Aufwallen der Gefühle von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: Tränen lügen nicht ------------------------------ Titel: Tränen lügen nicht Teil: 12/?? Autor: Ju-Chan86 Genre: Shounen-ai, Romantik, Drama Pairing: Seto x Joey Kommentar: Mir war mal wieder nach einer FF mit den Beiden. Disclaimer: Alles von Yu-Gi-Oh, gehört nicht mir und wer was anderes behauptet, der lügt! Kapitel 12: Tränen lügen nicht „Was soll ich denn jetzt machen?“, schluchzte Joey an die Schulter seiner Schwester. Serenity klopfte ihm sanft auf den Rücken. „Er hat mich nur als Affäre betrachtet, für ihn war es nichts ernstes, nicht mal annähernd! Wie konnte ich nur so blind sein, Serenity?“ Die Angesprochene seufzte und ignorierte zum wiederholten Male das Geschrei ihres Kindes, um das sich zurzeit nur Mike kümmerte. Seit einer Stunde hielt sie ihren Bruder in den Armen wie ein kleines Kind, das sich wehgetan hatte. „Das hätte doch niemand gedacht, Joey.“ „Doch! Ich hätte es wissen müssen, ich kenne ihn doch schon so lange!“ Joey löste sich von seiner Schwester und schnäuzte in ein Taschentuch, das sie ihm reichte. „Danke.“ Doch auch das konnte die Tränen Joeys nicht aufhalten. „Ich bin so dämlich! Von wegen er will er sich ändern! Nichts will er, außer ein bisschen Sex.“ Serenity fing an, mit zu gehaltenen Ohren zu singen und Joey sah sie mit gerunzelter Stirn an. Sie hörte auf seinen Blick hin auf zu singen. „Entschuldige, bisher hat mir das ja nichts ausgemacht, jedes Detail von dir und deinem Liebesleben zu hören, aber ich kenne Seto auch noch, er ist eine zeitlang sogar bei uns Zuhause ein und aus gegangen. Die Vorstellung von ihm und dir brauche ich wirklich nicht.“ Joey seufzte und zog die Nase hoch, dann nickte er. „Entschuldige, ich bin so ein Trottel!“ Schon fing er wieder an zu weinen und Serenity rollte mit den Augen. Mike trat mit der Kleinen in den Raum. „Entschuldigt, aber ich glaub, sie hat Hunger.“ Erleichtert stand Serenity auf und trat zu Mike heran. Während Joey damit beschäftigt war, sich wieder die Nase zu schnäuzen, nahm sie ihrem Mann Susi-Marie ab. „Red du doch mal mit ihm.“ „Was?! Was soll ich denn sagen?“ „Was weiß denn ich, ihr seid doch Männer! Redet halt!“ „Aber...“ „Nichts aber, geh jetzt hin und tröste ihn ein bisschen! Er braucht das jetzt!“, zischte Serenity und Mike gab seufzend auf. Von diesem kleinen Disput bekam Joey nichts mit außer Zischen, Tuscheln und Flüstern und er konnte jetzt auch nicht darüber nachdenken, weil er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Schließlich trat Mike zu ihm. „Hey... Tut mir Leid, was da passiert ist, aber das renkt sich schon alles wieder ein, hm?“ Freundschaftlich klopfte er Joey auf die Schulter, der sofort wieder anfing Sturzbäche zu weinen. Mike – in seiner Not allein gelassen – setzte sich neben seinen Schwager und versuchte ihn so gut er es konnte zu trösten. So richtig wollte es ihm nicht gelingen, aber wenn nicht mal seine Frau es konnte, war wohl sowieso jede Hoffnung verloren. Serenity machte sich derweil im Kinderzimmer, in dem sie ihre Tochter stillte, die größten Sorgen um Joey. Sie hatte ja gewusst, dass dieser Seto zu nichts taugte, aber selbst sie hätte solche Unverfrorenheit und Kälte nicht erwartet. Sie hatte Angst, dass es ihrem Bruder für immer das Herz brechen würde und er nie wieder eine funktionierende, liebevolle Beziehung eingehen konnte. An allem war nur dieser Seto Schuld und wenn sie nicht im Moment so viel um die Ohren hätte, würde sie ihm persönlich in den arroganten Hintern treten. Leider würde daraus nichts werden, weil sie sich so wie sie aussah, nicht auf die Straße traute. Susi-Marie machte ihnen das Leben schwer. Sie schrie viel, Gott sei Dank aber nicht immer und zu allem Überfluss hatte sie einen Leistenbruch erlitten, der erst vor kurzem operiert worden war. Jetzt sollten sie sie gar nicht mehr schreien lassen, was das Kind verwöhnte. Sie ahnte schon, dass sie in den nächsten zwei Jahren mit ihrer strubbeligen Frisur und ihrem allgemein vernachlässigtem Äußeren würde leben müssen. Zum Glück konnte wenigstens Mike arbeiten gehen, auch wenn er fast genauso oft wie Serenity in der Nacht aufstand, um Susi-Marie wieder in den Schlaf zu wiegen. „Ich liebe ihn doch aber so!“, hickste Joey derweil im Wohnzimmer vor Mike und wedelte mit seinem zusammen geknüllten Taschentuch herum. „Ich dachte wirklich, er würde mich auch lieben. Aber er liebt mich nicht!“ Mike sah hilflos Richtung Kinderzimmer, aber Serenity hatte immer noch damit zu tun, ihre Tochter satt zu kriegen und wieder schlafen zu legen. Hätte er gewusst, dass Joey noch bis nach Mitternacht bei ihnen sitzen würde, wäre er geflohen. Einige Kilometer entfernt saß ein niedergeschlagener Seto Kaiba auf seinem Drehstuhl; die Beine übereinander geschlagen und die Fingerspitzen aneinander gelegt starrte er missmutig auf sein eigenes Spiegelbild in der Fensterscheibe. Die Falten auf seiner Stirn und zwischen seinen Augenbrauen hatten sich tief in die Haut gegraben. Aus irgendeinem Grund kam er sich leer vor. Nicht, dass es ein neues Gefühl gewesen wäre oder ihn traurig machte, im Gegenteil: Er kannte es, allein zu sein, er kannte es, niemanden zum Freund zu haben und von jedem gehasst zu werden. Aber dass ihm sogar sein eigener Bruder in den Rücken gefallen war und dass er, Seto Kaiba, sich einen Fehler erlaubt hatte, das nahm ihn wirklich mit. Vor einer Stunde hatte Mokuba bei ihm angerufen. Ihm war zu Ohren gekommen, wie schlecht es Joey ging und was sich Seto geleistet hatte. Serenity hatte Cynthia angerufen und ihr davon erzählt. „Joey sitzt immer noch bei ihnen auf der Couch und heult sich die Augen aus! Was hast du denn nur angestellt, Seto?“ Kurz erklärte der Braunhaarige seinem Bruder das Geschehene. Mokuba war zwei Sekunden sprachlos, doch dann brach es aus ihm heraus. „Hast du sie noch alle?!“ Im Hintergrund war Cynthia zu hören, die ihren Mann für seine Ausdrucksweise rüffelte, was den aber nicht im Geringsten interessierte. Er musste jetzt seinen Bruder zusammenstauchen. „Du hast ihn abgestempelt wie einen Prostituierten, wie einen dieser dreckigen Hunde von der Straße, mit denen du ab und zu rum machst! So was Geschmackloses hätte ich nie von dir erwartet, Seto! Er wollte mit dir reden und du machst ihn so fertig! Warum sagst du denn nichts dazu, hm? Ist es dir etwa peinlich? Sollte es tatsächlich jemand geschafft haben, Seto Kaiba zu beschämen?“ Seto hatte an diesem Punkt die Augen geschlossen und war nur noch wütender geworden. „Nein, es ist mir ganz und gar nicht peinlich, Mokuba!“, rief er in den Hörer. „Ich kann mich nicht ändern, schon wegen der Firma nicht und das weißt du genauso gut wie ich!“ Mokuba schnaubte. „Nein, davon will ich nicht mal was wissen! Ich weiß, dass man Geschäftliches gut von Privatem trennen kann! Du hättest ihm entgegenkommen können, über deinen verdammten Stolz hinwegsehen können und dann hättet ihr glücklich werden können! Willst du denn nicht glücklich werden, Seto? Wird es nicht langsam Zeit für dich, anzukommen und sich fest zu binden?“ Seto hatte geschwiegen und bis jetzt wusste er die Antworten auf diese Fragen nicht. „Eins sage ich dir, Seto, wenn du dich weiter gegen Joey wehrst, wirst du nie glücklich werden. Dieser Junge will nur das Beste für dich, für euch beide und er verdient den höchsten Respekt dafür, dass er sich überhaupt mit dir abgibt. Solltest du dich weiter so benehmen, hast du es dir auch mit mir verspielt!“ Dann hatte Seto nur noch das Tuten in der Leitung gehört, das ihm überraschend laut vorgekommen war. So hatte er seinen Bruder noch nie erlebt. Er war wirklich wütend gewesen. Seto hatte gedacht, er wäre wütend, aber Mokuba war noch eine Spur schärfer. Ohne Mokuba hatte er noch nie leben müssen. Konnte sein Bruder denn Recht haben mit seinen Vermutungen, dass er ohne Joey nicht glücklich werden konnte? Wollte er überhaupt glücklich werden. So ein Unsinn! Wer brauchte schon Glück? Er hatte Geld, das musste doch reichen, immerhin konnte er sich alles leisten, was er wollte. Zur Not auch eine Nacht mit einem hübschen jungen Mann. Das waren die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, während er sich selbst in die blauen Augen sah. Je länger er das tat, desto klarer wurde ihm, was für einen großen Fehler er da gemacht hatte und wie unsinnig und kindisch es jetzt von ihm war, sich etwas Gegenteiliges einzureden. *~* „Seto?“ Der Braunhaarige blickte auf den kleinen Wurm auf seinem Schoß. „Mokuba?“ „Ich hab dich lieb!“, rief der Siebenjährige und Seto lachte. „Ich dich auch, Kleiner.“ Sanft strich er seinem kleinen Bruder durch das schwarze Haar. Mokuba rutschte von Setos Schoß und damit auch von dem Stuhl, auf dem sie gesessen hatten und schlich sich zum Obstteller in der geräumigen Küche. „Ich finde es nicht gut, wenn Papa so lange arbeitet. Dann hat er nie Zeit für uns!“ Er suchte sich einen Apfel aus und schob sich kurze Zeit später wieder auf den Schoß seines großen Bruders. „Versprichst du mir was?“ „Was denn?“ „Dass du nie so lange arbeitest, dass du uns vernachlässigst? Oder jemanden, den du magst?“ Mokuba begann, seinen Apfel an Setos Shirt zu polieren. „Versprochen.“ „Versprichst du mir noch was?“ „Was diesmal?“ Amüsiert beobachtete er seinen Bruder bei der Putzaktion. „Dass wir uns nie streiten? Na sagen wir nie doll.“ Seto lachte und nickte. „Versprochen.“ Glücklich sah Mokuba mit großen braunen Augen zu ihm auf und dann hielt er seinem Bruder den Apfel hin. „Schneidest du mir den?“ Lachend hob Seto den kleinen Kerl von seinem Schoß, stand auf und ging in die Küche, um den Apfel zu schneiden. *~* Cynthia ging es nach dem Telefongespräch nicht viel anders als Seto. So hatte auch sie Mokuba noch nicht erlebt. Nur löste es bei ihr ganz andere Gefühlsregungen aus. Sie trat hinter ihn, als er den Hörer auf die Gabel geschmissen hatte und legte die Arme um ihn. „Ich bin stolz auf dich.“, flüsterte sie. „Richtig stolz. Das war genau richtig. Eigentlich wollte ich dich ja erst davon abhalten, aber vielleicht braucht er das mal.“ Mokuba nickte nur. Es nahm ihn mit, dass er seinen Bruder anschreien hatte müssen, aber anders würde Seto es nie verstehen und das wusste er. Leicht legte er seine Hände auf die Arme seiner Frau und strich über die weiche Haut, die so liebte. „Danke.“ Cynthia sah wie sehr es ihn mitnahm, drehte ihn sanft zu sich herum und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. „Es wird wieder gut werden, er wird sich zusammennehmen und verstehen, was du ihm sagen wolltest, vertrau mir.“ Mokuba lächelte und nahm seine Frau in die Arme, sodass ihr Kopf an seiner Brust lag. Der Duft ihres fruchtigen Shampoos wehte ihm in die Nase. „Ich hoffe, dass du Recht hast.“ „Ach und weißt du...“ Cynthia strich über das Shirt, das Mokuba trug. „Du bist richtig sexy, wenn du so männlich schreist.“ Mokuba lachte auf. „Jeremy schläft gerade, wollen wir nicht...?“ Sie löste sich von ihrem Mann und zog ihn grinsend mit ins Schlafzimmer. Es vergingen drei gute Wochen, in denen auf keiner Seite etwas geschah. Joey weinte sich oft in den Schlaf, spielte immer wieder das Gespräch in Gedanken durch und bildete sich manchmal ein, etwas falsch gemacht zu haben. Manchmal allerdings sah er alles so deutlich vor sich, dass er Seto alle Schuld am Ausgang des Gesprächs gab, wie es wohl jeder Mensch getan hätte, der auch nur ein bisschen Herz hatte. Lange Spaziergänge und viel frische Luft halfen ihm bald, dass er besser einschlief, aber in seinen Träumen verfolgte ihn ein braunhaariger, blauäugiger Mann und über all die Wochen hinweg konnte er kaum an etwas anderes denken. Joey war sich sicher, dass er nie wieder so für jemanden empfinden konnte, dass er nie wieder so jemanden wie Seto Kaiba treffen würde. Er war seit der Schulzeit sein Traummann, so wenig er sich das auch erst eingestehen wollte, so viele Fehler Seto auch je haben mochte, er war es einfach und er würde es bleiben. Auf Lebenszeit und vielleicht darüber hinaus. Joey wusste sich in dieser Zeit nicht anders zu helfen, als viel selbst im Café mitzuarbeiten, zu putzen und viel bei seiner Schwester oder Mokuba zu sein. Von dem hatte er per Telefon die vollste Unterstützung und seitdem war er auch oft bei ihm und seiner Frau Cynthia und bei dem kleinen Jeremy. Oft unternahmen sie auch was zu siebent: Mokuba, Cynthia, Jeremy, Mike, Serenity, Susi-Marie und er. Sie gingen ins Kino, auf den Spielplatz, in den Zoo oder einfach nur spazieren. Natürlich ließ auch Yugi immer wieder von sich hören und auch, wenn es ihm peinlich gewesen wäre, vor seinem besten Freund zu weinen, erzählte er ihm doch unter Tränen, was passiert war und was in ihm vorging. Die Unterstützung war ihm also von seiner ganzen Bekanntschaft sicher und – dessen war er sich bald sicher – nur deshalb überstand er die ganze Sache überhaupt. Im Gegensatz dazu hatte Seto bald nach den Geschehnissen wieder die Arbeit aufgenommen, die ihn so ausmachte und beeinflusste. Doch diesmal sollte etwas anders sein, denn so sehr er sich anstrengte, er bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf, seinen größten Fehler gemacht zu haben. Dass er überhaupt einen Fehler gemacht hatte, war unverzeihlich, aber dann noch so einen großen, durch den er auf einen Streich nicht nur Joey, sondern auch noch seinen Bruder verloren hatte... Von Mokuba hörte er über all die Wochen nichts, auch nicht von Cynthia oder sonst wem. Er war einsamer als jemals zuvor und das wurmte ihn mehr, als er im Moment noch zugeben wollte. Seine Arbeit half ihm nicht über den Schmerz hinweg und nichts, was er tat, schien seinem Gewissen zu genügen. Er spendete Geld, half einem älteren Herrn über die Straße, aber das schlechte Gewissen blieb. Er hatte etwas falsch gemacht. Noch konnte er nicht recht ausmachen, was genau, aber wenn er seinen Gedanken erstmal auf die Schliche kam, dann würde es ihm überraschen, was in seinem gefühlsverrosteten Körper noch alles überlebt hatte. Denn Gefühle waren auch in dem kältesten Menschen vorhanden, wenn er sie nur zulassen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)