Sirenengesang von Sirus0 (Eine One Piece Kurzgeschichte) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Es gibt Dinge, die kann man nicht aufhalten... ...einen starken Willen... ...große Träume... ...das Schicksal. Und ohne sie findet sich keine wahre Freiheit!“ - Gold Roger - * * * * * „Käpt’n?“ Die tiefe und dennoch ruhige Stimme riss den rothaarigen Piraten aus seinen eigenen Gedanken, welchen er noch vor wenigen Sekunden nachgegangen war. Es war die Stimme seines besten Mannes und treusten Freundes. Nicht umsonst, war dieser grauhaarige Kettenraucher, der Vize seiner Piratenbande. Dennoch blieb der Blick des Rotschopfs starr nach vorne gerichtet. Hinaus aufs Meer, welches keine Grenzen zu kennen schien. So weit das Auge reichte, war die Schönheit, aber auch gefährliche, beinahe schon brutale Seite dieser Naturgewalt zu erblicken. Im Moment aber, überwog das Schöne, denn die Sterne spiegelten sich in eben diesem, gemeinsam mit ihrem großen, runden Spielgefährten. Es war beinahe schon eine malerische Szenerie, welche sich vielleicht nur Jenen auftat, die sich selbst als Träumer bezeichneten und die Freiheit des Meeres zu schätzen wussten. Genau aus diesem Grund, wollte sich Shanks nicht von diesem Bildnis abwenden, während sein Freund an ihn heran trat. Dieser lehnte sich anschließend neben seinen Kapitän an die Rehling des Bugs und folgte dem verträumten Blick des selbigen. Zwar genoss er ebenfalls das natürliche Schauspiel, welches sich ihm bot, doch seine Gedanken waren bei seinem Kapitän. „Käpt’n, was ist los?“ Der Vize wusste sofort, dass etwas mit dem Rotschopf nicht stimmte. Lag es an dem Treffen mit Whitebeard, zu welchem sie unterwegs waren? Oder machte etwas Anderes diesem Mann Probleme? „Ich denke an Ace. Er ist zwar jung, aber sehr stark für sein Alter. Dennoch wird er gegen Blackbeard nicht gewinnen können. Ich kenne Whitebeards Stolz… Ich hoffe nur, ich kann ihn von seinem Vorhaben abbringen.“ Schweigen kehrte wieder in das Gespräch ein. Und nebenbei schaukelte das Schiff sachte im ruhigen Wellengang des Meeres vor sich her, während die beiden Männer sich beinahe gleichzeitig umdrehten und nun den wolkenlosen und somit klaren Himmel, samt seiner leuchtenden Pracht, bewunderten. „Die Welt ist im Wandel. Und vielleicht ist dies der Preis, der dafür bezahlt werden muss.“ „Ein wahrlich großes Opfer… Findest du nicht?“ „Haha, spricht der Richtige. Du musst dich ja mit Opfern auskennen, nicht wahr?,“ mit diesen Worten blickte Ben lächeln zu Shanks. Dieser fasste sich lediglich an die linke Schulter. Dort wo einst sein Arm gewesen war. Bevor er ihn geopfert hatte. Für einen Jungen… Und für die Zukunft dieses Jungen… Ein Junge, der ihn an sich selbst erinnerte. Aber auch an Jemanden, den er über alle Maße respektierte. Bis heute. „Man kann sagen, dass ich ihn für eine neue Ära verwettet habe.“ Er schätzte den schwarzhaarigen Jungen von damals sehr. Vielleicht mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Welt. „Was der Kleine jetzt wohl macht? „Er müsste bald die Red Line erreichen,“ mutmaßte Ben, „Denkst du, dass er sein Wort halten wird und dir irgendwann deinen Strohhut wiederbringt… Als neuer Piratenkönig?“ „Ruffy ist niemand, der seine Versprechen bricht. Ich freue mich auf den Tag, an dem er es einlösen wird. Und bei seiner Familie, würde es mich eh nicht wundern, wenn er es schaffen würde!“ „Die Familie mit dem ‚D’ im Namen… Oder die Familie namens ‚Monkey’?“ „Sowohl, als auch,“ war die knappe Antwort des Einarmigen. Der Vize zog kräftig an seinem Glimmstängel und stieß anschließend eine milchige Rauchwolke aus, welche von einer salzigen Meeresbrise erfasst und hinaus aufs weite Meer getragen wurde. Das Meer… Sowohl Freund, als auch Feind aller Piraten, Mitglieder der Marine und sonstiger Reisenden. „Käpt’n…“ „Hmm?“ „Du bist dem Bengel verdammt ähnlich! Dir ist das Abenteuer doch auch wichtiger, als die Kiste am Ende des Weges, nicht wahr?“ „Haha… Wohl wahr. Wenn ich Schätze will, dann geh ich auf ein Abenteuer und hole mir welche. Außerdem… Wieso soll ich mich auf die Suche nach etwas begeben, was ich schon längst gefunden habe?“ Grinsend sahen sich die beiden Männer einander an. Ben hatte Shanks noch nie gefragt, was das One Piece sein könnte. Handelte es sich um eine Kiste voll Gold und Juwelen? Oder nur um ein Symbol? Er selbst hatte sich aber schon viele eigene Gedanken gemacht. Teilweise auch aufgrund der Art, wie Shanks sein Leben lebte. So glaubte er inzwischen, dass das One Piece kein Schatz im eigentlichen Sinne war. Es belief sich dabei, wie bei der Weisheit: ‚Der Weg ist das Ziel.‘ Das One Piece war die Ansammlung aller Abenteuer, welche die verschiedensten Piratenbanden auf ihrer Suche nach eben diesem erlebten und die sie dabei zusammenschweißten. Und es war die Freiheit ein Pirat zu sein und über das Meer segeln zu können. Vielleicht war es aber doch nur eine einfache Schatzkiste gefüllt mit Gold und Edelsteinen… Plötzlich bemerkte der Vize des rothaarigen Piratenkapitäns, wie dieser seinen Griff an seiner Schulter verstärkte. Shanks erinnerte sich offensichtlich an jenen Tag vor gut zehn Jahren, an dem er einen kleinen unscheinbaren Jungen vor einem Seekönig rettete und damit vielleicht den Lauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst hatte. Noch aber hatte dieser Junge nicht gezeigt, was aus ihm werden würde. Nur was er würde werden können. Plötzlich kamen ihm die eben gesprochenen Worte des Rothaarigen wieder in den Sinn: „Wieso soll ich mich auf die Suche nach etwas begeben, was ich schon längst gefunden habe?“ Hatte er damit Ruffy gemeint? War Ruffy Shanks ganz eigenes One Piece? Erneut musste Ben grinsen und erinnerte sich plötzlich daran, weshalb er eigentlich an Deck gekommen war: „Hast du schon die neuen Steckbriefe gesehen?“ Mit diesen Worten reichte er seinem Kapitän einen Stapel Blätter, welche dieser sofort entgegen nahm. „Eine erneute Kopfgelderhöhung?“ „Ruffys Name wird schon bald der ganzen Welt bekannt sein. Und nicht nur seiner.“ Überrascht über die Worte seines Vizes, setzte sich Shanks auf das Holz des Schiffdecks, wo er sich den Blätterstapel zurecht legte und nacheinander durchsah. „Sind das alles Mitglieder seiner Bande?“ Erneut lag Verblüffung im Blick des legendären Piraten, während er seinem engsten Vertrauten aufsah. Dieser nickte nur leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Spitze seiner Zigarette glühte in der Finsternis der Nacht auf, wie ein kleiner roter Stern. Ein kleiner Wegweiser. „Du wirst erstaunt sein, wenn du erfährst, womit sie sich diese Kopfgelder verdient haben.“ „Sie müssen die Weltregierung ziemlich geärgert haben.“ „Wohl eher die Marine. Denn diese wurde von ihnen auf eigenem Grund und Boden ausgestochen.“ „Wie meinst du das?“ „Sie haben Enies Lobby gestürmt, um eine der Ihren vor dem Meeresgefägnis Impel Down zu bewahren.“ Ohne Vorwarnung lachte der Rotschopf lauthals auf und schlug sich dabei immer wieder auf den Oberschenkel. Ja, das war typisch Ruffy. Möge auch er sein One Piece finden und sich damit seinen Traum erfüllen. * * * * * Mit einem Grinsen auf den Lippen, saß der alte Mann auf einer steinigen Klippe. Die Insel, auf der sich befand war eine von vielen irgendwo auf der Grand Line. Immer wieder setzte er seine Rumflasche an seine Lippen an und gewährte seinem Hals eine brennende Erfrischung aus eben dieser, während er schweigend auf ein Bündel Steckbriefe in seiner freien Hand blickte. Vom Obersten aus, blickte ihm ebenfalls ein grinsendes Gesicht entgegen. Schelmisch. Und doch voller Überzeugung. „Interessanter Bursche,“ flüsterte er und blickte ein letztes Mal auf die Rumflasche in seiner Hand. Sie war beinahe leer. In einem Zug trank er daher den letzten Schluck des alkoholischen Getränkes aus und wand sich dann wieder den Zetteln in seiner Hand zu. Unter ihm brach sich das Meer, an den steilen Wänden der Klippe. Stille umgab ihn. Stille, die nur von seinem Lachen und den sich brechenden Wellen bezwungen wurde. „Ein Traum, erschaffen für alle Träumer. Roger… War es das was du wolltest?,“ fragend streckte er die Steckbriefe dem gelblich schimmernden Mond am Firmament entgegen, welcher in seiner vollen Pracht das Szenario und die Welt um den alten Mann herum erleuchtete. Es schien beinahe so, als wolle dieser die Blätter dem verstorbenen Piratenkönig reichen, damit auch er sie bewundern könne. Doch dann ließ er sie einfach los, so dass sie hinab fielen. Hinab ins tosende Meer. Wo sie von den Wellen verschluckt wurden und bis an den Grund hinab sanken. Verschwunden waren sie in den Tiefen des dunklen Wassers, welches von weißem Schaum gesäumt war. Verschwunden und vergessen. Eintagsfliegen im Meer der Zeit. Nur ein Steckbrief, entging diesem tragischen Schicksal. Wehrte sich dagegen. Wollte nicht kampflos verschwinden. Getragen von einer plötzlich auftretenden nächtlichen Brise des Meeres, flog es davon. Der alte Mann wusste instinktiv, welcher Steckbrief dies war. Musste bei dem Gedanken grinsen. Zum wiederholten Male. Als er die Flasche erneut ansetzte, bemerkt er missbilligend, dass er sie ja bereits ausgetrunken hatte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als aufzustehen und sich eine Neue zu holen. Und während er die wunderschöne Klippe verließ, kämpfte sich das unscheinbare Blatt Papier eben dorthin zurück. So als wolle die Person, welche es als gesuchten Verbrecher kennzeichnete, nicht im Meer versinken. So als wolle er seinen Feinden und selbst dem Tod ins Gesicht grinsen, statt zu lachen. Der Junge, dessen Kopf noch keine Krone schmückte, aber dafür… ein Strohhut. * * * * * „Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben! Sucht ihn doch. Irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt.“ - Gold Roger bei seiner Hinrichtung - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)