Gespenstische Keller von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- "Sunako? Sunako!" Kyohei räkelte sich, ausgiebig gähnend, auf der langen Couch in dem riesigen Wohnzimmer. Interessanterweise war es nicht seine Couch und auch nicht sein riesiges Wohnzimmer, was dem schönen Jungen jedoch gehörig sonstwo vorbei ging. Viel mehr galt seine Aufmerksamkeit dem lauten Knurren seines Magens: Er hatte Hunger. Und hatte er Hunger, brauchte er etwas zu essen. Und wollte er etwas essen, so hatte Sunako ihm etwas zu kochen. Ganz einfach. "Sunako! Wo bleibst du? Ich habe Hunger." Sunako war die Nichte der Besitzerin des Hauses in welchem Kyohei mit drei anderen Jungen, Takenaga, Yuki und Ranmaru, sowie Sunako zusammen lebte. Die Tante, wie sie von allen genannt wurde, erlaubte es den Jungen in ihrem Haus zu wohnen und nur die Hälfte der eigentlichen Miete zu bezahlen. Es gab jedoch eine Bedinung: Die vier schönen Jungs sollten aus Sunako eine richtige Lady machen. Klang einfach, bis sie sie kennen (und fürchten) lernten. Kyo erschauderte kurz, bei dem Gedanken ihrer ersten Begegnung. Sunako pflegte ein seltsames Hobby. Wo andere Mädchen in ihrem Alter den Jungen nachliefen – meist waren es Ranmaru, Kyohei, Yuki oder Takenaga – verbarrikadierte sich Sunako am liebsten in ihrem Zimmer, sah sich Splatter- und Horrorfilme an, spielte mit ihren Anatomiepuppen oder amüsierte sich mit grausamen Folterwerkzeugen. Sie hasste das helle Licht, fand sich selbst abscheulich hässlich und litt ständig unter einem äusserst heftigen Nasenbluten, wenn ihr einer ihrer hübschen Mitbewohner zu nahe kam. "Hallo?!" Kyohei's wütender Protestschrei wurde mit einem lauten Grollen quittiert, das von seinem leeren Magen herrührte. "Sunako, willst du dass ich verhungere?" Er begann zu jammern und liess sich kraftlos auf die Couch zurückfallen. Eine Minute verging. Die nächste folgte. Als die fünfte vorbei war und Kyohei's Magen ein Dauerkonzert zu veranstalten gedachte, setzte sich der Jünglich entschlossen auf und rief noch einmal aus vollem Munde nach seiner Mitbewohnerin. Er erhielt eine Antwort. Fünf ereignisreiche Sekunden später, in denen ein fliegender Fisch die Hauptrolle spielte, hielt er ebendiesen in der linken Hand und schrie wütend in die Küche. Daraufhin erschien ein gelassender Ranmaru, der einen zweiten Fisch in der Hand hielt. "Hältst du jetzt endlich die Klappe oder willst du noch was Nachschlag?", fragte er bedrohlich. Kyohei zuckte mit den Schultern. "Eigentlich suche ich Sunkao." "Ah, ja, verstehe. Deswegen schreist du uns das ganze Haus zusammen, weil du sie suchst." Takenaga mit Buch, Brille und einem Fisch bewaffnet, war soeben zu Ranmaru getreten. "Ja, nun. Ich dachte, sie sei hier unten... äh..." Kyohei bemerkte Yuki, der inzwischen ebenfalls mit einem Fisch in der Hand zwischen Ran und Take trat. "Äh... Was soll das?" Kyohei zeigte diskret auf die Fische. "Wir dachten, da du so Hunger hast-...", begann Ran. "... möchtest du vielleicht etwas-...", zwitscherte Take. "... Fisch?", beendete Yuki den Satz. "Äh... Ich glaube ich habe keinen Hunger mehr." Kyohei machte einen Schritt zurück. Ran trat näher. "Was hören meine bezaubernden Ohren da? Du möchtest noch Reis?" Elegant zauberte er eine massive Eisenpfanne hervor und lächelte liebenswürdig. Takenaga trat ebenfalls einen Schritt näher und stand nun direkt neben Ran. Der grosse Dunkle hatte seine schwere Lektüre (Physik und Geographie, gemeinsam den einen Weg) gegen eine anders schwere ausgetauscht. Ein Kochbuch. Ein dickes. "Damit du auch einmal etwas lernst, mein Guter", meinte er gutmütig und zeigte seine schönen, ebenen, weissen Zähne. "Wisst ihr", kommentierte Kyohei grossmütig, "also eigentlich wäre das ja total nicht nötig. Ich weiss eure Freundschaft duraus zu schätzen, aber... Wie ich schon sagte, ich habe keinen Hunger mehr." Und wie als wollte sein Magen eben diese Worte bestätigen, liess er ein donnerndes Grollen los. "Äh..." "Dem lässt sich nichts hinzuzufügen. Tee?", lächelte Yuki glücklich und hielt eine dampfende Teekanne hoch. Just in diesem Augenblick legte sich eine schneeweisse Hand auf seine Schulter. Was danach geschah möchte die Autorin aufgrund möglicher Anwesenheit besonders zartbesaiteter Leserinnen oder Leser nicht weiter berichten. Diejenigen, die über eine blühende Fantasie verfügen dürfen sich jedoch mit den Worten: viele Tränen, Gespenster, Blut und Messer ihren eigenen Reim machen. Ein paar Stunden später lag Yuki immer noch zitternd und mit vor Angst weit aufgerissenen Augen in seinem Bett und wimmerte leise. Ranmaru, der seinen verbrühten Arm in einer Schlinge trug, leistete ihm Gesellschaft und versuchte ihn mit leisen Ermunterungen etwas aufzuheitern. Takenaga sass daneben und studierte das Buch Schock, wie wird mit Opfern verfahren? während Kyohei lauthals mit einem jungen Mädchen schimpfte, das aussah, als hätte es seit Monaten kein Tageslicht mehr gesehen. Vermutlich war es auch so. "Bist du wahnsinnig? Was rennst du mit einem blutigen Fleischermesser durch das Haus und erschreckst Yuki bis auf's Blut? Du weisst doch, dass der Kleine das nicht aushält." "Ich habe das Messer im Keller gefunden und wollte es in mein Zimmer bringen", verteidigte sich Sunako trotzig. Kyohei stutzte. "Wie, du hast das Messer im Keller gefunden." Er zeigte auf das blutige Schneidewerkzeug. "Das da?" Sunako nickte und begann strahlend über die blutige Schneide zu streicheln. "Es ist wunderschön, nicht wahr?" "Du hast es gefunden?" "Ja." "Genau... so?" "Ja." "So, wie du es in den Händen hälst?" "Ja." "Mit dem ganzen... Blut?" "Ja." Vom Bett her hörte man leises Röcheln. Plötzlich fühlte sich das blutige Messer beobachtet. Gleich acht Augenpaare waren auf es gerichtet und nur eines war ihm wohlgesonnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)