Der Lauf Der Dinge von CptJH (- Mensch, Shaolan! (RPG-Titel)) ================================================================================ Kapitel 6: Rettung ------------------ Kapitel 6: Rettung *** "Weg von ihm!!" ,stieß Fye voller Wut hervor und löste sich aus der Dunkelheit wie ein Schatten. In seinen Händen hielt er einen langen Holzstab mit geschärfter Spitze, und er schien auch bereit zu sein, diese zu benutzen. "Du...!" War ja klar, dass der Magier nicht auf ihn hörte. "...ich hätte das allein geschafft..." Er hatte sein Schwert schon in der Hand, seitdem das Vieh seine Muskel auch nur ein wenig sprungbereit angespannt hatte - aber zum Springen kam es ja nicht mehr... "Erzähl mir nichts", erwiderte diese er bloß, ohne sich umzudrehen. Wem versuchte der Ninja hier Märchen zu erzählen? Er sah eher aus, als müsste er jeden Moment zusammenbrechen- es musste wohl an dem Blutgeruch liegen, der schwer über ihren Köpfen in der Luft hing wie die unsichtbaren Ausdünstungen einer Seuche. Der Marder schien indessen nicht ganz sicher zu sein, ob er angreifen oder fliehen sollte. "Was willst du mit diesem Zahnstocher, blonder Mensch? Willst du mich damit kitzeln?", fauchte er boshaft und starrte den Magier aus seinen gelben Augen aufstachelnd an, doch die einzige Antwort war ein eiskalter Blick. "Abschaum", sagte der Magier ruhig. Seine Stimme war leise, aber scharf und voller Verachtung, sodass das Pelztier gegen seinen Willen ein wenig zurückzuckte. Aber der Magier fühlte sich bei weitem nicht so selbstsicher, wie er es gerade vorgab zu sein, dennoch ließ er den Marder keinen Augenblick aus den Augen. Dieser hatte sich inzwischen in Habachtstellung begeben - misstrauisch und fluchtbereit, doch ebenfalls angespannt, um im Moment seiner Schwäche schnell genug zuschlagen zu können. Er würde ihm die Wirbelsäule brechen. Mit einem verächtlichen Ausdruck in den Augen stellte er den langen Holzstab, den Yamm-Salamm ihm mitgegeben hatte, vor Kurogane quer und rammte das spitze Ende in den Sand. Eine Wut, die er von sich selbst kaum kannte, erfüllte ihn vom Scheitel bis zu den Zehen und ließ seine Knie zittern. "Verschwinde jetzt", hörte er sich leise zu dem Pelztier sagen, "Friss Knochen und sauf Blut - aber nicht seins. Oder ich reiße dir die Eingeweide aus dem Leib. Haben wir uns verstanden?" Kurogane hätte es geschafft. Das eigene Gewicht und der Schwung des Marders hätten ausgereicht. Er selbst hätte bloß das Schwert anheben müssen. Doch jetzt war nicht die Zeit zu diskutieren... So hatte er den Blonden wirklich noch nie erlebt - doch darüber konnte er nicht weiter nachdenken, da sich alles anfing, sich um ihn zu drehen. Er blinzelte, um das Schwindelgefühl loszuwerden. Der Krieger hörte kaum, was der Magier sagte - er war zu beschäftigt, sein Gleichgewicht wieder zu finden. Kurz schloss er die Augen. Plötzlich waren die Schmerzen, der Schwindel und diese Schwäche weg, als wären sie nie gewesen. Nur ein leichtes Kopfbrummen war geblieben. Ein wenig überrascht richtete er sich auf und öffnete die Augen. Vorher war es hier fast finster gewesen, jetzt schien es ihm, als wäre es taghell. Dass der Magier getroffen hatte, war wohl reines Glück gewesen... "Verschwinde", grollte er. "Hörst du nicht...?" Zur Unterstützung der Drohung fletschte er leicht die Zähne. Der Marder zögerte sichtlich. Offenbar schien er auch eine Art Kampfstolz zu besitzen, denn er bleckte unwillig die Zähne und sein Nackenfell sträubte sich, als der Magier die Holzlanze wieder aus dem Sand zog und damit langsam auf ihn zuging. Dabei blieb er völlig still, denn die Waffe an sich sagte bereits genug. "Du langes Elend!", fauchte er ihn an und wich verbissen immer weiter in Richtung der Sträucher zurück, "Wollt ihr uns etwa auch diese Insel streitig machen?" "Ich mache niemandem etwas streitig", erwiderte Fye, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen und zielte mit der Lanze gelassen nach den Augen des Marders, "Aber sobald mir etwas streitig gemacht wird, kenne ich kein Pardon. Auch nicht bei euch. Und jetzt verschwinde." Wieder wich der Marder unter dem drohenden Speer ein Stück zurück. Er würde ihn sicher nicht mehr lange in Schach halten können, aber nun zählte jede Minute. Alles in dem Ninja wollte sich gerade auf diesen Marder stürzen und ihn töten. Lauernd verfolgte er jede kleinste Bewegung des Wesens. Die leise Stimme, die sagte, dass dieses Viech so gut wie geschlagen war, ignorierte er. Momentan wollte er Blut sehen. Fye ging es im Moment nicht viel anders. Mit einem bleiernen Gefühl im Magen wandte er sich zu dem Krieger um. "Kurogane, hast du-..." Darauf hatte der Marder gewartet. Kaum, dass er den Blick abwandte, erhob er sich aus seiner Habachtstellung und sprang ihn an. Genau darauf hatte er spekuliert- und brachte nur einen einzigen gezielten Lanzenstoß an. Ein lautes Knirschen wurde hörbar, als die Lanzenspitze die Gurgel des Pelztiers durchbohrte. Nahezu zeitgleich stieß Kurogane die Schwertklinge in die Seite des Marders. Er war fast selbst überrascht, dass er so schnell gewesen war, aber das interessierte ihn jetzt auch nicht wirklich. Der Marder stieß ein ersticktes Kreischen aus, was sich aber in einem Gurgeln verlor, als das Blut in die Luftröhre sickerte. Wie von weiter Ferne spürte der Blonde ,dass er die Lanzenspitze immer tiefer in das Fleisch des Marders trieb, bis die gekrümmte Holzklinge ihm das Genick zermalmte. Das schmerzvolle Flackern in den schmalen gelben Augen erlosch mit einem Schlag. Der kräftige, langgestreckte Körper der Kreatur erschlaffte, zuckte noch mehrere Male und verfiel rasch in eine klamme Totenstarre. Wie eine Statue aus Stein verharrte er noch mehrere zähe Minuten in seiner Haltung, bis er die Lanze schließlich mit einem widerwärtigen, schmatzenden Geräusch wieder aus der Gurgel des Marders riss und ihn von sich in den Sand stieß. Die Rippen schrappten an der Klinge vorbei, als er sie wieder herauszog. Ein Schwall Blut schwemmte hinterher und platschte auf den Boden. Es machte ihm nichts, dass er ein wenig davon abbekam. Fast schon fasziniert betrachte er die dünnen Blutrinnsale, die die Klinge herunter in den Sand liefen. Der Magier brauchte einige Sekunden, um wieder zu sich zu finden. Dann wandte er sich hastig um und nahm den Ninja am Arm, denn er wollte nicht riskieren, dass er womöglich noch in einen Blutrausch oder sonst was in der Richtung verfiel. "Komm schon, verschwinden wir lieber, bevor noch mehr dieser Viecher hier auftauchen..." "Sollen sie doch...", knurrte er. Warum nicht? Sie waren in der Nähe, schlichen unsicher herum, wagten sich aber wohl nicht weiter vor. "Kurogane!" Er sah ihn scharf an und verstärkte seinen Griff. Vor Angst pochte sein Herz wie verrückt gegen seine Rippen, denn er wusste einfach nicht, was passieren sollte, wenn sein Reisegefährte tatsächlich wegen des Blutes den Verstand verlor. "Wir müssen Mokona finden, deswegen sind wir rausgegangen! Also finden wir sie und kehren dann zu den anderen zurück!" Kurogane war ein wenig irritiert, als der Magier ihn so anherrschte. Ach ja. Er hatte es fast vergessen..."Nh...", machte er. Dabei würde er sich lieber noch um diese anderen Viecher kümmern... "Dann komm mit!" Blind entschlossen zerrte er den Krieger hinter sich her. Wenn sie sich noch mühelos verstanden, konnte das Pelzknäuel eigentlich nicht weit sein. Ein wenig widerwillig ließ dieser sich mitziehen. Wozu die Eile...? Ach ja, das Pelzknäuel. Plötzlich blieb er ruckartig stehen. Der Magier riss ihm fast das Gelenk aus, bevor er auch stoppte. "Ich hab was gehört", meinte er nur auf einen fragenden Blick. Der Magier musterte ihn skeptisch. "Was gehört? Von woher?" Er lauschte noch einmal konzentriert. Nichts. Doch - da schon wieder. "Von dort", meinte er und zeigte schräg nach rechts. "Okay, dann sehen wir mal besser nach", willigte Fye ein und zog es diesmal vor, dem Ninja die Führung zu überlassen. Er hatte nicht das Geringste gehört, doch es schien tatsächlich zu stimmen, dass sich Kuroganes Sinne um einiges verschärft hatten. Zielstrebig bahnte der Krieger sich einen Weg durch das dichte Unterholz. Hinter ihm geriet Fye immer wieder ins Stolpern. Ihm fiel ein, dass der Magier wohl kaum etwas sehen musste... Doch weit war es nicht mehr. Mokonas weißes Fell stach aus der Dunkelheit hervor wie ein Scheinwerfer. "Da vorn." Fye schluckte den lästigen Kloß in seinem Hals runter und warf einen prüfenden Blick in die Dunkelheit. "Moko-chan...? Bist du da?", rief er nach einigem Herzklopfen schließlich zögerlich einfach aufs Geratewohl. Schweigen. Man hörte nur das Rauschen des Meeres und die mannigfaltigen Laute der Nachttiere. Bis dann plötzlich-... "Fye! Ich bin hier oben! Bitte hol mich runter!" Es klang ängstlich und auch ein wenig weinerlich, aber eindeutig nach Mokona. Sofort rannte der Magier zu dem Baum, breitete die Arme aus - und tatsächlich, keine zwei Sekunden später plumpste ihm auch schon das weiße Manjuu geradewegs in die Arme. "Fye! Kurogane! Bin ich froh, euch zu sehen!" "Was machst du verdammt noch mal hier?", fuhr der Ninja das kleine Tier unwirsch an. So langsam verflog der Blutgeruch - Glücklicherweise. Der leichte Kopfschmerz blieb. Mokona gab keine Antwort, sondern wühlte sich nur zielstrebig wie ein Borkenkäfer in den Kragen des Magiers und kuschelte sich schutzsuchend in seine Halsbeuge. Eine Antwort wäre ja schon drin gewesen..., dachte er angesäuert. "Moko-chan...?" Keine Antwort. Das weiße Wollknäuel hielt sich nur mit seinen kleinen Pfötchen an seinem Hals fest, als hinge sein Leben davon ab. Fye seufzte tief. Das hätte so verdammt noch mal ins Auge gehen können... Schließlich schmunzelte er leicht und streichelte mit einem Zeigefinger über eins von Mokonas langen Ohren. "Lasst uns zurückgehen, Freunde. Für heute nacht haben wir schon genug Wirbel verursacht." Ohne weiter darüber nachzudenken, schlug er den Weg zurück ein. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder zurückwaren, denn einen vernünftigen Weg gab es nicht. Die Goggels bekamen fast einen Herzinfarkt, als sie die Hütte betraten. Sakura stürzte sich sofort auf Fye und erdrosselte ihn beinahe. "Fye-san!! Oh Gott, Fye-san, ist alles in Ordnung?? Ihr seid ja von oben bis unten mit-..." Sie brach beklommen ab, und auch Shaolan starrte sie sichtlich skeptisch an, als im schwachen Nachglühen des Feuers die Spuren des Bluts sichtbar wurden, die noch an allen möglichen und unmöglichen Stellen ihrer Kleidung klebten und sie in eine Art Farbspiel aus Rot und Rostbraun verwandelte. "Es ist uns nichts geschehen", versicherte er mit einem beruhigenden Lächeln und setzte Mokona behutsam auf der Schulter der Prinzessin ab, "Wir mussten einen dieser Marder töten, aber anders ging es einfach nicht." Die Googels kreischten unisono auf. "Oh Gott!" Das schien wirklich den Todesstoß versetzt zu haben. Salamm musste sich erst mal setzen und fuhr sich mit den Händen müde durchs Gesicht. Fye seufzte innerlich. Wieso hatte er so was nur kommen sehen? "Es ging wirklich nicht anders", wiederholte er ruhig und säuberte sein Gesicht mit seinem Ärmel, bevor er sich wieder im Schneidersitz niederließ und Yamm-Salamm ansah, "Es war Notwehr. Hätten wir nicht den Marder getötet ,hätte er uns getötet. Wir haben keinen Pakt mit ihnen geschlossen. Wäre einer von euch hinausgegangen, wären die Folgen viel gravierender gewesen. Und wir haben Mokona wieder gefunden." Seine Worte schienen den Anführer der Goggelmoggels wieder ein wenig zu beruhigen, denn er seufzte und streifte sich den Schweiß von der feisten Stirn. Mokona war unterdessen eingeschlafen, offenbar aus Erleichterung. "Wäre es nicht abgehauen, hätten wir uns das auch sparen können", grollte der Ninja und ließ sich ebenfalls nieder. Obwohl der Kampf und der Weg durch den Wald nicht einfach war, fühlte er sich weder müde noch erschöpft. Eigentlich war er ziemlich angespannt und konnte innerlich kaum stillsitzen. Der Magier bemerkte das ebenfalls. Diese Eigenschaft musste wohl mit dem neuen Vampirgen zu tun haben. "Wir sollten schlafen. Morgen werden wir alle genug zu tun haben, denke ich", meinte er und nahm kurzerhand neben dem Ninja Platz. Hoffentlich hatte der Ninja wenigstens so viel Vernunft im Leibe ,um ihn zu wecken, wenn irgendwas nicht stimmte... Die Goggels schliefen wohl nur widerwillig ein. Sakura war eingeschlafen, kaum dass sie sich bequem niedergelassen hatte und Shaolan folgte eine Weile später. Kurogane allerdings konnte nicht schlafen. Er versuchte es, aber vergeblich. Eigentlich hätte er müde sein müssen, aber es war nicht so. Trotzdem blieb er möglichst ruhig sitzen, um die anderen nicht zu wecken. Fye saß nur mit an den Bauch gezogenen Knien neben ihm und starrte an die gegenüberliegende Wand, ohne etwas wirklich wahr zu nehmen. Dazu gingen ihm einfach noch zu viele Gedanken im Kopf herum. Für die erste Nacht in dieser Welt war es reichlich wild zugegangen, und er fragte sich, ob es wirklich das Beste gewesen war, jetzt schon einen dieser Marder zu erledigen. Auf sonderlichen Beifall würde das bei seinen Artgenossen vermutlich nicht stören. Doch es war nötig gewesen, um Kurogane zu....ja, um ihn zu beschützen. Er hatte ihn beschützt. Verrücktes Gefühl. Diesem wurde auch erst richtig bewusst, was passiert war. Er hatte fast die Kontrolle verloren. Und wahrscheinlich wäre er in verdammte Schwierigkeiten gekommen, wenn der Magier nicht eingegriffen hätte. Dass so etwas passieren würde, darüber hätte man ihn wirklich in Kenntnis setzten können... Fye seufzte nur. Ob es richtig war, sich deswegen noch den Kopf zu zerbrechen? Es war passiert, und es war vorbei. Doch wenn es noch einmal passierte... "Ich dachte, du wolltest schlafen", bemerkte er leise, als der Magier seufzte. Der dachte wohl auch wieder zuviel nach.... Er sollte auch damit aufhören und schlafen... aber das Müdigkeitsgefühl wollte sich noch nicht so recht einstellen. "Ich kann nicht", erwiderte er müde und suchte sich unwillig eine etwas bequemere Position. So wie es aussah, würde er wohl nie wieder wirklichen Schlaf finden. Das hatte Kurogane sich gedacht. "Wird schon", meinte er. Morgen früh musste er unbedingt seine Klamotten waschen.... Der Magier brachte nur ein bitteres, kleines Lächeln zustande. "Schön wär's." Mehr bekam er beim besten Willen nicht mehr heraus. Und ehe er sich versah, sank ihm auch schon der Kopf leicht gegen die kräftige Schulter des Ninjas und er selbst in einen bleischweren Schlaf. Okay. Dass es so schnell gehen würde, hätte er auch nicht gedacht. Da er den Magier nicht mehr wecken wollte, verharrte er in d er Position. Kein Wunder, dass er nicht schlafen konnte, wenn alles so laut war. Das Meer schien direkt vor seinen Füßen zu rauschen und einige der Nachtvögel veranstalteten unerträglichen Lärm.... Und er konnte jeden einzelnen Pulsschlag im Raum hören – den des Magiers spürte er sogar. Es war verlockend. Aber er hielt sich zurück. *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)