Accidentally in Love von Herzkirsche (the story of Rose & Scorpius) ================================================================================ Kapitel 12: twelve ------------------                              Das schummrige Licht zog seine leichten, gleichmäßig hellen Streifen über den ansonsten so dunklen Parkettboden des Flures und gerade als Rose der Vergleich mit den Fäden eines Spinnennetzes in den Sinn schlich, packte er ihren Arm und drückte sie gegen die nächstgelegene Wand. Sein Griff lockerte sich nur merklich und wie er da so vor ihr lehnte und seine Gestalt ihr Blickfeld vollends für sich beanspruchte, fühlte sich die Weasley jäh an einen dieser Filme erinnert, in denen sich ungezählt oft genau dieselbe Szene abspielte. Die Symptome der Hauptprotagonistin teilte sie unumstritten – Herzklopfen, Atemlosigkeit und Verlangen. Und als er sie küsste, da war es ihr Film. Ihr eigenes, delikates Klischee. „Sag bloß, deshalb wolltest du mir helfen, den Tisch abzuräumen“, murmelte sie schwach und in ihrer Stimme schwang ein amüsierter Unterton mit. Die Teller schwebten noch immer zu beiden Seiten von ihnen im Raum und dass der Zauber noch konstant war, ging eindeutig auf Scorpius‘ Rechnung. Denn während es für ihn ein Leichtes war, ihr die Sinne mit einem Kuss zu rauben und sogleich auch die Konzentration, behielt er seine eigene stets bei. Um Schlimmes zu vermeiden; unaufmerksam zu sein und im schlimmsten Falle Hermione Weasleys teures Porzellan zerschellen zu lassen. „Zwei Stunden lang habe ich mich zusammengerissen“, flüsterte er grinsend, obgleich die Stimmen im Wohnzimmer um einiges lauter waren und sie nicht Gefahr liefen, von den angeheiterten Gästen der Party gehört oder gestört zu werden – insofern nicht in den nächsten Minuten eine weltuntergangsgleiche Katastrophe wie das zur Neige gehen des Feuerwhiskeys ausbrach. „Zudem noch diese grässliche unterdrückte, sexuelle Spannung zwischen den Geschlechtern“, fuhr er fort und titulierte sie mit einem lüsternen Blick. „Fred sah aus, als würde er gleich über den Tisch springen und Alice vernaschen, was zum größten Massaker seit den Koboldaufständen ausgeartet wäre. Ein ähnliches Unterfangen hätte es gegeben, wenn Albus sie angefasst hätte – dann von Freds Seite aus. Roxanne, die Kommentatorin der giftigen Blicke und Übersetzerin des Knurren und Grunzens, hätte das wohl begrüßt.“ Er legte den Kopf schräg und hielt inne, nur um Rose‘ erheitertem Lachen zu lauschen. Es war seltsam, wie ein paar Gläser Alkohol die Gemüter verändern konnten – sicher, Rose hatte genügend davon gehört, gesehen und miterlebt – aber wenn Scorpius getrunken hatte, dann redete er mehr. Etwas, das sie von Scorpius Malfoy, dem Pionier der ein-Wort-Sätze und knappen Wortgruppen, niemals gedacht hätte. Doch ihr gefiel sein schwarzer Humor – wie fast alles an ihm. Okay, das fast ließ sich durchaus streichen. Und dann gab es etwas, das Rose so seltsam schwerelos und glücklich werden ließ, dass sie überzeugt war, wirklich in Scorpius Malfoy verliebt zu sein – nämlich das Gefühl, dass er ihre Familie mochte. Sie alle. Vielleicht war der Gedanke gar nicht so absurd, wie sie immer geglaubt hatte. „Roxanne ist dafür bekannt, das hauseigene Radio und die Entertainerin der Familie zu sein. Sie will die Quidditchweltmeisterschaften moderieren und die nächste Rita Kimmkorn werden – nur in nett und mit besserer Recherche“, erklärte Rose leichthin und Scorpius schnaubte entgeistert über die rosigen Zukunftswünsche einer Sechzehnjährigen, deren präziser Lebensplan seinen eigenen um Weiten zu übersteigen schien. „So wie die drauf ist, schafft sie das mit Sicherheit“, urteilte er so knapp, dass Rose nur lächelnd nickte. „Aber Hugo überrascht mich, er ist so ausgelassen wie schon seit Monaten nicht mehr. Und das alles ist James‘ großartiges Verschulden.“ „Um ehrlich zu sein, starrt er mir ein bisschen zu oft auf Imogene.“ „Wirklich?“, Rose setzte eine überraschte Miene auf, bevor ihr ein böser Gedanke kam. „Nun ja, James ist ein Frauenheld und will sie wohl für seine Sammlung.“ Scorpius‘ blasses Gesicht verlor jeglichen Funken Leben und die Rothaarige neigte amüsiert den Kopf, während sie am liebsten ätschi bätsch oder eine ähnliche Banalität ausgerufen hätte. „Das größte Massaker seit den Koboldaufständen - Nummer Drei“, sagte sie stattdessen und der Malfoy verdrehte nur die Augen, bevor er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze hauchte und ihr Gesicht in seine Hände nahm. „James würde sie nie anfassen; sie ist doch erst fünfzehn“, wisperte sie sanft und schmunzelte. „Also sind Fred und Albus die einzigen, die sich heute in traditioneller Muggel Manier prügeln werden.“ „Mit Sicherheit.“ Er benetzte ihr Schlüsselbein mit Küssen und Rose schloss die Augen, während sie ihm durch das blonde Haar fuhr – bis ein Räuspern sie auseinanderfahren ließ. Ihr Vater stand mit verschränkten Armen im Türrahmen zur Küche und beobachtete die beiden mit hochgezogenen Augenbrauen. Dabei schwang er so lässig den Zauberstab und behielt das Porzellan in der Luft - das wohl zu Fallen gedroht hatte, da sein Auftauchen Scorpius‘ Konzentration wohl mehr als alles erdenklich andere plädiert hatte. „Hat mich gleich gewundert, dass Geschirrabräumen neuerdings so lange dauert“, knurrte Ronald Weasley und selbst im dumpfen Lichtschein konnte Rose erkennen, wie dunkelrot seine Ohren waren. Kein gutes Zeichen. „Mitkommen“, bellte Ron auch sogleich und die beiden folgten ihm in die Küche, in der ihre Mutter und Tante Fleur den Abwasch fachmännisch geteilt hatten – ohne sich die Hände schmutzig zu machen. „Deine Tochter knutscht mit diesem Jungen im dunklen Flur rum!“, rief ihr Vater Hermione fuchsteufelwild entgegen, nachdem sich die Tür geschlossen hatte. Anstelle ihrer Mutter, welche nur die Augen verdrehte und Ron einen mahnenden Blick der Sorte – Reg dich ab, oder du schläfst auf der Couch – zuwarf, war es Fleur, die ihm eine verbale Erwiderung zuteil werden ließ: „O, Ron, ein Mann in deinem Alter sollte so ein Wort wie knutschen nischt me’r in den Mund ne’men.“ „Wenn es schon so weit ist“, keifte Ron ihr entgegen und gestikulierte wild, „Dann ist es nur noch ein winziger Schritt bis das in einer Besenkammer oder so endet!“ Seine Miene zu eben jener Prophezeiung war so düster, dass Fleur ein glockenhelles Lachen ausstieß. „Aber waren wir nischt schon alle mal in einer Besenkammer?“, fragte sie stattdessen und warf Scorpius einen kurzen Blick zu. „Den Geschichten zufolge wird ein Malfoy doch erst in einer Besenkammer gezeugt.“ Sie schien sich köstlich zu amüsieren und auch Rose konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, während Ron und Scorpius nun den entarteten Gesichtsausdruck teilten. „Genug von Besenkammern“, sagte Hermione schließlich und Rons Gebärden entspannte sich nur zum Teil. „Was willst du mal werden, Junge?“ „Das musst du nischt fragen“, fuhr Fleur dazwischen, „Ein Malfoy ist reisch und eine gute Partie für unsere Familie.“ In diesem Moment erinnerte ihre Tante Rose mehr denn je an Dominique, denn auch für jene schien der Name beziehungsweise der Grad der Verliessicherheit bei Gringotts ausschlaggebend für Akzeptanz oder nicht. Doch demnach stand Scorpius hoch im Kurs – also warum nicht? „Ich wollte immer Auror werden“, sagte Scorpius langsam und während Ron ihn mit einem fast anerkennenden Blick bedachte, mischte sich Fleur erneut ein. „Drecksarbeit und kein Lo’n für das Schuften. Zudem gibt es in unserer Zeit doch gar keine Verbrechen me’r!“ „Das sagt mein Vater auch – zu wenig Arbeit, ziemlich dreckig und miese Bezahlung.“ „Im Aurorenbüro wurde das meiste Geld gespart“, warf Ron ein und nickte, als wäre das Traurigste dabei, dass er es nicht hatte verhindern können. „Aber in den letzten zwanzig Jahren gingen die Verbrechen soweit zurück, dass man lieber in andere Zweige investierte als in die Zauberer Sicherheit.“ Einen kurzen Augenblick lang herrschte Stille, in der sie hörten, wie die Haustür ins Schloss fiel und kurz darauf stürmte Bill in die Küche. „Es wurden zwei neue Leichen gefunden“, sagte er im Vorbeigehen zu Ron, und Rose zog scharf die Luft ein. Scorpius nahm ihre Hand. Und sie wusste, ihrem Vater wäre es fortan egal, ob sie Händchenhalten oder in einer Besenkammer verschwinden würden – solange er wusste, dass sie an diesem Ort sicher war und nicht tot irgendwo angeschwemmt wurde. Bei der bloßen Vorstellung durchfuhr ein Zittern ihren Körper. Bill küsste Fleur kurz, bevor er sich wieder zu seinem Bruder wandte. Ihr Onkel war ein Arbeitstier, doch hätte er sich wohl auch etwas Angenehmeres vorstellen können, als an Weihnachten jene Information zu bekommen. „Ich muss sofort mit Harry sprechen“, sagte er und Ron nickte, doch Hermione schüttelte den Kopf. „Er ist das erste Mal seit nun schon Monaten sorglos und verbringt ein wenig Zeit mit Ginny und den Kindern. Nichts für ungut, Fleur.“ Ihre Tante zuckte mit den Schultern. „Bill und isch hatten schon viele Wei’nachten mit den Kindern. Die Zeiten ‘aben sich nun mal verändert.“ „Okay, dann komme ich mit“, meinte Ron und durchquerte den Raum, um seine Jacke von einer Stuhllehne zu ziehen und danach kurz zu seiner Frau zu gehen. „Ich muss mir das ansehen, Harry und ich haben immerhin schon die letzten beiden Mädchen gefunden.“ Die beiden Frauen nickten, doch Rose fühlte immer noch bleierne Übelkeit im Magen. Niemals könnte sie ihren Mann – vielleicht, wirklich nur vielleicht, wäre es sogar Scorpius – so einfach verabschieden. „Werd‘ Auror“, rief Ron zum Abschied Scorpius zu, „Denn ich hab das Gefühl, als würde es sich in den nächsten Jahren wieder lohnen.“ Vielleicht irgendwann würde sie es bereuen, Hugo nicht gleich von ihrer Eingebung erzählt zu haben. Von ihrem Wissen, von ihrer plötzlicher Sicherheit, dass er seit Monaten in seinen Träumen ein Zimmer in Malfoy Manor aufsuchte und dieses dem Anschein nach eines für Kinder war. Ein Kinderzimmer würde unweigerlich bedeuten, dass ihr Bruder und Rose in weniger als vier Jahren Eltern sein würden und Imogene war sich der Absurdität dieser Sache durchaus bewusst – Scorpius gehörte nicht zu denen, welche sich mit Siebzehn für ein Leben lang festlegten. Eigentlich nicht. Sie stieß ein kleines Seufzen aus und ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie Hugo beobachtete. In den letzten Monaten hatte sie ihn nie derart losgelöst von Problemen und Sorgen gesehen – doch ihr gefiel der Anblick. Ihr gefiel das, was James Potter als einzigem gelang – Hugo Vergessen zu lassen. Ihn an das Jetzt zu erinnern und die Zukunft außer Acht zu lassen. Und in diesem Moment wünschte sich auch Imogene nichts mehr, als Vergessen zu können. Das Notizbüchlein, die Zukunft, Hugo, einfach alles. Imogene wünschte sich ihre alte Schwerelosigkeit zurück. Und verfluchte ihre Neugier, die sie damals an Hugos Tisch getrieben hatte. Und verfluchte sich selbst, wenn immer sie so dachte. Vielleicht irgendwann bekäme sie ihr einstiges Selbst zurück. Vielleicht irgendwann auch ihr Herz. Denn das hatte sich sogleich eben jener James Potter geschnappt, der Hugo für den Moment gerettet und an den sie nie einen Gedanken verschwendet hatte. Wenn sie nun versuchte, die Stücke zusammenzuraufen, welche sie mit ihm in Verbindung brachte, dann kam dabei lediglich zu Tage, dass James gleich seinem jüngeren Bruder ein Rumtreiber gewesen war – vielleicht sogar noch um Längen schlimmer – und seiner Zeit in Hogwarts eine Art Dealer gewesen sein musste. Ja, sie war sich fast sicher, dass James und seine Freunde Wood und Jordan das Erbe des Ted Lupin ohne Weiteres angenommen und illegale Substanzen unter Filchs Nase ins Schloss geschmuggelt hatten. Doch was hatte er sie schon damals interessiert? Albus war viel jünger und viel süßer gewesen – ihrer kindlichen Meinung her. Vielleicht irgendwann wäre sich die junge Malfoy im Klaren darüber, was sie dazu bewogen hatte, ihn überhaupt anzusehen und damit diese Lawine aus Gefühlen loszulassen. Vielleicht irgendwann. „Ist deine Freundin immer so ruhig?“, fragte James und grinste sie über den Tisch hinweg verschmitzt an, sodass Imogene unweigerlich spürte, wie eine gnadenlose Röte in ihre Wangen kroch. Doch sie war immerhin eine Malfoy. Also hob sie etwas den Kopf und richtete sich auf ihrem Stuhl auf. Genau der richtige Hauch von Arroganz – hoffte sie. „Meine beste Freundin“, berichtigte Hugo sachlich und fügte mit einem weiteren Blick auf James stirnrunzelnd hinzu: „Das ist aber kein Freifahrtschein für dich.“ James lachte nur und kippte die kristallene Flüssigkeit seines Glases hinunter, bevor Hugo seufzend aufstand, um ihnen neuen Fusel zu holen. Sodass sie sich allein gegenübersaßen. Ohne den Weasley, der eine Art hilfreicher Puffer gewesen war und es elegant vermieden hatte, dass sie in Versuchung kamen, ein Wörtchen zu wechseln. Es war Imogene nur Recht gewesen, dass die beiden pausenlos geredet hatten und sie herum gekommen war, sich am Gespräch zu beteiligen. Doch nun…. „Mein Kumpel findet deine Mum scharf“, sagte James – und etwas derart Unpassendes hätte Imogene ihm nie zugetraut, weshalb sie nur verblüfft eine Augenbraue nach oben zog, bevor ihr wirklich bewusst wurde, was er soeben gesagt hatte. „Toll“, entgegnete sie reserviert und James Potters Grinsen wurde breiter, während er sich über den Tisch ein wenig zu ihr hinüber lehnte. „Aber ich stehe eher auf blond.“ Ihr Lächeln erstarb. Sie hatte sich in einen Volltrottel verliebt – nicht schonwieder! „Pass mal auf, Potter“, begann sie – vielleicht einen Hauch zu aggressiv. „Entweder du änderst deine Taktik oder du sprichst mich nie wieder an, kapiert? Immerhin bin ich eine Malfoy.“ „Auf den Satz habe ich gewartet – wirklich verdammt sexy.“ Imogene wusste, egal was sie tun würde; sein Grinsen würde sich intensivieren und es haushoch überleben. „Halt den Mund“, sagte sie stattdessen schlicht, doch ihre klägliche Bemühung war ihm zu wenig. „Jetzt wo dein Bruder zahm ist, solltest du doch diejenige sein, die auf dem Tisch tanzt, oder?“ „Die Schuhe einer Malfoy sind zu teuer, um sie dem gemeinen Volk auf eine derartige Weise zu offenbaren“, erwiderte sie unbescheiden - ihrem Sinn nach auch zu snobistisch, doch würde sie ihn wohl kaum anders los - und ihr Blick durchbohrte seinen – der zu ihrer Überraschung äußerst amüsiert schien. „Interessant“, murmelte er langsam. „Es ist einfach, dich aus der Reserve zu locken.“ Alldieweil das Grinsen auf seinem Gesicht unentwegt blitzte, schienen ihre Augenbrauen in der Höhe festgewachsen zu sein. Nicht anders konnte man ihr immer gleiches Mienenspiel interpretieren. James war der Spieler und sie war blindlings darauf hereingefallen. „Du bildest dir viel auf dein hübsches Gesicht ein, oder, Potter?“ „Wie alt bist du, Imogene?“ Sie verdrehte die Augen, da er lieber ein neues Thema anschnitt, als ihre Frage zu beantworten. „Warum interessiert dich das?“ „Ich will mich nicht strafbar machen.“ „Fünfzehn, genau wie deine Schwester.“ „Also könnten wir erst in zwei Jahren heiraten“, grinste James und zwinkerte ihr zu, sodass sie gegen ihren Willen noch röter wurde – insofern noch möglich. „Wohl kaum“, murmelte sie sacht und neigte den Kopf. „Du bist viel zu alt für mich.“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe und schien amüsierter vom Weg ihres Gespräches denn je. „Nur das?“ Imogene zuckte nachdenklich mit den Schultern und nahm einen Schluck aus ihrem Glas, wobei ihr auffiel, dass Hugo schon verdächtig lange am Tisch seines Onkels stand und dort weilte. Ihr Blick kreuzte sich mit dem forschenden Lilys, doch sie wich ihm aus. Ihre Freundschaft stand ohnehin vor einem Wendepunkt, doch wusste sie noch nicht, ob es negativ oder eher positiv für ihre Beziehung ausfallen würde – das läge letztendlich bei der Potter selbst. Die so verliebt in diesen Doyle schien; doch Imogene war sich dessen seltsam unsicher. Vielleicht bildete sie sich seit dem Weihnachtsdinner auch nur allerhand ein? „Weil ich zu viel mit mir herumtrage“, erwiderte sie leise und wich seinem Blick aus, der ihren so vehement einfangen wollte. Doch sie konnte und wollte sich nicht in ihm verlieren. Potter und Malfoy? Also bitte. Allein die Vorstellung war so absurd, dass Imogene nicht wusste, warum sie wirklich sagte, was ihr in den Sinn schlich. Warum sie sich ausgerechnet ihm anvertraute. „Vielleicht irgendwann würde ich dich ansonsten heiraten, Potter.“ Als sie ihn im nächsten Moment ansah, schien er teils überrascht, jedoch auch eine Spur neugierig oder gar verblüfft über ihre Aussage zu sein. „Wir könnten aber auch mit einem Date anfangen“, meinte er schließlich und diesmal lag etwas in seinem Grinsen, das Imogene dort das erste Mal fand. Und doch wusste sie es nicht zu benennen. Vielleicht Scheu – aber bei Potter? „In zwei Jahren dann“, lächelte sie leicht und er nickte. Vielleicht irgendwann würde sie für immer aus diesem Albtraum erwachen, aus dem James sie für ein paar Minuten gerissen hatte. Vielleicht irgendwann. Doch nicht in dieser Nacht; als Hugo sich wieder zu ihnen an den Tisch gesellte und sie lediglich vereinzelte, nicht unbedeutende Blicke tauschten. Vielleicht irgendwann würde sie ihn heiraten – und da sie es nicht glaubte, konnte sie auch unbehelligt darüber lachen. Potter und Malfoy – also bitte. Aber vielleicht. Irgendwann. „Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann Dreißig zu sein“, flüsterte Alice abrupt in die Dunkelheit und Rose, welche schon fast ins Tief der haltlosen Träume gerutscht wäre, blinzelte zu der Gestalt hinunter, die neben ihrem Bett auf einer Matratze lag und die Hände auf den Bauch gebettet und die Finger ineinander verschlungen hatte. Keine Spur von Müdigkeit blitzte ihr aus ihrem Gesicht entgegen. „Ich habe mal gehört, dass, wenn man nicht in der Lage ist, sich etwas Zukünftiges vorzustellen, man dann zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr leben wird. Was hältst du davon, Rose?“ Um ehrlich zu sein, verspürte die Rothaarige in diesem Moment keinen Drang mehr, als ihr Kissen geradewegs ins Gesicht der Longbottom zu schleudern. Es war drei Uhr morgens und sie wollte schlafen. Ein kleines Seufzen entwich ihrer Kehle, bevor sie sich eine Antwort überlegte. Favorisierend eine, die nicht dazu einlud, bis fünf Uhr morgens mit Alice zu diskutieren. „Wenn das stimmt, dann werde ich nicht mal Einundzwanzig, Alice“, knurrte Rose. „Es ist doch ganz normal, dass man sich manche Sachen nicht vorstellen kann, insofern man nicht Dominique heißt und es ansprechend findet, mit einem Mister Gesichtslos vorm Traualtar zu stehen.“ „Ich kann mir aber alles andere vorstellen“, beharrte die Longbottom und Rose verschwendete klägliche Sekunden damit, eine Liste aller alkoholischer Getränke aufzustellen, die ihre Freundin an dem Abend getrunken hatte – mit der Erkenntnis, dass sie nüchtern sein musste. Sie setzte sich in ihrem Bett auf. „Wenn du so weitermachst, sorge ich mich noch wirklich um deinen Geisteszustand.“ „Nur weil ich mir Gedanken um die Zukunft mache?“ „Nenn mir einen plausiblen Grund, weshalb die Zukunft für uns nicht rosig aussehen sollte!“ Alice verzog missgelaunt ihren Mund und griff beherzt neben sich, um die Spieluhr hervorzuziehen – die Al ihr offensichtlich wirklich zu Weihnachten geschenkt hatte. Unbehaglichkeit kroch in Rose‘ Kehle hinauf, als sie zur Seite rutschte, damit Alice das Objekt auf ihrem Bett platzieren konnte. Noch immer war es ihr ein Rätsel, wie diese ganzen Sachen - von Harry unbemerkt - in ihren Besitz gelangen konnten. Ihr Gefühl hatte sich alarmierend zu Wort gemeldet, als sie Scorpius das Taschenmesser gegeben hatte – denn wie man es auch drehte und wendete, es konnte nicht sein, dass die Vergangenheit gewusst hatte, dass es sie alle einmal geben würde. Rose stieß bei diesem Geheimnis an ihre Grenzen. Und das gefiel ihr nicht. „Das klingt seltsam, ich weiß“, fuhr Alice beharrlich fort und schüttelte dessen ungeachtet den Kopf, als wolle sie alle Zweifel abschütteln. „Aber ich glaube, mit diesen Erbstücken stimmt etwas nicht. Albus sagte, dass ihr sie auf dem Dachboden der Potters gefunden habt und es dort oben etwas für ihn, dich und sogar für Scorpius gab – nur frage ich mich, wie das sein kann.“ „Ja, ich weiß“, murmelte Rose matt und lehnte sich an die Wand, da die Müdigkeit ihre Sinne zu übermahnen schien. „Ich glaube nicht, dass es Zufall war, dass sie Euch zugespielt wurden. Ich glaube, das war alles haarklein geplant. Okay, das war eigentlich nur so ein Gefühl, als Al mir diese Spieluhr überreicht hat. Doch wenn immer ich sie anfasse, wird mir unbehaglicher zu Mute.“ „Schwarze Magie?“ „Definitiv. Und wenn nicht - dann Magie, die nur den Besten von uns möglich ist. Weißt du, Sirius Black hat viel länger gelebt als James und Lily Potter – also vielleicht hat er die Sachen aufbewahrt und nachdem er zurück beim Grimmauldplace war, hat er schätzungsweise hundert Zauber auf sie gelegt.“ „Dagegen spricht, dass er ermordet wurde und bestimmt nicht gewusst hat, dass seine Zeit gezählt ist. Zauber lösen sich, wenn ihr Urheber stirbt. Zudem konnte er nicht wissen, dass Voldemort wirklich fällt.“ „Was wäre, wenn sie eine Möglichkeit gefunden hätten, einen Blick in die Zukunft zu werfen?“ Rose verdrehte die Augen. „Das geht nicht.“ „Weil es in keinem Buch steht, geht es nicht, ja?“ Die Longbottom seufzte und hob entschuldigend die Hand. „Ich denke nur, dass wir es nicht so einfach hinnehmen sollten. Wir sind in einer Welt aufgewachsen, in der Schwarze Magie kein Thema war, aber das heißt nicht, dass sie für immer begraben ist.“ „Ganz deiner Meinung“, murmelte Rose tonlos und ließ sich zurück auf ihr Kissen fallen. Die Müdigkeit, welche über sie herfiel, war erdrückend. „Doch glaubst du wirklich an eine Rückkehr des Bösen?“ So wie sie es schon allein aussprach, riet sie Alice von jener Behauptung ab, doch die Brünette strich sich nur nachdenklich durchs Haar. „Unser Leben war sorglos. Doch dann kam die Zeit samt ihren Veränderungen. Eine Weasley und ein Malfoy verliebten sich ineinander. Und das war erst der Anfang.“ „Ein Potter und ein Weasley bekriegten sich wegen einer Longbottom“, fuhr Rose knurrend fort und Alice‘ Lachen über ihren provisorisch düsteren Trailer erstarb. Eine schwere Stille legte sich über die beiden, die Rose nur noch ein einziges Mal zu unterbrechen suchte. „Und Alice?“, fragte sie schwach, während jene nur kurz den Arm anhob. „Du wirst Dreißig. Und ich mindestens Einundzwanzig.“ „Was hältst du davon, ein Animagus zu werden?“, fragte ihn Albus Potter am nächsten Morgen, als sie draußen im Garten auf dem provisorischen Quidditchfeld mitten im Schnee standen und Scorpius die Begrenzungen mit dem Zauberstab zog, während sich die anderen etwas Abseits zusammengefunden hatten und sich den Schlaf aus den Augen rieben, obgleich die simple Aufgabe gewesen war, möglichst gleichstarke Teams zu bilden. Rose war nicht unter ihnen – nicht mal er hatte es geschafft, sie von dieser Art des Frühsports zu überzeugen. Und auch Alice fehlte, was wohl erklärte, weshalb Al um ihn herumtanzte und nicht um sie – immer darauf bedacht, Fred auszustechen. „Hm“, Scorpius warf ihm einen skeptischen Blick zu, „Hast du einen Plan davon?“ Auf Potters Gesicht breitete sich ein lasterhaftes Grinsen aus, das ihn nichts Gutes ahnen ließ – Scorpius hob eine Augenbraue. „Ich habe Bücher von meinem Großvater gefunden, in denen die Vorgehensweise exakt und präzise beschrieben wird. Er und seine Freunde haben zwar Jahre gebraucht, bis es funktioniert hat, aber sie waren auch jünger – ich würde sagen, wir – einschließlich unseres Alters und Talents – haben gute Karten.“ Unverhohlenes Selbstbewusstsein lag in seiner Haltung und eine Spur Arroganz schien Scorpius nicht zu entgehen, sodass er nur nonchalant den Zauberstab in der Hosentasche verschwinden ließ und die Arme verschränkte. „Rose-“, begann er, doch Al wedelte mit der behandschuhten Hand, als wäre das kein beziehungsweise ihr kleinestes Problem. Obgleich sich der Malfoy dem ganz und gar nicht sicher war. „Rose und Alice werden von der Sache nichts mitbekommen – genauso wenig wie das Ministerium.“ Die Unverfrorenheit in Als Blick war ähnlich seiner eigenen, wie der Malfoy bemerkte. „Warum bist du noch gleich in Gryffindor?“ Das schalkhafte Grinsen des Potters wurde breiter. „Weil ich den Sprechenden Hut drum gebeten habe.“ „Na dann“, resümierte Scorpius grinsend, „Verwenden wir unser letztes Halbjahr darauf, Animagi zu werden.“ Es war eine tiefschwarze Nacht, in der er blindlings durch einen Wald steuerte – die Hand um einen Kopf gekrallt und das Geschöpf mit einer Leichtigkeit hinter sich herziehend als wäre es keine normalgewichtige Frau. Irgendwann kam er an eine Lichtung und als er voranschritt – vor Benebelung kaum noch Herr seiner Sinne – blitzten ihm schließlich die Lichter einer Stadt entgegen, die weit unten im Tal lag. Mephisto leckte sich über die Lippen und bedachte den Umstand, Großbritannien eventuell schon verlassen zu haben – fatal für seine weiteren Pläne. Er blickte hinunter zu seinem Opfer. Ihr Gesicht war verstümmelt und von ihrer einstigen Schönheit war nichts mehr zu entdecken. Schürfwunden zierten ihren geschundenen Körper und je länger er sie ansah, umso abstoßender fand er sie. Seltsam, dass fast alle ihn anlächelten, wenn er sie holen kam. Mit einem Ruck riss er der Leiche die roten Haare aus, bevor er den Körper angewidert von sich wegtrat. Ein leises plop im Hintergrund versicherte ihm, dass Galina appariert war – sie war auch die einzige, die ihn immer aufzuspüren schien. Und doch erinnerte er sich nicht daran, was sie einmal miteinander verbunden hatte. „Es ist Silvester“, informierte sie ihn - als wüsste er nicht davon. „Vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren ging der Dunkle Lord unter“, sinnierte sie weiter und interpretierte nichts in sein anhaltendes Schweigen. „Nicht auszudenken, dass ich im Jahr 2024 schon siebenundvierzig Jahre alt geworden wäre.“ „Hör auf zu quatschen“, fuhr er sie an - erahnend, wie sich ihre vollen Lippen missbilligend verzogen. „Ich weiß, wie grausam es dir vorkommen muss, erinnerungslos zu sein“, sagte sie stattdessen und er roch ihr Parfüm, als sie langsam immer näher schlich. Seine Hand hob den Zauberstab wie zur Antwort und ein schelmisches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Ich könnte das Wissen aus dir hinaus quälen. Nicht umsonst gibt es den Cruciatus-Fluch.“ „Nur zu. Doch ich gab meine Seele, um dein Leben zu retten und wenn du mich folterst, dann folterst du auch dich.“ Resignierend ließ er den Zauberstab wieder sinkend und wünschte nun nichts weiter, als dass sie ihm aus den Augen treten, sich einfach in Luft auflösen würde – doch er war sich seltsam sicher, dass Galina ihn noch nie in Ruhe gelassen hatte. „2024 ist das Jahr, in dem die Prophezeiung beginnt. In dem das Böse eine neue Chance hat, ihre Wurzeln zu schlagen und zu keimen.“ Ihre Stimme wurde zu einem atemlosen Flüstern, das der Wind hinfort trug und das so in die endlosen Weiten der Nacht getragen und dort verloren wurde. „Wir bringen das Ministerium unter unsere Macht“, fuhr sie leise fort und Mephisto entwich ein kleines Lachen – die Frau war töricht. „Keine Chance, Galina, wir sind nur zu zweit.“ „Das denkst du. Viele Leute haben alles verloren, nachdem der Dunkle Lord verschwunden war. Harry Potter hat sie ruiniert; Väter, Mütter und Söhne nach Askaban verbannt. Und auch andere sind mit dem System nicht zufrieden.“ „Wie lautet also dein Plan?“ Seine gesichtslosen Erinnerungen sagten ihm, dass Galina Kuprin schon immer diejenige gewesen war, welche die Intrigen gesponnen hatte. Fast kam ihm ihr Atem in seinem Nacken mehr als vertraut vor. Ein Schmunzeln schlich sich in ihre Stimme. „Die unterdrückten Leute wollen eine Stimme, vielleicht sogar eine Opposition. Und was bietet sich da mehr an, als die Wahlen des neuen Zaubereiministers?“ „Wenn Potter sich zur Wahl stellt-“ „Dann haben wir verloren, ich weiß“, fuhr sie ihm brüsk dazwischen; sie mochte es nicht, in Erwägung zu ziehen, etwas könne schief gehen; sie könne verlieren. „Potter wird wie der große Albus Dumbledore nie das Amt annehmen - dazu liegt ihm zu viel an seiner Familie und seit du seine Tochter so verzaubert hast, macht er sich mehr Sorgen um sie, als darum, dass die ehemaligen Todesser aus ihren Löchern kommen könnten. Es wird der größte Fehler seines Lebens sein, das Amt erneut auszuschlagen – doch er wird es tun.“ „Und dann? Willst du, dass ich den Dreck mache?“ „Nein, du bist zu unbekannt in diesem Land. Und deine Vorliebe-“, Ihre Geste galt der Frauenleiche ein Stück unter ihnen, „Könnte uns zum Verhängnis werden. Aber Malfoy stellt sich zur Wahl – doch auf ihn lässt sich nicht setzen. Ich habe mir Erinnerungen von noch lebenden Todessern zusammengeklaut und er wirkte immer fehl am Platz. Er ist zu weich, um ein Todesser zu sein und zu gut, seit er mit dieser Frau zusammen ist.“ Mephisto wartete darauf, dass sie ihm endlich sagte, worauf das Ganze hinauslief. Er hasste es, wenn sie immer um die Sachen herumredete, nur um des Redens Willen. „Potter wird einen seiner Schwäger empfehlen – und dann haben wir gewonnen. Jane Seymours Familie wird dem Kandidaten den Wahlkampf finanzieren. Und den machtgeilen Weasley, der so töricht war, anonyme Spenden nicht zu hinterfragen, werden wir – von der Öffentlichkeit unentdeckt - unterwerfen.“ „Und was wird meine Aufgabe bei diesem Spielchen sein?“ Obgleich ihm die kargen Varianten selbst im Klaren waren. „Du wirst die neue Generation Todesser heranzüchten, denn als Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste kannst du sie deine Macht schmecken lassen, ohne dass allzu großer Verdacht geschöpft wird. Die verwöhnten und zudem gelangweilten Slytherins werden ohne Umschweife auf das Spielchen eingehen – glaub mir.“ Er nickte knapp; als hätte er eine Alternative. „Und das“, sie deutete geradewegs auf die Frau ohne Gesicht, „Solltest du dir wirklich schleunigst abgewöhnen, kapiert? Das ist ekelerregend.“ Er warf ihr einen amüsierten Blick zu, da sie seine Vorliebe so offensichtlich zu verabscheuen schien. In ihren Augen lag etwas Trauriges und ihre Fingerspitzen fuhren kurz über seine Wange. Es war die Berührung. Und mit einem Ruck verlor er den Halt für die Gegenwart. „Du hässlicher Hurensohn! Das wird dir noch leidtun. Fickt Euch doch alle gegenseitig in Eure jämmerlichen Ärsche!“ Die junge Frau schrie, so laut und durchdringend, dass man sie wie ein ungezogenes Hündchen vor die Tür setzen würde. Der unappetitlich aussehende Fettsack, dem die heruntergekommene Kneipe inmitten des verschneiten sibirischen Dörfchens gehörte, zerrte sie mit unverhohlener Leichtigkeit hinter sich her und schubste sie in die unerbittliche Kälte hinaus. Wie ein ungezogenes Gör. Der Weg war vereist und sie rutschte auf die Knie, nur um noch fuchsteufelswilder in den Schnee zu fassen und ihn dem Wirt geradewegs ins Gesicht zu schleudern. „Verpiss dich, du Schlampe. Und wenn ich dich hier noch einmal sehe-“ Das Brummen erlosch, wohl um den nötigen Respekt einzufordern, doch die Frau lachte nur – glockenhell. „Pass auf, dreckiger Nichtsnutz: Wenn du mir nicht gleich die verdammte Kohle gibst, dann passiert dir was! Und deiner hässlichen Mutter gleich mit!“ Huren, die ein ähnlich vorlautes Mundwerk hatten, obgleich sie die Öffnung lieber für die beruflichen Tätigkeiten nutzen sollten, starben so schnell wie Fliegen. Es brachte ihnen kein Glück, zu fluchen und zu keifen. Der Wirt stapfte drohend auf die junge Frau am Boden zu, die trotz der klirrenden Kälte nicht mehr als ein kurzes Kleid trug, und krempelte sich die Ärmel hoch, als hätte er vor kurzen Prozess zu machen. Ruhig zog sie etwas aus ihrem Stiefel und hielt es ihm geradewegs in die dicke Wampe, als er sie packen wollte. Die hölzerne Tür zur Kneipe fiel ins Schloss und während drinnen das Saufen und Feiern weiterging, erhellten nun lediglich spärliche, aus den Fenstern hinunterfallende Lichter die Szenerie auf dem Hinterhof. „Du bist ein Penner“, zischte sie, bevor sich ein kleines, böses Lächeln auf ihr Gesicht legte. „Wir sehn uns in der Hölle. Avada Kedavra.“ Als der tote Fettsack zu Boden sank, griff die junge Frau flink nach vorne und zog ihm die Geldbörse ab, ehe sie ihn mit einem leichten Tritt in den nächsten Schneeberg beförderte. Er konnte nicht anders – er musste klatschen. Diese Szene hatte ihn mehr als köstlich amüsiert. Sie zuckte zusammen, als die Nacht sich um ihn her verflüssigte und sein Beifall die makabere Szenerie erhellte. Ihre Augen wurden schmal. „Großartige Show, Galina“, grinste er süffisant und seine Stimme samt dem anerkennende Unterton war nicht mehr als ein klitzekleiner Hauch, den der aufkommende Wind zu ihr trug. Sie zog eine Augenbraue in die Höhe, doch gleichwohl schien sie ihn wiederzuerkennen. „Du bist wieder im Lande“, stellte sie trocken fest und verzog missbilligend die Mundwinkel. Sein Anblick war wohl nicht das, mit dem sie gerechnet hatte. Er wusste, wie sehr sie Überraschungen verabscheute. „Was willst du hier?“ „Ich stehe im Dienst des Dunklen Lords“, unterrichtete er sie und konnte sich ein selbstgefälliges Grinsen nicht verkneifen. „Das wird deinen Vater freuen, Gregory“, kommentierte sie knapp und gleichwohl sarkastisch, bis sie ihm den Rücken zukehrte, um ihren Weg fortzusetzen. Sie würde nicht reich werden, wenn sie ihre Zeit weiter so vertrödelte. „Ich soll Europa gefügig machen. Willst du mir dabei helfen?“ Abrupt blieb sie stehen und drehte sich wieder zu ihm um. Wo sollte sie auch hin? Sie hatte doch nichts. Und es war ihr Blick, mit dem sie ihn in dieser verschneiten Gasse bedachte. Und Mephisto erinnerte sich daran, sie einmal geliebt zu haben. Ich hoffe, es hat Euch gefallen - danke für Reviews & Favoriten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)