An Angels Passion von collie (News) ================================================================================ Kapitel 22: Man kann es ja mal versuchen ---------------------------------------- Das Begrüßungskommitee, welches ihn am nächsten Morgen erwartete, wirkte recht eigentümlich. April stand, die Arme in die Hüften gestemmt, vor ihm und fragte: „Wo warst du?“ Colt hockte breit grinsend in seinem Sattelmodul und stellte grinsend fest: „So ausgezehrt kann Passion nicht gewesen sein, wenn es die ganze Nacht gedauert hat.“ Während Fireball sich vom Panoramafenster zu ihm wand und tadelnd den Kopf schüttelte. „Ziemlich unvernünftig war das, wenn du mich fragst. Egal, wo du warst .“ Saber gab ihm Recht. Er hätten zu erst an seinen Auftrag denken sollen. Von seinen Kameraden hatte er dies ja auch immer verlangt. Aber er war auch nie zu hart mit ihnen ins Gericht gegangen. „Seid mal gnädig. Ich nehm euch auch nicht so in die Mangel, wenn ihr mal was verzapft habt, “ meinte er friedfertig darauf. „Nimmt dir doch keiner übel, wenn du auch mal Spaß hast, aber du hättest wenigstens anrufen können und sagen, wo du dich rumtreibst, “ lachte Colt. Der Scharfschütze hatte volles Verständnis für seinen Vorgesetzten. Der Blondschopf registrierte das munter. „Du musst reden. Wieso fällt dir jetzt ein, was ich dir schon die ganze Zeit predige?“ grinste er. „Damit er dir mal vorhalten kann, was sonst immer wir zu hören kriegen“, schaltete sich Fireball ein. „Fühlt sich nicht so toll an, was Boss?“ Saber musterte seinen Piloten. Bisher schien er zu versuchen, das ganze von der komischen Seite zu nehmen. Aber unter der Oberfläche, so hatte der Recke den Eindruck, lastete noch etwas auf Fire. „Dass ich es jetzt dreifach abkrieg, ist ein bisschen unfair. Findest du nicht?“ antwortete der Blondschopf daher. „Nö, gar nicht“, grinste der Rennfahrer prompt. „Du predigst schon seit Jahren, wir machen es nur jetzt.“ Saber schüttelte den Kopf. Was sollte er davon halten. „Wenn ich nicht so müde wäre ...“ – „Hat sie dich so geschafft?“ wollte Colt lachend wissen. „Neidisch?“ fragte Saber zurück. Er folgte dem Schlagabtausch vor allem um herauszufinden, was tatsächlich los war. Sein Pilot schien verstimmt, auch wenn er versuchte das zu verbergen. Aber das „Worauf? Dass du grad nicht fähig bist, deine Arbeit zu machen?“, das er jetzt vernehmen ließ, bestätigte Sabers Ahnung. „Okay, gewonnen, du übernimmst das Kommando. Mal sehen wie es so läuft, wenn sich einige Mitarbeiter nicht konzentrieren können, “ erwiderte der Recke, gespannt auf die Reaktion. „Siehst du Lametta an meiner Brust?“ warf Fire zurück. „Soll ich dir meins leihen?“ Saber gab sich munter, aber er achtete sehr genau auf den Rennfahrer. „Nee, Geschenktes schenkt man nicht weiter“, schlug der das Angebot aus. „Feigling. Da hast du mal die Chance, es mir heimzuzahlen in dem du für einen Tag das Kommando übernimmst und dann zierst du dich wie ein Mädchen. Sorry April.“ Der Blick seine Vorgesetzten ruhte auf ihm. „Das hat mit Zieren nichts zu tun, Saber. Ich kann warten, bis ich meine eigene Crew kriege, “ wiegelte Fire erneut ab. „Verräter.“ Damit kassierte er von April eine Kopfnuss. „Bitte, du hast ja wohl mehr zu bieten, als eine große Klappe“, versetzte der Recke. Der Rennfahrer zog den Kopf unter dem strafenden Schlag ein. „Du wirst für die Arbeit bezahlt und nur weil du heute zu nix zu gebrauchen bist, halt ich dafür den Kopf nicht hin. Du darfst deinen Kopf heute schön selbst hinhalten, der Polizeichef wartet schon auf unseren kommandierenden Offizier.“ Das klärte für Saber einiges. Offensichtlich hatte sein Pilot mit dem Polizeichef ein hübsches, nettes und ruhiges Telefonat geführt. Dieses Gespräch war offensichtlich der Grund für Fires gute Laune. „Seid wann hast du Angst vor der Obrigkeit?“ grinste der Blondschopf. „Was will er denn, der Polizeichef?“ Fires angesäuerte Stimmung war nicht mehr zu verbergen. „Gar nicht. Aber es war deine Freundin, die wir da gestern vom Pier gefischt haben, “ warf er zurück. Also schön. Was auch immer der Kleine hatte, es sollte wohl besser unter vier Augen besprochen werden. Saber winkte ihn zu sich „Komm mal mit“ und wand sich zum gehen. Mürrisch knurrte Fire: „Wohin?“ – „Von Board.“ Die Tonlage des Recken war nicht scharf, aber bestimmt. Er duldete keinen Widerspruch und so trotte Fireball missmutig hinter ihm her die Rampe runter. Draußen begann Saber direkt die Aussprache. „Und jetzt Klartext, Fireball. Wenn du ein Problem mit mir hast, raus damit, “ forderte er ihn auf. Der Pilot lehnte sich gegen die Rampe und ließ seinen Blick auf die Stadt schweifen. „Wie wär es, wenn du deine Arbeit machen würdest?“ Er wagte Saber nicht anzusehen. Immerhin war so ein Vorwurf gegen einen Vorgesetzten, etwas anderes als gegen einen Freund und ihm war gerade nicht so klar, als was Saber nun vor ihm stand. „Du findest, ich vernachlässige meinen Job?“ hakte der nach. „Ein ganz klein wenig vielleicht“, versuchte Fire das Ganze nicht so hart wirken zu lassen. „Und du findest das, weil ...?“ bohrte sein Boss weiter. So sachlich wie möglich deutet Fire auf den Friedenswächter. „Weil sich seit Beginn der Mission deine Arbeit stapelt“, antwortete er. „Sprichst du da ausschließlich vom Papierkram?“ Saber hob skeptisch die Augenbraue. „Oder ist dir noch was anderes aufgefallen?“ Gespannt wartete der Recke auf die Reaktion. Er wusste selbst, dass der Pilot momentan die Aufgaben seines Vorgesetzten übernahm. Saber hatte sie ihm bewusst zu geschustert und wie für alles was er tat, hatte er auch dafür einen guten Grund. „Ich meine, als du im Krankenhaus warst, war es klar, dass alles liegen bleibt, aber nicht...“ Fireball wusste nicht so Recht, wie er es formulieren sollte. „Du bist kaum erreichbar.“ Saber griff den ersten brauchbaren Punkt der Beschwerde auf und erklärte sachlich: „Seit ich aus dem Krankenhaus entlassen bin, war ich nur einmal nicht erreichbar, und das war gestern Nacht. Das ist Fakt.“ Der Rennfahrer legte den Kopf in den Nacken. „Und davor? Und sag jetzt bloß nichts von wegen Recherche, “ gab er mürrisch zurück. „Mir steht es bis hier, deine Sekretärin spielen zu müssen.“ Auch auf die zweite verwertbare Kritik antwortete der Recke nüchtern. „Du musst nicht meine Sekretärin spielen, nur weil ich einmal - und das ist auch Fakt - zu spät zu einer Besprechung gekommen bin. Was ist wirklich los?“ – „Was wirklich los ist?“ Jetzt hob Firerball die Augenbrauen. Seit wann war Saber denn begriffsstutzig? „Ich hab weder Zeit noch Nerven, auch deine Arbeit mitzumachen, das ist Fakt. Colt und April verlassen sich auf dich, aber ich …“ Er brach ab. Der Recke musterte ihn. „Du hast also weder Zeit noch Nerven Aufgaben zu übernehmen, bei denen du was dazu lernst und ich sehen kann, wie weit du wirklich schon bist. Denkst du eigentlich das ist nur weil ich nachlässig bin?“ – „Für mich sieht es so aus, Saber. Seit du mit Passion anbandelst, läuft alles leicht aus dem Ruder.“ Unwillkürlich zog Fire den Kopf etwas ein. Sein Vorgesetzter konnte ihn für so ein Statement schließlich auch den Kopf waschen. Aber das geschah nichts. Unverändert freundschaftlich war dessen Tonfall, als er entgegnete: „Das hat jetzt aber nichts mit Passion zu tun. Nicht so wie du glaubst. Das hat damit etwas zu tun, dass ich dich ganz bewusst mit diesen und jenen Aufgaben allein lass. Ich muss sehen, wie weit du bist. Wie willst du dich verbessern, wenn du nichts dazulernst und mehr Verantwortung übernimmst?“ Der Pilot blaffte zurück. „Zum Dazulernen gehört aber eine leitende Hand, nur ist die im Moment anderweitig beschäftigt. Ich kann mich nicht verbessern, wenn du mir nicht sagst, was ich falsch mache.“ Unbeeindruckt von dem Temperamentsausbruch gab Saber leicht zurück. „Ich sag dir schon, wenn du was falsch machst. Aber, dazu musst du erstmal Fehler machen.“ Für dieses indirekte Lob seines Bosses hatte Fireball aber kein Ohr. Er fühlte sich mit dem erweiterten Aufgabengebiet etwas überfordert und ohne Sabers richtungsweisende Hand verunsichert. Wie auch Colt, war Fireball bei seinem Dienstantritt auf Ramrod kein ausgebildeter Starsheriff gewesen. Aber das Oberkommando hatte eine Ausnahme gemacht und beiden den Rang eines Gefreiten zugesprochen. Normalerweise war dafür die Grundausbildung erforderlich. Seither bemühte Saber sich stets die beiden nebenher zu Auszubilden um die fehlenden Lücken der Grundausbildung auszumerzen. Sowohl Colt als auch Fireball wussten das. Nur anders als der Pilot ging der, ein wenig ältere, Scharfschütze souveräner an die gestellten Forderungen und ließ sich nicht so leicht aus der Bahn werfen. Fire tat sich schwerer mit der aufgebürdeten Verantwortung umzugehen, weil er sich selbst zu wenig zu traute. Diese Gedanken schossen Saber durch den Kopf als der Rennfahrer immer noch blaffte: „Du kriegst wohl kaum mit, was ich verbocke, wenn du nicht da bist“, Der Recke runzelte die Stirn. „Als ob Colt und April dich nicht im Auge hätten. Ganz besonders April.“ Die Blondine war schließlich ebenso Starsheriff wie Saber und hätte im Falle eines sich anbahnend Desaster längst Saber informiert oder selbst eingegriffen. „Ja, die zwei sind sehr aufmerksam, wenn sie nicht grad irgendeinen Blödsinn machen“, erklärte Fire trocken. „Okay, wie du willst.“ Saber hob die Schultern. Noch einmal musterte er seinen Piloten. „Ich will von dir klare Anweisungen haben. Entweder du sagst mir klar, welche deiner Aufgaben ich übernehmen soll, aber mach es nicht so halbherzig. Das ganze endet sonst in einem Drama. Für dich und für mich, “ machte der klar und Saber verstand, was gemeint war. „Ich will klare Anweisungen, noch, weil ich nicht so weit bin.“ Der Blondschopf seufzte. „Okay. Dann melde dem Polizeichef, was immer er wissen will, er soll sich an Andrew Heart wenden. Ich werde, wenn es um V-Angel geht, nur mit Detective reden.“ Gegen eine gewisse Enttäuschung kam Saber nicht an, als er die Rampe wieder hinaufstieg. „Schon klar, du und Heart habt ja beide das selbe Problem“, lächelte Fire jetzt. Doch sein Boss nickte nur knapp. „Na, dann geh mal frühstücken“, rief er ihm nach. „Hab schon, aber die Arbeit wartet“, kam es zurück. Saber war schon halb die Rampe rauf. „Ach ja, das böse A-Wort. Wenn das alles hier vorbei ist, melde ich mich erst mal ein Monat vom Dienst ab, “ scherzte der Rennfahrer. Saber grinste nur. Das machte Fire stutzig. Bis eben war sein Vorgesetzter noch offen und gesprächig gewesen. Was hatte er denn auf einmal? „Bist du jetzt sauer auf mich?“ fragte Fireball, als er hinter Saber die Rampe raufschlich. „Mann, das nächste Mal halt ich wirklich meinen Mund.“ Der Gefragte wand sich halb zu ihm um. „Ich bin nicht sauer. Warum sollte ich?“ – „War nur eine Vermutung“, überspielte Fire seine Bedenken. „Ich werd jetzt mal im Präsidium anrufen und den Polizeichef noch ein bisschen höher auf die Palme treiben“, meinte er dann munter. „Tu das.“ Saber blieb am oberen Ende der Rampe stehen und zögerte. Im Näherkommen erklärte Fireball fröhlich. „Das wird ein Spaß. Der ruft Commander Eagle nachher an und beschwert sich über mich, wenn ich mit ihm fertig bin.“ Der Blick, der bei dieser Aussage auf dem Recken ruhte, war wachsam. „Wenn er das tatsächlich tut, wird Eagle nur mir den Kopf waschen und mir sagen, dass ich es mir noch mal überlegen soll“, erwiderte dieser recht trocken. Mit der Reaktion hatte der Pilot nicht gerechnet. Etwas verwirrt schaute er aus der Wäsche, blieb abrupt stehen und fragte verständnislos: „Was solltest du dir noch einmal überlegen?“ Gedanklich schüttelte Saber den Kopf. Es stimmte wohl, wenn es hieß, dass die Dinge, die man nicht aussprach, mehr Ärger brachten, als die, die man sagte. „Also hör mal, dass ist so: Ich wollte dich für die Beförderung zum Korporal vorschlagen. Ich hab den entsprechenden Antrag schon bei Commander Eagle eingereicht. Aber…“ Er hielt inne. Fireball starrte ihn so entgeistert an, dass es schien, als würde er gleich die Rampe wieder hinunter kullern. „Du hast was?“ – „Reg dich ab. Du hast ja gerade deutlich gemacht, dass du es sowieso nicht willst, also werd ich den Antrag zurückziehen, “ versuchte Saber den Kameraden zu beruhigen. „Irgendwas muss dir in letzter Zeit auf den Kopf gefallen sein.“ Mit dieser Feststellung lehnte sich der Pilot haltsuchend an einen der Pfeiler. „Weshalb hast du so viel Vertrauen in etwas, was ich nicht kann?“ Unwillkürlich musste der Recke schmunzeln. „Mir ist überhaupt nichts auf den Kopf gefallen. Wenn ich der Meinung wäre, du könntest das nicht, hätte ich den Antrag auch nicht ausgefüllt. Ich war der Ansicht, du bist so weit. Aber ich werde dich nicht in einen Dienstgrad zwingen, der dir unter anderem mehr Verantwortung aufhalst, wenn du nicht willst. Also krieg dich wieder ein.“ Noch immer völlig perplex gestand Fire: „Ich würd eher behaupten, dass ich der Verantwortung nicht gewachsen bin.“ Sein Boss hob die Schultern. „Wie gesagt, dass sehe ich nicht so.“ – „Dann siehst du was, was ich sonst keiner sieht“, meinte der Rennfahrer. „Oder aber du glaubst es nur zu sehen, weil du die letzten Tage ja nicht viel da warst.“ Saber musste immer noch grinsen. „Ich hab genug gesehen. Besonders in diesem Fall.“ Da hatte sich der Rennfahrer mehr als einmal selbst übertroffen. „Das ist jetzt sicher ungebührlich, wenn ich das so frag, aber bist du sicher, dass du in diesem Fall noch hormonfrei urteilen kannst?“ wollte der wissen. Entrüstet kam es zurück. „Na hör mal.“ Fireball zuckte zusammen. „Es geht nicht nur um deine Arbeit bei dem Fall. Es geht um das, was du auch schon davor geleistet hast, “ wies ihn Saber dann sachlich zurecht. „Wenn du meinst. Aber ob das eine gute Idee ist, wag ich immer noch zu bezweifeln.“ Fire hob die Schultern und trollte sich um den Polizeichef anzurufen. „Wie geht es denn Passion?“ fragte Colt, als Saber auf die Brücke zurück kam. „Sagen wir, sie ist mit dem Schrecken davon gekommen. Nachdem, was sie mir erzählt hat, kann sie da oben nicht länger als zehn Minuten gehangen haben. Alles andere, so hat der Arzt bestätigt, hätte Schäden hinterlassen, “ erwiderte der Gefragte. „Und sonst? Was erzählt sie sonst noch?“ wollte April wissen. „Na ja, sie hat gesagt, dass sie…“ Eben hatte sich der Recke in seine Satteleinheit setzen wollen, da erstarrte er in der Bewegung. Aufmerksam sahen ihn Colt und April an. „Was?“ – „Colt, geh ins Krankenhaus und bleib bei ihr“, befahl Saber. Der nickte knappt und wand sich zum gehen. „Warum?“ wollte April wissen. „Weil Damien weiß, dass sie V-Angel ist. Sie hat es ihm selbst gesagt. Er wollte, dass sie ihn zu den restlichen Werken führt.“ Colt gab Vollgas und war schneller aus der Kommandozentrale verschwunden, als er „Hasnijrk“ sagen konnte. Aprils verwundertem Blick wich Saber aus und begann aufzuarbeiten, was liegen geblieben war. Einerseits, um seinen Piloten wieder zu entlasten und andererseits, weil er wusste, dass der Cowboy sich melden würde, falls etwas nicht stimmte. Ansonsten war Passion bei dem Scharfschützen in guten Händen. Ramrod stand auf dem Gelände eines abgerissenen Supermarktes. Keine gute Startbahn, aber günstig gelegen um innerhalb von wenigen Minuten sowohl die Polizeistation also auch das Hospital zu erreichen. Und Zeit konnte so kostbar sein, wie Colt feststellte, als er recht schwungvoll Passions Krankenzimmer betrat. Die Tür flog auf und der Scharfschütze erblickte drei Personen vor sich. Vor dem Fußende des Bettes hatte Vishap Passions Oberarm umgriffen, als wolle er sie mit sich ziehen. Ihr Mund war mit Klebeband verschlossen. Ays stand neben den beiden uns schickte sich an, die Passions Hände damit zu binden. Die ungeplante Unterbrechung ließ ihn innehalten. „Hoppla. Hallo Passion .Hallo Passions Entführer, “ grüßte Colt und überspielte geschickt seine Überraschung. Ays fiel das Klebeband aus den Händen. „Verdammt, ein Blechstern.“ Der Scharfschütze winkte ab. „Nö, nicht verdammt. Gott sei Dank bin nur ich es. Saber würdet ihr nicht überleben, “ erklärte er beinahe heiter. „Dafür überlebst du es nicht.“ Ays hatte offensichtlich seine Fassung wieder gefunden und die Gelassenheit seines Kumpanen half ihm dabei. „Wag ich zu bezweifeln, Kleiner.“ Auch Colt war nicht so leicht zu beeindrucken. „Wir haben einen Optimisten vor uns“, knurrte Vishap und hielt Passion dabei einen Blaster an die Schläfe um zu verdeutlichen, dass er den Trumpf in der Hand hatte. „Was willst du überhaupt mit dem Rotfuchs? Ich meine, sie ist vorlaut, hat keine Manieren, macht nur Ärger und ist total kratzbürstig, “ versuchte Colt die Entführer in ein Schlagabtausch zu verwickeln. Entweder fand er den Schwachpunkt oder ihm fiel inzwischen was Besseres ein. Passion gab nur undeutliche Laute von sich. Das Klebeband auf dem Mund erfüllte seine Aufgabe. „Und bissig ist sie auch“, ergänzte Ays und bedachte seinen Darkness-Kameraden mit einem Blick, den Colt nicht deuten konnte. „Ja, sie hat scharfe Beisserchen“, meinte der Cowboy deshalb trocken. „Diesmal bin ich drauf vorbereitet“, gab Vishap düster zurück. „Und jetzt sieh zu, dass du uns aus dem Weg gehst, bevor ich ihr den Kopf weg puste.“ Er hatte nicht vor noch mehr Zeit zu verplempern. Colt hob die Schultern, drehte die Hände so, dass sie sehen konnten, dass er unbewaffnet war, setzte sein unschuldigstes Gesicht auf und machte einen Schritt zur Seite. „Bitte, tu dir keinen Zwang an. Wenn du ihr nichts tust, werde ich sie mir vorknöpfen. Und glaub mir, Compadre, Star Sheriffs sind nicht so zimperlich wie du.“ Naiv wollte der Darkness-Pilot wissen: „Was willst du denn von ihr?“ Vishap fuhr ihm über den Mund. „Halt die Klappe! Das kann uns doch egal sein.“ Ays war nur zum Fliegen zu gebrauchen. Sonst war er nicht sonderlich clever. Zudem fühlte er sich nur in der Gruppe stark und war ohne die oder klare Anweisungen schlichtweg aufgeschmissen. Colt durchschaute das und antwortete ihm deshalb: „Ach, weißt du. Ich kenn da ein paar tolle Kniffe um ein Mädchen wie sie zu bändigen und zu zähmen." - „Wie schön für dich.“ Vollkommen unbeeindruckt schob der Dieb Passion an Colt vorbei in Richtung Tür. Ays trotte hinterher. Da Passion sich nicht einfach schieben ließ, wand Vishap kurz den Blick von Colt weg, auf ihre Hände, die er ihr auf dem Rücken zusammendrückte. Das reichte Colt um dazwischen zu fahren. Blitzschnell versetzte er dem Entführer einen Kinnhaken, auch wenn Passion dadurch den Ellenbogen des Scharfschützen zwischen die Schulterblätter bekam. Ihr Kidnapper hatte sie losgelassen und sie stolperte durch die, seid Colts Eintreten, noch offene Tür auf den Flur. Vishap taumelte gegen Ays. „Für dich hab ich noch eine Überraschung, Luschi“, grollte Colt. „Luschi? Du Sternschnuppe.“ Der Darkness-Dieb zielte mit dem Blaster auf den Starsheriff. Doch der blieb cool. „Was? Kein größeres Kaliber? Also, wenn an dir alles so klein ist, wie dein Blaster, bist du ja fast ein Mädchen.“ Nun zückte auch Ays eine Waffe. „Doppelt hält besser“, erklärte er und visierte den Cowboy ebenfalls an. Passion war kaum auf den Gang getaumelt, da riss sie sich schon das Klebeband vom Mund und begann Alarm zu schlagen. „Doc! Schwester!“ Sie stürmte zum Empfang vor und fuhr die perplexe Pflegerin aufgeregt an. „Hey Eule, funk mal Ramrod an.“ Die wollte sich eben über den rüden Tonfall beschweren, da setzte Passion noch eins drauf. „Los, oder willst du eine Kugel im Kopf haben.“ Geschockt tat die Krankenschwester wie ihr geheißen. „Haut mich jetzt auch nicht vom Hocker“, gab Colt lässig zurück. „Ihr zwei bräuchtet ja einen Blindenführer um zu treffen.“ Er musste sie hinhalten bis endlich mal Wachpersonal oder ähnliches antrabte. Sicher war Passion clever genug um Ramrod zu rufen. „Dir ist die kleine Hexe auch grad entkommen, Blechstern“, versetzte Vishap, der Passion hatte laufen sehen. „Ach, ich weiß, wo sie schläft“, grinste Colt und trat, die Blaster im Auge behaltend einen Schritt auf seine Gegner zu. „Sind die Dinger überhaupt geladen?“ Ays richtet seine Waffe auf den Kopf des Scharfschützen. „Kannst du gleich herausfinden.“ Der lachte nur. „Das sehe ich doch im dicksten Nebel noch, dass du mit dem Schießeisen nicht umgehen kannst, Junge.“ Von der Tür her rief Passion, kaum das sie zurück am Ort des Geschehens war. „Colt, lass mir Vishap.“ Der Angesprochenen drehte sich leicht zu ihr um. „Was du alles Bettruhe nennst, tststs.“ – „Mit Ruhe ist grad nicht mehr so. Schieb die Ratte rüber. Den hab ich das letzte Mal fast kastriert, dass schaff ich diesmal ganz, “ warf der Rotschopf kampfeslustig zurück. „Was willst du da noch kastrieren, der hat ohnehin keine Eier in der Hose?“ lachte der Cowboy munter. Jetzt war er sicher, dass bald Verstärkung da war. „Dank mir“, erklärte sie nicht ohne einen gewissen Stolz. „Gut zu wissen“, parierte Colt, noch immer seine Widersacher im Auge haltend. „Dann halt ich meine Kronjuwelen in Zukunft unter Verschluss.“ Weniger amüsant fand Vishap das Ganze. „Das reicht du Miststück.“ Er schoss nach vorn, stieß Colt zur Seite und stürmte auf Passion zu. Die machte sich angriffsbereit und meinte kämpferisch: „Komm nur ...“ Mit einem „Schon da“ baute Saber sich vor ihr auf und bremste ihren Angreifer aus. „Was machst du denn schon hier?“ Verwundert blickte Colt den Recken an. Im nächsten Augenblick tauchte Fireball an der Tür auf. „Der hatte einen guten Shuttle-Service hier her.“ Dabei zog er seinen Blaster und richtete ihn auf Ays. Die Warnung „Das würd ich bleiben lassen“ verwirrte diesen erst recht, da ihm das alles zu schnell gegangen war. Irritiert blickte er sich um und warf dann seine Waffe nach dem Rennfahrer. Der duckte sich unter dem Geschoss weg. „Nanana, wer wird denn?“ An der Reaktion seines Widersachers hatte Fire sofort erkannt, dass er das schwächste Glied in der Kette vor sich hatte. „Lass ihn nicht entkommen, Fireball“, rief Saber seinem Piloten zu. „Dann pack ich doch meine Laufschuhe aus.“ Mit diesen Worten hechtet er hinter Ays her, der versuchte über das Bett hinweg zu entkommen. Es gab ein kurzes Gerangel, dann klickten die Handschellen für den Darkness-Piloten. Vishap, der sich auf Passion stürzen wollte, war von Saber gestoppt worden. Der Dieb hielt kurz inne. Einen Moment zögerte er, dann wollte er sich den Recken vorknöpfen, bekam jedoch die Faust des Scharfschützen zur spüren und landete unsanft auf dem Boden. Passion, die an der Wand im Flur stand, meldete unzufrieden. „Mist, dass wollt ich doch zu Ende bringen.“ Saber kickte die Waffe des Geschlagenen weg und legte ihm Handschellen an. „Du hast das Recht, uns die Informationen zu geben, die wir brauchen, Vishap“, erklärte er dabei trocken. „Ich hab ihn doch nicht kastriert, Baby. Das überlass ich dir, “ grinste Colt den Rotschopf an. „Den Teufel werd ich, “ knurrte der Dieb Saber an und fauchte dann Colt zu. „Schlag ihr lieber die Zähne aus.“ Dafür bekam er noch einen Tritt vom Scharfschützen. „Ist schon klar.“ Der hatte vielleicht Nerven. Fireball schob Ays zur Tür hinaus. „Was haben Passions Zähne mit dem Kastrieren zu tun?“ hakte er nach. Colt drehte sich zu ihm um. „Was hat da jetzt so lange gedauert, den Knilch einzukassieren? Mensch, Junge, du wirst langsam alt und lahm, “ stichelte er. „Das beantwortet meine Frage nicht, OPA, “ erwiderte Fire. „Können wir das später klären, meine Herren?“ mischte Saber sich ein und zog Vishap auf die Füße. „Ich schlage vor, wir statten der Polizeistation einen Besuch ab.“ Augenblicklich fragte Passion: „Kann ich mitkommen?“ Als hätte sie nichts gesagt, reihte sich der Rennfahrer mit Ays hinter Saber und dessen Gefangen ein. „Hätt ich das vor fünf Minuten gewusst, hätt ich den Polizeichef nicht so angeblafft, Boss“, beschwerte er sich. „Na, wenigstens bringen wir ein Versöhnungsgeschenk mit“, fügte er dann munter hinzu. „Wartet. ich komme mit, “ meldete Passion, doch ehe sie folgen konnte, versperrte Colt ihr den Weg. „Hey, langsam mit den jungen Hexen.“ Er umfasste ihre Taille und legte sich das Leichtgewicht auf die Schulter. „Wir zwei machen uns einen schönen Vormittag hier.“ Immerhin hatte der Cowboy ja eine Aufgabe von Saber diesbezüglich bekommen und hatte vor, diese auch zu erfüllen. „Was?“ setzte der Wildfang zum Widerspenstigkeit an. Der Recke warf ihr einen Blick über die Schulter zu. „Ab ins Bett mit dir“, meinte er ungerührt. „Ja, kleine Kinder brauchen viel Schlaf, Passion“, neckte Fireball. Bei drei Männern gegen sich, half Passion auch ihr Name nichts mehr. Sie strampelte sich von der Schulter des Kuhhirten und protestierte „Moment, Moment. Das ist unfair.“ Doch Colt hatte sie schon wieder geschnappt. „Du kannst zappeln, was du willst, Revers wird keiner unterschrieben. Das sieht der Boss nicht gerne, “ mahnte er Augenzwinkernd. Es folgte erwartungsgemäß ein kleiner Vulkanausbruch. „Das ist mir doch egal.“ Jetzt fuhr Saber heftig herum. „Mir aber nicht, Passion! Marsch, zurück in dein Zimmer, “ befahl er einigermaßen barsch. „April kommt dich nachher besuchen und bringt dir Klatschzeitungen mit.“ Damit hatte sie nicht gerechnet. Mit großen, erschrockenen Augen starrte sie Saber an. Er hatte ihr etwas befohlen. Ihr hatte noch nie jemand was befohlen. „Okay“, nickte sie perplex und verschwand brav in ihrem Zimmer. Colt wischte sich den nicht vorhanden Schweiß von der Stirn. „Boah, da bin ich aber froh, dass du bei uns nie zu solchen Mitteln greifst, Boss“ meinte er heiter. „Ach was, Klatschzeitungen liest du doch so auch“, versetzte Fireball grinsend. Beiden war jedoch klar, was Passion wirklich eingeschüchtert hatte. Der Cowboy folgte dem Wildfang ins Zimmer, während Fireball und Saber in der Polizeistation aufmarschierten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)