Taste Of Confusion II von Karma (Adrian x Jonas) ================================================================================ Kapitel 9: Outing ----------------- So, und hier auch das nächste Kappi. Ich hab noch vier Stück (!!!!) in petto, die ich noch abtippen muss, aber vor dem nächsten Wochenende werde ich wohl kaum dazu kommen. Aber freut euch, handschriftlich sind es 39 DIN A4-Seiten handschriftlich, die noch vor mir liegen. Es gibt also viel Lesestoff. Und da ich unter der Woche wohl kaum am PC sein werde (wenn überhaupt), werden es wahrscheinlich noch mehr. *seufz* Ich schreib einfach zu viel. *drop* An dieser Stelle noch mal einen Dank an meine Kommischreiber, im Besonderen an kuestenfee1, weil sie mir wieder so eine nette Idee ins Hirn gepflanzt hat. Es ist zwar nicht Nico gewesen, der Jojo gesehen hat, aber... ach, das wirst Du ja dann lesen. ^.~ Ein weiterer Dank geht an Reiko_Akanami, weil sie auf die glorreiche Idee gekommen ist, dass ich doch ein Special aus Adrians Sicht schreiben soll zum letzten Kapitel. Und da ich ja so leicht zu überreden bin (*drop*), werde ich das bei Gelegenheit auch tun. Ich weiss zwar noch nicht, wann ich es schaffe, aber es kommt irgendwann. Wird nur dann als OS laufen. Wenn ich's geschrieben hab, sag ich wie immer per Weblog und auch hier in der Story Bescheid. So, und jetzt wünsche ich euch erst mal viel Spaß mit dem Anfang des Kappis und hoffe, dass ihr mich für das Ende nicht erschlagt. Denkt bitte daran, dass ich den Rest nicht abtippen und die Story auch nicht beenden kann, wenn ihr mich umbringt, okay? *duck und versteck* *vorher sicherheitshalber noch Taschentücher bereitleg* *weghusch* Karma oOo "Jonas, aufstehen. Ich hab Frühstück gemacht." Die Stimme meines Vaters dringt in meine Träume und ich murre unwillig. Muss er mich ausgerechnet jetzt wecke, wo ich vom vergangenen Abend geträumt habe – und von Adrians Kuss, von dem ich gleich wieder Herzflattern bekomme? Das ist nicht fair, verdammt! Kann Papa nicht einfach später noch mal wiederkommen? "Komme ja schon.", nuschele ich und will mein Gesicht noch einmal in meinem Kissen vergraben. Unglücklicherweise kennt mein Vater mich zu gut, denn er zieht es mir weg, bevor ich dazu komme. "Los, Schlafmütze, raus aus den Federn!", kommandiert er fröhlich, ohne auf den bösen Blick einzugehen, mit dem ich ihn bedenke. "Es ist Sonntag, Papa! Sonntag! Normale Leute schlafen da aus!", beschwere ich mich, gebe mich aber trotzdem geschlagen und setze mich auf. Zum Einen bin ich jetzt sowieso hellwach und zum Anderen hat weitere Widerrede einfach keinen Sinn. Papa kann genauso nervig sein wie Nico, wenn er unbedingt etwas will. Und im Augenblick hat er es sich offenbar in den Kopf gesetzt, mit mir zusammen zu frühstücken. Na ja, es gibt wirklich Schlimmeres als das, schätze ich. "Ich weiss, aber das stört mich nicht.", bekomme ich prompt gut gelaunt zur Antwort und seufze abgrundtief. Womit habe ich das bloß verdient? "Bin ja schon fast aufgestanden.", murmele ich, schwinge meine Beine aus dem warmen, kuscheligen Bett und schlurfe dann wenig enthusiastisch in die Küche, dicht gefolgt von meinem zufrieden vor sich hin pfeifenden Vater. "Nanu? Keiner sonst hier?", frage ich nach einem Rundblick. Der Küchentisch ist nur für zwei Personen gedeckt, aber trotzdem steht ein Korb mit frischen Brötchen mitten darauf. Das gehört – laut Papa – einfach zu einem Sonntagsfrühstück dazu. "Nein.", antwortet er kopfschüttelnd auf meine Frage. "Dein Bruder ist noch bei seiner Freundin und Deine Mutter ist mit Tante Doris unterwegs.", erklärt er mir dann, während ich ihm gegenüber Platz nehme. "Ich bin zwar später auch noch mit Onkel Holger und Lukas verabredet, aber ich wollte vorher wenigstens noch gemeinsam mit Dir frühstücken." Diese Worte lassen mich unwillkürlich lächeln. Irgendwie ist es schon schön, zur Abwechslung mal ein etwas ruhigeres Sonntagsfrühstück zu haben. Wenn Nico da ist, steht sein Mundwerk grundsätzlich nie still. Klar, das bin ich inzwischen gewöhnt – das ist ja schliesslich nichts Neues mehr für mich –, aber gegen ein ruhiges Frühstück mit Papa alleine habe ich auch nichts einzuwenden. Er hat so selten Zeit dafür, dass ich ihm nicht mal mehr böse bin, weil er mich so früh aus dem Bett geworfen hat. "Na, dann guten Hunger.", grinse ich und schnappe mir ein Brötchen, um es mit Nutella zu bestreichen. Papa tut es mir gleich und sieht mich mit schiefgelegtem Kopf an, während ich mir den ersten Bissen genehmige. "Wie war Dein Konzert gestern Abend?", will er wissen und ich beeile mich etwas mit dem Kauen. "Klasse!", antworte ich dann halb wahrheitsgemäß und versuche, bei der Erinnerung an das, was gestern vor unserer Haustür passiert ist, nicht rot zu werden. Immerhin war der Abend ja wirklich toll, auch wenn ich den Großteil des Konzerts verpasst habe. Aber warum das so ist, möchte ich jetzt lieber nicht erzählen. "Freut mich.", murmelt Papa und gönnt sich einen tiefen Schluck aus seiner Kaffeetasse, bevor er mich wieder anblickt. "Und wer war Dein Freund?" Die Frage trifft mich so unvorbereitet, dass ich mich vor Schreck erst mal an meinem nächsten Bissen verschlucke und heftig husten muss. Es dauert mindestens eine Minute, bis ich mich so weit gefasst habe, dass ich ihn wieder ansehen kann. "Adrian.", krächze ich dann und bete inständig, dass er die Röte in meinem Gesicht für Nachwirkungen des Hustens und nicht für Verlegenheit hält. Genau das ist es zwar, aber das möchte ich dann doch nicht erklären müssen. Das muss ich scheinbar auch gar nicht, wie Papas nächste Frage eindrucksvoll beweist. "Und wie lange seid ihr schon zusammen?", will er wissen und ich bin froh, dass ich sitze, sonst hätte mich das nämlich unter Garantie umgehauen. Woher weiss er das? Habe ich mich etwa irgendwie verraten, ohne es selbst zu merken? Wie peinlich ist das denn? Hilfe! "Wie... wie kommst Du darauf, dass ich... das wir... ich meine...", stottere ich mit hochrotem Kopf. Noch nie zuvor habe ich mir so sehr gewünscht, mich unsichtbar machen zu können. Ich will hier weg! "Es war eigentlich bis gestern nur eine Vermutung, aber seit gestern weiss ich Bescheid.", erwidert Papa und lehnt sich in seinem Stuhl etwas zurück. "Oder habe ich mich gestern Abend etwa verkuckt und ihr habt euch nicht vor der Haustür geküsst?", fragt er dann nach und ich schüttele zaghaft den Kopf. Dabei bemühe ich mich, seinem Blick nicht auszuweichen, aber das ist schwerer gesagt als getan. "Du... hast das gesehen?", frage ich kaum hörbar zurück. Darauf schmunzelt Papa und ich blinzele irritiert. Ist er denn kein bisschen sauer auf mich, weil ich schwul bin? "Ja, hab ich. Aber ich war mir vorher schon relativ sicher. Du hast kaum mal von Mädchen erzählt, aber wann immer Dennis herkam und hier bei uns übernachtet hat, warst Du immer total aufgeregt." "Echt?", will ich entsetzt wissen und er nickt, wobei sein Grinsen sogar noch etwas breiter wird. "Ja, allerdings.", bestätigt er. "Eigentlich wollte ich ja warten, bis Du von selbst mit der Sprache rausrückst, aber so, wie Du Dich gestern Abend verhalten hast, dachte ich, wir könnten vielleicht heute darüber reden. Immerhin sind wir beide im Augenblick absolut ungestört. Also, willst Du mir nicht mal ein bisschen über diese Adrian erzählen?" Irgendwie haut mich das hier gerade vollkommen aus den Socken. Papa benimmt sich, als wäre es das Normalste der Welt, dass einer seiner Söhne schwul ist. "Bist Du denn gar nicht enttäuscht?", spreche ich aus, was mir durch den Sinn geht. Dafür ernte ich sofort ein Kopfschütteln. "Nein. Warum auch. Das ist doch Deine Sache, Jonas. Wenn Du mit einem Mädchen nicht glücklich werden kannst, dann ist das eben so.", gibt er zurück und ich atme mehrmals tief durch. "Ich hätte nicht gedacht, dass es jemand merkt.", gestehe ich dann und grinse schief. "Aber da hab ich mich wohl getäuscht." Papa nickt nur und zwinkert mir zu – für mich ein sicheres Zeichen, dass er mir wirklich nicht böse ist. "Tja, wo soll ich anfangen?", murmele ich mehr zu mir selbst und seufze leise. "Adrian ist der Halbbruder einer Klassenkameradin von mir. Durch sie kenne ich ihn auch.", beginne ich und werde wieder rot. "Und zusammen... na ja... zusammen sind wir seit gestern." Heilige Scheisse, ist es peinlich, mit meinem Vater darüber zu sprechen! Wo ist ein Loch zum Verkriechen, wenn man mal wirklich eins braucht? "Und Du bist Dir sicher, dass er Dich glücklich macht?", hakt Papa nach und ich nicke, ohne darüber nachzudenken. Allein der Gedanke an gestern reicht vollkommen aus, damit ich mich fühle, als könnte ich die ganze Welt umarmen. "Gut. Dann hoffe ich nur, dass Du ihn uns irgendwann auch mal richtig vorstellst. Er machte zwar gestern Abend einen sympathischen Eindruck, aber als Dein Vater muss ich ja schliesslich trotzdem auf Nummer Sicher gehen, dass er auch wirklich der Richtige für Dich ist." Bei diesen Worten zwinkert er mir erneut grinsend zu und greift dann wieder nach seinem Brötchen. "Nachdem das jetzt erst mal geklärt ist: Iss, damit Du groß und stark wirst.", neckt er mich und nach kurzem Zögern beisse ich heisshungrig in mein eigenes Brötchen. Dabei hoffe ich, das Nico und Mama es auch so locker aufnehmen, wenn ich es ihnen erzähle – und dass Dennis sich inzwischen auch damit abgefunden hat, dass sein bester Freund nun einmal schwul ist. Aber hey, wenn mein Vater zu mir steht, was kann mir dann noch groß passieren? Immerhin sind es doch wohl, soweit ich weiss, meistens die Väter, die Stress machen. Mama wird es sicher auch nicht schlimm finden. Und das Nico ein Problem damit hat, kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen. Ich meine, er weiss ja schliesslich, dass Adrian schwul ist, und behandelt ihn deshalb auch nicht anders als vorher. Also warum sollte er dann ein Problem mit mir haben, nur weil ich mich auch nicht für Mädchen interessiere? Das wäre ja wohl lächerlich. Über diese Grübeleien meinerseits vergeht das Frühstück. Kaum dass er fertig ist, steht Papa auf und klopft mir grinsend auf die Schulter. "Ich hab den Tisch gedeckt, also darfst Du abräumen.", teilt er mir großzügig mit und ich seufze gespielt, obwohl ich selbst auch mit einem Grinsen kämpfe. Ich dachte mir schon, dass so etwas kommen würde. Das ist nämlich einfach typisch – für Papa ebenso wie für Nico. "Das ist nur fair, schätze ich.", gebe ich mich daher geschlagen und er lacht. "Gut. Ich bin dann auch weg. Bis heute Abend, Jonas." "Ja, bis später. Grüß Lu und Onkel Holger von mir, ja?" Nach diesen Worten und einem letzten Winken Papas bin ich alleine in der Küche. Ich leere erst einmal meine Tasse, dann mache ich mich daran, die Spülmaschine einzuräumen und den Tisch abzuwischen. Nachdem alles wieder so aussieht wie immer – Mama hasst Chaos –, verschwinde ich erst einmal unter die Dusche, bevor ich mich anziehe und dann das Telefon mit in mein Zimmer nehme, um Dennis anzurufen. Nach dem Gespräch mit Papa vorhin bin ich nicht mehr ganz so unruhig, aber ein Rest Nervosität ist trotzdem noch da. Ob er wohl damit leben kann, dass sein bester Freund keine Freundin, sondern einen Freund hat? Nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet habe, wähle ich Dennis' Nummer und warte darauf, dass am anderen Ende der Leitung abgenommen wird. "Hey, Jo!", werde ich kurz darauf begrüßt und mir fällt nicht nur ein Stein, sondern ein ganzes Gebirge vom Herzen. Dennis klingt wie immer, also ist wohl alles okay zwischen uns. Irgendwie erleichtert mich das schon sehr. "Hi, Dennis. Ich hatte ja versprochen, Dich heute anzurufen.", erwidere ich und lasse mich bäuchlings auf mein Bett fallen. "Stimmt. Wegen... wegen Mittwoch." Und schon klingt er nicht mehr so selbstsicher und ich seufze leise. "Stört's Dich?", will ich wissen und bekomme sofort ein heftiges Dementi von meinem besten Freund. "Nein! Nein, gar nicht. Ich meine, das ist ja Deine Sache und so. ich kann mir das zwar nicht vorstellen, so mit nem Typen rumzumachen – nichts gegen Dich, Jo –, aber wenn das Dein Ding ist, ist das okay für mich." Über sein Gestammel muss ich ungewollt grinsen. Irgendwie ist es richtiggehend witzig, wie verlegen er gerade ist. Bestimmt ist sein Gesicht im Moment knallrot. Schon lustig, die Vorstellung – so lustig, dass ich mir ein leises Kichern nicht verkneifen kann. "Hey, lachst Du mich etwa aus?", beschwert sich mein bester Freund und ich bemühe mich, meine Heiterkeit wieder unter Kontrolle zu bringen, doch das ist gar nicht so einfach. "Sorry.", entschuldige ich mich zerknirscht, während ich immer noch mit meinen zuckenden Mundwinkeln kämpfe. "War nicht so gemeint." "Das will ich auch hoffen!", grummelt es durch die Leitung und ich muss mir auf die Lippe beissen, um nicht versehentlich doch wieder zu lachen. Dennis seufzt hörbar und fährt dann etwas zaghafter fort. "Sag mal, Jo... Du hast gesagt, Du weisst das jetzt seit gut vier Jahren und... na ja... Du weisst schon... Da war doch mein Geburtstag und..." "Und das Flaschendrehen.", unterbreche ich ihn und glaube, sein hektisches Nicken förmlich vor mir zu sehen. "Ja, genau.", bestätigt er und ich kann hören, wie er schwer schluckt. "Ist das... ist das irgendwie meine Schuld, Jo? Ich meine, wegen dem Kuss damals?", will er wissen und ich schüttele den Kopf. "Nein.", antworte ich und er atmet hörbar auf. "Ist es nicht. Absolut nicht." Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich mir die Frage in den letzten vier Jahren auch oft gestellt. Wäre ich auch schwul, wenn Dennis mich nicht geküsst hätte? Und ich bin zu dem Schluss gekommen: Ja, das wäre ich. Sicher, er war der Erste, der mich je geküsst hat, aber ich würde mich auch dann nicht für Mädchen interessieren, wenn es den Kuss damals nicht gegeben hätte. "Echt nicht?", hakt Dennis noch einmal nach und ich verneine erneut. "Nein, ganz bestimmt nicht. Ich hätte es sonst zwar wahrscheinlich erst später gemerkt, aber geändert hätte es nichts. Ich bin und bleibe schwul." Wieder atmet mein bester Freund auf und ich muss schmunzeln. Dass ich trotz allem knapp vier Jahre lang für ihn geschwärmt habe, erzähle ich ihm besser jetzt nicht. Ich möchte schliesslich nicht dafür verantwortlich sein, dass er einen Schock oder sogar einen Herzinfarkt bekommt. Das wäre doch eher kontraproduktiv, fürchte ich. "Okay. Damit kann ich leben, denke ich.", kommt es von ihm und ich grinse. "Wie großzügig von Dir.", kontere ich und lache nun doch wieder, als er grummelt. "Jo, Du bist ein Blödmann.", mault er und ich lache nur noch lauter. "Ich weiss.", gebe ich gut gelaunt zurück und nach kurzem Zögern fängt auch Dennis an zu lachen. Es dauert eine Weile, bis wir uns wieder beruhigt haben. Dann jedoch werden wir beide wieder einigermaßen ernst. "Und? Bist Du gerade verliebt?", fragt er und ich nicke lächelnd. "Ja, bin ich.", gestehe ich und auf der anderen Seite der Leitung raschelt es. "Nur verliebt oder auch vergeben?", bohrt er neugierig weiter nach und ich rolle mich mit dem Hörer am Ohr auf den Rücken. "Vergeben. Seit gestern Abend.", antworte ich und seufze bei der Erinnerung an Adrians weiche Lippen und seine warmen Arme. So geborgen habe ich mich vorher noch nie gefühlt. "Wir waren zusammen auf dem Konzert, zu dem ich eigentlich mit Nico wollte. Der hat sich aber lieber mit seiner Gina getroffen, also hatte ich eine Karte übrig. Ich hab ihn dann angerufen und ihn gefragt, ob er mitkommen will. Danach hat er mich noch nach Hause gefahren und vor der Tür haben wir uns dann geküsst.", erzähle ich und registriere nur am Rande, wie verträumt meine Stimme dabei klingt. "Richtig? So mit Zunge und so?", erkundigt Dennis sich ungeniert und mein Lächeln vertieft sich noch etwas. "Ja.", antworte ich und strahle die Zimmerdecke an. "Das war mein erster richtiger Kuss und er war einfach traumhaft schön." "Mann, Jo, Dich hat's ja echt voll erwischt.", lacht mein bester Freund darauf. "Du säuselst nämlich total." "Na und?", gebe ich zurück und strecke dem Hörer die Zunge heraus. "Lass mich doch, Dennis. Das ist das allererste Mal, dass ich so fühle.", füge ich hinzu und Dennis kichert. "Mein kleiner Jojo wird endlich erwachsen!", zieht er mich daraufhin auf und seufzt theatralisch. "Dass ich das noch erleben darf!", witzelt er weiter und ich strecke ihm erneut die Zunge heraus, obwohl er das nicht sehen kann. "Du warst auch nicht besser, als Du Deine erste Freundin hattest.", erinnere ich ihn, doch darauf geht er nicht ein. "Da war ich aber auch vierzehn, Jo! Da darf man sich ruhig so benehmen. Aber Du bist achtzehn!", kontert er und ich schmolle ein bisschen. "Kann ja nicht jeder so ein Frühstarter sein wie Du. Wo kämen wir denn dann hin?", murre ich. "Jaja, geschenkt. Trotzdem bist Du verdammt spät dran.", gibt er zurück und ich seufze. "Vielleicht bin ich das wirklich, aber das stört mich nicht. Dafür hab ich jetzt immerhin genau das, was ich mir schon so lange wünsche." "Freut mich für Dich, Jo. Ganz ehrlich.", kommt es von ihm und ich kann an seinem Tonfall hören, dass er es auch wirklich so meint – eine Tatsache, die mich ungemein erleichtert. Also ist zwischen uns scheinbar wirklich alles im grünen Bereich. Was für ein Glück! Ich hatte schon wirklich Panik, dass ich meinen ältesten und besten Freund wegen meiner sexuellen Orientierung doch noch verlieren könnte, aber das ist ja nun wohl nicht der Fall. "Aber mal was ganz anderes, Jo: Wie heisst Dein Mr. Wonderful denn eigentlich? Und wann lerne ich ihn mal kennen?" Dennis' Frage überrascht mich ein weinig, macht mich auf der anderen Seite aber auch verdammt froh. Erst reagiert Papa so cool und jetzt auch noch mein bester Freund. Viel besser kann der Tag ja eigentlich nicht mehr werden. Obwohl... Adrian wollte ja, das ich ihn heute auch noch anrufe. Ich denke, das werde ich gleich machen, nachdem ich mit Dennis alles geklärt habe. Vielleicht können wir uns ja heute wieder treffen. Das fände ich jedenfalls sehr schön. "Er heisst Adrian.", erzähle ich mit etwas Verspätung und grinse schon wieder wie ein Idiot. "Und ich denke, ich werd ihn Dir vorstellen, wenn Du das nächste Mal herkommst. Jedenfalls werd ich's versuchen. Du wirst ihn sicher mögen. Er ist einfach toll. Weisst Du, er studiert..." Weiter komme ich nicht, denn meine Zimmertür wird aufgerissen und als ich mich aufsetze, sehe ich mich zu meiner Überraschung meiner Mutter gegenüber und bin total verwirrt. Hatte Papa nicht gesagt, sie wäre mit Tante Doris unterwegs? Was macht sie dann jetzt schon hier? Und vor allem: Wie lange ist sie schon hier und wie viel von dem Telefonat hat sie mitbekommen? "Sag, dass das nicht wahr ist, Jonas!", verlangt sie mit bebender Stimme und meine Augen weiten sich. Scheisse, sie hat tatsächlich gehört, was ich Dennis über meine sexuelle Orientierung erzählt habe! Na, ganz toll! So sollte sie das ganz bestimmt nicht erfahren! Das "Jo? Alles okay?" meines besten Freundes bekomme ich nur am Rande mit. "Mama, warte, ich... Dennis, ich ruf später noch mal an." Mit diesen Worten beende ich das Telefonat, lege den Hörer auf meinen Nachttisch und stehe auf. "Mama, hör zu, ich...", setze ich an und mache zwei Schritte auf sie zu, aber sie lässt mich nicht ausreden. "Komm mir nicht zu nah!", faucht sie und sieht mich mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut an. "Das ist doch nicht wahr, oder, Jonas?", will sie wissen und ihre Stimme überschlägt sich fast bei der Frage. Ich schlucke schwer, nicke aber trotzdem. Was bringt es mir noch, es jetzt zu leugnen, wenn ich es ihr später doch erzählen muss? Da heute ja scheinbar der Tag der Outings ist, kann ich es auch gleich hinter mich bringen. "Doch, ist es. Ich bin schwul, Mama." Ich habe die Worte kaum ausgesprochen, als ich auch schon ein Klatschen höre, gefolgt von einem scharfen Schmerz in meinem Gesicht. Geschockt starre ich meine Mutter an. Ihre Hand ist noch erhoben, ihr Gesicht ist verzerrt und sie schüttelt heftig den Kopf. "Nein!", schreit sie mich an. "Mein Sohn ist nicht schwul! Nicht ausgerechnet Du! Nicht... nicht Du!", schluchzt sie dann. Tränen laufen ihr über die Wangen, aber ich bin viel zu schockiert, um irgendwie reagieren zu können. Meine Gedanken überschlagen sich und das Einzige, was mir immer wieder bewusst wird, ist die Tatsache, dass Mama mich geschlagen hat. Das hat sie vorher noch nie getan. Ich spüre, wie meine Augen zu brennen beginnen, und gebe mir Mühe, die aufsteigenden Tränen zurückzublinzeln. Ich will nicht heulen. Nicht jetzt und nicht hier. Nicht vor ihr. Nicht nach dem, was sie gerade getan hat. "Du kannst nicht schwul sein! Nicht Du! Nico, ja, meinetwegen, aber doch nicht Du!" Diese Worte schaffen es, meine Starre zu brechen. Ohne etwas zu sagen oder sonst irgendwie zu reagieren, gehe ich an meiner Mutter vorbei in den Flur, wo meine Tante steht, wartet und scheinbar alles mitangehört hat. Sie sieht mich aus großen Augen fassungslos an, aber ich gehe einfach grußlos an ihr vorbei, schnappe mir meinen Mantel und werfe dann die Haustür krachend hinter mir ins Schloss. Ich muss ganz dringend hier weg! oOo Sou, das wär's dann auch erst mal wieder. Ich weiss, das Ende ist gemein, aber irgendjemand musste Jojo ja Probleme machen. Und ernsthaft, hätte irgendwer von euch damit gerechnet, dass seine Mutter so reagiert - mit Ausnahme von Aschra, die einen Teil der geplanten Storyline ja schon kennt? Tjaaaa, weiter geht's im nächsten Kapitel, das wieder mit einigen Überraschungen aufwarten wird. Mal sehen, ob ich's am nächsten WE abgetippt und on gestellt kriege. Drückt mir die Daumen, ja? Man liest sich hoffentlich bald wieder! Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)