Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 18: Step Eighteen... Arduous ------------------------------------ Step Eighteen… Arduous Ganz egal, wie beschwerlich das gestern war, stets kannst du heute von neuem beginnen. Buddha Mamoru Chiba „Das war der Hammer. Ich meine wir haben uns super unterhalten und sie hat sogar meine Bilder gelobt und sagte ich hätte Talent. Besonders interessant fand sie mein Müll zu Kunst Projekt. Sie hat sogar gesagt, sie würde mich gerne mal beim sammeln begleiten und hat mir sogar angeboten in ihr Atelier zu kommen. Oh, Mamoru dass ist so cool Und das hab ich nur dir zu verdanken, du bist echt der beste Freund den man haben kann.“ May redete auf mich ein und war vor Begeisterung kaum noch zu stoppen. Lächelnd sah ich sie an und hörte ihrer Ausführung zu. Es freute mich, dass das Treffen zwischen ihr und Michiru so gut verlaufen war. Etwas sorgen hatte ich mir schon gemacht, da beide so unterschiedliche Menschen waren. Aber Künstler waren wohl doch irgendwie alle gleich. Ich wünschte nur, ich könnte Mays Begeisterung wirklich teilen, aber seitdem Massanorie bei mir aufgetaucht war und – und er mir die Wahrheit gesagt hatte und dann noch diesen blöden Spruch gelassen hatte, war ich einfach nur am Boden. Alles war scheiße. Ich hatte geahnt, dass der Kuss nicht alles war, aber ich hatte gehofft mich zu irren. Aber am Ende war ich es wohl doch nicht wert, dass man sich um mich bemühte. Seit Mittwoch, also gute zwei Tage, hatte ich immer wenn ich allein in meiner Wohnung war einfach nur geheult. Das war doch Müll, einfach nur Müll. Ich verfluchte ihn, aber trotzdem wollte ich nichts lieber als bei ihm zu sein. Das war doch Scheiße. Alles in meinem Kopf drehte sich und ich hatte das Gefühl, dass sich die ganze Welt gegen mich stellte. Vielleicht war ich einfach nicht liebenswert oder ich hatte es nicht verdient, dass man mich liebte. Ich wusste es nicht, aber dieser Vorfall hatte an meinem Selbstbewusstsein genagt und ließ mich immer tiefer in dieses kleine schwarze Loch in meinem inneren sinken. Und plötzlich begann ich allem zu Zweifeln was er gesagt oder getan hatte. Was war wenn alles nur gelogen war, jedes nette Wort, jede Geste? Was war wenn das alles nur ein Spiel für ihn war? Wie konnte es nur so weh tun? Ich wollte ihn hassen, aber es ging nicht. Da war einfach nur Verzweiflung und Enttäuschung und die Frage ob ich selber schuld war. Alles war eine Lüge und kein Kuss von ihm war ehrlich gewesen, aber ich konnte diesem Reiz nicht wiederstehen. Ich Esel hatte ihm vertraut und dafür war der Fall in die Realität umso schmerzhafter gewesen. All die Wochen hatte er mich getäuscht, er hatte sich nie wirklich für mich interessiert – das glaubte ich mit jeder Minute mehr. „Mamoru?“ Ich zuckte zusammen und sah May an, welche mir eine Tasse hinhielt. „Danke.“ Mit einem schmunzeln nahm ich die Tasse und fragte mich, wann sie aufgehört hatte zu reden und aus dem Raum gegangen war. Als sie heute Morgen vor meiner Tür stand, hatte ich mich gefreut. Etwas nette Gesellschaft und ich würde vielleicht aufhören nur an ihn zu denken. Pustekuchen. Selbst May schaffte es nicht mich abzulenken. „Willst du darüber reden?“ Sie setzte sich neben mich und lehnte sich an meine Schulter. „Nein.“ Kam es nur leise von mir. Was sollte ich ihr denn sagen? Zudem fühlte ich mich einfach nur gedemütigt und ich wollte dieses Gefühl nicht weiter bestärken, indem ich May oder jemand andern von dieser Situation erzählte. Am besten war es doch, wenn man es einfach hinunterschluckte - ganz tief und dann sperrte man dieses Gefühl einfach in eine Kiste und schmiss den Schlüssel weg. Aber diesmal gelang mir das nicht! „Ich habe überlegt, Bunny noch einmal eine Chance zu geben!“ wisperte ich nur und konnte die Tränen kaum noch unterdrücken. Ohne ein Wort zu sagen, drückte May meine Hand und schmiegte sich enger an mich. So vergingen einige Minuten und ich musste zugeben, dass mir Mays Nähe gut tat. Ich schaffte es meine Gedanken etwas zu ordnen. „Ich denke nicht, dass sie dich wirklich liebt!“ Kam es plötzlich leise von ihr. „Ein bisschen reicht mir schon.“ Nuschelte ich nur. Vielleicht war der Grund ein falscher, aber eine erneute Beziehung mit Bunny vermittelte mir wenigstens etwas Stabilität. Ich wollte nicht mehr kämpfen, nicht mehr um eine eigenständige Zukunft, nicht mehr um meine Bedürfnisse, nicht mehr um ihn. Ich wollte nur noch – was? Ich wusste es nicht, ich war ausgelaugt und innerlich müde. „Wann musst du denn heute los?“ Mays Hand strich mir über den Arm und ich schloss die Augen. „Um 17 Uhr muss ich da sein und dann bis Ende. Also so bis eins mit Putzen und so – denke ich.“ Ich sah an die Decke und lehnte meinen Kopf schließlich an den von May. „Ich will nicht zur Arbeit!“ flüsterte ich nur und seufzte leicht. „Hmm, aber ich glaube das geht nicht!“ Ich schmunzelte etwas. „Nein, wohl nicht. Wie spät ist es denn?“ „Gleich 16 Uhr. Also hast du noch ein paar Minuten.“ „Ich muss noch duschen und so.“ May und ich hatten uns an der Bahnstation getrennt, nachdem ich noch eine dicke Umarmung und einen liebevollen Blick bekommen hatte. Ich war dankbar, dass sie nicht fragte, dass sie es einfach alles so hinnahm. Beim Duschen hatte ich es geschafft mich zu sammeln und so wirkte ich auf der Arbeit wie immer sehr reserviert, jedoch freundlich. Gut das man das kellner nicht verlernte. Nach zwei Stunden herum laufen und Geschirr tragen, hatte ich eine gute Trinkgeldbilanz hinter mir, was mir weiteren Elan für den Abend gab. Ich unterhielt mich gerade mit einer Kollegin als mein Chef hinter uns trat. „Habt ihr keine Tische zu bedienen?“ Kitara-san war ein kleiner etwas rundlicher Mann, mit einem Schnäuzer, der ihn wohl westlicher aussehen lassen sollte. Aber es sah eher aus als hätte er Dreck unter der Nase hängen. Aber über Geschmack ließ sich ja streiten. „Doch Kitara-san. Entschuldigen Sie.“ Kam es von uns beiden prompt, aber als er uns den Rücken zudrehte, lächelte mir Li-Lan nur zu und zog eine kleine Grimasse. Ich schmunzelte und machte mich wieder an die Arbeit. Die Tische im Restaurant waren nummeriert, wobei es hier 30 Tische gab und sechs bis acht Kellner. Heute Abend hatten wir Pech, wir waren zu sechst, was für jeden fünf Tische bedeutet. Das war noch zu machen, auch wenn es etwas stressig war. Ich hatte bis jetzt noch Glück, ich hatte die Tische 2, 7, 26, 27 und 28, wobei 2 und 28 noch frei waren und Tisch 7 gerade beim Nachtisch war. Somit hatte ich gerade etwas Luft, was in meinem jetzigen Zustand nicht gerade so gut war. Meine Gedanken schwirrten schon wieder umher und irgendwie schaffte ich es nicht dieses Bild von Massanorie und Steven aus meinem Kopf zu bekommen. Und was nun noch schlimmer war, war die Vorstellung, dass die beiden Sex gehabt hatten. Aber es konnte ja nur besser werden, wenn ich es mir einfach lange genug einredete, dann würde es wahrscheinlich auch so werden. Also wandte ich mich wieder meinen Tischen zu, brachte Rechnungen, Teller und Getränke, das übliche an so einem Abend. Es war nun kurz vor sieben als Tisch 28 besetzt wurde. Und ich mich mit 5 Karten zum Tisch aufmachte, gut dass ich die Gäste nicht auch noch zu den Tischen bringen musste, das wäre mir wirklich zu viel. Also nett lächeln – doch mitten auf dem Weg blieb ich fassungslos stehen und starrte zu meinem Tisch. Der Hammer der mich nun traf ließ mein Gemütszustand auf ein neues Rekordtief sinken. Schnell drehte ich mich auf dem Absatz um und ging zu Li-Lan. „Tauscht du bitte mit mir den Tisch 28?“ Ich sah sie bittend an. „Ähm, das geht nicht. Ich hab alle Tische schon bedient und du weißt, der Chef rastet aus, wenn wir mitten im kellnern die Tische tauschen.“ Sie sah zu Tisch 28 und dann wieder zu mir. „Außerdem sehen die aus, als würden die gutes Trinkgeld geben.“ „Das ist mir egal, ich will diesen Tisch nicht.“ Gab ich nur leise von mir und hoffte, sie würde doch noch mit mir tauschen. Doch schon im nächsten Moment kam mein Chef und sein Gesichtsausdruck sah nicht erfreut Aus. „Gibt es ein Problem?“ Noch bevor er das fragte, war Li-Lan auch schon weg. Ich durfte mir einen kurzen aber intensiven Anranzer abholen, weil ich den Tisch so lange warten ließ. „Etwa du machst deinen Job oder ich finde einen anderen Kellner. Es gibt genug zuverlässige Menschen die diesen Job gerne hätten. Also an die Arbeit oder willst du dir jetzt gleich einen anderen Job zulegen?“ Mein Job oder mein restlicher Stolz? Die Wahl war nicht schwer, denn vom letzteren hatte ich sowieso nur noch einen Fingerhut voll und Rechnungen konnte ich damit sowieso nicht bezahlen. Was machte es dann schon, wenn ich diesen Rest auch noch wegkippte. Massanorie Lenjier Jetzt verstand ich endlich was Mamoru damit meinte, wen er gesagt hatte, dass Fortuna ihm vor die Füße kotzte. Denn genau das tat sie gerade, sie spuckte mir mitten auf meine Prada Schuhe und lachte dabei auch noch hämisch. Es gab keinen Ausdruck für so einen Moment, der musste wohl erst noch erfunden werden. Vielleicht eine Mischung aus allen Schimpfwörtern dieser Welt und darüber hinaus, dass würde es eventuell ansatzweise treffen – vielleicht! Als wir das Restaurant betreten hatten war noch alles gut, wir wurden zum Tisch geführt und ich hoffte das der Blick meiner Mutter Steven dazu brachte einfach zu platzen oder so was – so wie in diesen miesen Zeichentrickserien. Oder ein Amboss fiel ihm auf seinen kleinen Kopf. Ich hatte den Rat meiner Mutter befolgt und mich nicht mehr bei Mamoru gemeldet, dass fiel mir schwer, denn ich hoffte, dass er, wenn er mich einfach erklären ließ alles wieder gut werden würde. Aber innerlich wusste ich ja, dass es nicht so sein würde. Ich hatte wohl das Beste in meinem Leben einfach weggeworfen. Die leicht depressive Klaviermusik hier im Restaurant tat dann auch noch ihr bestes um mein angeschlagenes Gemüt weiter herunter zu fahren. Und dann, indem Moment wo ich dachte mein Leben konnte nicht schlimmer werden, stand er da. Ich meine, wie groß war die Chance das der Mann, den ich betrogen und gedemütigt hatte in einer Stadt mit knapp 600 km² Fläche und 9 Millionen Einwohnern in dem Restaurant arbeitete wo ich ein Geschäftsessen mit meinem Vater abhielt? Gering – wahrscheinlicher war doch, eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden oder fliegende Schweine zu sehen, oder auch ein Pferd das vor einer Apotheke kotzte. Aber nein, Mamoru und ich hatten selbst in diesem Moment das Schicksal überrumpelt. Er hatte mich auch gesehen und war auf dem Absatz wieder gegangen ohne sich unserem Tisch auch nur im Geringsten weiter zu nähern. Ich seufzte nur und wollte mich erschießen. Meine Mutter bemerkte dies und sah mich fragend an. „Was ist los?“ Ihre Stimme klang besorgt. „Mamoru arbeitet hier.“ Wisperte ich nur und hoffte, dass dies nur ein schlechter Scherz von Gott war. Ich war ja bestimmt kein guter Christ, aber dass hier war auf jeden Fall ein Witz der seines gleichen suchte. Als Teenager hatte ich ja mal die Theorie aufgestellt, dass Gott jeden Tag einen Zettel aus einem riesigen Hut zog und da stand dann ein Name von irgendeinem Menschen drauf und dann drückte Gott diesen riesigen roten Button und der Mensch zu dem Namen hatte dann einfach die A-Karte gezogen und zwar für Wochen. Das war mir schon oft passiert, ich vertrat ja die Meinung, dass mein Name mehr als nur einmal in diesem Hut war. „Ich denke ja, dass ihre bezaubernde Frau nicht so an geschäftlichen Gesprächen interessiert ist.“ Mein Blick glitt zu Herrn Coleman, welcher zur linken meines Vaters saß und meiner Mutter einen Charmanten Blick zuwarf. Wenn der wüsste, dass meine Mutter ihn jedes Mal zur Hölle wünschte, würde der sicherlich nicht so charmant lächeln. Dies wiederum ließ mich kurz lächeln. „Ich denke, ich werde es verkraften. Aber ich bin Ihnen natürlich dankbar für ihre Rücksicht.“ Mein Vater sah meine Mutter dankbar an, da er wusste, wie sehr sie Geschäftsessen langweilten, aber sie kam doch immer wieder mit. Gerade als ich dachte es würde besser werden, wurde es nur noch schlimmer. „Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung!“ Mein Vater sah auf. „Es gab einige Verzögerungen, was ich hiermit sehr bedaure.“ In diesem Moment bemerkte auch meine Mutter Mamoru, welcher hinter diesem abgebrochenen Gartenzwerg mit dem Dreck unter der Nase stand. „Schon in Ordnung.“ Gab mein Vater bestimmt von sich und musterte Mamoru kurz, er wusste das er ihn vom sehen her kannte, dass bemerkte ich daran wie er die Augenbrauen zusammen zog. Der kleine Hobbit mit der Drecklippe verschwand, nachdem er seinen Unmut über seinen unzuverlässigen Kellner losgelassen hatte. Mein Vater indessen musterte Mamoru noch immer, und als dieser ihm die Karte reichte hatte er wohl einen Gedankenblitz. „Haben Sie nicht für meine Frau gearbeitet?“ Er nahm die Karte entgegen und sah bei der Frage nicht einmal auf. Mamoru reichte meiner Mutter auch eine Karte, welche die Situation nutzte um a) das Thema zu wechseln und b) Mamoru aus der Situation zu befreien. Sie war toll. „Ja, hat er. Das ist Mamoru, du weißt doch, der nette junge Mann von dem ich dir erzählt habe.“ „Von dem Katrin immer erzählt?“ Meine Mutter nickte. Mamoru sagte nichts und reichte mir stattdessen die Karte, ich nahm sie und sah ihn an. „Mamoru?“ Ich wollte etwas sagen, doch plötzlich spürte ich die Hand meiner Mutter auf meinem Unterarm. Ich stockte und sah zu Mamoru welcher sich nun an Steven wandte und sein Blick war deutlich. Nun verstand ich endlich was meine Mutter an Vater und Sohn zu ätzend fand, um es einmal mit ihren Worten auszudrücken. Ich hatte echt mit jedem Sex. Mein Geschmack war eventuell wirklich Scheiße. Ich dachte noch einmal über diesen Vorwurf meines Vaters nach und musste ihm nun doch etwas Wahrheit abgewinnen. Die nächsten Minuten verbrachte ich damit Mamoru durch mein Verhalten nicht weiter in Bedrängnis zu bringen oder ihn nervös zu machen. Ich erkannte nun, dass meine Mutter recht hatte, ich war nicht das Opfer, ich war der Böse und nun musste ich mein möglichstes tun um das wieder hinzubiegen. Aber das ging nicht durch ständige anrufe oder sonst was. In meinem Kopf begann ich nun damit einen Master Plan auszuarbeiten und gleichzeitig nicht Steven ins Gesicht zu springen, da er nun anfing zu reden. „Ich könnte mir nicht vorstellen als Kellner zu arbeiten. Ich meine, Leute zu bedienen, fast ein bisschen wie in der Kolonialzeit als man Sklaven hatte. Dazu wäre mir mein Selbstwertgefühl zu kostbar.“ Mamoru hielt in seiner Bewegung inne und sah Steven nur an. Dieser setzte ein leichtes Lächeln auf. „Als ich früher Student war habe ich auch gekellnert. Es ist ehrliches Geld, was man mit seinen Händen eigens verdient hat. Sowas ist keine Schande, sondern sollte gewürdigt werden.“ Völlig sprachlos sah ich zu meinem Vater, welcher nun anscheinend Partei für Mamoru ergriff. Steven wurde nur kreideweiß und auch dessen Vater war nun weitaus kleiner als zuvor. Meine Mutter lächelte etwas gehässig und sah wieder in die Karte. Ich dagegen war verwundert, ich wusste nicht, dass mein Vater auch neben dem Studium gearbeitet hatte. „Können sie mir einen Wein empfehlen junger Mann?“ Er sah zu Mamoru auf und wartete auf eine Antwort. Mamoru empfahl ihm etwas und verschwand dann unauffällig mit unserer Getränkebestellung. Etwas verwirrt war ich schon, ließ es mir aber nicht anmerken. Herr Coleman versuchte nun die Schandtat seines Sohnes wieder grade zu rücken indem er sich entschuldigte und nun dämlich lächelte und nickte während er mit meinem Vater sprach. Warum machten wir mit denen noch mal Geschäfte? Ich konnte mich nicht entsinnen. „Ich denke mein Sohn ist noch jung und das Leben wird ihn noch lehren, das Demut eine Tugend ist.“ „Tugend und Bescheidenheit sollte man früh lernen, sonst wird es sich sicherlich auf sozialer und geschäftlicher Ebene nicht zu dem Erfolg kommen, der eventuell angestrebt wird. Ich weiß nicht wie es bei Ihnen ist, aber ich schätze Demut sehr. Es ist eine Tugend die, wie ich finde, in den westlichen Kulturen oft nicht sehr hoch geschätzt wird, anders als in Japan und in traditionellen Familien die den westlichen Idealen noch nicht anheimgefallen sind.“ Herr Colemann und auch Steven waren nun beide beschämt und warfen sich unsichere Blicke zu. Man konnte meinem Vater vorhalten was man wollte, aber er legte viel Wert auf traditionelle Dinge, gerade wenn es um die Familie ging. Vielleicht mit ein Grund warum ich in seinen Augen ein Versager war, ich hielt nämlich von den Traditionen meines Vaters nicht sehr viel. Was mir jedoch Mamoru auch schon das ein oder andere Mal vorgeworfen hatte. Ich seufzte leise, schob meinen Stuhl zurück um kurz in Richtung Sanitäranlagen zu verschwinden. „Entschuldigt mich!“ In diesem Moment griff meine Mutter nach mir und wollte wohl etwas erwidern, doch es war schon zu spät, ich hatte nicht nach hinten gesehen und als ich mich umdrehte und einen Schritt ging, stieß ich auch schon mit ihm zusammen. Das Klirren und gepolter war durch das ganze Restaurant zu hören. Das Tablett und alles was sich darauf befand, hatte der Erdanziehung nichts entgegen zu setzen. Meine Mutter schlug sich nur leicht vor den Kopf und rieb sich die Stirn. Mamoru saß etwas bedröppelt auf dem Boden und sah zu mir hoch. „Oh Gott, warum?“ flüsterte ich nur. Von hinten kam auch schon der kleine Hobbit mit dem Dreck unter der Nase angelaufen und er war nicht begeistert. Mamoru Chiba War ja klar! Was sollte auch sonst passieren, wenn nicht das hier. Ich begann damit die Scherben aufzusammeln, während ich von hinten schon die Stimme meines Chefs hörte. Er würde mir die Gläser und den Inhalt sicherlich vom Gehalt abziehen, das war klar. „Tut mir leid!“ ich sah zur Seite und sah Massanorie an, welcher neben mir kniete und mir half die Scherben aufzulesen. „Nein, es war meine Schuld. Ich hab nicht aufgepasst.“ Flüsterte ich nur. „Es tut mir leid – einfach alles!“ verwundert sah ich ihn an, während er die Scherben weiter auf mein Tablett legte. Sprachlos sah ich ihn an. „Was ist denn hier los?“ Ich drehte mich abrupt um und sah zu meinem Boss hoch, welcher nun mit einem wütenden Gesichtsausdruck neben mir stand. „Kannst du nicht einmal Getränke servieren?“ Gut, nun durfte ich mir auch noch vor allen Gästen meine Unfähigkeit anhören, super. Wenn es noch schlimmer ging, dann sollte mir das bitte jemand mitteilen. Überraschenderweise meldete sich nun Massanories Vater zu Wort. „Sie sollten ihre Angestellten nicht so behandeln. Es war nämlich die Schuld meines Sohnes und nicht die ihres Kellners.“ Ich hob das Tablett hoch und sah kurz zu Seijiro Lenjier, welcher mich kurz musterte und dann nickte. „Mein Vater hat recht. Es war meine Schuld.“ Nun schweifte mein Blick zu Massanorie. „Verschwinde!“ zischte mir Kitara-san nur leise zu und begann sich nochmals zu entschuldigen. Ich dagegen ging zurück zur Theke und wollte am liebsten im Boden versinken. So was Peinliches. Wie war das mit dem Selbstwertgefühl? Welches Selbstwertgefühl? Wie schrieb man das überhaupt? „Nicht dein Tag?“ Ich seufzte, schmiss die Scherben in den Mülleimer hinter der Theke und sah zu Touji. Touji war etwas älter als ich, kleiner, schwarze Haare und trug eine Brille. Seine Augen musterten mich kurz, bevor er mir neue Getränke hinschob. „Nein. Nicht so richtig!“ gab ich nur kleinlaut wieder. „Mach dir nichts draus. Der Chef hat jeden neuen auf den Kicker, egal was du machst.“ Das beruhigte mich nun nicht unbedingt. „Na toll.“ Gab ich nur genervt als Antwort, bevor ich die Getränke erneut auf das Tablett stellte. „Er wird mir die Getränke vom Lohn abziehen oder?“ „Nein – die Getränke und die Gläser. Er ist da sehr penibel!“ „Chiba!“ Ich zuckte unwillkürlich zusammen und musste aufpassen nicht auch dieses Tablett fallen zu lassen. „Noch ein Patzer heute Abend und du kannst sofort gehen, oder ich stecke dich in die Küche zum abwaschen und Müll raustragen. Hast du das verstanden?“ Er sah mich wütend an, versuchte aber seine Stimme leise zu halten. Ich nickte nur. Wutschnauben ging er an mir vorbei und ich musste erst einmal etwas ein- und ausatmen. Was war denn heute bloß los? Ich hatte schon so oft gekellnert, aber sowas war mir noch nie passiert. Langsam machte ich mich wieder auf zum Tisch und Stevens hämisches Grinsen machte es nicht besser. Jedoch versteckte er es dieses Mal wenigstens hinter der Speisekarte. Er war auch nur so ätzend wenn es keiner mitbekam. Selbst dieser blöde Kerl hatte Schiss vor Massanorie Vater, nach dem letzten Spruch den dieser ihm reingedrückt hatte. Ich musste zugeben, dass hatte schon gut getan. Ein schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen, als ich Steven nun sein Glas hinstellte und dass dieser das sah und mich missbilligend ansah machte es für mich schon etwas erträglicher. Als ich es nun nach dem zweiten Anlauf ohne Schaden geschafft hatte die Getränke zu servieren war ich etwas erleichtert. Ich stand nun neben Massanories Vater und hoffte, dass der Rest des Abends besser lief, als sich jener an mich wandte. „Ihr Chef ist etwas aufbrausend!“ Überrascht sah ich ihn an und sah zur anderen Seite des Lokals, wo eben dieser stand und mich sehr genau im Auge behielt. „Verzeihen sie werter Gast, aber es steht mir nicht zu dazu etwas zu sagen.“ Ich verneigte mich kurz und lächelte leicht. Eine Moment sah mich Massanories Vater an und ich konnte nicht wirklich erkennen was ihn ihm vorging, doch dann meinte ich ein schmunzeln auf seinem Gesicht zu erkennen, bevor er sich wieder der Karte zuwandte. „Höflich und Loyal – trotz angespannter Arbeitsverhältnisse. Ich muss zugeben, ich schätze sowas. Auch wenn falsche Loyalität manchmal unangebracht ist. Langsam verstehe ich, warum meine Frau und meine Enkelin sie immer so positiv beschreiben. Ich hielt es schon für eine Maßlose Übertreibung, aber anscheinend habe ich mich geirrt.“ Völlig perplex stand ich da und sah zu Andrea, welche mich nur leicht anlächelte. „Du solltest eben auf meine Menschenkenntnis vertrauen, Seijiro.“ Sie drückte seine Hand kurz und wandte sich dann wieder Coleman Senior zu. Während ich nun ohne ein weiteres Wort die Bestellung aufnahm, konnte ich nicht umher Massanorie aus den Augenwinkeln einen flüchtigen Blick zu zuwerfen – anscheinend hatte er den gleichen Einfall. Wie sahen uns kurz an, bevor ich wegsah. Ab diesem Moment lief der Abend eigentlich ruhig. Ich schaffte es nicht gefeuert zu werden und auch sonst war es ruhig geworden. Die Anderen Tische hatten nach einer Weile meine Aufmerksamkeit von Massanorie abgelenkt und so vergingen drei Stunden in denen ich von Tisch zu Tisch hetzte – immer den Blick meines Chefs im Nacken spürend. „Ihre Rechnung!“ Ich legte die kleine schwarze Mappe ab und wollte gerade wieder gehen, als mich die Stimme von Seijiro Lenjier wieder zurück rief. „Es gibt hier eine Unstimmigkeit!“ „Bitte?“ Ich sah auf die Rechnung, konnte aber nichts finden. Es war alles da. Er wollte zusammen zahlen und ich hatte auch keinen Posten vergessen. Als wenn er nur darauf gewartet hatte, kam auch schon Kitara-san wieder an. Er hatte wohl wirklich nur darauf gewartet einen Grund zu finden mich rauszuschmeißen. „Gibt es Probleme, werter Gast?“ „Ja!“ kam es nur monoton zurück. „Sagte ich ihnen nicht vorhin, dass ich für die Gläser und die Getränke die mein Sohn zu Bruch gingen ließ aufkommen werde? Warum sehen ich jedoch nichts davon auf der Rechnung?“ Seine Stimme klang kühl und sachlich. „Oh verzeihen sie. Aber das geht auf Kosten des Hauses. So etwas passiert doch mal.“ Äußerlich verzog ich keine Miene, aber innerlich lachte ich mich gerade weg, was war das denn? Klar, vor ihm jetzt so milde Töne spucken, aber am Ende es mir vom Lohn abziehen. „Wieso habe ich das Gefühl, dass sie das dem jungen Mann hinter Ihnen vom Gehalt abziehen werden?“ Nun geriet mein Boss in Erklärungsnot und sah mich an. „Oh nein, wie kommen sie denn darauf, werter Gast? Ich entschuldige mich für meine wütenden Worte von vorhin, aber das sind nur Worte und ich würde meinem Kellner nie ein solches Missgeschick in Rechnung stellen.“ „Gut. Denn sonst werde ich wohl gezwungen sein, mir ein Restaurant für meine Geschäftsessen zu suchen, wo man mehr von Fairness am Arbeitsplatz gehört hat.“ Mit diesen Worten legte er seine Kreditkarte in die Rechnungsmappe und hielt sie mir hin. Kitara-san lächelte, verbeugte sich und verschwand. Wieso? Wieso hatte ich das Gefühl, dass ich dafür büßen musste? Es war fast schon so eine Art Ironie, immer wenn mir ein Lenjier was Gutes wollte wurde es nur noch schlimmer. Das war doch paradox! Ich räumte gerade den Tisch ab und fragte mich ob Steven wohl mit zu Massanorie ging, als ich die Handtasche sah, welche wohl von Andrea stammte. Ich nahm sie auf und eilte zur Tür um sie noch zu erwischen. Draußen war es bitter kalt und der Himmel ließ erahnen, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis es zu schneien anfing. „Entschuldigung?“ Andrea und ihr Mann, sowie Massanorie standen nur einige Meter vom Restaurant entfernt. Erstere lächelte mich an, kam auf mich zu und nahm mir die Tasche ab. „Danke! Habe ich die doch glatt vergessen!“ Ich war vielleicht etwas durch den Wind, aber dass sie dies mit Absicht getan hatte war selbst mir bewusst. „Alles gut Mamoru?“ Ich rang mir ein Lächeln ab und nickte „Natürlich. Danke nochmal, wegen den Getränken! schoss es mir durch den Kopf. „Mamoru?“ Ich strich mir durch die Haare. „Entschuldigung, ich war in Gedanken.“ „Hmm. Mamoru hör zu, ich habe kein Recht dir sowas zu sagen, denn ich bin nicht deine Mutter – aber – vielleicht solltet ihr beide euch einfach aussprechen.“ Sie lächelte mich an und zog den Mantel fester zusammen. Mir fielen viele Dinge ein, die ich darauf sagen wollte, aber mein Mund entschied sich – im Nachhinein – für die schlechteste Antwort. „Du hast Recht – du bist nicht meine Mutter!“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging wieder hinein. Die Tür hatte sich noch nicht ganz hinter mir geschlossen, da bereute ich es auch schon sowas zu ihr gesagt zu haben. Sie hatte es gut gemeint und wollte bestimmt nur das Beste. Am liebsten hätte ich mich entschuldigt, aber dazu war ich nun auch zu feige. Seufzend ging ich wieder hinein und kümmerte mich um meine Arbeit. Seijiro Lenjier Der gestrige Abend war ernüchternd gewesen, ich musste mir noch einmal Gedanken machen, ob eine weitere Zusammenarbeit mit der Familie Coleman eine gute Idee war. Eventuell würde diese Kooperation dem Ruf der Firma eher schaden als nutzen. Zu diesem Schluss war ich gekommen, da Steven Coleman anscheinend an Menschenbild hatte welches nicht in meine Überzeugungen hineinpasste. Das Verhalten des jungen Mannes, den ich bis dahin sehr als Mitarbeiter geschätzt hatte, besonders wenn es um die Firmenstandorte in den USA ging, hatte mich doch sehr enttäuscht. Eine Unterredung mit meinem Vater, über diese Thematik, wäre wohl nun eine sinnvolle Idee, welche ich in den nächsten Tagen umsetzen wollte. Ich rieb mir die Brust und verzog kurz das Gesicht, schon seit dem frühen Morgen fühlte ich mich nicht so gut. Dies war auch der Grund, warum ich mich dazu entschlossen hatte heute Morgen nicht in die Firma zu fahren. Ein freier Tag, abgesehen von einer nicht verschiebbaren Telefonkonferenz am späten Nachmittag, würde mir sicherlich gut tun. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr und widmete mich dann wieder meiner Zeitung. Diesen freien Tag hatte ich mir wohl doch mal verdient, so drückte es Andrea jedenfalls aus. Sie war richtig glücklich gewesen, als ich hier nach dem Aufstehen berichtet hatte heute nicht in die Firma zu fahren. Den wirklichen Grund hatte ich ihr verheimlicht, sie würde sich sonst nur sorgen machen. Zudem war es ja nichts Schlimmes. Zwar konnte sie zwei Termine die sie hatte nicht mehr absagen, aber sie versprach noch vor 12 Uhr wieder zurück zu sein – das war vor drei Stunden und wir hatten nun kurz nach elf, was bedeutete, dass ich sie jede Minute zurück erwartete. Etwas verwundert sah ich vom Wirtschaftsteil hoch, als es an der Tür läutete. Etwa hatte sie ihren Schlüssel vergessen oder hatte keine Hand frei – wie so oft. Wahrscheinlich würde sie wieder einkaufen um etwas zu kochen womit sie mich überzeugen wollte mittags öfter zu Hause zu sein. Ich musste zugeben, dass auch wenn ich den Aufwand für zwei Leute etwas zu groß empfand, ich es sehr genoss wenn sie mich so bauchpinselte und mich verwöhnte. Das würde ich ihr nicht sagen, aber sie wusste es wahrscheinlich sowieso. Die Zeitung landete auf dem Sessel, von dem ich aufstand und mich zur Tür aufzumachen. Wieder dieser kurze Stich in der Brust, aber er war sofort wieder verschwunden und ich tat es erneut als das Alter ab. Doch überraschender Weise stand nicht meine Frau vor der Tür. „Guten Morgen!“ Mein gegenüber schien mehr als nur verwundert und brachte im ersten Moment keinen Ton heraus. Ich wartete geduldig, da ich wusste, dass ich manchmal auf Menschen so eine Wirkung hatte. Andrea sagte, ich hätte einfach eine Ausstrahlung die selbst Eisberge erstarren ließ – ich hielt das mal wieder für eine ihrer Übertreibungen. „Guten Morgen.“ Anscheinend hatte sich der junge Mann gefangen. „Ist ihre Frau wohl zu sprechen?“ Musternd begutachtete ich den jungen Mann. Wenn ich mich recht entsann hieß er – Mamoru… Chiba Mamoru. Meine Frau hatte es erwähnt, mehr als nur einmal, genau wie meine Enkeltochter. Anscheinend hatte Chiba Mamoru eine sehr interessante Wirkung auf beide, denn da waren sie sich einig, er war wohl recht charmant und liebenswürdig. Um es einmal mit den Worten meiner Frau auszudrücken. Ich konnte mich solchen Lobenshymnen nicht anschließen, auch wenn der erste Eindruck, den ich gestern gehabt hatte nicht unbedingt negativ war. Aber man sollte ja nicht immer dem ersten Eindruck vertrauen. „Sie ist nicht da. Aber wenn sie wollen, können sie warten, ich erwarte sie eigentlich innerhalb der nächsten halben Stunde zurück!“ Unentschlossen ob er mein Angebot annehmen sollte, sah er mich an. „Nur wenn es keine Umstände macht.“ Ich schwieg auf die Aussage, es ging um Höflichkeit nicht um Umstände. „Ich möchte sie jedoch nicht von der Arbeit abhalten.“ Gab er zögerlich von sich, als er das Haus betrat. „Das ist nicht der Fall.“ Kam es von mir, während ich ihm andeutete mir zu folgen. Im Wohnzimmer angekommen machte ich eine Geste zum Sofa, damit er sich setzte. „Tee?“ Er setzte sich und nickte dann nur. „Danke, dass ich auf ihre Frau warten kann.“ „Hm.“ Kam es nur von mir, als ich den Raum verließ um eine Tasse zu holen. Der junge Mann schien nervös, jedoch war er freundlich. Das war ja mal eine Verbesserung. Und wie ich das verstanden hatte, war mein Gast wohl Massanories Neuer! Ob ich das ernst zu nehmen hatte, wusste ich noch nicht – man würde sehen was mein Sohn da wieder angeschleppt hatte. Mit einer Tasse ausgestattet betrat ich wieder das Wohnzimmer. „Darf ich fragen, was sie mit meiner Frau zu bereden haben?“ Die Tasse setzte ich auf dem Tisch ab und goss etwas Tee hinein. „Also – ich würde das doch lieber mit ihrer Frau persönlich besprechen.“ Kam es zögerlich. Ich nickte, setzte mich wieder in meine Sessel und nahm meine Zeitung wieder zur Hand. Ich hatte ihn hineingebeten, aber bespassen musste ich ihn ja nicht. „Oh…“ Ich sah von meiner Zeitung auf. „Bitte?“ „Der Tee. Er ist sehr gut.“ Er lächelte mich an und nahm erneut einen Schluck. „Eine Mischung meines Vaters.“ Ich faltete die Zeitung wieder zusammen und legte sie auf den kleinen Beistelltisch neben mich. „Meine Frau findet den Tee zu stark.“ „Wirklich? Ich finde ihn sehr gut.“ Nun hatten wir ein Gesprächsthema gefunden, wir unterhielten uns über Tee und darüber wie er denn am besten zubereitet werden musste. Es war kurz vor 12 Uhr als ich die Tür hörte. „Seijiro? Ich bin wieder da.“ Ich lächelte und sah in Richtung Tür. „Im Wohnzimmer.“ Rief ich zurück und hörte ein leises Tüten rascheln. „Ich habe dir etwas mitgebracht. Ich konnte nicht daran vorbei gehen. Du musst es aber anprobieren – du wolltest dir doch eine schöne Strickjacke kaufen…“ Sie betrat mit einer Tüte den Raum und sah verwundert zu unserem Gast. „Mamoru?“ Sie lächelte. „Das ist aber eine schöne Überraschung!“ Sofort sah sie mich an. „Du warst nett zu ihm, oder?“ Ein prüfender Blick lag auf mir. „Er lebt noch, wenn du das meinst!“ Ich stand auf, nahm ihr die Tüte ab und drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Wange. „Ist es dir recht, wenn ich sie später anprobiere? Ich würde mich gerne etwas hinlegen.“ „Alles gut?“ besorgt strich sie mir über den Arm. „Hmm? Ja, nur etwas müde. Kannst du mich später wecken? Oh und ich muss heute Abend doch noch einmal weg. Ist aber nur eine Telefonkonferenz und dauert nur eine Stunde.“ Ich wandte mich um. „Hat mich gefreut.“ Mamoru stand auf und verbeugte sich leicht. „Danke für den Tee.“ Nickend verließ ich den Raum, um mich etwas hinzulegen. Mamoru Chiba Etwas nervös sah ich zu Andrea. Als ich heute Morgen aufgestanden war, wusste ich, dass ich mich für meinen Tonfall von gestern Abend entschuldigen musste. „Also Mamoru, was verschafft mir die Freude?“ Ich sah zu ihr und seufzte. „Ich – ich wollte mich für gestern Abend entschuldigen“ Ich verbeugte mich etwas und traute mich kaum sie anzusehen, bestimmt war sie sauer auf mich. „Wirklich?“ Verwunderte sah ich nun doch auf. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Eigentlich müsste ich mich doch bei dir entschuldigen! Komm erst einmal mit. Ich hab etwas Kuchen gekauft, willst du etwas?“ Ich hatte keine Chance ihr zu antworten, da sie schon aus dem Wohnzimmer verschwand. Etwas irritiert folgte ich ihr und betrat die Küche. „Wie kommst du denn darauf, dass du dich entschuldigen musst?“ Sie begann damit eine Einkaufstüte auszuräumen. „Weil ich mich gestern im Ton vergriffen habe. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich weiß ja, dass du es nur gut meinst.“ Plötzlich drehte sie sich um und sah mich ernst an. „Das ist nicht wahr. Ich muss mich entschuldigen. Du hast genau richtig reagiert. Ich meine, wer bin ich denn das ich sowas zu dir sagen darf. Du hast doch recht. Ich bin nicht deine Mutter, ich habe nicht das Recht mich in dein Privatleben einzumischen, nur weil mein Sohn mich in seinem zulässt. Ich bin manchmal wohl wirklich etwas zu offen.“ Damit hatte ich nun nicht gerechnet. „Ich bin es nur nicht gewohnt, dass sich jemand für mein Leben interessiert!“ Gab ich leise als Antwort und strich mir durch die Haare. Ich lehnte mich gegen die Küchenzeile und seufzte. Warum waren diese Sachen mit Familien nur so kompliziert? Wenn May oder Yosuke davon erzählten, fand ich es immer sehr anstrengend, aber eigentlich war ich nur etwas neidisch. Es musste toll sein, wenn man mit jedem Problem zu seinen Eltern gehen konnte. Das Massanorie so ein gutes Verhältnis zu seiner Mutter hatte, war schon gut – in der jetzigen Situation wäre ein Gesprächspartner wohl nett gewesen. „Mamoru?“ Ich zuckte zusammen. „Entschuldige. Ich war nur in Gedanken.“ Ich setzte ein Lächeln auf und unterdrückte ein seufzen. „Es ist wohl falsch, dir anzubieten mit mir zu reden, oder?“ Ihre Stimme klang fast besorgt. „Ich denke, es ist nicht gut –!“ Gab ich nur als Antwort und hoffte einfach, dass es damit gut war. Und anscheinend hatte ich Glück, denn Andrea nickte nur, strich mir über den Arm und machte sich wieder ans Tüten ausräumen. Ich blieb noch auf einen Kaffee, lehnte aber den Kuchen dankend ab. Auf dem Weg nach Hause, machte sich ein komisches Gefühl in mir breit. Ich wollte am liebsten bei Massanorie vorbei und ihm sagen, dass ich ihm noch eine Chance gab. Aber ich wusste, dass war nur Wunschdenken. Ich meine, was für eine Chance hatten wir schon? Zudem hatte ich Bunny gesagt, dass wir reden würden und gedanklich hatte ich mich langsam damit abgefunden, dass ich ihr noch eine Chance gab. Zwar hatte sie unsere Verabredung auf heute Abend verschoben, da sie wohl noch mit dem Mädchen lernen musste. Aber das war ja nicht unbedingt schlecht. Vielleicht konnte ich bis dahin etwas Schlaf nachholen. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen und zerrten an meinen Nerven. Wenigstens musste ich nicht mehr heulen. Ich hatte mir eingeredet, dass Massanorie das Ganze auch nicht so viel ausmachte. Am gestrigen Abend hatte er sich entschuldigt, dass glaubte ich jedenfalls, aber vielleicht hatte ich mir das auch nur eingeredet. Vielleicht machte ich mir auch nur was vor und ihm war es egal, wie es mir ging. Und schon wieder machte ich mir Gedanken um ihn. Wieso? Bedrückt machte ich mich auf den Heimweg um den verlorenen Schlaf nachzuholen. Ich wusste nicht wie spät es war, als mich ein klingeln wach werden ließ. Mein Handy leuchtete und wollte überhaupt nicht mehr aufhören zu klingeln. „Chiba?“ Verschlafen nahm ich ab und dann wurde plötzlich alles anders. ------------------------ So hier nun eine Information für meine lieben Leser :D Ich bin gerade dabei meine BA zu schreiben und ich werde versuchen in (un)regelmäßigen Abständen Kapitel hochzuladen, aber nicht wundern falls es etwas länger dauern sollte. Ich werde mich bemühen, euch nicht so lange auf dem trockenen liegen zu lassen. ;) Lg und knuddel eure Rally Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)