Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 62: Step Sixty... Friendship III ---------------------------------------- „Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen.“ Balthasar Gracián y Morales Mamoru Chiba Der Wasserkocher brodelte leise vor sich hin, während ich mir zwei Scheiben Schinken, ein Ei und etwas frischen Pak Choi in die Instandsuppe schnitt. Wasser drauf, Deckel zu und ab damit ins Wohnzimmer – das einer kleinen Bücherei glich. Mein Schreibtisch war übersät mit Büchern und Notizen aus den ersten beiden Semestern, der Wohnzimmertisch hatte sich auf das dritte und vierte Semester spezialisiert. Mich lachten Notizen über Aminosäuren, Enzyme, Lymphozyten, Anatomie, Biochemie, Genetik und so weiter an. Und ich tat das, was ich die letzten zwei Tage schon getan hatte,... ich ignorierte sie alle, setzte mich auf den Boden, nahm den Controller in die Hand und beendete die Pause. Ich hatte beschlossen, obwohl nur noch vier Tage zwischen mir und der Prüfung lagen, dass der Endgegner besiegt werden musste. Für das Wohl der Mana-Welt und für mein persönliches Wohlempfinden wenigstens einmal der Held zu sein der nachher bejubelt wurde. Es war ja nicht so als hätte ich nichts getan, aber eben weniger als sonst. Ich erkannte mich kaum wieder. Normalerweise saß ich vor Prüfungen nur vor Büchern, las und lernte. Nichts konnte mich ablenken. Nun war mir jede Ablenkung recht, aber es war nicht so als wolle ich die Prüfung nicht bestehen, ich wollte nur nicht den ganzen Tag lernen. Seufzend drückte ich wieder den Pause-Knopf, lüftete den Deckel der Suppe und rührte mit den Stäbchen etwas um. Massanorie hatte mich in den letzten Tagen zwar angerufen, aber am Telefon war alles komisch. Unsere Gespräche waren komisch, das Verabschieden – einfach alles. Aber nun war es ebenso und es wurde auch nicht besser. Valentinstag rückte näher und Massanorie hatte schon anklingen lassen, dass er es wohl nicht schaffen würde und Shogo lag mir schon die ganze Zeit in den Ohren, dass ich vorbei kommen musste um mir was Passendes zum anziehen zu kaufen. Dabei wollte ich gar nicht mit auf die Party, aber eine richtige Wahl hatte ich anscheinend nicht. Andrea meinte auch ich sollte mitgehen und Julia lag mir auch damit in den Ohren. Seufzend begann ich meine Suppe zu essen und meinen restlichen Abend zu planen. Es war kurz nach 20 Uhr also was noch machen?! Ich schielte kurz zu meinen Büchern, aber die liefen ja nicht weg. Ein Bad wäre wohl die richtige Art um einen solch langweiligen Tag vernünftig ausklingen zu lassen. Ich leerte die Nudelsuppe und ließ mir ein heißes Bad ein. Der Spiegel im Badezimmer beschlug schon vom Wasserdampf und in meine Nase stieg der leichte Geruch von Flieder den der Badezusatz verströmte. Es bildete sich eine leichte Schaumkrone auf dem Wasser und ich musste beim rein steigen feststellen, dass es auch etwas zu heiß war, aber es dauerte nur einige Minuten bis ich mich daran gewöhnt hatte. Wie spät war es nun bei Massanorie? Ich rechnete die 14 Stunden zurück und kam auf kurz vor halb sieben. In den letzten Tagen war er um diese Zeit schon immer wach gewesen, also nahm ich das Festnetz was ich neben die Badewanne gestellt hatte und wählte seine Nummer. Es dauerte einige Zeit und fast war ich daran aufzulegen, als ich seine Stimme hörte. „Ja?“ Er klang verschlafen und ich biss mir auf die Lippe. „Entschuldige… ich dachte du wärst schon auf.“ Kam es schuldbewusst von mir. „Alles gut.“ Kam es nur von ihm. „Was gibt es?“ „Nichts. Ich wollte nur deine Stimme hören…“ ich ließ mich tiefer in die Wanne gleiten und schloss die Augen. „Aha.“ Nun entstand eine längere Pause die etwas unangenehm war. „Entschuldige, ich wecke dich wegen so einem scheiß und dann weiß ich nicht mal ein Gesprächsthema. Leg dich nochmal hin…“ „Was machst du gerade?“ Seine Stimme hatte diesen belustigenden Unterton. „Baden.“ Kam es nur leicht schmollend von mir. Da hatte ich Sehnsucht nach ihm und dann sowas. „Aha.“ Nun wurde ich bockig. „'Aha'. Das ist alles was von dir kommt. Ich sag doch es tut mir leid und wir reden später oder morgen oder nächste Woche…“ „Wollen wir es mal mit Telefonsex probieren?“ Völlig überrumpelt riss ich die Augen auf und starrte das Telefon in meiner Hand an. Hatte er das gerade wirklich gefragt? „Mamoru?“ „Ja…“ „Also? Ich vermisse dich und da du mich geweckt hast und deine Stimme mich morgens schon etwas rattig macht und dann sitzt du auch noch provokant in der Badewanne, was ich mir ja gezwungener Maßen vorstellen muss – ich finde dann können wir das Ganze auch ausweiten.“ „Aber… ich… also…“ Was bitte sagte man denn auch wenn einen der Freund plötzlich nach Telefonsex fragte? Ja gut, nach knapp 9 Tagen hatte ich schon Lust auf ihn und da ich noch immer kein Fan von Selbstbefriedigung war, lief ich schon etwas auf dem Trockenen. Aber es war ja nicht so als wäre ich Notgeil. „Also?“ Massanories Stimme hatte diesen leicht rauen Ton angenommen und ich musste zugeben, dass mir das nun doch etwas Gänsehaut verschaffte. „Ich weiß nicht.“ Kam es zaghaft von mir. „Sowas hab ich noch nie gemacht.“ „Würde mich auch überraschen, aber du und ich sind da doch flexibel. Und wenn es dir Mut macht ich hab das auch noch nie gemacht. Aber jetzt deine Stimme zu hören ist eben schon schön und außerdem laufe ich jeden Tag auf Handbetrieb und so langsam reicht meinem Schwanz das nicht mehr… und er freut sich gerade sehr von dir zu hören.“ Ich schwieg und war über mich selbst etwas überrascht, da mich allein das schon etwas antörnte. Was machte ich denn nun? Doch Massanorie hatte beschlossen mir die Wahl abzunehmen – irgendwie gerade eine Mode wenn es um meine Entscheidungsfreiheit ging. „Ich liege gerade auf meinem Bett und träume gerade von deiner schönen warmen Haut und streichele dabei mein bestes Stück. Und das gefällt ihm sehr, er wird immer strammer. Er sieht geil aus, so prall und voll und wenn ich mir vorstelle wie deine hübsche Zunge ihn verwöhnt, dann kann ich mich kaum noch beherrschen.“ Während er das erzählte lehnte ich mich wieder zurück und schloss die Augen und dann war es so als würde mein Verstand sofort vor meinen inneren Auge das Bild von Massanorie aufrufen wie er auf diesem Bett lag und sich befriedigte. Meine freie Hand wanderte wie von selbst ins Wasser und glitt nach unten zu meiner Erektion. „Na was machst du gerade?“ Er hat diesen Unterton, der mir deutlich macht, dass er es wusste und das machte mich nur noch mehr an. „Blödmann…“ wisperte ich nur und versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken, was aber nur schwer gelang. „Sag mir was du dir vorstellst.“ Ich atmete schwer und versuchte mich zu beherrschen. „Garnichts.“ Entfuhr es mir. „Na dann helfe ich dir nach. Wenn ich mit dir in der Wanne sitzen würde, dann würde ich ganz langsam anfangen deine Brustwarzen zu massieren. Ich würde sie zwischen meinen Finger nehmen und leicht zudrücken. Meine Lippen würden deinen Nacken küssen und du könntest meinen Schwanz in deinem Rücken spüren wie er langsam hart wird. Meine Hände wandern tiefer und streifen deinen Schwanz der nun hart wird…“ Massanorie Lenjier Das war nicht schlecht. Mein Schwanz war schon steinhart und schmerzte leicht. Wahrscheinlich war Mamoru genauso geil wie ich und es war schon etwas traurig, dass ich mich noch ein paar Tage gedulden musste um ihn wieder bei mir zu haben. „…gefällt dir die Fantasie?“ ich keuchte etwas und strampelte die Decke von meinen Beinen um einen freien Blick auf meine Erregung zu haben. Mamorus Keuchen war deutlich zu hören. „Spätestens jetzt würde ich dich aus der Wanne zerren und dich gegen die kalten Fliesen der Wand drücken. Meine Hände würden deinen Po streicheln und anfangen ihn langsam heftiger zu kneten. Dein Schwanz würde noch härter werden und langsam anfangen zu zucken, sowie meiner gerade in meiner Hand. Wir würden uns aneinander pressen und unsere Schwänze würden sich an unseren Bäuchen reiben und pressen, mal sanft, mal härter.“ Keuchend begann ich mir schneller einen zu wichsen, während Mamorus stöhnen und flehen nach mehr deutlich zu hören war. Aber er ließ mir hierbei die Führung was ich nicht schlimm fand. Am Telefon schien Mamoru viel verklemmter als in real zu sein. Meine Eichel war schon dunkelrot und die Venen zeichneten sich deutlich an der Seite ab. „Bitte sag mir was dann...“ kam es bittend vom anderen Ende und ich leckte mir genüsslich über die Lippen. „Du machst mich ganz schön geil Mamoru. Das weißt du auch. Immer dieses schüchterne zurückhaltende und dann betteltest du nach meinem Schwanz und das ich dich ficke. Ich würde dich umdrehen und dich hart gegen die Fliesen drücken und ihn dir in deinen wundervollen Arsch schieben. Nicht langsam, nein mit einem Ruck, so dass du kurz aufschreist und dich aufbäumst und dann ficke ich dich hart und heftig...“ Ich keuchte auf und konnte spüren, dass ich kommen würde wenn meine Phantasie noch weiter ging, aber schon in diesem Moment kam ich und spritzte heftig ab. Keuchend lag ich auf dem Bett, erinnerte mich aber schnell an meinen Freund der am Telefon bestimmt vor Erregung wimmerte. „Und? Willst du mehr?“ Doch anstatt einer Antwort bekam ich nur das Tuten der Leitung zu hören. Etwas irritiert sah ich das Telefon an und wusste nicht so recht was ich davon halten sollte. Ich drückte die Wiederwahltaste, doch keiner nahm ab. „Ok?“ Musste ich mir Sorgen machen oder war es dann doch zu heftig für ihn. Erschrocken fuhr ich zusammen als das Telefon in meiner Hand zu klingeln begann. „Ja?“ „Hier ist der Weckdienst. Es ist 7 Uhr Herr Lenjier, wir wünschen einen schönen Guten Morgen.“ „Ähm danke.“ Kam es nur von mir, bevor ich auflegte und seufzend aufstand. Ich würde erst einmal duschen gehen und mich dann wieder um Mamoru kümmern. Vielleicht war Telefonsex einfach nicht seins und er hatte es abgebrochen weil es ihm zu peinlich war. Das warme Wasser der Dusche prasselte auf mich nieder und ich musste zugeben, dass Telefonsex nun nicht so toll war, aber besser als Handbetrieb. Aber nichts kam daran Mamorus Haut wirklich unter mir zu spüren. Mit einem Handtuch um die Hüfte verließ ich das Badezimmer und betrat den Wohnbereich meines Hotelzimmers. Ich zog die Vorhänge beiseite und sah auf die Skyline von New York. Das hier hatte ich vermisst, diesen Ausblick, diese Stadt. Hier hing einfach mein Herz dran. Mit einem Handtuch rubbelte ich mir meine Haare trocken, als ich plötzlich mein Handy hörte. Mariah Carey sang Honey, während mein Blick den Raum durchsuchte und ich es schließlich auf der Anrichte an der Tür fand. Allein am Klingelton wusste ich, dass es Mamoru war. Er war der einzige der von mir einen personalisierten bekommen hatte, auch wenn er ihn nicht mochte und mir das oft genug gesagt hatte – auf seine bockige und zickige Art! 'Wieso Honey? Wieso dieses Weiberlied? Willst du mir was damit sagen? Dann mach das direkt und nicht so scheiß subtil!' das waren so die Standards. Aber irgendwie fand ich das Lied passte und es war schon etwas schwul, dass ich es meinem Freund zugeordnete hatte. Aber etwas Gay ging immer! Mit einem grinsen nahm ich das Handy und drückte die Anrufannahme. „Hey Honey…“ kam es nur zuckersüß von mir. „Nenn mich nicht so und mach den doofen Klingelton weg – kannst du auch mal weniger schwul sein. Und… und du schuldest mir ein neues Festnetztelefon!“ am Ende war seine Stimme sehr leise geworden und ich wusste sofort, dass er rot geworden war. „Wieso schulde ich dir ein neues Telefon?“ etwas überrascht war ich nun schon. Am anderen Ende kam nichts mehr, bis dann bei mir der Groschen fiel, Penny weise, aber er fiel. „Du hast es fallen gelassen, weil du auch gekommen bist…“ „Ich mag Telefonsex nicht.“ Kam es sofort bockig von ihm und ich wusste sofort, dass er sich schämte. Er war süß. „Ich kauf dir ein neues, am besten eines mit einer guten Freisprechfunktion.“ Ich schmiss das Haarhandtuch auf die Couch und verschwand im Schlafzimmer. Mein Vater würde in einigen Minuten Klopfen und ich wollte fertig sein um nicht zu spät zu dem Geschäftsfrühstück zu kommen. „War es wirklich so schlecht?“ kam es schließlich fragend von mir. „Du weißt, wenn du was nicht machen willst, dann haben wir ein Safe-Wort.“ Bis jetzt hatte Mamoru es noch nicht verwendet, aber vielleicht war es sinnvoll, es mal wieder in die Erinnerung zu rufen. „Ich brauche kein Safe-Wort, denn sowas braucht man nur wenn man eine BDSM Beziehung führt. Und die haben wir nicht.“ Kam es nüchtern von Mamoru. „Aha.“ Kam es nur etwas überrascht von mir. „Ich leg dich mal kurz beiseite, ich muss mich eben anziehen und in der Zeit überlege ich mir wie du auf so etwas kommst.“ Damit lachte ich leise auf und legte das Handy aufs Bett. Eine dunkle edle Jeans war schnell übergestreift, dann ein weißes Hemd und ein Sakko drüber und fertig. Ich hatte in New York angefangen Dinge anders zu machen wie sonst. Dazu gehörte auch, dass ich mich langsam aber sicher von der Anzugtradition meines Vaters verabschiedete. Was in den ersten Tagen für Ärger gesorgt hatte, war nach einem Gespräch nun langsam in Akzeptanz übergegangen. Mein Vater verstand, dass ich nicht er war, dass ich die Firma nicht leiten würde wie er und dass eine Kopie eben nicht das war was ich für mein Leben wollte. Mamoru hatte nicht unrecht, ich war eine schlechte Kopie, aber nicht ich selbst. Da hatten wir also wieder eine Gemeinsamkeit. Lächelnd nahm ich das Handy. „Von wem…“ „Shogo. Ich hab mal vor einiger Zeit mit ihm geredet und er meinte ein Safe-Wort braucht man nur in einer BDSM Beziehung und ja, er hat mir auch erklärt was das ist und ich hab es auch… naja im Internet nachgelesen. Und wie haben keine solche Beziehung, also brauche ich auch kein Safe-Wort.“ „Hmm. Ich finde das nicht. Also ich denke schon, dass wir Ansätze von einer BDSM Beziehung haben. Aber das ist nur meine Meinung und am Handy wohl schlecht zu erklären.“ Einen Moment lang kam nichts mehr. „Noch da?“ „Ja… wieso denkst du das?“ er klang unsicher. „Naja im Bett haben wir schon eine klare Rollenverteilung, das war gerade beim Sex am Telefon auch so. Du bist der passive und ich der aktive und wenn man uns zuhört dann geht es sehr wohl in die Richtung Top und Bottom. Außerdem ist unser Sex immer etwas härter, als ich das normalerweiser gewohnt bin und du bist schon etwas schmerzorientiert beim Sex. Jedenfalls macht es dich geil wenn ich dich beiße und dich etwas härter ran nehme...“ Ich hörte mit meinen Ausführungen auf und wartete ab, aber es kam nichts. „Vielleicht sollten wir darüber reden, wenn ich wieder da bin und nicht am Handy, während ich mich auf dem Weg zu einem Meeting mache. Besonders dann nicht wenn mein Vater gleich vorbei kommt.“ „Ja hast recht. Reden wir wenn du wieder da bist. Ich vermisse dich.“ „Ich dich auch. Und ich liebe dich!“ „Ja ich dich auch.“ Irrte ich mich oder klang er niedergeschlagen. „Hey… hab ich was Dummes gesagt? Du weißt ich merke das meistens nicht.“ „Nein alles gut. Wir hören uns und bestell Seijiro grüße. Bye.“ „Bye und schlaf…“ doch er hatte schon aufgelegt. Gut, das war suboptimal gelaufen. Anscheinend hatte ich was Falsches gesagt, aber so recht wusste ich nicht was es war. Yosuke Furukami Morgens um halb sieben und an meiner Tür klingelte es Sturm. Minako war heute nicht hier, ihre Tante war zu Besuch, weswegen sie zu Hause sein musste. Eventuell wurde ich heute Nachmittag zum Kaffee eingeladen, das hing aber von der Laune ihres Vaters ab. Der mochte mich, naja sagen wir mal es war Tageszeitenabhängig. Wenn ich Minako abends nach Hause brachte mochte er mich, brachte ich sie morgens weil sie bei mir schlief, hasste er mich. Der Futon landete auf der anderen Seite als ich mich aus der Decke schälte und einen Blick auf die Uhr warf. Sowas doofes. Ich öffnete die Tür und sah eine Brötchentüte vor mir. „Gomen nasai. Ich weiß es ist viel zu früh, aber ich wollte mit meinem besten Freund reden.“ Ich schob die Tüte beiseite und sah Mamoru schmunzelnd an, er verbeugte sich vor mir und schien wirklich ein schlechtes Gewissen zu haben. Seufzend und theatralisch hob ich die Hände in die Luft. „Du kannst so froh sein, dass mein Wecker sowieso bald geklingelt hätte.“ In drei Stunden wohlgemerkt, aber bald war ein Dehnbarer Begriff. „Willst du einen Kaffee?“ „Danke und gerne.“ Nach knapp 20 Minuten war ich geduscht, wach und saß mit Kaffee bewaffnet in meinem Wohnraum. Mamoru hatte den Tisch gedeckt und wir frühstückten – leise. Mamoru schwieg nämlich beharrlich was seinen Besuch anging. Ui das war eigentlich klasse. Im Studium hatten wir gerade Gesprächsführung mit Klienten und wie man ein Gespräch in Sitzungen lenkte. Mamoru war mir gerade das perfekte Versuchskaninchen. Aber wie anfangen? In der Theorie war das immer total simpel. „Du hast dich auch auf westliches Frühstück eingestellt, oder?“ Mamoru sah auf und blickte dann auf seine Brötchenhälfte mit Marmelade. „Oh. Naja stimmt schon. Massanorie mag morgens keinen Reis und Fisch und da hab ich mich angepasst. Julia und Andrea sind da genauso gestrickt. Seijiro hat es wohl auch einfach hingenommen und sich Andrea angepasst. Aber jetzt wo du es sagst, könnte ich mal wieder Miso Suppe machen.“ Er grinste mich an und biss von seinem Brötchen ab. schoss es mir durch den Kopf. „Das ist ja manchmal schon wichtig, dass man etwas Abwechslung in das Frühstück einbringt. Sonst wird es fad und irgendwann ist es dann auch nichts Besonderes mehr. Brötchen sind immer was Besonderes finde ich…“ „Benutzt du mich gerade um deine Studienpraxis zu erproben?“ „WAAAS?“ kam es etwas schrill von mir. „Neee, wie kommst du denn darauf?“ Ich wurde rot und versteckte mich hinter der Kaffeetasse. „Weil ich dich kenne. Und sonst redest du nie so geschwollen und um den heißen Brei!“ Mamoru zog eine Augenbraue hoch und musterte mich. Seufzend lehnte ich mich zurück und resignierte. „Ja is gut. Kann sein, dass ich das gemacht habe. Aber es bot sich an, also nicht schmollen.“ Ich zwinkerte meinem besten Kumpel zu. „Schon gut, war aber ganz gut.“ „Ui ein Lob von dir. Das bekommt man ja auch nicht so oft. Das kreuze ich mir im Kalender an.“ Witzelte ich nur und lachte. „Aber jetzt mal im Ernst. Du bist ja nicht hier um mein Versuchsobjekt zu sein. Was führt dich zu mir.“ „Ich wollte…“ Mamoru wich meinem Blick aus und biss sich auf die Unterlippe. „Ich... ich weiß, dass wir, seit Massanorie da ist, kein so gutes Verhältnis mehr haben. Weil diese ganze Schwul-Sache irgendwie zwischen uns steht. Aber jetzt hab ich ein Problem und ich kann mit keinem sonst reden. Weil May, mit der, das ist ein Problem da brauch ich dich. Weil du mein bester Freund bist und auch noch Psychologe bist oder wirst.“ Nun wurde ich neugierig und gleichzeitig war ich etwas schockiert, weil er wirklich dachte, dass ich ein Problem mit ihm hatte. Hatte ich das etwa ausgestrahlt oder den Eindruck gemacht? „Mamoru das wollte ich nicht!“ ich stütze mich auf dem Tisch ab und beugte mich zu ihm rüber. „Wirklich. Also wenn ich dir das Gefühl vermittelt habe, dann tut es mir voll leid. Ich meine das wollte ich nicht. Du bist mein bester Kumpel und ich hab nichts gegen Massanorie, also nichts was hilft… Aaah sorry. Ja gut ich mag ihn nicht, aber trotzdem bist du doch mein bester Kumpel.“ Ich war eventuell etwas hysterisch und sah ihn eindringlich an. Mamoru war über meinen Gefühlsausbruch etwas erschrocken und sah mich stirnrunzelnd an. Aber dann lächeltet er und nickte. „Das ist gut, ich hatte Angst, dass wir seit Massanorie und meinem 'kleinen' Zusammenbruch ein Problem haben.“ Ich schüttelte den Kopf. „Pass auf, wir frühstücken zu Ende, ich setz noch nen Kaffee auf und dann reden wir. Und du erzählst mir was dein Problem ist und wir führen ein richtiges Kerle Gespräch.“ Eine halbe Stunde später saßen wir an meinem Tisch, eine dritte Tasse Kaffee vor uns und Mamoru begann mir zögerlich zu erzählen, warum er hier war. „Gestern Abend habe ich mit Massanorie telefoniert, er ist ja noch in New York und… es ist super peinlich…“ „Ihr hattet Telefonsex!“ kam es nüchtern von mir. Mamoru wurde purpurrot und sah mich völlig entsetzt an. „Woher?“ „Ach ihr seid erst kurz zusammen, seht euch zwei Wochen nicht – ist naheliegend!“ winkte ich nur ab. „Ja… und danach hat er etwas gesagt, dass mich nachdenklich macht und mich auch erschreckt. Und ich weiß nicht ob ich normal bin. Ich hab morgen wieder eine Sitzung bei meiner Therapeutin, aber mit der will ich darüber nicht reden, das ist mir noch zu privat, aber es ist eben jetzt aktuell.“ Ich nickte und fragte wegen der Therapeutin nicht nach. So was war Privatsache und es ging nur Mamoru etwas an, wann er das jemanden erzählte. Da hatte ich Prinzipien. „Es war… Massanorie meint, dass wir so etwas wie eine BDSM Beziehung haben und das macht mir Angst.“ Mamoru hielt sich an seiner Tasse fest und sah mich über den Rand an. „Ok?“ kam es nur von mir. Nun herrschte einen Moment lang Stille. Mamoru war das ganze peinlich und ich musste mich auch etwas verschämt an der Nase kratzen. „Ich weiß, dass es komisch ist wenn wir beide über sowas reden, weil ich ja nicht mit einem Mädchen…“ Schnell schüttelte ich den Kopf. „Nein, das ist es nicht, nur… naja ich muss wohl auch etwas ehrlich sein. Ich hab ja immer erzählt wie toll mein Sexleben ist und wie vielfältig… kann schon sein, dass ich da etwas übertrieben habe. Wenn ich ehrlich bin dann bin ich…“ ich lachte kurz auf. „…wohl etwas langweilig im Bett. Ich mag die Missionarsstellung und Löffelchen. Und alles andere ist mir zu kompliziert, ich bin eher der Klassik-Sex-Typ. Na was soll man machen. Deswegen bin ich nur etwas irritiert, dass wir plötzlich über BDSM reden.“ Ich lachte leise auf und rückte meine Brille zurecht. Mamoru sah mich zweifelnd an. „Ernsthaft?“ ich nickte nur und nahm einen Schluck aus meiner Tasse. „Ja. Es war mir peinlich einfach zu erzählen, dass ich naja nur Standard im Bett bin. Ich wollte doch vor dir mit gutem Beispiel voran gehen.“ Wir beide sahen uns schweigend an, bevor wir zu lachen begannen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann wir je so offen miteinander geredet hatten. „So und nun erzähl wo das Problem liegt.“ Mamoru wurde plötzlich wieder sehr ernst und suchte nach den richtigen Worten. „Wenn ich wirklich… was ist, wenn ich wirklich auf diese Dinge stehe? Was sagt das über mich aus? Das ist doch nicht normal… das man auf Schmerzen beim Sex steht.“ Verzweifelt sah er mich an und ich wusste nicht so recht was er meinte. „Also wenn du darauf stehst dann ist das doch ok. Schmerz kann ja schon sehr erotisch sein. Psychologisch gesehen gibt es beispielsweise eine Studie von 1985 von einem Breslow der herausfand, dass circa siebzig Prozent der Befragten die SM oder BDSM, wobei dieser Begriff erst später geprägt wurde, in dieser praktizierten Form des Sexualverhaltens leichter zu einem Orgasmus kommen als Menschen die das nicht praktizieren. Üblicherweise genießen SM-Anhänger eine Kombination aus physischer und psychischer Stimulation, doch haben manche ziemlich genaue Vorstellungen davon, welche Praktiken sie wünschen. Und das ist besser als mein Sexualleben in dem ich mich nicht ausdrücken kann. Also bist du klasse, wenn du weißt was du magst. Außerdem ist es sehr abwechslungsreich, die physischen Praktiken schließen Fesseln, körperliche Disziplinierung, intensive Stimulation, Sinnesentzug…“ Und dann klickte es bei mir. Mamoru sah auf die Tischplatte und seine Fingerknöchel waren schon weiß, weil er seine Fäuste auf seinem Schoß ballte. „Oh Scheiße. Mamoru… du denkst doch nicht.“ Ich stand auf, setzte mich neben ihn und verstand plötzlich was ihn aus der Bahn warf. „Dein Sexualleben und deine Vorlieben haben nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun was du durchgemacht hast. Misshandlung hin oder her, aber das hat keinen Einfluss auf deine Bedürfnisse. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.“ Ich legte den Arm um ihn und zog ihn an meine Schulter. Er schniefte und schien wirklich damit überfordert. „Oh Gott. Es tut mir leid und ich rattere dir auch noch diesen Seminar Scheiß runter den ich mal hatte. Nur weil ich nicht verstand was du meintest. Sorry, Sorry, Sorry.“ „Ich hab Angst vor mir selber und weiß nicht wie ich jetzt damit umgehen soll. Und Massanorie will ich damit nicht belästigen. Wir haben ja so schon selten Sex, was wohl meinen Launen und meiner geringen Kompetenz den Anfang zu machen geschuldet ist. Wenn ich jetzt noch ankomme und sage es gibt nur noch Klassik Sex, dann frustriert ihn das sicher nur.“ Nun war ich aber schockiert. „Ey. Also sowas will ich nicht hören. Du sollst doch für Massanorie nicht die Beine breit machen, nur weil der Bock hat. Nenene, so nicht mein Freund. Wenn dann musst du auch wollen und er wird merken, wenn er etwas macht was du nicht willst. Dann würde er sicherlich ganz schön enttäuscht sein, meinst du nicht.“ Mamoru überlegte, wischte sich mit seinem Pulloverärmel durchs Gesicht und nickte. „Wahrscheinlich. Dann sagt er wieder, dass ich mit ihm reden soll!“ Er verzog etwas das Gesicht und versuchte zu lächeln. „Na siehste.“ Wir redeten fast den halben Tag über Mamorus Angst und wie er damit klar kommen sollte. Ich konnte ihm nicht wirklich etwas raten, gab ihm aber zu verstehen, dass er solche Ängste a) wirklich mit der Therapeutin, die anders als ich fertig ausgebildet war, darüber reden musste und b) Massanorie auch nicht ausschließen sollte von solchen Gedanken. Vielleicht half ihm aber auch schon, dass ich ihn ernst nahm, denn als er ging wirkte er erst einmal gelöster. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)