Anderswelt von PuellaImproba ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Manchmal werd ich Nachts poetisch... es muss der Vollmond sein, der mich so umtreibt in letzter Zeit ;) Rechtschreibprüfung? Betaleser? Was ist das? Kann man das essen? Wer Fehler findet darf sie behalten oder bei den Kommies abladen ;) Viel Spaß Anderswelt Der Mond schien perfekt rund zu sein, wie er so flach über dem östlichen Horizont stand. Dieser Tage musste Vollmond sein, vielleicht sogar heute. Ein Schauer durchfuhr ihn und es war nicht zu sagen, ob er von der Kälte des Windes oder den Gedanken an die Schauermärchen, die bei jedem Vollmond lebendig wurden, rührte. Er zog sein Hemd enger um sich, den Blick starr auf den hellen Mond direkt vor ihm gerichtet. Es war ein hypnotischer Anblick, die blassgelbe Scheibe mittig über dem Talausgang schwebend, gebettet auf ein Kissen dünner weißer Wolken, die hell im Mondlicht leuchteten, sich aber dennoch nur sanft von dem ansonsten wolkenlos schwarzen Nachthimmel abhoben. Tatsächlich scharten sie sich über dem Horizont, als wären sie nur zu dem einen Zwecke dort, die bedrohliche Erscheinung der dunklen Silhouetten der Bäume in einen Sommernachtstraum zu verwandeln. Er achtete nicht auf seine Füße, auch nicht, als er immer wieder stolperte, sondern ging immer langsam weiter dem Mond entgegen, das Gesicht hoch in den rauhen Wind gereckt, der als einziger die Stille der Nacht durchbrach, indem er das Laub der Bäume mit einem ohrenbetäubenden Rauschen erfüllte. Als er losgegangen war, hatte nur eine laue Brise hin und wieder einige Äste erzittern lassen, doch je weiter er sich dem südlichen Fuße des Sternenberges genähert hatte, desto stärker hatte er zu wehen angehoben. Jetzt blies und stürmte es, als stünde ein heftiges Sommergewitter unmittelbar bevor doch bis auf die dünnen silbernen Schleier am östlichen Horizont war der Himmel wolkenlos. Mit einem plötzlichen Ruck seines ganzen Körpers riss er sich von dem faszinierenden Anblick los und wandte sich nach rechts über die Felder in Richtung der alten Grabhügel. Im Winter, wenn es früh dunkel wurde und der Schnee von selbst zu leuchten schien, waren sie oft mit den Schlitten hierher gefahren. Ehrfurchtsvoll waren sie zwischen den durch Erosion und Landwirtschaft inzwischen nur noch knapp mannshohen Erdhügeln hindurchgeschritten, die Stille einzig unterbrochen vom Knirschen des Schnees unter ihren Stiefeln und dem leisen Schleifen der Schlitten, die sie hinter sich hergezogen hatten und hatten sich gefragt, welch tapfere Krieger und Edle aus alter Zeit hier begraben liegen mochten. Er erinnerte sich noch lebhaft an die Gänsehaut, die jedesmal seine Arme hinaufgekrochen war auch wenn er kurz zuvor noch geschwitzt hatte. Doch es war nie eine Gänsehut aus Furcht allein gewesen, viel mehr war es ein Gefühl der Ehrfurcht, das ihn jedesmal erfüllt hatte, ein Gefühl der eigenen Bedeutungslosigkeit im Angesicht der Geschichte. Im Sommer war er noch niemals nachts hier gewesen. Es war anders. Die altbekannte Gänsehaut kroch seine Arme hinauf und seine Seiten hinunter bis sie den gesamten Körper überzog, dabei hatte er die Hügel noch nichteinmal erreicht. Furchtsam verlangsamte er seinen Schritt. War es das Fehlen des Schnees, der die Hügel sonst mit einer undurchdringlichen Hülle aus reinem weiß umgab oder der Vollmond, der die Toten in seiner Phantasie zum Leben erweckte? Doch stehen blieb er nicht, er war kein kleines Kind mehr, das man mit den alten Ammenmärchen schrecken konnte. Vor langer Zeit, vor so vielen Jahren, dass niemand wissen konnte, wie viele es genau waren, hatten hier heidnische Menschen gelebt, Barbaren, die nichts vom christlichen Glauben gewusst hatten. Hier hatten sie ihre Toten begraben und dort vorn zwischen den Felsen, an dem Ort, den sie den Ting-Platz nannten, hatten sie ihre heidnische Religion gefeiert. Und auch wenn diese Religion nichts von dem einen Gott, von Himmel und Hölle gewusst hatte, so glaubte sie doch an ein Leben nach dem Tod. Es war ein Leben in der Welt hinter dem Nebel, sie nannten sie „die andere Welt“ und durch den Nebel konnte auch ein Lebender hinüber gelangen, doch wer einmal durch den Nebel dorthin verschwunden war, kam vielleicht niemals zurück... Ohne es bewusst zu merken hatte er die Grabhügel hinter sich gelassen und ging geraden Wegs auf die beiden steilaufragenden, länglichen Steine zu, die sich im Mondlicht hell von dem dunklen Hintergrund abhoben. Sie waren an vielen Stellen über und über mit Moos bewachsen und schon tief ins weiche Erdreich eingesunken dennoch standen sie seit er sich erinnern konnte so aufrecht da als könne sie das jüngste Gericht selbst nicht umwerfen. Ebensowenig wie die riesige alte Eiche, die zusammen mit den beiden Felsen einen dritten großen Stein mit einer flachen Oberseite wie ein Tisch umrahmte. Er blieb stehen. „Tanz dreimal im Sonnensinn um die alte Stätte hin, beim dritten mal soll offen stehn, die Anderswelt du wirst sie sehn.“ Fiel ihm das alte Lied ein. Immer wenn sie hier auf den Feldern gearbeitet hatten, hatten er und seine Freunde es gesungen doch getan hatten sie es nie, die Erwachsenen hatten es streng verboten, als fürchteten sie, ein plötzlicher Nebel könnte aufsteigen und die Kinder allesamt vom Erdboden hinwegschlucken. Zur Bekräftigung ihrer Worte hatten sie dann von den grausamen Menschenopfern berichtet, die die unseligen Heiden angeblich hier gebracht hatten. Alles Unsinn, nichts als Geschichten, die andere Welt hinter dem Nebel gab es genausowenig wie die Menschenopfer. Lächelnd rückte er noch einmal sein Hemd zurecht, dann ging er weiter auf den Ting-Platz, der noch etwa hundert Meter entfernt lag zu. Zugern wollte er sehen, wie das fahle Mondlicht silbern auf dem glatten Altarstein tanzte. Es schien ihn geradezu magisch an zu ziehen. Vielleicht sollte er heute Nacht einmal den Tanz vollbringen? Eine Woge aus Wagemut, die in ihm aufgestiegen war, hatte die Gänsehaut von seinem Körper vertrieben und ein abenteuerlustiges Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er seine Schritte noch beschleunigte. Doch der Wind war indessen immer stärker geworden und schlug sich ihm nun auf einen Schlag entgegen, sodass er in Schrittstellung stehen bleiben musste um nicht fortgeweht zu werden und die Arme schützend vor das Gesicht hielt bis die Bö vorüber war. Als er wieder aufsah blies ihm die kühle Nachtluft immernoch frontal ins Gesicht, der Wind schien direkt zwischen den beiden großen Felsen hervor zu kommen, aber wie? Genau dahinter war der Waldrand... Wieder kroch die Gänsehaut seine Arme empor, während er misstrauisch zu der nahen Steinformation blickte. Irgendetwas glänzte silbern hinter der alten Eiche hervor. Ein Tier? Nebel? Hier? In einer Nacht wie heute? Er trat einen Schritt zurück doch zugleich beugte er sich nach vorn um besser sehen zu können. Sein Mund war trocken. Der Wind wehte ihm weiter ins Gesicht. Wie konnte bei diesem Wind Nebel entstehen? Was es auch war, es glitt allmählich hinter dem Baum hervor und auch die letzte Hoffnung, dass er ein Tier sah, schwand in ihm. Was es auch war, es war weder Mensch noch Tier und er würde nicht hierbleiben um herauszufinden, was dann noch übrig blieb! Ohne einen bewussten Gedanken daran hatte er zu laufen begonnen. Zurück zu den Grabhügeln und dazwischen hindurch, den kalten Hauch des Windes immer im Rücken. Er sah sich kein einziges Mal um. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)