Lovin' You von _Majuda_ ================================================================================ Kapitel 1: Ich muss mein Versprechen brechen -------------------------------------------- Fast ein wenig gelangweilt saß Hero an seinem Keyboard und surfte wahllos in der Gegend herum. Wieso tat er das? Hätte ja genauso im Proberaum, mit dem Rest der Band, rum sitzen können. Doch da es regnete, entschloss er sich gleich mal krank zu sein. Noch ein wenig surfte er ziellos, bis er auf ihre eigene Homepage stieß. Nun, doch etwas besser gelaunt, blätterte er in einigen Galerien und blieb schließlich bei einem Bild stehen. „Lovin’ You“. Es war nur ein Spaßphoto. Hero lag mit dem Kopf auf Max’ Knien. Dessen Finger lagen sanft auf Heros Lippen. Ihre Blicke sprachen Bände. Es war eine Aufnahme, kurz nach einer langen, durchzechten Nacht. Hero war später einfach auf seinen Knien eingeschlafen. Ein wenig lächelnd sah er sich das Bild an. Gegen Max hatte er nie etwas gehabt. Klar hatten sie sich hin und wieder auch mal in der Wolle gehabt. Aber das kam in den besten Bands vor. Hero blätterte noch ein wenig weiter und entdeckte noch viele Lustiges. Mit der Band konnte man echt einen drauf machen. Max war immer für ihn da gewesen. Wenn er jemanden zum Reden brauchte, war er der erste. Tja, nicht umsonst waren sie seit Jahren nun die besten Freunde gewesen. Kurzerhand schloss Hero sämtliche Fensterchen und fuhr den PC herunter. Draußen regnete es immer noch. Der junge Koreaner ging in die Küche. Schließlich hatte er seit den letzten Tagen nur wenig gegessen. Immer gemeint, er hätte keine Zeit dafür. Es einfach nur vergessen gehabt. Dementsprechend war sein Kühlschrank nicht gerade voll gewesen. Doch einkaufen? Nein, dafür war er ja „zu krank“. Außerdem war es draußen kalt gewesen. Leider sagte ihm sein Magen etwas anderes. Es half ja doch nichts. Ein tiefes Seufzen. Von der Küche aus, folgte sein Gang in den Flur zur Jacke und den Schlüsseln. Dann war auch schon die Tür hinter ihm zugegangen und er machte sich auf den Weg in die Stadt. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust zum Einkaufen. Besorgte daher nur ein paar Eier und eine Packung Milch. Omelett gab’s schon lange nicht mehr. Der Einkauf wäre damit dann auch erledigt. Eigentlich hätte Hero ja wieder nach Hause gehen können, doch irgendetwas trieb ihn in eine andere Richtung. Den Regen hatte er fast vergessen. Erst als Hero vor seiner Haustür stand, zog er sich seinen Blazer enger um den Körper. Gerade als er klingeln wollte, hielt Hero inne. Was würde Max jetzt von ihm denken? Schließlich war Hero ja „scheinkrank“. Und was sollte er Max sagen, warum er gerade vor seiner Tür hockte und nicht rein kam? Lange blieb ihm nicht, darüber nach zu denken, denn hinter ihm tat sich die Tür auf. „Hey Hero. Was machst du denn hier?“ Hero wandte sich an Max. „War gerade einkaufen und bin an deiner Wohnung vorbei gekommen“. So ganz gelogen war das ja jetzt auch nicht. „Geht es dir denn wieder besser?“ „Ja, ein wenig.“ Max schloss die Tür hinter sich und hielt Hero einen Schirm hin. Dieser blickte zu ihm auf und bedankte sich kurz. „Du solltest bei einer Erkältung nicht einfach im Freien hocken. Komm rein.“ „Stör ich dich denn nicht?“ Der Braunhaarige schloss die Tür wieder auf und schob seinen besten Freund in die Wohnung. „Ich will dich nicht stören oder dich von dem Abhalten, was du gerade am machen bist“, erklärte Hero. Doch Max hatte ihn bereits in die Wohnung geschoben und die Tür geschlossen. „Ich mach uns einen Tee.“ Dann war er auch schon in der Küche verschwunden. Hero kannte diesen Satz nur zu gut. Denn es bedeutete immer, dass Max sich jetzt ganz seinem besten Freund widmen würde. Ihm konnte er alles sagen. „Hey Hero, wie lange willst du noch im Flur stehen. Zieh deine Klamotten aus, geh duschen. Sonst wird der Tee kalt“, herrschte Max ihn an. Ja, auch diese Marode kannte er an ihm. Nannte ihn oft einfach nur seine Mama. Runzelte kurz die Stirn und tat, wie ihm geheißen wurde. Seine Jacke hing brav an der Garderobe und seine Schuhe im Schrank. Schnell war er ihm Bad verschwunden und zog sich aus. Sein Blick wanderte durch den Raum. Es hatte sich nur kaum etwas verändert, seit er das letzte mal hier war. Es war ein sehr spontaner Besuch gewesen. Hero hatte sich etwas im gegenüberliegenden Laden gekauft und dann hatte ihn seine Blase zu seinem besten Freund geführt. Später hatte Max ihm noch einen Tee angeboten. Und nach dem Abendessen hatte er dann auf der Couch gepennt. Max hatte seitdem nur ein paar neue Shampooflaschen besorgt, doch der Rest war wie sonst auch. Hero huschte unter die Dusche. Ließ das Wasser über seine Haut laufen. Es war warm und angenehm. Ließ ihn für ein paar Augenblicke alles um ihn herum vergessen. Aber was gab es eigentlich zu vergessen? ... Den Tot seiner Eltern? Den Tot eines Freundes? ... Dabei war er doch darüber hinweg. Oder auch nicht. In diesen Momenten hasste er sich. Er hasste diese schwache Seite an sich. Ließ seinen Kopf gegen die nassen Fliesen prallen. Einmal, dann ein weiteres Mal, solange bis sich eine feine Blutspur ihren Weg zu Boden bahnte. Natürlich waren diese dumpfen Geräusche seinem Freund nicht entgangen. „Hero? ... Was treibst du da drin? ... Dir einen runter holen kannst du auch leiser, oder?“ Ein fieses Lachen schallte durch die Wohnung. Doch sein Freund antwortete nicht. „Bist du jetzt beleidigt?“ Wieder folgte nur Stille. „Hey Hero, ich hab’s doch nicht so gemeint.“ Als ihm das Schweigen zu lange andauerte, griff er zum Türgriff. „Du hast die Tür nicht abgeschlossen. Ich komme jetzt rein.“ Max öffnete die Tür und ging zur Dusche. Sog schwer die Luft ein, als er den jämmerlichen Anblick seines Freundes vor sich hatte. „Hero? ... ... HERO? MEIN GOTT, WAS IST PASSIERT?“ Max hatte schnell das Wasser abgedreht und Hero aus der Kabine gezogen. Seine Stirn war übersäht mit Blut und eine riesige, offene Wunde zog sich über seine Haut. Hero war bewusstlos geworden. Wie viel Blut hatte er eigentlich verloren? Eilig hatte Max ihn in seinen Bademantel gewickelt und in sein Zimmer gebracht. Was sollte er jetzt tun? Hero hasste Krankenhäuser. Und wenn er seinem besten Freund versprochen hatte, ihm das zu ersparen, dann würde Max das auch tun. Max huschte durch die Wohnung und holte Tücher, warmes Wasser und Verbandszeug. Er wusch Heros Gesicht und verarztete seine Wunde. Erste Hilfe Kurse konnten also doch nützlich sein. Dann ließ er seinen Freund eine Weile schlafen. Max stand am Fenster und lauschte dem Tuten seines Handys. „Hier Yunho ... . Bist du das Max?“ „Ja.“ „Was gibt’s? Ich bin gerade beschäftigt.“ Eigentlich wollte Max den anderen nichts sagen, sie nicht beunruhigen. „Hero geht’s schlecht. Er ist bei mir.“ „Hero? Ist er nicht erkältet? Was macht er dann bei dir?“ „Weiß nicht. Er sah schon vorhin nicht gut aus.“ „Vorhin? Wie lange ist er schon bei dir?“ „Etwa eine Stunde nehm’ ich an.“ „Gut, ich komm gleich rüber.“ „Sag den anderen bitte auch bescheid.“ „Gut, mach ich. Bis gleich.“ Max legte sein Handy weg und sah zu Hero herüber. Er kannte ihn schon ziemlich lange. Sie waren schon im Sandkasten die besten Freunde. Hatten einander immer alles erzählen können. Gaben einander Halt. Doch seit einer Weile war irgendetwas anders. Max hatte das Gefühl, Hero hatte ein Problem, worüber er nicht reden wollte. Denn er kannte seinen besten Freund einfach zu gut, als dass dieser ihn belügen könnte. Doch ihn zum Reden zwingen, das wollte er auch nicht. Er sah seinen Freund einfach nur eine Weile an und überlegte, was in ihm wohl vorging. Dann klingelte es an der Tür. Max ließ den Rest der Band in seine Wohnung. Zusammen saßen sie nun in seinem Wohnzimmer. „Wie geht es ihm?“, fragte Micky. „Weiß nicht. Er schläft. ... Ich hab ihn noch nie so gesehen“, sagte Max und teilte eine Runde Tee aus. Wirkte scheinbar beruhigend. „Erst diese lange Erkältung. Dann das hier jetzt. ... Irgendwas stimmt mit dem Kleinen doch nicht.“ Xiah rieb sich nachdenklich das Kinn. „Was sollen wir denn jetzt tun?“, Max nippte an seinem Tee. Der Rest der Band saß da und schwieg. Ihrem Freund schien es echt schlecht zu gehen. Und was taten sie? Nichts. Abwarten und Tee trinken. „Wieso bringen wir ihn nicht ins Krankenhaus?“ „U-Know, er hasst Krankenhäuser. Außerdem hab ich ihm damals versprochen, dass ich ihn nie wieder da hin bringe.“ „Das ist jetzt was ganz anderes Max. Damals war es nur der Blinddarm. Was ist, wenn es heute schlimmer ist?“ Yunho sah seinen Bandkollegen besorgt an. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Wir warten noch ein wenig. Er soll jetzt erstmal schlafen.“ „Schlafen? ... Mh. Vielleicht hast du Recht. Aber das ist es nicht, was dich bedrückt, hab ich Recht?“, fragte Xiah und sah einmal in die Runde. Yunho hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt. Micky hatte sich ein Kissen geschnappt und sich auf den Boden gehockt. Und Max stand mittlerweile am Fenster und nippte an seinem Tee. Selten war die ganze Band wegen einem ihrer Member so bedrückt. Die Zeit schien nur schleichend voran zu gehen. Eine lange Zeit herrschte einfach nur noch Schweigen. Niemand wusste so recht, was er sagen sollte. Selbst Xiah, der eigentlich immer und in jeder Lage die Stimmung im Griff hatte und für gute Laune sorgte, schien zum ersten Mal nicht zu wissen, was er machen sollte. „Kann ich noch einen ... Tee haben?“, fragte er schließlich, um das ätzende Knistern in der Luft zu lösen. Zuerst schien ihm Max überhaupt nicht zu zuhören. Doch als Xiah noch einmal fragte, riss er ihn aus den Gedanken. „Tee? ... Ja, klar. In der Küche müsste noch etwas sein.“ Geistlos schlurfte er aus dem Raum und nur kurz darauf hörte man, wie etwas im Nebenzimmer zu Boden ging. Sogleich war Yunho aufgestanden und Max gefolgt. Als er in die Küche kam saß sein Kumpel auf dem Boden und hielt seine zerbrochene Teeschale in der Hand. „Max? Ist alles okay?“, fragte Yunho vorsichtig. Dieser nickte leicht. Wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und fing an die Scherben auf zu sammeln. „Sie ist mir herunter gefallen. Ich wollte Xiah seinen Tee bringen. Und dann ist sie mir einfach herunter gefallen.“ Max’ Stimme klang müde und voller Sorge. „Ist nicht schlimm. ... Komm, ich helf dir.“ Yunho hatte sich neben ihn gekniet und halft ihm die wenige Scherben auf zu heben. „Hast du dich verletzt? ... Lass mal sehen.“ Ohne ein weiteres Wort hatte Yunho nach Max’ Hand gegriffen und sah die tiefen Schnittwunden in der Innenfläche. Er nahm sich ein Paar Küchentücher, die in der nähe, standen und sorgte erst einmal dafür, dass die Wunde aufhörte zu bluten. „So, und jetzt lass uns zurück zu den anderen gehen. Ich mache noch schnell einen neuen Tee für Xiah und dann komm ich nach.“ Max antwortete nicht. Nickte kurz und erhob sich. So verstört hatte ihn der andere noch nie gesehen. Schnell füllte er eine neue Schale mit Tee und stellte sie auf dem Tisch ab, als er sah, wie Max wieder am Fenster stand und sich nicht im Geringsten darum kümmerte, dass seine Wunde immer noch blutete. Yunho seufzte. „Max. Du blutest immer noch.“ Doch dieser schien das nicht zu hören. „Chang Min? ... Hey Chang Min!“ Ruckartig wandte angesprochener sich an Yunho. „Was ist?“ „Hörst du mir überhaupt zu? Deine Hand ... sie blutete immer noch.“ Vollkommen gleichgütig sah der Jüngst auf seine Hand. Zuckte mit den Schultern. „Egal. Hero geht’s jetzt schlecht. Und ich weiß nicht was ich machen soll.“ Er seufzte. „Ist es nicht doch besser, wenn wir ihn ins Krankenhaus bringen?“ Max schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Ich kann mein Versprechen nicht brechen.“ Gerade wollte Yunho etwas antworten, als auch schon Xiah herein gestürmt kam. „Hero ... er atmet kaum noch!“ Max starrte seinen Kumpel aus großen Augen an. „Micky ist gerade bei ihm und ruft den Notarzt.“ Geschockt starrte Max ihn an. Doch seine Beine wollten sich nicht bewegen. Was sollte er jetzt tun? Dabei war alles doch so sonnenklar. Sicher, Hero musste sofort ins Krankenhaus. Aber er hatte seinem besten Freund damals versprochen, dass er ihn nie wieder an diesen schrecklichen Ort bringt. „Los, Max. Wir müssen ins Krankenhaus.“, drängte Micky. Auch Yunho sah ihn bittend an. Doch Max schüttelte nur den Kopf. „Ich kann nicht, ich kann es ihm nicht an tun. Nicht schon wieder.“ „Das damals war doch nur eine Blindarm OP. Diesmal ist es anders.“ Yunho hatte ihn am Arm gegriffen. „Max, komm schon. Oder willst du, dass dein bester Freund wegen einem dummen Versprechen ins Gras beißt?“ Wie durch Geisterhand, wurde Max in diesen Momenten in die Realität zurück katapultiert. Er nickte und rannte fast schon an den beiden vorbei, in sein Zimmer. Micky saß neben Hero auf dem Bett und packte eine kleine Tasche mit dem Nötigsten. Doch Max schien dies im Moment egal zu sein. Er riss die Decke weg und hob Hero, der immer noch seinen Bademantel an hatte, auf seine Arme. „Ich lass dich jetzt nicht sterben, Kleiner.“ Max lief aus dem Zimmer. Der Rest war ihm gefolgt. Das er gerade barfuss durch die Stadt lief, schien ihm vollkommen gleich zu sein. Auf den Krankenwagen wollte er nicht mehr warten. Also würde er eigenhändig dafür sorgen, dass sein bester Freund im Krankenhaus ankommen würde. Das Krankenhaus befand sich nur zwei Block weiter. Als die Jungs endlich ankamen, wurde auch schon ein Bett für Hero bereitgestellt. Doch Max wollte ihn immer noch nicht los lassen. Erst als der Rest der Band lange genug auf ihn eingeredet hatte, übergab er seinen Freund den Ärzten. Max wollte nicht von seiner Seite weichen. Doch den Gang zur Intensivstation verweigerten sie ihm. Verzweifelt hatte er sich schließlich auf einem Stuhl niedergelassen und wartete mit den anderen, vor dem Zimmer. Es dauerte lange. So unendlich lange. Irgendwann war Yunho aufgestanden. „Ich hol uns was zu trinken. Kommst du mit mir Micky?“ Dieser nickte und machte sich mit seinem Kumpel auf den Weg. Xiah hatte einen blick auf seinen Kollegen geworfen, ihn dabei beobachtet, wie er nervös auf seiner Lippe kaute und irgendetwas vor sich her murmelte. Er atmete tief aus. „Das wird schon wieder. Hero lässt sich nicht so einfach um die Ecke bringen.“ Xiah versuchte optimistisch zu sein. Doch es gelang ihm nicht. Max nickte zwar, antwortete jedoch nicht. „Max, war das damals wirklich nur eine Blinddarm OP?“ Max sah ihn fragend an. „Na ja, ich hab da etwas gehört, vielleicht ist es auch nur ein Gerücht.“ Sofort wirkte Max verkrampft und warf Xiah einen ernsten Blick zu. „Es war sein Blinddarm, okay?!“, herrschte er ihn an. Auf einmal war er nicht mehr gelassen und ruhig. Wirkte fast schon aggressiv und unbeherrscht. „Max, wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann kannst du es uns ruhig sagen. Wir sind doch deine Freunde.“ „Es ist alles okay, wie ehrlich! ... Es war nur der Blinddarm, mehr nicht!“ Xiah seufzte und antwortete ihm nicht mehr. Er wollte ihn jetzt nicht noch mehr aufregen. Dann würde er halt später mit ihm darüber reden. Wenig später kamen auch die anderen beiden zurück. Jeder von ihnen hielt zwei Becher in der Hand. Drei mit Kaffe und einen mit Tee. Max nahm seinen mit zitternden Händen entgegen, hätte ihn fast fallen lassen, wenn Yunho nicht so schnell agiert hätte. „Danke“. Yunho nickte. Sie verweilten noch ein wenig mit ihren Getränken, bevor das rote Licht der Intensivstation erloschen war. Max war der erste, der wenige Sekunden später beim Arzt stand. „Wie geht es ihm? ... Was hat er? ... Kann ich zu ihm?“ „Nur mit der Ruhe. Herr Kim ist in Ordnung.“ „Was heißt hier in Ordnung?“, herrschte Max. „Was hat er denn?“ „... Sind sie ein Verwandter von ihm?“, fragte der Arzt und blätterte in seinen Notizen. „Was? ... Was soll denn diese Frage jetzt?“ „Ich kann Ihnen nichts sagen, wenn sie nicht mit ihm Verwand sind. Ich unterliege der ärztlichen Schweigepflicht.“ Max sah zu seinen Freunden. Xiah trat neben ihn und legte die Hand auf seine Schulter. „Wir sind nicht mit Herrn Kim verwandt. Wir sind nur seine Freunde. Herr Shim ist sein bester Freund. Außerdem sind wir alle Bandkollegen. Wir sind wie eine Familie. Bitte machen Sie doch eine Ausnahme“, meinte er und sah den Arzt ruhig an. Dieser überlegte kurz, nickte dann jedoch. „Sie können aber nicht alle zu ihm. Ich kann nur einen zu ihm hereinlassen.“ Die Jungs nickten und waren sich schnell einig. Max öffnete vorsichtig die Tür. Hero lag ruhig im Bett und schien zu schlafen. Der jüngere setzte sich vorsichtig auf das Bett und sah ihn an. „Du hast uns ganz schön Angst eingejagt, Kleiner. Vor allem mir. ... Leider musste ich mein Versprechen brechen. ... Ich weiß du hast diese weißen Zimmer und das was damals passiert ist, dass kann man nicht rückgängig machen. Aber ich verspreche dir, dich nicht allein zu lassen. Sie werden dir das nicht wieder antun. Versprochen.“ Er lächelte. Müde. Strich dem Kleinen eine wirre Strähne aus dem Gesicht. Er mochte diesen Menschen, den er seinen besten Freund nennen durfte. Wollte immer für ihn da sein. Egal wann und wo. Er war der einzige Mensch, dem er alles anvertrauen konnte. Max musterte ihn noch ein wenig. Die zerzausten, schwarzen Haare, die wirr auf dem Kopfkissen lagen, die langen, doch wunderschönen Wimpern und vor allem die sanft geschwungen, weichen Lippen. Je länger Max ihn ansah umso mehr kam ihm der Gedanke, dass sein Kollege eigentlich gar nicht mal so schlecht aussah. Bei der Tatsache musste er schmunzeln. Wie lange kannten sie sich schon? Fast 20 Jahre. Und jetzt kam er mit solch idiotischen Gedanken. Etwas zurückhaltend fuhr er die Konturen seiner Lippen nach, welche sich fast unweigerlich öffneten. Kurz hielt er inne, war überrascht ob dieser Reaktion. Ließ den Finger kurz ruhen und strich dann zaghaft mit dem Daumen über die warme Unterlippe. Wie sie sich wohl anfühlten? Gerade wollte er sich zu ihm herunter beugen, als Hero zu zwinkern begann und dabei war, aufzuwachen. Schnell hatte Max sich von ihm entfernt und saß wieder ruhig neben ihm. „Hey, wie fühlst du dich?“, fragte er fast schon flüsternd. Hero sah ihn an und nickte leicht. „Ganz ... gut ... denk ... ich.“ Das Sprechen fiel ihm noch viel zu schwer. „Schhht, nicht reden. Du musst dich noch ausruhen. Soll ich die anderen holen, sie warten draußen?“, fragte Max und wollte gerade aufstehen, als Hero seinen Arm griff und den Kopf schüttelte. Fragend sah ihn sein Freund an. „Was hast du? Die freuen sich, wenn sie dich sehen.“ Doch Hero schüttelte wieder den Kopf. „Mh. ... Ist es wegen der Sache von damals? ... Willst du deshalb die anderen nicht sehen?“ Dieses Mal nickte der Kleine und schloss die Augen. „Keine Angst, ich habe niemandem davon erzählt. ... Und eins sag ich dir, dieses Mal wird es keiner schaffen dich ...“ Er wollte gerade seinen Satz beenden, als Hero seine Finger auf Max’ Lippen legte und den Kopf schüttelte. Max verstand diese stille Bitte, nicht mehr darüber zu reden, und ging ihr nach. Er nahm die Hand seines Kumpels in seine eigene und sah ihn ruhig an. „Ich hatte ganz schön Angst um dich, weißt du das?“ „Tut ... mir ... ... leid.“ Hero zwang sich zu einem Lächeln. „Ist schon okay. Jetzt bist du ja wieder wach. Geht es dir denn besser?“ „Ja. ...“ „Willst du vielleicht darüber reden?“ Wieder schüttelte Hero nur den Kopf und sah Max schweigend an. Er machte sich doch nur Sorgen um ihn. Doch wie sollte er dem Kleinen sagen, dass er sich ausgerechnet in seinen besten Freund verliebt hatte? Seine Gefühle leugnen, konnte er schließlich nicht. Vielleicht war ja gerade jetzt der richtige Moment. Die anderen waren eh nicht da. Hero versuchte sich zu erheben, wäre dabei fast aus dem Bett gekippt, wenn Max ihn nicht aufgefangen hätte. Der jüngere stütze ihn nun mit einer Hand im Rücken, während die andere immer noch die von Hero hielt. So nah waren sich die beiden nur sehr selten und dann meist vor der Kamera. Doch hier war es keine Aufnahme für ein Video oder für ein paar Photos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)