The Bitter End von NinaPopina (Snape x Harry) ================================================================================ Kapitel 14: Bigmouth strikes again ---------------------------------- Die restlichen Ferien verbrachte Severus fast ausschließlich in seinen Gemächern. Dumbledore war nach Potters Abreise ein paar Mal bei ihm aufgetaucht und hatte versucht in Erfahrung zu bringen, was zwischen den beiden vorgefallen war, aber Severus gab sich alle Mühe so zu tun, als herrsche bloß die übliche Abneigung gegen ihn. All das Zwinkern und Funkeln in den Augen des alten Mannes schafften es nicht, ihn weich zu kochen und so gab Dumbledore eines Abends seufzend auf und sagte nur noch „Ihr seid erwachsen.“ bevor er sich für die Nacht zurück zog. Der Sieg fühlte sich nicht so befriedigend an, wie Severus gehofft hatte aber immerhin schien der alte Wirrkopf nun nicht mehr seine Nase in Severus' Privatangelegenheiten zu stecken und das war ein Fortschritt. An diesem Abend hätte er Maxwell fast eine Eule geschickt, aber kaum hatte er die Feder auf das Pergament gesetzt, erlosch jeglicher Drang, eine Verabredung mit seinem Liebhaber auszumachen. Er legte Papier und Feder zurück und genehmigte sich einen der in letzter Zeit wirklich viel zu vielen Feuerwhiskeys. Anfang September begann das neue Semester und Severus hatte alle Hände voll zu tun. Mitte September verkündete der Tagesprophet (Severus fragte sich, warum er dieses Schundblatt überhaupt noch abonniert hatte), dass auch die Quidditch Saison wieder begonnen hatte. Das ein oder andere Mal grinste Potter ihn vom Titelblatt an, er trug dabei das grotesk grün-rot gestreifte Trikot seiner neuen Stammmannschaft, den Caerphilly Catapults. An diesen Tagen landete der Tagesprophet in der Regel sofort im Kaminfeuer. Zwei Wochen vor Weihnachten bemerkte Severus, dass er inzwischen drei unbeantwortete Eulen von Maxwell hatte. Er befand, dass es nun auch keiner Auf- oder Erklärung mehr bedürfe, dem jungen Mann war inzwischen sicher mehr als klar, dass die Sache eingeschlafen war. Und es war nicht so, als müsse er Severus hinterher laufen. An seinem Geburtstag erreichte ihn eine große, weiße Eule und brachte ihm ein Geburtstagsgeschenk von Potter. In dem kleinen Paket lag ein kleiner Zettel, auf dem in Potters krakeliger Handschrift stand „Sie hassen kitschige Geburtstagskarten bestimmt, also bekommen Sie auch keine. PS: Ich hoffe, Sie können sie gebrauchen.“ In der kleinen Box lag ein paar feinster Handschuhe aus Drachenschuppen. Severus besaß ein ähnliches Exemplar, das er zum Schneiden von ätzenden Zaubertrankzutaten verwendete aber es war alt und der rechte Handschuh hatte einige Löcher. Severus beschloss, nicht darüber nachzudenken, dass Gryffindors Goldjunge bei seinen stets zweifelhaften Besuchen in seinem Kerker genug Aufmerksamkeit besessen hatte, dieses Detail abzuspeichern. Er legte die Handschuhe auf seinen Schreibtisch und las noch einmal die Worte auf dem Zettel. Fast musste er lachen. Potter, dieser freche Bastard. Aber er hatte Recht. Er hasste kitschige Geburtstagskarten und -gesten mehr als alles andere. Missmutig dachte er an das Exemplar, das er am selben Morgen von Albus erhalten hatte. Nein, Potter schien genau zu wissen, wo Severus' Komfortzone für solche Dinge lag. Ein Gefühl, dass er fast (aber nur fast!) als Zärtlichkeit beschrieben hätte, zwickte in Severus' Brust. Der Zettel wanderte sorgfältig gefaltet in seine Schreibtischschublade. Der Tränkemeister verbrachte den Großteil seiner Zeit mit Forschung. Er hatte an einer Verbesserung von Diptam-Essenz gearbeitet und schrieb seit einer Weile an einer Veröffentlichung für „Zaubertränke aktuell“. Als er sie abschickte, schmolz gerade der Februarschnee auf dem Schlossgelände. Von der Eulerei zurück warteten bereits sein Frühstück und der Tagesprophet auf ihn. Severus zog seinen Sessel etwas Richtung warmem Kamin, bevor er sich darin nieder ließ und nach Tee und Zeitung griff. Fast hätte er die Tasse fallen lassen, als er seine Augen die Schlagzeile des Titelblatts lasen, HARRY POTTERS LIEBESGEHEIMNIS ENTHÜLLT prangte dort in großen, sich schlängelnden Buchstaben. Darunter ein Foto von Potter , der sich schützend vor jemanden stellte und die Handfläche vor die Kamera streckte. Für eine Sekunde glaubte Severus, sein Herz habe aufgehört zu schlagen. Er hatte immer damit gerechnet, Potter irgendwann an der Seite einer hübschen Frau in der Zeitung zu sehen, aber die Person, die er da vor der Kamera zu verbergen versuchte war...eindeutig ein Mann? Eigentlich machte es keinen Unterschied, dennoch waren seine Hände etwas fahrig, als er auf Seite 7 vorblätterte, um den zugehörigen Artikel zu lesen. „Top Story von Rita Kimmkorn.“ stand dort. „Harry Potter, sechsundzwanzig Jahre alt“ (konnte diese schreckliche Frau denn nicht ein Mal sein Alter korrekt angeben?), Severus schnaubte verächtlich, „unser vielgelobter Starspieler der Catapults und Sucher der Nationalmannschaft scheint endlich die Liebe gefunden zu haben. Schon zuvor hatte es Tipps aus dem engsten Freundeskreis des Paares gegeben, doch nun sind die beiden das erste Mal in der Öffentlichkeit zusammen gesehen worden. Potter und sein bisher unbekannter Partner wurden am Dienstag morgen beim Verlassen der Wohnung des Starspielers beobachtet. Für einen Kommentar stand Potter bis Redaktionsschluss leider nicht zur Verfügung.“ Severus konnte gar nicht so verächtlich schnauben, wie dieser Artikel es verdient hatte. Er pfefferte die Zeitung so schwungvoll in den Kamin, dass sich ein Holzscheit löste und auf den Kerkerboden rollte. Was für ein hanebüchener Schwachsinn. Man konnte weder das Gesicht des Mannes erkennen, noch waren die beiden in irgendeiner kompromittierenden Situation beobachtet worden. Für alles was recht war, diese Story war völlig an den Haaren herbei gezogen. Wütend leerte Severus seine Tasse und stapfte Richtung Tür. Er brauchte frische Luft. Die nächsten vier Wochen war Potter kein einziges Mal auf der Titelseite des Tagespropheten. Und es störte Severus, was ihn irritierte. Seine Laune war so furchterregend, dass Minerva ihm eines Abends beim Essen in der großen Halle die Hand auf den Arm legte und ihn mit besorgtem Gesicht fragte, ob alles in Ordnung sei. Severus hatte nur geschnaubt. Natürlich war alles in Ordnung. Alles war hervorragend. Abgesehen davon, dass er manchmal glaubte, Potters unsägliches Glucksen zu hören, nur um dann festzustellen, dass sein Hirn ihm wieder einen Streich gespielt hatte. Und das war mit Sicherheit nichts, was er mit Minerva besprechen würde, bittedanke. Die Osterfeiertage kamen ihm gerade Recht. Severus hatte sich entschieden, für ein paar Tage in sein Haus in Spinner's End zurück zu kehren. Es war an der Zeit, dort mal wieder nach dem Rechten zu sehen, zudem wollte er etwas zusätzliche Lektüre aus seiner Familienbibliothek studieren. Dort angekommen benötigte er nur wenige Minuten, um das Haus mit ein paar Schlenkern seines Zauberstabs in einen akzeptablen Zustand zu bringen. Das Haus war still und dunkel und genau so eingerichtet, wie es ihm gefiel. Gemütliche Sessel standen vor dem Kamin im Wohnzimmer, dessen Wände vollständig von Bücherregalen verdeckt waren. Er liebte es, hier bei einem guten Glas Feuerwhiskey zu sitzen und stundenlang zu lesen. Sein einziges Muggel-Gerät leistete ihm hierbei häufig Gesellschaft, ein altes Grammophon, auf dem er Jazz Platten spielte, die er über Jahre in Muggelgeschäften aufgetrieben hatte. Es war fast so etwas wie ein Hobby, wenn auch eines, das er in der Regel geheim hielt. Als es dunkel wurde, machte Severus es sich in seinem Lieblingssessel gemütlich und aß zu Abend. Danach wählte er eine kunstvoll verzierte Flasche aus seinem Schnapskabinett und sank zurück in das lederne Polster, um sich seiner Post zu widmen. Das meiste war belanglose Korrenspondenz und Severus legte zwei Briefe zur Seite, um sie später zu beantworten. Als letztes griff er nach dem Tagespropheten, der ganz unten die Basis des Stapels gebildet hatte. Sein Atem stockte. Auf dem Titelblatt prangte ein Foto von Potter, das offenbar von ihm unbemerkt in der Winkelgasse aufgenommen worden war. Er trug wie immer eine viel zu enge schwarze Jeans, schwarze klobige Halbschuhe und ein perfekt sitzendes Shirt, die Haare der übliche unzähmbare schwarze Schopf. Das Foto selbst war jedoch nicht der Grund dafür, dass Severus' Herzrate sich verdoppelt hatte, sondern die Überschrift. „LIEBESDRAMA IM HAUSE POTTER: SEIN LIEBHABER PACKT AUS!“ Severus spürte, wie ihm übel wurde. Er wollte das nicht lesen, aber er musste. Um Selbstbeherrschung ringend blätterte er auf die altbekannte Seite sieben mit den Klatschspalten. Auf einer ganzen Seite war hier ein Interview von Rita Kimmkorn mit Potters vermeintlichem Liebhaber abgedruckt, immer wieder durchsetzt von kleineren, ärgerlich dreinschauenden Foto-Versionen von Potter in verschiedenen Situationen. Doch ganz oben prangte ein Foto von einem gutaussehenden jungen Mann, Anfang bis Mitte Zwanzig mit kurzem blondem Haar und stechend blauen Augen. Sein Gesicht wirkte freundlich doch irgend etwas an ihm erinnerte ihn fast an Draco, da war so eine gewisse Arroganz in den Augen und ein Hauch von Kalkül um seine Mundwinkel. Severus beschloss, ihn zu hassen. Sein Hass wuchs, als er begann, das Interview zu lesen. Der junge Mann hieß offenbar Timothy Wheeler, 23 Jahre alt. Er war zwei Jahrgänge unter Potter in Slytherin gewesen und Severus erinnerte sich dunkel an einen blondgelockten Jungen, der in allen Fächern absolutes Mittelmaß und auch sonst ausgesprochen unauffällig gewesen war. Wheeler erzählte, dass er Potter nur flüchtig aus Schultagen gekannt hatte und sie sich in einem Pub wieder getroffen hatten. Bis dahin hatte Severus lesen können, ohne rot zu sehen doch dann fragte Kimmkorn suggestiv nach Potters Sexleben und die Antwort ließ Severus die Zeitung fast zerreißen. „Wissen Sie, Harry ist ein leidenschaftlicher Liebhaber aber leider auch ein egoistischer. Es fällt mir schwer darüber zu reden, aber das zog sich durch alle Bereiche unserer Beziehung. Es ging immer nur um ihn und sein Image. Ich spürte schnell, dass dort kein Platz für mich ist.“ Severus grollte wütend. Jeder, der mit Potter mehr als zwei Worte gewechselt hatte musste wissen, dass jedes Wort gelogen war. Die Behauptung war so dreist und fast schon grotesk, dass Severus sich fragte, wie irgend jemand das nur glauben konnte. Andererseits war der Tagesprophet wohl nicht ohne Grund die erfolgreichste Zeitung in der Zaubererwelt. Idioten gab es überall, und entschieden zu viele von ihnen. „Was hat Sie letztendlich dazu gebracht, die Beziehung zu beenden?“ lautete Kimmkorns nächste Frage. „Ich wollte mich schon abfinden, niemals die erste Geige für ihn zu spielen aber dann fand ich raus, dass es noch andere gab. Er ging of auf Partys und ich wusste zwar, dass er vor mir ein sehr aktives Liebesleben hatte, aber ich hatte gehofft, das würde aufhören. Ich war wohl wirklich sehr naiv. Jetzt ist es mir peinlich, dass ich auf ihn herein gefallen bin.“ Severus spürte seine Halsschlagader wütend pochen. Was für ein absoluter Schwachsinn. Potter war sicher kein Playboy. Seine Gedanken wanderten kurz zu dem Kuss, diesem absolut perfekten, leidenschaftlichen Kuss. Jemand der so küsste, konnte kein kalkulierender Schauspieler sein. Das schwebende Gefühl in seinem Magen riss ihn aus seinen Gedanken und er löste sich von dem Bild des gerröteten, verträumten Gesichts vor seinem inneren Auge. „Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Trennung öffentlich zu machen?“ fragte Kimmkorn als nächstes. „Ich möchte andere Leute warnen und Stellung beziehen für Menschen, denen ähnliches passiert ist, wie mir. Ich werde meine Zeit brauchen, um mich von meinen verletzten Gefühlen zu erholen und ich wünsche so eine Erfahrung wirklich niemandem. Berühmtheit allein macht noch lange keinen guten Menschen.“ Den Abschluss bildete ein kurzer Text von Rita Kimmkorn. „Zu unser aller Überraschung scheint Harry Potter seinem Ruhm schlussendlich erlegen zu sein. Mister Potter war für eine Stellungnahme leider nicht zu erreichen. Die Redaktion hofft, dass dieses Interview ihn vielleicht eines Besseren belehrt und er sich seiner Vorbildfunktion in der Zaubererwelt wieder bewusst wird. Mister Wheeler wünschen wir von Herzen alles Gute für seine Zukunft und bedanken uns für seine Offenheit.“ Wütend starrte Severus auf das Foto des jungen Mannes, der sich um einen bemitleidenswerten Gesichtsausdruck bemühte. Mit einer groben Handbewegung knüllte Severus das widerwärtige Schundblatt zusammen und beförderte es dann mit einem kräftigen Wurf in den Kamin, dass die Funken stoben. Die Welt war ein fürchterlicher Ort und Menschen waren abscheuliche Wesen. Er leerte sein Glas in einem Zug und beschloss, dass dieser Tag es nicht wert war, auch nur eine Minute älter zu werden. Dann ging er ins Bett. Als er am nächsten Tag Einkäufe erledigte, fiel sein Blick auf einen Stapel „Witches Weekly“, der neben dem Tresen lag. Potter winkte ihm vom Umschlag zu, halb verdeckt von einer leuchtend gelben Überschrift „Sorry Ladies – Starsucher Potter spielt für's andere Team“ und fast hätte Severus den kompletten Stapel in Flammen aufgehen lassen. Stattdessen zahlte er seine Zaubertrankzutaten und stapfte zurück nach hause. Die restlichen Tage würde er sich verkriechen müssen, wenn er nicht bald einen Herzinfarkt bekommen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)