An Angels Passion von collie (News) ================================================================================ Kapitel 3: Erst das Vergnügen, dann die Arbeit ---------------------------------------------- Die Aufzeichnungen gaben nichts her, was er nicht schon wusste. Erneut stieg Frust in ihm hoch. Der einzige Fortschritt bei diesem Fall, war die Erkenntnis, dass V-Angel eine Frau war. Das war nicht sehr brauchbar. Wie sollten sie nur vorgehen? Die Diebin wusste genau, was sie tat. Sie kannte die Sicherheitssysteme, die Räumlichkeiten, die Wachmänner, die Objekte und war technisch perfekt für jeden Beutezug gerüstet. Die Frau musste einiges drauf haben. Das war beeindruckend. Es gab auf keinem Film oder Foto Hinweise auf ihr Aussehen. Wenn, dann waren die Aufnahmen unscharf oder ihr Gesicht zu gut verhüllt, als das man hätte Rückschlüsse ziehen können. Die nächste Frage lag ihm noch schwerer im Magen. Warum nur Werke von Various? War sie ein Fan? Sie war ausgesprochen behutsam, fast zärtlich mit dem Gemälde umgegangen. Warum? Es musste eine persönliche Verbindung zwischen ihr und dem Künstler geben. Welche galt es herauszufinden. Darin lag der Schlüssel zur Lösung des Falles. Das stand fest. Nur leider war Various als Privatperson so gut wie unbekannt. Außer seinem Geburtsnamen und den üblichen öffentlichen Daten wies nichts auf sein Leben hin, dass gesagt hätte, ob er vielleicht Familie gehabt hatte. Künstler seines Genies waren schon recht seltsam. Wonach sollte er bloß suchen? Search. Auf einmal fiel ihm ein, was Love gesagt hatte: „Sachverständige im Museum of Art“. Vielleicht wusste sie mehr. Aber wie sollte er mit ihr reden ohne sich als Starsheriff zu enttarnen. Obwohl, überlegte er weiter, bei dem vorherrschenden öffentlichen Interesse an V-Angel war es vielleicht doch nicht so schwierig. Er kam spät zum Rasthof zurück. Im Museum hatte er Search Wisdom nicht erreicht und sich daher allein in die Recherche gestürzt. Allerdings erfolglos. Es schien, als hätte der Mensch Thomas Valerius nur auf dem Papier existiert und die Papiere sagten nichts über ihn. Irgendwann hatte Passion ihm mal was zu trinken hin gestellt. Ihm war das gar nicht aufgefallen, so vertieft war er in seine Gedanken. Dass sich das Lokal geleert und er mit ihr allein war auch nicht. Schließlich sprach sie ihn an. „Na Fußgänger, war der Weg zulang für deine blaublütigen Füße?“ Er hob den Kopf. „Wie bitte?“ Wenigstens war ihr Gesicht ein hübscherer Anblick als die Theke, auch wenn das, was sie sagte nicht sonderlich nett war. „Ach Gott, auch noch schwerhörig. Ihr Adligen seid solche Zimperliesen.“ – „Gib mir lieber was zu trinken, bevor du noch zu philosophieren anfängst, “ erwiderte er und hielt ihr das leere Glas hin. Passion meinte spitz: „Champagner haben wir nicht im Haus.“ Müde gab er zur Antwort: „Ich nehm auch Whiskey, oder zur Not ein Bierchen.“ Während sie ein Bier einschenkte, stichelte sie weiter. „ Was war denn bloß so schlimm, dass du es im Alk ersäufen musst? Hier. Whiskey verträgst du ja doch nicht.“ Sie stellte das Glas vor ihn. Er konterte trocken. „Die Fahrt mit dir.“ Scheinheilig lächelte sie ihn an. „Oh, armes Baby. Ist das Leben zu hart für dich.“ Aber ihre Gehässigkeit prallte an ihm ab. „Wenn ich es dauerhaft mit dir verbringen müsste, wäre es das“, gab er unbeeindruckt zurück. „Oh, man, du musst echt fertig sein. Heut morgen hattest du mehr drauf. Das ist ja so was von lahm, “ entgegnete sie, aber ihr Unterton verriet ihm, dass er sie schon an einem wunden Punkt erwischt hatte. „Ich hab keine Lust auf ein unsinniges Geplänkel mit dir, “ meinte er und wechselte das Thema. „Wie sieht es mit was zu essen aus?“ Sie reichte ihm die Karte. „Lies selber nach, wenn du lesen kannst.“ Er hob die Augenbrauen und tat irritiert. „Was? Gar keine persönliche Empfehlung von der netten Bedienung?“ fragte er neckend. „Klar“, parierte sie sofort. „Es ist alles lecker. Und der Service endet beim vorkauen. Deine Adelszähne kannst du selber ansträngen.“ Er studierte die Karte flüchtig und tippe dann auf ein Gericht, das ihm zu sagte. „Aber bitte warm und nicht so unterkühlt wie die Kellnerin, wenn es geht.“ Das reizte sie doch sehr. „Soll ich es noch flambieren?“ Sie fühlte sich durch seine Art herabgesetzt und das vertrug sie nicht. Ganz besonders seid sie von seiner Abstammung erfahren hatte. Schon als er eingetreten war, hatte sein Anblick genügt um sich mit ihm anlegen zu wollen. Jetzt hakte er nach: „Kannst du überhaupt irgendetwas oder jemanden einheizen?“ Das war fast zu viel für sie. Was bildete sich dieser Fatzke eigentlich ein? „Ich kann dir mal einheizen“, kündigte sie an. „Dann lass ich dich die Zimmer putzen, damit du mal weißt, was Arbeit ist.“ Er lehnte sich leicht zurück. „Oho. Mach du mal einen Tag meinen Job, Kleines. Aber das geht ja nicht, weil du das verbale Durchsetzungsvermögen dafür nicht hast.“ Gedanklich fragte er sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie über den Tresen langte. „Ich hab jedenfalls mehr drauf, als du.“ Damit holte sie aus, in der Hand eins der Tabletts, die sie eben gestapelt hatte. Er fing das Tablett ab und zog sie an dem Arm über den Tresen, ehe sie richtig begriff, wie ihr geschah. „Wann fängt deine Demonstration an?“ In einer so unbequemen Lage hatte sie sich noch nie befunden. Heftig zappelte sie um sich zu befreien und schimpfte: „Muss du mich ständig antatschen?“ – „Warum musst du mir dauernd eine runterhauen wollen?“ fragte er zurück und ließ ihre Hand los. „Das nächste Mal versuch es hinter meinem Rücken“, schlug er nüchtern vor. „Da hab ich keine Augen. Es könnte also vielleicht klappen.“ Das klang schon einigermaßen überheblich, was sie noch mehr aufbrachte, so dass sie augenblicklich noch mal ausholte. Wieder fing er ihren Schlag ab und zog das Fliegengewicht auf den Tresen. „Versuch es mal, wenn ich nicht hinsehe“, wiederholte er grinsend. Sie sah schon lustig aus, wie sie da so zappelte. Mit einem innerlichen Hoch auf seine gute Ausbildung stoppte er auch den Schlag mit der anderen Hand, zu dem sie angesetzt hatte. „No way, Baby! Dieses Mal nicht.“ Wütend strampelte sie. „Lass mich los, du Snob.“ Sie hasste es, sich derart unterlegen zu fühlen. Das war zu oft vorgekommen, als sie jünger war. Immer noch grinsend fragte er. „Wie heißt das Zauberwort?“ – „FLOTT“, tobte sie. Aber das hatte wenig Wirkung und noch weniger die von ihr gewünschte. Stattdessen zog er sie noch weiter zu sich, wobei ihre Zappelei dafür sorgte, dass sein Bier umkippte. „Nein, noch nicht ganz. Sei ein braves Mädchen, “ mahnte er lächelnd. „Zu dir sicher nicht. Du denkst doch, du bist was besseres, als die andern. Aber das ist nicht so. Du bist ...“ Ihr ging die Puste aus. Gleichzeitig zetern und um sich treten konnte sie nicht. Amüsiert hob er die Augenbraue. „Was bin ich? Zu gut für dich?“ Er war sicher, dass die Frage sie erst recht auf die Palme trieb. „Ein Körper ohne Seele“, fauchte sie und versuchte nach ihm zu treten. Er wich aus und verlor das Gleichgewicht. Beide plumpsten auf den Boden. „Und du bist ein schwerer Körper ohne Geist“, entgegnete er erheitert. Sie rappelte sich sofort wieder auf und versuchte wiederholt ihn zu treten. „Schnösel.“ Doch er war schnell zu Seite gerollt. „Ja, immer wieder gerne“, versicherte er, als er sich erhob. Sie ging hinter die Bar zurück und nahm das umgefallene Bierglas von der Thekenplatte. Plötzlich änderte sie ihre Taktik. Freundlich fragte sie: „Noch ein Bier?“ Zögernd näherte er sich dem Schanktisch. Das konnte nichts Nettes werden. „Gerne?“ Sie schenkte ihm ein frisches Bier ein. „Bitte.“ Im nächsten Moment hatte sie es ihm übergegossen. Im ersten Augenblick verdattert, sah er an sich herunter. „Ich würde sagen jetzt ist Hopfen und Malz verloren.“ Er schaute zu ihr und fing zu grinsen an. War der denn gar nicht aus der Reserve zu locken? Frustriert warf sie das Glas nach ihm. Er duckte sich darunter weg und wand sich zu ihr um. Der Humpen blieb bis auf einen Sprung unversehrt. „Du musst deshalb nicht gleich rabiat werden. Da werde ich dir leider das Trinkgeld streichen müssen.“ Sie straffe die Schultern. „Wunder dich aber nicht, wenn dein Essen vergiftet ist.“ Freundlich lächelte er sie an. „Dann lass ich dich Vorkosten, “ konterte er leichthin. Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwandt in der Küche. Eine Weile hörte er sie Handtieren, etwas was brutzelte und Geschirr klapperte. Als sie wieder hinaustrat, knallte sie ihm den appetitlich angerichteten Teller vor die Nase. „Friss oder verreck“, meinte sie frostig. Er hielt er die Gabel hin. „Vorkosten“, forderte er sachte. Sie beugte sich drohend zu ihm und funkelte ihn finster an. „Nimm sie weg, bevor sie dir im Hals steckt.“ Passion erntete jedoch ein unschuldiges Lächeln. „Ich muss doch sichergehen, dass mein Leben nicht in Gefahr ist.“ – „Was ist dir lieber: Gift im Essen oder die Gabel im Arsch?“ knurrte sie zurück. „Keines von beidem“, gestand er. „Aber du könntest dein T-Shirt richten, sonst muss ich dir beim Essen dauernd in den Ausschnitt gucken.“ Sie hatte nicht bemerkt, dass es bei dem Gerangel mit ihm verrutscht war. Da sie ihn so rüde behandelte, sah er keinen Grund, sie galanter darauf hinzuweisen. Zudem gefiel ihm der Anblick dann doch sehr. Er musste zugeben, dass er bei dieser Kratzbüste nicht erwartet hatte einen verspielt bestickten BH-Saum zu sehen. Passion wurde so rot wie ihr Haar. „Idiot“, fluchte sie und ordnete das Shirt wieder dorthin, wo es hingehörte. Dann schnappte sie sich ein Tablett und kam aus dem Barbereich um die Tische abzuräumen. Für die Bloßstellung eben holte sie jedoch hinter ihn noch einmal mit dem Tablett. Aber Saber war eben ein Starsheriff und auf so etwas immer gefasst. Er fuhr herum, hielt das Handgelenk mit dem Servierbrett fest und ihr die Gabel an den Hals. „Das würd ich lassen“, meinte er ungerührt. Vollkommen perplex riss Passion die Augen auf, starte auf das Besteck und ließ das Brett fallen. Zufrieden schmunzelte er. „Braves Kind.“ Noch immer auf das Esswerkzeug starrend presste sie hervor. „Nimm das Ding da weg.“ Sie schien Angst zu bekommen und so legte er die Gabel rasch auf den Tisch zurück. „Die Dinger sind zu stumpf, um jemandem wehzutun.“ Dann ließ er auch ihr Handgelenk los. „Darf ich jetzt weiteressen und danach verrecken?“ – „Von mir aus gern.“ Sie hob das Tablett auf und schaffte es diesmal ihm „versehentlich“ eins überzuziehen. „Dein Service hinterlässt einen bleibenden Eindruck“, stellte er fest und rieb sich die getroffene Stelle mit der Hand. „Hast du einen Vertrag mit dem hiesigen Krankenhaus und kriegst Provision, pro Patient, den du da anbringst?“ fragte er. Sie parierte bissig: „Nein, für Tote.“ Aber er ließ sich nicht provozieren. Es bedurfte schon mehr, als ein Tablett über den Kopf gezogen zu bekommen, um ihn aus der Fassung zu bringen. „Dann hab ich ja noch eine Chance. Ich kenne mich mit Gift aus. Wenn es jetzt noch nicht wirkt, wird das mit dem Sterben heute nix mehr.“ Sie schnappte: „Wer sagt, dass es dich heute trifft?“ Seufzend setzte er sich. „Ich bin zum ersten Mal unendlich dankbar dafür, dass ich mir ein Zimmer teilen muss. So hab ich wenigstens eine Leibwache während ich schlafe.“ Sie zuckte mit den Schultern und begann abzuräumen. Während er aß, schwiegen beide. Er war froh, dass sie hinter seinem Rücken hantierte und nicht sehen konnte, wie amüsiert er doch über den neuerlichen Schlagabtausch war. Sie hatte ihn auf andere Gedanken gebracht und, trotz ihrer Handgreiflichkeiten, zum Lachen. „Sag deiner Schwester, dass es trotz deines Giftanschlages lecker war“, meinte er, als er alles aufgegessen hatte. „Love ist mit der Buchhaltung beschäftigt“, kam es vom hintersten Tisch zurück. „Ich hab es gekocht.“ Verwundert wand er sich zu ihr um. „Du bist doch nicht häuslich veranlagt“, neckte er. „Der Kerl, der dich mal abkriegt, kann sein Testament mit der Heiratsurkunde gleich mitunterschreiben.“ Postwenden flog ein leerer Teller an seinem Kopf vorbei und zerschellte hinter der Theke. Auf sein „Genau das meinte ich“ warf sie ein „Halt bloß den Mund“ hinterher. Warum kam sie auch nicht gegen ihn an? Aber das war nicht das einzige, was sie störte. „Wenn ich mal einen finden würde, der das bleiben wert ist, “ gab sie zur Antwort. Er drehte sich zu ihr um und sah ihr zu, wie sie das Geschirr aufs Servierbrett stapelte. „Du hast den falschen Umgang. Die Kerle, mit denen du dich rumtreibst, sind wohl keine Männer, sonst hätten sie dich schon längst gebändigt.“ Etwas bekümmert antwortete sie: „Du weißt gar nichts über mich.“ Jetzt baute Saber die unnahbare Fassade auf. „Und du nichts über mich, “ gab er düster zurück. Sie wussten beide, dass es nun mal die Wahrheit war. Trotz des heftigen, ihrerseits bösartigen, Disputes, hatte diese Stille nichts Feindliches. Die Kühle, die sich im Gastraum ausbreitete, lag an der Nacht draußen und der, durch die letzten Sätze hervorgerufenen, Erinnerungen der beiden Duellanten. Doch beruhigender weise galt sie nicht dem anderen. Bald verschwand Passion in der Küche und begann dort Ordnung zu schaffen. Saber trollte sich auf sein Zimmer. Irgendetwas sagte ihm, dass es unhöflich war, sie die ganze Arbeit allein machen zu lassen. Aber er war sicher, dass er etwas, diesmal besser gezieltes, an den Kopf bekommen würde, wenn er Hilfe anbot. An dem Punkt konnte er sie schon recht gut einschätzen. In den folgenden Tagen gingen die Schwestern ihrer Arbeit nach, wie sie es gewohnt waren. Passion war nicht zu sehen, wenn sie nicht im Rasthof zu tun hatte. Während sie bediente, lieferte sie sich immer wieder Wortduelle mit Saber, wenn er anwesend war. Sehr zur Freude aller anderen Gäste, die es ausgesprochen lustig fanden, dass es jemanden gab, der ihr Paroli bieten konnte. Was den Fall jedoch betraf, kam die Ramrodcrew keinen Schritt weiter. Saber hatte noch nicht die Möglichkeit gehabt, mit Search zu reden, wie er es vorgehabt hatte. Auf der Polizeistation hatten sie einen Raum mit Magnettafeln und Aktenbergen, die sie durchsuchten um irgendetwas zu finden. Doch V-Angel ging nie nach dem gleichen Schema vor, so dass es schwer war, ihre Schritte vorauszusehen. April stellte schließlich fest. „Sie variiert alles.“ Colt horchte auf. „Ach deshalb V-Angel. Various-Angel, “ meinte er. Nun gut, das Wortspiel dabei war klar. Der Name gab sowohl Aufschluss über ihr Verhalten als auch den Mann, dessen Werke sie entwendete. Also nichts, was sie nicht schon wussten. Frustriert wanden sich die Jungs wieder den Unterlagen zu, als April noch eine Feststellung in den Raum warf. „Sie hat eine Verbindung zu ihm.“ – „Das vermute ich auch“, gab Saber zu. „Ihr meint, sie ist ein Fan?“ fragte Fireball. Saber nickte, während April den Kopf schüttelte. „Nein, nicht bloß ein Fan. Sie tut es aus Liebe.“ Auf die fragenden Gesichter ihrer Kollegen hin erklärte sie: „Die ganze Art, wie sie an ihre Beutezüge geht, variiert. Various hat sich weder auf einen Bereich noch auf einen Stil festgelegt. Er war sehr experimentierfreudig, so wie sie. Es ist fast schon eine Hommage an ihn. Jeder Künstler hat eine Muse, die ihn inspiriert. Eine Geliebte, eine Frau oder vielleicht sogar eine Familie. In Various Fall würde ich von letzterem ausgehen. Er hatte sicher Frau und Kinder. Er wollte sie aber nicht in die Öffentlichkeit ziehen. Nur deshalb gab er sich so wahnsinnig viel Mühe, sein Leben vor den Augen der Leute zu verbergen. Von mir aus lacht darüber, aber ich bin da sicher, wenn wir die Person finden, die ihm nahe stand, haben wir V-Angel, “ schloss sie ihre Überlegungen ab. Die Jungs nickten. Das war einleuchtend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)