Promise von Ange_de_la_Mort (Xigbar/Demyx) ================================================================================ Interlude – Celebration ----------------------- Warnung: Kitsch! Like woah. Nein, wirklich ... Interlude – Celebration „Wieso sagst du mir nicht einfach, wohin wir gehen?“, versuchte Demyx es noch einmal, während sie durch den Raum zwischen den Welten schritten. „Weil es dann keine Überraschung mehr ist.“ „Ich kann überrascht tun.“ Xigbar lachte und zündete sich eine Zigarette an. „Das wäre nicht dasselbe.“ Es war einen Versuch wert gewesen. Demyx wechselte grinsend und mit einem Seitenblick auf Xigbars Zigaretten das Thema. „Waren die vorhin nicht noch nass?“ Dabei handelte es sich natürlich um eine rein rhetorische Frage. Demyx wusste mit Bestimmtheit, dass diese Sargnägel noch immer vor Nässe triefen mussten. Schließlich hatte er sich geweigert, sie für den Schützen zu trocknen, da er seine Macke zwar akzeptierte, aber nicht unterstützte. „Man kann auch feuchten Tabak rauchen“, gab Xigbar knapp zurück und fügte mit einem anklagenden Blick hinzu: „Auch, wenn es beschissen schmeckt.“ Demyx zuckte betont unschuldig mit den Schultern und betrat gemeinsam mit seinem Mentor das Portal, das sich auf der anderen Seite des dunklen Korridors auftat. ~*~ Weiß. Reines, pures, ungetrübtes Weiß, gegen das die Farben des Schlosses ihrer Welt trist und öde wirkten. Um Demyx' Erstaunen zu verstehen, musste man wissen, dass es in der Karibik nicht gerade häufig schneite; und falls doch, dann ausschließlich wenn Ostern und Weihnachten auf ein und denselben Tag fielen. Dementsprechend ungewohnt war der Anblick von so viel Schnee für ihn. Ansonsten befanden sich um sie herum mehrere rote Häuser mit spitzen schwarzen Dächern. Ein kleines Dorf, fremdartig und doch so vertraut. Er konnte sich nur nicht erinnern, weshalb. Während er noch überlegte, schritt Xigbar bereits zu einem der Häuser und öffnete die Tür. Demyx stand noch immer am selben Fleck und sah sich um. Fremde Schriftzeichen. Wände, dünn wie Papier. Türen, die sich zur Seite schieben ließen. Kahle Bäume, von deren nackten, schneebedeckten Ästen rote Papierstreifen herabhingen. Ehe er sich die Gebilde genauer betrachten konnte, rief Xigbar ihm zu, ob er endlich mitkommen oder lieber Wurzeln schlagen wollte. Freundlich wie immer, dachte er, belustigt den Kopf schüttelnd, und folgte seinem Mentor, der bereits im Gebäude verschwunden war und sich mit einem Mann unterhielt. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Gebäude um ein Hotel handelte, in welchem sie diese Nacht unterkommen würden. Lächelnd nickte der Mann Xigbar zu und deutete auf einen Tisch in der Nähe. „Vergessen Sie nicht, Ihre Wünsche aufzuschreiben.“ Im Gegensatz zu Demyx schien der Schütze zu verstehen, denn er bejahte nur und zog den Musiker mit sich zum besagten Tisch. „Sieh dir das an“, erklärte er, zeigte dabei nacheinander auf die roten Papierstreifen, die Feder und die Tinte, welche sich auf dem Tisch befanden, „auf dieses Papier schreibst du, was du dir am sehnlichsten wünschst. Dann hängst du es draußen an den Baum und wartest darauf, dass der Wunsch in Erfüllung geht.“ „An sowas glaubst du?“, fragte Demyx mit zweifelndem Blick. „Es ist so Sitte. Außerdem kann es nicht schaden.“ Xigbar zuckte mit den Schultern und sah Demyx abwartend an. „Also, nach dir.“ Na wundervoll. Er war nicht gut in solchen Spontanitäten. Was wünschte er sich überhaupt? Natürlich, er wollte sein Herz zurück. Aber das war wohl kaum ein passender Wunsch für diesen Aberglauben. Xigbar. Er wollte ihn nicht verlieren. Nicht, nachdem sein Mentor ihm schon einmal einen furchtbaren Schrecken eingejagt hatte. Konnte man das als Wunsch zählen? Er nickte zu sich selbst und schrieb genau das auf den Streifen, reichte die Feder dann weiter. Xigbar nahm sie grinsend an und schrieb, ohne vorher lange zu überlegen. Als Demyx versuchte, über seine Schulter zu linsen, um zu sehen, was genau Xigbar von sich gab, wurde er wütend angesehen. „Und was soll das jetzt?“ „Ich …“ Demyx blinzelte verwirrt. „Ich wollte nur sehen, was du dir wünschst.“ „Im Moment wünsche ich mir, dass du dich benimmst, ja?“ „Aber …“ Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht? „Kein aber. Sei brav und häng deinen Wunschzettel auf.“ Xigbar grinste und beugte sich wieder über den Tisch. Kopfschüttelnd verließ Demyx das Hotel und tat wie ihm befohlen, wartete, bis Xigbar sich zu ihm bequemte und das Gleiche tat. „Und wieso die Geheimniskrämerei?“ „Du willst es nicht wissen.“ Xigbar lächelte nur geheimnisvoll und ging an Demyx vorbei. „Komm schon, wir haben ein Fest zu feiern.“ „Ja. Ja, natürlich. Bin gleich da.“ Zuerst wollte er sehen, was sein Mentor von sich gegeben hatte. Neugierig betrachtete er den Zettel, doch mit jedem Wort, das er las, blinzelte er überraschter. Konnte nicht glauben, was er da gelesen hatte. Drehte sich schließlich fassungslos um und sah, wie Xigbar sich vor Lachen bog. „Mistkerl“, murmelte er kopfschüttelnd und mit hochrotem Kopf. Was Xigbar sich gewünscht hatte? Demyx, der willig und bettelnd unter ihm lag und seinen Namen schrie. ~*~ Sie stiegen den kleinen Bergpfad hinab, schwiegen sich an. Xigbar fragte sich schon, ob Demyx seinen Scherz übel nahm, als der Junge plötzlich stehen blieb. „Singapur!“ „Bitte was?“ Der Junge lächelte. „Ich hab Geschichten von den Häusern und den Menschen hier gehört. Das alles erinnert an Singapur.“ Fragend legte er den Kopf schief. „Sind wir in Singapur?“ „Ich weiß nicht einmal, wo das sein soll“, gab Xigbar kopfschüttelnd zu. „Bitte? Jeder Pirat, der etwas auf sich hält, kennt die Geschichten von Singapur!“ „Wie gut, dass du keiner mehr bist.“ Der Schütze verdrehte das Auge und ging weiter, erzählte Demyx noch mehr über das Fest, auf das sie sich begeben würden. Es war ein jährliches Frühlingsfest, das sich über drei Wochen erstreckte und einen der Höhepunkte dieser Welt darstellte. Aber mehr sollte Demyx selbst sehen, meinte er grinsend, während sie das große Stadtportal betraten. Verwinkelte Straßen, Menschenmassen, fremdländische Musik, die an das Ohr eines jeden Besuchers drang, der Peking betrat. Es duftete nach Jasmin und Lotus, gemischt mit edlen Gewürzen. Lampions hingen über ihnen, rot und mit diversen Bildern und Schriftzeichen verziert. Drachen und andere Fabelwesen fanden sich dort ebenso wie Glückwünsche und Rätsel. Irgendwann griff Demyx nach Xigbars Hand, um ihn in dem Gewimmel nicht zu verlieren. Obwohl es nur eine kleine, scheinbar unbedeutende Geste war, erfüllte sie die Brust des Schützen mit einer seltsam ungewohnten Wärme. Er lächelte schmal und führte Demyx durch die Straßen. Keine zehn Meter weiter jedoch hielt der Junge ihn an und zeigte auf einige Musiker, die sich in einiger Entfernung ihre Künste all jenen präsentierten, die ein paar Minuten ihrer wertvollen Zeit, sowie einige Münzen aus ihrem wertvolleren Besitz entbehren konnten. „Kann ich mir das aus der Nähe ansehen?“ „Du musst mich doch bei sowas nicht um Erlaubnis fragen.“ Xigbar lachte und folgte Demyx zu den Künstlern. Neugierig betrachtete Demyx die Musikinstrumente, unterhielt sich mit einer Musikerin, die sich von den Fragen des Jungen nicht gestört zu fühlen schien. Geduldig erzählte sie ihm alles, was er wissen wollte, und erlaubte ihm, nachdem das Lied zu Ende war, die Saiten der hölzernen Zither zu berühren, weil Demyx unbedingt das Material erfahren wollte. „Was ist das? Das ist kein Material, das ich auf Anhieb erkenne. Und ich kenne mich mit Saiten aus.“ Sie bedachte ihn mit einem seltsamen Blick, als wäre es ihr unverständlich, dass überhaupt jemand nachfragen musste. Scheinbar war das allgemeines Wissen in dieser Welt. „Sie sind aus reiner Seide gefertigt“, erklärte sie ihm schließlich. „Dann sind das ja richtige ‚Seideninstrumente’!“, schlussfolgerte Demyx und lachte über seinen eigenen Scherz. Das Lachen verging ihm jedoch schnell, als sie die Stirn in Falten legte und ihm bestätigte, dass diese Art Instrument tatsächlich jenen Namen trug. Für Xigbar war das der Moment einzuschreiten, ehe die Musikerin noch fragen konnte, ob Demyx hinterm Mond lebte. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte entschuldigend. „Er ist nicht mehr ganz nüchtern“, behauptete er und bedeutete dem Jungen mit einem Blick, ja still zu sein. Ihm wurde ein verständnisvoller Blick zugeworfen. Ihre Lippen teilten sich zu einem Lächeln und entblößten perlweiße Zähne. „Meine eigenen sind auch so. Sie glauben immer, erwachsen zu sein, und kennen doch ihre Grenzen nicht.“ Xigbar verbiss sich einen Kommentar, nickte nur und zog Demyx mit sich. Der Junge kicherte unkontrolliert, lehnte sich an den Schützen, drückte seine Hand. „Sie hat dich für meinen Vater gehalten. Sie hat dich allen Ernstes für meinen Vater gehalten.“ „Halt den Mund, Kurzer!“, knurrte er leise und ungehalten, stieß damit eine unmissverständliche Warnung aus. Natürlich ließ Demyx sich nicht beirren. „Ich meine, vom Alter her würd’ es ja hinkommen, aber-“ „Ich warne dich, kein Wort mehr!“ „Wir sehen uns überhaupt nicht ähnlich!“ Das reichte. Genug war genug. Xigbar zog den Jungen in eine schlecht beleuchtete Gasse und drückte ihn gegen die Wand. „Entweder du benimmst dich jetzt“, raunte er gefährlich, „oder ich tu das, was dein Vater schon längst hätte tun sollen.“ „Und das wäre?“ In Demyx’ Augen lag ein übermütiger Glanz, seine Lippen zierte ein angriffslustiges Grinsen. „Ich versohl’ dir den Hintern.“ Lächelnd beugte Demyx sich vor, sein warmer Atem streifte dabei Xigbars Hals. „Würde dir das gefallen?“, hauchte er betont lasziv und biss dem Schützen zärtlich ins Ohr. Oh bitte … wollte der Junge ihn etwa verführen? Xigbar lächelte. Das Spiel konnten sie auch zu zweit spielen. „Weißt du, was mir wirklich gefallen würde?“, fragte er und küsste Demyx stürmisch, ließ ihm nicht die Zeit zu antworten. Seine Finger begaben sich auf Wanderschaft, öffneten Demyx’ Mantel und fuhren unter sein Shirt. Kaltes Leder traf auf erhitzte Haut, raue Lippen trafen sich wieder und wieder. Er spürte Demyx’ Finger, die sich in seinem Haaren vergruben, hörte dessen leises Keuchen, sehnte schon den Augenblick herbei, an dem er sich den Wassermanipulator ganz zu Eigen machen würde. Aber so weit waren sie noch nicht. Ein Stöhnen entglitt Demyx’ Kehle, als Xigbar ein Knie zwischen seine Beine presste. Erwartungsvolle Blicke aus halbgeschlossenen Augen, seliges Lächeln auf fein geschwungenen Lippen … Er war einfach wunderschön – so zumindest fand Xigbar. Natürlich hielt das jedoch nicht ab, den Jungen zumindest ein klein wenig auf die Palme zu bringen. Strafe musste schließlich sein. „Wenn du dein Gesicht sehen könntest“, führte er seinen vorherigen Satz fort. „Und zwar genau jetzt.“ Mit diesen Worten ließ er von Demyx ab, würdigte ihn keines weiteren Blickes und verließ innerlich grinsend die Gasse, als ihm ein Schwall an Flüchen und Verwünschungen hinterher gerufen wurde. Wer hatte Demyx nur solche Ausdrücke beigebracht? Es dauerte einige Minuten, bis Demyx mit geröteten Wangen und wütend funkelndem Blick zurück auf die Straße trat. „Das war wirklich nicht lustig.“ „Im Gegenteil. Außerdem war es gerecht.“ Xigbar legte ihm lächelnd eine Hand auf die Schulter. „Du verarschst mich, ich verarsch dich. Das ist der Lauf der Dinge.“ Und ehe Demyx, der sich murrend an den Schützen lehnte, darauf etwas sagen konnte, sprach Xigbar bereits weiter: „Und jetzt lass uns erstmal was essen. Danach will ich dir noch was zeigen.“ ~*~ Das Lokal, das Xigbar ausgesucht hatte, lag abgeschieden vom Gedränge, was der Lautstärke der Hauptstraßen eine angenehme Abwechslung bot. Schweigend ließ Xigbar sich im Schneidersitz an dem flachen Tisch nieder und wartete, bis Demyx es ihm gleich tat. „Keine Stühle?“ „Das ist nicht das einzige, an das du dich gewöhnen musst.“ Lachend betrachtete er Demyx’ Verrenkungen und wartete, bis ein Kellner sich ihrer annahm, bei welchem er ihre Bestellung aufgab. Demyx’ fragenden Blick ignorierte er, bis sie wieder alleine waren, dann erklärte er schulterzuckend: „Nudeln und Alkohol.“ „Wieso sagst du das dann nicht einfach?“ „Andere Länder, andere Sitten.“ Und damit war alles geklärt. Zumindest bis das Essen kam. „Was ist das?“ Er seufzte. „Ich sagte doch: Nudeln und Alkohol.“ Demyx schüttelte den Kopf und zeigte auf die Essstäbchen. „Ich rede davon.“ „Das ist Besteck.“ „Ich weiß, wie Besteck aussieht. Das da ist kein Besteck. Das sind übergroße Zahnstocher.“ Es sollte ein sehr lustiges Essen werden. Xigbar zumindest amüsierte sich königlich, als der Junge versuchte mit den Stäbchen umzugehen, wobei er sich beinahe selbst ein Auge ausgestochen hätte. Irgendwann jedoch hatte er den Dreh raus. Er lernte wirklich schnell. In allen Belangen. Kein Wunder, bei dem Lehrmeister. Xigbar lächelte selbstzufrieden über seinen Schüler. ~*~ Später, als die Sonne bereits untergegangen war, zog Xigbar ihn durch die beleuchteten Gassen, immer dem Strom der Menge nach, bis sie schließlich an einem großen Platz ankamen. Dort zogen Tänzer durch die Straßen, zusammen mit einer Parade von Musikern und Lampionträgern. Demyx beobachtete alles mit leuchtenden Augen und der Freude, die der eines Kindes ähnelte, welchem man seinen innigsten Herzenswunsch erfüllt hatte. „Das Beste kommt erst noch“, prophezeite Xigbar und drückte Demyx’ Hand. Er sollte Recht behalten, denn kurz darauf erschienen zwei Tänzer im Kostüm einer länglichen, echsenartigen Kreatur, die in verschiedenen Rottönen leuchtete und sich anmutig im Schein der Lampions bewegte. „Ein Drache. Das Symbol für Glück, Macht und Reichtum in dieser Welt.“ „Er ist wunderschön“, murmelte Demyx ehrfürchtig. Lächelnd legte der Schütze von hinten die Arme um ihn, küsste seinen Nacken. „Irgendwann werd’ ich dir einen Echten zeigen“, versprach er leise. Sie blieben lange so stehen, selbst als der Zug bereits an ihnen vorbeimarschiert war. Erst, als über ihnen die Anfänge eines Feuerwerkes den Himmel erleuchteten, lösten sie sich voneinander. „Lass uns zurückgehen“, schlug Xigbar vor. „Vom Hotel aus haben wir eine bessere Sicht.“ ~*~ Sie standen gemeinsam auf dem Balkon ihres Hotelzimmers und beobachteten das farbenfrohe Spektakel. Wobei … um genau zu sein, war Demyx der Einzige, der das Feuerwerk betrachtete. Xigbar hingegen hing, eine Zigarette paffend, seinen Gedanken nach. Es war schon eigenartig. Jahrelang hatten sie geglaubt, keine Emotionen zu besitzen, und jetzt? Jetzt kam er sich vor wie ein Blinder, dem man das Augenlicht geschenkt hatte. Mit Sicherheit ein schlechter Vergleich, aber Xigbar verstand die Situation einfach nicht, wusste nicht einmal, ob das, was er für Demyx empfand, Gefühle waren, oder einzig die Erinnerung an selbige. Oder ob er sich alles nur einredete. Im Endeffekt konnte er nur mit Gewissheit sagen, dass sich Farbe in die Tristesse seines grauen Alltags geschlichen hatte, seit der Junge in sein Leben getreten war – und allein darauf kam es seiner Meinung nach an. Nun blieb nur die Frage, ob Demyx genauso dachte. Er hoffte es zumindest. Der Junge sah ihn an, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Danke.“ „Wofür?“, fragte Xigbar ehrlich verwirrt. „Für heute.“ Demyx nickte gen Horizont in den dunklen Himmel. An selbigem zeichneten sich noch immer vereinzelte Farben und Formen ab. „Jederzeit wieder“, versprach Xigbar und erwiderte das Lächeln. „Nächstes Jahr? Die ganzen drei Wochen?“ „Klar. Wenn du dir ’nen passenden Vorwand für Xemnas ausdenkst.“ Ein Kopfschütteln. Demyx sah ihn aus großen Augen an. „Kannst du das nicht machen?“ Es war kein Geheimnis, dass der Junge sich nicht gern in Xemnas’ Nähe aufhielt. Er war ihm unheimlich. Man konnte es ihm wirklich nicht verübeln. Allerdings war dies einer der wundervoll häufigen Momente, in denen die sadistische Ader des Schützen zum Vorschein kam. „Wieso sollte ich? Du willst das Fest sehen.“ Zufrieden grinsend lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Brüstung, zog an der Zigarette, weidete sich an dem Anblick des Jungen, der stammelnd mögliche Ausreden durchging, welche natürlich alles andere als überzeugend klangen. Vorgetäuschtes Mitleid spiegelte sich in Xigbars Blick. Er lehnte sich weiter zurück und lächelte noch breiter. „Natürlich könnte ich mich möglicherweise breitschlagen lassen. Kommt natürlich ganz darauf an, was ich als Gegenleistung bekomme.“ Er hatte an nichts allzu Wildes gedacht. Ein paar von Demyx’ Monatsgehältern, vielleicht die ein oder andere Mission, die der Junge für ihn übernehmen könnte. Er war ja nicht boshaft. Zumindest nicht immer. Umso mehr überraschte es ihn, dass sich nach kurzem Nachdenken in Demyx’ Augen ein schelmisches Funkeln zeigte. Mit wenigen Schritten stand Demyx vor ihm, pflückte ihm die Zigarette von den Lippen, welche er stattdessen mit seinen eigenen versiegelte. Xigbar schloss das linke Auge, während er sich in den Kuss lehnte, nahm kaum wahr, wie der Mantel von seinen Schultern gestreift wurde und sich geschickte Finger an seinem Hemd zu schaffen machten. Erst als der kühle Wind ihn frösteln ließ und dazu führte, dass sich die feinen Härchen auf seiner Brust aufstellten, sah er sein Gegenüber mit erhobener Augenbraue an und legte ironisch grinsend die Arme um ihn. „Wie soll ich einem solchen Angebot nur widerstehen?“ „Am besten gar nicht?“ Sie küssten sich noch einmal. Länger. Impulsiver. Atemberaubender. Eigentlich hielt Xigbar es für seine Pflicht, jetzt etwas Romantisches zu denken. Dass der Geschmack von Demyx’ Lippen ihn süchtig machte oder ähnlich Kitschiges. Doch alles, was er wahrnahm, waren Momentaufnahmen: Wie Demyx’ behandschuhte Finger über seine nackte Brust strichen und er sich automatisch an die Berührung drängte. Wie das Geländer des Balkons gegen seinen Rücken drückte, gleichzeitig sein Haarband gelöst wurde und seine Haare frei auf seine Schultern fielen. Die bittere Mischung aus Maotai und Nudeln, nach der Demyx schmeckte und die dem Augenblick sowohl einiges mehr an Realität verlieh, als auch lange verloren geglaubtes Verlangen in ihm auslöste. Nervosität machte sich in ihm breit, schließlich war seit dem letzten Mal, dass er einer anderen Person Zärtlichkeiten hatte zukommen lassen, viel Zeit vergangen. Er ließ zu, dass Mantel und Hemd komplett zu Boden fielen, wo sie mit einem dumpfen Geräusch aufkamen. Es sollte nicht das letzte Kleidungsstück sein, das er an diesem Abend verlor. Zusätzlich sollte er in dieser Nacht erfahren, dass Wünsche wirklich wahr werden konnten. In den Nächten der kommenden Wochen fand er außerdem heraus, dass Demyx bei Weitem nicht so unschuldig war, wie es häufig den Anschein hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)