In den Fängen deiner Vergangenheit von Henry_Morgan ================================================================================ Kapitel 1: Einleitung ^.^ ------------------------- Tokio. Eine große Stadt, eine Weltmetropole. Tausende von Großkonzernen haben hier ihren Firmensitz, tausende von neuen Erfindungen erreichen von hier die Welt. Hier beginnt die Zukunft. Hier entstand die große Spieleindustrie über Gameboyspiele, Computerspiele, kleinen Robotern bis hin zu „Duell Masters“. Ja, wer hätte jemals gedacht das dieses Spiel so viel Geld einbringen würde, aber wer hätte auch daran gezweifelt, dass etwas, das Seto Kaiba anfasst, keine Früchte trägt? Ich wohl als letztes. Wieder wandere ich durch die überfüllten Straßen Tokios, umzingelt von Hochhäusern, Autos und Ampelsystemen. Die Luft ist wie immer stickig und Sauerstoff gibt es nur in Maßen, zum Glück habe ich keinen schwachen Kreislauf! Ich weiß schon gar nicht mehr, wie lange ich hier unterwegs bin. Ein wirkliches Zuhause habe ich nicht. Ich bin kein Genie und Freunde? Wer braucht in dieser Welt schon Freunde? Ich hatte einmal Freunde, zwei sehr gute Freunde sogar, aber die haben mich schon früh verlassen. Wütend sein konnte ich ihnen deswegen aber nicht, ich konnte verstehen, dass sie dort weg wollten. Wer wollte das nicht? So viele Jahre habe ich dort verbracht, über die Hälfte meines Lebens und bin nun froh dort endlich fort zu sein. Mir ging es nicht schlecht, nein, wir wurden gut behandelt, aber es war kein Zuhause das wir bekamen. Keine Eltern, keine Geschwister, keine Familie. Jeden Tag gingen einige von uns und kamen neue. Einige blieben, andere gingen. Einige blieben nur wenige Tage, andere wie ich blieben ihr ganzes Leben, bis sie auf sich selbst achten konnten. Bis sie etwas gelernt hatten. Das einzige was ich lernte, was ich jemals beherrschte war „Duel Masters“ und ich war noch niemandem begegnet der eine ernsthafte Konkurrenz für mich darstellt. Es macht gar keinen Spaß mehr zu spielen, weil meine Gegner einfach viel zu schlecht sind, oder ich vielleicht einfach nur zu gut. Es gibt Tage, da frage ich mich, warum ich dieses Spiel spiele, warum ich nicht etwas „Vernünftiges“ mache. So etwas wie einen Beruf, eine Ausbildung, irgendetwas um Geld zu verdienen. Wobei ich mich nicht beschweren sollte. Wer hätte gedacht dass selbst ich mit diesem Kartenspiel Geld verdienen kann Es gibt so viele Clubs in denen man gegeneinander spielen und Geld gewinnen kann. Wahrscheinlich habe ich schon jeden dieser Clubs durch und jeden ausgenommen. Aber letztendlich ist mir doch klar, warum ich spiele, warum ich versuche immer besser zu werden. Seto Kaiba. Irgendwann werden wir uns gegenüberstehen und ich werde in seine kalten, gefühlslosen Augen blicken und ihn in einem Duell besiegen. Werde seine alten Wunden wieder aufreißen und mich für das rächen, was er mir damals angetan hat. Eigentlich wollte ich keine Rache nehmen, aber etwas hat diese Tatsache geändert. Er hatte einmal in einem Interview gesagt, und ja ich kenne jedes dieser, dass es nichts in seinem Leben gibt, dass er auch nur ansatzweise bereut. Diese Aussage hat in mir etwas verändert. Aus dem einstigen Verständnis wurde Rache und Wut, unbändiger Zorn auf diesen Mann, der einst dieser unschuldige kleine nette Junge war. „Irgendwann Seto…da stehen wir uns wieder gegenüber“, knurrte ich leise vor mich hin, während ich vor dem Gebäude der „Kaiba Cooperation“ stehen blieb. Immer wieder verschlug mich mein Weg hier hin, dieses Gebäude zog mich nahezu an. Dabei war es gar nicht so besonders. Ein großer Betonklotz durchlöchert mit tausenden Fenstern. Ich hatte nie einen Fuß hinein gesetzt, wusste ich doch das dort überall Überwachungskameras waren und hatte ich doch Angst, dass er mich wieder erkennen würde. Wobei ich daran zweifelte. Schließlich bin ich ja nur ein kleiner Bestandteil seiner Vergangenheit, dem Schandfleck seines Lebens. Wieder setze ich mich auf die Bank und starre auf das große Gebäude vor mir. Dreißig bis Vierzig Stockwerke schätze ich, wobei es wahrscheinlich weitaus mehr sind. In solchen Dingen war ich noch nie gut. Mein Blick richtet sich nach oben, auf das oberste Stockwerk, dort war Setos Büro. Er wollte schon immer hoch hinaus. Ein Lächeln huscht über meine kalten Züge und ich steckte meine Hände in die Taschen meiner blauen Jacke. Meine Schuluniform. Warum genau ich sie trage, ist mir selbst unbewusst. Zur Schule gehe ich eigentlich nie. Warum auch? Ich war erst einmal dort, vor vier Monaten schätze ich, aber wie gesagt, im Schätzen war ich noch nie gut. Zuhause hatte ich schon mehrere Nachrichten des Direktors auf meinem Anrufbeantworter und bald würde er wohl die Polizei schicken. Ist also wohl mal wieder Zeit in die Schule zu gehen… Stöhnend stehe ich auf und mache mich auf den Weg in meine kleine Wohnung. Sie ist wirklich nicht groß. 50m², so steht es zu mindest im Mietvertrag. Ich hole meine Schultasche aus meinem Schlafzimmer, was zugleich als Wohn- und Esszimmer dient. So lange habe ich die Tasche schon nicht mehr getragen, ist ein wirkliches seltsames Gefühl… Der Weg in die Schule ist wie immer überfüllt mit vielen Schülern, kaum zu glauben dass ich doch noch rechtzeitig komme. Wobei es andererseits doch auch wieder nicht verwunderlich ist. Lange schlafe ich nie, gehe ich auch spät ins Bett. Vier bis fünf Stunden reichen vollkommen aus, wobei es meist weniger sind. Dafür wurde ja eine tolle Erfindung gemacht, Kaffee! Ich trank alle Arten von Kaffee, schwarz, Milchkaffe, Eiskaffee, Cappuccino, aber vor allen Dingen Latte Macchiato. In Gedanken bei verschiedenen Kaffeesorten betrete ich den Klassenraum und verwunderte Blicke treffen mich. Ja ich bin wirklich da!, denke ich nur stöhnend und setze mich auf meinen Platz am hinteren Fenster. Mein Blick wandert gelangweilt durch die Klasse. Alle sitzen in ihren Grüppchen und flüstern, lästern wahrscheinlich gerade über mich. Stellen wahnwitzige Vermutungen an. Die beste ist ja immer noch ich sei schwanger von einem Freier! So sehe ich aus! Nur, weil ich keine Lust auf Schule und dieses dämliche Rechtsystem und seine Regeln habe! Warum können die mich nicht einfach in Ruhe lassen. Sie wissen doch genau dass ich weiß was sie denken, schließlich bin ich nicht blöd! „Hey Sakura“, erklingt eine freundliche Stimme neben mir, „Du bist ja wieder da! Wir haben dich vermisst“ Ich drehe mich um und schaue Thea an. Nettes kleines Mädchen, leider ein wenig einfältig, gehört sie doch zu Yugi Mutos Clique. „Hey Thea“, entgegne ich kurz und schaue an ihr vorbei zu den anderen vier, Tristan, Joey, Yugi und Marik, „Warum gibst du dich eigentlich mit diesen Losern ab?“ „Hey!“, kommt es prompt von Joey und er fängt eine hitzige Diskussion an, an der ich mich allerdings nicht beteilige. Soll er doch sagen was er will! „Warum bist du so gemein?“, erkundigt sich Thea traurig und setzt sich auf ihren Platz, rechts neben mir. „Ich sage nur was ich denke“, seufze ich und lehne mich im Stuhl zurück. In der Klasse ist heiteres Treiben, jeder erzählt was er am Wochenende gemacht hat und es wird wie wild Karten gespielt, welches Spiel ist wohl unnötig zu erwähnen. Beinahe muss ich über ihre läppischen Züge lachen, so einfältig sind sie und so dumm ist ihre Freude über solch einfache Siege, durch solch einfältige Ideen. Ihr Anfänger, grinse ich nur in mich hinein und muss leider bemerken, dass Thea Recht hat. Ich bin wirklich gemein. Aber wer kann es mir verdenken, dass Leben war ja auch nicht nett zu mir. Auf einmal herrscht betretene Stille im Raum und man könnte eine Stecknadel fallen hören. Seto Kaiba betritt den Raum, typisch eingebildet und hochnäsig, geht er langsam und breit grinsend auf seinen Platz vor mir. Die Schultasche mit der linken Hand über die Schulter geworfen und die rechte Hand in der Hosentasche. Du hast dich kein bisschen verändert, nicht nach all den Jahren, denke ich bitter und schaue aus dem Fenster. Zwei Dinge könnten nun passieren, von denen ich jeweils nicht will dass sie eintreten. Nummer eins, er könnte mich ansprechen, Nummer zwei, er könnte mich erkennen oder noch schlimmer, beides zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)