte ich solch wichtigen Details erst jetzt? „Sag, was du sagen willst und dann muss ich dir was sagen“, sprach Nico ruhig aus und erhob sich von der Couch. Stand jetzt so unmittelbar vor mir. So nah und so wissend. Im Gegensatz zu mir. Doch eins wusste ich ganz gewiss; ich musste ihnen die Situation erklären, bis sie es verstanden und deswegen überraschte es mich nicht im Geringsten, als mir die Worte so unmelodisch über die Lippen sprudelten. Hinaus, nur um gehört zu werden. Oder vielleicht um verstanden zu werden. Meine Lippen erzählten ihnen die ganze Situation meiner Mutter, dass ich in wenigen Tagen gegen mein Einverständnis, weg sein würde. Dass es nur ein paar Monate betragen würde. Nicht mehr und nicht weniger, doch womit ich nicht rechnete war, dass mich Nico unterbrechen würde. Nicht sanft sondern so wütend wie noch nie zuvor. „Und du hast dich nicht mal gewehrt?! Du hast nicht einmal deine verdammte Klappe aufgekriegt und es einfach so hingenommen, he?“, schrie Nico die Wörter einfach so aus seinem Mund hinaus und in seinen Augen spiegelte sich Wut. Wut, wie sie kurz vor der Explosion stand. Ich ballte die Hände zu Fäusten und blinzelte die Tränen weg, die jedes Mal aufkamen, wenn ich unzufrieden, gekränkt oder einfach nur verletzt war. „Du weist doch gar nicht wie das mit meiner Mutter ist. Du weist doch gar nicht, was sie alles machen könnte. Ich hasse es doch auch. Bitte verstehe mich“, bat ich ihn mit gedämpfter Stimme und blickte ihm in die Augen. Er fasste sich an den Kopf und raufte sich die Haare. Ich konnte seine Wut und die Verzweiflung förmlich spüren, wobei ich nicht wusste, wieso er so verzweifelt war. Ich konnte es nicht ertragen ihn so zu sehen, da ich gleichzeitig in ein Abbild meiner selbst sah. Sah ich auch so verzweifelt aus, wenn ich dieselben Gefühle wie er durchlebte? Sah ich genauso zerbrechlich aus? Genauso schwach? „Geht raus!“, bat er alle und wollte wohl, dass wir alleine waren und das waren wir dann auch. „Nico?“ Ich wollte ihm helfen und ihn an der Schulter berühren, doch er schüttelte meine Hand sofort ab und sah mir eine Weile lang stumm in die Augen. Ich sah nur eine Frage in ihnen. Nur eine primitive Frage, bei der ich schon voraussehen konnte, um welche es sich handelte. Wieso? „Bleib doch einfach hier. Du bist schon lange volljährig; du kannst alles machen, was du willst. Zusammen könnten wir abhauen. Weit weg von hier und weit weg von deiner Mutter“, sagte er leise und kam mir ein paar Schritte näher, packte mich an den Schultern und schaute mich mit so einer Sehnsucht in den Augen an, dass ich einfach nur verblüfft drein schauen konnte. Wie immer eigentlich, versuchte ich eine Bilanz zwischen seinem Handeln und all der Gestik zu ziehen, doch ich fand wieder einmal keine Antwort. Ich schloss die Augen und senkte den Kopf zu Boden. Ich hob meine Hände und fasste ihn an seinen Armen, hob den Blick und war mir dessen Bewusst, dass wir uns in diesem Augenblick so nahe wie noch nie zuvor standen. Wieso konnte ich nicht sagen, ob es angenehm war? „Ich kann nicht. Warte doch einfach auf mich?“, wisperte ich so leise, dass ich meine Stimme nicht mehr selbst hören konnte. Eine Weile lang ebbten alle Geräusche in meinem Umfeld ab, sodass ich nur noch seine Präsenz wahrnehmen konnte. Seinen schrillen Atem und diese Verzweiflung, die ich nicht spüren wollte. Diese Bitte in seinen Augen, die gänzlich verloschen, als er in meine entschlossenen sah. Die Antwort auf seine Frage. ´Wieso?´ Er ließ meine Schultern los, schaute weg und entfernte sich von mir. Plötzlich bildete sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend und dies war das kleine Zeichen dafür, dass er etwas sagen würde. Irgendetwas sagen würde, was uns beide verletzten konnte, so aussichtslos es auch war. Manchmal war es doch von Vorteil, auf bestimmte Fragen keine Antworten zu bekommen, wurde mir in diesem unvermeidlichen Moment bewusst. Zu spät… „Dann geh und komm nie wieder“, sagte er eisig und schaute mir provozierend in die Augen. Und genau das war der Auslöser dafür. Für mein Explodieren. Mit meinem Schrei, schien die ganze Wut aus meinem Körper zu schwinden. Die Wut, die mich kontrollierte. Die Wut, die meinen Körper einnahm. Die Wut, die mich genauso wie meine Mutter, erblinden ließ. „OK! Wenn es das ist, was Mister Obercool will, dann gehe ich. In all der Zeit hatte ich mich auch sowieso gefragt, ob mich irgendeiner verstehen würde, aber nein! Selbst du kannst es nicht!“, schrie ich so unkontrolliert und war mir dessen sicher, dass ich im Recht war, auch wenn ich ihn durch meine Wörter verletzte. „DU weist ganz genau, wenn du gehst, dass kein Platz mehr für Dich hier ist, auch wenn Du zurückkehrst, ne?“, sagte er wissend, dennoch konnte ich den Zorn in seiner Stimme hören. Und diese Verletzlichkeit, aber wieso sollte ich Rücksicht auf ihn nehmen, wenn es sonst keiner bei mir tat? Mich ständig und immer zerriss? Sollte ich ihn wirklich fühlen lassen, wie ich mich fühlte? „Pah! Ich hab´s nicht nötig zurück zukehren! Als ob ich eine Bettlerin wäre“, sagte ich vernichtend und schaute ihm direkt in die Augen. Ich wollte, dass er mich verstand und deswegen musste er leiden. „Du wirst es bereuen“, sagte er. „Werde ich nicht“, antwortete ich. Mir kam es so vor, als ob er mich nicht mehr hier haben wollte. Jeder andere hätte mich verstanden. Jeder andere hätte es getan, also warum tat er es nicht? „Ich gehe…“, murmelte ich und blieb kurz vor der Türe stehen, so als ob ich darauf wartete, dass er irgendetwas sagen würde, mich zurückhielt doch nichts kam. „Lebewohl, Nico.“ Dabei kullerten mir dicke Tränen aus den Augen – ich war gekränkt und enttäuscht von mir selbst - und mit dem Schließen der Tür, sollte es das letzte Mal gewesen sein, dass ich diese überhaupt berührte. Hätte ich mich umgedreht, hätte ich meine Meinung geändert, denn so wie mich Nico angesehen hatte, war es schon ohnehin klar gewesen, dass er mich niemals aufgeben würde. Hätte ich mich bloß umgedreht, wäre ich geblieben… Vorher stand ich stillschweigend in der Menschenmasse, die nun an mir vorbei ging, wie in einem Film. Doch sobald die Erinnerungen zu verblassen schienen, öffneten sich meine Augen, schienen wieder alles wahrzunehmen und ein schrecklicher Impuls ging durch meinen Körper. Kurz nachdem ich fort gegangen war, erfuhr ich, dass Tenten im Koma lag, doch ich konnte sie nicht besuchen. Konnte sie so nicht sehen. Würde es nicht ertragen und versprach mir, wenigstens mit ihr in Kontakt zu bleiben, wobei ich nicht wusste ob ich einen Versuch starten sollte, mit meinen anderen Crew-Leuten in Kontakt zu bleiben. Meine Mutter hatte mich mit einer notdürftigen beinahe zu unzeremoniellen Umarmung verabschiedet, die ich widerwillig über mich hab ergehen lassen – natürlich hatte ich das Bedürfnis in einen Busch zu kotzen verdrängt -, doch fiel mir der Abschied von meinem Vater so ungeheuerlich schwer, dass ich die Missachtung ihm gegenüber, nur für diese eine Umarmung verdrängte. Einfach beiseite schob und ihm alles Gute wünschte. Ich mochte in immernoch. Mit gemütlichen Schritten, die Stöpsel meines gefakten Ipods tief in meinen Ohren steckend, um den unerträglichen Lärm meines Umfeldes auszublenden, war ich auf den Weg Nachhause. Um genauer zu sein, zu der singenden Wohnung, welche meiner Tante gehörte. Missmutig schob ich meine Hände in meine Jackentasche und setzte meinen Weg fort, welchen ich eigentlich gerne vermieden hätte. Meine Tante hatte mich noch rasch zu einem Einkauf geschickt, obwohl ich nicht so recht wollte. Doch ihr Quengeln gab mir den Rest und verleitete mich dazu, aus der Wohnung zu verschwinden. Natürlich waren diese Erinnerungen schmerzhaft gewesen, doch in den letzten Tagen wurde mir in doppelter Geschwindigkeit bewusst, dass ich mich unnachgiebig und viel zu schnell traurig, sogar deprimiert stimmen ließ. Ständig machte ich mich für Dinge verantwortlich, bei denen ich keinen logischen Ausweg finden konnte. Ständig dachte ich, dass ich Fehler machte und bei allem die Schuld an mir lag. Mich beeinflussten diese Dinge sogar so intensiv, dass ich es vorzog melodramtisch zu denken und mir sogar den Tod herbei wünschte. Jetzt erschienen mir die Gründe einfach nur lachhaft, kindisch und schwach. Ich trug nicht die Schuld an allem, was mir und meinen Freunden in den letzten Wochen widerfahren war. Es waren nur diese Möchtegern-Gangster-Typen, mein verhasstes Schicksal und meine Mutter. Besonders zur letzteren hegte ich einen besonderen Hass. Es war nicht dieser typische Teenyhass, den nur pubertierende Mädchen aufbrachten, wenn sie Geld für ihre Schminke, Partys oder Klamotten brauchten. Nein, ganz gewiss nicht, denn ich gehörte nicht zu dieser Sorte von Mädchen. Es hatte vielerlei tiefgründige Sachen an sich, über die ich jetzt nicht nachdenken wollte. Ich wollte einfach nur glücklich sein, nicht nachdenken, nicht unnötig hoffen, sondern einfach nur wie alle anderen glücklich sein. Auch wenn ich für dieses Glück gewisse Dinge ignorieren musste. Als ich von Weitem den Block, in dem die Wohnung meiner Tante lag, ausmachen konnte, wurden mir in diesem Moment so unzählige Dinge klar, wie noch nie zuvor. Ich fand ein par Antworten, auf meine Fragen… Es hatte etwas Positives an sich, dass ich endlich von meiner Mutter weg war. Ich musste ihre verdammte Attitüde nicht mehr wahrnehmen, sowie ihren Psychoterror und ihre sinnlosen Versuche mich nieder zu machen. Ich musste auch nie wieder zur Schule, zu meinen verhassten Schulkameraden und Freddy konnte mich nie mehr schubsen. Vielleicht waren diese äußerst faktenreichen Argumente der einzige positive Aspekt, dass ich nun in den leeren Straßen Bochums umherwanderte. In Bochum, die Stadt, die nicht so lebhaft war wie Berlin. In Bochum, in dem ich selten HipHoper auf der Straße oder in Gassen traf. In Bochum, wo ich keine Freunde hatte und vielleicht auch keine haben wollte. Ich hatte mir neue Regeln in meinen Leben gesetzt, die ich auch einhalten würde, damit nichts und niemand mein Herz erreichte und in tausend Scherben zerbrechen konnte. Meine neuen Regeln fürs Leben: Sich nie wieder runterziehen lassen. Mein Herz schlägt für niemanden. Keine melodramatischen Gedanken. Ich werde das Tanzen aufgeben… Vielleicht waren es auch einfach nur leere Worte. Worte ohne Belang. Meine Mutter hatte es doch irgendwie geschafft zu gewinnen, aber das sollte das letzte Mal gewesen sein! --- PS: Im nächsten Kapitel wird so einiges passieren;] UND!!, dass wird keine FF, wo Sakura alla anderen Naruto Charas in der Schule kennen lernt, denn die Schule wird hier eher ein unterschwelliges Thema haben:]. Kapitel 6: "of a broken Ballerina" ---------------------------------- Man rennt schweigend durchs Leben. Dicht verfolgt von der schweigsamen Leere. Manchmal fragte sich doch jeder Mensch, wieso an manchen Tagen die normale Lautstärke der Klasse so unerträglich und so nervtötend auf einen niederprasselte, als ob man mit Konfetti beworfen wurde. Und manchmal sogar den wohltuenden Wunsch verspürte, man wäre doch lieber eine Fee oder ein Zauberlehrling, um sich einfach von der Bildfläche weg zu zaubern. Genau das fragte ich mich in diesem Moment ebenfalls, als auch schon mein verhasster Mathelehrer meinen gelangweilten Blick bemerkte und einen winzigen Moment in seiner Bewegung inne hielt. Schnell versuchte ich meinen Blick etwas Interessiertes und Fragendes einzuhauchen, damit er dachte, ich würde mich wie die anderen Mathefreaks am Unterricht beteiligen, wobei diese es eher voller Enthusiasmus und aus Spaß taten, im Gegensatz zu mir. Wortlos erwiderte ich den Blick meines Lehrers und bemerkte, wie er sich seufzend von mir abwandte und irgendwelche Formeln an die Tafel schrieb. Von Formeln, von denen mein Gehirn schon lange genug hatte und auf ´Error´ umschaltete und anschließend für gähnende Platz machte. „Du hast dir gerade einen Minuspunkt eingefangen, Liebelei“, flüsterte mir Temari zu und kritzelte auf ihren Block herum. Ihre dunkelblauen Augen schauten in meine grünen und ich bemerkte, dass mich ihre förmlich anlächelten. Temari Sabakuno, 19 Jahre alt und etwas eitel. Sie war meine Tischnachbarin, lästerte gerne über die Wahrheit, verabscheute Ino Yamanaka und war sehr eigensinnig. Immer wieder schwörte sie darauf, sie würde ihre eigene Meinung vertreten. Auch wenn diese zu 70% andere verletzten konnte und durch die Härte ihrer Wörter die Gefahr bestand, anderen ein Trauma zuzufügen. Natürlich war dieses Beispiel sehr übertrieben dargestellt, aber so wurde es mir von ihren Freunden erklärt. Vielleicht hätte ich früher Temari wegen ihrer Stärke beneidet, doch heute hatte ich keinen Grund mehr dazu. „Auch schon gemerkt? Hast du überhaupt die Aufgabe verstanden?“, fragte ich etwas unwirsch nach, denn meine Augen sahen auf ein volles Mathe Heft hinab, jede Gleichung gelöst und mit Blümchen verziert. Soweit ich das beurteilen konnte, war Temari eine noch größere Null in Mathe als ich. Sie fing an zu grinsen und klopfte auf die Schulter Shikamaru Naras. Eigentlich wusste ich nicht recht viel über ihn, außer das Einige spekulierten, er würde nur die Gesamtschule besuchen, um mehr faulenzen zu können, wobei er das Gymnasium mit links geschafft hätte. Nicht jeder wurde von dem imaginären Gott beglückt, ein Gehirn mit einem IQ von über 200 besitzen zu dürfen. „Er ist doch mein heiß geliebter Romeo und wie eine Droge für mich“, sagte Temari grinsend und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab, dabei entging mir der durchaus selbstgefällige Blick des Naras nicht. „Manchmal frage ich mich wirklich, ob du wegen seiner Intelligenz mit ihm gehst, oder um Ino absichtlich zu provozieren?“ „Hey! Mit Letzterem erfülle ich dir doch auch einen Wunsch und außerdem ist Shika-Bär meine heiße Liebe“, sprach Temari absichtlich etwas lauter aus und der anschließende Effekt trat ein. Wie erwartet. Nicht nur dass sich Shikamaru deutlich über den peinlichen Kosenamen ärgerte… Meine Mundwinkel zuckten und ich warf einen verstohlenen Blick auf Ino, die genau in diesem Moment ihren vor Neid platzenden Blick von unserem Tisch abwandte und auf Hinata, armes Anhängsel und liebenswertes Opfer, einredete. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Ino Hinata nur benutzte. Wobei ich anmerken darf, dass man meine weibliche Intuition durchaus mit meinen nicht vorhandenen Mathekenntnissen vergleichen kann, weswegen ich es auch lieber vorzog, mir keine Märchengeschichten in meinem Gehirn zusammen zu spinnen. „Damit erfüllst du mir auch einen Wunsch“, sagte ich. „Nur zwinge ich dich nicht dazu, also kannst du mich auch nicht deswegen erpressen“, beendete ich meinen Satz und ein überwältigender Sturm bestehend aus Freude explodierte in meinem Inneren, als ich das schrille Klingeln der Schulglocke wahrnehmen konnte. Ich war endlich vom Matheunterricht befreit und konnte meinen Magen, der hin und wieder knurrte, um meine Aufmerksamkeit zu erringen, mit fettigen Nährstoffen füllen. Dabei klatschte mein Bauch Beifall und schnell landeten meine Unterrichtsmaterialien in meinem Rucksack. Gerade wollte ich aus der Klasse rennen, doch Temari hielt mich am Arm fest. „Hey! Warte doch einmal Sakura“, sagte Temari etwas empört und bedachte mich mit ihren aufblitzenden dunkelblauen Augen. Stirnrunzelnd schaute ich sie an und man merkte mir deutlich an, dass sich ein Fragezeichen auf meiner viel zu großen Stirn bildete und durch einweiteres verstärkt wurde. „Kommst du diesmal mit uns zum Essen? Wir haben ja eh zwei Freistunden“, fragte sie mich und stand auf. Etwas unbeholfen beobachtete ich, wie sie ihre Sachen zusammen packte und anschließend einen kleinen Spiegel aus ihrer Tasche rauskramte. Eigentlich hätte ich zu gerne solch ein Gespräch, oder genauer definiert, solch eine Aufforderung liebend gerne vermieden. Ich wollte in Bochum keine tiefer gehenden Freundschaften so wie ein Magnet anziehen, gar wollte ich, dass mich jemand fragte, wieso ich bei meiner Tante lebte. Wieso ich jedes Mal traurig aussah, wenn Ino und Hinata vom Tanzen sprachen. Wieso ich jedes Mal, wenn das Wort Mutter fiel, kaum merklich zusammen zuckte. Wieso ich mich von den anderen distanzierte und meine Klappe hielt, wenn über mich gesprochen wurde. Dabei war der Grund ganz simpel. Wenn man normalerweise in meinem Umfeld über das Tanzen gesprochen hätte, wäre ich ein Teil des Gespräches gewesen. Ein guter Teil von all den Dingen, die ich heute vermied und sobald ich merkte, dass diese Dinge auf mich zukamen, lieber verschwand. Ich wäre eben ein unvergesslicher Teil von allem, doch sobald ich nach ein paar Monaten verschwand, mich von den Dingen losriss, die mir wichtig wären, wären all die anderen enttäuscht. Enttäuscht von mir. Enttäuscht von mir, wegen meiner Angst. Von der derjenigen, die sich an ihre Regeln hielt. Verbittert an ihre Regeln hielt, um nicht in ihr altes, sinnloses und erbärmliches Muster zu zerfallen. Ich durfte einfach keine Freundschaften eingehen, wenn ich ohnehin schon vorhatte, nicht hier zu bleiben. Ich wollte wenigstens ihnen Enttäuschungen ersparen. „Ich ähm… muss zur- ich, also“, stotterte ich sinnlos herum und fixierte einen imaginären Punkt an der grünen Tafel, stur an dem Lehrer vorbei blickend. Wie sollte ich es ihr mitteilen, ohne sie zu verletzten? Ich wollte ihr keineswegs meine Probleme unterschwellig mitteilen und später zum Mittelpunkt der ganzen Klasse mutieren. Meine Ironie gewann wieder die Oberhand in meinem Gehirn und plötzlich kam mir der Gedanke, dass ich plötzlich ein Star wäre, wohlwollend verlockend vor. Ich wäre nur ein Star, über den man lästern würde und sich hinter meinem Rücken lustig machen würde. Schnell erschuf meine Fantasie einen Besen in meinem Kopf und fegte diese sinnlosen Floskeln fort. Ich drehte meinen Kopf wieder zu Temari um und sah in ihren Augen eine Art Vorahnung aufkeimen. Langsam registrierte ich, dass Shikamaru die Klasse bereits verlassen hatte. Nur Temari und ich standen an unserer Tischreihe. „Komm doch einfach mit. Wenn´s dir nicht gefällt, kannst du ruhig abhauen, wir zwingen keinen bei uns abzuhängen“, sagte sie mir entgegen und zwinkerte mir noch einmal zu. Einwand oder sich fügen? Einwand? Fügen? Mitgehen oder in sich in meinem Zimmer verschanzen? Alleine sein? „Also, öhm… ich finde das ist keine so gute Idee“, sagte ich beschwichtigend und ging langsam voran. Temari folgte mir natürlich. „Du brauchst dich mit keinem anfreunden, wenn du nicht willst.“ Ich blieb stehen und versuchte meine Überraschung bezüglich ihrer Aussage in meinem darauf folgenden Satz abzudämpfen. „Wie kommst du denn darauf? So was hab ich doch nicht gesagt.“ Ich legte den Kopf schief, damit es einer natürlichen Ahnungslosigkeit ähnelte. Unwissend und vielleicht ein wenig dumm. Ich stand auf dem Flur, vor der Klassentür. Unzählige Schüler rempelten mich aus Versehen an, tratschten und lachten über dieses und jenes, doch das interessierte mich im Moment herzlich wenig. Mich interessierte es nur, wieso Temari so wissend ihre Arme vor der Brust verschränkte, den Kopf schief legte und sich mit der Schulter an dem Türrahmen lehnte. „Ich weiß mehr als du denkst. Zum Beispiel, dass du irgendetwas krampfhaft zu verbergen versuchst… vielleicht dass du bei deiner Tante lebst und die Gründe nicht aussprechen willst? Oder dass du im Moment nicht einmal daran denkst, Freunde zu haben?“, ihre perfekt gezupften Augenbrauen schossen augenblicklich in die Höhe, als sie triumphierend feststellen musste, dass meine Versuchung ein Pokerface aufzubauen, eher eine misslungene Matheaufgabe zu lösen, ähnelte. Stattdessen stand jetzt in meinem Gesicht, die pure Unbeholfenheit geschrieben. War ich ein offenes Buch? Und war vielleicht in diesem Buch ein Steckbrief von all meinen Schwächen und Stärken niedergeschrieben worden? Vielleicht auch meine Peinlichkeiten und meine ultra-dupa-geheimen undercover Geheimnisse, die nie an die Außenwelt gelangen durften? „Keinen Grund zur Aufregung, du kannst mir all diese Dinge nachher erzählen“, sagte sie beiläufig und wuschelte mir durch die Haare. Irgendwie fühlte ich in diesem Moment, dass sich ein Glücksgefühl in meinem Herzen einnistete und wohl für eine lange Zeitspanne ein Lager drauf einschlagen würde. Mit berauschender Geschwindigkeit musste ich feststellen, natürlich an der irreführenden Vorstellung festhaltend, wie es wohl wäre, wenn mich Temari ebenfalls ohne Worte, genauso wie Tenten es immer tat, verstehen würde. Das Gefühl eine beste Freundin haben zu können, faszinierte mich in diesem unwichtigen Wimpernschlag so tief wie noch nie zuvor. „I- ich, okay. Ich komme mit“, sagte ich überzeugt und war mir über die Auswirkungen meines Handelns bewusst. Aber wie hieß es doch so schön? No Risk, No Fun. Eine Weile lang sah mich Temari melancholisch an und ich empfand den Blick nicht als unangenehm. „Lass dir soviel Zeit wie du willst, im Nachhinein werde ich dich immer verstehen und warum du woanders lebst, kannst du mir auch irgendeinmal sagen“, sagte sie lieb lächelnd und versuchte unbekümmert zu klingen, doch ich konnte deutlich die Missachtung in ihrer Stimme raus hören. Den unerträglichen Schmerz, mit denen sie die Wörter aussprach. Das Tanzen der Verletzlichkeit in ihren Augen. Das Ballen ihrer Hände. Und der Hass auf sich selbst für diese Blöße. Natürlich entging es mir keineswegs, wie diese Symptome - die meinem früheren Verhalten ähnelten -, an der Stelle ihrer Rede auftauchten, als sie mich darauf ansprach, wieso ich nun hier lebte und nicht bei meinen Eltern. Dabei war die Missachtung in ihrer Stimme nicht auf mich gerichtet, sondern vielleicht auf ihre eigenen… Eltern. „Ich werde dich auch immer verstehen, nur das braucht seine Zeit und das weißt du auch“, sagte ich etwas schüchtern und merkte wie sich ein roter Schleier über meine Wangen legte. Ich war auf solch zärtliche, emotionale Momente meines Lebens überhaupt nicht gewohnt und versuchte diese ständig zu vermeiden, da sie mich immerzu verwirrten. Doch in diesem Augenblick hielt ich es für richtig, meine Gedanken laut auszusprechen und Temari mitzuteilen, dass ich sie verstand. Diese legte einen Arm um meine Schulter, während wir weiter liefen und schaute theatralisch in die Sonne. „Das ist ein wunderbarer Beginn einer noch wunderbareren Freundschaft“, säuselte sie in der Superlative und lachte über ihren eigenen Anti-Witz. Und weil es ein Anti-Witz war, lachte ich mit. So komisch es auch klang. Und in dem Moment begriff ich, dass wir doch nicht so verschieden waren. Ich hatte das unentwegte Gefühl, dass Temari den Platz einer großen und reifen Schwester in meinem Leben einnahm… wahrscheinlich… °°° Der eklige Kartoffelbrei landete in Sekundenschnelle auf Temaris Gesicht. Wir blinzelten und blinzelten. Temari blinzelte ebenfalls und blinzelte noch einmal. Vielleicht blinzelte ich, um meine Lachtränen fort zu blinzeln? Deswegen blinzelte ich noch ein weiteres Mal. Naruto blinzelte nicht, er kniff nur die blauen Augen zusammen, hielt sich den Bauch und lachte wie ein besoffenes Pferd, nur schien er sich über die Auswirkungen der plötzlichen Wut in Temaris Gesicht keine Sorgen zu machen und stützte sich an meiner Schulter ab. „Hast, hast… du das gesehen, Sakura?“, fragte Naruto tief Luft holend und schaute mir mit einer unbeschreiblichen Neugierde in den Augen entgegen, während Temari erzürnt nach einer Serviette suchte. Ich spürte wie sie ungewöhnliche Schwingungen von sich gab und nahm durch das schmerzliche Prickeln meiner Haut war, dass diese negativ waren. „Ja Naruto, aber ich denke-“, ein Löffel zischte wie ein Blitz an meinem Ohr vorbei und landete wundersamer Weise in Narutos Gesicht, der auf diesen kleinenWutausbruch nicht gefasst war. Alle Blicke glitten augenblicklich auf Temaris wütendes Gemüt, wurden mit Unmengen von Unglauben, Amüsement und Ratlosigkeit beglückt, doch der Großteil am Tisch schaute bloß Naruto an. Dieser befingerte sich gerade sein schmerzverzerrtes Gesicht und schaute wutentbrannt auf Temari, die sich ihrer negativen Stimmungen nicht minder legen wollte. Plötzlich ging mir ein kleines Lichtchen im Köpfchen an, denn als ich mir mit hochgradiger Sicherheit bewusst wurde, dass negative Ladungen auf negative Ladungen abstoßend wirken könnten – ich hatte im ebenso verhassten Fach Physik aufgepasst! -, konnte ich schon vorausahnen, dass die ganze Auseinandersetzung unserer zwei blonden Köpfe in einer einzigen Misere enden würde. Um die Situation etwas zu beschwichtigen, deutete ich Temari auf Ino und Hinata zu schauen, die auf unseren Tisch zugeschlendert kamen. „Was will die denn hier?“, fragte Temari missbilligend und schnalzte demonstrativ mit der Zunge. „Keine Ahnung“, murmelte ich und ich merkte, wie sich Naruto neben mir plötzlich versteifte. Etwas unbeholfen sah ich ihm in die Augen, die sich durch Hinatas Augen zu brennen schienen, doch diese schaute unvermeidlicher Weise bloß weg. Gerade wollte ich Naruto fragen, was der Anlass für seine plötzliche Anspannung war, als ich auch schon Inos Stimme vernahm. Auf dem Tisch abstützend schaute sie Temari provozierend in die Augen. „Temari, hat man dir nie beigebracht, dass man beim Essen nicht sabbert, oder scheinen dich deine Eltern in der Erziehung vernachlässigt zu haben?“ Jeder Außenstehende konnte den schneidenden Unterton in ihrer Stimme wahrnehmen, welcher amüsierter klang als es eine Feststellung je getan hätte. „Schätzchen, wer gibt dir den Mut dazu, an meinem Tisch aufzukreuzen?“, fragte Temari etwas überheblich nach und schien beinahe die Fäden dieser kitschigen Auseinandersetzung zu steuern. Wieso wurde ich das brennende Gefühl nicht los, dass sich diese Szene stark an einen typischen 0815 Highschoolfilm anlehnte? „Lass mich raten… dein Ghetto Ego, kombiniert mit deinem hässlichen Aussehen, hat mich angezogen oder war es doch ein anderer Grund? “, sich über ihr eigenes Spiel bewusst, legte Ino theatralisch ihren Daumen an das Kinn und schaute Temari dabei in die Augen. „Hat dich Gaara geschickt?“, fragte Temari seufzend und stütze ihr Kinn auf ihren Händen ab. Plötzlich trug Inos Haltung etwas Schwerfälliges an sich, welches sich stark an Temaris Gemüt richtete. Der Hass und die Missachtung in Inos Gesicht, als Temari eine Gegenfrage stellte, schienen sie nicht minder zu beeindrucken, obwohl man den beiden deutlich anmerkte, dass dieses Thema ein sehr schwieriges war. Und gerne deshalb vermieden wurde und man es lieber vorzog, um den heißen Brei zu reden. Inos Sprechton nach zu urteilen, verbanden die beiden etwas mit diesem Jungen. „Er will mit dir reden, nach der Schule… komm Hinata, wir gehen!“, sagte Ino und drehte sich um. Hinata schien Inos Aussage wahrzunehmen, doch schaute sie Naruto an, der die Hände verkrampft hatte. Ich musste ohne jeglichen Neid zugeben, dass sich Ino äußerst stillvoll anzog und wohl zu wissen schien, was jeden Tag in und out war. Im Gegensatz zu ihr, wirkte Hinata wie ein hübsches und verschlossenes Mauerblümchen. Irgendetwas schien sie zu belasten, anhand ihrer Gesten und den flehentlichen Blicken, die nur Naruto galten, blieben mir diese Dinge nicht verborgen. Mein Blick glitt wieder zu Naruto, der in diesem Moment wegschaute und den Schmerz auf seinem Gesicht völlig ignorierte. „Ach und Ino!“, rief Temari und stand auf. „Was willst du?“, fragte Ino voller Desinteresse und einen hauchfeinen Moment schweifte ihr Blick zu Shikamaru. „Hör auf irgendwelche Lügenmärchen weiter zu verbreiten, ohne vorher sinnvolle Recherchen angestellt zu haben… Schätzchen“, sagte Temari eindringlich und schaute Ino wissend in die Augen. „Tsee“, gab nur diese nur von sich, wohl wahrnehmend, dass Temari sie irgendwie – mir eine unbekannte Tat, aber ich würde Temari nachher fragen, was das bedeutete - ertappt hatte und sie ihre Überrumplung durch ihre äußerst arrogante Aussage nicht wegstreichen konnte. Als sich Temari genervt an unseren Tisch niederließ und ihren Kopf an Shikamarus Schulter anlehnte, sagte sie noch „Manche lernen einfach nie, die verdammte Klappe zu halten“, ehe sie ihre Lieder schloss und sich zu entspannen versuchte. „Yo, Naruto!“, sagte Sai. Ein sonderbarer schwarzhaariger Junge, dessen Verhalten mir manchmal zu aufgesetzt erschien, welches mit überwiegend beinahe zu unzeremoniellen Handlungen und Gesten deutlich hervorgehoben wurde. Angesprochener hob seinen Blick und schaute ihn fragend an. „Bist du dir sicher dass dein Schwanz wirklich ein männliches Organ der Fortpflanzung ist, oder ist es doch nur eine Illusion?", fragte er lächelnd. Kiba lachte munter drauf los und ich bemerkte, wie sich kleine Lachfältchen an seinen rot bemalten Wangen bildeten. Shikamarus verhangene braune Augen, die den trügerischen Eindruck einer gewissen Schlafmützigkeit erweckten, lag auf meinem Gemüt, als Naruto, Kiba und Sai durch sinnlose Schimpftriaden des maskulinen Stolzes belehren wollten und sich nebenbei unnötig aufplusterte. Bemerkte er denn nicht, dass Sai seine plötzlich auftauchende schlechte Laune beheben wollte, als er Hinata sah? Wahrscheinlich nicht. Und ich schien mich tatsächlich in diesem sonderbaren Kreis bestehend aus sonderbaren Leuten mit sonderbaren Freundschaften wohl zu fühlen. °°° „Und du willst mir wirklich erzählen, dass du noch nie in deinem Leben getanzt hast?“, fragte mich Temari stirnrunzelnd und ließ ihren Blick auf meiner Baggy-Jeans ruhen. „Ich meine natürlich, dass jeder in der Schule dachte, du wärst ne Hip-Hop´erin, weil du diese weiten Hosen, mit diesen stylisch auffallenden Oberteilen, vereint mit deinen überdimensionalen Kopfhörern mit dir herum trägst!“, murmelte sie unaufhörlich und deutete mit ihrem Zeigefinger auf die einzelnen Objekte, die sie soeben genannt hatte. Wie zuvor verdrehte ich demonstrativ die Augen und schämte mich nicht einmal, als ich ihre sinnlosen Schlussfolgerungen mit meinen darauf folgenden Aussagen, entweder abstritt oder zunichte machte. „Temari, nein! Wäre ich jetzt ein Zebra, wenn ich ein schwarzweises Oberteil mit Streifen anziehen würde?“, fragte ich und stellte ein äußerst kreatives Argument an sie, was sie wahrscheinlich gar nicht wahrnahm und mein sorgsam ausgedachtes Argument vom Winde verweht wurde. „Dann müsste ich ja dumm sein, weil ich blonde Haare habe, Sakura!“, stellte sie etwas entrüstet fest und schaute mir unvermittelt in die Augen. Ich lächelte etwas beklommen. „Temari, obwohl wir keine Schlitzaugen haben, wie es das Klischee besagt, sind wir trotzdem Japaner!“, konterte ich, zog meine Mütze bis über die beiden Ohren und warf mir die Kapuze über den Kopf. Obwohl es schon Anfang Frühling war, Bochum seit einer geraumen Zeit die Kälte hätte hinter sich lassen müssen, beglückte uns das Wetter doch nur mit kaltem Wind und Regen und nervender Nässe. Die Schule hatte vor ungefähr 15 Minuten sein letztes, schrilles Klingeln an die verbleibende Schülerschaft abgegeben und ehe ich mich versah, wurde ich auch schon von Temari in die kalte und feuchte Dezemberluft mitgerissen. Wir liefen am Rande des Gehweges durch die Stadt Bochums. Von jenen Ecken strömte mir ein Duft, vermischt mit einer Süße und anderen Köstlichkeiten entgegen, ich hörte das taktvolle Stimmengewirr der Passanten, all die Lieder der Straßenmusiker, das Quengeln von Kleinkindern, falls sie ihr Lieblingsspielzeug nicht bekamen, und nicht zuletzt meine Gedanken. Meine Gefühle. Ich fühlte mich hier tatsächlich wohl, wobei ich doch gedacht hätte, Bochum könne nie den Platz von meinem Berlin, meinem Bezirk einnehmen. Wenn ich objektiv dachte, meine Erinnerungen zu den jeweils anderen Städten ausblendete, so musste ich unwiderruflich zugeben, dass mir Bochum gefiel. Und noch mehr würde es mir gefallen, wenn ich endlich den Gedanken, der in meinem Kopf herum tigerte, laut aussprach. Belustigt drehte ich meinen Kopf zu Temaris um. „Wobei ich doch leider anmerken muss, dass du mit dem blonden Klischee recht hast“. Augenverdrehend schaute mich Temari an. „Sehr witzig, Sakura. Ich lach mich jetzt halbtot und wenn du noch ein Witz reist, dann bin ich gänzlich tot“, sagte Temari genervt und fuhr sich durch ihre kurzen, blonden Zotteln. Wir bogen in eine Seitenstraße ein und wurden von den Geräuschen der Stadt erlöst. „Wobei… da hätte ich noch einen!“, sagte ich voller, gespielter Euphorie und wandte meinen Kopf zu meiner rechten, als ich plötzlich ein ohrenbetäubendes Geräusch vernahm. Wahrscheinlich kam er von einem defekten oder altem Motor, welcher seine besten Tage schon lange, lange hinter sich hatte. „Sie kommen“, murmelte Temari kraftlos und schaute auf. „Wer?“, fragte ich aus reiner Neugierde und versuchte mir jede Gestik von ihr einzuprägen, weil ich sie durch meine zukünftigen Aussagen und Fragen nicht verletzten wollte. In den letzten Jahren hatte ich es mir zur Angewohnheit gemacht, die Verhaltensweisen meiner Freunde und Umstehenden zu analysieren. Manchmal, so komisch es auch klingen mag, faszinierte es mich auf eine wundersame Art und Weise, wie sehr sich manche Menschen verstellen konnten oder ihre sonst so sonderbaren Gefühle runterschluckten. Vielleicht auch, wie Masken von ihnen, vertrockneter Erde ähnelnd, zerbröckeln können und mich ihre wahren Gesichter am Ende erblicken ließen. Und genau so etwas ähnliches, sah ich in Temaris darauf folgenden Blick, spürte ihre Traurigkeit und nahm am Ende etwas Nasses an meinen Beinen war. Etwas Nasses. Nass. Meine Hose. Als ich wieder aufblickte, sah ich belustigten Singsang in Temaris Augen funkeln und wie sich anschließend ihre Augen auf das Auto zu meiner Rechten hefteten. Und wie es das Schicksal so wollte, lag direkt neben mir eine riesengroße Pfütze. Wahrscheinlich war das Auto, welches mehr Schrott als blankneu ähnelte, darüber gefahren und mir das Wasser an die Hose gespritzt. Gleich darauf wurde eine Tür geöffnet und meine Augen erfassten einen rothaarigen Jungen, mit unglaublichen türkisblauen Augen umrandet von einem schwarzen Kajalstift und mit einem lässigen Klamottenstill. Er schlug die Tür zu und kam auf uns zugeschlendert. „Wer ist das?“, fragte ich und fügte anschließend „und hör auf so zu grinsen!“ hinzu. „Mein Bruder“, antwortete Temari plötzlich gestresst und ging auf Gaara zu. Ich folgte ihr und ließ ihn nicht aus den Augen. „Ich muss mit dir reden, Temari. Vater wollte es so“, sagte er fast schon beinahe gleichgültig und ließ seine Augen kurzfristig auf meiner Gestallt ruhen. „Wer ist denn das Mädchen?“ „Das ist die wunderbare Sakura“, sagte Temari eilig und packte mich an den Schultern. „Sie wollte auch gerade eben gehen, oder?“, fragte mich Temari und sah mir eindringlich in die Augen, weil sie mir vermitteln wollte, dass sie mich mit dieser Aussage nicht kränken wollte. Ich konnte unweigerlich erahnen, dass ein Problem in der Luft lag, sich zwischen Gaara und Temari aufdrängte und gleichzeitig von ihnen verlangte, dieses Problem umgehend zu lösen. Und im Nu wurde ich von ihrem Umfeld hinaus komplimentiert und stand erneut vor dem nach Schrott aussehendem Auto. Nicht einmal einen Blick in die verdunkelten Scheiben konnte ich hineinwerfen und lehnte mich ermattet an die linke Seite des Autos, dabei knackste etwas laut auf. Erschrocken sah ich an mir runter und bemerkte, dass sich eine schwarze Leiste von dem Auto gelöst hatte und nun am Boden lag. Gerade wollte ich diese mit meinem Fuß beiseite schieben, damit dieser Gaara nicht bemerkte, dass ich sein Auto beschädigt hatte, als ich auch schon eine dunkle Stimme direkt neben mir vernahm. „Wenn ich du wäre, würde ich das nicht tun“, vernahm ich monoton und sah wie dieser Jemand die verdunkelte Scheibe des linken Vordersitzes hinunter kurbelte. „Ach, und wieso?“, erwiderte ich, meine übliche raue Berliner Art hinunterschluckend. Denn schließlich war dieses Auto, bzw. der Fahrer, für meine nassen Hosenbeine verantwortlich. Er lugte aus dem Auto hinaus. „Weil es ein Sammlertück war“, sagte er und schaute mir unwiderruflich intensiv in die Augen. Seine kohlrabenschwarzen Haare fielen ihm strähnig ins Gesicht, umrundeten beinahe sein markantes Kinn und stellten in meinen Augen einen ungewöhnlichen Kontrast zu seiner milchigen Haut dar. Doch was mich am meisten an seinem entzückenden Aussehen wohl zu fesseln schien, waren diese ungewöhnlichen Augen, die ich mit dem maskierten Tänzer an jenem Abend zu vergleichen begann. Aber seine Augen waren es nicht, stellte ich mit unbehaglicher Enttäuschung fest und mimte fast vor Bestürzung, als plötzlich ein spöttischer Ausdruck sein Gesicht zierte. „Dann musst du es bezahlen“, sagte er und fixierte mich mit seinem Blick. „Dann musst du meine nasse Hose in den Waschsalon bringen“, warf ich mit ernster Stimme ein und schaute ihm ohne jegliche Unterwerfung in die Augen. Er seufzte und fuhr sich mit einer schnellen Bewegung durch die Haare, öffnete seine Tür und stand vor mir. „Weist du überhaupt mit wem du dich hier anlegst?“, fragte er gefährlich leise und eine feine rote Welle des Zornes, wie ein windiger Hauch, lief über mein Gesicht. „Nein!“, sagte ich und hob eine meiner Augenbrauen an, verschränkte provozierend die Arme vor der Brust, um ihn meinen passiven Widerstand zu demonstrieren. Trotz alldem fühlte ich mich unter seinem einschüchternden Blick herabgewürdigt, nicht dass mich seine Größe einschüchtern würde, aber da war irgendetwas Wissendes und Überhebliches in seinem Blick eingehaucht, was mich ungewöhnlich, von Zeit zu Zeit, schrumpfen ließ. Er wusste was, was ich nicht wusste und das wurmte mich. „Wer bist du?“, fragte ich ihn aus ungeheuerlicher Neugierde und fixierte einen groß gewachsenen Baum hinter seinem Rücken, damit ich ihm nicht in seine Augen schauen musste. Plötzlich hörte ich ein schrilles Schnauben, welches mich stark an Temaris Stimme erinnern ließ und gleich darauf sah ich, wie sie auf uns zu steuerte. Ihr Bruder folgte ihr und rief „Aber das Tanzen ist mein Leben, verstehst du es denn nicht? Ich hab eine fähige Crew, kann es und nichts steht uns im Weg!“ Stockend kam Temari zum Stehen und bedachte ihn mit einem undefinierbaren Blick. „Ach, und das Vater und Mutter ihren ganzen Zorn an mir auslassen, scheint dich überhaupt nicht zu stören, wie? Und außerdem habt ihr nicht mal genügend Mitglieder!“ Frustriert packte sich Gaara an den Kopf und schaute Temari aus seinen verzweifelten Augen an. „Du verstehst es nicht. Ich musste weg, um meinen Traum nachzugehen.“ Ja, er hatte einen Traum, so wie ich einen gehabt hatte, doch anscheinend hatte ihn dieser auch ins Verderben gestürzt, wie meiner es bei mir getan hatte. „Vergiss es einfach Gaara, vergiss es!“, presste Temari zwischen den Zähnen hervor und kam langsam auf mich zu. Noch einmal richtete ich meinen Blick auf den unscheinbaren Jungen vor mir, ehe er seinen Mund öffnete und sich gegen meine Vorsätze lehnte, sich nie wieder runter ziehen zu lassen, indem er mir eine andere Antwort als erhofft gab. „Dein schlimmster Albtraum.“ Ich weis was, was du nicht weist. °°° Lautes Stimmengewirr drang rang an meine Ohren, von jeder Ecke die im Verkaufsraum existierte, hörte ich verschiedene Stimmen in jeweils so unterschiedlichen Oktaven aufblühen, sodass ich mich mit doppelter Konzentration auf die Stimme meiner Tante Gertrude konzentrieren musste. „Du musst die Hustenbonbons und die anderen Sachen aus den Kartons auspacken und sie am Ende der Pharmazentralnummer zuordnen. Danach in die vorderen Regale der Kasse verstauen, verstehst du?“, sagte sie und schaute mich aus ihren blauen Augen an, dabei zog ihr aufgeschwemmtes Gesicht kummervolle Falten, aus denen ich soviel wie Misstrauen bezüglich meiner bevorstehenden Aufgabe interpretieren konnte. Irgendwie schien mich diese Tatsache zu verärgern, teilweise auch zu frustrieren, da ich meine bevorstehende Aufgabe mit Bravur erledigen wollte, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. In den letzten Tagen suchten mein Körper immer plötzliche Windböen auf, bestehend aus Euphorie und Ehrgeiz die ich nur den Leuten entgegen bringen wollte, die an meinen Talenten zweifelten. Wobei ich das Fach Mathe in die unterste Schublade meines Bewusstseins drängte. „Hmm, japp! Hab schon verstanden. Und was soll ich machen, nachdem ich fertig bin? Wieder einpaar Botengänge?“, fragte ich und ließ mein Augenmerk über die einzelnen Kartons und Dosen, mit den selbst gemachten Bonbons gleiten. Ob ich tatsächlich der Versuchung widerstehen könnte? „Dann kommst du zu mir. Ich muss mir was überlegen“, sagte sie, ihre Brille aufrecht rückend und fügte „Diese unzähligen Kunden treiben einen noch in den Wahnsinn, hinzu und verschwand aus meinem Blickfeld, um anschließend ihre Stammkundin bedienen zu können. Die Apotheke war sehr modern und effizient für die Arbeiter eingerichtet worden. Der Boden wurde von einem milchigen Marmor verkleidet, welches die verschwommenen Abbilder aller Kunden beim Gehen widerspiegelte. Neben den gläsernen Schiebetüren erstreckten sich fein säuberlich abgeputzte – natürlich von mir gesäuberten – Regale, gefüllt mit den verschiedensten Medikamenten und naturellen Kosmetikprodukten, bis hoch an die Decke. Der Verkaufsraum war erheblich groß und wurde im Sommer mit einer Klimaanlage abgekühlt, falls es zu warm wurde. Vor den fünf Kassen befanden sich kleine Regale, mit den verschiedensten Mengen an gesunden Bonbons, was unsere Apotheke zu bieten hatte und neben mir, ungefähr zehn Schritte entfernt, in einer kleinen Nische, befand sich ein kleiner Lagerraum für die Süßigkeiten. Der Verkaufsraum wurde von einer Wand, die zum Laboratorium und der Lagerhalle für Medikamente führte, abgetrennt. Seufzend machte ich mich an die Arbeit, verglich alle Pharmazentralnummern mit anderen Produkten und ordnete sie dem getreu in die Regale ein. Im Grunde genommen wurden diese Aufgaben zur Routine, auch wenn ich nur ein bis zweimal die Woche aushelfen musste, nervte es mich tierisch. Ermattet schloss ich für einen Moment die Augen und dachte an die bevorstehende Mathearbeit, was meine Ermattung nicht linderte, sondern mich noch frustrierter als zuvor stimmte. Plötzlich vibrierte mein Handy, welches in meiner Hosentasche lag und ich wusste ohnehin schon, wer der Absender der SMS war. Vor ein paar Tagen musste ich säuerlich feststellen, dass mir meine Mutter meine alte Handykarte mit den Nummern meiner Freunde entnommen hatte. Natürlich gingen wegen diesem Grund, all die Handynummern meiner Freunde flöten und plötzlich schlug die Liebe und kindliche Gehorsamkeit zu meiner Mutter in Hass um. Doch was mir am meisten ein triumphierendes Grinsen auf meinen Zügen entlockte, war die unübersehbare Tatsache, dass es das wohlbekannte und meistgenutzte Internet gab, aber es verflog auch in Sekundenschnelle, als ich von meiner Tante erfahren musste, dass sie keine Internetverbindung hätte und in naher Zukunft auch nicht daran denken würde, sich eine anzuschaffen. Natürlich war meine plötzlich auftauchende Faulheit wohl der auschlaggebendste Grund, kein Internetcafe zu besuchen. Hastig kramte ich das Handy aus meiner Hosentasche und las mir begierig die ersten Zeilen durch. Naja, es ist leider so, dass ich familiäre Probleme mit Gaara und meinen Eltern habe. Näheres kann ich dir auch in der Schule oder so erzählen. Außerdem hieß der schwarzhaarige Typ Sasuke Uchiha. Ach, und bevor ich es vergesse, seiner Stiefmutter gehört die Apotheke, in der du arbeitest. Vielleicht hast du in ja gesehen, oder er kommt gerade jetzt? Haha, das wäre aber ein großer Zufall, nicht? Jedenfalls, wir sehen uns morgen in der Schule! Mit großem Erstaunen und Unglauben sickerten die Informationen in meinem Gehirn ein. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr Unglauben füllte meinen Körper und nahm mir den Platz meiner inneren Ruhe weg. Auf einmal loderte im Zentrum meines Magens ein kleiner Windstoß auf, fegte durch meinen Körper und ähnelte langsam einem großen Sturm. Brachten mir auf einmal alle Ängste und Zweifel zurück und schienen meinen Vorsätzen streitige Konkurrenz darzustellen. Frustriert presste ich die Zähne aufeinander, doch zischte mir trotzdem scharfe Luft aus den Lücken hinaus und ich ließ eine Packung Bonbons auf den Boden fallen. Mechanisch beugte ich mich zum Boden und verschwand gänzlich aus dem Blickfeld aller Kunden, als ich für eine längere Zeit auf demselben Fleck verweilte. Dieser Typ, der vor ein paar Stunden vor mir gestanden hatte, hatte mir mit seinen letztem Satz und dem darauf folgendem Blick, Angst und Bange zubereitet, sodass mir kein Satz des Gegenangriffes eingefallen war und er den stillen Kampf gewonnen hatte. Ich kannte ihn nicht, konnte nicht einmal seinen Charakter einschätzen und auf einmal schien unsere zweite Begegnung in greifbarer Nähe zu sein, mir förmlich all meine Fragen bezüglich seines Satzes entgegen flattern zu können, doch ich sträubte mich dagegen. Ich verspürte eine gewisse Vorahnung in mir aufkeimen, aber eine Antwort stand nur in den Sternen geschrieben und bis ich dieses Rätsel gelöst hätte, wäre es schon zu spät gewesen. Langsam erhob ich mich, mein Blick immer der Nase nach, senkte anschließend erneut den Blick, um die Bonbonpackung auf seinen Platz zu legen und hob meinen Blick, ehe ich stocksteif inne hielt und auf eine schmucklose Fassade blickte. Es war ein Gesicht, welches vor einer greifbaren Sekunde reserviert auf mich gewirkt hatte und mich nun spöttisch anblickte. Meine ängstlichen Bedenken wurden von einer einzigen wilden Welle der Abwehr hinweggeschwemmt und ließen mich anders als sonst wirken. Sasuke Uchiha… „Ich hab ein Angebot für dich.“ War es die Freude der Erwartung, die mich fast schwindeln ließ? --- Hier ist nun das neue Kapitel, was auch endlich mehr Handlung hatte und Sasuke seinen ersten Offiziellen Auftritt hatte. Es tut mir wahnsinnig leid, wenn das vorherige Kapitel uninteressant war, aber da mussten wir durch und ab diesem Kapitel hier, werden noch ganz viele Dinge geschehen und selbst ich bin übelst aufgeregt und meine Finger kribbeln jetzt schon, dass neue Kapitel fertig zu schreiben! Außerdem, einen ganz großen Dank ein meine Bette Schokopueppchen, die sich mal wieder durch das Kapitel gekämpft hat, was ein einziges Desaster war. Außerdem würde ich euch ihre FF "Face Down" empfehlen, weil sie einfach einer meiner Lieblingsautorinnen auf Mexx ist und die FF der Wahnsinn ist. Ansonsten würde ich mich freuen, wenn ihr mal bei meinem kleinen OS "Herzlos" vorbeischaut:3 Ich bin nun ganz gespannt auf eure Meinungen, weil in diesem Kapitel endlich was passiert war und würde von euch gerne hören wollen, wie ihr Sasukes Charakter fandet:3 Viel Spaß! Schokonase:3 Kapitel 7: "The Pleasure…" -------------------------- Kapitel 7 - The Pleasure… Ich hatte mich schon viel zu oft und viel zu viel in gewissen Situationen ziemlich hintergangen gefühlt und hob mich ganz gewiss wie eine erstarrte Figur aus dem Rahmen irgendeines wundervollen Bildes starr und angst angstdurchtränkt ab. Das Zittern meiner Augenmuskeln ließen mich einem urplötzlichen Instinkt folgend, den Blick von seinen mokant triefenden Augen abwenden. Ich senkte den meinigen, sodass ich voller Missbehagen das grausige Gefühl in meiner Magengegend noch viel intensiver als zuvor spüren konnte, weil er mich beobachtete, jeden einzelnen Fehltritt meiner Mimik analysierte und sich wohl daran ergötzte. Zeitgleich fragte ich mich, wieso sein plötzliches Auftauchen ihm so eine öffentliche Darstellung meiner Gefühlswelt darbot. Ich mochte seinen Blick nicht, er war mir unangenehm, er war stechend, so stechend, dass es mich einmal erzittern ließ. Es gab natürlich eine Vielzahl von irgendwelchen Blicken, obgleich ein paar überschüssige, böse Strahlungen mich an manchen Tagen voller Wucht trafen und nicht so frohlockende Gedanken und Vorahnungen aufkeimen ließen, mich entweder glücklich oder traurig stimmten, schüchtern werden ließen oder… - kurz; mich dazu zwangen meine Beine in die in der Luft schwebenden Hand zu nehmen und gefälligst zu verschwinden. Doch spürte ich seit langem, wenn ich in den Spiegel blickte, mein Gesicht in Schaufenstern diverser Boutiquen ansah, jedes Mal in meinen Augen einen kleinen Ansatz der Neugierde aufflackern, der nie gedachte zu erlöschen. Mich immerzu fragen ließ, ob das Leben völliger Verheißungen auf mich wartete, mich mit jeder freien Faser meines Körpers fragen ließ, ob mich diese eine Frage in seiner völligen Macht in solch eine Bahn ziehen könne, oder doch nur eine primitive Einöde für mich übrig hatte. Und die Frage war eine unausgesprochene Feststellung, denn ich wusste, es würden noch interessante Dinge mich entweder sanft oder unsanft besprenkeln und mich vielleicht zu wüsten Beschimpfungen herablassen oder vielleicht doch nicht. Auf jeden Fall wusste ich, dass eine dieser Vermutungen aufträte, denn eine mir unbekannte Stärke stieg in mir wie Nebel empor und ließ mich erneut den seinigen Blick begegnen, ohne irgendeinen Hauch an Verwirrung in meinem Inneren preisgebend. „Angebot?“ Ich ließ ihn den Schein meiner Überlegenheit in diesem Moment spüren, ließ das Wort genüsslich auf meiner Zunge vergehen, ließ eine meiner Augenbrauen in die Höhe schießen, absichtlich und immer an solche Szenen denkend, in denen die Frauen ungewollt oder unwissend langsam, aber sicher auf eine Zwickmühle zu trabten und alles auf dieses eine “Augenbrauen hoch schießen“ setzten, um ihre unwiderrufliche Verwirrung zu kaschieren. Genau dies tat ich auch und lehnte mich galant an die Kassierertheke, wohl wissend, dass alle sonstigen Geräusche plötzlich verblüht waren und beziehungslos im Raum erstarrt waren. Doch dieser Typ der vor mir stand, vor der Eingangstür; die Sonne stand hinter ihm und umgab sein dunkles, schwarzes Haar wie einen Heiligenschein, sein Körper war von einem Feuerrand aus Licht umgeben und sein Augenschein war mit einer tiefen Herablassung besehen. Ich dagegen stand im Schatten dieses überlegenen Lichtes und gab mit hochgradiger Sicherheit, eine jammerhafte Figur ab… Mit seinen Augen schaute er mich an und schien seinem Auftritt einen wohl unbekümmerten Hauch der Perfektion zu verleihen, was mich trotz dessen nicht minder einschüchtern ließ. Ich war gut. „Hör zu, ich weiß, dass du eine gute Hip-Hopperin bist, nicht besser als ich, aber das tut nichts zur Sache, kapiert? Ich mach die Sache ganz kurz; du wirst meiner Crew beitreten.“ Er war besser und arrogant. Seine Arroganz war größer als sein Ego, er war ein Schurke. Ein verdammter Schurke, der wusste, dass ich seit geraumer Zeit nicht mehr getanzt hatte und mich zuvor irgendwo in Berlin gesehen haben musste. Er hatte nun im Sonnenschein denselben Augenschein wie der Tänzer an jenem Abend, doch wenn ich meine Skepsis und die sofortige Verneinung auf sein lächerliches Angebot offenbaren würde, so würde ich mich ihm wie ein Lamm unter abertausenden von Wölfen hoffnungslos ausliefern und so hätte er gewonnen. Meine Tante durfte unter all den schwierigen Umständen hier in Bochum nie erfahren, dass ich tanzte und falls sie dies doch erfahren würde, so vermochte ich mir nicht vorzustellen, wie sie ihr grießgrimmiges Geplapper in Zaum halten könnte, damit meine Mutter durch eine plötzliche Windböe nie erfahren würde, dass ich ihre Regeln brach. Doch es waren auch nicht nur ihre Regeln, die dem Zerreißen nahe gespannt waren, nein ich würde auch meine eigenen Vorsätze brechen und mir mal wieder selbst beweisen, dass ich ein unfähiges Individuum war. „Ach, und wieso sollte ich ausgerechnet deiner Crew beitreten, obwohl du doch viel besser tanzt als ich und ich noch nie in meinem ganzen Leben getanzt hab?“, meine unhöfliche Berliner Art durchforstete wie eine Hitzewelle meinen Körper und ich spuckte ihm auf eine pikierte Art und Weise Wörter entgegen, die ich auch lieber hätte herunter schlucken können. Herunter schlucken müssen. Er schien trotz dessen äußerst unbeeindruckt von meiner kleinen, unhöflichen Rede zu sein. Obwohl ich log, schaute sein Gesicht ebenso unbeeindruckt drein und ein kleines, gehässiges Lächeln umspielte seinen Mund. „So? Aber wie erklärst du dir dann, dass Gaara dich vor kurzem in irgendeinem Club tanzen sah? Etwa ein Double, wie Paris Hilton und Michael Jackson es haben? Ich denke, dafür wäre dein jämmerliches Budget doch etwas zu knapp, meinst du nicht?“ Fragen über Fragen, rannen in diesem Moment auf mich zu. Fragen über Fragen, die nicht hätten arroganter und neunmalkluger sein können! Fragen über Fragen, dessen Klang seiner Stimme diesen unausstehlichen, zweideutigen Fragen etwas Nervtötendes verliehen und doch am Ende recht behielten, obwohl ich an eine zweite Sakura Haruno nie in meinem Leben gedacht hätte, gar mir so ein Wesen wünschen würde. Aber wieso offenbarte er mir nicht, dass er der unbekannte Tänzer an jenem Abend war? Wollte er ebenso wie ich etwas verbergen? Was war sein Geheimnis? Ich war mir sicher, dass er eins haben müsste. Ich hielt einen Moment stocksteif inne, das Pochen meines Herzens laut in meinen Ohren widerhallend, mir plötzlich wärmer und wärmer wurde, bis ich all meinen Frust durch einen Seufzer hinaus in die freie Luft entgleiten ließ. Und diesen Seufzer gleichzeitig zu meinen Gunsten wendete, indem ich improvisierte. „Hör mir mal einen Moment zu, bevor du irgendwelche Aussagen über mich machst, von denen ich noch keine Ahnung habe, klar?“ Showtime! „Mag sein das ich jetzt bei meiner Tante lebe, oder so, aber es steht auf jeden Fall fest, dass ich deinen Freund Namens “Karottenkopf“ noch nie zuvor in irgendeinem Club gesehen habe und nicht tanzen kann, gar jemals irgendwo und irgendwann getanzt hätte. Ich meine, wenn ich tatsächlich tanzen würde, wieso sollte ich es hier und jetzt leugnen? Ich meine, tanzen ist doch was Tolles! Und außerdem, wenn ich tanzen würde, wäre es meine Pflicht eurer so genannten Möchtegern-Crew beizutreten?“ Mir war klar, in diesem Moment redete ich wie ein Wasserfall und bespritzte ihn mit Unmengen von Wasser, aber mir wurde die Situation unangenehmer und unangenehmer. Und desto unangenehmer es wurde, desto mehr stieg die Angst in meinem Inneren, dessen Grund noch im verborgenem lag. Ich hatte Angst. Scheiß Angst. „Du wirst der Crew beitreten, wir brauchen noch ein Mitglied. Im Notfall, bringen wir dir das tanzen bei“, fuhr er beharrlich fort und kam der Kassierertheke in langsamen Schritten immer näher und näher. Überbrückte die paar wenigen Meter zwischen mir und ihm, die Luft wurde eisig, mir lief der Schweiß über die Stirn, meine Wange hinab und ich wurde aschfahl im Gesicht. Langsam, ganz langsam. Ich wurde noch paranoid! „Und was wenn nicht? Willst du mich irgendwie um-“ Mitten in unserem interessanten Gespräch wurden wir unterbrochen, einerseits war ich froh darüber, doch würde ich es ihm nie ins Gesicht schreien, doch andererseits wünschte ich mir, die Person in meinem und in seinem Umfeld weg, welche ziemlich nervig war. Die Inhaberin dieser Apotheke, meine Vorgesetzte, meine Chefin, die Chefin meiner Tante, ihre Chefin, bei der ich mir keinen Blödsinn erlauben durfte, die Chefin, falls ich mir Blödsinn erlaubte, meine Tante feuern würde, meine Tante, die es meiner Mutter erzählen würde, meiner Mutter, die mir eine scheuern würde. Sasukes Mutter! Und in diesem Moment fragte ich mich - wie viel zu oft - ob mich das Schicksal tatsächlich hasste. „Sasuke, Sasuke, mein Liebling!“, welch kreischende Stimme, die ihn und mich zugleich beglückte und wir beide gleichzeitig die Ohren kraus zogen, die Gesichter verzogen und ich triumphierend grinsen musste, als er von ihr stürmisch umarmt wurde und sowie ein Kleinkind auf beide rosaroten Wangen geküsst wurde. „Hallo… Deborah, freut mich sehr“, sagte er zähneknirschend und wandte sich unter ihrer steinernen Umarmung. Wieso sprach er seine Mutter unter dem eigentlichen Vornamen an – halt, ich wurde mir in dem Moment bewusst, dass ich mal wieder absolut keine Ahnung von Nichts hatte, stattdessen müsste ich wohl oder übel Temari ausfragen, meine verlässige Tratsch und Klatsch Quelle T. „Sasuke, Liebling was machst du denn hier? Ich dachte, du wärst zu Hause und würdest für die Schule lernen?“ Und in diesem Moment konnte ich nur fälschlicherweise denken; Oh mein Gott, in welchem Jahrhundert ist denn diese Frau zurückgeblieben? Jeder Außenstehende hätte bemerken können, dass dieser Typ nie in seinem Leben einen Fetzen seiner nicht so glorreichen Gedanken an das Lernen verschwenden würde! Zu meiner Überraschung sagte er etwas anderes, etwas, wovon man redete, es wäre hinterlistig und tief gemein und wovon man meinte, es würde einen nach einer gewissen Zeit zärtlich umschließen und umbringen. In meinem Fall; mich ins unerträgliche nerven! „Mir ist schwindelig und schlecht. Mein Schädel brummt, ich fand Zuhause keine Tabletten mehr, deswegen bin ich zu dir gekommen, um mir ´ne Aspirin zu besorgen“, sagte er schauspielernd und fasste sich theatralisch an den Kopf, dabei streifte sein Blick kurz den Meinigen. Er funkelte, ob es böse war konnte ich in diesem Moment noch nicht einschätzen, aber ich war mir sicher, dass seine kleinen Hirnzellen irgendeinen Plan schmiedeten, welcher bestimmt gegen mich war. Seine Mutter hob die Hand an und legte sie auf seinen schwarzen Haarschopf, dann sprach sie leise und bedauernd: „Schatz, wir haben im Moment keine Aspirin da, zwei Kisten werden noch heute geliefert. Könntest du nicht einen Moment warten?“ Schatz!, äffte ich in meinen Gedanken nach und mein Blick verlor sich, seine Mutter liebte ihn. Mir war, als würde ich Barfuß über mehrere Glassplitter laufen, dessen scharfe Splitter in meine Füße rein piksten und eben diese kleinen Schmerzen in mein Körper empor stiegen, zu meinem Herzen, doch es schwand auch zugleich, als ich diesen Moment überwunden hatte. Als wäre er nie da gewesen, als wäre er plötzlich verblasst. „Nein, ich habe mich schon mit Gaara verabredet. Kann keiner deiner Angestellten die Aspirin nachhause bringen oder so?“ Worauf wollte er in Gottesnamen hinaus? „Ähm, das kann doch die-“, ihr Blick war desorientiert als sie sich einmal um die eigene Achse drehte, doch als sie sich auf mein Gemüt legten und mir ihre Augen gutmütig entgegen starrten, wusste ich, dass sie mich damit meinte. Ich war machtlos. „Sakura, du wirst nachher Sasuke die Aspirin bringen, ich werde dir noch ganz schnell die Hausnummer auf einen Zettel schreiben und nachdem die Medikamente angekommen sind, kannst du dort hin. Ich habe im Moment leider sehr viel zu tun, muss auch noch später mit Fukagu telefonieren“, es war eine trockene und strenge Stimme, dessen befehlender Klang sich tief in mein Unterbewusstsein durchkämpfte und schrie. Ich schrie innerlich, weil ich ahnen konnte, was Sasuke vorhatte. Ich schrie innerlich, weil ich keine Wahl hatte. Schmerzen durchzuckten mein Gehirn wie plötzlich aufkommende Blitze und ließen mir keine Ruhe, drängten beinahe meine Faust in Sasukes Gesicht zu versenken, als sich sein spöttischer Blick an meine Augen heftete und darin lesen konnten wie in einem Buch. Ich kannte diese Blitze der Machtlosigkeit; ich hasste sie. In diesem Moment hasste ich sie noch mehr, weil ich wusste, was er vorhatte und in den nächsten Tagen tun würde. „Hast du überhaupt eine Busfahrkarte, denn sonst müsstest du knapp 45 Minuten laufen“. Wow, noch toller, noch besser als noch toller, Perfekt! „Nein“, sagte ich zähneknirschend und meine Wut schlug in Trübseligkeit um. Ich sah zu wie Deborah ihren Sohn verabschiedete und ich in den nächsten Tagen dazu verdammt war, ihm all seine unmöglichen Wünsche von den Lippen abzulesen. Er würde mich stetig nerven, immerzu in die Apotheke kommen und unmögliche Wünsche von seiner Mutter verlangen, welche mich dann dazu beauftragen würde, diese zu erfüllen. Und meine Vorahnung sollte sich bestätigen… Die Erde war an einem Punkt der totalen Reglosigkeit angelangt, wie eine Schaukel, die bis zum höchsten Punkt schwingt, bevor sie wieder nach unten fällt und alles verblasst. Die ganze Welt war regungslos, Nacht und Tag waren perfekt ausbalanciert, und obwohl der Sommer und die Ferien weit in der Ferne lagen, würde jetzt alles beginnen, sich wieder dem Winter zuzuneigen. Fast konnte ich spüren, wie meine Füße, widerstrebend durch den Staub auf dem völlig fremden Schulgeländer schlurften, während mich die Schaukel in eine neue Zeit schwang, zu einem Höhepunkt, bevor sie sich wieder senkte. In meiner Brust war eine leise Aufregung vorhanden, doch mit meinem Atem und meinen Gedanken hielt ich ihn dort fest, weil ich in diesem Moment noch nicht explodieren wollte. Die Welt war für mich in seiner grauen Eintönigkeit immer willkommen gewesen, doch als mir Temari vor ungefähr zwei Minuten verkündet hatte, welchen schwarzen Haarschopf ich in meinem Lateinkurs begegnen würde, zersprang die Schaukel in abertausende von Scherben und hielt eisern den vermeintlichen Höhepunkt dieses Tages, der partout nicht vergehen wollte, fest! Ich raufte mir die Haare und ließ einen verzweifelten Schrei in die Lüfte entgleiten, welcher unter dem lauten Gerede der Schülermassen kaum an Bedeutung annahm und unterging, wie das Gelächter. „Wieso muss ausgerechnet unsere Schule, mit dieser Schule in Sachen von ach so wichtigen Fremdsprachen kooperieren, hum? Hab ich etwa ein Magnet am Arsch, dass ich diesem Spinner überall in die Arme laufen muss?“ Ich wusste, dass ich mich bei meinem Gerede verhaspelte, aber ich würde mich nie an die unsoziale Gerechtigkeit unserer Schule gewöhnen können, denn mir kamen in den letzten Tagen nur seine bitteren und ungerechten Tatsachen zu Gesicht, die auch einen ebenso bitteren Nachgeschmack enthielten. Die Resultate waren, dass ich dreimal die Woche Lateinunterricht am Gymnasium hatte, die wiederum zwei durchaus grausige Nachteile innehatten. Die Spekulationen, dass die Loyalität und Ehrlichkeit der Schüler zu ihren Lehrern den Rahmen sprengte, entpuppten sich als unerbittliche Wahrheit; denn als ich vor einer Viertel-Stunde in der Kantine stand, diesen roten, verführerischen Apfel sah, der mir seine Klauen entgegenstreckte und Mampf mich! schrie, ich nichts ahnend in meine Tasche legen wollte, wurde ich sofort als Diebin tituliert und voller Missbilligung angesehen. Mir wurde gedroht, falls ich es noch einmal wagen sollte, so etwas Undiszipliniertes und Niveauloses zu tun, dass man mich tatsächlich beim Lehrer verpetzten würde, so etwas Kindisches aber auch! „Das Schick-!“, „Ja, ich weiß; das Schicksal hasst dich und du streckst ihm demonstrativ den Mittelfinger entgegen und so weiter und sofort“, unterbrach mich Temari augenverdrehend und der zischende Wind wehte uns um die Ohren, dann steigerte sich ihr Redeschwall ins unermessliche. „Ich meine, kein Schwein aus unserer Schule, außer Ino natürlich, wählt Latein! In deiner Lateinklasse sind lauter Gymnasiasten! Das Wort Gymnasiastin definiert das Wort Freak und das Wort Freak, definiert komisch! Und wenn lauter komischer…ähm, Menschen in deinem Kurs sind, weißt du gar nicht was dich erwartet! Mann, du bist so dumm!“ „Woher sollte ich Frischfleisch denn wissen, dass diese Schüler hier nerdig komisch sind? Keiner, absolut keiner hatte mich vorher eingeweiht!“, rief ich etwas pikiert und bedachte Temari mit einem hoffentlich angsteinflößenden Blick. Diese wiederum schnalzte mit der Zunge und blieb stehen. „Bin ich denn deine persönliche Babysitterin? Ich bin nur deine verlässige Quelle T., was Sachen Tratsch, Information über gewisse schwarzhaarige Menschen und Lästereien angeht, Schätzchen“, sagte sie etwas überheblich und streckte stolz die Brust hervor. Der zweite Nachteil war Sasuke Uchiha, der konstant in meiner Nähe zu sein schien, wenn ich es am wenigsten erwartete. Sein stechender Blick, die Art, wie er den Wörtern, die aus seinem Munde entwichen, einen solch besserwisserischen Klang verlieh, wie er einen Menschen durch unplatzierte Handlungen zum Staunen und zum Anwidern bringen konnte und wie er einen mit seinen bloßen Augen ins Lächerliche nieder lachen konnte, stimmten mich von Tag zu Tag noch nervöser als jemals zuvor und meine Anwiederung stieg. Ich wusste, irgendetwas würde geschehen, mein Konzept ins Wanken bringen, doch ich wusste nicht, was. Der angespannte Knoten in meiner Brust löste sich nicht, die Spannung blieb und das würde ich für eine längere Zeitspanne nicht in Zaum halten können. Um wieder auf Temaris Aussage zurückzukommen; ich wollte meine Augen verdrehen, lachen, den Kopf schütteln und ihr antworten, doch dann schienen alle Menschen stumm stehen geblieben zu sein, verloren jegliche Farbe des Lebens und meine Augen erfassten ihn. Da sah ich ihn zum ersten Mal, den Menschen, der die Macht gehabt hatte, alles auf einen Schlag umzuschreiben, wie in einem Buch. Ohne meine Erlaubnis. Mein Blick traf den seinigen, ein matter, erdigfarbener Augenschein, welcher goldene Funken sprühte, als ich den Kopf neigte und ihn anstarrte. Er hatte rotes Haar, giftrotes Haar, was ich zu meiner Überraschung begrüßte und nicht die Lippen kraus zog, obwohl ich auch eine viel zu auffällige Haarfarbe besaß. Also würden wir optisch perfekt mit einander harmonieren, dachte ich beiläufig und war auch gleichzeitig erstaunt, dass seine Gesichtsform recht kindlich aussah. Er trug eine enge Jeans, welche seine Beine aussehen ließ, wie Salzstangen, und eine Lederjacke. Er stand mit reservierter Körperhaltung am Schulgitter gelehnt, in der einen Hand hielt er einen Ordner und in der anderen sein Handy; die Sonne fiel auf ihn herab. Trotz dessen, dass es ihn scheinbar blendete, tat sich kein Hauch an Veränderung an seiner Haltung. Kurz gesagt entsprach er von seinem äußeren Erscheinungsbild nicht einmal meinen hoch gepriesenen Anforderungen, was mich zu einem menschlichen Geschöpf hätte hingezogen fühlen lassen sollen, oder es eben nicht tat. Aber ihr kanntet doch sicherlich diese einen Momente, in denen man an etwas Klischeehaftes dachte, dass die Zeit angeblich still stünde und du unbedingt dein Objekt der Begierde mit deinen Augen festhalten müsstest, um dir jedes äußerliche Merkmal einprägen zu können, nicht? Man dachte es würde jäh eine Zeit existieren, dass dir ein Junge direkt in die Augen gesehen hätte, während auch sein Herz zuckte, andere Teile seiner Anatomie sich ebenfalls erregten und er dich mit knisternder Begierde angesehen hätte und ihr euch beim Weitergehen in eurer Phantasie all die Dinge ausgemalt hättet, die ihr miteinander anstellen könntet, hättet ihr die Spur einer Chance, hättet ihr eine halbe Stunde, hättet ihr ein anderes Leben. Mein Herz tat aber etwas Gegensätzliches zudem, was mir noch nie zuvor in meinem ganzen Leben passiert war, es zuckte zwar wie wild in meiner Brust und gab keine Ruhe von sich, aber ich würde ihn wieder sehen, ich wusste es und wünschte mir zum ersten Mal kein anderes Leben. Kein anderes Glück. Kein anderes Schicksal, nur das Hier und Jetzt, welcher bis zur Ewigkeit andauern sollte. Ich spürte wie meine Augenmuskeln zitterten, in der Versuchung den Blick nicht als erste abzuwenden, ich war fasziniert. Ungewohnt heiser sprach ich zu Temari: „Willst du meine Informantin bezüglich des rothaarigen Typen auf zwölf Uhr sein?“ Sie beäugte mich skeptisch. „Das ist mein Cousin.“ „Noch besser“, ich spürte, wie viel wärmer mir ums Herz wurde und sich dieses Gefühl tief in mein Herz einbrennen würde, wie ein Tattoo und nie entschwinden würde. Etwas überfordert mit meiner kuriosen Situation, stand ich vor der Tür des Kursraums, welcher zum Lateinunterricht führte, doch zugleich war ich mir mit jeder einzelnen Faser meines Körpers bewusst, dass ich erstens; eindeutig zu spät war, zweitens; gar nichts, absolut gar nichts konnte und drittens; ich hatte Angst, richtige Angst, eine undefinierbare Angst vor der Angst, weil erstens; Sasuke Uchiha in der Klasse saß, zweitens; ich mein Buch vergessen hatte und drittens; die Angst vor der Angst aus meinen Körper nicht verbannen konnte! Ich presste die Lippen aufeinander, als mir bewusst wurde, dass dies ein ganz und gar nicht willkommener erster Tag meiner Laufbahn sein würde, bei, wie hieß er noch gleich?, … Doktor Orochimaru, der Name hörte sich schon etwas grotesk an und durch mein Japanisch, konnte ich mir übersetzten, dass es Schlange bedeutete. Schlangen waren böse, war er auch böse? Und wenn er böse war, würde er dann auch zu mir böse sein? Und bald brach ich diese Prozedur des eigennützigen Denkens ab und ermahnte mich zur Ruhe, sperrte meine ängstlichen Bedenken in einen Kerker, tief in meiner Magengegend ein und führte ohne großartige Grübeleien meine Hand zur Tür, pochte daran, wartete ein paar Sekunden und betrat schließlich die Klasse. Augenblicklich hefteten sich alle Blicke, die zuvor an den Lippen des Lehrers hingen, an meinen Körper und ich fand mich im Brennpunkt der allgemeinen Missbilligung wieder. Ich wollte weitergehen, mir irgendeinen Platz aussuchen, wo ich mich niederlassen konnte, doch die tief rauchige Stimme Herr Doktor Orochimarus hinderte mich daran. Mir war, als ob kleine Parasiten meinen Rücken hinab glitten und dabei tiefe Wunden in mein Fleisch schnitten, denn seine Stimme erfüllte mein Inneres mit Unbehagen bezüglich meiner Situation. „Halt, bleiben Sie bitte dort stehen“, sagte er und seine goldig funkelnden Augen sprühten Funken, die mich an meiner Haut verbrannten. Er hatte öliges schwarzes, langes Haar, was mir keineswegs frohlockte, denn seine Stimme hörte sich ganz und gar nicht frohlockend, gar ölig an. Sein Teint entsprach dem einer weißen Wand, er sah aus wie ein Geist. „Sie wissen gewiss, der Unterrichtsbeginn muss pünktlich begonnen werden, oder irre ich mich da etwa?“ Jetzt würde er mich weiter nach irgendwelchen Dingen ausfragen, von denen ich nicht den Hauch einer Ahnung hatte, dass Frage-Nicken-Spiel würde beginnen, zum Leidwesen meiner und zum Ergötzen der Schüler in der Klasse. Die Diskussion entfachte zu einer richtigen Ergötzung, denn er lächelte süffisant und fragte ungehindert weiter. Ob ich auch tatsächlich die Absicht hätte mein Abitur durchzuziehen. Nicken. Ob ich auch ja nicht meine Hefter vergessen hätte. Nicken – natürlich war ich froh, dass er nicht nach meinem Buch gefragt hatte -. Zeigen und so weiter. Ich wollte ihm positive Antworten geben, nur leider befanden sich in meinem Gehirn ein paar undurchdringliche Türen, die mir den Weg zur endgültigen Erkenntnis versperrten und ich null Peilung hatte, Ideen aus meinen Gehirn zu entziehen, mich in irgendeiner Weise zu rechtfertigen, obgleich mir es nicht geholfen hätte, denn er war stur. Irgendwann wurden meine Augen glasig, nicht dass ich weinen wollte, aber meine Seele entwich aus meinem Körper, nahm die Geduld mit und ich fing unverhohlener Weise an, mit den Zähnen zu knirschen, als mir bewusst wurde, dass mich Sasuke Uchihas Grinsen beglückte. Ich hatte ihn erfolgreich aus meinen Gedanken verbannen können und hätte ihn beinahe vergessen, aber nein, letzterer zog jämmerliche Grimassen vor meinem Gesicht und versuchte mich zu verunsichern. Und dann kam der Moment, wo mein Inneres erneut schreien wollte, weil ich machtlos war. Ein tiefes, lautes und knurrendes Schreien, welches Orochimaru verängstigen sollte, doch die Methoden, die sich in meinem Gehirn zusammen spannen, wie ich ihn zum Schweigen bringen sollte, nahmen ein jähes Ende, als er seufzend den Kopf schüttelte und mich zum Setzen aufforderte. Zum zweiten Mal ließ ich meinen Blick noch intensiver über die Klasse schweifen und stellte unbehaglich fest, dass mir fast gar keiner ansatzweise vertraut erschien und die “Unvertrauten“ mir gewiss keine Chancen geben würden, sie näher kennen zu lernen. Ino saß in der Nähe von Gaara und Sasuke, die sich prunkvoll unterhielten. Die restliche Schülerschaft schenkte ihr gesamtes Interesse Herrn Doktor Orochimaru und außer zwei roten Haarschöpfen, kam mir die Klasse etwas trist und profan vor. Moment- zwei? Ich hielt mit meinem Blick inne und beäugte den zweiten Rotschopf, meine Mundwinkel zuckten glücklich auf, als mir bewusst wurde, welcher rothaarige Typ mir entgegen schaute und kaum merklich mit seiner Hand auf den leeren Platz neben ihm hinwies. Und ich wusste nicht was ihn angetrieben hatte, so etwas zu tun. Die Hoffnung, die in mir vor ein paar Minuten gestorben war, entfachte wieder zu neuem Leben, als ein Erzittern durch meinen Körper hinweg wehte und in mir eine Glückseligkeit empor steigen ließ, die ich nicht zuordnen konnte. Hätte ich ein anderes Leben? Ich schiss in diesem Wimpernschlag auf ein anderes Leben! Hoffentlich war er etwas anders, als die anderen Schüler, hoffentlich zuckte mein Herz nicht umsonst für ihn und hoffentlich war er gesprächig. Jetzt hieß es nur einen auf unnahbar zu machen, ich wollte ihm imponieren, damit ich einen guten Eindruck bei ihm hinterließ, obwohl diese Denkweise oberflächlich war. Meine Füße bewegten sich auf seinen Platz zu und Sasuke Uchihas unergründlicher Blick hing in meinen Nacken wie eine lästige Fliege, die sich aus dem Spinnennetz nicht zu befreien wusste. Es war mir unangenehm. Ich setzte mich gähnend auf und streckte mich. Meine Gelenke knackten zustimmend und ich zuckte zusammen, als mein Genick so laut knackte, als hätte ein kanadischer Baumfäller einen wahren Riesen umgelegt. „Zu lange auf dem demselben Fleck gestanden, was?“, flüsterte mir Sasori entgegen und jetzt ergab sich die Gelegenheit, ihn näher in Augenschein zu nehmen. Seine schwarze Lederjacke hing an seinem Stuhl und ich erhaschte einen kurzen Blick auf sein weißes T-Shirt, das mit vielen verschieden farbigen Mustern bestickt war, dann richtete ich jäh meinen Blick auf seine Hand, welche lose auf seinen Unterlagen lag, ehe meine Augen auf Wanderschaft gingen und letztendlich an seinen Augen heften blieben. Ich mochte sie. Sowie ich seine melodische Stimme mochte. „Denke ich auch, ist er immer so… gemein?“, fragte ich leise und rutschte noch etwas tiefer in meinen Stuhl, um den vermeidlichen Image einer tiefen Coolness zu erwecken. Er lächelte etwas verschmitzt und fügte ein wenig schuldbewusst hinzu: „Glaub mir, dass war seine zahmste Seite, mit mir pflegt er ein recht… holpriges Verhältnis.“ Ich grinste etwas und wusste nicht so recht, was ich noch hätte erwidern können, denn meine Ohren erfüllte ein lautes Pochen, mein Herz in meiner Brust schlug schneller und schneller, meine Handflächen waren verschwitzt und ich wippte wie blöd mit meinen Schuhen. Ein Zeichen meiner immensen Nervosität, ich schickte ein schnelles Stoßgebet gen Himmel, er möge es nicht bemerken. „Ach, ich habe vergessen mich vorzustellen. Ich bin Sasori, Temaris Cousin. Du kennst sie doch sicherlich, oder?“ Meine Augen blieben weiterhin an Herrn Doktor Orochimarus Gemüt haften, denn sein Blick lag in unserer Nähe, trotz dessen antwortete ich Sasori, um den Klang seiner Stimme zu lauschen. Ich wusste, dass meine Beweggründe töricht waren, aber was gab man denn nicht dafür? „Nicht schlimm. Ich heiß Sakura Haruno und ja, ich kenne Temari.“ „Dann bist du heute Abend dabei, oder?“ Ich kräuselte die Augenbraunen und mit einem etwas ratlosen Blick schaute ich ihn an. Bestimmt sah ich in diesem Moment etwas dümmlich aus und die bloße Vorstellung daran, geleitete meinem Blut, sich an meinen Wangen anzustauen, um sie scharlachrot zu färben. „Wo dabei und was steigt denn heute Abend?“ „Frischfleisch?“, fragte er und ich fügte etwas ergeben ein gemurmeltes „Kann man so sagen“, hinzu und seufzte. Ich wollte ihn weiter fragen, was genau er meinte- Ich zuckte zusammen, als ich ein Quietschen hinter uns vernahm. Mich beunruhigte der faule Geruch, der sich so plötzlich in der Luft verbreitete und nach Bösem roch. Ein undefinierbarer fauler Geruch, der etwas Metaphorisches auf sich zu haben und einem entgegen zu flüstern schien, dass in jener Sekunde etwas Schreckliches passieren könnte, sofern man nicht gewappnet war! Nach etwas absolut Bösem, welches mir entgegen schrie, ich solle mich vor dieser Gefahr hüten und was mich zugleich den Kopf etwas zur Seite drehen ließ. Ich war im Begriff mein Gesicht angewidert zu verziehen, doch seine spöttische Stimme kam mir zuvor. „Frischfleisch?“, spuckte Sasuke hervor und lächelte triefend spöttisch, dass es mir die Zehennägel tausendmal umdrehen ließ, ein böses Omen in mir herauf beschwor, welches aber im selben Moment verging. Mir war bewusst, dass er unser ganzes Gespräch mitverfolgt haben musste, sofern seine Ohren jegliche Chance ergriffen hätten, den Ohren einer Fledermaus nur ansatzweise nachzukommen. Zugleich blieb mir eine Tatsache nicht außer Acht, denn er hatte mich in den vergangen Tagen in der Apotheke förmlich gequält und verspottet, seinen Blicken etwas Provozierendes verliehen, was mich locken sollte. Mich am Ende dazu bringen sollte, die Beherrschung zu verlieren und einen schlimmen Fehler zu begehen, doch mit mir war nicht gut Kirschen essen, denn sein Plan war leicht zu durchschauen. Ich wusste, was er wollte, doch es stand ganz gewiss nicht in meinen Absichten in seine widerlichen Fallen hinein zu tappen, mir einen Fehltritt zu erlauben und seiner Crew, die jämmerlich wie er selbst war, beizutreten. „Gibt´s hier ein Problem?“ Der Klang von Sasoris Stimme erreichte meine Ohren und gleichzeitig spann sich eine Antwort in meinem Hirn zusammen. Ich legte den Kopf schief und ließ meinen Blick zu Sasoris Gesicht hinüber kreisen. „Hast du etwas gehört, Sasori?“, entwich es mir scheinheilig und ich übersah extra Sasukes Kopf. Sasori verstand und verlieh meinem Auftritt eine Note des Virtuos. Er stand auf und führte seine Hand zu seinem Kopf und tat dabei so, als ob er nach irgendetwas Ausschau hielt. „Nicht, das ich wüsste. Wahrscheinlich war es nur ein ekliger Parasit oder so!“ Dann setzte er sich wieder hin und grinste mir zu, doch Sasukes undefinierbarer Blick blieb mir in Erinnerung. Er war nach Rache schreiend. Ohne, dass wir es bemerkt hatten, waren die Minuten lautlos verstrichen und ein Brocken fiel uns vom Herzen, als es endlich zum Schulschluss klingelte. Sasori und ich hatten sehr viel miteinander geredet und ich mochte ihn. Er verabschiedete sich von mir und ich war mir mit hochgradiger Sicherheit bewusst, dass dies mein Höhepunkt des Tages gewesen war. Und die Schaukel schwang mich in eine neue Zeit. Wie man sich doch manchmal irren kann, wenn man doch denkt, ein selber hielte die Fäden des Schicksals in der Hand. °°° Die Farbe meines Zimmers, in dem ich ein paar Tage, eine Woche, einen Monat vielleicht liegen möchte. Ein kleines, vollkommenes, schwarzes Zimmer, von jenem Schwarz, in das ich hineinfiel, wenn irgendeiner das Licht ausknipst und meine Augen sich noch nicht an das Dunkel gewöhnt haben. Das Kohlpechrabenschwarz, unmittelbar bevor die Gegenstände langsam wieder ihre verschwommenen Formen annehmen, die Kommode, die Bettpfosten, das Fenster, der Türknauf, die Decke, stückweise sich gestaltend, bis ich wieder von ihnen umgeben war. Ein kleines Zimmer, vollkommen schwarz, vollkommen ruhig auch, sodass ich keinen Verkehrslärm, keine Stimmen auf der Straße hören musste, nicht den Heizkessel, den Kühlschrank, das Telefon, keine Schritte, Sirenen, Musik, keinen anderen Menschen, der atmete und an mich glaubte. Ein kleines schwarzes, ruhiges Zimmer mit nichts darin als einem Bett, wo ich liegend schweben könnte, nicht richtig schlafend, sondern zum Bewusstsein hinein und hinaus strömend, meinem eigenen Bewusstsein oder dem eines anderen, für eine Reihe von unzähligen Stunden, in denen ich nicht sprechen, essen, kochen, Putzen, weinen, träumen, mich umdrehen oder auf die Toilette gehen konnte. Ein kleines, schwarzes, ruhiges Zimmer, wo ich nie etwas brauchte, nicht für immer, nur für ein paar Tage, eine Woche, einen Monat vielleicht, gerade lange genug, um etwas zu finden… Lange genug, um was zu finden? Ich war mir nicht sicher, aber ich wusste, mir ist etwas verloren gegangen oder abhanden gekommen, vielleicht hatte ich es überhaupt nie gehabt oder vielleicht hatte ich es irgendwo vergessen oder vielleicht versteckt es sich nur, unter der Couch, hinter dem Fenster oder im hohen Gras, im Gebüsch an der Stadtgrenze, aber alles, was man heutzutage in der Wildnis fand, waren die abgetrennten Körperteile von ermordeten Frauen und die moosbedeckten Schädel von vermissten Kindern, deshalb scheute ich mich natürlich, dort nachzusehen, aus Angst, ich könnte einen Teil von mir selbst finden, den ich nicht erkannte. Es musste wie Liebe sein, diese mysteriöse fehlende Verbindungsstück, so wie man es immer gesagt hatte: “Mach dir keine Gedanken wegen der Liebe. Du wirst sie erkennen, wenn du sie findest.“ Ein kleines ruhiges Zimmer. Ich werde es erkennen, wenn ich mich in ihm befand. Ganz gewiss. So schwarz wie seine Augen, obwohl sie hätten erdigfarben sein müssen. Ich drehte durch. Und doch schaffte ich es, mich von diesem plötzlichen Gefühlswirrwarr in meinem Inneren loszureißen, denn plötzlich fühlte sich alles so einfach an, auch wenn mein Kopf sich so schwer anfühlte und doch leer zur gleichen Zeit, dass es mir banal vorkam, wieso sich meine Stimmung an manchen Tagen mit einer hundertprozentigen Abweichung von meiner heutigen Fröhlichkeit abzweigen konnte. Die Vergangenheit, mein Bezirk, mein Berlin, hatten mich in diesem Moment, wo ich in einem engeren Zwiespalt zwischen des Denkens und des endgültigen Schlafen schwebte, beflügelt. Auf seine eine unmissverständliche Art und Weise, dass mir nach weinen zumuten war, doch ich konnte mir nicht erklären wieso. Wieso, wieso, wieso, wieso? Ich weinte einfach. Ich drehte mich auf den Bauch, stützte mich auf meinen Ellenbogen ab, sah verschleiert zum Fenster, erblickte zwei Gesichter und sah wieder weg. Moment! Zwei Gesichter? Ein grausiges Gefühl durchfuhr meine Glieder, dass es schmerzte, mich verbrannte, mich biss und quälte, sodass ich geschockt vom Bett aufsprang und in meiner Not fälschlicherweise wahllos nach einem Objekt der Verteidigung griff; mein Mathebuch. Ohne großartig darüber nachzudenken, näherte ich mich mit leisen Schritten meiner Balkontür und fluchte gleichzeitig, wieso meine Tante heute und für noch vier weitere Tage nicht da sein würde. Einige Sekunden verstrichen, ohne dass ich mich auch nur einen Zentimeter bewegte, ich war stehen geblieben. Die unheimliche Stille nur durch seine oberflächlichen Atemzüge, durchdrungen in mein Gehirn. Ein Ruck ging durch meinen Körper und mit allem Mut, was ich noch besaß, begab ich mich endgültig zum Balkon und riss sie mit einem Mordsschrei auf. Dann verstummte mein Schreien und mein Mund stand offen. Das hätte ich definitiv nicht erwartet und ihn ebenfalls nicht! Ich musste wahrscheinlich in diesem Moment, in einem Milieu zwischen Raum und Zeit schweben, das mich wiederum Hirngespinste erblicken ließ, die wiederum zeigten, dass ich träumte oder so etwas in der Art. „Kannst dein Mund wieder schließen, Sakura, du träumst nicht. Wir sind echt“, sagte Temari glucksend und verlachte mich mit ihren Augen. „Wa- was tut ihr dann hier?“, fragte ich unwirsch. Kurz und in unregelmäßigen Abständen versuchte ich, die Luft in mich aufzunehmen, dennoch wollte es mir nicht gelingen. Die Luft schien in meiner Lunge stecken zu bleiben, sich dort zu einer eisigen Hand zu formen und sich um meine Atemwege zu legen. Ich hatte immer noch Angst. Dann legte sich eine Hand auf meiner Schulter, sie war warm und im Nu blickte ich in Sasoris Augen. „Ruhig Blut! Wir sind gekommen, um dich abzuholen!“, sagte er beruhigend und grinsend zugleich. „Wo denn? Wieso denn?“ „Wirst du sehen“, sagte Temari und fügte noch im selben Atemzug hinzu „Schöner Pyjama, der Hoppel-Häschen-Style, nicht wahr?“ „Sie ist aber doch ein recht hübsches Hoppel-Häschen!“, sagte Sasori schelmisch. Das verpasste mir eine tiefe Röte ins Gesicht, ließ mich schreiend in mein Zimmer hineinrennen und ich suchte verzweifelt nach irgendwelchen Anziehsachen. Ich hörte noch gedämpft, wie Temari sagte, es sei kalt draußen und dass ich mir etwas Warmes anziehen solle, aber ein Funkeln trat in mein Inneres, bei der besinnenden Vorstellung, dass ein Abenteuer auf mich wartete. Und ich in dem Moment meine Regeln vergaß. Normalerweise pflegte ich ein recht gutes Verhältnis zu Abenteuern, aber das Resultat in dieser Nacht war etwas anders ausgefallen, als ich mir erhofft hätte. --- *um die Ecke schleich* *sich mit Drachen bekämpft* * zitternd und angstdurchtränkt auf die Knie fällt* * um Gnade bittet* Meine lieben, wunderbaren, klugen, geduldigen, exquisiten, LESER! Ich weiß, es wird so langsam 0-815 Mäßig, wenn man sich entschuldigt und sagt, man hätte in den letzten Tage sehr viel Schulstress, weil man in der zehnten Klasse ist und die Abschlussprüfungen nicht versauen durfte und seine angeblich kostbare Zeit mit Lernen verbracht hätte, aber soetwas hätte mich nicht vom Schreiben abgehalten. Ein anderer Grund war es; ich musste für den Club der SasuXSaku Schreiber meinen OS fertig stellen und hab irgendwie meinen Rekord gebrochen: 17000 Wörter wurden es X__x Wuah, all mein ganzes Können ging in den OS rein, weswegen ich auch 3 Monate daran Tag und Nacht rum gebastelt hatte. TUT mir waaahnsinnig leid [;_;], aber ich musste es noch sehr schnell fertig schreiben und joa! Es heißt Fräulein Niemand und würd mich sehr freuen wenn ihr rein schauen würdet. Zudem hat auch meine liebe Beta-Fee einen OS für MICH geschrieben, welcher den Namen Marionette trägt, der auch drauf wartet, von euch gelesen zu werden, denn der OS ist Sahne für eure Seele!! Und ich will mich noch einmal bei meiner Beta bedanken, die wieder so schnell mein Kapitel korrektur gelesen hat, mich ständig aufgemuntert hat, mein Heulen jedesmal ertragen musste und eine potentielle Züchterin für mich war/ist. Ich liiiiieeeebe sie so sehr T^T Puh, ich bin wirklich gespannt, ob ihr an diesem Kapitel Gefallen finden werdet und wollte mich hier für eure aufmunternden Kommentare bedanken; es ehrt mich sehr>///< *euch allen ein Kuchen schenkt*. Ich muss auch sagen, dass ich eure Kommentare liebe und jedesmal voller Euphorie meinen Laptop anschmeiße, um zu schauen, was für welche ich bekommen habe, um jedesmal wieder zu heulen, weil sie so schön sind. DANKE, dass ihr mich auf diesem Weg begleitet! DANKE! Schokonase:3. PS: Falls ihr Fragen, bezüglich der FF habt, könnt ihr mich jederzeit anschreiben;]. Kapitel 8: "comes from his eyes" -------------------------------- Hallihallo meine lieben Leser. Bevor ihr beginnt zu lesen, wollte ich noch kurz einmal was loswerden; der erste kursiv geschriebene Text ist aus Hinatas&Narutos Sicht, der zweite aus Sasukes. Wir lesen uns im Schlusswort;-] Fortwährend durchfuhr eine sanfte Brise der Nacht meinen Körper und ein argwöhnischer Ausdruck trat in meine Augen, wie in mein Gehirn, denn irgendetwas versperrte mir den Weg zur völligen Besinnung, denn ich hatte absolut keine Ahnung, wohin mich die zwei an meiner Seite hinzuführen versuchten. Natürlich hatte ich in den letzten Zehn Minuten der völligen Ahnungslosigkeit mehrere Male in Erwägung gezogen Temari oder Sasori zu fragen, was genau sie vorhatten, doch dann trat in ihren Augen ein geheimniskrämerartiger Ausdruck ein und sie redeten nur wirres Zeug, was mich am Ende noch verwirrter als zuvor stimmte. Noch dazu meinten sie durchgehend, dass sie mir dadurch den Spannungseffekt vertreiben würden, obgleich ich ebenfalls nicht wusste – bin ich erbärmlich – was mich dazu geritten hatte, die Wohnung zu verlassen, aber als sie mir in die Augen gesehen hatten, besetzte deren Augenschein eine irre Abenteuerlust, die undefinierbare Schwingungen zu mir hinüber wehte und ich mit diesen Strom mit gerissen wurde. Gegen meinen Willen, absolut unfähig irgendetwas zu unternehmen, denn mit dem Gefühl etwas Verbotenes zu tun, zog mich dieser Ausflug wie magisch an. Oder doch besser definiert und natürlich zunehmend ehrlicher; ich konnte meine Neugierde nicht hinauszögern und hätte mir wahrscheinlich am Ende selbst in den Arsch getreten, wenn ich in meinem Zimmer einen auf Wannabe-Emo gemacht hätte, zumal dies am nächsten Tag an meinem Ego gekratzt hätte, aber darüber wollte ich mir keineswegs Gedanken machen. Skeptisch verdrehte ich meine Augen zu meiner linken und sah Temaris voll Sonnenschein strahlendes Gesicht; sie blendete mich beinahe. Ihre Augen fixierten einen unsichtbaren Punkt in der immer tiefer gehenden Dunkelheit und sie lächelte vor sich hin; ein glückliches Lächeln, was sie mich mit jeder Faser ihres Körpers spüren ließ, und es schien mich kurioser Weise zu erreichen, obwohl dies ziemlich oberflächlich war. Im Grunde hatte ich keinen plausiblen Grund glücklich zu sein. „Kannst du mir wenigstens sagen, ob es etwas Gefährliches oder Ungefährliches sein wird?“ Dennoch verriet ihr der Unterton meiner Stimme, dass mich allmählich meine Skepsis bezüglich dieser Aktion zu verschlingen drohte, würde sie mir nicht mal einen klitzekleinen Hinweis auf das Abenteuer geben. Nur ein einziger Hinweis, klein wie ein Bakterium, aber dennoch so groß, um mir die nötige Vorbereitung zu dieser waghalsigen Aktion zu verschaffen. Doch nun lächelte sie etwas zynisch und lächelte Sasori zu, der wiederum mir zulächelte und ich verwirrt drein blickte. „Also… ich denke, dass wir unser heutiges Todesopfer wohl am nächsten Tag killen müssen, oder Temari?“ Ein ungeheurer Schalk blitzte in seinen Augen auf, als er meine versteinerte Miene ausmachen konnte, gleichsam wirkte dieser Schalk in seinen Augen unbeschreiblich faszinierend, dass ich meine Blick nicht von ihm wenden konnte. „Nee, dass müssen wir dann nächstes Mal einfach machen.“ Ein theatralisches Seufzen verließ ihre Kehle und sie zwirbelte mit einer äußerst anmutigen Bewegung die blonden Haarsträhnen zwischen ihren Fingern und schien nachdenklich. Seit wann konnte sie denn das? Gleich darauf ergänzte Sasori: „Da muss ich dir leider Gottes Recht geben, mein Cousinchen, denn was du gleich sehen wirst-“, er unterbrach Temari, welche vorhatte dazwischen zu reden, durch ein wildes Kopfschütteln und rang nach den richtigen Worten, die wohl seiner Rede am Ende etwas Perfektes verleihen sollten. „ist total geil, ey!“, und ich trotzdem giggeln musste. Eine am Anfang anspruchsvolle Rede am Ende durch unpassende Worte zu beenden schien mir etwas einfallslos und bewies mir trotzdessen zweierlei Dinge; dass Sasori absolut wandelbar war und mich immer zum Lachen bringen konnte. Ich wurde mir in diesem Moment bewusst wie völlig richtig mein Leben momentan verlief, gleichsam fühlte ich von meinen Schultern eine ungeheure Last abfallen – jeden Tag noch ein Stück mehr - , weil ich alles hinter mir zurückgelassen hatte, mit dem Wissen, dass mich diese Dinge nie gedachten einzuholen, wenn ich stets aus meiner Gegenwart Kraft schöpfen konnte, den Tag durchzustehen. Doch unterließ ich es dabei, so würden meine Kräfte baldig erlahmen und meine andere Welt – meine verhasste Welt – mich einholen. Mit rasanter Schnelle. Gefährlich fühlend und surrend klingend. Und diese Tatsachen berauschten mich in jeder unannehmbaren Sekunde, ließen mich inne halten und zusammen zucken, sodass meine Laune von der Ekstase in blitzender Schnelle am Tiefpunkt angelangte, ich aber wehrte mich mit aller Kraft dagegen, dass das Rauschen nicht wie ein Presslufthammer dem Asphalt – mir – Schaden zufügen konnte und mein Fundament, bestehend aus Stein, durchbrechen, gar zum Einstürzen bringen würde. Und das würde ich ganz gewiss nicht zu lassen, auch wenn ich an manchen Tagen affektieren musste, dass es mir besser als jemals zuvor ginge… auch wenn an manchen Tagen mein Wunschdenken die Realität zerschmetterte und auf eine mir unerklärliche Art und Weise ein Teil der Realität wurde. Es war einfach irrelevant. Vielleicht war es auch einfach nur ich. Plötzlich spürte ich eine Wärmequelle an meiner Schulter, sich schlingend bis zu meiner anderen Schulter und ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der ich sie zu kommen glaubte und behielt dabei recht. Ich zog die Augenbrauen kraus in der völlig sinnlosen Vorstellungen, er möge meinen schnellen Herzschlag nicht bemerken. „Wieso plötzlich so nachdenklich, Hoppelhäschen?“, fragte er schelmisch grinsend und entblößte mir ungehalten einen Satz strahlend weißer Zähne. Ich blinzelte, denn mir wurde ungehemmt bewusst, dass er meinen immer schneller werdenden, pochenden Herzschlag nicht spüren konnte, sofern er seine linke Hand nicht auf meine Brust legen würde und die Vorstellung davon war gleichzeitig so erregend und pervers zugleich, dass das verräterische Blut in meine Wangen rannte und scharlachrot färbte. Peinlich, peinlich… Um diesen Moment der völligen Bloßstellung zu kaschieren, stellte ich ihm eine Gegenfrage: „Wieso sollte ich?“ Meine Augenbraue schoss in die Höhe und ich war mir wohlbewusst, dass ich seine kalte, erdfarbene Regenbogenhaut zum Schmelzen brachte – ich mochte es sehr, ich mochte ihn, viel zu sehr -, aber ich hielt den Blickkontakt. „Weil gleich etwas Unerwartetes passieren wird?“, fragte er neckisch und somit entfachte somit das Du-Stellst-Mir-Eine-Frage-Und-Ich-Beantowrte-Sie-Mit-Einer-Gegenfrage-Spiel. Hört sich vielleicht kompliziert an und ich konnte dem mit hochgradiger Sicherheit recht geben. „Dachtest du denn, dass ich nicht wüsste, dass so etwas passiert?“ „Wieso dachtest du, dass ich das denke?“ „Weil ich ein Profi in diesem Spiel bin. Aber macht es dir eigentlich Spaß, mich Hoppelhäschen zu nennen? „Macht es denn dir keinen Spaß?“ „Sehe ich so aus?“, fragte ich bockig und schaute weg, kurz darauf streifte sein warmer Atem mein Ohr, so plötzlich und unerwartet. Geschockt weiteten sich meine Augen; konnte man denn so offensichtlich bemerken, dass sich mein Inneres so dermaßen dramatisch nach ihm sehnte und er es gleichzeitig scheinbar nicht bemerkte? Und wieso verdammt noch mal brachen diese Empfindungen aus ihren Käfigen aus, nur um mich mit doppelter Geschwindigkeit unter ihnen zu begraben? Hier und da stoben in meinem Inneren abertausende von Blitzen auf und ließen mich überall am Körper erzittern und mein es vermochte vor plötzlicher Wärme zu explodieren, in eine andere Welt katapultiert zu werden… „Und jetzt schau mal nach vorne.“ Aber nein, es katapultierte mich in seine Welt und mein Blick erblickte etwas, was völlig… „Wie beschissen geil, ey!“ Vor mir erstreckte sich ein überdimensional großer Parkplatz, welchen man zu einer völlig faszinierenden Kulisse umgewandelt hatte. Das gleißende Mondlicht wurde in goldene Strahlen von den umstehenden Laternen und Lichtgeräte getaucht, zudem ergänzte sich der graue Nebel perfekt mit den immer hin und her flatternden, bunten Lichtstrahlen, welche einmal wie aus dem Nichts auftauchten und ratternd verschwanden; oder sich lang anhaltend hin und her schlängelten. Der feuchte Zementboden spiegelte verschwommen die tanzenden Silhouetten aller Umstehenden wieder, deren Kleidung sie umgaben wie eine zweite Haut und ihre Körper gleichzeitig eine ungeheure Hitze ausschossen. Grollende Musik erfüllte die ganze Anlage, abertausende von Schreien und Gelächter gingen in den anderen Rufen nieder, die Menge schien sich prächtig zu amüsieren und hielt sich schwenkend an den Armen anderer fest oder tanzten einfach. Viel zu gut, viel zu präzise… Und sämtliche Alarmglocken klingelten in meinem Inneren, als mich die Erkenntnis so derb traf, wie ein Fausthieb von einem der Klitschko-Brüder. „Was wird das ganze hier?“ „'Ne Hip-Hop-Party, ich dachte du wolltest sehen, wie sich Uchiha verrenkt bei dem Versuch, zu tanzen!“ Ich hätte nie gedacht, dass mich mein Schicksal schon so schnell einholen würde… Es war ihr, als durchflute eine plötzliche Übelkeit ihr Inneres und nähme ihr jegliche Kraft zum aufrecht Stehen, jegliche Kraft zum Atmen, jegliche Kraft richtig zu fühlen, dass sie einfach einknickte, sich jedoch rechtzeitig an einer Wand festhalten konnte. Keuchend und ängstlich ging ihr Atem. Ihre Augen stets hin und her schauend, so aufgeregt war sie, dass es sie einfach betäubte wie eine Droge, sie in jähen Millisekunden drohte zu kontrollieren, die Gefahren außer Acht lassend, die Folgen außer Acht lassend. Ihr Verstand wollte es nicht. Aber ihr Herz wollte es. Ihre Sehnsucht schien sie wie ein Schleier zu umschlingen, sich fest um ihren Körper zu knoten, um sie letztendlich gefangen zu halten, damit sie ihre Gefühle zu ihm hautnah spüren sollte, weil es sie verletzen sollte, weil ihre Liebe schmerzlich war. Ihre zierlichen Hände ballten sich in einem Augenaufschlag zu Fäusten und im danach folgenden krachte eine gegen die Wand neben ihr ein, wohl wahrnehmend, dass ein dünnes Rinnsal Blut von ihren Handgelenk hinab tropfte. Vielleicht tat sie dies auch nur, weil sie ihre unverzeihlichen Gedanken für unsagbar töricht hielt? Unwillkommen, unaufrichtig, beschämend, egoistisch. Oder aber auch, weil sie durch ihre Liebe zu ihm, obgleich diese Liebe verboten und unangebracht war, sich selbst für diese Tat bestrafen wollte, weil das Mädchen tatsächlich zuließ, dass ihr Herz eine noch wichtigere Rolle als ihr Verstand einnahm. So laut, zu laut pochte, wenn ihre Gedanken, bezüglich ihrer Liebe zu ihm, sie durchströmten wie ein Orkan und ihre Haut zu prickeln begann, so als ob ein stürmischer Regenfall ihr freies Stück Fleisch besprenkelte. All die Konsequenzen, die sich immerzu in ihrem Kopf wiederholten wie ein kaputtes Band Musik, einfach durch ihr Herzklopfen an Rang verlor, weil dieses Herzklopfen alles übertönte, wichtige Dinge umgehend unwichtig machte, belanglos, uninteressant; weil ihr Herz nur bei ihm im Rhythmus der Liebe schlug, schlagen wollte, musste. Rot. Die Farbe ihres Blutes, die Farbe der Wärme, die Farbe der Liebe, blind machend, glücklich machend, traurig machend, alles gleichzeitig, immer mehr, immer mehr, immer verwirrter. Es schien sie krank zu stimmen, krank zu ihrer Liebe, die nur ihm galt. Wenn sie ihn sah, in seine Augen blickte, sich nimmer gedachte an ihm satt sehen zu können, weil er inzwischen ihre Welt war, aber… Aber; es gab immer ein aber, ein aber, das verantwortlich dafür war, wo sie sich im Moment befand, nicht in seiner Welt, nicht in seiner Nähe, auch nicht einmal in seinen warmen Armen; nein, sie befand sich in einer ihr unbekannten Welt, jeder Schritt geplant, sie dazu verleitend, dass zu tun, was sie nicht wollte. Stets ihre Zukunft planend, sodass sie sich ihrem Lebensplan, den andere für sie niederschrieben, nicht widersetzten konnte. Ein Patzer, ein Fehltritt und dahin wäre die Anerkennung, für die sie so lange gekämpft hatte, obwohl es unvermeidlich schien, dass sie noch länger dafür kämpfen sollte. Das Mädchen mit dem schwarzen Haar kniff ihre Augen zusammen, um ihre verräterischen Tränen fort zu blinzeln; sie schalt sich für diese Schwäche, doch hieß sie es gegenwärtig willkommen, denn es schien Routine geworden zu sein, dass sie sich in ihrem Selbstmitleid förmlich badete und jedes Mal tiefer sank, jedes Mal die Luft knapper wurde, sie jedes Mal an etwas unsagbar Törichtes dachte… Plötzlich schlangen sich zwei warme Arme um ihren Körper und drückten sie zu einem völlig vertrauten Brustkorb. Sie fühlte durch ihren Rücken hindurch seinen Herzschlag pochen, fühlte wie sein Duft ihren grausigen Schleier entknotete und sie stattdessen umgab wie dichter Nebel, sie fühlte seine Hände an den Ihrigen, seinen Atem an ihrem Nacken vorbei gleiten, zu ihrem Ohr flüstern. „Hinata“, raunte er mit seiner Stimme ihr zu und es hörte sich gleichsam traurig an, als er das Blut an ihrem Handgelenk entdeckte und er mit seinen Lippen die salzige Flüssigkeit an ihren Wangen hinab gleiten schmeckte. Und dann schien es Hinata, als ob er sie in seine Welt katapultierte, sie in seiner vertrauten Wärme einschloss und ihr eine zärtliche Umarmung schenkte, sodass sie sich noch fester an ihn presste, noch fester seine Hände in den Ihrigen hielt und ihren Kopf in den Nacken warf, um seinem Gesicht näher zu sein. Dieses vollkommene Blau zu sehen; wie ein Ozean, der sie mit jeder Welle immer mehr zu sich zog und sie sich einfach mit ziehen ließ. „Du bist gekommen“, sprach Naruto und die Erleichterung in seiner Stimme fühlte sich in ihrem Herzen furchtbar schmerzlich an, denn es gab ein aber. Ein ungewollter Schlussstrich, der heute gezogen werden musste. „Ja, a-aber-“, sie stotterte, sie zitterte und wandte sich widerwillig aus seiner sanften Umarmung, um ihm in die Augen zu blicken, glaubwürdig und ohne jeglichen Zweifel. Doch er schloss nur seine und hob die Hand, sodass sie verstummte. Dann blickte er ihr auf eine viel zu andere Art und Weise intensiver als sie, entschlossener als sie, in die Augen. „Ich… du, wir könnten weg, weit weg, hier und jetzt sofort! Von allen und jeden könnten wir fliehen, du könntest weit weg von deinem Schicksal, von deinem ach so tollen Vater, Hinata. Wir könnten fliehen, nur du und ich, für immer!“ Es war so plötzlich gekommen, genauso wie er ihre Hände ergriff und sie fast schon flehentlich ansah, ihr einen tiefen Blick in seine Augen offenbarte, ihr seine Ängste und Zweifel zeigte, die aber durch etwas Zärtliches, ja durch die Liebe fortgetrieben wurden und nur sie ansahen. Hinatas Hände verkrampften sich, ihr wurde auf einmal kalt, sie drehte ihren Kopf weg. „Naruto ich, dass, geht nicht. Mein V-“ „Jetzt scheiß mal auf deinen Vater!“, rief er zornig und packte sie an den Schultern, zog sie näher zu sich heran und rang nach Luft. „Wichtig ist nur, was DU willst. Ich würde alles für dich tun und das wäre unsere letzte Chance!“, seine Hand glitt an ihrer Wange entlang, erklomm sich den Weg bis hin zu ihren Augen und wischte die Tränen fort. Dann umschloss er mit der anderen Hand ihre übrig gebliebene Wange und drehte ihren Kopf zu sich herum, weil sie noch einmal versuchte sich aus seinem Griff zu wenden. „Nur deine eigene Entscheidung zählt, Hinata“, flüsterte Naruto und stand so nah an ihrem Körper und schien meilenweit von ihrem Herzen entfernt zu sein. „Es g-geht nicht Naruto, sie wü-rden uns fi-“. Ein Schluchzer bebte in ihrem Inneren auf und erschütterte ihren Körper. Noch einer und noch einer. Die Lippen wurden zu einer harten Grimmasse verzogen, weil sie sich schon vor Tagen das Unmögliche ausgemalt hatte, das Unmögliche, was sie und ihn zersplittern lassen würde, zerschmettern, kneifen, treten, alles zugleich, aber sie musste es tun. Sie musste es für ihn und für sich und – sie wollte nicht daran denken – tun. Seine Sicherheit hatte Vorrang für sie, er war ihr wichtiger als jedes andere Lebewesen in ihrem Umfeld, er war ein Teil ihres Herzens, was sie gleich verstoßen würde. Widerwillig. Ob ihr Herz anschließend jemals wieder normal weiter schlagen würde? „Nein“, sprach sie gedämpft und schaute ihn steif an. „Wieso? Etwa weil du vor deinem Vater Angst hast, weil er nicht will, dass wir zusammen sind, weil er nicht will, dass du glücklich sein sollst?“ „Nein, Naruto…“ „Weil ich vielleicht ein Niemand bin, ohne Eltern, ohne nichts, weil ich vielleicht ein Versager bin?“ „Nein, Naru-“ „Weil ich etwa schlechte Noten habe und er vielleicht denkt, dass ich uns nicht über Wasser halten kann?“ „Es ist nicht-!“ Seine Hände glitten hinab, erneut zu ihren Schultern und sein Griff grub sich tief in ihr Fleisch ein. Er war wütend, so tief und viel, weil sie ihn verletzte. „Was dann?“, brüllte er und schaute sie verletzt an, „Was ist es dann, sag es mir! Sag es mir und ich tu alles was du willst. Sag mir nur den Grund. Nur de!-“ „Ich hasse dich“, schrie sie, explodierte, wandte sich fast schon wütend aus seinem Griff und schaute ihn zornig an. „Was?“, stammelte er atemlos. „Ich hasse dich, ich hab genug von dir, ich ertrage dich nicht mehr, ich will dich nicht mehr, du machst mich verrückt, Naruto! Verrückt!“ Verrückt vor Liebe, krank vor Sehnsucht. Er blieb wie angewurzelt stehen, seine jetzigen Emotionen wie auf ein Stück Stein gemeißelt, festgehalten, vielleicht für die Ewigkeit, aber vielleicht auch nur für ein paar Sekunden des Schreckens, in der Hoffnung, dass ihm, Naruo Uzumaki, nur ein schlechter Albtraum widerfahren war und er gleich hochschrecken würde. Schweißgebadet und unendlich glücklich, dass sich diese Szenerie als ein Hirngespinst entpuppte, ein primitiver Albtraum. „Ich mach was… Hinata… du, ist das wahr?“ „Ja.“ Es war wie ein Faustschlag, ein kräftiger und heftiger Schlag, dass es in seinem Gesicht ein Entsetzen herbei zauberte und ihre Antwort „Ja“ in seinem Kopf immer und immer widerhallen ließ, ganz leise und dann ganz laut, ohrenbetäubend; schrecklich. Er wollte es nicht glauben, das konnte nicht sein. Der einzige Mensch, die einzige Person, die seit Anfang an zu ihm gehalten hatte, gestanden hatte, dass sie ihn bewundert und geliebt hatte, hatte plötzlich genug von ihm? Sie hasste ihn? Einfach so? Das konnte nicht sein, durfte nicht sein! Er schritt mit bleischweren Schritten auf sie zu, doch sie schien von ihm wegzulaufen, soweit wie es nur ging, bis sie plötzlich etwas Hartes an ihrem Rücken spürte. Die Wand. Die Distanz wurde weniger, sein Blick plötzlich undeutbar und starr, dass es ihr unendlich leid tat. Unendlich. Nun stand er vor ihr, sie anblickend, nicht anblickend, auf den Boden starrend, den Blick hebend und nur eine Frage schien seine Augen zu zieren, bis sie aus seinem Munde entflohen; leise und flüsternd. „Sag Hinata, wenn das wahr ist; liebst du mich? Wenn du sagst, dass du mich nicht mehr liebst, werde ich dich für immer in Ruhe lassen. Du musst es nur sagen.“ Sie schluckte und kam sich plötzlich so töricht und dumm vor, sie hätte es voraussehen sehen müssen; er war ein Kämpfer und kämpfte dementsprechend für das, was ihm wichtig erschien. Sie blickte hinab, auf den feuchten Boden und sah ihre Gestalt als verschwommenes Abbild ihrer selbst, leblos und das Gesicht tränennass widerspiegelnd. Sie sah, dass sich der Mund von dieser ihr plötzlich unvertrauten Person bewegte, zuerst lautlos und dann heiser sagend: „Ich liebe dich nicht.“ Sie blickte immer noch hinab, kam sich in diesem Moment leblos vor, wie eine Marionette, deren Fäden eine andere Person weit in der Ferne steuerte, durch einen Knips ihre Gefühle ausschaltete und sie so handeln ließ, dass sie sich am Ende einfach nur vor sicher selbst ekeln würde. Sie wandte ihren Blick direkt auf den seinigen und fühlte in diesem Augenblick gar nichts, vielleicht, aber nur vielleicht, Reue. „Ich liebe dich nicht.“ Gleichsam begriff sie, dass das hier ihr Ende war und sie hieß es völlig willkommen. Schließlich hatte sie es auch verdient. Ich fühlte mich einfach, einfach… irgendwie; wie würde man sich denn fühlen, wenn man sich den äußerst wichtigen Vorsatz, dass man jeglichen Zusammenhang mit dem Tanzen entgehen, verdrängen, gar aus dem Weg gehen wollte, beinahe apathisch alles daran setzte, sich stets in Luft aufzulösen oder wegzulaufen, falls der Bass der dröhnenden Musik zum Tanz deinen Körper empor klomm und dich wie Geisterhand zu sich zog? Wenn du dich dieser völlig verführerischen Sünde hingabst, die Welt aus anderen Augen sahst; aus meinen Augen, wenn der Bass des Hip-Hops einsetzte und deinen Körper erzittern ließ? Wenn plötzlich deine gesamte Umgebung zu einer bunten, heilen Landschaft verschmolz und du dich der Umgebung anpasstest, indem du ebenfalls zu schmelzen begannst, ein Körper bildend, eins zu eins? Wenn es nichts anderes außer das Tanzen in deinem Leben gab, das dich vergessen ließ, trotzdessen atmen ließ und du stetig nach dieser Sünde verlangtest? Was würdest du tun, wenn du im Moment in dieser Welt gefangen warst, dich aber partout widersetztest mit dieser zu verschmelzen? Was? Ein resigniertes Seufzen verließ meine Kehle und ich stützte mich benommen auf meinen Händen ab, gleichzeitig ließ ich meinen Blick durch die tobende Menge schweifen und seufzte erneut. Aber mein altes Buch mit all meinen alten Taten, indem mein früheres Ich niedergeschrieben war, brauchte das alles. Mein jetziges, dass neuere und bessere sollte im Vergleich zu meinem alten Leben fröhlich und unabhängig im Bezug auf dem sein, aber doch schien es mir so, als ob mir etwas fehlte. Etwas Wichtiges; ich hatte keine Herausforderung mehr, wollte sie nicht sehen, ließ sie alle erblinden, denn wenn ich in das Auge des Feindes blickte, so hätte ich es erwidert, die Herausforderung angenommen und später die schmerzlichen Konsequenzen davon getragen. Nein, ich wusste überhaupt nicht mehr wie mir geschah oder geschehen sollte. Ich saß in dieser Nacht ohne jeglichen Funken eines Lichtes aus Hoffnung, der mich aus dieser Situation hätte befreien können, auf irgendeinem Plüschstuhl in der Nähe der inneren Bar und schwenkte mein Glas Wodka-Cola hin und her. Nein, ich hatte keine Hoffnung, die mich hätte hier rausholen können, stattdessen saß Sasori neben mir und blickte mich unentwegt an. „Diese ganzen Schwachmaten können nicht mal die leichteste Folge eines Tanzes, voll traurig.“ Ich hoffte darauf, dass er den Köder schlucken würde und endlich seinen Blick von mir abwenden würde, denn ich wusste keineswegs, ob ich es ins Unangenehme oder Angenehme stufen sollte, denn ich wünschte mir seine Aufmerksamkeit irgendwie herbei und dann doch wieder nicht. „Dann zeig mir doch mal wie es richtig gehen würde.“ Er hatte den Köder geschluckt, aber interpretierte sich etwas viel zu Gegenwärtiges heraus. „Nee, ich kann nicht so gut tanzen. Lass mal lieber stecken“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen und nahm einen kräftigen Zug meines Getränkes, welches am Ende einen bitteren Beigegeschmack in meiner Kehle zurückließ. So langsam fing ich an bunte Flecken zu sehen… Ich vernahm, wie er sich erhob und stieß einen erleichterten Seufzer hinaus. Er wollte endlich gehen. „Dann tanz doch mit mir mal eine Runde“, sagte er plötzlich völlig ernst und ich sah, wie die goldenen Funken seiner erdfarbenen Augen rotierten und rotierten, wie die Punkte eines Kaleidoskops. Das gleißende Dämmerlicht des inneren Raumes in der Nähe des Parkplatzes erzeugte zum Widerschein seines giftroten Haares einen goldenen Hautkontrast, der seinen gesamten Körper förmlich strahlen ließ und dieses Strahlen ging auf mich rüber. Was war denn schon dabei, wenn ich zu einem einzigen Tanz mit ihm einwilligte? Schließlich lief die eigentliche Party draußen vor dem Parkplatz ab und wenn mich der mächtige Gott, Sasuke Uchiha, tatsächlich hier drinnen tanzen sah, so würde ich mir schon eine anständige Ausrede parat legen können; schließlich lud mich Sasori zum Tanzen ein. Ein ganz normalen Tanz, kein Hip-Hop oder dergleichen. Mein Griff um mein Getränk verstärkte sich zunehmend, als ich die Augen zukniff und es mit einem einzigen Zug austrank. Eine angenehme Wärme breitete sich in meinen Körper aus und als ich aufzustehen versuchte, strauchelte ich geradeswegs auf Sasoris Arme zu, der mich grinsend empfing. „Nun denn, auf einen klitzekleinen Tanz hätte ich schon Lust“, sagte ich breit grinsend und hakte mich bei ihm ein. „Mylady, ich gewähre ihnen Vortritt“, sagte er förmlich und gemeinsam gingen wir auf die Tanzfläche zu. Kurz bevor wir diese erreichten, sah ich Narutos Gestalt an uns fast vorbei schlendern. „Hey, Naruto, du auch hier?“, rief ich, aber er schien es nicht zu hören. Sein Blick war unfokussiert und nur unendlich traurig. Ich schaute ihm nach und sah Sasori fragend an, der mich ratlos anblickte und einen Augenaufschlag später erblickten wir Hinata, die aus der gleichen Richtung kam und bei den Toiletten verschwand. „Sasori, kann ich dir eine Frage stellen?“ Er legte seinen Armen wie beiläufig auf meine Taille und nickte mir zu. „Was läuft denn eigentlich zwischen Naruto und Hinata? Immer wenn sie sich sehen, ist Naruto nicht mehr so quirlig wie immer und Hinata noch schüchterner, als sie ohnehin schon ist.“ Sasuke Uchihas Attitüde strahlte in dieser Nacht die vollste Reglosigkeit aus, vermengt mit solch einer undefinierbaren Kälte, dass kein Fremder es wagte eine normale Konversation mit ihm zu führen oder lediglich den Versuch zu starten neben ihm zu stehen. Die Ärmel seines schwarzen Hemdes waren bis hin zu den Ellenbogen hochgekrempelt worden und der Saum hing ihm lässig wie eh und jäh über die dunkelblaue Baggy-Jeans, deren erste Vordertasche durch die darin vergrabene Hand leicht ausgefüllt war. Die andere Hand festigte den Griff um seine Bierflasche, als er mit einer leichten, ununterdrückbaren Herablassung feststellte, dass sich Sakura Haruno mit Sasori Sabakuno abgab und wohlwollend seine Nähe genoss. Flink verfolgten seine Augen jede einzelne Geste des Sabakunos und stellten ohne jegliche Umschweife fest, dass seine Gefühle tiefste Sympathie für Sakura zu entwickeln begonnen. Solche Gefühle missbilligte er, vor allem da die Haruno scheinbar das gleiche für ihn zu empfinden begonnen hatte. Ihre Augen fingen an zu glitzern, wenn sie ihn sah, ihre Wangen wurden um mehrere Nuancen dunkler, wenn er sie berührte und sie es einfach zu ließ, anfangs versteifte sich ihr Körper in seiner Nähe, doch nach einer bestimmten Zeit akzeptierte sie seine Gegenwart und wurde erheblich lockerer. Er, Sasuke Uchiha, war ein Beobachter, der nichts außer Acht ließ. Er konnte sich nicht erklären, wieso es so war, aber die Tatsache, dass es tatsächlich so war, wie es der Anschein erweckte, schien ihn doch tatsächlich zu belasten und stetig nachdenklich zu stimmen, obwohl es ihm gleichgültig war, was dieser Irre mit ihr zu tun hatte. Bei dem Wort „Irrer“ umspielte sein Gesicht ein leichtes Grinsen. Ja, der Ausdruck schien Sasori buchstäblich auf das ganze Gemüt zu passen. „Sie weiß einfach nicht, mit wem sie sich abgibt“, hörte er Gaara zu seiner rechten sagen, welcher die Ruhe selbst zu sein schien. „Hm-m.“ Sasuke wollte sich erst noch einmal den Rest seiner Analyse anhören, bevor er sich selbst dazu äußern wollte. „Wenn er sie erst einmal hat, wird er sie kontrollieren wollen. Nur zu schade, dass sie nicht im geringsten von ihm Ahnung hat“, sagte er kalt und blickte nun Sasuke direkt in die Augen und wartete wohl darauf, dass er irgendetwas erwiderte. Dieser aber nur lächelte spöttisch und gönnte sich noch ein Schluck, bevor er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr und die Augen schloss. „Nur zu schade, dass wir sie im Moment brauchen, da wird er wohl eine kleinere Rolle in ihrem Leben spielen müssen“, sagte er mit vollstem Amüsement und bedachte die beiden mit einem langen Blick. Sie redeten, er legte seine Hand auf ihre Hüfte und nach einer kleinen Weile begaben sie sich zur Tanzfläche. Sasuke streckte seine Brust hervor, stieß sich von der Wand ab und stellte sein Getränk auf einem kleinen Tisch ab. „Wo bleibt denn eigentlich Neji? Wollte er nicht heute da sein?“, fragte er an Gaara gewandt, welcher auf seine Uhr starrte. Dann erwiderte er: „Er wollte um elf Uhr da sein. Noch eine Minute bis elf, dann ist er da. Du weißt, er ist eben ein Fan der Pünktlichkeit, er wird kommen.“ Beide schwiegen für eine Weile, bis sie Inos Körper ausmachen konnten, der sich durch die tobende Menge einen Weg zu ihnen hervor kämpfte – oder besser definiert, es versuchte. Sie schien abgehetzt, eine leichte Blässe machte sich unter ihren Augen bemerkbar und als sie nach rechts geschuppst wurde, erblickte sie die ineinander verknotete Gestalt von Temari und Shikamaru. Augenblicklich machte sich auf ihrem Gesicht ein kalter und harter Ausdruck breit, auch als sie ihren Blick von den beiden abgewendet hatte, blieb dieser noch wie ein lang anhaltendes Parfüm haften. „Ich verstehe einfach nicht, wie sie solch ein großes Gefallen an diesem mickrigen Typen finden kann“, grummelte Gaara und fuhr sich mit der Hand durch die ohnehin schon zerzausten Haare, die nun einen noch wilderen Ausdruck herbei zauberten. „Dann geh doch zu ihr und lenk sie ab“, erwiderte Sasuke trocken und bedachte ihn mit einem amüsierten Blick. Gaara, Gaara, Gaara, dachte er griesgrämig, jeder Affe würde merken, dass dir etwas an dieser Barbiepuppe liegt, aber die Puppe hat nur Augen für den Ken. „Was?“ Er dachte er hätte sich gerade verhört und schob eine Augenbraue in die Höhe. „Verpiss dich einfach zu ihr, Mann. Neji steht schon an der Tür. Ich will alleine mit ihm reden.“ Tatsächlich, letzterer stand an der Tür und ließ seinen Blick durch die Meute gleiten, dann blickte er in die Richtung, in der sie standen und glitt wie ein Schatten auf sie zu. Als Gaara in dem Wirrwarr unterging wie eine bleierne Dose im Meer, stand plötzlich Neji Hyuuga neben Sasuke und lehnte sich wortlos an die Wand. „Was willst du über sie wissen?“, fragte er ihn direkt und beobachtete wortlos einen imaginären Punkt in der Menge. „Erst einmal Hallo, ich hoffe du hattest eine angenehme Autofahrt hinter dir.“ Sasuke konnte nicht verhindern, dass sich ein leichter Hauch des Spottes in seine Stimme schmuggelte und ihn mokant grinsen ließ. „Hör auf mit der Höflichkeitsfloskel und fang an“, zischte er sichtlich erzürnt und fügte „Ich hab nur noch eine Woche Zeit, dann verschwinde ich von hier. Außerdem bin ich dir nichts schuldig.“, hinzu. Sofort verschwand jeglicher Spott aus seiner Stimme und machte dafür mit einem großen Schritt der völligen Gleichgültigkeit Platz. „Wieso bist du dann hergekommen?“, fragte er und sah in Nejis Gesicht. „Lass das mal lieber meine Sorge sein und fang an“, sagte er sichtlich bemüht ihm nicht an die Gurgel zu springen. „Gut“, erwiderte Sasuke trocken. „Gut.“ Er überlegte einen kurzen Moment, wie er anfangen könnte, aber ohne jegliche Plan sprudelte es aus ihm heraus. „Seit wann sie tanzt, wieso sie hier her gekommen ist, was ihre Schwächen sind und… wie ich sie erpressen kann, damit sie in meine Crew eintritt.“ Am Ende zierte sein Gesicht ein süffisantes Lächeln, beinahe dämonisch, denn er hatte sie. Es war als hätte ich einen Filmriss in den letzten Stunden erlebt. Zuerst war da Sasori, dann das Tanzen, dann das Trinken, dann das ich plötzlich bunte Flecken sah, die immer verschwommener wurden, dann das Trinken und noch mal das Trinken mit Sasori, dann sah er die Flecken ebenfalls und ich war froh, dass ich einen Leidensgenossen hatte und dann… eine dunkle Ecke mit einer Kautsch. Anschließend war er da, nur er und sein Funken sprühender Blick. Und plötzlich ergriff mich dieses Gefühl in solch einer Schnelle, als hätte ich bis zu diesem Zeitpunkt rein gar nichts gefühlt, nur damit mich sein Anblick etwas Gegenwärtiges fühlen ließ; dass mich am Ende fühlen ließ. Wärme, Kälte, Aufregung; alles gleichzeitig, mich ergreifend, mich umgebend, sich stückweise gestaltend, aus mir etwas machend – etwas Anderes machend. Mich zu dem machend, was ich nur in seiner Nähe sein konnte, dass mein affektiertes Gehabe schlichtweg fortriss, mir etwas fortriss, das mir bis zu diesem Zeitpunkt scheinbar wichtig gewesen war, doch nun verlor es an Bedeutung, es war unwichtig. In diesem Moment zählte nur noch seine warme Hand, auf meiner Wange, an meinen Lippen, sich an meinem Haar vergreifend, die warme Impulse in meinen Körper schoss und mein Herz erzittern ließ. Was machst du mit mir; was machst du aus mir? „Sakura, wir müssen, wir müssen…!“ Uns küssen, dachte ich und keuchte plötzlich auf. Etwas Weiches und unsagbar Flauschiges streichelte meinen Rücken und über mir war er, rechts und links neben meinem Kopf abgestützt, das Gesicht mir tief bis zu Kehle hinab gebeugt und sie liebkosend. Er schien überall gleichzeitig zu sein, in einem Moment waren seine Hände neben meinem Kopf, dann aber zärtlich mein Gesicht entlang fahrend. Ich wusste nicht wie mir geschah; was mir geschah. Mir war auf einmal alles unwichtig, denn das tiefe Rauschen der völligen Betrunkenheit beglückte meinen Körper, meine Seele, mein klares Denkvermögen und machte alles belanglos, nur Sasori schien zu leuchten und mir das Zentrum der völligen Wichtigkeit zu definieren. Erneut beugte er sich zu mir hinunter, an meine Kehle und ich warf den Kopf in den Nacken, damit ich seine Liebkosungen noch intensiver, noch eingehender auf meinem Gemüte spüren konnte und öffnete meine Augen… und erstarrte. Ich schien mit einem Schlag nüchterner als jemals zuvor zu sein. Irgendwo müsste dort ein Denkfehler liegen oder ein Wahrnehmungsfehler; ich sank wie ein Stein im Meer, wie ein irreparabler Computerabsturz ohne Sicherungsdatei. Neji stand vor mir, Sasuke neben ihm, mich kalt anschauend, doch ersterer nickte zum Ausgang; er wollte mit mir reden. Gewiss, ich hätte nie gedacht, dass mich meine Vergangenheit in Form von ehemaligen Freunden einholen würde. --- Das war´s auch schon mit dem Kapitel. Am Anfang hatte ich befürchtet, dass dies ein Monster Kapitel werden würde, aber zum Glück war dem nicht so. Zudem hatte ich leichten Zeitdruck, da ich das Kapitel unbedingt diesen Monat hochladen wollte und bedanke mich daher bei meiner Beta für ihre wirklich schnelle Arbeit. Mein zweiter Dank geht auch natürlich an euch; ich lese mir immer jeden einzelnen eurer Kommentare durch und schwebe vor Freude^,^“ Im Großen und Ganzen gefällt mir das Kapitel; frag ich mich nur, was ihr davon hält? Schokonase:3 Kapitel 9: "My way goes…" ------------------------- Sein unmissverständliches Auftauchen stellte ganz und gar nicht ein trügerisches Abbild meiner inneren Fantasien dar, die nahe an diversen Hirngespinsten grenzten und mir irgendwelche kleine Koboldszenerien vorspielten, die schlimmer und düsterer waren als meine grausigsten Albträume, die ich manchmal widerwillig durchlebte, wenn mein inneres Gefühlschaos an manchen Tagen zu überschwappen drohte. Fast so, als würde ich mich übergeben. Meine Beine fingen an zu zittern, wie eh und jäh, mein pochender Herzschlag drang nur noch dumpf zu mir hindurch, denn ein tiefes Rauschen besetzte mein Kopf, was zeitgleich mein klares Denkvermögen, vielleicht aber auch mich, von mir fort stieß. Irgendetwas flüsterte mir unentwegt „Geh nicht, du wirst es bereuen!“ zu und ließ es immer wieder in meinem Kopf widerhallen. Unaufhörlich, wie ein immer wiederkehrendes Echo. Nicht endend und manipulierend. Doch was wäre, wenn dein pochender Herzschlag nun doch all die sonstigen, so weit entfernten Geräusche in deinem Umfeld verebben ließ, verblühen ließ, bis du nichts mehr hören konntest, solltest? Nur noch dein Herzschlag, der das Adrenalin in deinen Körper pumpte, weil du Angst hattest, so ungeheure Angst wegen deiner erbärmlichen Situation, weil du nicht wusstest, was oder wer dich erwartete. Weil mich die Angst zu verschlingen drohte, dennoch… Irgendetwas verschärfte sich in diesem Augenaufschlag; mein Blick, der gleichsam wichtige Dinge in mir verschärfte, mich verschärfte. Mein Verstand, meine Emotionen, mein Herz, mein grausiges Zittern, einfach alles. Aber eins verschärfte sich so arg und hob sich strahlend und leuchtend und von all den anderen scheinbaren Wichtigkeiten in mir ab, dass es mich blendete. „Du brauchst keine Angst zu haben.“ Wenngleich meine ungeheuren Emotionen in mir aufwallten, an Dichte und Masse zunahmen, dass ich vielleicht zu platzten drohte, weil mir gleichzeitig wärmer wurde, traf mich die Erkenntnis mit doppelter Geschwindigkeit ins Gesicht, ließ mich straucheln und stolpern; ich fiel hin, aber sprühte in diesem Moment nur noch an Selbstvertrauen und Zuversicht, dass sich sofortig mein Zittern einstellte, ich ruhiger und effektiver atmen konnte und einfach von Sasori abließ, welcher inzwischen die Augen geschlossen hatte. Wahrscheinlich schwebte er zwischen einem Milieu des Das-Sofa-Ist-So-Weich-So-Verführerisch-Ein-Kurzes-Nickerchen-Könnte-Nicht-Schaden-Modus und der Ich-Stehe-Jetzt-Auf-Gebe-Sakura-Unterstüzung-Und-Haue-Sasuke-Eine-Rein-Einstellung, doch jeder Außenstehende hätte bemerkt, dass ersterer Modus überwiegte und ich liebte förmlich in dieser einen Nacht den Alkohol, denn ich musste diese Sache selbst in die Hand nehmen; mein Schicksal selbst bestimmen. Mit zielsicheren Schritten näherte ich mich Nejis Gestalt und behielt ihn stetig im Auge, analysierte jedes kleine Zucken, jede kleine, verräterische Geste seinerseits, die mir vielleicht den Grund für sein Auftauchen offenbaren könnte, damit ich ihm voraus sein konnte, aber all meine Hoffnungen wurden jäh enttäuscht, denn er stand wie eine eiserne Skulptur dort, schien versteinert, unerreichbar. Vielleicht sogar für mich, denn ich konnte fühlen, was er von mir hielt und von mir dachte. Schließlich war ich doch diejenige, die ihre Crew im Stich ließ, ihnen den Rücken zu wand und von außen hin gleichgültig auf sie gewirkt haben musste. Ich war diejenige, die ihnen nicht mal den einzigen Grund genannt hatte, wieso ich so plötzlich und unerwartet fort musste. Nur Nico wusste es, ich wusste aber nicht, ob er es ihnen tatsächlich ohne meine Einwilligung verraten hatte. Mein Blick traf unerwartet den von Sasuke und augenblicklich machte sich in mir eine unerklärliche Wut breit, weil er es tatsächlich wagte, süffisant und so wissend zu grinsen, dass es in mir eine tiefe Beklommenheit hervorrief und mich innerlich zu verunsichern versuchte. Was wusste er? „Der bleibt hier!“, zischte ich ungehalten und mein Blick brannte sich durch seinen hindurch, weil ich es nicht erwidern konnte. Weil er mich sonst niederbrennen würde. Neji nickte und deutete mit dem Kopf zum Ausgang und mein Herz versuchte aus meiner Brust empor zu schlagen, weil so unerwartet eine Neugierde in mir aufflackerte, die mit jedem Windstoß stärker und stärker wurde und Feuer fing. Ich hatte die wunderbare Chance Neji zu fragen, wie es Tenten inzwischen ging, wie sie sich fühlte und was mit all den anderen Crewmitgliedern war! T-Jey, Rike und Bagster! Wie es mit ihren Proben und Auftritten lief, ob sie besser als jemals zuvor tanzten und was… was mit Nico -, ich mimte fast überstürzt auf, als mein Gedanke zu ihm glitt, so rasch und schnell wie eine Schlange und uns beide umschlang, so nah aneinander presste, ich ihm in seine Augen sehen musste, die seltsam hohl und leer aussahen. Was war an dieser Situation bloß so verkehrt? Trotzdessen katapultierte mich Nejis eisige Stimme in die Wirklichkeit zurück und ließ mich weder sanft noch angenehm, auf den Boden aufkommen. Nein, ich fiel schmerzhaft auf den Boden, schlug mit meinem gesamten Körper auf ihn auf. Mir wurde die Luft aus den Lungen gepresst, wurde erheblich weniger, dünner und dreckiger. Ja, so fühlte ich mich plötzlich und faste mir ans Herz, um es zu entknoten. Ich musste wieder atmen. Ich hatte keinen einzigen Grund mich schuldig zu fühlen, denn Nejis Erscheinen könnte alles bedeuten, aber keineswegs etwas Negatives. „Du hast uns im Stich gelassen, das weißt du. Seitdem sind wir auseinander gegangen“, sagte er unverblümt und es schien doch tatsächlich so, als ob ihm diese Tatsachen, die gerade eben erst aus seinem Munde entflohen waren, nichts, rein gar nichts ausmachte. Als ob ihm alles gleichgültig wäre. Als ob ihm die Crew gleichgültig wäre. Als ob ich ihm… gleichgültig wäre. Und all mein Selbstvertrauen und die Zuversicht entflohen aus meinen Körper, weil sie etwas Negatives rochen, weil er negativ war. Ein plötzliches Beben durchforstete meinen Körper. Ein Zeichen der Versteifung in mir, denn die Augen, die er einst geschlossen hielt, öffneten sich und blickten mich auf direktem Wege an, weil wir endlich alleine waren. Klar und deutlich miteinander sprechen konnten, ohne aneinander imponieren zu müssen. Sie schienen sich durch meinen gesamten Körper zu bohren, mich zu durchbohren, mir Schmerzen zuzufügen, so unerträglich viele, dass er einfach seine Augen nicht schloss und diesen Moment zu genießen schien. Er kostete den Moment seiner Überlegenheit völlig aus. Ich wendete die Meinigen ab und wartete auf seinen nächsten Redeschwall, gleichsam hoffte ich, dass die Schmerzen vorüber gingen. „Tja, Nico haben wir seit dem Abend nicht mehr gesehen. Er ist irgendwie verschwunden. T-Jey, Bagster und Rike versuchen eine neue Crew zu gründen. Und Tenten und ich…“, obwohl er dagegen ankämpfte, verlor sich sein Blick in plötzlich aufkommender Zärtlichkeit, denn es stellte im Nachhinein kein großes Geheimnis mehr da, dass er und Tenten sich irgendwann einmal näher kommen würden und anscheinend war dies während meiner Abwesenheit geschehen. Welch schmerzhafte Ironie, dachte ich verbittert, obwohl ich mich doch eigentlich für sie freuen sollte. „Uns geht es gut. Aber Tatsache ist nun einmal, dass du der Hauptgrund warst, wieso es die Crew nicht mehr gibt.“ Sein Augenschein machte sofortig dem brennenden Blick Platz, welcher immer die Augen meiner Mutter geziert hatte, wenn sie ohne einen plausiblen Grund auf mich wütend war. Solche Blicke, die mich bissen, quälten, zerrissen, bis ich mich in meiner selbst verlor und ein undefinierbarer Hass in mir Funken stob, dass ich mich verbrannte, weil ich so unfähig war. Trotzdessen erschütterte es mich, wieso es diesmal nicht zu dem blubbernden Gebräu der Naivität und der Unfähigkeit in mir kam. Mir war es, als ob meine Nervenzellen Achterbahn fuhren und sämtliches Adrenalin in meinen Körper pumpten… Weil ich dieses eine Mal keine Schuld an dieser Misere trug. Weil ich dieses eine Mal keine Verantwortung für nichts übernehmen musste. Weil ich mit meinem Verschwinden nichts Schlimmes getan hatte. Weil im Grunde dieses eine Mal meine Mutter an allem die Schuld trug! Und die Wut, die meinen Körper besetzte, wie kleine Bazillen, saugten sich an jede freie Faser meines Körpers, blockierten das selbstständige Denken, flößten mir unaufhörlich ein Gift ein, dass mich erbeben ließ, immer mehr und mehr, bis eine plötzliche Hitzewelle durch meinen Körper schoss und gleichzeitig der Auslöser für meine ungeheure Wut war. Und für mein Schreien. „Ach ja? Ich bin schuld daran, dass ihr euch getrennt habt, weil ich nicht mehr da war? Ich hab mal wieder an allem Schuld? Hat sich mal dein mickriges Kleinhirn gefragt, wieso ich verschwunden war, was der Grund dafür war, dass ich weg musste und euch nichts sagen konnte? Habt ihr mal darüber nachgedacht oder euch mal versucht, in meine Lage hinein zu versetzten?“, schrie ich ihn unvermittelt an und all die ganzen Emotionen, die ich einst in mir verschlossen hielt, wollten fort von mir. Weg von mir, vielleicht weg von hier? Ich ließ es zu. „Nein“, war seine simple Antwort auf meine Frage, weswegen ich noch ein letztes Mal ruhig ein- und ausatmete, weil mein innerer Wirbel sonst dazu neigen würde, meine Tränendrüsen anzuregen. Ich wollte vor ihm und keinem anderen meine mir so verhasste Seite offenbaren. Die weinerliche Seite. „Nein… nein? Und wenn ihr nicht wusstet, wieso ich weg musste, wieso macht ihr mich dann für den ganzen scheiß Mist verantwortlich? ... Ich- ihr wart doch meine Freunde!“, rief ich aufgebracht und schritt mit schweren, beinahe bleiernen Schritten auf ihn zu, hörte mein Getrampel bis hin zu mir durchdringen, doch er wich nicht zurück. Schaute mich nur aus diesen nichts sagenden Augen an, sodass ich nicht einmal den geringsten Deut einer Chance hatte, eine Bilanz zwischen seiner Haltung und seinem Blick zu ziehen. „Freunde also? Freunde erzählen sich doch gegenseitig alles, schließlich sind sie doch dafür da, oder irre ich mich da etwa?“ Und mit dieser einen unmelodisch gesprochenen Aussage, die kalt und hohl in meinen Ohren widerhallte, schaffte er es, dass ich innerlich zerfiel. Immer und immer weiter. Ich konnte nicht einmal den geringsten Quantum Luft einatmen, denn diese Situation erschien mir so surreal, viel zu gegenwärtig im Vergleich zu meinen anderen Albträumen, dass es mich schwindeln ließ. Vielleicht, weil er mich mit der Realität so schmerzhaft konfrontierte und die Unfairness mich niederdrückte? Oder vielleicht, weil sich die Welt viel zu schnell drehte, viel zu schnell, oder vielleicht einfach nur, weil ich viel zu langsam war? Nicht mit der Welt und all den anderen Dingen mithalten konnte? Es hatte beinahe zu unentwegt in meinen abertausenden von Absichten gestanden, ihnen von meinen Problemen zu erzählen, dass ich niemals glücklich war und ihnen stattdessen imponieren musste. Dass ich mir an manchen Tagen ein anderes Leben, ein anderes Umfeld… eine andere Mutter wünschte, die es verdiente diesen Namen zu tragen. Doch jedes Mal, wenn ich es in Erwägung zog, so drängte sich zwischen ihnen und mir eine undurchdringliche Mauer auf, die viel zu steil und hoch war, damit ich sie hätte empor klettern können, um sie zu erreichen. Aber jedes Mal fiel oder rutschte ich ab. Es war, einfach simpel ausgedrückt, der eine Hintergedanke gewesen, der mich dazu veranlasste, keinem zu gestehen, dass meine Streitereien mit meiner Mutter auch eskalierten und sie mir körperlichen Schmerz zufügte. Ich wollte kein Mitleid spüren, sehen, fühlen! Ich wollte einfach kein Mitleid. Und dies veranlasste mich auch meinem so verräterisch pochenden Herzen zu befehlen, dass es nicht in meinen vergossenen Tränen in Form von Blut ertrinken sollte. Gleichsam rief ich mich zur Besinnung, damit ich still schweigen konnte. Diese Schmach, die auf meinem Körper prickelte wie Säure, war schon schlimm genug. „Tatsache ist, dass du es nicht getan hast und wir am Ende trotzdem wegen dir keine Crew waren, aber das ist schon längst Vergangenheit. Es war schon ohnehin klar gewesen, dass wir irgendwann unsere eigenen Wege gehen würden, nur… das fand bei uns eben früher als bei all den anderen statt“, sagte er so gelassen, dass in mir eine tiefe Woge der Abneigung aufkam. Wenn er alles hinnahm, wieso streute er verdammt noch mal Salz in die Wunden? „Und wieso bist du dann hier, wenn du doch schon alles vorher gewusst hattest und hinnahmst?“, fragte ich ihn und wollte einfach nur noch fort, fort von hier, fort von mir. „Wer sagt denn, dass ich alles hinnehme?“ Und dies war der wohl ausschlaggebenzte Grund dafür, dass es mir das sofortige Entsetzten ins Gesicht herbei zauberte, denn hinter Nejis marmornen Augen flackerte, vielleicht für eine Millisekunde, der Wunsch nach Rache auf. „W-was ha-!“, doch seine gleichgültige Stimme unterbrach mich. „Ich wusste schon alles über dich Sakura. Das mit deiner Mutter, deinen Gefühlen zu Nico, wieso du tanztest, alles eben. Wenn ich ehrlich bin, tut es mir auch vielleicht ein wenig leid“, sagte er trocken und seine Hände ballten sich zu Fäusten und ich konnte irrsinniger Weise verstehen, was in ihm vorging. „Aber unter all den Umständen warst du der Grund, wieso es die Crew nicht mehr gibt und ich musste tun, was ich tun musste. Sasuke weiß all-.“ Und dann war er da, ein plötzlicher Instinkt, der mir entgegen schrie, was ich in diesem Moment vollbringen sollte, mein Handeln kontrollierte, meine Sinne steuerte; mich steuerte. In dem danach folgenden Augenaufschlag fand ich mich an Nejis Kragen wieder, denn ich wollte ihn zerfetzten, damit er auf seinem eigenen Leibe spüren konnte, welchen Schmerz ich unter all den anderen Schmerzen in mir fühlte, dessen keine Definition würdig war, weil ich ihn mit meinen von Hass und Wut besehenen Augen entgegen schaute. „Du hast mich hintergangen, Neji! Du hast mich verraten!“ Mein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, denn ich konnte meinen Gefühlsausbruch nicht mehr kontrollieren, keine fähigen und klugen Entscheidungen mehr treffen, konnte nicht einmal alles zu meinen Gunsten wenden. Ich wollte ihn dafür umbringen, ihn töten, alles Mögliche mit ihm anstellen, aber alles, was ich nur sah und fühlte, war wie ich mir auf die Unterlippe biss, um meine Wut abzudämpfen. Genauso das mir so verhasste Mitleid in seinen Augen. So verhasst! So vertraut! Dann sah ich hinter einem Schleier der Tränen auf meine Hände empor, die den Stoff eines Verräters umklammerten und sich mit diesem infizierten. Das Resultat dieses Denkens war jedoch, dass ich ihn mit all meiner Kraft von mir schubste und nach hinten stolperte. Immer mehr und mehr, ich wollte einfach nur fort von ihm und meiner Vergangenheit. „Du kleiner Wichser“, sagte ich brüsk und abgehackt, hörte und fühlte das Zischen des Windes an meinem Körper vorbeisausen und an meinen Wangen eine Kälte zurücklassen, weil sie feucht waren. Von meinen Tränen. Mein Herz badete sich in seinem vergossenen Blut. Lud mich zu sich ein. Und dann lief ich weg, hörte Nejis Stimme hinter mir, "Es tut mir leid, wirklich, aber es ist am besten so!" Im Nachhinein stellte ich fest, dass es eine schamvolle Lüge gewesen war, denn unter all den anderen Tatsachen und Gefühlen, die in meinem Kopf widerhallten, immer und immer wieder, schien eines schlimmer denn je zu sein; Sasuke wusste über alles Bescheid, über mich, hatte mich in der Hand. „Dein schlimmster Albtraum“, hatte er gesagt. Dein schlimmster Alptraum, dein schlimmster Alptraum, und er hatte doch tatsächlich am Ende recht behalten. Er war mein schlimmster Alptraum. Plötzlich wurden Nejis Rufe weniger und weniger, denn in der Stille der Nacht, hatte ich mich schon längst von meiner Vergangenheit entfernt und lief um mein Leben. Fort von mir. Vielleicht war ich unfähig und naiv, aber ich war nicht dumm nicht zu wissen, dass dies noch nicht alles gewesen war. Das Gefühl von tiefer Ehrfurcht ergriff mich, als ich mich auf mein Bett fallen ließ und gleichzeitig in das tiefe Schwarz meines Zimmers eintauchte. Widerwillig ein Teil von ihm wurde, die Schwärze sich bis hin zu meinen Augen durchschlängelte und ich nichts Anderes als diese schöne Idylle des in das Zimmer herab fallenden Mondlichtes ausmachen konnte. Diesen Kampf, die diese zwei Gegensätze miteinander ausfochten, zwischen Hell und Dunkel, Ying und Yang, Gut und Böse und es schier unendlich schien, bis irgendeiner diesen Kampf gewann. Vermochte es bei mir exakt genau so auszusehen oder würde ich mich als Verlierer meines Schicksals hoffnungslos ausliefern, weil mein Feind, er, Sasuke Uchiha, von meinem aller größten und wahrscheinlich wichtigsten Geheimnis wusste? Mich wahrscheinlich mit dieser einen nonverbalen Tatsache jeden Tag konfrontieren würde, vielleicht mich quälen oder mich einer ungeheuren Scham aussetzen würde, indem er das Geheimnis jedem weiter erzählte? Und so die Fäden meines Schicksals in seinen Händen hielt und je nach Laune durchtrennen würde, damit ein Teil von mir zerfiele und ich bis zum Ende meines Aufenthaltes hier an ihn gebunden wäre? Alles was er sagte, durchführen musste, alles was er wollte, durchführen müsste? Alles? Meine Augen waren auf die inzwischen dunkle Decke über mir fixiert und verfolgten die hellen Punkte, die darauf so schnell rotierten wie ein Tornado. Und ein plötzliches Verzweifeln überkam mich, so schnell, dass es mich dazu veranlasste ungewollt aufzukeuchen; er würde mich in seine Crew holen. Würde vielleicht auch die Initiative ergreifen, mich mit meinen Geheimnissen zu erpressen, wenn ich mich nicht seinem Willen beugen würde. Ich sah diese Macht in seinen Augen, diese falschen Augen, die an mir klebten, wenn ich an ihm vorbei schritt und mir ständig einredete, es wäre nichts. Doch spätestens jetzt war mir klar, dass er der Tänzer an jenem Abend gewesen sein musste und mich hier irgendwie erkannt hatte, trotzdessen blieb aber der Grund im Verborgenem, versteckte sich stets hinter seinem undeutbaren Blick, der sich nie gedachte zu öffnen, zu entfalten, damit ich einen Blick auf sein Innerstes erhaschen konnte. Ich zog meine Augenbrauen kraus und fasste mir mit beiden Händen an den Kopf, weil mich das viele Nachdenken krank machte, aber ich musste heute Nacht bis an meine Grenzen gelangen, um aus dieser waghalsigen Situation positive Dinge für mich zu ziehen, vielleicht aber auch aus dieser Situation, dieser ganzen Misere, raus zu kommen. Ich rollte mich auf den Bauch und bettete mein Gesicht auf mein Kissen, drückte es immer fester und fester, fragte mich unentwegt, wieso er ausgerechnet mich in seiner Crew haben wollte, obwohl es doch bestimmt tausend andere Tänzer in seinem Umfeld gab? Fragte mich, wieso solche plötzlichen Wendungen immer mich trafen und bleibende, unsichtbare Narben an meiner Seele zurückließen, die jedes Mal drohten aufzuplatzen und der Schmerz dadurch intensiver wurde. Fragte mich, was sein größtes Geheimnis war, welches hinter seinen Augen auf mich wartete, um enthüllt zu werden. Fragte mich, wieso er nicht gestehen wollte, dass er der Tänzer von damals war, gegen den ich angetreten war, dem ich mich so nah und verbunden gefühlt hatte, dennoch so fern, weil mich beim bloßen Anblick seiner dunklen Augen damals so ein absurdes Gefühl der Minderwertigkeit heimgesucht hatte. Fragte mich, wieso ich es dem Heute gleich tat, mich so unsagbar töricht und schwach in seiner Nähe fühlte, dass es mich wütend und angeekelt zu gleich stimmen ließ, dass solche deplatzierten Gefühle in mir Wellen schlugen und mich jedes Mal zu überschwappen drohte. Mich deshalb denken ließ, dass ich mich gleich übergeben musste. Und ich fragte mich, wieso sich diese tiefblauen Augen durch meine Seele hindurch brannten, als ich auch in das Traumland hinein segelte; klebten diese mir so falschen Augen an meinem Leibe und schienen mich niederlachen zu wollen. All meine Energie fortsaugen zu wollen. Zu sich. Er geisterte mir seit meiner Ankunft unentwegt im Kopf herum, wie ein Hirngespinst, aber er war ein schönes. Und selbst Heute tat er dies noch immer. Ich wusste keineswegs, ob der Spiegel, der in den WC-Räumen der Schule hing, mir die völlige Wahrheit über meine Seele zeigte, denn mein Aussehen sah einfach – um es mal vulgär auszudrücken – scheiße aus. Das Resultat dieser Erkenntnis war schließlich, dass Temari an meine Seite trat und mich argwöhnisch zu mustern begann; als ob mich irgendwer in einer Auktion versteigern würde und der Käufer seine Ware begutachten musste, damit ihm auch ja keine Unebenheiten entginge. „Was glotzt du so?“, fragte ich etwas pikiert und spritze mir eine Handvoll Wasser ins Gesicht, gleichsam hätte ich mich dafür Ohrfeigen können, weil dadurch mein Mascara verlief und meine Wangen und Augen schwarz färbte. Schnell kramte ich in meiner Hosentasche nach einem Taschentuch herum und ignorierte die belustigten Blicke der anderen Mädchen. Wenigstens klatschte ich mir nicht jeden Morgen eine Tonne Make-Up aufs Gesicht, sodass man mit einer Spachtel alles hätte wegkratzen können. Oder wegätzen, dachte ich mit grimmiger Genugtuung. „Erstens, du siehst furchtbar ausgelaugt und krank aus. Zweitens, Sasuke scheint dich irgendwie zu verfolgen und Sasori dich ständig zu beobachten“, dabei führte sie eine seltsam aussehen Grimasse mit ihrem Gesicht vor und ungehemmter Weise musste ich ihr im Stillen recht geben. Seit nun mehr als zwei Tagen, nach dieser schrecklichen Hip-Hop-Party, lief mir Uchiha ständig über den Weg, als ob er irgendwie ohne meines Wissens Sensoren an meinen Körper geheftet hätte und mir durch ein Navigationsgerät immer auf der Spur war. Seine nichts sagenden Blicke riefen in mir jedes Mal eine unbekannte Beklommenheit vermischt mit einer leisen Unruhe hervor, weil ich nie deuten konnte, was sich hinter diesen schwarzen Gemäuern befand, oder mir vielleicht auflauern würde. Eines war mir klarer denn je; er hatte diese Informationen Neji entlockt, um mich zu erpressen, damit ich ein Teil seiner Crew werden sollte. Nach dem Grund, „Wieso“ und „Warum“ fragte ich mich inzwischen nicht mehr, denn ich blickte nun gar nicht mehr durch, dennoch beschäftigte mich eine Vermutung mehr als je zuvor; würde er auf den richtigen Moment warten, bis er mich erpressen würde und mich deswegen die letzten Tage zu verunsichern versuchte? Aber diese Vermutung verflog so rasch, wie sie aufgekommen war, denn wenn ich Sasori im Flur begegnete, glitten wir aneinander vorbei wie Schiffe in der Nacht. Ich wusste auch nicht mehr, was er inzwischen von mir hielt, aber Temaris neutrale Stimme beförderte mich genau so neutral in die jetzige Dimension; in die Gegenwart. „Und Drittens, am meisten frage ich mich, wieso du so plötzlich von der Party abgehauen bist.“ „Temari, wie oft noch? Mir war schlecht, Ausrufzeichen!“, seufzte ich zum x-ten Mal und wollte damit ihrer Frage entkommen, doch sie ließ sich nicht so leicht abwimmeln; sie war nie und nimmer eines dieser kleinen, bettelnden Kinder gewesen, die man mit Süßigkeiten hätte abwimmeln können. Sie war kurz und knapp gesagt eine Klette. Eine ziemlich nervige Klette, die dennoch raffiniert genug war, um einen reinlegen zu können, aber ich war leider Gottes genau so raffiniert. Tja! „Klar und Schweine können fliegen!“, sagte sie bockig und blickte auf ihre Uhr hinab. „Oh, ich muss jetzt los, zum Leistungsfach. Wir treffen uns dann einfach nach der Pause, okay?“ Ich willigte ihrem Angebot ein und machte mich auf den Weg zum Schulhof, denn der Frühling versprach warm zu werden. Ein erleichtertes Seufzen entfloh aus meinem Munde, als ich mit Wohlbehagen feststellte, dass ich zwei Freistunden für den Heutigen Tag inne hatte und mit meiner Musik an irgendeinem Fleckchen im Park entspannen konnte, damit ich diesem fürchterlichen Nachdenken, das mich fast ständig überall befiel, entgehen konnte. Denn wie viele andere auch fühlte ich mich mit der richtigen Musik, einfach wohl, obgleich die Sorgen, nachdem ich die Stereokopfhörer abnehmen würde, erneut meinen Körper einhüllen würden und ich sie ständig mit mir rum tragen würde. Wie unsichtbare Narben. Und die Anwesenheit dieser Sorgen und des Nachdenkens war so schrecklich, weil ich schrecklich genug war, um solche Probleme zu erzeugen. Wäre mein Leben völlig anders verlaufen, wenn ich niemals angefangen hätte zu tanzen? Oder andere Freunde gehabt hätte? Oder eine andere Mutter? Oder vielleicht bessere Noten in Mathematik? Ich fing an, meinen Kopf zu schütteln und hoffte darauf, dass mit dem Schütteln all die plötzlich wiederkehrende Last von meinen Schultern abfiele, als etwas Anderes meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Es waren vielleicht nur abgehakte Flüsterstimmen, die zu mir hindurch drangen, aber ich kannte diese Stimmen. Hinata, die weinte, und Ino, die sie zu beruhigen und auf sie einzureden schien. Plötzlich loderte diese irre Neugierde in mir auf, die mich förmlich dazu zwang dem Gespräch zu lauschen, denn ich hörte des Öfteren den Namen Naruto fallen. Als ich letzteren betont beiläufig gefragt hatte, wieso er in Anwesenheit von Hinata so versteift wurde und was sie zusammen auf der Hip-Hop-Feier beredet hatten - natürlich hatte ich nicht zugegeben, dass ich sie beobachtet hatte – beantwortete er meine Frage immer mit einer Gegenfrage. „Und wieso verfolgt dich Sasuke, oder wieso beobachtet dich Sasori, oder wieso warst du neulich so plötzlich von der Party abgehauen?“, fragte er immer mit einer Stimme, die um mehrere Oktaven nachdem „Wieso?“ in die Höhe schoss und mir die Zehennägel bis hin zu meinem Gesicht hoch rollen ließ. Und da wir beide in jeder Hinsicht Sturköpfe waren, die gewiss nicht nachgeben würden, sofern ein anderer es nicht täte, so wusste ich jetzt schon, dass es ungefähr eine halbe Millionen Jahre dauern würde, bis es doch einer täte. Dies war aber auch gleichzeitig der unterschwellige Grund dafür, dass ich mich mit tobendem Herzen den beiden näherte und vorsichtig vor der Cafeteriatür halt machte, mein Ohr an die Tür presste und zuzuhören versuchte. In diesem Moment stellte ich meine Angst ein, dass sie mich vielleicht hätten ausmachen können. „Hinata! Das kann doch nicht so weiter gehen, du musst es ihm sagen! So eine Aufgabe kannst du doch nicht alleine bewältigen, das ist einfach… einfach irrsinnig!“, rief Inos pikierte Stimme und gleichsam schob sich ein Bild mit ihrem Wut verzerrten Gesicht vor mein inneres Auge. „Ich kann es ihm einfach nicht sagen, Ino. Es wäre so, als ob ich dann abhängig von ihm wäre“, sagte Hinata abgehackt und holte jedes Mal nach ein, zwei Sätzen Luft, um nicht an ihren Schluchzern zu ersticken. „Und das will ich nicht.“ Sie weinte also, dann musste es etwas wirklich Ernstes sein, worüber sie sprachen. „Aber du bist doch zum Teil schon längst von ihm abhängig! Man merkt es dir sogar förmlich an, wenn du an ihn denkst, Hinata! Und er ist es auch, er würde es sogar verstehen, aber wieso verdammt noch mal sagst es ihm nicht?“, rief sie jetzt. Ich versuchte zwischen ihrer Diskussionen Bilanzen zu ziehen, in welchem Zusammenhang Naruto zwischen diesen einzelnen Wörtern vielleicht stehen könnte, doch das einzige Resultat, das ich erzielen konnte, war nur, dass sich die beiden scheinbar liebten und momentan durch irgendetwas getrennt hatten, oder getrennt wurden. „Wenn ich es ihm aber sagen würde und meiner Familie auch, würden sie ihn umbringen, verstehst du nicht? Meine gesamte Familie hatte ihn niemals gemocht gehabt und durch das hier-!“, sie unterbrach ihren Redefluss und musste auf irgendeinen materiellen Gegenstand gedeutet haben, „wird alles nur noch schlimmer machen! Das würde ihnen sogar einen Grund geben, ihn zu vermöbeln“, sagte sie nun etwas ruhiger, dennoch konnte man den ungeheuren Schmerz in ihrer Stimme raus hören. Für eine kleine Weile herrschte eine eiserne Stille im gesamten Umfeld und füllte jeden Winkel, jede Ecke, sodass diese Stille in meinen Körper eindrang und mich stocksteif inne halten ließ. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um die genannten Informationen mit meinen Vermutungen zusammen zu kleben und logische Ergebnisse zu erzielen. Dann unterbrach mich aber jäh Inos Stimme, die mit einem Male so voller Sorge und Mitgefühl getränkt war, dass es einfach all das Arrogante an ihr wett machte: „Wir werden das schon gemeinsam schaffen. Schließlich sind wir Freundinnen, aber… du musst deinen Eltern sagen, dass-“, plötzlich hörte ich hinter mir leise Schritte aufklackern, die konfuse Geräusche von den Flurwänden widerhallen ließ und mir einbläuten, zu verschwinden. Und das jetzt, wo es gerade so spannend wurde! Aber leider war derjenige zu schnell, sodass ich die Cafeteria knapp verlassen konnte und mich an deren Außenwand lehnte. Hektische fuhren meine Hände in meine Schultertasche, auf der Suche nach meinen Kopfhörern und meinem MP3player, denn ich versuchte zu improvisieren. Keiner könnte mir anhängen, gelauscht zu haben, sofern ich nur hier an der Wand angelehnt stand und unschuldig Musik hörte. „Sakura?“ Und da war sie. Diese hochfeine Stimme, die in mir eine unergründliche Melodie der Angst erweckte, weil wir seit jenem Abend kein einziges Wort mehr miteinander gesprochen hatten, was auch vielleicht daran liegen konnte, dass ich erst heute mit ihm Lateinunterricht gehabt hätte. Dennoch war ich irgendwie froh, dass er den ersten Schritt wagte und und es nicht an mir blieb, denn ich hätte es selbst unter größten Umständen nicht geschafft. Leise befahl ich meinem Herzen ruhiger und regelmäßiger zu schlagen, ignorierte das Rauschen in meinen Ohren und schickte ein schnelles Stoßgebet zum Himmel empor, dass sich meine Wangen hoffentlich nicht scharlachrot färben würden. „Hey, Sasori…“, sagte ich zögernd und nahm wahr, wie er sich knapp vier Schritte von meiner Wenigkeit entfernt an die Gitterstäbe lehnte und mich so unbedeutend ansah, dass eine Verwirrung in mir aufflackerte, weil sonst dies nie der Fall gewesen war. Und mich ebenso tief verwirrte, weil mich die Tatsache, dass ich diesen Blick nicht mochte, auch verwirrte. „Hey“, kam es dann nur monoton von ihm und es schien, dass diese Konversation durch eine Wortkargigkeit besprenkelt werden würde und ich das Opfer wäre, das das Gespräch in eine andere Richtung lenken müsste. Ohne dass ich je darüber nachgedacht hatte, kamen irgendwelche unbedachten Wörter in mir hoch, die es nicht länger abwarten konnten, an die Außenfläche zu gelangen und sich in meinem Hals anstauten. Sie wollten raus! „Es tut mir leid, dass ich so schnell gehen musste, ich hatte Bauchschmerzen!“, sprudelte es aus mir heraus, gleichsam sagte er in mein Geständnis – das eindeutig eine fette Lüge war – hinein: „Es tut mir Leid, dass ich dich ignoriert habe“ und kam ein paar Schritte näher, doch stoppte er, als unser beide Stimmen verebbten und wir uns nur noch anschauen konnten. Er hätte mich auf der Party fast geküsst und schaute mich nun mit denselben Augen an… Kennt ihr diese einen absolut peinlichen Momente, in der, erzeugt durch einen plötzlich aufkommenden Wind, eine Stille hereinbricht, die euch dazu verleitet, in eurer Bewegung inne zu halten und das Gesicht zu einer bekommenen, gar unsicheren Fratze zu verziehen, weil ihr nicht wusstet, ob ihr lachen, weinen oder neutral bleiben solltet? Und jeder Außenstehende würde sich anhand eurer Versteifung und des Gesichtausdruckes – und bedenkt doch mal, dass zu hundertprozentiger Sicherheit an eurer Stirn (in meinem Falle, viel zu großen Stirn) salopp die Unsicherheit stand – an eurem Leid ergötzen würde. Doch meine Situation unterschied sich im Bezug auf all die anderen Situationen, denn die Erleichterung beflügelte meine Sinne und ließ mich einfach los lachen. Und er stimmte in mein Lachen ein. Ich lachte mit vollster Freude, die Laute, die mir ungewollt hoch aus meinem Mund entwichen, schienen all diese vorherigen Sorgen aus ihren Käfigen und Ketten zu saugen und sich mit der Luft in meiner Nähe zu vermischen. Ich fühlte mich in diesem Moment glücklich, so sehr, dass es mich selbst ein wenig verwunderte und mich nach geschätzten fünf Minuten inne halten ließ. Inzwischen stützte ich meine Hände an Sasoris Schultern ab, der mit mir in die Hocke gegangen war, da wir sonst drohten umzufallen. Trotz des Schmerzes der in meinem Zwerchfell ein und aus wütete, schaffte ich es dennoch einen tiefen Zug Sauerstoff einzuatmen. „Also“, setzte ich mehrere Male an und versuchte mich zu fangen; einerseits, weil seine Hände jeweils an meiner Schulter und an meinen Knien platziert waren und andererseits weil zu allererst sein Blick trüb gewesen war, aber nach und nach wieder zu diesem goldigen Samt wurde, dass ich so sehr begehrte, weil es mich durchströmte, wie eine Überflutung einer diversen Stadt. Aber wegen einer ungeheuren Zuneigung. „Also war's das“, sagte ich heiser, weil die Distanz zwischen uns konstant gleich blieb; nahe. Sogar so nahe, dass sein Atem mein Gesicht streifte wie ein zarter Windstoß, dennoch die Macht dazu hatte, es prickeln zu lassen wie Sekt. Er löste aber zu meiner Zufriedenheit nicht seine Hände von mir, was mir gleichsam vermittelte, dass es noch nicht vorüber war, weil er mich mit seinem Blick gefangen hielt, sodass ich den Meinigen nicht abwenden konnte und ihn wie hypnotisiert anstarrte. „Noch nicht…“, flüsterte er mit heiserer Stimme und fing an die letzten Zentimeter zwischen uns zu überbrücken, so quälend langsam, dass mir mit ständigen Wechseln kalt und warm zugleich wurde, mich immer und immer wieder schockte. „Wieso?“, fragte ich ihn schluckend und unterdrückte mühsam den Impuls, auf seine Lippen zu starren, die sich in diesem Moment öffneten und mir eine so unerwartete Frage stellten, dass ich sofortig auf meinen Hintern plumpste und ihn geschockt ansah. Der schöne Moment mit dieser Zweideutigkeit war leider verblasst. „Aber als du weggingst, stand der Uchiha neben diesem Typen und starrte dich die ganze Zeit an. Und der Typ da auch. Was wollten die denn alle von dir?“, fragte er so unerwartet und lehnte sich wieder an die Gitterstäbe. Er wollte mich also ausfragen, hm? Und ich wusste auch mit hochgradiger Sicherheit, dass es in seinen Hintergedanken stand, eine vernünftige Antwort auf seine Fragen zu bekommen, aber ich konnte keinem die volle Wahrheit über mich erzählen. Noch nicht. Zudem kannten wir uns auch nicht so lange, dass die Zeit dazu ausgereicht hätte, dass zwischen uns ein Band des Vertrauens hätte entstehen können. „Ich weiß nicht, ich kenne diese Typen auch gar nicht“, sagte ich ruhig und gleichzeitig tat mir diese Lüge leid, denn wenn ich aufrichtig wollte, dass er mir näher kam, mussten wir aneinander immer ehrlich sein und vertrauen, aber dieses Vertrauen fiel mir so schwer, dass sich augenblicklich eine Mauer zwischen uns aufdrängte und wir beide wegsahen. Dann sagte er zuversichtlich: „Irgendwann wirst du es mir erzählen, wenn du kannst“, und blickte wieder mit trüben Augen in den sonnigen Himmel. Ich senkte den Kopf und schaute ihn einfach nur an, weil er in seiner unwissenden Haltung so einsam und leer auf mich wirkte, weil seine Augen wieder von diesem trüben Schleier eingenommen wurden und er ihn umhüllte, ihn festknotete, aber nicht mit mir, sondern mit einer gewissen Distanz, die überbrückt werden musste. Irgendein Stimmchen in meinem Kopf flüsterte mir unentwegt zu, dass ich den ersten Schritt in seine Richtung wagen sollte, vielleicht in seine Arme, aber auch vielleicht einfach nur zu ihm. Mein Herz wollte ihn so sehr. Aber mein Verstand hielt mir die Nebenwirkungen dieser plötzlichen Sehnsucht wie eine Diashow vor und ließ mich nur traurig erwidern: „Ja, bestimmt.“ Und als ich aufgehört hatte ihn anzublicken, zierte sein Augenschein etwas, das ich nicht definieren konnte, aber Heute als etwas Negatives wahrnahm. Er war Negativ gewesen. Es waren vielleicht nur ein paar Tage und Stunden vergangen, seitdem mein Schicksal seinen gewohnten Lauf genommen hatte, vielleicht mit ein paar Überraschungen, die aber noch in ihren Geschenkkartons ruhten, um später ausgepackt zu werden, aber die Frage war, wie viele solcher Geschenke auf mich warteten und wann sie sich öffnen würden. Ständig, wenn wir dachten, dass unser Leben auf der geraden Spur lief, wurden wir so unerwartet und dreist eines besseren belehrt, dass es einfach ausreichte, ein paar große oder kleine Hindernisse in diese zu Spur legen: Wölbungen, Berge, Löcher, Holperwege und vielleicht ein paar Steine, die uns das Leben erschwerten, bis alles vorüber wäre. Bis alles Andere bedeutungslos an uns abprallte und nicht einmal den geringsten Kratzer hinterließe. Dennoch, auch nach der Begegnung mit Sasori und mit diesem plötzlichen Abgang seinerseits, klebte eine unsichtbare Schicht an mir, die mich immer dazu verleitete, an ihn zu denken, an seine Berührungen während der Party, an seine Blicke, an seine Hände, ja, selbst an seine giftroten Haare! Ein schwerer Seufzer der Verzweiflung überfiel mich und staute sich in meiner Kehle auf, um hinaus in die Lüfte zu entgleiten, aber ich unterdrückte diesen Impuls und blickte mich in der Apotheke um, die an diesem Nachmittag – es erstaunte mich sehr – leer war, finito, nichts, nada! Ein Hauch von nichts besetzte den Boden, ein Hauch von nichts stand an den Kassen, ein Hauch von nichts sah sich in der Apotheke um und ein Hauch von nichts stellte mir unsinnige, gar nervige Fragen. Und ich saß zum ersten Mal auf dem Treppenabsatz vor der Apotheke und blickte nachdenklich empor, dabei streifen meinen Augen ebenfalls einen Hauch von nichts, denn selbst die Straßen waren merkwürdigerweise wie leer gefegt. Als hätte meine irrsinnige Fantasie einen riesengroßen Besen erschaffen und alle Passanten rücksichtslos weggefegt, weil ich seit den letzten vergangenen Tagen keinen um mich haben wollte. Der heilige Gott hatte wohl doch einige meiner Stoßgebete erhört… Ich stützte meine Hände an meinen Knien ab und begutachtete meine zerschlissenen grünen Chucks, die einen Hauch von Braun – wie Kacke – aufweißten, vermischt mit einem herrlichen grasgrün, das sich perfekt mit der Farbe meiner Chucks ergänzte. Kurz gesagt langweilte mich dieser Hauch von nichts, sodass ich mich dazu erbarmte meinen Seufzer guten Gewissens zu entlassen. Bis vorweilen war mein Kopf geradezu voll mit Gedanken, sodass mein Antlitz ständig zwischen einem tiefen Unbehagen und Wohlbehagen schwebte, aber jetzt schienen mich all meine Sorgen und Probleme verlassen zu haben, denn ich stellte fest, dass ich mir viel zu viele Gedanken um alles machte. Und vielleicht aus einer kleinen, ekligen Mücke, einen großen, fetten Elefanten. Ich seufzte erneut und drehte meinen Kopf einer plötzlichen Intuition folgend nach rechts und blickte geradewegs in einen Hauch von Schwarz(?), mit einem tiefen Blau besehen und wäre beinahe erschrocken zusammen gefahren, als es sich neben mich fallen ließ und mich provozierend ansah. Ich rutschte so weit es ging von ihm weg und bewirkte gleichsam, dass er herablassend zu grinsen anfing und sich nach hinten lehnte. „Du weißt schon, dass ich alles weiß, was du selbst über dich weißt und vielleicht noch viel mehr?“, fragte er mich mit seiner mokanten Stimme, die eine grausige Melodie zu mir hinüber schoss, sodass eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper hinwegfegte. Gleichsam dachte ich sarkastisch, dass er über ein wirklich großes Repertoire an Wörtern in seinem Wortschatz verfügte, zeitgleich rief ich mich zur Ruhe, denn langsam fing ich mich an, meinem Schicksal in Form von Sasuke–Uchiha-Arschkönig zu gewöhnen und augenblicklich entspannte ich mich. Ich wusste doch, was auf mich zukäme, denn in den letzten Tagen hatte ich mir ständig den Kopf darüber zerbrochen, Neji verflucht und an Sasori gedacht. „Soll ich jetzt heulen?“, fragte ich sarkastisch und lobte mich so ungemein für diese separate Antwort, die jederzeit auf meiner Zunge rollte. Er stattdessen schloss für einen klitzekleinen Moment seine Augen, sodass ich von seinem Blick erlöst war, aber auch gleichzeitig diesen Moment dafür ausnutzen konnte, um durch meine nicht vorhandene Feigheit abzuhauen. Aber ich tat es nicht, weil ich viel zu neugierig auf seine baldige Antwort war, die er gedanklich zu erhören schien und antwortete. „Solltest du aber vielleicht“, sagte er monoton und zauberte mir mehrere Fragezeichen aufs Gesicht herbei, die sich vermehrten wie Bazillen. Mich nervte es einfach gelinde gesagt, dass man ihm alles aus der Nase ziehen musste. „Jetzt nenn mir doch einfach mal den Grund, wieso ich angeblich heulen müsste“, sagte ich genervt und stand auf, „Oder ich gehe, dann bin ich auch endlich von deiner nervenden Anwesenheit erlöst.“ Nun verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah auf ihn hinab. Hätte auch niemals gedacht, dass er dazu fähig wäre, seine Wortkargigkeit abzulegen und mehrere Sätze hintereinander zu sprechen, die mir ganz und gar nicht gefielen. „Da ich gewisse Dinge über dich weiß, die ich auch ausplaudern könnte und dich so in der Hand habe, kann ich dich daher auch zu irgendwelchen Sachen zwingen, weil ich denke, dass du bestimmt nicht möchtest, dass diese Informationen an deine Freunde und vielleicht an die ganze Schule gelangen“, sagte er trocken, dabei zierte seine Augen ein geschäftsmännischer Ausdruck, als ob er jeden Tag irgendwelche Leute erpressen würde. Bevor erneut ein inneres Gefühlschaos in mir auszubrechen vermochte, fuhr er fort. „Tja, es würde dann heißen, “Hey, da ist das Mädchen, das von ihrer Mutter geschlagen wird“, sagte er spöttisch und erhob sich ohne jeglichen Zweifel, dass er dieses Spiel, welches er mit mir führte, vielleicht verlieren könnte. Mein gesamter Körper versteifte sich. „Oder, “Hey, da ist das Mädchen, das von ihrer Mutter rausgeschmissen wurde und unfreiwillig bei ihrer Tante lebt“. Und da ich denke, dass du bestimmt nicht willst, dass jeder von deiner Vergangenheit“, er unterbrach erneut seine One-Self-Koversation und fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare und blickte mich direkt an. „oder Gegenwart erfährt, zwinge ich dich meiner Crew beizutreten“, beendigte er endlich seinen Satz und stand nun vor mir, ließ mir keinen Freiraum mich aus seiner Nähe zu entwinden, um mich wegen diesen erschlagenden Tatsachen zu ordnen oder gar weg zu blicken, denn er stand so nah an mir, aber ich schien auch gleichzeitig so weit weg von ihm zu sein, dass ich nur ein simples „Wieso?“ herausbrachte. „Das wirst du erfahren, wenn du mit mir kommst“, sagte er ernst und jeglicher Spott und Herablassung waren von ihm verflogen und er machte mir Platz, damit ich mich für eine Richtung entschied. Entweder in die Seinige oder in die Meinige. Und in diesem Moment hatte ich doch tatsächlich auf eigene Faust beschlossen, endlich mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. --- Aloa meine Lieben leser:] Außer der Tatsache das mich dieser Wetterwechsel umbringt kann ich euch sagen, dass ihr das große Los gezogen habt, DENN dieses Kapitel ist in einer seehr nachdenklichen Phase von mir entstanden, sodass es auch *hust*, etwas länger als geplant worden ist. Ich bitte um Gnade!!! Aber weil ich schon am Anfang wusste, dass es etwas länger werden wird, habe ich für euch eine Bonusszene rein gebracht; das Ino und Hinata Gespräch! Jetzt könnt ihr euch irwelche Dinge über Hinata und Naruto zusammen reihmen*g*. Denn ich werde erst nach einpaar Kapitel klären, was eigentlich genau zwischen ihnen ist/war. [Bei Sasori und Sakura ebenfalls] NOCH wird sie ihn mögen, aber sobald sie richtige Entscheidungen treffen wird, wird sie andere Seiten von ihm erblicken. In diesem Kapitel hat auch Sakura seeehr viel nachgedacht, aber dies war ebenfalls seeehr wichtig für das nächste Kapitel – ihr werdet es kaum glauben, aber das nächste Kapitel ist auch schon fertig getippelt - , ebenso wie ihre Verwirrung in diesem Kapitel – UND im nächsten Kapitel. Außerdem bedanke ich mich wieder bei meiner wunderbaren Beta, die mir auch unbewusst Kraft UND Inspiration [durch ihre wundervolle abgeschlossene ;_; FF Face Down] gabU__U Die FF war so toll;_; Und bevor ich mich ganz verabschiede, möchte ich euch noch sagen, dass entweder im zehnten Kapitel [durch euch werde ich mich entscheiden, ob ich es erst nach zwei, oder nach einem Monat hochlade] oder im elften ein Sasu/Saku Highlight [das erste*_*] vorkommen wird. UND WIE es vorkommen wird>. befreit mich von den Kopfschmerzen xD Je nachdem, ich bin wirklich auf eure Meinungen gespannt, ganz ehrlich, ehrlich, ehrlich!>.< Schokonase <: ps. ein spezielles dankeschön geht hierbei an . du weißt schon wieso... 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