My Boy Lollypop von kanashimi (Es ist wie es ist - Du bist was Du bist) ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- My Boy Lollypop Es ist wie es ist - Du bist was Du bist Sanjis POV http://www.youtube.com/watch?v=NIF12DXaC60 my boy lollipop - barbie gaye Nach einer Studie einer türkischen Universität von 1979 sollen Mäuse, die in Versuchen ständig lauter Disco-Musik ausgesetzt wurden, homosexuell geworden sein. Weiter wollen die Forscher beobachtet haben, dass ein beständig hoher Lärmpegel nicht nur die Homosexualität bei Mäusen verursacht, sondern bei Schweinen auch zu Taubheit führt. Ich darf also von Glück reden, dass ich nicht der Gattung der Borstentiere angehöre. Ansonsten würde ich wohl nach einer durchzechten Nacht in meiner Stammdisco gar nicht mehr in den zweifelhaften Genuss kommen, dass mir fremde, vermutlich schwer heterosexuelle Typen, im Suff Nettigkeiten à la "Schwule Sau" hinterher brüllen, nur weil ich den Mann an meiner Seite in der Öffentlichkeit nicht wie einen Aussätzigen von mir stoße. Ich sollte denen mal bei Gelegenheit mitteilen, dass, rein wissenschaftlich gesehen, die Bezeichnung Schwule Maus angebrachter wäre. Obwohl…auf das obligatorische Bierdosenweitwerfen mit mir als Zielscheibe kann ich auch gut und gerne verzichten. Es ist Unsinn sagt die Vernunft… Reden hat mir in der Beziehung sowieso noch nie große Erfolge eingebracht. Da diskutiert und argumentiert man, und am Ende sind die Widersacher genauso blöd wie vorher. Haben nichts verstanden, und man selbst hat sich durch intensives Kettenrauchen, während des verzweifelten Redeversuchs, dem Krebstod ein Stück näher gebracht. Sind also in Wirklichkeit die Anderen die Schweine? Heterosexuelle, taub musizierte Schweine, die homosexuelle Disco-Mäuse am Liebsten im nächsten Fluss ertränken würden? Langsam bezweifle ich die Theorie, dass alle Menschen vom Affen abstammen. Hab jedenfalls noch keine Berichte über taube oder schwule Affen gesehen. Schwule Störche, Pinguine, Hamster…einmal etwas über einen tauben Hund und über einen unglückseligen Schwan, der sich in ein Tretboot verliebt hat. Da sage noch einer, es könnte sich doch Jeder aussuchen, wie und wen er liebt. Aber wahrscheinlich würde ich weniger Aufsehen erregen, wenn ich mich in ein Tretboot verliebe. Stattdessen besitze ich die Frechheit, als Mann einen Mann zu begehren. Es ist Unglück sagt die Berechnung… Einen Mann… Wieso wundern sich eigentlich alle, dass ich bei diesem Exemplar schwach geworden bin? Breite Schultern, Waschbrettbauch, gebräunter, muskulöser Körper und ein dreistes Grinsen, das einem das Blut in den Schritt treibt. Außerdem ist er…okay, über Charakter lässt sich streiten. Und es ist doch meine Sache, ob ich auf sturköpfige, ignorante Idioten stehe, die in pseudolichten Momenten erstaunliche Interpretationen von Romantik hervorbringen. Ich bin auch nur ein Mann. Ich habe Bedürfnisse. Und die weiß er umfangreich zu befriedigen, wenn ich das mal so salopp sagen darf. Verschlafen und nur in sportlichen Pantys bietet er einen Anblick, der meine Hormone in Wallung bringt, und sobald er den Mund aufmacht, wallt mein Blutdruck auf hundertachtzig. „Wenn du mal deine Klappe hältst, bist du eigentlich ganz umgänglich.“ Nur eine von vielen Äußerungen, die ihn dem Aufenthalt in der Urne näher bringen. Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst… Trotzdem ist es immer noch leichter, sich mit seinen dummen Sprüchen auseinander zu setzen, als sich den seltsamen Moralvorstellungen Dritter auszuliefern: “Ein Mann, der nichts für Frauen übrig hat, ist in gewisser Weise ein bisschen behindert. Ich weiß nicht, ob es kulturell oder biologisch bedingt ist, irgendetwas funktioniert da nicht.“ Edith Cresson, Ex-Premierministerin Frankreichs. Ich lese eindeutig zuviel, und ich merke mir den Mist auch noch. Meine Behinderung scheint sich also nicht auf meine mentale Leistungskraft auszuweiten. Darüber bin ich nun wieder froh, auch wenn es sich meinem Verständnis entzieht, wieso ich Frauen besteigen muss, um normal zu sein. Reicht es nicht, wenn ich ihnen Achtung und Respekt entgegen bringe? Wenn ich meine weiblichen Bekannten gern mal mit einem deliziösen Essen bewirte? Sie wie Königinnen behandle… Muss ich sie erst Reihenweise flach legen, um gesellschaftlich vollkommen tragbar zu sein? Sind heterosexuelle Serienvergewaltiger normaler, als monogam veranlagte Homosexuelle? Wäre ich der französischen Sprache mächtig, würde ich die gute Frau gern mal nach ihrer Meinung dazu befragen. Es ist aussichtslos sagt die Einsicht… Ja, ich weiß, man sollte nicht nur schwarz oder weiß malen. Die Welt ist so facettenreich. Nicht jeder Heterosexuelle ist ein Serienvergewaltiger und nicht jeder Homosexuelle ist monogam. Aber ich bin es nun mal und das seit über sieben Jahren! Applaus an dieser Stelle wird gern entgegengenommen. Und ich bin deshalb nicht weniger Wert, als ein treu sorgender Familienvater mit zwei oder drei selbst produzierten Kindern. Ich hätte ja auch gern welche, wenn auch nicht aus Eigenproduktion, aber adoptionstechnisch sieht es ja für gleichgeschlechtliche Paare auch nicht gerade rosig aus. Man wird gern mal schief angesehen, sollte man den Wunsch äußern, sich um ein elternloses Kind kümmern zu wollen. Da könnte ich auch gleich versuchen, ein offiziell schwules Mitglied in irgendeiner konservativen Kircheneinrichtung zu werden. Nach deren Meinung kann uns der liebe Gott ja sowieso nicht leiden und reicht uns nach dem Ableben, umständehalber sofort an Satan weiter. Ewiges Fegefeuer für all die warmen Brüder und Schwestern…im Endeffekt also Schwulensauna mit S/M-Programm. Wieso sollen wir dann eigentlich noch in den Himmel wollen? Es ist lächerlich sagt der Stolz… “Diese Menschen kommen in die Hölle und sie haben ein Recht darauf, das auch zu erfahren!“, plärrte unlängst ein baptistischer Pfarrer mit seinen dreizehn Kindern im Anschlag in eine Kamera, und drückte den Kleinen Schilder mit Parolen wie `No Tears For Queers´, `Aids Cures Gays´ und weiteren Liebenswürdigkeiten in die, vom Beten wunden Hände. So erzieht man sich rechtschaffene Bürger und produktive Mitglieder der Gesellschaft. Lehrt sie Recht und Unrecht und teilt uns, den bösen Schwuchteln, gleich noch die persönlichen Rechte mit. Eine sehr zeitoptimierte Vorgehensweise… Aber, wenn das alles an Recht ist, was den Homosexuellen zusteht, dann verlange ich auch weniger Pflichten. Steuerbefreiung, Arbeitsaufhebung und dafür freie Kost und Logis. Von mir aus können sie uns dann auch das Wahlrecht aberkennen, da wir am Ende eh nur entscheiden können zwischen einem, der uns wenigstens toleriert oder einem, der uns sowieso nicht leiden kann. Schwule finden, wenn es sein muss, auch andere Möglichkeiten sich Gehör zu verschaffen. Bestes Beispiel: mein Lebensgefährte. Er hat es tatsächlich einmal gebracht, in einem T-Shirt mit der Aufschrift `Ich bin so schwul, dass ich Regenbögen pisse.´ an einer Horde demonstrierender Bibelfanatiker vorbei zu marschieren. Da blieb den Predigern die Spucke weg und sie haben sogar vergessen, mit Steinen nach ihm zu werfen. Ist ja auch eine imposante Erscheinung, mein Marimo. Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht… Das T-Shirt hab ich trotzdem entsorgt. War selbst mir zu provokativ, und in unifarbenen Muskelshirts gefällt er mir `ne ganze Ecke besser. Modische Überzeugungen eben. Und da ist er ja auch gleich wieder. Der ewige Lapsus der modernen Schwulen. Wir lieben Klamotten fast noch mehr als Cocktails, Theater oder Ballett… Versuche mal bitte einer, meinen Freund in einem schicken Anzug ins Theater, wahlweise Ballett, zu bekommen. Der schließt sich solange im Bad ein, bis man ihm die zerschlissenen Jeans wieder gibt und ihn zum Sportschauen mit einem Bier aufs Sofa lässt. Dabei ist er nicht einmal eine Couchkartoffel, nein. Der werte Herr Marimo frönt gern mannigfaltigen Versionen der Körperertüchtigung. Ob nun mit mir, als voll beheiztem Trainingsgerät - worüber ich mich, wider meinem sonstigen Naturell, nicht einmal beschwere - oder in freier Wildbahn, Wahlrichtung Waldlauf. Mittlerweile hab ich ihn aber dazu überredet, seine überschüssige Kraft vorzugsweise im Fitnessstudio abzubauen. Erstens hat der Mann viel Überschuss und ich nur eine eingeschränkte, tägliche Nutzungsdauer - man muss ja auch mal arbeiten oder schlafen - und zweitens ist er mir beim Joggen schon häufig abhanden gekommen, und fand erst nach gefühlten zwanzig Jahren wieder nach Hause zurück. Muss man dann, als besorgter Freund, eben so lange warten, bis sich der Orientierungsspastiker wieder aus dem Dickicht gegraben hat. Denn mach mal deutlich, dass du deinen Lebenspartner gerne vermisst melden möchtest. Die Mühlen der Polizei malen langsam, erwischt man gerade den männlichsten aller Polizisten, der schon sieben Kinder mit fünf Frauen gezeugt hat und somit der Fortpflanzung ganz bibeltreu den Vorzug leistet. Da wird man schnöde belächelt und vertröstet. Ganz nach dem Motto: Ist dein Typ einmal verschwunden, geht er bestimmt ´nen andren Arsch verwunden. Herzlichst, Ihr persönlicher, homophober Polizeioberwachtfuzzi i. D. Es ist unmöglich sagt die Erfahrung… Nicht alle sind so. Denken so. Aber leider ist die Quote derer noch hoch genug, um einem das Leben deutlich zu erschweren, sollte man es wagen, gegen konventionelle Normen zu leben. Als hätte man es sich ausgesucht. Man liegt nicht eines Nachts im Bett und denkt >Ich habe es satt, gemocht zu werden. Ich möchte lieber ausgegrenzt und beleidigt werden, sobald ich auf die Straße gehe. Ab morgen bin ich schwul.< Nein, so läuft das nicht. Gefühle kann man nicht einfach abstellen, wie einen Fernseher. Man wechselt nicht die Programme, weil es einem zu langweilig wird. Man geht raus und fühlt und lebt und liebt. Und wenn man Glück hat findet man ein Gegenstück, dem es nicht anders geht. Findet die Zuneigung, die man braucht. Erfindet sich zusammen neu und erträgt sich mit allen Macken. Es ist was es ist sagt die Liebe… „Bereit zum Heiraten?“ Freche grüne Augen strahlen mir erwartungsvoll entgegen, und ich beschließe, den Kerl öfter mal in einen Anzug zu stecken. Steht ihm hervorragend. Ich nicke und bedeute ihm, dass ich in zwei Minuten bereit sein werde, mit ihm in den Hafen der Ehe einzuschippern. Heute ist unser großer Tag. Unser persönliches Happy End. Trotz aller Vorurteile, Stolpersteine und Moralvorstellungen. Mit Willenskraft, guten Freunden und einem Quäntchen Glück kann jeder seinen Garten Eden finden. Denn der Weg zum Paradies, muss nicht immer der Normalste sein… Du bist was Du bist zeigt dein Leben… https://www.youtube.com/watch?v=secqR0GAFSA 100% Mensch Was es ist Es ist Unsinn sagt die Vernunft Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist Unglück sagt die Berechnung Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst Es ist aussichtslos sagt die Einsicht Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist lächerlich sagt der Stolz Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht Es ist unmöglich sagt die Erfahrung Es ist was es ist sagt die Liebe Erich Fried Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)