Die Tochter des Phönix von Priska ================================================================================ Kapitel 18: schwere Entscheidungen ---------------------------------- „Du willst was!?“ Tala saß völlig fassungslos neben meinem Bett während ich meine Cola schlürfte die er mir aus der Cafeteria mitgebracht hatte. „Ich werde nächsten Montag abhauen, das ist meine Chance.“ „Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein. Das ist der pure Selbstmord!“ Ich seufzte. Irgendwie hatte ich schon geahnt das Tala mir bei der Sache nicht unbedingt beistehen würde. Es war ja schon schlimm genug das ich überhaupt versuchen wollte abzuhauen aber ich wurde das Gefühl nicht los das er besonders schockiert darüber war das ich es mit Kai tat. „Komm schon Talalein, du kannst doch später nachkommen. Dir erlaubt Boris schließlich den Ausgang.“ „Nein, nein und noch mal nein. Wenn du das wirklich willst musst du auf meine Hilfe verzichten.“ „Tala...bitte...“ Völlig außer sich vor Wut sprang er auf und tigerte knurrend durchs Zimmer bis er schließlich wieder vor mir stehen blieb und mich eiskalt ansah. „Entscheide dich Fe, entweder ich oder...er.“ Das letzte Wort triefte nur so vor Verachtung und ich schüttelte verzweifelt den Kopf, wie konnte man nur so grässlich stur sein. „Es geht hier weder um dich noch um Kai, es geht um mich! Und wenn dir wirklich etwas an mir liegen würde hättest du kein Problem damit mir zu helfen.“ Einen Moment lang starrten wir uns gegenseitig an wie zwei Leoparden die auf ihre Beute lauerten doch dann wirbelte Tala herum und knallte beim verlassen des Zimmers lautstark die Tür hinter sich zu. Ich wusste das er es persönlich nehmen würde wenn ich ging aber damit musste er jetzt leben und außerdem hatte ich auch immer noch die Hoffnung das er sich wieder einkriegen würde. Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig. Ich schmiedete meinen Plan, allerdings konnte ich dabei nur auf Brooks Hilfe zurückgreifen denn Tala schmollte noch immer. Glücklicherweise erwies sich Brooklyn dafür als umso gerissener und verständnisvoller. Ohne groß Fragen zu stellen hatte er angefangen sich die Wechselzeiten der Wachposten aufzuschreiben und mir bei meinen Experimenten mit Blacks Kräften zu helfen. Brook selbst hatte mich auf die Idee gebracht weil er völlig verblüfft gewesen war das ich nicht wie mein Phönix fliegen konnte da er mir doch ganz anscheinend alle seine sonstigen Kräfte übertragen hatte. Auf die Idee das ich diese Kräfte ja trainieren kann war ich absolut gar nicht gekommen und als ich das erste mal eine Stichflamme erscheinen ließ war ich völlig überrascht gewesen. „Ok, noch mal.“ Brooklyn hielt ein altes Holzbrett vor sich das wir neben der Mülltonne aufgegabelt hatten. Ich konzentrierte mich und spürte sofort die siedend heißen Flammen in mir aufsteigen, inzwischen hatte ich die Kräfte schon soweit unter Kontrolle das ich bestimmen konnte wann ich sie einsetzte. Erst geschah gar nichts doch dann schnellte eine Stichflamme vor und verbrannte ihm fast die Finger. Glücklicherweise machte Brook gerade noch rechtzeitig einen flinken Satz zurück und ließ das Brett fallen das nun fröhlich vor sich hinloderte. „Wow...“ Brook sah erst auf die Flammen und grinste dann frech zu mir herüber. „Du bist echt heiß, im wahrsten Sinne des Wortes.“ Wir lachten beide und löschten das Feuer mit Schnee. Das ich die Flammen beherrschen konnte war zwar in jedem Fall von Vorteil aber es half mir nicht dabei über den Zaun zu kommen. Deshalb stiegen wir auch wenig später auf einen kleineren Berg oder doch eher ein Hügel. „Das sieht hoch aus.“ Ich fühlte mich alles andere als sicher in dieser Höhe. „Ach was, jeder Vogel muss erst mal den gefährlichen Sprung aus dem Nest schaffen.“ Brooklyn schob mich fröhlich auf den Abhang zu und ich fragte mich ob er wohl jemals schlechte Laune hatte, dieses Dauergrinsen war ja schon fast unheimlich. „Da gibt’s nur einen Haken.“ Erwiderte ich und stemmte die Füße in den Boden. „Hm?“ „Ich bin kein Vogel...“ „Du nicht, aber Black schon!“ Im nächsten Moment befand ich mich im freien Fall. Zuerst dachte ich wirklich ich würde fliegen doch Brooks erschrockenes Rufen brachte mich in die Realität zurück. Wie eine Kugel kam ich auf dem, glücklicherweise, Schneebedecktem Boden auf und rollte den Hügel hinunter. Unten angekommen setzte ich mich benommen auf und strich mir das wirre Haare aus dem völlig ausgekühlten und zerkratzten Gesicht. „Hey, alles ok?“ Brooklyn war währenddessen hinter mir hergeschliddert und kam besorgt neben mir zum stehen. Er streckte mir eine Hand entgegen doch ich warf ihm nur einen finsteren Blick zu und knurrte bedrohlich sodass er entschuldigend einen Schritt zurücktrat während ich mich aufrappelte. „War das wirklich nötig?“ Er hob abwehrend die Hände. „Entschuldige, ich war mir sicher das, dass klappt.“ Noch immer vor mich hinmurrend trat ich den Rückzug an und machte mich auf den Weg zur Abtei um endlich meine völlig durchnässten Klamotten auszuziehen. Schon kurz bevor wir die große Tür aufrissen war allerdings dieser Fehlschlag wieder vergessen und wir planten aufgekratzt den weiteren Trainingsverlauf. Brooklyn brachte mich noch zu meiner Tür bevor er sich schließlich verabschiedete und mit klappernden Zähnen weiter zu seinem Raum joggte. Mein Zimmer war leer. Wie immer eigentlich, nur das mir diese Leere heute irgendwie aufs Gemüt schlug. Mein Blick schweifte über die leeren Wände und wenn ich es nicht besser wüsste würde ich denken das dieses Zimmer unbewohnt war. Keine Poster von irgendwelchen Teenie-Stars zierten die Wände, keine CD´s lagen auf dem Boden herum und sogar ein ganz normaler Tisch fehlte. Das einzige was auf Leben schließen ließ war der gefüllte Kleiderschrank und das frisch bezogene Bett. Seufzend zog ich mich aus, ließ die Sachen achtlos zu boden fallen und stellte mich unter die Dusche. Sollte doch die Putzfrau nachher aufräumen. Kaum berührte das dampfende, heiße Wasser meinen erfrorenen Körper spürte ich wie sich meine Muskeln lockerten und ich entspannte mich. Wenn es nach mir ginge könnte ich mich stundenlang unter diesem genialen Massagestrahl aalen, wer auch immer sich das ausgedacht hat muss wohl Hellseher gewesen sein. Trotzdem stand ich nach einer knappen Viertelstunde wieder auf den angenehm aufgewärmten Fliesen meines Bades und schlang mir ein Handtuch um. Barfuss und für den Moment restlos zufrieden tapste ich dann in meinen Schlafraum um mich in die warme Bettdecke einzukuscheln die bestimmt schon sehnsüchtig auf mich wartete. Dummerweise wartete dort noch etwas anderes auf mich das mich so erschreckte das ich beinahe das Handtuch losgelassen hätte. „Hi.“ Tala ließ den Blick frech grinsend und betont langsam von meinem Kopf bis zu meinen Füßen wandern. „Nettes Outfit.“ Meinte er schließlich schlicht und ich sah wie es um seine Mundwinkel herum zuckte. „Was machst du hier?“ “Ich hab auf dich gewartet.“ Das war doch wirklich kaum zu glauben. Erst ignorierte er mich schmollend und dann tauchte er plötzlich in meinem Zimmer auf und erwartetet anscheinend das Ich ihm völlig überwältigt vor Glück um den Hals fiel. „Aha.“ Knurrte ich deshalb wenig begeistert und trat unsicher auf der Stelle herum weil ich mir unschlüssig war ob ich ihn einfach rausschmeißen oder mich im Bad umziehen sollte. Glücklicherweise, oder auch blöderweise, je nachdem wie man es sah, nahm er mir diese Entscheidung ab. Leichtfüßig stand er auf, kam auf mich zu und zog mich zu ihm aufs Bett. Bestimmt sah es fast ein wenig witzig aus wie wir beide auf dem Bett saßen, er total relaxt und ich völlig verkrampft, immer mit einer Hand an meinem Handtuch, als wäre es ein Rettungsring und ich ein Ertrinkender. Plötzlich strich er mir mit einer Hand über eine aufgeschürfte Stelle auf meiner Wange. Erschrocken zuckte ich zurück denn seine hand war wie immer eiskalt. „Du siehst furchtbar aus.“ Meinte er schließlich und warf mir einen so gequälten Blick zu das ich mir schon denken konnte worauf er hinaus wollte. „Ich verstehe es einfach nicht. Wir könnten es hier so gut haben und du setzt trotzdem dein Leben aufs Spiel nur um hier rauszukommen.“ „Ich verstehe DICH nicht Tala! Damals hast du selbst gesagt es ist besser wenn ich gehe und jetzt sträubst du dich so.“ „Ja....weil ich dich jetzt nicht mehr verlieren will.“ Mein Herz machte einen Satz und ich spürte die Hitze die in mir aufstieg und meine Wangen dunkelrot färbte. Tala umfasste lachend mein Gesicht und zog es näher zu seinem heran. Sein Atem streifte mein Ohr als er anfing liebevoll daran zu knabbern und ich stellte überrascht fest das meine Wut über seine Sturheit sich Augenblicklich in Luft auflöste. „Du bist echt süß wenn du so unschuldig und verlegen schaust.“ Hauchte er schließlich und ich zerschmolz beinahe in seinen Armen die er fest um mich geschlungen hatte. Ehe ich jedoch auch nur den Versuch unternehmen konnte ihm zu antworten drückte er mich bereits auf das weiche Bett und verschloss meine vor Aufregung zitternden Lippen mit seinen. Gleichzeitig wanderten seine Hände unaufhörlich über meinen Körper und zogen schließlich ungeduldig an dem Handtuch. Genau in diesem Moment verschwand die Aufregung und an ihre Stelle trat die nackte Angst. Panisch riss ich die Augen auf, mein Körper versteifte sich und meine Hände krallten sie so fest in die Bettdecke das die Finger schmerzten. Auf einmal war die Erinnerung zurück. Die Erinnerung an das was ich so erfolgreich verdrängt hatte. Kalte Steine die in meinen Rücken stachen, das heisere Keuchen neben meinem Ohr und das unerbittliche Gewicht auf meinem schwachen Körper. Ich stieß ein leises Wimmer aus, genau wie damals, als wäre ich ein Tier das man in die Enge getrieben hatte. Sofort horchte Tala auf und sah mich erschrocken an. „Fe!? Was ist los? Du bist Kreidebleich!“ Wieder wimmerte ich und starrte ihn voller Entsetzen an. „Ich hol wohl besser einen Arzt...“ Murmelte mein Freund währenddessen und stand hektisch auf doch ich griff blitzschnell nach seinem Arm und hielt ihn so auf. „Kein...Arzt.“ Presste ich angestrengt hervor und schüttelte energisch den Kopf. „Aber irgendwas stimmt doch nicht.“ Trotz des Protestes setzte er sich langsam wieder und strich mit einer Hand über die schweißnasse Stirn. „Vielleicht Grippe, das wäre kein Wunder so wie du dich im Schnee wälzt.“ Ich schwieg. „Willst du...schlafen?“ Schlug er schließlich halbherzig vor und ich nickte erleichtert. Widerstandslos hauchte er mir einen Gute Nacht Kuss auf die Wange, ging zur Tür und warf mir ein letztes aufmunterndes Lächeln zu ehe er das Zimmer verließ. Die nächsten Nächte schlief ich schlecht bis gar nicht. Zu groß war die Angst vor Alpträumen und immer wiederkehrenden Erinnerungen. Ich wusste das es nur eine Möglichkeit gab dem zu entrinnen und das war meine sorgfältig geplante Flucht. Trotzdem schloss ich mich jetzt immer öfter in meinem Zimmer ein, duschte öfter als sonst und verweigerte stur die von Boris vorgeschriebenen Behandlungen und Medikamente. Am Anfang klopften sie alle noch an meiner Tür und bettelten das ich wieder rauskommen sollte doch schließlich gaben sie sich damit zufrieden mich höchstens noch beim Essen zu sehen. Tala glaubte immer noch ich sei krank, Brook sah mir an das ich meine Ruhe wollte und Boris schien es seltsamer Weise egal zu sein ob ich die Tabletten schluckte oder nicht. Mit der Zeit stellte sich ein beklemmendes Gefühl bei mir ein. Mir wurde öfter schlecht und wenn ich Morgens in den Spiegel sah glaubte ich ein Gespenst vor mir zu sehen, außerdem raubten mir diese Kopfschmerzen und das Durstgefühl den letzten Nerv. Als es schließlich Sonntag Abend wurde war ich fest davon überzeugt die Flucht abzublasen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)