Lost Angel von Remy (WerwolfXVampir - Über 100 Favos. ôô) ================================================================================ Schneetreiben ------------- Lost Angel Kapitel 30 – Schneetreiben Jemil’s PoV „Vampire!“ Dieses eine geschrieene Wort ließ mich hochschrecken. Verwirt sah ich mich zuerst nur um. Nur grob konnte ich Umrisse erkennen, dabei war meine Sicht in der Dunkelheit sonst ziemlich gut. Abrupt wurde ich aber hochgezogen und nach draußen gebracht. Erst als das Mondlicht auf ihn viel erkannte ich Jesko. Der mich nur etwas besorgt ansah. „Sieht wohl aus, als wollte sich da noch jemand einmischen“, meinte er knapp und wollte mich schon in das Gewusel aus Hybriden und Werwölfen. Doch mir stieg ein Geruch in die Nase. Der einer bekannten Person. Und dieses Mal war es weder Pio noch Devin oder Joe. Ich riss mich von Jesko los. Und lief genau in die gegen gesetzte Richtung, als alle anderen. Mich trieb es einfach voran. Selbst die Rufe des jungen Werwolfes ließen mich nicht umdrehen. Erst als er mich festhielt, blieb ich stehen. „Das ist die falsche Richtung!“ Aber ich hörte ihm gar nicht zu. Wirkte fast wie taub. Dieses blonde Etwas zog mich in seinen Bann. Ihr langes Haar wehte im Wind, der von leichten Schneeflocken durchzogen war. „Jemil“, konnte ich von ihren Lippen ablesen. Ich schluckte. Was machte gerade sie hier? Wieso sie? „Mila, was … tust du hier?“ Ich spürte es. Irgendwo in mir platzte gerade eine Seifenblase. Die, in der meine Hoffnung, nie wieder zurück zu gehen war. Doch gerade sie ließ das geschehen. Wieso? „Devin und Joe haben mir erzählt, dass sie es nicht geschafft haben. Und selbst Pio konnte dich nicht überzeugen. Und da ich ohnehin einmal raus musste, will ich mein Glück zumindest versuchen.“ Ihr Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken. So viel Selbstsicherheit hatte ich noch nie bei ihr gesehen. Ein Knurren ließ mich zusammen zucken. Und da sah ich es erst. Dieses hässliche Tier, das sich da neben Mila durch den Schnee kämpfte. „Dieses Vieh hat Pio mir mit geschickt. Eine seiner Fledermäuse. Ist ein grässliches Wesen. Er ist aber wohl weiter gekommen, als dein Vater noch vor ein paar Monaten.“ Ich schwankte einige Schritte zurück. Fühlte schon bald Jeskos Hände auf meinen Schultern. Leicht wendete ich mich zu ihm. Sein Blick lag auf diesem etwas, das Mila da als Fledermaus bezeichnet hatte. „Sieht aus, wie das Vieh, dem wir begegnet sind.“ War das, das einzige, was ihm dazu einfiel? Mehr nicht? Was sagte er denn zu Milas Kommentar? Was hielt er davon? „Und? Was ist Jemil?“ Die blonde Vampirin kam auf mich zu. Plötzlich war diese Selbstsicherheit aus ihren Augen verschwunden. Was war auf einmal los mit ihr? „Mila, auch du kannst mich nicht überzeugen!“ So sicher sagte ich es. Ich war mir so verdammt sicher. Da zog mich aber auch schon Jesko in seine Arme und ein Knurren durchfuhr die Stille. Dieses Mal kam es nicht von diesem Fledermaus-Vieh. „Werwölfe“, flüsterte Mila. Die würden sie zerreißen. Ich löste mich aus Jesko Umarmung. Atmete einmal tief durch. „Verschwinde von hier! Sonst bringen die dich um.“ Ich blieb doch wirklich ruhig, bei dem was ich sagte. Oder zumindest versuchte ich es. „Nein! Ich will, dass du mitkommst!“ Sie packte meine Hand und wollte mich einfach mitschleifen. Doch das ließ ich gar nicht passieren. Zog sie zurück. „Tut mir leid! Das geht nicht. Ich bleibe bei Jesko!“ Die Vampirin warf über meine Schulter einen Blick auf den Werwolf. Er stand einfach nur da. Tat keinen Zucker. Gerade so, als ob er auf etwas warten würde. „Du willst das doch gar nicht. Er hat dich doch einfach mitgenommen!“ Tränen stiegen ihr in die Augen. Liefen ihr schon bald über die Wangen. Tropften in den weißen Schnee. Langsam schüttelte ich den Kopf. „Ich bin freiwillig mit. Denn…“ Ich flüsterte ihr noch etwas ins Ohr. War mir so ziemlich sicher, dass Jesko es nicht hören würde. Ich würde ihm das einmal ins Gesicht sagen. Dafür brauchte ich aber noch sehr viel Mut und den hatte ich einfach nicht. „Aber … Jemil … du …“ Sie brachte wohl nichts dazu heraus. Brach einfach ab. Aber schon im nächsten Moment hatte sie mich geohrfeigt. „Du bist ein Arschloch!“, brüllte sie. Immer noch flossen die Tränen über ihre Wangen. Glitzerten wie kleine Kristalle, wenn sie zu Boden fielen. „Du verstehst es nur nicht“, seufzte ich. Machte auch gleich auf den Haken kehrt. Doch wieder hielt sie mich fest. „Er macht dich doch nur traurig. Du kannst doch gar kein Glück finden.“ Ich riss mich los. „Denk was du willst“, schnaubte ich. Blickte zu Jesko. Jedoch war er weg. Was sollte das denn jetzt werden? Wollte er mich jetzt hier stehen lassen. Ich wirbelte wieder zu Mila herum. Die sah sich genauso irritiert um. Wie es aussah, war ihr kleiner Monsterwächter auch verschwunden. Ein Aufheulen ließ meinen Blick zu der riesigen Wiese fallen, die hinter uns lag. Einige Vögel stiegen davon auf. Die hatten aber ganz sicher nicht diesen Laut von sich gegeben. „Jesko. Verdammt!“ Ich lief einfach los. Irgendetwas rief Mila mir noch hinterher. Doch ich hörte einfach nicht darauf. Mir war Jesko viel wichtiger, als zu wissen, was sie noch von mir wollte. Ja. Jesko war mir wichtig. Verdammt wichtig. Das wohl Wichtigste, das ich hatte. Das Einzige, was ich noch hatte, neben meinem Leben. Das Gras dieser verfluchten Wiese war hoch. Zu hoch. Ich lief doch nur ins Nichts. Nach Minuten blieb ich aber erst erschöpft stehen. Stützte mich mit den Armen an den Beinen ab. Keuchte. Völlig hilflos sah ich mich um. Ich würde ihn nie finden. Und er mich auch nicht. Da glitt etwas an meinem Bein entlang. Etwas Weiches. Ich versteifte völlig. Das war sicher keine Katze oder ein Hund. Dieses Etwas verbiss sich in meiner Hose. Zerrte daran. Erst als wieder etwas aufjaulte, ließ es mich los. Ich schluckte, als das Gras raschelte. Spürte Arme um meine Schultern. „Mila ist weg und dieses Vieh mit dazu.“ Er keuchte. Konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Was war denn mit ihm los? „Wir müssen zurück“, flüsterte ich. Doch da spürte ich, wie er zusammen sank. „Jesko!“ Ich wirbelte herum. Fing ihn gerade noch auf. Aber er war mir zu schwer. Zog mich mit hinunter. Immer wieder wiederholte ich seinen Namen. Bis ich schon fast in ein Schreien überging. Doch er antwortete einfach nicht mehr. Sein Atem war auch nur noch ein Röcheln. Nervös durchsuchte ich seinen Körper nach Bisswunden. Aber davon war keine zu finden. Dann war er zumindest nicht gebissen worden. Erleichtert atmete ich auf. Auch wenn es mir nichts half. Ich kam alleine hier nicht weg. Er war mir einfach zu schwer. Ich könnte ihn nie tragen. Und trotzdem versuchte ich es. Legte seinen Arm um meine Schultern um ihn etwas zu stützen. „Verdammt“, zischte ich. Kam nur ein paar Schritte weit. Sank dann wieder zusammen. Was hatte dieses Vieh nur mit ihm gemacht. Ich atmete ein paar Mal tief durch. Raffte mich dann wieder hoch. Wieso waren eigentlich diese ganzen Werwölfe nicht da, wenn man sie brauchen könnte? Zum Beispiel genau jetzt? Ich würde doch nur ein paar Hundert Meter weit kommen müssen. Dann würden diese verfluchten Werwölfe auch schon aufkreuzen. Die könnten mir dann zumindest helfen. Doch wieder kam ich nur ein Stück. Sank dann einfach wieder zusammen. Ich war ein verdammter Loser. Immerhin konnte ich nicht einmal Jesko hier wegbringen. Gerade jetzt. Ich blickte gen Himmel. Der Schneefall wurde immer schlimmer. Wenn es so weiter ginge, würden wir hier noch erfrieren. Mühsam versuchte ich den Werwolf an mich zu drücken. Aber ich würde ihn nie warm halten können. Wärmen konnte ich mich doch selbst kaum. Er war doch derjenige, der mich sonst immer aufwärmte. Ich begann zu zittern. Der Schnee ging mir schon bis zu den Knöcheln. Und es wollte gar nicht aufhören. „Onkel Jemil!“ Ich schreckte hoch. Hatte gar nicht bemerkt, dass ich kurz vor dem Einschlafen war. Verwirrt blickte ich mich um. Das war doch Felix. Unser kleiner Werwolf. Ich versuchte wieder Jesko hochzubekommen. „Felix!“, rief ich. Er würde mich schon finden. Nein, er würde uns finden. „Komm schon, Jesko, hilf mich doch ein bisschen“, flüsterte ich. Doch ich bekam einmal mehr keine Antwort. Seine Lippen waren schon blau. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn er es nicht überstehen würde. „Onkel Jemil!“ Der kleine Werwolf kämpfte sich durch das hohe Gras und den Schnee. Blieb dann aber wie gebannt stehen. „Ich hol die anderen“, meinte er nur noch machte auch gleich wieder kehrt. Ich hatte mich mit Jesko wieder einige Schritte weiter gekämpft. War wieder zusammen gesackt. Drückte Jesko jetzt an mich. Ich hörte kaum noch seinen Atem. „Komm jetzt bloß nicht auf blöde Gedanken“, zischte ich. Bemerkte gar nicht, wie besorgt ich eigentlich klang. Immer enger drückte ich ihn an mich. Versuchte ihn wirklich zu wärmen. Aber mein eigener Körper war doch schon nicht mehr richtig warm. Wie sollte ich das dann bei ihm ändern. Erst nach Minuten kam Felix wieder mit einigen anderen Werwölfen zurück. Einer davon war Satôbi, den erkannte ich. Die anderen waren mir unbekannt. Viel hatte ich aber auch nicht von den Werwölfen zu tun. Noch nicht. Satôbi zog mich hoch, während die anderen sich um Jesko kümmerten. Erst jetzt bemerkte ich eigentlich, wie ich selbst zitterte. Die ganze Zeit hatte ich nur auf meinen Werwolf geachtet. Mich dabei völlig vernachlässigt. „Was habt ihr hier überhaupt noch gemacht?“, fragte Satôbi. Ich antwortete nur nicht. Wollte gar nicht. Wie es aussah erwartete er auch gar keine Antwort. „Ihr zwei Idioten“, hörte ich Satôbi noch sagen. Dann brach ich wohl auch zusammen. Lange hätte ich das wohl auch nicht mehr durchgehalten. Mein Körper ächzte gerade zu nach etwas Ruhe. Auch wenn ich die ohne Jesko sicherlich nicht finden könnte. Leicht wurde ich von einer sanften Stimme geweckt. Mein Kopf sank zur Seite. Schon spürte ich auch warme Lippen auf meiner Wange. Und wieder diesen sanften Klang. „Na Jemil“, konnte mein Kopf die Töne endlich zu etwas wirklich verständlichen zusammensetzen. „Jesko“, flüsterte ich. Hob das erste Mal eines meiner Lider. Es war, als hätte ich meine Augen schon seit Jahrhunderten nicht mehr geöffnet. Jedes bisschen Licht brannte, wie Feuer auf meiner Netzhaut. Und erst jetzt spürte ich sie. Diese warmen Arme, die sich um mich gelegt hatten. „Du Dummkopf.“ Langsam hob ich den Kopf. „Wer von uns ist hier ein Dummkopf. Du bist doch einfach weg.“ Jesko biss sich auf die Unterlippe. „Ich wollte dich doch nur vor diesem Fledermausvieh beschützen, das Mila mit angeschleppt hat!“ Nein, das wollte er doch nicht. Nicht mich. „Wenn du meinst“, murmelte ich. Ein kalter Windhauch traf mich im gleichen Moment. „Onkel Jemil!“ Der kleine Felix stürzte sich auf mich. Schlang seine dünnen Arme um meinen Hals. „Ich hab mir um euch Sorgen gemacht“, flüsterte er mir ins Ohr. Ein Seufzen ließ mich aufsehen. „Du erdrückst ihn noch“, meinte Venanzia. Hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Aber …“, fing Felix an. Sah dann nur mich an. Schob schmollend die Unterlippe nach vorne. Ich drückte den kleinen etwas von mir weg. „Das macht doch nichts“, meinte ich nur zu der Werwölfin, die den Kopf schief gelegt hatte. „Er wird euch nur nerven.“ Felix schnaubte bei diesen Worten von Venanzia. „Bei was denn?“, fragte er auch gleich. Blickte Venanzia fragend an. „Was eben zwei Liebende so machen“, erwiderte sie und packte den Kleinen auch gleich am Arm. „Das werden wir sicher nicht machen“, mischte sich da aber auf einmal Jesko ein. „Dann kann ich hier bleiben“, freute sich Felix. Riss sich von Venanzia los und sprang auch gleich wieder auf mich. Legte die Arme um meinen Bauch. „Geht es dir wieder gut, Onkel Jemil?“, fragte der Kleien auf einmal. „Wieso sollte es mir denn nicht gut gehen?“, erwiderte ich mit einer Gegenfrage. „Weil du die ganze Nacht über hohes Fieber hattest“, antwortete die Werwölfin für den Jüngeren. Ich senkte nur den Kopf. Spürte aber schon Jeskos Arm um meine Schulter. „Deswegen bist du auch ein Dummkopf“, seufzte der. „Er hat dich doch nur lieb“, zischte Felix. Blickte Jesko dabei wütend an. Der kleine Werwolf merkte wohl alles ziemlich schnell. Alles was meinem Wölfchen nicht auffiel. Von dem Kleinen könnte er noch etwas lernen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)