Just I knew Ryuuzaki von Beloved (I promised you to take revenge) ================================================================================ Prolog: Death Note 0: 5- November- 2004 --------------------------------------- Prolog : 5 - November - 2004 Ich schließe meine Augen, ziehe die Decke bis zu meinem Gesicht hoch und muss unwillkürlich schmunzeln. Es ist Nacht. Die Sterne leuchten in einem hellen Glanz und der Mond, so imposant wie noch nie, scheint über meinem Haupt. Ich freue mich auf diese Nacht, ach nein was sag ich denn da? Ich freue mich natürlich auf jede Nacht, denn schließlich träume ich jedes Mal von dir. Nur von dir... Es ist schon merkwürdig, dass ich sonst nicht träumen kann: Seit nun über 15 Jahren kann ich nur von dir träumen, obwohl...wir uns noch nie begegnet sind... Es ist merkwürdig, ja...doch was solls? Es ist nichts schlimmes daran. Ich träume von dir. Empfinde, was du empfindest. Denke, was du denkst. Und glaube, woran du glaubst. So war es schon immer und so wird es auch immer sein. Seit dem Tag, an dem ich zum ersten Mal dich in meinen Träumen gesehen habe. Dich und dein Schicksal..., das so traurig und herzzerreißend war, dass mir damals als Kind jedes Mal die Tränen im Schlaf in die Augen stiegen, wenn ich dich sah. Schon lange fragte ich mich nicht mehr, woher ich diese Gabe habe. Kann ich sie überhaupt als Gabe bezeichnen? Ich meine: Schließlich helfe ich niemanden damit... Ich träume nur... Es ist eine Gabe, ja. Aber sie nützt niemanden und sie schadet auch keinem: Deshalb dachte ich mir: Lass es gut sein. Warum solltest du es jemanden erzählen? Was hätte derjenige davon? Nichts. Also lebte ich mein Leben weiter. Kam abends immer mit einem großen Honigkuchen-Lächeln in mein Zimmer, machte mich Bettfertig und bereit, dein Gesicht zu sehen... Ich sah es. Und ein Lächeln zauberte sich auf mein schlafendes Gesicht. Deine Augen, wie sie gebannt auf den Monitor starrten. Um dich herum all diese Leute, die ich nicht kannte. Polizisten wahrscheinlich. Die Ermittler, die dich im Fall Kira unterstützten. Doch das war mir gleich, denn meine Aufmerksamkeit galt nur dir. Dir allein. Ich spüre deinen ruhigen Atem, deine warmen Hände, wie sie sich um deine Knie legten. Ich sehe deinen intensiven Blick und erkenne, dass sich Entsetzen in den Augen deiner Kameraden widerspiegelte. Etwas musste sie schocken, sie alle sahen auf den Monitor vor ihnen. Doch auch das war mir egal... Ich brauchte sie nicht, sondern nur...dich. Mein Blick wandert über dein schwarzes Haar, über deine blasse Haut, die ich in all den vielen Jahren zu lieben begonnen hatte. Wie sehr du dich in den vergangenen 15 Jahren veränderst hast...aus einem kleinem Jungen war ein junger Mann geworden und jeden Tag liebte ich dich mehr und mehr... Du dachtest angestrengt nach. Ich erkenne es. Ich sehe es an deinem Blick. Voller Hingabe und Leidenschaft für das, was du tust... Du fürchtest dich nicht. Du bist ein Kämpfer. Du weißt, was deine Aufgabe ist. Du kennst deine Bestimmung... Die Angst im Raum ist spürbar. Sie erdrückt die Übrigen, lässt die Finsternis in ihre Herzen ein. Sie verzweifeln. Ich kann ihre Demut und Furcht spüren. Da steht ein junger Mann. Groß, braunhaarig. Aus den vorherigen Nächten, weiß ich, dass du ihn verdächtigst Kira zu sein...vielleicht ist er es ja wirklich. Es kümmert mich nicht sonderlich. Der junge Mann sieht gut aus; hat etwas Geheimnisvolles an sich. Aber ich kann sein Gesicht nicht leiden. Vielleicht liegt es daran, dass du einmal gedacht hast, dass es "schöne" Züge hat... Auch, wenn du mich nicht sehen kannst, meine Gegenwart nicht wahrnimmst: Ich bin da. Ich bin an deiner Seite und werde auch nie von ihr weichen. Denn du bist meine große Liebe. Ich lernte dich zwar in meinen Träumen kennen, genauer gesagt, an dem Tag, an dem ich meine Eltern verlor. Ich weiß es noch, als wäre es erst gestern gewesen... Ich war sieben...jung, naiv. Meine Eltern starben und ich kam von Kyoto nach Tokyo zu meiner Tante. Sie sollte für mich sorgen, sich meiner annehmen. Und in dieser Nacht in meinem neuen "Zuhause", träumte ich das Erste Mal von dir. Zuerst dachte ich, es wäre ein ganz normaler Traum gewesen, bis mir einfiel, dass es auch mein "erster" wirklicher Traum gewesen war! Ich hatte zuvor nie geträumt und so merkwürdig es auch klingen mag: Ich hatte das "Nicht-Träumen" mit keiner Faser meines Körpers gemisst... Zumindestens bis dahin nicht. In den darauffolgenden Wochen, Monaten, Jahren geschah es nun jede Nacht, dass ich dich sah. Ich lernte dich kennen, dein Leben, das umso viel mehr tragischer war, als meines. Und doch gabst du nicht auf...du hast gekämpft. Nun warst du 24. 24 und ein genialer Detektiv, der die Verbrechen von Kira sühnen würde. Du würdest ihn fassen, da war ich mir sicher... Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr meine Brust. Ich sackte zusammen... Arashi Yoshino, das schlafende Mädchen, griff sich auf einmal an die Brust, schnappte verzweifelt nach Luft und wälzte sich unruhig auf ihren Bett herum. Ihre Lider zuckten spastisch und sie schlug wild um sich. Was ist das? Während mir die Luft stockt, sehe ich deinen Körper vom Stuhl fallen...deine Augen weiten sich, der Löffel entgleist deinen sonst sicheren Händen...was ist los? Sie schlug sich die Decke vom Körper, öffnete den Mund, um zu schreien. Der Hall ihrer Stimme verteilte sich im Raum, weckte ihre schlafende Tante im Zimmer nebenan und veranlasste sie die Gemächlichkeiten ihrer Nichte zu betreten. Entsetzen spiegelte sich in ihren Augen, als sie sah, dass jene sich unkontrolliert über den Boden rollte und sich in undefinierbaren Zuckungen verlor. Er hält dich in seinen Armen....und sein Blick, diabolisch und erwartend zugleich, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Was passiert hier? Ich bekomme keine Luft mehr...doch das ist nicht das, was in mir so unglaubliche Ängste auslöst. Ich sehe dich sterben....! Die Hände des jungen Mannes legen sich um dich, scheinen dich behutsam in ihren Bann zu ziehen, doch seine Augen sprechen das Gegenteil. Sie hassen dich...sie wissen, dass du sterben wirst... Nein! Nicht! Meine Augen füllen sich mit heißen Tränen...was kann ich tun? Der Mann sieht dich an, du erwiderst seinen Blick mit der zu späten Erkenntnis, dass deine Vermutungen von Anfang an richtig gewesen waren...Er war Kira... Er und niemand sonst! Deine Augen schließen sich langsam...das Leben entschwindet deinem Körper und ich spüre die Leere, die sich in meinem Herzen breit macht. Die endgültige Leere, die mich in ein dunkles Gefängnis sperrt. In einen Abgrund, so schwarz und tief, so unendlich....! Der Mann hält dich in seinen Armen und der Blick weicht erst im allerletzten Moment, wo er mit angsterfüllter Stimme deinen "falschen" Namen ruft! Deine Glieder erschlaffen und dein Herz machte seinen letzten Schlag.... Es war vorbei... »Arashi! Wach auf! Komm zu dir!« Sie schlug mit der Handfläche fest gegen das Gesicht ihrer Nichte, sodass sich die bleiche Haut rot färbte. Doch Arashi wachte nicht auf. Heiße Tränen liefen ihre Wangen hinunter, sie wisperte unverständliche Wörter vor sich hin und schlug noch immer wild um sich. »N....ein...!«, stöhnte sie unter Schmerzen. »Nein....! Bitte nicht..!« Ihre Tante wusste sich nicht anders zu helfen, sie schlug ein weiteres Mal zu. Die Hilflosigkeit war in ihren Augen klar zu erkennen. Was sollte sie nur tun, um ihrer Nichte zu helfen? »Arashi! Bitte, wach doch auf!«, flehte sie und konnte ihre Tränen nun auch nicht länger halten. Der Atem der jungen Studentin beruhigte sich langsam...und ihre Lider öffneten sich einen Spalt. Als ihre Tante ihr Erwachen sah, schnappte sie erleichtert nach Luft. »Oh, Gott! Endlich!« Doch an Gott wollte das junge Mädchen im Moment nicht denken. Das schweißnasse Haar klebte auf ihrer Haut, ihr Gesicht schmerzte, doch das schlimmste war das Ende ihres Traumes gewesen, das umso vieles grausamer war, als jede körperliche Pein auf der Welt. Sie blieb stumm, was dem Menschen neben ihr nur noch mehr Angst einjagte. »Was hast du, Arashi?«, fragte ihre Tante zögerlich. Arashi sah ihn ihre Augen, die Tränen wollten nicht versiegen und das Gefühl, etwas unwiederbringlich verloren zu haben, übermannte ihren Geist. Sie hatte ihn verloren. Sie hatte ihn sterben sehen. Ihn sterben lassen! Sie spürte noch immer das weichende Leben und wie seine Seele langsam die körperliche Hülle verlassen hatte. Die Augen des Mannes, rotfunkelnd und tödlich. Diese Augen, die gewusst hatten, was passieren würde. Die den Tod beeinflussten und ihr ihren Liebsten genommen hatten. Diese Augen... Arashi glaubte ihr Herz nicht mehr schlagen zu hören...schlug es noch? Sie spürte nichts... Auch für die Berührungen ihrer Tante war sie nicht zugänglich...Es war das gleiche Gefühl, als sie das letzte Mal in sein Gesicht geblickt hatte. Die Erkenntnis ihn ihnen...sie raubten ihr die Sinne. War es wirklich geschehen? War er wirklich...? Warum?! Kälte....Leere....der Tod. War er so grausam...? So....endgültig? Atmete sie noch...? Sie spürte es nicht... Was sollte sie tun? Für ihn? »Er ist tot....«, hauchte sie unverständlich und die Tränen rollten lautlos auf den Boden. »Was hast du gesagt...?«, fragte sie, als sie sah, dass sich Arashis Lippen bewegt hatten. »Was...?« »Er ist tot....«, flüsterte sie erneut. Doch auch dieses Mal waren die Worte unverständlich. Er ist tot... Ende des Prologes >5-November-2004< Kapitel 1: Death Note 1 : 1 Jahr später : Eine gewagte Theorie -------------------------------------------------------------- Kapitel 1 : Ein Jahr später: Eine gewagte Theorie Es war geschehen. Ich hatte es mir nicht eingebildet. Es war wirklich geschehen und so sehr es mich auch zerreißt, ich kann nichts dagegen tun. Es ist vorbei. Die Zeit heilt meine Wunden nicht. Sie bleiben offen. Für immer... Arashi strich sich die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und stützte sich mit der Hand gegen den Tisch. Ihr Blick wanderte von ihren Schulbüchern, hin zum Fenster, aus dem ein betörender Duft drang. Herbst... Doch diese Jahreszeit konnte sie nicht mehr fröhlich stimmen. Im Gegenteil. Der Herbst erinnerte sie immer an Dinge, die sie zum Weinen brachte. Schöne Dinge. Erinnerungen. Sie folgte kaum dem Unterricht, meldete sich nur, wenn man sie aufrief und verbrachte auch die restliche Zeit lieber allein. Es waren 9 Monate vergangen, seit ihre Träume auf grausame Weise geendet hatten. 9 Monate... Sie fragte sich, wie sie über diesen Verlust hinwegkommen sollte und sie kam zu der Erkenntnis, dass sie es niemals über sich bringen würde, ihn zu vergessen oder die Nacht, in der er sie verließ. Nie... »Yoshino?« Als ihr Name aufgerufen wurde, blickte sie auf. Sah in die enttäuschten Augen ihres Lehrers. Sie ahnte bereits, was er dachte. >Was ist nur aus dir geworden? Du warst einer meiner besten Studenten.< Aber sie konnte und wollte ihm darauf keine Antwort geben. Er würde es ohnehin nicht verstehen können. Sie erhob sich von ihrem Platz, sie hatte die Frage nur beiläufig mitgekriegt und wartete darauf, dass ihr Lehrer die Aufgabe noch einmal stellen würde. »Übersetze den Text auf der Tafel ins Englische.« Sie sah hin, erkannte, dass es ein Songtext war und augenblicklich wurde ihr schwer ums Herz. Sie kannte den Text. Leise fing sie an zu übersetzen: »Every night in my dreams, I see you. I feel you... That is how I know you go on... Far across the distance and spaces between us. You have come to show you go on...« In ihrem Innern spürte sie, wie etwas zerbrach. Es war ihr Herz, dass von unsagbarem Kummer überwältigt wurde, dass sie hoffte, nicht weiter übersetzen zu müssen. »Sehr gut. Mach weiter.«, lobte ihr Lehrer und ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Arashi sah voller Trauer auf die zweite Zeile: »Love can touch us one time and last for a lifetime and never go till we're on....« »Was sollen diese Zeilen bedeuten?« Die Frage war an die ganze Klasse gerichtet, während Arashi die eben gesagten Worte in sich aufnahm. Statt der anderen beantwortete sie die Frage: »Es ist das Lied einer Liebenden. Sie sagt, dass sie ihren Liebsten nachts in...«, sie stockte für einen Moment. »...nachts in ihren Träumen sieht. Er ist gekommen, um ihr zu zeigen, dass das Leben weitergeht...« Die Blicke ihrer Klassenkameraden richteten sich auf sie. Sie starrten gebannt auf ihre Lippen, auf die Erklärung über das Lied. Arashi sprach seit langem wieder von selbst. In den letzten Monaten war sie wie verändert. Aus dem sonst so lebenslustigen Mädchen, war ein stummer und ruhiger Mensch geworden. Ihre engsten Freunde, die Studentin Yukari und der Student Masayoshi sahen sie überrascht an. Die Freude aber auch die Neugier war in ihren Augen zu erkennen. Endlich ging Arashi wieder aus sich heraus. Wenn sie doch nur gewusst hätten, dass ihr dieses Lied das Herz zerriss und eine Wunde, die ohnehin schon tief genug war, nur noch tiefer machte. »Sie spricht von der einzig wahren Liebe und der Erfüllung, die sie mit sich bringt. Die Liebe kann uns einmal treffen und ein ganzes Leben andauern und niemals aufhören, bis...wir eins sind.« Ihr Lehrer sah ihr sprach entgegen. Seine Schüler taten es ihm gleich. Diese bewegenden Worte, aus tiefem Herzen gesprochen, hinterließen einen großen Eindruck. »Das hast du sehr schön gesagt, Arashi. Bitte melde dich doch mehr. Du weißt deine Worte wirklich sehr gut zu gebrauchen.« Dies gesagt, setzte sich Arashi wieder und ihr Lehrer, froh alte Zeiten in seiner Studenten wieder aufleben zu sehen, schrieb den Rest des Liedes an die Tafel. Das lange, schwarze Haar fiel Arashi in die Augen, verdeckte die rot gewordenen Lider und die leisen Tränen, die ihr das Gesicht hinunterliefen. Sie weinte, still...für sich. Dieses Lied hatte begrabene Erinnerungen in ihr aufgeweckt. Erinnerungen, die sie immer an den Menschen in ihrem Herzen erinnerten. Lawliet. 9 Monate. Seit so vielen Monaten war er schon tot. Begraben unter stickiger Erde. An einem Ort, den er nie mehr in seinem Leben verlassen würde. Leben... Es war so ungerecht. Warum musste er sterben? Was hatte er falsch gemacht? Er hatte ihm vertraut... Arashi hasste den Mann, der für Lawliets Tod verantwortlich war. Sie hasste ihn aus tiefsten Herzen und sie konnte seine roten Augen einfach nicht vergessen. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss und versuchte an Lawliet zu denken, erschienen ihr diese verdammten Augen. Teuflisch. Sich für Gott haltend. Yagami Raito... Ein normaler Schüler, wie sie oder die anderen. Ein normaler Mensch.... Nein. Normal war das falsche Wort. Wie konnte jemand normal sein, der mit einem Buch unschuldige Menschen umbrachte? In einem unbeobachteten Moment wischte sich Arashi die warmen Tränen weg. Nicht ahnend, dass ihr Mitschüler Masayoshi Asano sie mit einem erschrockenem Blick ansah. Er hatte die Tränen gesehen und sich gefragt, warum sie so litt. Was war es, dass sie so sehr verändert hatte? Seit dem 5. November letzten Jahres war sie wie ausgewechselt. Was war in dieser Nacht mit ihr geschehen? Sie wollte es ihm und ihrer Freundin Yukari nicht verraten. Sie schwieg. Und mit diesem Schweigen fing eine Freundschaft an zu brechen. Das erlösende Erklingen der Schulglocke veranlasste die Studenten freudig aufzustehen und sich auf den Flur hinaus zu begeben. Arashi saß noch einige Zeit bewegungslos auf ihrem Platz. Ihr Blick richtete sich auf die Tafel und die schrecklich süßen Worte. Er würde nicht in ihre Träume wiederkehren. Nie wieder. Es ist vorbei...es endete, in jener Nacht... Sie stand auf, packte ihre Sachen und warf sich die Schultasche über die Schulter. Sie hielt es keine Sekundelang mehr in diesem Raum aus. In einem Raum, in dem sie jeden Moment an ihn erinnert wurde. Schnellen Schrittes ging sie aus der Tür, doch im letzten Moment hielt sie jemand an ihrem Handgelenk fest. »Was ist los, Arashi? Wohin gehst du?« Es war Masayoshi.Seine Augen waren voller Besorgnis und sein Blick verriet, dass er nicht bereit sein würde, sie gehen zu lassen. »Ich fühle mich nicht wohl...ich gehe nach Hause.«, log sie, ohne ihm in die Augen zu sehen. »Dann leg dich doch auf die Krankenstation hin, bis es dir besser geht.« Er zog den zierlichen Körper der Schülerin zu sich. »Nein, ich gehe nach Hause.«, sagte sie bestimmt und entzog sich ihm. Ihre Uniform raschelte leicht im Gehen, als sie den Flur entlang schritt und den armen Masayoshi stumm stehen ließ. Es hatte keinen Sinn sie zur Umkehr zu bewegen, dass wusste der 21-jährige Student. Wenn Arashi sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, auch wenn es nur die Entscheidung war nach Hause zu gehen, dann war sie davon nicht mehr anzubringen. Zumindestens in dieser Hinsicht hatte sie sich nicht verändert. Was war nur mit ihr los? Was war aus dem fröhlichem Menschen geworden, der für alle Späße zu haben gehabt war? Was war aus dem Mädchen geworden, dass man einfach nur gern haben konnte. Wo war ihr Lächeln, dass einen so bezauberte und dass einem die Luft zum Atmen nahm? Arashi trat aus dem Gebäude, der herbstliche Wind strich ihr die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und kühlte die heißen Wangen. Sie liebte den Wind, doch selbst jetzt konnte er ihre Stimmung nicht heben. Nichts konnte ihre Laune bessern, nichts, dass zu erreichen war. Sie trat den Heimweg an, den Blick stets zu Boden gerichtet und hing ihren Gedanken nach. Denselben Gedanken, denen sie die letzten 9 Monate nachgehangen war. Immer waren es die gleichen. Immer dachte sie nur an ihn: Du warst ein Narr...warum hast du ihm vertraut? Es wäre alles anders gekommen, hättest du ihm nur nicht vertraut...aber was sage ich... Lachende Kinderstimmen drängten sich an ihr Ohr und sie musste sich an einen Traum vor fast 10 Jahren erinnern. Es war Sommer gewesen und Lawliet sah aus seinem Fenster. Beobachtete die Kinder im Garten, die spielten und ihr schreckliches Schicksal Waise zu sein vergasen. Er konnte es nicht vergessen. Die Tatsache keine Eltern zu haben, trieb ihm jedes Mal die Tränen in die Augen, sodass er Trost bei Watari zu suchen hatte. Er nahm seinen Schützling in den Arm, strich ihm behutsam über den Rücken und versuchte ihm die traurigen Gedanken auszutreiben. Es gelang ihm nicht jedes Mal, doch Lawliet freute sich, dass es überhaupt jemanden gab, der ihn in den Arm nehmen konnte. Überhaupt jemand.... Wie gerne wäre sie diejenige gewesen, die sich seiner annahm. Wie sehr wünschte sie sich jetzt, ihn in ihre Arme zu schließen und nie wieder loszulassen. Wie gerne... Aber es war nur ein Wunsch, der nie in Erfüllung gehen sollte. Ein Traum, der allmählich an Konturen verlor. Das Lachen verschwand und mit ihm auch das Bild von Watari, der Lawliet in seinen schützenden Armen hielt. Es ist so ungerecht...ich liebe dich doch. Reicht meine Liebe nicht aus, um dich zu mir zurückzuholen? Ist es denn wirklich so aussichtslos? Ist der Tod wirklich das Ende? Die Kälte hat mein Herz schon längst umschlossen. Ich spüre meine Sinne nicht mehr und all die schönen Farben in meinem Leben weichen einem düsteren Grau. Ich will weitergehen...doch ich kann nicht. Ich bleibe stehen und sehe, dass du mich verlassen hast. Mitten im Gehen war sie stehen geblieben, sie hatte es nicht bemerkt. Die Passanten um sie herum gafften sie mit neugierigen Blicken an, tuschelten hinter vorgehaltener Hand und fixierten sie mit ihren Augen. Das war Arashi alles gleich. Sollten sie Leute doch über sie denken, was sie wollten. Er hatte sich auch nie Gedanken darüber gemacht, ob die Menschen ihn mochten oder nicht...nie. Sie setzte ihren Weg fort. Fragte sich, wohin sie gehen sollte. Nach Hause? Zu ihrer Tante? Nein, ihre Tante war verreist und würde erst morgen wiederkommen. Die Wohnung stand leer. So leer wie ihr Herz. Wohin sollte sie gehen? Sie wusste es nicht und doch trugen sie ihre Beine an einen Ort. Immer weiter weg von der Stadt, hinein in eine menschenverlassene Gegend. Baumalleen schmückten den Wegesrand. Arashi fühlte sich verloren. Sie hatte niemanden, mit dem sie über ihre fehlenden Träume sprechen konnte. Niemanden, der sie vielleicht in den Arm hätte nehmen können. Der Mensch, der ihr als einzigster am Herzen gelegen hatte, war tot. Erst als sie erneut anhielt, aufsah und einen Grabstein vor sich sah, wusste sie, dass ihr Weg sie an sein Grab geführt hatte. Das Kreuz, welches einen kleinen Schatten auf den Boden warf, berührte das umliegende Gras. Die am Himmel stehende Sonne streichelte sanft den kalten Stein. Arashi fuhr mit den Fingerspitzen behutsam über die Inschrift. Sie hatte damals sein Grab aufgesucht und es gefunden. Damals, eine Woche nachdem ihre Träume geendet hatten. Zuerst war sie sich nicht sicher, ob sie es finden würde, oder ob man überhaupt eines für ihn errichtet hatte. Doch die damaligen Polizisten hatten dafür gesorgt, dass Lawliet nicht als ein niemand von dieser Welt verabschiedet wurde. Er starb bei dem Versuch die Menschen zu beschützen. Man durfte ihn nicht vergessen. Der kalte Stein kitzelte ihre Haut, es war, als wenn er pulsieren würde. Als wenn ein kleiner Hauch von Leben in ihm steckte. Du bist für die Menschen gestorben, die dir am Herzen gelegen hatten. Du hast für sie alles riskiert und alles verloren. Du Dummkopf. Musstest du so weit gehen? Musstest du wirklich dein Leben aufs Spiel setzen? Kira... Ihr Kopf senkte sich gen Boden, ihre Stirn berührte den kalten Boden und ihre Tränen benetzten ihn. Es war so furchtbar. Ich liebe dich....komm zurück...! Aber Lawliet schwieg. Wenn dieser Yagami Raito nur nicht gewesen wäre...er und dieses verdammte Buch! DEATH NOTE...ein Buch, mit dem man Menschen töten konnte...war das die Wahrheit? Existierte wirklich so ein Buch? L war davon ausgegangen. Er hatte daran geglaubt, auch wenn ihn die Existenz eines Todesgottes anfangs unwahrscheinlich vorgekommen war. Er hatte zum Schluss daran geglaubt. Und war mit diesem Glauben gestorben. Todesgott...wer das Death Note berührte, konnte den ehemaligen Besitzer des Buches sehen. Das klang absurd. Es gab so ein Buch nicht. Doch gab es auch Träume von Menschen, denen man vorher niemals begegnet war? Ja, es gab sie. Also: Musste es auch dieses Buch wirklich geben. Ein Buch, mit dem Lawliet getötet hatte. Kira.... Arashi hasste diesen Mann. Er war an ihrer Einsamkeit Schuld... Wenn du nicht gewesen wärst, wäre mein Leben noch in Ordnung...! Wenn du nicht gewesen wärst, wäre er noch am Leben! Yagami Raito...Kira...Mörder....! Ich werde dir nie verzeihen können. Niemals! Langsam richtete sie sich wieder auf, wischte sich das Nass aus ihren Augen. Wie oft hatte sie nun schon wegen ihm geweint? Die 9 Monate durchgängig? Jede Nacht? Sie wusste es nicht genau. Es war ihr gleich...denn niemand sah ihre Tränen. Niemand. Wenn du noch da wärst, Lawliet....ich würde alles tun...alles, nur um dich glücklich zu machen...bitte glaub mir. Du bist das Wichtigste in meinem Leben... Sie stellte sich die Frage, ob sie in der Lage war an das Death Note zu glauben. An das Buch und an die Todesgötter, an eine Möglichkeit den Tod zu beeinflussen und Menschen das Leben zu nehmen, wann immer es einem danach beliebt. Wollte sie daran glauben, konnte sie es? Wenn sie es sich eingestand, dass es existierte...gestand sie sich dann auch ein, dass Lawliet durch größere Mächte als die ihres christlichen Gottes, getötet wurde. Kam sie damit zurecht? Wenn du daran geglaubt hast...dann will ich auch daran glauben... Lawliet war durch das Death Note von Yagami Raito und dessen Todesgott gestorben... Sie waren die Schuldigen... Sie! Arashi erreichte eine Erkenntnis, die Sekunde von Sekunde immer klarer wurde. War es so..offensichtlich...so einfach? War es denn möglich, wenn...- So einfach...? Wenn es ein Buch gibt, mit dem man Menschen töten kann.... Dann muss es auch ein Buch geben, mit dem man ihnen das Leben Wieder zurück geben kann....! Sie führte sich diesen Gedanken immer wieder vor Augen. Lawliet war durch ein Buch gestorben, konnte...konnte sie ihn durch ein anderes wieder...zurückholen?! Das Mädchen erhob sich, strich das schwarze Haar hinter die Ohren und sah ernsten Blickes auf sein Grab. Wenn auch nur die kleinste Möglichkeit besteht...dass es wahr ist...wenn ich dich retten kann...dann will ich es versuchen! Sie berührte ehrfürchtig den rauen Stein, hauchte ihm einen sanften Kuss entgegen und glaubte im Wind eine leichte Stimme zu hören. Das Flüstern der Blätter berauschte sie und bestärkte sie nur noch in ihrem Entschluss. Sie würde es tun...Gleich wie lange ich brauchen werde. Gleich, ob meine Suche erfolglos sein wird...ich werde nicht aufgeben...niemals! Für dich! Mit der Stimme ihres Liebsten im Kopf verließ sie den Friedhof und machte sich auf in die Wohnung ihrer Tante. Bevor sie sich auf die Suche machte, hatte sie noch einige Sachen zu packen und sie musste den Menschen in ihrem Umfeld eine Nachricht hinterlassen. Sie konnte nicht gehen, ohne ihnen zu erklären, was sie vorhatte...oder zumindestens, musste sie ihre Freunde anlügen. Man durfte ihr nicht folgen. Der Ort, den sie betreten wollte, war kein Ort für Menschen, die schwache Nerven hatten oder...ein glückliches Leben führten. Vielleicht würde sie nie wieder kehren...vielleicht würde ihre Reise auch mit dem Tod enden...vielleicht Es war klar: Licht und Schatten. Liebe und Hass. Frau und Mann. Alles und Nichts. Alles hatte einen Gegensatz, einen Partner, wenn man es so sagen wollte. Wie zwei Seiten einer Medaille. Das eine konnte ohne das andere nicht existieren! Das Leben und der Tod... »Wenn es ein Buch gibt, mit dem man Menschen töten kann.... Dann muss es auch ein Buch geben, mit dem man ihnen das Leben wieder zurück geben kann....!« Ende des 1. Kapitels >Eine gewagte Theorie.< Kapitel 2: Death Note 2 : Eine unerwartete Begegnung ---------------------------------------------------- Kapitel 2 : Eine unerwartete Begegnung Finsternis. Dunkelheit. Die ewige Zerstörung. Für die Bewohner dieser Welt war es ein Paradies, für alle anderen war es die Hölle. Doch nennen wir sie einfach: Die Welt der Todesgötter. Trümmer lagen verstreut auf den Plätzen, die die Götter nutzten und der Himmel, pechschwarz und düster war alles andere als einladend. Schwere Luft, erstickend, durchströmte die Atmosphäre dieser Welt. Kein anderes Wesen außer einem Todesgott sollte in ihr überleben. Langsam schlugen die Flügel eines dieser Wesen in der Luft, vertrieben die dunklen Nebelschwaden und wirbelten den Staub auf, als er zur Landung ansetzte. Seine rotglühenden Augen und das hämische Grinsen, welches sein Markenzeichen war, blickten sich um. Scheinbar suchten sie etwas oder...jemanden. In den Händen hielt er ein Buch. In schwarzes Leder gebunden, abgenutzt und alt. Death Note... Aus dem Tiefen seiner Welt materialisierte sich ein zweites Wesen, hässlicher als er und mit Augen aus Gold. Ihr Körper glich dem einer Statue aus Marmor, ihre langen silbernen Haare standen wild umher. Ihr Blick traf auf den des anderen. Es schien, dass er voller Verachtung für ihn war. »Ryuk...du bist wieder da?«, fragte sie mit einem leichten Groll in der Stimme. »Schön dich mal wieder hier zu sehen...« »Ich freue mich auch dich wiederzusehen.«, lächelte Ryuk auf vornehme Weise und winkte der Todesgöttin zu. »Wie ist es dir ohne mich denn so ergangen, Liebste?« »Zwei Dinge: 1. Nenn mich nicht so! Und zweitens: Sehr gut.« »Das war jetzt aber gemein. Ich für meinen Teil habe dich sehr vermisst.« »Das bezweifle ich. Die Menschen haben dich doch köstlich amüsiert. Es muss ein Spaß für dich gewesen sein, ihnen dabei zugesehen zu haben, wie sie sich alle gegenseitig umbrachten.« »Es war lustig, dass muss ich zugeben. Diese Menschen sind unterhaltsamer als ich gedacht hatte. Vielleicht solltest du auch einmal in die Welt der Menschen hinabsteigen, Karai. Was meinst du?« »Kein Bedarf. Es reizt mich nicht.« »Dieser eine Mensch...der hätte dich gereizt.« »Du meinst Yagami?« »Genau den.« »Es war ein Fehler ihm dein Death Note zu geben, das muss ich dir ehrlich sagen.« »Ein Fehler? Wieso das denn?« Der Todesgott setzte sich auf den schmutzigen Boden, schlug die langen Beine übereinander und blickte interessiert zu Karai, die es ihm gleich tat. »Es war verantwortungslos einem Irren wie Yagami das Death Note zu geben.« »Es ist mein Buch und ich kann ja wohl entscheiden, wem ich es gebe und wem nicht.« Ryuks rote Augen sahen provozierend zu ihr. »Wo ist überhaupt dein Death Note?« »Dort, wo es hingehört.« »Lass es doch auch in die Welt der Menschen fallen, mal sehen was so passiert.« Ryuks Augen glänzten vor Verzückung bei dem Gedanken, was jetzt noch geschehen könnte, nachdem Kira tot war. Würde sich ein solches Massaker wiederholen? Es gab mit Sicherheit noch mehr Menschen, die die gleichen Ansichten wie Raito teilten und die bereit waren, sein Death Note zu benutzen...und natürlich auch bereit waren die Konsequenzen dafür zu tragen. Ein breites Grinsen erschien auf seinem grauen Gesicht. Ein Grinsen, das in schrecklichen Erinnerungen schwelkte. Wie viele Menschen waren wie Raito? »Ich glaube du unterschätzt die Menschen, Ryuk.« Karai´s Stimme war zu bezaubernd für eine Todesgöttin, das fiel auch Ryuk auf. Sie war anders als er. Vollkommen anders. Im Gegensatz zu ihm, sorgte sie sich regelrecht um die Menschen...den Grund, wusste er nicht und er konnte auch ihre Absichten nicht abschätzen. »Unterschätzen? Wie meinst du das?« »Du denkst die Menschen seien einfach gestrickt. Du machst dir keine Gedanken darüber, wie sie in Wirklichkeit sind. Es is dir egal, wie sie fühlen oder wie sie auf eine Situation reagieren.« »Sind das Vorwürfe?« »Ja.« »Weshalb sollte es mich interessieren, was mit den Menschen ist?« Die Unterhaltung wurde von Wort zu Wort aufregender. Was hatte Karai nur für diese Menschen übrig? »Weil sie eines Tages...dein Untergang sein könnten...« Sie sprach diese Worte unglaublich ernst aus und blickte ihm dabei tief in die Augen. »Sie sind gefährlicher als du es dir vorstellen kannst.« »Gefährlich? Für mich? Du redest wirres Zeug, Karai.« »Es ist mein Ernst, Ryuk. Die Menschen haben eine besondere Gabe.« »Eine Gabe?« Sie schwieg, hielt den Kopf gen Himmel gerichtet. Es war wahr. Sie war von ihrer Ansicht überzeugt. Die Menschen waren gefährlich... »Die Gabe, sich in ihre Gefühle reinzusteigern und alles um sich herum zu zerstören.« Ryuk grinste. Was für eine Gabe...alles um sich herum zu zerstören, nur wenn sie sich in ihre Gefühle reinsteigerten? Doch irgendwie hatte Karai Recht. Wenn er an Raito dachte und an seinen Wahn und seiner Ideologie von einer “reinen” Welt, dann... »Du scheinst viel über die Menschen zu wissen, Karai..woher kommt das?« »Ich beobachte...ich erkenne...anders als du, Ryuk.« »Du erkennst? Was erkennst du?« »Dass die Menschen, im Gegensatz zu uns...von ihren Gefühlen geleitet werden. Sie lassen sich von ihnen treiben. Ihre Handlungen werden von ihnen beeinflusst.....und das ist: wundervoll.« Ryuk konnte nichts tun, als laut aufzulachen. Leise Tränen der Freude rollten über seine Wangen. »Du redest fast schon wie einer von ihnen...! Wundervoll soll das sein?« »Wenn ein Mensch für seine Sache kämpft, dann findet er einen Weg sein Ziel zu verwirklichen. Dann gibt es keine Grenzen für ihn.« »Karai! Ich muss schon sagten, du klingst noch verrückter als ich!« Ryuk schmiss sich nach hinten und sein hämisches, selbstverliebtes Lachen hallte noch lange nach... Wie soll ich nur ohne dich weiterleben? Wie soll ich nur ohne dich atmen? Sag es mir...ich bitte dich. Warum musstest du mich nur verlassen? Ich verstehe es nicht... Dein Körper...tot? Dein Geist...verschollen? Nein...ich will es nicht akzeptieren...ich werde es nicht akzeptieren!!!! Niemals! Sie blätterte in Gedanken vertieft in dem alten Heft herum, das ihr in den letzten Monaten als Tagebuch gedient hatte. Ein Zuflucht, in dem sie ihre Gefühle und Empfindungen auslassen konnte. Nun, da er tot war...für immer verloren, blieb ihr nur noch diese eine Möglichkeit sich ihm nahe zu fühlen. Arashi sah in die Nach hinaus. Sie war in einem Hotelzimmer. Nach dem Grabbesuch war ihr Entschluss fester denn je gewesen. Sie hatte wieder ein Ziel vor Augen. Schnell war sie in die große Wohnung ihrer Tante gestürmt, hatte ihren einen Koffer gepackt, ihr Portmonee samt Kreditkarten geschnappt und hatte noch eine kurze Nachricht für sie hinterlassen. Sie schrieb nur das Nötigste. Dass sich ihre Tante keine Sorgen zu machen brauchte, dass sie bald wieder nach Hause kommen würde und dass alles in Ordnung war. Den Grund für ihr plötzliches Verschwinden hatte und wollte sie nicht nennen. Vielleicht ging sie an einen Ort, von dem es kein Entkommen mehr gab... Vielleicht würde sie ja nie mehr wiederkehren...! Aber sie würde nichts unversucht lassen. Absolut nichts! Der Mond schien durch die seidenen Vorhänge ihres Zimmers, tauchte die edlen Möbel in ein wunderschönes Licht. Das junge Mädchen strich sich durch die Haare, band sich die schwarze Pracht zu einem Zopf zusammen und ließ sich mit ihrem Tagebuch auf das Bett fallen. Bald würden die frühen Morgenstunden anbrechen und die Sonne würde sich hinter den gewaltigen Gebäuden erheben. Ein trauriges Schmunzeln umspielte ihre sanften Lippen. Lawliet blieb auch immer bis zum frühen Morgen wach, dachte über die Menschen nach, über ihr Handeln, ihr Wesen und warum er sich für sie einsetzte... Er war ein guter Mensch, jemand der für das Wohl anderer kämpfte. Auch...., wenn er dabei sei Leben riskieren musste. Dafür hatte sie ihn geliebt. Ihre Augen flogen über den ersten Eintrag in ihrem Buch. Die Nacht, direkt nach seinem Ableben. Er hat dich ermordet. Ich fühle es. Niemals hätte es soweit kommen dürfen. Niemals! Wieso gerade du? Warum hat dich Yagami getötet? Ich verstehe es nicht.... Dein Tod geht mir so unglaublich nahe...dein kalter Körper, der bald in die Erde hinabsteigen wird. Deine Augen, die sich nie mehr öffnen werden. Es zerreißt mich, es quält mich, es tötet mich....mich und mein Herz. KOMM ZURÜCK! KOMM ZURÜCK! KOMM ZURÜCK!!! Die darauffolgenden Seiten enthielten im Prinzip denselben, sentimentalen “Quatsch”, wie ihre Tante sagen würde. Doch dieser “Quatsch” bedeutete ihr mehr als ihr Leben. Es war der Beweis, dass sie sich diese Träume, die Träume über Lawliet, nicht eingebildet hatte. Was sind Kiras Ziele? Doch nicht wirklich die Erschaffung einer “neuen” Welt? Das ist ein unmöglicher Plan...! Oder? Du hast an die Todesgötter geglaubt. Du hast versucht dich ihnen in den Weg zu stellen...und bist an deinem Vorhaben gescheitert. Rem....das war der Name der Todesgöttin... Sie existierten. »Ich werde dich zurückholen. Gleich, was es mich kosten mag. Heute...beginnt mein persönlicher Kreuzzug gegen...GOTT.« Sie warf das Heft auf das Bett, zog sich den Mantel über und ging schnellen Schrittes aus dem Raum. Der Weg durch die Hotelhalle und aus ihr hinaus war geprägt durch ihr unerschütterliches Lächeln, das auf die Besucher sowohl anziehend als auch traurig wirkte. Der kalte Abendwind blies ihr entgegen, als sie erneut den Weg zu seinem Grab antrat. »Wo willst du hin, Ryuk?«, fragte Karai und flog ihm hinterher. Der dunkle Himmel ließ ihr silbernes Haar aufglänzen. Ihre schwarzen Flügel flogen bedrohlich über die zerstörte Stadt unter ihr. »Warte, Ryuk!« »Ich möchte jemanden besuchen.«, war dessen kurze Antwort. »Wen?« »Einen alten Bekannten...« Das Grinsen auf dem blau-grauen Gesicht war unheimlich. »Ich bin aber bald wieder zurück, meine Liebe.« Mit diesen Worten verschwand er. Zurück... In die Welt der Menschen Leise kniete sich Arashi hin. Fuhr mit den Fingern wieder über den leblosen Stein. »Ich verspreche es dir. Und wenn ich einen Pakt mit Luzifer höchstpersönlich eingehen muss. Ich verspreche es dir.« Ihre Mundwinkel zogen sich für einen Augenblick nach oben. >Ja...ich verspreche es... Sie versteckte ihr Haupt in ihren angezogenen Knien. Vergrub die Tränen unter einem Schleier der stillen Hoffnung. Ein Versprechen... Plötzlich lief es ihr kalt den Rücken hinunter und sie spürte die Präsenz eines Wesens. Sie fühlte, wie eisige Schwingen über ihr zum stillstand kamen und wie ein Windhauch ihr durch die Haare ging. Ein Aufatmen, so bösartig und friedlich zugleich hallte durch den leeren Friedhof. Arashi glaubte zu halluzinieren, doch es waren schon zu viele merkwürdige Dinge in ihrem Leben geschehen, sodass es sie nicht wunderte, dass sie auf einmal “so etwas” spürte. Angst lag ihr im Nacken und sie traute sich nicht sich umzudrehen. Was würden ihre Augen erblicken...? Eine Weile saß sie regungslos da. Wartete ab, was passierte...doch es geschah nichts. Langsam...wandte sie ihren Kopf nach hinten. Blickte in das Antlitz eines Wesen, dessen schwarze Flügel hoch über dem Boden ragten. Seine roten Augen in dem toten Gesicht sahen auf das Grab hinab, schenkten ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Dann trafen sich ihre Blicke - Arashis Herz setzte aus - aber das Wesen...sah sie nur an. Seine pechschwarzen Haare standen in die Höhe, seine Zähnen blitzen gefährlich hervor. Doch das merkwürdige an ihm war....das er lächelte. Er lächelte das Grab an. »Schon schade, dass du so früh sterben musstest. Aber ich kann dich beruhigen, Lawliet. Light weilt nun auch nicht mehr unter den Lebenden. Er hat die Konsequenzen für sein Handeln bekommen. Vielleicht stimmt dich das ja froh....« Sein Grinsen strahlte unglaublichen Spott und Hohn aus. Woher kennt er seinen Namen?!?!< Arashi schwieg und erst als das Wesen erneut auf sie blickte, er ihre verängstigten Augen sah und wie sie ihn direkt anstierte, da wurde ihm etwas bewusst. »Du kannst mich sehen...?« Arashi nickte. Und auch sie ereilte eine Erkenntnis. Zaghaft stand sie auf, wich dem Wesen aus. »Bist du...bist du ein Todesgott...?« Ende des 2. Kapitels >Eine unerwartete Begegnung< Kapitel 3: Death Note 3 : Hoffnung ---------------------------------- Kapitel 3 : Hoffnung Kalter Angstschweiß lief ihr die Stirn hinab, ihre Augen sahen ungläubig dem Geschöpf vor ihr entgegen. >Ein Todesgott...?!< Das teuflische Lächeln auf den roten Lippen des Wesens wurde breiter. »Du kannst mich also sehen...? Langsam bewegte sich sein Körper auf das Mädchen zu. Seine schwarzen Schwingen pressten sich eng an seinen Rücken. »Das ist ja ungewöhnlich...noch nie hat mich ein Mensch sehen können, ohne mein Death Note berührt zu haben....« Death Note?! Bei diesem Wort kehrte Arashis Bewusstsein plötzlich wieder und ihre Glieder lösten sich aus der schrecklichen Starre. »Sagtest du gerade....Death Note?« Keuchend ging sie einen kleinen Schritt auf ihn zu. »Death Note...? Dann bist du wirklich ein Todesgott?« Ryuk nickte und sah sie mit seinem typischen Lächeln an. »Woher weißt du das?« Sie glaubte es kaum. Ihre Sinne schwanden und die Erkenntnis einen wahrhaftigen Todesgott vor sich stehen zu haben, sickerte nur langsam in ihr Bewusstsein. Sah so...ein Überbringer des Todes aus...? Nur mühaft schaffte sie es das Zittern ihres Körpers zu unterdrücken. Sie spürte die Kälte ihren Nacken hinaufkriechen und wie sich ein kühler Dunst in ihre Blutbahnen einschlich. Ein übernatürliches Wesen... »Wie ist dein Name?«, fragte Ryuk mit seiner rauen Stimme, die ihr einen Schrecken einjagte. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich tue dir nichts.« Arashi gehorchte, sammelte all ihren noch vorhandenen Mut und blieb auf der Stelle stehen. »Ich bin Arashi Yoshino. Und...wie ist dein Name?« Scheinbar überrascht über diese Frage, zog Ryuk seine Augenbraue hoch, doch er tat ihr den Gefallen und nannte der jungen Schönheit seinen Namen. »Ryuk?« Sie ließ sich diesen Namen auf der Zunge zergehen. Hatte sie ihn nicht schon einmal gehört? Kam er ihr irgendwie bekannt vor? »Ryuk...?« Sie sah nach unten. Kleine Regentropfen fielen zu Boden, tauchten alles in einen dunklen, nassen Schleier. Bald spürte sie auch die Nässe und Kälte auf ihren Gesicht und wie der Platzregen sich einen Weg durch ihre Kleidung bahnte. Es fröstelte sie und ihr Atem war bereits als kalter Abendhauch zu sehen. Ryuk machte sich über diese menschliche Schwäche lustig und streckte einen seiner langen Arme aus. Schützend hielt er sie über den schwarzen Kopf des Mädchens. »Warum kannst du mich sehen?«, fragte er und strich ihr eine Strähne von der Wange. »Menschen können mich normalerweise nicht sehen...warum gerade du?« »Ich weiß es nicht.«, hauchte sie ihm schwach entgegen. Seine übersinnliche Aura schien sie in seinen Bann zu ziehen. Aus irgendeinem Grund gelang es ihr nicht, sich ihm zu entziehen. »Du bist interessant, Kleine...«, gab Ryuk offen zu. >Wenn er ein Todesgott ist...wenn er ein Death Note besitzt...< »Ryuk...warum bist du hier?« >Wenn er ein Todesgott ist, warum...< »...warum bist du an diesem Grab?« Er grinste erneut und sah zum Genannten. »Ich kannte den jungen Mann.« »Was?« >Er kannte Lawliet? Woher... Sie beschlich ein ungeheurer Verdacht. Nur wenige kannten ihn. Woher, also...? »Kira...«, schlussfolgerte sie zornig. Nur Menschen, die mit dem Kira-Fall vertraut waren und die...Todesgötter wussten von Lawliet. Erst durch Kira fühlte er sich dazu gezwungen seine Identität Preis zu geben....niemand sonst wusste von ihm Bescheid!!! »Du...du hast mit dem Kira-Fall zu tun gehabt, habe ich Recht?!«, schrie sie ihn urplötzlich an. Die Angst war der Wut und dem Zorn gewichen, die sich in den vergangenen Monaten angesammelt hatten. »Du....!« Der Gefühlsausbruch irritierte ihn und ließ ihn für den ersten Moment zurüchweichen. Dennoch war er fasziniert von ihrer Stärke und ihrem Auftreten, dass sich von einem Augenblick zum Anderen gewandelt hatte. »Das stimmt. Aber woher weißt du das?« »Woher kanntest du Lawliet?«, forderte sie sofort zu wissen. Das Feuer in ihren Augen brannte lichterloh. »Antworte!« »Er hat Kira gesucht.« »Und?« »Kira...war sozusagen...ein “Freund” von mir.« Arashi zuckte zusammen. >Ein Freund? Das bedeutet dann...< »Du hast...Light Yagami dein Death Note gegeben...ist es nicht so?« Anerkennend warf er seine Arme in die Luft. »Nicht nur wunderschön, sondern auch noch schlau. Aber es wundert mich, dass du soviel über die Kira-Ermittlungen weißt. Ich kann mich nicht erinnern, dich jemals mit Lawliet zusammen gesehen zu haben oder mit einem der anderen Schnüffler.« »Du kannst mich auch nicht kennen...«, lächelte sie boshaft. Ihr Gesicht war dem Boden zugewandt und ihre weiblichen Züge wurden durch die nasse, enganliegende Kleidung betont. Ryuk fand sie äußerst attraktiv und fühlte sich zu ihr hingezogen. Vor allem gefielen ihm ihre pechschwarzen, tiefen Augen, die wie Diamandten im Schein des Mondes aufblitzen. »Dann ist das alles wegen dir...wegen dir und deinem verfluchten Buch...er würde noch leben.«, flüsterte sie. Doch diese Worte waren eher an sie selbst gerichtet. Ryuk hörte lediglich zu. »Was hast du gesagt?« »Wenn du nicht gewesen wärst, würde Lawliet noch leben...«, sagte sie diesesmal mit Nachdruck. Ihr Haar fiel in die Stirn, bedeckte die kalten, hasserfüllten Augen. »Mörder...« Der Todesgott wich einen Schritt zurück, legt den Kopf schief. »Was redest du für wirres Zeug, Kleines...?« »Unwichtig.« Sie richtete ihr Haupt dem Wesen entgegen. »Sag mir eins, Todesgott: Wenn es ein Buch gibt, mit dem ich Menschen töten kann. Existiert dann auch ein Buch..., mit dem ich sie wieder zurück holen kann?« Vorsichtig lösten sich Ryuks angespannte Gesichtszüge. Das Lächeln erstrab und die hässliche Kälte seines wahren Wesens kam zum Vorschein. »Was hast du gesagt?« Auch der Klang seiner Stimme hatte sich verändert. Er sprach nicht länger in einem belustigten oder gar fröhlichem Tonfall. Er hörte sich furchtbar ernst und erschrocken an. »Ein Buch...mit dem man Menschen wieder zurück ins Leben holen kann...?« »Existiert so ein Buch?«, fragte Arashi erneut. Das Drängen des Mädchens wurde dem Todesgott allmählich lästig. Die Kleine schien nicht wie die anderen Menschen zu sein, denen er bisher begegnet war. Anders als Light und noch ganz anders als dieser Ermittler namens L. Wer war sie? Ein Name allein machte keine Person aus. Er diente nur zur Identifizierung. Ein Name sagte weder über den Charakter, noch über die Ansichten einer Person etwas aus. Ryuk spürte einen düseren Schleier über ihr schweben. Einen sanften Hauch der Finsternis. Normaler Sterbliche hatten so keine so ungewöhnliche Aura. Erst jetzt nahm er den Unterschied wahr, der ihn schon die ganze Zeit über, seit er das Mädchen am Grab hat sitzen sehen, gestört hat. Ein Geruch des Todes umgab sie... »Todesgott!«, schrie sie. »Gibt es so ein Buch?« Aber Ryuk schwieg eisern, mit sich kämpfend, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte. Es war noch nie passiert - wirlich noch nie- dass ein Mensch nach diesem Buch gefragt hatte. Das Death Note war einigen Menschen bekannt und seit den Kira-Ermittlungen war es sogar noch populärer geworden. Aber das Buch nach dem sie fragte... »Warum willst du das wissen?«, fragte er sie ungeduldig. Sein bedrohliches Antlitz musterte sie. Was war es, dass sie zu etwas Besonderem machte? Sie sah nicht anders aus, als die Anderen. Jung, schlank, hübsch, begehrenswert... »Ich habe einen Plan...«, erwiderte sie furchtlos. »Einen Plan, den ich um jeden Preis verwirklichen will!« »Was für einen Plan?« »Vor einiger Zeit nahmt ihr mir einen geliebten Menschen...einen Menschen, der mir mehr als mein Leben bedeutet hatte.« Ryuk sah auf das Grab. »Du meinst ihn hier?« »Lawliet starb, weil sein Name in dein verfluchtes Buch geschrieben wurde!« »Es war nicht meine Schuld.«, konterte er betroffen. »Es ist dein Buch, Ryuk! Dein Buch und deine Verantwortung!« »Und du hast vor ihn wieder zurück zu holen...?« »Das ist mein Plan...« Sie stellte sich ihm entgegen und der Größenunterschied war geradezu lächerlich. Ryuk musste sie um ungefäjr drei bis vier Köpfe überragen. »Dieses Buch ist nicht für Meschenhände bestimmt.« Ein Leuchten erstrahlte in ihren Augen. »Dann gibt es so ein Buch?« »...Ja.« »Aber ich sagte bereits, dass es für die Menschen nich bestimmt ist. Du wirst dieses Buch niemals in die Hände bekommen.« »Das hast du nicht zu entscheiden. Du, der so Todbringendes Buch in die Welt der Menschen geschleppt hat!« »Ich bin der Besitzer des Death Note...es stimmt, dass ich nicht entscheiden kann, ob du das Buch erhälst, aber...glaub mir: Du wirst es nicht bekommen...« »Wieso nicht?« »Noch kein Mensch hat es je in seinen Händen halten dürfen. Es wäre Gotteslästerung.« »Was?!«, entrüstet ließ sie dieses Wort auf ihrer Zunge zergehen. >Gotteslästerung?!< »Menschen umzubringen ist eine Sache...sie sterben ohnehin eines Tages. Somit ist das Death Note nur Mittel zum Zweck und beschleunigt die Sache ein wenig. Aber es ist nicht vorgesehen, dass ein Mensch nach seinen Tod nocheinmal die Welt der Lebenden aufsucht...« »Soll das heißen, dass...es okay ist, wenn ein Buch existiert, das Leben auslöscht, aber...ein Buch, das Leben schenkt ist...verboten?« »So ist es.« »Das kann und will ich nicht glauben!« Tränen standen ihr in den Augen. Es konnte doch nicht sein, dass...nein! Sie wollte nicht länger zuhören! Zu schmerzhaft waren die Worte, die auf sie eindröhnten und das Herz zerschmetterten. Ryuk sah die Verzweiflung in ihr aufkeimen. Benommen sah er ihren Tränen beim Fallen zu. Sie war in der Tat außergewöhnlich. Hatte sie denn wirlich vor, einen Toten zurück ins Leben zu holen? Sie wäre damit die Erste, die diese Lästerung gegen Gott ausübte...> Die Erste...< »Ist es dir ernst?« Sie sah auf. »Natürlich!« »Warum willst du das tun?« »Weil er nicht sterben sollte! Er hätte weiterleben sollen!« »Kannst du seinen Tod nicht akzeptieren?« »Nein! Niemals!« Neben den Tränen war Ryuk auch gerührt von der Stärke und dem Mut, den das Mädchen bewies. »Wenn es dir ernst ist, will ich dir helfen.« »Was...?« »Wenn du dir im Klaren bist, dass du einen Weg ohne Wiederkehr betreten wirst. Einen dunklen Pfad, auf dem dir niemand helfen wird. Wenn du bereit bist, dein eigenes Leben im Austausch gegen das des Toten einzulösen...dannn: Aber auch nur dann, werde ich dir zeigen, wie du das Buch bekommst.« Ryuk spürte innerlich, dass er einen Fehler begang. Es war falsch, dass ein Mensch das Buch des Lebens in den Händen hält. Ein Buch, dass seit Anbeginn der Zeit von niemanden, als seiner Besitzerin gehütet wurde. >Falsch...< »Ich bin mir dessen bewusst.«, sage sie entschlossen. »Ich habe von Anfang gewusst, dass ich mein altes Leben nie wieder antreten könnte.« Arashi sah einen Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit aufblitzen, wenn sie ihn jetzt erreichte, dann würde dies das Ende sein... Für sie und für Lawliet.... Eine reelle Chance...eine Möglichkeit ihn zurückzuholen...gleich, was es mich kosten mag...Lawliet. Ich werde mein Versprechen halten... Ende des 3. Kapitels Hoffnung Kapitel 4: Death Note 4 :Das Mädchen ohne Unschuld (I) ------------------------------------------------------ Kapitel 4 Das Mädchen ohne Unschuld (I) Freude, Trauer, Verlangen, Sehnsucht...es sind Gefühle, die mich noch nie so stark getroffen hatten, wie in diesem Moment. Ich werde bereit sein...wenn wir uns wiedersehen, Lawliet. Der nächste Morgen ließ ihre Sonnenstrahlen auf das Grab fallen. Doch niemand war mehr da, der es mit seiner Anwesenheit beglückte. Arashi sah aus dem Fenster ihres Hotels, in der einen Hand ihre Tasse Milchkaffe, in der anderen ihr Tagebuch. Es fiel ihr noch schwer die Ereignisse, der letzten Nacht zu verarbeiten. >Todesgott Ryuk...< Sie hatte einen gefunden und noch dazu einen...,der mit dem Kira-Fall in Verbindung stand, jemand der Lawliet kannte...jemand, der an seinem Tod mitschuldig war... Leichte Sonnenstrahlen umspielten ihr umnachtetes Gesicht, die Müdigkeit war ihr anzusehen. Ihr Weg war noch lang. Erst vor wenigen Stunden hatte sie sich entschlossen ihr altes Leben hinter sich zu lassen und ein neues zu beginnen. Trotz der wenigen Stunden, die seitdem verstrichen waren, waren schon so viele Dinge geschehen, die sie beinah um den Verstand brachten. Ihre Augen flogen misstrauisch durch die lebendige Menschenmenge unter ihr. Menschen, die ihr völlig fremd waren und die sie dennoch verabscheute. Auf ihrem unbenutzten Bett mit den weißen Laken, saß gemütlich der Todesgott und führte sich einen Apfel nach dem anderen zu Gemüte. Sein Grinsen war schrecklich und die Kälte, die er aussandte ließ sie frösteln. »Wie lange willst du mich noch auf die Folter spannen?«, fragte sie im leicht gereizten Ton. Ryuk lächelte. »Nur Geduld, meine Liebe.« »Du verlangst meiner Ansicht nach zu viel Geduld.«, entgegnete sie. »Es ist bereits später Vormittag und das einzige was du bisher getan hast, ist Äpfel zu essen!« »Ich liebe dieses Obst nun mal, ich kann nichts dafür.« »Na und? Kommen wir endlich zur Sache.« »Dir ist es ernst...nicht wahr?« »Ja, dass habe ich dir schon mehrmals gesagt.« »Es ist nicht einfach and das gewünschte Objekt zu kommen, Arashi...« »Ich weiß....« >Das sagtest du auch schon unzählige Male...!< »Bevor ich dir alles über das Life Note sage...erzähle ich dir ersteinmal was das Gegenstück, das Death Note ist...« »Spar dir das. Ich denke, dass ich bereits alles relevante über dieses Buch weiß.« Sie stellte ihr Tasse auf den Tisch und öffnete das Fenster, ließ den Lärm Tokyos und die verschiedensten Gerüche hereinströmen. Gierig zog sie diese in sich auf, schloss dabei die Lider. Ihre Hüften bewegten sich unabsichtlich verführerisch, als sie den Gesang einer bekannten Sängern von den Straßen herauf strömen hörte. Ryuk beobachtete das Geschehen mit Neugier, hatte er bisher noch nie Gefalle an einer menschlichen Frau gefunden. Doch dieses Weib war anders. >Etwas Besonderes...< »Doch wenn es dich glücklich macht, Todesgott...dann erzähl mir etwas über dein Buch...« Arashi mied es bewusst, den Namen der Kreatur zu nennen. Es kam ihr wie ein Sakrileg vor, ihn in den Mund zu nehmen. Wesen, wie er...waren mit Sicherheit nicht von Gotteshand geschaffen! »Arashi...das Death Note, ist wie du weißt, eigentlich nicht für Menschenhände bestimmt.« Sie nickte, lehnte sich gelassen an das Fensterbrett und nicht zum Mal fiel Ryuk auf, dass sie mehr als nur eine Schülerin war. Eine herrangehende Frau, ein wunderschöner Lotus... Er nannte ihr einige Vorteile, die ein Todesgott durch sein Buch genoss. Wie er seine eigene Lebenszeit verlängern konnte und er erzählte ihr auch von den Shinigami-Augen. Zuerst langweilte sie sich sichtlich, doch dann wurde ihr Interesse geweckt. »Augen, mit denen ich die verblieben Lebensdauer und den Namen eines Menschen sehen kann?«, fragte sie ungläubig. »Willst du solche Augen?« Verächtlich ließ sie ihn ihre Abscheu spüren. »Nein, danke.« Ihre Abneigung ihm gegenüber machte sie nur noch durch den böswilligen Blick deutlich. »Ich würde keine Verwendung für sie haben...« »Im Moment vielleicht nicht, aber wer kann schon sagen, was in ein paar Monaten oder gar Wochen sein wird.« »Ich bleibe dabei.« Arashi entfernte sich vom Tisch, griff sich ihre Tasche vom Stuhl und kramte in ihr rum. Als sie das gesuchte Objekt mit ihren Fingern ertastete und es herausnahm, schaute Ryuk verdutzt. »Was ist das?« »Ein I-pod. Noch nie gesehen?« »Nein.«, gab er offen zu. Doch das schien sie offenbar kalt zu lassen. Sie tippte ein wenig auf dem ihm fremden Gerät rum, öffnete einige Fotos und zeigte sie ihm. »Light Yagami, habe ich Recht?« Ryuk erkannte das bekannte hübsche Gesicht wieder. Allerdings war es ein altes Foto. Hätte sie ihn gefragte wie Light gegen Ende der Ermittlungen ausgesehen hätte, hätte er ihr geantwortet, dass ihn eine kalte, böse Aura umgab. Seine Augen, ständig denen eines Todesgottes ähnelnd, misstrauten jedem...zum Schluss sogar sich selbst. Sie zeigte ihm ein weiteres Bild und er musste lächeln, als er es sah. »Misa Amane.« »Dann schätze ich, dass du dieses Foto...« Sie zeigte ihm ein Foto eines alten Mannes. »..auch benennen kannst?« Ryuk schwieg vorerst, ordnete insgeheim seine Gefühle. »Watari....« »Lawliets “Vater”, wenn man es so ausdrücken will.« Der zornige Unterton in ihrer Stimme war kaum zu überhören. »Ich will, dass eins klar ist: Ich werde den Tod dieses einen Mannes nicht so leichtfertig hinnehmen.« »Du kanntest den Alten doch gar nicht.« »Er war Lawliet wichtig, einen besseren Grund brauche ich nicht.« »Und was willst du tun? Dich an seinem Mörder rächen?« Bei diesem Gedanken wusste er sofort, dass ihre Rache auf ewig unerfüllt bleiben würde. »Nein.« Ihre Lippen umspielte ein grausames Lächeln. »Was viel Unangenehmeres...« »Du erinnerst mich an jemanden...« »An wen?« Für einen Augenblick dachte er tatsächlich daran ihr zu sagen, dass sie Ähnlichkeit mit Kira hatte, schwieg dann aber lieber. Es hätte sie wahrscheinlich unnötig aufgeregt. Der Vergleich mit einem Massenmörder hätte wohl keiner Dame geschmeichelt. »War das alles?«, fragte sie ungeduldig und in der Hoffnung nun alles wissenwertes über das Death Note in Erfahrung gebracht zu haben. Sie hatte ein Ziel...und sie wollte es so schnell wie möglich erreichen! »Wie...?«, frage sie nervös. »Wie bekomme ich das Life Note?« Augenblicklich verfinsterte sich Ryuks Miene. »Es gehört einer Göttin.« »Ich habe gefragt wie ich es bekomme und nicht wem es gehört!« »Du kannst es nur erlangen, wenn du diese Göttin findest und einen Pakt mit ihr eingehst.« »Was für einen Pakt?« »Das weiß ich nicht. Das variiert gern.« »Das hilft mir nicht sonderlich weiter...« »Mehr kann ich dir auch nicht sagen...Arashi, ich kann nichts weiter tun als dir zu empfehlen, es sein zu lassen...« »Du verschwendest deine Zeit, Todesgott. Ich habe dir schon an Lawliets Grab klar gemacht, dass ich nicht mehr zurückgehen kann. Ich habe meinen Weg begonnen und werde ich auch zu Ende gehen...« Die Kreatur stieg vom Bett auf und stellte sich vor sie. Der Größenunterschied war enorm und ließ die junge Frau nur zerbrechlicher und sanfter wirken. »Erzähl mir etwas von dir...«, bat Ryuk inständig. »Wieso?« »Es interessiert mich. Du scheinst kein normales Mädchen zu sein...das spürte ich schon gestern Nacht. Ich würde gerne wissen, was dich zu so etwas Besonderem macht, dass dir die Fähigkeit gibt, Todesgötter zu sehen. Menschen können das in der Regel nämlich nicht.« Seine Klaue fuhr langsam, sogar fast zärtlich durch ihre vorderen Strähnen, legten die weiche Stirn frei. Arashi blieb wie angewurzelt stehen, sprachlos, ein wenig ängstlich. Die Berührung war ihr nicht unangenehm, aber kalt. Kalt wie sein Grab... »Mein Name ist Arashi Yoshino. Ich bin Studentin...«, flüsterte sie in den Raum hinein. Der Lärm des Alltags machte es beinah unmöglich ihren Worten zu lauschen, dennoch verstand Ryuk sie. »Ich weiß, dass ich anders als normale Mädchen bin...einzigartig, denn ich sehe Dinge in meinen Träumen...Dinge, die sonst niemand anders wisse kann.« »Was für Dinge?« »Ich habe Lawliet seit meiner Kindheit in meinen Träumen sehen können. Ich durfte seine Gefühle teilen, seine Ängste miterleben und seine Wünsche sehen...« Ryuk hielt einen Moment inne, ließ die Worte auf sich wirken und versuchte zu begreifen, was für ein Schicksal sich hinter diesem Mädchen versteckte. Ein Mensch, der im Traum eine besondere Bindung zu anderen Menschen aufbaute? Noch nie hatte er von solch einer Fähigkeit gehört. »Meine Eltern starben als ich noch sehr jung war...nach ihrem Tod kam ich zu meiner Tante. Ih hatte eine...wie soll ich sagen, einigermaßen schöne Kindheit. Meine Tante bemühte sich sehr mir all das zu geben, was ich eigentlich von einer Mutter oder einem Vater zu erwarten hatte. Ich liebe sie für ihre aufopferungsvolle Art mich zu lieben, obwohl ich nur ihre Nichte bin. Im Grunde hatte sie mich gar nicht gekannt, als sie mich damals aufnahm. Ich war eine Fremde für sie...und dennoch.« Es war seltsam. Arashi schien sich ihm tatsächlich anzuvertrauen, obwohl sie ihm von Anfang an signalisiert hatte, dass sie ihn nicht ausstehen konnte. Weshalb schöpfte sie auf einmal so viel Vertrauen? Woher der Wandel? »Ich weiß nicht warum gerade ich diese “Gabe” habe, aber ich bin mir sicher, dass es meine Bestimmung ist oder war...Lawliet zu sehen...was sonst sollte es denn sein?« »Du bist der erste Mensch, den ich kenne, der anscheinend von Geburt an so eine Gabe hat...«, flüsterte Ryuk erhaben. Seine Augen sahen über ihren Kopf, lasen den melodisch klingenden Namen und die Zeit, die ihr noch blieb. Die Zahlen brachten ihn zum Schmunzeln. »Ich halte nicht viel vom Schicksal und es fällt mir auch schwer an einen Gott zu glauben. An einen einzigen Schöpfer, der unser aller Leben in seinen Händen hält und mit ihm machen kann, was er will. Manchmal kommt mir unser Gott wie ein kleines Kind vor. Ein Kind, dass in seiner Schöpfung nichts weiter als Spielzeug sieht...zum Spielen, zum Zerstören, einfach ohne Bedeutung.« Arashi ging einen Schritt zurück, senkte schüchtern den Blick. »Manchmal da....zweifle ich wirklich an seiner Existenz. Wenn es einen Gott gibt, warum lässt er dann zu, dass die Menschen leiden? Warum nimmt er ihnen immer wieder jegliche Hoffnung, warum verwehrt er ihnen einen Ausweg oder eine Zuflucht? Kann es denn sein, dass wir ihm nichts bedeuten? Ist es ihm egal, was aus uns wird? Wenn ja...warum hat er uns dann überhaupt erschaffen? Aus Zeitvertreib oder um uns Leiden zu sehen? Warum erschuf Gott arme und reiche Menschen? Was soll das für einen Sinn haben? Warum lässt er sie Krieg führen? Ich verstehe ihn nicht und ich glaube auch nicht, dass sich das je ändern wird.« »Du bist wohl kein sehr religiöser Mensch, oder?« »...es ist schwer zu sagen. Immerhin...« Sie rang nach den richtigen Worten, fand sie schließlich aber nicht. Ihre Einstellung gegenüber Gott war nicht mit Worten zu beschreiben. Der Duft der Stadt wurde für sie allmählich unerträglich. Mit einer gerümpften Nase schloss sie das Fenster, starrte mit leeren Augen hinaus und fragte sich nach dem Sinn des Lebens. Die Frage um und über den Schöpfer höchstpersönlich hatte sie in eine nachdenkende und schon beinah depressive Stimmung versetzt. Es war kein passender Moment um über die Menschen, ihre Sünden oder ihr Recht zu Leben zu diskutieren. Es gab viel Wichtigeres...es gab Lawliet. »Arashi?« Vorsichtig folgte der Todesgott ihr an das Fenster, wagte es sogar seinen Arm nach ihr auszustrecken, bis ihm einfiel, dass sie wahrscheinlich nicht gerade gutheißen würde von ihm berührt zu werden. »Arashi?« »Gott nahm mir meine Eltern, kein Engel hat mich je angelächelt...nie. Ich hatte niemanden außer ihn. Warum hat er mir genau den Menschen genommen, der mir mehr als mein eigenes Leben bedeutet hatte? Warum gerade ihn? Was war seine Sünde? Etwa, weil er sich für die Menschen, für die Schwachen und Ahnungslosen eingesetzt hat? War das sein Fehler?« »Es bringt dir nichts, wenn du über Gott nachdenkst...« »Ich weiß...«, flüsterte sie, wandte ihr Tränenbenetztes Gesicht seiner fiesen Grimasse zu. »Ich weiß...« Sprachlos stand er da. Unfähig auch nur einen einzigen Laut von sich zu geben. Das klare Wasser lief lautlos ihre Wangen hinab, verfing sich in einzelnen schwarzen Strähnen. »Was muss ich tun, Todesgott? Wie bekomme ich das Buch....Sag es mir. Bitte....« »...« Wenn ich es ihr sage, wenn ich ihr tatsächlich zeige, wie sie es benutzen kann....was wird dann aus ihr werden? Seine Fingerkuppen strichen sanft eine Träne aus ihrem Gesicht. Es ist eine Sünde einen Menschen aus dem Reich der Toten wiederzubeleben...was wird dann aus ihr werden? Was wird ihr geliebter Gott mit ihr machen? Wird er sie strafen? »Sag mir wie ich mir selbst helfen kann. Gib mir die Möglichkeit ihn ein allerletztes Mal wiederzusehen...« Wird das Feuer in ihren Augen verlöschen? Wird sie auch ins >Mu< gehen? Ins Nichts? Wird ihre Gabe verschwinden? Was ...? »Du könntest dabei dein Leben lassen. Ich kenne die Bedingungen nicht, die dir gestellt werden. Es ist gut möglich, dass die Besitzerin dein Leben fordert...« »Das ist mir egal...«, hauchte sie. »Du könntest sterben.« »Ich bin bereits vor einem Jahr gestorben...es gibt für mich keinen Ausweg. Kein Ort, an den ich gehen könnte.« »Wirklich?« »Wirklich.« Ryuk schloss seine große Hand um das Haupt des Mädchens. Sie schloss die Augen, ließ die Kälte auf sich einströmen und... Ende des 4. Kapitels Ein Mädchen ohne Unschuld Kapitel 5: Death Note 5 : Das Mädchen ohne Unschuld (II) -------------------------------------------------------- Kapitel 5 Das Mädchen ohne Unschuld (II) Ich bekomme das Buch, wenn ich eine Bedingung erfülle...gleich wie schwer es sein wird oder wie schrecklich mir diese Bedingung auch vorkommen mag; sie wird von mir erfüllt. Koste es, was es wolle. Ryuk schloss seine große Hand um das Haupt des Mädchens. Sie schloss die Augen, ließ die Kälte auf sich einströmen und rief sich die Bilder, die Lawliet kurz vor seinem Tode sah, noch einmal ins Gedächtnis. Auf einmal zerriss ein altbekannter Ton die Stille, die sich im Raum ausgebreitet hatte. Ein Ton, der einen ankommenden Anrufer ankündigte. Arashi riss die Augen auf, benommen und einen ungewohnten Schauer in sich spürend. Wie im Schlaf schlich sie sich zu ihrer Tasche. Der Gegenstand, den sie dann in ihre Hand nahm, erschien ihr so fremd, wie die Existenz des Death Note. Sie fragte sich wer sie anrief, obwohl es für jeden objektiven Betrachter als offensichtlich galt, dass es sich um ein Familienmitglied oder eine Freundin handelte. Apathisch nahm sie das Gespräch entgegen. »Arashi? Oh mein Gott! Endlich erreichen wir dich!« Dem Mädchen kam die Stimme nicht bekannt vor. Irritiert flüsterte sie: »Wer ist da?« »Arashi? Ich bin es...« Betroffenheit war die Reaktion des Anrufers. »Yukari...« »Yukari?« Doch noch immer schien die Schwarzhaarige sich nicht an ihre beste Freundin erinnern zu können. Apathisch wiederholte Ryuk den Namen des Mädchens. »Wer ist das?«, fragte er. »Eine Freundin?« »Ja....«, flüsterte sie wie von selbst. »Eine Freundin...« »Und weiter? Was will sie?« »Ich weiß es nicht.« Ryuk ließ sich vor ihr nieder, verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und schenkte ihr eines seiner berühmten Grinsen. »Arashi! Sag uns wo du bist! Ich flehe dich an!« »Wo ich bin...?« Arashi sank langsam zu Boden, hielt sich benommen das Gesicht. Kleine Schweißperlen rannen ihr das Kinn hinunter. Erst jetzt bemerkte sie die Atemlosigkeit ihres Körpers, die schmerzende Kälte, die ihren Nacken hinaufkroch und das unkontrollierbare Zittern ihrer Hände. Misstrauisch sah sie zu Ryuk. War das geschehen, weil er sie berührt hatte? Konnte die Berührung eines Todesgottes solche Folgen für Menschen haben? »Was hast du mit mir gemacht?«, keuchte sie. »Nichts Besonderes.«, entgegnete dieser und musste nur noch breiter lächeln. Seine roten Augen verrieten, dass er log und ganz genau wusste, was sein toter Körper für eine Wirkung auf Lebende hatte. »Ich erkläre es dir später genauer...« »Arashi? Bitte sag uns wo du bist. Wir machen uns alle Sorgen. Was machst du denn? Was hast du vor? Sag uns wo du bist.« »Ich kann es dir nicht sagen, Yukari.«, antwortete sie nun sicher. Die Erinnerung an ihre Freundin mit den langen, dunklen Haaren und der Brille war zurückgekehrt. »Ich habe etwas zu erledigen.« »Was meinst du damit?« Unruhiges Getuschel im Hintergrund. Auf einmal hörte Arashi wie ihrer Freundin das Telefon unter energischem Gebrüll entrissen wurde und eine männliche Stimme wütend schrie: »Wo bist du?« »Masayoshi...« »Arashi! Wo bist du?« »Ich habe Yukari bereits gesagt, dass ich es euch nicht sagen werde.«, sagte sie kühl. »Was soll das? Was spielst du für ein Spiel? Das ist nicht mehr lustig!« »Spiel...? Spiel..? Ich spiele kein Spiel!!!« Aufgebracht brüllte sie die Worte in den Hörer. Wilde Flammen glühten in ihren Augen, die Ryuk in Ekstase versetzten. Wie sehr er doch diese Hingabe an diesem menschlichen Geschöpf bewunderte. »Ich spiele mit Sicherheit kein Spiel! Du hast doch keine Ahnung, was ich plane! Wie kannst du dir anmaßen über mich zu urteilen?!« Perplex sah Masayoshi zu Yukari, als er diese Worte des Mädchens vernahm, welches er über alles liebte. Ihre agressive Stimme und der boshafte Ton war ihm fremd und unangenehm. »Arashi...«, flüsterte er ängstlich. »Was ist nur mit dir los...« Auch das Mädchen neben ihm war ratlos. Verzweifelt stand sie den Tränen nahe und klammerte sich an ihn. »Masayoshi...« »Ich werde es euch ein einziges Mal sagen: Haltet euch aus meinen Angelegenheiten raus. Ihr habt kein Recht euch da einzumischen. Verstanden?« Nun war es ihr endgültig gleich, dass es sich hier um ihre beiden Freunde handelte, von denen sie sich gerade verabschiedete. Es war ihr gleich, da sie ohnehin einen neuen Weg einschlagen würde. Einen Weg, der das Leben verlassen würde.... »Es ist vorbei...« »Was soll das heißen, Arashi?! Was hast du vor?« »Ich....« Aber zum Ende hin schwieg sie. Es hatte ja doch keinen Sinn es ihnen zu erklären. Sie würden ihr doch eh nicht glauben. Die Geschichte vom Todesgott erschien ihr ja schon persönlich völlig irre. Würde er nicht hier bei ihr sitzen, sie mit seinem teuflischen Lächeln angrinsend, dann hätte sie sich für verrückt erklärt. »Ich habe euch bereits alles gesagt. Lebt wohl.« Eine kurze Fingerbewegung und der Anruf war beendet. Eine weitere schnelle Bewegung und das Handy landete aus dem Fenster. Zerschellte auf der Straße, wo niemand ihm seine Aufmerksamkeit schenkte. »War das nötig?« »Was war nötig?« »Es kaputt zu machen?« Ryuk stand wieder auf, stellte sich in seiner vollen Größe vor ihr auf. Erneut ließ er seine übermächtige Hand über ihren Kopf gleiten, berührte sanft ihr Haar. »Es könnte ein wenig kühl werden.«, warnte er sie, als sein Finger über ihre glatte Haut fuhr. Arashi sog scharf die Luft ein. Ein eisiger Schauer durchfuhr ihren gesamten Körper, ließ ihn erstarren. »Warum....?«, fröstelte sie. »...so kalt...?« »Ich bin ein Todesgott, meine Liebe.« Ihre Atmung wurde heftiger, erregter. Arashi fürchtete jeden Moment ihn Ohnmacht zu fallen, doch sie zwang sich zur Standhaftigkeit. »Bevor ich dir zeige, wie du das Buch bekommst, muss ich dir eine Frage stellen..., meine Liebe.« »Was für eine Frage?« Unruhig sah sie ihm in die rot glühenden Augen. Waren es dieselben Augen, ihn die auch Lawliet kurz vor seinem Tod geblickt hatte? Nein, das waren Menschenaugen gewesen, aber die Ähnlichkeit war erschreckend. »Bist du....noch Jungfrau?« Ryuk schelmisches Grinsen war wie immer leicht zu durchschauen. »Ist das wichtig?« »Ja.« »Fragst du das aus Neugier oder weil....« »Es wäre besser, wenn du noch eine Jungfrau wärst...ansonsten...könnte es...wehtun.« Arashi nickte. Ihr schwartes Haar umspielte das unschuldige Gesicht, die rosa Wangen. »Ich bin noch Jungfrau.« Ryuk schloss seine Pranke um ihren Kopf. Kälte. Eisige Kälte. Und KIRA. »Du konntest ihn nicht retten. Du konntest es nicht.«, sagte er. Das rote Glühen in seinen Augen ließ Arashi erstarren. »Du warst zu schwach. Obwohl du wusstest, obwohl du gespürt hast, dass er in Gefahr schwebt, hast du nichts unternommen, um ihn zu retten.« »Was hätte ich denn tun sollen?«, schrie sie ihm entgegen. Es regte sie auf den Mörder ihres Lawliet vor sich stehen zu haben. »Ich konnte nichts machen!« »Alles Ausreden. Wenn du es wirklich gewollt hättest, dann hättest du ihm auch helfen können. Doch nun ist es zu spät. Er ist tot. Und nichts wird das rückgängig machen...« Kira lächelte ihr boshaft entgegen. Sein glattes Gesicht spiegelte das Licht wider, welches hinter ihm erstrahlte. »Du bist schuld, dass Ryuuzaki tot ist.« »Nein! Das stimmt nicht...!« Arashi sah sich um. Sah, dass sie alleine war , dass der Todesgott sie verlassen hatte. »Es war nicht meine Schuld!« Doch gleich, wie sehr sie diese Worte herausbrüllte, sie klangen von Mal zu Mal absurder. »Ich konnte ihm nicht helfen, wie denn auch?« Kira tat nichts als sie anzusehen. Dieses gemeine, hinterhältige Lächeln, mit dem er schon Lawliet angesehen hatte. Diese Überheblichkeit und Arroganz in ihnen... »Du hast ihn ermordet! Du bist sein Mörder! KIRA!!!« Doch jener antwortete nicht. Seine Mundwinkel verzogen sich unnatürlich weit nach oben. Seine Augen, blitzen wahnsinnig auf. »Es ist deine Schuld...« Doch die Überzeugungskraft wich der Angst. Allein sein Aussehen verunsicherte sie, ließ sie schwanken und frösteln. Als sie hinter den jungen Mann, der etwa in ihrem Alter war, zu blicken, konnte sie wirklich nichts weiter als ein grelles Licht sehen. Doch was lag hinter diesem Licht? »Du warst zu schwach..«, wiederholte Kira. »Zu schwach, deshalb musste er sterben.« Es fühlte sich an, als würden seine Worte ihr Innerstes in Stücke zerreißen. Er holte Schuldgefühle und vergrabende Erinnerungen zurück an die Oberfläche. Erinnerungen, an die sie sich nie mehr denken wollte, weil sie einfach zu schmerzhaft waren. Plötzlich verwandelte sich der Platz. Der Ort grellen Lichtes wandelte sich in ein menschliches Grau. Bäume und ein dunkler Boden tat sich vor den Beiden auf. Erschrocken sah Arashi dem Treiben zu, sah wie ein leerer Raum sich in einen bekannten Platz verwandelte. Ein großes Gebäude, das durch einen hohen Eisenzaun ebgegrenzt wurde. Dunkle Wolken und ein verschneiter Tag im Dezember. Der vertraute Geruch von Zimt und Wein lag in der Luft. Umhüllte das Mädchen, welches allmählich an ihrem Verstand zu zweifeln begann. »Was ist hier los.« Obwohl die Frage eher an sich selbst gerichtet war, beantwortete Kira sie. »Erinnerst du dich nicht?«, fragte er scheinbar betroffen. »Das ist der Tag, an dem alles seinen Anfang nahm. Der Ort, an dem er sein sogenanntes Zuhause fand und einen "Vater". Du erinnerst dich, Arashi..du kennst diesen Ort.« Und es stimmte. Ihre Augen glitten über die verzierten Schriftzüge, die das Gebäude warm und familiär wirken ließen. »Whammy....« Vor dem rießigen Tor, standen zwei Personen, denen Arashi zunächst keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ein alter Mann und ein kleines Kind. Die Tatsache, dass sie die beiden kannte, wollte sie zunächst nicht erreichen, aber dann erkannte sie das Gesicht, die vertrauten Augen und die blasse Haut des Jungen. »Lawliet...?«, flüsterte sie. Langsam ging sie einen Schritt auf ihn zu, streckte ihren Arm nach ihm aus und wollte ihn berühren, als sie ehrfurchtsvoll stehen blieb. Der alte Mann an seiner Seite sah wehleidig zu ihm, streichelte ihm behutsam über den Kopf. »Das hier wird dein neues Zuhause sein.«, sagte er. Arashi erkannte das Waisenhaus. Den Ort, an dem ihr Geliebter aufgewachsen war und sich zum größten Ermittler aller Zeiten entwickelt hatte. Sie ging mit ihnen als sich die Tore öffneten. Im gleichmäßigen Schritt verfolgte sie die beiden. Gemeinsam betraten sie den Hof, den verschneiten Rasen und die dunklen Türen des Gebäudes. »Du erinnerst dich an ihn, als wärst du damals wirklich bei ihm gewesen, habe ich Recht?«, fragte Kira mit einem Lächeln. »Du stehst ihm sehr nahe....« »Ich stand ihm näher als irgendjemand sonst...«, flüsterte sie. »Ich war stets an seiner Seite. Es gibt keinen Menschen, der ihn besser verstehen könnte als ich...« Watari und der Junge öffneten eine Zimmertür. Es war das Zimmer, in dem sich der kleine L in all den Jahren immer wieder zurückgezogen hatte und weinte. Wo er die Erinnerungen an seine Eltern zu verbannen versuchte, das Gefühl von Geborgenheit, das ihm abhanden gekommen war. Eine Mutter, die ihm immer gefehlt hatte und ein Vater, der ihm seine stützende Hand gereicht hätte. Watari führte den Kleinen hinein, zeigte ihm das Bett, den Schrank und ließ ihn dann allein. Verängstigt sah er sich um, drückte den Bären fester an sich und sank schließlich zu Boden. Lautlos fielen die Tränen auf sein Hemd. Sofort überkam Arashi das dringende Bedürfnis Lawliet in die Arme zu schließen, ihn zu wärmen und ihm nahe zu sein. Sie ging auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie. Wie lange war es nun schon her, dass ihre Erinnerung an ihn so intensiv, so greifbar gewesen war? Der zarte Duft seiner Haare, der leichte Zittern seiner fahlen Haut. Alles wirkte so realischtisch obwohl es nicht mehr als eine Halluzination sein konnte. »Es ist wie damals, nicht wahr? Du sieht wie sehr er leidet, doch du kannst ihm nicht helfen.«, Sie wusste nicht ob diese Worte nun von Kira oder sogar aus ihrem eigenem Mund kamen. »Du konntest ihm nie wirklich helfen, gleich wie sehr du es dir doch gewünscht hast..« Zaghaft berührten ihre Finger den kalten Stoff, nahmen die Echtheit dieser Person wahr und umarmten sie schließlich heftig. Ihr Atem war eisig, die Berührung tat weh. Es war als ständen sie beide in Flammen. Arashi fühlte die aufsteigende Wärme und die unerträgliche Hitze, die von dem kleinen Jungen ausging. »Lawliet...«, whisperte sie. »Es tut mir Leid....« >Es tut mir so unendlich Leid. Ich hätte dich damals beschützen sollen. Ich hätte dich von Anfang an beschützen müssen. Es tut mir Leid, bitte verzeih mir....! Ich weiß nichtl, was ich tun soll. Ich versuche mein möglichstes, aber...ich bitte dich...vergib mir...vergib mir....!< Ende des 5. Kapitels : Das Mädchen ohne Unschuld (II) Kapitel 6: Death Note 6: Raifunoto ---------------------------------- Kapitel 6 Raifunoto Sie hielt ihre Arme eisern vor ihrem Brustkorb verschränkt, presste sie an sich, als würde sie jemanden im Arm halten. Arashi weinte, schluchzte vergeblich auf. Ryuk, der sich während ihrer Vision diskret zurückhielt, saß auf dem Bett, grinste überlegen und fragte sich, was das kleine Mädchen im Moment wohl sehen mag. Es musste etwas trauriges sein, etwas herzzerreißendes. »Was siehst du, Kleine...?«, fragte er und kratzte sich am Kopf. »An was erinnerst du dich?« Arashi flüsterte immer wieder seinen Namen. Versank in einem melancholischem Wiegen, dass von Sekunde zu Sekunde immer furchteinflößender wurde. »Lawliet....verzeih mir...bitte verzeih mir....« ~~~ Langsam trat Kira an sie heran. Sein Lächlen war teuflisch. Er griff nach dem schwarzhaarigen Mädchen, umfasste grob ihre Schulter und wirbelte sie herum. Arashi ließ den Jungen los, erschrak heftig,als Kira sie zu Boden drückte und sie plötzlich keine Luft mehr bekam. Der junge Mann fesselte ihre Handgelenke, starrte sie finster an. »Und was willst du nun machen?«, fragte er sie. »Wie willst du ihm helfen? Du bist machtlos.« »Lass mich los!«, fauchte sie ihm unter Tränen entgegen. »Arashi Yoshino. Eine normale Sterbliche. Nein...das bist du mit Sicherheit nicht. Was bist du? Sag es mir.« »Ich weiß es nicht...aber was bist du? Kira.« Langsam versiegte der Tränenfluss und sie gewann wieder die Kontrolle über ihre Stimme wieder. »Du bist auch kein Mensch. Du bist ein Monster!« »Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Es gibt einige Menschen, die in mir sehr wohl einen Engel sehen...« »Wahnsinnige, Psychopaten...du bist alles andere als ein Engel, Kira.« »Ach ja? Und du? Weder Mensch noch Untote? Woher hast du diese besondere Gabe?« »Keine Ahnung. Vielleicht ist es nur Zufall, dass gerade ich sie habe. Genauso wie es Zufall war, dass gerade du das Death Note bekommen hast.« »Das war kein Zufall. Schicksal.« Kira verstärkte seinen Griff und Arashi versuchte angestrengt ihm ihre Schmerzen nicht zu zeigen. »Was willst du nun tun, kleines Mädchen?« Kira beugte sich langsam zu ihm hinunter, seine braunen Haare kitzelten leicht ihre Wangen. »Ich werde ihn zurückholen.«, antwortete sie ihm bestimmt. »Ich werde ihn aus dem Nichts zurückholen.« »Wozu?« »Er sollte nicht tot sein.« »Und doch ist er es.« »Das lässt sich ändern.« »Aber zu was für einem Preis?« »Ich würde mein Leben geben....« ~~~ Als Arashi ihre Augen aufschlug und den Kopf des kleinen Lawliet zu streicheln versuchte, nahm sie zum ersten Mal wahr, dass sie niemanden außer sich selbst im Arm hielt. Erschrocken blickte sie zu Boden, dann zum Bett, auf dem Ryuk saß und schließlich auf....das Heft, das sie an ihren kalten Brustkorb presste. »Du hast es, meinen Glückwunsch.«, lachte Ryuk und klatschte in die Hände. »Ich hätte nicht gedacht, dass du es so einfach bekommst.« »Was...was?«, stotterte sie unsicher und sah auf den weißen Einband des Heftes. Es war kaum dicker als ein normales Schreibheft und es wog auch nur genauso viel, aber aus irgendeinem Grund fiel es der jungen Schülerin unsagbar schwer den Gegenstand zu halten. Sie ließ das Heft zu Boden sinken, starrte immer noch fassungslos auf die leserlichen Worte, die rund um den Einwand in Gold eingraviert waren. »Raifunoto...«, las sie und übersetzte auch gleich das Wort in ihren Gedanken. » Buch des Lebens...« »Du solltest dich glücklich schätzen. Niemand sonst hat es vor dir in den Händen gehabt.« Ryuks diabolisches Lächlen lies Arashi völlig kalt. Sie wusste nicht, was sie sagen oder fühlen sollte. Alles erschien ihr so unwirklich. Was war das gerade gewesen? Eine Vision? Eine Halluzination? »Was hast du mit mir gemacht...?«, fragte sie leicht nach Luft schnappend. »War...war das eben echt?« »Ich weiss nicht, was du gesehen hast, aber soviel kann ich dir sagen. Es war auf keinen Fall eine Illusion.« Beinah entsetzt sah sie den Todesgott an. »Dann war das wirklich....?!« Sie wagte es nicht SEINEN Namen auszusprechen. Arashi konnte nicht glauben, dass sie eben wirklich KIRA entgegengetreten war. Hieß es nicht, das der Mensch, der das Death Note nutzt, weder in den Himmel noch in die Hölle gehen kann? Bedeutete dies nicht, dass sie eben im...>Mu« war? Doch all diese Fragen verloren ihre Bedeutung, als sie erneut auf das Buch in ihren Händen hinabblickte. Ryuk glaubte ein sanftes Glitzern in ihren Augen zu sehen. Ein Lächeln umspielte seine grauen Lippen. »Ich bin beeindruckt. Das muss ich zugeben. «, gestand er der jungen Frau. »Ich war mir nicht ganz sicher, ob du sie überzeugen könntest, aber so wie es scheint...« »Wen überzeugen...?«, stammelte Arashi und versuchte sich langsam aufzurichten. »Wen meinst du?« »Die Besitzerin des Raifun?to.«, grinste Ryuk. »Du musst wissen. Sie gibt das Buch nur ungern an Fremde weiter....« »Meintest du nicht eben noch, dass sie es noch nie an einen Menschen weitergegeben hat?« Ryuk sah sie an. »Das stimmt...« Arashi erhob ihr Haupt, blickte den Todesgott in die kalten, starre Augen. Ihre Mundwinkel zogen sich langsam nach oben, ein Wahn machte sich in ihren Augen bemerkbar. »Ich habe es...«, flüsterte sie. »...ich habe es. « Ein leises Kichern durchflutete den Raum. Es schien, als ob die Zeit still stehen würde. Es schien, als ob jegliche Wärme entschwunden war. In diesem Moment, wo Ryuk das Mädchen mit dem Raifun?to in den Händen dort stehen sah, als er sah, dass sie lächelte....da war es ihm klar. Dies war erst der Anfang... ~~~ »Was sollen wir tun?« Das junge Mädchen sah besorgt aus. Sie starrte den Mann, der ihr gegenüber saß, an. Hoffnungslos, verloren... »Ich weiss nicht, was wir tun könnten...« »Ich auch nicht.« Behutsam griff Masayoshi nach Yukaris Hand, streichelte sanft ihre Haut. Sein Blick war nach unten gerichtet, die Augen voller Trauer. »Ich weiss es wirklich nicht.« Arashis Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf, die hasserfüllte Stimme und die Boshaftigkeit in ihr. Was war nur aus ihr geworden? Was hatte sie zu dem werden lassen, was sie nun war? Oder wer...? Er begriff es nicht. »Vielleicht...sollten wir zur Polizei gehen.«, schlug Yukari vor. Man sah ihr an, das dies ihre letzte Hoffnung zu sein schien. »Die können uns doch bestimmt helfen.« »Wie denn? Was sollen wir denen erzählen? Dass unsere Freundin weggelaufen ist? Sie ist kein kleines Kind mehr!« »Aber...!« Sie verzweifelte. »Wir können doch nicht tatenlos zusehen!« »Ich weiss!«, erregt schlug Masayoshi mit der Faust auf den Tisch. »Ich weiss...«, seine Stimme wurde immer leiser, niedergeschlagener. »Ich weiss...« Tausend Gedanken schwirrten in dem Kopf des jungen Mannes umher. Wie es seiner Freundin ging, was sie gerade tat...was ihre Absichten waren. Er hoffte inständig, dass sie nichts "dummes" anstellte...er hoffte es sehr. »Masa?« Yukaris Stimme erreichte ihn nur schwer. Sie blickte ihn traurig an, legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter. »Wir müssen etwas tun. Egal was...« »Was, wenn...« Masayoshi wagte es kaum die Worte auszusprechen. »Was, wenn...sie sich etwas antut?« Yukaris Augen weiteten sich. Auch sie hatte bereits an diesen Gedanken gedacht, ihn aber aus Angst sofort wieder verbannt. Sie und ihr Freund wussten jedoch, dass dies nicht unwahrscheinlich war. »Ich meine...sie ist depressiv.«, fing er an. »...wir wissen beide, dass sie seit ungefähr einem Jahr nicht mehr dieselbe ist. Sie hat sich verändert, sehr sogar. Es ist nicht unmöglich, dass....« »Verstehe....«, schluchzte Yukari leise. »...dass sie vorhat sich das Leben zu nehmen.« Der Gedanke daran war für beide unerträglich: ihre Freundin verlieren zu können. »Wir müssen sie aufhalten.« »Doch dafür müssen wir sie zuerst finden.<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)