An Angels Passion von collie (News) ================================================================================ Kapitel 9: Wie gewonnen so zerronnen ------------------------------------ Passion saß am Tisch des Verhörraumes. Die grauen Fliesen wirkten in dem bläulichen Licht der Neonröhren noch trister, als der Raum ohnehin schon war. In der Mitte stand der Tisch mit zwei Stühlen. Ihr Platz befand sich gegen über des Spiegels hinter dem Colt, Fireball und April standen und sie unbemerkt beobachteten. Neben dem Spiegel war ein kleiner weißer Kasten mit zwei Knöpfen angebracht. Passion wusste, dass über diese Anlage das Gespräch mitgehört werden konnte. Saber trat ein. Ohne sie anzusehen setzte er sich auf den Stuhl ihr gegenüber. Er schwieg. Seine Miene war versteinert. Die Stimmung zwischen ihnen war kalt. Beide fühlten sich unwohl bei dem Gedanken an die bevorstehende Vernehmung. Der Recke sprang auf und begann vor dem Spiegel auf und ab zu tigern. Der Rotfuchs hatte den Blick auf den Tisch geheftet. Kaum hörbar flehte sie. „Sag was.“ Er musterte sie. Sein Herz raste unkontrolliert. Tausend Fragen strömten auf ihn ein, die er ihr stellen wollte. Sie formten sich zu einer schlichten. „Warum?“ Passion rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum. Die Hände vor sich auf dem Tisch verschränkt, ohne Handschellen. „Ich hab keine Wahl“, flüsterte sie. Er fuhr herum, baute sich ihr gegenüber am Tisch auf und stützte seine Hände auf die Platte um das Zittern zu unterdrücken. „Doch hast du“, fuhr er sie an. „Du kannst es ganz einfach lassen.“ Sie schwieg. Er atmete tief durch. Dann wand er sich zur Sprechanlage und schaltete sie ab. Dass, was er ihr zu sagen hatte, ging niemanden was an. Vorläufig, auch seine Freunde nicht. „Ihr seid die Adoptivtöchter von Thomas Valerius“, stellte er dann sachlich fest. „Stiehlst du deshalb die Gemälde?“ Er erhielt keine Antwort darauf. Sie starrte unverwandt auf den Tisch. „Antworte mir“, forderte er. „Warum?“ Stille. Passion würde ohne ihren Anwalt nicht einen Ton zu diesem Punkt sagen. Er seufzte und lehnte sich gegen den Spiegel. „Was für eine Rolle spiele ich dabei? War ich Teil deines Plans? Hast du mich benutzt um mich von der Suche nach V-Angel abzulenken?“ fragte er tonlos und flehte innerlich, Bitte sag nein‘. Sie hob den Blick und sah ihm fest ins Gesicht. „Nein“, erwiderte sie. „Was zwischen uns passiert ist, hat überhaupt nichts mit dem hier zu tun.“ Sein hämmerndes Herz wollte ihr glauben. Sein Verstand sagte ihm, vorsichtig zu sein. Sie hatte ihn schon mal belogen. „Wie soll ich dir das glauben?“ fragte er bekümmert zurück. „Ich weiß es nicht.“ Sie stand auf und kam auf ihn zu. „Ich kann dich nur bitten, mir zu vertrauen“, flüsterte sie. Dabei griff sie nach seiner Hand. Er entzog sie ihr. Ihre Berührung konnte er nicht ertragen. „Vertrauen ist eine sehr zerbrechliche Sache“, gab er zurück und entfernte sich von ihr in Richtung Tür. Bevor er die Klinke hinunter drückte, drehte er sich noch einmal zu ihr um. „Für wahr, ich lieb dich mit den Augen nicht, die tausend Fehler ja an dir betrachten. Mein Herz ist’s, das den Augen widerspricht. Und das vergöttert nun, was sie verachten.“ Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. „Gefühle sind nicht planbar“, flüsterte sie. „Dass ausgerechnet ich mich verliebe schon zweimal nicht.“ Eine Träne rann über ihr Gesicht. Der Anwalt der Schwestern war rhetorisch geschickt. Er schaffte es an den entsprechenden Stellen mit den passenden Worten alles zu entkräften, was Passion hätte schaden können. Sie hatte sich tatsächlich am Wasserhahn gestoßen. Der war auf Höhe des Hämatoms angebracht und hatte dieselbe Form, wie Aprils Absatz. Dass er am gleichen Tag ausgetauscht worden war, an dem der Überfall stattgefunden hatte, war nichts, als ein dummer Zufall. Niemand konnte das Gegenteil beweisen. In dubio pro reo. Sie mussten Passion gehen lassen, wenn sie auch nicht die Stadt verlassen durfte. Die Kaution wurde gestellt und der Rotschopf kehrte zum Rasthof zurück. Ramrods Crew war über diese Entscheidung verstimmt. Aber auch April hatte während der Auseinandersetzung nicht das Gesicht ihrer Gegnerin gesehen. Außerdem konnte Passion ihr Geständnis abstreiten und die Schwestern würden sie unterstützen, so dass es am Ende Aussage gegen Aussage stünde. Einzig, dass jetzt alle vier von Aprils Theorie überzeugt waren, war der Gewinn an der Sache. Colt und Saber waren maßlos enttäuscht. Kleinlaut meinte der Scharfschütze. „Irren ist männlich, was.“ Verlegen kratzte er sich am Kopf und sah Fireball und April aufrichtig geknickt an. „Dann bin ich wohl kein Mann.“ Fireball grinste schief. Colts Blick wanderte zu April. „Ich meine es ernst“, versicherte er. „Es tut mir leid. Was ich gesagt hab, war scheiße und unfair.“ April schaute auf den Boden. Ja, dass war sehr verletzend gewesen. Aber sie verstand ihn auch. „Schon klar, Colt.“ Sie sah ihn an. „Ich mag Passion wirklich und ich hätte mich auch lieber geirrt.“ Saber hatte das Gefühl sein Herz wäre in tausend Splitter gesprungen, als Passion Aprils Frage so schlicht mit „Ja“ beantwortet hatte. So sehr hatte er gehofft, dass er falsch lag und sich seine schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigen würden. Doch das Gegenteil war geschehen. Passion war eine Diebin. Sie hatte es zugegeben. Er fühlte sich nicht in der Lage sich auf sie noch länger einzulassen. Er war Starsheriff und damit jemand der die Guten vor den Bösen beschützte. Ganz simpel formuliert. Es ging dabei nicht nur darum, Outridern in den Hintern zu treten und Frieden zu schaffen. Der Friede musste gewahrt werden. Gehegt und gepflegt wie ein Kind von seiner Mutter. Doch Passion störte den Frieden und die Ordnung darin. Er hatte sein Leben riskiert für das Neue Grenzland und sie trat es mit Füssen. Er wusste nicht, was schlimmer war. Menschen, die den Frieden nicht zu schätzen wussten, so wie Passion. Oder die Tatsache, dass er sie dennoch liebte. Sein Herz schrie nach ihr. Er wollte sie in den Arm nehmen, ihr durchs Haar fahren und ihre Nähe genießen. Doch im selben Moment graute ihm davor sie zu sehen. In der Nacht im Park hatte sie ihn ihre Liebe spüren lassen. Oder hatte sie sich da auch nur verstellt? Sie hatte das verneint. Doch konnte er ihr noch glauben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)