Leben, Lieben, Leiden von abgemeldet (Die Liebe ist etwas, was alle haben wollen, keiner versteht und viele Gesichter hat.) ================================================================================ Kapitel 6: Ich lebe mein Leben ------------------------------ “Ah, da seit ihr ja wieder und wie ist es ausgegangen?” überfiel Lisa uns schon an der Tür. “Hey, hey, lass uns doch erst mal reinkommen. Ich erzähl dir schon alles”, sagte ich vergnügt zu ihr. Ich zog meine Schuhe und meine Jacke aus. Meine Tasche schmiss ich auf mein Bett. Dann ging ich ins Wohnzimmer, wo Pascal und Lisa sich gerade setzten. “So jetzt erzähl doch schon! Aus Pascal ist ja nichts heraus zu bekommen. Also, das ist eindeutig eine gute Eigenschaft von ihm, er kann schweigen wie ein Grab”, lachte sie mir zu. “Na gut, ich erzähl ja schon. Also ich spielte eigentlich ganz gut, aber ein, zwei Fehler waren schon da. Na ja, ich bekomme bald Post… Mit den Daten für das Trainingslager, dass heißt aber noch gar nichts, lediglich, dass ich in der engeren Auswahl bin und so überzeugend fand ich mich nicht. Heute war nicht so mein Tag”, klärte ich sie auf. Doch Pascal fand, dass ich ein bisschen zu weit ging: “Ach, Jess. Musst du immer so bescheiden sein. Eigentlich ist das eine gute Eigenschaft, aber du übertreibst es.” Er lächelte und legte einen Arm um mich, um mir zu zeigen, dass es nicht so ernst gemeint war. “Du hast nahezu perfekt gespielt. Sie war viel besser als alle anderen neuen Anwärter und hat dazu noch mit der zweiten Reihe, die Erste in Grund und Boden gespielt. Sie hat einfach mal so ganz einfach in fünfzehn Minuten einen acht Tore Rückstand auf drei verringert und ein drittel der Zeit hat sie noch nicht mal auf ihrer Position gespielt. Und wenn Angela sie nicht in die erste Reihe stellt, hat sie ein Problem mit mir.” “Oh, also einen ausgeprägten Beschützerinstinkt hat er auch noch, man Passi du wirst ja echt zum Traummann”, warf Lisa schelmisch ein. “Er wird nicht zum Traummann”, protestierte ich, “er ist schon einer.” Ich lächelte ihn vergnügt an und Lisa meine gespielt genervt: “Also, wenn das so ist, werde ich euch beide wohl lieber allein lassen, ihr zwei Turteltauben. Ich überlass euch heute die Wohnung und schlafe bei Francis.” “Ach Lisa, du bist ein Schatz.” “Ah…. Da fällt mir ein, ich muss auch schon los. Na dann, bis morgen und macht keinen Mist. Tschüss!” Sie stand auf nahm ihre Tasche und verschwand zur Tür hinaus. Bis wir die Haustür zuschlagen hörten, blieben wir stumm sitzen. Dann aber sprang ich auf, schnappte mir Pascals Hand und zog ihn in mein Zimmer. “Lass uns einen Film gucken. Irgendwie ist mir gerade danach”, schlug ich vor. Pascal war einverstanden. Er stand etwas unschlüssig neben mir, während ich den Laptop anschaltete. Ich legte eine DVD ein und zog Pascal dann mit mir zum Bett. Dort war er noch unsicherer. Also nahm ich seine Hand, zog ihn zu mir runter und lehnte mich an seine warme Brust, er legte seinen Arm um mich. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich das in den letzten Tagen vermisst hatte, also kuschelte ich mich an ihn, um soviel wie möglich von diesem Moment mitzunehmen. Nach dem Film sah er mich fragend an: “So jetzt machen wir was ich will” “Hmm, ich bin da anderer Meinung. Schließlich habe ich heute Geburtstag, also machen wir was ich will”, meinte ich gespielt arrogant und tippte ihm an die Nase. Dann einfach so, überfiel ich ihn sozusagen. Ich fing an ihn zu kitzeln, einfach so und er stieg voll drauf ein. “Oh, soll das ein Überfall sein?”, seine Stimme hatte einen verführerischen Klang. “Eigentlich schon, aber ich hoffe ich bereue es nicht”, lachte ich zurück. “Hmm….” Um meiner nächsten Kitzelattacke zu entkommen, nahm Pascal meine Handgelenke und drückte sie in das Kopfkissen. Dabei legte er sich auf mich. Das Meiste seines Gewichts stützte er ab, trotzdem spürte ich seinen muskulösen Körper überall. Ich sah ihm in die Augen und sein Blick wurde plötzlich weich. Wir küssten uns zärtlich und er lies seine Küsse langsam meinen Hals hinab wandern. Stückchen für Stückchen küsste er sich weiter runter. Seine Hände wurden zärtlicher. Nicht das er vorher grob gewesen wäre, keines Falls, nur wurden sie eher fordernd und schienen mich überall berühren zu wollen. Vorsichtig strich er mir einen Träger meines Tops von der Schulter und überhäufte auch sie mit Küssen. Das Gefühl, das sich in mir ausbreitete war unbeschreiblich. Er vernebelte meine Sinne und brachte mich um den Verstand. “Passi, was machst du mit mir?” “Nichts, was du bereuen wirst!” Ich legte meine Arme um seinen Körper und schmiegte mich an ihn. Überall spürte ich seinen Körper. Seine Wärme, seinen Puls, überall nahm ich seinen unwiderstehlichen Duft war. Doch langsam mischte sich die Panik in mein Glücksgefühl. Langsam aber sicher merkte ich, wie die Bilder und Gefühle hochkamen. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Vorsichtig versuchte ich ihn weg zuschieben. Er bemerkte es und brachte ein paar Zentimeter zwischen unsere Gesichter, sodass ich ihn ansehen musste. “Was ist los, Jess? Was hab ich falsch gemacht?“ “Du hast gar nichts falsch gemacht, es liegt an mir. Ich kann dir das jetzt nicht alles erklären und bitte zwing mich nicht dazu mich heute daran zu erinnern. Lass es mich dir morgen erklären. Ok?” Er sah mir prüfend in die Augen und sah, dass ich recht hatte und Angst davor an mich zu erinnern. “Ok, Jess.“ Mehr sagte er nicht, aber er drückte mich fest und ich fühlte mich wieder einmal von ihm getröstet. Ich weiß nicht wie lange wir da so lagen. Doch plötzlich klingelte es an der Tür und das Gefühl zerplatzte wie eine Seifenblase. Das Klingeln hörte nicht auf und fing an in den Ohren zu schmerzen. Wir standen auf, machten uns kurz zurecht und öffneten gemeinsam die Tür. Pascal stellte sich eher hinter die Tür. Draußen stand Elvira. Sie sah mich wütend an und fing an zu schreien: “Wie kannst du es wagen einfach so abzuhauen. Du kommst jetzt sofort mit und gnade dir Gott wenn du zu Hause bist. Ich bin stocksauer. Du hast ab jetzt Hausarrest. Dein Abi hast du ja nun, also kann dein Vater mir nicht mehr meine Arbeitskraft ausspannen und zum Handball gehst du auch nicht mehr. Das ist alles schon besprochen. Genauso wie deine Bandproben auch wegfallen werden. Du wirst das Haus nicht mehr verlassen und deinen vermaledeiten Freund wirst du auch nicht mehr sehen. Los zieh dir was an und hohl deine Sachen oder ich rufe die Polizei.” Ich war stink sauer. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Nichts und Niemand konnte mir sagen wo ich hingehen musste und Elvira kam wirklich her und versuchte mir Befehle zu erteilen. Sie war doch völlig durchgedreht. Erst die Berührung, als Pascal aus dem Schatten der Tür hervor trat und meine Hand nahm, lies mich wieder klar denken. Elvira zog laut die Luft ein. Für sie war es etwas schlimmes, wenn ich nach achtzehn Uhr noch Besuch hatte. Erst recht, wenn es Pascal war. Sie wusste nichts von meinen Erinnerungen, die mich fast jedes Mal quälten, wenn Pascal mir etwas zu nahe kam. Ich versuchte meine Wut zu unterdrücken und so wurde meine Stimme zu einem giftigen Zischen. “Du hast vergessen welcher Tag heute ist, kann das sein?” “Habe ich nicht, heute war der Tag, an dem deine beiden wohlerzogenen Schwestern ihren ersten Modelvertrag unterschrieben haben und jetzt ist noch nicht ein mal jemand da, der ihre Sachen wäscht oder ihnen etwas kocht, wenn sie von ihren harten Arbeitstag zurück kommen. Nein, du treibst dich rum und bist um diese Uhrzeit noch mit einem Mann zusammen. Wenn dein Vater das wüsste, glaub mir mit Hausarrest würdest du nicht durchkommen. Also worauf wartest du noch, beeil dich!” Ich merkte wie sich Pascal neben mir anspannte. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und seine Kiefer waren von gewaltsamer Selbstbeherrschung zusammen gepresst. “Nein, ich bleibe hier. Heute ist nicht nur der Tag, den du eben beschrieben hast. Heute ist mein Geburtstag und du hast mir gar nichts mehr zu sagen. Ich will dich nie wieder sehen. Also, tschüss.” Ich knallte ihr die Tür vor der Nase zu, lehnte mich mit dem Rücken an die Tür und fing an hemmungslos zu weinen. Ich war kurz davor zusammen zu brechen und Pascal merkte, dass ich jetzt nichts mehr machen konnte und nur noch schlafen wollte. Er kam zu mir und umarmte mich. Nicht leidenschaftlich oder tröstend, er wusste, dass selbst er mich nicht trösten konnte, sondern so, als wollte er sagen: `Hey, ich bin da.´ Nach einiger Zeit legte er mir einen Arm um die Schultern und griff mit dem anderen nach meinen Beinen. So trug er mich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. “Bleib hier, bitte!”, meine verzweifelte Bitte wirkte wie ein Schrei in der Stille meiner Tränen. Er kam zu mir ins Bett und ich drückte mich an ihn. Langsam und zärtlich nahm er meine Handgelenke, hinter denen ich mein Gesicht verborgen hatte und sah mir in die Augen. Mit seiner rechten Hand strich er mir über die Wange und lies so ein paar Tränen verschwinden. “Du weißt, ich bin da. Du bist nicht allein. Schlaf jetzt, das wird dir gut tun.” Ich sah ihn dankbar an und das letzte, das ich spürte, waren seine starken Arme, die sich um meinen bebenden Körper schlangen. So endete mein achtzehnter Geburtstag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)