Die Liebe, die Liebe von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 40: Das Ende von Crystal Tokyo -------------------------------------- Das Ende von Crystal Tokyo Durch einen lauten Knall wurde die Königin wach. Sie lag allein in ihrem großen goldenen Himmelbett. Die weiße Bettwäsche war zerwühlt, man konnte erkennen, wie unruhig sie geschlafen hatte. Ihre Augen waren noch ganz klein, weil sie kaum geruht hatte. Langsam richtete sie sich auf und sah sich um. Alles schien normal zu sein. Durch das Fenster drang ein leichtes Licht von draußen herein. Nichts ungewöhnliches. Sie dachte sich, dass eventuell ein Gewitter aufziehen würde und legte sich wieder hin. Ihre langen blonden Zöpfe reichten bis zu ihre Füßen und umspielten diese sanft. Dann ein weiterer Knall. Die Königin stand nun auf und ging zu ihrem Fenster. ‚Alles dunkel’. Aber irgendwie war es eine komische Finsternis. Wieder ein Knall und plötzlich wackelte der Boden. Erschrocken hielt sie sich am Fenstersims fest. Sie spürte Angst an sich aufkeimen. ‚Was war das?’ Das Ruckeln des Bodens wurde stärker und die ersten Gegenstände fielen bereits zu Boden und zerbrachen. Auch die Spieluhr von Endymion, die immer auf der Kommode lag fiel. Serenity hob sie auf und hielt sie fest in ihrer Hand. Welche Kraft könnte den Palast, den unbezwingbaren Palast, zum wackeln bringen? Serenity wurde in diesem Moment bewusst, dass ihre Tochter allein in ihrem Zimmer lag und fürchterliche Angst haben musst. Sie hob ihr bodenlanges weißes Nachtgewand an und lief so schnell sie konnte zu dem Zimmer der kleinen Lady. Normalerweise hätte Sailor Venus hier wachen müssen, aber sie war nicht da. „Venuuus!“ Die Königin schrie aus vollstem Herzen nach ihrer treuen Freundin. „Venuus! Wo bist du?“ Tränen liefen über ihre Wangen, als sie sich umsah und keiner in Sichtweite war. Es kam keine Antwort von ihr. Die Königin ahnte das Schlimmste. Sie drückte die Türklinge zum Zimmer ihrer Tochter herunter. Noch immer wackelte alles und sie hatte Mühe sich zu bewegen. Das Kleid behinderte sie zudem noch, also entschloss sie kurzerhand, es abzureißen. Nun hatte sie nur noch etwas knielanges an und konnte sich freier bewegen. Schnell sprang se an das Bett ihres Kindes und nahm sie auf den Arm. „Mama, was ist denn los?“ Serenity versuchte ruhig zu klingen. „Nichts mein Schatz, wir müssen nur mal kurz an die frische Luft.“ Mit dem Kind auf dem Arm lief sie in Richtung eines anderen Zimmers. Sie wollte auch ihren Mann aus seinem Krankenzimmer holen. Die Wände des Palastes ruckelte heftig, der Putz fiel langsam ab und es hatten sich schon unzählige Risse gebildet. Der Weg zu Endymion führte an dem großen Balkon vorbei an dem sie am vorherigen Abend noch so friedlich gesessen hatten. ‚Gestern..’ Serenity dachte an den Abend zurück. Sie hörte die Stimmen ihrer Freunde, ihr Lachen und sie konnte sogar ihren Geruch wahrnehmen. Die Erinnerung war so lebendig. Seit langem ging es Endymion und Chibiusa mal ein wenig besser und sie beschlossen, zusammen mit den Kriegerinnen Abendbrot auf dem Balkon zu essen. Die Diener hatten einen wunderschönen Tisch vorbereitet. Überall standen Vasen mit bunten Blumen. Die Serviererinnen brachten die leckersten Sachen an den Tisch: Shrimps, geräucherten Fisch, Baguettes mit Tomate – Mozarella Garnitur, frisches Obst und Gemüse sowie Unmengen von Eis und Süßigkeiten. Chibiusas Augen strahlten bei dem Anblick und sie bedankte sich höflich bei dem Personal, so wie ihre Mutter es ihr gelernt hatte. Serenity freute sich über den Anstand ihrer Tochter. ‚Sie wird eine tolle Prinzessin werden.’ Auch die Kriegrinnen schienen sich zu entspannen. Die Strapazen, welche die Krankheit ihres Königs und der kleinen Lady mit sich gebracht hatte schienen für einen Moment von ihnen abzufallen. Der gemeinsame Abend tat allen gut. Chibiusa erzählt von ihren Plänen, die sie nach der überstandenen Krankheit hatte. „Ich werde mit Poo mein Zimmer neu streichen und dann möchte ich mit euch allen spielen.“ Die Kriegerinnen freuten sich. Pluto konnte an diesem Abend nicht bei ihnen sein, sie bewachte das Tor der Zeit. Ihre Angst vor einem Angriff war immer noch da und sie würde auf die kleine Feier verzichten. Die ersten Brocken der Decke fielen. Serenity war an der Tür zu Endymions Zimmer angekommen. Sie riss die Tür auf und suchte ihn. Er war nicht da. Ihr Herz raste, so groß war ihre Angst um ihren Mann. Sie wollte ihn nicht rufen, denn sie hatte ja Chibiusa im Arm, aber was, wenn ihm etwas passiert war und er ihre Hilfe benötigte? „Endymion! Wo bist du? Antworte mir, Endymion!“ Die einzige Antwort die sie bekam, war das laute Knallen von Teilen der Decke, die herabstürzten. ‚Ich muss hier raus, sonst werden wir sterben.’ Sie sah sich noch einmal in dem Zimmer um, doch ihr Mann war verschwunden. Überall im ganzen Palast rieselte es Putz von den Wänden, der ohrenbetäubende Krach schuf eine unheimliche Stimmung. Serenity lief so schnell sie konnte die Treppen ins Erdgeschoss hinunter. Ihre Tochter klammerte sich ängstlich an sie. „Mama, was ist hier los?“ Sie weinte bitterlich. Die Königin drückte sie ganz fest an sich. Die Tür stand offen, irgendetwas hinderte sie daran zuzufallen. Ein großer Teil der Decke lag neben der Tür. Serenity fühlte, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste. Sie rannte auf die Tür zu. Ein lebloser Körper! Sie sprang über ihn und setzte ihre kleine Tochter unter einen Baum. „Bleib kurz hier. Ich muss nur schnell nach jemanden schauen.“ Chibiusa setzte sich brav hin und schloss die Augen. Serenity lief zurück zu der Tür. Sie wusste, wer dort am Boden lag und ihr liefen die Tränen über die Wangen. Neben dem Körper sank sie zusammen und brach in Tränen aus. „Oh Minako.“ Es war Sailor Venus, die da tot am Boden lag. Ihr orangenes Kostüm war über und über mit Schmutz, ihr rote Schleife hing locker in dem zerzausten Haar. Serenity strich ihr über den Kopf und bemerkte das Blut, dass von diesem kam. Venus hatte einen der Steine auf den Kopf bekommen. Nun war sie tot. Ein letztes Bild von Minako, wie sie freudig vor ihr stand kam in Serenitys Kopf. Sie weinte. Ihre beste Freundin war gestorben. Was war hier nur los? Eine seltsame Dunkelheit legte sich über die Stadt und schien alles in sich zu verschlingen. Serenity eilte zu ihrer Tochter und nahm sie auf den Arm. Wohin sie sollte wusste sie nicht. Was sollte sie jetzt tun? Sie rannte durch den Garten, keine Menschenseele weit und breit. Das Tor zum Palast stand weit offen. „Saturn! Saturn!“ Nur ein Grollen als Antwort. Der Palast zerfiel langsam. „Wo seid ihr denn alle? Was geht hier vor?“ Verzweifelt liefen ihr Tränen über das Gesicht. Dann eine Stimme. „Hierher Bunny!“ Sie sah von weitem Rei und eilte zu ihr. Mars stand neben einem Busch, in dem etwas zu liegen schien. Serenity beachtete das zunächst nicht und drückte sich samt ihrer Tochter gegen die Brust ihrer Freundin. „Oh Rei, was geschieht hier nur.“ Sailor Mars sah sehr mitgenommen aus. Ihr Kostüm war schmutzig und zerrissen, sie wirkte verweint und der Glanz ihrer Haare war von einer dicken Staubschicht überdeckt. „Wo sind Jupiter und Merkur?“ Rei wandte ihren Kopf beiseite, kleine Tränen glitzerten in ihrem Gesicht. „Dasselbe wie Venus.“ Serenitys Herz blieb stehen. „Nein, das kann nicht sein. Und Saturn, Uranus und Neptun?“ Reis Körper bebte, so sehr versuchte sie ihre Tränen und ihre Trauer zu verbergen. „Sie wollten dich und Chibiusa holen und.. der Balkon, sie liefen gerade darunter und dann..“ Sie konnte ihrer Tränen nicht mehr verbergen. Serenitys Blick fiel auf den Busch. Eine schwarze Hose konnte sie erkennen. „Nein!“ Ihre Augen weiteten sich, ihre Beine gaben nach. Nur mit Mühe konnte Rei die Königin und Chibiusa daran hindern, zu Boden zu fallen. „NEEEEEEEIN“, schrie Serenity in die Nacht. Sie gab Rei ihre Tochter und setzte sich neben die Leiche ihres Mannes. Ihr Kopf fiel auf seine Brust. Ihr ganzer Körper zitterte. Sie weinte. Es gab keine Worte für ihre Verzweiflung. Alles war ihr innerhalb von wenigen Stunden genommen worden. Mars legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin. „Wir sollten versuchen aus der Stadt zu kommen. Ich trage Chibiusa. Komm Bunny, folge mir.“ Serenity sah ihren Mann noch einmal an. Wie friedlich er da lag, als würde er schlafen. Das Krachen des zusammenstürzenden Palastes trieb die Mädchen dazu an, schnell in Richtung Stadt zu laufen und sie zu verlassen. In dem Kopf von Serenity liefen Bilder von ihren Freundinnen ab, wie sie zusammen gelacht hatten, was sie zusammen erlebt hatten, die schönen Kochabende, die Besuche im Freizeitpark, die Konzerte auf denen sie waren und die Nachmittage im Cafe. Blind durch ihre ganzen Tränen lief sie unsicher durch die bebende Stadt. Überall vernahm sie das Krachen von zusammenfallenden Gebäuden. Es stürzten zahlreiche Steine auf die Straßen der Stadt. „Vorsicht!“ Sie spürte eine Hand in ihrem Rücken und fiel nach vorn. Hinter ihr ertönte ein dumpfes Geräusch und Blut spritzte gegen ihre Beine und ihr weißes Kleid. Ein tiefes Loch machte sich in ihrem Herzen breit. Als sie sich umdrehte lagen auf dem Boden Sailor Mars und ihre Tochter. Erschlagen von dem Teil eines Daches. Serenity versuchte die beiden zu rufen, aber ihre Stimme war weg. Alles was ihr jemals wichtig gewesen ist war tot. Sie beugte sich zu ihrer Tochter, deren Gesicht kaum noch erkenntlich war und küsste sie. Dann nahm sie den toten Körper und ging langsam zurück in den Garten des Palastes. Überall um sie schlugen Dinge zu Boden, doch jetzt hatte Serenity keine Angst mehr zu sterben. All die Dinge, die sie am Leben gehalten hätten waren fort. Sie sah nun nur noch Rei und ihre Tochter vor sich. Wie oft hatten die beiden sie geärgert und wie oft haben sie sich gezankt. Und jetzt sollte das zuende sein? Sie lief auf den Busch zu, neben den vor wenigen Minuten noch ihre Freundin gestanden hatte. Sie legte ihr Kind neben ihren Mann und hing die Spieluhr in den Busch. Dort sollte sie ein letztes Mal für sie alle spielen. Dan legte sie sich zu ihrer Familie und wartete auf ihren Tod. Nur wenige Minuten später war das Leben der Zukunft ausgehaucht. Nichts existierte mehr. Es war wie durch ein schwarzes Loch gezogen worden. Hinter Sailor Pluto verschwand das Tor der Zeit. Es war einfach weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)