Golden Fate von Bettyna (Sequel zu 'Deepest Gold') ================================================================================ Kapitel 31: Tokuis day - Part Two --------------------------------- Als Tokui sich nach seinem kleinen Trainingsausflug mit Choshu ihrem Haus näherte, bemerkte er, dass die Aura seines Vaters schon nicht mehr in der Nähe war, dafür aber die von Kisame. So beeilte sich der Junge ein wenig mehr, lief durch das Tor zum Hof und ins Haus hinein. Er wusste, wo er seinen Patenonkel um diese Zeit antreffen würde, denn das Erste, was er tat, wenn er von seiner Schicht zurückkam war: Essen. Natürlich befand der Haimann sich auch dieses Mal in der Küche und grinste sein Patenkind breit an, während er an der Küchentheke stand und sich gerade was kochte. Mit einem Blick wusste Tokui bereits, dass seine Mutter später wieder nicht wirklich begeistert davon sein würde… „Das machst du aber schon wieder sauber, oder, Kisame-oji-san?“, fragte der Junge ein wenig skeptisch, als er die Sauerei auf der Arbeitsplatte sah, die davon herkam, dass Kisame sich daran gemacht hatte, den Teig für Pfannkuchen zusammenzumischen und dabei ‚etwas’ gekleckert hatte. „Aber natürlich, das weißt du doch! Magst du auch welche?“, fragte der Blauhäutige und sah mit Zufriedenheit, dass Tokui mit leuchtenden Augen nickte, weil er mit Recht behaupten konnte, dass seine Pfannkuchen wirklich lecker waren. Der Ernst des Jungen war manchmal wirklich komisch, aber er sorgte sich um seine Mutter, damit sie nicht so viel zu tun hatte und auch noch aufräumen musste, wenn sie nach Hause kam. Doch natürlich wusste Kisame das von alleine. „Wie war es bei der Arbeit, Kisame-oji-san?“, fragte Tokui beruhigt nach und setzte sich an den Tisch, während er seinem Paten zusah, wie dieser mit den Pfannen und Schüsseln am Herd hantierte. Denn obwohl die Küche nach einem Schlachtfeld aussah, begann es bereits, richtig gut zu riechen. „Ach, wie immer. Es gab nichts Besonderes zu melden. Aber die anderen Jounin tauen langsam mal auf. Früher konnte ich kein Wort zu denen sagen, sonst waren die schon über alle Berge.“, meinte der Haimann belustigt und Tokui lachte leise. Kisame fragte den Jungen, wo dieser denn vorhin gewesen war und dieser erzählte ihm, dass er sich mit Choshu getroffen hatte. Doch um ungewollten Fragen zu entgehen, darüber, was sie denn gemacht hatten, lenkte Tokui das Thema um. „Wir müssen einmal wieder etwas Neues üben, Kisame-oji-san. Kannst du mir denn nicht beibringen, wie man mit einem Katana kämpft?“, fragte der schwarzhaarige Jungen und der Blauhäutige stutzte kurz, während er seine Pfanne schwang, um einen Blick auf sein Patenkind zu werfen. „Übertreibs nicht, Kleiner! Deine Mutter wird mich erwürgen, wenn ich dir den Schwertkampf beibringen würde. Weißt du, du hast noch so viele andere Dinge zu lernen, denn du solltest dich mehr auf deine eigenen Fähigkeiten konzentrieren, wie das Sharingan oder auch Ninjutsu. Das ist wichtiger. Wenn du das einmal gut kannst, dann bekommst du vielleicht auch mal ein Katana. Aber jetzt, Essen ist fertig!“, meinte der große Mann und lud den Pfannkuchen auf einen Teller. Er wollte ihn dem Jungen anbieten, doch dieser winkte ab, was Kisame sich nicht zweimal sagen ließ und sein Essen verschlang. Tokui wusste, dass sein Pate recht hatte, denn es fehlte bei seinen anderen Fähigkeiten noch an vielen Ecken und Enden. Er hatte ja auch von seinem Vater dessen altes Notizbuch bekommen und sie hatten am Vormittag gemeinsam die ersten Handzeichen aus einen anderen Buch für Katon-Jutsus gelernt. Bestimmt erwartete sein Vater von ihm, dass er sich an diesen probierte und auch Ergebnisse zeigte, denn das Element Katon war in der Uchiha Familie wohl sehr hochgeschätzt. Doch was war eigentlich mit dem Element seiner Mutter, Raiton? Wahrscheinlich hatte er es auch, weil er auch schon so schnell war, wie sie, aber solche Jutsus sollte er noch nicht lernen, oder wie? Aber warum machte er sich eigentlich Gedanken? Er hatte viel zu viel zum Üben, wie zum Beispiel den Kampf mit Kunai und Shuriken, seinen eigenen Stil, das Sharingan, seine Chakrakontrolle und jetzt noch die Katon-Jutsus – und natürlich auch noch Lesen und Schreiben musste er lernen. Für die nächste Zeit war er sicher genug beschäftigt. Als Kisame einen Teller vor den nachdenklich erscheinenden Jungen hinstellte, wurde der aus seinen Gedanken geweckt und er bedankte sich überschwänglich, als er den duftenden, frischen Pfannkuchen vor sich sah, den er auch gleich verspeiste. Wenn sein Patenonkel etwas zubereiten konnte, dann waren es Pfannkuchen und so gab es dieses Gereicht mindestens zweimal in der Woche, doch Tokui machte es nichts aus, weil er die süßen Teigfladen sehr gerne mochte. Bald hatte Kisame einen hohen Berg von dem Essen fertig gebraten und setzte sich zu dem schwarzhaarigen Jungen an den Tisch, wo sie dann schweigend, aber in behaglicher Atmosphäre dasaßen. Doch nach einer Weile durchbrach ein Geräusch die Stille, als Kisame laut und herzhaft gähnte. Sie hatten alles aufgegessen – der Haimann hatte natürlich das meiste alleine verdrückt – und Tokuis Patenonkel sah auch recht müde aus. Kein Wunder, wenn man zu einer so unsäglichen Zeit aufstehen musste, wie es bei dem Blauhäutigen der Fall war. Er schob seinen Teller von sich und faltete die Hände hinter seinem Kopf, während er sich streckte. „Wenn du nichts dagegen hast, dann hau ich mich ein bisschen auf’s Ohr. Du willst doch nicht, dass ich hier wie ein Zombie herum laufe, oder?“, fragte Kisame immer noch scherzend, doch Tokui sagte, dass es schon in Ordnung wäre. So erhob sich Kisame ächzend von seinem Stuhl und räumte noch brav die Teller weg, entdeckte dann aber noch das von ihm veranstaltete Chaos auf der Küchentheke. Er hatte versprochen, das alles zu Putzen, bevor Seika nach Hause kam, doch er hatte in diesem Moment ganz schrecklich keine Lust. Tokui sah seinen Blick und wusste, dass sich sein Patenonkel am liebsten aus dem Staub gemacht hätte. „Ich helfe dir, ja?“, meinte der Junge und Kisame grinste etwas schief. Dieses Kind bestand wirklich auf seinem Wort. Ob so eine Sturheit gesund war? Na ja, Willensstärke war immer etwas, wovon ein zukünftiger Shinobi nicht genug haben konnte, und zu deren Opfer der Haimann nun wurde. Aber ein paar Minuten länger auf den Beinen würden ihn schon nicht aus den Latschen hauen, so gesehen begann er, die besudelten Schüsseln abzuspülen und die benutzten Pfannen von angebrannten Teigresten zu befreien, während sein Patenkind sich einen Lappen nahm, um den daneben gespritzten Teig von der Küchenplatte zu wischen, so gut er konnte. Auf diese Weise dauerte es nicht lange, bis alles wieder einigermaßen sauber aussah. „Fertig! Darf ich jetzt gehen, Tokui-sama?“, meinte Kisame neckend und machte Anstalten, vor dem Jungen zu salutieren. Doch dieser lachte nur und winkte ab. Die Anrede hörte sich wirklich total komisch an! „Jawohl, Kisame-oji-san!“, antwortete er mit demselben strengen Ton, doch er lächelte dabei. Kisame fuhr seinem Patenkind sanft durch das Haar, verstrubbelte es dabei, was eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war und verließ dann die Küche, um nach oben zu gehen und sich hinzulegen. Jetzt war Tokui wieder alleine. Doch das machte ihm nichts aus. Während dem Essen hatte er sich überlegt, was er den ganzen Tag noch machen würde und natürlich hatte er sich auf das Trainieren festgelegt. Fünf Minuten nach seinem Patenonkel verließ Tokui schließlich auch die Küche und ging ins Wohnzimmer, wo er die Bücher vom Tisch nahm, die sein Vater ihm heute früh gegeben hatte. Er hatte sie dort vergessen, weil Choshu auf einmal gekommen war und sie schnell nach draußen gegangen waren. Sein Vater hatte sie wohl einfach liegen lassen, damit der Junge sie auch wiederfinden konnte. Nachdem Tokui sich die alten Besitztümer seines Vaters unter den Arm geklemmt hatte, lief er nach oben in sein Zimmer. Der Raum war wie immer ordentlich aufgeräumt und da der Junge heute früh schon sein Bett gemacht hatte, gab es für ihn in dieser Richtung nichts mehr zu tun. Das war auch gut so, so konnte er seinem gerade ungebremsten Elan folgen. Tokui setzte sich auf den Holzboden und schloss seine Augen. Mittlerweile war es für ihn schon recht einfach zu erkennen, wie sein Chakra in ihm lief und wallte. Das hatte er natürlich nicht zuletzt seinen Eltern zu verdanken, die es ihm gezeigt hatten, wie man seine Kräfte steuern kann. Sie hatten es ihn sogar bei ihnen fühlen lassen, als der Junge schon so weit gewesen war, dass er sich seines eigenen Chakras bewusst wurde. Er hatte schnell Sinne dafür entwickelt, was das Chakra war, denn er hatte es in sich gespürt, wenn er sich sehr anstrengte und versuchte, sich zu konzentrieren. So war Tokui nun schon in der Lage, gut zu fühlen, wie sich seine Kraft in seinem Körper verhielt, doch es war immer noch schwer, das Chakra so zu lenken, wie er es wollte. So hatte er jedenfalls bei seiner Mutter gefühlt, wie sich ihr Chakra bewegte und da sie ja schwanger war, waren es ganz wunderbare Stellen, an denen sich ihre Kraft sammelte. Doch das erstaunlichste war, dass überall in ihrem Körper diese Aura existierte, so fein verteilt, dass es wirklich erstaunlich anmutete. Noch interessanter war es bei seinem Vater gewesen. Auch er hatte eine gute Chakraverteilung, doch ein Hauptsammelpunkt davon lag in seinem Kopf, besonders bei seinen Augen. Klar, das Sharingan schien ziemlich viel Kraft zu verbrauchen und eine gute Versorgung von Chakra zu benötigen. Sein Vater hatte Tokui auch gezeigt, was sich in seinem Körper tat, wenn er sein Doujutsu aktivierte und der schwarzhaarige Junge hatte sich das so gut wie möglich eingeprägt. Wo ging das Chakra hin, wie viel davon wurde benötigt, wie lange musste es aufrecht erhalten werden. Es war Tokui wichtig, das Sharingan gut zu beherrschen, nicht nur, weil er seine Eltern damit stolz machen wollte, sondern auch, um ihnen weniger Sorgen zu bereiten. Wenn er nämlich diese Technik beherrschte, dann konnte er Gefahren schneller erkennen und davor fliehen, oder er konnte selber schneller angreifen und dies war sehr essentiell. Denn wenn er stark genug war, dann würde er in der Lage sein, sich zu verteidigen, sodass seine Eltern nicht damit beschäftigt waren, auf ihn aufzupassen. Dies war besonders in letzter Zeit wichtig gewesen. Damals in Sunagakure hatte er dadurch verhindern können, dass einer der schwarz gekleideten Männer ihn verletzte. Seine Mutter hatte selber gerade kämpfen müssen und ihm nicht helfen können. Tokui bis sich auf die Lippen. Es durfte nicht sein, dass er abhängig war von ihrer Hilfe, denn manchmal konnte sie eben nicht überall ihre Augen haben. Tokui runzelte kurz seine Stirn, weil weitere unerwünschte Gedanken versuchten, ihn durcheinander zu bringen. Die Situation in Konohagakure hatte zwar etwas schönes, weil der Junge sich so behütet vorkam, auch dadurch, dass er seinen richtigen Onkel Sasuke hatte kennenlernen dürfen und dass sie hier so ein tolles Haus hatten, in dem er sein eigenes schönes Zimmer hatte. Seine Eltern waren auch immer für ihn da, wenn sie mal nicht bei der Arbeit waren und mussten sich nicht mehr auf gefährliche Missionen begeben, während er alleine in der Basis von Ame no Kuni gesessen war und sich darüber Sorgen gemacht hatte, ob es ihnen gut ging oder nicht. Er hatte so engen Kontakt zu seinem Vater wie noch nie und sie verstanden sich alle sehr gut. Na ja, hier kamen auch schon die ersten Zweifel des Jungen. Er hatte bemerkt, dass trotz allem zwischen seinem Vater und dessen Bruder eine gewisse Spannung lag. Sie begegneten sich zwar recht höflich, aber dies konnte man nicht als herzlich bezeichnen. Aber sie waren doch Brüder und Tokui konnte nicht verstehen, warum sie dann so kühl miteinander umgingen. Obwohl seine Eltern ihm immer alles erklärte, wenn sie sahen, dass ihr Sohn etwas nicht verstand, in dieser Richtung hatten sie noch nie Andeutungen gemacht, warum dies so war, dass sein Onkel nicht ganz so gut auf sie zu sprechen war, obwohl sie schon für etwas längere Zeit hier wohnten. Auch war dem Jungen aufgefallen, dass die Leute draußen, wenn er mal mit seiner Mutter spazieren ging, immer komische Blicke auf sie warfen und Tokui wusste, dass es nichts damit zu tun hatte, dass seine Mutter schwanger war, denn es gab mehrere Frauen, die mit dicken Bäuchen umher gingen und keine von ihnen bekam so eine Aufmerksamkeit. Es konnte ja daran liegen, dass sie früher einmal zu den Akatsuki gehört haben, doch Tokui glaubte nicht, dass es nur daran lag. Wenn man sie wirklich gehasst hätte, dann wären es wütende oder verachtende Blicke, die man auf sie richten würde. Doch da lag etwas anderes in den Augen der Menschen, was sich der Junge aber auch nicht erklären konnte. Seine Mutter wirkte aber immer ganz normal, wenn sie durch die Stadt gingen, und das beruhigte Tokui ungemein. Er wusste, seine Mutter war stark und wenn es etwas geben würde, weswegen er aufpassen musste, dann hätte sie es ihm sicher erklärt. Genau deswegen, beim Gedanken an die Frau, deren Augen er geerbt hatte, schüttelte Tokui den Kopf, um die Hirngespinste vertreiben, und sich weiter konzentrieren zu können. Denn er hatte ja eigentlich vorgehabt zu trainieren. Doch plötzlich ging es wieder ganz einfach, es war so, als hätten diese Gedanken gewollt, 'gedacht' zu werden und jetzt konnte er sich leicht wieder in sein Training hinein versetzen, was er sich ja eigentlich auch vorgestellt hatte. Ganz schnell wurde er sich dem Chakra bewusst, welches beinahe nur darauf wartete, entfesselt und benutzt zu werden, nur das Tokui den Dreh noch nicht ganz heraus hatte. Doch mit dem Sharingan klappte es ganz gut, denn seine Chakrabahnen und sein angeborenes Können waren wohl so gut ausgeprägt, sodass die Voraussetzung für sein Doujutsu leicht gelegt war. So griff er innerlich nach seinem Chakra, bekam es zu fassen, ballte es und zog es hervor. Er spürte, wie eine Kraft heiß seinen Körper hinauf floss und wie sich das warme Gefühl in seinem Kopf ausbreitete. Und obwohl er seine Augen noch geschlossen hatte, spürte er bereits, wie sich seine Sicht und im gleichen Zuge auch sein gesamtes Wahrnehmungsvermögen veränderte. Er saß weiter ruhig da, doch dann öffnete er seine Lider. Alles sah immer noch genau gleich aus, doch schon die kleinste Bewegung die er machte, verursachte, dass er plötzlich alles wie in Zeitlupe sah, aber gleichzeitig auch wieder nicht. Es war... als würde er vorher schon sehen, was er in der nächsten Sekunde tun würde, aber trotzdem verlangsamt. Eigentlich verrann die Zeit aber immer noch genau gleich schnell, sodass er ein vollkommen verwirrendes Gefühl war, dies alles auf einmal zu erleben. Die ersten paar Male, als Tokui das Sharingan verwendet hatte, war ihm von den vielen Sinneseindrücken richtig schwindelig geworden. Er hatte es damals nicht lange aushalten können, doch mit jedem Mal wurde es besser und er gewöhnte sich langsam an diese außergewöhnliche Version der Sicht. Doch nicht nur das. Es brachte ihm nichts, wenn er nur dasaß und zusah, was passierte, wenn er den Kopf hin und her, oder seinen Arm hoch und runter bewegte. Also stand er von seinem Platz auf und drehte sich um. Sein Blick streifte das Fenster und er konnte in der Glasscheibe seine Augen gespiegelt sehen. Das erste Mal, als er seine eigenen tiefroten Irriden erblickt hatte, hatte Tokui sich wirklich erschrocken, doch nun war auch das nichts besonderes mehr. Sein Ziel war ein anderes. Tokui ging zu seinem Schreibtisch und öffnete dort eine Schublade. Dort drinnen lag ein Stapel loser Blätter, welche von einem ovalen Stein beschwert wurden, damit diese nicht durcheinander wirbelten, wenn man die Schublade schnell auf und zu machte. Diesen Stein nahm der schwarzhaarige Jungen in die Hand und trat damit wieder in die Mitte seines Zimmers. Er war dabei sehr bedacht, sich nicht gerade unter die Lampe zu stellen, damit er nichts kaputt machte. Kurz hielt Tokui noch inne, doch dann warf er den Stein von sich weg und das nicht gerade leicht. Trotzdem, der Junge konnte, obwohl die Geschwindigkeit seines Wurfgeschosses relativ hoch war, ganz genau erkennen, wie sich dessen Flugbahn immer weiter nach vorne und hinab ausbreitete. Tokui sah nur zu und rührte sich nicht. Er prägte sich genau die Bewegung ein. Es war eigentlich ganz leicht, denn er machte sich innerlich ein Bild, in dem er alles, was er gesehen hatte, zusammen fügte. Mit einem dumpfen Geräusch landete der Stein schließlich auf dem Boden. Langsam bewegte Tokui sich, um etwas nach vorne zu gehen und den Stein aufzuheben. Er hatte dies hier schon ein paar Male gemacht, doch das letzte Mal war schon einige Zeit her. Deshalb war es jetzt umso wichtiger, ob es klappte oder nicht. Nach dem damaligen Fehlschlag hatte er wieder recht viel trainiert und wollte nun ausprobieren, ob er sein Sharingan und die dadurch ganz neu koordinierten Bewegungen und Reaktionen etwas besser kontrollieren konnte. Ein wenig gespannt war der schwarzhaarige Junge schon und er wusste, dass er sich ärgern würde, wenn es nicht klappen sollte. Doch so eine Einstellung war nicht wirklich förderlich für seine Motivation. Mit dem Stein in der Hand trat Tokui also wieder zu der Stelle zurück, an der er auch vorhin gestanden hatte. Bedächtig warf er den Stein leicht in die Höhe, um sich an sein Gewicht zu gewöhnen, um sich die Oberflächenstruktur zu merken, einfach um zu sehen, wie die einfache Bewegung mit dem Sharingan aussah. Doch dann nahm der Junge sich zusammen, schob alle unsicheren Gedanken davon – und warf. Er hatte doch fester geworfen, als er beabsichtigt hatte, wahrscheinlich wegen seiner Anspannung. Wenn der Stein den Boden treffen würde, dann würde das auch eine unschöne Delle auf den Holzpanelen geben, welche er seiner Mutter nicht würde erklären wollen. Außerdem würde Kisame bestimmt durch das laute Geräusch aufwachen. Doch all das wollte Tokui natürlich nicht. Er schoss alarmiert vor, dem fallenden Stein hinterher. Alles lief in erstaunlicher Langsamkeit ab, aber trotzdem ging es recht schnell. Anstatt dass vor ihm nur ein Stein zu sehen war, befanden sich dort immer zwei Steine, die sich mit genau der gleichen Geschwindigkeit bewegten. Der eine kleine Felsbrocken sah ganz normal aus, der andere, der seinem Zwilling vorauseilte, hatte aber nur eine schemenhafte Struktur, weil es nur die zukünftige Position des Steins anzeigte. Tokui streckte seine Hand genau danach aus, kam immer näher. Er sah die Flugbahn vor sich, konnte seine Hand genau dort hinbewegen, wo der Stein im nächsten Augenblick in der Luft sein würde. Er schloss seine Finger um den kleinen kalten Felsbrocken, sein Gesicht hellte sich vor Freude auf – und er verlor sein Gleichgewicht und fiel zu Boden. „Au...“, gab Tokui leise von sich und rieb sich sein Handgelenk, auf welchem er aufgekommen war, weil er es nicht geschafft hatte, sich richtig von seinem Sturz abzufangen. Doch als er seine Hände hob, merkte er, dass er den Stein tatsächlich gefangen hatte! Er war so weit nach vorne gestürzt, sodass er sich nicht mehr hatte auf den Beinen halten können, doch das war nicht so schlimm. Er hatte endlich geschafft, den Vorteil seines Sharingans zu nutzen! Einen Preis hatte es jedoch gehabt: Seine Hand tat ihm nun weh... Doch er hatte heute schon genug trainiert und wollte es jetzt wieder ruhiger angehen lassen. Er verstaute den Stein wieder in der Schublade und ging dann ins Bad, wo er ein Fach des kleinen Badezimmerschrankes öffnete. Vor Vorschein kam ein kleines Körbchen, welches aus Weide geflochten war. Darin befanden sich kleine Döschen mit Salben. Tokui suchte sich die richtige raus und setzte sich an den Rand der Badewanne. Ja, auch er hatte seinen eigenen kleinen Vorrat an Heilmitteln, den seine Mutter für ihn zusammengestellt hatte. Auch hatte sie ihm erklärt, wofür alles gut war und wie man es am besten benutzte. So konnte er sich selber gleich mit dieser einen kühlenden Salbe behandeln, auch wenn seine Mutter nicht da war. Auch würde dadurch niemand mitbekommen, was er getan hatte, während seine Eltern nicht da waren. Es war zwar bestimmt nicht schlimm, wenn sie erfahren würden, dass er noch zusätzlich für sich selber Übungen machte, doch sicher würde seine Mutter ihm sagen, er sollte sich nicht überanstrengen. Doch so war es gar nicht. Es machte ihm ja Spaß, immer mehr über seine Fähigkeiten zu lernen. Doch nun wusste Tokui nicht, was er eigentlich noch machen sollte. Es war mehr Zeit vergangen, als er gedacht hatte, doch trotzdem war es noch nicht soweit, dass seine Eltern wieder nach Hause kamen. Etwas ziellos ließ der schwarzhaarige Junge seinen Blick durch sein Zimmer wandern und blieb dann mit seinen Augen jedoch unwillkürlich an etwas hängen, und dies erinnerte ihn daran, dass er schon längst etwas hatte machen wollen, was ihm aber immer wieder entfallen war. Er ging deshalb zu seinem Schrank, nahm das besagte Objekt heraus und verließ den Raum. Zu seinem Zielort brauchte er nicht lange zu gehen, denn dieser befand sich kaum fünf Schritte von seiner Zimmertür entfernt. Genauer gesagt, es war das Zimmer, welches sich genau gegenüber von seinem befand. Die Tür war geschlossen, doch nicht verschlossen. Tokui öffnete sie und trat ein. Es war dunkel, da die Vorhänge zugezogen waren, denn der Raum war nicht benutzt. Noch nicht. Das Licht war durch die Vorhänge ausgesperrt worden, um die Möbel und Polster davor zu schützen. Ja, auch wenn es düster war, Tokui wusste, dass der Raum vollständig eingerichtet war, da er auch mitgeholfen hatte, alles auszusuchen und einzurichten. Eigentlich kannte er sich in diesem Zimmer auch ohne Licht aus, doch er ging trotzdem zum Fenster, wo ein ganz leichter Sonnenstrahl zwischen dem zweiteiligen Stoff der Vorhänge hindurch schimmerte. Mit einem vorsichtigen Ruck zog der Junge die Gardine beiseite und leicht dämmrige Helligkeit flutete in die Räumlichkeiten herein. Sie enthüllte ein wundervolles Zimmer, in welchem Tokui stundenlang hätte sitzen können. Nun ja, nicht, weil hier alles besonders bunt oder außergewöhnlich dekoriert war. Nein, das Zimmer gefiel Tokui so, weil es einfach eine wunderbare Atmosphäre hatte. Wenn man hier war, dann hatte man das Gefühl von Geborgenheit, Wärme und Frieden, als gäbe es keine Sorgen. Nicht konnte einen betrüben, nein, man spürte sogar eine unsägliche, tiefe, stille Freude. So ging es jedenfalls dem schwanzhaarigen Jungen und er war sich sicher, dass seine Eltern genauso dachten. Bei seiner Mutter war es klar, doch sein Vater hatte damals, als das Zimmer endlich fertig war, genauso ausgeglichen gewirkt, als er in der Tür gestanden war und seinen Blick über die Einrichtung hatte schweifen lassen. Denn was für ein Zimmer war es? Ja, genau, es würde das Zimmer von Tokuis kleinem Bruder sein. Helle, schlichte Möbel standen an den Wänden und dem hellen Fußboden. Ein paar Dinge waren schon in die Regale und Schränke eingeräumt worden, doch noch nicht alles, weil sie ja noch genug Zeit hatten, bis das Baby kommen würde. Das wichtigste Möbel stand jedoch mittig im Raum auf einem weißen Teppich: Das Kinderbett. Es war ein wirklich schönes Bettchen mit einem hellblauen Baldachin. Tokui hatte seine Mutter gefragt, ob er auch so eines gehabt hatte, doch sie hatte dies verneint. Damals in der Basis der Akatsuki in Ame no Kuni hatte es keine extra Möbel für die Kinder gegeben, obwohl doch recht viele im engen Zeitraum geboren worden waren. Dafür hatte Tokui als Baby oft im Bett seiner Eltern zwischen ihnen geschlafen, hatte sie ihm weiter erklärt und das hatte den Jungen dann doch wieder glücklich gemacht, dass er seinen Eltern damals immer so nahe gewesen war. Aber sein Bruder würde es jetzt auch schön haben, wenn er kam. Immer wieder, wenn Tokui sich hier hinein, dann freute er sich unbändig auf das neue Familienmitglied und er nahm sich ganz fest vor, dass er seinen Bruder beschützen würde, so gut er konnte. Er trat wieder vom Fenster zurück und ging zu dem Kinderbett hinüber. Er betrachtete die dicke warme Decke und das weiche Bettlaken. Wie schön wäre es denn, wenn dort nun schon das neue Baby liegen würde? Jedenfalls hob Tokui seine Arme und schob das Objekt, welches er mitgebracht hatte, zwischen den Holzstäben hindurch, die das Bett seitlich abgrenzten. Es war sein schwarzer Stoffpanther, denn seine Mutter ihm einmal mitgebracht hatte. Das Kuscheltier hatte einmal ihr gehört und sie hatte es ihrem Sohn geschenkt, nachdem sie sich kurz nach ihrer Ankunft in Konohagakure, in diesem Haus häuslich gemacht hatten. Jetzt hatte der schwarzhaarige Junge eigentlich nicht mehr viel Verwendung dafür, und auch wenn er das kleine, niedliche Raubtier aus Stoff sehr liebte, weil es für ihn ein großer Schatz war, hatte er beschlossen, dass er es seinem Bruder schenken würde, damit auch er einmal damit kuscheln konnte. Bedächtig platzierte er das Stofftier auf der Matratze und beobachtete mit Genugtuung, wie wachsam der Panther doch wirkte. Er würde seinen kleinen Bruder bestimmt beschützen, da war Tokui sich sicher. Er vergaß die Zeit, wie jedes Mal. Er konnte hier stundenlang sitzen und darüber nachdenken, wie es in Zukunft mit seiner vergrößerten Familie sein würde. Auch sein Onkel Sasuke und seine Frau Sakura bekamen ein Baby, so würde Tokui auch noch einen Cousin bekommen! Es war irgendwie ein schöner Gedanke, dass sich alles nach dieser so turbulenten Zeit etwas beruhigte. Weil der schwarzhaarige Junge nachdachte, bemerkte er auch nicht die Schritte, die von draußen auf dem Gang ertönten und immer näher kamen. Er hatte die Tür einen Spalt weit offen gelassen, weswegen auch das Licht hinaus auf den Flur drang und es deshalb offensichtlich war, dass sie jemand in dem eigentlich noch unbenutzten Zimmer befand. Als Tokui bemerkte, dass jemand heran kam, war es schon zu spät, den Raum unbemerkt zu verlassen. Doch er erkannte schnell an der Aura der Person, wer es war und so war es nicht ganz so schlimm, dass er entdeckt wurde. Es dauerte auch nur ein paar Sekunden, da erschien Seika in der Tür und blickte neugierig in das neue Kinderzimmer hinein. Sie war erstaunt, als sie Tokui dort sah. Sie hatte eigentlich in ihr Schlafzimmer gehen wollen, um sich umzuziehen. Sie war heute etwas früher aus der Arbeit gekommen, denn es hatte Vormittags ziemlich viel zu tun gegeben und sie war nun doch ein wenig erschöpft, weshalb sie die restlichen Patienten den anderen Medic-Nin überlassen hatte. Die Brünette hatte sich schon gefragt, was ihr Sohn denn tun würde, doch als sie nach Haus gekommen war, war es überall ganz still gewesen. Kein Wunder, denn Kisame schien wie ein Stein zu schlafen. Und Tokui? Er hielt sich überraschenderweise in diesem Zimmer auf, welches schon für den neuen kleinen Uchiha eingerichtet worden war, der sich jedoch noch in Seikas Bauch befand. Ihr schwarzhaariger Sohn sah sie ein wenig beschämt an, als sie herein kam. „Tokui, was machst du denn hier?“, fragte sie ihn, doch ihre Stimme war sanft, denn es war natürlich kein Verbrechen, dass ihr Sohn sich das Zimmer ansehen wollte. Trotzdem, Tokui schien es ein wenig peinlich zu sein, dass seine Mutter ihn hier erwischt hatte. Er machte einen Schritt zur Seite und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, als wollte er etwas verstecken. „Oh, du bist schon daheim, Okaa-san?“, fragte er ausweichend und obwohl seine Stimme fest war, wusste Seika, dass ihr Sohn etwas verbarg und darum herum redete. Sie kippte ihren Kopf leicht zur Seite und sah somit an dem Jungen vorbei, auf das Kinderbett, vor welches er sich nicht ganz effektiv gestellt hatte. Das schwarze Fell des Stofftieres stach deutlich in der sonst so hellen Einrichtung des Zimmers hervor. Die Brünette hob leicht ihre Augenbrauen und sah in die Augen ihres Sohnes, die ihren so ähnlich waren. Tokui bemerkte ihren Blick und dass sie entdeckt hatte, was er gemacht hatte. Er lächelte leicht und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, weil er nicht wusste, was er sonst mit seinen Händen anfangen sollte. „Entschuldige, Okaa-san, ich habe den Panther wirklich gern, aber ich habe mir gedacht, dass mein Bruder ihn vielleicht eher gebrauchen könnte...“, versuchte der schwarzhaarige Junge zu erklären, doch da kam seine Mutter auch schon näher und er sah, wie sie sich neben ihn auf den Boden kniete und ihn umarmte. Er spürte ihre weichen, warmen Lippen an seiner Stirn und fühlte, wie sie lächelte. „Das ist so lieb von dir, Tokui. Dein Bruder wird sich sicher darüber freuen.“, sagte sie und sie klang wirklich glücklich. Der Junge sah auf und las es auch auf ihrem Gesicht ab, dass sie sich über seine Tat freute. Verstand sie also auch, dass er es für ihn nun wichtigere Dinge gab, als Kuscheltiere? Erkannte sie an, dass er schon ein großer Junge war, der sich um seine Eltern und seinen baldigen Bruder sorgte? „Ich gehe mich kurz umziehen und mache dann Essen. Würdest du bitte Kisame wecken gehen?“, fragte sie ihn und stand dann auf. Sie wartete gar nicht auf die Antwort ihres Sohnes. Während sie aus dem Zimmer ging, strich sie sich fast wie automatisch über ihren leicht gewölbten Bauch und Tokui musste darüber letztendlich lächeln. Da hatte er sich aber wirklich umsonst Sorgen gemacht. Er warf noch einen letzten Blick auf das Bett und den dort sitzenden Stoffpanther, dann ging er zum Fenster, um die Vorhänge wieder zu schließen. Nachdem er das erledigt hatte, machte er sich auf, um seinen Patenonkel zu wecken. Er wusste auch schon, wie er das anstellen würde und der Gedanke daran ließ ihn leicht schmunzeln. Es war das lustigste, was es gab, wenn man dem Haimann vorspielte, man wäre Samehada, das mit ihm redete... ----- Hier darf jeder seine eigene Fantasie benutzen ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)