Lost Angel von Remy (WerwolfXVampir - Über 100 Favos. ôô) ================================================================================ Hybride ------- Lost Angel Kapitel 26 – Hybride Jemil’s PoV Ich spürte kaltes Metal an einem meiner Handgelenke, als ich langsam die Augen öffnete. Nicht weit. Nur einen winzigen Spalt. Verschwommen konnte ich etwas erkennen. Es wirkte für mich, wie ein kleiner Raum. Aber mir war ohnehin zu schwindelig um überhaupt Entfernungen einschätzen zu können. Mit meiner freien Hand – die andere ging mit diesem metallenen Ding am Gelenk über meinem Kopf – fuhr ich mir über die Augen. Es half nichts. Ich keuchte leicht. Fühlte fast im selben Moment, wie sich etwas in meinem Schoss bewegte. Und das gehörte ganz bestimmt nicht zu mir. Es sah für mich nur aus wie ein großes Fellknäuel. An irgendetwas erinnerte es mich. Leicht wankte ich mit dem Kopf hin und her. Doch mein Blick wurde nicht schärfer. Es war nur so, als ob der Druck in meinem Kopf größer werden würde. Es begann zu schmerzen. Oder wohl eher zu stechen. Ich streichelte über das Ding in meinem Schoss. Es war ganz weich. Fiepte leicht. Begann sich zu bewegen. Doch da spürte ich schon eine Pranke in meinem Gesicht. „Fass unsere Welpen nicht an!“, brüllte mich jemand an und entriss mir das Fellknäuel. Mein Kopf wurde durch den Druck herumgerissen. Noch nie hatte mich jemand – bis auf Pio – ins Gesicht geschlagen. Und erst recht nicht so angebrüllt. Doch ich gab keinen Laut von mir, der andeuten könnte, dass ich mich aufregte. Nein. Ganz sicher nicht. Das würde ich in meiner Situation nicht tun. Ich ließ den Blick nach oben wandern. Ein Junge blickte mich wütend an. Der war doch kaum älter als 14. Wenn überhaupt. „Schau mich nicht so an, Blutsauger!“, zischte er. Das, was er mir da abgenommen hatte und jetzt auf seinem Arm hatte, war wohl ein Wolfswelpe. Er fiepte immer wieder. Ich legte den Kopf nur leicht schief. Sah den Jungen immer noch an. Er hatte tief braune Augen und rabenschwarzes Haar. Etwas schmächtig war er wohl auch. Vielleicht bekam er nicht genug zu Essen? „Schau mich nicht so an!“, wiederholte er. Nur wütender. „Tut ... mir ... leid“, brauchte ich langsam heraus. Ließ den Kopf sinken. Der war ohnehin so schwer. „Koinu! Lass unseren Gast in Ruhe!“, wurde der Kleine da aber schon von einer jungen Frau mit schulterlangem, braunen Haar angeschnauzt. Die war mir gar nicht aufgefallen. „Der hat aber unseren Welpen angefasst!“, maulte der Jüngere da aber schon. Doch die Frau hörte ihm gar nicht zu. War nur zu mir gekommen. Sie strich mir über die Wange. „Wow, bei euch heilen Wunden wirklich noch schneller, als bei uns“, meinte sie würdevoll. Was sie wohl damit meinte? Ich war mir nicht im Ansatz klar, was sie waren. Zumindest keine Menschen! Werwölfe vielleicht? „Venanzia, du willst ihn doch jetzt nicht auch noch loben! Seine Art hat dich damals verstoßen! Nur weil du ein Mischling bist ...“ „Sei still, Koino!“, fiel sie ihm da aber schon ins Wort, „Sag noch einmal Mischling, dann werde ich dich wirklich einmal eine Klippe runterwerfen!“ Der Junge senkte den Kopf. „Tut mir leid, ich meine Hybride.“ Meine Augen weiteten sich. Ein Hybride? Dieses Mädchen war ein solcher. Das ging doch gar nicht. Es gab keine. Es durfte keine von ihnen geben. Einfach ganz unmöglich. Venanzia wendete sich wieder zu mir. „Ich werde dich erst einmal losmachen, auch wenn es wohl Sotsuganai nicht passen wird.“ Sie löste die Handschellen und half mir hoch. „Wo ist Jesko?“, fragte ich, als sie mir bis zum Tisch geholfen hatte, der in einer Ecke stand. „Jesko? Du meinst den jungen Werwolf. Der wird bei Sotsuganai sein“, erwiderte sie nur und gab mir ein Glas mit einer roten Flüssigkeit darin. Meine Nase konnte mir gut genug sagen, was es war. „Blut. Das wird dir gut tun.“ Ich hatte das eigentlich schon gewusst. Nickte trotzdem lächelnd. Trank das ganze Glas mit einem Zug leer. Erst einen Moment danach dachte ich daran, was wäre, wenn die Person, von der dieses Blut war, nicht mehr lebte. Aber da ich mich so ziemlich gut fühlte, war wohl nichts. Venanzia legte den Kopf auf die Tischplatte. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du ein richtiger Vampir bist. ... Irgendwie bist du zu niedlich.“ Solche Sprüche konnte ich nicht ausstehen. Vor allem nicht von Mädchen. Sie hatten dabei so einen quietschenden Unterton. Und das schmerzte mir nur in den Ohren. Ich spürte ein paar Finger auf meiner Wange. „Du bist immer noch etwas warm. Noch ein bisschen Schlaf wäre besser für dich.“ Langsam sah ich auf. Nickte leicht. Doch erst als ich mich umsah, viel mir auf, dass es hier eigentlich nur wieder den Boden geben würde. Ein Bett war hier keines. Obwohl mir schon so etwas, wie eine Luftmatratze reichen würde. Nur um halbwegs bequem liegen zu können. Ein kalter Luftzug schlug gegen meinen Rücken, als die Tür aufgerissen wurde. „Venazia, das Wölfchen will seine Fledermaus wieder. Ist der schon ...“ Der Werwolf – so sicher war ich mir gar nicht – hatte wohl noch fragen wollen, ob ich schon wach sein. Aber das sah er jetzt höchst wahrscheinlich selbst. „Na dann kann ich ihn gleich mit zu unserem neuen Wolf nehmen?“ Irgendwie passte mir der Kerl nicht. Er redete so herablassend. Das wirkte für mich wirklich seltsam. Noch nicht oft hatte ich so jemanden über mich reden hören. Auch wenn ich wusste, dass viele über mich hinter meinem Rücken über mich gelästert hatten. Mühsam versuchte ich mich aufzuraffen. Aber ich kam gar nicht so weit. Meine Knie zitterten. Fühlten sich an wie Wackelpudding. „Bring ihn besser her.“ Ein Lächeln hatte sich auf Venanzias Gesicht gebildet. Irgendwie war sie ein bisschen, wie mein Jesko. Sie könnten mit Leichtigkeit Geschwister sein. Aber sie war ein Hybride. Ein Richtiger. Dass mein Werwolf das nicht war, wusste ich wohl. „Dann hol ich ihn. Der rastet ohnehin bald aus, wenn er ihn nicht wiederbekommt. Du hättest ihn gerade erleben sollen, als Sotsuganai ihm gesagt hat, dass er noch nicht zu ihm darf.“ Er lachte knapp auf. Doch verstummte auch gleich wieder. „Ich hol ihn schon“, meinte der Werwolf schließlich nur und war gleich wieder weg. Ich ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. Seufzte einmal. Mir tat der Kopf noch immer etwas weh. „Jemil!“ Ich hatte die Tür nicht gehört. Spürte jetzt aber auch nur noch Jesko. „Hey“, erwiderte ich nur knapp. „Ich werde dich gleich ins Bett bringen.“ So schnelle konnte ich gar nicht schauen, hatte er mich schon wieder hochgehoben. Drückte mich so sehr an sich, als ob er mich schon seit Tage nicht mehr anrühren hätte dürfen. „Dieses Arschloch hat dich wieder angerührt. Und wieder konnte ich dich nicht beschützen.“ Ich schmiegte mich als Antwort nur an ihn. Hörte seinen sanften Herzschlag. Kuschelte mich für einen Moment enger an Jesko. Er war so verdammt warm. „Kann ich ihn mitnehmen?“, hörte ich Jesko noch fragen. Dann war ich schon wieder in einen eigentlich ruhigen Schlaf versunken. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du was mit so einem hast. Jemil habe ich immer nur als dieses kalte Etwas in Erinnerung. Genauso wie seinen verfluchten Bruder, Pio.“ Bei diesen Worten wurde ich gerade wach. Die Stimme klang noch Venanzia. Doch wirklich sicher war ich mir nicht. Und ich hätte mir auch gar nicht vorstellen können, woher ich sie sonst kennen könnte. „Na ja, der gute Pio hat ihn wohl auch ganz schön fertig gemacht. Kein Wunder, dass er so kalt geworden ist. Aber das hab ich – wie es aussieht – auch schon geändert.“ Jesko. Ich musste ihn nicht sehen um zu wissen, dass er strahlte. Wahrscheinlich von einem Ohr bis zum anderen. Er hatte sicherlich dieses unbeschwerte Grinsen wieder aufgelegt. Obwohl es manchmal wie aufgesetzt wirkte. So überhaupt nicht echt. Wie, wenn er gleich in tiefste Depressionen versinken wollte. Aber das wäre dann doch nicht Jesko? Der, der so lebensfroh war. Der es einfach nur liebte, wenn man ihn nur ein wenig Beachtung schenkte. Nein. Was dachte ich denn überhaupt? Ein elendiger Idiot müsste ich sein, wenn ich so etwas glauben würde. Mühsam raffte ich mich auf. Das war jetzt kein Zimmer mehr, bemerkte ich, als ich mich umsah. Eher ein Zelt. Ein ziemlich großes. Doch egal, wie riesig es war, ich sah weder Jesko noch Venanzia. Vielleicht hatte ich mir das aber auch nur eingebildet. Mein Kopf schmerzte aber auch. Langsam sank ich wieder zurück. Rollte mich auf der Seite zusammen. Binnen Sekunden wurden mir die Lider wieder schwer. Und dennoch konnte ich nicht schlafen. Hatte immer wieder das Gefühl, als ob ich angestarrt werden würde. Aber es war doch gar niemand da. Wurde ich denn langsam paranoid? Wahrscheinlich war ich leicht eingenickt. Denn ganz leicht – fast wie aus weiter ferne – hörte ich jemanden meinen Namen sagen. Ganz sanft hallte es in meinen Ohren wider. „Jemil?“ Ganz leicht öffnete ich die Augen und hob den Kopf. Blickte den besorgt drein schauenden Jesko an. „Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf.“ Sein Gesichtsausdruck jagte mir einen Schauer über den Rücken. Hatte er sich denn solche Sorgen gemacht? Ich wollte mich aufsetzen. Doch da drückte der Werwolf mich schon zurück. „Bleib liegen“, hauchte er mir ins Ohr, das von seinem warmen Atem gestreift wurde. Willig machte ich, was er sagte. Irgendwie hatten sich etwas unsere Rollen geändert. Ich fühlte mich nicht mehr, wie sein Herr. Dafür ließ ich mir viel zu viel von ihm gefallen. Machte zu viel, was er sagte. „Wieso hast du mich geweckt?“, fragte ich schließlich. Ein sanftes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht ab. „Ich wollte nur einmal wieder deine Stimme hören. ... Na ja, und dich fragen, wie es dir geht.“ Leicht hob ich bei dieser Antwort die Augenbraue. „Wie sollte es mir denn gehen?“ Sein Gesichtsausdruck sagte mir nur, dass das nicht die richtige Erwiderung war. „Pio“, konnte ich von seinen Lippen ablesen. Abrupt drehte ich den Kopf weg. Das wollte ich gar nicht hören. Und wissen erst recht nicht. Nein. Das musste nicht sein. Ich wollte gar nicht mehr daran denken, dass er mich wieder mit seinen Fingern berührt hatte. Dieses grässliche Gefühl seiner Hände auf meiner Haut. Es trieb mir nur den Würgreiz hoch, jetzt wieder daran erinnert zu werden. Die Tränen, die sich in meinen Augen gesammelt hatten und schließlich über meine Wangen liefen, hatte ich gar nicht bemerkt. Erst als Jesko mir mit dem Daumen übers Gesicht wischte wurde es mir bewusst. Ich heulte hier vor ihm herum. Ich, der doch ach so böse Vampir. Was wäre wohl, wenn ich letztens Jesko nicht gehabt hätte? Hätte ich mir wieder eine Rasierklinge genommen und es versucht. Wäre ich wieder nur bei dem bloßen Gedanken, an mein Blut, zusammengesunken? Oder hätte ich es gewagt? Den letztens Rest Lebenssaft aus meinem Körper verbannt? Ich hätte es doch ohnehin nicht gekonnt. Jesko hatte mich in den Arm genommen. Einmal mehr. Leicht wiegte er mich hin und her. „Wir dürfen eine Weile bei denen bleiben“, meinte er, „da traut er sich sicher nicht mehr her. Er hat sogar – zumindest so wie es aussieht – vor Sotsuganai Angst.“ „Wer ist Sotsuganai?“ fragte ich. Schmiegte mich enger an ihn. Jedes Pochen seines Herzens, das ich verspürte, ließ mich ruhiger werden. „Der Werwolf, dem du in diesem Dorf letztens begegnet bist.“ Leicht strich mir Jesko übers Haar. „Letztens? Das war doch erst gestern oder vorgestern.“ Wieso redete er denn so, als ob das so lange her wäre? „Du hast fast vier Tage geschlafen. Dein Bruder hat dich so ziemlich fertig gemacht.“ Ich hörte wohl nicht recht. Wie konnte ich den überhaupt so lange durchgehend schlafen. Das war mir bis jetzt noch nie passiert. „Und du warst immer bei mir?“ Ich wollte nur ein Ja hören. Nur ein kleines Ja. „Bis dich Sotsuganai anketten ließ.“ Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Die Handschellen. Für was waren die überhaupt gut? „Wieso das überhaupt?“ Ich sprach meine Frage einfach aus. Fragen durfte man doch noch. „Weil er Angst hatte, dass du über seine 'Kinder' herfällst, wenn du so lange kein Blut mehr trinkst. ... Er hat es immerhin auch gesehen, wie du dieses Dorf niedergemetzelt hast.“ Ich nickte nur knapp. Vergrub den Kopf in seiner Halsbeuge. Das Einzige, was ich noch spürte, waren seine Streichelein. Ganz vorsichtig glitt er nur mit den Fingern über meinen Körper. Ich keuchte, als Jesko mein Ohrläppchen mit den Lippen berührte. Es schließlich leicht mit der Zunge liebkoste. Das machte mich ungemein an. „Bekomm mir jetzt bloß keinen Ständer“, raunte mir Jesko ins Ohr, „wir dürfen hier nämlich nicht.“ Und trotzdem machte er mit seinen kleinen Spielereien weiter. Küsste meinen Hals. Mein Schlüsselbein. Überall wo er eigentlich mit den Lippen hinkam. Dabei hätte mir schon rein das Streicheln gereicht. Doch die setzte er gerade auch nur noch mit fort. Erst als mein Keuchen lauter wurde, ließ er wieder von mir ab. Ich drückte die Beine krampfhaft zusammen. Verdammt. Es ging doch sonst nicht so einfach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)