For The Ones Who Search For Love von absinthe (Bella und Edward helfen sich gegenseitig in Sachen Beziehungen, doch dann stellt sich heraus, das vieles mehr Schein als Sein ist und dass diese Entdeckung beide in eine unerwartete Richtung wirft.) ================================================================================ Kapitel 15: Yankee Whitey Ford ------------------------------ Als wir uns auf den Weg zurück zur Tanzfläche machten und ich meinen Blick über die Massen - die sich jetzt wieder etwas aufgelöst hatten, aber wahrscheinlich trotzdem noch über das eben Geschehene sprachen - wandern ließ, stellte ich erschrocken fest, dass Claire nicht mehr dort war, wo ich sie vermutet hatte. Hastig schaute ich mich um, konnte sie aber nirgends sehen. Verdammt! Sie konnte doch eh nichts mehr damit anfangen, also war es eigentlich sinnlos für sie. Sinnlos… Dieses Wort machte mir gerade sehr viel Angst. Was wenn Claire es so sah wie ich? Was würde sie dann tun? Mir noch mehr Schaden zufügen? Schließlich wusste sie, dass es mir gehörte. Da war ich mir jetzt sicher. “Siehst du sie irgendwo?” fragte ich Edward, der bereits wieder meine Hand ergriffen hatte. Er schüttelte den Kopf und suchte mit seinen Augen ebenfalls jeden Winkel des Strandes ab. Wir standen jetzt neben der Bühne und ich wurde immer nervöser. “Bella?” Das war Alice. Ich drehte mich um und sah in ihr mitfühlendes Gesicht. “Wie geht’s dir jetzt?” fragte sie vorsichtig und ich wusste, worauf sie hinaus wollte. “Ganz okay soweit. Weißt du, wo Claire jetzt ist?” Beim Klang ihres Namens verdüsterte sich ihr Blick schlagartig. “Nein, und ich glaube auch nicht, dass es so eine gute Idee ist, sie gleich wieder aufzusuchen.” Ich lächelte gequält. “Glaub mir, ich würde ihre Anwesenheit für den Rest meines Lebens meiden. Aber sie hat was von mir, das ich ihr auf keinen Fall überlassen will.” Eine ihrer Augenbrauen zuckte nach oben, dann schüttelte sie langsam den Kopf. “Tut mir leid. Ich weiß wirklich nicht, wohin sie gegangen ist. Nachdem du weggelaufen bist, stand sie noch eine Weile da, ohne was zu sagen. Lauren, Jessica und… Rebecca, glaub ich, haben irgendwas zu ihr gesagt, aber sie sah nicht so aus, als wenn sie die drei überhaupt wahrgenommen hat. Dann aus heiterem Himmel fing sie plötzlich an, leise zu lachen. Mir läuft es jetzt noch eiskalt den Rücken herunter, wenn ich daran denke. Und danach…” Sie starrte an mir vorbei und war voll und ganz in Erinnerungen versunken. “…Sie hat einen ganz eigenartigen Gesichtsausdruck gehabt. An deiner Stelle würde ich aufpassen, Bella. Ich glaub nicht, dass sie so einfach aufgeben wird.” Ich bekam ein mulmiges Gefühl bei ihren Worten und schlang automatisch meine Arme um meinen Körper, als wolle ich ihn zusammenhalten und mich auf den nächsten Schlag vorbereiten. Es dauerte nicht lange, bis ich die Wärme von Edwards Arm um meinen Rücken und meine Seite spüren konnte und auch Alice lächelte mich aufmunternd an. “Was immer kommt, wir sind bei dir.” Mein Mundwinkel hob sich leicht in die Höhe, doch gleichzeitig hasste ich mich plötzlich dafür, dass ich mich so auf die beiden stützte. Als wäre ich ein hilfloses Kind, dass sich nicht selbst verteidigen konnte. “Ich hab gesehen, wie sie Richtung Lagerfeuer gegangen ist”, meinte Jasper auf einmal, als er hinter Alice auftauchte. Ich sah ihn kurz an, ehe ich nickte, ein “Danke” murmelte und mich zum Gehen wandte. Edward wollte mir bereits hinterher, doch ich hob meine Hand, um ihn zum Stehenbleiben zu zwingen. “Warte… Ich würde das dieses Mal gerne alleine regeln. Ich weiß, dass du mir nur helfen willst, aber…” Ich hielt kurz inne, um zu überlegen, was genau ich eigentlich sagen wollte - und konnte, ohne ihn zu verletzen. Doch er hatte bereits begriffen und schaute mich ernst an. “Wie du willst, aber lass dich nicht auf ihre Spielchen ein.” “Schon gut”, beschwichtigte ich ihn mit einem leichten Lächeln und machte dann kehrt. In der Nähe des Feuers tummelten sich ein paar Leute, während Claire auf der anderen Seite mit etwas Abstand dahinter stand. Kein Wunder, dass ich sie vorhin nicht sehen konnte. Sie starrte gedankenverloren in die Flammen, ohne mein Kommen zu bemerken. Das Geschenk hatte sie in der Hand, allerdings wusste ich nicht, ob sie sich dessen überhaupt noch bewusst war. Ich ging an den paar umgekippten, dicken Baumstämmen, die als Sitzgelegenheiten dienten, vorbei auf sie zu, bis ich nur noch ein paar Meter von ihr entfernt war. Dabei wäre ich am liebsten wieder umgedreht. “Claire?” fragte ich leise, doch sie schien mich nicht zu hören. “Claire!” sagte ich etwas lauter. Wie aus einer Trance gerissen schreckte sie hoch, doch als sie mich sah, gefror ihr Blick schlagartig. “Was willst du?” Obwohl ihre Stimme nur ein Flüstern war, klang es doch so klar, als würde sie ganz dicht vor mir stehen. Im ersten Augenblick war ich zu überwältigt über den ungwohnten, feindseligen Ton, der in ihren Worten lag und den ich bis dato nicht von ihr kannte, obwohl ich sie erst vor ein paar Minuten genauso hatte reden gehört. Nein… Selbst da hatte sie ein gewisses Gefühl hineingelegt. Nun war es einfach nur abweisend und irgendwie… tot. Doch ich sollte mich davon nicht ablenken lassen und mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, was sie alles getan hatte. Ich würde sie nicht auch noch bemitleiden. “Ich will es zurück”, erklärte ich genauso hart. Sie hob ihre Augenbrauen, als verstände sie nicht, wovon ich redete, doch ihre Augen blieben von der Unkenntnis unberührt. Ich blickte kurz zur ihrer Hand und als sie realisierte, worauf ich hinaus wollte, sah ich, wie ihre Finger sich in den Lederbeutel krallten. “Verrat mir eins, Bella”, fing sie an. Offensichtlich versuchte sie mich abzulenken. “Warum bist du hier?” “Gib es mir einfach”, sagte ich energischer und ignorierte ihre Frage. Ich hatte keine Lust, an dem Gespräch teilzunehmen, mit dem sich mich wahrscheinlich provozieren wollte. “Ich meine, wie kannst du hier sein?” fuhr sie fort, ohne meine Aufforderung zu beachten. “Warum stehst du hier und diskutierst mit mir, anstatt Zuhause zu sitzen? Bist du so abgebrüht? Macht es dir überhaupt nichts aus, ver-… Warte… Oder hast du dich etwa freiwillig auf ihn eingelassen und spielst Edward jetzt nur das verletzte, kleine Mädchen vor?” In ihren Augen funkelte es. Ich konnte nicht ausmachen, ob es Wut oder Frustration war, oder ob ihr auf einmal der Gedanke kam, ich sei wie sie. Ich konnte es nicht fassen, dass sie mir so etwas überhaupt zutraute, obwohl sie mich doch ganz offensichtlich all die Jahre bewusst in eine von ihr gewünschte Form gebogen hatte. Mal abgesehen davon, dass sie gerade scheinbar die ganze Zeit über diese Sache gegrübelt hatte. “Vergleich mich nicht mit dir”, gab ich so ruhig wie möglich zurück und versuchte den Zorn, der sich langsam in mir ausbreitete, zu unterdrücken. Selbst überrascht über mein ungewohntes Verhalten. Claires Blick verfinsterte sich, nur um gleich darauf misstrauisch zu werden. “Also?” “Ich sehe nicht ein, warum ich dir darauf antworten sollte”, entgegnete ich eisig - wenn auch etwas unsicher -und verschränkte die Arme vor der Brust, als würde es mir mehr Halt geben. Sie hob den Beutel in die Luft und schüttelte ihn leicht, nur um mir ihren wortlosen Handel zu demonstrieren. Ich hielt für ein paar Sekunden die Luft an, ehe ich schnell wieder ein gleichgültiges Gesicht aufsetzte, um ihr nicht zu zeigen, wie wichtig mir das Geschenk war. Oh, wie schlecht ich doch Lügen konnte. Claire wusste die Bedeutung bereits. Lass dich nicht auf ihre Spielchen ein. Edwards Worte hallten in meinem Kopf wieder, doch jetzt schien es, als könnte ich seinem Rat nicht nachkommen. Wenn sie irgendetwas anderes in der Hand gehabt hätte vielleicht, aber nicht hierbei. Sie sah mich erwartungsvoll an, als könnte sie sich die Antwort nicht bereits denken. “Er hat nichts gemacht”, sagte ich so leise, dass ich nicht sicher war, ob sie mich verstanden hatte, denn genau so sah sie mich jetzt an. “Er hat selbst zugegeben, dass nichts passiert ist”, wiederholte ich mich etwas lauter und sog die Luft scharf ein, frustriert über mich selbst, dass ich mein Handeln schon wieder von ihr beeinflussen ließ. Ich wusste nicht, was jetzt in ihr vorging. Offensichtlich hatte sie ihr Mienenspiel, das sie drei Jahre lang perfekt aufrecht erhalten konnte und das heute Abend gewaltig an Überzeugung verloren hatte, wiedererlangt. “Weißt du, Bella?” fing sie auf einmal an und klang ungewöhnlich ausgeglichen, während sie wieder in die Flammen starrte. “Ich hätte nie gedacht, dass Edward dein Typ ist… Halt, formulieren wir es anders. Ich hätte nicht gedacht, das du sein Typ bist.” “Was soll das denn heißen?” “Na ja… er ist so vollkommen anders als die, die sich vorher mit dir abgegeben haben… Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass er nach allem, was er durchgemacht hat, jemanden sucht, der… sagen wir, selbst auf sich aufpassen kann und nicht jemanden, bei dem man aufpassen muss, nicht von einem Zug überrollt zu werden.” “Worauf willst du hinaus?” hakte ich misstrauisch nach. Ihre Aussage klang, als wusste sie etwas über ihn, das mir entweder entgangen war oder das er mir (bis jetzt) nicht erzählt hatte. Wenn er mir denn überhaupt etwas von sich preisgeben und nicht immer nur Andeutungen machen würde. Claire sah auf und lächelte mich plötzlich an. Es war weder gehässig noch hinterhältig oder in sonst einer Art abweisend. Und trotzdem machte es mir Angst. Was genau wusste sie? Tayk hatte auch etwas erwähnt, doch Edward war nicht darauf eingegangen. Warum war ich die Einzige, der ständig etwas vorenthalten wurde? Doch Claire danach zu fragen, war sinnlos und würde nur wieder eine ihrer Lügen zu Tage fördern. “Er ist dir sehr wichtig, oder?” Das war keine Frage, eher eine Feststellung, während ihr Blick wieder auf das Feuer fiel. “Ja…” antwortete ich nur knapp und ging ein paar Schritte auf sie zu. “Claire, könntest du…” Mitten im Satz hielt ich inne, als mir mit Schrecken klar wurde, was sie gerade vorhatte. Sie grinste mir frech ins Gesicht und ließ den Beutel mit dem Handschuh für ein paar Sekunden in der Luft baumeln. “Nein!” schrie ich panisch, als sie ihn ins Feuer warf und ich ohne Nachzudenken hinterher sprang. Ich hätte mit Sicherheit in die brennenden Stöcker gegriffen, wenn sich nicht zwei muskulöse Arme um mich geschlungen und mich zurückgehalten hätten, um uns zurück auf die Knie fallen zu lassen. “Bella, bist du wahnsinnig geworden? Willst du dich selbst grillen?” Es war unverkennbar Emmetts Stimme. Ich wehrte mich gegen seinen Griff. Ich wollte einfach nur das Geschenk retten, dessen Hülle bereits von den Flammen umhüllt war, sich rasend schnell schwarz färbte und sich gefräßig zum Inhalt kämpfte. “Lass mich los, verdammt noch mal!” schrie ich ihn an und Tränen der Wut schossen in meine Augen. Mit aller Kraft drückte ich gegen seinen Oberkörper, hatte aber nicht die geringste Chance. “Emmett, bitte!” flehte ich ihn an, doch es half alles nichts. Rosalie tauchte neben uns auf. Sie hielt einen länglichen Stock in der Hand, der scheinbar von dem Haufen in der Nähe stammte und zum Nachlegen diente. Vorsichtig kratzte sie damit zwischen den brennenden Holzteilen herum und rollte den teilweise geschwärzten Klumpen aus der gierigen Hitze. Emmett ließ von mir ab und sofort machte ich mich daran, Sandhaufen um Sandhaufen auf die kleinen, übrig gebliebenen Flammen, die den Handschuh an einigen Stellen noch immer einhüllten, zu werfen. “Verdammt, verdammt, verdammt…” murmelte ich immer wieder leicht schluchzend, pustete und klopfte mit meinen Händen auf das heiße Leder. Dummerweise war es immer noch etwas zu heiß. “Ah…” stieß ich leise aus, kümmerte mich aber nicht weiter um den langsam aufkommenden Schmerz, sondern versuchte weiter, das Geschenk zu retten. Dabei waren die Flammen längst gelöscht und der Handschuh schon halb eingegraben. “Bella!” Fremde Finger legten sich um meine Gelenke und verhinderten jede weitere Bewegung. “Nicht”, sagte ich und wollte mich aus dem eisernen Griff befreien, doch als ich aufsah, erkannte ich, dass Edward derjenige war, der meine Hände festhielt und jetzt direkt vor mir kniete. “Was machst du da?” fragte er und in seinen Augen war ganz deutlich die Sorge geschrieben. “Ich…” fing ich an und sah auf den Baseballhandschuh - und dann voller Wut zu Claire, die allerdings verschwunden zu sein schien. Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell jemanden hassen könnte. Dass ich in der Lage war, überhaupt jemanden zu hassen. Doch Dinge ändern sich bekanntlich. “Ich glaub das einfach nicht…” presste ich mit gebrochener Stimme hervor und ballte meine Hände zu Fäusten. “Was ist denn passiert?” Edwards Stimme ließ meinen Kopf wieder zu ihm schnellen. Emmett, der ebenfalls noch auf dem Boden saß, sich jetzt entspannt nach hinten fallen ließ und auf seine Hände stützte, antwortete für mich. “Kam mir ganz so vor, als wollte sie das mit der lebenden Fackel ausprobieren.” Edward, der eben noch zu seinem Bruder gestarrte hatte, blickte jetzt wieder erschrocken zu mir, doch ich konnte nichts darauf erwidern, stattdessen starrte ich weiterhin auf das Geschenk, was ihm natürlich nicht entging. “Warte!” protestierte ich und wollte ihn dabei aufhalten, den Sand von dem schwarzen Etwas herunterzuwischen, doch er achtete gar nicht darauf. “Was ist das?” “Eigentlich das Geschenk, das ich dir geben wollte”, erklärte ich niedergeschlagen und wandte mein Gesicht ab. Am liebsten hätte ich es ihm aus der Hand gerissen. Ich wollte nicht, dass er es sich noch in diesem Zustand ansah. Er hatte mir eine so wundervolle Kette geschenkt und ich konnte noch nicht einmal auf meine eigenen Dinge aufpassen. Er hob es hoch und betrachtete es genauer. Ein paar wenige Fetzen des Beutels hingen noch daran, die er abzupfte, und das Leder des Handschuhs, von dem sich immer noch kleine Dampfwölkchen in die Luft erhoben, war zu meiner Überraschung nicht so schwer beschädigt, wie ich es vermutet hatte. Zwar wiesen einige Stellen raue, angebrannte Flecken auf, aber der Großteil war noch zu erkennen. Langsam drehte er es hin und her, wobei seine Augen immer größer wurden und er vorsichtig über die Oberfläche strich. Dann hielt er die Innenseite dichter an sein Gesicht und drehte es zum Feuer, um besser sehen zu können. War das Autogramm vielleicht doch noch zu lesen? “Oh mein Gott…” flüsterte er kaum hörbar und starrte wie gebannt darauf. “Was interessantes?” fragte Emmett neugierig. Rosalie hatte sich neben ihn gekniet, lehnte an einem der liegenden Baumstämme und betrachtete schweigend das Szenario. Wie in Zeitlupe hoben sich Edwards Mundwinkel, als er nickte. “Kann man wohl sagen.” Sein Blick wanderte kurz zu mir - eine Freude war darin zu erkennen, die mich im ersten Moment sprachlos machte - und dann wieder zum Handschuh, während er mit den Fingern über die Innenseite fuhr. “Bella… Wo hast du den her?” Seine Stimme war so leise, als würden selbst ihm die Worte fehlen. “Von Phil… meinem Stiefvater…” antwortete ich eher nebenbei, da mich das Glitzern in seinen Augen gerade ungewollt zum Luftanhalten zwang. Dennoch konnte ich seine plötzliche Begeisterung für das ruinierte Geschenk nicht ganz nachvollziehen. “Soll das heißen, es gefällt dir?” fragte ich ungläubig und fing sofort einen vorwurfsvollen Blick von ihm ein. “Bella…” seufzte er und ließ den Kopf hängen. Ich wollte bereits etwas erwidern, als er sich ohne Vorwarnung viel zu schnell auf mich zubeugte und mir einen so stürmischen Kuss auf die Lippen drückte, dass ich nach hinten gefallen wäre, hätte ich meine Arme nicht in seinen Nacken gelegt. “Das heißt dann wohl… Ja”, hauchte ich benommen, als er sich von mir löste und zur Seite fallen ließ, um sich anschließend hinter mich zu setzen. Seine Arme schlangen sich um meine Mitte und sein Kinn stützte er auf meiner Schulter ab, während er wie ein kleines Kind wieder auf den Handschuh starrte. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr meinen Körper, als ich seinen so nah bei mir spürte, genauso wie sich meine Wangen ein wenig erhitzten. Jetzt konnte ich ebenfalls die Innenseite sehen und stellte erleichtert fest, dass das Autogramm wirklich noch zu sehen war. “Weißt du, wer das ist?” fragte er mich, auf den Namen deutend und sein Atem, der mein Ohr und meinen Hals streifte, ließ mich angenehm frösteln. “Ein Baseballspieler?” war alles, was ich dazu sagen konnte und veranlasste Edward, leise zu lachen. “Richtig. Aber nicht nur irgendeiner. Das hier gehör-” doch ehe er den Satz beenden konnte, erklang Alice‘ Stimme aus dem Schatten. “Alles okay bei euch? Von weitem sah das ganz schön dramatisch aus.” Als ich zu ihr sah, bemerkte ich Rosalies Tochter an ihrer Hand, während Jasper dicht hinter den beiden stand. “Mommy?” fragte Roxy zögerlich und besorgt, wobei sie auf ihre Mutter zuging. Die wirkte im ersten Moment etwas überrascht, lächelte dann aber und zog ihre Tochter auf den Schoß, während sie ihr sachte über die blonden Locken strich. “Alles bestens, mein Schatz”, beruhigte sie die Kleine und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, während Emmett ihr mit einem Grinsen auf die Nasenspitze tippte. “Uns geht’s gut soweit”, beantwortete Edward Alice’ Frage, bekam aber gleich darauf eine düstere Miene, als er weiter sprach. “Claire hat das vorhin anscheinend noch nicht gereicht und meinte wohl, Bella noch ein wenig reizen zu müssen.” Alice knurrte. Dieses kleine, zierliche, vielleicht etwas überdrehte Mädchen knurrte doch tatsächlich. Ich konnte nicht anders - obwohl es überhaupt nicht angebracht war -, als leise zu kichern. Erst sahen mich alle verwirrt an, doch dann grinsten sie, außer Alice. Jasper machte es sich ebenfalls auf dem Sand neben Rose bequem und saß uns mehr oder weniger gegenüber, während Alice es ihm gleichtat und sich schräg vor ihn setzte. “Und wo ist diese… diese…” Sie knirschte mit den Zähen, als sie vergeblich nach einem passenden Wort suchte und letztendlich resigniert seufzte, als ihr keins einfiel. “Abgehauen”, meinte Emmett kopfschüttelnd und murmelte “Was für ein Biest…” “Die Bezeichnung tut’s auch”, stimmte sie ihm zu. Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich erkannte, wie sehr sie sich doch für mich einsetzte, obwohl wir uns noch nicht so lange kannten und ich eigentlich dachte, dass ihr so ziemlich alles gleichgültig wäre. “Danke.” Alice hob verwirrt die Augenbrauen. “Hm?” “Danke für alles”, wiederholte ich und atmete tief ein und aus. Sie lächelte plötzlich, als sie verstand. “Jederzeit, Bella.” “Ich sollte besser gehen”, kam es auf einmal von Rosalie, als sie bereits Anstalten machte aufzustehen, wobei sie Roxy kurz absetzte, doch Emmett hielt sie am Arm fest. “Du kannst ruhig bleiben. Nur weil du mit ihr verwandt bist, heißt das nicht, dass ihr gleich seid. In jeder Familie gibt es ein schwarzes Schaf.” Und mit einem Blick zu Edward fügte er noch “Sogar in meiner” hinzu. Letzterer funkelte ihn böse an, doch Emmett beachtete es gar nicht, sondern lachte leise mit seiner tiefen Bärenstimme. Rosalie schaute sich jeden von uns an und als sie sah, dass keiner etwas gegen ihre Anwesenheit hatte, ließ sie sich wieder zurück fallen und zog ihre Tochter an sich. “Was ist das da für ein… Ding?” Jasper runzelte die Stirn und zeigte auf den Handschuh in Edwards Hand. Alice rammte ihm ihren spitzen Ellenbogen in den Magen, woraufhin er schmerzhaft aufstöhnte. “Wofür war das denn?” fragte er gepresst und rieb sich seinen Bauch. “Für deine Unsensibilität.” Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schloss die Augen. Jasper sah sie verwirrt von der Seite an. Alice hob eines ihrer Augenlider und als sie bemerkte, dass er keinen Schimmer hatte, was sie meinte, stöhnte sie laut auf. “Das da”, erklärte sie gespielt säuerlich und deutete mit Nachdruck auf das halb verkohlte Stück Leder. “Ist unter Garantie das, was Bella vorhin erwähnt hat und ich nehme an, dass es ein Geschenk sein soll. Also halt dich mit deinen Aussagen ein bisschen zurück, ja?” Bei Jasper schien es Klick gemacht zu haben, denn jetzt sah er wehleidig zu mir. “Oh… Tut mir leid. Ich…” “Es wird dir gleich noch mehr leid tun, wenn du weißt, von wem dieser Baseballhandschuh ist, Jazz”, grinste Edward plötzlich. Er machte eine bedeutungsvolle Pause, ehe er “Whitey Ford…” sagte und den Namen extra in die Länge zog. Für einen kurzen Moment war es still und die Augen der beiden Jungs weiteten sich rekordverdächtig langsam, während sie den Mund gar nicht mehr zu bekamen. Glücklicherweise sahen Rose und Alice genauso ahnungslos aus wie ich. “Der Whitey Ford?” hörte ich Emmett. Er hatte sich ein Stück aufgerichtet und sah aus, als würde er gleich aus allen Wolken fallen. “Genau der”, grinste Edward. “Oh, verdammter…” kicherte Jasper und schüttelte ungläubig den Kopf. “Darf ich mal sehen?” Emmett streckte die Hand aus, doch mein Freund - das hörte sich, nebenbei bemerkt, wahnsinnig gut an - zog das Stück Leder nur dichter an mich. “Vergiss es. Du setzt es bloß wieder bei ebay rein.” Sein Bruder seufzte. “Das war damals nur ein Versehen gewesen.” “Ein Versehen? Du hast mein Cap von Barry Bonds versteigert!” konterte Edward. “Ich dachte, es sei mein altes Trainings-Cap gewesen.” “Ja, klar…” “Ist dieser Bonds denn so bekannt?” mischte sich Alice ein. “Er ist Stammspieler der San Fransisco Giants und Rekordhalter der ewigen Homerun-Liste. Er war übrigens derjenige, der am Mittwoch die Mannschaft zum Sieg geführt hat. Das war sein 757. Homerun. Außer dem ehemaligen Spieler Sadaharu Oh gibt es bisher niemanden, der so viele erlangen konnte”, erklärte Edward euphorisch. “Ja, aber er ist ziemlich unbeliebt”, ergänzte Jasper, woraufhin Emmett gleich etwas erwiderte. “Nur weil ihm sein Ruhm zu Kopf gestiegen ist.” “Bei all seinen Rekorden in der Baseball League wundert mich das nicht”, fügte Edward hinzu. “Das heißt dann wohl, dass er einer der Besten ist, oder?” stellte ich lächelnd fest und versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Vielleicht war mein Geschenk gar nicht so wertvoll, wie ich dachte, und wenn Edward bereits einmal einen Fanartikel besessen hatte, der meinen noch überbot, dann konnte er sich doch unmöglich über dieses halb verbrannte Ding, wie Jasper es nannte, freuen. “Einer der Besten, die immer noch spielen”, verbesserte mich Emmett. Verwirrt wandte ich meinen Kopf in seine Richtung. “Whitey Ford, von dem offenbar dieses antike Stück in Edwards Händen stammt, ist eine Legende. In den Fünfzigern hat er als Pitcher für die New York Yankees gespielt und wurde achtmal für den All-Star berufen…” “Eine Bezeichnung für herausragende Spieler”, flüsterte Edward mir ins Ohr. “…und gewann sogar den Cy Young Award, der nur an die besten Pitcher verliehen wird. Bis heute ist er der Linkshänder mit den meisten Siegen in dieser Position.” Ich war mir nicht sicher, ob sie meine Niedergeschlagenheit bemerkt hatten, doch ich fühlte mich schlagartig wohler, nachdem ich das alles wusste. Auch wenn ich nichts damit anfangen konnte, hörte es ich doch bedeutend an. “'Whitey' ist übrigens nur sein Spitzname”, sagte Jasper und grinste plötzlich seltsam verschlagen. Edwards Brust vibrierte, als er leise anfing zu lachen. Dann seufzte er, als sein Teamkollege weiter erzählte. “Sein richtiger Name lautet Edward Charles ’Whitey’ Ford.” Das war ganz deutlich ein Wink mit dem Zaunpfahl. Mir klappte der Mund auf und hastig griff ich nach dem Handschuh, um mir die Schrift noch einmal deutlicher anzuschauen. Konnte ich so was einfach so übersehen? Doch in dem ganzen Geschnörkel war keine Andeutung dieses Namens zu erkennen. Mir war schleierhaft, wie Edward überhaupt erkannt hatte, von wem das hier stammte. “Du wirst den Namen nicht finden. Er hat immer mit seinem Spitznamen unterschrieben”, meinte er, nahm meine Hand und zeichnete mit meinem Finger die Linien der Unterschrift nach. “Danke”, hauchte er an meiner Seite und legte seine Lippen für einen unglaublich langen Moment an mein Ohr, was mich unweigerlich meine Augen schließen ließ. “Wo hast du diese Rarität überhaupt her?” Jaspers neugierige Stimme ließ uns unsere Köpfe zu ihm drehen. “Von meinem Stiefvater. Er ist Profispieler”, erklärte ich. “Baseball?” fragte Emmett auf einmal nach, worauf ich nickte. “Welche Mannschaft?” Jasper schien hellhörig geworden zu sein. “Bedrängt sie doch nicht so”, meinte Alice mit tadelnder Miene, obwohl ihr warnender Blick leicht ins Schwanken geriet, als sie sich nach hinten umdrehte und direkt in zwei leuchtend blaue Augen sah. Jaspers Mund verzog sich zu einem Lächeln, das mich ansteckte, als ich die beiden beobachtete und Edward in meine Haare kichern ließ. Ein Schauer rann meinen Nacken herunter, als ich seinen warmen Atem auf meiner Kopfhaut spürte und mich erst nach einer gefühlten Ewigkeit auf die eben noch gestellte Frage antworten ließ. “Irgendetwas mit Arizona…” Ich wusste noch, dass der Name des Staates enthalten war, doch an mehr konnte ich mich nicht erinnern. Bisher war ich schließlich nicht sonderlich daran interessiert gewesen. “Arizona Diamondbacks?” Dieses Mal war es Edward, der sein Gesicht verblüfft zu mir drehte. “Davon hast du mir gar nichts erzählt.” Ich zuckte mit den Schultern. “Ich hab es nicht für wichtig gehalten.” “Nicht für wichtig…” murmelte er amüsiert und schloss seine Augen. “Du weißt, wie sehr ich an diesem Sport hänge und hältst es nicht für wichtig…” Er seufzte. “Wie heißt er?” fragte Emmett und konnte seine Begeisterung jetzt kaum bremsen. “Phil Dwyer… Ich glaub aber nicht, dass er so bekan-” “Ist der nicht vor kurzem in die Major League gewechselt?” unterbrach mich Edwards Bruder. Jasper nickte. “Ja, ich glaube. Er hat einen ziemlich guten Wurfarm, heißt es… Sag mal, Bella. Meinst du, es wäre möglich, dass er nächsten Samstag zu unserem Spiel kommt?” “Na ja…” sagte ich zögerlich, ohne zu wissen, was ich darauf antworten sollte. Emmett fing an zu lachen, während Edward ihn nur schief ansah. “Jazz… Warum sollte sich ein Profispieler ein High School Game ansehen? Noch dazu müsste er extra hierher kommen.” “Und wenn Bella ihn bittet?” versuchte er es, was meinen Freund aufstöhnen ließ. “Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob er Zeit hat. Die Mannschaft verreist sehr oft wegen Auswärtsspielen oder Trainingszwecken”, erklärte ich leicht entschuldigend. “Siehst du?” pflichtete Edward mir grinsend bei. “Schon schade… Obwohl, vielleicht ist es auch besser so. Wenn wir verlieren sollten…” Der plötzliche Wechsel in Jaspers Stimme war unverkennbar. “Was soll das denn heißen?” fragte Edward skeptisch. Jazz sah ihn einen Moment schweigend an, bevor er etwas sagte. “Wegen unserem Captain? Ich hab vorhin gesehen, was für eine Spannung zwischen euch beiden herrscht und ich hab Angst, dass es das Mannschaftsklima beeinflusst.” Schlagartig änderte sich die Stimmung wieder. Außer Rosalie hatte jeder den Streit zwischen Edward und Tayk mehr oder weniger mitbekommen. Alice sah mich mit demselben angespannten Blick an wie ich sie und Emmett blickte erwartungsvoll zwischen seinem Bruder und dessen Teamkollegen hin und her. “Was mich betrifft, kann ich beides voneinander trennen. Und ich denke, Tayk schafft das auch”, meinte Edward ruhig, doch insgeheim konnte ich mir vorstellen, dass er deswegen immer noch sauer war. “Was hat er denn gemacht, dass ihr so aufeinander losgegangen seid?” wollte Emmett wissen. Ungewollt versteifte sich mein Körper bei der Erinnerung und ich sah schweigend zu Boden, während Edward seine Umarmung, nur für mich spürbar, fester zog. Dennoch bekam ich aus irgendeinem Grund das Gefühl, Jasper wüsste auf einmal, dass es etwas mit mir zutun hatte, denn er bedachte mich mit einem prüfenden Blick - allerdings nicht vorwurfsvoll oder feindselig -, als Edward auf die Frage antwortete. “Er hat gewaltigen Mist gebaut. Das ist alles.” Damit war die Sache für ihn erledigt und dem Blicken der Anderen nach zu urteilen, würde auch keiner mehr nachfragen. “Wie kommt es, dass du schon wieder hier bist, Emmett?” Ein eindeutiger Versuch meinerseits, das Thema zu wechseln. Etwas aus der Bahn geworfen, runzelte er die Stirn, lächelte dann aber. “Vorzeitige Semesterferien… Hatte ich das letzte Mal ja erwähnt.” “Stimmt. Hatte ich ganz vergessen.” “Macht nichts. Kommt mir sowies-” Er wurde jäh von einer Bewegung neben ihm unterbrochen und schaute überrascht über seine Schulter. Rosalie war eingeschlafen und musste zur Seite gerutscht sein. Ihr Kopf lehnte jetzt an Emmetts Arm und mich wunderte, dass Roxy, die ebenfalls schlief, noch nicht von ihrem Schoß gefallen war. Die drei gaben wirklich ein schönes Bild ab. “Ich glaube, ich werde sie nach Hause bringen”, flüsterte er und lächelte auf die beiden hinab. “Wir sollten auch langsam.” Edward gab mir noch einen Kuss auf meine Schläfe, ehe er sich erhob und mich langsam mit hochzog. Ebenso standen Alice und Jasper auf und klopften sich den Sand von der Kleidung. “Hältst du kurz?” meinte Edward und hielt mir das Geschenk hin. Als ich es ihm abgenommen hatte, nahm er vorsichtig Roxy auf seine Arme, sodass Emmett Rosalie tragen konnte. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu den Parkplätzen am Rand des Strandes, während Alice sich an meine Seite gesellte. Hier und da standen noch Schüler, doch die meisten schienen sich ebenfalls auf den Weg zu machen. Eine Weile betrachteten wir die drei Jungs, bis Alice mich ein Stück von ihnen wegzog. “Ich nehme an, du fährst mit Edward zurück?” Auch wenn sich ihre Stimme am Ende hob, war es doch nicht wirklich eine Frage. “Denke schon. Warum?” Statt zu antworten schüttelte sie nur den Kopf und schwieg einen Augenblick. “Ich bin froh, dass ihr jetzt keine Spielchen mehr führt”, meinte sie nach ein paar Minuten nachdenklich. Mit gehobenen Augenbrauen drehte ich mich zu ihr. “Was ich sagen will, ist dass ich es einfach schön finde, euch beide zu beobachten und zu wissen, dass es alles echt ist. Nicht dass ich das vorher nicht gedacht habe, nur jetzt ist es doppelt so schön, zu sehen, wie glücklich ihr seid.” “Sind wir das?” fragte ich nach, obwohl das, was sie eben gesagt hatte, bereits beinahe ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte und ich das angenehme Gefühl in meinem Bauch nur schwer unterdrücken konnte. “Definitiv. Ihr habt so ein Strahlen in den Augen, das… Ach, das ist schwer zu beschreiben, aber es gibt eine Menge über euch preis.” Unweigerlich schoss mir das Blut ins Gesicht. Wie gut, dass es Nacht war. Doch noch bevor ich etwas erwidern konnte, war Edward bereits neben mir und hatte meine Hand ergriffen. “Darf ich Bella jetzt wieder zurück haben?” fragte er schmunzelnd. Wir standen bereits auf dem Parkplatz. Rosalie und Roxy saßen schon in einem Jeep. Das musste Emmetts Auto sein. Es war ziemlich groß und bot viel Platz, und im Schein des schwachen Lichts der Promenade schimmerte seine schwarze Farbe. “Nur zu”, grinste Alice und drückte mich noch einmal. “Bis Montag.” “Ja, bis dann.” Wir verabschiedeten uns auch von Jasper und Emmett - der mich in eine knochenbrecherische Umarmung zog, um mir “Vielleicht klappt das mit deinem Stiefvater ja doch” zuzuflüstern. Edward war der kleine Versuch seines großen Bruders natürlich nicht entgangen und warf ihm einen finsteren Blick zu, ehe er mich zu seinem Volvo zog. Ich konnte nicht anders als zu grinsen. Die beiden zusammen hatte etwas richtig entspanntes. Seufzend ließ ich mich in den Sitz sinken, als Edward mir die Tür aufhielt und kurze Zeit später selbst eingestiegen war und den Motor startete. “Anstrengender Tag, oder?” meinte er mitfühlend, wobei er meine Hand nahm und mit seinem Daumen beruhigende Kreise auf meinem Handrücken zeichnete. “Hm-hm… Kann man wohl sagen…” murmelte ich. Wir waren bereits auf der Straße und die Lichter der Stadt flogen am Fenster vorbei. Ein Gähnen machte sich bemerkbar und erst jetzt spürte ich, wie müde ich war. Ich hoffte, Edward würde nicht eines der Themen, die heute ans Licht gekommen waren, aufgreifen. Dazu war ich momentan einfach nicht in der Lage, obwohl mich selbst doch eines interessierte. “Warum hast Jasper eigentlich nicht gesagt, dass Tayk schwul ist? Nicht, dass ich es tun würde. Aber ihr seid doch in einem Team. Wäre es da nicht besser, wenn er Bescheid weiß?” “Gerade weil wir zusammen spielen, wäre es besser, wenn keiner davon was mitkriegt. Wer weiß, was für ein Chaos das verursachen würde, sollte das herauskommen. Und gerade jetzt kurz vor diesem wichtigen Spiel nächstes Wochenende wäre es gut, jeden Ärger zu vermeiden”, seufzte er und starrte aus der Windschutzscheibe. “Meinst du nicht, die Anderen könnten damit eventuell umgehen?” “Mit Sicherheit nicht jeder… Immerhin ist er unser Captain, zu dem wir aufsehen und Respekt entgegenbringen sollen. Selbst wenn es auf wundersame Weise alle akzeptieren, ist der Teamgeist garantiert angeknackst und führt vielleicht zu Streitereien. Wer weiß, vielleicht bricht die Mannschaft dann sogar auseinander.” “Kann ich verstehen”, stimmte ich zu. Er wandte seinen Blick kurz zu mir und lächelte, dann sah er wieder auf die Fahrbahn. “Ich will dieses Spiel am Samstag unter allen Umständen gewinnen. Egal was kommt. Diese Möchtegernspieler von der Northern Shore haben uns lange genug vorgeführt…” Als ich sah, dass seine Finger sich um das Lenkrad wickelten, er bereits jetzt schon mitfieberte und ich seinen plötzlich ansteigenden Adrenalinpegel geradezu spüren konnte, musste ich einfach anfangen zu lachen. Edward so zu sehen, war einfach himmlisch. Ganz das Kind, das sich nicht gedulden konnte. “Was?” fragte er mich irritiert und sah kurz zu mir herüber. “Nichts”, sagte ich leise und wedelte mir ein bisschen Luft zu, während ich angestrengt versuchte, wieder ernst zu werden. Größtenteils gelang mir das sogar, auch wenn ich ab und zu trotzdem noch ein Restkichern hervorbrachte. Mit meiner freien Hand wischte ich mir ein paar Lachtränen aus den Augen. “Bella…!” versuchte Edward zu drohen und drückte meine Hand etwas fester - aber nicht zu fest -, doch seine Wirkung schlug völlig fehl. Stattdessen zuckten seine Mundwinkel verdächtig oft nach oben, auch wenn er es eigentlich nicht wollte. “Das hat noch ein Nachspiel”, murmelte er vor sich hin, doch ich musste nur noch mehr grinsen. Der Rest der Fahrt schwiegen wir, nur ab und zu sah Edward zu mir oder ich zu ihm. Bis meine Lider so schwer wurden, dass ich sie nicht mehr offen halten konnte und ich mich dem Schlaf ganz hingab. “Bella…” Ich hörte, wie jemand meinen Namen sprach, eher flüsterte, doch ich vermochte nicht, meine Augen zu öffnen. Das Gefühl, das ich gerade verspürte, war so angenehm, dass ich nicht wieder davon los wollte. Es war alles schwarz und ich hatte keine Bilder vor Augen. Ich fühlte mich trotzdem vollkommen geborgen. “Bella…” Dieses Mal war es ein leises Kichern. Auf einmal fühlte ich etwas weiches und warmes auf meinen Lippen, das tausendmal schöner war, als das, was ich eben noch verspürt hatte. Ich wollte mich voll und ganz diesem Gefühl hingeben, ohne ein baldiges Ende abzusehen. Der Moment hätte ewig so bleiben können. Die fremden Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und als ich meine Augen ganz langsam öffnete, sah ich in ein strahlendes Grün. “Edward…” hauchte ich benommen, immer noch seinen warmen Atem spürend, wie er meine Haut kitzelte. Er saß auf der Kante des Beifahrersitzes und hatte sich mit den Händen auf beiden Seiten abgestützt, sodass er jetzt nur Millimeter von mir entfernt war. Meine Arme lagen um seinen Nacken, obwohl ich mir gar nicht bewusst war, diese dort überhaupt platziert zu haben. “Wir sind da”, flüsterte er kaum hörbar. Ich nickte und sah aus den Augenwinkeln zum Haus herüber. “Rufst du morgen an?” wollte ich wissen und hielt plötzlich die Luft an, aus Angst, er würde mir eine Absage erteilen. Doch er setzte nur sein schiefes Lächeln auf. “Versprochen.” Erleichterung flutete meinen gesamten Körper, während ich ruhig ausatmete und zurücklächelte. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er aufstand und mir aus dem Auto half. Ich wollte schon zur Tür gehen, als Edward mich am Arm festhielt. “Bella…?” Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn fragend an. “Danke noch mal”, lächelte er, ehe er von mir abließ und ins Auto stieg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)