Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! von kaherashico ================================================================================ Kapitel 5: Jetzt oder nie. -------------------------- Den restlichen Tag schien ihr Verlobter ungewöhnlich ruhig und in sich gekehrt zu sein. Nach der Schule verschwand Ranma sofort im Dojo und ließ sich nur zu den Mahlzeiten kurz sehen. Ausnahmsweise störte es ihn anscheinend nicht einmal, dass sein Vater ihm erneut Teile seines Essens stibitzte. Stattdessen starrte er nur abwesend ins Leere. Akane schob das auf die Hochzeit und beschloss, nicht weiter nachzufragen. Seit dem Vorfall im Dojo konnten sie sich sowieso kaum in die Augen sehen. Die jüngste Tendo spürte, wie die Hitze ins Gesicht stieg. Ein klärendes Gespräch hatte es noch nicht gegeben und sie zweifelte, dass es überhaupt dazu kommen würde. Auch nach dem Abendessen zog Ranma sich sofort ins Dojo zurück. Zunächst hatte er vor dem Familienaltar der Tendos meditiert, doch als das zu keinem befriedigenden Ergebnis führte, fing er wieder an zu trainieren. Seine Wut auf Kuno, Nabiki und den Rest der Welt verlieh ihm eine unglaubliche Ausdauer. Geduldig wiederholte er sämtliche Abläufe, perfektionierte sie dabei jedes Mal ein bisschen mehr. Plötzlich blieb er wie vom Blitz getroffen stehen. Seine Augen weiteten sich, während ihm der Schweiß über den Körper rann. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? In dieser Nacht konnte Ranma schlecht schlafen. Unruhig wälzte er sich hin und her. Neben ihm schnarchte sein Vater unerträglich laut, ansonsten schien alles still. Der junge Kampfsportler rang mit sich selbst. Doch wie er es auch drehte und wendete, es gab keine andere Möglichkeit. Morgen war der letzte Schultag und somit auch die letzte Gelegenheit, um… Ranma konnte nicht verhindern, dass er heftig errötete. Zum Glück war es dunkel. Aber wenn er Kuno von der Hochzeit fernhalten wollte, blieb ihm nur dieser Ausweg. Der Junge seufzte ein weiteres Mal. „Akane bringt mich um…“, murmelte er noch, bevor er endlich einschlief. Wie gewöhnlich waren sie wieder sehr spät dran. Ranma war aufgrund seines Schlafdefizites noch schwieriger wach zu kriegen als sonst schon und obendrein schien er besonders gereizt zu sein, was die üblichen Kämpfe mit seinem Vater in die Länge zog. Schließlich erreichten sie keuchend das Schultor. Jetzt oder nie. Ranma blieb stehen. Er wusste, dass fast die gesamte Schule von den Fenstern aus zusehen würde. Er packte seine Verlobte von hinten an den Schultern und drehte sie ein wenig grob zu sich herum. Ihr Blick verhieß nichts Gutes, ihre Hände hatten sich automatisch zur Faust geballt. Stirnrunzelnd sah sie ihn an. Er zögerte kurz bei dem Gedanken an sein Vorhaben. Ranma seufzte, als sein Blick auf Kuno fiel. Augen zu und durch. Viel Zeit blieb ihm nicht, schon gar nicht, wenn sie ihn so vorwurfsvoll anfunkelte. Mit einem Ruck zog er sie in seine Arme und ohne noch einmal groß zu überlegen, hatte er sie auch schon geküsst. Völlig überrumpelt war Akane unfähig sich zu bewegen und ließ ihren Verlobten somit gewähren. Für einen kurzen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Alle Augenpaare verfolgten gebannt das Geschehen ebenso erstaunt wie ungläubig. Schließlich durchbrach ein dumpfer Schlag die Stille. Verwundert drehten sich einige Köpfe in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Schnell identifizierten sie die Ursache: Oberschüler Kuno, der geschockt in Ohnmacht gefallen war. Ein Raunen ging durch die Schülermenge. Hier und da wurden die neuesten Ereignisse bereits heftig diskutiert. Einige von Akanes ehemaligen Verehrern starrten immer noch unentwegt auf die beiden und gestanden sich endlich stumm ein, dass sie keine Chance gegen Ranma hatten. Zwar hatten sie schon kurz nach der Bekanntgabe der Verlobung aufgehört, mit Akane um ein Date zu kämpfen, aber trotzdem hatten sie insgeheim gehofft, das Mädchen ändere vielleicht seine Meinung zumal es seinen Verlobten ja auch nicht besonders leiden konnte. Offensichtich hatten sie sich wohl geirrt. Die meisten Mädchen beneideten ihre Mitschülerin. Womit hatte ausgerechnet sie so einen guten Fang verdient? Im Kochen war sie eine absolute Niete und zudem noch unerhört brutal. Ukyo wandte sich traurig von dem Geschehen ab. Ihr Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. Sie hatte es immer geahnt und doch nicht wahrhaben wollen. Da war etwas Seltsames, das die beiden verband. Unausgesprochen lag es unter ihren Beleidigungen. Dieser Kuss bestätigte ihre Theorie, holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Er liebte sie. Egal was er sagte. Schließlich hatte er sie geküsst. Eine einzelne Träne fiel auf den Boden und zerplatze leise. Ärgerlich fuhr Ukyo sich mit dem Ärmel über die Augen. Große Mädchen weinten nicht. Jungs schon gar nicht. Außerdem war sie doch auch eigentlich glücklich mit ihren Okonomiyaki. Das Geschäft lief gut, sie würde es um keinen Preis der Welt aufgeben wollen. Nicht einmal für Ran-chan. Plötzlich musste die leidenschaftliche Köchin unwillkürlich grinsen. Wenigstens hatte Shampoo ihn nicht bekommen. Hochrot wurde Akane sich ihrer Situation bewusst. Sie befreite sich aus seiner Umarmung. Ihr fassungsloser Blick kreuzte seinen schuldbewussten. „Und ich hab dir vertraut.“, flüsterte sie entsetzt. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Schnell wischte sie sie weg, drehte sich um und rannte ins Schulgebäude. „Akane…“ Niedergeschlagen sah er ihr nach. ~ Danke für's Lesen! =) Das nächste Kapitel ist auch schon fast fertig. Schöne Ferien! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)