Accidentally in Love von Herzkirsche (the story of Rose & Scorpius) ================================================================================ Kapitel 3: three ----------------                            Rose Weasley hatte in dieser Nacht, die sich deutlich und unwiderruflich der Stunde Null entgegen schlich, ein nicht minder beängstigenderes Erlebnis als ein Déjà-vu. Plötzlich fühlte sie sich klar und hart an das schrecklichste Ereignis ihrer Kindertage erinnert, nämlich an den Tag vor zwölf Jahren an dem ihr Vater sie das erste Mal auf einen Besen geschnallt hatte. Und wenn sie ‚schnallen’ dachte, dann konnte man der Wahrheit dieser Aussage vollends sicher sein. Klein-Rosie hatte sich ebenso gut an einem Besen festhalten können, wie an einer nach unten führenden Rohrleitung; sie war schlussendlich abgerutscht wie ein nasser Sack und selten hatte sie ihre Mutter derart energisch und wütend auf ihren Vater einreden sehen, wie an diesem längst vergessen geglaubten Tag. Ihr Vater, der sie bereits im Team der Holyhead Harpies gesehen hatte, schnallte sie dann wiederum zu ihrer eigenen Sicherheit an dem Besen fest. Anstelle die Möglichkeit in Betracht zu ziehen und sie nie wieder auf einen Besen zu nötigen. Nachdem aber sein Plan mit den Gurten und dem schützenden Helm erfolgreich verlaufen war, hatte er den Mut gefasst und ihr die lieben Herrn Quaffel und Herrn Klatscher vorstellen mögen, was er dann auch hingegen ihres Bedrängens getan hatte. Genau an diesen Tag vor nun mehr zehn Jahren fühlte sie sich erinnert - schmerzhaft und sehr realitätsnah -, an ihre erste und einzige Begegnung mit Herrn Klatscher, wie ihr Vater den unangenehm harten Ball getauft hatte. Dass ihre Reflexe mies waren, damit hatte sie nach der lausigen Förderung derer gerechnet, doch dass sie sie noch einmal in eine derartige Lage bringen würden, hatte selbst die vorausblickende Rose nicht ahnen können. Es war so unglaublich schnell gegangen, dass ihr Kopf der Anstrengung, darüber nachzugrübeln, ob Klatscher ein ebenso rasantes Tempo vorzuweisen hatten, erlag und ihr Körper sich pochend und schmerzend aus der Verkrampfung löste. Ihr Kopf drehte sich trotz ihrer zusammengekniffenen Augen und sie spürte, eine Beule an ihrem Hinterkopf bedrohlich anwachsen. Zuerst dachte Rose, es wäre der zusätzliche Schmerz; dieses bleiähnliche Gewicht, das sie für ihre schlechten Reflexe verpönte und sie versuchte zu erdrücken, aber dann flatterten ihre Augenlieder und die Umrisse ihrer Umgebung wurden schärfer. Ihr Gehör nahm seine Tätigkeit wieder auf und sogleich drang Gemurmel und Geflüster an ihr Ohr, vereinzeltes Kichern. Sie blinzelte und als über ihr das strahlend kecke Gesicht von Natalie Bordman auftauchte, das eine Mischung aus Sensationsgenialität und einen nicht minder kleinen Tropfen Besorgnis zeigte, bemerkte die Rothaarige plötzlich einen blonden Haarschopf, der langsam zu sich zu kommen schien und dessen Kopf direkt neben ihrem Gesicht lag. Ebenso schnell wie ihr bewusst wurde, wessen Züge sich da nur Millimeter von ihr entfernt befanden - etwa zur gleichen Zeit -, als ihr höchstwahrscheinlich sein unangenehm verführerischer Duft die Sinne vernebelte, erinnerte sich Rose wieder an die letzten Sekunden und Minuten, bevor sich dieser Zusammenstoß ereignet hatte. Nach drei Butterbier, die jedoch nicht die gewünschte Wirkung erzielt hatten, und nach zwei Gläsern Feuerwhiskey, welche ihr unangenehm zu Kopf gestiegen war, hatte die Rothaarige sich von der Bar verabschiedet und den Entschluss gefasst, ihre Cousine Lily aufzusuchen, die - kaum hatten sie die Türschwelle überwunden – ebenso schnell ihrer Wege gegangen war wie der Rest ihrer lieben Familie. Während sie durch die Räume ging und ihren Blick über die vielen Fassetten der unterschiedlichsten Schüler Hogwarts’ schweifen ließ, die Tanzenden beobachtete und Zeuge zweier Trennungen und einer Versöhnung wurde, hauchten ihr Als Worte im Kopf herum. Wenn man diesen Bedeutung zuwies, hatte ihr Cousin all seine Versprechungen gebrochen und sie doch tatsächlich alleine gelassen, aber seine Stimme hörte sich in ihrem Kopf so dumpf an, dass Rose besorgt war, sich diese Worte ihres Cousins womöglich nur eingebildet zu haben. Sie kam an einer Badezimmerschlange vorbei und besah sich einer Gruppe Mädchen gegenüber, die ihr allesamt noch zu jung erschienen, um auf einer Party zu sein, bei der so bereitwillig Feuerwhiskey verteilt wurde, dessen Wirkung man nicht unterschätzen sollte. Sie war immerhin der lebende Beweis! Ob sie schwankte? Rose betrat den nächsten Raum und fragte sich augenblicklich, ob sie schon einmal hier gewesen war, denn dieses Haus erschien ihr wie ein einziges Labyrinth und sie hatte vollends die Orientierung verloren. Jedes Zimmer glich seinem Vorgänger und allesamt waren sie durch offene Doppeltüren miteinander verbunden. Die Wände zierten immer gleiche und teure Gemälde, die Rose’ Augen als identisch wahrnahmen, was jedoch bestimmt nicht den Tatsachen entsprach und von fast jeder Decke glitzerte ein Kronleuchter. Sie ging über sorgsam verzierte, dicke Teppiche oder marmornen Boden und an den Wänden befanden sich neben den Bildern teure Tapeten oder prunkvolle Stuckverzierungen. Das Haus strahlte keinen Funken von Gemütlichkeit aus, was Tante Fleur in ausschließlich jedem Zimmer des französischen Anwesens geschafft hatte und was ihr bewusst werden ließ, dass man ihrer Tante zwar manchmal Oberflächlichkeit nachsagen konnte, aber sie doch den Sinn eines Heims begriffen und auch ohne Hemmungen umgesetzt hatte. Rose seufzte und nahm sich dankend ein Glas von einem umherschwebenden Kellner, bevor sie in das nächste Zimmer schlüpfte, das natürlich genauso groß und gleich war wie das davor - mit jedoch einem gravierenden Unterschied. Eine ganze Schar Schaulustiger schien sich um etwas versammelt zu haben, dass Rose von ihrem Platz aus nicht vermochte, zu erkennen. Sie sah Natalie Bordman in der einen Ecke, die ihr keine Beachtung schenkte, sondern eifrig mit ihren Freundinnen über etwas, was sich Rose noch verbarg, zu flüstern schien. Die Rothaarige rückte ein Stück näher an die Szenerie heran und versuchte über die Köpfe vieler ihrer Mitschüler blicken zu können, jedoch erübrigten sich ihre Versuche, als das bemitleidenswerte Opfer augenscheinlich an seinem Hals emporgehoben wurde. Dass das weh tat, konnte sich Rose durchaus vorstellen und nicht weniger überrascht bemerkte sie, dass sie diesen Jemand kannte! Das war – wenn ihre Augen ihr nicht plötzlich Streiche spielten – Malfoy. In eben diesem Moment krachte eine Horde bulliger Slytherins, die sie als die persönliche Leibgarde Jane Seymours erkannte, neben ihr in die nächste Wand, welche bei dem unsanften Aufprall, ein riesiges Gemälde zu Boden rissen. Die Menge schrie aufgeregt durcheinander und benebelte Rose zusätzlich ihren schwankenden Orientierungssinn. Sie musste sich zusammenreißen, sonst würde sie der Horde die nächste kleine Show bieten. Leichte Übelkeit schlich ihren Hals hinauf. Während die Rothaarige ein paar Schritte von den am Boden liegenden Slytherins zurück wich und aus den Augenwinkeln sah, wie sich Zabini und Goyle zufrieden einen Weg zu ihrem Herren erkämpften, da war es bereits zu spät. Sie sah ihn nicht einmal auf sich zu kommen, es ging einfach alles zu schnell und das Glas rutschte ihr noch aus der Hand, während sie keine paar Sekunden später schon spürte, wie sie der leblose Körper Scorpius Malfoys zu Boden warf. Sie blinzelte die schmerzhafte Erinnerung weg und während sie auch Natalies sinnlos umher kichernde Stimme aus ihrem Kopf verbann, bemerkte sie, dass sich Scorpius Kopf gehoben hatte und seine hellen blauen Augen nun auf einem Punkt ruhten, den Rose nicht erkennen konnte. Sie hob ebenfalls ihren Kopf an und sah über seine - auf ihrem Oberkörper ruhende - Schulter, als die brünette Jane - Dominiques einzige wahre Konkurrenz – eine Kusshand in Malfoys und ihre Richtung warf und dann tänzelnd mit einem anderen Jungen an ihrer Seite und dem gewöhnlichen Hofstaat den Raum verließ. Malfoy entspannte sich und legte den Kopf wieder zu Boden, was Rose empört nach Luft schnappen ließ. Schließlich war sie nicht seine Matratze und dass er auf ihr lag, schien er noch nicht einmal realisiert zu haben. „Scorpius Malfoy, gedenkst du heute noch einmal von mir runter zu gehen?“, zischte sie in sein rechtes Ohr und versuchte ihn von sich zu stoßen, doch da hätte sie auch versuchen können, Gringotts auszurauben. Sobald sich seine Glieder entspannt hatten und sein ganzes Gewicht auf ihr lag, war es zu einem aussichtslosen Unterfangen geworden. Sie drehte den Kopf von seinem Ohr weg und versuchte nicht seine Haut anzustarren, die irgendwie weich aussah. Bestimmt war sie auch weicher als sein Innerstes. Oh, wie sie ihn doch hasste. Oder verabscheute. Und noch während sie das dachte, wurde ihr bewusst, wie lange ihr diese Gedanken schon fern geblieben waren. Bevor sie darüber nachdenken konnte, wie tief der fragwürdige Hass eigentlich noch saß, nahm das Gewicht auf ihr ab. Endlich stand er auf, warf den Umherstehenden einen eisigen Blick zu, die darunter zurückwichen, und reichte Rose unmissverständlich seine Hand, ohne sie bis zu diesem Zeitpunkt eines Blickes gewürdigt zu haben. „Sehr charmant, aber ich verzichte.“, knurrte die Rothaarige, erhob sich ebenfalls mit pochenden Gliedern und zupfte sich ein paar wilde Locken aus dem Blickfeld. Das Ausschlagen seiner Hand brachte Malfoy dann doch dazu, ihr einen Blick zuzuwerfen und am liebsten hätte sie ihn mit ihrer Handtasche vermöbelt. Natürlich nahm sonst jedes Mädchen seine Hand, ohne zu zögern. Kaum auszudenken, dass Eine eben dies nicht tat. Dieser arrogante Wicht, sie sollte ihn verhexen oder noch schlimmer…. „Tut mir Leid, ich wollte nicht auf dir landen. Janes Körperfesselfluch ist beachtlich. Ich versteh es normalerweise, mich abzufangen.“ Sie hörte ein schmales Grinsen aus seiner Stimme heraus und wusste nicht, ob sie diese Entschuldigung allzu ernst nehmen sollte, immerhin kam sie von einem Malfoy. „Reparo“, murmelte sie und beobachtete, wie sich das zerbrochene Glas wieder zusammensetzte, nur leider ohne den Inhalt, den sie in diesem Moment so sehr gebraucht hätte. Natalie erkundigte sich nun besorgt nach Malfoys Wohlbefinden, sowie einige andere hysterische Mädchen, die nun, da Jane offensichtlich Geschichte war, die Nächste an seiner Seite sein wollten. Rose verspürte den Drang, irgendwohin zu spucken. „Geht’s dir denn soweit gut?“, hörte sie Malfoy fragen und drehte sich perplex um, hatte er sich eben wirklich nach ihrem Zustand erkundigt? „Ähm, ja, irgendwie“, erwiderte sie leise und blickte ihn forschend an. Hatte er sich vielleicht den Kopf angestoßen? Wo blieben die Beleidigungen? „Ist was?“ Er hob fragend eine Augenbraue, was ihn ungemein attraktiv wirken ließ und die Rothaarige schob schnell alle Gedanken an Malfoys fragwürdige Attraktivität beiseite. „Malfoy, erkennst du mich etwa nicht?“ Sie drehte das leere Glas in ihren Händen und war froh, etwas zwischen den Fingern zu haben. Ihr Blick ruhte immer noch durchweg auf ihm und Scorpius erwiderte nun ihren Blick äußerst irritiert. „Kennen wir uns denn?“ Am liebsten hätte Rose gelacht, doch kein laut kam über ihre Lippen. Warum erkannte er sie denn nicht? „Weasley, Weasley, dass du Scorpius noch mal das Leben retten würdest, dagegen hätte wohl die ganze Schule gewettet!“, lachte plötzlich Adrian Zabini hinter Malfoy, über dessen Gesicht nach diesen Worten die unterschiedlichsten Emotionen huschten, allen voran die reine Ungläubigkeit. Dem folgte die Erkenntnis. Seine Augen fielen über ihren Körper und blieben ebenso schnell wieder an ihrem Gesicht hängen. Er schluckte, als würde ihm in diesem Augenblick etwas bewusst werden. Rose zählte die Sekunden, bis er einen Spruch ablassen würde, doch Zabini und Goyle drängelten sich zwischen sie und Goyle reichte der perplexen Rose ein Glas, dessen Inhalt verdächtig nach Feuerwhiskey roch. „Auf Malfoys Lebensretterin“, begann Adrian, hob sein Glas andächtig in ihre Richtung und aus den Augenwinkeln sah sie, wie es ihm das halbe Zimmer gleich tat. „Die so mutig und unerschrocken war, eigene Gefahren auf sich zu nehmen, und für immer in die Geschichte eingehen wird, als die einzige Weasley, die je unter ihm lag, so tapfer war wie der Löwe ihres Hauses und einem Malfoy das Leben rettete. Cheers!“ Rose ozeanblaue Augen flogen bei Zabinis letztem Wort zu Scorpius, der sie angrinste und dann auf sie trank. Sie fühlte sich unbehaglich bei dem Gedanken, vor ihm zu trinken und drehte daher das Glas nur verwundert in ihren Händen, zu überfordert mit der ganzen Situation. „Liebste Rose, sagt mir, ist eure wundersame Cousine mit dem Veela Charme heute in unseren Gemächern aufzufinden?“, wand sich Adrian an sie, dessen geschwollener Ausdruck sie zum Lachen brachte. „Oh, davon gehe ich aus, Sir Adrian“, lächelte Rose, seltsam beeindruckt von dem Charme eines Slytherins, und entzog Zabini schnell ihre Hand, die er in einer Geschwindigkeit genommen und geküsst hatte, die an Zauberei glich. „Wunderbar, also Malfoy, katapultier dich in den nächsten Stunden nicht noch mal in Gefahr, denn ich mache Dominique jetzt den Hof und Goyle hat schon wieder Hunger. Oder habe die furchtlose Rose an deiner Seite und nichts wird geschehen!“ Er verbeugte sich galant und war so schnell verschwunden, wie er zuvor hinter Scorpius Rücken aufgetaucht war. Die Rothaarige schüttelte leicht grinsend den Kopf über Adrians Manier und biss unsicher auf ihrer Unterlippe herum, bevor sie den Blick wieder auf Scorpius hob, der sie unentwegt ansah. Verwirrt erwiderte sie den Blick und nun drehte Natalie auch in diesem Raum die Anlage so sehr auf, dass die Klänge von Musik die Luft erfüllten und sich seltsam um sie zu wickeln schienen, als wollten sie alle sich gebenden Möglichkeiten erwürgen, so absurd es auch immer klang. Es gab so vieles, was sie hätte sagen können, aber kein verdammter Ton wollte ihre Lippen verlassen. Es gab so viele verschlossene Möglichkeiten, aber keine davon schien ihr angebracht oder passend beziehungsweise eröffnete ihr eine nie gezeigte Seite an Mut. Sie seufzte leise und entzog sich seinem Blick, setzte das Glas an ihre Lippen und trank einen Schluck davon. Sie konnte nichts gegen die leichte Grimasse des Ekels tun und verzog sacht ihre Mundwinkel nach unten. Sie hasste Feuerwhiskey. Und wenn sie geglaubt hatte, der Schluck würde ihr Ideen oder Mut bringen, dann hatte sie sich schwer getäuscht. Rose Kopf war wie leer gefegt. Und Scorpius Malfoy starrte sie immer noch an. Sie spürte seinen Blick unliebsam in jeder Faser ihres Körpers und fast war es ihr, als würde dieser Blick sie langsam umbringen. Ihr die Seele rausreißen wie der Kuss eines Dementors. Sie durchlöchern und sie nach dieser Nacht nie mehr Rose Weasley sein lassen. Als würde dieser Blick ihr alles nehmen, was sie über die Jahre aufgebaut hatte. Und ganz leicht und ganz zart wusste Rose auch, dass es keinen Blick von ihm gebraucht hatte, um die Fassade einreißen zu lassen, dafür hatte es keinen einzigen aus diesen Augen gebraucht, sondern lediglich und noch viel weniger seine bloße Anwesenheit in ihrem Leben. Seine Nähe. Fast wünschte sie sich, er hätte sie beleidigt, denn dann wäre es nicht zum Fall dieser unsichtbaren Mauer gekommen. Die Menge schenkte ihnen nun keine Beachtung mehr. Natalie hatte angefangen wie eine Irre zu tanzen und so auch einige Andere, die in kaum zwei Tagen wieder nach Hogwarts aufbrechen würden. Es kam eine kurze und schwere Stille, nachdem das Lied vorüber war und Rose beobachtete die Tanzenden, während sie unterschiedlich mit dem Ende des Songs umgingen und sie hörte sogleich wie ein Neuer begann. Ihre Augen ruhten zwar auf der improvisierten Tanzfläche und immer mehr Jugendliche strömten aufgrund der Musik in den Raum, aber vor ihrem Blick verrutschte das Bild und Andere strömten impulsiv auf sie ein. Die Tanzfläche verschwand augenblicklich und ließ Erinnerungen - alten und neueren – Platz. Es waren Bilder aus ihren Schuljahren in Hogwarts, um ihnen eine nähere Beschreibung zu geben. Sie zauberten ihr ein Lächeln aufs Gesicht und wischten es wieder weg und immer, fortwährend war es nur der Gedanke an eine Person, die sie während des Liedes beschäftigte und eben dessen Wandlung. Diese komplizierte Beziehung zwischen ihnen über ihre ersten sechs Schuljahre hinweg zu reflektieren, gelang Rose nur aus zwei kleinen Gründen: Erstens Rose Weasley war betrunken und zweitens Scorpius Malfoy starrte sie an. Und wieder endete ein Lied und sie spürte immer noch seine Präsenz neben sich, die ihr eigenartig angenehm war. Und wieder, wie ein sich ewig drehendes Karussell, begann ein neuer Song, der – sofort waren die ersten Klänge ertönt – an einer anderen Erinnerung rührte. Rose strich sich nervös eine dunkelrote Locke aus dem Gesicht und fuhr mit den Handflächen über ihr Kleid, das ihr plötzlich zu kurz erschien. Überhaupt schien sie all ihr Selbstvertrauen verloren zu haben und fühlte sich unbeschreiblich unwohl mit so wenig Stoff am Körper. Sie brauchte einen Drink, aber bevor sie diesem Gedanken nachkam, löste sich ihre Zunge. Wenigstens einmal. „Meine Mum steht auf den Song. Sie hört fast nur Muggel Musik, aber ich muss sagen, mir hat er es auch angetan.“ Sie sprach so schnell, dass sie fürchtete, er habe sie nicht verstanden und unsicher legten sich ihre Augen auf den jungen Malfoy, der über ihr plötzliches Aufnehmen eines Gesprächs, sichtlich überrascht war. „Ach echt“, murmelte er und nickte, blickte dabei auf die Tanzfläche und seine Stirn legte sich leicht in Falten, was ihn unbeschreiblich attraktiv machte. Oh Gott, sie brauchte wirklich einen Drink. „Willst du tanzen?“, fragte seine raue Stimme und er sah sie nun wieder an. Rose schluckte und ihre Ohren färbten sich augenblicklich rot. „Ich meine, er läuft ja nicht ewig“, fügte Scorpius hinzu und Rose Herz setzte einen Augenblick lang aufgeregt aus. Das musste ein Traum sein. Sie brauchte einen Drink! Rose bemerkte, dass sie noch einen kleinen in Händen hielt und trank das Glas schnell aus, dann wandte sie sich zu Scorpius. Sie nickte schwach und heftete dann ihren Blick an den marmornen Boden. „Okay“, sagte er und legte seine Hand auf ihren Rücken, um sie auf die Tanzfläche zu führen, diese Berührung ließ sie leicht erzittern und sie hoffte inständig, dass er es nicht bemerkt hatte. Rose spürte Natalies Blick auf sich und die giftigen von zig anderen Mädchen, während sich Scorpius’ Hand auf ihre Hüfte legte und er sie sacht ein Stück näher zu sich zog. Ihre Hand wanderte zu seiner Schulter und die Andere in die Seinige, was ihr Blut zum kochen brachte. Sie konnte sich nicht entspannen und die auf sie einströmenden Gefühle waren ihr so schrecklich unbekannt. Sie wusste weder, wie sie damit umzugehen hatte, noch was sie tun sollte. Es war zum verrückt werden. Er drehte sie und ihr fiel auf, dass er ein beachtlich guter Tänzer war. Der Gedanke an ihre Tanzstunden, als ihr Vater ihr Partner gewesen war und ihre Mutter sie umher gescheucht und lachend zusammen gebrochen war, heiterte ihre verklemmte Stimmung auf. Bis der Gedanke an ihre Eltern und vor allem ihren Vater ihr kochendes Blut langsam zum gefrieren brachte. Was würden sie sagen, wenn sie wüssten, dass sie mit Malfoy tanzte? Oh bei Merlin, ihr Vater würde sie umbringen. Sie versuchte ihre Finger aus seiner Hand zu lösen, doch er ließ sie nicht los und nach einem Blick in sein Gesicht, ergab sich Rose diesen neueren Gefühlen. Den Tanz würde sie schon aushalten und dann müsste sie einfach dringend diesen Raum verlassen, auch wenn ihr Herz beim bloßen Gedanken daran rebellierte. Ihre Augen ruhten konzentriert auf seinem schlichten, schwarzen T-Shirt und sie widerstand jeglichem Drang, den Blick zu heben. Sanft verstärkte er den Druck auf ihrer Hand. „Wer hat dir das Tanzen beigebracht?“, flüsterte sie, war sich jedoch sicher, dass er sie verstanden hatte. Er antwortete trotz allem erst nach ein paar Sekunden. „Meine Mum.“ „Meine uns auch, also mir und meinem Dad, aber ich kann es trotzdem noch besser als er“, sie lachte und beging den Fehler ihren Blick zu seinen Gesicht zu heben. Er war zu nah. Scorpius Gesicht so nah an ihrem war ein Fehler, der ihr den Verstand kosten würde. Wieder verkrampfte sie sich und die Röte schlich ihren Hals herauf. Plötzlich fand sie alles an ihm anziehend, sogar sein Shirt oder seinen Hals, der sich nahtlos daran anschloss und auf den sie starren musste. Wann war der Junge eigentlich so groß geworden? Merlin, sie trug sogar mörderisch hohe Schuhe. „Lass locker“, murmelte er und sie hörte das Grinsen aus seinem Blick heraus. „Und wie bitte?“, entgegnete sie und selbst als sie das Unmögliche versuchte, bemerkte sie gleichzeitig soviel anderes an ihm, was ihn schier unwiderstehlich machte. Sie konnte sich dem nicht hingeben. Warum war sie nicht einfach an der Bar geblieben? Dann wäre das Alles nicht passiert. Und noch während Rose das dachte, sprach ihr Herz wie wild auf den Verstand ein, dass er das fein gemacht hätte. Sie befand sich in einem totalen Zwiespalt. „Du bist zu verkrampft, entspann dich.“ „Ich weiß nicht wie“, wich sie ihm aus und plötzlich zog er sie so nah an sich, dass ihr Kopf sich gegen seine Brust drückte und sie sich sicher war, dass er das wilde Klopfen ihres Herzens genau spürte. Sein Körper an ihrem würde wohl noch zur totalen Ohnmacht ihrerseits führen, doch sie unterließ es, ihm das zu sagen. „So zum Beispiel“, erwiderte er unschuldig und hingegen ihres Willens hielt sein Arm sie zurück, diese Nähe aufzulösen und natürlich war er stärker. „Scorpius Malfoy“, begann sie und nahm ihren Kopf von seiner Brust, um ihn ansehen zu können. „Was soll das eigentlich werden, wenn’s fertig ist?“ Die Worte kosteten ebenso viel Überwindung wie Mühe und länger hielt ihr Blick seinem auch nicht stand. „Willst du jetzt eine geistreiche, alles erklärende Antwort haben, Rose, oder reicht auch ein: Keine Ahnung?“ Er zog sie bei den Worten erneut näher und flüsterte ihr die letzten Beiden ins Ohr, was den Puls der Rothaarigen alle Rekorde brechen ließ. Sie wollte antworten, fand aber keine Wörter, es war fast, als hätte sie das sprechen verlernt, weswegen sie sich schwach dem ‚Keine Ahnung’ hingab und ihr Kopf wieder auf seine Brust glitt, ohne dass sie sich groß wehrte. Sie schloss sogar die Augen, um sich diesen Augenblick irgendwie einzufangen, doch sie wusste genauso gut, dass es ein zweckloses Unterfangen war. Momente wie diese ließen sich nicht einfangen, sie waren einfach da. Schon morgen würde sie diese Gefühlsregung in sich nicht mehr derart intensiv nachvollziehen können, wie sie es in dieser Nacht, bei diesem Tanz tat und das Denken an ein Morgen, überschattete die Welle dieses unbekannten Gefühls. Und er hatte sie ‚Rose’ genannt. Das ließ sie lächeln. Nicht Weasley oder Wiesel, sondern bei ihrem Vornamen. Das hatte er nie getan, kein einziges Mal in sechs Jahren. Sie seufzte und als sie die Augen nach ein paar Sekunden wieder öffnete, ergab sich der freie, ungeschönte Blick auf eine frech grinsende und auf einem Sofa sitzende Lily Potter, die sich angeregt mit der kleinen Schwester ihres Tanzpartners, Imogene Malfoy, unterhielt und die dabei unentwegt die Szene, die sich ihnen bot, beobachteten. Diesmal war es ihr Herz, das sich schmerzhaft verkrampfte und sie fragte sich, ob auch Albus und die anderen von ihrem Tanz mitbekommen hatten. Wie würden sie reagieren? Erst in diesem Augenblick bemerkte sie, dass ein Lied zu Ende ging, welches ganz und gar nicht der Favorit ihrer Mutter gewesen war, also wie lange tanzten sie eigentlich schon? „Meine Cousine und deine Schwester beobachten uns“, flüsterte Rose und zog in Scorpius Augenblick der Verwirrung schnell ihre Hand aus seiner, auch wenn sie es eigentlich gar nicht wollte. Ohne Umschweife ging sie auf die immer noch grinsende Lily zu und packte alles Böse, das sie aufwenden konnte, in ihren Blick. Sie fragte sich, ob Scorpius ihr folgte, traute sich aber nicht, einen Blick nach hinten zu werfen. Zu groß wäre die Enttäuschung, wenn dem nicht so wäre. „Macht es Spaß, liebe Lily, Leute zu beobachten?“, knurrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Cousine prustete los und hatte augenscheinlich schon zu viele Butterbier intus, allerdings war ihre Stimme noch angenehm klar und wenigstens lallte sie nicht. „Hallo Rose“, meinte Imogene, lächelte sie an und ihre Augen hatten genau dieselbe Farbe wie die ihres Bruders. „Hallo Imogene.“ „Also ihr passt erstaunlich gut zusammen, da hast du mal was richtig gemacht, Bruder.“ „Das war doch nur ein Tanz!“, sagte Rose bissig und war teils überrascht, teils enttäuscht, als Scorpius denselben Satz über die Zunge rollen ließ. „Ein Tanz über vier Lieder!“, frohlockte Lily und fuchtelte vor Scorpius Blick mit vier Fingern herum. „Lils, geht’s dir noch gut?“, fragte Rose nun einigermaßen besorgt und Lily nickte eifrig. „Um ehrlich zu sein, ich denke nicht“, schaltete sich Imogene nun ein und strich Lily eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich habe sie vorhin erst bei Louis abgefangen, der ihr etwas zu hochprozentiges verabreicht zu haben schien. Zwar finde ich ihn immer noch süß, aber gegen Lilys Bruder Al ist ja auch noch kein Wein gewachsen. Wirklich Rose, deine Familie ist heiß! Wenn du meinen Bruder heiratest, kannst…“ „Imogene!“, zischte Scorpius und brachte sie mit einem Blick, den Rose nicht sah, zum Schweigen. „Was ist denn hier los?“ Rose drehte sich um und sah Albus und Fred auf sich zu kommen. Sie war erleichtert sie zu sehen und Rose ging nun in die Hocke, um Lilys erhitztes Gesicht zu streicheln. „Louis scheint da etwas übertrieben zu haben.“ „Der Junge wird noch was erleben“, grummelte Al und setzte sich nun zu seiner Schwester und direkt neben Imogene, deren augenblicklich errötendes Gesicht nur Rose aufzufallen schien. „Aber ischt doch sonst ne Hammer Party, oder? Scorp, was machsten du eigentlisch hier?“, lallte der zutiefst angeheiterte Fred und schlang kameradschaftlich den Arm um Scorpius’ Schulter. „Der hat ziemlich lange mit Rose getanzt!“, vermeldete Imogene von ihrem Platz aus und perplex drehte sich Als Kopf zu ihr, dabei schien jedoch nur ihm, die unbändige Nähe zwischen ihnen nicht bewusst zu sein. Rose wusste nicht, ob Imogene annähernd so fühlte wie sie zuvor bei ihrem Bruder, doch wenn dem so war, dann tat ihr die Kleine jetzt schon Leid. „Wirklich?“, fragte Al und sah sie amüsiert an. Imogene nickte, es schien ihr jedoch sie Sprache genommen zu haben. „Das war nichts“, warf Rose ein und nun sah sie aus den Augenwinkeln, wie sich auch Scorpius auf die Couch setzte und seiner Schwester einen warnenden Blick schenkte. Die Rothaarige hob den Kopf und besah sich das Bild, welches etwas aus dem Licht geworfen wurde, wenn man in Freds sabberndes Gesicht blickte, der sich auf die Lehne gesetzt hatte und immer mal wieder einnickte. Aber es war so neu, zwei Slytherins zwischen ihrer Familie zu sehen. Lilys Zustand riss sie jedoch aus den Gedanken. „Habt ihr Dominique zufällig gesehen?“, fragte Rose Albus, welcher wiederum den Kopf schüttelte. „Nur vorhin mal kurz, aber da schien sie in ein intensives Gespräch mit Adrian Zabini verwickelt.“ Bei dieser Antwort musste Rose unwillkürlich lächeln und bemerkte das kaum sichtbare Grinsen, das sich auf Scorpius Gesicht legte. Sie konnte nicht ablesen, ob er genervt war von dieser Situation oder sie amüsant fand, er war kein offenes Buch, weswegen er sie auch durchweg beschäftigte. Der Tanz schien schon eine Ewigkeit her. „Was meint ihr, soll ich bei ihr bleiben?“, fragte sie schließlich nachdem Lilys Kopf auf der Schulter ihres Bruders zur Ruhe gekommen war. „Hast du denn noch was anderes vor?“, stellte Al die Gegenfrage und Imogene kicherte verzückt. Scorpius Blick war nach vorne gerichtet und er vermied es entschieden, sie anzusehen. Rose zuckte die Schultern, als Scorpius sich erhob. „Bis später, Freunde“, grinste er und verschwand in der Menge aus Tanzenden, so dass Rose ihn schon bald aus den Augen verlor. Sie wusste nicht, was das nun wieder zu bedeuten hatte, aber augenscheinlich hatte er keine Lust mehr auf ihre Gesellschaft. Ein Blick zu Imogene bewies, dass sie ebenso überrascht war. „Ach, dieser Idiot“, schimpfte sie und machte dann eine wegwerfende Handbewegung in Richtung Rose. „Kümmre dich nicht drum. Aber wenn du wirklich noch mal weg willst, dann geh ruhig. Ich bleibe bei Lily.“ „Und im Notfall bin ich ja auch noch da.“, warf Al ein und bemerkte den erneuten Blick Imogenes nicht. Stellte er sich nur so dumm oder war er das tatsächlich, überlegte Rose und Fred lallte sogar: „Und isch auch!“ „Ich werde wohl mal an die frische Luft gehen“, murmelte Rose und verschwand dann in eben der Richtung, in die Scorpius verschwunden war. „In zwei Stunden ist es Drei, da gehen wir!“, rief Al ihr nach, als würde sie das Vergessen. Rose fand Scorpius nicht, er war wie vom Erdboden verschluckt und selbst jedes Schlafzimmer suchte sie ab, dabei stieß sie auf allerhand Abschreckendes, doch nicht auf den jungen Malfoy. Wenn man nicht gefunden werden wollte, dann wurde man das auch nicht, dachte sie und verließ wirklich das Haus, um frische Luft zu schnappen und ihren Kopf klar zu bekommen. Sie drehte eine Runde im düsteren Garten und ließ sich dann auf der Hollywoodschaukel nieder. Zuhause hatten sie auch eine und Rose liebte sie. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Und als sie sie das nächste Mal öffnete, hatte sich ihr Wunsch erfüllt und er saß neben ihr. Er sah sie nicht an, sondern hob eine Flasche in die Höhe und gab ihr eines von zwei Gläsern. „Hast du die mitgehen lassen?“, fragte die Rothaarige und wusste einmal mehr nicht, welchen Inhalts diese Flasche war. Er zuckte mit den Schultern und machte ihr Glas voll. „Das würde ich nicht alles mit einmal trinken“, warnte er sie leise, als sie die Flüssigkeit zu ihren Lippen führte. „Wieso, denkst du, dass ich das vorhatte?“ „Lediglich eine Warnung“, entgegnete er und seine Stimme klang rau und verdammt verführerisch. Sie hatte Angst, dass die Welle aus Gefühlen sie ein weiteres Mal einholen würde, weswegen sie schnell einen kräftigen Schluck nahm, um ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. „Oh Gott“, hustete sie sofort und Scorpius lachte auf ihre Kosten. „Was hab ich gesagt?“ Die Schaukel schwang leicht hin und her und Rose war froh, dass Scorpius aufgrund der Dunkelheit nicht ihre roten Wangen sah. Oder allgemein ihre ganze Verfassung, die so sehr am seidenen Faden hing, seit er so ohne Vorwarnung in ihr Leben getreten war. „Also und nun?“, fragte sie und sah ihn erwartungsvoll an, obwohl sie nur seine Umrisse ausmachen konnte. Er zuckte wieder mit den Schultern und obwohl Rose es nicht sah, glaubte sie doch, dass sich ein Grinsen auf sein Gesicht stahl. „Was willst du denn machen?“, erwiderte er leise und nun richtete sich sein Gesicht in ihre Richtung. „Willst du jetzt eine besonders geistreiche, alles erklärende Frage oder reicht dir auch ein: Keine Ahnung?“ Sie hörte sein raues Lachen und spürte wie er näher an sie heran gerutscht kam, kaum hörbar, nur spürte sie es wieder mit jeder einzelnen Faser ihres Körpers. „Keine Ahnung reicht mir aber nicht“, murmelte er und sein Gesicht kam ihrer Wange so nahe, dass sie lediglich Millimeter voneinander entfernt waren. Sie wollte wissen, wie weich seine Haut wirklich war. Sie wollte sie streicheln und darüber fahren. Sie wollte ihn schmecken und ihn küssen und am besten alles gleichzeitig. Die Rothaarige schüttelte ganz sacht den Kopf und hob ihre Hand, um sein Gesicht vorsichtig wieder von sich zu schieben, weil es nicht das war, was geschehen durfte, doch er riss ihre Hand zu Boden und umfasste sie dabei mit seiner eigenen. Rose drehte perplex über diese energische Handlung den Kopf in seine Richtung und in eben diesem Augenblick erfüllten sich alle ihre Wünsche mit einem Mal.                            Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)