Western Spirits von collie ================================================================================ Kapitel 10: Oh cry out II ------------------------- Der Morgen hatte noch einiges mehr zu bieten als Versöhnung und Zweisamkeit, wie Fireball feststellte, als das Telefon klingelte. Da Chily nicht im Haus war und April sich auf dem Sofa noch ausruhen sollte, hechtete er zum Fernsprecher und nahm den Anruf entgegen. „Hallo?“ Eine aufgelöste Robin meldete sich. „Hi Fireball, bist du das? Sind die anderen auch da?“ Er runzelte die Stirn. Weshalb war sie so aufgeregt? „Ja und nein“, antwortete er. „Ich bin dran. Die anderen sind mir grad ein bisschen abhanden gekommen. Was ist denn los?“ – „Es geht um Colt.“ Die Lehrerin schluckte Tränen hinunter. Er wurde nervös, weil er nicht sehen konnte, wie gut oder schlecht die Braut des Scharfschützen sich fühlte. „Was ist mit ihm?“ wollte er wissen. „Er ist aus dem Koma.“ Die Stimme gehorchte ihr nicht. Sie holte Luft. „Er ist wieder aufgewacht.“ Fast hätte er den Hörer fallen lassen. „Sag das noch mal“, forderte er ungläubig. „Er ist wieder wach. Er ist wieder da.“ Diesmal war ihre Tonlage eindeutig in Freude getränkt. „Okay, jetzt hab ich es. Ich pack die anderen ein, in einer halben Stunde sind war da!“ Damit legte er den Hörer schwungvoll auf und stürmte freudestrahlend zu April ins Wohnzimmer. „Robin hat grad angerufen“, rief er. „Unser Viehtreiber riskiert schon wieder eine dicke Lippe.“ Überrascht stand die Blondine auf. „Wie bitte?“ Diese Information kam zu zusammenhangslos für sie. Er drückte sie aufs Polster zurück. „Setz dich wieder, Süße“, mahnte er. „Ich muss sowieso erst mal Chily und Saber auftreiben, bevor wir ins Krankenhaus zu Colt können“, sprudelte er dann hervor. April konnte sich noch immer keinen Reim auf diese Aussage machen. „Was ist denn jetzt mit Colt?“ bohrte sie. „Colt ist wieder wach“, gab er, schon halb wieder aus dem Raum, zurück. „Ich komm gleich wieder, muss nur die zwei Zauberkünstler mit ihrem Verschwindetrick finden. Lauf mir ja nicht weg, meine Süße.“ Dann überlegte er es sich anders und kam wieder zu ihr. „Aber nicht ohne einen Schmatzer.“ – „Na das denk ich doch“, lächelte sie und ließ ihre Erleichterung an ihrem Freund aus. „Das sind so gute Nachrichten“, entgegnete sie und drückte ihm einen herzhaften Kuss auf die Lippen. In der Scheune schmiegte Chily sich behaglich an Saber. Er lag auf dem Rücken und hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt. Sie erhob sich ein wenig, stützte sich auf dem Ellenbogen ab und fuhr kraulend mit der anderen Hand über seinen Oberkörper. „Noch mal“, bat sie und schenkte ihm einen liebevollen Blick. Er zog sie näher zu sich, damit sie sich auf seine Brust legen konnte und versprach leicht lächelnd: „Nachher.“ Sie hatte sich noch nicht wieder richtig an ihn gekuschelt, da hörten sie den Rennfahrer draußen rufen. „Saber? Chily? Wo steckt ihr?“ Sie fuhren beide auf. „Er muss dringend an seinem Timing arbeiten, “ brummte der Recke. Die Schritte von außerhalb kamen schnell näher. Rasch schlüpften die beiden in die Kleidungsstücke, die sie finden konnten. Als der Japaner die Scheunentür öffnete, saßen Saber und Chily neben einander im Stroh und sahen ihn einigermaßen ertappt an. Unschuldig grüßte die Hebamme. „Hi.“ Der Eintretende warf einen genauen Blick auf die Szene. Der Schotte hatte seine Hosen angezogen, sein Hemd trug allerdings die kleine Hebamme. Deren Morgenmantel und das Nachthemd lagen noch, wo sie zuvor hingefallen waren. Das erklärte alles. „Hey. Eure halbe Stunde ist um! “ stellte der Rennfahrer verschmitzt fest. „Wir wollten grad kommen, “ versicherte Chily hastig. „Seid ihr doch schon, “ bemerkte Fireball. Der Versuchung das Paar vor sich damit aufzuziehen, konnte er nicht wiederstehen. „Ich unterbrech eure kleine Trainingsstunde wirklich nur ungern, aber unser Plappermaul quatscht Robin die Ohren schon wieder voll.“ Mit vielsagendem Blick auf die Jugendfreundin des Scharfschützen fügte er hinzu. „Sabers Hemd steht dir ausgezeichnet, Chily, aber fürs Krankenhaus solltest du dir dann doch was anderes anziehen.“ Der schoss die Verlegenheitsröte in ihrer dunkelsten Schattierung ins Gesicht. „Sehr taktvoll“, tadelte der Recke nüchtern. „Ich hätte auch was im Rennfahrerjargon fallen lassen können, wäre nicht ganz so taktvoll gewesen“, erklärte die Spottdrossel unbeeindruckt und drehte sich weg. „April und ich warten im Wohnzimmer auf euch. Aber beeilt euch bitte, ich hab keine Lust euer zweites Nümmerchen noch abzuwarten.“ Bloß gut konnten sie sein fieses Grinsen nicht sehen. Das musste er Colt einfach unter die Nase reiben. „Blanker Neid“, meinte Chily laut um die Verlegenheit zu überspielen. „Der kommt ja nicht mehr dazu.“ Saber nickte. „Schon länger nicht mehr, das stimmt.“ Chily war die erste, die Colts Krankenzimmer betrat. Mit einem Satz war sie auf seinem Bett und umarmte ihn mit einem „Bullet“, das einfach nur froh klang. Robin lehnte am Fensterbrett und lächelte milde. „Na, alles noch dran, Colt?“ fragte Saber beim Eintreten. „Der Schönheitsschlaf hat aber nix geholfen, wie man unschwer an deinem Bart erkennen kann, Numero Uno“, neckte Fireball, kaum das er mit April an der Hand, in den Raum gekommen war. Colt keuchte übertrieben. „Hilfe ... Ich ersticke...“ Aber Chily blieb, wo sie war. „Ich würde darauf tippen, dass du das jetzt ertragen musst, für den Schrecken, den du uns da eingejagt hast“, stellte der Recke schmunzelnd fest. „Allerdings“, bekräftigte April. „Tu dir keinen Zwang an Chily.“ Die schmiegte sich prompt noch ein wenig enger an ihren Schulfreund. „Ah, das tut doch weh, tut es doch“, protestierte der Kranke und sie lockerte die Umarmung wieder. „Ich weiß nicht, ich glaub, dass hast du verdient, “ befand die Navigatorin und trat zu Robin ans Fenster. „Oder?“ Die Gefragte nickte. „Mein armer Schatz.“ Noch immer lächelte sie über die beiden. Langsam wurde ihr leichter ums Herz, das war ihr anzusehen. „Sie kuschelt echt gern Boss. Aber mit einem andern? Dass das weder dir noch Robin zu denken gibt, “ bemerkte der Rennfahrer kopfschüttelnd und schlich am Fußende vorbei zu seiner Freundin. „Sie kuschelt auch mit dir. Und vor allem das sollte mir zu denken geben, “ kam es nüchtern zurück. Die beiden Blondinen am Fenster sahen den Fremdschmuser tadelnd an. „Was tut sie?“ hakte Colt vom Bett aus nach. Fireball sah an sich hinab und hob verständnislos die Schultern „Weshalb ist das jetzt abwegig?“ –„Es ist die falsche Frau. Wie wäre es damit?“ erwiderte Colt, konnte sich aber nicht aufrichten, weil Chily noch an ihm hing. „Vielleicht solltest du nur mit der Frau kuscheln, die den Baby trägt“, schlug die Lehrerin vor. „Ihr tut ja, als wären wir schon verheiratet“, muckte er, betrachtete seinen Finger, an dem kein Ehering steckte, und fügte hinzu. „Muss euch leider enttäuschen. Noch bin ich Junggeselle.“ April verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast gute Chancen es zu bleiben.“ Der Recke seufzte erleichtert. „Wenigstens hat er nicht gesagt, er schmuse wirklich nur mit Frauen, die sein Kind erwarten.“ Mit einem kurzen Blick auf den Schotten begann Fireball sich bei seiner Herzdame einzuschmeicheln. Er legte den Arm um ihre Taille. „Du weißt doch, wie ich es meine, Süße“, begann er. „Jaja.“ Sie schob ihn ab. „Jetzt auf einmal“, grinste sie. Anklagend wies er auf Chily. „Sie hat gesagt, wir sollen es nicht überstürzen, sonst würdest du schon längst Hikari mit Nachnamen heißen.“ Er lächelte sein unschuldigstes Lächeln und kombinierte es mit einem tiefen Blick in ihre blauen Augen. „Du weißt, was du mir bedeutest.“ Spöttisch verzog der Kuhhirte bei der Szene das Gesicht. „Bloß gut kann ich grad noch nicht aufstehen, sonst würde ich auf der Schleimspur glatt ausrutschen.“ Er grinste munter, als hätte er nie im Koma gelegen. Langsam fühlte er sich wieder gut. Sie waren hier. Sein Traumpaar, das Superschwert, seine beste Freundin und, am allerwichtigsten, seine Robin. Die erklärte jetzt. „Glaub mir, so weit kommst du nicht. Ich würde dich nämlich nicht aus dem Bett lassen.“ Sein Blick war vieldeutig. „Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?“ – „Wie hättest du es denn gerne?“ fragte die Lehrerin und hob spielerisch drohend die Faust. „Rate mal“, kam es von ihm. „Dann war es eine Drohung“, entschied sie lächelnd. Colt gab sich gekränkt. „Na, zum Glück hab ich noch jemanden, der sich nur freut, dass sich wieder wach bin“, meinte er zufrieden und strich seiner Schulfreundin leicht die Haare zurück. „Ich glaub, sie ist angewachsen“, stellte Saber fest und neigte grüblerisch den Kopf. Langsam könnte sie ihn ja ruhig wieder so umarmen. „Ich glaube auch“, gab Robin ihm Recht. „Ich sollte dem Arzt Bescheid sagen.“ Chily rührte sich nicht mal, als Fireball noch eins draufsetzte. „Sag ihm, wir bräuchten eine Notschlachtung, dann weiß er Bescheid.“ Dafür bekam er von Colt einen Hinweis. „Eine Hand um dir eine Überzubraten hab ich noch“, erinnerte der und unterstrich das Gesagte mit einem warnenden Blick. „Hau nicht mir eine runter, sondern dem da“, verteidigte der Japaner sich und wies mit dem Daumen auf den Schotten. „Der verführt neuerdings kleine Hebammen in der Scheune.“ „WAS?“ Der Cowboy fuhr in die Höhe, so ruckartig, dass die Hebamme von der Decke fiel und auf dem Boden zwischen Bett und Wand purzelte. „Aua“, klagte sie dort. „Das musste ja kommen. Hab mich schon gefragt, wie lange du die Klappe hältst, “ erwiderte der Blonde trocken. Robin und April guckten unter dem Bett durch zu Chily. „Wann?“ fragten sie zeitgleich. „Ist etwa eine halbe Stunde her“, grinste der Rennfahrer mit Blick auf die Uhr. Saber schlug sich die Hand vors Gesicht. Da konnte er ja noch von Glück sagen, dass Fireball nicht noch mehr Details wusste. „Ich kastrier dich eigenhändig“, knurrte der Scharfschütze ärgerlich. Chily erhob sich. „Untersteh dich, Bullet. Sei lieber dankbar, dass du noch nix da unten verloren hast, “ konterte sie. Jetzt fiel dem auf, dass sie in der Eile zuvor nur eben in den Schrank gegriffen und das erstbeste Kleid angezogen hatte und das war Mini. Mit der gesunden Hand zupfte er ihren Saum nach unten. „Zieh dir das Ding runter, kann ja jeder deinen Hintern begutachten“, nörgelte er kopfschüttelnd. Dann nickte er dem Recken zu. „Mit dir unterhalt ich mich später“, informierte er. Die Hebamme rollte die Augen. Ging das schon wieder los? „Das ist nicht länger. Das Model heißt nicht umsonst "Schneller Zugriff", “ parierte sie und sah zu, dass sie zu Saber ans Fußende des Bettes kam. „Ihr habt vorher wirklich noch Kaffee getrunken. Und danach auch noch eine Tasse, so wie ich das jetzt mit Schnell interpretieren konnte;“ grinste Fireball anzüglich. „Kein Wunder, wollte dich April nicht öfter als einmal im Monat sehen“, versetzte der Recke und schlug sich wieder die Hand gegen die Stirn. „Ich glaub die Milch in den Pfannkuchen war sauer“, grübelte Chily laut. „Nein“, beruhigte der weibliche Starsheriff sie. „Der Schaden war vor den Pfannkuchen schon vorhanden und ist irreparabel.“ Stirnrunzelnd hatte die Lehrerin zugehört. Das klang ja bedenklich. „Ich glaub, ich bin grad froh, dass ich hier war und nicht in dem andern Kranken Haus, “ bemerkte sie trocken. „Du meinst die Irrenanstalt, die sich Adams Ranch schimpft. Ja, ich bin auch grad ganz froh um mein Nickerchen, das ich hier machen durfte, “ blies der Scharfschütze in das gleiche Horn. „Hat es deshalb so lange gedauert?“ neckte sie. „Ich wollte mich mal richtig von dem Geplapper meiner Kameraden erholen, deshalb“, grinste er zurück. „Komm her, mein Schatz“, bat er dann und winkte sie zu sich. Sie folgte der Aufforderung und setzte sich zu ihm aufs Bett, bedacht darauf, weder den Infusionsschlauch abzuknicken, noch auf die eingegipsten Glieder zu drücken. So rutschte sie zum Kopfende hinauf und fuhr Colt liebevoll über die Locken, die sich endlich wieder krausten. Der schloss genießerisch die Augen. Fireball schloss April innig in die Arme und ließ seinen Blick dezent durch die Runde gleiten. „Endlich ist zusammen, was zusammengehört“, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie schaute sich ebenfalls unauffällig um ehe sie nickte. „Ja, auch wenn die zwei da noch etwas zusammen rücken könnten“, raunte sie zurück und blickte noch einmal flüchtig zu Saber und Chily, die zwar beide am Fußende standen, jedoch noch ein größeren Abstand zwischen sich hatten. Der Rennfahrer verstand. „Kommt schon noch. Mussten wir beide schließlich auch erst lernen, “ murmelte er zurück und hauchte ihr einen kleinen Kuss auf die Nase. Eine Stille trat ein, die Chily nicht deuten konnte. Robin und Colt schmiegten sich aneinander. Fireball und April flüsterten sich etwas zu. Noch ein paar Augenblicke und Chily hätte das Gefühl, sie wäre nicht willkommen. Saber schien es ähnlich zu gehen. Die Hebamme räusperte sich. „Wie lange sagt der Arzt, musst du noch bleiben?“ wollte sie wissen. „Der hat gar nix zu sagen. Ich geh heute heim, aus, ende, “ grinste der Scharfschütze prompt zurück. „Quatsch. Weiß nicht genau, er wollte mir sein Geheimnis noch nicht anvertrauen, “ beruhigte er dann seine Freunde, die ihn ansahen, als würden sie ihm das wirklich zutrauen. „Du bindest ihn ans Bett, wenn er wirklich Unsinn machen will?“ fragte Chily die Lehrerin. „Ich hab Saber schon um ein paar Handschellen gebeten“, nickte die besänftigend. „Ich bin ja nicht Chily, die alles hasst, was sie in irgendeiner Form fesseln könnte.“ Colt schenkte Robin einen vieldeutigen Blick. „Oh, na dann wird es auch niemals Ringe für Chily geben. Sind schließlich die kleinsten Fesseln der Welt, “ stellte April mit einem leicht enttäuschten Unterton fest. Sie hatte immerhin für ihren ehemaligen Vorgesetzten zu hoffen begonnen, dass der in einer ernsthaften Beziehung nun endlich glücklich wurde. „Vielleicht ja doch“, schürte Robin diese Hoffnung. „Da war doch was mit Zusammen ziehen bei euch beiden?“ Fragend schaute sie die beiden an. „Ist nicht wahr?“ Colt knallte ins Bett zurück. Dort rührte er sich nicht mehr. Die Hebamme beobachtete ihn einen Weile und wollte dann vorsichtig wissen. „Ist er tot?“ – „Der tut nur so“, stellte Robin fest, als sie dem Cowboy über die Locken und das Gesicht strich. „Wann ist es soweit?“ bohrte sie dann. Colts Jugendfreundin schluckte verlegen und schaute den Recken an. Der hatte ihr zwar gesagt, dass er gern mit ihr in einer gemeinsamen Wohnung leben wollte, aber ab wann, hatte er nicht verlauten lassen. Nun griff er behutsam ihre Hand. „Wenn alles überstanden ist, sehen wir weiter“, erwiderte er unbestimmt. Chily runzelte die Stirn. „ So wie der Fall grad läuft? Also nie, “ bemerkte sie nüchtern. Der Kuhhirte fuhr augenblicklich wieder in die Höhe. „JUHU.“ – „Idiot!“ tadelte die Lehrerin und drückte in auf die Matratze zurück. „Zieht ihr hier her oder zu dir nach Yuma?“ fragte April neugierig. „Nach dem derzeitigen Stand der Dinge: nach Yuma.“ Der Schotte blickte die Kleine noch mal fragend an. Es war immerhin eine Großstadt, deshalb versprach er noch schnell. „Natürlich in eine Wohnung am Stadtrand.“ Erleichtert nickte sie. „Ich brauch ja Platz für Demon und Angel“, ergänzte sie. „So nennt man die Fluchtmöglichkeit jetzt also“, kommentierte der Rennfahrer spitz. „Nach Yuma? Gott sei Dank, “ meldete sich Colt. „Da bin ich ja in der Nähe.“ Das schien ihn zu beruhigen. „Nix da, du lässt die zwei in Ruhe! “ wies seine Braut ihn gleich in seine Schranken. „Tu ich doch. Ich halt mich aus dem Zickenterror zwischen dir und Chily raus, der zwangsläufig entstehen wird, wenn wir vier erst zusammen wohnen, “ erklärte er darauf sachlich. Er hatte den Satz kaum beendete, da ertönte ein ungehaltenes „COLT!!!“ gleichzeitig von Chily und Robin. „Ich liebe es, wenn Frauen meinen Namen rufen“, grinste er frech und mit sich vollkommen zufrieden. Dass die Lehrerin ihm eine Kopfnuss verpasste, störte ihn nicht. „Merkt man“, kommentierte der weibliche Starsheriff. „Egal, wie wütend, Hauptsache sie nennen deinen Namen.“ Unschuldig schaute der Kuhhirte sie an. „Ich hab eine Woche darauf verzichten müssen“, klagte er. „Und das willst du auf Biegen und Brechen nachholen. Sieht man, “ lächelte der Recke verständnisvoll. „Und dein Nachholbedarf deckst du am besten sonst wo, aber nicht an meiner Chily, “ warf Colt dem Blonden postwenden an den Kopf. „Wie ein Zuchthengst sieht er eh nicht wirklich aus, Colt, “ lachte Fireball munter. „Da fällt decken aus.“ – „Das reicht. Der ist tot.“ Chily machte Anstalten sich auf den früheren Schulfreund zu stürzen. Saber hielt sie fest und schüttelte den Kopf. „Schön zu sehen, dass du wieder der Alte bist“, seufzte er. Sanft strich Robin dem Vorlauten über die Wange. „Ja, er ist wieder ganz der Alte.“ Irgendwie wirkte dieses lose Mundwerk doch beruhigend. „Leider.“ Chily löste sich vom Schotten. „Das Narkotikum hat ihn auch nicht klüger gemacht“, versetzte sie dann keck. „Ist doch klar. Wo nichts ist, kann nichts werden, “ erklärte der Pilot und klopfte sacht auf den Kopf des Scharfschützen. „Siehst du, ist noch genauso hohl wie vorher.“ Die Nähe nutzte der sofort aus und schnappte sich den Kragen des Klopfers. „Gleichfalls Turbopfeife.“ Lachend befreit sich der Japaner aus dem Griff. Auch wenn er sich lieber die Zunge abgebissen hätte, als es zuzugeben, aber diese Wortgefechte hatte er vermisst. „Nö, etwas mehr als du muss ich haben. Ich bin noch nie wie Blei vom Himmel gefallen, “ erklärte er munter. An diesen Absturz wollte der Kuhhirte lieber nicht denken. Er verzog das Gesicht und grummelte: „Dafür Felswände runter. Wo ist der Unterschied?“ Saber sah eine Möglichkeit es gleich beiden Großklappen heimzuzahlen. „Dir fehlt offenbar das Gedächtnis, das du verlieren kannst“, sagte er. Dafür erntete er nicht nur erstaunte Blicke von den beiden sondern einen leichten Seitenhieb von Chily. „Böse!“ rügte sie und zog die Augenbrauen missbilligend zusammen. „Mach so weiter und "Nachher" habe ich Kopfschmerzen“, fügte sie hinzu. Saber schoss eine leichte Röte ins Gesicht, als allen anderen in lautes, schadenfrohes Gelächter ausbrachen. „Solang es keine ausgewachsene Migräne ist“, murmelte er zurück. „Das liegt ganz bei dir“, gab sie zurück und lächelte sanft. „Aufhören! Jetzt krieg ich Kopfschmerzen, “ krähte der Scharfschütze und fügte angewidert „Pfui deibel“ hinzu. Chily krabbelte zu ihm aufs Bett. „Schon gut“, meinte sie friedfertig und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Ich muss leider gehen. Hab zu Haus noch zu tun, “ erklärte sie und krabbelte vom Bett runter. „Ich kann es mir vorstellen.“ Colt verzog das Gesicht. „Das Bild krieg ich nie wieder aus meinem Kopf. Danke!“ Chilys linke Augenbraue zuckte tadelnd nach oben. „Ich muss eine Patientin zur Kur schicken. Weißt du, gelegentlich arbeiten Leute auch noch, “ bekundete sie trocken. „Arbeit? Hab ich noch nie von gehört, “ warf er zurück. Dieses Thema setzte bei ihm Erinnerungen in Gang. Chily war Hebamme. Die Hebamme von April, weil die schwanger war. „Wie geht es dir eigentlich, April?“ fragte er dann. „Alles in Ordnung, dank Chily“, antwortete die Gefragte. „Freut mich zu hören. Unser Turbofreak wär sonst auf Ramrod schon in Tränen ausgebrochen.“ Damit lehnte sich der Cowboy wieder auf die Matratze zurück. Saber revanchierte sich für das fiese Ausplaudern des Kameraden über das, was er in der Scheune gesehen hatte, und ließ trocken verlauten. „Ist er doch.“ Ein breites spöttisches Grinsen breitete sich auf Colts Gesicht aus. „Er ist halt doch noch ein kleines Kind.“ – „Okay“, meinte Chily. „Zeit den Kindergarten zu verlassen und mich um meinen Job zu kümmern. Bis später Leute.“ Sie verließ den Raum. Die Tür war noch nicht ins Schloss gefallen, da erklärte der Recke. „Ich klink mich dann auch mal aus. Muss noch ein paar Dinge aufarbeiten.“ Mit großen Schritten folgte er ihr. „Worauf, Saber?“ rief Colt ihm nach. „Er meint, Akten muss er aufarbeiten. Dein Absturz hat ziemlich viel Papierkram verursacht, “ informierte der Rennfahrer und nahm Aprils Hand. „Wir zwei sollten auch zusehen, dass wir Land gewinnen. Ich sehne mich nach meiner Schlafstätte auf der Ranch.“ Seine Übernachtung im Krankenhaus war nur deshalb angenehm gewesen, weil er bei April gewesen war. „Irgendwie, freut ihr euch gar nicht, dass ihr mich wieder habt“, stellte der Kuhhirte fest. Der Japaner drehte sich auf halbem Wege noch mal um. „Nö, gar nicht. So war es wenigstens schön ruhig ein paar Tage, “ versicherte er grinsend und bekam dafür das Kopfkissen ins Gesicht. „Raus, du Spund, “ schimpfte der Cowboy lachend. „Willst du dein Kissen wieder haben?“ drohte der Beworfene auf den Scherz eingehend. „Robin.“ Weinerlich wand Colt sich an seine Zukünftige. Sie schüttelte mild den Kopf und meinte: „Gib es ihm wieder, Fireball. Ich will mir das Geheule nicht anhören müssen.“ Das Kopfkissen flog zurück und landete ebenfalls im Gesicht des Kuhhirten. „Danke“, nuschelte der darunter hervor. „Ich komme wieder, Kumpel“, drohte der Rennfahrer an. „Beeile dich nicht damit“, warf Colt zurück und stopfte sich das Kissen wieder dahin, wo es hingehörte und kuschelte sich behaglich darauf ein. „Hab ich viel verpasst?“ wollte er wissen. Sie umrundete die Schlafstatt und machte es sich an seiner gesunden Seite bequem. „Nein“, antwortete sie. „Nur das übliche. Streit mit der Hebamme, ich hab Saber angekeift“ Das gestand sie beschämt. „und April hat ein paar Gänge weiter gelegen. Colt? Ich hatte solche Angst um dich. Mach das bitte nie wieder, “ bat sie inständig sanft. Ihr Bräutigam hatte ihr zugehört, aber eine Sache hatte seine Aufmerksamkeit besonders erregt. „Du hast Saber angekeift? Weswegen?“ Er nahm sie fester in den Arm. Ihre Gegenwart wollte er genießen, nachdem er überhaupt von Glück sagen konnte, dass er noch unter den Lebenden und an ihrer Seite weilte. „Ja. Ich hab ihm die Schuld gegeben, dass er dich nicht heil zu mir zurückgebracht hat, “ gestand sie kleinlaut. „Es tut mir leid, ich weiß nicht, was da bloß in mich gefahren ist.“ Das war ihr sehr unangenehm, auch, wenn der Recke ihr Fehlverhalten offensichtlich überging, als nicht geschehen. „Colt, ich weiß, dass Saber daran keine Schuld hatte, aber“, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Der Scharfschütze schob sie leicht von sich, um sie mustern zu können. Hätte er eine zweite Hand zur Hilfe gehabt, hätte er nur ihr Kinn gehoben, aber so war es nicht so leicht. „Du hast was?“ hakte er ungläubig nach. Robins Augen füllten sich mit Tränen. Sie wusste, dass ihr Zukünftiger sehr viel von seinem Boss hielt und gar nichts auf ihn kommen ließ. Einzig jemand aus dem Team hatte das Recht dem Schotten irgendwelche Vorwürfe zu machen. Ganz sicher würde der Scharfschütze ihr jetzt den Kopf waschen. Ganz sicher, da hörte seine Liebe auf. „Es tut mir leid, Colt“, schniefte sie. „Ich war krank vor Sorge um dich“, brachte sie schwach zu ihrer Verteidigung hervor. Colt grinste breit, bei dem Anblick der Reumütigen. Dabei dachte er nicht im Traum daran ihr dafür die Leviten zu lesen. Im Gegenteil. Er konnte sich die Szene lebhaft vorstellen. Robin, wie sie den Blonden wütend anfunkelte, ihm am liebsten in den Hintern getreten hätte und dies, obwohl sie eindeutig die Ansicht des Scharfschützen über Ramrods kommandierenden Offizier teilte. Herrlich. Seine Robin hatte ganz klar Pfeffer im Hintern und sich wie eine Löwin für ihn eingesetzt. Phantastisch. Was für eine Frau. „Du bist echt die Allerbeste.“ Damit zog er sie wieder zu sich hinunter und gab ihr einen stürmischen Kuss. Überrascht rappelte sie sich wieder auf. „Was? Aber wieso?“ fragte sie überrumpelt. „Weil du bist wie du bist“, erwiderte er. Wieder zog er sie zu sich und gab ihr einen weiteren feurigen Kuss. Sie schlang ihre Arme um ihn und erwiderte die Zärtlichkeit. „Endlich, ich hab gedacht, du willst noch ewig zappeln“, murmelte er. Sie schlug ihm sacht auf die gesunde Schulter. „Colt!“ – „Das ist ein ernstes Problem für mich. Ich hab grad nur einen Arm mit dem ich dich halten kann, “ meinte er ernst. „Du Knallkopf, “ lachte sie auf. „Denkst du auch mal an was anderes?“ Erstaunt hob er die Brauen. „Als an dich? Schatz, hör mal. Ich hab grad gedacht, ob man auch gleich hier heiraten kann?“ erklärte er ernst. „Wir sollten damit warten, Colt. Bis das alles hier vorbei ist, bis April ihr kleines Töchterchen zur Welt gebracht hat und bis du wieder ganz gesund bist, “ antwortete sie ebenfalls ernst. „Ja, du hast Recht, “ gab er seufzend zu. Dann grinste er wieder fröhlich. „Wenn ich gesund bin, haben wir auch mehr von der Hochzeitsnacht.“ Wieder lachte sie. „Du bist unverbesserlich“, stellte sie einmal mehr fest. „Und du ein verdammt guter Grund schnell wieder auf die Beine zu kommen.“ Dann schenkt er ihr einen der zärtlichen Blicke, die er nur für sie hatte, und die sie zu streicheln schienen. „Krieg ich jetzt einen Kuss, meine liebste?“ fragte er dann beinahe etwas hilflos. Behutsam bettete Robin seinen Kopf ihn ihre Hände. Das war ihr Colt. So, wie nur sie ihn kannte und es war das größte Glück für sie, dass sie ihn wieder hatte. Dieses Glück legte sie in den erbetenen Kuss, der für Colt nie hätte enden müssen. In diesem Morgen lag alles, was sie brauchten um die Herausforderung zu bestehen, die ihnen noch bevorstand. Es war genauso, wie bei dem Treffen, welches der Scharfschütze organisiert hatte um seine Freunde in seine Heiratspläne einzuweihen. Dass er verletzt war, störte ihn nur, weil er diese Pläne noch nicht umsetzten konnte. Wenigstens hatte er in seiner zukünftigen nicht nur eine liebevolle Pflegerin, sondern auch die beste Motivation. Robin wich kaum länger als nötig von Colts Krankenbett. Auf der Adams Ranch verkam sie gelegentlich ohnehin zum fünften Rad am Wagen Aber das registrierte sie ohne Groll. Sie gönnte Saber und Chily ihr Glück. In gewisser Weise wohnten die beiden nun doch schon zusammen. Tagsüber, wenn die Hebamme bei ihren Patientinnen war, schrieb er die liegengebliebenen Berichte. Da er von seiner Crew vorläufig höchstens noch auf den Rennfahrer zurückgreifen konnte, beantragte Saber beim Oberkommando Vertretung für den verletzten Scharfschützen und die schwangere Navigatorin. Die Zeit verlief so, wie er es sich in einer Beziehung immer vorgestellt hatte. Chily wollte alles von seiner Arbeit wissen, was er erledigt hatte, was noch zu tun war und hielt ihre Ansicht nicht zurück. Umgekehrt war es genauso. Sie tauschten sich über ihre Berufe aus. Im Gegensatz zu seiner vorherigen Beziehung, wo seine Tätigkeit nur als Geldquelle geduldet worden war, wollte Chily alles über seine Aufgabenbereiche wissen. Es war ihr wichtig, die Hintergründe zu kennen. Schließlich liebte sie nicht nur die Privatperson, sondern auch den Starsheriff an Saber. Wie sehr ihm das zuvor gefehlt hatte, wurde ihm jetzt erst so richtig bewusst. April und Fireball waren von der Hebamme auf Kur geschickt worden. Zum Wohl der werdenden Mutter, die dringend Ruhe brachte. Über den Kurort hatte der Rennfahrer schon wieder diskutieren wollen, aber der Blick der quirligen, kleinen Geburtshelferin hatte ihn daran erinnert, dass er sich dies verkneifen wollte. Außerdem hatte die eine gute Wahl getroffen. April legte in dem Erholungsheim am Michigan See in Indiana, dem Nachbarstaat Kentuckys, bald alle Sorgen ab und entspannte sich immer mehr. Das Bäuchlein wölbte sich zusehends und gelegentlich musste sie den Rennfahrer ermahnen, es nicht ständig zu streicheln. Seine Fürsorge war, bei aller Liebe, manchmal erdrückend. Sie einigten sich auf den Namen für eine Tochter. Sie sollte Charlene heißen. Eine kleine Hommage an Charles Eagle und Jolene Adams. Weil Chilys Verdacht auf eine Tochter schon ärztlich bestätigt worden war, zerbrachen sich die beiden gar nicht erst den Kopf über mögliche Jungennamen. Ein Monat verging. Man konnte schon glauben, alles sei überstanden. Doch die Erfahrung hatte gelehrt, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm sein konnte. Die Sache war noch nicht erledigt. Pennyrile gehörte immer noch der kleinen Hebamme, war unverändert vom Irokesen-Stamm besiedelt und barg in seinen tiefen Gängen womöglich das so wichtige und gefährliche Alkalit. So lange dies so war, hatten die Outrider nicht aufgegeben. Sie würden zurückschlagen. Da es solange friedlich blieb, konnte man getrost davon ausgehen, dass das schlimmste noch bevorstand. Mit diesem Wissen im Hinterkopf saß Saber an seinem letzten Bericht an Board von Ramrod. Der Friedenswächter parkte auf der Wiese hinter dem Adams Grundstück. Wie immer waren die Abtaster am Abend eingeschalten um sicher zustellen, dass sich niemand unbemerkt nähern konnte. Jetzt piepten sie. Der Recke fuhr hoch. Damit hatte er schon fast nicht mehr gerechnet. Der Bericht rutschte von seinem Schoss auf den Boden und bliebt dort ungeachtet liegen. Der Blonde sah zu, dass er zum Haus kam. Er schritt die Rampe hinab und sah sich in der Abenddämmerung um. Nichts war zu erkennen. Zügig setzte er seinen Weg fort, achtete auf leise Schritte um einen möglichen Gegner nicht zu warnen. Als er die Hintertür der Küche erreichte, blieb er stehen. Die Tür war angelehnt. Durch die Scheibe sah er Chily am Herd stehen. Die kleine Hebamme war frohgemutes als sie das Abendessen vorbereitete. Es machte ihr Freude für den Blonden zu kochen. Sie genoss es mit ihm zu wohnen. Die Vorstellung an eine gemeinsame Wohnung auf Yuma gefiel ihr immer besser und so summte sie leicht vor sich hin, während sie kochte. Dass sie Besuch bekommen hatte, bemerkte sie erst, als er fragte: „Er wohnt bei dir?“ Chily fuhr herum und starrte erschrocken in Deans Gesicht. Mit ihm hatte sie überhaupt nicht mehr gerechnet. Was wollte der hier? Sie rang nach Fassung und konterte trocken. „Im Gegensatz zu dir.“ Der schüttelte den Kopf. „Das hättest du mir nie erlaubt“, stellte er enttäuscht fest. Auf seine, recht dominierende, Art liebte er sie. Das ein anderer Mann für sie wichtig werden konnte, missfiel ihm. Mehr noch aber der Umstand, dass dieser auch noch in ihr Reich durfte, was ihm in der Beziehung mit ihr verwehrt geblieben war. „Du hättest mich ja auch sofort festgekettet, damit ich dir nicht mehr weglaufen kann“, antwortete sie. Das war ein sehr entscheidender Grund, weshalb alles zwischen ihnen zerbrochen war. „Hätte ich es mal. Dann wärst du jetzt da, wo du hingehörst. Bei mir, “ entgegnete er und trat eine Schritt auf sie zu. „Ich gehöre, wenn, dann an seine Seite, “ entschied sie, wobei ihr das Wort gehören schon viel zu besitzergreifend klang. Ausweichen konnte sie nicht. Sie stand mit dem Rücken gegen die Arbeitsplatte. Jetzt packte Dean auch noch ihr Handgelenk. „Er kann dich nicht glücklich machen. Er weiß nicht, was du brauchst.“ Dabei zog er sie an sich und presste seine Hüften an ihre. Hatte sie es sich doch gedacht, dass er „glücklich machen“ nur über Begierde definierte. „Jedenfalls rattert er nicht wie eine Nähmaschine“, Sie funkelte ihn provozierend an. „so wie du.“ Verächtlich schnaubte er. „Seine Gentleman-Nummer spielt der doch jeder vor. Bald schon wird er nicht mehr der sein, den du gerne hättest, “ garantierte er ihr. Sie versuchte sich von ihm loszumachen, aber er hatte einen festen Griff. „Das weißt, weil du aus Erfahrung sprichst? Was ich selber denk und tu, trau ich auch den andern zu, nicht wahr?“ warf sie zurück. „Nein. Bei mir weißt du, was du bekommst. Auf keinen Fall eine solche Mogelpackung wie Mister Hochadel! Du bekommst von mir, was du verdienst.“ Dabei rückte er ihr noch näher und ließ einen bedeutungsvollen Blick über sie gleiten. Hotpants, ein leichtes, luftiges Top waren eine Einladung für ihn, die er nicht ausschlagen würde. Seine Hand wanderte unter ihr Oberteil und schob es zurück. Sie trug neuerdings Satin. Musste an diesem Typen liegen, aber der Anblick gefiel Dean deshalb nicht weniger. „Glaub mir, ich verdien dich nicht.“ Damit griff sie nach seiner Hand um sie dort weg zu schieben. „Pfoten weg“, forderte sie so energisch sie konnte. Aber es beeindruckte ihn wenig. Sie hatte keine Fluchtmöglichkeit. Er stand zu dicht vor ihr, drückte sie zu nah an den Küchentisch und sie war zu schwach um sich wirkungsvoll zu wehren. „Oh doch, genau das hier verdienst du, “ lächelte er und öffnete auch noch den Knopf ihrer Hotpants. „Lass mich los.“ Sie versuchte ihn von sich zu schieben, drückte ihre Hände gegen seine Brust und trommelte dagegen, als dies ergebnislos blieb. Das Hämmern war schwach. Er hatte ihr schon immer Angst gemacht, weshalb ihre Abwehr recht mutlos war. „Hörst du schlecht?“ ertönte es von der Hintertür. Ein Stoß riss Dean von ihr weg und von den Füßen. „Die Lady hat gesagt, du sollst sie loslassen!“ erinnerte Saber. Sofort brachte sich die kleine Hebamme hinter seinem Rücken in Sicherheit. „Das hast du nicht um sonst getan, “ gab Dean zurück, funkelte ihn drohend an und trat kräftig gegen das Schienbein des Schotten. Doch es brachte den nicht wie erhofft zu Fall. Zwar verzog er kurz das Gesicht, war aber als Starsheriff gut genug im Training um davon nicht gleich einzubrechen. „Verlass dieses Haus“ verlangte Saber fest. „Du hast hier nichts zu suchen.“ – „Und du hast hier nichts zu bestimmen“, schnappte der Dunkelhaarige und erhob sich. „Sie duldet dich nur. Offensichtlich testet sie was neues, wie so oft. Wenn du ihr erst langweilig wirst, kannst du deine Koffer packen.“ Chilys kleinen Hände krallten sich in das Hemd des Blonden. Der blieb beschützend vor ihr stehen. „Ein Mann braucht mehr Facetten als nur eine. Und wie ich bemerken darf, ist deine wirklich mies, “ gab er zurück. Dean musterte die beiden, unschlüssig, wie er nun fortfahren sollte. Dem Schotten vor sich konnte er wohl nicht zu einem Kampf aufstacheln. Also musste er das verbal austragen. „Als ob deine so viel besser wäre. Wie lange willst du ihr noch den edlen Ritter vorspielen?“ hakte er nach. „Das muss ich nicht, weil ich es bin“, erwiderte Saber gelassen und fügte provokant hinzu. „Außerdem sind wir schon beim einfallsreichen Liebhaber angelangt.“ Chily ließ ihn los. „Einfallsreich? Du? Nur vorher, was. Und wenn es drauf ankommt, ist nach einer Minute alles vorbei?“ parierte ihr Verflossener. „Das ist lediglich das, was du denkst. Dir fehlt wirklich jegliche Phantasie, “ bemerkte der Recke und konnte sich ein kleines fieses Lächeln nicht unterdrücken. Dean begriff, dass er jemanden vor sich hatte, der ihm überlegen war. „Du musst echt ein Spinner sein. Das wird nicht ewig halten. Irgendwann wirst du ihr zu langweilig, “ versprach er, aber es klang nicht mehr so überzeugt. Ihm schwante, dass er Chily ganz verloren hatte. Eine späte Erkenntnis, aber so langsam brach sie hindurch. „Dann kann ich immer noch mit meinem Einkommen punkten“, grinste der Schotte breit zurück. „Nicht bei ihr. Sie ist anders als die meisten. Wenn du sie kennen würdest, würdest du das wissen, “ antwortete Dean und sah an Saber vorbei zu Chily. „Willst du den echt?“ fragte er sie. „Vor allem will ich, dass du endlich gehst und dich hier nie wieder blicken lässt“, gab sie bestimmt zur Auskunft. „Du hast die Lady gehört. Sei so freundlich und mach jetzt die große Verschwinde, bevor ich dir ganz unhöflich die Tür zeigen muss.“ Saber verschränkte die Arme vor der Brust und stand breitbeinig wie ein Schutzwall vor der kleinen. „Nein, noch nicht. Chily und ich sind mit unserem Gespräch noch nicht fertig, “ beharrte Dean. „Doch, “ widersprach diese sofort. „Auf Wiedersehen, Dean.“ Der Schwertschwinger wies in Richtung Tür. „Obwohl ich ja hoffe, dich nicht mehr hier sehen zu müssen.“ Dean blieb uneinsichtig. Die Erkenntnis sie aufgeben zu müssen, mochte gekommen sein, wurde aber nicht akzeptiert. „Chily, ich“, begann er von neuem und wollte am Recken vorbei. Die Angesprochene wich vor ihm zurück. Saber hatte genug. Er packte Dean an den Schultern und schob ihn auf Armlänge vor sich. „Bei dir stößt man wirklich auf taube Ohren“, stellte er fest und fügte in einem Ton, der eigentlich jeden Widerspruch ausschloss fort. „Raus jetzt, aber tempo di flotti, sonst erinnerst du dich noch lange an diesen Moment hier.“ Der Angegriffene packte die Handgelenke des Starsheriffs und wollte ihn von sich fortdrücken. „Ich will nur mit Chily reden“, fauchte er. „Du hast mit ihr geredet. Sie hat mehr als deutlich Nein gesagt und jetzt gehst du!“ Saber verstärkte seinen Griff und schob den ungebetenen Gast zum Hintereingang. „Chily, wenn du von dem genug hast, du weißt, wo ich wohne“, rief der zurück. „Ja, bei Tausend-Tonnen-Tina“, antwortete sie trocken. „Das wird nicht passieren und jetzt geh!“ Damit bekam Dean einen endgültigen Stoß auf den Hof. Saber baute sich im Türrahmen auf. Einen Moment maß der Ausgestoßene ihn noch mit Blicken. Nein, dem war er dummerweise wirklich unterlegen. Wenn Dean auch nicht übermäßig helle war, er begriff, dass er jetzt besser ging, bevor sein hübsches Gesicht Schaden davon trug. Und so trollte er sich. „Danke“, murmelte Chily, allerdings klang es eher bedrückt, als erfreut. Saber warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. Sein „Bitte“ klang recht verunsichert. Was sollte er mit ihrer Reaktion anfangen? Sie schaute auf den Boden. „Sag mal“, begann sie verlegen und grübelte nach Worten. „Was denkst du, was du für mich bist?“ fragte sie dann. Das brachte ihn noch mehr durcheinander. „Dein... Freund?“ gab er mehr fragend als überzeugt zurück. Sein Herz begann nervös zu schlagen. „Definiere das“, forderte sie leise. „Ist das mehr oder weniger, als ein einfallsreicher Liebhaber?“ Er lehnte sich mit dem Becken gegen die Anrichte und schaute zu Boden. Das fühlte sich sehr unangenehm an. „Ich dachte, ich wäre mehr“, antwortete er mit einem beklemmenden Gefühl. „Ich dachte auch.“ Sie schaute ihn an. „Deshalb war ich schon platt, als du das gesagt hast. Ich dachte, du wolltest mehr für mich sein als "bloß" mein Liebhaber. Weil ein Liebhaber weniger als ein Partner ist und ich hätte dich lieber als Partner, “ erklärte sie. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. „Puh“, seufzte er erleichtert auf. „Ich hab gerade noch gedacht, du wolltest nicht mehr als das.“ Er lächelte. „Ich bin dein Partner, Jolene. Das werde ich auch bleiben, wenn du das willst.“ Sie fiel ihm um den Hals. „Und ob ich will“, versicherte die aus tiefstem Herzen und gab ihm einen genauso innigen Kuss. Er schloss sie in seine Arme. „Das will ich auch.“ – „Ich muss dich zwei Sachen fragen“, setzte sie an und drückte ihren Kopf an seine Schulter. „Wie viel von dem Gespräch zwischen Dean und mir hast du gehört?“ Mit der Frage hatte er gerechnet. „Alles“ entgegnete er. „Weißt du, Ramrods Sensoren haben ausgeschlagen, da bin ich sofort her.“ Entrüstet nahm sie ihren Kopf von seiner Schulter und schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. „Und dann lässt du mich so lange mit ihm allein?“ – „Es tut mir leid“, behauptete er, was nicht ganz die Wahrheit war. Er hatte zum einen den rechten Zeitpunkt abpassen wollen. Zum anderen sehr interessant gefunden, was er so gehört hatte. „Ich dachte, du könntest dich wehren“, fügte er dann hinzu. „Der ist mir an die Wäsche gegangen. Oh, ich hasse dich.“ Sie stieß ihm die Faust gegen die Brust, was allerdings nicht weh tat. „Das hat sich vorhin noch ganz anders angehört“, schmunzelte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich hätte nicht zugelassen, dass er dir was tut.“ Sie schmiegte sich wieder an ihn. „Eine Frage hab ich noch.“ Er legte sein Kinn auf ihren Kopf und strich ihr übers Haar. „Welche denn?“ „Können wir Toto hier aufnehmen?“ fragte sie und schilderte die Sache. „DJ hat vorhin angerufen. Sie muss ein paar Tage weg. Sie sucht Käufer für die Pferde und kann ihn nicht mitnehmen. Natürlich ist die erste Wahl MomChi“ Sie grinste. „Ich hab ihr nur gesagt, dass ich das erst mit dir besprechen muss. ich war mir nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch zu riskant ist. Noch bist du in Bereitschaft und das bedeutet auch, dass noch die Gefahr eines Angriffes besteht.“ Gedanklich staunte Saber einmal mehr über sie. Sie musste ihm aufmerksam zugehört haben, wenn er von seiner Arbeit gesprochen hatte, sonst hätte sie vielleicht sofort zugesagt und die gegebenen Umstände weniger berücksichtigt. „Das stimmt“, nickte er. „Aber willst du den kleinen Dreikäsehoch alleine lassen? Ich werde auf euch beide aufpassen, versprochen, “ fügte er hinzu. Es war für den Zeitraum nicht bedenklich den Knirps aufzunehmen, zu mal er auch noch Verstärkung erwartete. „Na dass kann heiter werden. Ich verspreche dir jetzt schon, dass er dich hassen wird, so bald er merkt, was du hier so alles tust. Vor allem mit mir. Denk nur an seinen Heiratsantrag. Es ist schon schlimm genug, dass er seinen Vater nicht mag, jetzt auch noch dich.“ Der kleine Mann konnte mitunter recht eifersüchtig auf andere Männer reagieren. Saber lächelte leicht. „Du musst ihm ja nicht erzählen, was ich mit dir tue“, meinte er und fügte recht zuversichtlich hinzu. „Das wird schon. Der kleine ist doch eh ein richtiger Sonnenschein.“ Wenn der Recke daran dachte, wie folgsam Toto bei der Reitstunde gewesen war, hatte er wirklich wenige Bedenken. Andererseits war der Bengel fix genug um festzustellen, dass sich ein paar Dinge geändert hatten. Mit etwas Glück reichte der Sympathiebonus, den der Recke eingeheimst hatte, für die paar Tage aus. „Ich werd es ihm nicht erzählen. Ganz sicher nicht. Es reicht, wenn er uns mal so sieht wie jetzt.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute zu ihm auf. „Du wirst Schienbeinschützer brauchen. Der Kleine kann fies treten, “ warnte sie. „Ich werd sehen, was ich machen kann, “ gab er zurück. Wenn er Fußballer wäre, hätte er welche, aber so. Mal sehen. Vielleicht konnte er den Kurzen ja dazu bringen statt gegen Beine gegen Rugbybälle zu treten, sollte es den tatsächlich überkommen. Irgendwo auf Ramrod hatte er doch noch einen. Chily grinste ihn an. „Sehr tapfer“, lobte sie und gab ihm einen Kuss. „Warst du mit deiner Arbeit auf Ramrod schon fertig?“ wollte sie dann wissen. Er schüttelte den Kopf. „Nicht ganz“, gestand er seufzend und hatte im Augenblick nicht wirklich Lust sich um den letzten Bericht zu kümmern. „Okay, dann stell ich das Abendessen mal warm, “ meinte sie, wandte sich zum Herd um und begann dort zu handtieren. „Gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich soweit, “ murmelte er und wollte aus der Küche trotten, aber sie hatte aufgehorcht. „Irgendwie klingt das grad frustriert. Hab ich was angestellt?“ hakte sie nach. „Nein, ganz bestimmt nicht“, versicherte er ihr über die Schulter. „Ich...“ Na gut, dass konnte man schon gestehen. „Es ist etwas öde, alleine auf Ramrod, das ist alles.“ Sie ließ ihren Blick wieder über die Arbeitsplatte schweifen und nickte leicht. „Das Essen steht im Wärmer. Da steht es auch, wenn ich nicht da bin, “ informierte sie und wollte dem eigentlich noch etwas hinzufügen, da hakte der Recke schon verwundert nach. „Wenn du nicht da bist?“ – „Ja, wenn ich nicht da bin“, wiederholte sie leicht nickend. Ihren bedeutungsvollen Blick verstand er nicht. „Wo willst du denn hin?“ fragte er mit einem leichten Anflug von Irritation. Sie musste sich das Grinsen verkneifen. Er sah zu hinreißend aus, wenn wer sie so irritiert ansah, und sie konnte nicht wiederstehen, dass ein wenig auszureizen. „Naja, ich hab noch eine recht kurzfristige Verabredung“, gab sie zu. Sie hatte sich eben dazu entschieden ihm an Board von Ramrod Gesellschaft zu leisten. „Darf ich fragen, mit wem?“ – „Mit einem gut aussehenden Mann“, erwiderte sie, was auch nicht gelogen war, sie fand den Recken attraktiv. Der versuchte einen kleinen Scherz. „Colt ist kein gutaussehender Mann“, lachte er unsicher und betete, dass sie den Cowboy gemeint hatte. Der Gedanke daran, dass sie womöglich die Absicht hatte, sich mit einem anderen zu treffen gefiel ihm nicht. „Ich rede nicht von Colt.“ Chily fiel es wirklich schwer noch ernst zu bleiben. Unter anderen Umständen wäre dem Blonden das auch aufgefallen, nur rührte dieses Gespräch gerade an dem Trauma, das Sincia ihm verpasst hatte und das bis heute schmerzte. So verschwand sein Lächeln und machte der Verwunderung Platz. Chily blickte zu Uhr. „Ich sollte langsam ...“ – „Wann kommst du wieder?“ wollte der Schotte noch wissen und schaute sie hilflos an. „Weiß ich noch nicht“, entgegnete sie unbestimmt. „Pass auf dich auf, Chily“, sagte er und hoffte, dass sie ihm vielleicht nur neckte und doch den Kuhhirten besuchen wollte. „Immer doch.“ Sie wandte sich zum Gehen. Saber resignierte. „Du willst mir nicht sagen, mit wem du dich triffst?“ fragte er beunruhigt. Denn jetzt war er sich fast sicher, dass er sie mit einem andern teilen musste, oder bald würde, und die Vorstellung daran tat höllisch weh. Chily dreht sich wieder zu ihm um. „Du kommst nicht drauf, oder?“ fragte sie ihn. Er hob die Schultern. „Nein.“ Sie grinste, schüttelte den Kopf und war mit einem Satz auf dem Recken. „Du!“ lachte sie. „Was?“ Jetzt begriff der Schotte gar nichts mehr. „Der einzige Grund, warum ich diese Küche verlassen wollte, war, um dir auf Ramrod Gesellschaft zu leisten“, klärte sie ihn auf und glitt von ihm hinunter. „Und du vermutest sonst was dahinter.“ Sie betrachtete ihn ernst. „Wirst du mir jemals vertrauen?“ Er hob die Brauen. „Tu ich doch!“ wiegelte er den Vorwurf sofort ab. „Ich dachte, du gehst vielleicht Colt besuchen oder zu DJ. Mehr vermute ich dahinter nicht, ich mach mir nur Sorgen, “ behauptete er. Ihre linke Augenbraue zuckte kritisch nach oben. „Nein, so stimmt das nicht. Du lässt dich sehr leicht irritieren. Egal was ich sage, wenn es nicht so klingt, wie du erwartest, vermutest du gleich, dass irgendwas mit meinen Gefühlen für dich nicht stimmt, “ präsentierte sie einmal mehr sein Seelenleben auf einem silbernen Tablett. „Das stimmt doch gar nicht, “ wehrte Saber ab und schob sie ein wenig von sich. „Du lügst mich gerade an. Oder warum werde ich auf einmal weggeschoben?“ gab sie sachlich zurück. „Wie kommst du jetzt darauf?“ Erschrocken ließ er sie los. „Oha.“ Mit den Augen folgte sie seinen Händen, die von ihren Armen zurückglitten, und ließ ihren Blick über ihn wandern. Der war ganz aus dem Häuschen, stellte sie fest, und versuchte das zu überspielen. „Saber, ganz am Anfang hast du mal gesagt, dass eine Beziehung nur dann funktioniert, wenn beide die Spielregeln kennen und sich daran halten. Eine wichtige Spielregel für mich ist: Lüg mich nicht an. Und wenn ich doch dabei erwische, streite es nicht auch noch ab, “ mahnte sie ihn. Betroffen blickte er zu Boden. „Sorry“, murmelte er. Chily trat auf ihn zu und strich ihm behutsam mit der Hand über die Wange. „Was macht dich nur so unsicher?“ fragte sie sanft. Er nahm ihre Hand in seine. „Die Ungewissheit“, gab er rau zurück. „Wovor?“ – „Dass mir eines Tages ein anderer die Tür zu deiner Wohnung aufmacht“, antwortete er. Oh, dass hätte sie bedenken müssen, dass er das noch nicht verwunden hatte. „Nein. Nicht meine Wohnung. Unsere, Manapi, unsere Wohnung, “ flüsterte sie sacht. „Unsere Wohnung, ja, “ seufzte er. Ihre zärtlich Art konnte noch nicht lindern, dass ihm gerade das Herz geblutet hatte. „Ja“, Wieder strich sie ihm übe die Wange. „Unsere Wohnung, auf Yuma, am Stadtrand, mit unseren Pferden in der Nähe …“ – „Ich freu mich schon“, erklärte er und gab ihr einen kleine Kuss auf die Wange, war aber immer noch distanziert. Sie spürte, wie er wieder begann, die so mühsam eingerissene Mauer um sein Herz zu errichten. Man, wie konnte sie nur so blöd sein. Leicht schmiegte sie sich an den Recken. Diese Wand durfte nicht mehr aufgebaut werden. „Es tut mir leid, Manapi. Ich hätte dich grad nicht so necken dürfen, “ meinte sie betreten und schenkte ihm einen entschuldigenden Blick. Er verzog das Gesicht. „Necken nennst du das? Das war schon ziemlich gemein, “ rügte er und das zu Recht. Sie schlug schuldbewusst die Augen nieder. „Ich weiß“, murmelte sie unglücklich und drückte sich ein wenig näher zu ihm. „Aber du sahst irgendwie so drollig aus, wie du mich so irritiert angeschaut hast, da konnte ich nicht wiederstehen“, rechtfertigte sie sich ungeschickt. „Drollig?“ hakte er verständnislos nach. „Was bin ich? Ein Schmuseteddy?“ Sie schaute ihn scheu wieder an. „So ähnlich. Ein Manapi, “ lächelte sie verlegen. „Ich mach es nie wieder, “ versprach sie aufrichtig. „Das will ich auch hoffen, “ gab er zurück und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Ihre Reue war echt und offenkundig, wie sollte er da noch länger böse sein. „Tu es einfach nicht noch mal“, mahnte er sie ernst. Ein Rest Schmerz blieb. „Ich werde lieb sein“, versprach sie. „Also, wie gesagt, dass Essen bleibt auch ohne mich warm und du hast ja noch zu tun.“ Er nahm ihre Hand und führte sie aus der Küche. „Na, dann komm mal mit und sieh dir unseren Arbeitsplatz mal aus der Nähe an“, meinte er. „Gern.“ Erleichtert ließ sie sich von ihm begleiten. Auf halben Weg blieb sie unvermittelt. „Ich liebe dich“, erklärte sie schlicht. Er sah sie verwundert an. Wie sie seine Hand hielt und ihn einfach nur offen und froh anschaute. Der Rest Schmerz verlor sich in diesem Blick. „Ich liebe dich auch“, entgegnete er dann und drückte ihr einen langen, liebevollen Kuss auf die Lippen. Am folgenden Tag brachte Robin Colt aus dem Krankenhaus mit. Gemeinsam mit dem kleinen Toto buhlte er nun um die volle Aufmerksamkeit der beiden Frauen. Die schüttelten leicht die Köpfe. Colt musste sich mit seiner Lehrerin begnügen, Chily hatte schließlich den Knirps und Saber, die gern beide etwas von ihr hätten. Der Zwerg spürte genau, dass irgendetwas an seiner MomChi anders war und konnte ziemlich schnell auch begreifen, dass es was mit de Recken zu tun hatte. In einem Anfall von kindlicher Eifersucht trat er tatsächlich nach dessen Schienbein, aber Saber wich aus und schaffte es, ihn zu einem kleinen Rugby-Training zu überreden. Da es Wunder wirken konnte, wenn man Kinder ernst nahm und ihnen das Gefühl gab, sie wären gleichberechtigt, hatte Chily nun genügend Zeit sich auf die Ankunft der beiden Vertretungen vorzubereiten. Suzie Soundso und Mandarin Wasweißich. Die Hebamme hielt es nicht unbedingt für nötig sich Nachnamen einzuprägen. Die meisten Menschen, mit denen sie es zu tun hatte, sprach sie mit dem Vornamen an. Nun hieß es das Gästezimmer zu richten, Einkaufen zu fahren und nicht die beiden Hausbesuche zu vergessen, die für heute auf dem Plan standen. Am späten Vormittag des folgenden Tages landeten zwei Gleiter des Oberkommandos auf dem Vorhof der Ranch. Ihnen entstiegen die beiden Bekannten der Ramrod Crew. Suzie, die sie mit ihrem Neffen Pierre damals im Ski-Urlaub kennen gelernt hatten, sollte Colt am Feuerleitstand vertreten und Mandarin, die ihnen bei der Befreiung von Commander Eagle so werftvolle Hilfe geleistet hatte, sollte für April an der Navigation einspringen. Die beiden Frauen sahen sich um. „War ja klar, dass der Kuhtreiber sich hier wohl fühlt“, bemerkte Mandarin und ließ ihren Blick über das Rancherhaus gleiten. So rustikal lebte Colt, daran hatte sie nie einen Zweifel gehabt. „Hier gibt es ja nichts als Felder und Wald.“ So schön der Anblick des weiten, endlosen Landes auch war, der Rotschopf war zu unternehmungslustig für so viel Ruhe. Auch Suzie ließ ihre Augen umherwandern. „So weit ab vom Schuss“, bemerkte sie schlicht. Sie ließen den ersten Eindruck noch auf sich wirken, während sie auf die Eingangstür zu schritten. Mandarin klopfte an. „Dann schau wir mal, ob sie auch alle da sind.“ Die Tür wurde geöffnete. Eine zierliche Blondine in Hotpants und Neckholdertop, barfuß und mit vielen, schmalen Lederbändern um den linken Knöchel stand darin. „Hi ... öhm ... Pumukel.“ Chilys Augen blieben in dem kräftigen roten Schopf von Mandarin hängen. Die konterte fröhlich. „Hi, ist Meister Eder auch da?“ Damit hatte die kleine Hebamme sie schon ins Herz geschlossen. „Klar, kommt rein.“ Damit öffnete sie die Tür weit. Das war die erwartete Unterstützung, wie man absolut unschwer an den Uniformen und den parkenden Gleitern erkennen konnte. „Du bist also Colts kleine Schulfreundin“ stellte der Starcaptain fest und musterte sie noch mal. Ungewöhnlich ja, Konkurrenz für sie, nein. „Ihr habt also die Elite eilt zur Verstärkung der vier Aushilfen schon erwartet.“ – „ Ja und logisch“, antwortete Chily. „Kein Wunder wird Verstärkung gebraucht, wenn man Amateure vorausgeschickt hat“, ging sie auf den Scherz ein und führte die beiden ins Wohnzimmer, wo Colt und Robin auf dem Sofa saßen. „Was haben sie denn mit dir gemacht, Kuhhirte?“ fragte Mandarin erstaunt, musterte Colt kurz und drückt ihn dann leicht zur Begrüßung an sich. „Das war sie.“ Neckend wies der Gefragte auf Robin und grüßte über die Schulter des Rotfuchses hinweg auch Suzie. Seine Braut stieß ihm leicht auf die Schulter. „Sehr komisch“, meinte sie, während auch Suzie mal den Mund aufbrachte und das Hallo des Kuhhirten erwiderte. Unterdessen hatte Chily Saber und Toto in ihrem neuerlichen Rugby-Training unterbrochen und ins Haus geholt. Die drei traten durch die Küche ins Wohnzimmer. „Boah“, rief der kleine Mann beeindruckt. „Eine Hexe“ Er zeigte auf Mandarin. „und ihr Besen.“ Sein kurzer Finger wanderte zu Suzie. Die beiden schauten ihn einen Augenblick lang verdattert an. „Pass auf, der Besen beißt“, gab der Starcaptain zurück, trat zu Saber und umarmte auch ihn zur Begrüßung. „Hey, der edle Recke ist auch noch da!“ Suzie blieb, wo sie war und zupfte dezent, weil irritiert von der Aussage des Knirpses, an ihrem Dutt. „Hallo, Saber“, sagte sie. „Gut siehst du aus. Dein Lümmel?“ Bei der Frage deutete sie auf Toto. Saber kam gerade dazu, „Hallo ihr beiden, “ zu erwidern, da bellte der Kleine beleidigt dazwischen. „Ich bin ihrer.“ Stolz wies er dabei auf Chily. „Kapiert?“ – „Toto, immer schön nett sein“, mahnte Chily, aber es klang nicht danach, als müsse der das auch ernst nehmen. Irgendwas an dieser Bohnenstange mit dem albernen Bananen-Dutt, der ihre dünne, hohe Gestalt noch mehr betonte, gefiel der Hebamme nicht. „Wo ist der Rest der legendären vier?“ wollte Mandarin wissen. Sie schaute sich noch einmal suchende um. „Ich sehe nur fünfzig Prozent der Helden von Ramrod.“ – „In den Flitterwochen“, gab Colt munter zur Antwort. „Obwohl, geflittert haben sie ja schon vorher kräftig“, fügte er grinsend hinzu. Erstaunt blickten die beiden Neuankömmlinge sich an. „Gibt es für Mitglieder eures Teams etwa Ausnahmen von der berühmten Regel?“ wunderte Suzie sich. „Fireball ist Rennfahrer, die Regeln haben sich geändert“, klärte Saber die beiden auf. „Aprils Umstände auch,“ ergänzte Chily. „Deswegen bin ich also hier“, kapierte der Rotfuchs die Anspielung. „Dann erledigt sich die nächste Frage von selbst“, lächelt die Große. Toto tippte sie leicht an. Mit einem unschuldigen Blick wies er auf ihre Frisur und fragte: „Wieso wächst dir eigentlich Stroh aus dem Kopf?“ Die Gefragte riss überrascht die Augen auf. „Tja, ich schätze mal, weil es im Kopf keinen Platz mehr hat, Knirps“, antwortete der Rotschopf dafür. „Danke, sehr nett mir vor dem Bengel in den Rücken zu fallen. Pierre hätte von mir eine hinter die Löffel bekommen, “ murrte Suzie. „Ja, wie geht es dem Lausebengel denn eigentlich?“ lenkte Colt das Thema an dem Punkt doch gleich mal in eine andere Richtung. „Ja genau. Fährt er immer noch so gut Ski?“ hakte auch der Recke nach, bevor der Zickenterror richtig ausbrechen konnte. „Er wird immer schneller. Ein richtiger kleiner Skirennläufer ist er mittlerweile, “ berichtete die Gefragte nicht ohne Stolz. „Und bei euch? Keine Kinder unterwegs?“ Aber das hätte sie sich besser verkniffen. Prompt trat Toto ihr gegens Bein und deutete auf sich. „Und was bin ich. Ein Hund?“ wollte er verstimmt wissen. Er hasste es nicht beachtet zu werden und genau dieses Gefühl hatte die hochgewachsene Blonde ihm gerade vermittelt. Chily zog ihn zurück. „Hör auf.“ Diesmal war ihre Mahnung ernsthafter, wie die Gekickte feststellte. „Ich hab die beiden Männer gemeint. Du gehörst ja weder zu Saber noch zu Colt, oder etwa doch?“ Dabei hob sie fragend die Augenbrauen. Skeptisch betrachte Chily sie. „Und wenn es so wäre, was geht es dich an?“ Ähnlich wie die Hebamme, litt auch die Lehrerin unter einem Anflug von Eifersucht. Beide fragten sich, auf wen von den beiden anwesenden Herren Suzie wohl Ansprüche erhebe. Mandy beugte sich zu dem Dreikäsehoch und erklärte ihm grinsend, um ihn zu beruhigen: „Keiner von beiden ist dein Papa, das sieht man doch! Du bist doch viel zu süß, um von Colt oder Saber zu sein“ Leise, aber nicht leise genug raunte der Chily zu. „Die mag ich.“ Der Scharfschütze lachte munter. „Junge, dann hast du was mit Matchbox gemein.“ Das fand er zu komisch. Toto hatte er damit aber einen gewaltigen Schrecken eingejagt. „Was?“ rief der fünfjährige ganz geschockt. „Heißt das, wenn ich die anfass, sieht sie auch aus, als hätte sie einen Luftballon verschluckt?“ Während der Rotfuchs ganz verdattert die Augen aufriss, konnte der Rest der Runde nur vor lachen brüllen. Chily versuchte sich zu beruhigen. „Dazu bist du noch nicht groß genug. Keine Angst. Da passiert gar nichts, “ gluckste sie. „Nö, “ versicherte auch Mandarin. „Da kann nix passieren, Junge.“ Die kleine Hebamme beugte sich leicht zu Saber und raunte ihm zu. „Ich mach mal das Mittagessen.“ Er nickte. „Mach das“, erwiderte er. „Ich weise die beiden Damen so lange in ihre Arbeit ein.“ Dabei hatten sich die beiden leicht an den Armen berührt. Sofort schob Toto sich zwischen sie und drohte dem Recken böse mit dem kleinen Zeigefinger. „Wehe.“ Der Blonde lächelte: „Was mach ich denn, Toto?“ Der rollte die Augen. Das man Erwachsenen aber auch alles erklären musste. „Sie anfassen. Dann kriegt sie vielleicht so ein Bauch“ Mit seinen Händen bedeutete er dabei, wie monströs der sein konnte. „und das geht nicht. Das ist meine MomChi, “ stellte er klar. Der Schotte mochte den Zwerg sehr und hockte sich deshalb zu ihm. „Sie bleibt auch deine MomChi. Und sie kriegt von mir bestimmt keinen Bauch, versprochen, Toto, “ lächelte er väterlich mild. „Du bist ja da und passt auf.“ Als er sich wieder aufrichtete, wisperte Chily: „Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.“ Gleich darauf forderte sie den Knirps in normaler Lautstärke auf: „Komm, hilf mir, Kurzer.“ Der jubelte und sprang in die Küche voraus. „Ihrer?“ wollte der rothaarige Starcaptain stirnrunzelnd wissen, als die beiden in der Küche verschwunden waren. „Mehr oder weniger. Der Sohn einer Freundin. Sie kennt ihn von Geburt an, “ informierte der Blonde. „Ist auch besser so, “ kommentierte Suzie mit einem gewissen Argwohn, wodurch Robin das Gefühl hatte, sie müsse für die Freundin sprechen. „Warum? Sie wäre eine tolle Mutter, “ meinte sie skeptisch. „Sie sieht nicht aus, wie eine Mummy, “ rechtfertigte die Große sich. „Na und. April auch nicht, trotzdem ist sie bald eine, “ schnappte die Lehrerin. „Das kann ich mir gleich noch weniger vorstellen. Das geht irgendwie überhaupt nicht.“ Das Kopfschütteln dazu unterstrich, wie wenig das in ihr Hirn wollte. „Schätze Toto hatte Recht, dass ist Stroh, das dir da aus dem Kopf wächst, sonst wüsstest du, das es geht,“ versetzte Robin recht schnippisch, was ihr nicht schwer fiel, da sie wusste, dass es zwischen Suzie und Colt eine Vorgeschichte gab, die der Lehrerin sauer aufstieß. „Och, Robinschatz. Jetzt hab dich nicht so, “ mischte sich Colt ein und schlug sich ihrer Ansicht nach auf die falsche Seite. „Ist ja wirklich irgendwie komisch, dass unser Rauscheengel Mama wird.“ – „Wenn du meinst“, murmelte sie unbestimmt. „Ja, mein ich.“ Er schmunzelte dem Schotten vielsagend zu. „Wenn von uns schon einer Papa werden sollte, dann doch der edle Recke da.“ Der hob gründlich überrascht die Brauen. „Jaja, du hast mich schon richtig verstanden, Säbelschwinger. Ich bin eindeutig noch zu jung für Kinder und Fire, “ Das Grinsen des Kuhhirten wurde breiter. „naja, der steht schon außer Konkurrenz, der kleine Unfallverursacher.“ Jetzt musste der Recke ein Grinsen unterdrücken. „Dir ist hoffentlich klar, wer die Mutter dazu wäre“, erinnerte er ihn. Das wäre nämlich die von dem Scharfschützen so wohl bewachte Hebamme. Als Colt das aufging, drohte er, wie zuvor Toto, dem Blonden. „Nö, nicht meine Chily. Wehe dir!“ War ja klar, dass so ein Statement kommen musste. „Bloß gut, weißt du, was du willst“, kommentierte Saber trocken und wandte sich an Suzie und Mandarin. „Ich sollte euch langsam mal eure Arbeitsplätze zeigen. Ladies First.“ Die Rothaarige ließ der Blonden den Vortritt. „Ich fühl mich nicht so alt, also bitte, du zuerst“, meinte sie scherzend, aber das missfiel der. „Zu gütig“, schnappte sie. Dann verließen die drei das Wohnzimmer und machten sich auf den Weg zu Ramrod. Robin und Colt blieben allein zurück. Die Lehrerin nutzte die Gunst des Augenblickes und hakte nach. „Was genau lief da noch zwischen dir und Suzie?“ Der kratzte sich am Kopf. „Ich war mit ihr einen Kakao trinken und Skilaufen. Pierre, ihr Neffe hat mir die Tour vermasselt …“ Im nächsten Moment biss er sich auf die Lippe. Sowas erzählte man doch nicht der Braut. Die war schon von ihm abgerückt und gab bissig zurück. „Zu schade aber auch.“ Hastig versicherte er. „Aber das war lang vor deiner Zeit, mein Schatz.“ Er rückte nach. „Komm wieder zu mir. Ich mag Suzie doch gar nicht, “ schwor er treuherzig. Doch das allein zog nicht. Robin stand auf und trat vom Sofa weg. „Hab ich gemerkt.“ Etwas umständlich rappelte er sich ebenfalls auf. „Robin, bleib bei mir. Ich will doch nur dich heiraten, “ kam es jammernd von ihm. Er erinnerte mit diesem Flehen mehr an einen kleinen Jungen, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte, als an einen Mann, der sich mit Heiratsabsichten trug. Robin wich noch ein Stück von ihm weg. „Und was heißt das, wenn du noch nach anderen Frauen guckst?“ wollte sie wissen. Die gelegentlichen Anflüge von Eifersucht konnte sie nicht abwenden. Das Vorleben ihres Bräutigams war doch recht bewegt und machte es ihr schwer daran zu glauben, dass er ihr wirklich treu bleiben würde. Obwohl er gerade das schon recht oft bewiesen hatte. So befand sie sich doch in einem Zwiespalt und kam sich mehr als einmal recht albern dabei vor, wenn die Eifersucht wieder über sie hereinbrach. „Schauen tut doch niemand weh. Und weder nach Suzie noch nach Mandarin gucke ich. Die sind nicht meine Kragenweite. Ich schwöre es.“ Colt hob die gesunde Hand zum Eid. „Bei was? Den Satteltaschen deiner Großmutter, die gar nicht reiten konnte.“ Aber schon kam sich die Lehrerin wieder lächerlich vor. Sie kannte ihren Kuhhirten doch. „Nein, bei Chilys Lenden, die ich niemals berührt habe“, schwor er unschuldig und auf diese Worte konnte Robin bauen. Das hatte er ja wirklich nie getan. „Knallkopf“, grinste sie unwillkürlich. „Aber jetzt glaubst du mir, oder?“ Sollte einer die Frauen manchmal verstehen. „Vorläufig“, ließ sie ihn noch ein wenig zappeln. Er hauchte ihr einen Kuss zu. „Das reicht mir nicht;“ erklärte sie. Aber man konnte ja das Notwendige mit dem Vergnügen verbinden. Colt musste das Gehen wieder üben, da konnte er doch ruhig zu ihr kommen. „Du willst mehr?“ fragte er und machte einen vorsichtigen Schritt in ihre Richtung. „Du willst deine Streicheleinheiten, dann komm und hol sie dir, “ lächelte sie herausfordernd und so ließ er sich gern befehlen. „Ja, die will ich.“ Seine nächsten beiden Schritte waren für das Tempo, dass er einlegte zu unsicher. Beinahe wäre er gestolpert. Doch Robin war schnell genug bei ihm um ihn zu stützen und einen Sturz zu verhindern. Dann trat sie wieder an das zweite Sofa zurück, das dem gegenüber stand, auf dem die beiden eben noch gesessen hatten. „Und gleich noch mal“, ordnete sie lächelnd an. „Du quälst mich“, klagte er bei seinem nächsten Schritt. „Nein, wir üben nur den Gang zum Altar. Na komm, “ lockte sie liebevoll. „Dann sollte ich eher versuchen, in die andere Richtung zu flüchten, “ entgegnete er neckend. „Da gibt es keine Streicheleinheiten. Und das hier auch nicht.“ Langsam begann sie ihr T-Shirt zu heben und gewann seine volle Aufmerksamkeit. Je näher er auf sie zu tapste, desto höher schob sie das Oberteil und desto mehr Mühe gab er sich, sie bald zu erreichen. Schon blitzte der BH. Was für eine Verlockung. Ein letzter unbeholfener Schritt, dann schlang sie ihre Arme um ihn und gab ihm einen zärtlichen Kuss. „Also muss ich nackt am Altar stehen, damit du sicher in die richtige Richtung läufst“, bemerkte sie. „Ich glaub, das krieg ich auch gebacken, wenn du ein Kleid trägst, aber du könntest mich damit ködern, was du unten drunter tragen wirst, “ grinste er zurück und ließ seine gesunde Hand um ihre Taille gleiten. Vorsichtig half sie ihm sich auf dem Sofa zu platzieren und hockte sich auf seinen Schoss. „Soll ich überhaupt was drunter tragen?“ wollte sie wissen. „Nö“, grinste er prompt noch breiter zurück. „Dacht ich mir.“ Sanft nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn noch einmal innig. „Häschen“, raunte sie neckend. Er erwiderte den Kuss. „Da bin ich doch gern ein Karnickel, bin ich da doch“, meinte er leicht und ärgerte sich über den Umstand, dass Chily und Toto neben an waren und seine Verletzungen noch zu deutlich spürbar waren und solch traute Zweisamkeit empfindlich verhinderte. Wenn er doch nur bald wieder fit wäre. „Na, wie läuft es?“ fragte Chily und trat in die Kommandozentrale. Das Essen war fertig und sie war gekommen, ihnen Bescheid zu sagen. „Sieht vielversprechend aus“, erwiderte Saber. „Ich hoffe, du redest von der Arbeit“, grinste sie. „Von nichts anderem“, versicherte der Recke und erhob sich aus seiner Satteleinheit. „Brav.“ Sie warf ihm eine Kusshand zu. Er fing sie auf. „Danke.“ Suzie baute sich ebenfalls neben Colts Sitz auf. „Ist das hier dein Arbeitsplatz oder dein Liebesnest?“ fragte sie und verzog das Gesicht. „Ich tippe auf beides“, lachte Mandarin und fuhr den Computer herunter. „Dann hast du einmal daneben getippt“, grinste Chily. Dass der Rotfuchs tatsächlich recht hatte, musste die Hebamme ja nicht unbedingt zugeben und bevor sie in diese Verlegenheit kam, fügte sie schnell hinzu. „Das Essen ist fertig. Kommt ihr?“ – „Ich hoffe, du willst uns nicht vergiften“, ließ die Große sich vernehmen. Chilys Art bei der Begrüßung hatte ihr deutlich gezeigt, dass die Kleine sie nicht mochte. Dabei hatte sie der Hebamme keinen Grund für deren Ablehnung geliefert. „Oh, wenn du da bedenken hast, koch in Zukunft für dich selbst. Es gibt ein Sumpf hier in der Nähe. Da findest du sicher die passenden Zutaten aus deinem Hexenbuch, “ antwortete diese keck. „Da steht die Hexe, Kräutertante, “ schnappte die. „Dann hast du ja erst recht keine Probleme. Besen essen nichts. Glück für dich, dass nicht Winter ist und wir dich nicht verheizen können, “ kam der nächste verbale Schlag. Mandarin trat zu Saber und stieß ihn sacht an. „Das nenn ich wahre Liebe“, kommentierte sie. Der nickte. Es war besser, dass nicht ausufern zu lassen. „Kommt, gehen wir“, meinte er und verließ den Raum. Mandarin folgte ihm. „Sag mal, wann kommt der schnellste Daddy aller Zeiten?“ fragte sie. „Den hab ich noch nicht gesehen.“ – „Vorläufig nicht. Chily hat die beiden zur Kur geschickt. Die geht noch zwei Wochen, “ antwortete der Recke. Da kam Chily den beiden auch schon nachgelaufen. „Lasst mich mit Der doch nicht allein“, klagte sie dabei. „Na, hoffentlich bringt er keinen Kurschatten mit“, scherzte der Rotfuchs mit einem Zwinkern. „Glaub ich nicht. Der wird von April keinen Meter weiter als nötig weggehen.“ Sabers Finger glitten in die der Hebamme. „Außer er sieht einen heißen Ofen“, lachte der Starcaptain. „Na, dass wird ihr lieber sein, als wenn es eine andere Frau ist, “ meinte Chily grinsend. „Wo bin ich da nur hingeraten? Ein Haufen Komiker hier.“ Suzie schloss zu ihnen auf, als sie die Rampe erreichten. „Wenn es nach mir geht, kannst du wiedergehen. Ich zwing dich nicht zum bleiben, “ erklärte Chily unbekümmert. Der Recke drückte leicht ihre Hand. „Bitte“, mahnte er sacht. „Wir brauchen Susie.“ Die Hebamme tat erstaunt. „Als was? Vogelscheuche? Kinderschreck? Brechmittel?“ – „Munition“, schlug Mandarin vor. „Dann solltet ihr mal einen Probeschuss abgeben“, riet Chily. Saber musste schmunzeln. Das war zu komisch. Laut zu lachen verkniff er sich jedoch. „Nein, lass mal“, sagte er dann. Die Hebamme verlangsamte ihre Schritte, hielt aber seine Hand weiter fest, so dass er sich ihrem Tempo anpassen musste. „Als Zielscheibe taugt sie sicher auch“, stichelte sie weiter. Sie konnte ihre Ablehnung nicht verbergen. Die dünne Blondine mochte sie nicht. Sie hätte nicht mal genau begründen können, wieso. Nur ihre Intuition bekundete laut und deutlich, dass es Grund dafür gab. „Ich benutz dich gleich als Zielscheibe für meine Schießübungen!“ konterte Suzie nun trocken. „Als ob du treffen würdest“, parierte die Hebamme. „Besser als du glaubst“, warf die Große zurück. „Mit der Kirche hab ich es nicht so.“ Chily verlangsamte ihr Tempo weiter. Das Gezanke der beiden begann den Schotten zu nerven. Ein Glück war April nie so eine Zicke gewesen. „Dann solltest du dich mal einlesen, ist das richtige für dich“, folgte die Retourkutsche von Suzie. „Das einzig sinnvolle, was mir so spontan einfällt mit einer Bibel zu tun, ist, sie dir dahin zu schieben, wo die Sonne nicht hin scheint“, erklärte Chily und überspannte den Bogen damit. Das ging für Saber zu weit. Das war definitiv kein Spaß mehr. Hier gab es mehr als offensichtlich böses Blut. „Chily, hör auf“, ermahnte er seine Freundin fest. „Und ihr zwei haltet euch an die Regeln“, erinnerte er auch Mandarin und Suzie an die Vorschriften. Jetzt blieb Chily endgültig stehen. „Den Weg zum Haus findet ihr ohne uns“, wandte auch sie sich an die beiden. Mandarin lachte. „Ich streu Strohkrümel, damit ich nachher wieder zu Ramrod finde.“ Dabei deutete sie auf Suzie, die weiter voranstapfte. „Keine Sorge, ihr geht uns nicht ab“, warf sie bissig zurück. Schon wollte die Hebamme das kommentieren, aber Saber packte sie am Arm und funkelte sie böse an. Die Warnung in seinem Blick war unverkennbar. Chily schluckte erschrocken den frechen Spruch runter und machte sich von dem Schotten los. Der schnaubte verstimmt. „Ich muss mit Hexe und Besen arbeiten, nicht du“, grollte er. „Ich hab sie im Haus, so viel besser ist das auch nicht“, antwortete sie aufgebracht. „Übertreib es nicht, Chily“, mahnte er sie energisch. Sie schwieg betroffen und senkte die Augen. Seine Heftigkeit tat ihm leid. „Susie hat mit Colt angebandelt und Mandarin mag unseren Kleinen ein bisschen zu sehr. Mach die Sache nicht komplizierter, bitte, “ seufzte er dann. Unbeholfen strichen ihre Finger über seine Arme. Sie wollte nicht mit ihm streiten, wollte nicht, dass er böse auf sie war. „Ich mag sie nicht“, murmelte sie etwas verzagt. Er zog die Brauen hoch. „Wie? Alle beide?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nur diese Suzie.“ Sie suchte nach Worten. „Die stinkt.“ Verständnislos sah er sie an. Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Ich glaube, sie ist nicht ehrlich“, gestand sie dann. Daher wehte der Wind also. „Nein, da irrst du dich. Suzie ist eine sehr gute Bekannte von April, “ versuchte er ihre Bedenken zu zerstreuen. „Sie ist nur ein bisschen unterkühlt.“ Jetzt hob sie die Brauen. „Nein, unterkühlt bist du, wenn du mal wieder daran zweifelst, ob ich dich liebe. Die ist abweisend. Ob sie mit April befreundet ist, spielt dabei doch keine Rolle, “ erwiderte sie bestimmt. „Sie bleibt ja nicht ewig, “ erinnerte er sie und bat. „Sei etwas netter zu ihr, ja?“ Chilys Gesicht verzog sich unwillig. „Muss das sein?“ klagte sie weinerlich. Er boxte ihr leicht gegen die Schulter. „Ja.“ – „He, wie gehst du denn mit mir um. Pöh.“ Sie tat empört und wandte sich ab. „Das hab ich von Colt gelernt“, informierte er lächelnd. „Gott, wenn ich Colt wollte, hätte ich ihn mir geangelt und nicht dich.“ Wenigstens grinste sie jetzt kurz. „Klar“, lachte er fröhlich. Sie schlang die Arme um seine Taille und setzte den Weg zum Haus mit ihm fort. „Manapi, tust du mir einen Gefallen?“ Er legte den Arm um ihre Schulter. „Gerne.“ Sie wagte kaum zu ihm hoch zu schauen und ahnte, dass ihm ihre nächsten Worte nicht gefallen würden. „Vertrau ihr nicht“, bat sie dennoch. Unwillkürlich schüttelte er den Kopf. Eben hatte er gedacht, das Thema sei erledigt, da fing sie wieder davon an. „Sie ist ein Star Sheriff“, betonte er eindringlich. „Sie kann der Papst sein, deswegen ist sie trotzdem falsch.“ Chily sah ihn mit großen Augen an, die ihm verrieten, dass ihr völlig klar war, wie seltsam ihm das erscheinen musste und wie sie nicht umhinkam ernsthaft beunruhig zu sein. „Ich sag ja gar nicht, dass du sie wegschicken sollst. Ich sag nur, prüf bitte zweimal, nein dreimal, was sie sagt oder macht, “ unterbreitete sie ihm dann einen Kompromiss, weil sie einsah, dass sie ihn nicht davon überzeugen konnte, Suzie nur aufgrund ihrer Intuition fortzuschicken. „Okay, “ nickte er. „Tu es bitte wirklich, “ beschwor sie ihn. Warum war es ihr nur so wichtig? „Versprochen.“ Versöhnlich wollte sie dann wissen: „Kuss drauf?“ – „Kuss drauf.“ Ihre Eingebung war sicher oft genug richtig. Das hatte sie auch schon oft genug bewiesen. Doch auch sie konnte mal falsch liegen. Sie würden schon noch herausfinden, wer hier auf dem Holzweg war. Da mussten sie jetzt nicht deshalb streiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)