Im Zeichen des Windes von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, ein Sturmbringer und jede Menge Ärger) ================================================================================ Kapitel 1: Die Legende vom Sturmbringer --------------------------------------- Eine neue Geschichte um die beiden verfeindeten Halbbrüder Sesshoumaru und Inuyasha. Carcajou war so freundlich, das Bild vom Sturmbringer Tatsumaki zu zeichnen. Werft mal einen Blick auf die rätselhafte persönlichkeit... 1. Die Legende vom Sturmbringer Oh father, fighting once again but this time our swords are crossed We are face to face I've learned that victory is much stronger than blood ties So now one of us must die! Domine: “Blood Brothers Fight” Im Tal blühten bereits die Kirschbäume, aber niemand in der Gruppe aus kleinen Dämonen, Menschen und einem Hanyou warf einen Blick zurück, als sie langsam immer tiefer in das Waldgebirge vordrangen. Bislang waren sie geflogen, aber nun gebot es die Vorsicht, sich ihrem Ziel weiter zu Fuß zu nähern. Sie wollten nicht, dass ihre Beute bemerkte, dass sie herankamen und womöglich floh. Inuyasha ging schweigsam hinterher. Seine Freunde nahmen an, dass er dies zur Sicherheit tat und nach Feinden Ausschau hielt, aber der Hanyou war sehr in Gedanken. Gestern Abend, als die anderen geschlafen hatten, war Kagome zu ihm gekommen und hatte sich neben ihn gesetzt. Dann hatte sie ihn gefragt, ob er sich eigentlich noch an das erste Mädchen erinnere, mit dem er… Er war feuerrot geworden, dass wusste er. Und er war so überrumpelt gewesen, dass er mit der Wahrheit herausgerückt war. Er hatte noch nie etwas mit einem Mädchen gehabt. Sie hatte ihm die Hand gedrückt, nur gesagt: ich habe auch nicht und war wieder gegangen. Jetzt versuchte er noch immer, eine Erklärung für diese Szene zu finden. Allerdings konnte er ja sie schlecht einfach fragen. Zumindest nicht, ohne rot zu werden und die anderen so auf sich aufmerksam zu machen. Kagome schien immerhin zufrieden mit seiner Antwort gewesen zu sein. Ihr Lächeln war so freundlich gewesen. Aber, was verstand er schon von Mädchen und Frauen. Er sah auf, als die Menschen stehen blieben. „Dort vorne.“ Sango deutete auf den Berg vor ihnen, der sich über seine Nachbarn erhob. „Mag sein, aber ich kann nichts von Naraku riechen, “ murrte Inuyasha, dem es weitaus lieber gewesen wäre, seinen Feind endlich zu finden und zu besiegen. „Das muss nichts heißen“, gab Kagome zu bedenken: „Er hat sich doch schon öfter unter Bannkreisen versteckt.“ „Schön“, meinte der Hanyou: „Aber dann sollte doch auch die Energie nicht zu spüren sein. Oder kannst du wenigstens das Juwel fühlen?“ „Nein.“ „Wir sind hierher gekommen, um nachzusehen, woher diese gewaltige negative Energie stammt, und genau das sollten wir auch tun.“ Miroku warf einen interessierten Blick auf das Hinterteil seiner Nachbarin, deren Figur durch den engen Kampfanzug betont wurde. Sango ignorierte dies, wie immer, solange er sie nicht anfasste: „Gehen wir weiter. Immerhin ist heute schönes Wetter. Nach dem Regen der letzten Tage eine echte Erholung.“ Sie hielt ihre Katze Kirara im Arm. Immerhin hatte diese sie in ihrer anderen, größeren Form bis hierher getragen. Der Berg, ihr Ziel, war bis zu seinem höchsten Punkt von einem lichten Wald bedeckt. Dort blieben sie überrascht stehen. „Das war mal ein Vulkan“, stellte Kagome fest. Statt eines Gipfels senkte sich vor ihnen ein tiefer, weiter Krater, dessen Wiesen und Bäume allerdings verrieten, dass der Feuer speiende Berg schon länger nicht mehr ausgebrochen war. Shippou sprang aus ihrem Arm und betrachtete neugierig die Gegend. Einen derartigen Berg hatte er schon einmal gesehen. „Ja. Aber die negative Energie ist nicht mehr hier.“ Miroku blickte nachdenklich in die Tiefe: „Eigenartig. Fast, als ob da ein Bannkreis oder ein Siegel errichtet worden sei.“ „Das müssten wir doch feststellen können. Nein, ich denke, wer immer hier war, ist nun weg.“ Sango sah seitwärts: „Witterst du etwas, Inuyasha?“ „Ah, der Spürhund vom Dienst, oder? - Nein, nichts von Narakus Gestank zu entdecken. Aber da ist ein Mensch.“ Er deutete hinunter. „Das scheint ein Priester oder ein Mönch zu sein, obwohl ich solche Tracht noch nie gesehen habe“, meinte Kagome überrascht. „Ich auch nicht, “ gab Miroku zu: „Ein Buddhist ist das sicher nicht.“ Der alte Mann hatte sie ebenfalls bemerkt und musterte sie aufmerksam. „Vielleicht kann er uns das Ganze erklären“, sagte Inuyasha und fasste Kagome, um sie in geübter Manier auf seinen Rücken zu heben, ehe er mit weiten Sätzen in den Krater sprang. Sango, Miroku und Shippou schwangen sich auf Kirara, die sich rasch vergrößert hatte, ehe sie abhob und hinunter flog. Der weißhaarige alte Mann in der dunkelroten Robe erwartete sie regungslos, ohne sie aus den Augen zu lassen. Als er vor ihm stand, ließ Inuyasha seine Freundin hinunter: „He, ich habe da mal eine Frage…“ begann er. „Was für eine Überraschung“, gab der Unbekannte zurück, da auch die anderen landeten: „Ein buddhistischer Mönch, eine Dämonenjägerin, eine Fremde mit Zauberkräften, kleine Dämonen und ein Hanyou.“ „Was ist hier los?“ Inuyasha ignorierte die Verwunderung ebenso wie die Tatsache, dass er selbst unhöflich war. „Uns fiel eine mächtige Energie auf“, erklärte Miroku daher: „Darum wollten wir einmal nachsehen.“ „Jetzt ist sie allerdings verschwunden“, fügte Sango hinzu. „Ihr verfügt über gute Fähigkeiten. Ich habe das Portal in der Tat wieder versiegelt.“ Der alte Mann ließ sich gemütlich nieder. Jemand, der diese Energie nicht nur wahrnehmen konnte, sondern anscheinend fest entschlossen war, sie im Notfall zu bekämpfen, war äußerst interessant. Zudem war die Zusammensetzung dieser Reisegruppe anders, als er es je zuvor auch nur gehört hatte. Seine Neugier war geweckt worden: „Setzt euch. Ich werde es euch erklären. Nur sehr selten trifft man Menschen mit euren Kräften.“ Über seiner Robe trug er eine goldene Kette mit einem Anhänger. Das schlangenähnliche Zeichen darauf hatte keiner der Neuankömmlinge je gesehen. Kagome fühlte sich ein wenig an den Stab mit der Äskulapnatter, das Zeichen der Ärzte, erinnert, aber das sah noch einmal anders aus. „Mein Name ist Takeshi.“ Zumindest war dies der Name, unter den ihn die Menschen im Umkreis kannten. Aber so genau musste er ja nicht werden. „Mein Name ist Miroku, das ist Sango, Kagome und Inuyasha“, stellte der Mönch höflich vor, in der Annahme, dies sei ein Amtskollege. „Ich bin Shippou“, krähte der kleine Kitsune empört. Immer wurde er übersehen. Takeshi nickte ein wenig, ehe er fortfuhr: „Ich bin ein Priester aus dem Volk der Ainu.“ Nun, so konnte er es nennen. „Ich dachte, sie leben weiter im Norden?“ fragte Kagome sofort. „Jetzt ja. Früher lebten sie auch hier, aber das werdet ihr kaum wissen.“ Die Ainu waren von den Einwanderern in den unwirtlichen Norden verdrängt worden. Aber wozu vor diesen jungen Leuten die alten Geschichten aufrühren: „Dieser Berg wurde meiner Wache anvertraut. Darum lebe ich hier.“ „Und was bewachst du? Dieses komische Portal?“ erkundigte sich Inuyasha. „Ja, das Portal. Dies hier ist der Krater des Sturmbringers.“ Takeshi sah die verständnislosen Mienen seiner Besucher: „Ihr kennt ihn nicht? Aber ihr habt die Energie gespürt, die das Tor zu der anderen Welt ausstrahlte?“ „Zu einer anderen Welt? Ins Jenseits?“ fragte Sango: „Oder die Zwischenwelt, in der Youkai begraben sind?“ Immerhin kannten sie schon zwei Wege dorthin. Der Priester stellte für sich fest, dass keiner der Gruppe angesichts dieser Möglichkeiten auch nur angemessen erschüttert war, erklärte jedoch: „Nein, nicht in das Jenseits. - Nun gut. Ich erzähle es euch weiter. Vor sehr langer Zeit erschufen die Götter sich Diener und Helfer. Einer von ihnen war Tatsumaki, der Sturmbringer. Bald jedoch stellte Raiden, der Herr des Donners und der Blitze, fest, dass Tatsumaki zerschmetterte, was Götter, ja, auch Menschen und Dämonen schufen. So kam er mit den anderen Göttern überein, dass das so nicht weitergehen konnte. Sie wollten ihn nicht töten, da er zwar zerstörte und mordete, aber nichts Böses getan hatte.“ „Hä?“ machte Inuyasha: „Wie nennst du das sonst?“ „Junger Hanyou, Tatsumaki tat nur, wozu er erschaffen worden war. Allein Menschen können sich entscheiden. Nun, vielleicht kannst auch du es, wenn dir ein menschliches Herz gegeben wurde. Aber wenn ein Fuchs…“ Er betrachtete Shippou mit einem flüchtigen Lächeln: „Eine Maus fängt und tötet, so tut er nur, wozu er erschaffen wurde. Und er trägt keine Schuld.“ „Tatsumaki wurde also in eine andere Welt verbannt?“ erkundigte sich Sango. „Ja. Die Götter schufen für ihn eine eigene Welt, die er nun beherrscht. Bis heute. Hier, in diesem Krater befindet sich der Eingang zu dieser Welt. Immer wieder geschieht es, dass sich Übergänge zwischen den Welten öffnen, die der Wächter wieder verschließen muss. Ihr habt es ja gespürt. Und dies ist meine Aufgabe.“ „Das war also Tatsumakis Macht?“ Miroku war beeindruckt. „Aber das war eindeutig eine negative Energie“, ergänzte Sango. „Tatsumaki hat Vergnügen am Tod und am Zerstören. Auf Menschen wirkt seine Macht daher verwerflich.“ Takeshi nickte etwas: „Und ich stelle fest, dass es in dieser Zeit wohl einige gibt, die dies spüren können. Dort kommt erneut jemand. Seltsam. Soviel Gesellschaft hatte ich noch nie, seit ich hier wache.“ Er erhob sich: „Aber dieser Besuch könnte Ärger bringen. Dort kommt eindeutig ein Youkai.“ Er erwartete allerdings die Hilfe seiner anscheinend recht fähigen Besucher, die auch unverzüglich aufsprangen. Inuyasha krauste die Nase, als er eine unerwartete - und unerwünschte - Witterung feststellte: „Was will der denn hier?“ Da erkannten auch die anderen die vornehme, weißhaarige Gestalt, die langsam aus dem Bergwald trat und mit einem einzigen Satz in dem Krater vor ihnen landete. „Inuyasha.“ Das klang verächtlich. „Was machst du Idiot denn hier?“ lautete die alles andere als freundliche Replik. „Ihr kennt ihn?“ erkundigte sich Takeshi leise bei den Menschen. „Sesshoumaru? Er ist Inuyashas älterer Bruder, “ antwortete Kagome: „Und sie können sich nicht ausstehen.“ „Oh“, machte der Wächter nur und beobachtete mit gemischten Gefühlen, dass sich der Hanyou unwillkürlich auf den Neuankömmling zu bewegt hatte, so zwischen die Menschen und den Youkai tretend, die Hand bereits am Schwert. „Du hast Naraku also wieder entkommen lassen.“ Sesshoumaru verriet so, dass auch er die Energie wahrgenommen hatte. „Er war gar nicht hier!“ protestierte Kagome unverzüglich, aber die Halbbrüder ignorierten sie. „Dein Schnupfen muss ja schlimm sein, wenn du nichts mehr riechen kannst“, meinte Inuyasha dagegen: „Sonst wüsstest du, dass der Mistkerl gar nicht hier war.“ „Das Halbblut hat wie immer Ausreden parat.“ „Keh! Du hörst ja nie zu, wenn man dir etwas sagt. Vielleicht sollte ich dir mal ein bisschen Verstand einprügeln?“ Im nächsten Moment hatte der Hanyou gezogen und lief auf Sesshoumaru zu, der ebenfalls sein Schwert in die Hand nahm und den Schlag parierte. „Nicht schon wieder!“ stöhnte Sango: „Wie wäre es, wenn sie mal mehr als drei Sätze miteinander reden würden?“ „Das wird wohl nie passieren.“ Miroku betrachtete die Halbbrüder, die ihre Klingen gegeneinander gepresst hatten, nun wieder auseinander sprangen. „Oh, dieser Vollidiot von Inuyasha!“ wütete Kagome: „Warum hat er nur wieder angefangen?“ „Weil sonst im nächsten Moment Sesshoumaru angefangen hätte“, meinte Shippou und sprang auf ihren Arm: „Da ist doch einer hitzköpfiger als der andere. Aber du kannst ihn doch zu Boden schicken….“ „Schon. Aber wenn ich das mache, bringt ihn Sesshoumaru um, das ist doch auch klar. Und diesmal ist Toutousai nicht da, um uns zu helfen. Na ja. Inuyasha wird schon gewinnen, hoffe ich.“ „Die zwei mögen sich.“ Der unerwartete Satz des Priesters ließ alle seitwärts sehen. „Wie bitte?“ fragte Kagome dann: „Das ist doch nicht dein Ernst. Sie gehen immer sofort aufeinander los, Sesshoumaru wollte Inuyasha schon so oft umbringen.“ „Und Inuyasha hat ihm den linken Arm abgehauen“, erklärte Miroku: „Bruderliebe sieht bei mir anders aus.“ Takeshi betrachtete die Halbbrüder, die sich von den Zuschauern entfernt hatten und wieder aufeinander losgingen. „Das mag ja sein, dass dies so gewesen ist. Aber dieser Kampf ist nicht so ernst gemeint. Sie hätten jeder schon Gelegenheit gehabt, den anderen zu töten, und sie nicht wahrgenommen.“ Inuyashas Freunde tauschten Blicke, die eindeutig besagten, dass der gute Priester sicher keine Ahnung von Schwertkämpfen hatte. Sie kannten die Halbbrüder doch schon länger und jedes Treffen der beiden endete mit einem Duell. Sie hofften nur, dass auch dieses gut für den Hanyou ausgehen würde. „Wie überaus amüsant.“ In jener anderen Welt lehnte sich Tatsumaki bequemer in seinen Sitz aus Stein: „Wirklich überaus amüsant. Das gleiche Blut und doch Gesicht gegen Gesicht, die Schwerter gekreuzt. Hass, Rachsucht…was mag wohl die Ursache sein? Aber das ist gleich. Ich spüre die Stärke der Gefühle, die Stärke der Brüder. Und das direkt vor meiner Nase. Ob Raiden-sama so freundlich war, sie mir zu schicken? Nun, es sei. Niemand kann ohne meinen Willen diese Welt betreten. Oder auch sie verlassen.“ Der Sturmbringer erhob sich und streckte die Arme zum Himmel empor, seine Macht beschwörend. „Oh, hast du deine Kampftechnik verändert, Inuyasha?“ Sesshoumaru stieß seinen Halbbruder mit aller Kraft von sich: „Verbessert kann man ja wohl nicht sagen.“ Der Hanyou taumelte zurück, fing sich aber rasch genug, um den nachfolgenden Angriff aufzuhalten: „Für dich Vollidiot reicht es immer noch!“ „Ich verbessere mich, nicht mein Schwert.“ „Keh!“ machte Inuyasha leise. Natürlich hatte dieser Mistkerl mitbekommen, dass Tessaiga einige neue Eigenschaften hatte. Aber wieso unterstellte er ihm, dass er nicht besser geworden sei? Immerhin konnte er diese Fähigkeiten meistern, mit ihnen umgehen. Und zumindest die Bakuryuuha würde auch diesem arroganten Hund einige Probleme bereiten, da war er sicher. Leider hatte der noch nicht mit Youki angegriffen, sondern beschränkte sich auf den Kampf Klinge gegen Klinge. Wusste er etwa auch davon? Und wollte seiner Niederlage so aus dem Weg gehen? Er stieß ihn zurück: „Besser geworden bist du nicht gerade!“ Die Menschen und Shippou beobachteten besorgt das Duell. Die beiden Halbbrüder machten gerade wieder weite Sprünge, um erneut die Schwerter zu kreuzen. Sie waren nun fast genau in der Mitte des Kraters angekommen. „Was zum….!“ Takeshi klang so beunruhigt, dass alle zu ihm sahen. Im nächsten Augenblick konnten es auch Miroku und Sango spüren: die mächtige, negative Energie, die sie hergelockt hatte. „Öffnet sich erneut ein Portal?“ erkundigte sich der Mönch hastig: „Können wir dir behilflich sein? Bannzettel oder so etwas?“ „Ich verstehe das nicht. Gewöhnlich entstehen nie zwei Portale nacheinander. Schon eines ist so selten…“ Der Priester blickte sich eilig im Krater um: „Und wo nur…?“ „Inuyasha!“ schrie Kagome im gleichen Augenblick auf: „Vorsicht!“ Die anderen blickten sofort ebenfalls zu den kämpfenden Halbbrüdern. Sie standen erneut eng voreinander, die Schwerter aneinandergepresst, in dem Bemühen, den jeweils anderen zurück zu drängen, weg zu drücken. Beide starrten sich an und hatten gewiss nichts davon mitbekommen, was sich um sie tat. Der Boden unter ihren Füssen hatte sich verändert. Statt der Wiese befand sich dort nun eine runde, leuchtende Scheibe in Grau, ähnlich flüssigem Metall. „Ein Portal!“ stöhnte Takeshi bestürzt: „Was…?“ In diesem Moment erwies sich, dass der Eindruck einer Flüssigkeit wohl richtig gewesen war. Die Hundebrüder begannen, darin wie in Wasser zu versinken. Sesshoumaru hatte wohl doch den erneuten Energieausbruch gespürt und stieß nun Inuyasha zurück, aber es war zu spät. Im nächsten Moment waren beide buchstäblich vom Erdboden verschluckt. „Inuyasha!“ Kagome rannte hin, nur, um zu sehen, dass das Tor ebenfalls verschwand. „Oh nein…“ „Die Energie ist ebenso weg!“ Miroku stand schon neben ihr: „Was jetzt?“ „Sie sind in Tatsumakis Welt.“ Takeshi kam heran: „Dies ist auf diese Art noch nie geschehen, so weit ich weiß.“ „Wir müssen hinterher.“ Kagome sah zu ihm: „Öffne ein Portal für uns!“ „Das übersteigt meine Möglichkeiten, mein Kind. Tatsumaki hat sie zu sich geholt, warum auch immer. Und was er nun mit ihnen vorhat – dies ist eine Sache, die die beiden allein durchstehen müssen.“ „Aber du hast doch gesagt, dass er Spaß am Töten findet!“ „Ich kann nichts tun. Gar nichts.“ Takeshi betrachtete nachdenklich den Boden vor sich: „Leider.“ „Er wird sie umbringen!“ „Ich weiß es nicht. Und bis eben wusste ich ja nicht einmal, dass Tatsumaki die Portale mit Absicht öffnen kann. Ich dachte bislang nur, dass das eben passiert, wenn er dort drüben seine Macht zeigt, aus welchem Grund auch immer.“ Der Priester seufzte ein wenig. „Es tut mir Leid. Ich kann euch nur anbieten, dass ihr mit mir in meine Hütte kommt und dort ein wenig wartet. Vielleicht gelingt es ihnen, dieser Welt zu entkommen oder Tatsumaki zu überzeugen, dass er sie gehen lassen soll.“ „Oder ihn umzubringen“, meinte Sango, wenn auch mit deutlich fragendem Unterton. „Das denke ich nicht“, erklärte Takeshi denn auch: „Er ist ein sehr mächtiges Wesen aus den Anfängen der Welt. Kein noch so starker Youkai kann mit ihm mithalten.“ „Gut“, beschloss Kagome: „Dann danke ich dir für deine Gastfreundschaft. Und wir warten eben. Er wird sie schon wieder gehen lassen. Ganz bestimmt war es nur ein Versehen, dass beide genau auf dem Portal standen. Das wird Tatsumaki sicher einfach nicht mitbekommen haben.“ Keiner der anderen wollte ihr diese Hoffnung nehmen. Aber niemand teilte sie. ******************************************************** Tatsumaki hat einen eigenartigen Sinn für Humor? Nun, er könnte auf die Idee kommen, ihn mit den Halbbrüdern teilen zu wollen. Im nächsten Kapitel lernen sie sich schon mal kennen.... Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 2: Tatsumaki -------------------- Es freut mich, dass euch die Geschichte gefällt. Wr werden sehen, wohin es die Hundebrüder verschlagen hat - und was Tatsumaki plant. Die Zeilen am Beginn des Kapitels sind aus dem Lied Hurricane Master von Domine. Als ich dieses Lied hörte, entstand der Sturmbringer. 2. Tatsumaki Now there's no tomorrow and I have no regret Like a storm made of steel I strike For I am the Avenger, predator of lies And I let the angry north wind rise („The Hurrican Master“, Domine) Inuyasha landete mit beiden Füßen auf Fliesenboden. Noch während er aufkam, erkannte er aus den Augenwinkeln in der Dämmerung weiße Haare und eine dunkle Rüstung neben sich. Sesshoumaru war also auch hier, wo immer „hier“ war. Dann würde ihr Duell eben jetzt weitergehen. Er hob Tessaiga…und erstarrte. Sie befanden sich in einer steinernen Halle, an deren Wänden hängende Fackeln genug Licht boten, dass sie die Menge an Kriegern um sich erkennen konnten. Diese trugen eine Kleidung, die sie nie zuvor gesehen hatten, aber die Schwerter in den Händen und die Brustpanzer waren eindeutige Hinweise. Instinktiv drehten sich die beiden Halbbrüder Rücken an Rücken, sich wechselseitig so deckend, ihre Waffen verteidigungsbereit. „Nein, wie amüsant. Gerade eben noch bemüht, sich gegenseitig umzubringen, und jetzt doch genug Vertrauen, sich den Rücken zuzudrehen?“ Die Hundebrüder wandten die Köpfe zum Ursprung dieser erheiterten Feststellung. An der Vorderfront des Saales befand sich ein Podest. Auf dem Sessel aus Stein dort lehnte ein Mann menschlichen Aussehens, der um die dreißig Jahre alt schien. Aber das war gewiss eine Täuschung. Er trug nur einen bunt bestickten Lendenschurz. Ein handgroßer, goldener Anhänger an einer Kette um den Hals war die einzige Verzierung seines bloßen Oberkörpers. Die langen schwarzen Haare wurden von einem goldenen Reifen aus der Stirn gehalten. Ringe aus demselben Metall schmückten seine Ohren. Er war unbewaffnet. Aber die beiden Neuankömmlinge begingen nicht den Fehler, ihn für harmlos zu halten. „Du bist wohl Tatsumaki?“ erkundigte sich Inuyasha: „Was soll denn der Blödsinn hier?“ „Oh, du weißt, wer ich bin? Ja, ich bin Tatsumaki, den man den Sturmbringer nennt. Willkommen in meiner Welt.“ Er war eindeutig erheitert. Sesshoumaru entsann sich, einmal eine Legende über ihn gehört zu haben. Dann war dies also ein sehr mächtiges Lebewesen, ein direkter Abkömmling der Götter. Und der Herr dieser Welt? Nun, gleich. Dieser Tatsumaki hatte die Unverschämtheit besessen, seinen Kampf mit Inuyasha zu unterbrechen, ja, ihn hierher zu entführen. Er hob ein wenig sein Schwert. Der Sturmbringer hatte es gesehen. Ohne sich auch nur zu bewegen, erklärte er sachlich: „Sinnlos, Youkai. Nicht einmal ein so starkes Wesen wie du kann mich töten. Und dies ist meine, für mich erschaffene, Welt. Hier bestimme nur ich. Du solltest wissen, was das bedeutet.“ Sesshoumaru wusste es in der Tat. Das bedeutete, dass dieser Mistkerl die vollständige Kontrolle über alles hatte, was in dieser Welt existierte und geschah. Das ließ nur einen Rückschluss zu: „Was willst du?“ Der Herr der Halle richtete sich ein wenig auf: „Ich lebe schon sehr lange hier. Und noch nie hatte ich solchen Besuch.“ Nun, er hatte noch nie jemanden interessant genug gefunden, ihn selbst auf diese Art und Weise herzuholen. „Dir ist langweilig? Willst du jetzt hier weg?“ fragte Inuyasha sofort, der die Aussage Takeshis nicht vergessen hatte, dass dieser Typ gemeingefährlich war. „Ja, in der Tat, ein wenig Unterhaltung wäre vergnüglich. – Aber hier weg? Mein lieber, dummer Junge, warum sollte ich das wollen? Hier ist meine Welt, hier geschieht alles das, was ich will und wie ich es will. In eurer Welt müsste ich mich wieder an die Regeln der Götter halten. Hier nur an meine eigenen. – Spaß, ja. Darum habe ich euch unter anderem geholt. Zwei Brüder, das gleiche Blut…und doch bereit, sich zu töten. Ihr habt mich amüsiert.“ Er bemerkte, dass die Blicke seiner unfreiwilligen Besucher eisig wurden und lächelte: „Das gefällt euch nicht? Nun, es wird euch noch einiges nicht gefallen. Aber ich lasse euch die freie Wahl, großzügig, wie ich nun einmal bin. Ihr werdet einige kleine Aufgaben für mich erfüllen….“ „Keh!“ machte Inuyasha, um fort zu fahren: „Ich werde dich töten und deine Krieger gleich dazu, wenn du uns nicht sofort wieder zurückbringst.“ Tatsumaki seufzte theatralisch auf, ehe er antwortete: „Was für ein dummes Kind. - Willst du deinem kleinen Bruder nicht sagen, wie eure Lage ist?“ „Das ist ...“ begann der Hanyou, ehe er doch einen Blick seitwärts warf, um aus den Augenwinkeln seinen Halbbruder anzusehen. Zu seiner Überraschung starrte der den Sturmbringer an, sichtlich bemüht, seine Wut zu zügeln. Aber er tat nichts, sagte nichts. Was war los? Der Herr der Halle lächelte ein wenig und spielte scheinbar gedankenverloren mit einer Haarsträhne: „Nun, dann werde ich es erklären. Du kannst mich nicht töten, kleiner Hund. Unmöglich. Geht nicht. Ich bin unsterblich. Überdies bin ich der Herr der Stürme. Wenn ich sie rufe und auf euch loslasse, habt ihr keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Zweitens: es mag euch gelingen, wenn ich nicht eingreife, alle meine Krieger zu töten und diese Halle zu verlassen...aber was ist dann? Ich bin der Herr dieser Welt. Und die gesamte Welt wäre euer Feind. Jeder Grashalm, jeder Stein, jeder Bewohner und selbst die Luft wären darauf aus, euch anzugreifen. Auch, wenn ihr noch so stark seid, werdet ihr bald ermatten. Und ich würde euch den demütigendsten und langsamsten Tod bescheren, den ich mir nur ausdenken kann. Ich versichere dir, ich kann mir eine Menge vorstellen.“ Irgendwie bezweifelte Inuyasha das auch gar nicht. Immerhin hatte Takeshi erzählt, Tatsumaki hätte Spaß am Morden. „Also haben wir die Wahl zwischen dem Tod und …“ Er musste sich zwingen, das auszusprechen: „Dir zu gehorchen?“ „Das fällt euch schwer, oder? Aber ihr sollt mir nicht dienen, nein. Nur ein paar kleine Aufgaben erledigen. Habt ihr dies erfolgreich getan, lasse ich euch zurück in eure Welt kehren.“ „Und wer gibt uns die Garantie, dass du uns wirklich zurückkehren lässt?“ Der Sturmbringer war augenscheinlich überrascht: „Du scheinst in der Tat noch recht jung zu sein - oder dumm.“ „Ich mag dich vielleicht nicht umbringen können, aber ich kann dir mit Tessaiga doch sicher ein paar blaue Flecke verschaffen!“ zischte der Hanyou, dessen Geduld langsam an ihre Grenzen kam. Er wedelte mit seiner Klinge. Der Sturmbringer lehnte sich wieder zurück, sichtlich unbeeindruckt: „Schön, noch einmal für Welpen: ich sagte dir bereits, dass ich der Herr dieser Welt bin und ich allein hier die Regeln mache. Was du aber anscheinend nicht mitbekommen hast, ist die Tatsache, dass ich mich an diese Bestimmungen natürlich auch halte. Halten muss, denn sonst würde diese Welt im Chaos versinken. Und sobald ich euch die Regeln gesagt habe, bin auch ich daran gebunden.“ Inuyasha dämmerte eine Ahnung, warum der Priester gesagt hatte, Tatsumaki sei nicht böse in dem Sinn, sondern so erschaffen. Der Kerl war anscheinend bemüht, seine Welt in Ordnung zu halten. Im Verhältnis zu Naraku schien das echt ein ehrenhafter Typ zu sein. Wenn auch mit einem mehr als eigenartigen Sinn für Scherze auf anderer Leute Kosten. Erneut warf er einen Blick zu dem Hundeyoukai, der noch immer wie die Personifizierung ohnmächtiger Wut dastand. Gab es wirklich keine Alternative, als entweder grausam zu sterben oder ein paar kleine Aufgaben zu erledigen? Eigentlich hätte er fast gesagt, er würde lieber sterben, als irgendjemandes Befehle zu befolgen, aber irgendwie schien ihm das doch unverhältnismäßig zu sein, zumal er nicht bezweifelte, dass sich dieser Tatsumaki wirklich im Morden auskannte. Und wenn er sich das Gesicht seines Halbbruders ansah, war der zum gleichen Schluss gekommen. So meinte er nur: „Ich mache jedenfalls nichts mit dem da gemeinsam.“ „Das sei euch überlassen. Ich werde euch die Aufträge sagen. Ob ihr sie zusammen oder allein erledigt, ist mir einerlei. Wer auch immer alle Aufgaben gelöst hat, darf diese Welt verlassen.“ Tatsumaki betrachtete seine sichtlich wütenden Zwangsgäste mit einem Lächeln: „Wenn ihr euch gegenseitig umbringt, ist mir das auch recht. Allerdings muss ich euch gerechterweise sagen, dass es für euch einfacher sein wird, die Aufgaben gemeinsam anzugehen. Dies ist jedoch eure Sache. - Nun dürft ihr diese Halle verlassen. Geht die Treppe hinunter und dann in Richtung Norden. Ich werde euch einen Begleiter schicken, der euch die erste Aufgabe mitteilt. Was ihr anschließend tut, ist allein eure Entscheidung.“ „Und wie viele ach so kleine Aufgaben sind es?“ erkundigte sich der Hanyou. „Das sage ich euch nicht. Wo bleibt denn sonst mein Spaß? Ich kann dir jedoch versichern, dass ich die Zahl kenne und festgelegt habe. Du brauchst also keine Sorge zu haben, dass es in alle Ewigkeit so weitergeht. Wobei, das wäre eigentlich auch amüsant. - Nun, dem ist nicht so.“ Der Sturmbringer hob ein wenig die Hand. Sofort wichen seine Krieger auseinander und gaben den Weg zum Tor der Halle frei. Sesshoumaru schob Tokejin zurück, wandte sich um und ging. Er war wütend. Aber es wäre vollkommen sinnlos gewesen, sich gegen diese Anweisung zu stellen. Tatsumaki war ein zu mächtiges Lebewesen. Und sich hier qualvoll umbringen zu lassen, statt selbst Naraku ins Jenseits zu befördern, wäre einfach töricht. Tatsachen hörten nicht auf zu bestehen, wenn sie einen ärgerten. Man musste die Fakten akzeptieren. Er konnte nur hoffen, dass diese Aufgaben rasch zu erledigen waren, so dass er bald wieder zurück konnte. Zu allem Überfluss war der unbrauchbare Bastard auch noch dabei. Sollte er ihn töten? Aber da er selbst Tessaiga nicht führen konnte, wäre das Schwert dann nutzlos, ja, würde für immer in dieser Welt bleiben. Also war das, leider, auch keine Option. Er hätte sich gern ein wenig abreagiert. Nun, er würde eben diese lächerlichen kleinen Aufträge so schnell wie möglich hinter sich bringen. Allein. Sollte der Hanyou doch selbst zusehen, wie er zu Rande kam. Er war nicht für ihn verantwortlich. Inuyasha steckte Tessaiga weg und machte einen Satz, um an die Seite seines Halbbruders zu kommen. Was fiel dem dämlichen Kerl eigentlich ein? Sollte er wie Jaken hinter ihm hertrotten? Das hatte der sich so gedacht. Sobald er wusste, wie die erste Aufgabe lautete, würde er sich daran machen, sie zu erledigen. Allein, ohne diesen arroganten Hund. Sollte der doch zusehen, wie er zu Recht kam. Er wollte möglichst schnell aus dieser bescheuerten Welt wieder weg und zu Kagome zurück. Und sich abschlachten zu lassen war ja schließlich auch keine Möglichkeit, die ihm zusagte. Zur gewissen Überraschung der Halbbrüder befand sich die Halle oben auf einem künstlichen Berg aus aufgeschichteten Felsquadern. Eine steile Treppe mit sicher hundert Stufen führte hinunter. Von hier oben hatte man einen Blick in die weite Landschaft. Irgendwie hatte sich Inuyasha vorgestellt, dass die Welt des Sturmbringers düster sein würde. Das sah jedoch nach Wiesen, Wäldern, Bergen aus, eigentlich vertraut. Aber ein intensiver Geruch nach Tod, Blut und Verwesung stieg zu ihnen auf und zeigte ihnen beiden, dass diese Gegend sicher nicht harmlos war. Der Hanyou betrachtete ein wenig verwundert den gewaltigen Steinkomplex, den sie nun hinuntergingen. Er wusste nicht, dass dies eine Stufenpyramide war und würde es auch nie erfahren. An den Seiten der Treppe entdeckte er das gleiche Zeichen, dass er auch auf Takeshis Anhänger gesehen hatte: eine Spirale, oder eine sich windende Schlange. Ob das wohl das Zeichen dieses Tatsumaki war? Eigentlich war das vollkommen egal. Unten auf dem weiten, gepflasterten Platz vor der Pyramide zeigte sich der Grund für den Geruch der Verwesung. Hier befanden sich Tote, die auf verschiedenste Weisen hingerichtet worden waren. Sie sahen menschenähnlich aus, aber ob sie Menschen waren oder nicht, wusste keiner der Halbbrüder. Die Witterungen in dieser Welt mochten täuschen. In jedem Fall bewiesen die Leichen, dass Tatsumaki in der Tat über eine große Phantasie verfügte, was Hinrichtungen anging. Es war wohl wirklich die bessere Entscheidung gewesen, sich seinen Aufgaben zu stellen. Eine Gestalt von der Größe eines Kindes, gehüllt in einen bodenlangen Mantel mit Kapuze, das Gesicht hinter einer hellen Maske verborgen, trat zu Tatsumaki und verneigte sich: „Ihr wünscht?“ „Du wirst ihnen die erste Aufgabe sagen und die ehrenhafte Durchführung überwachen, Kensho.“ „Darf ich Euch nur noch eine Frage stellen, Tatsumaki-sama?“ „Nun?“ „Warum habt Ihr sie nach Norden gesandt? Dürfen wir sie nicht haben?“ „Oh, ich werde euch nicht den Spaß missgönnen. Wenn sie tatsächlich so weit kommen, seid ihr die letzte Aufgabe. Aber der erste Auftrag…“ Der Sturmbringer lächelte: „Sie besitzen beide Schwertscheiden aus Holz.“ Kensho nickte: „Das wird die Herren des Schattenwaldes nicht freuen.“ „Du hast verstanden, ja. Die erste Aufgabe lautet: geht geradeaus durch den Schattenwald. Du wirst sie am anderen Ende erwarten. Falls es einem von ihnen gelingt, durch den Wald zu gelangen, kannst du ihm die zweite Aufgabe sagen, die ich mir bis dahin überlegen werde.“ Eher die Reihenfolge, in der er ihnen die Aufträge auferlegen würde. Am amüsantesten für ihn dürfte der Rauchende Spiegel oder die Quelle von Sirtan sein. Das musste gut bedacht werden, um diesen Spaß zur Gänze auszukosten. Nun, die Freude lag sicher nur auf seiner Seite. Die Gestalt verneigte sich: „Wie Ihr befehlt. Soll ich ihnen auch Hinweise geben, was sie im Wald erwartet?“ „Nein. Ich möchte mich amüsieren.“ Er hoffte doch, dass zumindest einer der beiden es durch den Schattenwald schaffen würde. Nun, sie waren stark, vielleicht auch alle zwei. „Oh, mir fällt gerade ein, dass ich ihnen nichts von den Kushis dort draußen gesagt habe. Nun, sie werden sie schon überleben. - Geh jetzt.“ Kensho verneigte sich erneut, ehe er die Halle verließ. Die Hundebrüder hatten unterdessen den gepflasterten Platz vor der Pyramide verlassen und gingen nach Norden, über eine große Wiese, auf der in unregelmäßigen Abständen große Maulwurfshügel lagen. Sie waren unwillkürlich beide froh, dem Geruch des Todes entkommen zu sein, der wie ein schwerer Mantel über der Hinrichtungsstätte gelegen hatte. Tatsumaki war wirklich kein umgänglicher Zeitgenosse. Was auch immer diese kleinen Aufgaben beinhalten mochten, alles war sicher besser, als sich wehrlos abschlachten zu lassen. Denn trotz aller Selbstsicherheit und Arroganz, über die sie beide verfügten, war ihnen klar, dass sie es mit dem Sturmbringer nicht aufnehmen konnten. Der Hundeyoukai blieb stehen. Irgendetwas stimmte hier nicht, da war er sicher. Es roch hier nach frischer Erde, was wohl durch die Maulwurfshügel verursacht wurde. Aber hatte sein feines Gehör nicht irgendetwas wie ein unterirdisches Piepsen vernommen? Inuyasha war unterdessen zwei Meter voran. „Keinen Schritt weiter!“ So weit würde es noch kommen, dass er, Sesshoumaru, diesem jämmerlichen Bastard hinterherlief. Er hob unwillkürlich die Hand. Der Hanyou erstarrte, einen Fuß auf einem der Maulswurfshügel. Empört drehte er sich um, die Hand bereits an Tessaiga: „Du hast mir hier gar nichts zu befehlen!“ fauchte er. Im gleichen Moment explodierte neben ihm der Hügel. Nur die Tatsache, dass er nicht weitergegangen war, ja, seinen Fuß zurückgezogen hatte, verhinderte, dass er verletzt wurde. Verwirrt blickte er von dem Hundeyoukai zu dem zerstörten Hügel und zurück. Hatte er das gerade richtig verstanden und sein ungeliebter Halbbruder hatte ihn gewarnt? Ihn retten wollen? Das war ja kaum zu glauben. Wenn jemand überraschter war als der Hanyou, dann Sesshoumaru. Diese Hügel waren Fallen? Und er hatte es tatsächlich unabsichtlich geschafft, dieses törichte Halbblut vor einer Verletzung zu bewahren? Behutsam trat er näher. Jetzt erkannte man, dass unter der aufgehäuften Erde ein schlangenähnliches Gebilde war, das sich bewegte. Anscheinend waren das Tiere, die sich auf diese Art Beute fingen. Also durfte man diese Hügel nicht berühren. Er ging weiter, ohne ein Wort zu sagen. Inuyasha zögerte kurz, ehe er sich anschloss. Sollte er sich bedanken? Nein, irgendwie kam ihm das seltsam vor. Aber immerhin war er gewarnt worden, warum auch immer. Er sollte zusehen, dass er sich revanchierte. Und, wenn er an den seltsamen Humor des Sturmbringers dachte, würde sich eine Gelegenheit dazu wohl nur zu bald ergeben. Kensho betrachtete die Dämmerung des Waldes vor sich, ehe er sich umwandte, um die Hundebrüder zu erwarten. Er spürte ein unbehagliches Gefühl, dem Schattenwald den Rücken zuzukehren, aber dessen Herren verließen nie den Schatten ihrer Bäume. Er konnte sich sicher fühlen. Außerdem hatte er nichts bei sich, das aus Holz bestand und sie so anlocken würde. Da kamen ja die beiden, nebeneinander, wenn auch einige Schritte auseinander. Warum sie sich wohl nicht verstanden? Das konnte ihm gleich sein. „Sollst du uns die erste Aufgabe sagen, Kleiner?“ erkundigte sich Inuyasha, als sie bei ihm stehen blieben. Kleiner? Dieser arrogante Mistkerl, dachte der Angesprochene unwillkürlich, sagte aber: „Mein Name ist Kensho. Ich bin ein Lebensesser.“ Damit konnten sie sicher wenig anfangen, aber er hoffte, ihnen bei der letzten Aufgabe zeigen zu können, was das bedeutete. Sie mussten nur bis dahin alle Aufträge erfüllt haben. „Diesen Wald vor euch nennt man den Schattenwald. Eure erste Aufgabe ist es, von hier aus geradeaus hindurchzugehen. Ich werde am anderen Ende auf euch warten.“ „Durch den Wald, da?“ Der Hanyou versuchte unwillkürlich zu wittern, welche Gefahren sich darin verbergen mochten. Denn der Sturmbringer schickte sie sicher nicht ohne Grund dort hinein. Er konnte allerdings nichts wahrnehmen, außer dem Geruch nach Pflanzen. Sesshoumaru setzte sich bereits wieder in Bewegung. Was auch immer dort im Wald auf ihn wartete – wenn es ihm in die Quere kam, war es tot. So einfach war es. Inuyasha zögerte einen Moment, ehe er ihm folgte. Er hatte ja eigentlich vorgehabt, allein die Probleme anzugehen, aber eine Waldwanderung war ja im Grunde keine Aufgabe in dem Sinn. Warum sollte er also warten, bis er seinen Halbbruder nicht mehr sehen konnte, ehe er ihm folgte? Das war irgendwie auch Quatsch. Leider standen die Bäume hier relativ eng, so dass er nicht neben ihm gehen konnte, aber das war eben nicht zu ändern. Immerhin verfügte Sesshoumaru über einen guten Orientierungssinn und würde sich nicht in der Richtung irren. Kensho wartete, bis die beiden im Schattenwald verschwunden waren, ehe er sich umdrehte und ging. Stärke oder Mut würde ihnen dort drin sicher nichts helfen. ************************************************** Tatsumak hat nicht gelogen, aber er hat einige Kleinigkeiten nicht erwähnt. Das kann ja noch heiter werden, wenn das Teamwork so aussieht. Im nächsten Kapitel: Im Schattenwald, erleben einige Leute einige Überraschungen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist. Für alel von euch, die derzeit Prüfungen haben: viel Glück! bye hotep Kapitel 3: Im Schattenwald -------------------------- Tatsumakis kleine Aufgaben sind nicht so ganz harmlos. Aber einige Leute erleben einige Überraschungen in der Welt des Sturmbringers... 3. Im Schattenwald Der Schattenwald trug seinen Namen zu Recht. Unter den dichten Kronen der hohen Bäume war es düster. Die Augen der Hundebrüder waren allerdings gut genug, um Wurzeln ausweichen zu können und nicht zu stolpern. Kein Laut drang durch die Dämmerung, es war vollkommen still. Zu Inuyashas Leidwesen waren das Unterholz und der Baumbewuchs zu dicht, als dass er Seite an Seite mit Sesshoumaru hätte gehen können. Ihn wurmte es ein wenig, hier jakenmäßig hinterher zu laufen. Immerhin war er doch kein Dienstbote. Die Alternative wäre allerdings gewesen, stehen zu bleiben, bis der Hundeyoukai verschwunden war, und sich dann selbst einen Weg zu suchen. Und das empfand auch der Hanyou als ausgesprochen kindisch. Vermutlich würde ihn sein Halbbruder dann endgültig für einen kompletten Versager halten. Verachten tat er ihn ja sowieso schon. Sesshoumaru ging langsam voran, sorgfältig einen Weg zwischen den Bäumen suchend, bemüht, keinen Ast abzubrechen. Aus irgendeinem Grund war er sicher, dass dies kein gewöhnlicher Wald war. Irgendetwas oder irgendwer war hier und beobachtete sie. Und bestimmt war dies kein freundlicher Empfang. Tatsumakis kleine Aufgaben hatten es offenkundig in sich. Auch Inuyasha hatte das unbehagliche Gefühl beobachtet zu werden. Aber er konnte nichts wittern, nichts hören. Bislang hatten sie kein einziges Tier in diesem seltsamen Wald gesehen, weder Ameise noch Vogel. Irrte er sich? Oder sollte er mal eben den Herrn Halbbruder fragen? Niemals, beschloss er starrköpfig. Er würde dem Mistkerl doch nicht die Freude machen, ihm auch noch zu beweisen, dass er weniger taugte als er. So warf er einen raschen Blick in die Schatten um sich. Aber außer Baumstämmen und Unterholz war nichts zu erkennen. Wie weit war es eigentlich hier durch den Wald? Der Hundeyoukai hatte bemerkt, dass sich sein Begleiter umgesehen hatte. Immerhin spürte sogar dieser nutzlose Bastard etwas von der Beobachtung. Aber der Unbekannte zeigte sich nicht. Nun, wenn er sich ihm in den Weg stellen würde, wäre er tot. Es war reine Zeitverschwendung, diese törichten Aufgaben des Sturmbringers zu erfüllen. Leider eine notwendige, wenn er nicht sterben wollte. Und das wollte er entschieden nicht. Da gab es auf jeden Fall Naraku, den er eigenhändig ins Jenseits schicken wollte. Mit gewissem Ingrimm ging Sesshoumaru weiter durch den Wald. Die schweigende, lauernde Beobachtung hätte bei manch anderen für eine subtile Beunruhigung gesorgt, aber der Hundeyoukai war zu selbstbewusst, um das als Bedrohung zu sehen und auch Inuyasha war zu abgehärtet gegen Selbstzweifel, als dass es ihn wirklich gestört hätte. Beide empfanden die Tatsache, hier gemeinsam gehen zu müssen, um Tatsumakis kleine Aufgabe zu erfüllen, als die weitaus lästigere. Tief im Schattenwald öffnete sich das dichte Kronendach zu einer kleinen Lichtung. Der Hundeyoukai blieb in deren Mitte stehen, als er sah, was vor ihm war. Inuyasha war beim Erreichen der Schneise sofort an seine Seite gesprungen, erleichtert, wieder den Gleichrangigen demonstrieren zu können: „Was ist denn…?“ Er brach ab, als er jetzt erkannte, dass sie nicht weiter gehen konnten. Vor ihnen, bei genauerem Hinsehen rund um sie, war der Wald praktisch zugewachsen. Oder wie sollte man das anders beschreiben, wenn Baumstamm an Baumstamm war? Und einige von denen, nein, sicher mehr als die Hälfte, trugen Gesichter in ihren Rinden. „Baumfrevler!“ zischte es aus der Menge der seltsamen Wesen: „Holzverwender!“ Sie schlossen noch enger die Reihe. „Holz...was?“ Inuyasha starrte die eigenartigen Geschöpfe an: „Was wollt ihr denn?“ Unwillkürlich legte er die Hand an sein Schwert. Wenn sie ihn hier nicht weiterlassen wollten, müsste er sich eben den Weg mit der Windnarbe frei schlagen. „Törichtes Halbblut“, war der prompte Kommentar seines Begleiters. Sofort fuhr der Hanyou zu seinem Halbbruder herum: „Was faselst du da schon wieder? Die stehen uns im Weg!“ „Baumgeister.“ „Ja, und? Wir müssen hier durch. Außerdem, was soll das mit Baumfrevler...?“ „Wer Bäume tötet, stirbt selbst“, erklärte einer der Umstehenden: „Und ihr werdet sterben.“ „Ach ja? Versuchs doch!“ Inuyasha war schon auf dem besten Weg, Tessaiga zu ziehen. Sesshoumaru beschloss, dieser Farce ein Ende zu bereiten, ehe es der dämliche Bastard noch schaffte, ihre Lage zu verschlechtern. Baumgeister konnten sehr mächtig in ihrer Zauberkraft sein: „Für die Scheide meines Schwertes, unserer Schwerter, starb kein Baum. Der Baumgeist Bokuseno schenkte zwei seiner Äste meinem Vater, da sie Freunde waren.“ Ein Raunen lief durch den Ring der Baumgeister. „Hä?“ machte der Hanyou gleichzeitig. Ein etwas zu lauter Atemzug verriet die Verärgerung des älteren Halbbruders: „Inuyasha. Unwissend bist du zur Welt gekommen und unwissend wirst du sie wieder verlassen. Hast du dich nie gefragt, warum die Schwertscheide magische Eigenschaften hat?“ „Nein…“ musste Inuyasha zugeben. Er hatte sich über die Fähigkeiten der Scheide ebenso gefreut wie über Tessaigas eigene und sie für sehr praktisch gehalten. Nachgedacht hatte er nie darüber. Sesshoumaru empfand es für unter seiner Würde darauf noch zu antworten. Stattdessen wandte er den Blick nicht von den Geistern vor ihnen. Wenn sie nicht bald freiwillig aus dem Weg gehen würden, käme es doch zu ihrem Tod. „Er lügt nicht…“ flüsterte es um sie. „Doch, er lügt…Wesen einer anderen Welt…Kein Baumgeist würde…Aber der Name…der Name….“ „Er ist ein Vollidiot“, meldete sich Inuyasha zu Wort, der sich ein wenig ärgerte, nun übergangen zu werden: „Aber er lügt nie.“ Er war noch immer überrascht, dass Tessaigas Scheide aus dem Holz eines solchen Wesens wie die vor ihm hergestellt worden war – und die von Tenseiga anscheinend auch. Andererseits hatte der alte Toutousai ja mal gesagt, dass das quasi Zwillingsschwerter waren, absolut gleichwertig, wenn auch mit vollkommen anderen Fähigkeiten. In jedem Fall wäre es in Anbetracht der Tatsache, dass ihm die Scheide schon einige Male das Leben gerettet hatte, wohl mehr als undankbar, einen oder mehrere dieser eigenartigen Baumgeister umzulegen. „Lebt Bokuseno noch?“ erkundigte sich der Sprecher. „Ich sah ihn zuletzt vor einigen Monaten.“ Sesshoumaru musterte die Baumgeister, während er sich ein wenig aufrichtete, fast unmerklich die Rechte hob. Seine Geduld näherte sich dem Ende. „Er sprach mit dir….“ Die Baumgeister bewegten sich und gaben nun ohne weitere Fragen einen Pfad frei. Als die Halbbrüder im Wald verschwunden waren, bildete sich in der Mitte der Lichtung ein Tornado, der sich verlangsamte. Aus dem Wind erschien eine Frau mit langen, schwarzen Haaren. Gold schmückte ihre Stirn, ihre Ohren. Das lange rote Kleid war bestickt. Ihre Ähnlichkeit mit dem Mann, der in der Halle der Pyramide gesessen hatte, war unverkennbar. Hätten sich die Hundebrüder darüber schon gewundert, dann erst recht über die Anrede der Baumgeister: „Tatsumaki-sama!“ Die Frau dehnte sich ein wenig: „Ich bin ein wenig…sagen wir, überrascht? Ich dachte, ihr würdet jeden töten, der euren Wald betritt und Holz bei sich hat?“ „Wir töten jeden Baumfrevler. Aber sie nicht.“ „Muss ich das verstehen?“ „Verzeiht. – Sie bekamen das Holz geschenkt, eher, ihr Vater, aus und von einem unserer Art.“ „Oh. – Das wird wirklich amüsant. Sie sind stark, sehen wirklich zum Anbeißen aus und haben auch noch magische Waffen? Ich freue mich auf die Quelle von Sirtan…“ Tatsumaki lächelte: „Zumal sie ja mich gewiss für männlich halten….“ Der Sprecher der Baumgeister hatte verstanden: „Dann habt Ihr es ihnen gar nicht gesagt?“ „Ich sagte ihnen, dass dies meine Welt ist und ich allein bestimme, was geschieht. Dass sie soweit nicht dachten...“ Nein. Und wo wäre der Spaß geblieben, wenn sie beide Erscheinungsformen kennen würden? Nur Bruchteile von Sekunden später verwandelte sich Tatsumaki erneut in einen Wirbelwind und verschwand mit diesem. Die Hundebrüder wanderten weiter hintereinander durch den Schattenwald. Die schweigende Beobachtung hatte aufgehört und sie wussten nun, dass dies die Baumgeister gewesen sein mussten. Aber noch immer war kein Lebewesen außer ihnen selbst zu wittern oder zu sehen. Und die vollkommene Stille um sie hatte fast etwas Bedrohliches, wenn auch nicht in ihren Augen. Sie wollten hier nur einfach durch, um den ersten Auftrag erledigt zu haben und so rasch wie möglich wieder zurück, in ihre eigene Welt, zu kommen. So waren sie erleichtert, als sich vor ihnen Helligkeit zeigte, in der Annahme, den Waldrand erreicht zu haben, auch, wenn die Witterung nichts verriet. Minuten später wussten sie, dass diese Vermutung falsch gewesen war. Ein breiter Fluss schlängelte sich hier durch den Wald, an dessen Ufern steinige Böschungen entlang führten. Das Wasser hatte einen süßlichen Geruch und beiden war klar, dass einige der Inhaltsstoffe dort giftig waren. Inuyasha ertappte sich bei dem Gedanken, froh darüber zu sein, dass er hier mit seinem Halbbruder unterwegs war. Seine menschlichen Freunde hätten dieses Wasser weder berühren, geschweige denn, trinken dürfen. Aber dieser Fluss bot kein Hindernis für die beiden. Ohne Absprache setzten sie in einem ähnlich eleganten, weiten Sprung über das dahineilende, giftige Wasser, zu stark, um auch nur ein Risiko eingehen zu müssen, es zu berühren. Das Erste, das ihnen am anderen Ufer auffiel, war, dass nun plötzlich Geräusche zu vernehmen waren, Vögel sangen, Insekten schwirrten. Ein Blick auf den Boden zeigte Käfer und Ameisen. Dies schien ein ganz gewöhnlicher Wald zu sein, nicht mehr der der Baumgeister. Auch die Bäume standen hier viel lichter. Dennoch achteten beide sorgfältig auf ihre Umgebung, als sie nebeneinander weitergingen. Schweigend, natürlich, dachte Inuyasha, dem diese Stille ein wenig auf die Nerven ging. Er vermisste Kagome, auch Sango und Miroku, selbst den kleinen Shippou. Immer redete jemand, immer war jemand irgendwie für ihn da. So lange war er allein gewesen… Zu lange, als dass er die Stille und die Einsamkeit nicht hassen gelernt hatte. Und jetzt lief er hier neben jemandem, der kaum ein Wort sagte, und mit dem er sich bis vor kurzem ein Duell auf Leben und Tod geliefert hatte. Zu allem Überfluss war er auch noch sein einziger Verwandter. Und, das musste er sich zähneknirschend eingestehen, jemand, der ihm schon zweimal geholfen hatte, seit sie in dieser Windwelt gelandet waren. Sesshoumaru hatte ihn vor diesem explodierenden Maulwurfshügel gewarnt, warum auch immer. Und er hatte gewusst, dass Tessaigas Scheide aus dem geschenkten Holz eines Baumgeistes hergestellt worden war. Woher auch immer. Er selbst hätte sich mit diesen Wesen einen Kampf geliefert. Und auch, wenn er den gewonnen hätte, was natürlich passiert wäre, war doch nicht gesagt, ob er dann die Aufgabe dieses Tatsumaki erfüllt gehabt hätte. Er sollte wirklich zusehen, dass er bei dem nächsten dieser dämlichen Aufträge besser dastand, möglichst dem Herrn Halbbruder aus der Klemme helfen konnte, um sich zu revanchieren. Wenn sie diese Welt wieder verlassen hatten, sollte das Duell schließlich auf ausgeglichener Basis weitergehen. In der anderen Welt hatten sich Inuyashas Freunde in Takeshis Hütte niedergelassen und tranken den Tee, den der freundliche Priester bereitet hatte. „Sie sind noch nicht zurück“, meinte Kagome besorgt: „Tatsumaki sollte doch inzwischen bemerkt haben, dass er sie in seine Welt geholt hat.“ „Aus welchem Grund auch immer“, erklärte Sango: „Ich fürchte nur, Kagome-chan, dass er genau wusste, wen er holte.“ „In der Tat.“ Takeshi nickte ein wenig. „Und, wenn ich so darüber nachdenke, gibt es nur einen Grund, warum er sie zu sich holte.“ „Und?“ fragte Kagome sofort: „Gibt es eine Möglichkeit, dass wir hinterher können?“ „Nein. Das sicher nicht.“ „Welchen Grund meinst du, Takeshi-sama?“ erkundigte sich Miroku. „Wie ich euch schon erzählte, ist Tatsumaki ein sehr altes Wesen. Er lebt in einer Welt, die für ihn, den Zerstörer, gestaltet wurde. Aber außer den dort für ihn geschaffenen Geschöpfen ist er allein. Ich könnte mir vorstellen, dass er spürte, dass hier zwei Brüder gegeneinander kämpften, aus welchen Gründen auch immer. Und genau diese Gründe könnten ihn interessieren, ihn dazu verleiten, mit ihnen zu …ja, zu spielen.“ „Ein Spiel?“ Der kleine Fuchsjunge strahlte auf. Shippou dachte sichtlich an etwas Harmloses. „Darauf wird Sesshoumaru nie eingehen. Und Inuyasha auch nicht, “ erklärte Sango bestimmt, in der Sicherheit, dass ein solches „Spiel“ ein gefährliches wäre: „Obwohl….er wird es ihnen kaum sagen, dass er das als Spiel sieht.“ „Er wird ihnen nur dann erlauben, seine Welt zu verlassen, wenn sie auf seine Bedingungen eingehen, sonst sie töten.“ Miroku warf einen raschen Blick zu Kagome, ehe er fortfuhr: „Das ist wie das Spiel eines großen und sehr gefährlichen Kindes. Meinst du das, Takeshi-sama?“ „Tatsumaki mag sehr alt sein, aber ihm mangelt es an Lebenserfahrung, ist er doch seit undenklichen Zeiten allein. Nun, nicht umgeben von Wesen, die ihm gleichen.“ Langsam, überlegend, sagte der Priester: „Früher hat es hier Opfer für ihn gegeben, Menschen und Youkai, die sich gegen die Götter vergangen hatten. Vielleicht hatte er darum auch solch Interesse an den Halbbrüdern, weil es schon lange keine Opfer mehr für ihn gab, die ihm durch das Portal gesandt wurden, ehe es wieder verschlossen wurde.“ „Menschenopfer?“ Kagome war entsetzt: „Und dann zu einem Typen geschickt, dessen Welt wohl ein Entwurf von Graf Dracula und Alfred Hitchcock gemeinsam ist…“ Sie bemerkte die irritierten Blicke: „Äh...schon gut. Ein Sprichwort in meiner Welt….“ Takeshi starrte sie an: „Deine Welt? Woher bist du denn? Aber nicht aus Tatsumakis Welt?“ „Äh...na ja…Ich bin aus der Zukunft. Ich…ach, das führt zu weit, das zu erklären.“ Das hatte sie ja wieder einmal gut hinbekommen. Sie und ihr Mundwerk.. Sango beschloss, abzulenken: „Du meinst, ihm war langweilig und so bekam er zufällig den Brüderstreit mit. Da er selbst ein, nennen wir es, dunkles Wesen ist, fand er das interessant genug, um herausfinden zu wollen, was die beiden zu dem Streit veranlasst und was sie sonst so können? Wie fähig sie sind?“ „Ja, in der Tat.“ Takeshi merkte, wann Neugier unpassend war, auch, wenn er gern weitergefragt hätte. „Das hat er mit jedem…äh…Besucher…“ Wenn seine Gäste das Wort „Opfer“ schon nicht mochten: „ Gemacht, so weit ich weiß.“ Aber irgendwie war das trotzdem nicht die Aussage, die Inuyashas Freunde gern hörten. Am Waldrand blieben die Hundebrüder für einen Moment nebeneinander stehen und musterten die Landschaft. Immerhin erwartete sie dort vorn Kensho, noch immer Gesicht und Gestalt verhüllt. Offenbar hatten sie die erste „kleine Aufgabe“ des Sturmbringers erfüllt. Während sie zu ihm gingen, entdeckten sie in der Ferne einen Tornado, einen gigantischen Wirbelwind, der über das Land fegte, Bäume und Felsen wie Spielzeuge mit sich riss. „Tatsumaki“, meinte Inuyasha. Da keine Antwort, nicht einmal eine dumme Bemerkung wie „törichter Hanyou“ kam, war Sesshoumaru wohl der gleichen Meinung. Wie schade um die schöne Landschaft. Für die Wesen der Welt des Sturmbringers war dessen Zerstörungsvergnügen sicher eine Last. Ob man den doch irgendwie umbringen konnte? Während in der Ferne der Sturm weiter über das Land tobte, setzte sich der Hundeyoukai erneut in Bewegung. Der Hanyou folgte ihm eilig, bemüht, weiterhin Seite an Seite zu bleiben. Dabei war er immer noch überrascht, dass kein Kommentar dazu kam oder gleich eine Duellforderung. Aber Sesshoumaru duldete dies aus einer unklaren Empfindung heraus. Das war immerhin Inuyasha, nicht Jaken – trotz aller Abneigung trug der Bastard doch die Hälfte seines eigenen Blutes in sich. Und in dieser unbekannten Welt war es aus irgendeinem ihm unverständlichen Grund angenehm, den an seiner Seite zu haben. „Hä?“ Diese Bemerkung des Jüngeren ließ ihn seitwärts blicken und er verstand die Überraschung. Wo gerade eben noch der Tornado alles verwüstet hatte, wuchsen nun bereits wieder Bäume, regenerierte sich das Land. In der Tat. Diese Welt war als Auslauf eines äußerst stürmischen und zerstörerischen Geistes geplant worden. Durch die Wirbelstürme des Sturmbringers wurde nichts dauerhaft zerstört – und doch konnte er seiner Natur entsprechen. Alles, was er tat, hatte keine Folgen. Hm. Der Hundeyoukai verengte ein wenig die Augen. Das mochte für ihn - und, das gab er zu, auch für Inuyasha - üble Konsequenzen haben. „Was ist denn?“ fragte Kensho überrascht, den sie mittlerweile erreicht hatten. Inuyasha sah zu ihm. „He, Kleiner, ist das normal?“ „Was?“ „Na, der Wirbelsturm und so?“ „Ja, natürlich. Tatsumaki-sama sendet immer wieder …..“ „Quatsch, Dummkopf. Ich meinte, dass die Gegend nachher gleich wieder in Ordnung kommt.“ „Ja.“ Kensho war mehr als verwundert. Und beleidigt. Er, der mächtige und gefürchtete Anführer der Lebensesser musste sich hier als Dummkopf und Kleiner titulieren lassen! Dafür würde dieser Mistkerl noch schwer büssen, wären sie erst bei ihrer letzten Aufgabe angelangt. Dann würde er ihm die Hundeohren lang ziehen und ihm zeigen, wie mächtig er in Wahrheit war. Oh ja, dieser Bengel würde noch bereuen, ihn geärgert zu haben. Jede einzelne Beleidigung würde er büssen. Aber Kensho sagte nur, der Anweisung folgend, ehrenhaft die Aufgaben zu betreuen: „Warum so erstaunt? Das ist doch immer so.“ „Die nächste Aufgabe.“ Sesshoumaru wollte, so rasch es ging, diese Welt wieder verlassen. „Ja, die nächste Aufgabe, genau. Ihr müsst von hier aus nach Südwesten gehen, in Richtung auf die Berge. Dort werdet ihr ein Dorf finden.“ Kensho zuckte ein wenig die Schultern. „Die zweite kleine Aufgabe Tatsumaki-samas lautet: wie viele verschiedene Backwaren finden sich im Dorf der Bäckerinnen?“ Die Hundebrüder sahen sich in ungewohnter Eintracht an. Keiner von ihnen bezweifelte, dass an dieser scheinbar so harmlosen Frage ein ganz gewaltiger Haken war – und dass sie ihn schlucken mussten. ************************************************* Der Sturmbringer hatte sich diese Aufgabe wohl schwerer vorgestellt... Die Halbbrüder werden noch überrascht sein, wer oder was Tatsumaki ist. Einstweilen sollten sie ein Dankeschön an Papa richten, der einige wichtige Leute in seiner Bekanntschaft hatte. Im Dorf der Bäckerinnen wird es ihnen allerdings kaum weiterhelfen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 4: Das Dorf der Bäckerinnen ----------------------------------- Freut mich, dass euch die Geschichte gefällt. Die neue "kleine Aufgabe" klang so harmlos und einfach, hat aber natürlich einen echten Haken. Oder? 4. Das Dorf der Bäckerinnen: Hachimitsu Notgedrungen wanderten die Hundebrüder in Richtung auf die Berge. Die so genannte kleine Aufgabe des Sturmbringers klang so harmlos, dass sie keinen Moment daran zweifelten, dass irgendwo in ihr ein ganz gewaltiger Haken lauerte. Wie viele verschiedene Backwaren gab es im Dorf der Bäckerinnen? Das war eine so dämliche Frage, dass das gewiss eine Falle war. Aber sie hatten keine Wahl, wollten sie nicht auf dem Platz vor Tatsumakis Pyramide enden. Und so mussten sie sich eben mit diesen Prüfungen und der Gegenwart des jeweils anderen abfinden. Seltsamerweise fiel ihnen letzteres leichter, als sie es zuvor gedacht hätten. Sicher eine Folge dessen, dass der Halbbruder das einzige Lebewesen war, das sie kannten – und dem sie, wenn auch bedingt, in dieser fremden Welt vertrauen konnten. So war der Gedankengang des Hundeyoukai. Inuyasha dagegen war einfach froh, nicht allein zu sein. So sehr er sich in den Wanderungen seiner Jugend an die Einsamkeit gewöhnt hatte, so hatte er sich umgekehrt nun an seine Freunde angepasst, das Gefühl, Kameraden zu haben. Und eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf fand den Gedanken seltsam angenehm, dass es eben doch sein Bruder war, mit dem er hier ging. Als die Nacht hereinbrach, frischte der Wind auf und der Hanyou blieb abrupt stehen. Sesshoumaru tat dasselbe, wenn auch irritiert. Was hatte der törichte Bastard denn nun schon wieder? Aber die Erklärung folgte sofort: „Riechst du das?“ Jetzt erst wurde dem Hundeyoukai bewusst, dass er tatsächlich bereits einige Zeit über die Witterung von Honig und Backwaren in die Nase bekommen hatte. Er war gewohnt, dies als Beigabe menschlicher Dörfer zu betrachten, ein Geruch, der ihn zumindest nichts anging, und so hatte er es unwillkürlich ignoriert. Hatte das Halbblut dies erst jetzt gewittert? „Was für eine Frage.“ „Ja, schon klar, der ach so tolle Herr Ich-bin-der-beste-Schnüffler-weit-und-breit.“ Was hatte er auch erwartet: „Das ist sicher das Dorf der Bäckerinnen.“ „Sag mir einmal etwas, das ich nicht weiß.“ Sesshoumaru setzte sich wieder in Bewegung. Immerhin wusste er nun, wo ihr Ziel lag. „Keh!“ Am liebsten hätte Inuyasha diesem arroganten Mistkerl die Windnarbe um die Ohren gehauen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er ihm noch zwei Hilfen schuldete, sträubte sich etwas in ihm dagegen. Überdies stellte er fest, dass dieser Geruch in ihm die Erinnerung an Essen geweckt hatte – und seinen Hunger. Aber das war sicher nichts, was er noch erwähnen musste. Dann kam bestimmt die nächste dumme Bemerkung. Das überraschende Schweigen ließ den Älteren einen schnellen Seitenblick werfen. Lernte da jemand etwa, dass man auch mal seinen vorlauten Mund halten konnte? Das wäre zu schön, um wahr zu sein, würde aber diese gemeinsame Wanderung ein wenig angenehmer gestalten. Im ersten Schein der Morgendämmerung erhoben sich vor den Hundebrüdern schneebedeckte Gipfel aus der blühenden Ebene, über die sie in dieser Nacht gewandert waren. Und ein seltsames Gebilde, das beide an eine Glocke erinnerte. Dies war eindeutig der Ursprung des Geruches nach Backwaren und Süßigkeiten. Also musste dies das Dorf der Bäckerinnen sein. Aber ein Dorf, das seinerseits ein Gebäude war? Das war mehr als eigenartig. Sie hatten jedoch bereits lernen müssen, dass in Tatsumakis kleinen Aufgaben mehr steckte, als es zunächst den Anschein hatte. So näherten sie sich langsam der eigenartigen Glocke, bemüht, die Falle zu erkennen. Als erstes entdeckten sie vier Wächterinnen am Eingang, Frauen mit Rüstungen und Schwertern, die sie ebenfalls bemerkt hatten. Ihrem Aussehen nach mochten sie Menschen sein, aber vier Arme verrieten, dass sie genau dies nicht waren. Sie musterten die näher kommenden Fremden mit gewissem Amüsement, das den Halbbrüdern nicht entging. In was für Probleme hatte dieser Tatsumaki sie denn nun geschickt? Als sie vor den Wächterinnen waren, fragte Inuyasha sofort: „Wie viele verschiedene Backwaren gibt es hier?“ „Oh, was habt ihr denn ausgefressen?“ Die Kriegerinnen betrachteten die beiden von oben bis unten. „Wieso ausgefressen?“ erkundigte sich der Hanyou verwirrt: „Dieser dämliche Tatsumaki hat uns entführt, um uns mit ein paar kleinen Aufgaben zu nerven, das ist alles.“ „Entführt?“ Die Sprecherin war nun ihrerseits überrascht: „Dann hast du wohl etwas nicht verstanden.“ „Was gibt’s da zu verstehen?“ „Haben euch nicht die Priester im Auftrag eines Gottes hergesandt?“ Das wurde immer merkwürdiger: „Nein, was faselst du da? Also, wie viele Backwaren habt ihr? Das ist doch das Dorf der Bäckerinnen?“ „Ja, das ist Hachimitsu, das Dorf der Bäckerinnen. – Aber dann seid ihr keine Opfer für Tatsumaki-sama? Nun gut. Zu eurer Frage wird euch Mitsu-ojo die Bedingungen sagen.“ „Könnt ihr uns nicht einfach die Zahl sagen?“ Unwillkürlich legte Inuyasha die Hand an Tessaiga. Er verspürte nicht die mindeste Lust, hier schon wieder irgendwelche dämlichen Prüfungen bestehen zu sollen. „Und was soll der Quatsch mit Opfer…?“ „Kommt.“ Die Sprecherin wandte sich um: „Willkommen im Dorf der Bäckerinnen.“ Sesshoumaru folgte ihr unverzüglich. Fanden diese Aufgaben öfter statt? Hatten die Priester zumindest früher Youkai oder auch Menschen in diese Welt geschickt, als Bestrafung für diese und zum Vergnügen des Sturmbringers? Dann würde es sicher schwer werden, diese Prüfungen zu bestehen. Der Hanyou ging ebenfalls durch die Öffnung in das Dunkel des seltsamen Gebildes. Zu seiner Überraschung befand sich unter der schützenden Glocke in der Tat ein Dorf. Hütte reihte sich entlang der Hauptstrasse vor ihnen an Hütte. Jede besaß ein Fenster zur Strasse, wo Kuchen auslagen. Für die empfindlichen Hundenasen roch es fast erstickend nach Backwaren und Honig. Sowohl auf der Strasse als auch in den Hütten konnten die Halbbrüder nur Frauen entdecken – und diese betrachteten sie eigenartig, fast so, dachte Inuyasha, wie er seinerseits die Kuchen und Törtchen in den Auslagen betrachtete. Am Ende der Strasse stand eine Pergola, unter der eine Frau auf einem Hocker saß, alle vier Hände verschränkt. Sie musterte die Besucher mit dem gleichen Amüsement, wie es schon die anderen gezeigt hatten. Die Kriegerin verneigte sich etwas: „Prinzessin, diese beiden Fremden stellen die Frage nach der Anzahl unserer Backwaren. Dennoch scheint etwas anders zu sein. Sie sagen, sie seien entführt worden, keine Straftäter und Opfer für die ehrenwerte Tatsumaki-sama.“ Unwillkürlich sahen sich die beiden Halbbrüder an. DIE ehrenwerte Tatsumaki? Schön, hier waren nur Frauen, womöglich zog es der Sturmbringer darum vor, so zu tun, als sei er weiblich. Aber der Tatsumaki, mit dem sie gesprochen hatten, war doch eindeutig männlich gewesen? Was stimmte da nicht? „Entführt?“ wiederholte Prinzessin Mitsu. „Na, wie nennst du das, wenn man mitten aus einem Kampf rausgeholt wird, auf einmal in einer Halle unter lauter Kriegern steht und Tatsumaki einem dämliche Aufgaben gibt?“ Inuyasha starrte sie aufgebracht an: „Und was soll der Unsinn? Sag uns einfach die Zahl und wir verschwinden wieder.“ Aber nicht einmal er bezweifelte, dass ein Kampf nichts bringen würde. „Oh nein, das geht nicht, selbst, wenn ich das wollte. Es gibt eine Regel.“ Sie hob zwei ihrer vier Hände ein wenig. „Eine Regel,“ wiederholte Sesshoumaru. Er erinnerte sich nur zu gut daran, dass Tatsumaki gesagt hatte, in dieser Welt stelle er allein die Regeln auf, müsse sich aber auch daran halten. „Ja. Ihr müsst die Zahl selbst herausfinden. Stimmt diese, könnt ihr das Dorf unbehelligt verlassen. Stimmt sie allerdings nicht, werdet ihr hier bleiben. Und das wäre durchaus in meinem Sinne und dem aller Bäckerinnen. Ihr seht beide recht manierlich aus.“ Sie bemerkte, dass sie aus vier gleichfarbigen Augen finster angestarrt wurde: „Oh…ich sehe, ihr seid verwandt. Brüder, oder? - Ein Fluchtversuch wäre übrigens sinnlos. In dem Moment, in dem ihr Hachimitsu betreten habt, wurde die Falle ausgelöst. Dieses Dorf ist nun mit magischen Hindernissen gesichert, die kein männliches Wesen durchqueren kann. Selbst, falls ihr uns alle töten würdet, kämt ihr nicht mehr hinaus. – Nun gut. Wie findet ihr die Zahl der Backwaren heraus? Ihr werdet euch an einen Tisch setzen und ein Gebäck wird euch gebracht. Wenn ihr dies aufgegessen habt, kommt das nächste. Und so fort, bis alle Sorten einmal gegessen wurden.“ Inuyasha fand, dass diese Aufgabe gar nicht so schlimm klang. Kuchen zu essen war bei seinem Hunger eine einfache Prüfung. Sesshoumaru ertappte sich dagegen dabei, bei dieser Vorstellung fast würgen zu müssen. Aber er sagte nur: „Ich nehme keine Menschennahrung zu mir.“ „Schlecht für euch.“ Die Prinzessin winkte und Frauen eilten davon, kamen mit einem Tisch und zwei Hockern zurück, die sie vor der Pergola aufstellten. „Keh!“ machte Inuyasha derweil. „Das kannst du ruhig mir überlassen.“ Na so was. Da bekam er ja unerwartet schon die Gelegenheit, auch einmal nützlich zu sein. Der Hundeyoukai hatte einen ähnlichen Gedankengang. Ohne den Bastard hätte er sich gezwungen gesehen, Kuchen zu essen – unmöglich. Diese kleinen Aufgaben hatten es in der Tat in sich. Anscheinend ging Tatsumaki davon aus, dass niemand sie überstehen sollte. Und in alle Ewigkeit hier in dieser stickigen Kuchenluft leben zu müssen, war keine Option, die ihm zusagte. Andererseits bezweifelte er auch nicht, dass die Prinzessin die Wahrheit gesagt hatte. Sie kamen hier nicht weg, ohne die richtige Zahl nennen zu können. Die Bäckerinnen umzubringen war sinnlos. Überdies trugen die Frauen keine Schuld an der Misere. Das tat allein Tatsumaki. Leider war der Sturmbringer, gleich, ob männlich oder weiblich, niemand, den man einfach ins Jenseits befördern konnte. Verdrießlich, aber wahr. Inuyasha setzte sich, sah aber zu seinem Halbbruder: „Willst du wirklich nichts?“ Dieser sparte sich seinen Kommentar. Derweil hatten Bäckerinnen einen Vorhang quer über die Hauptstrasse gespannt, so dass der Prüfling nicht sehen konnte, was dahinter vor sich ging – oder wer noch mit einem Gebäckstück kam. Eine trat mit einem Teller zu Inuyasha: „Hier. Dies ist meine Spezialität. Guten Appetit.“ „Klar doch.“ Der Hanyou roch kurz, ob da nicht ein Gift drin versteckt war, ehe er das Törtchen mit gesundem Appetit aß. Das war endlich einmal eine Aufgabe, die ihm lag. Kaum, dass er fertig war, kam eine andere Bäckerin und stellte ihr Gebäckstück auf den Tisch. „Nummer Zwei, “ sagte sie freundlich. Sesshoumaru drehte sich um und ging. Dem verfressenen Hanyou dabei zuzusehen, wie er Kuchen aß, war kein Schauspiel, dem er beiwohnen musste. Hoffentlich würden die Bäckerinnen ihn durch ihr Dorf spazieren lassen. Aber dem war so. Niemand hielt ihn auf. Anscheinend war die Tatsache, dass sich einer von ihnen bereit erklärt hatte, die Aufgabe zu erfüllen, genug. Und natürlich der Fakt, dass das Dorf mit magischen Fallen abgesichert war. Er konnte den Bannkreis vor sich spüren, als er hinter den Hütten stehen blieb, die Wand der eigenartigen Glocke betrachtete. Das war die Magie Tatsumakis, da war er sicher. Durch diesen Bannkreis zu kommen, würde auch ihm schwer fallen. Nun, gestand er sich ein, hier auszubrechen, wäre selbst ihm versagt. Wie unangenehm, um das noch freundlich auszudrücken. Hoffentlich machte Inuyasha einmal etwas richtig und schaffte es, alle Kuchen zu essen. Nachdenklich betrachtete er die Außenhülle. Wie viele es wohl sein mochten? Das fragte sich der Hanyou langsam auch. Die ersten sechzig Gebäckstücke waren eigentlich genug gewesen, selbst für seinen Hunger. Jetzt waren es schon achtzig und so langsam hatte er das Gefühl zu platzen. Und immer noch tauchte eine der vierarmigen Bäckerinnen auf, sobald er mit essen fertig war. Was kam denn da noch alles? Aber ihm war klar, dass es allein an ihm und seinem Magen lag, ob sie dieses Dorf je wieder verlassen konnten. Tatsumaki und seine Bäckerinnen würden ihnen bestimmt nicht gestatten, diese Aufgabe zu wiederholen. Aber allmählich widerten ihn Kuchen und Kekse an – etwas, das ihm nie zuvor passiert war. Und noch eine Frau kam zu ihm: „Guten Appetit, mein Honigtopf. Dies ist die zweiundachtzigste Variante.“ Mit innerlichem Seufzen griff Inuyasha zu. Wenn ihm je zuvor einer gesagt hätte, dass es schwer sein konnte, Kuchen zu essen… „Äh…du...hu?“ Sesshoumaru wandte mehr als überrascht den Kopf. Dies war gewöhnlich nicht die Art, in der ihn jemand ansprach. Aber der Stimme nach war dies ein sehr junges Mädchen, vielleicht im Alter von Rin. Er erkannte einen schwarzen Haarschopf, der sich eilig hinter der Ecke einer Hütte verbarg. Wollte ihm dieses Kind einen Ausweg zeigen? Ihm helfen? „Was ist?“ Die Kleine guckte wieder um die Ecke: „Ich…ich habe auch etwas gebacken. Einen ganz neuen Kuchen.“ Was sollte das jetzt? War das etwa eine Falle der Bäckerinnen? Oder, anders gefragt, lief gerade der törichte Hanyou in eine? „Und?“ Das kleine Mädchen zögerte einen Moment, dann kam sie zu ihm, neigte höflich den Kopf, ehe sie auf die Knie fiel, ihm auf einem Teller einen kleinen, runden Kuchen anbot. Rin! Er dachte unwillkürlich an deren Versuche, ihn mit Essen zu versorgen, als er verletzt im Wald gelegen hatte. Er wollte diesem Kind gerade sagen, dass er keine derartige Nahrung esse, als ihm ein unangenehmer Gedanke kam. Die Frage lautete, wie viele verschiedene Backwaren es in diesem Dorf gab. Wenn dieses Kind einen neuen Kuchen erfunden hatte, war es in jedem Fall eine Variante mehr – und zwar eine, die Inuyasha nicht zu sehen bekommen würde. Wie hatte Prinzessin Mitsu gesagt? Jede Sorte müsse einmal gegessen werden, nur dann waren alle Bedingungen erfüllt? Es war ein Musterbeispiel an heroischer Selbstüberwindung, als Sesshoumaru zu dem Kuchen griff, abbiss und würgend das Stück schluckte. Inuyasha wusste, dass ihm noch nie so schlecht gewesen war, als er es irgendwie geschafft hatte, das Gebäckstück doch noch zu verdrücken. Neunundneunzig Kuchen. Und er wollte nie wieder einen auch nur sehen, geschweige denn, essen. Tatsumakis kleine Aufgaben sollten verwünscht sein! „Dies war das letzte“, sagte Mitsu freundlich: „Nun kennst du die Antwort, nicht wahr?“ „Ich habe neunundneunzig Gebäckstücke essen müssen“, gab Inuyasha zurück und stand vorsichtig auf, um seinen schmerzenden Magen zu entlasten. „Ja“, erwiderte die Prinzessin, nur, um erstaunt aufzusehen: „Aber warum löst sich der Bann nicht?“ „Weil es hundert sind.“ Sesshoumaru kam heran: „Ein Mädchen hat einen neuen Kuchen erfunden.“ Mitsu war mehr als verwundert, aber sie konnte spüren, dass sich etwas veränderte. So meinte sie: „Du hast Recht. Jetzt, in diesem Moment, öffnet sich der Bannkreis. – Ihr habt alle hundert Kuchen des Dorfes der Bäckerinnen ausprobiert. So habt ihr Tatsumaki-samas Aufgabe erfüllt und dürft Hachimitsu verlassen.“ Ohne ein Wort drehte sich der Hundeyoukai um. Er musste schleunigst an die frische Luft. Hatte der intensive Geruch nach Backwerken und Honig zuvor schon seiner Nase zugesetzt, so war ihm jetzt, nach dem Essen des Kuchens, einfach nur noch übel. Ein Gefühl, dass er so Zeit seines Lebens noch nicht empfunden hatte. Er konnte sich allerdings vorstellen, dass es Inuyasha ebenso gehen musste. Anscheinend hatte es der Bastard geschafft, neunundneunzig dieser Backwerke zu vertilgen. Und das war sicher auch für den zuviel gewesen. Die Aufgaben Tatsumakis, gleich ob dies ein Er oder eine Sie war, waren vertrackt, in der Tat. Mit schierer Körperkraft oder Kampftechnik kam man nicht weiter. Inuyasha beeilte sich, an die Seite seines Halbbruders zu kommen. Auch er hoffte, sich an der Luft draußen ein wenig erholen zu können. Sein Magen schmerzte und er konnte sich beim besten oder schlechtesten Willen nicht daran erinnern, je soviel gegessen zu haben. So übel war es ihm nicht einmal gewesen, nachdem er sich mal an Sake versucht hatte. „Schade“, sagten die Kriegerinnen am Tor: „Ihr wärt eine nette Bereicherung gewesen. So selten schickt uns Tatsumaki-sama Männer vorbei.“ Aber sie gaben den Weg frei. Erst jetzt wurde den Halbbrüdern klar, welches Schicksal sie hier erwartet hätte, wären sie an der Aufgabe gescheitert. Ein ganzes Stück von Hachimitsu entfernt, ließ der Geruch nach Backen und Honig endlich nach. Inuyasha stützte sich gegen einen großen Stein und beugte sich vor. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Ihm war nur noch schlecht. Als er sich aufrichtete, war er ein wenig überrascht, dass Sesshoumaru nur ein Stück entfernt stehen geblieben war und anscheinend auf ihn wartete. Er sollte nie erfahren, dass dieser gerade seinem Beispiel gefolgt war – zum ersten Mal in seinem Leben. „Woher hast du eigentlich gewusst, dass es hundert Kuchen sind?“ „Ein Kind kam zu mir.“ Der Hundeyoukai drehte sich um und ging weiter. „Ein Kind brachte dir seinen Kuchen und du…du hast ihn gegessen?“ Inuyasha beeilte sich, auf eine Höhe zu kommen. Irgendwie konnte er sich das kaum vorstellen. Wieso hatte ausgerechnet dieser eiskalte Typ so eine Anziehungskraft auf kleine Mädchen? Abgesehen davon: der und einen Kuchen essen? Zu schade, dass er das nicht gesehen hatte. „Du solltest mir dankbar sein.“ „Und du mir. Immerhin musste ich neunundneunzig davon essen.“ Sie hatten sich gegenseitig geholfen. Aber keiner der beiden wollte das zugeben. Eine bekannte, kleine Gestalt, die vor ihnen in der Ebene stand, ersparte ihnen eine weitere Diskussion darüber. „Kensho.“ Sesshoumaru blieb stehen. Kam jetzt etwa schon die nächste Aufgabe? „Na, Kleiner, alles in Ordnung?“ Inuyasha hätte den Lebensesser gern gewuschelt, aber dessen Haare waren von einer Kapuze bedeckt, ebenso, wie das Gesicht hinter einer Maske verborgen blieb. Kleiner! Kensho hatte Schwierigkeiten, nicht angemessen zu reagieren. Er war der Herr der Lebensesser, ein mächtiges Wesen! Und dieser dumme Hundejunge schien nur nach der Körpergröße zu gehen. Größe und Stärke würden dem nichts helfen, wenn er ihm endlich beweisen durfte, worin die Gefahr der Lebensesser für andere Wesen bestand. „Tatsumaki-sama stellt euch eine weitere kleine Aufgabe.“ „Ach, und was schon wieder?“ Hoffentlich nichts mit Essen: „Sag mal, ist Tatsumaki jetzt eigentlich ein Mann oder eine Frau?“ erkundigte sich der Hanyou. „Tatsumaki-sama ist der mächtige Sturm, der zerstörende Wirbelwind, der über das Land braust….“ begann Kensho pathetisch. Die Hand Inuyashas schoss vor und packte den Lebensesser am Umhang: „Sitzt du auf deinen Ohren? Ich habe dir eine einfache Frage gestellt.“ Er schüttelte ihn ein wenig: „Dich sollte man mal übers Knie legen…“ Dem wurde zu seiner Erschütterung klar, dass ihn dieser Hundejunge für ein Kind hielt. Wie naiv konnte man denn sein? Aber er sollte wohl besser antworten: „Beides, natürlich.“ Inuyasha gab ihn mit nicht sonderlich intelligentem Gesichtsausdruck frei. „Beides?“ „Er kann erscheinen, wie er will“, stellte Sesshoumaru daher fest. Es war nicht notwendig, diesem Lebensesser zu demonstrieren, wie verwunderlich das auf Wesen ihrer Welt wirkte. „Die neue Aufgabe.“ Es war wichtiger, diese Farce möglichst rasch hinter sich zu bringen. „Äh, ja. Eure neue kleine Aufgabe lautet: Verbringt eine Nacht auf den Schlafenden Feldern.“ „Wo?“ fragte Inuyasha zurück. Der Lebensesser drehte sich um: „Dort, im Osten, fließt ein großer Fluss. Seine beiden Ufer nennt man die Schlafenden Felder. Ihr werdet sicher bis heute Abend dort sein.“ „Und wenn wir dort geschlafen haben, haben wir diese dämliche Aufgabe erledigt.“ „Schlafen ist nicht notwendig“, gab Kensho zurück: „Aber ihr sollt dort bis zum Morgengrauen bleiben. Erst, wenn die Sonne aufgegangen ist, dürft ihr vom Fluss weg und ich werde euch abholen.“ Im nächsten Augenblick war er verschwunden. Die Hundebrüder sahen sich kurz an, ehe sie sich auf den Weg machten. Irgendwie hatten beide den Eindruck, dass das alles andere als eine erholsame Nacht werden würde. ************************************************ Da könnten sie recht haben. Ob sie je wieder einen Kuchen auch nur sehen können? Im nächsten Kapitel erfahren die Hundebrüder, was die Schlafenden Felder bei Nacht so treiben - und Tatsumaki erfährt, dass die kleine Kidnapping-Aktion bemerkt wurde. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 5: Die Schlafenden Felder --------------------------------- Ja,ihr habt recht: Tatsumakis kleine Aufgaben sind weder nur mit Kraft, noch nur mit Köpfchen, sondern vor allem mit viel Glück zu lösen. Die verborgene Absicht des Sturmbringers wird langsam klarer... 5. Die Schlafenden Felder Die ersten Nebel der Abenddämmerung begannen über den Flussufern zu tanzen, als die Hundebrüder stehen blieben. Schon seit Stunden war die blühende Ebene immer öder geworden. Hier nun wuchs außer vertrocknetem Gras und vereinzelten, windgebeugten Bäumen nichts mehr. Der Fluss war breit, und zog in gemächlichem Tempo dahin. Eigentlich wirkte alles sehr harmlos. Zu harmlos. Sie hatten schon lernen müssen, dass Tatsumakis seltsamer Sinn für Humor sie in Probleme bringen würde. Und beiden war klar, dass sie hier bis zum Morgengrauen auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen würden. Allerdings waren sie selbstbewusst genug, um davon auszugehen, mit allem fertig zu werden. Inuyasha ging an das Ufer, kniete nieder, um sich den Mund auszuspülen und zu trinken. Der Hundeyoukai blieb abseits stehen und sah sich um. Er konnte keine Gefahr sehen, wittern, nichts Ungewöhnliches hören, aber er war sicher, dass hier etwas war, eine Zauberkraft, wie er sie nie zuvor gespürt hatte. Sein Gefühl riet ihm zur Vorsicht und er war geneigt anzunehmen, dass dies einen guten Grund hatte. Was auch immer Tatsumaki hier geplant hatte: diese Aufgaben nervten wirklich. Inuyasha sprang auf: „Immerhin ist das Wasser hier nicht vergiftet. - Was ist?“ Das verdiente eigentlich keine Antwort, dachte Sesshoumaru. Ehe er weiter überlegte, erwiderte er bereits unwillkürlich: „Etwas lebt hier.“ Der Hanyou war so perplex, eine Auskunft zu bekommen, dass er weiterfragte: „Riechst du dieses Etwas?“ Beide hätten sich in diesem Moment am liebsten die Zunge abgebissen. Was war nur in sie gefahren, sich mit diesem Trottel von Halbbruder zu unterhalten? Abrupt drehten sie sich voneinander weg. Inuyasha setzte sich unter einen Baum, lehnte sich an den Stamm, um zu demonstrieren, wie ruhig er jeder Gefahr entgegensah. Sesshoumaru blieb stehen, betrachtete den Fluss, das jenseitige Ufer. Beide warteten auf den Sonnenuntergang. Ihre Aufgabe lautete, die Nacht hier zu verbringen, warum auch immer dies die „Schlafenden Felder“ waren. Allerdings war beiden klar, dass sie das wohl nur zu bald herausfinden würden. „Ach, Tatsumaki…was hast du nur getan!“ Dieser fuhr herum, sich bereits in seine weibliche Form verwandelnd, als er in den Schatten des Saales seinen Besucher erkannte: „Raiden-sama! Welch seltener Besuch! – Was meint Ihr?“ Der Gott des Donners und der Blitze blieb hinter einer Säule verborgen stehen: „Du hast immer nur solche Leute deiner…hm…Prüfung unterzogen, die Vergehen gegen die Grundregeln der Götter begingen. So war es besser, wenn sie aus unserer Welt verschwanden. Und es widersprach nicht den Lebensregeln, wenn sie bei deinen Aufgaben starben. Diesmal hast du allerdings einfach zwei Wesen entführt. Das ist selbst ein derartiges Vergehen!“ „Nicht einfach entführt.“ Tatsumaki strich sich verlegen durch ihr langes Haar: „Sie kämpften auf Leben und Tod. Sie sind Brüder, nun gut, Halbbrüder, und ich spürte das gleiche Blut, aber auch den gleichen Hass. Ich nahm nicht an, dass dies den Regeln der Welt entspricht. – Ich wundere mich sowieso, dass sie mehr oder weniger einträchtig an die Aufgaben herangehen. Immerhin sagte einer schon, er würde nichts mit dem anderen gemeinsam machen. Und doch tun sie es. - Ich wollte Euch wirklich nicht in Schwierigkeiten bringen.“ Sie lächelte ein wenig verlegen: „Bitte, Raiden-sama, unterbrecht diese Aufgaben nicht.“ „Das kann ich nicht. Dies ist deine, für dich geschaffene Welt. Und du hast die Regeln festgelegt. Ich kann erst eingreifen, wenn sie alle Aufgaben erledigt haben. Dann allerdings…“ Er brach ab. Tatsumaki nickte eifrig: „Eben. Ihr habt doch schon länger gehofft, dass es einmal Wesen geben würde, unter allen Kandidaten, die die Aufgaben bestehen. War nicht dies der Grund, warum ich Youkai und Menschen prüfen sollte? Ihr benötigt sie doch….“ „Ja, um deinetwillen, vor allem, seit der Stein der Sicht wieder in Gebrauch genommen wurde und solche Wirkungen bis in die andere Welt hatte. Aber wenn diese Zwei bei deinen Aufgaben sterben, ist dies nicht geplant gewesen. Wo sind sie nun?“ „Es wird Nacht. Sie werden auf den Schlafenden Feldern sein.“ „Ein Youkai und ein halber. Das wird sicher eine der härtesten Prüfungen.“ „Noch kein Youkai hat die Schlafenden Felder überlebt. Aber sie haben auch das Dorf der Bäckerinnen verlassen können. - Sie sind sehr interessant. Und gut aussehend.“ „Ah, die Quelle von Sirtan. Du solltest dich schämen.“ „Ich bin, wie Ihr mich erschaffen haben, Raiden-sama. Und Schamgefühl gehört nun einmal nicht zu meinen Eigenschaften.“ Der Herr der Blitze und des Donners wusste dies natürlich. So sparte er sich die Antwort und verschwand ebenso lautlos, wie er erschienen war. Inuyasha lehnte sich an den Baum, Tessaiga im Schoss. Er spürte, wie sein Schwert pulsierte, ein sicheres Anzeichen, das es mit einem bevorstehenden Streit rechnete. Er hoffte fast darauf. Aber leider schien Tatsumaki nicht viel von offenen Kämpfen zu halten. Sein Magen schmerzte noch immer und ihm war nicht klar, ob er je wieder etwas essen könnte oder auch nur wollte. Er warf einen raschen Blick hinüber, wo Sesshoumaru stand, ihm den Rücken zudrehend, und anscheinend den Fluss betrachtete. Warum war er überhaupt mit ihm hergegangen? Eigentlich hatte er doch vorgehabt, diese so genannten kleinen Aufgaben allein anzugehen. Schön, da in dem Schattenwald hatte der Hundeyoukai ihm wohl einen Kampf mit den Baumgeistern erspart, aber das Dorf der Bäckerinnen hätte er auch allein…nein, hätte er nicht, erkannte der Hanyou ehrlich. Er hatte neunundneunzig Kuchen gegessen. Nur neunundneunzig statt hundert. Allein hätte er es nie mehr verlassen dürfen. Eigenartig war das. Nie zuvor hatten sie miteinander auch nur einen Spaziergang unternommen, und waren nun doch schon zwei Tage gemeinsam unterwegs, ohne dass es zu einem Duell gekommen wäre. Und irgendwie war es auch schön, nicht allein in dieser unbekannten Welt zu sein. Sesshoumaru blickte über den Fluss. Warum nur war er nicht allein hierher gegangen und hatte den törichten Hanyou irgendwo zurückgelassen? Nun gut, dieser war in Hachimitsu nützlich gewesen. Ihm war schon von einem Kuchen übel geworden. Hundert hätte er nie im Leben hinuntergebracht. So gesehen war ein verfressener Begleiter nicht schlecht. Außerdem bedeutete Inuyasha zwar ein lästiger Schatten, aber eben auch Tessaiga. Und das mächtige Schwert mochte noch hilfreich sein, zumal mit der neuen Eigenschaft, die der Hanyou ihm besorgt hatte. Tenseiga an seiner Hüfte vibrierte, als ob es ihn vor einer drohenden Gefahr warnen wollte, aber seine hochempfindlichen Sinne konnten nichts wahrnehmen. Die Sonne berührte bereits den Horizont. Wenn sie wieder aufging, war die Aufgabe erfüllt, was auch immer in dieser Nacht geschehen würde. Er zog unmerklich die Augen zusammen. Irrte er sich oder hatte sich der Nebel ein wenig verändert? Wurde dichter? Das war zwar am Flussufer nichts seltenes, aber der Zusammenhang mit der untergehenden Sonne war bemerkenswert. Er drehte sich um. Inuyasha betrachtete die sich drehenden Nebel. Sie waren dichter geworden, befand er, fast, als ob sie Gestalten bildeten, die nun vor ihm, um ihn tanzten. Die letzten Strahlen der untergegangenen Sonne ließen den Dunst leuchten. Irgendwie wurde er müde, schrecklich müde und schloss die Augen – nur, um sie sofort wieder zu öffnen. Tessaiga pulsierte geradezu hektisch und er wusste, dass sein Schwert ihn warnen wollte. So sprang er auf, schob es in den Gürtel. Es war keine Gefahr zu erkennen, aber…. In diesem Augenblick schlugen die Schlafenden Felder zu. Beide Halbbrüder traf die Falle vollkommen unvorbereitet. Sie hatten nicht mit einem magischen Angriff gerechnet, der ihr dämonisches Wesen attackierte. Sie befanden sich in einem Bannkreis, der vermutlich die gesamte Gegend umfasste. Und wer oder was auch immer diesen Zauber ausgelöst hatte, versuchte, ihr Youketsu zu erreichen, die Quelle ihrer Energie. Bläuliche Blitze zuckten durch die Nacht, als Sesshoumaru seine eigene Magie einsetzte, um das zu verhindern. Nie zuvor hatte er sich solch einer Attacke erwehren müssen und nie zuvor hatte er solche Schmerzen verspürt. Er konnte fühlen, wie die Erde unter ihm versuchte, seine Energie einzusaugen, ja, sein Youketsu. Wenn das gelang, war er tot, denn kein Youkai konnte ohne Youki überleben. Für einen flüchtigen Moment tauchte der Gedanke in ihm auf, wie es wohl einem halben Youkai ergehen mochte, aber dann hatte er keine Gelegenheit mehr an Inuyasha zu denken, denn er kämpfte um sein eigenes Leben. Der Hanyou war ein halber Dämon und zur Hälfte ein Mensch. Im ersten Augenblick, als er das Wesen der schmerzhaften Attacke erfasste, war er erleichtert. Im schlimmsten Fall würde er sich in einen Menschen verwandeln. Dann jedoch begriff er eine ganz andere Tatsache: durch den Angriff auf die Quelle seines Youki wurde dessen Schutz aktiviert. Und das Youkaiblut seines Vaters wuchs an, wollte ihn übernehmen, um sein Leben zu bewahren. Vor Schmerz beugte er sich zusammen. Nein, das durfte nicht passieren. Soweit er noch erkennen konnte, hatte Sesshoumaru ebenfalls Probleme, diese Attacke zurückweisen. Falls er selbst sich in seine Wildform des Youkai verwandelte, würde er auf das einzige Lebewesen losgehen, das in der Nähe war. Und sein Halbbruder wäre sicher nicht in der Lage, diesen Angriff abzuwehren. Er schien seine Magie zu seinem eigenen Schutz zu benötigen, um dem Bann zu widerstehen. Das durfte nicht geschehen. Er durfte doch nicht die Wehrlosigkeit seines Halbbruders durch einen hinterhältigen Angriff Tatsumakis ausnutzen, um den in wahnsinniger Raserei umzubringen. Das hatte selbst ein so kaltschnäuziger Hund wie Sesshoumaru nicht verdient. Nein, dachte Inuyasha panisch. Er durfte sich nicht verwandeln! Er durfte seinen Bruder nicht töten! Das war das Letzte, was er dachte. Sesshoumaru hatte sich gezwungen gesehen, vor Schmerz auf ein Knie niederzugehen. Nur äußerst selten in seinem Leben war ihm das widerfahren. Und noch immer musste er alle seine Magie zum Schutz seines Youketsu einsetzen. Weiterhin zeugten die kleinen blauen Blitze um ihn von seinem schützenden Zauberbann. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, Minuten oder Stunden. Aber falls dieser Angriff so bis zum Morgengrauen weiterging, wäre es äußerst schwer, da noch gegenzuhalten. Diese Schlafenden Felder waren eine Todesfalle für jeden, der über eine Quelle dämonischer Energie verfügte. Nur die Tatsache, dass er so ein mächtiger Youkai war, hatte ihm bislang geholfen, das hier zu überleben. Ihm war bewusst, dass er bald schon seine wahre Hundegestalt annehmen musste, um noch diesem Zauber Widerstand leisten zu können. Im selben Moment vernahm er trotz all seiner Probleme neben sich ein Knurren, drohend und wild, das er bereits einmal gehört hatte. Und er war sicher, was die Ursache war. Das durfte doch nicht wahr sein! Er zwang sich, aufzublicken und zur Seite zu sehen. In der Tat. Dort hockte Inuyasha in seiner Youkaiform. Die roten Augen starrten ihn an, die länger und schärfer gewordenen Klauen wetzten sich im trockenen Gras. Nicht das! Mühsam tastete er zu Tokejin. Er hatte den Hanyou in dieser Form bereits einmal bewusstlos geschlagen, das musste ihm hier auch gelingen. Trotz seiner Schwierigkeiten während seines magischen Kampfes mit den Schlafenden Feldern. Sonst wäre er gezwungen, Inuyasha zu töten. Nun, diese Tatsache an sich war gewöhnlich kein Problem, das ihm schlaflose Nächte bereiten würde. Aber den umzubringen, während er tollwütig war, erschien ihm nicht ehrenhaft. Und schon gar nicht zur Erheiterung dieses verwünschten Sturmbringers. „Inuyasha!“ Er hatte keine Ahnung, ob der überhaupt gehört hatte, dass mit ihm gesprochen wurde. Irgendwie schaffte er es, aufzustehen. Er würde sich verteidigen müssen. In diesem Zustand war der Bastard schneller und kräftiger als gewöhnlich. Der Hanyou, verloren in seiner Welt aus Wahnsinn, kämpfte unbewusst um den Schutz seiner Energiequelle. Auch um ihn zuckten nun kleine, bläuliche Blitze, zeugten von einer Magie, die er gewöhnlich nicht beherrschte. Nun, auch im Augenblick nicht beherrschte. Sein Unterbewusstsein, sein Youkaiblut, hatte ihn übernommen, schützte jetzt sein Youketsu. Erneut drang ein Knurren aus seiner Kehle, als er begriff, dass dort ein anderes Lebewesen war, das sicher für seinen Schmerz verantwortlich war. Er musste es vernichten, zerreißen… Irgendetwas sagte ihm, dass das falsch war. Verwirrt schüttelte er seinen Kopf, um ihn klar zu bekommen. Der Wunsch, zu töten, wurde jedoch immer stärker und so machte er einen Sprung auf den Hundeyoukai zu, der unverzüglich die Hand an sein Schwert legte, bereit zu ziehen. Im nächsten Augenblick erstarrte Inuyasha. Irgendwo in ihm dämmerte Bewusstsein. Nein, er durfte nicht töten, nicht ihn. Mühsam versuchte er sich zu erinnern, wer er war, was hier los war. Sesshoumaru bemerkte mit gewisser Verwunderung, dass der Angriff abgebrochen worden war, ja, der Jüngere sich jetzt aufrichtete, wenn auch noch immer verwandelt. Auch ihm ging es nun besser, hatten die Schmerzen doch nachgelassen. Was war geschehen? Er blickte sich rasch um. Sie befanden sich keine drei Schritte mehr auseinander. Um sie beide lag jetzt eine Kugel aus bläulich leuchtender Energie, schützte sie gegen die direkten Angriffe der Schlafenden Felder. Was war nur passiert? Als er sich weiter umsah, erkannte er es. Durch den Angriff des Hanyou waren sich ihre beiden Youketsu nahe gekommen. Äußerst nahe. Und sie waren sich wohl zu ähnlich gewesen, um sich nicht miteinander verbinden zu können. Nun schützte sein Youki Inuyasha mit. Und, wie er zugeben musste, offenkundig der Teil dämonische Energie, den ein Hanyou eben besaß, ihn. Wobei er widerwillig anerkennen musste, dass das recht viel war. Nun, für einen Mischling. Das bewies wieder einmal nur, wie mächtig das edle Blut ihres Vaters gewesen war. „Was…“ Der Jüngere versuchte, gegen die Bewusstseinskontrolle zu kämpfen. „Inuyasha.“ Immerhin schienen sie gemeinsam gegen die Magie der Schlafenden Felder leichter anzukommen. Natürlich hätte er allein auch durchgehalten, aber er hätte sich verwandeln müssen. Freilich schien der Bastard wieder einigermaßen bei Verstand zu sein, sofern man das je von ihm behaupten konnte. Sein Name? Ja, das war sein Name. Der Hanyou begriff mühsam, dass er sich verwandelt hatte, da ein magischer Angriff erfolgt war. Immerhin schien er nicht Sesshoumaru attackiert zu haben, das wäre fatal gewesen. Nicht, dass es ihm gewöhnlich etwas ausgemacht hätte, den Misthund umzulegen, wenn der ihn beleidigte und umzubringen versuchte, aber nicht so, zum Vergnügen Tatsumakis und in einer Falle. Er bemerkte jetzt durchaus, dass sein Halbbruder ihn noch immer aufmerksam betrachtete, die Finger am Schwertgriff. Er konnte es ihm allerdings nicht verdenken. Der Hundeyoukai senkte langsam die Hand, da er begriff, dass die Rückverwandlung eingesetzt hatte. „Was ist passiert?“ erkundigte sich Inuyasha und betrachtete seine Hände. Doch, er schien wieder vollkommen klar zu sein, wieder er selbst zu sein. „Frag deine Augen.“ Soweit käme es noch, dass er ihm erklärte, dass sich ihre Energien verbunden hatten, um sie zu schützen. „Keh!“ Natürlich war das schon wieder zu viel verlangt. So sah sich der Hanyou um, entdeckte die beiden Youketsu sehr nahe beieinander. Anscheinend waren sie durch seinen Angriff derart aneinander geraten – und hatten eine Art Gegenbannkreis ausgelöst. Mit einem gewissen Grinsen sah er zu seinem Halbbruder: „Ich habe den Eindruck, als ob es zum ersten Mal gut ist, dass wir miteinander verwandt sind.“ Das bedufte keiner Antwort, entschied Sesshoumaru und warf einen Blick zum Himmel. Die Nacht war noch nicht halb vorbei, aber nun war es leichter, der Falle der Schlafenden Felder standzuhalten. Inuyasha besaß nicht seine Schweigsamkeit. Aber er wollte sich auch nicht blamieren. So meinte er erst nach zwei Stunden: „Diese dämlichen Schlafenden Felder würden Menschen nichts ausmachen. Das ist nur eine Falle für Youkai. Und natürlich Hanyou. Wenn man nicht aufmerksam genug ist, vielleicht nach dem Essen bei den Bäckerinnen zu müde ist und einschläft, ist man erledigt.“ Das stimmte. Trägheit oder Unvorsichtigkeit wurde in dieser „kleinen Aufgabe“ gnadenlos bestraft. Das Erstaunliche war nur, dass dieser törichte Bastard von selbst auf diese Erkenntnis gestoßen war. Seit wann besaß Inuyasha Verstand? Nun gut, er hatte immerhin zwei Stunden benötigt. Der Hanyou hatte mit keiner Antwort gerechnet. Aber zum wiederholten Mal glitt sein Blick zu den beiden Energiequellen, die sich so nahe aneinander befanden, sie beide so schützten. In der anderen Welt kehrte Takeshi mit Beginn der Abenddämmerung zu seinen Gästen zurück. „War wirklich jemand da draußen?“ fragte Miroku. „Ich hatte Recht, es war jemand in der Nähe.“ In der Stimme des Priesters lag Überraschung: „Ein kleines Menschenmädchen. Als sie mich bemerkte, sprang sie auf einen zweiköpfigen Drachen, der sofort los flog.“ „Rin-chan!“ sagte Kagome sofort: „Das kleine Mädchen ist bei Sesshoumaru! Sie wird ihn gesucht haben.“ „Allein in der Nacht, hm. Nun gut, der Drache war bei ihr.“ „Jaken wird auch irgendwo gewesen sein, Takeshi-sama“, meinte Sango tröstend: „Sesshoumaru lässt sie nie allein. Aber vielleicht sollte ich mich morgen früh auf Kirara auf den Weg machen und die beiden suchen. Sie werden sicher wissen wollen, was mit Sesshoumaru passiert ist.“ „Sie können auch gern hier herkommen“, bot Takeshi an: „Ich hatte nur sehr selten Besuch. Und wir wissen nicht, wie lange es dauert, bis die Halbbrüder zurückkommen.“ Seine Bemerkung, ob überhaupt, schluckte er lieber hinunter. Er hatte schon bemerkt, dass die Freunde des Hanyou fest an seine Fähigkeiten glaubten. „Ja, das ist sicher gut, danke.“ Kagome seufzte: „Ich hatte wirklich gedacht, dass der Sturmbringer sie gleich wieder freilässt. Ich meine, er muss doch bemerkt haben, dass sie keine Verbrecher sind…“ Sie brach ab. Soweit sie wusste, hatten beide Halbbrüder schon getötet, nicht nur einmal. Aber das hatten auch sie, Sango und Miroku, allerdings nur, um sich selbst zu verteidigen. Und das wusste sie nicht so genau von Inuyasha, geschweige denn vom Hundeyoukai. Sie verscheuchte den unangenehmen Gedanken. „Wie wir schon sagten, kann es passiert sein, dass Tatsumaki sich einfach amüsieren will.“ Miroku bemerkte den finsteren Blick: „Schon gut. Sie bekommen das sicher hin. Aber es wird eben dauern.“ Das befürchtete Kagome auch. Die ersten Strahlen der Sonne am Horizont ließen den Angriff der Schlafenden Felder unverzüglich abbrechen. Sofort verschwand auch der magische Bannkreis um die Hundebrüder, die sich ein wenig erleichtert umsahen, ohne dieses Gefühl allerdings zu zeigen, alle zwei bemüht, sich nicht vor dem anderen bloßzustellen. Es war peinlich genug, dass sie diese Nacht so nahe beisammen gestanden hatten, so aufeinander angewiesen gewesen waren. „Kensho!“ Inuyasha hatte die kleine, verhüllte Gestalt erkannt, die langsam über die Ebene auf sie zukam. Der Lebensesser war erstaunt, beide noch lebendig und offenbar bei guter Gesundheit vorzufinden. Soweit er wusste, hatte kein Youkai je diese Nacht überlebt. Aber er sagte nur: „Die Felder schlafen nun wieder bis zum nächsten Abend.“ „Menschen würden sie nichts tun, oder?“ fragte der Hanyou prompt. „Wenn ein Mensch hier einschläft, würden ihn die Felder buchstäblich verschlingen. Ein Youkai verliert seine Energie. Nun, in beiden Fällen ist es tödlich.“ Und es hätte ihn wirklich interessiert, warum diese beiden die Nacht so munter überstanden hatten. Besaßen sie etwa soviel Youki, dass es ihnen die Felder gar nicht hatten abziehen können? Sogar diese halbe Portion? „Die nächste Aufgabe.“ Sesshoumaru war ungeduldig. Das dauerte alles viel zu lang. „Ja, die nächste Aufgabe. Folgt mir.“ Kensho drehte sich um und führte die unfreiwilligen Prüflinge über die Ebene, in Richtung Süden. Dabei erklärte er: „Tatsumaki-sama lässt euch ausrichten, dass ihr nun eine angenehme Aufgabe bekommt.“ Das wagten die Hundebrüder zu bezweifeln. Der Lebensesser hatte den Unglauben bemerkt. So fuhr er fort: „Eure neue Aufgabe lautet: badet in der Quelle von Sirtan.“ Unwillkürlich warf Inuyasha einen Blick zu seinem Halbbruder. Ein gemeinsames Bad? Das hatten sie noch nie getan. Überdies fragte sich, wo da schon wieder eine kleine Schwierigkeit auf sie wartete, die Tatsumaki belustigen würde. Sesshoumaru bemerkte den Seitenblick. In einer Quelle zu baden klang so harmlos, dass dort gewiss die nächste Falle wartete. Aber sie hatten keine Wahl, als da buchstäblich hineinzuspringen. ***************************************************** Inuyasha hat recht: es war gut, dass sie verwandt sind. Ob ihnen das allerdings in der Quelle von Sirtan weiterhelfen wird, auf die sich Tatsumaki so freut? Überdies: was passiert, wenn sie es tatsächlich durch alle Prüfungen geschafft haben? Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist. bye hotep Kapitel 6: Die Quelle von Sirtan -------------------------------- Tatsumakis kleine Aufgaben scheinen einen Sinn zu haben, der über das reine Vergnügen des Sturmbringers hinausgeht. Meist zumindest... 6. Die Quelle von Sirtan Kensho blieb stehen und deutete voraus: „Dort, durch den Wald, müsst ihr gehen, in die Hügel. Falls ihr ein Wesen trefft, könnt ihr ja noch einmal genau nach dem Weg fragen, weil es dort mehrere Quellen gibt, aber nur eine Quelle von Sirtan. Wenn ihr genau die Richtung haltet, werdet ihr sie finden. Viel Vergnügen.“ Der kleine Lebensesser wandte sich um und war fast sofort verschwunden. „In der Quelle von Sirtan baden!“ murrte Inuyasha: „Was für eine dämliche Aufgabe!“ „Wasserscheu?“ Der ältere Halbbruder setzte sich in Bewegung. „Keh! Ich kann sogar schwimmen!“ Sesshoumaru fand es besser, darauf keine Antwort zu geben, die sicher in einer Duellforderung bestanden hätte. Er konnte nicht schwimmen, jetzt nicht einmal mehr in seiner Hundeform, was natürlich nur an der Tatsache lag, dass ihn dieser impertinente Bastard neben ihm seinen linken Arm gekostet hatte. Aber sie sollten erst aufeinander losgehen, wenn sie wieder in ihrer Welt waren. Tatsumakis kleine Aufgaben hatten es in sich und er gab zu, dass es zumindest im Dorf der Bäckerinnen nicht vollkommen nutzlos gewesen war, das Halbblut dabei gehabt zu haben. Die Schlafenden Felder hätte er sicher auch allein bestanden, ebenso wie die anderen Aufgaben. Aber wer wusste schon, welche Scherze dem Sturmbringer noch einfallen würden. Er musste sich beherrschen – und mit diesem Bastard als Begleiter leben. Immerhin hatte er damit auch indirekten Zugriff auf Tessaigas mächtige Fähigkeiten. Und das war schon mehr, als er von seinen gewöhnlichen Begleitern sagen konnte. Inuyasha bemerkte trotz des regungslosen Gesichtsausdruckes seines Halbbruders, dass seine Aussage irgendwie Ärger erregt hatte und zog es vor, abzulenken. Ein Duell wäre erst sinnvoll, wenn sie aus dieser dämlichen Welt des Sturmbringers wieder draußen waren. „Ich meinte damit, dass das sicher keine normale Quelle ist, Blödmann. Tatsumakis Witze gehen mir langsam auf die Nerven.“ Nicht nur dir, dachte der Hundeyoukai. Aber bedauerlicherweise waren sie nicht in der Position, diese kleinen Aufgaben abzulehnen. Es war die Welt des Sturmbringers, was diesem - oder dieser - eine geradezu unverschämt mächtige Stellung bescherte. Aber er sagte nur: „Natürlich ist das eine Falle.“ Der Hanyou glaubte fast, nicht richtig gehört zu haben. Da gab ihm der Herr Oberschlau mal Recht? Aber Falle oder nicht – sie mussten diese Aufgabe erfüllen, sonst kämen sie aus dieser Welt nie mehr weg. Und er vermisste seine Freunde inzwischen schon, vor allem natürlich Kagome. Es war wirklich nicht notwendig, diesen Aufenthalt in die Länge zu ziehen oder gar in alle Ewigkeit hier festzusitzen. Die Hundebrüder gelangten ohne jeden Zwischenfall durch den Wald. Dahinter erhoben sich gewaltige Hügel, fast schon kleine Berge, die mit Wiesen und lichten Wäldern überzogen waren. Von vielen flossen helle Bäche, ab und an entdeckten sie Wasserfälle. Sie gingen weiter in die angegebene Richtung. Was blieb ihnen schon übrig. An einem Teich entdeckte Inuyasha Lebewesen, wie er sie so noch nie gesehen hatte. Sie wirkten wie winzige Menschen mit Flügeln und sirrten eifrig über die Wasseroberfläche. Er hielt an und beugte sich über die Wasserstelle: „Äh...hallo?“ fragte er. Sesshoumaru blieb ein wenig ärgerlich stehen. Traute ihm dieses Halbblut nicht einmal zu, die Richtung halten zu können? Andererseits hatte Kensho ja gesagt, sie sollten ein Wesen nach dem Weg fragen, um nicht in der falschen Quelle zu landen. Womöglich war das ganz sinnvoll, was der Bastard da tat. Obwohl, sinnvoll und Inuyasha in einem Satz? Eines der winzigen Geschöpfe flog empor, direkt vor die Nase des Hanyou: „Fremde, hier?“ Es war ein junges Mädchen, wie es den Anschein hatte. „Wir suchen die Quelle von Sirtan. Kannst du uns sagen, wo die ist?“ „Ja, natürlich. Hat euch Tatsumaki-sama hergeschickt?“ „Eine der dämlichen kleinen Aufgaben, ja. Also?“ Sie deutete nach rechts: „Dort, der Bach aus dem Tal. Wenn ihr ihm folgt, werdet ihr an seine Quelle kommen. Sie ist kalt. Aber nur fünfzig Schritte weiter nach Osten liegt die Quelle, die ihr sucht. Ihr werdet ihren Dampf bereits sehen.“ „Eine so heiße Quelle?“ Sollten sie sich etwa verbrühen? „Sie soll sehr angenehm sein, aber ich war noch nie darin.“ „Auch recht.“ Inuyasha wandte sich ab und ging an der Seite seines Halbbruders weiter. „Viel Vergnügen!“ rief ihnen das Mädchen daher nach. Ein anderes kleines Wesen flog empor: „Sie sehen sich ähnlich. Das sind doch sicher Brüder, zumindest Halbbrüder. Warum Tatsumaki-sama sie dann gemeinsam in die Quelle der Begierde schickt?“ „Gewiss zur Strafe. Du weißt doch, dass die Wesen, die diese Aufgaben bestehen müssen, irgendwo Verbrechen begangen haben, für die sie bestraft werden. Auch, wenn schon sehr lange niemand mehr hierher gekommen ist. Nun, das geht uns nichts an.“ „Nein. Dennoch sollten wir uns unter die Erde zurückziehen. Wenn sie in der Quelle sind….Tatsumaki-sama…du weißt schon.“ „Ja, der Sturmbringer wird hier entlangkommen, du hast Recht. Beeilen wir uns. Wenn alles wieder gesund ist, können wir weitermachen. Sag den anderen Bescheid.“ Die kleinen Wesen verschwanden. Eine halbe Stunde später erreichten die Halbbrüder die warme Quelle von Sirtan. Sie war kreisrund und hatte einen Durchmesser von vier Metern. Dämpfe verrieten die höhere Temperatur. Sie war umgeben von einer Wiese, auf der vereinzelt hohe Bäume wuchsen. Inuyasha sah sich um. „Also, hier ist nichts und niemand. Und das Wasser scheint auch nicht vergiftet zu sein, oder?“ Sesshoumaru ertappte sich bei dem Gedanken, fast darüber geschmeichelt zu sein, dass der Jüngere anerkannte, dass er die bessere Nase hatte. „Nein.“ „Na, dann baden wir mal eben, damit uns dieser komische Kensho wieder abholen kann.“ Der Hanyou trat an den Rand der Quelle, um seine plötzliche Verlegenheit zu verbergen. Natürlich hatte er schon gemeinsam mit Miroku gebadet, aber das war doch etwas anderes. Das hier war nicht sein Freund, sondern Sesshoumaru, der Typ, der ihn als die Familienschande ansah, und oft genug schon versucht hatte, ihn umzubringen oder ihm auch nur Tessaiga zu nehmen – was den gleichen Effekt hätte. Was, wenn der seine Wehrlosigkeit nun ausnützen würde? Nein, beschloss er dann. Sein Halbbruder war eiskalt, ein Mistkerl, aber er besaß so etwas wie Ehrgefühl. Außerdem war nicht gesagt, dass Tatsumakis Aufgabe erfüllt war, wenn sie nicht gemeinsam in dieses Wasser stiegen. Langsam ging er um die Quelle herum, bemüht, nicht zu dem Hundeyoukai zu sehen, als ihm unerwartet noch etwas ganz anderes dämmerte: dieser besaß nur noch einen Teil seines linken Arms. Er selbst hatte ihm den Rest abgeschlagen. Wie das nun wohl aussah? Irgendwie war ihm das unangenehm. Aber er zog sich sein Schwert samt der Scheide ab und legte beides an das Ufer, so dass er es auch fassen konnte, wenn er im Wasser war. Er wusste nur zu gut, was geschehen würde, wäre Tessaiga zu weit von ihm weg. Überdies war nicht sicher, dass hier nichts und niemand vorbei kam, während sie badeten. Wer wusste schon, welchen Witz Tatsumaki bei dieser ach so kleinen Aufgabe eingebaut hatte. Dann zog er sich eilig aus, noch immer den Blick krampfhaft zu Boden gerichtet. Das war doch irgendwie eine peinliche Situation. Verwünscht sei der Sturmbringer! Als er in das Wasser glitt, war er ein wenig erstaunt, dass Sesshoumaru schon darin war, sich auf der anderen Seite an das Ufer lehnte. Eigentlich hatte er doch angenommen, dass sich dieser mit dem Auskleiden etwas schwerer tun würde, ja, schon daran gedacht, ob er ihm helfen sollte, sich aber dann die sichere Abfuhr erspart. Aber anscheinend kam der wirklich mit nur einem Arm zu Rande, auch, wenn die Dämpfe und das Wasser die Verletzung im Augenblick verhüllten. Durch den Dunst der warmen Quelle konnte er erkennen, dass sein Halbbruder nun unverwandt zu ihm blickte. Anscheinend hatte es auch Sesshoumaru vermieden, ihn anzusehen, solange er nicht im Wasser war. Schamgefühl bei einem Youkai? Nein, das konnte er ausschließen. Was war nur los? „So, jetzt baden wir hier“, sagte er, bemüht, sein Unbehagen zu unterdrücken. „Und wo bleibt dieser Kensho?“ Das Wasser war wirklich angenehm, entspannend. Irrte er sich, oder wurden die Dämpfe dichter? Aber das kam ihm gewiss nur so vor. Keine Witterung verriet ein Gift. In ihm stieg jedoch eine seltsame Wärme auf, wie er sie so eigentlich noch nie empfunden hatte, und lenkte seine Gedanken zu Kagome. Was sie wohl im Moment tun würde? Ob sie je mit ihm zusammen einmal so ins Wasser steigen würde? Und warum musste er auf einmal an ihre Frage denken, ob er schon einmal mit einer Frau…? Auch Sesshoumaru hatte bemerkt, dass das Wasser überaus entspannend war. Aber sein Blick ruhte unverwandt auf Tessaiga, das hinter seinem Halbbruder am Ufer lag. Da war es, das Schwert, das er so begehrte – fast in Reichweite. Eine unbekannte Wärme stieg in ihm auf. Wer oder was sollte ihn abhalten, hinüber zu gehen, nach ihm zu fassen? Tatsumaki würde sich sicher nicht darum kümmern, wer von ihnen beiden die kleinen Aufgaben überlebte. Er ärgerte sich ein wenig, dass der Dunst immer dichter wurde, er langsam Probleme bekam, Tessaiga noch erkennen zu können. Sollte er hinüber gehen oder nicht? Inuyasha war unterdessen durch den Zauber des Wassers so verwirrt, dass er sich nicht einmal mehr wunderte, dass sich eine schwarzhaarige Frau zu ihnen in die Quelle gesellt hatte, die ihm nun den Rücken zuwandte, bis über die Hüfte im warmen Wasser stehend. Ja, das war es, dachte er nur. Er wollte, ja, musste zu ihr gehen, und sie fragen, ob sie ihn küssen wollte, ob er sie anfassen durfte, ob… „K…“ Er brach ab. Er hatte sie nie unbekleidet gesehen. War das Kikyou oder Kagome? War es Kagome, und er würde sie mit Kikyou ansprechen, tat ihm sein Rücken jetzt schon weh. Auch Kikyou wäre nicht sonderlich erbaut, würde er sie als Kagome bezeichnen. Wer war sie? „K...“ war alles, was er noch hervorbrachte. Tatsumaki war verwundert – und schwer enttäuscht. Für gewöhnlich waren die Männer, die in der Quelle des Begehrens saßen, schon übereinander hergefallen, ehe sie in ihrer weiblichen Gestalt zu ihnen kam. Oder zumindest hatten sie sich dann unverzüglich ihr genähert. Das war natürlich meist sehr amüsant gewesen - und anregend. Den absoluten Spaß bedeutete es aber, dann am Ende die männliche Gestalt anzunehmen. So erschreckt und fassungslos wie die Prüflinge in dieser Lage immer gewesen waren, war einfach zu erheiternd. Und jetzt das. Der eine niedliche Bruder starrte sie zwar fasziniert an, stammelte aber nur irgendetwas von K...K...als ob er völlig verblödet sei. Der zweite hübsche Junge fixierte das Schwert, das da auf der Wiese lag. Begehrte er es? Dabei hatte er doch schon zwei. Was war das denn für ein Waffennarr? Obwohl, dachte sie dann, ihm fehlte der linke Arm. Wohl eine Kampfverletzung. Vielleicht fehlte ihm auch noch etwas anderes, was er mit den Schwertern wettmachen wollte? Sie drehte sich mit einem verheißungsvollen Lächeln um, strich betont verlockend über ihren Körper. Beide sollten nun in ihr die Verkörperung ihres Begehrens sehen, ihre Traumfrau, ihre Geliebte… Sollten sie. Denn es änderte sich nichts. Der Jüngere stammelte nur noch intensiver: „K...K…“ und der Ältere musterte dieses dämliche Schwert, als ob es sein Leben bedeuten würde. Diese beiden schienen einfach nicht auf den Zauber der Quelle hereinzufallen, die das Verlangen der Prüflinge verstärkte, sich ihr zu nähern. Das war überaus enttäuschend. Sie hatte sich so viel Spaß mit den beiden Hübschen erwartet. Mit einem ärgerlichen Laut verwandelte sie sich in einen Wirbelsturm, der zornig über das Land raste. Das Aufheulen des Windes ließ den Hundeyoukai abrupt aufsehen. Wie konnte er sich nur so von seiner Umgebung ablenken lassen? Was, wenn sich hier ein Feind näherte? Sesshoumaru zwang sich, zu seiner gewöhnlichen Selbstbeherrschung zurückzukehren. Was war nur in ihn gefahren? Tessaiga lag da, ja. Aber zum einen besaß es immer noch den Bannkreis, der ihn abwehrte, zum anderen...ja, zum anderen saß Inuyasha mit ihm hier im Bad und es wäre kaum ehrenhaft gewesen, dessen erstmaliges Vertrauen in die eigene Anständigkeit zu enttäuschen. Was war nur mit ihm los? Das Wasser! Er musterte den Hanyou, der deutlich verwirrt auf eine Stelle am Ufer starrte. Er selbst konnte dort nichts erkennen. Aber irgendetwas beeinflusste die hier Badenden, das war offenkundig, weckte Begehrlichkeiten. Nach was sehnte der sich? Gras? Das wäre selbst für einen nur halben Hund äußerst merkwürdig. „Inuyasha.“ „Ja?“ Dieser sah zu seinem Halbbruder. Bei näherer Betrachtung war es kaum ratsam, dem zu erzählen, dass er gerade geglaubt hatte, eine Frau bade hier mit ihnen, schon gar Kagome. Irgendwie wagte er zu bezweifeln, dass Sesshoumaru auch nur eine Quelle mit einem Menschen teilen wollte. Aber irgendeinen Vorwand musste er doch bringen, sonst hielt ihn der ja für vollkommen dämlich. Warum wollte er sich vor diesem Mistkerl eigentlich rechtfertigen, dachte er gleichzeitig. „Gehen wir raus?“ war alles, was ihm in dieser Sekunde noch einfiel. Seit wann nahm dieser unwissende, unhöfliche Bastard Rücksicht darauf, dass der Ältere Vorrang hatte? „Ja.“ Das war eigentlich irgendwie angenehm. Der Hanyou stieg sofort aus dem Wasser, zog sich eilig an. Wie hatte er nur denken können, Kikyou sei hier? Sie war tot. Und weder sie noch Kagome konnten in der Welt des Sturmbringers gelandet sein. Er spürte, dass er rot geworden war und wollte diese Tatsache unbedingt vor dem Älteren verbergen. Nicht, dass der sich noch über ihn lustig machen würde. Das musste an dieser Quelle gelegen haben. Irgendetwas machte sie mit den Leuten, die in ihr badeten. Aber worin lag der Witz für den Sturmbringer, wenn seine Opfer von ihrer Freundin träumten? Moment mal. Jetzt verstärkte sich seine Verlegenheit. War das etwa gar kein Traum gewesen? Die Bäckerinnen und Kensho hatten doch gesagt, dass Tatsumaki auch in weiblicher Gestalt… Unwillkürlich atmete er tief durch. Das wäre ja mehr als unangenehm gewesen. Anscheinend hatte ihn seine Unentschlossenheit gerettet. Aber das würde er besser nie jemandem erzählen. Von was oder wem wohl Sesshoumaru geträumt hatte, als er Tatsumaki sah? Aber das konnte er ihn unmöglich fragen – schon, weil er absolut nicht gewusst hätte, was er auf die Gegenfrage hätte antworten sollen. Immerhin schien der auch nicht mit ihr… Er bückte sich und schob Tessaiga in seinen Gürtel, ehe er hinüber sah. Wie er fast erwartet hatte, war sein Halbbruder wieder vollständig bekleidet und steckte gerade Tokejin zu Tenseiga an seine Hüfte. „Wo bleibt denn dieser Zwerg schon wieder?“ murrte der Hanyou, zu erleichtert, der Falle der Quelle von Sirtan entkommen zu sein. „Mein Name ist Kensho!“ Der Angesprochene schrie es fast, als er sich ihnen näherte. Dieser unverschämte Kerl! „Ja, schon gut, Kensho“, wiederholte Inuyasha: „Sag mal, das ist doch eine Zauberquelle, oder?“ „Ja.“ Allerdings schien der Zauber diesmal nicht gewirkt zu haben. Nur selten war Tatsumaki-sama so wütend gewesen, dass gleich ein derart schwerer Orkan durch diese Welt tobte. Selbst hier würde es einige Stunden dauern, ehe alles wieder beim alten war. Was hatten diese Prüflinge nur angestellt, um sich dem Bann der Quelle der Begierde zu entziehen? Der Anführer der Lebensesser wusste von niemandem, dem das je gelungen war. „Das Wasser dieser Quelle weckt die Sehnsucht nach dem, was man am meisten begehrt.“ „Aha“, machte Inuyasha ein wenig verständnislos. Das erklärte zwar, warum er sich Kagome oder Kikyou vorgestellt hatte, aber nicht unbedingt, warum er sich nicht hatte entscheiden können. Darum hatte er auf einmal so nach Tessaiga gesehen, dachte Sesshoumaru. Nun gut. Immerhin war er trotz des Zaubers selbstbeherrscht genug gewesen, das Schwert liegen zu lassen. Es hätte ihm durch den schützenden Bann sowieso nichts gebracht. Nach was sich wohl der Bastard gesehnt hatte? Der hatte doch nur auf einen Fleck Wiese gestarrt? Nun, was erwartete er auch von einem törichten Halbblut. Auf einmal fiel Inuyasha ein Umstand ein, der noch weitaus widriger hätte sein können. Was, wenn diese Tatsumaki nur zum Zuschauen gekommen war? Und wenn sie sich beide gegenseitig geküsst hätten, also, er und Sesshoumaru… Oh nein, daran wollte er lieber nicht denken. Das hätte bestimmt in einem Duell auf Leben und Tod geendet, da keiner von ihnen dem anderen abgenommen hätte, ebenfalls verzaubert gewesen zu sein. Da war er sich vollkommen sicher. „Gehen wir“, meinte Kensho. „Die nächste Aufgabe wartet schon.“ „Wie viele sind es denn noch? Irgendwie nimmt das hier kein Ende. Wir wollen wieder zurück.“ Ausnahmsweise stimmte der Hundeyoukai dieser Aussage seines Halbbruders zu, blickte jedoch schweigend zu dem kleinen Lebensesser. Der Maskierte zuckte die Schultern: „Ich weiß nicht, wie viele Aufgaben es noch sind. Das liegt bei Tatsumaki-sama. Ich kann dir nur verraten, dass du es in der letzten Prüfung mit mir zu tun bekommst.“ „Och nö, ich kämpfe nicht mit Kindern!“ sagte Inuyasha prompt. „Da du törichter Bengel es immer noch nicht mitbekommen hast“, zischte Kensho nun wirklich ärgerlich: „Ich bin erwachsen, der Anführer der Lebensesser!“ „Na, dann.“ Der Hanyou zuckte die Schultern: „Und was ist jetzt die nächste Aufgabe?“ Der Lebensesser holte tief Atem, ehe er sich zur Ruhe zwang. Tatsumaki-sama würde ihn mindestens einen Kopf kürzer machen lassen, wenn er einem Befehl vorgriff. Er legte nun bestimmt keinen Wert darauf, die Phantasie des Sturmbringers in Punkto Hinrichtungen am eigenen Leib ausprobiert zu bekommen: „Kommt mit. Ich werde euch den Weg zur nächsten Aufgabe zeigen.“ Er drehte sich um und ging. Dieser unverschämte Kerl! Also wirklich, das hatte er sich noch von niemandem bieten lassen müssen, nicht einmal von anderen Prüflingen. Am gesündesten für ihn selbst würde sein, den jüngeren der beiden Kandidaten überhaupt nicht mehr zu beachten – bis er sich ihn höchstpersönlich vorknöpfen konnte. So, wie der immer redete, musste er ein überaus passendes Opfer für einen Lebensesser sein. Die Hundebrüder folgten ihm sofort, weiter in das Hügelland hinein, bis sie ein breites Tal erreichten, in dem sich ein kleiner Fluss wand. Kensho blickte sich um: „Wenn ihr dieses Tal entlang geht, erreicht ihr bald eine Ebene. Dort werdet ihr bestimmt entweder es riechen, sagte Tatsumaki-sama, oder aber den Berg mit der Rauchsäule am Horizont erkennen.“ „Ein Feuer speiender Berg?“ erkundigte sich Inuyasha alles andere als begeistert. Der Lebensesser ignorierte ihn, wie er es sich vorgenommen hatte: „Dorthin müsst ihr gelangen. Ihr werdet da die Feuerfrau Lacuna treffen. Eure nächste kleine Aufgabe lautet: seht in den Rauchenden Spiegel.“ Unwillkürlich blickten sich die Halbbrüder an. Es war so sicher, wie morgens die Sonne aufging, dass Lacunas Rauchender Spiegel eine Falle war. Aber sie hatten keine Wahl. So ging Sesshoumaru ohne weiteres Wort los. Inuyasha beeilte sich, neben ihn zu kommen. Beide hatten für Kensho kein Wort oder einen Blick mehr übrig. Zu wichtig war es, endlich diese dämlichen kleinen Aufgaben erledigt zu haben und dieser Welt entkommen zu sein. Der nahm die Unhöflichkeit mit gewissem Ingrimm zur Kenntnis. Für ihre Arroganz würden beide noch bezahlen, wenn sie bald auf die Lebensesser trafen. Das setzte freilich voraus, dass wenigstens einer der beiden das Erlebnis mit dem Rauchenden Spiegel überleben würde. So, wie diese beiden taten, gäbe es gewiss danach zwischen ihnen ein Duell auf Leben und Tod. **************************************** Manchmal kann eine gewissse Naivität..äh...Geradlinigkeit der Gedanken nützlich sein. Und es war mit Sicherheit das erste Mal, dass Inuyasha nicht dadurch in Schwierigkeiten kam, dass er sich nicht entscheiden konnte. Die meisten Aufgaben scheinen sie erledigt zu haben... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bbye hotep Kapitel 7: Der Rauchende Spiegel -------------------------------- Tatsumakis Vergnügen fiel also buchstäblich ins Wasser. Aber hinter den "kleinen Aufgaben" steckt noch etwas anderes: 7. Der Rauchende Spiegel Tatsumaki blieb in seiner männlichen Form auf einem Vorsprung des Feuer speienden Berges stehen und betrachtete ein wenig nachdenklich die Frau, die sich ihm näherte: „Lacuna.“ Diese wirkte auf den ersten Blick menschlich – wenn ein Mensch es ausgehalten hätte, vollständig in Flammen zu stehen. Selbst ihre Haare loderten. Sie verneigte sich höflich: „Tatsumaki-sama, ich bin überaus erfreut, nach so langer Zeit wieder Gäste geschickt zu bekommen. Und ich bin noch entzückter, dass Ihr an mich zuerst dachtet.“ „Oh, dies tat ich nicht, meine Liebe“, gab der Sturmbringer ehrlich zu: „ Ich hätte es jedoch wohl tun sollen.“ Die Feuerfrau sah erstaunt zu ihm auf: „Soll das heißen, die...äh…Prüflinge haben schon eine Aufgabe gemeistert?“ „Nicht nur eine. Sie haben den Schattenwald durchquert, obwohl sie Schwertscheiden aus Holz haben, sie entkamen dem Dorf der Bäckerinnen und den Schlafenden Feldern, ja, sogar der Quelle von Sirtan.“ „Wie ungewöhnlich. Das würde ja bedeuten, dass es sich noch um Kinder handelt, und solche werden doch nicht zu Euch geschickt.“ „Sie sind noch recht jung, tragen jedoch Waffen und können kämpfen. Aber wieso meinst du: Kinder?“ „Die Quelle weckt Begehrlichkeiten. Nur Kinder sind eigentlich so reinen Herzens, dass sie ausschließlich die Freude am Bad sehen.“ „Hm. Irgendwie kann ich es mir nicht vorstellen. Sie sind sicher erwachsen, wenn auch noch recht jung. Nein, Kinder gewiss nicht. – Sieh, dort am Horizont kommen sie.“ Lacuna blickte in das Land: „Beide haben so weiße Haare…Brüder?“ „Ja. Und doch standen sie sich mit dem Schwert in der Hand gegenüber.“ „Ich verstehe. Nun, dann hassen sie sich – und kommen doch gemeinsam her? Auch dies ist ungewöhnlich. Aber wenn sie in den Rauchenden Spiegel geblickt haben….Ach ja, ich erinnere mich an ein Brüderpaar, dass so einträchtig hier herkam. Danach waren sie so vor Neid und Missgunst zerfressen, dass sie sich gegenseitig töteten.“ „Du meinst, Eifersucht könnte der Grund ihres Kampfes sein?“ Der Sturmbringer sah hinunter: „Wir werden sehen. Es würde mich schon interessieren, zumal sie bislang in allen Aufgaben zusammen blieben, obwohl sie zu Anfang sagten, sie würden nichts gemeinsam tun. Sie sind wirklich seltsam. Nun gut, Lacuna. Geh und hole deinen Spiegel.“ „Wie Ihr wünscht. Er ruht in den Tiefen des Feuer speienden Berges.“ Die Feuerfrau verneigte sich noch einmal, ehe sie sich umwandte und ging. Tatsumaki musterte die Hundebrüder, die sich langsam dem Vulkan näherten: „Neid? Eifersucht?“ murmelte er: „Dagegen könnt auch ihr nicht ankommen. Und wenn doch….Nun, dann warten die Lebensesser auf euch.“ Die letzte der kleinen Aufgaben. Und der Sturmbringer gab zu, dass noch nie jemand alle seine Prüfungen bestanden hatte, gleich, in welcher Reihenfolge er sie ausgesucht hatte. Diese beiden ließen in ihm zum ersten Mal seit so langer Zeit die Hoffnung aufkeimen, dass es jemanden geben könnte, der die Besorgnis des Donnergottes beseitigen konnte. Er selbst hatte sie lange nicht ernst genommen, aber da waren nun dieser Herrscher und der dunkle Flammengeist… „Schwefel!“ Inuyasha rieb sich über die Nase, ehe er einen raschen Blick seitwärts warf. Soweit er wusste, war der Herr Halbbruder näher am Hund als er selbst, und hatte damit das nochmals bessere Geruchsvermögen. Für den musste es noch schlimmer sein. Aber natürlich würde er sich nie herablassen, etwas dazu zu sagen. Sesshoumaru schwieg denn auch. Was für eine überflüssige Bemerkung, dachte er nur. Der Umgang mit Menschen schien dazu zu verleiten, ebenso wie diese vollkommen sinnlose Dinge zu sagen. Sei geraumer Zeit konnte er schon den Feuer speienden Berg wittern, und damit auch sämtliche Gerüche, die ein solcher eben mit sich brachte. Es würde noch ärger werden, aber um die Aufgabe zu erfüllen, mussten sie dort hin und diese Lacuna und ihren Spiegel finden. Daran war nichts zu ändern, bedauerlicherweise. Der Hanyou grinste ein wenig. Langsam konnte er doch vorhersagen, wie der Herr Dämon reagieren würde. Auch, wenn es ein wenig nervtötend war, keine Antworten zu bekommen. Wie das wohl Rin aushielt`? Aber andererseits war selbst ein schweigender Begleiter besser als niemand, und sein Maßstab waren die langen, einsamen Jahre der Wanderung nach Mutters Tod, bis er Kikyou getroffen hatte. So meinte er nur: „Dort oben auf dem Berg steht eine brennende Frau. Das sollte diese Lacuna sein.“ Das stimmte, dachte Sesshoumaru. Die Feuerfrau dort hatte sie bemerkt und sprang mit weiten Sätzen den Abhang hinunter, um sie zu erwarten. Der Sturmbringer schien sie angekündigt zu haben. „Willkommen, meine Gäste. Mein Name ist Lacuna. Wie euch Tatsumaki-sama sicher mitteilen ließ, lautet eure Aufgabe hier, in meinen Rauchenden Spiegel zu blicken. Kommt mit.“ Sie war angetan. Das waren ja wirklich zwei niedliche Brüder. Nein, wohl eher Halbbrüder. Noch besser. Soweit sie je erfahren hatte, waren diese noch leichter dazu zu bekommen, aufeinander loszugehen. Sie wandte sich um und stieg wieder den Berg hinauf. „Äh, Lacuna?“ begann Inuyasha. „Ja?“ „Was passiert denn, wenn wir in den Spiegel sehen?“ „Neugierig?“ Zumindest der Jüngere war ja wirklich fast noch ein Kind. Ein Kind und ein Halbwüchsiger. Was sie wohl Schreckliches angestellt hatten, um in dieser Welt zu landen? Immerhin geschah das, soweit sie gehört hatte, nur mit Wesen, die gegen die elementarsten Grundregeln verstoßen hatten. „Der Rauchende Spiegel weckt Erinnerungen.“ Das klang so harmlos, aber die Halbbrüder hatten mittlerweile schon Erfahrungen sammeln können, was in dieser Welt unter „harmlos“ zu verstehen war. So fuhr Inuyasha fort: „Und dann?“ „Danach könnt ihr gehen. Ich werde euch nicht aufhalten.“ Für einen Moment war Lacuna versucht, ihnen zu sagen, dass es noch stets, wenn sie zwei Prüflinge gleichzeitig hier gehabt hatte, am Fuß des Feuer speienden Berges zu einem Kampf zwischen ihnen gekommen war. Aber Tatsumaki-sama schätzte es nicht, wenn man sich in seine Aufgaben einmischte, und sie wollte den Sturmbringer nicht verärgern. Das endete meist ziemlich schmerzhaft, soweit sie wusste. „Hm“, brummte der Hanyou, warf aber einen unwillkürlichen Blick seitwärts zu seinem Halbbruder – und begegnete überraschend dessen Augen. Anscheinend war auch dieser sich sicher, dass da irgendwo eine Falle war. Nur, welche? Was sollten Erinnerungen für Wirkungen haben? Auf der Höhe des mit glühendem Gestein gefüllten Kraters blieb Lacuna stehen: „Dort ist der Rauchende Spiegel. Tretet hin und seht hinein.“ Die Hundebrüder betrachteten das Gebilde. Der Rauchende Spiegel war gewiss zwei Meter hoch, einen breit, umgeben von einem metallisch glitzernden Rahmen. Aber an der Stelle, an der sich gewöhnlich der eigentliche Spiegel befunden hätte, waberte dichter, schwarzer Rauch. „Das erklärt den Namen“, murmelte Inuyasha und machte die Schritte hinüber, blieb davor stehen. Da er damit fast die gesamte Oberfläche des Rauchenden Spiegels verdeckte, wollte Sesshoumaru schon etwas nicht sehr Freundliches dazu sagen, ehe er bemerkte, dass es keine Rückseite in dem Sinn gab. Die andere Seite des so genannten Spiegels war identisch. So stellte er sich dorthin. Er würde doch nicht auf Tuchfühlung mit dem Bastard gehen. Lacuna nahm es ein wenig erstaunt zur Kenntnis. Gewöhnlich waren die Prüflinge nebeneinander stehen geblieben. Konnten sich die beiden so wenig leiden, dass sie nicht einmal für einen Auftrag die Nähe des anderen erdulden konnten? Dann wäre die Aufgabe, in den Rauchenden Spiegel zu blicken, rasch vorbei. Inuyasha versuchte, in dem schwarzen Dunst etwas zu erkennen. Bestimmt sollte er doch hier Bilder zu sehen bekommen. Erinnerungen? Im Zweifel suchte sich der blöde Spiegel seine scheußlichsten aus. Tatsumaki mochte es ja anscheinend sehr, sich auf anderer Leute Kosten lustig zu machen. Aber was sollte es. Er kannte seine eigenen Erinnerungen schließlich. Was sollte daran schon besonders grässlich sein? Nun gut, ihm fiel die eine oder andere Situation ein, die er eigentlich nicht noch einmal zu sehen bekommen wollte, aber das war unangenehm, schmerzlich, jedenfalls nicht gefährlich. Diese „kleine Aufgabe“ sollte doch zu schaffen sein. Er erfasste ein Bild vor sich, das er so noch nie gesehen hatte. Da war ein Youkai, bewaffnet, der gerade zurückwich. Den kannte er nicht, da war er sicher. Und so viele Leute hatte er auch nicht umgelegt, dass er sie vergessen hätte. Dessen erste Worte bestätigten dies: „Sesshoumaru-sama, so geht das nicht. Ihr müsst Euch besser konzentrieren. Wenn Ihr so schwach seid, nicht fähig seid, Euch selbst auch bloß zu verteidigen, wie wollt Ihr je Eurem edlen Vater auch nur gleich kommen?“ Inuyasha begriff, dass er gerade eine Erinnerung seines Halbbruders sah. Und so, wie die Perspektive schien, war dieser da noch sehr klein gewesen. Die Bilder wechselten, aber immer waren es Begriffe zu lernen, zu kämpfen, immer kam der Hinweis: das müsst Ihr können, um Eures Vaters würdig zu sein. Eine weibliche Youkai mit weißen Haaren tauchte immer wieder auf, die ähnlich redete. Das musste Sesshoumarus Mutter sein. Schön, aber kalt, dachte Inuyasha prompt, der sich an seine erinnerte, die ihn umarmt hatte, sich bemüht hatte, ihm etwas beizubringen. Auch sie sprach immer wieder davon, dass sein Vater Sesshoumarus einziger Maßstab sein dürfe, er sich bemühen müsste, ihn zu erreichen, oder gar zu übertreffen. Eine neue Erinnerung, anscheinend schon aus der Jugend. „Ich verstehe nicht, Frau Mutter, warum Ihr dieses minderwertige Wesen nicht tötet, das meinem verehrten Vater so gefällt.“ „Sie gefällt seinen Lenden. Und eben, weil sie minderwertig ist, werde ich sie nicht töten. In nur zehn Jahren wird ihre Schönheit verwelken und diese Izayoi wird nichts anderes mehr für ihn sein als eine flüchtige Erinnerung. Ich dagegen bleibe, die ich bin. Und ich bin die Mutter seines Sohnes.“ Inuyasha wurde klar, dass sie über seine Mutter redeten. Sesshoumaru sprach wieder: „Und wenn sie ebenfalls einen Sohn bekommt?“ „Unmöglich. Nun, selbstverständlich weiß ich, dass es ab und an zu… Unfällen kommt, zu Hanyou. Aber nie zwischen einem so starken Youkai und einer Sterblichen. Das mächtige Blut deines Vaters wäre zu kraftvoll für einen menschlichen Körper. Das Kind würde bereits im Mutterleib in tollwütige Raserei verfallen und seine Mutter und damit sich töten. Du kannst beruhigt sein. Du bleibst der Erbe.“ War es das, warum Sesshoumaru ihn hasste? Weil er nicht mehr der einzige Sohn war? Der Erbe? Aber er hatte doch nie etwas von ihm gewollt? Nur Tessaiga, dachte der Hanyou plötzlich, nur Tessaiga. Das Einzige, was er von seinem Vater geerbt hatte, und das sein Halbbruder unbedingt wollte. Ging ihr ganzer Zwist wirklich nur um dieses Schwert? Wieder tauchte eine andere Szene auf. Ein weißhaariger Mann stand mit dem Rücken zu ihm. Blut tropfte in den Sand. „Wollt Ihr wirklich gehen, verehrter Vater?“ Inuyasha starrte den Rücken des Unbekannten an. Das war sein Vater? Bitte, dreh dich um, dachte er. Aber das geschah nicht. Er wünschte es sich so sehr, in dessen Gesicht blicken zu können, dass er das Gespräch nur am Rande mitbekam. Es ging schon wieder um Tessaiga, das Sesshoumaru haben wollte. Wieso war der Kerl nur so von diesem Schwert besessen? Macht, sagte er gerade zur Begründung, und Herrschaft. „Sag mir, Sesshoumaru, gibt es etwas, das du beschützen möchtest?“ Inuyasha spürte förmlich den inneren Widerstand seines Halbbruders. Mit gewisser Faszination sah er zu, wie sich sein, ihr, Vater in einen riesigen Hund verwandelte, und davon rannte. Plötzlich begriff er. Das musste das letzte Mal sein, dass ihn sein ältester Sohn gesehen hatte – als Vater ging, um die Mutter seines jüngeren und den zu retten. War das der Grund, warum Sesshoumaru ihn hasste? „Nun, Lacuna? Was dauert so lange?“ „Tatsumaki-sama!“ Sie verneigte sich eilig: „Seht selbst. Sie blicken in den Rauchenden Spiegel. Immer noch.“ „Wenn ich mich nicht irre, zeigt der Spiegel jedem seine schmerzhaften Erinnerungen. Und bei zwei Prüflingen die schmerzhaften an den jeweils anderen.“ „In der Tat. Und in ihrem Fall gewiss Betrachtungen aus der Kindheit und Jugend. Ihr wisst schon: Papa hat dich immer lieber gehabt als mich und solche Dinge. Jeder sieht nur seine negativen Erinnerungen an den je anderen. Da sie Halbbrüder sind, sollte es ihre Eifersucht schüren. Ich muss gestehen, dass ich überrascht bin, warum sie noch immer hineinblicken und nicht schon aufeinander losgegangen sind.“ „Hm. Und dass irgendetwas bei dieser Prüfung schief läuft?“ „Nein. Es sei denn, sie haben beide eine vollkommen harmonische Kindheit gehabt, ohne Kummer und Sorgen, ohne jede Eifersucht oder Neid zwischen ihnen. – Wenn der Grund ihres Streites nicht Eifersucht war, kann der Rauchende Spiegel sie nicht zum Kampf verführen.“ „Dann bleiben nur noch die Lebensesser. Nun, wir werden sehen.“ Tatsumaki verwandelte sich in einen Tornado und verschwand. Sesshoumaru blickte ebenfalls in den Spiegel. Ein wenig erstaunt bemerkte er, dass es sich wohl um Inuyashas Erinnerungen aus der Kindheit handeln musste. Er erkannte im Spiegel des Wassers vor sich diesen als Kleinkind und Izayoi, die ihn umarmte. Was sollte dieser Unsinn denn? War das die Prüfung des Rauchenden Spiegels? Das Bild verschwamm. Er – nun, eher Inuyasha - lief einem Ball hinterher, in eine Menge von Hofleuten, die ihm auswichen. Einer warf ihm den Ball zurück: „Verschwinde, elender Hanyou.“ Der Kleine nahm den Ball und lief traurig zu seiner Mutter zurück: „Mama, was ist ein Hanyou?“ Hatte diese dämliche Izayoi ihm denn nie gesagt, dass er ein Mischling war? Aber, Moment mal. Das waren doch Menschen? Wieso verachteten sie ihn? Youkai verschmähten Hanyou, weil sie zur Hälfte nichtswürdige Menschen waren, schwächliche Geschöpfe. Aber diese Menschen sollten doch Respekt vor einem Hanyou haben, froh sein, ihr jämmerliches Blut durch Vaters mächtiges Erbe verbessert zu bekommen? Wie konnten es einfache Sterbliche wagen, das edelste Blut der Hundeyoukai derart zu missachten? Das Bild wechselte. Er erkannte sich selbst, wie er sich Izayoi und Inuyasha näherte, die am Flussufer saßen. Diese hatte ihren Sohn hastig an sich gezogen, ehe sie sich etwas verneigte: „Vergießt bitte das wehrlose Blut Eures verehrten Vaters nicht, Sesshoumaru-sama“, hatte sie gesagt: „Er ist noch so klein...“ Sesshoumaru entsann sich nur zu gut, dass er geantwortet hatte, er werde Inuyasha erst töten, wenn sich dieser wehren könnte. So hatte er ihn in den nächsten Jahren immer wieder einmal aufgesucht. Aber der Bastard war zu langsam gewesen, zu schwach, um ihn auch nur berühren zu können. Wenn er es sich recht überlegte, hatte er dies zum ersten Mal bei ihrem Kampf um Tessaiga in Vaters Grab geschafft. Aber dies hier war Inuyashas Erinnerung und der Hundeyoukai erfuhr jetzt, was sich abgespielt hatte, nachdem er wieder verschwunden war. „Wer war das?“ fragte der Hanyou. „Dein älterer Halbbruder, Sesshoumaru.“ Izayoi gab ihn frei. In der Stimme des Kleinen lag reine Bewunderung: „Wenn ich groß bin, möchte ich auch so werden…“ Sesshoumaru stellte nun, vor dem Rauchenden Spiegel, fest, dass er mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte. Überdies war da eine winzige Stimme in seinem Hinterkopf, die diese offene Anerkennung schmeichelhaft fand. Die nachfolgenden Erinnerungen stammten gewiss aus der Zeit, als Izayoi schon tot war. Da waren ihr Gedenkstein, Menschen, die den Hanyou mit Steinen vertrieben, Youkai, die ihn umbringen wollten. Inuyasha schien nicht gerade ein idyllisches Leben geführt zu haben. Die nun folgenden Bilder kannte er allerdings nur zu gut. Immer wieder war er bei Inuyasha aufgetaucht, um ihn herauszufordern. Das Ganze gipfelte in dem Kampf um Tessaiga in Vaters Grab, der ihn seinen Arm gekostet hatte. Aber diesmal sah er das Geschehen aus der Sicht des Hanyou. Und dieser hatte anscheinend nie begriffen, warum er selbst Tessaiga wollte, warum er ihn am liebsten sofort und ohne Umstände aus der Welt schaffen wollte. Wie unglaublich töricht war der eigentlich? Da trug er das stärkste Schwert, das die Welt kannte, und versuchte nie, es zur Sicherung seiner Macht einzusetzen. Nur, um zu beschützen…und das auch noch diese zusammen gewürfelte Menschenbande. Abgesehen von der unglaublichen Schuld, die er und diese Izayoi an Vaters Tod trugen. Ein schlichter Mensch und ein dämlicher Hanyou – und trugen die Verantwortung dafür, dass der stärkste aller Lebenden gestorben war, sein Vorbild, sein Maßstab, sein Vater… Aber warum sah er eigentlich Inuyashas Erinnerungen und nicht die eigenen? Was ließ einen der Spiegel erkennen, wenn man allein hier herkam? Es war bei dieser Aufgabe anscheinend etwas schief gelaufen, begriff er. Vermutlich durch die Tatsache, dass sie sich auf die entgegengesetzten Seiten des Rauchenden Spiegels gestellt hatten, nicht auf ein und dieselbe. Das bedeutete, dass eigentlich der Hanyou diese Erinnerungen hätte sehen müssen. Wie dieses Bild nun. Eine Priesterin, schwer verletzt, die hasserfüllt einen Pfeil auf ihn richtete, nein, auf Inuyasha. Er konnte die Verwunderung, ja, den Schmerz, seines Halbbruders förmlich nachfühlen. Das musste die ärgste Erinnerung sein, die der hatte. Oh ja, jetzt entsann er sich, der war ja fünfzig Jahre lang an einen Baum gebannt gewesen. Das war die Zeit gewesen, in der er selbst seine Suche nach Tessaiga intensiviert hatte, und es fast geschafft hatte, seinen Halbbruder komplett zu vergessen. Was sich im Nachhinein als schlecht herausgestellt hatte. Eigentlich hätte er früher daran denken sollen, dass der sicher einen Hinweis auf Tessaiga bekommen hatte. Nun gut. So war es eben. Aber in diesem Augenblick fiel ihm etwas anderes ein. Wenn er selbst Inuyashas negative Erinnerungen zu Gesicht bekam – was sah dann dieser Bastard? Nun gut, soweit er sich entsann, hatte er keine solch schlechten Erinnerungen. Nie war jemand so lebensmüde gewesen, ihn mit Steinen zu bewerfen oder gar den Versuch zu starten, ihn an einem Baum zu versiegeln. Und nun war sowieso nichts mehr zu sehen, außer dem Rauch, der dem magischen Spiegel seinen Namen gegeben hatte. Er wandte den Kopf. War diese kleine Aufgabe vorbei? Was sollten diese Erinnerungen denn nur bewirken? Was geschehen war, war geschehen. Auch Inuyasha sah zu Lacuna, da keine Bilder mehr im Spiegel erschienen. Die Feuerfrau hätte um ein Haar die Schultern gezuckt. „Wenn keine Erinnerungen mehr zu sehen sind, habt ihr die Aufgabe erfüllt. Dann könnt ihr gehen. Ich vermute, dass ihr am Fuße meines Berges die nächste bekommt.“ „Wie viele sind es denn noch?“ stöhnte der Hanyou auf: „Das wird langsam lästig.“ „Genau kann dir das nur Tatsumaki-sama sagen. Aber ich bin sicher, nicht mehr viele.“ „Die erste gute Nachricht, seit uns der Kerl entführt hat.“ Inuyasha bemerkte, dass sein Halbbruder an ihm vorbeiging und schloss sich eilig an, bemüht, nicht auch nur einen Schritt hinter dem zu bleiben. Erst, als sie ein gutes Stück von Lacuna weg waren, fuhr er fort: „Sag mal, hast du eine Ahnung, was diese dämliche Aufgabe sollte?“ Sesshoumaru schwieg. Er wusste es auch nicht. Er verspürte dazu keine Lust, diesem Bastard seine Vermutung darzulegen, dass die Prüfung anders abgelaufen war, als sie es hätte sollen. Denn auch in dem Fall hätte er nicht erfasst, was das sollte. Nun gut. Wer verstand schon Tatsumakis kleine Witze. Der Hanyou warf einen raschen Blick seitwärts. Also hatte der ach so tolle Herr Hundeyoukai auch keine Ahnung. Immerhin etwas. Am Fuße des Vulkans erwartete sie der verhüllte Lebensesser. „Na, Kensho?“ lautete Inuyashas Begrüßung. Der Angesprochene lächelte unter seiner Maske: „Jetzt bekommt ihr es mit mir zu tun, und meinen Lebensessern.“ „Ach. Und wie?“ „Du hast keine Ahnung, was das bedeutet, nicht wahr? Nun, wenn ihr von hier aus immer nach Süden geht, gelangt ihr in das Gebiet meines Volkes. Wenn ihr dort lebendig hindurch gekommen seid, liegt die Halle Tatsumaki-samas vor euch. Und ihr habt alle Aufgaben bestanden.“ Er bemerkte das Aufatmen: „Törichter Hundejunge. Du hast keine Ahnung, was Lebensesser sind und wie sie leben.“ „Nein. Aber wenn ihr uns angreift, seid ihr tot.“ „Deine Arroganz wird dein Untergang sein. Denn die letzte Aufgabe, die der mächtige Sturmbringer euch stellt, lautet: küsst einen Lebensesser.“ Und diesmal konnte er den fassungslosen Gesichtsausdruck beider Hundebrüder genießen. ********************************************* Das ist allerdings sicher nicht wörtlich zu nehmen. Oder? Das nächste Kapitel heisst Lebensesser. Und deren Motto lautet: Hochmut kommt vor dem Fall. Die beiden Halbbrüder haben immerhin nun lernen können, dass sie nicht wirklich auf die Kindheit des anderen neidisch sein müssen. Obs sie das allerdings je zugeben werden? Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 8: Lebensesser ---------------------- Ausnahmsweise heute schon das neue Kapitel, da ich morgen kaum online sein werde. Kensho freut sich seit Stunden oder gar Tagen darauf, dass er Inuyasha die Hudneohren lang ziehen kann. Ob das so klappt? 8. Lebensesser Für gewöhnlich hätten die Halbbrüder strikt geleugnet, sich auch nur zu ähneln, aber als sie nun beide fassungslos den kleinen Lebensesser anblickten, konnte der nicht umhin, das Gefühl zu haben, doppelt zu sehen. „Küsst einen Lebensesser?“ wiederholte Inuyasha schließlich. Was war das denn für eine bescheuerte, letzte „kleine Aufgabe“ des Sturmbringers? Kensho zuckte ein wenig die Schultern: „Ihr werdet schon merken, was das bedeutet. Geht nun dort geradeaus, Richtung Norden. Wenn wir uns wieder sehen, seid ihr unsere Nahrung.“ „Also, was jetzt? Küssen oder Nahrung? Oder…trinkt ihr Blut oder so etwas in der Art?“ „So etwas in der Art.“ Im nächsten Augenblick war der Anführer der Lebensesser verschwunden. „Tatsumaki“, stellte Sesshoumaru daher fest. Nur der Herr dieser Welt war in der Lage, Wesen buchstäblich in Luft aufzulösen. „Diese Aufgabe klingt noch dämlicher als alle vorher. Aber was diese Lebensesser mit ihrem Kuss meinen? Na, egal. Wir müssen da noch durch, dann können wir zurück. Und unser Kampf geht weiter.“ Er hatte zwar eigentlich wenig Lust darauf, sich mit dem Begleiter in den Abenteuern der letzten Tage zu duellieren, aber er wollte nicht als feig dastehen. Das Halbblut redete wie gewöhnlich zuviel: „Natürlich.“ Der Hundeyoukai ging langsam weiter. Seltsamerweise verspürte er nicht die übliche Befriedigung bei der Vorstellung, dem Bastard die wohlverdiente Reise ins Jenseits zu verschaffen. Aber selbstverständlich würde er sich dem Duell nicht verweigern. Inuyasha sprang unverzüglich an seine Seite. Immerhin war er kein Kröterich. Stundenlang wanderten die Hundebrüder durch die Welt des Sturmbringers, ohne dass sie Kensho oder einen seiner Lebensesser trafen. Gegen Mittag erreichten sie einen lichten Wald – und sie konnten zum ersten Mal an diesem Tag Wesen wittern, deren Geruch sie kannten. „Kensho“, stellte Inuyasha fest. „Na, dann werden wir ja gleich Besuch bekommen.“ Was für eine überflüssige Bemerkung. Sesshoumaru ging weiter. Das wäre vermutlich die demütigendste Aufgabe überhaupt, die Tatsumaki ihnen aufgehalst hatte, irgendein Wesen zu küssen. Wie ungemein peinlich. Gewöhnlich hätte er den Sturmbringer dafür mit Wonne in die andere Welt geschickt, aber das war nun einmal nicht möglich. Aber niemand hinderte seine Gedanken, und so überlegte er sich einige passende Todesarten. Auf einer Waldlichtung erwarteten vier Lebensesser die Prüflinge. Wie Kensho, der vor seinen drei Kameraden stand, waren sie alle maskiert und trugen Umhänge mit Kapuzen. Zum ersten Mal bedachte Inuyasha, dass so überhaupt nicht zu erkennen war, wie diese Wesen eigentlich aussahen. Er hatte Kensho nur auf Grund dessen Körpergröße für ein Kind gehalten, was ja wohl ein Irrtum gewesen war. Der Anführer der Lebensesser nickte: „So, willkommen in unserem Revier. Wie ich euch bereits sagte, lautet die Aufgabe von Tatsumaki-sama, dass ihr jeweils einen von uns Lebensessern küssen sollt. Wie ihr euch sicher denken könnt, wird dies kein gewöhnlicher Kuss werden, so, wie ihr ihn kennt.“ Er fasste empor, schlug seine Kapuze zurück und nahm sich die Maske ab. Während seine Leute das Gleiche taten, murmelte der Hanyou: „Mit Maske warst du hübscher.“ Die Lebensesser sahen nur entfernt menschenähnlich aus. Ihre Haut war vom Grau der Felsen, der Kopf haarlos und ohne erkennbare Ohren. Die dunklen Augen der Vier musterten die Halbbrüder. Aber was die Maske zuvor verborgen hatte, war die Tatsache, dass Lebensesser weder über Nase noch einen Mund verfügten. Stattdessen befand sich an deren Stelle ein mehr als faustgroßes Büschel aus grauen Tentakeln, die sich wie im Wind bewegten. „So, meine lieben Opfer, “ fuhr Kensho fort, der anscheinend durch die Tentakeln sprach: „Wir werden diesen Tag in den dunkelsten eures Lebens verwandeln. Ich sagte euch schon, dass eure Arroganz, eure Überheblichkeit, euch hier teuer zu stehen kommen wird. Wenn wir mit euch fertig sind, werdet ihr wissen, wie unbedeutend ihr in Wahrheit seid.“ „Das kannst du ja gern mal versuchen“, erwiderte der Hanyou prompt: „Aber sag mal, du hast doch nicht wirklich vor, mir mit diesen komischen Schnurrhaaren zu nahe zu kommen?“ „Oh doch. Ich werde mir deine Gedanken vornehmen und deine Fehler suchen, sie dir alle vorführen, jeden einzelnen.“ Kensho sah zu dem älteren Halbbruder: „Und Rei wird sich um dich kümmern.“ Sesshoumaru spannte unwillkürlich seine Hand an. Das sah wirklich nach einer äußerst peinlichen Situation aus. Und das, wo er gewöhnlich niemandem gestattete, ihn zu berühren. Die Lebensesser hatten die instinktive Bewegung gesehen. Sie wussten von vorhergegangenen Prüfungen, dass sich ihre Opfer gern gegen die Annäherung wehrten. So blickte Kensho zum Himmel auf: „Wenn ich bitten dürfte, Tatsumaki-sama?“ Was meinte er? Aber noch ehe einer der Hundebrüder diese Frage aussprechen konnte, traf sie eine Windböe mit voller Wucht an den Köpfen. Und beide stürzten bewusstlos zu Boden. Die Lebensesser traten näher. „Ich nehme mir den Jüngeren vor“, erklärte Kensho noch einmal: „Er hat mich beleidigt! Rei, viel Vergnügen mit dem eingebildeten Hund.“ „Danke.“ Rei bückte sich und drehte Sesshoumaru auf den Rücken. Seine Tentakeln wurden länger, legten sich auf das Gesicht und an die Schläfen des Bewusstlosen: „Dann suchen wir doch einmal deine Fehler und Irrtümer“, murmelte er. „Sie sind Krieger“, erinnerte Kensho: „Suche auch nach Niederlagen. Er hat seinen Arm sicher im Kampf verloren.“ Er selbst beugte sich über den Hanyou: „Na, dann wollen wir mal.“ Seine Auswüchse legten sich an dessen Kopf: „Hochmut kommt vor dem Fall, das hättet ihr beherzigen sollen…“ Die Halbbrüder erwachten, aber sie sahen sich außerstande, sich zu bewegen. Über ihre Tentakeln kontrollierten die Lebensesser jetzt jeden ihrer Gedanken, selbst ihr Unterbewusstsein. Sie konnten nichts tun, außer mit äußerstem Widerwillen, ja, Ekel, zu fühlen, wie sich diese auf ihre Gesichter gelegt hatten und immer tiefer in ihre Gedankenwelt bohrten. In der anderen Welt war Takeshis Hütte fast überfüllt mit seinen Gästen, die auf die Hundebrüder warteten. Sango und Kagome hatten zuvor zur Freude des Hausherrn eine Mahlzeit zubereitet. Er hatte zugegeben, schon sehr lange nicht mehr bekocht worden zu sein. Und geschmeckt hatte es allen. Jetzt warteten sie wieder. Shippou und Rin malten mit Begeisterung mit den Stiften, die Kagome aus der Neuzeit mitgebracht hatte, Takeshi und Miroku unterhielten sich über die Herstellung von Bannzetteln Kagome versuchte, der Dämonenjägerin etwas über Schminken zu erzählen.. Nur Jaken saß ein wenig missmutig da und blickte ins Feuer. Kagome sah es. Und irgendwie tat ihr der knurrige, kleine Youkai plötzlich Leid: „Du machst dir große Sorgen, nicht wahr?“ „Ich bin sicher, Sesshoumaru-sama wird mit jeder drohenden Gefahr fertig!“ sagte er prompt. Er würde doch nicht zugeben, dass er sich Sorgen machte. Das wäre ja eine Beleidigung seines Herrn. Takeshi legte den Kopf ein wenig schief: „Mit jeder Gefahr dieser Welt, gewiss. Aber dies ist Tatsumakis Welt. Und wenn ich daran denke, dass Youkai und Menschen zur Strafe dorthin geschickt wurden, gibt es dort sicher andere Dinge, die einem zum Verhängnis werden können als hier. Waffen und Kraft werden ihnen nichts nützen.“ Rin sah auf: „Oh, Sesshoumaru-sama kann alles!“ beteuerte sie. „Natürlich“, meinte Kagome eilig, um die Kleine nicht zu beunruhigen. „Und Inuyasha ist ja auch bei ihm. Wenn sie es schaffen, sich nicht gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, sondern zusammenarbeiten, werden sie mit allem fertig.“ „Wenn…“ machte Sango bedeutsam. Aber das war allen klar. Takeshi erhob sich: „Ich werde einmal sehen, ob ich irgendwie eine Verbindung in Tatsumakis Welt schaffen kann.“ „Können wir dir dabei helfen?“ fragte Miroku unverzüglich. „Nein, danke.“ Er fasste an seinen Anhänger: „Ich habe die Unterstützung des Amuletts.“ Er verließ die Hütte, sah sich aber noch einmal um, ehe er in die Mitte des Kraters ging. Von der Hütte aus war er so nicht mehr zu beobachten. Diese Menschen waren nett und nach allem, was sie so erzählt hatten, auch außergewöhnlich fähig. Es war nicht notwendig, dass sie mitbekamen, dass es für ihn kein Problem darstellte, höchstpersönlich in Tatsumakis Welt zu gelangen. Er blieb stehen. Neugier war natürlich ein wenig unziemlich, aber zum einen waren die Begleiter so überzeugt von den beiden Hundebrüdern, zum anderen hing zuviel davon ab, dass sie wieder in diese Welt zurückkommen würden. Nie zuvor hatte jemand es durch alle Prüfungen des Sturmbringers geschafft. Diese Halbbrüder schienen die ersten zu sein, die auch nur die Chance dazu hatten. Tatsumaki erschien in weiblicher Form bei den vier Lebensessern und deren Opfern: „Was tändelt ihr denn hier herum?“ Sie klang ärgerlich. Rei und Kensho, noch immer über die nun wieder bewusstlosen Halbbrüder gebeugt, ihre Tentaken auf deren Gesichtern, antworteten nicht, aber die anderen beiden verneigen sich hastig. „Es ..es gibt unerwartet Schwierigkeiten, Tatsumaki-sama, “ erklärte einer eilig. Tatsumaki hob die Brauen: „Schwierigkeiten mit euren Opfern? Das wäre ein wenig ungewöhnlich. - Nun gut, diese Brüder sind in der Tat ungewöhnlich. Aber wie könnte sich jemand gegen euch behaupten? Ich dachte, ihr sucht in den Erinnerungen nach Reue, fresst diese auf, und überlasst euer Opfer anschließend der Erkenntnis, wie viele Fehler es im Laufe seines Lebens begangen hat.“ Und sie entsann sich durchaus einiger Kandidaten, die die jähe, rückhaltlose Einsicht ihrer gesamten Fehler und Irrtümer nach ihrem Wiedererwachen so überwältigt hatte, dass sie Selbstmord begangen hatten. Andere waren wahnsinnig geworden. Ohne Bedauern und Reue kam kein Wesen mit seinen negativen Taten zu Rande, eine Tatsache, die den Namen „Lebensesser“ geschaffen hatte. „In der Tat, so ist es, Tatsumaki-sama. Aber…“ „Aber?“ „Weder Kensho noch Rei finden Reue!“ „Unmöglich!“ entfuhr es ihr: „Das würde ja bedeuten, dass keiner der beiden je einen Fehler begangen hat? Nie im Leben?“ „Oder die Einsicht dazu besaß, ja.“ „Nein. Sie sind Krieger, sie müssen doch auch mal einen Kampf verloren haben. Und der Ältere hat ja auch eine solche Verletzung bekommen…Was ist damit?“ Der kleine Lebensesser warf einen Blick zu seinem Anführer, antwortete jedoch: „Kensho meint, dass der Jüngere nur wenige Kämpfe verloren hat. Nach den Erinnerungen waren das Duelle ohne Schwert gegen den Bruder und sie waren beide da noch jünger. Vermutlich Übungskämpfe.“ „Und der andere?“ „Der hat gegen einen verloren, der anscheinend sein Vater war. Und einige Kämpfe gegen seinen Bruder.“ Tatsumaki entkam ein sehr undamenhafter Laut: „Die Niederlage blieb also immer in der Familie? Und der Arm?“ „Den hat ihm sein Bruder abgehauen. Ich vermute, ein Trainingsunfall.“ „Sonst haben sie immer gewonnen?“ Eine ärgerliche Handbewegung ließ einen Tornado auf den unglücklichen Lebensesser zuschießen, der förmlich zerrissen wurde. Kensho hob etwas den Kopf. Er sollte wohl selbst die Antworten übernehmen: „Kämpfe, da bereuen beide nichts, weder Siege noch Niederlagen. Und der Junge hier...er hat mich beleidigt, und ich hätte ihm mit Wonne dafür jede Menge Selbstvorwürfe verschafft.“ Er bemerkte, dass der gerade zerfetzte Lebensesser wieder auftauchte, in einem Stück, wenn auch keuchend, und fuhr beruhigter fort: „Aber er hat mich nicht mit Absicht beleidigt, ja, nicht einmal bemerkt, dass er es hat. Er ist viel zu…zu arglos.“ Das war noch dezent ausgedrückt. Von allen Wesen, die er je unter seinen Tentakeln gehabt hatte, war das mit Sicherheit das mit dem sonnigsten Gemüt. Selbst eine Erinnerung, als eine Priesterin diesen jungen Hund bannen wollte, zeigte nur Bedauern und Mitleid für sie, kein Reue, sie nicht getötet zu haben. „Er sieht noch recht jung aus. Ein halbes Kind noch. Wohl daher. - Und der andere?“ Rei wandte den Kopf, ohne jedoch die Tentakeln von Sesshoumarus Gesicht zu lösen: „Er ist sicher kein Kind mehr, aber auch nicht sehr alt. Ich finde jedoch ebenfalls keine Reue. Er entscheidet, was er tut und wie und fertig. Die Konsequenzen seines Handelns trägt er dann auch.“ „Lebensesser, die aufgeben?“ „Tatsumaki-sama, ich weiß, dass wir das noch nie getan haben, aber solche …“ Kensho zuckte die Schultern: „Sie sind eben wirklich ungewöhnlich…“ Sie nickte ein wenig. „Nun, das liegt bei euch. Damit haben sie alle Aufgaben bestanden. Ich werde sie erwarten.“ „Darf ich fragen, was Ihr dann vorhabt?“ Sie schien erstaunt: „Ich versprach ihnen, wenn sie alle Aufgaben erledigt haben, können sie in ihre Welt zurückkehren. Daran halte ich mich.“ „Aber, ich dachte…“ „Denk nicht, Kensho. Das bekommt deiner Gesundheit nicht.“ Sie verschwand im Wirbelwind. Der Anführer der Lebensesser richtete sich auf: „Dann gehen wir. Sie werden den Weg schon allein finden.“ Er schlug die Kapuze über seinen Kopf und legte die Maske wieder an. Seine Begleiter folgten diesem Beispiel. Sesshoumaru war mit einem Satz auf den Beinen. Was war geschehen? Die Lebensesser waren verschwunden, aber er hatte noch immer ein unbehagliches Gefühl in dem Wissen, dass jemand in seinen Gedanken herumgewühlt hatte. Nun, gleich. Anscheinend hatte er diese Aufgabe bestanden. Hatten sie diese Aufgabe bestanden, verbesserte er sich, als er den Hanyou neben sich auf dem Boden liegen sah, wohl noch immer bewusstlos. Für einen Augenblick war er versucht, den hier schlafen zu lassen, aber Inuyasha könnte das so auslegen, als ob er sich vor der Fortsetzung ihres Duells drücken wollte, ein Unding. So trat er zu seinem Halbbruder, stieß den leicht mit dem Fuß an. „Inuyasha!“ Dieser fuhr empor, die Hand am Schwert, in der Manier eines jederzeit kampfbereiten Kriegers. Der Hundeyoukai nahm das ein wenig amüsiert zur Kenntnis, sagte jedoch nur: „Komm.“ Inuyasha sprang auf und sah sich um: „War es das? Keiner mehr da? Dieser dämliche Kensho hätte uns wenigstens noch sagen können, wohin wir müssen.“ „Halber Youkai – halbes Können.“ „He!“ In diesem Moment stieg Inuyasha ein entfernter Geruch in die Nase, kaum wahrnehmbar, aber eindeutig. Das musste Tatsumakis Hinrichtungsstätte sein: „Schon klar, das stinkt genug.“ Na, bitte. Wenn sich der Bastard ein wenig Mühe gab, war er ja doch einigermaßen brauchbar. In jedem Fall gab es keinen Grund, sich hier länger als zwingend notwenig noch aufzuhalten. Wenn der Sturmbringer Wort hielt, und danach sah es aus, konnten sie unverzüglich diese magische Welt verlassen und in ihre eigene zurückkehren. Was war das hier nur für eine Zeitvergeudung gewesen! Er wandte sich ab und ging. Wie er erwartet hatte, war sein Halbbruder unverzüglich an seiner Seite. „Sie haben alle Prüfungen bestanden.“ Tatsumaki lächelte, als sie sich auf ihren Sessel in der Halle niederließ: „Ihr könnt gehen.“ Die Krieger gehorchten unverzüglich. Als sie allein war, lehnte sie sich ein wenig zurück: „Und sie sind auf dem Weg hierher, aber dass wisst Ihr natürlich, Raiden-sama.“ Der Donnergott stand wie zuvor verborgen im Schatten einer Säule: „In der Tat, mein Kind.“ „Ich sagte ihnen, dass sie in ihre Welt zurück können, wenn sie alle Aufgaben bestanden haben. Und ich will und werde mein Wort halten.“ „Natürlich. Ich würde nichts anderes von dir erwarten, Tatsumaki.“ Sie sah zu ihm: „Aber, Ihr wolltet sie…“ „Ja. Aber das ist ja in ihrer, nicht in deiner Welt. Nun gut, ein wenig spitzfindig ist es, das gebe ich gern zu, aber wie heißt das Sprichwort so schön. Not kennt kein Gebot.“ „Ihr werdet auf sie warten?“ „Ja. Sie werden bald hier sein, nicht wahr?“ „Und Ihr seid sicher, dass sie mitmachen?“ „Sie taten es auch bei dir. Zähneknirschend, aber doch. Und diesmal geht es um so viel mehr. Überdies denke ich, dass beide einen gewissen Beschützerdrang haben. Eine Eigenart, die alle Hunde besitzen.“ „Ich verstehe.“ Tatsumaki lächelte wieder. „Sag mal, hast du eine Ahnung, was diese dämlichen Lebensesser eigentlich von uns wollten? Irgendwie habe ich das nicht verstanden.“ Im nächsten Moment ärgerte sich Inuyasha über sich selbst. Was musste er auch eine solche Frage stellen, damit demonstrieren, dass er etwas nicht wusste? Aber es kam keine Beleidigung, nur eine sachliche Antwort: „Sie wollten nach Fehlern suchen.“ Was auch immer dieser Unsinn gesollt hatte. Er, Sesshoumaru, beging keine Fehler. „Komische Sache. Aber da wir da durch sind, ist es ja wohl auch in Ordnung.“ Da waren beide einer Meinung. Vor ihnen tauchte am Horizont die Stufenpyramide auf, in deren Halle der Sturmbringer auf sie wartete. Inuyasha prüfte die Luft. Es roch viel weniger intensiv nach Tod als vor zwei Tagen als sie über den Platz am Fuß der Pyramide gegangen waren. Entweder waren die Leichen weggeschafft worden, oder aber mit den Toten verhielt es sich ebenso wie mit den Bäumen: sie lebten nach einer gewissen Zeit wieder. War das möglich? Nun, eigentlich war das ihm vollkommen gleichgültig. Sollte Tatsumaki doch tun, was er wollte. Wichtig war nur, dass sie endlich aus dieser Welt verschwinden konnten. Das Ganze hatte doch ziemlich genervt. Und Kagome und seine Freunde würden sich sicher schon Sorgen machen. Sie konnten ja nicht wissen, was aus ihm geworden war. Als sie den Platz vor der Pyramide erreicht hatten, stellten sie fest, dass er leer war. Anscheinend hatten keine Hinrichtungen mehr stattgefunden, solange sie mit den Aufgaben beschäftigt waren. Beide ärgerten sich unwillkürlich ein wenig, zu Tatsumakis Unterhaltung gedient zu haben. Aber sie hatten keine andere Wahl gehabt. So stiegen sie langsam die steile Treppe empor zur Halle und betraten diese, ein bisschen erstaunt, dass keine Krieger mehr hier standen. Aber dies war sicher ein gutes Zeichen. Ein wenig überrascht blieben sie nebeneinander stehen, als sie die Frau auf dem Sessel entdeckten. Tatsumaki konnte anscheinend wirklich je nach Belieben die Form wechseln. Inuyasha erinnerte sich plötzlich an die Mit-Badende in der heißen Quelle. Oh oh…dachte er nur. Sie lächelte: „Kommt nur näher, ihr Zwei. Das habt ihr gut gemacht. Alle Aufgaben sind nun erfüllt.“ „Dann lässt du uns gehen?“ Sesshoumaru blickte sich rasch um, ehe er sich ihr näherte. „Endlich?“ ergänzte Inuyasha. Beide blieben vor dem Sessel stehen, betrachteten die Frau „Ich habe euch gesagt, dass ihr meine Welt verlassen könnt, ja. Und ich stehe zu meinem Wort.“ „Und?“ fragte der Hanyou ungeduldig: „Dann mach endlich!“ „Einen kleinen Moment, mein Lieber. Jemand möchte noch gern mit euch sprechen.“ Die Halbbrüder sahen sich unwillkürlich kurz an. Sie hatten wirklich genug von Tatsumakis Scherzen. Dann aber konnten beide wittern, dass tatsächlich eine weitere Person in der Halle war. Sie drehten sich um. ************************************************* Unmögliche Hundebrüder. Der eine zu arrogant, um zu bedenken, dass auch er Fehler macht, der andere merkt es nicht einmal... Aber sie werden eine böse Überraschung erleben, wenn sie erfahren, dass Tatsumakis kleine Aufgaben ein Eignungstest war, den sie bestanden haben. Das nächste Kapitel lautet denn auch: der Auftrag des Donnergottes. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält eine Info-Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist. bye hotep Kapitel 9: Der Auftrag des Donnergottes --------------------------------------- Nichts ist manchmal so, wie es zuerst scheint... 9. Der Auftrag des Donnergottes „Ich möchte euch gratulieren, dass ihr alle Aufgaben bestanden habt, die euch Tatsumaki gestellt hat. Ihr seid die Ersten in all der Zeit.“ Die Halbbrüder betrachteten ein wenig überrascht die kleine, kugelige Gestalt mit den Fangzähnen, die aus dem Schatten der Säule trat. Inuyasha fühlte sich bei den Ohren und den Augen an ein Schwein erinnert, sagte aber nur: „Dann lasst ihr uns jetzt endlich zurück?“ „So war die Regel“, ergänzte Sesshoumaru, in der Ahnung, dass gerade etwas schief lief. Irgendwoher kannte er diesen Kerl doch? Im nächsten Moment begriff er, dass es sich um einen Gott handeln musste. Und in Verbindung mit dem Sturmbringer konnte dies nur der Herr der Blitze und des Donners sein: „Kami-sama?“ Sein Halbbruder war mehr als erstaunt. Einen richtigen Gott hatte er sich immer anders vorgestellt. Aber er sah zu Tatsumaki: „Also?“ Die junge Frau, die im Augenblick den Sturmbringer darstellte, nickte ein wenig verlegen, blickte jedoch seitwärts: „Ja, so ist die Regel. Und ich werde euch aus meiner Welt entlassen.“ Ehe die Halbbrüder aufatmen konnten, ergänzte sie: „Und dann werdet ihr in eurer Welt Raiden-sama einen Gefallen tun.“ „Raiden?“ Der Hanyou musterte den Unbekannten von oben bis unten, sichtlich enttäuscht: „Du, Kleiner, bist der Gott des Donners?“ Im nächsten Moment schrie er etwas auf, als ein Blitz ihn von oben bis unten schwarz färbte. „Halt einfach deinen Mund“, empfahl Sesshoumaru seinem unbedachten Halbbruder, ehe er sich wieder an den nicht minder impulsiven Donnergott wandte: „Und warum sollten wir dir einen Gefallen tun? Nach all dem Ärger, den uns Tatsumaki bescherte?“ „Man merkt, dass du der Ältere bist. Du solltest jedoch deinen kleinen Bruder besser erziehen.“ Dazu schwiegen beide Halbbrüder lieber. Raiden fuhr fort: „Ihr werdet mir den Gefallen tun. Zum einen, weil ihr sonst die Schuld daran tragen könntet, wenn eure Welt untergeht. Und zum zweiten: wenn ihr mich zurückweist, werde ich leicht ärgerlich. Und eure jeweiligen, hm, Begleiter, sitzen in einer Hütte bei Takeshi, nicht wahr?“ Er bemerkte, dass unwillkürlich beide erstarrten, und lächelte ein wenig, sicher, dass sich die erkennbare Sorge nur auf ihre Begleiter bezog: „Aber wozu sollten wir von solch unschönen Dingen reden. Es geht immerhin um Hilfe für eure Welt. – Ich werde euch die Vorgeschichte erzählen.“ Inuyasha hatte sich etwas erholt: „Das dauert ja noch einmal so lange? Und ich dachte, nur Tatsumaki sei nervend…Äh...schon gut.“ Nicht, dass dieser Typ noch wirklich auf die Idee kam, seinen Freunden etwas anzutun. Außerdem, was sollte das andere: „Wieso: Rettung unserer Welt?“ fragte er. Sesshoumaru dachte kurz nach. Er neigte nicht dazu, die Welt zu retten. Sollte sich jeder selbst erlösen. Wenn sie allerdings ablehnen würden, waren Rin und Jaken und natürlich auch Inuyashas Anhang in Gefahr. Und sie selbst hatten wohl trotz allem das mehr als zweifelhafte Vergnügen hier bei Tatsumaki bleiben zu müssen. „Was ist die Schwierigkeit?“ „Das Problem ist ein magisches Artefakt, das man die „Flöte des Windrufers“ nennt. Habt ihr schon einmal davon gehört? Nein? Das ist nur zu klar, es ist seit Jahrtausenden versiegelt. – Ihr erinnert euch sicher, dass Menschen an ihre Tempel oft mein Bild und das eines Windgottes setzen. Wir gehören zusammen. Und so ist auch Tatsumaki mein Kind. Als damals Tatsumaki unwissentlich eure Welt zerstörte und die Götter, auch ich, nach einer Lösung suchten, baute ich diese Zauberflöte. Mit ihr wollte ich den Sturmbringer rufen, aber auch wieder besänftigen. Die mächtigeren Götter schufen inzwischen diese Welt für Tatsumaki. Ich...ich baute dennoch die Flöte fertig, da ich annahm, sie sei hier unglücklich. Und ich wollte keines meiner Kinder unglücklich sehen. Mit Hilfe dieser Flöte hätte sie in eurer Welt existieren können. Aber sie war hier sehr zufrieden.“ „Ich bin es noch, Raiden-sama“, erklärte Tatsumaki sofort. „Ich weiß. – Nun, so wollte ich die Flöte loswerden. Aber ein derartiges Artefakt kann man nicht einfach zerstören. Es hütet sich selbst. Auch ich konnte es nicht. So kam ich auf den Einfall, sie zu versiegeln.“ „Ist ja schön und gut. Und was ist jetzt mit dieser dämlichen Flöte?“ Inuyasha war nicht in der Laune, sich lange Reden anzuhören. „Ich bin dabei, Welpe!“ donnerte Raiden mit kaum überraschender Lautstärke, fuhr aber ruhiger fort: „Weit im Süden, jenseits des Meeres, liegt eine große Insel, verborgen hinter einem äußerst mächtigen Bannkreis. Die Wesen dort waren zauberkundig, überaus, wenn ich das so sagen darf, friedfertig und hoch zivilisiert. Ich ging zu den Mystikern und sie versiegelten die Flöte. Nur jemand mit großen Fähigkeiten in Körper und Seele würde die Prüfungen bestehen und sie holen können. Nicht einmal ich selbst oder einer der mächtigsten Götter käme einfach so an sie heran. So war ich zufrieden.“ „Und dann geschah etwas Unvorhersehbares?“ Sesshoumaru wollte ebenfalls so schnell wie möglich hier weg. Auch, wenn das schon wieder eine Aufgabe bedeutete. „Ja. Die gesamte Zivilisation brach zusammen, warum, würde zu weit führen. Nur wenige der Mystiker – und der anderen - überlebten die Katastrophe. Ich wollte die Flöte darum zurückholen lassen, aber die, die ich aussandte, scheiterten. Nun, bereits vor dieser Zeit hatten die mächtigeren Götter beschlossen, Wesen, die die Grundregeln gebrochen hatten aus eurer Welt zu entfernen. Ich schlug dann dafür, vor allem für Krieger, Tatsumakis Welt vor.“ „Um die „kleinen Aufgaben“ zu erledigen?“ erkundigte sich Inuyasha sofort. „Ja, genau. Aber in all der Zeit schaffte niemand diese Aufgaben. Sie sind eine Vorbereitung auf das, was euch auf der Insel Mu erwartet.“ Die Halbbrüder sahen sich selten einig an, alles andere als begeistert. So schmeichelhaft es war, dass jemand ihnen große Fähigkeiten an Körper und Seele zutraute, so sehr widerstrebte es ihnen, noch eine Aufgabe zu übernehmen, sich noch einmal erpressen zu lassen. Leider war der Kerl vor ihnen nicht irgendwer. Und bei Tatsumaki zu bleiben war wirklich keine Aussicht. „Zu allem Überfluss ist nun auf der Insel Mu jemand aufgetaucht, der Stück um Stück die Macht mit Hilfe magischer Artefakte an sich reißt. Früher oder später wird er sich den Prüfungen der Mystiker stellen, oder eher, sie umgehen, und die Flöte des Windrufers holen. Und dann, meine Hundejungen, wird er Tatsumaki rufen und kontrollieren können. Soweit ich informiert bin, wäre er auch bereits mit Unterstützung eines dunklen Flammengeistes in der Lage, die Insel Mu aus ihrem magischen Bannkreis zu bringen und mit Tatsumakis Hilfe seinen Eroberungsfeldzug fortzusetzen. Gegen die Flöte kann sich mein Kind nicht wehren.“ Das klang nicht gut, dachte Inuyasha, fragte jedoch: „Aber wenn der Typ so gefährlich ist: warum gehst du dann nicht selbst hin und holst das Teil wieder?“ Der Herr des Donners bemühte sich, zu ignorieren, dass er geduzt wurde. Er brauchte diese zwei Halbbrüder. Sie waren seine einzige Hoffnung. Er hatte im Moment wegen des neuen Herrn von Mu, dessen Helfer, dem Hüter der dunklen Flamme, und der Zauberflöte schon genug Scherereien mit den oberen Himmelsgöttern: „Hätte ich längst, wenn es mir möglich wäre. Aber als ich die Flöte damals den Mystikern überließ, schlossen wir einen magischen Vertrag, dass ich die Insel Mu nie wieder betreten würde. Und ich bin daran gebunden. Alles, was ich noch tun kann, ist euch ein Portal dorthin zu schaffen. Wenn ihr die Flöte habt, kehrt zu diesem Portal zurück. Nur auf diese Art könnt ihr den schützenden Bann der Insel überwinden.“ „Und dann?“ fragte der Hanyou: „Dann kommt ihr auf die nächste dämliche Idee?“ Raiden konnte den Zorn nachvollziehen. Aber er wusste, er hatte keine andere Wahl, als diese beiden loszuschicken, wollte er nicht gehörigen Ärger am Hals haben. So meinte er ruhig: „Nein. Ich kann euch aber versprechen, wenn ihr mir die Flöte des Windrufers gebracht habt, kann ich euch belohnen. Du, Inuyasha, der du ein Schwert der Windnarbe trägst, kannst es mit Tatsumakis Hilfe verstärkt bekommen. Und dir, Sesshoumaru, würde ich mehr Energie geben. Überdies seid ihr dann natürlich die Retter der Welt.“ „Keh!“ machte der Hanyou leise. Er verspürte nicht die mindeste Lust, auf eine fremde Insel zu gehen und da ein Musikinstrument zu suchen. Aber Kagome und seine Freunde würden ziemlich in der Patsche sitzen, wenn ausgerechnet der Gewittergott auf sie sauer war. Dagegen halfen all ihre Fähigkeiten nichts. Er sah seitwärts, in der Annahme, dass auch der Herr Halbbruder kaum angetan von der neuen Aufgabe war. Vielleicht fiel dem etwas ein? Aber Sesshoumaru war zähneknirschend zu der gleichen Entscheidung gekommen. „Was kannst du noch über Mu berichten?“ „Nicht viel. Wie gesagt, ich durfte das Land nicht mehr betreten. Nur eines weiß ich: wenn ihr die Mystiker findet, werden sie euch zu den Proben schicken, damit ihr die Flöte bekommt.“ „Na, wunderbar. Klingt ganz nach Tatsumaki. Man merkt, dass ihr verwandt seid…“ Inuyasha bemerkte gerade noch, dass aus den Fingern vor ihm erneut Funken sprühten und ergänzte eilig: „Also schön, wo ist das Portal?“ Noch so eine Ladung Blitze brauchte er nicht. „Dreht euch um.“ Und da die Hundebrüder ungewohnt folgsam gehorchten: „Ich öffne es euch. Merkt euch die Stelle gut, an der ihr landet. Nur dort wird sich auch der Weg zurück befinden.“ Eine kreisrunde, silbrig glänzende Fläche bildete sich auf den Fliesen der Halle. „Äh, eins noch, “ meinte der Hanyou hastig: „Ich denke, meine Freunde machen sich Sorgen um mich…“ „Ich werde ihnen Bescheid geben, dass ihr beide noch am Leben seid und einen Auftrag für mich übernommen habt. Jetzt springt!“ Da Sesshoumaru in das Portal sprang, folgte der Hanyou unverzüglich, nicht zuletzt in der instinktiven Sorge, sie könnten getrennt werden. „Meint Ihr, dass sie es schaffen, Raiden-sama?“ erkundigte sich Tatsumaki. „Höre ich da Besorgnis? Ungewohnt für dich. Nun, sie haben in deinen Aufgaben bewiesen, dass sie sich im Zaum halten können, sich und ihre Schwächen. Die Mystiker haben Prüfungen vorbereitet, in denen sie beweisen müssen, dass sie die Tugenden des Kriegers beherrschen. - Und warum hätte ich ihnen etwas vom Stein der Sicht erzählen sollen, dem ersten magischen Artefakt, das der neue Herrscher von Mu fand, und dessen Verbindungen zu dem Hüter der dunklen Flamme in der anderen Welt? Das braucht sie nicht zu interessieren, hätte sie eher nur von den Prüfungen abgelenkt. Und, seien wir ehrlich, wer könnte diese bestehen, wenn nicht die beiden. – So. Nun werde ich, wie versprochen, dafür sorgen, dass die Menschen und kleinen Youkai erfahren, was aus ihnen geworden ist.“ Takeshi kehrte in seine Hütte zurück, ein wenig unsicher, wie seine Gäste die Berichte aufnehmen würden. Kagome riss es fast, als sie sein Gesicht sah: „Du hast Neuigkeiten? Ist Inuyasha etwas passiert?“ „Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht, was die beiden betrifft.“ Takeshi nahm neben Miroku Platz und blickte ins Feuer: „Zunächst die gute: sie sind beide noch am Leben und haben alle Aufgaben des Sturmbringers erfüllt.“ „Das ist wirklich schon einmal gut. Dann lässt er sie wieder zurück in unsere Welt?“ erkundigte sich Kagome sofort. „Ja, das schon. Aber nun kommt die Nachricht, die euch wohl weniger gefallen wird. Sie sind zwar zurück aus Tatsumakis Welt, aber sie haben sich bereit erklärt, für den Herrn der Blitze und des Donners einen Auftrag zu erfüllen.“ „Donnergott Raiden?“ fragte Miroku: „Aber was hat der…oh, er schuf ja Tatsumaki.“ „Ja, genau. Aber sie sind die ersten, die je alle Prüfungen des Sturmbringers bestanden haben. Und nur Wesen, die das vermocht haben, können auch die Flöte des Windrufers von der Insel Mu holen.“ „Insel Mu?“ Sango zuckte ein wenig die Schultern: „Das habe ich nie gehört.“ „Sie liegt unter einem Bannkreis, sehr weit im Süden.“ „Mu existiert noch?“ Und da alle sofort Kagome anblickten: „Äh...ich dachte, dass diese Insel verschollen ist, untergegangen…Können wir dahin? Wir sollten ihnen doch helfen.“ Außerdem wäre es bestimmt interessant, einmal den Gegenpart von Atlantis zu besuchen. Bis eben hatte sie angenommen, dass beide Erdteile nur in Sagen existiert hatten. „Sesshoumaru-sama benötigt keine Hilfe!“ giftete Jaken postwendend. Er war besorgt, dass sein Herr noch nicht zurück war, und überdies eifersüchtig auf den Bastard, der anscheinend mit ihm reisen durfte, statt seines treuen Dieners. Takeshi schüttelte den Kopf: „Wenn es dort nicht gefährlich wäre, und zwar sehr, hätte es doch vorher nicht die Aufgaben des Sturmbringers gegeben.“ „Dann könnte Inuyasha wirklich unsere Hilfe brauchen…“ wandte Kagome ein. „Aber wir könnten dorthin?“ Miroku hatte den Satz des Priesters richtig verstanden. „Auf dem gleichen Weg, wie diese beiden. Im Auftrag des Herrn des Donners.“ Takeshi blickte ins Feuer: „Und den habt ihr ja wohl nicht.“ Das mussten sie zugeben. Sango holte tief Luft: „Wie könnten wir an den kommen?“ „An einen Auftrag?“ Takeshi klang ein wenig fassungslos, dann nahm er sich zusammen: „Meine Liebe….Ihr müsstet Tatsumakis Prüfungen überstehen. Und niemand außer den beiden Halbbrüdern hat das in Jahrtausenden geschafft. Im Übrigen solltet ihr auch daran denken, was sie sagen würden, wenn ihr die Kleinen in Gefahr bringt.“ Er nickte zu Rin und Shippou. Nun gut, Inuyasha wäre bestimmt kaum begeistert, wenn sie sich ihm zuliebe in Abenteuer stürzen würde, da war Kagome sicher. Aber sie war überzeugt, ihm alles erklären zu können. Allerdings wollte sie sich nicht die Stimmungslage des Hundeyoukai vorstellen, wenn Rin etwas zustoßen sollte. Und das kleine Mädchen samt Jaken und Shippou hier zurücklassen…hm. Da wären beide Halbbrüder gewiss nicht mit einverstanden. Und wenn sie auch Inuyasha kontrollieren könnte, so wäre ein zorniger Sesshoumaru lebensgefährlich. Aber sie fragte doch noch einmal nach: „Du meinst also, dass wir Tatsumakis Aufgaben wirklich nicht schaffen würden? Wir haben gewisse Fähigkeiten.“ „Oh, das bezweifle ich nicht. Aber ich fürchte wirklich, ihr müsst einfach noch ein wenig warten.“ Takeshi hob beide Hände, um seine Aussage zu bekräftigen. „Aber wer weiß, vielleicht könnt ihr dann doch noch irgendwie behilflich sein.“ Zu seiner Erleichterung nickten alle. Die Hundebrüder sahen sich um. Sie standen an einem weißen Sandstrand. Grüne Palmen wehten in sanften Wind unter einem unwahrscheinlich blauen Himmel. Dahinter dehnte sich ein Dschungel. Sie konnten viele Pflanzen und Blüten wittern, auch Tiere. Aber nichts verriet irgendeine Gefahr. Inuyasha drehte sich um. Hinter ihnen auf dem Meeresspiegel befand sich das silbrige Portal, durch das sie gerade gesprungen waren. Und dies war ihre einzige Möglichkeit wieder zurück zu kommen. Dieser Donnergott hatte doch gesagt, dass sie sich den Ort gut merken sollten. Aber was jetzt? Irgendwie scheute er doch davor zurück, diese Frage an seinen Halbbruder zu stellen. So prüfte er noch einmal die Luft. Aber nicht war zu erkennen, zumindest nichts, was nach einem Musikinstrument oder auch nur Menschen oder Youkai roch. Allerdings war dieser Wald sehr dicht und die feuchtheiße Luft erschwerte es zusätzlich. Sesshoumaru machte einige Schritte. „He, wohin willst du?“ Ohne sich umzublicken, antwortete der Hundeyoukai: „Da du törichtes Halbblut keine Magie bemerkst – dort in der Ferne ist ein mächtiger Bannkreis. Wie sich übrigens auch einer im Meer hinter uns befindet.“ „Oh, vielen Dank für die Aufklärung!“ murrte der Hanyou. Er wusste, dass seine Fähigkeiten, was das Fühlen von Magie betraf, unter denen seines Halbbruders lagen. Aber das so unter die Nase gerieben zu bekommen, war schon ärgerlich. Für einen Augenblick war er versucht, sein Schwert zu ziehen, ließ es aber sein. Sie mussten diese dämliche Flöte zu zweit finden, um überhaupt eine Chance zu haben, hier wieder wegzukommen. Erst danach würden sie ihr Duell fortsetzen können. Hoffentlich wusste Kagome inzwischen, was aus ihm geworden war. Sie und die anderen machten sich doch sicher schon Sorgen um ihn. Da Sesshoumaru in Richtung Urwald weiterging, machte er allerdings einen Satz, um nicht zurückzubleiben. In einem steinernen Raum saßen fünf grauhaarige Männer in roten Roben im Kreis und blickten auf eine polierte Metallplatte, in der sich der Himmel spiegelte. Über ihr befand sich ein Loch in der Decke. Alle fünf trugen eine Kette um den Hals aus roten Korallenperlen, an denen ein goldener Anhänger baumelte. Nur einer von ihnen besaß allerdings einen Umhang aus bunten Vogelfedern. Er sah auf. „Die Zeitenwende hat begonnen, wie es die Sterne uns gezeigt haben.“ „Die Zeitenwender sind eingetroffen, ja.“ Einer seufzte: „Aber wir wissen nicht, ob zum Guten oder zum Bösen für uns.“ „Wer will es wenden, was in den Sternen steht?“ Der Ranghöchste klang tadelnd. „Das meinte ich nicht. Aber wir sollten Vorsorge treffen, damit unser Orden auch nach der Zeitenwende weiter bestehen kann.“ „Was meinst du?“ „Wenn es den Besuchern gelingt, alle Prüfungen zu bestehen und die versiegelte Flöte des Windrufers zu erlangen, wird der Bannkreis erlöschen. Und der Herrscher wird sicher bemerken, dass das Siegel gebrochen wurde. Ich nehme nicht an, dass er begeistert sein wird. Im Zweifel jagt er uns seine Krieger auf den Hals. Sie werden uns töten und unsere Bibliothek vernichten. Er liebt uns sowieso nicht.“ „Aber er kommt nicht gegen unsere Magie an“, wandte ein anderer ein. „Er kommt nicht gegen die Magie der Alten an, die die Flöte versiegelten. Das ist alles. Und nur darum lässt er uns einstweilen in Ruhe.“ „Ich verstehe. Du willst unsere Bibliothek fortsenden und verstecken?“ erkundigte sich der Rangoberste. „Wir bleiben hier, damit der Herrscher nichts bemerkt. Und auserwählte Schüler sollen sie verbergen?“ „So dachte ich. Wir müssen unser Schicksal, das in den Sternen steht, annehmen. Aber wie einst die alten Mystiker dafür sorgten, dass wir bis heute ihr Wissen zu einem guten Teil bewahren konnten, sollten auch wir an die Zukunft denken.“ Alle fünf Ordensmitglieder nickten, ehe sich einer erhob: „Dann werde ich die Bibliothek zusammenpacken.“ „Allein. Wenn es geht, sollte es niemand bemerken. Wir wissen nicht, wie der Herrscher darauf reagiert. Nun, besser, wir wissen es nur zu gut.“ Der Rangoberste seufzte ein wenig: „Wir müssen leider seine Spione fürchten.“ „Dann werde ich so tun, als ob ich Lebensmittel verschicken will. Ich werde dir Fässer zur Verfügung stellen.“ Ein zweiter stand auf: „Das sieht gewiss harmlos aus.“ „Und ich werde die beiden Besucher beobachten, die uns die Sterne angekündigt haben. Wir werden sehen, ob sie den rechten Weg gehen können.“ Der Oberste Mystiker zog seinen Federumhang enger um sich, als er erneut auf die polierte Metallplatte blickte: „Es sind immerhin Wesen von außerhalb. Auch, wenn sie unsere alten Prophezeiungen wirklich werden lassen. Selbst die Sterne wissen schließlich nicht, ob sie zum Guten oder zum Bösen gekommen sind.“ Die Halbbrüder ahnten nichts von der Beobachtung, als sie weiter durch den dichten Dschungel wanderten. Es war schwierig, einen Weg zwischen den Pflanzen zu finden und mehr als einmal waren sie gezwungen, sich ihren Pfad mit einem Klauenangriff zu schlagen. „Das nervt!“ Inuyasha fasste nach Tessaiga: „Lass mich mal…“ „Das wirst du nicht tun.“ „Ach. Und wieso nicht?“ Das klang angriffslustig. „Zwischen deinen Ohren und deinem Mund muss sich ein Hohlraum befinden.“ „Also, das ist doch…“ Er hatte bereits Tessaiga halb aus der Scheide, als er einem derart eisigen Blick begegnete, dass er es doch stecken ließ. Mit aller ihm zur Verfügung stehenden Selbstbeherrschung erklärte der Hundeyoukai: „Wenn du den Wald mit der Windnarbe zerlegst, weiß jeder Interessierte, dass hier Fremde sind. Wir vergeuden mit den Aufgaben dieser Mystiker sicher genug Zeit, als dass wir uns auch noch andere Gegner auf den Hals hetzen müssen, nur weil ein gewisser Bastard zu faul ist, seine Klauen einzusetzen.“ „Keh!“ machte der Jüngere, schob aber sein Schwert zurück: „Denkst du immer an alles?“ „Das dürfte einer der größten Unterschiede zwischen einem vollwertigen Youkai und einem Mischling sein.“ Zu seinem Leidwesen fiel Inuyasha keine Antwort ein. **************** Die Stimmung in dem „Rettet Tatsumaki und damit die Welt – Team“ scheint ein wenig gereizt zu sein. Und der mächtige Sturmbringer tanzt nach einer Flöte? Irgendwie peinlich… Die sieben Tugenden des Kriegers, auf die der Donnergott anspielte sind: vollkommene Aufrichtigkeit, Respekt oder Demut, Mut, Wohlwollen oder Hilfsbereitschaft, Ehre, Treue oder Loyalität und die Fähigkeit in schwierigen Situationen, die richtige und ehrenvolle Einscheidung zu treffen. Das könnte noch Schwierigkeiten geben. Mal sehen, wie sich die beiden im Tal der alten Könige aus der Affäre ziehen… Mein Laptop muss in Reparatur. Ich bin also einige Tage offline und kann Kommentare etc nicht, wie gewohnt beantworten. Wer so nett ist, mir einen Kommi zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine info-ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. Bye hotep Kapitel 10: Das Tal der alten Könige ------------------------------------ Mit den sieben Tugenden könnte es Schwierigkeiten geben, da habt ihr recht. Aber unsere Chaotenbrüder haben ja schon bei Tatsumaki bewiesen, dass sie das Richtige tun können - wenn auch meist aus den falschen Gründen. 10. Das Tal der alten Könige Seven deadly sins Seven ways to win Seven holy paths to hell And the trip begins (Iron Maiden – Seven deadly sins) Die Halbbrüder erkannten bald, dass der Bewuchs des Dschungels lichter wurde. Auch wanderten sie schon geraume Zeit bergauf. Hier zog sich der Urwald ein Gebirge empor. Auf einer Hügelkuppe blieben sie stehen und drehten sich um. Unter ihnen dehnte sich das grüne Dach des Dschungels, durch den sie gerade gekommen waren. Weiter im Hintergrund glitzerte das Meer. Und vor ihnen lag Wald, wenn auch jetzt ohne Unterholz, bis auf die Höhe des Gebirgskammes. Die Sonne begann sich zum Horizont zu neigen. Eine Nachtwanderung im fremden Gebirge war gewiss nicht ratsam. So sprang Sesshoumaru weiter, in deutlich höherem Tempo. Inuyasha fluchte unhörbar, beeilte sich aber, hinterherzukommen, nicht zuletzt, um seine eigenen Sprungfähigkeiten zu demonstrieren. Als sie die Höhe der Berge erreicht hatten, berührte die Sonne bereits den Horizont. Aber sie erkannten, dass auf dieser Seite das Gebirge nicht so weit abfiel, wie auf der zum Meer gewandten. Hier wuchs nichts, und selbst in dem Hügelland, das sich unter ihnen ausbreitete, waren im Gras einer Steppe nur wenige Bäume zu entdecken. Was jenseits der Hügel war, konnten sie selbst von hier nicht erkennen. Aber sie hatten sowieso keine Wahl, als sich dem Bannkreis zu nähern, den Sesshoumaru spürte. Hoffentlich war das auch der, hinter dem die Mystiker die Zauberflöte versteckt hatten. So machten sie sich wieder auf den Weg. Wenigstens waren ihre Sinne gut genug, um selbst bei Nacht durch das Hügelland wandern zu können. Bei Sonnenaufgang fiel das erste Wort seit ihrem Streit am Abend: „Feuer!“ sagte Inuyasha erstaunt. Bislang hatten sie außer Tieren keine Lebewesen getroffen, weder freundlich noch feindlich. Nun aber wanderten sie auf zwei hohe Hügel, eigentlich schon Berge, zu, zwischen denen sich ein schmales Tal befand. Und aus eben diesem Einschnitt drang deutlich die Witterung nach Hitze und Rauch. Dann erkannte er, dass sich jemand ihnen von dort näherte: „Und wir wurden bemerkt. - Ja, was sind das denn für Typen?“ Sesshoumaru musste stillschweigend zugeben, dass auch er solche Wesen nie gesehen hatte – weder die Reiter noch die Tiere, auf denen sie saßen. Am ehesten erinnerten ihn die drei Reiter an Lacuna, die Feuerfrau in Tatsumakis Welt. Sie wirkten auf den ersten Blick menschenähnlich, aber es war offenkundig, dass ihre Haut leuchtete und ihre Haare rot vom Feuerschein waren. Sie mussten buchstäblich rot glühend sein. Vermutlich saßen sie darum auf Skeletten von riesigen, vierbeinigen Tieren. Fleisch wäre verbrannt worden. Die drei Reiter bleiben nebeneinander halten, den Halbbrüdern so den Weg in das Tal versperrend. „Was für eine freundliche Begrüßung!“ meinte der Hanyou daher: „He, wir wollen hier nur weitergehen.“ „Glaubt ihr, dass ihr einfach so in den Friedhof der alten Könige gehen könnt?“ fragte der Anführer zurück: „Wir sind seine Hüter. Und ihr werdet die Schätze nicht bekommen.“ „Wir wussten nicht, dass hier ein Friedhof ist. Schätze sind uns auch vollkommen egal. Wir wollen nur zu diesen Mystikern.“ „Zu den Mystikern?“ Dem Anführer der Wächter schien nicht klar zu sein, in welcher Gefahr er sich befand, denn er wedelte nur ein wenig mit der Hand: „Nun, dann könnt ihr auch dort um den Berg herum gehen…es ist nur ein Umweg von ein oder zwei Tagen.“ „Kommt nicht in Frage! Wir haben sowieso schon zuviel Zeit vergeudet. Lasst uns jetzt durch. Oder ihr bekommt Ärger.“ Inuyasha fasste an sein Schwert: „Wächter hin oder her: wir wollen nichts von euch oder eurem Friedhof. Aber wir haben es eilig.“ „Oh“, meinte einer der bislang schweigsamen Reiter: „Ihr wollt euch den Aufgaben der Mystiker stellen? Geht es darum?“ „Ja….“ Sesshoumaru beschloss, die Diskussion abzukürzen: „Aus dem Weg!“ Er hob die rechte Hand, Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt – eine Kampfansage. Der Hanyou bemerkte, dass sein Halbbruder die Geduld verlor und sagte eilig: „Also, zum letzten Mal…“ „Nun gut.“ Der Anführer erkannte sture Leute, wenn er sie traf. Er war zwar sicher, dass er und seine Männer gewinnen würden, aber soweit er wusste, hatte sich schon sehr lange niemand mehr den Mystikern und ihren Proben gestellt. Das mussten ziemlich starke und fähige Jungs sein. Wozu also unnötig kämpfen und womöglich Leute verlieren. „Dann werden wir euch durch das Tal der alten Könige bringen. Aber nur zu unseren Bedingungen.“ Er bemerkte, dass sich die beiden etwas entspannten und erklärte beruhigter weiter: „Wie gesagt, wir sind die Hüter dieses alten Friedhofes. Niemand soll die Gräber oder ihre Sicherungen sehen. Darum werdet ihr euch die Augen verbinden.“ Er erfasste die prompte Verärgerung: „Auf diese, unsere, Art oder wir kämpfen.“ „Dann kämpfen wir!“ antwortete Inuyasha sofort. „Nein“, kam der unerwartete Kommentar des Hundeyoukai. „Hä?“ Der Jüngere sah zu ihm: „Seit wann gehst du einem Kampf aus dem Weg?“ „Zeitverschwendung. Jedes weitere Wort, jeder Umweg.“ Und Rin müsste weiterhin unter der Bedrohung des Donnergottes leben...nun, auch Jaken. Der Anführer der Wächter nickte ein wenig. Es war angenehm, eine Stimme der Vernunft zu hören: „Mein Name ist Kaji von den Feuerreitern. Wie gesagt, ihr verbindet euch die Augen, dann führen wir euch durch das Tal der Könige. Wie ihr gewiss bemerkt habt, sind wir sehr heiß. Eine direkte Berührung mit uns würde euch mindestens schmerzen oder gar töten.“ Er sah zu einem seiner Begleiter: „Hole Tücher. Und ein Seil.“ Dieser trieb sein Skelettreittier an und verschwand im Tal, während Kaji fortfuhr: „Ich werde das eine Seilende halten und du mit der roten Kleidung das andere. Dann kannst du mit deiner anderen Hand deinen Begleiter…Bruder…führen.“ Die Ähnlichkeit war unverkennbar. „Händchenhalten?“ Inuyasha klang genau so entgeistert, wie er sich fühlte. Auch Sesshoumaru baute diese Ankündigung nicht auf. Aber entweder ein sinnloser Kampf, eine Zeitverschwendung, zumal sie nicht wussten, wie viele Feuerreiter mit welchen Fähigkeiten hier stationiert waren, oder ein Umweg von ein oder mehr Tagen. So meinte er nur: „Lerne endlich, das Notwendige anzunehmen, Inuyasha.“ Und da war noch etwas Verdrießliches. Mit nur einer Hand konnte er sich zwar aus gewisser Übung ankleiden, aber würde sich kaum das Tuch selbst um die Augen legen können. Also müsste der Bastard das tun. Auch dies war keine angenehme Lage. Aber unumgänglich, es sei denn, er wollte noch mehr Zeit mit diesen Aufgaben vergeuden. Um Rins Willen…Ja, Rin. Kaji fuhr fort: „Ich möchte euch darauf aufmerksam machen, dass ihr keine Tricks versuchen solltet. Oh, ich glaube euch, dass ihr nicht an den Gräbern interessiert seid, aber…“ Er zuckte ein wenig die Schultern: „Noch jeder, den wir hier so durchließen, versuchte irgendwann, die Binde von den Augen zu nehmen. Das ist dann tödlich.“ „Schon gut….“ Inuyasha bemerkte, dass der dritte Feuerreiter zurückgekommen war und zwei Tücher sowie ein Seil in einer Zange mit sich führte und ihm zuwarf. Alles landete auf dem Boden vor ihm. Erst jetzt wurde auch ihm bewusst, dass er seinem Halbbruder wohl die Augen verbinden sollte. Oder auch musste, da der das kaum allein bewerkstelligen konnte. So bückte er sich und nahm die Stoffe auf, ehe er sich an Sesshoumaru wandte: „Äh…“ Statt einer Antwort drehte der Hundeyoukai sich ein wenig, ihm den Rücken zukehrend. Was sein musste, musste eben sein, das hatte er in den letzten Tagen in Tatsumakis Welt nur zu deutlich erleben müssen. Und immerhin waren die Hände, die nun sein Haar berührten, die einzigen in allen Welten, durch die wenigstens die Hälfte seines Blutes floss. Dennoch war es äußerst unangenehm, nichts mehr sehen zu können. Aber er hörte und roch, dass Kaji von seinem Reittier abstieg. „Nun verbinde noch dir selbst die Augen und nimm das Seil in die Hand. Ich selbst werde euch führen.“ Inuyasha gehorchte, ehe er unsicher nach links tastete, wo sein Halbbruder stand. Zu seiner gewissen Überraschung fühlte er dessen Finger, die seine berührten, ehe sie sich locker um seine Hand legten. Wenn ihm zuvor jemand gesagt hätte, Sesshoumaru würde mit einem Halbblut Händchen halten, hätte er sich vor Lachen ausgeschüttet. Nun gut, es war nicht so, wie er es mit Kikyou getan hatte, oder wenn er selbst Kagomes Hand hielt, aber es war eindeutig eine Berührung. Nie zuvor hatte er die Finger des Hundeyoukai so…ja, so behutsam gespürt, ohne Gift oder ohne Schläge. Das war mehr als eigenartig. Hinzu kam, dass er nichts sehen konnte. Irgendwie war das Fühlen so viel intensiver… Kaji zog mit Hilfe der Zange ein wenig an dem Seil: „Ihr bleibt möglichst nahe beisammen. Im Tal gibt es viele Fallen für Eindringlinge, die auch ich nicht aufheben kann. Ich werde euch daran vorbeiführen. Aber wenn ihr seitwärts ausweicht, ist dies euer Untergang. Dann gehen wir jetzt.“ Vorsichtig folgten die Hundebrüder dem Feuerreiter. Beiden war es mehr als unangenehm, nichts sehen zu können, so auf ihren Führer angewiesen zu sein. Aber dies war mit Sicherheit der schnellste Weg zu den Mystikern und keiner von ihnen hatte Lust, diese Aufgabe länger als notwendig dauern zu lassen. Immerhin hatten sie schon mehr als zwei Tage mit Tatsumakis kleinen nervigen Aufgaben verloren. Und da gab es Naraku, den sie alle beide umbringen wollten, ein Ziel, das in ihren Augen weitaus lohnender war. Die Witterung von feuchten Höhlen stieg in die empfindlichen Nasen, von tiefen Felsgängen, aber auch nach Giften und Metall. Anscheinend war hier in der Tat ein Friedhof, in dem irgendwelche früheren Könige lagen. Und die Gräber waren mit Giften gesichert, vermutlich auch mit anderen Fallen. Aber das brauchte sie nicht zu interessieren. Wichtiger war, dass sie hier so rasch wie möglich durchkamen. Immerhin war die Witterung ihres Führers nicht zu verkennen. Es roch, als ob man hinter einem Schmied gehen würde. Je länger das schweigende, blinde Gehen dauerte, umso ungeduldiger wurde der Hanyou. Wie lange sollte sich denn diese Wanderung noch ausdehnen? Am liebsten hätte er sich das dämliche Tuch von den Augen gerissen, um nachzusehen. Aber er erinnerte sich durchaus an Kajis Warnung, dass die meisten, die er so durchgeführt hatte, ein solches Gefühl bekommen hatten – und dass das tödlich sei. So holte er nur Luft, um nachzufragen, ob sie wenigstens die Hälfte des Weges schon zurückgelegt hätten. Zu seiner Überraschung spürte er unverzüglich, wie sich die Finger seines Halbbruders enger um die seinen legten, diese drückten – nicht schmerzhaft, aber deutlich genug, um das als Warnung zu nehmen. Was war los? Hatte der schon wieder irgendeine magische Falle bemerkt, die ihm entgangen war? Er wusste, spätestens seit gestern Abend, dass er selbst es mit Zauberei nicht so hatte, eindeutig ein Nachteil. Und so gern er losgeplatzt wäre, seiner Ungeduld freien Lauf gelassen hätte…er wollte schließlich nach Abschluss dieser dämlichen Aufgaben zu seinen Freunden zurück, zu Kagome vor allem. Und wenn sich der arrogante Hund schon zusammennehmen konnte, dann er doch wohl auch. Sesshoumaru bemerkte beruhigt, dass sogar das Halbblut nicht so töricht war, die Warnung zu missachten. Er selbst konnte Tenseigas Pochen an der Hüfte spüren, so Wesen erfassen, die entweder unsichtbar waren oder zumindest keine Geschöpfe des Diesseits. Vermutlich waren das die magischen Wächter dieses Friedhofes. Und da Kaji andauernd schwieg, war es möglich, dass diese durch Reden aufgeschreckt wurden. Gut, wenn Inuyasha seinen vorlauten Mund hielt. Obwohl er ihn irgendwie verstehen konnte. Dieses blinde, schweigende Gehen nervte wirklich. Aber, das war eben nicht zu ändern. Und irgendwann würde auch das Tal der Könige ein Ende finden. Diese unbekannten Wesen schienen in jedem Fall wachsam auf der Lauer zu liegen. Nein, man sollte sich hier keinen Fehler leisten. Die Hundebrüder konnten riechen, dass sich das Tal endlich weitete, die Witterung einer grasigen Ebene aufkam. Kaji sagte: „Bleibt stehen. Ihr könnt euch die Binden abnehmen.“ Erleichtert ließ Inuyasha seinen Halbbruder los und riss sich das Tuch ab: „Endlich“, kommentierte er. Der Anführer der Feuerreiter bemerkte, dass er unwillkürlich nach hinten schauen wollte: „Vorsicht! Dreh dich nicht nach dem Tal um. Ihr seid die Einzigen, die es bis hierher geschafft haben.“ „Keh! – Die Einzigen?“ „Noch kein Krieger, den ich hier durchführte, besaß die Selbstbeherrschung, die Binde oben zu lassen oder auch nur den Respekt, vor den alten Königen zu schweigen. So erwachen die Wächter.“ „Oh.“ Dem Hanyou wurde klar, dass es eine gute Idee gewesen war, auf die unausgesprochene Warnung seines Halbbruders zu hören. Das war schon wieder ein Punkt, den er irgendwie ausgleichen sollte. Immerhin wollte er doch das Duell gegen ihn am Ende dieser Aufgabe nach fairen Ausgangspunkten durchführen. „Die Mystiker.“ Sesshoumaru trat neben Inuyasha, nicht willens, sich weiter hinter dem zu halten. „Wo diese leben, meinst du?“ fragte Kaji zurück: „Den Weg dorthin?“ Und da keine Antwort kam, er aber abwartend angesehen wurde: „Ihr müsst immer Richtung Osten über die Steppe der wilden Hunde weitergehen. Hier leben einige Wesen, aber ich denke nicht, dass diese euch angreifen werden. Dann kommt ihr in ein weites Waldland, mit vereinzelten Felsbergen. Dort soll der Eingang zu Unterwelt liegen und dort soll es gefährlich sein. Aber dann liegen die Berge der Mystiker auch schon vor euch. Womit natürlich nicht gesagt ist, dass ihr dort nicht auf Probleme stoßen werdet. Aber das ist eure Sache. – In jedem Fall solltet ihr euch vor den Kriegern des Herrschers hüten. Sie sind stark und sehr viele. Und der Herrscher ist kein Freund der Mystiker.“ „Der Herrscher?“ wiederholte Inuyasha: „So einer wie die Könige, die hier liegen?“ Kaji dachte einen Augenblick nach, ehe er ehrlich antwortete: „Nein. Dies sind die magischen, mystischen Könige der Vorzeit, ehe sich die Zeiten wandelten. - Der jetzige Herrscher hat den vorherigen abgesetzt. Sein Name ist Uxmal.“ Der Hanyou zuckte ein wenig die Schultern: „Der Typ kann uns gleich sein. Wir wollen nur zu diesen Mystikern.“ Kaji verschwieg seine Meinung, dass genau das der Punkt sein dürfte, der Uxmal auf diese Brüder aufmerksam machen würde. Vielleicht würde er sie auch nicht bemerken. Das war jedenfalls keine Sache, die einen Feuerreiter etwas anging. Sein Zuhause war das Tal der alten Könige und nur hier lag auch seine Pflicht. Er pfiff leise. Fast unverzüglich kam sein skelettiertes Reittier aus dem Tal. Er sah zu seinen Besuchern: „Dann stellt euch der Prüfung.“ Für einen Augenblick war er versucht, sie zu fragen, warum sie diese Probe eigentlich bestehen wollten. Aber auch das ging ihn nichts an. So sagte er nur noch: „Viel Glück“, ehe er sich in den Sattel schwang und langsam zurück ritt. „Also nach Osten“, meinte Inuyasha und unterdrückte wohlweislich seine Bemerkung, dass er eigentlich gern eine Mütze voll Schlaf genommen hätte. Aber er wollte nicht demonstrieren, dass er schwächer war, schon müde war. Überdies konnte er noch eine ganze Weile ohne Schlaf auskommen. Statt einer Antwort drehte sich Sesshoumaru um und ging. Am frühen Nachmittag konnten beide Halbbrüder einen vertrauten Geruch wittern. Ein Aufheulen, das von der anderen Seite beantwortet wurde, verriet, dass auch sie bemerkt worden waren. Sie blieben stehen, nicht im Zweifel, dass sie bereits von den wilden Hunden umzingelt waren. Nur kurz darauf tauchte das Rudel aus den Hügeln auf und bildete einen Kreis um sie. Alles waren weiße Hunde, ein wenig größer als gewöhnliche, aber deutlich kleiner als Sesshoumaru in seiner wahren Form. Einer trat ein wenig vor, ehe er menschliche Gestalt annahm. Zur gewissen Überraschung der Halbbrüder war es eine Frau. Sie beachtete den Hanyou nicht, als sie sagte: „Ich habe von einem Wesen wie dir nur selten gehört. Du bist ein Hundeyoukai.“ „In der Tat.“ „So werde ich dir erlauben, das Land der wilden Hunde zu durchqueren, wenn du uns deinen Nahrungsvorrat überlässt.“ Für einen Augenblick stutzten die beiden Besucher, ehe ihnen klar wurde, dass die Rudelführerin damit Inuyasha meinte. „Das ist doch…“ begann dieser aufgebracht, wurde aber durch die erhobene Hand seines Halbbruders gestoppt. Sesshoumaru klang gelassen: „Er ist kein vollwertiger Hundeyoukai, aber auch keine Nahrung. Er ist ein Mischling.“ „Aus Mensch und Youkai? Dass das möglich sein sollte….“ „Sieht ja wohl so aus, oder?“ knurrte der Hanyou sofort. „Wir werden sehen, ob du Nahrung bist oder weitergehen kannst. Kämpfe.“ „Gern. Gegen dich?“ Endlich mal was Handfestes bei diesen dämlichen Aufgaben! „Nein, gegen ihn.“ Sie nickte einem anderen Hund zu, der sich verwandelte: „Ori ist ein Kämpfer mit dem Schwert. Auch du trägst eines. - Und zwar ohne jede Regeln.“ Sie sah zu Sesshoumaru: „Du wirst dich aus dem Duell heraushalten.“ „Ja.“ Das sollte doch Inuyasha allein hinbekommen. Ein weiteres Nicken bewog die anderen Hunde, sich zurückzuziehen, aber noch immer einen Kreis bildend. Ori und Inuyasha blieben in dessen Mitte stehen. „Keh“, machte der Hanyou leise: „Ich hab ja schon ein paar arrogante Hunde getroffen, aber ihr seid echt die Krönung!“ Er zog Tessaiga, das sich rasch verbreiterte. Ori nahm sein Schwert ebenfalls zur Hand: „Du kämpfst also mit dem Mund?“ erkundigte er sich. „Nicht nur!“ Der Hanyou machte einen Sprung nach vorne, um seine Klinge auf seinen Gegner niedersausen zu lassen. Der riss seine Waffe empor, parierte Stahl auf Stahl. Auch weitere direkte Angriffe Inuyashas wurden so abgeblockt. Er befand sich in permanenter Attacke, dauernder Vorwärtsbewegung. „Er ist ganz schön stark“, kommentierte die Rudelführerin, die sich zu Sesshoumaru gestellt hatte: „Aber er verfügt über keinerlei Technik.“ Das entsprach den Tatsachen. So schwieg der Hundeyoukai. Aber irgendetwas störte ihn an diesem Kampf, und er dachte nach. Wenn Inuyasha nicht neben seiner sonstigen Dämlichkeit ein Gedächnis wie ein Sieb besaß, sollte er wissen, dass er so nicht durchkam. Und er sollte sich zumindest langsam daran erinnern, dass Tessaiga über die mächtige Attacke des Kazu no kizu verfügte. Mit dieser Vorführung des Schwertwedelns, wie er sie gegen Ori zeigte, hätte er niemals gegen ihn, Sesshoumaru, auch nur überleben können. Oder hatte der Bastard etwa einen Plan? Das war zwar eigentlich ein Widerspruch in sich, aber es wäre natürlich möglich. Tessaiga verfügte nun über einige Macht mehr, als ursprünglich, und wer sollte besser als Inuyasha wissen, wie man sie wann einsetzte? Immerhin trug er es ja dauernd mit sich spazieren. Leider. Ori machte einen weiten Sprung zurück: „Das reicht mir jetzt wirklich, Es war ein nettes Spiel.“ Er hob sein Schwert waagerecht, das plötzlich unter seiner Energie aufflammte. „Hier!“ Ein Schwenk ließ sie in Richtung seines Gegners laufen. Inuyasha packte Tessaiga mit beiden Händen, als er grinste: „Na endlich, darauf habe ich doch gewartet! – Bakuryuuha!“ Er hatte langsam schon befürchtet, dieser wilde Hund hätte nicht mehr zu bieten als einen reinen Kampf Stahl auf Stahl. Bakuryuuha, also, dachte Sesshoumaru, als er mit unbewegtem Gesicht beobachtete, wie die Energie des Angreifers sich mit der seines Halbbruders verband und zu Ori zurückgeschickt wurde. Mit einem Aufschrei wurde der meterweit zurückgeschleudert und blieb regungslos liegen. Inuyasha wartete einen Moment, aber da sich sein Gegner nicht mehr bewegte, schob er sein Schwert weg, was der Kreis der Hunde mit Knurren beantwortete. Die Rudelchefin dolmetschte es, als sie fassungslos sagte: „Geh hin und töte ihn. Er ist nur bewusstlos!“ „Keh. Ich habe doch gewonnen.“ „Wir sagten zuvor, ohne Regeln.“ Und damit war der Verlierer Freiwild. Der Hanyou schüttelte den Kopf: „Ich töte keinen, der sich nicht wehren kann.“ „In jedem Fall könnt ihr gehen.“ Sie winkte und die wilden Hunde öffneten den Kreis: „Du bist keine Nahrung, sondern uns verwandt...“ „Sag ich doch.“ Er trat zu seinem Halbbruder. Und der ertappte sich zum ersten Mal in seinem Leben dabei, einen gewissen Stolz darüber zu fühlen, dass Inuyasha Ehrgefühl besaß. ********************************************* Inuyasha hat sich also immerhin schon ein wenig abreagieren dürfen. Im nächsten Kapitel begegnen die beiden Halbbrüder einem "Opfer für die Unterwelt", erleben ein Familientreffen und erfahren mehr über Uxmal und dessen Auffassung über den Wert von Leben. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 11: Ein Opfer für die Unterwelt --------------------------------------- Da einige bei "Unterwelt" und Familie gleich an Papa dachten...nein. Aber ich kann euch versprechen, dass nach dieser Geschichte eine online kommt, die in dem "Verworrene Pfade"- Universum spielt, also Papa und beide Söhne mitmischen. Zunächst aber geht es hier weiter: 11. Ein Opfer für die Unterwelt Die beiden Hundebrüder wanderten weiter über die Steppe. Das Rudel der wilden Hunde hatte sich unverzüglich wieder in die Hügel zurückgezogen, ohne auch nur weiter ein Wort mit ihnen zu wechseln. Vor ihnen tauchten die ersten Ausläufer des Waldgebietes auf, von dem der Feuerreiter gesprochen hatte. „Sag mal, ist dir das auch aufgefallen?“ Inuyashas Frage ließ seinen Halbbruder um ein Haar seufzen. Was sollte man darauf entgegnen? Da keine Antwort kam, ergänzte dieser: „Sie hat dich sofort als Hundeyoukai identifiziert. Warum eigentlich?“ Das war eine gute Frage. Die Anführerin des Rudels hatte zwar gesagt, dass sie Hundeyoukai kenne – aber woher? Immerhin hatte der Donnergott gemeint, diese Insel läge schon sehr lange hinter einem Bannkreis. Noch interessanter war allerdings fast, warum der Bastard das mitbekommen hatte. Seit wann war der in der Lage, sein Gehirn zu benutzen? „Das werden wir noch herausfinden.“ Vermutlich. „Ja….“ Der Hanyou betrachtete den großen Baum vor ihnen: „Es wird dunkel. Wir könnten Rast machen.“ „Oh, müde durch das Kämpfchen mit diesem Ori?“ Er hatte doch gewusst, dass er sich die Anfrage eigentlich sparen könnte: „Quatsch. Aber wir sind die letzte Nacht durchgelaufen, haben vorher Tatsumakis kleine Aufgaben erledigt. Erzähl mir bloß nicht, dass du die Nacht auf den Schlafenden Feldern besonders erholsam fandest. Und wir haben keine Ahnung, was noch kommt.“ Und ein bisschen Schlaf wäre wirklich nicht so schlecht. Aber bevor er sich noch eine dumme Bemerkung anhören müsste, lief er lieber weiter. „Schon gut. Ich will das hier auch schnellstens hinter mich bringen.“ „Du hast Recht.“ Es wäre besser, ein wenig Kräfte zu sammeln. „Äh, was?“ Er musste sich gerade verhört haben. Aber Sesshoumaru blieb tatsächlich stehen. Umso besser. Mit einem Satz sprang Inuyasha auf den Baum und ließ sich bequem in der Astgabel nieder, sein Schwert im Schoß. „Was soll das?“ Diese Frage ließ ihn hinunterblicken: „Ich schlafe.“ „Im Baum.“ „Ja, ist sicherer.“ Was sollte das? Sesshoumaru drehte sich um. Sicherer? Was sollte denn dieser Schwachsinn? Aber dann fielen ihm die Erinnerungen des Hanyou ein, die er im Rauchenden Spiegel gesehen hatte. In seiner Jugend war der von Youkai und Menschen gejagt worden. Vermutlich war er darum das einzige Wesen mit Hundeblut, das es auf einem Baum bequem fand. Nun, er hatte auch nie einen Menschen so schlafen gesehen. Das war wohl Inuyashas persönliche Note. Der warf noch einen Blick hinunter, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er diesmal wirklich wieder beruhigt schlafen konnte. Ebenso, wie sonst seine Freunde mit für ihn wachten, würde es nun sein Halbbruder tun. Und er war sicher, dass dieser seinen Schlaf nicht ausnutzen wurde, nicht nach allem, was sie in den letzten Tagen gemeinsam erlebt hatten – und was noch vor ihnen lag. Nur zusammen wären sie in der Lage, diese blöde Flöte einzusammeln und Raiden zu bringen. Der Hundeyoukai ließ sich am Fuße des Baumes nieder und lehnte sich nachlässig an den Stamm. Ein wenig Kräfte schonen war gewiss nicht unangebracht. Der Feuerreiter hatte erwähnt, dass die Krieger des Herrschers stark wären. Und dass die sich hier in der Gegend befinden würden. Selbstverständlich würde er einen solchen Kampf gewinnen, aber es war besser, auf alles vorbereitet zu sein. Einer der Mystiker trat leise zu dem Ordensobersten, der in seinen Umhang aus bunten Federn gehüllt auf die polierte Metallplatte blickte: „Kommen die beiden Zeitenwender näher?“ „Ja. – Ist die Bibliothek fort?“ „Ja. Drei unserer talentiertesten und treuesten Schüler haben sie mit sich genommen. Sie bringen sie…“ „Nein, sag es mir nicht. Was ich nicht weiß, kann ich dem Herrscher auch nicht verraten.“ „Ich verstehe. So arg, befürchtest du, wird es kommen?“ „Ja. Wenn der Bannkreis erlischt und die Flöte übergeben ist, wird Uxmal mit seinen Kriegern hier erscheinen, da bin ich sicher. Und er wird töten.“ „Dann haben die beiden die ersten Proben bestanden?“ „Sie sind durch das Tal der alten Könige gelangt. Sie zeigten Respekt vor den Forderungen der Feuerreiter. Beim Kampf gegen einen der wilden Hunde verschonte einer der beiden den Verlierer.“ „Rücksicht und ehrbares Handeln. Ich verstehe. – Sie haben keine Ahnung, dass sie schon geprüft werden?“ „Nein. Was wäre das auch für eine Probe, wenn man sich verstellen kann?“ „Ich verstehe“, wiederholte der Mystiker: „Was kommt als nächstes?“ „Ich nahm an, dass sie dem Hexer begegnen würden, aber nun waren die Krieger des Herrschers am Tor der Unterwelt. Das könnte interessant werden.“ „Am Tor der Unterwelt? Oh, wieder ein armes Opfer mehr.“ „Das werden wir sehen.“ Der Ordensobere wandte den Kopf: „Aber bereite das Fest vor.“ „Im Fressenden Haus?“ „Natürlich.“ Inuyasha fuhr aus seinem Schlaf auf, als ihn ein fürchterlicher Schrei weckte. Noch ehe er ganz klar war, stand er auf dem Boden, die Hand am Schwert. Auch Sesshoumaru war aufgesprungen. Der Laut wiederholte sich, und diesmal konnte es der Hanyou identifizieren: der jaulende Notschrei eines großen Hundes, der entsetzliche Qualen litt. „Wir müssen dahin…“ Er wollte losrennen, aber ein harter Griff um seinen Oberarm stoppte ihn. „Lass mich! Du musst ja nicht mit!“ „Woher willst du wissen, auf welche Seite du dich schlagen sollst, wenn du dorthin gelangst?“ „In jedem Fall hat es niemand verdient so leiden zu müssen!“ Sesshoumaru gab ihn frei. „Kraftverschwendung.“ Inuyasha war anderer Meinung und so lief er los. Zu seiner Überraschung war sein Halbbruder unverzüglich an seiner Seite. „Ach ja?“ machte er daher nur. Dieser schwieg. Wenn ihn seine Nase nicht täuschte, verdiente es die Quelle des Blutgeruches überprüft zu werden, den er jetzt witterte. Kurz darauf blieben die beiden stehen. Es bot sich ihnen ein grausiges Bild. Vor einer hohen Felswand war ein großer, weißer Hund mit allen vier Pfoten auf dem Boden angekettet worden. Er war mit kleinen, quadratischen, pelzigen Lebewesen übersät, die vermutlich aus dem Spalt hinter ihm in der Felswand gekommen waren. Über das, was sie taten, konnte kein Zweifel bestehen. Blut rann über das Fell und der Hund brachte nur mehr ein Winseln hervor. „Diese Plüschkissen fressen ihn bei lebendigem Leib!“ knirschte Inuyasha und fasste an sein Schwert. Sesshoumaru versagte es sich, nach der Bedeutung des Wortes „Plüschkissen“ zu fragen, und meinte nur: „Erledige sie.“ Während der Hanyou schon lossprang, bemerkte er verwundert, dass sein Halbbruder tatsächlich nicht nur einem Hilfeschrei hinterhergelaufen war, sondern jetzt auch noch an einer Rettungsaktion teilnahm. Was war denn hier los? Sein Klauenangriff ließ einige der kleinen Pelzwesen zu Boden fallen. Plötzlich verstand er, als er den Blutgeruch bewusst wahrnahm. Das war kein gewöhnlicher Hund, das war ein Hundeyoukai! Kannte sein Halbbruder den etwa? Aber dann war es wichtiger, sich um die Wesen zu kümmern. Das, was wie ein Kissen aussah, war ihr Kopf, mit einem unverhältnismäßig großen Maul darin. Darunter befand sich ein fast gleichgroßer Körper. Sie hatten bemerkt, dass ihre Mahlzeit gestört wurde und ließen von ihrem Opfer ab, um sich dem Gegner zu stellen. Inuyasha zog Tessaiga. Sesshoumaru war unterdessen ebenfalls zu dem Hund getreten. Er wollte die Ketten sprengen, aber zu seiner gewissen Überraschung gelang ihm das nicht. Nun gut, dachte er dann, sie waren wohl darauf ausgelegt, einem Hundeyoukai standzuhalten. Aber er spürte verwundert, dass Tenseiga an seiner Hüfte pochte. Was wollte das Schwert des Lebens denn? Er war allerdings gewohnt, dass es zumeist Recht hatte, wenn es aktiviert werden wollte, und so zog er es und ließ es gegen eine der Fesseln sausen. Diese gab unverzüglich nach. Der große Hund hatte unterdessen bemerkt, dass seine Peiniger von ihm abgelassen hatten, nun seine Ketten gelöst wurden. Mühsam wandte er den Kopf, um sich nach seiner Hilfe umzusehen. „Kaze no kizu!“ Mit gewisser Befriedigung stellte der Hanyou fest, dass sich die überlebenden Pelzwesen eilig in die Höhle zurückzogen. So drehte er sich um. Der fremde Hundeyoukai verwandelte sich gerade in seine Menschenform. Er schien um die fünfzig zu sein, seine langen Haare waren angegraut. Sein Gewand war zerrissen und er blutete aus vielen Wunden. Aber er musterte den vor ihm Stehenden sichtlich mehr als erstaunt: „Du…du bist doch Sesshoumaru?“ Dieser schob Tenseiga zurück. „In der Tat.“ „In der Welt draußen muss viel Zeit vergangen sein. Als ich dich zuletzt sah, warst du noch ein Kind.“ Er wandte sich nicht um: „Und jetzt bist du hier auf Mu, und noch dazu frei, ohne Ketten, und in dieser Begleitung. Was ist nur geschehen?“ „Was heißt hier: in dieser Begleitung?“ fauchte Inuyasha prompt, als er herankam: „Wenn ich dich so störe, kann ich ja die Pelzkissen zurückholen.“ „Wie kamst du nach Mu und in diese Lage, oji-san?“ fragte Sesshoumaru. „Onkel?“ echote der Hanyou: „Vaters Bruder?“ „Nein, der unseres Großvaters. Shohei.“ Shohei schien mehr als erstaunt: „Eures Großvaters? Das ist dein Halbbruder? Wie konnte dein Vater so tief sinken?“ „Also, jetzt reicht es mir!“ Inuyasha hatte nicht die Absicht, gleich mit zwei arroganten Hunden eine Flöte zu suchen. Dieser Shohei mochte sein, wer er wollte, aber lange hörte er sich das nicht mehr an. „Mein verehrter Vater tat immer, was er wollte, Shohei.“ Auch in Sesshoumarus Stimme lag deutliche Verärgerung. Wie konnte dieser alte Kerl sich erdreisten, an seinem Vater herumzukritisieren? Nicht, dass er sich das nicht selbst schon gefragt hatte, aber das war doch etwas anderes. „Außerdem will ich eine Auskunft.“ Der Großonkel merkte, dass er das Thema Hanyou besser sein lassen sollte: „Ich wurde entführt. Wie du bemerkt hast, sind diese magischen Ketten unzerreißbar.“ Und es hätte ihn wirklich interessiert, wie sein Großneffe es geschafft hatte, sie zu zerstören. Das musste ein sehr mächtiges Schwert sein. „Immer wieder wurden Wesen entführt, um dem Herrscher von Mu Auskunft über die Welt jenseits des Bannkreises zu geben. Er besaß da ein magisches Artefakt, mit dem seine Krieger den Bannkreis durchqueren konnten, wenn auch nur selten. Angeblich soll ein schwarzer Flammengeist dafür verantwortlich gewesen sein. - Ich war lange bei ihm. Dann wurde er gestürzt. Und der neue Herrscher...nun, er ist bei weitem nicht so an Wissen und Wissenschaften interessiert, sondern an nur Macht. Er hat auch schon andere Zaubergegenstände gesammelt und setzt ihre Kraft ein. Er fand mich nun überflüssig. Und überflüssige Sklaven werden geopfert. - Das hier ist das Tor zur Unterwelt, heißt es. Als mich die Krieger hier anbanden, meinten sie, niemand wisse, wer nachts hierher kommt. Vom Opfer sei am nächsten Morgen nur noch das Skelett da. Jetzt weiß ich, wer dafür die Verantwortung trägt. – Bist du im Auftrag deines Vaters hier, Sesshoumaru?“ „Er ist tot.“ „Oh.“ Shohei bewies sofort, dass er wusste, wer nun das Familienoberhaupt, der Chef der regierenden Linie, war: „Kann ich dir irgendwie helfen, Sesshoumaru-sama?“ „Was weißt du über die Mystiker?“ „Ein Orden der Sterndeuter, ein Stück weiter im Osten. Sie sollen ein enormes Wissen haben und ein mächtiges Artefakt hüten. Wer es besitzen will, muss ihre Proben überstehen. Willst du dich ihren Prüfungen stellen?“ „Wir!“ kam es postwendend von dem jüngeren Halbbruder, der sich ärgerte, so übergangen zu werden. „Und mein Name ist Inuyasha, Shohei-jiji.“ Dieser zwang sich, die relativ unhöfliche Anrede zu ignorieren. Schließlich hatten diese beiden ihm gerade das Leben gerettet: „Das wird gewiss schwer werden. – Darf ich euch begleiten?“ Sesshoumaru, dem diese Frage galt, überlegte nicht lange. Immerhin kannte sich der Onkel auf Mu besser aus als sie, und das mochte hilfreich sein. So drehte er sich nur um: „Wir gehen.“ Noch bevor Shohei reagieren konnte, sprang Inuyasha auf die rechte Seite seines Halbbruders. Sollte doch der alte Zausel hinterher spazieren. Dieser folgte schweigend den Halbbrüdern. Es machte ihm nichts aus, hinterher zu gehen. In den langen Jahrhunderten seiner Gefangenschaft auf Mu hatte er das nur zu gut gelernt. „Ach, Shohei-jiji?“ Inuyasha drehte den Kopf: „Du hast gesagt: Sklaven werden geopfert. Die haben dich hier als Sklaven gehalten? Andere Leute auch?“ „Ja. Alle, die von außerhalb gekommen sind oder auch Wesen von Mu, deren Ort einen Aufstand gemacht hat.“ „Und das hast du dir einfach gefallen lassen?“ brauste der Hanyou auf. „Du bist ein wenig hitzköpfig, Han...Inuyasha. Ich hatte keine Wahl als den Tod. Und so unerträglich war das Leben unter dem alten Herrscher nicht. Uxmal dagegen…“ Shohei zuckte ein wenig die Schultern: „Überdies tragen alle Sklaven ein Halsband aus solchem Metall, wie auch die Ketten, mit denen ich gefesselt war. Man kann es nicht ablegen oder zerstören. Nur der Herrscher selbst vermag dies.“ Und das Schwert, das Sesshoumaru da trug. Nun, eines der beiden Schwerter. „Er nahm es mir erst ab, als ich zum Opfern bestimmt war. Dafür trug ich dann die anderen Ketten. Und denen entkommt man nicht.“ „Keh! Mit mir macht das keiner.“ Ausnahmsweise waren die Halbbrüder einer Meinung. Damit bewiesen sie allerdings nur, dass sie keine Ahnung davon hatten, wo sie waren und mit wem sie es zu tun bekommen konnten. Der Oberste Mystiker nickte zufrieden: „Sie haben das Opfer der Unterwelt geraubt. Sie zeigen in der Tat Mitgefühl, wie es ein Krieger besitzen sollte. Welch eigenartiger Zufall, dass sie das Opfer kennen. Es scheint ein Wesen ihrer Art zu sein. Das wird den Herrscher nicht sehr freuen.“ „Sicher nicht.“ Sein Ordensbruder blickte ihn an: „Und das könnte natürlich bedeuten, dass er die beiden als erstes Ziel nimmt und uns in Frieden lässt.“ „Selbst diese beiden werden sich gegen Uxmal und die magischen Ketten schwer tun. Obwohl sie es immerhin geschafft haben, sie zu zertrennen, was eine beachtliche Leistung ist. Aber du solltest nicht davon ausgehen, dass wir verschont werden. Du hast selbst die Zeichen der Sterne gesehen. Die Zeit wandelt sich wieder. Und mit der Ankunft dieser beiden auf Mu hat der Wandel unaufhaltsam eingesetzt.“ „Dessen bin ich mir bewusst, mein Freund. Verzeih mir, dass ich ein wenig fürchte, was ich las. – Sie gehen auf den Zauberer zu, nicht wahr?“ „Ja. Ich werde mich mit Maho in Verbindung setzen, damit er ihnen sein Reich zeigt.“ Der Ordensobere erhob sich. „Sein Reich? Oh, ich verstehe. Das Reich der Illusionen.“ „Ja.“ „Was soll damit geprüft werden? Ihr Verstand?“ „Den werden sie in der Tat benötigen. Aber vor allem ihre Fähigkeit, in einer schwierigen Lage die richtige – und ehrenhafte – Entscheidung zu treffen.“ „Das wird doch in jeder Prüfung gefordert.“ „Diesmal besonders, da bin ich mir sicher. Maho schuldet uns einen kleinen Gefallen. Überdies hat er schon lange keinen Besuch mehr gehabt, außer den Kriegern Uxmals.“ „Die armen Kerle. Ich kann mir vorstellen, dass sie aus dem Wald der Illusionen nie wieder herausfanden.“ „Der Herrscher lässt ihn nun auch in Ruhe. Was sollte er auch mit einem mächtigen Magier, gegen den seine Ketten nicht wirken, der aber andererseits auch kein Interesse daran hat, ihm im Weg zu stehen.“ „Uxmal ist auch gegen uns.“ „Nur wegen der Flöte des Windrufers. Würden wir sie ihm aushändigen, wäre alles einfacher.“ „Aber wir würden unser Wort und den magischen Vertrag brechen. Das wäre tödlich.“ „Und unehrenhaft.“ Der Oberste Mystiker ging. „Irgendwie wird der Wald immer eigenartiger“, befand Inuyasha, „Hast du etwa Angst, du dämlicher Han…“ Shohei sollte die Frage nie zu Ende bringen. Er hatte nicht damit gerechnet, war auch noch zu schwach von den langsam heilenden Verletzungen. So traf ihn die Faust voll am Kinn. Er taumelte zurück, sowohl von dem harten Schlag als auch dem Schock. „Sag das nie wieder!“ fauchte der Angesprochene. „Du wagst es…Sesshoumaru-sama!“ Der blieb weder stehen, noch wandte er den Kopf. Aber er antwortete: „Wie erbärmlich. Kannst du deine Dinge nicht allein regeln?“ Die offene Verachtung, die ihr Großonkel seinem Halbbruder entgegenbrachte, missfiel ihm irgendwie. Nicht, dass er selbst den Bastard wertschätzte, aber wie konnte sich Shohei das Recht herausnehmen, jemanden zu kritisieren, der Jahrhunderte gekämpft hatte und sich nicht wie dieser als Haustier hatte halten lassen. „Aber lass mich dich darauf hinweisen, dass Inuyasha zu Jähzorn neigt und auf Beleidigungen prompt reagiert.“ Der warf einen überraschten Blick auf seinen älteren Halbbruder. Hatte er sich gerade verhört oder war das quasi die Erlaubnis gewesen, mit Onkelchen umzuspringen, wie er wollte? So sah er zu diesem: „Entweder du bist zu mir höflich oder ich zeig dir, wie das geht, klar?“ Auch Shohei hatte begriffen, dass sich das Familienoberhaupt nicht in einen Streit einmischen würde – und dass er wohl zu alt und zu schwach war, um gegen den Bastard zu bestehen. Immerhin schien auch Sesshoumaru diesen in gewisser Weise wertzuschätzen. Was konnte dieses Halbblut eigentlich, dass der ihn auf eine solche Reise mitnahm? So sagte er nur: „ich habe verstanden, Inuyasha-sama.“ Und vermutlich konnte nur Sesshoumaru nachfühlen, wie unmöglich sich das in seinen eigenen Ohren anhörte. Der Hanyou drehte sich dagegen zufrieden um und machte einen Satz, um neben seinen Halbbruder zu kommen. „Was ich damit eigentlich sagen wollte…“, fing er wieder an. „Magie.“ „Äh, ja….“ War es das, was ihm so ein Unwohlsein bescherte? Seit wann konnte Inuyasha denn Magie spüren? Seit einigen Tagen schien da ab und an etwas wie Verstand und Können aufzublitzen. Lernte der Bastard etwa von ihm? Das wäre geradezu unglaublich. „Oh je das muss dann der Schwarze Wald oder der Wald der Schluchten sein, Sesshoumaru-sama, “ meinte Shohei vorsichtig: „Ich hörte, der läge in der Gegend der Mystiker. Dort soll ein mächtiger Zauberer wohnen, der niemanden aus seinem Bann entlässt.“ „Magie und Zauberer“, seufzte Inuyasha prompt: „Hat denn hier keiner Lust auf einen richtigen, guten Kampf?“ Das Duell bei den wilden Hunden war ja auch mehr eine Spielerei gewesen. Sesshoumaru konnte diesen Stoßseufzer nachfühlen. Schon bei Tatsumaki waren sie genervt worden, aber hatten nicht ehrlich kämpfen können. Nun gut, das war eben Tatsache und damit mussten sie leben. „Tessaiga.“ „Was…? Oh, Moment.“ Der Hanyou zog seine Klinge etwas aus der Scheide: „Nein, sie ist nicht rot, also ist hier wohl kein Bannkreis. Das wird der Typ dann vermutlich höchstpersönlich sein.“ Und das bedeutete, dass es sich in der Tat um einen äußerst mächtigen Zauberer handeln musste. Nun gut. Vielleicht ließ er sie in Ruhe. Sie wollten nur zu den Mystikern, suchten keine Händel mit ihm. Wenn er sich allerdings umgekehrt mit ihnen anlegen wollte, wäre das seine letzte Handlung. Indes gab es noch eine dritte Möglichkeit: „Ist er mit den Mystikern verbündet, oji-san?“ Der zuckte die Schultern. „Das weiß ich nicht. Möglich wäre es, denn es sind zum einen Nachbarn und zum anderen haben beide Seiten magische Fähigkeiten.“ Das konnte natürlich auch bedeuten, dass dieser ominöse Zauberer einen Teil oder die gesamte Prüfung der Mystiker leitete. In diesem Fall müssten sie es mit ihm aufnehmen, um an die Flöte des Windrufers zu gelangen. Shohei musterte die Halbbrüder vor sich, langsam mehr als verwundert. Sie wollten sich den Prüfungen der Mystiker stellen, hatten aber offenbar keine Ahnung, wie diese ablaufen würden. Und die Aussicht, sich mit einem mächtigen Zauberer anzulegen, schien sie auch vollkommen kalt zu lassen. Waren sie so stark und fähig? Das konnte er zumindest von dem Halbblut nicht glauben. Oder waren sie so naiv und ahnungslos? Sesshoumaru war auch noch nicht sehr lebenserfahren. In diesem Fall würde es für sie ein schreckliches Ende geben. Und leider damit auch für ihn. **************************************** Onkelchen sollte nicht so pessimistisch sein - und sich beim Thema Hanyou etwas zurückhalten, wenn sogar Sesshoumaru das nicht so ganz passend findet. Im nächsten Kapitel treffen sie auf Maho, den Zauberer und dessen Wald der Illusionen. Das "Fressende Haus" ist übrigens ein Museum in der Stadt Regen. Ich fand den Namen aber uach passend für etwas anderes. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 12: Der Wald der Illusionen ----------------------------------- Ihr habt Recht: der liebe - oder auch nicht so liebe Großonkel wird bald merken, was seine Neffen so können. Bei der nächsten Prüfung hat er schon mal Gelegenheit dazu: 12. Der Wald der Illusionen Inuyasha hätte niemandem gegenüber zugegeben, dass er den Wald unheimlich fand, durch den sie gingen. Was hatte Onkelchen gesagt? Hier sollte ein mächtiger Zauberer leben? Ein starker Krieger wäre ihm lieber gewesen. Seit Tagen schon wurde er mit Bannkreisen und magischen Fallen genervt. Genauer gesagt, seit seinem unterbrochenen Duell mit Sesshoumaru. Das stand ja sowieso noch aus, die Fortsetzung dieses Kampfes. Eigentlich verspürte er ja keine Lust, nach den gemeinsamen Abenteuern der gesamten letzten Tage, seinen Halbbruder umzubringen, aber wenn er sich nicht schwer täuschte, würde der weiterhin versuchen, ihn zu töten. Und darum würde er sich auch mit aller Kraft wehren müssen. Schade eigentlich. Sie stritten sich, aber immerhin nur mit Worten, nicht mit dem Schwert, und sie hatten in den vergangenen Tagen genug Probleme vereint gelöst. Er schrak aus seinen Gedanken auf, als ein Schwirren von tausenden Flügeln zu hören war. Durch den dichten Wald vor ihnen tauchte ein gewaltiger Schwarm Schmetterlinge auf, der rasch auf sie zuraste. Unwillkürlich hob er die Hand zu einem Klauenangriff, als Sesshoumaru feststellte: „Eine Illusion.“ „Äh….“ dehnte Shohei hinter ihnen noch, dann war der Schwarm bei ihnen. Im nächsten Augenblick war er verschwunden. Der Großonkel musterte seine junge Verwandtschaft mehr als überrascht, ehe er doch fragte: „Woher hast du das gewusst, Sesshoumaru-sama?“ Der ging weiter, ließ sich dann aber immerhin zu einer Antwort herab, da er bemerkte, dass ihn auch Inuyasha ansah: „Keine Witterung.“ Zumindest Shohei hätte es doch als vollwertiger Hundeyoukai bemerken müssen. Stimmt, begriffen die anderen beiden. Darauf hätten sie auch kommen können. Eine ganze Weile geschah nichts mehr, aber je länger nichts passierte, umso aufmerksamer witterten die Halbbrüder, suchten in den Schatten um sich nach einer Falle. Shohei folgte ihnen. Er bemerkte nur zu gut, dass sie immer achtsamer wurden, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie gegen einen Zauberer ankämen. Er hatte in den langen Jahren auf Mu gesehen, wie mächtig der ehemalige und vor allem der jetzige Herrscher waren. Und ein Zauberer, der stark genug war, Uxmal standzuhalten, würde gewiss auch mit zweieinhalb Hundeyoukai zurande kommen. Diese beiden Jungs hatten keine Ahnung… Auf einer Lichtung schnappte die Falle des Zauberers Maho zu. Unerwartet schoss rund um die drei Wanderer feiner weißer Staub in die Luft, legte sich wirbelnd wie ein Schneesturm um sie. Das war das Letzte, das sie wahrnahmen. Sesshoumaru war mit einem Sprung auf den Beinen, die Hand bereits am Schwert. Was war geschehen? Er befand sich noch immer auf der Lichtung. Inuyasha lag regungslos am Boden, Shohei richtete sich mühsam gerade auf. War der magische Angriff zu stark für den Hanyou gewesen? Er trat zu seinem Halbbruder. Immerhin war der nicht tot, mutete aber bewusstlos an. Was hatte der Zauberer mit ihm angestellt? Diese Attacke schien nur Inuyasha gegolten zu haben. Warum? Shohei kam heran: „Eben doch ein schwächlicher Bastard“, meinte er. „Aber das war gewiss die Macht des Zauberers.“ Natürlich, dachte Sesshoumaru. Aber, was nun? „Wenn du dein Ziel erreichen willst, dich den Mystikern stellen willst, Sesshoumaru-sama, sollten wir jetzt rasch weitergehen. Ich werde das Schwert des Halbblutes nehmen. Er benötigt es ja nicht mehr.“ Er bückte sich und griff nach Tessaiga. „Nimm deine Finger vom Schwert meines Vaters!“ knurrte der ältere Halbbruder prompt. Shohei richtete sich überrascht auf: „Das Schwert deines Vaters? Soll das heißen, er hat ausgerechnet seinem Bastard sein Schwert hinterlassen? Oh, dir bestimmt auch eines, oder?“ Das bedufte keiner Antwort. Aber plötzlich stutzte Sesshoumaru. Sein Großonkel war ein vollwertiger Youkai. Wieso hatte er Tessaiga berühren können? Warum wurde nicht der schützende Bann ausgelöst? Dafür gab es nur eine Erklärung. Das war nicht Tessaiga, sondern eine Illusion. Der Zauberer konnte nichts von dem Bann wissen. Wenn das aber nicht Tessaiga war, war das auch nicht Inuyasha. Und…Ohne weiteres Wort fuhr er herum, schlug zu. Im gleichen Moment, in dem er Shohei berührte, verschwand dieser. Auch dies war nur eine Täuschung gewesen. „Du hast es sehr schnell bemerkt.“ Dieser Kommentar ließ ihn sich umdrehen. Dort stand ein Mann in einem eng anliegenden, grünen Gewand, das seine Körperform betonte. Nach menschlichen Maßstäben schien er Mitte Vierzig zu sein. Seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten. Er war unbewaffnet, aber der Hundeyoukai spürte nur zu deutlich die magische Macht, die von ihm ausging. So sagte er: „Du bist der Zauberer?“ „Ich bin Maho, ja. Die Mystiker baten mich, euch einigen Prüfungen zu unterziehen. Nun, du warst ja rasch fertig. – Mich würde interessieren, woran du merktest, dass es nur eine Täuschung ist. Diesmal habe ich sogar an den Geruch gedacht.“ „Auch ich habe einige Fähigkeiten. – Wo ist Inuyasha? Und Shohei?“ „Inuyasha? Ach, der andere Prüfling, dein Bruder, nicht wahr? Willst du es sehen, wie er sich macht?“ Da keine Antwort kam, lächelte er: „Er bekommt die gleiche Aufgabe wie du. Nur umgedreht. Sieh her.“ Eine Handbewegung ließ etwas wie einen Spiegel zwischen zwei Bäumen erscheinen. Dort zeigte sich die gleiche Lichtung wie die, auf der sie sich befanden. Allerdings stand dort Inuyasha, während sich Shohei, oder wohl eher dessen Abbild, erhob. Ein falscher Sesshoumaru lag noch auf dem Boden. Inuyasha bemerkte besorgt, dass sein Halbbruder sich nicht bewegte. Hatte dieser magische Angriff nur dem gegolten? War der dämliche Magier darauf aus gewesen, nur diesen auszuschalten, weil er ihn für den stärksten und gefährlichsten hielt? „Keh!“ machte er leise. Da hatte sich der Typ aber verschätzt. Shohei kam heran, und der Hanyou sah unwillkürlich zu ihm: „Alles in Ordnung, Onkelchen?“ „Ja, danke. Ich…es hat mich wohl nur so mitgenommen, weil ich mich noch nicht vollständig erholt habe. Aber was ist mit ihm?“ „Keine Ahnung…“ Inuyasha bückte sich und berührte vorsichtig die Hand seines Halbbruders: „Er scheint jedenfalls noch zu leben. Was auch immer dieser Idiot von Magier mit ihm angestellt hat.“ „Hm. Dann bleibt uns jetzt nur eines zu tun. Wir müssen so schnell wie möglich aus diesem Zauberwald.“ „Meinst du?“ Der Hanyou klang ein wenig zweifelnd und blickte sich um. „Doch. Du hast selbst gesagt, dass du dich den Aufgaben der Mystiker stellen willst.“ „Na ja, da geht es um diese Flöte des Windrufers. Und die werden sie kaum ohne Bestehen der Prüfungen rausrücken.“ „Wenn du dein Ziel erreichen willst, müssen wir schleunigst weitergehen. Ich werde dich unterstützen, so gut ich kann.“ „Na, vielen Dank.“ Inuyashas prompter Kommentar verriet, wie wenig er von seinem Großonkel hielt. „Schön, dann nimm Sesshoumaru und trag ihn.“ „Was?“ „Aufheben und tragen! Was ist daran nicht zu verstehen? Immerhin bist du auch ein vollwertiger Hundeyoukai, da wird das schon nicht so peinlich für ihn sein.“ Der Hanyou war genervt: „Soll ich das etwa machen? Ich brauche meine Hände vielleicht zu einem Kampf.“ „Du willst ihn mitnehmen? Das ist nur gefährlicher Ballast So wirst du dein Ziel nie erreichen. Lass ihn hier liegen….“ Im nächsten Augenblick fand sich Shohei von einer Hand gegen einen Baumstamm gedrückt, eine zweite lag an seiner Kehle, würgte ihn mit überraschender Kraft. In Inuyashas Augen lag ein gefährliches Funkeln: „Jetzt hör mir mal gut zu, du jämmerlicher Abklatsch eines Hundeyoukai. Ich habe noch nie einen Begleiter im Stich gelassen und ich werde nicht ausgerechnet bei meinem eigenen Bruder damit anfangen. Du wirst ihn jetzt aufheben und schön vorsichtig tragen. Hast du das verstanden?“ „Ein recht loyaler kleiner Bruder, den du da hast.“ Der Zauberer schien amüsiert. In der Tat, dachte Sesshoumaru. Er hätte nicht geglaubt, dass sein Halbbruder derart solidarisch mit ihm wäre, wenn er außer Gefecht gesetzt war, und seine hilflose Lage nicht ausnutzen würde. Andererseits war es schierer Unsinn und das Shohei-Abbild hatte Recht. In einer solch riskanten Lage einen Bewusstlosen mitzuschleppen, erhöhte die Gefahr um ein Vielfaches. Im gleichen Augenblick fragte er sich, was er getan hätte, hätte er die Illusion nicht durchschaut. Hätte er Inuyasha liegen lassen oder auch mitgenommen? Er musste zugeben, dass er das schlicht nicht wusste. „Bist du fertig?“ fragte er nur. „Für diesmal, ja.“ Maho hob die Hand und der Spiegel verschwand ebenso spurlos, wie der Zauberer selbst. Stattdessen stand ein etwas verwirrt aussehender Hanyou auf der Lichtung, ein Stück entfernt lag nun der echte Shohei. „Inuyasha.“ „Oh, Sesshoumaru. Geht’s dir besser...nein, das war auch eine Illusion, oder?“ „Ja.“ „Was der Unsinn sollte?“ Aber Inuyasha erwartete keine Antwort, sondern drehte sich zu ihrem Begleiter um: „Shohei-jiji?“ „Ja, ich bin in Ordnung.“ Der Onkel erhob sich. „Das war ein magischer Angriff. Aber was war nur los? Ich erinnere mich, dass ihr beide bewusstlos auf dem Boden gelegen seid. Ich habe mich zu euch gesetzt….mehr weiß ich nicht.“ „Gehen wir.“ Sesshoumaru drehte sich um. Maho hatte gesagt, er sei diesmal mit ihnen fertig Also würde gewiss noch eine andere Falle kommen. Da sein Halbbruder sofort an seiner Seite war, warf er ihm einen raschen Blick zu. Loyalität… Er entsann sich an die zynischen Worte seiner Mutter, die sie einmal zu seinem Vater gesagt hatte: Treue, mein Lieber, ist darum so begehrt, weil sie eines der wenigen Dinge ist, die man nur verkaufen kann, aber nie kaufen. Verlasst Euch nie darauf. Vater hatte erwidert, man müsse sich Loyalität verdienen. Warum also zeigte Inuyasha das ihm gegenüber? Das Trio wanderte weiter durch den Wald, immer Richtung Osten. Manchmal konnten sie nun Tiere entdecken, aber keine weitere Falle. Kurz bevor die Sonne unterging, erreichten sie einen Pfad. Und das nächste Hindernis. Sie schienen auf einem Kreuzweg zu stehen. Als sie sich umsahen, bemerkten sie, dass nun auch hinter ihnen ein Pfad war – den sie nicht gekommen waren. In allen vier Himmelsrichtungen führte ein Weg weiter. Aber die Bäume und Sträucher dort waren ebenfalls vollkommen identisch. Es war viermal der gleiche Weg, die gleichen Pflanzen. „Was soll das denn jetzt?“ erkundigte sich der Hanyou genervt bei niemand Bestimmten. So war er überrascht, als scheinbar aus dem Nichts eine Antwort kam. „Ihr müsst euch entscheiden. Es sind vier Wege. Aber nur einer wird euch in kürzester Zeit aus diesem Wald der Illusionen führen. Dann allerdings werdet ihr bald das Gebiet der Mystiker erreichen und deren Wächtern begegnen.“ „Maho!“ Sesshoumaru versuchte zu erkennen, wo sich der Zauberer befand. Aber das war sinnlos, wie er es schon fast gedacht hatte. Dieser verstand es, selbst seinen Geruch zu verbergen. Der Magier fuhr fort: „Alle anderen drei Wege bringen euch dagegen nur tiefer in das Labyrinth des Zauberwaldes, aus dem ihr dann nie wieder herausfinden werdet. Ein Schicksal, das übrigens so mancher Krieger Uxmals teilte. Manche irren heute noch dort herum. - Wählt euren Weg also mit Bedacht. Es ist, nebenbei, nicht notwendig, dass ihr euch alle für die gleiche Richtung entscheidet. In jedem Fall hat jeder von euch nur eine Wahl. Ihr könnt es natürlich auch so machen, dass zwei ausprobieren…ein Verlust von zwei Begleitern, damit der dritte durchkommt, nun, wenigstens eine Eins-zu-eins-Möglichkeit erhält.“ „Keh!“ machte Inuyasha leise: „Das hast du dir so gedacht. Es gibt doch sicher einen Hinweis…“ Er witterte. Aber selbst die Gerüche waren in allen Richtungen vollkommen identisch. Verflixt! Immer diese dämliche Zauberei. Das nervte wirklich. Shohei trat ein wenig näher zu seinen Großneffen: „Er ist wirklich ein mächtiger Magier“, meinte er besorgt: „Und wir haben nur eine Möglichkeit bei vier Wegen.“ Das bedeutete, drei Irrtümer waren möglich. Er war allerdings sicher, dass sie wirklich nur eine Wahl bekommen würden. „Wieso?“ fragte der Hanyou: „Wir wissen ja immerhin, dass wir den Weg hinter uns nicht mehr gehen müssen. Von da sind wir ja gekommen.“ „Das ist nicht sicher. Wenn der Magier uns sozusagen gedreht hat…?“ „Gedreht?“ Inuyasha klang ein wenig verständnislos. Er begriff in jedem Fall nur eins, dass sie in einer Klemme steckten. So warf er einen unwillkürlichen Blick seitwärts, eine instinktive Anfrage an den großen Bruder. Sesshoumaru musterte den Wald vor sich, als ob dort etwas geschrieben stünde, das er lesen konnte. Hatte er eine Idee? „Äh, was jetzt?“ „Einer von vier Wegen“, antwortete Sesshoumaru. Aber er konnte keinen Hinweis entdecken. War er so gut versteckt oder mussten sie wirklich raten? Wie überaus verdrießlich. „Na, toll. Wir stehen hier dämlich mitten in einem Bannkreis…Moment Mal.“ Er zog Tessaiga. Sesshoumaru sah zu ihm, ein wenig erstaunt. Natürlich. Ein Bannkreis, nicht anderes war dieses Verwirrspiel. Aber warum kam ausgerechnet sein Halbbruder auf diese Idee? Er beobachtete, wie sich Tessaigas Klinge verfärbte, als der Hanyou sein Schwert hob. „Was soll denn der Unsinn?“ erkundigte sich Shohei: „Was willst du Vollidiot mit einem Schwert gegen einen Bannkreis ausrichten?“ „Warte einfach ab, Onkelchen, ehe du schlau daherredest.“ Inuyasha versuchte zu erkennen, wo sich der Zauber genau befand, ehe er zuschlug. Shohei zwang sich, diese Anrede wieder einmal zu überhören. Das fiel ihm umso leichter, als er nur erstaunt zuschauen konnte, wie der Bannkreis sichtbar wurde, dann in sich zusammenfiel. Und nur noch ein Pfad zu erkennen war, der nach links führte. Er blickte sich rasch um. Auch die Pflanzen und Gerüche waren eindeutig nun in jeder Richtung andere. Der Zauber war zerstört worden. Was konnte dieses Schwert denn alles? „Na also!“ Zufrieden mit sich und der Welt schob der Hanyou seine Klinge in die Scheide. Sesshoumaru wandte sich derweil bereits dem einzig erkennbaren Weg zu. Maho hatte gesagt, dass sie dieser Pfad in kürzester Zeit aus dem Wald führen würde, und nach allem, was dieser bislang gezeigt hatte, stellte er die Prüfungen ehrenhaft. Also würde das den Tatsachen entsprechen. Dann würden sie auf die Wächter der Mystiker treffen. Das klang immerhin einmal nach einer nicht-magischen Begegnung. Maho, der Magier, blickte in die Flammen eines Feuers, um mit dem Obersten der Mystiker zu sprechen: „Sie sind auf dem Weg aus meinem Wald der Illusionen, mein lieber Huacan.“ „Schon?“ „Schon. Einer der Brüder hat ein interessantes Schwert, mit dem er meinen Bannkreis der Wege zerstören konnte. Und der andere durchschaute die Illusion der Treue in nicht einmal zwei Minuten. Ich verstehe nun, warum sie euch durch die Sterne als Zeitenwender angekündigt wurden. Womöglich könnten sie vieles hier ändern.“ „Ein Schwert, das Bannkreise vernichten kann…wie ungewöhnlich. Das wird dann wohl auch das gewesen sein, dass die Ketten des Herrschers durchschlug, die das Opfer hielten.“ „Das ist dann der dritte? Sie nennen ihn Onkel.“ „Er ist wohl mit ihnen irgendwie verwandt.“ Huacan dachte nach. Maho betrachtete ihn: „Sie haben auch die Ketten des dunklen Feuers zerstört? Diese scheinen immerhin aus der anderen Welt zu stammen, was ich an ihnen spürte. - Wirklich, äußerst bemerkenswerte Jungs. Wenn sie eure Prüfungen bestehen und die Flöte des Windrufers besitzen, wird Uxmal alles tun, um sie aufzuhalten und zu fangen.“ „Seit wann interessiert dich, was der Herrscher tun wird, solange er nichts von dir will?“ „Seit ich die beiden traf, die euch als Zeitenwender angekündigt wurden. Sagen die Sterne etwas von ihrem weiteren Schicksal?“ „Nein. Nur, dass sie der Auslöser sind. Und dass es zu einem Blutvergießen kommen wird. Die Zeichen stehen auf Tod. Aber wessen genau, sagen uns die Sterne nicht.“ Huacan seufzte ein wenig: „Also konntest du sie nicht weiter prüfen?“ „Ich weiß nicht, welche Treue der ältere Bruder dem jüngeren entgegenbringt. Aber der Jüngere wollte seinen Bruder nicht im Stich lassen.“ „Immerhin etwas. Ich danke dir, Maho. Dann werden sie bald den Wächter treffen, unseren besten Krieger.“ „Ja. Und ich werde beobachten, was weiter geschieht.“ „Nun, ich auch.“ Huacan unterbrach die Verbindung. Er verstand die Neugier des Magiers nur zu gut. Shohei musterte das Schwert, das der Hanyou in einer Holzscheide mit sich trug. Eine Waffe, deren Klinge Bannkreise zerstören konnte, davon hatte er noch niemals gehört. Was war nur alles in der Welt draußen geschehen, während er hier auf Mu festgesessen hatte? Nun, immerhin war er ein vollwertiger Hundeyoukai und er würde solch ein Schwert gewiss führen können, besser als ein Halbblut. So streckte er die Finger aus und berührte den Griff… Nur, um mit einem Aufschrei zurückzuzucken. Inuyasha fuhr wie eine getretene Schlange herum: „Lass gefälligst deine Griffel von Tessaiga! Kein Youkai kann dieses Schwert führen. Noch ein solcher Versuch und ich zeige dir, was es noch so alles draufhat, Onkel hin oder her!“ „Kein Youkai….“ Der Großonkel betrachtete seine schmerzenden Finger: „Ein starker Bannkreis….“ murmelte er. Sesshoumaru war stehen geblieben. Es war wirklich schlimm genug, dass das Halbblut mit Tessaiga spazieren lief. Aber dass das Schwert nun auch noch anderweitige Begehrlichkeiten weckte, war zu viel: „Wenn es diesen Bannkreis nicht hätte, würde es schon lange mir gehören.“ In diesem ruhigen Satz lag eine klare Warnung an den Onkel. „Und wenn du mich mal besiegen könntest“, kommentierte sein Halbbruder prompt. „Das werden wir sehen, wenn wir zurück sind“, war die eisige Replik. „Oh ja. Das werden wir dann sehen.“ Denn dann würde ihr Duell eben weitergehen, wie er es sich schon gedacht hatte. Sie machten sich erneut auf den Weg. Shohei glaubte, nicht recht gehört zu haben. Diese scheinbar so einigen Halbbrüder stritten sich um ein Schwert? Was war das dann wohl für eine mächtige Waffe? Und so, wie sich das anhörte, kämpften sie sogar darum? Was hatte dieses Tessaiga nur noch alles für Fähigkeiten? Und was konnten die beiden Schwerter, die Sesshoumaru mit sich trug? Eines davon hatte immerhin die angeblich unzerstörbaren Ketten gebrochen. Das würde noch interessant werden - wenn auch gefährlich. Wenn ihn die Jahre hier auf Mu etwas gelehrt hatten, so dass man nur überleben konnte, wenn man den Mund hielt und möglichst nicht auffiel. Aber vielleicht sollte er ein bisschen mehr Vertrauen in seine beiden Großneffen haben. Wenn man nach der Klappe des Jüngeren ging, waren sie sehr fähige Krieger. Und nun gut, bislang schienen ihnen auch magische Hindernisse nichts anhaben zu können. Ein wenig ermutigt folgte er ihnen in die beginnende Dämmerung. Wenn er gewusst hätte, dass sie Maho der Magier, und Huacun, der Oberste der Mystiker, ebenso wenig aus den Augen ließen, wie eine große, dunkle Gestalt vor ihnen im Wald, wäre seine neu gewonnene Tapferkeit allerdings rasch wieder verschwunden. ************************************************** Tessaiga scheint nach wie vor ein Reizwort zu sein. Immerhin konnte Inuyasha mal zeigen, was er kann. Im nächsten Kapitel treffen sie also auf den besten Krieger der Mystiker. Sollte der einem Leid tun? Oder die Jungs? Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 13: Der beste Krieger ----------------------------- Ich war in einem Museum, in dem ein Allosaurus-Skelett stand...^^ Das zur Erklärung des Folgenden: 13. Der beste Krieger Die beiden Hundeyoukai und der Hanyou wanderten während der Nacht langsam, stetig weiter nach Osten, immer gegenwärtig, auf die Wachen der Mystiker zu treffen. Maho, der Magier, hatte ihnen gesagt, dass sie ihnen begegnen würden, und sie nahmen nicht an, dass er gelogen hatte. Ob die Wächter sie aufhalten sollten oder sie gleich zu den Mystikern bringen würden, wussten sie nicht, aber nur Shohei verschwendete einen Gedanken daran. Die ersten Strahlen der Morgensonne erreichten den Waldboden, als sich vor ihnen etwas aus dem Schatten löste, ein Wesen, wie es die stehen bleibenden Hundebrüder nie zuvor gesehen hatten. Sheiho dagegen schon: „Ein Knochenkopfdrache!“ Und das hieß akute Gefahr. Immerhin standen seine Neffen zwischen ihm und dem Fremden, der doch gut einen Kopf größer als Sesshoumaru war. „Woher der Name kommt, ist klar“, bemerkte Inuyasha prompt. Der Körper des Wesens sah menschlich aus. Dunkle Haut spannte sich über gewaltigen Muskeln. Aber als Kopf besaß es nur einen Echsenschädel. Keine Augen waren in den leeren Höhlen zu erkennen, keine Haut, keine Haare, nur Knochen und Zähne. Der Knochenkopfdrache war auf jeden Fall ein Krieger. Ein Panzer schützte den gesamten Oberkörper und die Oberarme, andere Platten befanden sich an Unterarmen und Schienbeinen. Ein Schwert an der Seite vervollständigte die Ausrüstung. Der Unbekannte schien sie kurz zu betrachten, ehe er sprach. Aus dem leeren Schädel kamen die Worte seltsam hohl: „Mein Name ist Pachucla. Ich bin der Wächter des Ordens. Und ich bin der beste Krieger meines Volkes. Wenn ihr zu den Mystikern wollt, müsst ihr an mir vorbei.“ „Und?“ erkundigte sich Sesshoumaru. „Wir kämpfen. Wir beide. Siege ich, werdet ihr alle drei sterben. Siegst du, bleibt ihr alle am Leben.“ „Lass den Idioten mir“, meinte Inuyasha sofort, auch, wenn er annahm, dass es sinnlos wäre. Immerhin hatte Pachucla gerade seinen Halbbruder herausgefordert, und Sesshoumaru würde eine derartige Einladung kaum ablehnen. „Geht zurück!“ sagte der denn auch nur. Seine Begleiter gehorchten mit unterschiedlichen Gefühlen. Sheiho eilig, besorgt, aber in der Hoffnung, dass sein Großneffe das vielleicht doch schaffen könnte, Inuyasha dagegen langsamer, ein wenig missmutig, dass er nicht kämpfen konnte. Nun gut, er hatte zwar gegen diesen wilden Hund ein wenig spielen dürfen, aber er sehnte sich wirklich langsam nach einem guten Schwertkampf. Er gab allerdings zu, dass es seinem Halbbruder wohl kaum anders erging. Diesem komischen Drachen schien nicht ganz klar zu sein, wer sie waren. Der seltsame Knochenkopf studierte Sesshoumaru. Dieser war sich bewusst, dass sich sein Gegner überlegte, was er für eine Taktik anwenden würde, aber auch, wie dieser selbst an den Schwertabfangdornen seines Brustpanzers vorbei gelangen könnte. Er wusste, dass die Dornen und die Rüstung es seinem Widersacher erschweren würden, einen Körpertreffer zu erzielen. Darum würde dieser eher probieren, seinen Hals zu treffen, oder auch seinen Schwertarm. Nun, was auch immer der Drache versuchen würde, er würde es zu verhindern wissen. Er hob Tokejin schräg vor sich, abwartend und verteidigungsbereit. Pachucla folgte diesem Beispiel, schwenkte dann aber um, um mit der Spitze auf Sesshoumaru zu zeigen – und sofort zuzustechen. Dieser ließ seine Klinge unverzüglich in einem Halbbogen hinabfahren, um dies zu verhindern. Der Knochenkopfdrache riss seine empor. Für einen Moment stand reine Kraft gegen Kraft, ehe Pachucla mit einer raschen Drehung des Handgelenks sein Schwert aus dem Druck nahm und zurücksprang. Sesshoumaru musterte ihn mit unbewegtem Gesicht, auch, wenn ihm nun klar war, dass der Knochenkopfdrache nicht gelogen hatte. Er war gewiss stark und seine Technik war meisterhaft. Nur wenigen war es je gelungen, solch einem Druck von ihm selbst standzuhalten, ja, ihre Klinge freizubekommen. Die Zähne des Echsenschädels schienen zu lächeln, als Pachucla nun erneut angriff, schnell und äußerst präzise zuschlug, mal von rechts, mal von links, aber immer gegen Hals und Kopf des Hundeyoukai zielend. Sesshoumaru sah sich gezwungen, kontrolliert zurückzuweichen, um den Abstand möglichst groß zu halten und so selbst Zeit und Gelegenheit zur Abwehr zu finden. Zu einem Gegenangriff kam er im Moment nicht, dazu war die Geschwindigkeit des Totenkopfdrachen zu groß. Aber er selbst war ein zu erfahrener Kämpfer, als dass er nicht gewusst hätte, dass niemand ein solches Tempo länger als wenige Minuten durchhalten konnte. Danach würde er selbst zur Attacke übergehen. Und falls Pachucla annahm, ihn solcherart geschwächt zu haben, unterlag dieser einem tödlichen Irrtum. Weil er sich außer Reichweite geglaubt hatte, prallte sein Schwert eine winzige Spur zu spät auf die Klinge des Knochenkopfdrachen, um diese anzulenken. Deren Spitze riss ein Loch seinen leeren Ärmel. Pachucla entkam ein befriedigter Laut, der sich ebenso hohl anhörte, wie seine gesamte Sprache. Er sprang zurück. Sesshoumaru war zufrieden. Er hatte diesen raschen Schlagwirbel überstanden, ohne auch nur eine Verletzung abbekommen zu haben. Jetzt würde er diesem Drachen zeigen, mit wem er sich angelegt hatte. Zum ersten Mal griff er an, ließ Tokejin in weitem Halbkreis auf den Knochenkopfdrachen zusausen. Wie er erwartet hatte, zog dieser sofort sein Schwert empor, um Stahl auf Stahl abzuwehren. Im gleichen Moment änderte der Hundeyoukai seine Schlag – und Sprungrichtung. Mit einem eleganten Überschlag blieb er für einen Sekundenbruchteil über dem Drachen in der Luft hängen, schlug noch aus dieser Position zu, gegen den linken Arm zielend. Es gab einen knirschenden Laut, als das schützende Metall der Oberarmrüstung brach. Pachucla knurrte leicht, fuhr aber herum, noch während Sesshoumaru landete, um selbst anzugreifen. Erneut prallte Stahl auf Stahl. Funken sprühten, als beide Duellanten wieder mit aller Kraft darum rangen, die Oberhand zu bekommen, dem Gegner seine Klinge aus der Hand zu drücken. „Der Kerl hat echt was drauf. Na ja, für einen Drachen.“, kommentierte Inuyasha. „Wie kannst du so ruhig bleiben?“ erkundigte sich Shohei: „Da kämpft dein Halbbruder um sein, um unser Leben!“ „Ja, schon klar.“ Der Großonkel hielt es für besser, nichts mehr zu sagen. Dieser rasche Schlagwirbelangriff zuvor hatte ihm Angst gemacht, aber das würde er einem Halbblut natürlich nicht mitteilen. Er selbst war nie ein sehr guter Schwertkämpfer gewesen, hatte nun auch seit Jahrhunderten keine Waffe mehr in der Hand gehabt. Aber der Bastard schien das Vertrauen zu haben, dass Sesshoumaru siegen würde. Dieser machte einen weiten Sprung zurück: „Das reicht jetzt.“ Er hob seine Klinge waagerecht vor sich, die jäh blau aufleuchtete. „Ach ja…“ seufzte Inuyasha fast erinnerungsselig. Das kannte er doch. Und es war schön, wenn mal jemand anderer die Drachenwelle abbekam. „Souryuha.“ Die freigesetzte Energie raste auf Pachucla zu, der eilig versuchte, fort zu springen. Es blieb beim Versuch. Das freigesetzte Youki riss ihn von den Beinen, ließ ihn förmlich durch die Luft fliegen. Es gab einen harten, metallklirrenden Aufschlag, dann blieb der Knochenkopfdrache regungslos liegen. Sesshoumaru beobachtete ihn aufmerksam. Er nahm nicht an, dass dieser tot sei. Und wenn der nicht aufgeben würde, müsste er ihn eben töten. „Nicht schlecht“, brachte Pachucla denn auch hervor: „Eine solch energiereiche Attacke sah ich nie zuvor. Du hast gewonnen.“ Sesshoumaru schob unverzüglich sein Schwert zurück und wandte sich um: „Dann gehen wir.“ „Einen Moment.“ Der Knochenkopfdrache stand bereits wieder: „Ich sagte, ihr könnt am Leben bleiben, wenn du mich besiegst. Ich sagte nicht, dass ihr weitergehen könnt. Ihr seid zu zweit.“ „Und Shohei-jiji“, meinte Inuyasha sofort, der nur zu gut wusste, wie es war, übergangen zu werden. „Zwei Prüflinge“, korrigierte sich Pachucla. „Und darum werde ich gegen dich kämpfen. Aber ohne Schwert.“ Der Hanyou verzog etwas das Gesicht: „Das ist, ehrlich gesagt, keine gute Idee. Nicht, dass ich was dagegen hätte, dich zu verprügeln, aber….wenn ich mein Schwert nicht bei mir habe, gibt es ein kleines Problem. Außerdem hast du gerade die Souryuha abbekommen. Da bist du sicher noch nicht wieder voll kampfbereit.“ „Kleiner, ich bin der ultimative Krieger. Natürlich bin ich bereits wieder erholt. – Was meinst du mit deinem Schwert?“ „Wenn ich es nicht bei mir habe, verwandele ich mich in ein Monster. Und das willst du sicher nicht sehen, glaub mir. Meinetwegen prügeln wir uns, aber ich muss Tessaiga bei mir haben.“ Der Knochenkopfdrache dachte kurz nach: „Gib mir dein Wort, dein Schwert nicht einzusetzen.“ „Ich verspreche es dir.“ „Gut.“ Pachucla wandte sich ein wenig ab, um seine eigene Waffe abzulegen, seine Rüstung. Ganz offenbar war er nicht im Zweifel, dass sich seine Besucher an ihr Wort halten würden, ehrbare Kämpfer waren. „Eiwei...“ machte Shohei deutlich besorgt: „Der Bastard gegen einen Knochenkopfdrachen!“ Sesshoumaru wandte ihm den Kopf zu: „Halt den Mund.“ Das klang so bestimmt, dass der Großonkel beschloss, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Immerhin hatte er gerade gesehen, wie viel Energie sein Neffe einsetzen konnte, ohne sich auch nur anzustrengen. Es war nicht notwendig, dass er das Ziel dieser Attacke wurde. Und womöglich hatte auch das Halbblut um einiges mehr zu bieten, als es den Anschein hatte. Aber was hatte Inuyasha damit gemeint, er würde sich in ein Monster verwandeln? Für einen Moment war er versucht, Sesshoumaru zu fragen, aber dieser blickte unverwandt zu den beiden Duellanten und Shohei besaß nicht die Kühnheit, ihn nochmals anzusprechen. Inuyasha betrachtete seinen Gegner abschätzend. Der Kerl war größer als er, breiter und vermutlich auch noch schneller, wenn er das zuvor im Kampf mit Sesshoumaru richtig gesehen hatte. Das bedeutete, er musste ihn rasch erledigen. Nur kein langes Hin -und Her. Außerdem wäre es auch eine feine Sache, seiner ach so tollen vollwertigen Youkai-Verwandtschaft zu zeigen, was ein Hanyou so drauf hatte. So machte er einen Satz, seine rechte Hand steif haltend: „Sankontessou!“ Pachucla schaffte es gerade noch mit einem Sprung sich aus der Gefahrenzone zu bringen. Hinter ihm stürzten drei Bäume krachend in den Wald. „Nicht schlecht“, sagte er: „Ich hätte nicht gedacht, dass ein Mensch so stark ist.“ „Liegt vielleicht daran, dass ich keiner bin. Ich bin ein Hanyou.“ Schade, dachte er gleichzeitig. Der erste Angriff hätte fast gesessen. Jetzt war der darauf vorbereitet. „Was ist ein Hanyou?“ Noch während das der Knochenkopfdrache fragte, machte er einen gewaltigen Satz auf seinen Gegner zu. Seine Faust schoss vor. Und wurde abgefangen. Inuyasha hatte das Gelenk mit beiden Händen gefasst, drehte sich nun etwas und beugte sich vor. Lange Jahre, bevor er Tessaiga gefunden hatte, hatte er sich in derartigen Kämpfen gegen Youkai und sonstige Angreifer zur Wehr setzen müssen. Seine Technik war daher effektiv, nicht einer Schule entsprechend. Mit Keuchen erkannte Pachucla, dass er voran gezogen wurde, sein eigener Arm als Hebel eingesetzt wurde, als er auch schon über die Schulter seines Gegners flog. Zum zweiten Mal heute landete er hart auf dem Waldboden. Im gleichen Moment rollte er sich allerdings ab und stand wieder, seine Hand zum Gegenangriff erhoben. Inuyasha hatte das allerdings gar nicht abgewartet und bereits einen neuen Klauenangriff angesetzt, jagte nun diesen los. Er wollte, so rasch es ging, gewinnen, schon, um nicht hinter seinem Halbbruder zurückzustehen. So könnte er dem und auch dem nicht so lieben Onkel mal zeigen, wie man ohne Schwert kämpfte. Der Klauenangriff traf den Knochenkopfdrachen derart an Hals und Kopf, dass der Schädel meterweit davonflog. Etwas entgeistert starrte der Hanyou hin: „Oh, ich wollte dich nicht gleich umbringen…“ „Hast du auch nicht getan“, antwortete Pachuclas Kopf, während der Rumpf bereits hinüberging, um ihn einzusammeln: „Ich sagte doch, ich bin der ultimative Krieger.“ Er setzte sich seinen Schädel wieder auf: „Aber du hast natürlich trotzdem gewonnen. Kommt mit, ich werde euch zu den Mystikern begleiten.“ „Er...er lebt?“ brachte Shohei hervor. Er hatte davon gehört, dass Knochenkopfdrachen äußerst gefährliche Gegner seien – jetzt wusste er, warum. „Ja“, meinte Inuyasha erleichtert. Er neigte nicht dazu, Leute umzulegen, die ihm eigentlich nicht ernsthaft ans Leder wollten. Und immerhin hatte er auch recht schnell gewonnen gehabt. Natürlich sagte Sesshoumaru nichts dazu, aber er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass das praktisch schon ein Lob war. Pachucla bewegte ein wenig den Kopf, um seinen Nacken wieder gebrauchsfähig zu bekommen, ehe er fortfuhr: „Es wird keine weiteren Hindernisse geben. Die letzten Prüfungen wird der ehrenwerte Oberpriester Huacan euch dann erklären.“ „Die letzten...“ wiederholte der Hanyou: „Wie viele sind es denn noch? Weißt du, es geht ja bloß um diese Flöte, wir sollen sie holen und...“ „Inuyasha.“ Der Angesprochene hört nur zu gut den Tadel seines Halbbruders. „Was ist denn?“ Der ging einfach weiter, folgte dem Knochenkopfdrachen. „Keh!“ machte der Hanyou leise. Hatte er schon wieder zuviel geredet? Aber was sollte es. Er hatte gewonnen, und da wollte er sich nicht die Stimmung vermiesen lassen. In der anderen Welt, in Takeshis Hütte, sah Rin zu dem Hausherrn: „Äh..Takeshi-sama?“ „Ja, meine Kleine? Möchtest du etwas?“ „Was machst du eigentlich mit der Flöte des Windrufers, wenn Sesshoumaru-sama und Inuyasha-sama sie hergebracht haben?“ Der Priester starrte sie an: „Ich?“ „Diese Flöte hat der Donnergott erschaffen“, erklärte Miroku daher: „Und er wird sie sich schon holen und sie irgendwo versiegeln oder sie vernichten.“ „Ah ja...“machte das kleine Mädchen: „Ich hatte nur gedacht, dass sie sie auch hierher bringen sollen….“ Sie hatte sich schon gefragt, ob sie damit einmal spielen dürfte. Aber sicher nicht, wenn die Erwachsenen so großen Wert auf sie legten. „Sie hat Recht“, meinte Takeshi langsam: „Daran habe ich noch nicht gedacht.“ „Du meinst, weil du hier der Wächter von Tatsumaki bist?“ erkundigte sich Kagome: „Dass du dann auch auf die Flöte aufpassen sollst?“ „Äh, nein, das meinte ich nicht. – Diese Flöte des Windrufers ist ein äußerst magisches Artefakt. Das kann man nicht einfach mal eben so vernichten, nicht einmal, wenn man es erschaffen hat.“ „Also müsste es Raiden-sama irgendwo erneut versiegeln oder besser mit sich tragen?“ fragte Sango: „Denn das mit dem Versiegeln hat es ja schon einmal nicht so richtig geklappt.“ „Eben. Und mit sich tragen…das könnte auch gefährlich sein.“ „Warum?“ Kagome sah ihn an: „Wir reden hier immerhin von einem Gott.“ „Schon“, seufzte Takeshi. „Aber Raiden-sama zählt nicht gerade zu den mächtigsten“, erklärte Miroku. „Dann müssen Inuyasha und Sesshoumaru die Flöte eben vernichten.“ Shippou verschränkte die Arme: „Wenn sie sie schon für den Herrn des Donners holen sollen. Ich meine, das sieht doch so aus, als ob sie stärker sind, als der.“ „Shippou!“ kam es von Kagome und Miroku gleichzeitig. Und Sango meinte: „Du solltest aufpassen, was du sagst. Außerdem hat Takeshi-sama es zuvor doch schon erwähnt: ein solches magisches Objekt zu vernichten, ist nicht gerade einfach.“ Takeshi richtete sich etwas auf: „Vernichten ist in der Tat nicht einfach. Aber diese Kinder haben Recht. Es wird eine Möglichkeit geben. Ich müsste nur…Entschuldigt mich einen Moment.“ Er erhob sich und verließ eilends die Hütte. Seine Besucher sahen sich etwas überrascht an. „Er wirkte etwas von der Rolle“, meinte Kagome: „Oder?“ „Ich weiß nicht, was der Ausdruck bedeutet“, meldete sich Jaken unerwartet zu Wort: „Aber Takeshi scheint uns nicht alles zu gesagt zu haben.“ Und das bedeutete, dass seine Sorge um Sesshoumaru-sama anstieg. Allein, nun gut, mit einem dämlichen Hanyou, in unbekanntem Gebiet. Ohne seinen treuen Jaken steckte er doch sicher in Problemen. Natürlich würde er mit allem fertig werden, aber… Die Menschen starrten ihn überrascht an, ehe Miroku meinte: „Da hast du ausnahmsweise mal etwas sehr Vernünftiges von dir gegeben. Takeshi wusste auch, dass die Halbbrüder Tatsumakis Aufgaben gelöst haben. Er muss Kontakt zu dem aufnehmen können. Oder zu Raiden selbst.“ „Das könnte sein. Immerhin soll er hier ja verhindern, dass Tatsumakis Macht in unsere Welt ausstrahlt.“ Kagome dachte nach: „Aber ich denke nicht, dass er uns betrügen will. Vielleicht darf er auch nicht alles sagen. Ich meine, solche Priester haben doch immer auch bestimmte Regeln?“ „Das stimmt.“ Sango streichelte ihre Katze: „Und ich bin sicher, dass er es gut meint. Er hätte uns nicht einladen müssen. Er wirkt eher sehr aufgeregt. Nun, so eine Situation hatte er sicher noch nie.“ Und da hatte sie vollkommen Recht. Der Oberste der Mystiker, Huacan betrachtete die polierte Metallplatte, in der er bislang den Weg der Hundebrüder verfolgt hatte, mit einem gewissen Seufzen. Dann erhob er sich und zog seinen Umhang aus bunten Federn eng um sich. „Sie kommen?“ Ein Ordensmitglied hatte soeben den Raum betreten, blieb nun stehen: „Dann haben sie Pachucla besiegt? Dazu gehören gewisse Fähigkeiten, Mut und Kraft.“ „In der Tat. - Einer nahm an, ihn getötet zu haben, und zeigte Mitleid. Ein guter Krieger ist nicht blutdürstig.“ „So könnten sie durch den Bannkreis der Flöte gelangen.“ „Aber zuerst findet noch das Fest im Fressenden Haus statt. Ist alles vorbereitet?“ „Ja. Ich kam, um dir das mitzuteilen.“ „Gut. Mein lieber Maton, du wirst dich um diesen so genannten Onkel kümmern, während die beiden das Fest… genießen.“ „Dann soll er gar nicht daran teilnehmen?“ Maton begegnete dem Blick seines Ordensoberen: „Verzeih, ich weiß, dass er kein Kandidat ist, doch die beiden könnten sich wundern und Fragen stellen.“ „Falls sie dies tun, muss ich eine Ausrede erfinden. Aber ich denke, dass sie eben davon ausgehen werden, dass er mit der Flöte und den Prüfungen nichts zu tun hat. Solange er nicht in Gefahr kommt, werden sie nichts weiter unternehmen. Aber wir sollten nicht ihren Beschützerdrang wecken.“ „Wie du meinst. Oh, eine Nachricht erreichte mich zuvor. Der Herrscher hat sein Heer in unsere Richtung gesandt. Ich fürchte, Uxmal hat mitbekommen, dass wir Prüflinge haben.“ „Das war zu erwarten. Er ist fähig und seine Magie, und die dieses geheimnisvollen Hüters der dunklen Flamme, durchaus nicht zu unterschätzen, auch, wenn er nicht mit Maho mithalten kann. Umso wichtiger ist es, dass die Prüfung für die Flöte des Windrufers morgen bei Sonnenaufgang ihr Ende findet, so oder so.“ „Entweder der Herrscher greift uns an, aber das wird er, wie zuvor, nicht tun, da er weiß, dass er nicht den Bannkreis der Flöte durchbrechen kann, den unsere mächtigen Vorgänger legten. Oder diese Brüder haben die Flöte des Windrufers mit sich genommen – dann wird er sie jagen.“ „Das stimmt.“ Huacan sah zu Boden: „Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir sie warnen sollten. Dies ist unsere Welt.“ „Und sie sind die von den Sternen vorhergesagten Zeitenwender. Sie haben Offenheit verdient.“ „Nun, wenn sie die Flöte des Windrufers erhalten, werde ich wissen, was ich ihnen sagen kann.“ Der Oberste der Mystiker seufzte. Es war nicht angenehm, die Verantwortung für die Zukunft des gesamten Landes zu tragen. Aber die Sterne hatten entschieden, und es würde geschehen, was dort geschrieben stand. „Komm. Ich werde mir noch rasch die Bannkreise ansehen. Immerhin sind diese zwei bislang mit allen Illusionen fertig geworden. Ich möchte nicht, dass sie zu schnell hinter alles blicken.“ „Dieses Schwert, das die Bannkreise durchbrechen kann, sollten wir ihnen abfordern.“ „Ich glaube, das sollten wir besser nicht. Er erwähnte gerade, dass er nicht einmal ein Handgemenge ohne sein Schwert an der Hüfte wolle, da er sich sonst in ein Monster verwandelt. Und bislang hat keiner der beiden ein einziges Mal gelogen.“ „Wirklich, zwei ungewöhnliche Jungs.“ ************************************************ In der Tat, das sind sie. Und im nächsten Kapitel wird das Fest im Fressenden Haus beider Nerven ein wenig strapazieren... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen,dem schicke ich, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass ds Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 14: Das Fest im Fressenden Haus --------------------------------------- Die Hundebrüder scheinen sich anzunähern. Doch Inuyasha wird noch feststellen, dass Verhalten, das bei einem verachteten Mischlling ignoriert wird, bei einem Halbbruder unzulässig ist... 14. Das Fest im Fressenden Haus Shohei folgte nachdenklich den beiden Hundebrüdern, die dem Knochenkopfdrachen hinterher gingen. Endlich fragte er doch: „Ihr…ihr habt euch überhaupt nicht gewundert, dass er lebt, wenn man ihm den Kopf abgeschlagen hat. Passiert euch so was öfter?“ „Dauernd“, gab Inuyasha zurück: „Naraku ist auch so ein Typ…“ „Naraku.“ „Kennst du nicht, Shohei-jiji. Und wirst du auch nicht kennen lernen. Wenn wir zurück sind, lege ich ihn um.“ „Das werde ich tun“, kam es postwendend von seinem Halbbruder. Und der Großonkel ertappte sich bei dem Gedanken, dass er den Kerl gern mal sehen würde, der diese beiden so einig auf sich wütend gemacht hatte. Pachucla, der Knochenkopfdrache, der gerade gegen die Halbbrüder je ein Duell verloren hatte, fand es dagegen seltsam einfach, Mitleid mit dem Unbekannten zu empfinden, ein Gefühl, dass jemandem seiner Art selten unterkam. Die Mystiker lebten in einem Tal, dessen Wände an drei Seiten steil emporstiegen. Rechts und links eines gepflasterten Platzes mit einem Wasserbecken erhoben sich drei zweistöckige Häuser. Sie besaßen keine Fenster, nur die Türöffnungen zeigten auf die jeweiligen Dachterrassen. An der dritten Seite, im Hintergrund des Tales leuchtete grün der Bannkreis, der sie hergebracht hatte. Dort hinter ihm in der Felswand musste sich die Flöte des Windrufers befinden. „Wir werden erwartet.“ Inuyashas Kommentar bezog sich auf die fünf Mystiker, die sie mit Huacan an der Spitze auf dem Platz erwarteten. „Einmal nur sag mir etwas, das ich nicht selbst sehe“, kam es von Sesshoumaru zurück. Der Umgang mit Menschen musste wirklich redselig machen. Pachucla verneigte sich höflich ein wenig: „Hier bringe ich eure Gäste, edler Huacan.“ „Danke, Pachucla. - Willkommen in unserem Tal. Wie ihr gerade hörtet, ist mein Name Huacan. Ich bin der Oberste der Mystiker.“ Und darum auch der einzige des Ordens, der den Umhang aus bunten Federn über der dunkelroten Robe tragen durfte. „Darf ich euch hier entlang bitten. - Maton, mein Ordensbruder, wird sich derweil um euren Onkel kümmern.“ „Gibt es etwa noch eine Prüfung?“ erkundigte sich Inuyasha prompt. Huacan zögerte nicht mit der Antwort, da er mit einer solche Frage gerechnet hatte: „Es wird noch zwei Prüfungen geben, eine davon ist der Bannkreis dort selbst. Aber nun kommt, der Abend ist schon hereingebrochen. Und da ihr schon so weit gekommen seid, haben wir etwas für euch vorbereitet.“ „Geh, Shohei-oji-san“, befahl Sesshoumaru. Es widerstrebte ihm zwar, sich zu trennen, aber vermutlich sollte der Großonkel nicht zuviel von den Prüfungen und den Mystikern im Allgemeinen mitbekommen. Immerhin hatte der mit der Suche nach der Flöte nichts oder so gut wie nichts zu tun. Außerdem – was blieb ihnen schon anderes übrig, als sich den Bedingungen der Mystiker zu stellen. Es war mehr als zweifelhaft, ob der Donnergott sie ohne die Flöte des Windrufers wieder zurückholte. „Danke“, sagte der Oberste der Mystiker höflich, als Shohei sich unverzüglich umdrehte: „Hier entlang. - Morgen bei Sonnenaufgang könnt ihr versuchen, den Bannkreis zu durchqueren, um die Flöte des Windrufers zu gewinnen. Was wollt ihr eigentlich mit ihr, wenn ich fragen darf?“ „Sie Raiden geben“, antwortete Inuyasha, der sich neugierig umsah, aber außer den fünf bisherigen Mystikern niemand entdecken konnte. Gab es hier etwa nur die? Ein bisschen mickrig, dieses Kloster, oder was das war. „Das ist der Erschaffer der Flöte, nicht wahr?“ „Ja.“ „Stimmt, es heißt, er habe einen magischen Pakt geschlossen und könne darum nicht mehr selbst nach Mu kommen.“ Jetzt wunderte ihn gar nichts mehr. Diese beiden waren sicher die besten Krieger ihres Landes, wenn ein Gott sie trotz ihrer Jugend auserwählt hatte. Für einen Moment blieb er vor einem Haus stehen, das ein anderes zuvor verborgen hatte. Inuyasha konnte nicht anders, als das Gebäude als ein wenig unheimlich, ja, lebendig zu empfinden. Aber das war sicher eine Täuschung, hervorgerufen durch die Tatsache, dass die beiden großen, erleuchteten Fenster oder eher Türen im ersten Stock wie Augen wirkten – und die Steinverzierungen direkt vor ihm wie Zähne. Kein Haus konnte doch leben… Huacan stieg die Außentreppe empor und lotste seine Gäste in einen leeren Vorraum – direkt zwischen den Augen, dachte der Hanyou unwillkürlich - von dem aus drei Türen mit Vorhängen weiterführten. Gemurmel war zu vernehmen, die Hundebrüder witterten Kerzen, Menschen. Der Oberste Mystiker blieb stehen: „Wir haben einen kleinen Empfang für euch vorbereitet, ein Fest. Wer am nächsten Tag dem Tod ins Auge sehen soll, bekommt noch eine Feier zu seinen Ehren.“ „Na“, kommentierte Inuyasha prompt: „Dann käme ich normalerweise aus dem Feiern gar nicht mehr raus.“ Allerdings krampfte sich sein Magen bei der Vorstellung zusammen, schon wieder etwas essen zu sollen. Die neunundneunzig Törtchen der Bäckerinnen in Tatsumakis Welt waren wirklich genug gewesen. Huacan warf ihm einen raschen Blick zu, meinte aber nur höflich: „Das wirst du schon wissen. Bleibt bitte einen kleinen Moment hier, ich möchte sehen, ob alles nun vorbereitet ist.“ Er verschwand durch den Vorhang der rechten Tür. Sesshoumaru drehte sich etwas und musterte die Ziegelwand. Eine Feier bedeutete weitere Zeitvergeudung, aber er war sicher, dass die Mystiker sie nicht unverzüglich zu dem Bannkreis lassen würden. Es war möglich, dass dieser nur zu bestimmten Zeiten durchbrochen werden konnte. Nun gut. Bis morgen früh waren es nur noch wenige Stunden und er hatte schon für Raiden und Tatsumaki hinlänglich Zeit verschwendet. Da kam es auf diese auch nicht mehr an. Allerdings musste er zugeben, dass das Duell gegen Inuyasha eindeutig zur falschen Zeit am falschen Ort stattgefunden hatte. Bei der Fortsetzung sollten sie aufpassen, wo sie sich befanden. Und natürlich wartete da auch noch Naraku auf ihn. Ein irritierendes Geräusch bewog ihn, sich umwenden. Das Bild, das er sah, ließ ihn für einen Sekundenbruchteil wirklich froh sein, dass keiner der Mystiker oder auch Shohei in dem Raum war. Er hätte sie umbringen müssen, um seinen eigenen Stolz zu wahren. Besaß dieser Bastard denn keinen Funken Anstand? Ehrgefühl? Selbstbewusstsein? Wie konnte man sich selbst und die Familie so blamieren! Inuyasha hatte sich auf den Boden gehockt und kratzte sich gerade nachdenklich mit dem Fuß hinter dem Ohr. Das dauerte alles so lange. Hoffentlich gab es nichts zu essen oder zu trinken auf der Feier, hoffentlich würden sie bald zu dem Bannkreis geführt würden und diese dämliche Flöte holen können… In diesem Moment bemerkte er nur noch einen Schatten über sich, ehe er an der Kehle gepackt und hochgerissen wurde und sich in der Luft schwebend wieder fand. Fassungslos starrte er in die Augen seines Angreifers. Was sollte das denn auf einmal? Sie hatten sich doch bis eben einigermaßen verstanden? Oder war Sesshoumaru verhext worden? „Hör mir zu, du Missgeburt, die ich zu meinem Unglück zur Hälfte Bruder nennen muss. Wenn du dich noch einmal wie einer der entfernten, tierischen Verwandten und nicht wie ein Youkai benimmst, bringe ich dich sofort um. Und nicht erst, wenn wir zurück sind. Gleich, welche Konsequenzen das dann hat.“ Sesshoumaru gab den Jüngeren frei, der ihn verstört ansah. Was war denn in den gefahren? Er hatte sich doch nur gekratzt…? Nun gut, fiel ihm jetzt ein, er hatte noch nie gesehen, dass der das getan hatte, geschweige denn auf diese Weise. Aber er hatte das bislang für normales Hundeverhalten gehalten….Hund war nicht Hundeyoukai, mochte ja sein, aber warum regte der sich gleich so auf? So wütend hatte er seinen Halbbruder wirklich nur äußerst selten gesehen. Sesshoumaru drehte sich um, da aus der Tür vor ihnen der Oberste Mystiker trat. Zum Glück hatte der die Szene nicht mitbekommen. Wie tief konnte sich dieser Bastard nur sinken lassen! „Folgt mir nun, bitte“, sagte Huacan und hielt den Vorhang auf. Dahinter befand sich ein großer Saal, auf dessen Boden rund zwanzig Ordensmitglieder im Quadrat auf Kissen saßen, Speisen und Getränke vor sich. Am gegenüberliegenden Ende waren drei Plätze frei. Rechter Hand gingen zwei Türöffnungen auf die Dachterrasse. Während der Hundeyoukai mit unbewegtem Gesicht dem Ordensoberen folgte, bemühte er sich, seinen Zorn zu zügeln. Hatte diese dämliche Izayoi denn ihrem Sprössling nie beigebracht, wie sich ein Youkai zu benehmen hatte? Sie musste doch gewusst haben, wie sich Vater verhalten hatte. Das war nur ihre Schuld, dass sich dieses Halbblut so unmöglich benahm. Noch ein Punkt, den er ihr außer Vaters Tod ankreiden konnte. Und was hatte Myouga seinem Schützling eigentlich beigebracht? Dass dieser sich hergelaufene Dorfköter als Vorbild nehmen sollte? Inuyasha betrachtete den Rücken seines Halbbruders vor sich. Was hatte der denn nur gehabt? War das in seinen Augen etwa eine Schande, sich wie ein Hund zu benehmen? Wieso das denn? Außerdem sollte doch wohl gerade Sesshoumaru wissen, dass ihm niemand je gesagt hatte, wie sich ein Hundeyoukai zu benehmen hatte. Mutter hatte ihn nach menschlichen Maßstäben erzogen und nach ihrem frühen Tod war er allein auf sich gestellt gewesen. Immer, wenn ihn Anwandlungen überkommen hatten, die er als eindeutig nicht-menschlich empfand, war er nach dem Vorbild vorgegangen, das andere Hunde in den Dörfer gezeigt hatten, sei es Kratzen, sich schütteln, wenn man aus dem Wasser kam oder mit der Nase am Boden nach Fährten zu suchen. Dies alles hatte er nie bei seinem Halbbruder gesehen, das stimmte, aber warum war der denn gleich so sauer? Denn dass Sesshoumaru ihn am liebsten unverzüglich in Stücke geschnitten hätte, war ihm auch klar. Na schön, dachte er dann mit einer gewissen Wut im Bauch: er denkt also, ich benehme mich unmöglich, unwürdig? Dann werde ich ihm zeigen, dass ich das alles genauso gut kann wie er. Huacan merkte nichts von den Gefühlen seiner Gäste, als er sich umdrehte: „Hier, bitte, nehmt nebeneinander Platz.“ Er setzte sich ebenfalls auf die bereitgelegten Kissen. „Was immer ihr essen oder trinken wollt, …ihr braucht nur Wünsche zu äußern. Und jetzt lasst die Tänzerinnen kommen!“ Speisen und Getränke waren verlockend zubereitet worden, aber keiner der Halbbrüder verspürte auch nur den mindesten Wunsch nach ihnen. Auch die unbekleideten Tänzerinnen, die nun ihre Vorführung begannen, ließen sie kalt. Alles, was Sesshoumaru wollte, war, diese Nacht möge möglichst rasch vorbeigehen, er die Flöte des Windrufers bekommen, und zurückkehren. In diesem Moment fiel ihm etwas auf, und wieder spürte er eine Woge Zorn über seinen Halbbruder. Wollte der ihn etwa auf den Arm nehmen? Wenn er sich nicht schwer täuschte, kopierte der jede Bewegung von ihm wie ein Spiegelbild. Wenn Inuyasha so weitermachte, würde er eben morgen allein diese Flöte holen und den Bastard als Leiche zurücklassen. Langsam hob er seine Hand, spannte sie an. In der Tat. Was dachte sich dieses Halbblut eigentlich? Aus irgendeinem Grund fiel ihm plötzlich der Rauchende Spiegel in Tatsumakis Welt ein, die Erinnerungen, die er da von Inuyasha gesehen hatte, hörte dessen kindliche, bewundernde Stimme: „Mein Halbbruder? Wenn ich groß bin, möchte ich so werden, wie er….“ Und er ließ die Hand wieder sinken. Inuyasha vollführte prompt dieselbe Geste. Der Oberste Mystiker hatte die Bewegungen gesehen und nahm an, dass sie sich auf diese Art miteinander verständigten. So meinte er: „Wie gesagt, mögt ihr etwas zu essen, zu trinken, eine unserer Tänzerinnen? Jeder Wunsch soll euch gewährt werden.“ „Nein, nur nichts essen“, erklärte Inuyasha mit leichter Panik. Nie wieder! „Aber, sag mal, Huacan, diese Tänzerinnen...“ „Ja? Welche magst du?“ „Blödsinn. Ich meine, die tragen alle ein Metallband um den Hals, so ähnlich wie diese Ketten, mit denen Onkelchen da angebunden worden war, bei diesem Tor zur Unterwelt.“ „Ja, das ist das gleiche Metall. Man nennt sie Ketten des dunklen Feuers und nur der Herrscher selbst kann sie abnehmen. So ist ihre Magie. Nach Gerüchten soll der Zauber der anderen Welt entstammen. – Jeder Sklave trägt sie.“ „Dann sind das Sklavinnen?“ „Ja.“ Huacan versuchte gar nicht, so zu tun, als habe er den Unterton nicht gehört: „Gibt es bei euch keine Sklaven?“ „Ich würde mir so etwas wie so ein Halsband nicht bieten lassen!“ „Du würdest es müssen. Mein lieber, junger Freund, wenn eine Stadt einen Aufstand wagt, werden alle überlebenden Bewohner durch den Herrscher zu Sklaven gemacht. So ist es immer schon gewesen. Und glaub mir, nach einigen Bestrafungen, ist der Wunsch zur Aufsässigkeit bei jedem erloschen. Dann zählt nur noch das Überleben.“ „Du musst es ja wissen“, sagte der Hanyou bissig. Plötzlich schämte er sich ein wenig. Er hatte Onkel Shohei verachtet, weil der so lange hier gefangen gewesen war, auch jetzt nicht gerade kampfeswütig gewesen war. Aber was hatte der durchmachen müssen? „Ich werde es wissen“, antwortete Huacan fast ein wenig traurig: „Denn wenn der Herrscher bemerkt, dass ihr die Flöte des Windrufers weggebracht habt, wird er hierher kommen, Tod und Sklaverei mit sich bringen.“ „Keh! Das weißt du, und willst nichts dagegen tun?“ „Wir sind Sterndeuter, mein lieber Junge. Und wir lesen in den Sternen, was geschehen wird. Das kann niemand mehr ändern. Als wir eure Ankunft bemerkten, war uns bewusst, dass die Zeitenwende eingesetzt hat. – Aber nun, amüsiert euch ein wenig. Was wollt ihr?“ Inuyasha schüttelte den Kopf, sah aber rasch zu seinem Halbbruder. Und da der steif wie eine Statue saß, den Blick auf die Tänzerinnen gerichtet, tat der Hanyou dies auch. Shohei, dachte Sesshoumaru. Trotz allem war er ein Familienmitglied, das sollte er wirklich nicht vergessen. Und was hatte der Mystiker da gerade gesagt: der Herrscher würde sich an dem Orden dafür rächen, dass die Flöte des Windrufers weg war? Dann hatte Raiden also Recht gehabt, und dieser Uxmal wollte sie für sich, um dann mit Tatsumakis Hilfe auch ihre Welt zu unterwerfen. Nun, dann hatte diese Reise mit dem jämmerlichen Halbblut wenigstens einen Sinn gehabt. Ansonsten war das reine Zeit- und Kraftverschwendung. Er konnte nur hoffen, dass die Feier bald zu Ende wäre. Diese Hoffnung trog allerdings. Die anwesenden Mystiker tafelten vergnügt, begannen, die Tänzerinnen zu sich zu rufen. Die Zurückhaltung der Gäste fiel anscheinend niemandem auf. Als auch Huacan Anstalten traf, an der Orgie teilzunehmen, reichte es dem Hundeyoukai. Ohne ein Wort erhob er sich und ging hinaus auf die Dachterrasse. Das war nicht zum Aushalten. Oder sollte das etwa eine Prüfung der Geduld darstellen? Seine war langsam ausgereizt. Nachdenklich betrachtete er den Bannkreis, dessen grüner Schein durch das Dunkel leuchtete. Ein leises Geräusch hinter ihm ließ ihn wissen, dass Inuyasha ihm gefolgt war. Wieder hatte das Halbblut sein Verhalten kopiert. Was sollte das nur? Wollte dieser jämmerliche Bastard etwa wirklich von ihm lernen, wie man sich zu verhalten hatte? Sollte die Warnung zuvor solche Wirkung gezeitigt haben? Das wäre erstaunlich. Bislang hätte er Inuyasha eher unter unbelehrbar eingestuft. Oder sollte das etwa daran liegen, dass dem nie jemand etwas Vernünftiges beigebracht hatte? Er entsann sich seiner Erkenntnis der letzten Tage, als er immer wieder erstaunt festgestellt hatte, dass da Gedanken und Ideen bei dem Halbblut auftauchten, mit denen er nicht gerechnet hatte. Lernte der etwa wirklich von ihm? Das wäre ja direkt etwas Neues. Inuyasha bemerkte, dass sein Halbbruder anscheinend in Gedanken versunken den Bannkreis musterte: „Warum bis morgen warten“, meinte er, in der Annahme, darum sei Sesshoumaru auf die Terrasse gegangen. „Dieses Fest geht mir sowieso auf die Nerven.“ „Nicht nur dir.“ Der Hundeyoukai machte einen eleganten Sprung hinunter auf den gepflasterten Platz mit dem Brunnen, sein Halbruder folgte unverzüglich. Und beide erstarrten, als sich in diesem Moment ihr Umfeld auflöste. Sie wussten alle zwei, dass dies nur bedeuten konnte, dass ein Bannkreis verschwand. Statt auf Platten befanden sie sich nun auf einem Platz aus festgestampften Lehm. Die Häuser waren zwar geblieben, aber auf den Terrassen standen jetzt überall Mystiker, beobachteten sie. Instinktiv legten die Hundebrüder die Klauen an die Schwertgriffe. „Meine lieben jungen Freunde“, sagte Huacan daher eilig, der vor ihnen aus der Dunkelheit auftauchte: „Ihr habt gerade die letzte Prüfung bestanden. Nun, wenn man von dem Bannkreis selbst absieht.“ „Du warst doch gerade noch…“ Inuyasha deutete zurück. Aber das Haus, das eben noch festlich erleuchtet gewesen war, wirkte nun kleiner und dunkel. Nichts verriet mehr eine Feier. Und es schien jetzt auch bei weitem nicht mehr lebendig. „Ein Zauber…Ich brachte euch hin, aber dann ging ich und mein magischer Zwilling übernahm. – Wenn ihr an der Feier teilgenommen hättet, den Verlockungen des Festes erlegen wärt, hättet ihr das Fressende Haus im Morgengrauen nicht mehr verlassen.“ „Ein fressendes Haus?“ Der Hanyou nahm zwar die Hand von Tessaiga, blickte sich aber unbehaglich um. Dann hatte er doch eine Ursache für seine Gefühle gehabt? „Es trägt seinen Namen mit Grund. Unsere Altvorderen erschufen es als Prüfung für neue Mystiker. Wer versagte, blieb für ewig verschwunden. Aber ihr habt gezeigt, dass ihr fähige Krieger seid, die sich durch nichts von ihrer Aufgabe ablenken lassen. Kommt nun zu dem Bannkreis.“ Während die Halbbrüder ihm folgten, fragte Inuyasha: „Was du uns da erzählt hast, auf dem Fest...war das die Wahrheit?“ „Ich weiß nicht, was ich dort sagte, aber ich habe sicher nicht gelogen. Mein magischer Zwilling hat alles Wissen, das ich habe, wie eben eine vollständige Kopie meinerseits. Und meiner Mitbrüder.“ Mit einem gewissen Seufzen ergänzte er: „Nun, gewöhnlich leben wir ohne derartige Feiern…“ „Das mit diesen Ketten des dunklen Feuers und Sklaven?“ „Ich habe sicher nicht gelogen.“ Huacan zuckte ein wenig die Schultern, als er den raschen Blickwechsel seiner Gäste bemerkte. Beide dachten an Shohei: „So. Vor uns liegt nun der Bannkreis, den unsere Vorgänger vor langen Zeiten legten. Es heißt, wer hier hindurchgeht, stirbt entweder oder er erlangt die Flöte des Windrufers. Wer allerdings alle Proben bis hierher überstanden hat, wird auch in der Lage sein, durch den Bannkreis zu gelangen. Selbst mir ist unbekannt, was sich hinter der Barriere befindet. Vielleicht ist es nur eine Höhle, in der die Flöte liegt, vielleicht gibt es auch noch eine Falle. Ich weiß es wirklich nicht. – Ich, wir, werden hier auf euch warten.“ „Was passiert mit Shohei-jiji?“ erkundigte sich Inuyasha. „Er bleibt bei uns. Oh, falls ihr nicht zurückkehrt?“ Daran hatte der Hanyou zwar in keiner Weise gedacht, aber das wusste der Oberste Mystiker nicht: „In diesem Fall kann er entweder bei uns bleiben, oder den Weg zurück in euer Land suchen. Was wohl vernünftiger wäre, denn wie gesagt, der Herrscher wird mit seinem Heer hier erscheinen.“ „Keh!“ machte Inuyasha leise, ehe er die zwei Schritte machte, die ihn von der grün leuchtenden Barriere trennten: „Also, dann versuchen wir mal Tessaiga...“ Er wollte schon ziehen. „Lass es!“ Dieser Befehl ließ ihn den Kopf drehen: „Ach ja, Herr Oberschlau? Und warum?“ „Dies ist kein Bann, den man so einfach beseitigen kann.“ Sesshoumaru war sich zwar nicht ganz sicher, aber er nahm an, dass sich der Herrscher die Flöte in solch einem Fall schon geholt hätte. „Die Aufgabe lautet, hindurchzugehen.“ „Meinst du?“ Der Hanyou klang zweifelnd. Aber er hatte inzwischen gelernt, dass die magischen Fähigkeiten seines Halbbruders deutlich ausgeprägter waren. „Er hat Recht“, meinte Huacan: „In den alten Schriften heißt es ausdrücklich hindurchgehen. Es ist nicht die Aufgabe, den Bann zu zerstören.“ „Na schön.“ Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern: „Dann bis gleich…“ Er machte den Schritt in das grüne Leuchten, Sesshoumaru direkt neben sich. Dann waren die Hundebrüder aus den Blicken der Mystiker und ihres besorgten Großonkels verschwunden. ************************************* Im nächsten Kapitel kommen sich die Halbbrüder viel näher, als ihnen lieb ist und sie lernen den Fluch der "Ewigen Ruhe" kennen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 15: Ewige Ruhe ---------------------- Die Halbbrüder scheinen am Ziel zu sein: die Flöte des Windrufers ist fast in Reichweite. 15. Ewige Ruhe Das grüne Leuchten des uralten Bannkreises erfasste die beiden Hundebrüder und blendete sie. Inuyasha hatte das Gefühl, als ob tausende Stacheln in seinen Körper drangen. Es schmerzte und unwillkürlich beugte er sich vor. Was war hier los? Es schienen endlose Sekunden zu dauern, dann ließ der Schmerz nach. Er fühlte sich seltsam leicht. Verwirrt blickte er sich um. Er befand sich in der Höhle hinter der Barriere, das war klar. Sesshoumaru schwebte unter der Höhlendecke. Er schien seltsam durchscheinend zu sein. In diesem Moment stutzte der Hanyou. Er befand sich auf gleicher Höhe wie sein Halbbruder – und er konnte doch eigentlich nicht fliegen? Ein Blick hinunter bestätigte seine übelste Vermutung: auch er war ausgesprochen durchsichtig, und, was noch viel schlimmer war, unten auf dem Boden der Höhle lagen ihre beiden Körper. Er wusste, die Frage musste ungefähr so dumm klingen, wie er sich gerade fühlte: „Äh…sind wir tot?“ „Wenn du Tod als Trennung von Körper und Seele betrachtest, ja.“ Sesshoumaru klang ruhig wie immer. Irgendwie hatte Inuyasha gehofft, sich doch zu irren. Er wollte unwillkürlich näher zu dem einzigen Wesen gelangen, das seine Lage teilte, und flog zu seinem Halbbruder. „Und jetzt?“ erkundigte er sich. „Jetzt werde ich mir meinen Körper wieder holen.“ „Ah ja. Kannst du mir auch vielleicht sagen, wie das gehen soll? Oder was hier überhaupt passiert ist?“ Selbst als Geist konnte der Hundeyoukai arrogant dreinblicken: „Das sollte klar sein. Dieser Bannkreis trennt Seelen und Körper. Wenn die Seele bestimmte Bedingungen nicht erfüllt, bleibt der Körper innerhalb der Barriere, unerreichbar.“ „Und was für Bedingungen? Und wie willst du wieder in deinen Körper gehen?“ Keine Antwort. Sesshoumaru wusste es auch nicht. Aber er nahm an, dass es eine Möglichkeit geben musste. Die Mystiker hatten die Flöte geschützt, aber nicht jeden töten wollen, der hier herein wollte. Er betrachtete mit einem gewissen unbehaglichen Gefühl seinen regungslosen Körper unter sich, ehe er entschied, es einfach zu versuchen. Im gleichen Moment setzte ein Sog ein. Er fühlte sich von seinem Körper unwiderstehlich angezogen. Und er begriff mit Entsetzen, dass er nicht allein von der Strömung erfasst worden war. Inuyasha war nahe bei ihm gewesen, zu nahe, und wurde nun ebenfalls mitgezogen. „Verschwinde!“ zischte er daher. „Und wie?“ Der Hanyou versuchte gegen den Sog anzukommen. Aber es war sinnlos. Als sie beide wieder denken konnten, begriffen sie, dass sie zu zweit in einem Körper gelandet waren. Das gab es doch nicht! „Du dämlicher Bastard!“ Sesshoumaru brauchte es nur zu denken. „Das war ja wohl nicht meine Schuld!“ gab Inuyasha zurück. Der Hundeyoukai stand auf: „Wenn du nicht unverzüglich aus mir verschwindest, werde ich deinen Körper in handliche Stücke zerlegen.“ „Trottel. Wenn du das machst, ist jede Hoffnung weg, dass ich hier rauskomme.“ Da hatte der Idiot ausnahmsweise Recht. Sesshoumaru dachte nach, ehe er zu seinem unfreiwilligen zweiten Ich sagte: „Ich vermute, dass erneut Körper und Seele getrennt werden, wenn man wieder durch den Bannkreis geht.“ „Dann gehen wir eben noch mal durch!“ „Erst die Flöte.“ „Erst meinen Körper! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich hier in dir rumsitzen will.“ „Und du glaubst nicht wirklich, dass es mir gefällt, dass du da bist. – Ich hole jetzt die Flöte.“ Sesshoumaru wollte gehen, aber er stellte rasch fest, dass er sich nicht bewegen konnte. Und er musste nicht nachdenken, um zu wissen, wer dafür verantwortlich war: „Inuyasha!“ „Ich will meinen Körper zurück, du dummer Hund!“ „Den nimmt dir schon keiner weg. Wer will denn in so erbärmlicher Gestalt herumlaufen.“ „Sofort!“ „Wenn du dämlicher Bastard das nicht verstehen kannst: erst die Flöte des Windrufers. Ohne diese lässt uns Raiden sicher nicht zurück.“ „Na und? Die können wir immer noch holen.“ „Und woher nimmst du die Sicherheit, dass man beliebig oft durch den Bannkreis gehen kann?“ „Ich hab immer noch Tessaiga!“ In diesem Moment fiel beiden Halbbrüdern ein, was in der Regel passierte, wenn Inuyasha ohne sein Schwert war. Und dieses lag im Moment bei dem Körper auf dem Boden. Aber seine Seele schien es nicht zu missen. „Du weißt nicht, was du redest. Nun, es wäre ja auch das erste Mal.“ „He!“ „Was habe ich zuvor gesagt?“ „Dass Tessaiga wohl nicht gegen den Bannkreis hilft“, gab Inuyasha zähneknirschend zu. Und er ließ den Körper, in dem er steckte, einen Schritt machen. „Das ist mein Körper!“ kam es sofort von Sesshoumaru: „Und ich bestimme, was ich tue.“ „Was WIR tun.“ „Das ist mein Körper!“ „Dann versuche doch mal, was ohne mich zu machen!“ triumphierte Inuyasha. Sein Halbbruder war mehr als versucht, den leeren Körper in Streifen zu schneiden. Nur die Tatsache, dass er sich dann bis an sein Lebensende mit dem störrischen Hanyou in seinem Kopf abfinden musste, ließ ihn davon Abstand nehmen. „Die Flöte!“ „Ja, schon gut.“ Der Jüngere gab seinen Widerstand auf. In den vergangenen Tagen hatte er gelernt, dass sich sein Halbbruder in magischen Dingen besser auskannte. So wandte sich Sesshoumaru um und betrachtete die Höhle im Schein des Bannkreises. Hier war mehr ein Gang, aber wenn er sich nicht täuschte, weitete sich dieser dort hinten. Es stand zu erwarten, dass sich dort der Gegenstand befinden musste, der hier verborgen gehalten wurde. Er ging dorthin. Tatsächlich stand er bald in einem fast kreisrunden Raum. Auf einem Stein in der Mitte lag eine hölzerne Flöte, die gewiss so lang wie sein Unterarm war. Und er konnte die mächtige Magie in ihr fühlen. „Das ist alles? Die sieht ja ärmlich aus, “ hörte er in seinem Kopf. „Es geht um die Macht, die sie besitzt, du Vollidiot, “ gab er zurück: „Du spürst sie natürlich nicht.“ „Wie sogar dir aufgefallen sein sollte, besitze ich im Moment keinen Körper.“ „Als ob das einen Unterschied machen würde.“ Er trat langsam, vorsichtig, näher. Ob es hier noch eine weitere Sicherung gab? „Herzlichen Glückwunsch“, sagte jemand. Sesshoumaru drehte den Kopf zur Seite. Aus der Felswand löste sich eine Gestalt, die menschenähnlich wirkte, aber es sicher nicht war. Seine Nase verriet ihm nur den Geruch nach Stein. Überdies war das Wesen zumindest im Schein des Bannkreises blau. Es kam näher: „Zwei Seelen – ein Körper? Ist am Eingang etwas Ungeplantes passiert?“ „Der Körper eines….meines Halbbruders liegt noch dort. Kannst du seine Seele wieder dorthin befördern?“ „Nein. Ich bin nur der Wächter der Höhle. Da ihr beide durch die Barriere gekommen seid, erfüllt ihr die Bedingungen und ich werde euch die Flöte des Windrufers überlassen. Was habt ihr damit vor?“ „Raiden möchte sie zurück.“ „Ihr handelt nicht für euch, sondern für den Donnergott. Ich verstehe.“ Das Wesen schien erheitert: „Das erklärt es natürlich.“ „Was?“ Sesshoumaru klang ungeduldig. Er wollte so rasch es ging diese Sache erledigt wissen. „Warum ihr durch den Bannkreis kamt. Nur jemand, der nicht an der Macht der Flöte interessiert ist, konnte hindurch. So ist es.“ Das erklärte, warum der Herrscher von Mu das nicht einmal versucht hatte. Vermutlich hatte der gewusst, dass er bei dieser Probe sterben würde. „Ist noch etwas?“ „Nein.“ Das Wesen nahm die Flöte und überreichte sie ihm: „Hier. Ich habe Jahrtausende hier mit der Wache verbracht. Meine Aufgabe ist nun erfüllt. Lebt wohl.“ Im gleichen Augenblick löste sich der Wächter buchstäblich in Luft auf. Sesshoumaru drehte sich um. Wenigstens konnte er nun zurück. Konnten sie zurück. Hoffentlich funktionierte der Bannkreis auf dem Rückweg auch so, dass Seele und Körper kurz getrennt wurden. Die Aussicht, Inuyasha dauernd bei sich zu haben…nein, das wäre die schlimmste aller Möglichkeiten. Daran wollte er nicht einmal denken. „Ausnahmsweise bin ich deiner Meinung.“ Sesshoumaru wurde klar, dass sein Halbbruder jeden seiner Gedanken mitverfolgen konnte. Er sollte sich beeilen. So ging er zum Höhleneingang zurück, blieb vor dem regungslosen Körper des Hanyou stehen. „Was ist?“ sagte dieser: „Heb mich schon auf. Du musst meinen Körper mit in den Bannkreis bringen, sonst klappt das sicher nicht.“ „Der Sog in meinen Körper setzte ein, als ich bewusst zu ihm zurückkehren wollte. Versuche es.“ Inuyasha wollte aus alter Gewohnheit dagegen protestieren, herumkommandiert zu werden, aber die Aussicht, weiterhin in einem fremden Körper festzusitzen, noch dazu mit diesem Partner, war sehr wenig verlockend. So versuchte er, sich auf seinen Leib zu konzentrieren, in den zurückzuwandern. Nach einigen Minuten gab er auf: „Irgendwie musst du was anderes gemacht haben. Oder es war Zufall.“ Statt einer Antwort trat der Hundeyoukai zu, ließ den Körper in die Barriere rollen. Bevor der Hanyou dagegen aufbegehren konnte, so behandelt zu werden, sprang der Ältere ebenfalls in das Grün des Bannkreises. Wieder setzte der Schmerz ein, wurde zu einem Ziehen. Aber diesmal waren sie darauf gefasst gewesen, achteten darauf, was nun mit ihnen geschah. Erneut waren die beiden Körper regungslos auf dem Boden, diesmal allerdings innerhalb der leuchtenden Barriere. Sie konnten die Dunkelheit der Nacht draußen erkennen. Indes… „Was soll denn das jetzt?“ Inuyasha ruderte ein wenig mit den Armen, als er versuchte, zu seinem Körper zu gelangen: „Verdammt! Wir haben doch die Flöte, haben alles erledigt. Was soll der blöde Witz?“ Sesshoumaru fand darauf auch keine Antwort. Warum konnten sie nicht in ihre jeweiligen Körper zurück? Der Wächter hatte ihnen die Flöte doch übergeben? „Der Fluch der Ewigen Ruhe“, flüsterte es um sie plötzlich. „He, wer ist da?“ Inuyasha versuchte, etwas zu erkennen: „Was soll der Unsinn?“ Die beiden Halbbrüder blickten sich rasch an. Das war mit Sicherheit nicht der Ablauf, den die Mystiker vorgesehen hatten. Was war hier passiert? „Ewig bleibt ihr in diesem Bannkreis…“ „Zum letzten Mal: was soll das?“ „Ewig ruht ihr in mir.“ Das war eindeutig keine Option, die den Hundebrüdern zusagte. Sesshoumaru betrachtete die Körper unter sich, ehe er langsam äußerte: „Das ist nicht mehr der Bannkreis der Mystiker. Dieser fühlte sich anders an.“ „Ewige Ruhe..“ „Diese Flüstertüte geht mir auf die Nerven. Was meinst du?“ Der Hanyou versuchte, zu seinem Halbbruder zu schweben. „Irgendwer hat diesen Bannkreis manipuliert. Wer die Flöte aus der Höhle bringen will, wird hier gefangen.“ „Also ist das nicht mehr der Bannkreis der Mystiker…“ Er bemerkte, wie verächtlich Sesshoumaru ihn ansah und ergänzte eilig: „Dann müsste er doch mit Tessaiga zu zerstören sein.“ „Wie willst du Tessaiga ohne Körper führen?“ „Der Fluch der ewigen Ruhe…“ raunte es wieder um sie. „Dann sei auch endlich ruhig!“ fauchte der Hanyou zu der Stimme aus dem Nichts: „Ich muss eben in meinen Körper gehen.“ Er flog dorthin, konzentrierte sich nochmals auf den Versuch, hineinzugelangen. Vergeblich. Sesshoumaru kam zu ihm geschwebt. Widerwillig sagte er: „Es bleibt nur eine Möglichkeit. Ich werde es versuchen.“ Inuyasha warf dem Geist neben sich einen mehr als ungläubigen Blick zu: „Du willst meinen Körper übernehmen?“ „Nur Tessaiga kann den Bannkreis zerstören. Und da du es ja nicht schaffst, selbst in deinen Körper zurückzugehen….“ „Schon gut!“ Der Hanyou hatte ein mehr als unbehagliches Gefühl bei dieser Vorstellung. Aber mit diesem Flüstern und seinem alles andere als innig geliebten Halbbruder hier in alle Ewigkeit festzusitzen, war auch keine Lösung. „Mach.“ Immerhin konnte er sicher sein, dass Sesshoumaru keinen Moment länger als zwingend notwendig in seinem Körper bleiben wollte. „Ewige Ruhe….“ flüsterte es wieder. „Halt endlich die Klappe!“ knurrte Inuyasha, ehe er nach Luft ringen musste. Der Hundeyoukai hatte sich auf den Körper seines Halbbruders konzentriert. Nochmals erschien ein Sog, der ihn erfasste – und wiederum den anderen gleich mit. Sie erkannten, dass sie erneut zusammen in einem Körper steckten, wenn auch diesmal in dem des Halbdämons. „Klasseleistung!“ sagte Inuyasha aus nicht ganzem Herzen: „Wirklich. Jetzt bin ich zwar wieder ich selbst, aber…“ Ja, dieses „Aber“ störte auch Sesshoumaru ganz gewaltig. „Nimm Tessaiga!“ Keine Sekunde länger wollte er in diesem limitierten, ja, erbärmlichen Körper stecken. Er kam sich wie halbiert vor. Nun ja, er selbst hatte gesagt: halber Youkai, halbes Können. Allerdings hatte er sich nicht vorstellen können, wie begrenzt die magischen Fähigkeiten, wie armselig die Kräfte und Sinnesleistungen waren. Damit konnte man überleben? Oder anders herum: wie noch ärger war das bei Menschen? Nun, das ging ihn nichts an. Inuyasha fasste nach seinem Schwert, zögerte aber: „Was passiert mit deinem Körper, wenn ich zuschlage?“ Er war ein vollwertiger Hundeyoukai, er würde das doch überstehen. „Mach!“ Wenn nicht….oh nein, das wäre nicht nur eine Art Vorhölle, das wäre Hölle in Reinkultur. „Ganz meine Meinung. – Na schön, ich werde in die andere Richtung zielen.“ Schließlich wollte er nicht bis an sein Lebensende einen derartigen Mitbewohner in seinem Körper haben. Auch der Ältere hatte in keinster Weise diese Absicht. So konzentrierte er sich auf die Hand, die sich nun um Tessaigas Griff schloss. Inuyasha bemerkte es natürlich: „Lass den Quatsch! Ich weiß am besten, wie man mit Tessaiga umgehen muss.“ „Meinst du, mit deinen erbärmlichen magischen Kräften zerstört selbst das mächtige Tessaiga diesen Bannkreis?“ „Was…? Lass den Unsinn! Das ist mein Schwert und ich kann damit allein umgehen.“ Sesshoumaru zögerte. Aber die reine Vernunft sagte ihm, dass es wohl unumgänglich war, sich in dieser Lage auf den Bastard zu verlassen. Er hatte Recht. Tessaiga war sein Schwert, was auch immer ihr verehrter Vater sich dabei gedacht hatte. Und Inuyasha hatte es zusätzlich zu der Macht, die es zuvor besessen hatte, noch mit neuen Fähigkeiten ausgestattet. So löste er die Gedankenverbindung und beschloss, seinem Halbbruder zu vertrauen. Das war vermutlich die einzige Möglichkeit, diesen Bannkreis zu verlassen und vor allem, wieder jeder er selbst zu sein. Die Mystiker vor der Höhle wurden unruhig. Shohei bemerkte es nur zu gut. In gewisser Sorge um die zwei Leute, die nicht nur mit ihm verwandt waren, sondern auch noch das Leben gerettet hatten, fragte er: „Was ist passiert?“ „Das frage ich mich auch.“ Der Oberste Mystiker starrte auf den Bannkreis: „Sie sind hindurchgelangt, das haben wir bemerkt. Ich vermute, dass sie die Flöte des Windrufers inzwischen in ihren Besitz gebracht haben, denn sie sind auf dem Rückweg. In dem Moment, in dem der Wächter ihnen die Flöte überlassen hat, hätte aber die Barriere verschwinden müssen. Der Weg hätte frei sein sollen. Und jetzt scheinen sie da in dem Bannkreis zu hängen.“ „Dann haben die Mystiker einen Fehler gemacht?“ Der Blick, den Huacan dem Hundeyoukai zuwarf, besagte, dass dieser seinetwegen sofort tot umfallen könnte. Das lag weniger an der Beleidigung seines Ordens, als daran, dass er plötzlich begriff. „Uxmal“, sagte er. Seine Mitbrüder sahen ihn erschrocken an: „Der Herrscher?“ „Er war hier, wie ihr wisst, voriges Jahr. Und er sah den Bannkreis an. Ich ließ ihn da allein, da ich sicher war, dass er nicht lebendig hindurchgelangen könnte. Er hat es auch nicht versucht. Aber ich fürchte, er hat einen eigenen Bann gelegt, in dem die Brüder nun fest hängen.“ „Dann unternehmt etwas!“ knurrte Shohei. „Das dürfte unser geringstes Problem darstellen. Wenn sie den Zauber Uxmals ausgelöst haben, die Flöte nun in ihrem Besitz ist, wird es der Herrscher gewiss bemerken, Und er wird unverzüglich hier herkommen, um sie zu erlangen. Er selbst wäre schon gefährlich, aber er hat sicher seine Krieger dabei.“ Der Oberste Mystiker sah auf den Boden: „Wir sollten wenigstens unsere Schüler und jüngeren Brüder wegschicken. So haben sie eine bessere Überlebensmöglichkeit.“ „Und meine Großneffen?“ „Entweder sie schaffen es allein – oder sie sind dem Herrscher ausgeliefert. Wir haben nicht die Möglichkeit, uns Uxmals Bann entgegenzustellen. Diese Barriere haben unsere Vorvorderen gelegt, ehe sich die Zeiten wandelten. Die Mystiker damals hatten höhere Fähigkeiten, als wir heute.“ „Sie haben doch das Schwert, das Bannkreise vernichten kann“, erinnerte sich Maton plötzlich: „Das hast du doch selbst erwähnt, Huacan.“ „Ja, ich weiß“, meinte auch Shohei: „Stimmt. Aber warum nutzen sie es dann nicht?“ „Vielleicht hat Uxmal selbst dagegen etwas erschaffen.“ Huacan versuchte, in dem grünen Licht des Bannkreises etwas zu erkennen: „Aber…da leuchtet etwas, oder?“ Alle starrten in das Licht. Im nächsten Augenblick schlossen alle vor der Höhle Stehenden die Augen, als ein greller Blitz zu erkennen war. Als sie mühsam blinzend wieder etwas sehen konnten, entdeckten sie den jüngeren der Hundebrüder mit einem überdimensionierten, rot leuchtenden Schwert, das sich rasch verkleinerte. Der ältere sprang gerade auf, guckte kurz an sich hinunter, als sei er nicht sicher, wo er sei. „Puh!“ machte Inuyasha, als er Tessaiga in die Scheide schob: „Das war ja was.“ Ihm war bewusst, dass sie ohne seine Anstrengung und Tessaigas besondere Fähigkeit nicht aus dieser Falle entkommen wären. So sah er zu dem Verantwortlichen: „Sag mal, Huacan, wolltest du uns reinlegen?“ „Nein, meine lieben, jungen Freunde, an diesem letzten Bann sind wir Mystiker wirklich unschuldig.“ Der Ordensoberste verfiel nicht gerade in Panik, aber er erkannte Leute, die auf ihn wütend waren, wenn er sie sah: „Das war Uxmal, der Herrscher selbst. Er hat in einem unbeobachteten Moment anscheinend einen eigenen Bann gelegt, so dass die Flöte des Windrufers diese Höhle nicht verlassen könnte.“ „Der Fluch der Ewigen Ruhe“, erklärte der Hanyou. Und nicht nur er erkannte an der Reaktion der Mystiker, dass sie diese Falle verstanden. „Ich frage besser nicht, wie ihr das enträtselt habt“, sagte Huacan jedoch nur: „Der Herrscher hat sicher bemerkt, dass ihr seinen Bann ausgelöst habt, und ist auf dem Weg aus dem Norden hierher. Ich werde unsere Schüler und jüngeren Mitglieder noch wegschicken. Und ihr solltet auch rasch verschwinden, die Flöte mit euch nehmen.“ „Keh“, machte Inuyasha: „Ich laufe doch nicht vor einem Typen weg, der mir einen so miesen Scherz gespielt hat!“ Das war auch die Meinung seines Halbbruders. Aber Sesshoumaru nahm nicht an, dass der Donnergott sie hier wieder weglassen würde, bekäme dieser Uxmal die Flöte in die Hand. Und es gab nur einen Boten, dem er diese anvertrauen konnte. Denn Inuyasha würde das sicher nicht übernehmen wollen. So sah er seitwärts: „Shohei.“ „Äh, ja?“ Der Großonkel machte einen Schritt vorwärts. „Das ist die Flöte des Windrufers. Bring sie Raiden.“ „Ja, Sesshoumaru-sama“, erklärte der arme Hundeyoukai verwirrt: „Aber wo ist er und wie….“ „Inuyasha.“ „Was? Ach ja. Der Weg ist ganz einfach. Immer Richtung Westen. Da, wo wir dich aufgegabelt haben, an diesem Tor zur Unterwelt vorbei, über die Ebene der wilden Hunde. Die werden dir sicher nichts tun. Dann kommst du zu einem Tal, das ein paar Typen namens Feuereiter bewachen. Wenn sie dich durch das Tal lassen, darfst du weder reden noch die Binde um die Augen abnehmen, sonst stirbst du. Dann über die Berge und du bist am Meer. Da ist dann das Portal, das dich zu Raiden bringt. Und vergiss nicht, dem zu sagen, dass wir gleich nachkommen. - Und wenn du meine Freunde siehst, richte ihnen aus, ich will mich nur noch für einen miesen Scherz revanchieren, dann komme ich.“ „Ja, Inuyasha-sama.“ Shohei schob die Flöte in sein Gewand, überrascht, dass sie ihm dieses Artefakt anvertrauten, das sie unter solchen Mühen und Gefahren geholt hatten. Sesshoumaru musterte ihn kurz: „Für die Familie.“ „Ich habe verstanden.“ Ja, er war ein Mitglied einer der mächtigsten Familien Japans, das hatte er so lange vergessen, vergessen müssen. Shohei richtete sich auf: „Ihr werdet euer Vertrauen nicht bereuen!“ „Na, hoffentlich nicht, “ meinte Inuyasha: „Sonst ist nämlich unsere Welt in Gefahr.“ Der Großonkel nickte, ehe er seine wahre Gestalt annahm und davonrannte. Huacan schüttelte etwas den Kopf: „Was wollt ihr nun machen?“ „Wir gehen diesem Typen entgegen, nach Norden. Er will uns, nicht euch.“ Aber der Hanyou warf einen raschen Blick zu seinem Halbbruder. Nach diesem ganzen Seelen-Hin-Und-Her fühlte er sich dem seltsam nah, nun so nah, wie nie zuvor. Sesshoumaru drehte sich um: „Gehen wir.“ ********************************************** Onkelchen soll die Flöte nach Japan bringen - und die beiden Hundebrüder suchen nach dem Herrscher von Mu, in völliger Unkenntnis, was dieser oder seine Krieger können. Im nächsten Kapitel überlegt Takeshi zum ersten Mal, was er mit der Flöte des Windrufers machen soll - und die beiden Halbbrüder lernen Uxmal kennen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 16: Die Flöte des Windrufers ------------------------------------ Onkelchen soll also die Flöte des Windrufers zurück bringen. Ausgerechnet Shippou und Rin haben sich als einzige bislang Gedanken darüber gemacht, was danach passieren soll - und Takeshi sucht die Antwort... 16. Die Flöte des Windrufers In der diesseitigen Welt kehrte Takeshi mehr als nachdenklich zu seiner Hütte zurück, wo ihn die beiden Gruppen aus Menschen und Dämonen erwarteten. Für einen Augenblick warf er noch einen Blick auf den friedlich grasenden zweiköpfigen Drachen, ehe er seine Hütte betrat. Die dort Wartenden musterten ihn genau. Sie waren sich zuvor einig gewesen, dass er ihnen nicht alles erzählt hatte. Aber andererseits: er war hier der Wächter der Zugänge in Tatsumakis Welt, Hüter wohl einiger magischer Gegenstände, wie auch dieses Amuletts, das er um den Hals trug. Da würde er kaum jedem auf die Nase binden oder auch nur binden dürfen, was er alles konnte. Und er wäre nicht verpflichtet gewesen, sie bei sich auf Inuyasha und Sesshoumaru warten zu lassen. „Nun, Takeshi-sama, “ meinte Miroku daher auch nur: „Konntest du in Erfahrung bringen, was mit der Flöte des Windrufers geschehen soll, wenn die Halbbrüder sie hergebracht haben?“ „Ihr geht alle davon aus, dass es ihnen gelingen wird, nicht wahr?“ Der Gastgeber nahm Platz und ergriff mit dankbarem Nicken die Schale Tee, die ihm Kagome reichte. „Nun gut, sie haben Tatsumakis Aufgaben bewältigt. Aber die Flöte zu beschaffen, ist sicher noch mal etwas anderes. In jedem Fall ist sie ein zu gefährlicher Gegenstand, als dass man ihn irgendwo unbeaufsichtigt liegen lassen kann. Ja, auch das Versiegeln hat seine Tücken, wie der Verlauf der Zeiten bei den Mystikern gezeigt hat. Am besten wäre es, sie zu zerstören. Natürlich gibt es dabei einen Haken. Ich habe auch mit Tatsumaki Kontakt aufnehmen können.“ „Auch“ mit Tatsumaki. Seine Gäste sahen sich bedeutungsvoll an. Also wohl auch mit dem Donnergott. Takeshi schien wirklich nicht einfach irgendjemand zu sein. „Was für einen Haken?“ fragte Sango jedoch. Und Kagome gleichzeitig: „Können wir ihnen dann dabei helfen?“ „Das weiß ich noch nicht. Ich weiß immerhin inzwischen, wie man die Flöte des Windrufers endgültig vernichten kann. Da kommt euer Freund Inuyasha ins Spiel, mit seinem Schwert, das die Windnarbe findet.“ „Inuyasha kann sie zerstören! Das ist ja wunderbar, wenn es so einfach…“ Kagome brach ab und sah ihn an: „Und der Haken?“ „Dass es sich nicht um die Windnarbe handelt, die er mit seinem Schwert erzeugen kann, sondern sozusagen um deren Mutter. Man muss die Flöte des Windrufers zum Berg der Windnarbe bringen. Dort muss mit Hilfe eines mächtigen Youketsu eben eine Windnarbe entstehen oder gebildet werden. Und dann muss Inuyasha die Flöte mit seinem Schwert genau in diese Windnarbe werfen oder wie man das nennen will.“ „Sesshoumaru-sama hat ein sehr mächtiges Youketsu“, sagte Jaken prompt. „Aber er wird nicht bereit sein, weiterhin mit dem Bastard….“ Zwei Beulen später ergänzte er eilig „Mit Inuyasha zusammenzuarbeiten.“ Dieser Mönch war eindeutig zu aggressiv für seinen Berufsstand. „Wo befindet sich der Berg der Windnarbe?“ erkundigte sich Sango derweil. „Äh…ja.“ Takeshi stellte seine Schale ab: „Das ist sozusagen der zweite Haken. Ich weiß es nicht.“ Schweigen. Dann meinte Shippou: „Inuyasha muss das doch wissen. Ich meine, Tessaiga kennt doch die Windnarbe. Auch, wenn er sehr lange gebraucht hat, um sie zu finden…“ Rin nickte eifrig: „Sesshoumaru-sama ist bestimmt mächtig genug, so etwas entstehen lassen zu können.“ Sie verstand zwar nicht so ganz genau, wovon die Erwachsenen sprachen, aber Sesshoumaru-sama konnte alles, daran zweifelte sie nicht. Takeshi lächelte ein wenig: „Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit helft ihr Kinder mir auf den Weg. In der Tat. Ich sollte mich mehr mit Kindern beschäftigen.“ „Was ist dir eingefallen, Takeshi-sama?“ fragte Kagome neugierig. „Ich vermute...ich weiß es nicht… dass das Material, das zum Schmieden des Schwertes verwendet wurde, vom Berg der Windnarbe stammt. Das bedeutet, der Schmied muss wissen, wo er sich befindet.“ Er war stolz auf sich und wunderte sich ein wenig über das Aufstöhnen. „Oh je. Toutousai nach dem Weg fragen, “ meinte Kagome: „Ob er da nicht wieder die Hälfte vergisst, wenn er sich überhaupt noch daran erinnert?“ „Er wird sich schon daran erinnern müssen.“ Miroku ließ seine Hand wie beiläufig seitwärts gleiten. Er hatte sich schon seit Stunden zurückgehalten und hoffte auf ein Nachlassen der Wachsamkeit seiner Nachbarin. Als er auf die Knochen des Hiraikotsu traf, zuckte er rasch zurück. Es war nicht nötig, den auf die Finger zu bekommen. „In der Tat“, sagte Sango, ohne erkennen zu geben, dass sie den Zwischenfall überhaupt bemerkt hatte: „Wenn er sich gleich beiden Hundebrüdern gegenüber sieht…“ „Sesshoumaru-sama wird nicht mitmachen!“ Jaken fühlte sich missachtet. Selbst auf Rin wurde hier mehr gehört. „Wir reden am besten erst weiter, wenn die beiden wieder hier sind. Und die Flöte des Windrufers überhaupt dabei haben.“ Takeshi seufzte. „Ich habe in meinem Leben schon oft erfahren, dass man Dinge erst dann als gewiss betrachten soll, wenn sie auch eingetreten sind. Und, glaubt mir, meine Freunde, das waren nie angenehme Erfahrungen.“ Die Hundebrüder blieben auf ihrem Weg nach Norden stehen, als sie das Heer des Herrschers vor sich wahrnehmen konnten. „Was soll das denn?“ erkundigte sich Inuyasha bei niemand Bestimmten. Sesshoumaru antwortete auch nicht. Aber diese eigenartige Witterung….Das waren doch keine gewöhnlichen Krieger. Gewiss, da war Metall, aber kein Geruch nach Menschen. Eher nach Ameisen. In der Tat. Was sollte das denn? Aber gleich. Sein Ziel war der Herrscher von Mu. So ging er weiter. Der Hanyou schloss daraus, dass es der Herr Halbbruder auch nicht wusste. Aber wer konnte auch schon alles und jeden in diesem bizarren Land kennen? So machte er nur den Satz, der ihn an die Seite des Älteren brachte. Nur kurze Zeit später fanden sie die Quelle der eigenartigen Witterung – und erkannten, dass auch sie bemerkt worden waren, auf welche Art auch immer. Sie kamen über eine kleine Bodenwelle in ein weites Tal. Dort hatte sich ein Heer aufgebaut. Sie waren weniger überrascht, Krieger mit Rüstungen und Schwertern vor sich zu sehen, als über den Umstand, dass es sich in der Tat um menschengroße Ameisenkrieger handelte. „Keh“, machte Inuyasha leise, während er bereits zum Schwert griff: „Ist dieser ach so tolle Herrscher vielleicht auch eine Ameise?“ „Nein.“ „Und woher willst du das wissen? Können vollwertige Hundeyoukai seit Neustem hellsehen?“ „Denken.“ Der Hanyou folgte dem Blick des Älteren auf einen seitlichen Hügel. Dort standen Menschen, nun, zumindest menschenartige Gestalten, deren bessere Rüstungen ihren höheren Rang verrieten. „Keh!“ Er wiederholte sich, aber das war ihm in diesem Moment gleich: „Ist mir doch egal. Ich mach sie fertig.“ Er konnte unter seinen Fingern spüren, wie Tessaiga pulsierte, bereit, sich in den Kampf zu stürzen. Sesshoumaru legte ebenfalls die Klauen an Tokejin. Ihn störte die Tatsache ein wenig, dass es sich eindeutig um Ameisenkrieger handelte. Irgendetwas sollte er berücksichtigen, das sagte ihm sein Instinkt. Aber er wusste nicht, was. Dass sie auf dem besten Weg waren, sich zu zweit in einen Kampf gegen Hunderte zu stürzen, war es jedenfalls nicht. Immerhin war er nun beileibe nicht irgendwer – und hatte Tessaiga diesmal auf seiner Seite. Die Anführer der Gegner hatten sie anscheinend erkannt und Befehl zum Angriff gegeben. Im nächsten Moment rannte ein Heer aus hunderten menschengroßer Ameisenkrieger auf die Hundebrüder zu. Takeshi hob ruckartig den Kopf. „Was ist?“ fragte Kagome: „Kommen sie?“ „Ich weiß es nicht. Aber ich kann ein Pulsieren in Tatsumakis Energie spüren. Irgendetwas geschieht dort, im Krater.“ „Dann gehen wir nachsehen.“ Sie stand schon auf. „Kommt Sesshoumaru-sama?“ Rin strahlte auf. „Das wissen wir noch nicht, Rin-chan“, meinte Sango: „Wir gehen mal nachsehen. Es könnte ja auch etwas anderes sein.“ „Die Kinder...“ Takeshi sah seitwärts. Kagome verstand: „Shippou, passt du derweil hier auf Rin auf?“ Der kleine Fuchs nickte eifrig. Er war immerhin ein waschechter Dämon und konnte auf das Menschenmädchen sicher gut aufpassen. Schließlich war auch ihm klar, wie Sesshoumaru reagieren würde, wäre ihr etwas zugestoßen. Jaken nahm das zur Kenntnis. Immerhin konnte er dann mit hinausgehen. Nun, er hoffte, dass Sesshoumaru-sama endlich zurückkehren würde, mit oder ohne den Bastard, damit er selbst von den Menschen hier wegkäme. Aber ihm war auf der anderen Seite auch bewusst, dass das Warten hier in einer Hütte bei Essen und Trinken mit Inuyashas Bande angenehmer war, als mit Rin in der Wildnis zu sitzen, und allein für sie und ihre Ernährung verantwortlich zu sein. So waren die Erwachsenen rasch im Krater. Falls es jemandem aufgefallen war, dass sich Jaken ein wenig dezent hinter der Dämonenjägerin und dem Mönch hielt, so verlor doch niemand ein Wort darüber. Kagome trat neugierig auf die linke Seite Takeshis. „Ich sehe nichts…“ „Es ist bislang auch nur zu spüren“, gab Miroku zurück: „Diese Energie gehört eindeutig Tatsumaki. Aber da ist noch etwas anderes…eine göttliche Macht. Womöglich die vom Herrn des Donners.“ „Dann kommen sie doch zurück?“ Gespannt beobachteten alle, wie in der Mitte des Kraters ein silbriger Kreis erschien, den sie in dieser Art bereits einmal gesehen hatten: das Portal, in dem die Halbbrüder versunken waren. Nun tauchte dort eine weiße Schnauze auf, ein riesiger, weißer Hund, der zu ihrer Enttäuschung vier Pfoten besaß. Unwillkürlich wichen sie auseinander, kampfbereit. Wer war das? Im nächsten Moment verwandelte sich der Hund in eine Menschenform, mit langen grauen Haaren und spitzen Ohren, eindeutig ein Youkai. In der Hand trug er eine dreißig Zentimeter lange Holzflöte. Die Wartenden starrten den Unbekannten etwas fassungslos an. Der Hausherr fing sich am schnellsten: „Mein Name ist Takeshi. Wie ich sehe, hast du die Flöte des Windrufers bei dir.“ „Äh, ja. Mein Name ist Shohei. Ich soll sie hier abgeben, sagte Sesshoumaru-sama.“ Mit solch einem großen Empfangskomitee hatte er nicht gerechnet. „Nun, eigentlich dem Herrn des Donners übergeben.“ Takeshi nahm sie ihm einfach aus der Hand: „Danke, du kannst sie mir überlassen. - Und wo sind die Halbbrüder?“ „Ist Inuyasha etwas zugestoßen?“ erkundigte sich Kagome gleichzeitig: „Du…du bist doch auch ein Hundeyoukai?“ Shohei vernachlässigte, dass er von einem Menschen geduzt wurde. Das war ihm in den letzten Jahrhunderten dauernd widerfahren. So antwortete er ehrlich: „Ich weiß nicht, wo sie sind. Als sie die Flöte des Windrufers aus der Höhle geholt hatten, warnten die Mystiker, dass Uxmal, das ist der Herrscher von Mu, mit einem Heer käme. Sesshoumaru-sama befahl mir, die Flöte zu nehmen und Inuyasha-sama…“ Diese höfliche Anrede des Hanyou durch einen vollwertigen Youkai war erstaunlich, aber niemand sagte etwas dazu: „… beschrieb mir den Weg. Ich gelangte auch ohne größere Schwierigkeiten zu dem Portal. Ein Magier namens Maho war nämlich so freundlich, mir behilflich zu sein. Und nun bin ich wieder zuhause.“ Er atmete durch: „Ich vermute, dass sich die beiden dem Herrscher stellen wollten - und dessen Heer, um mir und den Mystikern Zeit zu verschaffen.“ „Dann kommen sie bestimmt bald“, meinte Kagome, die nur ein wenig überrascht war, dass sich auch der ältere Halbbruder an solch einer Rettungsaktion beteiligt haben sollte. Normalerweise neigte der nicht dazu. Oder hatte ihn dieser Herrscher irgendwie verärgert? „Da bin ich mir nicht so sicher“, erwiderte Shohei: „Ja, meine Großneffen sind stark, haben wirklich gute Fähigkeiten, aber wir reden hier vom Heer und dem Herrscher von Mu.“ „Großneffen?“ wiederholten Miroku und Jaken gleichermaßen überrascht. „Ja.“ Der Hundeyoukai sah zu Takeshi, der die Flöte des Windrufers in seiner Hand ein wenig unschlüssig betrachtete: „Da ihr wohl die Freunde Inuyasha-samas seid: ich soll euch noch ausrichten, dass er bald käme. Meine Aufgabe ist erledigt. Ich gehe. Vielleicht ist es dem Donnergott möglich, in Erfahrung zu bringen, was aus den beiden wurde.“ Ohne weiteres Wort verwandelte er sich erneut in einen großen Hund, der mit weiten Sätzen davonlief – endlich wieder zuhause und in Freiheit. „Na, wunderbar, “ seufzte Kagome: „Raus aus der Bratpfanne, rein ins Feuer, sagt man bei mir dazu. Hoffentlich schaffen es die beiden, zu dem Portal zurückzukehren, ehe dieser Herrscher und sein Heer bei ihnen sind.“ „Um ehrlich zu sein: das hat sich eher so angehört, als ob sie ihn suchen wollen.“ Sango blickte seitwärts: „Die beiden gehen doch keinem Kampf aus dem Weg.“ „Kannst du etwas spüren, Takeshi-sama?“ fragte Miroku: „Du hast doch das Amulett…“ „Ja, das schon. Ich spüre jedoch im Moment nichts. – Nun, ich werde versuchen, herauszufinden, was mit den beiden Hundebrüdern geschehen ist. Aber ich muss zugeben, dass sich das nicht sehr gut angehört hat. Immerhin kann dieser Herrscher die Flöte nicht mehr bekommen.“ „Raiden-sama wird sie sicher bei dir holen.“ Sango drehte sich um: „Dann gehen wir zu Shippou und Rin zurück in die Hütte. Sagst du uns, wenn du etwas in Erfahrung bringen konntest?“ „Ja.“ Takeshi schob die Flöte des Windrufers in sein Gewand: „Ich kann jedoch nichts versprechen….“ „Natürlich“, meinte Kagome eilig: „Aber danke, dass du es versuchst.“ Takeshi wartete, bis die Menschen verschwunden waren, ehe er sich wieder dem Mittelpunkt des Kraters zuwandte und an sein Amulett fasste. „Das haben die Hundejungs gut gemacht“, murmelte er. „Endlich ist die Flöte des Windrufers nicht mehr in Gefahr, durch diesen Uxmal, und, noch schlimmer, damit durch den Hüter der schwarzen Flamme, missbraucht zu werden. Aber wenn die Gerüchte stimmen, die ich hörte, ist der Kerl sehr rachsüchtig. Und er wird kaum begeistert sein, dass sie ihm seine Beute weggenommen haben. Kannst du herausfinden, ob sie noch am Leben sind, Tatsumaki?“ Für eine ganze Weile herrschte Stille im Krater, ehe eine Böe aufkam. Etwas wie ein Flüstern im Wind war zu hören, dann wurde es wieder still. „Oh je.“ Keine Nachrichten waren immer schlechter als irgendeine. Die Menschen in der Hütte mussten also wohl weiter auf glühenden Kohlen sitzen, was aus ihren Freunden geworden war. Und die Flöte des Windrufers zu vernichten, wäre auch nur den Hundebrüdern zuzutrauen. Er drehte sich um. Ihnen blieb wirklich nichts, außer zu warten. Irgendwo dort auf Mu mussten die Halbbrüder ihren Part aus dem Stegreif spielen. Und er war sicher, dass dies ein harter Teil werden würde. Das Ameisenheer des Herrschers von Mu griff permanent an, vollkommen unberührt von der Tatsache, dass die Gegenattacken der Halbbrüder schon vielen von ihnen das Leben gekostet hatten. Diese hatten sich gezwungen gesehen, sich Rücken an Rücken zu drehen, um sich gegenseitig so zu decken. Von allen Seiten kamen die Krieger in scheinbar nicht enden wollender Menge auf sie zu, gelangten immer wieder seitwärts nahe an sie heran. Schon einige Male hatte Inuyasha sich nur durch Stahl auf Stahl verteidigen können, ehe es ihm wieder gelang, den Weg der Windnarbe zu finden, eine Schneise durch die Angreifer zu schlagen. Verwünscht, dachte er, dieses kleine Abenteuer wurde langsam ein wenig zu abenteuerlich. Wann kapierten diese Ameisen eigentlich, dass sie keine Chance hatten? Oder besser gefragt, wann gaben die auf? „Was sind denn das für Idioten?“ fragte er ein wenig keuchend. „Warum verschwinden die nicht…“ Weil es Ameisen sind, war Sesshoumaru versucht, zu erwidern. Jetzt wusste er, warum ihn sein Instinkt gewarnt hatte. Natürlich. Sie würden weiterhin attackieren, gleich, wie viele sie töten würden, solange auch nur noch ein Krieger auf den Beinen war und solange der lenkende Wille dahinter nicht verschwunden war. Und das war in diesem Fall Uxmal. Solange der Herrscher am Leben war, solange würden die Krieger angreifen. Es wurde also Zeit für einen Gegenangriff, gerichtet auf diesen. Ohne jedes Wort sprang der Hundeyoukai vorwärts, mitten in die Gegner hinein, bereits die nächste Energieattacke losjagend. „He!“ entfuhr es Inuyasha, als er das mitbekam. Was sollte das denn jetzt? Der Mistkerl ließ ihn hier einfach ohne Deckung stehen, bloß, weil er eine Spontanidee hatte? Er schlug mehr oder weniger blind um, sich, um etwas Luft zu bekommen, da die Krieger den Fehler bemerkt hatten und unverzüglich jeden der Halbbrüder von allen Seiten angriffen. Es war die schiere Überzahl und die Tatsache, dass die Ameisen jeden Toten auf ihrer Seite vollständig ignorierten, nur die Lücke auffüllten, die dazu führte, dass die Hundebrüder zu Boden gerissen wurden. Inuyasha spürte, wie sich etwas Schmerzendes, Kaltes um seine Handgelenke legte, seine Arme so fest an seinen Körper presste, dass er sich nicht mehr wehren konnte, obwohl er noch immer Tessaiga in der Hand hatte. Er erkannte, dass es sich um eine dieser Ketten handeln musste, mit denen auch Onkelchen gefesselt gewesen war. Wie hatten es die Mystiker genannt? Ketten des dunklen Feuers. Wo sie seine Haut berührte, brannte es auch so. Eine weitere wurde um seine Ellbogen und seine Brust geschlungen. Er konnte vor lauter Ameisenkriegern nichts sehen, aber er war sicher, dass es seinem Halbbruder kaum anders erging. Es war kein Kampflärm mehr zu hören. Verdammt! Hatten sie es etwa geschafft, gegen diesen dämlichen Herrscher zu verlieren? Er bäumte sich auf, sinnlos, weil ihn sechs oder sieben Gegner zu Boden drückten. Jemand rief: „Nehmt ihnen die Schwerter, aber steckt sie zu ihnen. Ich spüre Magie.“ Leiser fuhr der Sprecher fort: „Es sind magische Klingen, die man erst nach dem Tod des Besitzers an sich nehmen kann und soll. Nun, ich werde mich darüber freuen. Wieder neue magische Artefakte.“ „Keh!“ machte Inuyasha, während er hochgezerrt wurde, die Krieger ihm gleichzeitig Tessaiga aus der Hand nahmen. Es waren keine Youkai und so wirkte der Bannkreis nicht. Sie schoben es in die Scheide. Er sah, dass ein Stück neben ihm Sesshoumaru stand, auch er diese Ketten um sich, die seinen rechten Arm an den Körper pressten, umgeben von Ameisenkriegern. So, wie der dastand, wirkte er allerdings eher wie deren Befehlshaber. Arroganter Mistkerl, dachte der Hanyou unwillkürlich. Aber irgendwo war er froh darum. Er wurde hinübergeschubst. Die Krieger machten ihrem Herrscher Platz, einem Mann um die Vierzig, in vornehmer Rüstung, mit langen schwarzen Haaren. Keiner der Halbbrüder bezweifelte, dass es sich um Uxmal handeln musste. Er betrachtete sie: „Wo ist die Flöte des Windrufers?“ Da er keine Antwort bekam: „Oh, ihr habt sie versteckt? Das dachte ich mir schon fast. Und ihr wollt natürlich nicht sagen, wo sie ist. Glaubt mir, Jungs, ihr werdet reden, ehe ihr sterbt. Legt ihnen die Halsbänder an.“ Inuyasha warf einen raschen Blick seitwärts. Aber Sesshoumaru stand wie zu Stein erstarrt. Er war zu dem Entschluss gekommen, dass Gegenwehr im Moment schiere Kraftverschwendung wäre, ja, peinlich geradezu. Und so überaus verdrießlich er die erste Gefangenschaft seines Lebens fand – es würde sich eine Gelegenheit ergeben, die Ketten des dunklen Feuers mit Tenseigas Hilfe loszuwerden und diesen Uxmal seine Klauen spüren zu lassen. Ganz sicher. Irgendwann wäre der mit weniger Kriegern umgeben, irgendwann würde er selbst eine Möglichkeit haben, Tenseiga zu ziehen. Aber er hatte nie mehr Selbstbeherrschung gebraucht, als in diesem Augenblick, als ihm die Krieger ein Halsband aus dem magischen Metall umlegten, das durch eine nur einen Meter lange Kette mit Inuyashas verbunden war, sie so zwang, buchstäblich Seite an Seite zu stehen. „Schöner Mist!“ murmelte der Jüngere. Aber er war sicher, dass Uxmal nicht lange triumphieren konnte. Sie mussten nur diese blöden Ketten loswerden. Dafür hatte sich Tenseiga ja schon bei ihrem Onkel als sehr nützlich erwiesen. Dann würde er diesem so genannten Herrscher die Windnarbe höchstpersönlich um die Ohren hauen. Nein, noch war nicht aller Tage Abend. Und aufgeben war seine Sache noch nie gewesen. ************************************************* Uxmal hat die Hundejungen buchstäblich an die Leine gelegt. Sie hätten Großonkelchen wohl besser zuhören sollen, wenn der von dem magisch mächtigen Herrscher, dessen unbesiegbarem Heer und den Ketten des dunkeln Feuers berichtete... Takeshis kleine Geheimnisse könnten ihnen noch weitere Probleme bescheren, falls sie je zurückkommen. Im nächsen Kapitel: Im Kerker von Mu haben beide Halbbrüder überraschende Erkenntnisse - über sich und den jeweils anderen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 17: Im Kerker von Mu ---------------------------- Kleine Fehler passieren eben. Nur, die Folgen... 17. Im Kerker von Mu Die beiden Halbbrüder sahen sich dazu gezwungen, nebeneinander herzugehen, buchstäblich auf Tuchfühlung. Die Kette, die ihre Halsbänder verband, war zu kurz, um sich entfernen zu können, und sie hatten rasch festgestellt, dass das magische Metall erhebliche Schmerzen verursachte, wenn man daran zog. Irgendwie konnten sie Onkel Shohei jetzt besser verstehen, auch, wenn sie es niemals zugegeben hätten. Die anderen Ketten fesselten ihre Hände und Arme so eng an den Körper, dass selbst Inuyasha, der seine Finger direkt neben Tenseiga hatte, keine Chance besaß, das Schwert des Lebens zu ziehen. Immerhin wussten beide, dass sie damit die Möglichkeit hatten, die Ketten des dunklen Feuers zu brechen. Früher oder später würde eine Gelegenheit kommen, das war ihnen klar. Und dann würde dieser dämliche Herrscher mit Zinsen zurückbekommen, was er hier gewagt hatte. Im Augenblick blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig, als sich von der Übermacht der Ameisenkrieger abführen zu lassen. Sie waren schon Stunden unterwegs, als vor ihnen zwischen den Hügeln eine größere Stadt auftauchte, deren Häuser alle aus roten Ziegeln errichtet waren. Im Zentrum der Stadt erhob sich ein großes, gestaffeltes Bauwerk, das die ebenerdigen Häuser um zwei bis drei Stockwerke überragte. Sie zweifelten nicht daran, dass es sich um den Herrschaftssitz Uxmals handeln musste. Bevor sie diesen jedoch erreichten, wurden sie durch einen ummauerten Hof geführt, auf dessen Seite sich Tribünen erhoben. Mehrere fast drei Meter hohe steinerne Säulen befanden sich in der Mitte des Hofes, alle mit den dunklen Ketten versehen. Zwischen zweien war ein Mensch angebunden, oder eher etwas, das einmal ein Mensch gewesen war. Inuyasha stellte für sich fest, dass er jetzt begriff, warum Takeshi gemeint hatte, Tatsumaki sei nicht böse in dem Sinn. Trotz seines merkwürdigen Sinns für Humor wusste der Sturmbringer, dass in seiner Welt keine seiner Taten Folgen haben würde. Und er fühlte sich für seine Welt verantwortlich. Uxmal dagegen musste wissen, dass seine Taten Folgen haben würden – und was für welche. Was für ein mieser Kerl. Man sollte ihn wirklich aus dem Verkehr ziehen. Der Herrscher von Mu drehte sich um, um die Reaktion seiner Gefangenen auf die Hinrichtung zu sehen. Er war etwas enttäuscht. Die Augen des Jüngeren verengten sich nur ein wenig, die des Älteren zeigten nichts. So sagte er: „Ich werde hier noch ein wenig aufräumen lassen, damit ihr morgen genügend Platz habt. - Ich will die Flöte des Windrufers und ich werde sie bekommen.“ „Das kannst du vergessen“, sagte Inuyasha sofort, in der Überzeugung, dass Großonkelchen Shohei alles erledigt und die Flöte heil zu Raiden gebracht hatte. „Oh nein, mein junger Freund.“ Das klang fast milde: „Ihr beide habt die Flöte bei den Mystikern geholt. Der Bann ist erloschen. Also habt ihr sie entweder bei euch – aber das glaube ich nicht, denn ich müsste sie spüren – oder aber ihr habt sie in weiser Voraussicht versteckt. Wenn ihr mir gleich sagt, wo, erspart ihr euch eine Menge Schmerzen. Natürlich nicht alle, denn ihr habt mich geärgert.“ „Vergiss es.“ Uxmal lächelte flüchtig: „Ich verstehe. Ihr seid in eurem Land mächtige Wesen, Wesen der dunklen Seite. Aber gerade darum könnt ihr ebenso wenig gegen die Ketten ausrichten, wie ein gewöhnlicher Mensch. Einem Menschen fehlt die schiere Kraft - euch dagegen das lautere Gefühl. Pech für euch, würde ich sagen.“ „Das werden wir sehen!“ fauchte Inuyasha. Immerhin trug sein Halbbruder Tenseiga, das schon bewiesen hatte, die Ketten des dunklen Feuers zerstören zu können. Alles, was sie brauchten, war eine Chance. „Überdies, meine Krieger, meine Ameisenkrieger, sind euch an Zahl wirklich haushoch überlegen.“ „Ja, du Vollidiot hast anscheinend keine Menschen dazu bekommen, für dich zu kämpfen!“ „Ach, denkst du? Nein, Kleiner. Ich schone meine Menschen nur für die wirklich wichtigen Aufgaben. Den Rest erledigen die Ameisen. Meine Magie besteht aus vielerlei magischen Artefakten und ist mächtig genug, aus kleinen, im Gras laufenden Ameisen Krieger zu erschaffen. Und die setze ich gegen solche Idioten wie euch ein. Sie sind stark, zielbewusst und sehr leicht zu erneuern. - Im Übrigen stelle ich mit gewissem Missmut fest, dass ihr keinerlei Anstalten macht, mir gegenüber höflich zu sein. Schlecht erzogene Kinder. – Bringt sie in den Kerker. Und sorgt dafür, dass sie lernen, sich zu verbeugen.“ Der Hanyou versuchte, sich zu wehren, als die Krieger erneut zupackten. „Lass!“ befahl Sesshoumaru daher. Inuyasha sah irritiert zu seinem unfreiwilligen Nachbarn auf: „Was...?“ Hatte der Herr Halbbruder etwa eine Idee? Das nicht, aber er wollte seinen Stolz wahren. Und wie ein Paket abgeschleppt zu werden, wäre noch schlimmer, als gefesselt abgeführt zu werden. Es würde sich eine Gelegenheit zum Zuschlagen ergeben, ganz sicher. Nur noch ein wenig Selbstbeherrschung… Aber er wusste, dass er nie zuvor in seinem Leben soviel Fassung benötigt hatte, nie zuvor in eine so demütigende Situation geraten war, wie hier und heute, als ihn die schiere Menge der Krieger in einer Zelle auf die Knie drückte. Inuyasha war noch immer eng an ihn gefesselt, und die Kette, die ihre beiden Halsbänder verband, wurde an einen Ring im Boden geschlossen, so dass sie nebeneinander vorgebeugt knien mussten. Das war das Erniedrigendste, was er sich nur hatte vorstellen können und er konnte nicht das wütende Knurren verhindern, das aus seiner Kehle drang, den Anstieg seiner Energie. Leider führte das Anwachsen des Youki erneut zur Aktivierung der magischen Ketten und fügte ihm nur Schmerz zu. Die Krieger verschwanden mit einem Lachen. Dieser Uxmal war schon tot. Er würde seine Klauen in ihn rammen…würde… „Äh…Sesshoumaru…?“ Er warf einen Blick seitwärts. Was wollte denn der unfähige Bastard schon wieder? Am liebsten hätte er ihn getötet, nur, um sich abzureagieren, aber zum einen war das eines Sesshoumaru nicht würdig, um zweiten verhinderten die Fesseln so gut wie jede Bewegung der Hände. „Ich habe eine Idee!“ verkündete Inuyasha. Das war zwar sehr merkwürdig, aber was sollte es: „Nun?“ „Wenn es zieht…es ist gleich vorbei.“ Mit einer raschen Seitwärtsbewegung drehte sich der Hanyou. Die Kette, die ihre Halsbänder an den Ring im Boden fesselte, war eng, aber sie konnte nicht verhindern, dass er nicht mehr kniete, sondern sich auf dem Rücken ausstreckte, eine Haltung, die weitaus weniger peinlich war. Sesshoumaru folgte unverzüglich diesem Beispiel, nutzte allerdings die Kettenlänge voll aus, als er sich nicht niederlegte, sondern mit den Schultern an die Wand lehnte. Seit wann hatte der Jüngere denn gute Ideen? Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den Hundebrüdern. Inuyasha lag fast entspannt auf dem Rücken und blickte zu der Decke, oder eher, ins Nichts. Sesshoumaru hatte im Kampf ohne Absprache gehandelt, war impulsiv losgerannt – etwas, auf das er eigentlich selbst bislang das Exklusivrecht hatte. Sollte er ihm das hinreiben? Der Herr Ich-bin-Perfekt hatte sie dadurch schließlich in diese Situation gebracht. Und zum ersten Mal in seinem Leben sah sich der Hanyou in der Lage, die aristokratische Nase seines Halbbruders in den Staub zu drücken. Seltsamerweise stellte er fest, dass er gar nicht das Bedürfnis danach hatte. So sehr hatte er sich das einmal gewünscht…und jetzt, wo er es konnte, wollte er es nicht mehr. Er wusste nur zu gut, wie dämlich man sich fühlte, wenn man versagt hatte – auch, ohne dass es einem noch einer hinrieb. Nein. Der Ältere lehnte nachdenklich an der Wand, soweit es die Ketten gestatteten. Warum hatte der Hanyou das getan? Kein böses Wort über seinen – durchaus mittlerweile erkannten - Fehler im Kampf gegen die Ameisenkrieger, kein Streit – nur eine Möglichkeit, wie er, Sesshoumaru, seinen Stolz wahren konnte, ohne den des Jüngeren zu gefährden. Dieser Uxmal würde seine Klauen noch zu spüren bekommen. Dieser unverschämte… ihm fiel keine Beleidigung ein, die ausdrücken konnte, was er bei dieser Gefangennahme oder gar dieser Fesselung empfand. Dabei hatte er mit Tenseiga die Möglichkeit, die Ketten des dunklen Feuers zu brechen. Aber er konnte nicht an seine Schwerter gelangen – und auch Inuyasha würde das nicht gelingen. Es würde jedoch eine Gelegenheit kommen, sicher. Und dann war Uxmal fällig. Der Hundeyoukai warf einen Seitenblick auf seinen Halbbruder – genau in dem Moment, in dem der dies auch tat. Im Halbdunkel der Zelle verschwammen ihre Gesichtszüge. Nur das weiße Haar und die goldenen Augen drängten sich auf. Und beide hatten in diesem Augenblick das Gefühl, in einen Spiegel zu sehen. Er ist wie ich…war alles, was sie noch dachten. Nach einem scheinbar endlosen Moment wandte Inuyasha den Kopf ab und brach damit den Zauber. Schweigend hingen beide ihren Gedanken nach. Der Hanyou dachte an Onkelchen. War Shohei sicher nach Hause gekommen und hatte die Flöte des Windrufers übergeben? Dann wäre wenigstens Kagome, wären alle seine Freunde in Sicherheit. Raiden hatte ja gesagt, er würde ihnen dann nichts tun. Immerhin etwas. Kagome.. Er vermisste sie. Seit Tagen zog er hier allein, nein, mit seinem ungeliebten Halbbruder, durch die Lande, immer mit neuen kleinen Aufgaben betraut….Wobei, er musste zugeben, dass das Reisen mit Sesshoumaru nicht ganz so unangenehm war, wie er es zuvor geglaubt hatte. Irgendwie kamen sie doch miteinander aus, auch, wenn ihm klar war, dass es sich nur um einen sehr vorübergehenden Zustand handeln würde. Sobald sie zurück waren, würden sie ihr Duell fortsetzen. So war es. Und er würde sich nicht davor drücken. Oder es würde hier alles schief gehen und sie sich nicht befreien können, und dann morgen von diesem dämlichen Uxmal hingerichtet werden. Nein, erkannte er trotzig. Daran wollte er nicht einmal denken. Sesshoumaru versuchte noch einmal, die Ketten mit Kraft zu sprengen, aber selbst seine genügte dafür nicht. Im Gegenteil. Anscheinend schmerzte der Versuch nur umso mehr, je stärker das Opfer war. Er musste an Tenseiga gelangen…nur wie? Jetzt würde Großonkel Shohei die Flöte zurückgebracht haben. Das bedeutete, dass Rin und Jaken vor dem Zorn des Donnergottes sicher waren. Immerhin etwas. Die jetzige Lage war arg genug, nun, bestimmt die verdrießlichste, die er je erlebt hatte. Schlimmer hätte es nur noch kommen können, wäre statt des Hanyou Rin hier bei ihm gefangen. Er musste zugeben, direkt froh darum zu sein, dass es stattdessen Inuyasha getroffen hatte, auch, wenn das bedeutete, dass er selbst nun angekettet wie einer jener entfernten tierischen Verwandten neben einem Halbblut saß. Allerdings stellte er fest, dass der keinerlei Angstwitterung aussandte. Anscheinend rechnete der Bastard immer noch damit, dass sie eine Chance bekommen würde, ebenso, wie er selbst. Das war fast ein wenig erstaunlich. Oder war der zu dumm, um zu begreifen, dass dieser Abschaum eines Herrschers plante, sie morgen zu zwingen zu verraten, wo sich die Flöte des Windrufers befand? Und das nur, um sie anschließend grausam hinrichten zu lassen? Nein. So töricht konnte nicht einmal Inuyasha mit seinem unbedarften Gemüt sein. Lange Zeit herrschte Schweigen. Es wurde draußen Nacht, die Zelle versank in vollkommener Schwärze. Erst, als die ersten Strahlen der Morgendämmerung durch das winzige Fenster drangen, den kleinen Raum wieder in Halbdunkel hüllte, drehte Inuyasha den Kopf: „Gleich, wie das hier ausgeht…ich möchte dich noch etwas fragen.“ Sesshoumaru blickte schweigend geradeaus, aber sein Habbruder kannte ihn gut genug, um das als Zustimmung zu deuten. Überdies, dachte er mit gewisser Heiterkeit, war dies mit Sicherheit das erste Mal, dass der Hundeyoukai gar nicht anders konnte, als ihm zumindest zuzuhören. „Wie war Vater?“ Sesshoumaru war erstaunt. Bislang hatte sich dieser Trottel doch immer darauf berufen, dass Vater ihm Tessaiga hinterlassen hatte, ohne sich weiter um den zu kümmern. Nein, korrigierte er sich, das stimmte nicht ganz. Bei ihrem Kampf auf Vaters Körper, um Tessaiga, hatte Inuyasha gemeint, dem wäre es nicht recht, dass sie sich duellieren würden. Und Vater könnte sie mit seinen Klauen alle beide zerquetschen. Nun, da hatte der Bastard wohl recht. Langsam antwortete er: „Er war der Stärkste unter allen Lebenden.“ Und er würde nie erfahren, ob er ihn erreicht hatte, ihn womöglich übertreffen könnte. Schuld daran waren nur Inuyasha und seine Menschenmutter… „Ja“, sagte der: „Das denke ich mir. Ich meinte…“ Er hätte um ein Haar gesagt: „als Mensch“, aber das wäre wohl denn doch zuviel gewesen: „Freundlich?“ „Gerecht.“ Unfähig zu lügen, ergänzte der Ältere: „Und zu Menschen sicher freundlich, nehme ich an.“ Natürlich, dachte der Hanyou. Das würde ein Youkai kaum einschätzen können. Immerhin hatte er mit einer Menschenfrau einen Sohn bekommen….Aber er würde selbst einen momentan geradezu redseligen Sesshoumaru kaum dazu bekommen, ihm zu sagen, ob er schon zuvor sich einer Menschenfrau angenähert hatte. So meinte er langsam: „Dann wäre er auch zu mir freundlich gewesen?“ Das war ja wohl die törichtste Frage aller Zeiten, dachte Sesshoumaru prompt. Er konnte gerade noch das zornige Aufwallen seines Youki unterdrücken, um zu verhindern, dass die magischen Ketten ihn erneut schmerzten. „Vater ist für dich und deine erbärmliche Mutter gestorben!“ knurrte er nur. Und das würde er ihnen nie verzeihen. Inuyasha fühlte sich etwas schuldbewusst. Aber das hatte er nicht gemeint. Wie jedoch sollte er das verdeutlichen, seine Ungewissheit klar machen, ob es da einen Youkai gegeben hätte, der ihn anerkannt hätte? Auch, wenn er selbst nur ein halber war? Mehr zur Verteidigung fauchte er zurück: „Das weiß ich! Aber das ist ja wohl kaum meine Schuld gewesen, oder? Ich war da gerade geboren. Wenn du schon auf jemanden sauer sein willst, dann doch auf diesen blöden Takemaru!“ „Dieser Abschaum….“ Für einen Moment schwiegen beide, ehe der Hanyou noch einen Versuch startete. „Wenn er nicht gestorben wäre…..wäre unser Verhältnis dann anders?“ Der Hundeyoukai erkannte für sich, dass er selbst sich diese Frage nie gestellt hatte. Nun, es war für einen Youkai vollkommen unüblich, etwas, das Fakt war, zu ignorieren. Daran konnte man den menschlichen Anteil des Halbblutes wieder einmal nur zu deutlich erkennen. Was wäre wenn….gehörte nicht zu seinen gewöhnlichen Gedanken. Nun gut. In diesem Fall hätte es keinen Streit um Tessaiga gegeben – und Vater hätte sicher verhindert, dass er selbst auch nur versucht hätte, den Kleinen umzubringen. Er hätte, wie immer, diese Izayoi und ihren Sprössling beschützt. „Möglich“, gab er dann widerwillig zu. Inuyasha atmete tief durch. Ob es möglich wäre…nein. Was geschehen war, war geschehen, und nicht zu ändern. Immerhin wusste er nun, dass Sesshoumaru ihn nicht nur wegen Tessaiga ins Jenseits befördern wollte, sondern auch, weil er ihm quasi die Schuld dafür gab, dass ihr Vater gestorben war. Blödsinnig geradezu, für einen ansonsten nüchtern denkenden Typen, aber das war wohl eben so. Gleichwohl konnte er nun davon ausgehen, dass, wenn Vater noch am Leben wäre, der und auch sein Halbbruder ihn anders betrachtet hätten, als die anderen Youkai. Und das war schon einmal viel wert. Das feine Gehör der Hundebrüder ließ sie sich unwillkürlich etwas anspannen. Schritte näherten sich draußen auf dem Gang ihrer Tür. Und sie waren noch immer so verdammt hilflos, eine Tatsache, die sie in seltener Einigkeit in Zorn versetzte. Aber es würde sich bestimmt eine Gelegenheit ergeben, diese Ketten des dunklen Feuers loszuwerden und endlich selbst anzugreifen. Im Augenblick war davon jedoch nichts zu spüren, als sich eine Menge der Ameisenkrieger in die Zelle drängte. Anscheinend war Uxmal sehr vorsichtig und ging trotz der magischen Fesseln kein Risiko ein. Sie wurden empor gezerrt, noch immer durch die Kette mit den Halsbändern aneinander gefesselt, und abgeführt, in jenen Hof, in dem gestern schon eine Hinrichtung stattgefunden hatte. Zum ersten Mal entdeckten sie dort neben Ameisen auch menschliche Krieger, darunter zwei Männer, die andere Kleidung trugen. Sie bezweifelten nicht, dass dies die Henker waren. „Keh!“ machte Inuyasha leise. Das sah übel aus. Bislang hatten sich Uxmals Krieger keinen einzigen Fehler geleistet. Er selbst kam noch immer nicht an Tessaiga. Nur einen Moment bräuchte er, nur einen kleinen Augenblick der Unaufmerksamkeit…. Aber er konnte nicht ganz verhindern, dass er ein sehr eigenartiges Gefühl im Magen bekam, als er ein Becken mit glühenden Kohlen entdeckte, worauf einige Metallwerkzeuge lagen. Irgendwie wollte er gar nicht wissen, was das war und welchem Zweck es dienen sollte. Natürlich war sein Körper nicht so, wie der eines Menschen, Verletzungen würden schnell abheilen, aber… Ja, aber. Er warf unwillkürlich einen Blick seitwärts. Sesshoumaru betrachtete scheinbar ungerührt die sie Erwartenden, aber er kannte ihn doch gut genug, um zu wissen, dass dieser in einer buchstäblichen Mordsstimmung war. Wenn sich auch nur eine Chance auftat, würde es Tote geben. Und Inuyasha gab nur sich selbst zu, dass es ihn aufmunterte. Der Hundeyoukai blieb regungslos stehen, als seine Nase ihm verriet, wer sich näherte. Nur seine Augen glitten seitwärts, musterten den näher kommenden Herrscher. Inuyasha bemühte sich, es ihm gleich zu tun. Um nichts auf der Welt sollte dieser Mistkerl auch nur annehmen können, sie eingeschüchtert zu haben. Das war er seinem, waren sie ihrem Stolz schuldig. Der Herrscher blieb vor den beiden stehen: „Nun, eine Nacht auf Knien scheint euch nicht viel ausgemacht zu haben. Ihr verweigert mir immer noch die nötige Ehrerbietung.“ „Keh! Als ob du sie verdient hättest!“ kam es unverzüglich vom Hanyou. „Und immer noch mit dem Mund vorneweg! Wie ein Hund, der am lautesten bellt, wenn man ihm die Zähne gezogen hat. Ich bin neugierig, wie laut du später schreien kannst. Aber nun zu etwas anderem. Wo habt ihr die Flöte des Windrufers versteckt?“ „Wir haben keine Ahnung, wo sie im Moment ist“, erklärte Inuyasha, völlig wahrheitsgemäß. „In der Tat? Wie kommt es nur, dass ich dir nicht glauben kann? Ihr habt die Flöte von den Mystikern bekommen. Und ihr seid jetzt hier. Sie ist weg. Da ist es doch logisch, dass ihr sie versteckt habt. Nicht wahr?“ „Da du Blödmann nicht alles weißt…“ Uxmal zeigte zum ersten Mal ein Anzeichen von Ärger, zügelte sich aber rasch: „Ich verstehe, Kleiner. Du hast Angst vor einem langsamen Tod und hoffst, mich durch Beleidigungen dazu zu bringen, dich einfach niederzustechen. Aber da irrst du dich. Das verlängert nur dein Sterben…“ „Wie kommst du auf die dämliche Idee, dass ich vor dir Angst haben könnte?“ Der Herrscher machte einige Schritte näher, um den Hanyou in die Augen blicken zu können: „Das solltest du aber haben, Junge. Doch, wirklich.“ Er wandte den Kopf, um dem Älteren ins Gesicht zu sehen. Dieser erwiderte den Blick kühl. Nein, dachte Uxmal. Da gab es keine Angst. Nicht in den bernsteinfarbenen Augen und nicht in dem Geist dahinter. Bei dem Kleinen hier war eher Unsicherheit zu spüren. Zwar nicht Angst, aber die schien er hinter seinem vorlauten Mundwerk gut zu verstecken: „Fangt mit ihm hier an, der mir so wunderbar widersprechen kann.“ Der geheimnisvolle Hüter der dunklen Flamme, der ihn seit Jahren bei seinem Aufstieg zum Herrscher mittels des magischen „Steins der Sicht“ beriet, hatte ihm gesagt, dass die Flöte absoluten Vorrang hatte. Beide Halbbrüder spannten sich unwillkürlich an, als die Verbindung zwischen ihren Halsbändern gelöst wurde. Wenn die Ameisenkrieger sie nun anders fesseln wollten, müssten sie sie freimachen. Nur einen Sekundenbruchteil lang. Und das würde genügen. Aber die Hoffnung sank, als die Wächter sie nur auseinanderzerrten. Während Inuyasha zu einem Platz zwischen zwei Säulen geführt wurde, zwangen die Ameisen den Hundeyoukai, sich an eine dritte zu lehnen. Eine weitere der Ketten des dunklen Feuers wurde um sie geschlungen, mit seinem Halsband verbunden, so dass er regungslos stehen bleiben musste. Sie ließen ihnen keine Gelegenheit. Nicht eine einzige. ************************ Tja. Das nächste Kapitel heisst: der Tag der Hinrichtung. Und das wird für die Hundejungs nicht erbaulich.... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält eine Info-ENS, wenn ich sehe dass das neue Kapitel online ist, bye hotep Kapitel 18: Der Tag der Hinrichtung ----------------------------------- Für Carcajou und Tigerin, die morgen es nicht lesen könnten, kommt das neue Kapitel schon heute. Uxmal ist sicher, dass nichts und niemand die Ketten des Hüters des dunklen Feuers brechen kann... 18. Der Tag der Hinrichtung Der Herrscher trat vor Sesshoumaru, der ihm ungerührt in die Augen sah: „So stolz bist du?“ erkundigte sich Uxmal fast leutselig: „Es ist dein Glück, dass ich annehme, von deinem Bruderherz schneller die Auskunft zu bekommen, wo ihr die Flöte des Windrufers versteckt habt. Aber dein Glück wird nicht mehr lange andauern. Und wo mag dann dein Stolz bleiben?“ Er drehte sich um. Der Hundeyoukai schwieg. Die magischen Ketten um seinen Körper pressten nach wie vor seinen Arm zu fest an ihn, als dass er Tenseiga hätte fassen können. Und sein Halsband sowie die Kette daran hielten ihn an der Säule fest. Es wäre nur sinnlos und schmerzvoll gewesen, einen Befreiungsversuch zu unternehmen. Früher oder später jedoch würden Uxmal und seine Männer einen Fehler machen und er sich befreien können. Da war er vollkommen sicher. Unterdessen hatten die Krieger Inuyasha nicht sonderlich sanft zwischen zwei gegenüberliegende Säulen gezerrt. Der Hanyou bemerkte, dass auch an diesen die Ketten des dunklen Feuers befestigt waren, und hoffte auf den Moment, in dem sie seine lösen würden, um seine Hände dort anzubinden. Dann hätte er Tessaiga und sie wären Geschichte. Aber seine Hoffnung schwand in dem Moment, in dem die Ameisenkrieger die Ketten nur aufnahmen, um sie straff an seinem Halsband zu befestigen. Sie gingen wirklich kein Risiko ein. So war er hilflos angekettet, ohne auch nur den Hauch einer Gelegenheit zu bekommen, zu seinem Schwert zu greifen. Diese Mistkerle schienen viel Übung zu besitzen. Unwillkürlich bekam er Mitleid mit den anderen Opfern, ehe er ihm einfiel, dass er sich wohl besser Sorgen um sich selbst machen sollte. Er sah zu dem Mann, der vor ihn trat. Das musste ein Henker sein. Was hatte der nun vor? Die Frage sollte nicht lange unbeantwortet bleiben. Der Scharfrichter öffnete die Oberbekleidung, zog die beiden Schichten aus der Hose und streifte sie über die Schultern des Gefangenen ab, soweit es dessen Ketten zuließen. „So“, meinte Uxmal, der sich einige Schritte genähert hatte: „Wo ist die Flöte?“ Er saß echt in der Patsche, erkannte Inuyasha. Irgendwie konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass das hier sein letztes Abenteuer sein könnte. Peinlich, geradezu, nicht in einem ehrlichen Kampf zu verlieren und so ehrenhaft zu sterben, sondern von solch einem Idioten ohne Möglichkeit zur Gegenwehr abgeschlachtet zu werden. Unwillkürlich warf er einen Blick hinüber zu seinem Halbbruder, der scheinbar unbeteiligt, kühl und arrogant wie eh und je, an der Säule lehnte. Nun, vielleicht hatte Sesshoumaru Recht, auch, wenn das irgendwie falsch klang. Sie hatten nichts mehr, auf das sie sich stützen konnten, außer dem eigenen Stolz. Und er würde diesem eingebildeten Hund zeigen, dass auch ein Hanyou Ehre im Leib hatte. Jawohl. Diesem Uxmal gleich dazu: „Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich das nicht weiß. Schwerhörig?“ „Noch immer so frech? Nun, wir werden alsbald sehen, ob du dich nicht erinnern kannst, natürlich der Wahrheit gemäß erinnern kannst. – Du bist kein Mensch, darum werden wir gleich härter vorgehen. Wie lange du wohl schweigen kannst? Wenn ich weiß, wo sich die Flöte des Windrufers befindet, wird deine eigentliche Hinrichtung beginnen.“ Uxmal winkte ein wenig seitwärts, wo ein Mann in einem langen, federgeschmückten Umhang stand, der Inuyasha an den des Ordensobersten der Mystiker erinnerte. Dieser trat einen Schritt näher. „Das hier ist der Priester, der dir den letzten Stich zufügen wird. Er ist ein sehr geschickter Mann. Er versteht es, mit seinem Messer das Herz herauszuschneiden, ohne dass das Opfer sofort daran stirbt. Das Letzte, das du sehen wirst, werde ich sein, der dein noch schlagendes Herz isst. Man sagt, so übernimmt man die Kraft.“ „Das klingt widerlich.“ Er würde nicht zeigen, dass sich sein Magen bei dieser Ankündigung irgendwie verknotet zu haben schien. „Wo ist die Flöte?“ „Weg.“ „Nun gut.“ Der Herrscher trat zurück: „Er ist ein Wesen der dunklen Seite der Macht, aber ein starkes. Gewöhnliche Schläge werden ihm nichts ausmachen. So nehmt die Stahlruten.“ Inuyasha warf unbeabsichtigt einen raschen Blick seitwärts, wo die beiden Henker standen, die sich nun zu dem Kohlebecken bückten. Das war eine Lage, in die er wirklich lieber nicht gekommen wäre. Kagome würde wohl nie erfahren, was aus ihm geworden war. Niemand würde es je erfahren…. Nein, so ganz stimmte das nicht. Er würde nicht allein sterben. Sein Halbbruder war bei ihm. Und das war seine letzte, seine einzige Gelegenheit, dem zu zeigen, dass er nicht wertlos war. Darum würde er sie nutzen. Er würde sich nicht vor Sesshoumaru blamieren. Niemals. Das war der Satz, an dem er sich festhielt, als sich die beiden Henker vor und hinter ihn stellten, die erhitzten Stahlruten in den behandschuhten Händen. Und dann fiel von hinten der erste, mit aller Kraft geführte Schlag zwischen seine Schulterblätter. Sesshoumaru ließ Inuyasha nicht aus den Augen. Dieser zuckte im Schmerz zusammen, aber gab keinen Laut von sich. Und in seinen Augen lag nur der eiserne Wille durchzuhalten. Nein, Tapferkeit konnte er ihm bestimmt nicht absprechen. Wertloses Halbblut? Wirklich? Zumindest zur Hälfte war ihr Blut gleich… Aus irgendeinem, ihm unklaren Grund, musste er plötzlich erneut an den Rauchenden Spiegel denken, an die Erinnerungen den kleinen Hanyou, die er da zu sehen bekommen hatte – und an dessen Begeisterung für ihn selbst. „Wenn ich groß bin, möchte ich so sein, wie er…“ hatte Inuyasha damals gesagt. Er hatte ihn bewundert. Und was hatte er für ihn getan? Er sah nun hier einfach zu, wie man den Kleinen langsam hinrichtete. In ihm stieg ein nie gekannter, unbändiger Zorn auf. Nein. Er würde nicht tatenlos daneben stehen. Das wäre gegen jede Selbstachtung. Die Ketten des dunklen Feuers könnte er mit Tenseiga zerstören, wenn er nur an sein Schwert käme. Kam er nicht? Nun gut. Aber diese Idioten schienen nicht damit zu rechnen, dass er sich verwandeln konnte. In seiner Hundeform war er viel größer, vielleicht würden die Ketten auch so zerreißen. Und überdies war er so auch in der Magie mächtiger. Es würde funktionieren, weil es eben musste… Wieder ein Schlag, diesmal von vorne. Der Hanyou keuchte unwillkürlich auf, als die heiße Gerte tief in seine Brust schnitt. Aber er bemühte sich, nicht zu schreien, um nicht diesem Sadisten von Uxmal noch eine Freude zu bereiten. Und er wollte sich doch nicht vor Sesshoumaru blamieren. Nein, bis zu seinem letzten Atemzug würde er sich bemühen, dem zu zeigen, was er wert war. Dass er wirklich etwas wert war. Sesshoumaru konzentrierte sich auf seine Verwandlung. Was er nicht wusste, und nie erfahren würde, war, dass die Ketten auch seiner Hundeform standhalten konnten. Was sie jetzt unter seiner Metamorphose zerreißen ließ, war die Tatsache, dass er ohne jede Furcht für sich, rein aus Zuneigung und Beschützerinstinkt handelte. Ketten des dunklen Feuers konnten nur gelöst werden, wenn sie mit Liebe ohne Angst in Berührung kamen – oder mit dem Schwert des Lebens. Der Herrscher schrie unwillkürlich auf, als er erkannte, dass plötzlich ein riesiger weißer Hund über ihm stand und nach ihm schnappte. Und er schrie ein zweites Mal auf, als seine Haut mit der grünen Säure des Maules in Berührung kam. Sesshoumaru knurrte nur leise, aber Uxmal brauchte keine Übersetzung. Es war klar, was dieser wollte. So rief er zu den Henkern: „Hört auf und bindet ihn los!“ Wie war es nur möglich, dass ein dunkles Wesen die Ketten seines mächtigen Verbündeten, des Hüters des dunklen Feuers, zersprengen konnte, die noch dazu der anderen Welt entstammten? Das war noch nie geschehen. Sie kannten doch keine lauteren Gefühle… Die Scharfrichter sahen fragend zu ihm, aber ebenso wie die anwesenden Kriegern wollten sie nicht das Risiko eingehen, den Herrscher verletzt oder gar tot zu sehen. So lösten sie die Ketten. Inuyasha atmete tief durch, ehe er sich ein wenig mühsam seine Oberbekleidung überzog. Die beiden tiefen Striemen und die Verbrennungen schmerzten. „Sag ihm, er soll mich los lassen!“ rief ihm Uxmal zu. Der Hanyou sah zu ihm: „Na, das klingt mir aber gar nicht mehr nach tyrannischem Herrscher. Hast du etwa Angst?“ erkundigte er sich „Wie war das eben noch mit: du willst mein Herz essen?“ Er blickte zu dem Hundeyoukai auf. Zum ersten Mal sah er ihn in dieser Form, ohne dass der ihn angreifen wollte. Ja, er wollte ihn sogar beschützen, hatte ihn immerhin von der Hinrichtung wegholt. Irgendwie verursachte das in seinem Herzen ein seltsam warmes Gefühl. Aber er konnte wittern, dass jede Menge Ameisen dort außerhalb des Hofes war. So meinte er: „Wir sollten uns hier besser vom Acker machen…“ Und dann ergänzte er zum ersten Mal die Anrede, die Sesshoumaru eigentlich zustand: „Onii-san.“ Mein älterer Bruder. Achtsam hob der riesige Hund seine Geisel mit dem Maul auf. Uxmal schrie vor Schmerzen und um Hilfe und so wollten seine Krieger doch angreifen. Andere stürmten in diesem Augenblick in den Hof, scheinbar ein endloser Strom aus Ameisen. „Vergesst es!“ Der Hanyou zog Tessaiga, bemüht, den brennenden Schmerz in den beiden Verletzungen zu unterdrücken: „Oder sterbt!“ Zur Demonstration schlug er auf der Linie der Windnarbe zu. Die Macht seines Schwertes öffnete ein breites Loch in der Tribüne und damit den Weg nach draußen. Im nächsten Moment rannte er darauf zu, gefolgt von seinem Halbbruder. Hinter ihnen schrie jemand nach weiteren Wachen und: „Rettet meinen Vater!“ Das sah nach noch mehr Ärger aus, obwohl sie den Herrscher als Geisel bei sich hatten. Es war zwar unerfreulich, vor den Ameisenkriegern und den Menschen zurückzuweichen, aber es war leider nur zu vernünftig. Sie hatten eine Chance bekommen, und die mussten sie nutzen. Der nicht ganz so erfolgreiche Kampf gestern hatte bewiesen, dass selbst ihre Kraft und ihre magischen Schwerter nichts gegen die schiere Anzahl der Ameisen bewirken konnten. Inuyasha warf einen besorgten Blick seitwärts, da er nicht sicher war, wie gut Sesshoumaru mit nur drei Beinen in seiner Hundeform laufen konnte. Aber er stellte rasch fest, dass dieser so weite Sprünge wie eh und je machte, die schon fast ein Fliegen zu nennen waren. So rief er nur: „Ich hoffe, du weißt, wo das blöde Portal ist!“ Was für eine Frage, dachte der Hundeyoukai. Mit einer raschen Bewegung seines Kopfes ließ er den Herrscher meterweit durch die Luft fliegen, ehe er wieder seine Menschenform annahm. Das war ihm weitaus lieber, zumal er so Zugriff auf seine Schwerter hatte, kämpfen, töten konnte. Vielleicht war Uxmal bei dem Aufprall gestorben, aber daran verschwendete er keinen weiteren Gedanken. Das war keine beschämende Flucht, dachte er, sondern nur ein strategischer Rückzug. Sie hatten, was sie hier gewollt hatten, die Flöte des Windrufers, und nun auf dieser Insel nichts mehr verloren. Nein. Es war ein geordneter, strategischer Rückzug, nichts weiter. Inuyasha rannte schon mit gleichmäßigen, weiten Sprüngen voran, sicher, dass ihn sein Halbbruder gleich einholen würde. Es war irgendwie schon schade, dass sie sich nicht für die Gefangennahme und die Schläge so richtig revanchieren konnten, aber ein zweites Mal würden sie kaum soviel Glück haben. Die Idee, die dieser Uxmal mit seiner scheinbar endlosen Armee aus Ameisenkriegern gehabt hatte, war schon lästig. Äußerst lästig. Nun, immerhin hatte diese Sache einen Vorteil. Sie waren nur zu zweit und niemand von der Insel Mu käme je nach Japan. Also würde auch niemand erfahren, wie peinlich die Fesselung für sie beide gewesen war. Er war sicher, dass Sesshoumaru das ebenso sah. Immerhin etwas. Der kam gerade neben ihn und so wandte er den Kopf: „Sie verfolgen uns tatsächlich.“ „Wer mich stört, stirbt.“ Ach ja, diese Ansage kannte er doch. „Hoffentlich hat Raiden das Portal aufgelassen, nachdem er die Flöte hatte.“ An diese Möglichkeit hatte auch Sesshoumaru schon gedacht. Aber Raten würde nicht weiterbringen. Sie würden es sehen, wenn sie das Portal erreicht hatten. „Endlich finde ich euch!“ Diese keuchende Begrüßung ließ Kagome erstaunt zu ihrer Schulter blicken: „Oh, Myouga…“ „Wo ist denn Inuyasha-sama? Und wo, wenn ich mir hier so umsehe, ist Sesshoumaru-sama?“ Das klang sehr besorgt: „Haben die beiden Jungs sich etwa gegenseitig…?“ Oh je, wie sollte er das dem Herrn erklären, wenn er ihm im Jenseits begegnete. „Nein, wir warten nur auf sie.“ Kagome sah zu ihrem Gastgeber: „Takeshi-sama, darf ich dir Myouga vorstellen? Er war der Diener des verstorbenen Inu no Taishou, des Vaters der beiden.“ „Sein Berater!“ ergänzte Myouga prompt mit stolzgeschwellter Brust, ehe er den Gastgeber noch einmal genau musterte: „Wie war doch gleich der Name?“ „Die Menschen hier im Umland nennen mich Takeshi.“ Das klang ruhig. „Ich hüte hier im Krater die Zugänge zur Welt des Sturmbringers Tatsumaki. – Und wir warten auf die Hundebrüder. Sie sind im Auftrag des Donnergottes auf die Insel Mu gereist, um die Flöte des Windrufers zu besorgen. Die Flöte brachte ein Hundeyoukai zurück. Aber wo die zwei nun stecken...?“ „Im Auftrag des Donnergottes, meint Ihr, Takeshi-sama.“ Myouga murmelte es nur: „Aber wenn sie noch nicht wieder hier sind…Gibt es auf dieser Insel jemanden, mit dem sie kämpfen können?“ „Sicher.“ „Dann kommen sie nach dem Kampf. Diese beiden Hundejungs sind doch einfach nicht zu bremsen.“ „Hoffentlich kommen sie bald“, seufzte Kagome. „Nicht zuletzt“, ergänzte Miroku: „Damit sie die Flöte des Windrufers am Berg der Windnarbe vernichten können.“ Und da Myouga verschwand: „Weißt du etwa, wo das ist?“ Mit einem gewissen Seufzen hüpfte der Flohgeist aus Rins Haaren: „Ich war einmal dort, mit dem Herrn, als er ihn sich ansah. Aber ich weiß nicht, wo er ist. Ich...ich war die meiste Zeit in der Rüstung des Herrn versteckt, da sah ich nur wenig.“ „In dieser Welt oder einer anderen?“ fragte Sango unverzüglich. „Ich weiß es nicht.“ „Natürlich.“ Shippou sah ihn empört an: „Aber wieso bist du da überhaupt mitgegangen, statt deinen Herrn ebenso im Stich zu lassen, wie sonst uns?“ „Ich hätte meinen Herrn nie im Stich gelassen!“ gab Myouga entrüstet zurück. „Außerdem…“ „Außerdem war der Platz in der Rüstung des Inu no Taishou der sicherste Platz in allen Welten, nicht wahr?“ meinte Kagome. Das wollte der kleine Flohgeist nicht bestreiten: „Natürlich. Niemand konnte den Herrn besiegen. – Also der Berg der Windnarbe…“ Er sah zu Takeshi. „Ich dachte, der Schmied des Schwertes könnte etwas darüber wissen“, erklärte dieser darum. „Toutousai, na ja, sicher, könnte er. Er war ja mindestens einmal dort, um sich das Material zu holen. Aber, wie ihr alle wisst, ist sein Gedächnis nicht mehr das Beste.“ Myouga seufzte: „Und das, an was ich mich erinnere, sind einige Schwierigkeiten und Hindernisse auf dem Weg. Der Herr war manchmal gezwungen, zu kämpfen. – Der Berg der Windnarbe selbst ist eine Insel. Er ist sehr hoch, so kam es mir vor, und dauernd pfiff da der Wind. Auf der Landseite war ein ebensolcher Berg, auf den der Herr gestiegen war. Seine Energie ließ in der Mitte zwischen den beiden Bergen, über dem Wasser die Windnarbe entstehen. So sagte er mir und war sehr zufrieden. Dann kehrten wir zurück. Mehr weiß ich leider nicht.“ „Gut.“ Takeshi klang ebenfalls zufrieden. „Dann scheint das die Stelle zu sein, an der Inuyasha die Flöte des Windrufers zerstören kann. Umso wichtiger wäre es, dass die beiden Hundebrüder bald wieder zurück sind…“ „Sag Sesshoumaru-sama, ungebildeter Mensch!“ zischte Jaken prompt, der Myouga das Wort „Hundejungs“ nur vergeben hatte, weil der auf Kagomes Schulter saß und er keine erneuten Schläge durch diesen rabiaten Mönch einstecken wollte, der einen Angriff auf diesen unverschämten Flohgeist sicher für einen auf die junge Priesterin gehalten hätte. „Die Hundebrüder bald wieder zurück sind“, wiederholte Takeshi und warf dem kleinen Youkai einen seltsamen Blick zu: „Und dann diesen Schmied befragen können. Diesen...Toutousai.“ „Und wir gehen diesmal mit“, beschloss Kagome: „Ich will nicht noch einmal so lange warten.“ „Darf ich euch, meine lieben Gäste, um einen Gefallen bitten?“ Takeshi erhob sich: „Oben auf der Hütte sind einige Schindeln locker. Ich bin leider nicht gerade fähig, das zu reparieren…“ Er sah zu Miroku. „Natürlich“, sagte dieser daher: „Hilfst du mir, Sango?“ „Wobei?“ Das klang fast ein wenig misstrauisch. „Flieg unter mir, falls ich abrutsche, dass du mich auffangen kannst.“ „Na schön.“ „Darf ich auch mithelfen?“ erkundigte sich Shippou. „Nein“, antwortete Kagome sofort: „Das ist nichts für dich. Aber, wenn mir Takeshi-sama erlaubt, zu kochen, darfst du mir helfen. Und Rin-chan natürlich auch, wenn sie mag.“ Das kleine Mädchen nickte erfreut. Sie hatte sich bislang mit dem jungen Kitsune mit Bilder malen vergnügt, aber so langsam war das langweilig geworden. Wo nur Sesshoumaru-sama blieb? Aber sie wollte nichts fragen, dazu hatte sie doch zu gut zugehört. Auch die Erwachsenen machten sich Sorgen. „Ja, gern, tut das. Eure Suppe hat mir sehr gut geschmeckt.“ Takeshi trat vor die Hütte, um seinen Gästen zu zeigen, welche Schindeln lose waren. Es war wichtig, dass sie sich beschäftigten. Sie wurden eindeutig ungeduldig. Und dieser kleine Flohgeist war wirklich nicht dumm, wenn auch verschwiegen. Kein Wunder, wenn er Berater des Inu no Taishou gewesen war. Die besagten Hundebrüder eilten inzwischen den Strand der Insel Mu entlang. Sesshoumaru besaß ein vorzügliches Ortsgedächnis, wie sein Halbbruder wusste, und so war er eigentlich sicher, dass der Hundeyoukai die Stelle wieder finden würde, an der sie an Land gegangen waren. Immerhin lag rechts von ihnen schon das Gebirge, über das sie als erstes gestiegen waren. Links dehnte sich der offene Ozean. Es war überaus wichtig, dass sie hier wegkamen, denn das verfolgende Ameisenheer hinter ihnen hielt zu ihrer Überraschung ihr Tempo mit. Und noch ein sinnloser Kampf wäre zuviel. Aber die Ameisenkrieger würden sicher nicht aufgeben, solange sie ihren Befehl hatten, gleich ob von Uxmal oder seinem Sohn. Sesshoumaru blieb stehen: „Huh.“ Das war sein ganzer Kommentar auf die größtmögliche Katastrophe. „Ach, du verdammte Sch…!“ Mehr brachte Inuyasha nicht hervor, als er vor sich das blaue Meer entdeckte. Das war unleugbar die Stelle, wo sie an Land gekommen waren – aber ebenso unbestreitbar war im Wasser vor ihnen kein silbriges Portal zu sehen oder auch nur zu riechen. Er fuhr herum, als er hinter sich die Krieger heraneilen hörte: „Und die waren schnell…“ Er packte Tessaiga, obwohl seine Verletzungen allein bei dieser Bewegung schmerzten: „Na, die einzige Art, wie sie mich wieder an diese komischen Ketten bekommen, ist in Stücken!“ Er warf einen raschen Blick seitwärts. Sesshoumaru zog ebenfalls, mit eindeutig ungerührtem Gesicht, obwohl auch dem klar sein musste, dass sie kaum eine Chance hatten. Sie würden nur kämpfen, um ehrenvoll zu sterben – und eine möglichst große Anzahl der Gegner mitzunehmen. „Auf einen guten Kampf, onii-san.“ Der ältere Halbbruder wandte langsam den Kopf und betrachtete den Hanyou, als sähe er ihn zum ersten Mal. In gewisser Hinsicht traf das sogar zu. Wie schon im Hof der Hinrichtung zeigte Inuyasha keine Furcht, weder vor den Gegnern noch vor dem Tod. Unwillkürlich musste er daran denken, dass er Onkel Shohei ohne weiteres als Familienmitglied akzeptiert hatte – obwohl dessen Verhalten ihm so eigenartig, fremd erschienen war. Und hier stand er an der Seite jemandes, den er nie als richtiges Familienmitglied, ja als Halbbruder, hatte betrachten wollen – und der ihm doch so ähnlich war. Gleich würden die Gegner nahe genug für ihre Attacken sein…. Was sollte es. Er hatte Tessaiga an seiner Seite, nein, er hatte seinen Bruder an seiner Seite. So nickte er nur leicht, ehe er Tokejin hob, bereit zum Angriff. Sie würden nicht aufgeben. Niemals. ****************************************** Guter Vorsatz. Und zuvor eine noch bessere Erkenntnis seitens des Herrn Hundeyoukai.Sesshouamru hat seinen Fehler also gut gemacht. Das nächste Kaptel heisst: Wer Wind sät.... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 19: Wer Wind sät... --------------------------- Wenn man vor sich ein Heer und hinter sich den Ozean hat, braucht man einen guten Partner und eine noch bessere Idee... 19. Wer Wind sät… „Kaze no Kizu!“ Inuyasha ließ die Macht seines Schwertes in die Menge der angreifenden Ameisenkrieger rasen. Er wusste nicht, wie oft er dies schon getan hatte. Welle um Welle rannten mit erhobenen Schwerter auf ihn, auf sie, zu. Mittlerweile spürte er, zusätzlich zu seinen verbrannten Striemen, wie seine Arme schwerer wurden, und dass er nach Luft ringen musste. Es gab jedoch nur eine Chance: er musste diese Angreifer möglichst auf Distanz halten. Der erste, verlorene, Streit gegen die zahlenmäßige Übermacht hatte nur zu gut gezeigt, dass ein Nahkampf nicht zu gewinnen war. Nun, auch diese Gegenwehr wäre irgendwann sicher umsonst, da immer neue Ameisen nachkamen, in scheinbar endloser Folge, aber hinter ihm befand sich nur das Meer. Und aufgeben, sich ergeben, war ein Ding der Unmöglichkeit. Er warf einen raschen Blick seitwärts. Auch Sesshoumaru schien zu dieser Entscheidung gekommen zu sein, denn er verzichtete darauf, den Widersachern entgegenzugehen, sondern schlug Distanzangriffe. Irgendwie war es schon seltsam, den vermutlich letzten Kampf so Seite an Seite zu bestehen, die Schwerter in der Hand, aber nicht gegeneinander gerichtet. Aber es war irgendwie auch richtig, nach all den Schwierigkeiten der letzten Tage, die sie gemeinsam bestanden hatten. Von den kleinen Aufgaben Tatsumakis angefangen bis zu dieser verhexten Wegkreuzung im Wald der Illusionen… Moment mal. Er ließ Tessaiga noch einmal zuschlagen, ehe er hastig zu seinem Nachbarn rief: „Kannst du die Typen kurz mal allein übernehmen?“ „Brauchst du schon eine Pause?“ kam prompt die Gegenfrage. „Quatsch! Ich habe eine Idee!“ „Tu, was du willst.“ Der Hundeyoukai ließ seine Energie über sein Schwert losjagen. Was war denn auf einmal mit dem Halbblut los? Nicht nur, dass der anscheinend Einfälle hatte, sondern auch, dass er quasi ihn um Erlaubnis fragte? Nun gut, das war nur sinnvoll. Der erste Kampf gegen die Ameisenkrieger war… nicht so ganz erfolgreich gewesen, da sie ohne Absprache gehandelt hatten. Aber, was machte dieser Bastard jetzt? Nun, das war gleich. Er hatte gesagt, dass er tun könne, was er wolle, und er würde zu seinem Wort stehen. So ließ er die Drachenwelle erneut in die Gegner rasen. Inuyasha drehte sich zum Meer und konzentrierte sich. Er konnte nichts wahrnehmen, aber einen Versuch war es sicher wert. Er bemerkte jedoch in diesem Moment, dass sich Tessaigas Klinge verwandelte und rot wurde. Hatte er also Recht gehabt. Dieser dämliche Uxmal musste mitbekommen haben, dass hier ein Portal war, und hatte es einfach unter einem Bannkreis verborgen. Dieser Mistkerl hatte es fast geschafft, sie reinzulegen. Aber eben nur fast. Er schlug zu, erkannte das Flimmern vor sich, als der Bannkreis zusammenbrach. „Na also. Da ist das Portal!“ Und, damit weder sein Halbbruder noch Uxmals Krieger annehmen würden, er hätte sich vor dem eigentlichen Kampf drücken wollen, fuhr er herum und jagte noch einmal die Macht der Windnarbe gegen die Angreifer. Erst dann sprang er über das Wasser in das silbrig glänzende Portal, in dem gerade Sesshoumaru verschwand. Takeshi musterte seine Hütte: „Vielen Dank. Ich hätte mein Dach nicht so reparieren können.“ „Gern geschehen.“ Miroku betrachtete bei diesem Satz allerdings das Hinterteil Sangos, die gerade von ihrer Katze glitt. Als er ihren finsteren Blick bemerkte, achtete er lieber rasch auf ihren Gastgeber, der sich abrupt aufrichtete. „Was ist, Takeshi-sama?“ „Das Portal….“ Er drehte sich um: „Es wurde aktiviert!“ Während er schon loseilte, hinüber zum Krater, lief Sango zur Tür der Hütte: „Kagome!“ „Kommen sie?“ fragte die unverzüglich zurück, während sie schon aufsprang und heraus rannte, ihr neues Meisterwerk in der Hand. Shippou und Rin flitzten hinter ihr her. Jaken hatte sich an Miroku angeschlossen und hechelte mühsam hinter dem Mönch her. Grummelnd musste er sich eingestehen, dass er nicht vermutet hatte, ein Mensch könne so schnell laufen, wie dieser Takeshi oder Miroku. So standen bald alle in der Mitte des Kraters, wo sich eine silbrige Scheibe zeigte. „Kommen sie?“ fragte Kagome ihren Gastgeber. „Ich spürte göttliche Macht“, antwortete Miroku stattdessen: „Das muss das Portal des Donnergottes sein.“ Takeshi nickte, die Hand an seinem Anhänger: „Und das Portal wurde geöffnet, ja. – Da!“ Für einen Augenblick schien die Scheibe aufzuglühen, dann sprangen die Halbbrüder heraus und blieben auf der Wiese stehen. Beide hatten noch während des Satzes in das Portal die Schwerter zurückgesteckt. Sesshoumaru verriet durch nichts sein Erstaunen über dieses große Empfangskomitee. Als Rin jedoch freudig seinen Namen sagte, blickte er kurz zu ihr, nur, um dann Takeshi zu mustern. Inuyasha grinste dagegen: „Endlich wieder zurück!“ „Inuyasha-sama…Sesshoumaru-sama!“ Myouga machte einen gewaltigen Satz, um auf die Schulter des Jüngeren zu gelangen: „Bin ich froh…Es...es gibt Ärger.“ „In der Tat.“ Sesshoumaru klang sachlich. Er ließ noch immer Takeshi nicht aus den Augen: „Du hast die Flöte des Windrufers erhalten.“ „Ja. Shohei gab sie mir. – Genau das meint Myouga.“ „Was ist denn jetzt schon wieder?“ erkundigte sich der Hanyou deutlich genervt, ehe er zu Kagome blickte: „Dir geht es gut?“ „Ja, danke, wir durften bei Takeshi-sama in der Hütte warten. Und bevor du erfährst, was es noch für Ärger gibt…“ Sie trug etwas in ihrer Hand und zeigte es ihm nun: „Hier, ich habe gebacken, damit du gleich nach deiner Rückkehr etwas essen kannst…“ sagte sie stolz. Inuyasha fühlte unwillkürlich nach seinem Magen. Einen Kuchen? Oh nein! „Igitt…“ machte er nur. Seine Freunde sahen ihn entgeistert an. Kagome merkte, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen, ehe sie in jäher Wut den Kuchen auf die Erde warf. „Osuwari!“ schrie sie: „Osuwari!“ Wie konnte er so undankbar sein? Sie hatte sich solche Mühe gegeben! „Osu…“ Noch während der Hanyou zu Boden ging, spürte das Mädchen aus der Neuzeit einen kalten Windhauch. Zumindest glaubte sie das, bis sie erkannte, dass Sesshoumaru direkt vor ihr stand und die Hand um ihren Hals legte. Mühsam blinzelte sie die Tränen weg, als sie direkt in goldfarbene Augen sehen musste, die sie ohne jede Emotion betrachteten. „Lass das!“ sagte er leise. Er konnte sich vorstellen, dass Inuyasha nach dem Abenteuer im Dorf der Bäckerinnen in alle Ewigkeit von Kuchen genug hatte. Dieses törichte Menschenweib hatte keine Ahnung, was sie durchgemacht hatten. Kagome war verängstigt. Die Finger des Hundeyoukai an der eigenen Kehle verrieten nur zu deutlich die Kraft, die in ihnen steckte. Eigentlich war es ja schön, wenn sich die Halbbrüder anscheinend besser verstanden, dachte sie unwillkürlich. Aber wenn das dann bedeutete, dass Sesshoumaru sie stellvertretend für seinen jüngeren Bruder in die Mangel nahm….Mit gewissem Schuldbewusstsein fiel ihr ein, dass Inuyasha nie auch nur versucht hatte, sich für ihren Befehl an ihr zu rächen, nicht einmal in der wüsten Anfangszeit. „Ich…es war ein Versehen...“ suchte sie nach einer Entschuldigung. Der Hanyou bekam endlich den Kopf vom Boden: „Lass sie“, brachte er hervor. Es war ja nett, auf einmal von seinem großen Bruder behütet zu werden, aber dabei konnte sich Kagome leicht im wahrsten Sinne des Wortes das Genick brechen. Sesshoumaru gab sie frei. Es war wichtiger, sich um etwas anderes zu kümmern: „Und nun, Kami-sama…“ Die Menschen und kleinen Youkai fuhren herum und betrachteten erstaunt den als Gott angesprochenen Takeshi. Dieser zuckte ein wenig die Schultern: „Ich hätte mir denken können, dass deine Nase mich nun wieder erkennt. – Hier. Das ist die Flöte des Windrufers.“ Er zog sie aus der Kleidung: „Ihr beide habt sie mir wiedergebracht und ich bin sicher, dass ihr einige Mühen und Schwierigkeiten dabei hattet.“ Er wartete, bis sich Inuyasha aufgerappelt hatte. „Wie euer Flohgeist schon erwähnte, gibt es nun noch ein Problem. Sie muss vernichtet werden. Eine Versiegelung hat schon auf Mu nicht so lange gehalten, wie es wünschenswert gewesen wäre. Meine eigene Macht ist nicht groß genug, selbst einen Bann zu legen, der gegen alle Wesen hält. Auch, wenn ich sie persönlich bei mir trage – es gibt immer mächtigere als mich. Und ich möchte weder diese Welt noch Tatsumaki in Bedrängnis bringen.“ „Du bist Raiden!“ Auch Inuyasha hatte den Geruch nun wieder erkannt. Eingedenk der Tatsache, dass der Donnergott ihn schon einmal gegrillt hatte und als äußerst reizbar galt, ergänzte er eilig: „Raiden-sama.“ Nicht dass der doch noch seinen Freunden etwas antun würde. Die ungewohnte Höflichkeit des Hanyou war für diese fast erstaunlicher, als die Tatsache, dass sie tagelang Gäste eines leibhaftigen Kami gewesen waren – ohne es zu bemerken. „Nur ihr seid in der Lage, die Flöte zu zerstören“, fuhr der ruhig fort: „Ich habe mit…mit jemandem gesprochen. Um sie zu vernichten, muss die Flöte des Windrufers mit Tessaigas Macht in jene Windnarbe geschleudert werden, die durch die Energie eines äußerst mächtigen Youkai und dem Berg der Windnarbe entsteht. – Wo sich der Berg der Windnarbe befindet, kann euch vermutlich der Schmied Toutousai sagen.“ „Als ob sich der alte Zausel an irgendetwas erinnern würde...“ knurrte Inuyasha prompt, um fortzufahren: „Aber, Moment mal, das ist ungerecht. Es hieß, wenn wir die Flöte besorgt haben, ist alles erledigt.“ „Du hast mit Tessaiga die einzige Möglichkeit, sie zu zerstören, und nur auf diese Art.“ Das mochte ja stimmen, aber der Hanyou hatte nun wirklich keine Lust, schon wieder den Retter der Welt spielen zu sollen: „Aber…“ „Wir kommen mit dir!“ sagte Kagome: „Wir lassen dich nicht mehr allein irgendwohin.“ „Das ist sicher zu gefährlich!“ protestierte er sofort, um dann seitwärts zu sehen. Fiel Sesshoumaru denn keine gute Ausrede ein? Aber dieser nickte. Wenn nicht ihre Mühen umsonst gewesen sein sollten, musste eine solch mächtige magische Waffe, wie es die Flöte des Windrufers nun einmal darstellte, verschwinden. Das war die logische Konsequenz. Und immerhin hatte der Donnergott diesmal auf jede Drohung verzichtet, sondern nur die Tatsache dargelegt. Tessaiga war für die Vernichtung notwendig und die Energie eines mächtigen Youkai. Da er sicher der stärkste war, also die seine. „Toutousai.“ „Äh, was?“ fragte sein Halbbruder perplex: „Du willst das tatsächlich machen?“ „Ich beende, was ich anfing, Inuyasha.“ „Ach ja?“ Das erinnerte den Hanyou unangenehm daran, dass da noch immer ein Duell zwischen ihnen weitergehen sollte: „Wie zum Beispiel, mich umzubringen? – Na schön, fragen wir eben Toutousai. Man sollte meinen, außer uns gibt es niemanden…“ „Niemanden mit euren Fähigkeiten, mein junger Freund“, sagte Takeshi alias Raiden friedlich: „Und ihr habt sie in den vergangenen Tagen zu Genüge bewiesen. – Hier. Nimm die Flöte des Windrufers.“ Inuyasha schob sie mit gewissem Seufzen ein: „Aber, Kagome….Du bleibst besser hier, ja? Wohin auch immer der alte Zausel uns weiterschickt, es ist sicher gefährlich….“ Er brach ab, nur zu vertraut mit dem Funkeln in den Augen seiner Menschenfreundin. So änderte er um: „Und außerdem kann kein Mensch zu der Schmiede hin, wegen der giftigen Dämpfe.“ „Oh, Sesshoumaru-sama!“ kam von Rin unerwarteter Beistand für Kagome: „Bitte, lasst uns nicht hier. Ich warte auch brav dort, wie das letzte Mal, mit Ah-Un und Jaken-sama und…und allen anderen.“ Der Krötenyoukai sah zu seinem Herrn: „Bitte, Sesshoumaru-sama…“ Er wollte nicht noch länger mit diesen Menschen zusammen sein, während Sesshoumaru mit einem Hanyou durch die Gegend ziehen musste. Der drehte sich um: „Gehen wir.“ Das dauerte alles viel zu lange. Und noch ein weiterer Auftrag bedeutete auch wiederum Zeitverlust bei der Jagd nach Naraku. Rin eilte unverzüglich los, um den zweiköpfigen Drachen zu holen, während sich die anderen bereits dem Hundeyoukai anschlossen. „Ehrlich, Kagome“, sagte Inuyasha und blieb neben ihr: „Mir wäre es lieber, wenn ich weiß, dass du irgendwo in Sicherheit bist.“ „Das weiß ich doch. Aber diese Warterei ist nervend. Man macht sich solche Sorgen. - Sag mal, bis du verletzt?“ „Nicht so wild. Das ist schon am Abheilen.“ Er war etwas erstaunt, dass sie anscheinend an seiner Bewegung erkennen konnte, dass er die Striemen der Stahlruten noch spürte. „Ihr musstet kämpfen?“ „Auch.“ Sie blickte auf den vorangehenden älteren Halbbruder: „Und diese kleinen Aufgaben, von denen Takeshi-sama...ich meine, Raiden-sama sprach…waren sie gefährlich?“ „Lästig.“ „Natürlich.“ Sie war ein wenig überrascht über seine ungewohnte Einsilbigkeit, ehe ihr die Erklärung dämmerte. Was auch immer die Hundebrüder in Tatsumakis Welt oder auf Mu erlebt hatten, war sicher nicht alles positiv gewesen. Womöglich hatte es dort peinliche Szenen gegeben – und Sesshoumaru wollte sicher nicht, dass Inuyasha das ausplauderte. Es wäre schade, die Annäherung zwischen den Halbbrüdern aufs Spiel zu setzen. So lächelte sie nur: „Ich bin froh, dass du wieder da bist.“ Die seltsame Reisegruppe behielt ihre Reihenfolge bei: zuerst ging Sesshoumaru schweigsam, wie eh und je. Inuyasha war manchmal an seiner Seite, manchmal ließ er sich einige Schritte zurückfallen, um mit Kagome zu reden. Dahinter führte Jaken den zweiköpfigen Drachen, auf dem Rin und Shippou saßen. Der Kitsune versuchte, sein Wissen über Quartett der Kleinen beizubringen. Kagome hatte die Spielkarten für ihn mitgebracht. Sango und Miroku machten den Abschluss, um die Kinder so in der sicheren Mitte zu behalten. Aber weder Mensch noch Dämon war lebensmüde genug, sich ihnen zu nähern. Gegen Abend blieb Sesshoumaru stehen. Inuyasha sah seitwärts zu seinen Freunden: „Hier könnt ihr auf uns warten, ja? Dort vorne beginnen diese Dämpfe.“ Mit gewissem Seufzen meinte Kagome: „Ja, schön. Ich weiß ja, dass es nicht geht. Aber komm bald zurück, ja?“ „Schon klar.“ Der Hanyou sah zu dem düsteren Himmel auf: „Aber es riecht hier schon ganz schön nach Regen. Ihr solltet euch irgendwie einen Unterstand suchen, eine Höhle oder so etwas.“ „Sesshoumaru-sama!“ Jaken eilte zu ihm: „Bitte, lasst mich mitkommen. Die Dämpfe machen mir nichts aus und diese Menschen können sehr gut auf Rin aufpassen….“ Falls er noch mehr zu sagen gehabt hätte, musste es sich die Erde anhören. Ohne weiter auf ihn zu achten, war der Hundeyoukai weitergegangen, ihn dabei umtretend. „Sieht nicht so aus, als ob du mitsollst“, ergänzte Inuyasha, ehe er sich eilig seinem Halbbruder anschloss. Miroku hob den Krötenyoukai auf seine Beine: „Das hört sich so an, als ob du nicht gern in unserer Gesellschaft bist….“ Jaken beschloss, dass seine Beulen ihm bislang reichten und umschrieb die Wahrheit diplomatisch: „Ich bin eben lieber bei meinem Herrn…“ „Dort drüben scheint ein sehr großer und dichter Baum zu sein“, lenkte Sango ab: „Dort können wir uns auf alle Fälle unterstellen, falls es regnet. Aber ich flieg mal eine Runde mit Kirara. Vielleicht kann ich etwas Besseres entdecken.“ Inuyasha erriet im Schein der glühenden Lavafelder in der Dunkelheit vor sich Toutousais Behausung. Er wollte etwas dazu zu seinem Halbbruder sagen, aber der war verschwunden. Was sollte das denn jetzt schon wieder? Wollte der Misthund etwa allein mit dem alten Schmied reden? Ihn hier stehen lassen, wie einen Idioten? So beeilte er sich, hinzulaufen. „He, Toutousai!“ schrie er. Der Youkaischmied, der im Maul des Knochengerippes, das ihm als Haus diente, sein Feuer betrachtete, hob seufzend den Kopf: „Was hast du denn diesmal mit Tessaiga angestellt?“ „Nichts!“ knurrte der Hanyou beleidigt: „Aber ich muss dich etwas fragen. Wo liegt der Berg der Windnarbe?“ „Der Berg der Windnarbe?“ Toutousai kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Ja, der Berg der Windnarbe, du alter Zausel. Da, wo du das Material für Tessaiga herbekommen hast!“ „Warum willst du das wissen? – Ah…“ Er hatte gerade seinen zweiten Besucher bemerkt. Und Sesshoumaru vor seiner Haustür bedeutete in der Regel eine lebensgefährliche Situation: „Inuyasha…Hilfe!“ „Beantworte seine Frage!“ sagte der Hundeyoukai eisig. Er hatte gewusst, wie der Schmied auf sein Erscheinen reagieren würde, und darum Inuyasha vorgelassen. Die beiden waren zusammen? Waren sich mal einig, statt sich gegenseitig an der Kehle zu haben? Das würde den Herrn sicher freuen, aber Toutousai fragte sich wirklich, wer oder was die zwei zusammengebracht hatte. „Der Berg der Windnarbe, ja. Das könnt ihr vergessen, dorthin zu gelangen.“ „Ach und wieso?“ Die Geduld des Hanyou war langsam ausgereizt. „Naja. Eben weil ihr da nicht hinkönnt, Idiot.“ Toutousai sah noch eine Bewegung vor sich, dann spürte er auch schon Inuyashas Faust schmerzhaft auf seinem Schädel. „Aua!“ brachte er nur hervor, als er über seine Beulen strich. Das Wort „rabiater Hundebengel“ unterschlug er, als er erkannte, dass auch Sesshoumaru gerade seine Hand sinken ließ. Die grünliche, ätzende Säure daraus tropfte auf den Boden. Der alte Schmied beschloss, angesichts dessen, was ihm da um ein Haar widerfahren wäre, eine Danksagung für seine Beulen in sein Abendgebet einzuschließen. So murmelt er nur: „Immer so ungeduldig…“ „Ich höre!“ kam es von Sesshoumaru, der seine Finger langsam wieder hob, eine wortlose Drohung, die Toutousai seufzen ließ. „Also schön. Der Berg der Windnarbe steht auf einer Insel in der Welt, in der euer ehrenwerter Vater begraben liegt. Und ihr könnt dort nicht mehr hin. Die schwarze Perle wird euch nichts mehr helfen.“ Inuyasha schüttelte den Kopf: „Schon wieder dahin? – Durch das Tor, das sich für Tenseiga öffnet? Oder die roten Flüsse?“ Toutousai war erstaunt, meinte jedoch: „Man kann jeden Weg dorthin nur einmal nehmen. Aber, sag mal, wie oft wart ihr denn schon dort?“ Kamen und gingen die Hundebrüder ins Jenseits, wie es ihnen gerade passte? Schön, sie hatten mächtige Schwerter, aber dennoch…ganz normal war das nicht. „Äh, dreimal, denke ich, oder?“ Er erwartete keine Antwort dazu von seinem Halbbruder: „Aber sag mal, Metallbieger, wie bist du eigentlich dorthin gekommen?“ Der Angesprochene kratzte sich erneut am Kopf. Was sollte er nun tun? Zögerte er, wurde die Sache eindeutig riskant. Und eine Angelegenheit, die diese beiden dazu brachte, an einem Strang zu ziehen, war mit Sicherheit zumindest den zwei Idiotenbrüdern so wichtig, dass sie sich ihren Weg auch über die Leiche eines armen alten Schmiedes suchen würden. „Nun ja, ich könnte euch dahin bringen. Aber dieser Weg und auch der Weg zum Berg der Windnarbe ist nicht so ganz einfach.“ „Unser Vater war auch da, hat Myouga gesagt. Also, komm, dann gehen wir.“ „Einen Moment, du voreiliger Hundebengel! Hör mir gut zu. Ich kann euch zu dem Eingang bringen, weiter kann ich euch nicht begleiten. Wenn ihr in jener anderen Welt seid, müsst ihr euch schnurgerade nach Osten halten.“ Er sah zu Sesshoumaru: „Du kannst das sicher.“ „He!“ machte Inuyasha zu dieser unterschwelligen Kritik an seinen Fähigkeiten: „Pass bloß auf, was du sagst.“ „Wenn ihr von der geraden Richtung abweicht, seid ihr verloren. Euch werden sicher einige Wächter begegnen. Manche ignorieren einen Fremden, manche wollen einen umbringen, andere stellen Prüfungsfragen. Ja, so war das damals. Aber was wollt ihr am Berg der Windnarbe? Selbst, wenn ihr von dort das Material holt, werde ich kein zweites Tessaiga für dich schmieden, Sesshoumaru!“ „Lass doch den Quatsch!“ sagte der Hanyou: „Wir haben von Raiden – den Typen kennst du sicher, ist der Donnergott – einen Auftrag bekommen.“ „Äh…ja?“ Toutousai hörte nicht mehr auf, sich zu wundern. Seit wann taten diese beiden Idiotenbrüder denn, was ihnen jemand anderer sagte, und übernahmen gar Aufträge, und das zu allem Überfluss zusammen? „Gehen wir!“ Und dem Nachdruck in der Stimme des älteren Halbbruders nach zu urteilen, beschloss der Youkaischmied, war es wirklich besser, dies auch zu tun. So erhob er sich: „Einen kleinen Moment noch. Ich habe mir damals eine Art Karte gezeichnet…“ Er wollte rückwärts gehen, aber Inuyasha packte seinen Ärmel: „Komm schon, wir brauchen sicher keine Karte – du willst dich nur verdrücken. Zeig uns den Eingang. Und auf dem Weg dahin kannst du ja versuchen, dich zu erinnern.“ Für einen Moment fiel ihm ein, dass seine Freunde auf ihn warten würden, aber er hatte nicht die mindeste Lust, den widerstrebenden Schmied erst zu ihnen zu schleifen und dann weiter mitzunehmen. Nur nicht noch mehr Zeit verschwenden. Das würde sicher ganz einfach werden, er wäre bald zurück und Kagome brauchte sich keine Sorgen zu machen. ********************************************* Ob unser lieber Hanyou wirklich so ganz mitbekommen hat, wohin sie gehen sollen? Ausserdem scheint ihr Auftraggeber eine Kleinigkeit für sich behalten zu haben, was sicher noch zu Komplikationen führen könnte. Das nächste Kapitel heisst: Aufbruch ins Ungewisse. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 20: Aufbruch ins Ungewisse ---------------------------------- Ja, ihr habt Recht, die Halbbrüder haben sich deutlich angenähert, so sehr, dass sie ihre Begleiter zurücklassen wollen... 20. Aufbruch ins Ungewisse Hang on - It's starting again Hang on - There's no shelter from the wind Hang on - Like a fire from the sky Winds of change are blowing by Jefferson Starship: Winds of Change Toutousai ritt auf seiner dreiäugigen Kuh. Er war sehr in Gedanken. Aber es war wohl wirklich äußerst wichtig, dass die Hundebrüder zu dem Berg der Windnarbe gelangen würden, wenn Raiden-sama selbst ihnen den Auftrag gegeben hatte. Er betrachtete die vor ihm gehenden Halbbrüder. Endlich schlugen sich diese Idioten nicht die Köpfe ein, sondern standen mal auf einer Seite. Ob sie es wohl eingesehen hatten? Oder war das nur ein vorübergehender Waffenstillstand? Dumm waren sie ja alle beide, auch, wenn er das natürlich nie laut sagen würde: dumme, unerfahrene Hundebengel. Er seufzte. Inuyasha drehte prompt den Kopf: „Was ist dir denn eingefallen?“ Das erwähnte er besser nicht: „Wie gesagt, es ist schon lange her. Aber wenn man immer genau nach Osten geht, kommt man direkt zu dem Berg der Windnarbe. Allerdings leben in dieser Welt durchaus Wesen...nun, sie existieren. Sie sind nicht tot, weil sie nie gelebt haben. Ich erinnere mich da an einen Sänger….“ Er brach ab, denn beide Halbbrüder waren stehen geblieben und drehten sich fast gleichzeitig um. „Einen Sänger? Im Jenseits?“ erkundigte sich Inuyasha: „Sag mal, willst du uns auf den Arm nehmen?“ „Nein, also, wirklich nicht. Das Lied, das dieser Sänger singt, lässt jedes lebende Wesen einschlafen und von seinen schrecklichsten Ängsten träumen. – Das war nicht sehr lustig.“ „Aha. Hast du den Kerl umgelegt?“ „Das geht nicht, du dummer Hundejunge. Wie ich schon sagte, diese Wesen leben nicht, also kann man sie auch nicht töten. Überhaupt bin ich ja auch Schmied und kein Krieger. Ich bin irgendwann aus den Alpträumen aufgewacht. – Durch ein Portal kommt man nur, wenn man die Frage beantwortet hat. Aber diese Frage wird wohl für jeden extra gestellt. Ihr müsst es eben versuchen, wenn ihr unbedingt dahin wollt.“ Er atmete ein wenig durch, da sich die Halbbrüder erneut umwandten, um weiter zu gehen. So fuhr er fort: „Ehrlich, ich war nicht sehr begeistert von dieser Reise. Aber euer ehrenwerter Vater wollte ja unbedingt ein Schwert aus diesem Material.“ „Und er war da, also schaffen wir das auch.“ Das wollte Toutousai nicht einmal bestreiten: „Und der Rückweg? Habt ihr daran schon einmal einen Gedanken verschwendet?“ „Na, den Weg, den wir gekommen sind, oder?“ „Ja….schon.“ Sollte er ihnen sagen, dass dann mehr oder weniger genau die gleichen Probleme noch einmal auf sie zukamen? Oder gab es einen anderen Weg? Ihm selbst hatte damals Hosenki geholfen, aber der war ja inzwischen richtig tot. „Äh...Sesshoumaru-sama…jetzt nach rechts.“ Beide Halbbrüder bogen sofort ab. Inuyasha kommentierte als Einziger das Offensichtliche: „Das geht’s doch in Richtung auf einen Vulkan.“ „Ja. Hast du etwa gedacht, dass der Weg in diese andere Welt einfach ist?“ „Nein, war er noch nie.“ „Toutousai.“ Sesshoumaru veränderte nicht seinen Schritt und wandte sich nicht um. Der Angesprochene seufzte: „Ja, also, schön. Der Eingang ist ein Schlund voller Feuer. Man muss dahinein springen. Irgendwann hört das Feuer auf und man steht in einer Höhle, in der sich das Portal befindet. Da muss man dann durch. Äh, ich weiß nicht mehr, ob da eine Frage war oder eine andere Prüfung, ehrlich. Da waren so viele Portale und Fragen und es ist so lange her…“ „Na, erzähl mal, was du noch weißt.“ Der Hanyou war genervt. Immer wieder vergaß dieser alte Zausel wichtige Dinge. Dagegen war ja Kagomes Opa wirklich ein Erinnerungsmeister. Nun gut, der war auch ein paar Jahrhunderte jünger, aber trotzdem. Der alte Schmied seufzte erneut: „Hinter dem ersten Portal wartet der Weg über die Höllenschlünde. Das ist nicht sehr angenehm zu gehen. Wenn man da runterfällt, ist man verloren. Natürlich werdet ihr schon nicht fallen, “ ergänzte er hastig, als er erkannte, dass die beiden Hundebrüder stehen bleiben wollten. Seit wann wirkten die eigentlich so synchron in ihren Bewegungen? Oder lag das nur dran, dass er sie noch nie auf diese Art nebeneinander gehen hatte sehen? „Dann kommt noch ein Portal und man landet in einem Höhlenlabyrinth. Ja, dann ist wieder ein Portal und man ist in der eigentlichen Welt, wo Euer verehrter Vater begraben ist, und andere auch. Dort irgendwo wartet auch der Sänger, aber ich weiß ehrlich nicht, ob ihr ihn treffen werdet. In jedem Fall müsst ihr immer weiter nach Osten gehen. Ja, und dann hört irgendwann das Land auf und ein Meer liegt vor euch. Ich hörte, in dem werden Meeresdrachen und andere begraben, aber das weiß ich nicht. Jedenfalls ist dort der Berg der Windnarbe. Ihr werdet dann schon wissen, was ihr zu tun habt.“ „Natürlich.“ Inuyasha war beruhigt. Das klang nicht nach unüberwindlichen Hindernissen, nicht einmal nach so lästigen Kleinigkeiten, wie Tatsumaki sie ihnen aufgehalst hatte. Da würde er wirklich doch spätestens bis zum Morgen zurück bei Kagome sein und sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. Toutousai überlegte. Aber mehr fiel ihm dazu eigentlich nicht mehr ein. Er brauchte ihnen gar nicht zu erzählen, wie seine Prüfungen an den Portalen ausgesehen hatten, denn sie würden gewiss andere bekommen. „Jetzt dort nach links. Da, an dem Feuersprudel vorbei.“ Um sie leuchteten unzählige kleine Lavafontänen in die Nacht. Das erleichterte zum einen die Orientierung, zum anderen zeigte es nur zu deutlich, dass sie sich noch immer auf vulkanischem Grund befanden. „Geh voran!“ befahl Sesshoumaru und der Schmied gehorchte. Endlich ließ er seine Kuh anhalten. Inuyasha war froh, um seine feuerfeste Kleidung, als er ihr Ziel erkannte. Einen rechteckigen, großen Kamin, aus dem Flammen loderten. „Hier müsst ihr hineinspringen.“ Toutousai sparte sich die unnütze Frage, ob sie das wirklich vorhatten. „Du hast gesagt, das Feuer endet irgendwann?“ erkundigte sich der Hanyou nur: „Wann?“ „Ich weiß es nicht…“ Das Wort „Hundebaby“ unterschlug er besser. Inuyasha neigte zu impulsiven Reaktionen, keine Kagome war in Sicht um ihn zu stoppen, und eine Beule zum Abschied brauchte er wirklich nicht. Ohne ein Wort war Sesshoumaru zu dem Brand getreten. Das war heiß, in der Tat, und würde auch für ihn unangenehm sein, wenn auch nicht tödlich. Aber anscheinend sollte das Feuer ja nur den Eingang abschirmen. So sprang er ohne weiteres hinein. „He, warte gefälligst!“ Mit einem gewaltigen Satz war der jüngere Halbbruder hinterher. „Was für Kinder!“ sagte Toutousai: „Nicht wahr, oyakata-sama?“ Aber niemand antwortete ihm. Inuyasha hatte gerade entschieden, dass der Sturz im Feuer wirklich langsam an seinen nicht geschützten Körperteilen schmerzhaft wurde, als die Flammen plötzlich verschwunden waren. Er flog nur noch durch die Luft, um sich noch immer den Felskamin. Im Schein der Glut über sich, konnte er unten bereits den Boden erkennen, wo Sesshoumaru gerade landete. Er folgte diesem Beispiel. Sie befanden sich in einer fast quadratischen Höhle. Vor ihnen lag ein großes steinernes Portal, dessen Tür aus massivem Fels bestand. „Na, immerhin, “ meinte Inuyasha. „Und jetzt müssen wir das Teil aufbringen, oder wie? Versuchst du es mit Tenseiga?“ Es war äußerst unwahrscheinlich, dass Tenseiga auch diese Pforte öffnen würde. Aber wie sollte sie dann aufgehen? Hier gab es keine Wächter, die sie aufschließen konnten. Der Hundeyoukai trat näher und musterte die Öffnung. Im nächsten Moment fragte eine weibliche Stimme: „Wer will lebendig in die andere Welt?“ „Öffne das Tor.“ „Sag den Grund.“ „Der Berg der Windnarbe.“ „Ihr seid zwei…“ „Ich auch“ Inuyasha kam eilig neben seinen Halbbruder, bemüht, als gleichrangig angesehen zu werden. „Wenn ihr hier durchgeht, werdet ihr nicht mehr zurückkönnen.“ „Das werden wir dann schon sehen“, meinte der Hanyou optimistisch. „Geht durch mich und vergesst eure Hoffnungen, durch mich zurückzukehren.“ „Wir haben nur etwas zu erledigen, das ist alles.“ „Ich finde keine Furcht bei euch, keine Sorge….“ Die Stimme klang noch immer gelassen: „Nun gut.“ Das Tor öffnete sich. Dahinter herrschte das gleiche Licht, wie auf dieser Seite: Dunkelheit, die nur von Feuerschein erleuchtet wurde. Ohne weiteres Wort setzte sich Sesshoumaru in Bewegung. War das schon alles gewesen? Die erste Prüfung war, ob man Furcht hatte? Wie jämmerlich einfach das war. Oder kamen da noch schwerere Fragen? Gleich. Er würde alles bestehen. Hinter dem Portal blieb er jedoch für einen Augenblick stehen. Toutousai hatte gesagt, hier begänne der Weg über die Höllenschlünde, und, in der Tat, das war ein gut gewählter Name. Ein kaum dreißig Zentimeter breiter, steinerner Pfad führte als Brücke in weitem Bogen weiter, scheinbar endlos in die Dunkelheit. Rechts und links davon ging es tief hinab. Unten loderte ein Feuer, das wohl wirklich aus der Hölle selbst stammte. Immer wieder stiegen Flammenfontänen auf, die fast den Pfad erreichten. Was sollte es. Er betrat ihn. Inuyasha hatte ebenso das zum einen faszinierende, zum anderen bedrohliche Schauspiel gemustert, ging nun aber auch weiter, hinter seinem Halbbruder her. Beide hörten, wie sich das Portal hinter ihnen schloss. Sie hatten nichts anderes erwartet. Sango kam zu den anderen zurückgeflogen. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen und es hatte zu nieseln begonnen. So rief sie noch aus dem Flug: „Kommt, ich habe eine schöne, große Höhle gefunden!“ „Hast du sie durchsucht?“ erkundigte sich Miroku sofort. Denn der Haken an großen Höhlen waren häufig deren Bewohner. „Keine Dämonenergie war zu spüren und Kirara hat auch nichts wittern können.“ Rin war schon aufgesprungen. Eine Höhle war schön trocken und man konnte Feuer machen. Das war allemal besser, als hier im Regen zu sitzen: „Komm, Shippou-chan. Fliegst du mit mir auf Ah-Un? Du auch, Jaken-sama.“ Immerhin vergaß sie ihn nicht, grummelte der Krötenyoukai, wenn auch wohlweislich nur in Gedanken. Das fehlte noch, dass die Kleine in Tränen ausbrach und womöglich Sesshoumaru-sama in diesem Moment zurückkehrte. Auch Kagome nahm ihren Rucksack auf und stieg zu Sango auf die fliegende Katze. Der Mönch folgte. So waren die Menschen und kleinen Youkai bald an einem Berg, an dem sich eine große Höhle auftat. „Hübsch, in der Tat, “ meinte Kagome, als sie hineinging. Der vorderste Raum war eben und sauber. Hier konnten sie gut ein Feuer machen und die Nacht verbringen. Nur Ah-Un musste draußen bleiben, aber dem zweiköpfigen Drachen sollte das wenig ausmachen. Im Hintergrund öffnete sich ein breiter Gang. Miroku trat dorthin, spürte in die Dunkelheit. „Nein, da scheint wirklich nichts zu sein, “ meinte er: „Oder, Kagome?“ „Nein, ich kann auch nicht fühlen von einem Splitter des Juwels oder so. Bleiben wir hier. Zum Glück haben wir trockenes Holz.“ Sie begann, es aufzuschichten: „Zündest du es dann mit dem Kopfstab an, Jaken?“ Sie bemühte sich, den Krötenyoukai aufzumuntern. Immerhin schien keiner gern mit ihm zu reden. Aber er wirkte einfach auch sehr missmutig, vermutlich, weil er schon wieder nicht mit seinem Herrn mitgehen durfte. Und irgendwie tat er ihr Leid. Dieser tat das Gewünschte. Konnte keiner von dieser Hanyou-Bande etwa Feuer machen? Für so unfähig hätte er sie gar nicht gehalten. „Shippou-chan….“ wandte sich Rin an den kleinen Kitsune, ehe sie bemerkte, dass der nicht mehr neben ihr war, sondern auf der Rückseite der Höhle stand, dort in die Dunkelheit blickte. Sie lief hin: „Ist da doch etwas?“ fragte sie ängstlich. Immerhin war Sesshoumaru-sama nicht hier. „Nein, sicher nicht“, beruhigte sie Shippou sofort: „Das hätte schon jemand mitbekommen.“ Er warf einen raschen Blick zurück, ehe er leise meinte: „Aber sieh nur, dahinten….die Steine leuchten richtig dort, wo der Feuerschein hinkommt.“ „Ja, das sieht schön aus. - Oh, du hast doch dein Fuchsfeuer…?“ „Ja. Soll ich diese hintere Höhle mal beleuchten?“ Er wollte ihr gern einen Gefallen tun. Die letzten Tage hatten sie zusammen gespielt und gemalt und er hatte sich schon lange nicht mehr so gut unterhalten. „Au fein!“ meinte die Kleine. Wenn er diese gesamte hintere Höhle beleuchtete, würde es bestimmt noch viel glitzernder aussehen, als so. Kagome drehte sich um: „Shippou-chan, Rin-chan, was macht ihr da?“ „Wir gucken nur“, antwortete der Kitsune ehrlich: „Die Steine dort leuchten im Schein des Feuers. Das sieht schön aus.“ Beruhigt wandte Kagome den Kopf und setzte sich zu den anderen ans Feuer. Shippou schien es zu gefallen, dass noch ein anderes Kind bei ihm war und Rin tat es sicher ebenfalls mal gut, mit jemand harmlos und offen umgehen zu können. Ihre Phantasie versagte bei der Vorstellung, Sesshoumaru würde mit der Kleinen Quartett spielen. Shippou ließ sein Fuchsfeuer aufflammen und warf es wie in einem Ball in die hintere Höhle. Die Wände und die Decke reflektierten sofort das Licht. Rin klatschte in die Hände: „Wunderschön. So etwas habe ich noch nie gesehen!“ „Ich auch nicht, “ gab Shippou zu. Er wandte den Kopf, ehe er leise meinte: „Gehen wir noch ein bisschen weiter hinein. Dann kann ich eine größere Energiemenge einsetzen.“ Rin nickte. Sie warf noch einen raschen Blick zurück, aber weder Jaken-sama noch einer der anderen Menschen schien auf sie zu achten. Also war es wohl sicher, wenn sie dahinter gingen. So folgte sie dem kleinen Fuchs, der in dem Gang stehen blieb: „So jetzt noch einmal: Fuchsfeuer!“ Das Licht brach sich an jedem einzelnen Stein, wurde reflektiert, wieder und wieder. Der gesamte Gang wurde taghell erleuchtet. Es war wie ein Feuerwerk, dessen Schein allerdings rasch wieder erlosch. Aber Shippou hatte etwas anderes bemerkt: „Rin, hast du den großen Stein dort gesehen?“ „Welchen? Hier sind sehr viele Steine.“ „Den ganz großen.“ „Was meinst du?“ „Komm.“ Er ließ auf seinen Fingern ein kleines Licht erscheinen, das ihnen den Weg weiter in die Dunkelheit weisen sollte, ehe er mit der anderen Hand die des kleinen Mädchens nahm: „Da, siehst du? Der glitzert ganz anders.“ „Findest du?“ Rin konnte keinen Unterschied erkennen. Aber sie folgte vertrauensvoll dem Kitsune. Immerhin war das auch ein, wenn auch kleiner, Dämon. Und er hatte gesagt, er wollte auf sie aufpassen. „Irgendwie eigenartig. So, als ob da Fuchsmagie dabei wäre. Doch, da bin ich mir eigentlich sicher. Das ist ein Zauber, wie ihn nur Kitsune legen können. Was hier wohl ist?“ Er berührte vorsichtig den Stein mit seinem Fuchsfeuer – und löste damit die Falle aus. Im gleichen Moment verschwand der gigantische Felsblock vor den Augen der erstaunten Kinder. Stattdessen entstand unter ihnen ein großes, tiefes Loch, in das sie hinabstürzten. Rin konnte nur noch aufschreien. Shippou schaffte es, sich während des Sturzes in einen rosafarbenen Ballon zu verwandeln und das kleine Mädchen auf sich aufprallen zu lassen, aber er war zu überrascht gewesen, um noch verhindern zu können, dass er hart unten aufkam und Rin von ihm stürzte. Sie schrie schmerzlich auf, was in ihm gewisse Panik weckte. Wenn sie sich verletzt hatte… So verwandelte er sich hastig zurück, leuchtete mit seinem Fuchsfeuer: „Rin-chan?“ Sie saß auf dem Boden und hielt sich den Knöchel: „Ich...ich habe mir wehgetan…“ Die Tränen in ihren Augen zeigten, dass es sicher ernst war. „Tut mir Leid. Ich…wir fliegen wieder hoch, ja?“ In dem Moment sah er, wo sie sich befanden. Die Aufschreie hatten die Menschen und Jaken aufspringen lassen. Sie liefen in den Gang. „Shippou-chan? Rin-chan?“ schrie Kagome. „Hier unten...wir sind hier in das Loch gefallen, “ gab der Kitsune zurück: „Ich habe Rin zwar aufgefangen, aber sie hat sich wohl trotzdem verletzt. Ich...ich bring sie gleich wieder hoch, aber das hier solltet ihr euch ansehen. Hier ist eine Höhle mit einer Tür aus Stein!“ Rin hatte sich verletzt? Jaken geriet in Panik. Er wusste, wem die Schuld dafür gegeben werden würde, käme Sesshoumaru-sama zurück. Kaum dem kleinen Kitsune, diesem Volltrottel von Fuchsdämon. Hoffentlich war es nichts Schlimmes… „Kirara!“ Sango sah zu ihrer Katze, die sich rasch vergrößerte: „Kommt, gehen wir mal runter und holen die Kleinen. Dann sehen wir mal, was dort unten so interessant ist.“ Ihre Freunde waren geübt genug, fast gleichzeitig mit ihr auf die Kampfkatzezu steigen. Jaken schaffte es gerade noch, den Schwanz zu erwischen, als Kirara sich in das Loch stürzte. Unten angekommen, sahen sich alle rasch in dem Licht um, das Shippou aussandte. Während Miroku und Sango die seltsame steinerne Tür misstrauisch musterten, kniete Kagome neben Rin nieder: „Du bist verletzt? Dein Knöchel? Lass mich mal sehen. Ich habe oben Verbandszeug, das können wir drum wickeln, damit es schneller heilt.“ Hoffentlich hatte sich die Kleine nichts gebrochen. Da gab es jemanden, der darüber sicherlich äußerst ungehalten wäre. Das war auch Jakens Gedanke, als er sorgenvoll zusah, wie behutsam Kagome den Knöchel abtastete. „Du scheinst nur umgeknickt zu sein. Also, es ist nichts gebrochen, “ stellte das Mädchen aus der Zukunft mit gewissem Aufatmen fest und der Krötenyoukai entspannte sich ein wenig. Sie wandte den Kopf: „Sag mal, Shippou-chan, was sollte das denn hier?“ „Ich…ich wollte doch nur mein Fuchsfeuer zeigen. Das glitzerte so schön.“ Der Kitsune war etwas zerknirscht. „Und auf einmal war der Boden unter uns weg…“ „Shippou-chan, nimm doch Rin mit dir. Kirara, du trägst sie hoch, ja?“ Sango sah sich um. Kagome half den beiden wortlos auf die Katze, sicher, dass ihre Freundin etwas Besorgniserregendes gesehen hatte, aber vor den Kindern nicht darüber reden wollte. Als die drei emporflogen, drehte sie sich um: „Was ist, Sango-chan?“ Die einzige Beleuchtung war nur mehr das äußerst vage Licht ihres Feuers von oben. Man konnte kaum mehr etwas erkennen. „Es ist eindeutig ein magisches Portal“, antwortete Miroku stattdessen. „Und es scheint so, als ob Shippou mit seinem Fuchsfeuer den schützenden Bannkreis oberhalb zum Erlöschen gebracht hat. – Wenn wir in der Höhle dort oben wirklich übernachten, sollten wir sehr vorsichtig sein. Denn das Portal kann nur von der anderen Seite aktiviert werden.“ „Dann war der Bannkreis oben ein Schutz gegen…was auch immer?“ erkundigte sich Kagome. „Ja. Gegen was auch immer,“ bestätigte Sango: „Denn das ist keine Magie eines Priesters, keine Dämonenenergie. Ich kann nicht einmal sagen, ob ich das je so gefühlt habe.“ „Ich schon!“ Jaken klang etwas triumphierend, den Menschen ihr Unwissen vorhalten zu können: „Als ich mit Sesshoumaru-sama durch das Tor der anderen Welt ging, das er mit Tenseiga geöffnet hatte, fühlte es sich so an.“ „Dann ist das das Portal, durch das Toutousai ging, und das die Halbbrüder finden wollen.“ Sango drehte sich um: „Sicher ist das dann ein Tor zu der anderen Welt.“ „Sie werden sich ärgern, den Weg zu Toutousai umsonst gemacht zu haben.“ Miroku sprach aus, was die anderen dachten. Sie standen zu viert vor dem schweren steinernen Portal „Vorsicht!“ rief Kagome, ohne zu wissen, warum. Aber im nächsten Augenblick erkannte sie ebenso wie die anderen drei die Gefahr. Der schwere Stein, der das Tor bedeckte, fiel nach unten. Dahinter befand sich ein Gang in dem schwärzesten Schwarz, das sie je gesehen hatten. Und ein Sog erfasste sie, dem keiner von ihnen Widerstand leisten konnte. Sie wurden förmlich eingesaugt, und jeder einzelne von ihnen dachte an das Kazaana des Mönchs, das verfluchte, schwarze Loch in seiner Handfläche. Hoffentlich würden sie nun nicht herausfinden, wo all diese Eingesaugten sich befanden. Das würde kaum ein netter Willkomm werden. „Rin!“ stöhnte Jaken, als er versuchte, sich an Mirokus Kleidung festzuhalten, um wenigstens nicht so herumgewirbelt zu werden. Ja, die Kinder, dachte auch Kagome. Immerhin waren Kirara und Ah-Un bei ihnen. Hoffentlich kamen Inuyasha und Sesshoumaru bald zurück. Shippou würde ihnen sicher sagen, was passiert war. ************************************ Es wäre wohl besser gewesen, wenn jemand ihnen vom Hüter der dunklen Flamme und der anderen Welt erzählt hätte. Im nächsten Kapitel stellt Inuyasha die Frage aller Fragen - und das Stichwort "eins werden" findet neue Bedeutungen: Der Weg in die Unterwelt. bye hotep Kapitel 21: Der Weg in die Unterwelt ------------------------------------ Das neue Kapitel heute schon, da ich morgen keine Zeit habe. Wenn etwas schief gehen kann, wird es auch schief gehen, heisst es... 21. Der Weg in die Unterwelt Give it to me I must have it Precious treasure I deserve it Into the Storm, von Blind guardian, Nightfall on Middle Earth Eine langfingrige Hand schleuderte die weiße, einstmals so wertvolle, Kugel der Sicht gegen die Steinwand der Grotte. „Jahrhunderte der Arbeit, des Bemühens, zunichte gemacht von diesen...diesen… Mein treuer Uxmal ist an den Folgen eines lächerlichen Hundebisses gestorben…Die Flöte des Windrufers war und ist meine einzige Chance, hier wegzukommen und mit Tatsumakis Macht die Welt zu erobern, mich für das hier zu rächen! - Nein. Ich muss ruhig bleiben. Raiden war vorsichtig – und dumm - genug, die Flöte zerstören lassen zu wollen. Und jemand wird sie mir bringen. An mehreren Eingängen dieser Welt waren bereits Lebewesen. Sie werden kommen, freiwillig oder unfreiwillig. Ich muss nur abwarten…Die Flöte des Windrufers gehört mir. Tatsumaki gehört mir. Mir allein….“ Die Brücke aus Stein über den feurigen Höllenschlünden schien ewig zu dauern und Inuyasha wurde langweilig. Es war einfach öde, sich immer die Haare und den Rücken des Herrn Halbbruders angucken zu müssen. Aber ihm war auch klar, dass er weder überholen konnte, noch seine Meinung dazu äußern sollte. Sesshoumaru war in der letzten Zeit bemerkenswert freundlich ihm gegenüber gewesen, hatte ihm sogar das Leben gerettet. Das wollte er nicht dadurch aufs Spiel setzen, dass er wieder einmal bewies, wie ungestüm er war. Immerhin hatte der schon seit einiger Zeit nichts mehr von wegen: törichter Bastard von sich gegeben. Um zum Berg der Windnarbe zu gelangen, mussten sie diese Strecke nehmen, da half eben nichts. Um sich abzulenken dachte er an Kagome. Sie war wieder sehr liebenswürdig gewesen, hatte ihm die Sache mit dem Kuchen wohl vergeben. Aber er wusste auch nicht so ganz, wie das weitergehen sollte, mit ihr im Besonderen. Er fühlte sich leicht ums Herz, wenn sie dabei war, er war froh, wenn sie ihn anlächelte. Und da war ihre Bemerkung gewesen, ob er schon einmal mit einem Mädchen… Ihm wurde warm, als ihm plötzlich die Quelle von Sirtan in Tatsumakis Welt einfiel. Da hatte er sie sich ja vorgestellt. Und das war ein sehr anregendes Gefühl gewesen. Wollte sie vielleicht, dass er sie mal küsste? Das hatte er schon einmal mit Kikyou gemacht, aber er hatte keine Ahnung, ob das so richtig gewesen war. Und was sollte er tun, wenn sie dann wirklich sagen würde, sie wollte mit ihm…? Er wurde unwillkürlich rot. Da würde er ziemlich dumm dastehen. Sie war ein schönes, kluges Mädchen und wusste bestimmt, wie das ablaufen sollte. Sie wusste soviel aus ihrer Zeit. Und er hatte keine Ahnung. Das wäre mit Sicherheit peinlich. Sein Blick fiel wieder auf den Rücken seines Halbbruders. Ohne weiter nachzudenken fragte Inuyasha: „Onii-san, hast du schon einmal ein Mädchen geküsst?“ Sesshoumaru erstarrte in der Bewegung und drehte sich langsam auf dem schmalen Pfad um. Seine erste Antwort: „das geht dich dämlichen Hanyou nichts an, “ ließ er doch bleiben, als er sah, wie rot der Jüngere angelaufen war. Inuyasha wurde klar, dass das gerade eine ziemlich impertinente Frage gewesen war, und fuhr eilig fort: „Ich meine...kannst du mir sagen, wie das geht?“ Der Hundeyoukai stellte fest, dass er sich geirrt hatte. Inuyasha besaß nicht nur das Talent, sich durch sein vorlautes Mundwerk in Schwierigkeiten zu bringen, sondern auch die Fähigkeit, unmögliche Fragen an den unmöglichsten Orten zu stellen. Wer kam beim Gehen über die feurigen Höllenschlünde schon auf küssen? Aber so rot, wie der Hanyou gerade angelaufen war, sah er fast wie Rin aus, wenn ihr etwas peinlich war. Moment. Was hatte er da gerade gedacht? Das musste ansteckend sein: „Was soll die Frage, Inuyasha?“ „Ich...ich meine,…ich…“ Er nahm seinen Mut zusammen und gestand: „Ich habe keine Ahnung, wie es dann weitergeht.“ Hatte Izayoi etwa ihren Sprössling gar nichts beigebracht? Nun gut, als sie starb, war Inuyasha sicher noch zu klein für ein derartiges Thema gewesen. Aber warum hatte dieser unfähige Flohgeist das nicht übernommen? Dann jedoch dämmerte Sesshoumaru eine unangenehme Tatsache: für gewöhnlich war es die Sache des Vaters, seinen Sohn an diese Dinge heranzuführen. Und, falls dieser verstorben war, dann des jeweiligen Familienoberhauptes. Kurz, seine Sache. Ach, du liebe Zeit. Leider hörten Tatsachen nicht auf, zu bestehen, nur weil sie einem unangenehm waren. Er drehte sich wieder um: „Später.“ Inuyasha atmete auf. Immerhin war er nicht sauer geworden. Und er hatte ihm sogar versprochen, ihn aufzuklären, wie das mit Mädchen ging. Miroku zu fragen wäre noch peinlicher gewesen. Sie dagegen teilten doch immerhin die Hälfte ihres Blutes. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er noch vor zwei Wochen lieber gestorben wäre, als eine derartige Frage zu stellen. Und Sesshoumaru hätte ihn wohl eher in die Höllenschlünde geworfen, als ihm eine Antwort zu geben. Während der Hundeyoukai weiter über den schmalen Pfad schritt, dachte er nach. Inuyasha hatte nicht gelogen, das stand fest. Aber, wenn er keine Ahnung hatte, jetzt erst anfing, sich für Mädchen zu interessieren….wie alt war er eigentlich? Wie alterten Hanyou? Er selbst war davon ausgegangen, viermal so schnell wie Youkai, eher mehr. Das jedenfalls war in den ersten Lebensjahren des Halbblutes der Fall gewesen. Er war mehr oder weniger wie ein Mensch gewachsen. Und eigentlich war er davon ausgegangen, dass dem weiterhin so sein würde. War diese Annahme falsch gewesen? Als Izayoi gestorben war, war Inuyasha ein Kleinkind gewesen, selbst nach menschlichen Maßstäben. Aber dann? Wuchs ein Mischling zuerst wie ein Mensch heran, dann wie ein Youkai? Dann wäre der Jüngere eindeutig noch nicht erwachsen. Womöglich entsprach sein Zustand einem Menschen mit fünfzehn. Das würde auch zu seiner Menschenbande passen….aber…. Ja, aber. Er hatte ihm noch bei ihrem ersten Kampf um Tessaiga in Vaters Grab wieder einmal vorgeworfen, noch immer wie ein Kind zu kämpfen. Lag das etwa daran, dass er fast noch eines war? Das würde einiges erklären. Waren die ganzen Dinge, die ihn an seinem Halbbruder mehr als nervten, einfach darauf zurückzuführen, dass dieser eben noch fast ein Kind war? Ein großes, überaus unerzogenes Kind? Myouga hatte da nicht einmal halbe Arbeit geleistet. Myouga? Nun, wenn er ehrlich war, würde Vater dafür wohl ihn selbst zur Verantwortung ziehen, wenn sie sich irgendwo je wieder sehen sollten. Endlich tauchte am Horizont das Ende der Brücke über die Höllenschlünde auf: eine Steinwand, die unten aus dem Flammenmeer steil emporstieg, und auf der Höhe des Weges in einer ebenen Fläche endete. Dort befand sich ein weiteres Portal. Weiter oben war noch immer nichts zu erkennen, außer Schwärze. Der Hundeyoukai blieb vor dem Portal stehen. Das steinerne Tor war verschlossen. Mussten sie nun irgendeine Frage beantworten? Etwas tun oder sagen? Inuyasha war neben ihm: „Na, toll. Und jetzt?“ Zu ihrer Verblüffung geschah tatsächlich etwas: aus dem einen Portal schoben sich zwei andere, so dass es nun drei nebeneinander stehende Steintüren waren. Bevor der Hanyou seine Meinung dazu kundtun konnte, hörten die Hundebrüder von oben einen Schrei. Sie blickten empor. Beide erkannten in dem blau-schwarzen Kleidungsflattern ein Mönchsgewand – und Miroku. Was tat der denn hier? Nun gut, er fiel auf sie zu, das sahen sie. Der Mönch versuchte auf den Beinen zu landen, stolperte voran, in Richtung auf das erste Portal. Er streckte die Hände voraus, um sich abzustützen. In diesem Moment kugelte etwas Grünes von der Decke. „Sesshoumaru-sama!“ schrie Jaken noch, ehe er gegen Miroku prallte, diesen gegen die Tür schob. Ehe irgendjemand etwas sagen oder tun konnte, öffnete sich das Portal, die beiden fielen hinein und es schloss sich wieder. „Äh…“ war alles, was der Hanyou hervorbrachte. Er war eigentlich sicher, dass er gerade eine äußerst merkwürdige Illusion erlebt hatte. In diesem Augenblick schrie jemand seinen Namen und er starrte erneut in die Schwärze über ihnen: „Kagome?“ Seine Menschenfreundin stürzte auf ihn zu und er sprang ein wenig rückwärts, um sie sicher abpassen zu können. Unter dem Schwung des Auffangens taumelte er zurück. Sesshoumaru begriff, dass sich auch dieses Portal öffnete, die beiden buchstäblich verschluckte, ehe er selbst nur noch die Hand heben konnte. Sango erkannte, dass sie hart aufkommen würde und versuchte sich abzufangen, als sie etwas schmerzhaft an der Schulter stoppte. Im nächsten Augenblick entdeckte sie lange, aristokratische Finger um ihren Oberarm, mit Krallen daran. Am Handgelenk zeigten sich schmale, rote Streifen. Und sie wusste, gegen was sie gefallen war – oder besser, gegen wen. Hastig wich sie etwas zurück. Zu ihrer Erleichterung gab der Hundeyoukai sie frei: „Entschuldigung, Sesshoumaru-sama“, sagte sie eilig. Wo waren denn die anderen hin? Dieser drehte sich statt einer Antwort um und ging auf das letzte Tor zu. Das Portal hatte sich verdreifacht, als diese Menschen und Jaken von oben herabgestürzt waren, warum auch immer. Das würde sich später feststellen lassen. Anscheinend war es so gedacht, dass jeweils zwei Prüflinge durch ein derartiges Tor gehen mussten, um weiter zu kommen. Wie verdrießlich, dass er nun die Dämonenjägerin am Hals hatte. Nun gut, sie besaß gewisse Fähigkeiten. Womöglich war es besser als Jaken. Sango folgte ihm eilig. Sie wusste nicht, was geschehen war, aber immerhin hatte er anscheinend vor, sie bei sich zu dulden. Und das war mit Sicherheit besser, als allein durch diese unbekannte Jenseitsgegend zu wandern. Miroku raffte sich auf. Eigentlich wollte er irgendetwas Unfreundliches zu Jaken sagen, aber er sparte es sich, als er erkannte, wo sie gelandet waren. Er hatte noch gesehen, dass sie an den Hundebrüdern vorbei in ein Tor getaumelt waren. Immerhin hatten sie sie gefunden. Aber nun stand er hier, in einer Kammer, zusammen mit einem Krötenyoukai, vor und hinter sich ein verschlossenes, steinernes Portal. Das einzig Positive war, dass jemand für Beleuchtung gesorgt hatte. Im Schein des indirekten Lichts erkannte er an den Wänden Zeichnungen. Jaken klopfte wild an die vordere Tür: „Sesshoumaru-sama!“ „Er wird dich weder hören noch etwas tun können, “ erklärte der Mönch: „Man kommt hier anscheinend nur wieder raus, wenn man eine Aufgabe gelöst hat.“ „Und welche?“ „Du hast uns keine Zeit gelassen, Inuyasha oder Sesshoumaru danach zu fragen.“ „Ich kann doch auch nichts dafür!“ Der kleine Youkai sah zu ihm auf: „Und jetzt?“ Er war schon zu lange mit seinem Herrn unterwegs, als dass er noch eigene Ideen gehabt hätte. Überdies hatte er gewisses Zutrauen in die Menschenbande des Hanyou. „Die Zeichnungen an den Wänden müssen irgendetwas bedeuten….“ Miroku musterte sie: „Entweder sie sind die Frage oder geben einen Hinweis auf die Antwort…“ Kagome klammerte sich an Inuyashas Hals, als sie in die Kammer fielen. Das Portal schloss sich unverzüglich. Gleichzeitig erleuchtete ein indirektes Licht die kleine Kammer. „Was machst du denn hier?“ schimpfte der Hanyou, ohne sie loszulassen. „Das sollte ich dich wohl fragen“, gab sie zurück: „Ich dachte, ihr wolltet nur rasch Toutousai nach dem Weg fragen, und dann zu uns zurückkommen!“ „Ja, aber da der Weg durch ein ziemlich heißes Feuer ging, dachte ich, da kommt ihr sowieso nicht durch“, gestand er. „Außerdem schien das doch alles recht schnell zu gehen. Der alte Zausel konnte sich an keine großen Probleme erinnern…“ „Was vermutlich nur heißt, dass er sie vergessen hat…“ Er hatte sie also doch sitzen lassen wollen? Für einen Moment war sie versucht, ihn zu Boden zu schicken, aber da er sie noch immer vor sich auf beiden Armen trug, wäre das nicht sonderlich intelligent gewesen. Überdies legte sie keinen Wert darauf, noch einmal den älteren Bruder an der Kehle zu haben. „Lässt du mich runter? - Wo sind wir hier eigentlich?“ „Gute Frage.“ Er setzte sie ab: „Das muss das Tor sein, vor dem wir standen. Durch das erste kam man, wenn man keine Angst hatte.“ „Und hier?“ „Keine Ahnung. Aber ich könnte es ja mal mit Tessaiga probieren…“ „Lieber nicht. Ich glaube nicht, dass es die Lösung ist, alles kaputt zu machen. Oder hat Toutousai etwas davon gesagt?“ „Nein. – Aber trotzdem, Kagome, wieso seid ihr alle hier?“ Sie berichtete ihm rasch von der Höhle und dem Tor, dass Shippou und Rin unabsichtlich gefunden hatten, während sie die Wände betrachtete. Die Zeichnungen mussten doch irgendetwas bedeuten. Nur, was? „Dann sind Shippou und Rin jetzt allein?“ fragte Inuyasha. „Leider. Kirara und Ah-Un sind allerdings da, und Shippou wird schon auf die Kleine aufpassen.“ Er nahm ihre Hand: „Kagome…Ich werde es doch mit Tessaiga versuchen. Wir können hier doch nicht einfach sitzen bleiben.“ Es fühlte sich irgendwie gut an, sie so zu halten. Viel besser, als er es sich in der Quelle von Sirtan vorgestellt hatte. „Es scheint ein Rätsel zu sein.“ Sie drehte sich zu ihm: „Ihr habt keinen Hinweis bekommen?“ „Nein, gar nichts.“ Sesshoumaru betrachtete nachdenklich die Wände. Diese Zeichnungen bedeuteten sicher etwas. Nur was? Aber dies musste der Schlüssel sein, der das Portal wieder öffnete. Er wusste, dass er es sich sparen konnte, zu versuchen, das Tor mit Gewalt zu öffnen. Das würde kaum gelingen. Die Mächte der jenseitigen Welt hatten es in sich. Auch, wenn er oft genug verächtlich über sein Schwert redete – er unterschätzte Tenseigas Fähigkeiten keineswegs. Dieses war hier allerdings wohl auch keine Option, denn das Schwert rührte sich nicht. Sein Blick glitt zu der Dämonenjägerin, die ebenfalls in dem matten Licht nach Hinweisen suchte. Sango hätte fast geseufzt, als sie zu verstehen glaubte, worum es ging. Sollte sie das dem Youkaifürsten sagen? Oder hatte er es auch schon erkannt, wollte aber nicht? Sie konnte das verstehen. „Was ist?“ Ihr war klar, dass sie auf diese Frage besser antworten sollte: „Wenn ich diese Zeichnungen richtig verstehe“, begann sie behutsam: „Geht es immer um Zusammenschluss, Vereinigung. Aus zwei Dingen wird immer eines.“ Auch Miroku war beim Betrachten der Wandmalereien zu diesem Ergebnis gekommen. Er seufzte etwas. Wäre Sango hier gewesen, hätte er schon gewusst, was zu tun wäre. Aber Jaken? Hoffentlich war sie überhaupt noch draußen vor der Tür in Sicherheit, oder gemeinsam mit Kagome in einer Kammer. Er musste hier raus, je eher, desto besser. Aber die Zeichnungen sprachen eindeutig immer von körperlicher Nähe, ja Vereinigung. Was nun? Kagome seufzte ein wenig: „Ich fürchte bloß wirklich, dass Tessaiga hier nichts helfen wird, Inuyasha. Wenn ich nur wüsste, was diese Malereien bedeuten sollen.“ „Das sehen wir schon. Geh hinter mich.“ Er ließ ihre Hand los: „Wenn es nicht klappt, müssen wir eben weiter raten.“ „Na schön.“ Sie wusste schließlich, welche Fähigkeiten er samt seinem Schwert hatte. Und hier in einer Kammer am Beginn des Jenseits zu verhungern war auch keine Möglichkeit, die sie sonderlich aufbaute. Impulsiv reckte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. Inuyasha hatte das Gefühl, in kochendes Wasser getaucht zu werden. Er wurde feuerrot. Sie sah es und errötete ebenfalls: „Nur als Glücksbringer…“ murmelte sie. Was hatte sie denn da gerade geritten? In diesem Moment öffnete sich das Portal vor ihnen. Fassungslos starrten beide hin, ehe sie eilig hinausliefen, nur, um bestürzt die Szenerie vor ihnen anzublicken. Vor dieser Seite der Tür lag ein kleiner Vorplatz, danach dehnte sich eine weitere Brücke, wie sie der Hanyou schon kannte. Diesmal spannte sie sich jedoch über einem schwarzen, scheinbar endlos tiefen Abgrund – und man konnte das Ziel erkennen. Eine schwebende, bewaldete Insel vor ihnen. Rechts und links führten ähnliche Brücken zu zwei anderen Inseln. Ganz offenkundig sollten sie getrennt bleiben. Aber wo waren die anderen? Sango seufzte unhörbar. Vereinigung lautete das Schlüsselwort, um dieser Falle zu entgehen. Aber sie verspürte nicht die mindeste Lust, ausgerechnet mit Sesshoumaru…und der umgekehrt sicher ebenfalls nicht. Was konnten sie nur tun? Sie zuckte zusammen, als sie spürte, das sich etwas um sie legte, weich und dennoch wie Stahl. Im nächsten Moment erkannte sie das weiße Fell, das der Hundeyoukai um die Schulter trug. Er zog sie eng an sich, drückte sie gegen seinen Brustpanzer. Es schmerzte, aber nur ein sehr unkluger Mensch würde sich über so etwas bei einem Youkaifürsten beschweren, dachte sie unwillkürlich, fragte jedoch beunruhigt: „Äh, Sesshoumaru-sama…“ Er wollte doch nicht etwa wirklich…? Er sparte sich einen Kommentar, der sicher kaum menschenfreundlich geworden wäre, da er erkannte, dass sein Verdacht richtig gewesen war. Das Portal öffnete sich. So ließ er die Dämonenjägerin frei. Es war nicht mehr notwendig, so engen Kontakt zu haben. Was hatte dieses dumme Ding denn gedacht, wie man die Falle öffnen konnte? Als sie auf dem kleinen Vorplatz standen, entdeckten sie Inuyasha und Kagome auf einem ähnlichen jenseits des Abgrundes neben sich. „Anscheinend sollen wir weiterhin nur zu zweit gehen“, rief der Hanyou hinüber: „Da, zu den Inseln.“ „Sag mir etwas, das ich nicht weiß!“ Sein Halbbruder klang kalt. Er verspürte nicht die mindeste Lust, weiterhin mit Sango zu gehen. Der Bastard war doch nun wirklich schon arg genug gewesen. Nun gut, er gab zu, dass sie sich in den vergangenen Tagen aneinander gewöhnt hatten. Inuyasha hatte auch dazugelernt, hatte gute Ideen gehabt, etwas, das er noch vor einer Woche für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten hätte. Jetzt allerdings auch noch mit einer Menschenfrau? Es wäre für ihn kein Problem, dort hinüber zu springen oder auch zu fliegen. Aber so war das anscheinend nicht vorgesehen. Es gab wohl keine Alternative, wollte man in die andere Welt gelangen und nicht hier bleiben. Wo steckten eigentlich Jaken und dieser Mönch? Sie waren doch die ersten gewesen, die durch das Portal gegangen waren? Miroku betrachtete mit gewissem Seufzen noch einmal die Wände der Kammer, ehe er beschloss, es einfach zu versuchen. Im schlimmsten Fall würde sich das Portal nicht öffnen. Dann hieß es eben, weiterzusuchen, erneut nachzudenken. „Äh…was hast du?“ fragte Jaken, dem der Blick nicht gefiel, den ihm der Mönch zuwarf. Er bekam keine Antwort. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, umfasste Miroku den kleinen Youkai und hob ihn hoch, drückte ihn an seine Brust, ähnlich, als ob er ein Kleinkind tragen würde. „He, also das...Lass das!“ zeterte Jaken, der sich unbehaglich fühlte. Immerhin war das ein Mensch: „Lass mich sofort wieder runter!“ Er versuchte, der Umarmung zu entkommen. Miroku presste ihn nur fester an sich, um das Zappeln zu unterbinden. „Sei still. Oder willst du hier bleiben?“ „Nein, natürlich nicht.“ Und schon gar nicht in dieser Begleitung: „Aber was soll der Unsinn?“ „Das Portal öffnet sich nicht….“ War seine Vermutung etwa doch falsch gewesen? Oder war es, weil sich Jaken so wehrte? „Warum sollte es sich auch öffnen, nur, weil du mich zerdrückst?“ „Oder es war noch nicht nah genug…“ „Was?“ Miroku seufzte einmal tief auf, ehe er mit heldenhafter Selbstüberwindung seinen Kopf neigte und den kahlen Krötenschädel küsste. ************************************************* Sie haben sich also getroffen und Inuyahsa hat sogar das Versprechen erhalten "später" einmal aufgeklärt zu werden. Netter großer Bruder... Im nächsten Kapitel erleben die drei zusammengewürfelten Paare das "Lied des Alptraumsängers". bye hotep Kapitel 22: Das Lied des Alptraumsängers ---------------------------------------- Ich weiss gar nicht, warum ihr euch so wundert, dass der große Bruder den Aufklärer spielen will. Im Schloss seiner mUtter gab es doch sicher Mädchen... Mal sehen, was aus diesem Versprechen wird. Erst einmal lernen die drei Paare ein weiteres Hindernis kennen: 22. Das Lied des Alptraumsängers Sesshoumaru bemerkte mit gewisser Zufriedenheit, dass nun endlich auch Jaken und dieser Mönch durch das Portal gekommen waren, ehe er sich umwandte und auf die schmale, steinerne Brücke über dem schwarzen Abgrund trat. Es war eindeutig, dass ihre Ziele, ihre neuen Prüfungen dort vorn bei den schwebenden Inseln liegen mussten – und dass sie weiterhin in drei Gruppen aufgeteilt sein sollten. Was leider bedeutete, dass er sich mit Sango herumschlagen musste. Nun gut, sie war eine kampferprobte Dämonenjägerin und sollte auf sich selbst aufpassen können. Das war immerhin angenehmer als mit Jaken… Inuyasha drehte den Kopf: „Ich trag dich besser über diese Brücke, Kagome, ja? Da geht es doch recht weit runter…“ „Ja.“ Mit gewissem Schaudern versuchte sie in die endlose Tiefe zu blicken. Wer da stürzte, für den gab es sicher kein Zurück mehr, es sei denn, er könnte fliegen. Mit geübten Bewegungen ließ sie sich auf den Rücken des Hanyou schwingen: „Aber langsam“, mahnte sie: „Wer weiß schon, ob es da nicht noch eine Falle gibt.“ „Die gibt es sicher“, erklärte er unbekümmert: „Aber erst da vorn auf der Insel.“ „Meinst du.“ Aber sie warf nur noch einen raschen Blick nach links zu dem Hundeyoukai und Sango, dann nach rechts, wo Miroku, gefolgt von einem sehnsüchtig zu Sesshoumaru guckenden Jaken, ebenfalls seine schmale Brücke betrat: „Wenn ich nur wüsste, warum wir genau dieses Portal gefunden haben…“ „Stimmt.“ Er machte sich auf den Weg: „Das war schon eigenartig. Aber immerhin sind wir zusammen.“ „Ja.“ „Eigenartig“, murmelte Myouga. Der alte Flohgeist hatte Shippou und Rin in der Höhle gefunden. Die beiden hatten ihm erzählt, dass die vier dort durch ein Portal verschwunden waren – und die Hundebrüder noch immer nicht von dem alten Schmied zurück waren. „Ich werde mal zu Toutousai gehen und ihnen sagen, dass etwas schief gegangen ist. Vielleicht hatte er ihnen so viel zu erzählen...“ Er sprang weg. Nun, eher war davon auszugehen, dass sein alter Freund einiges vergessen hatte – und dass die Halbbrüder seinem Gedächnis mit Gewalt auf die Sprünge helfen wollten. Armer Toutousai. „Dann kommt Sesshoumaru-sama bald wieder“, atmete Rin auf. Sie fühlte sich ein wenig unwohl. Schließlich waren Jaken-sama und die anderen drei verschwunden. „Ja“, meinte der kleine Fuchs, dem allerdings mehr an Inuyasha gelegen war. Er fand den Hanyou oft genug vorlaut, zu ungestüm, aber er zweifelte nicht daran, dass der sofort etwas unternehmen würde, um Kagome und die anderen zu retten. Umso enttäuschter waren die Kinder, als Myouga nur mit Toutousai zurückkehrte und sie erfuhren, dass die Halbbrüder bereits unterwegs in die andere Welt waren. Der alte Schmied betrachtete das Portal in der Höhle, ehe er sich umdrehte: „Ich will ehrlich sein, Myouga: da stimmt etwas nicht.“ „Ja, dass dachte ich auch. Warum sollte ein solches Portal so einfach zu finden sein.“ „Dass es hier ist, ist klar. – Ungefähr hier…“ Er deutete geradeaus auf die Felswand: „Auf der anderen Seite dieses Bergmassivs liegt der Eingang, den ich einst nahm und den ich den beiden Idiotenbrüdern zeigte. Das kann schon möglich sein, dass es in diesem Berg nicht nur ein Portal gab. Aber, was ich meine: der Zauber dieser Tür kann nur von der anderen Seite aus aktiviert werden. Wer oder was wollte diese vier Personen zu sich in die andere Welt holen?“ Myouga sah seinen alten Freund an: „Ich glaube, das wer oder was will ich gar nicht wissen. Das wird zu heiß für uns. Ich werde Rai…, ich meine, Takeshi-sama informieren. Denn es könnte doch sein, dass der Unbekannte weniger an drei Menschen und einem kleinen Youkai interessiert war, als an der Flöte des Windrufers.“ „Die hatten sie doch gar nicht?“ Der alte Schmied kratzte sich hinter dem Ohr: „Na, ja…ist wohl besser. Geh du nur. Ich bleibe hier.“ Er sah zu dem Menschenmädchen und dem kleinen Fuchsdämon. Myouga nickte. Er wollte sich nicht vorstellen, wie die Hundebrüder auf die Neuigkeiten reagieren würden. Da war es besser, zumindest die beiden hier ein bisschen zu behüten, ehe sie auch noch verschwanden. So sah er zu Shippou und Rin: „Ich bin dann gleich wieder da, ja?“ Und weg war er. Die drei Zweiergruppen blieben kurz vor dem Ende der schmalen Brücke stehen. Vor jeweils einem Paar zeigte sich eine fliegende, dicht bewaldete Insel. Inuyasha sah hinüber zu seinem Halbbruder. Er konnte nichts wittern, jedenfalls keine Gefahr, aber ihm war klar, dass Sesshoumarus Nase noch empfindlicher war. Da dieser allerdings weiterging, hatte er wohl auch nichts weiter feststellen können. Außerdem war es vollkommen egal. Sie mussten weiter, zu dem Berg der Windnarbe, um diese dämliche Flöte zu zerstören. Danach hatten sie hoffentlich, endlich, alle Aufgaben erfüllt. Ihm selbst war gleich, ob Raiden dann zu seinem Wort stehen würde und Tessaiga mächtiger würde. Wichtig war nur, dass sie endlich sich wieder in Ruhe auf ihre eigentliche Jagd nach Naraku begeben konnten. So betraten die Sechs jeweils zu zweit die drei fliegenden Inseln – und lösten damit die Falle aus. Sie erstarrten und sahen sich unwillkürlich kampfbereit um, als eine Stimme zu hören war. Eine männliche Stimme, die ein Lied sang, um genau zu sein. Es waren keine einzelnen Worte zu vernehmen, aber es war eindeutig eine sanfte, fast klagende Melodie. „Der Sänger!“ Inuyasha ließ Kagome zu Boden, um die Hände frei zu bekommen: „Das hat Toutousai gesagt…ein Sänger, dessen Lied…“ Er konnte sie gerade noch auffangen, da sie bereits eingeschlafen war. Aber auch ihm wurden die Lider schwer. Mit ihr in den Armen ließ er sich auf den Boden sinken. Immerhin hielt er sie fest…. Sesshoumaru bemerkte, dass Sango sich neben ihm auf den Boden setzte und fast unverzüglich einschlief. Was sollte denn dieses Lied? Toutousai hatte gesagt, der Sänger verursache Alpträume - nun, da er selbst nie träumte, würde das wohl bei ihm nicht funktionieren. Immerhin war er kein Irgendwer. Er musste sich nur ein wenig ausruhen, das war alles. Niemals würde er auf ein Lied hören, oder gar einschlafen…. Er merkte es nicht, aber genau das tat er. Miroku und Jaken wussten nichts von dem Sänger und seinem Alpträume verschaffenden Lied. Der Mönch bemerkte nur, dass er müde wurde, und dachte zunächst an eine Giftfalle, zumal er sah, dass der kleine Youkai die Augen schloss. Er hob ihn auf, um ihn weiter zu tragen, in der Annahme, diese Insel so rasch es ging verlassen zu müssen, ehe er einfach umfiel, noch immer Jaken an sich gedrückt. Inuyasha klammerte sich fest an Kagome. Er war am Boden zerstört, wenn er daran dachte, dass er sie nicht hatte beschützen können. Nun war sie tot und er wusste, dass er das Bewusstsein des Versagens nie wieder loswerden würde. Warum hatte er nicht besser auf sie aufgepasst? Warum wollte er sie bei sich haben, statt sie in ihre Welt zu schicken, wo sie sicher war, ihre Familie, ihre Freunde hatte? Er wusste, dass er weinte, aber das war ihm vollkommen gleichgültig, Nicht zählte mehr, außer der Tatsache, dass er sie nur noch einmal fest umarmen wollte – und konnte. Nie wieder würde er sie so spüren können, nie wieder so ihren Duft einatmen…nie wieder…. Kagome drückte Inuyasha fest an sich. Warum nur war er so ein gottverdammter Idiot gewesen? Jeder hatte sich doch ausrechnen können, dass ein Kampf gegen einen überlegenen Gegner auch einmal schief gehen konnte. Und jetzt war er tot, gestorben, und sie hatte ihm nicht einmal sagen können, dass sie ihn liebte. Es war einfach so ungerecht…Alles, was sie noch tun konnte, war, ihn zu umarmen, ein letztes Mal. Sie wusste, dass sie weinte, aber was sollte es. Noch fühlte er sich so warm an, so weich… Jaken war unter Tränen glücklich. So fest im Arm gehalten hatte ihn Sesshoumaru-sama nie zuvor und auch, wenn er ihn jetzt umbringen würde, würde er dieses Erlebnis im Jenseits gewiss nie vergessen. Es war ja seine Schuld, dass Rin gestorben war, nur seine, und so musste er eben auch seine Strafe auf sich nehmen, Wie überaus freundlich von dem Herrn ihn so in den Arm zu nehmen, wie nie zuvor…das weiche Fell….das weiche Fell? Wo war es? Miroku presste Sango fest an sich. Es wäre gewiss das letzte Mal, ehe er sie wegschickte. Hoffentlich würde sie auch wirklich gehen. Er wollte doch nicht, dass ihr etwas zustieß, nur weil sein schwarzes Loch ihn selbst einsaugen würde, der Fluch endgültig zuschlagen würde. Er wusste nur zu gut, dass die Dämonenjägerin stur sein konnte, aber nie zuvor hatte sie sich so an ihn geschmiegt, nie zuvor hatte es sie zugelassen, dass seine Hand so über ihr kleines Hinterteil strich…Moment mal. Er hatte sie doch oft genug schon…das war ja gar nicht Sango? Was war hier los? Er öffnete die Augen und starrte in die riesigen Jakens, die ihn ebenfalls vollkommen entsetzt anblickten. Mit zwei leisen Aufschreien fuhren die beiden auseinander. „Ich…wir haben geträumt!“ Miroku stand schon wieder. Das Lied war verklungen. „Dieser Sänger scheint Wesen einschlafen zu lassen. – Komm. Wir müssen sehen, dass wir die anderen finden!“ Es war nicht gesagt, dass seine Freunde von allein aus ihren Träumen erwachen würden. Immerhin war er nur stutzig geworden, weil sich Jakens Kopf anders als Sangos Gesäß anfühlte. Es war kaum davon auszugehen, dass das bei allen der Fall war. Jaken eilte hinterher, froh, dass der Mönch nicht nachfragte, was er da geträumt hatte. Das wäre doch zu peinlich geworden. Andererseits hätte ihn schon interessiert, was Miroku da gedacht hatte, als er seinen Kopf kraulte… Sango streckte verzweifelt die Hand aus. Warum nur wich ihr ihr kleiner Bruder immer aus? Warum konnte sie Kohaku nicht erreichen? Immer, wenn sie gerade glaubte, seine ausgestreckten Finger zu berühren, zog ihn etwas von ihr weg. Es war eine seltsame Welt, nur in rot und schwarz und für einen Augenblick fragte sie sich, ob sie einfach nur schlecht träume, als sie Wärme spürte, eine Hand, die sich um ihr Handgelenk schloss. Rin! Sesshoumaru sah sie fallen. Instinktiv sprang er hin und wollte sich verwandeln, als er begriff, dass das nicht funktionieren würde. In dieser eigenartigen schwarz-roten Welt um ihn hatte er keinen Zugriff auf seine gewöhnlichen Fähigkeiten. Eine erneute magische Welt wie die Tatsumakis? Immerhin war es der Kleinen gelungen, sich an einem Felsen festzuklammern. Angstvoll starrte sie mit Tränen in den Augen zu ihm auf: „Sesshoumaru-sama!“ Nein. Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas passierte. So ließ er sich auf ein Knie nieder und packte fest ihr Handgelenk. Nur eine Sekunde später realisierte er, dass er tatsächlich ein Handgelenk spürte …und dass er wittern konnte, dass er nicht Rin hielt. Fast bestürzt öffnete er die Augen – und begegnete einem überraschten dunklen Blick. Sango beschloss, dass es äußerst unklug gewesen wäre, den Youkaifürsten zu fragen, warum er sie festhielt. Sie war außerdem froh und dankbar, durch die Berührung aus diesem schrecklichen Alptraum erwacht zu sein. So sagte sie nur höflich: „Danke, Sesshoumaru-sama“, als er sie sofort freigab: „Dieses Lied scheint bei Menschen Alpträume zu verursachen.“ Oder hatte er auch Schreckgespenster gesehen? Irgendwie konnte sie das nicht glauben. Vor was sollte er sich fürchten. Sesshoumaru stand wieder. Immerhin war sie nicht so töricht, nachzufragen, was er wahrgenommen hatte. „Komm.“ Er wandte sich zum Gehen um. Vermutlich steckte Inuyasha wieder mal in einer Patsche. Es war kaum davon auszugehen, dass der dämliche Bastard merken würde, dass es sich nur um einen Traum handelte und rasch erwachte. Das hatte er auch bei Mahos Prüfung im Wald der Illusionen nicht begriffen. Immerhin wusste er selbst jetzt, warum Toutousai gemeint hatte, dieses Alptraumlied habe es in sich. Der alte Schmied war hier ja offenbar allein gewesen – und nichts hatte ihn vorzeitig geweckt. Inuyasha witterte nach Kagome. Diesen Duft würde er nie mehr vergessen, auch, wenn sie jetzt gestorben war, durch seine Schuld, durch seine Unfähigkeit…Er drückte seine Nase fest in ihr weiches Haar, zog sie noch enger an sich, fühlte, sie wie sie sich an ihn schmiegte. Moment mal. Lebte sie noch? „Kagome?“ Er riss die verweinten Augen auf. „Inuyasha!“ Sie starrte ihn tränenübertrömt an an: „Oh Gott….ich dachte, du bist tot!“ „Das dachte ich von dir!“ Sie lagen beide auf dem Boden, hielten sich fest umklammert. „Wir...es muss dieser Alptraumsänger gewesen sein.“ Er gab sie vorsichtig frei: „Ist...ist alles in Ordnung?“ „Ja, jetzt ja.“ Sie atmete tief durch, ehe sie sich ihm in erneut in die Arme warf: „Mach das ja nie wieder, hörst du?“ „Äh, was?“ „Na, zu sterben, Blödmann!“ „Nein, das mach ich nicht mehr.“ Er atmete tief durch: „Du aber auch nicht, ja?“ „In Ordnung.“ Sie richtete sich etwas auf. „Ich bin froh, dass das nur ein Alptraum war.“ Sie rieb sich über die Augen. „Ich auch. Komm. Wir müssen die anderen suchen. Vielleicht werden sie nicht wach.“ Auch, wenn er sich nicht so ganz vorstellen konnte, dass das Lied des Albtraumsängers ebenso bei Sesshoumaru wirken sollte. Nun gut, es hatte Toutousai erwischt, der war ja auch ein Youkai, aber die magischen Fähigkeiten seines Halbbruders waren durchaus nicht zu verachten, das wusste er. Wenn allerdings doch, säße der ziemlich in der Patsche, denn es war ja wohl kaum davon auszugehen, dass er mit Sango kuscheln würde. Er half seiner Freundin aufstehen, ehe er nachdenklich meinte: „Vor allem Miroku könnte Probleme haben. Ich meine, er ist mit Jaken unterwegs.“ „Ja.“ Sie wischte sich noch einmal über das Gesicht: „So, ich hoffe, ich sehe nicht zu verweint aus…“ „Nein.“ Er sah sie an und spürte noch einmal den Schmerz in seinem Herzen. Ihr durfte nichts zustoßen, egal, was auch immer er dafür tun musste. Sie nahm mit einem Lächeln seine Hand: „Dann lass uns gehen.“ Es war schön, dass dieser grässliche Alptraum vorbei war. Während die drei Zweiergruppen weiter durch den Wald der fliegenden Insel gingen, achteten sie sorgfältig auf weitere Fallen, aber es geschah nichts. Auch der Sänger war verstummt. Hatten sie diese Prüfung, dieses Hindernis bestanden? Die Halbbrüder entsannen sich, dass Toutousai etwas von einem Höhlenlabyrinth erwähnt hatte, das nach dem zweiten Portal käme. Satt dessen gab es hier diese fliegenden Inseln. Waren es jedes Mal andere Hindernisse, die sich einem Eindringling in den Weg stellten? Oder hatte sich der alte Zausel nur mal wieder geirrt? Es war gleich. Sie wollten zum Berg der Windnarbe und genau dorthin würden sie auch gelangen. Sie erreichten fast gleichzeitig das andere Ende der Insel – und stellten fest, dass es sich wohl eher um Halbinseln gehandelt hatte. Denn auf dieser Seite waren sie fest mit einer Felswand verbunden. Und dort befand sich ein weiteres Portal. Nur eines. „Da sind die anderen!“ sagte Kagome erleichtert: „Sango und Miroku sehen auch in Ordnung aus…“ Inuyasha nickte: „Und da ist das nächste Hindernis. Immerhin sollen wir nicht mehr getrennt sein. Das ist viel besser.“ „Ja, man macht sich solche Sorgen…“ Auch ihre Freunde hatten beruhigt erkannt, dass sie alle das Lied des Alptraumsängers wohl heil überstanden hatten. Jaken rief: „Sesshoumaru-sama!“, aber weder der Angesprochene noch sonst einer achtete auf ihn. Sesshoumaru gab nur sich selbst zu, fast ein wenig erstaunt zu sein. Aber sowohl sein Halbbruder als auch dessen Menschenbande schienen mehr Fähigkeiten zu besitzen, als er es ihnen zuerst zugetraut hatte. Nun, zumindest bei Inuyasha hatte er ja im Laufe der vergangenen Tage und Abenteuer festgestellt, dass dessen nervende Fehler wohl vor allem mit seinem noch recht jungen Alter und seiner vollkommenen Unerzogenheit zu tun hatten. Ohne ein Wort zu sagen, trat er vor das Portal, spürte, wie die andern aufschlossen und der Hanyou neben ihn kam. „Entweder Toutousai hat sich mal wieder geirrt oder das Höhlendingsbums kommt jetzt erst“, meinte Inuyasha. „Labyrinth“, erwiderte der Ältere, ehe ihm bewusst wurde, dass er etwas erklärt hatte. So ergänzte er: „Das werden wir sehen.“ Wenn sie durch diese Tür kamen. Was war hier die Bedingung? Aber im gleichen Moment glitt das schwere Steintor beiseite. Ein helles Licht blendete die Gruppe für einen Augenblick, ehe sie erkannten, dass dahinter eine fremdartige Welt lag, eine Welt, in der sie alle schon gewesen waren. Sie hatten den Durchgang wieder einmal geschafft, warum auch immer. Toutousai atmete auf, als er Myouga erkannte, der heransprang. Es war ihm mit Shippou und Rin nicht gerade langweilig gewesen, aber er war froh, nicht mehr allein für deren Sicherheit verantwortlich zu sein: „Was ist jetzt?“ erkundigte er sich: „Hast du mit...mit Takeshi-sama gesprochen?“ Wenn der schon auf seinem Tarnnamen beharrte, sollte man ihn wohl wirklich verwenden. Der Donnergott galt als ausgesprochen reizbar. „Ja. Und er war nicht sonderlich erfreut.“ Myouga setzte sich ans Feuer. „Aber er meinte, es war davon auszugehen, dass irgendwer buchstäblich Wind von der Sache bekommt und sich die Flöte des Windrufers aneignen will, um mehr Macht zu erhalten. Er tippt auf einen Geist namens…ach, jetzt weiß ich es wieder nicht. Er wurde zur Strafe in die Zwischenwelt verbannt und möchte wohl nun mit Tatsumakis Hilfe, oder eher, mit Hilfe der Flöte des Windrufers dort wieder hinaus. Er wird versuchen, den Hundebrüdern den Weg zum Berg der Windnarbe zu verlegen. Sie werden kämpfen müssen.“ „Aber warum hat er dann Kagome und die anderen geholt?“ erkundigte sich Shippou prompt. Myouga seufzte, ehe er behutsam antwortete: „Er wusste vermutlich nur, dass jemand den Auftrag bekommen hat, zum Berg der Windnarbe zu gehen und die Flöte zu zerstören. Als er nun bemerkte, dass jemand vor diesem Portal stand, holte er ihn in die andere Welt.“ Oder um Geiseln zu haben, aber das wollte er dem kleinen Kitsune nicht sagen. Die Kinder wirkten sowieso schon sehr beunruhigt. Shippou schüttelte den Kopf: „Dann ist er dumm. Er muss doch gemerkt haben, dass sie sie nicht haben, oder?“ „Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass die vier die Hundebrüder gefunden haben und nun wenigstens zusammen weitergehen können. Ansonsten wird es für die Menschen deutlich schwieriger. Und für Jaken natürlich auch.“ Mehr brauchten die Kleinen nicht zu wissen. Dass der Geist des dunklen Feuers, der sich da befreien wollte, vermutlich auch zumindest einige der Wächter jener anderen Welt kontrollieren konnte, es zu lebensgefährlichen Duellen kommen konnte, würde sie nur beunruhigen. Und vielleicht hatten Kagome, Miroku und Sango, sowie Jaken, auch inzwischen die Hundebrüder gefunden, womöglich hatten sie sogar schon den Berg der Windnarbe erreicht. Myouga beschloss, dass das alles war, was er wissen wollte und die anderen wissen sollten. Dass der Name des Geistes Kaibutsu, Monster, lautete, war auch unwichtig. Die beiden Jungs würden das schon schaffen, waren sie doch die Söhne ihres Vaters. Damit beruhigte sich der Flohgeist. *********************************** Kleiner Optimist.... Im nächsten Kapitel finden "Lautlose Duelle" statt, denn die Flöte des Windrufers ist ein attraktives Ziel. bye hotep Kapitel 23: Lautlose Duelle --------------------------- Der arme Toutousai war allein unterwegs und hatte sicher das mehr als zweifelhafte Vergnügen alle Träume bis zum Ende durchleben zu müssen. Aber Glück gehört auch dazu, wenn man in solchen Gegenden reist. Glück, oder Erfahrungen, die man schon in anderen Welten gesammelt hat: 23. Lautlose Duelle Die grünliche Gestalt in der Grotte wirkte nur entfernt menschenähnlich. Viel zu lang waren die Gliedmassen, zu verkrümmt das Rückgrat, zu kahl der Kopf. Der Krieger, der die Höhle nun betrat, kniete höflich nieder: „Eure Befehle, Kaibutsu-sama?“ Der Angesprochene hob die Hand, einen der spinnenförmigen Finger ausgestreckt: „Sie sind alle hier?“ „Ja, in einer Gruppe. Sie haben sich bereits zuvor anscheinend getroffen.“ „Sie haben meinen Schatz, meine Flöte….Sag, wem würdest du sie geben, auf einer solchen Reise? Dem Stärksten, weil er sie am besten beschützen kann, oder dem Schwächsten, weil sie niemand bei ihm erwartet?“ Er ließ die Hand sinken, zur Erleichterung des Kriegers, dem nur zu bekannt war, was folgen könnte, wäre der Herr unzufrieden. „Ich würde sie aufteilen“, antwortete er. „Natürlich, du Narr! Als ob jemand solch eine magische Flöte einfach in Teile brechen könnte. Wäre dem so, wären sie nicht im Auftrag...nun, gezwungen, sie in dieser Welt zu vernichten. – Was sind sie?“ „Zwei Youkai, ein Hanyou und drei Menschen, Kaibutsu-sama.“ Der verbannte Geist nickte ein wenig: „Zwei Youkai, drei erbärmliche Menschen….und ein Mischling? Gut. Da war wohl jemand leichtsinnig. Wenigstens starke Youkai?“ „Das weiß ich nicht, Kaibutsu-sama. Einer ist klein und recht froschähnlich...“ Der Krieger überlegte sich seinen nächsten Satz sehr genau, als ihm plötzlich das Aussehen seines Gebieters auffiel: „Aber das sagt natürlich nichts über seine Kampfkraft aus.“ „So sende vier Krieger aus. Einen für die Menschen, einen für den Mischling und je einen für die Youkai. Und bring mir die Flöte“ „Ja, Kaibutsu-sama.“ Der Krieger erhob sich: „Gegen uns hat kein lebendes Wesen eine Gelegenheit zum Gewinnen.“ „Das will ich hoffen“, murmelte Kaibutsu, als der Krieger die Höhle verlassen hatte. Dies sollte in der Tat so sein. Aber auch er selbst lebte, war nur in diese Welt verbannt worden – und es war ihm gelungen, die Jenseitskrieger zu besiegen. Aber natürlich war er ein Geist. Weder die einfachen Menschen noch der Mischling sollten auch nur den Hauch einer Chance haben. Sicher nur die Youkai. Allerdings: falls alles andere versagen würde, müsste er diese Sache eben selbst in die Hand nehmen. Und gegen ihn, den Hüter der dunklen Flamme, hatte noch nie ein Youkai bestehen können. Nein. Die Flöte des Windrufers war ihm sicher. Die Reisegruppe blieb am Rand eines weiten Tales stehen. Hier waren sie schon einmal gewesen. Sie alle wussten, dass das riesige Skelett dort mit den zertrümmerten Rippen einstmals der Inu no Taishou gewesen war, der Vater der Hundebrüder. Und, dass diese beiden ihn so zugerichtet hatten, bei ihren bisher zwei Kämpfen in dieser Welt, zuerst gegeneinander und dann gegen Naraku. „Wartet hier!“ befahl Sesshoumaru und ging weiter. Nur Inuyasha ignorierte diese Anweisung. Immerhin war das auch sein Vater und er wollte mit. Sein Halbbruder sagte auch nichts dazu, hatte er dies doch erwartet. Vor den Überresten blieben sie nebeneinander stehen. Sesshoumaru blickte hinauf, einen seltsam weichen Ausdruck in seinem Gesicht. Der Hanyou ertappte sich bei dem Gedanken, dass der sonst nur Rin so anschaute. Er musste ihren Vater wirklich geliebt haben, nun, für seine Verhältnisse. So sah auch er empor. Ob Vater für ihn auch da gewesen wäre? Wie wäre sein Leben verlaufen, hätte einer der mächtigsten unter den Youkai ihn beschützt, auch und gerade gegen seinen Halbbruder? Sesshoumaru hatte im Gefängnis von Uxmal zugegeben, dass in diesem Fall ihr Verhältnis wohl deutlich anders gewesen wäre. Er wusste selbst nicht, warum er plötzlich sagte: „Wenn er wüsste, was wir mit ihm angestellt haben, würde er uns vermutlich mit seinen Klauen zerquetschen, oder?“ Sesshoumaru antwortete nicht, aber er entdeckte in sich zu seiner Überraschung ein gewisses schlechtes Gewissen. Nein, das hätte sein verehrter Vater sicher nicht gern gesehen. Nun, einiges anderes wohl auch nicht. Aus dieser ungewohnten Überlegung heraus betrachtete er noch einmal den riesigen Schädel über sich. Er würde es eben für Vater tun und sich ein wenig mit der Erziehung dieses ungebildeten Halbhundes beschäftigen. Immerhin war bei Inuyasha wohl nicht Hopfen und Malz verloren. Allein in den letzten, gemeinsam verbrachten Tagen, schien der deutlich an Ideen und Nachdenken zugelegt zu haben. Das Verdrießlichste würde wohl die Sache mit den Mädchen sein. Er konnte nur hoffen, dass sich Menschen nicht wesentlich anders paarten als Youkai. Sonst würde er sich selbst lächerlich machen. „Gehen wir.“ Er wandte sich um. Der Hanyou warf einen letzten Blick hinauf. Tja, es hätte wohl schön sein können, war es aber nicht. Immerhin schien sich das Verhältnis zu dem Herrn Halbbruder gebessert zu haben, in den Abenteuern der vergangenen Tage. Und das war schon mal viel wert. Allerdings nahm er doch an, dass dieser darauf bestehen würde, ihr Duell fortzusetzen, da es von Tatsumaki unterbrochen worden war. Was sollte es. Was war, war eben so. So drehte er sich um und machte den Sprung an die Seite des Hundeyoukai. Die Gruppe wanderte weiter durch die Felslandschaft der andern Welt. Die hohen Felsen und schmalen Schluchten boten ein wahres Labyrinth, aber der vorangehende Sesshoumaru hielt die Richtung nach Osten. Kein Mensch hätte hier noch die Orientierung behalten und auch der Hanyou gab für sich zu, dass er Probleme mit der genauen Richtung gehabt hätte. Am Beginn eines neuen Tales blieb Sesshoumaru für einen Augenblick stehen, ehe er gemächlich weiterging. Inuyasha legte unwillkürlich die Hand an Tessaiga. Sie wurden von vier Bewaffneten erwartet. Und er erinnerte sich nur zu gut, dass Toutousai gesagt hatte, man könnte die Wächter dieser Gegend nicht töten, da sie nicht leben würden. Das konnte ja nett werden. Und dieses Quartett machte auch nicht den Eindruck, sie einfach durchlassen zu wollen. Kagome sah seitwärts zu Sango: „Du hast deinen Hiraikotsu nicht dabei und ich keinen Bogen…“ „Nein. Wir wollten ja in der Höhle Pause machen. Niemand konnte ahnen, dass das so ein Ausflug werden würde.“ Die Hand der Dämonenjägerin legte sich an ihr Schwert. „Sesshoumaru-sama schafft das schon!“ protestierte Jaken prompt. Die vier Jenseitskrieger zogen, als der Vorderste sagte: „Wenn ihr hier durch wollt, müsst ihr gegen uns kämpfen.“ „Aus dem Weg“, war der ganze Kommentar des Hundeyoukai. Und da die Vier keine Anstalten trafen zu gehorchen: „Inuyasha.“ Das war die effektivste Methode. Sein jüngerer Halbbruder warf ihm einen etwas überraschten Blick zu, zog aber Tessaiga. Seit wann überließ ihm der denn Gegner? Warum sollte er die Windnarbe einsetzen? Und überhaupt: wenn man dies Typen nicht umbringen konnte…? Sesshoumaru bemerkte den Blick und besann sich seiner guten Vorsätze: „Tu es!“ Ein wenig achselzuckend gehorchte der Hanyou: „Kaze no kizu!“ Die Macht der Windnarbe fegte durch das Geröll des Tales auf die Jenseitskrieger zu, zerlegte sich buchstäblich. Zufrieden schob Inuyasha sein Schwert zurück. Kagome wollte etwas dazu sagen, offenbar deutlich Unterlegene ohne weitere Diskussion umzubringen, sparte es sich allerdings, als sie bemerkte, dass die Krieger bereits damit beschäftigt waren, sich wieder zusammenzusetzen. So folgte sie hastig den Hundebrüdern. „Sie...sie sind nicht tot!“ meinte sie allerdings leise zu ihrer Nachbarin. „Sie sind Wesen der anderen Welt…..Ein Kampf von uns gegen sie würde sehr schwer zu gewinnen sein. Womöglich hätte nur Miroku ihnen etwas entgegenzusetzen. Und natürlich Sesshoumaru mit Tenseiga.“ Die Jenseitskrieger blickten der Gruppe nach, als sie wieder standen. „Sie sind gefährlich. Die beiden Vorangehenden. – Wir müssen sie aufhalten.“ „Im Tal des Schweigens. Die beiden Weißhaarigen. Einer von ihnen wird die Flöte besitzen, die Kaibutsu-sama haben will.“ Sie schienen sich in Luft aufzulösen. Sesshoumaru blieb stehen, als er vor ihnen ein trichterförmiges Tal erkannte. Sein Instinkt riet ihm zur Vorsicht, auch, wenn die Felswände dort nicht anders aussahen als andere, an denen sie schon unbehelligt vorbeigekommen waren. „Was ist?“ fragte der Hanyou prompt. Nach den vergangenen Tagen wusste er nur zu gut, dass die Fähigkeit seines Halbbruders magische Täuschungen zu spüren deutlich größer war als seine eigene. „Ein Hinterhalt.“ Mehr erkannte er auch noch nicht, aber Tenseiga an seiner Hüfte pulsierte nun spürbar. Und immerhin hatte er sich ja vorgenommen, sich ein wenig um die Ausbildung dieses halben Hundekindes zu kümmern. Zumindest solange, bis sie wieder in ihrer Welt waren. Inuyasha war ein wenig erstaunt, tatsächlich eine Antwort auf seine Frage zu bekommen, seine Freunde allerdings noch mehr. Seit wann kehrte der Hundeyoukai tatsächlich den älteren Bruder heraus? Dieser ergänzte: „Das Tal der Könige.“ Auch da hatten magische Wesen auf der Lauer gelegen, die jeder Laut aufgeschreckt hätte. Allerdings hatten sie dort mit dem Anführer der Feuerreiter einen Warner und Führer gehabt. Inuyasha zog ein wenig die Nase kraus: „Du meinst, wie müssen da vollkommen lautlos hindurch? Na, das kann ja heiter werden.“ Er drehte sich etwas zu seinen Freunden: „Auf der Insel Mu gab es ein Tal, in dem irgendwelche Könige begraben lagen. Um den Wächter nicht aufzuscheuchen, mussten wir vollkommen lautlos durchgehen, nichts reden oder so.“ „Und das hast du durchgehalten?“ erkundigte sich Miroku ein wenig ungläubig, um eiligst zu ergänzen, da der ältere Halbbruder den Kopf zu ihm wandte: „Natürlich, sonst wärst du ja nicht hier….“ Wie schon Kagome einen Tag zuvor stellte er fest, dass sich die Hundebrüder wohl deutlich angenähert hatten – und Sesshoumaru sich aus irgendeinem Grund seit neuestem bemüßigt fühlte, Kritik an seinem jüngeren Bruder persönlich zu nehmen. „Also auch lautlos gehen?“ fragte Sango rasch, um abzulenken. „Ja, sicher…“ Inuyasha sah zu Kagome: „Soll ich dich lieber tragen?“ Traute er ihr denn gar nichts zu, dachte sie ärgerlich. „Das ist doch die Höhe! Osu…ich meine, das kann ich schon“, verbesserte sie sich hastig: „Außerdem brauchst du vielleicht deine Hände zum kämpfen. Wir wissen nicht, was uns dort erwartet.“ Da hatte dieses Menschenmädchen Recht, dachte Sesshoumaru, der mit gewisser Befriedigung feststellte, dass sie sich seine kleine Mahnung gemerkt hatte. Irgendetwas war dort und lauerte auf sie, ein magisches Wesen, denn sonst würde Tenseiga nicht so reagieren. Und jeder Laut würde es aufschrecken. Da war er sich sicher. Er ging weiter. Die Hundebrüder konnten lautlos gehen, ebenso Jaken, aber auch Sango und Miroku hatten dies in langen Übungen gelernt. Kagome besaß nicht ihre Ausbildung, aber sie wollte sich nicht blamieren, schlimmer noch, irgendeine Falle auslösen. Auch die Menschen spürten nun immer deutlicher das Gefühl einer drohenden Gefahr, die sich ringsum sie in den Felswänden des Tales verbarg. Der Bergeinschnitt lief vor ihnen trichterförmig zusammen und die Halbbrüder blieben stehen, als sie sahen, dass sie erwartet wurden. Auch die Menschen und der Krötenyoukai blieben halten, als sie die vier Jenseitskrieger erkannten, die zuvor schon die Macht der Windnarbe zu spüren bekommen hatten. Inuyasha hätte fast geseufzt. Waren die etwa nicht lernfähig? Aber dann dämmerte ihm etwas anderes: würde er in diesem Tal die Windnarbe einsetzen, wäre das im Zweifel zu laut und der Hinterhalt würde ausgelöst werden. Sie hatten sich wohl wirklich etwas dabei gedacht. Was jetzt? Unwillkürlich sah er zu seinem Halbbruder. Dieser war gerade zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Ohne Kampf würde das Quartett sie nicht vorbeilassen – aber ein lautloses Duell? Inuyasha würde die Windnarbe und andere Attacken Tessaigas nicht einsetzen können, und er selbst wohl auch keine Youki-Angriffe, zumindest nicht, ohne die Falle auszulösen. Es war sogar bereits die Frage, ob ein Kampf Klinge auf Klinge schon zu laut wäre. Aber das sollte wohl nicht der Fall sein, da dies auch die Gegner in Gefahr hätte bringen können. So nickte er dem Hanyou zu. Sie beide mussten das übernehmen, die Menschen oder Jaken hätten sowieso keine Chance gegen die Jenseitskrieger. Tenseiga pulsierte womöglich noch stärker, sicherer Hinweis darauf, dass das Schwert eingesetzt werden wollte. Inuyasha müsste die Krieger solange beschäftigen, von sich, Jaken und den Menschen abhalten, bis er selbst sie mit Tenseiga erledigt hatte. Hoffentlich würde der törichte Bastard das wissen, ohne dass er ihm alles erklären musste. Die Jenseitskrieger zogen ihre Schwerter und die Hundebrüder folgten diesem Beispiel. Inuyasha sah, dass Sesshoumaru Tenseiga in der Hand hielt. Na klar, das war hier die Waffe der Wahl. Aber das bedeutete, dass im Endeffekt sein älterer Bruder allein gegen vier kämpfen musste, ein ziemlich ungutes Verhältnis, selbst für den. Also müsste er zwei oder drei übernehmen, solange beschäftigen, bis Sesshoumaru zu ihnen kam. Das war doch zu schaffen. Er durfte nur leider keine laute Attacke einsetzen und nichts sagen. Da er gern seine Gegner beschimpfte, würde ihm das ziemlich schwer fallen. Aber das half nichts. Er bemerkte, dass seine Freunde und Jaken ein Stück entfernt stehen geblieben waren. An die würde er auch denken müssen. Nicht, dass einer dieser Jenseits-Idioten noch glaubte, sich an sie heranmachen zu können. So wich er ein wenig seitwärts, ehe er den Kriegern entgegenlief. Zwei von ihnen wandten sich unverzüglich ihm zu, die anderen beiden Sesshoumaru, der zufrieden zur Kenntnis nahm, dass sein Halbbruder wohl in den vergangenen Tagen etwas dazu gelernt hatte, ehe er selbst sich den Gegnern stellte. Den vier Kriegern war bewusst, dass kein lebendes Wesen sie töten konnte, sie selbst durch ein magisches Schwert, wie es der jüngere der Brüder trug, nur zerlegt wurden – mit der Möglichkeit, sich unverzüglich zu regenerieren. Überdies waren sie in der Überzahl. So begannen sie äußerst selbstsicher die Duelle. Für die Zuschauer bot sich ein fast gespenstisches Bild. Jeder der sechs Kämpfenden vermied es, auch nur einen Laut von sich zu geben, um nicht die Falle dieses Tales auszulösen. Ein schweigsamer Inuyasha, der Stahl auf Stahl gegen zwei Krieger kämpfte, war ein völlig neues Bild für sie. Die Jenseitskrieger behielten ihren Glauben in einem unerhörten Vorteil zu sein genau zwei Minuten lang. Dann traf Sesshoumaru mit Tenseiga den ersten von ihnen – und dies war ein Schwert, das ausschließlich Wesen der anderen Welt töten konnte. Sein zweiter Gegner wich eilig zurück und sah sich in gewisser Panik nach seinen Kameraden, nach Hilfe, um. Aber diese waren zu sehr damit beschäftigt, sich gegen den Hanyou zur Wehr zu setzen, der sie permanent attackierte, um ihnen keine Gelegenheit zu lassen, ebenfalls gegen seinen Halbbruder vorzugehen. Als sie schließlich bemerkten, dass sie nur noch zu zweit waren, war es schon zu spät. Der Hundeyoukai war bereits bei ihnen. Mit leichtem Grinsen schob Inuyasha Tessaiga weg. Na, das Teamwork hatte diesmal eindeutig besser geklappt als beim ersten Mal gegen Uxmals Ameisenkrieger. Anscheinend war das reine Übungssache. Jetzt hatten sie gewonnen, und…Er sah gerade noch aus den Augenwinkeln, dass Sesshoumaru herumfuhr und zog hastig nochmals. Was war denn jetzt schon wieder los? Mit nichts weniger als großer Begeisterung erkannte er, dass weitere der untoten Krieger vor ihnen buchstäblich aus dem Boden wuchsen. Das waren viele. Zu viele, musste er zugeben. Gegen eine derartige Überzahl konnten sie zu zweit kaum bestehen, nun, zumindest nicht mit der bisherigen Taktik. Was jetzt? Das fragte sich auch Sesshoumaru. Nicht, dass ihn die Tatsache, gegen gut Dreißig kämpfen zu sollen, sonderlich gestört hätte, aber das hier war eine reine Zeitverschwendung. Sie sollten zum Berg der Windnarbe und die Flöte zerstören. Wer oder was ließ sich diese Krieger ihnen in den Weg stellen? Wie ungemein nervend. Er bemerkte, dass Inuyasha an seine Seite sprang und ihn fragend ansah, während er Tessaiga drohend wedelte. Was für eine Schwerttechnik! Irgendwie schien der Bastard auch nie gelernt zu haben, wie man mit einer derartigen Waffe umgehen sollte. Moment mal. Tessaiga und Tenseiga…. Er konnte förmlich spüren, wie sein Schwert auf das des Hanyou reagierte. War das eine Möglichkeit? Aber, wie sollte er das klar machen? Sie durften nicht reden, keinen Laut von sich geben, um nicht die Falle dieses Tales auszulösen. Immerhin mieden sogar die Krieger aus dieser Welt jeden Ton. Was auch immer hier war, konnte wohl auch ihnen gefährlich werden. Inuyasha hatte inzwischen seinen Entschluss gefasst. Vielleicht konnte er diese Typen nicht töten, aber er konnte sie mit Hilfe der Windnarbe zerlegen. Und das sollte ihnen die Zeit erkaufen, dass zumindest seine Freunde aus diesem dämlichen Tal des Schweigens herauslaufen konnten, ehe die Falle zuschnappte. Am besten er und sein Halbbruder auch. Dann konnte er wieder richtig kämpfen. So war es wirklich nervend, dauernd den Mund halten zu müssen. Er hob Tessaiga über seinen Kopf, suchte die Linien der Windnarbe für einen großen Angriff. Sesshoumaru stand direkt an seiner linken Seite, das musste er irgendwie berücksichtigen. So sammelte er alle Energie, die er aufbringen konnte, ehe er einen Schritt vormachte, einen Halbkreis schlug. Zu seiner Verblüffung folgte Sesshoumaru mit Tenseiga dieser Bewegung. Der war seinerseits erstaunt, dass der Hanyou anscheinend ohne Worte begriffen hatte, was er plante. Lernte dieser in der Tat so schnell dazu? Das war fast unglaublich. Die Energien der beiden Schwerter, die sich so ähnlich waren und doch so gegensätzlich, umfassten sich, verbanden sich, ehe sie in die Jenseitskrieger rasten. Die Zuschauer erkannten nur mehr eine blendende Helligkeit und eine große Staubwolke. Als sie sich legte, waren die Krieger verschwunden. Inuyasha drehte sich um und winkte hastig seinen Freunden. Sie sollten wirklich zusehen, aus diesem Tal zu gelangen, ehe der unbekannte Hinterhalt zuschnappte oder noch ein paar mehr dieser Untoten aufkreuzten. Fragte sich, warum die so hartnäckig waren. Toutousai hatte doch erwähnt, dass einige der Wächter gar nichts von ihm gewollt hatten, und so sehr konnte sich doch nicht einmal der senile Metallbieger irren. Die Menschen spurteten los, da sie alle spürten, wie in den Wänden des Tales etwas erwachte, eine Magie, wie sie sie nie zuvor gefühlt hatten. Miroku packte zuvor noch Jaken und trug ihn mit sich, eine Behandlung, die sich der nur gefallen ließ, weil er vermutete, dass er sonst zurückgelassen werden würde. Und allein gegen diese unbekannte Macht...nein, das wäre nicht in seinem Sinn. Überdies war auch Sesshoumaru-sama bereits auf dem Weg, dieses Tal zu verlassen. Als sie die enge Schlucht des Trichters passiert hatten, dehnte sich vor ihnen eine Geröllebene, scheinbar endlos in alle Richtungen. Aber der entfernte Geruch nach Salzwasser verriet den Hundebrüdern, dass sie sich ihrem Ziel, dem Meer, näherten, und damit auch der Insel der Windnarbe. Weitere Hindernisse waren nicht zu entdecken, aber diese Krieger waren auch scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht. Miroku ließ Jaken zu Boden, der ein wenig missmutig zu ihm aufsah: „Das nächste Mal fragst du mich…“ „Ja, wenn nicht gerade Redeverbot besteht.“ Der Mönch schüttelte leicht den Kopf, sah aber zu Sango: „Alles in Ordnung?“ „Ja, wenn du deine Finger von mir lässt…“ „Ich hab nichts getan!“ „Noch nicht.“ Sie nickte auf seine ausgestreckte Hand. „Das war nur zur Sicherheit…..“ Aber er zog die Finger zurück. Inuyasha war derweil neben Kagome getreten: „Dir geht es gut?“ „Ja, danke. Das waren untote Krieger, oder?“ fragte sie. „Ja.“ „Die habt ihr schnell erledigt.“ Er sah seine sonst so reizbare Freundin etwas überrascht an, ehe er verlegen meinte: „Äh, ja, danke…“ „Inuyasha.“ Sesshoumaru hätte fast den Kopf geschüttelt. Menschen! Warum redeten sie so vollkommen sinnlos miteinander, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren? „Ja?“ Der jüngere Halbbruder wandte den Kopf, als ihm ein Geruch in die Nase stieg, den wohl der Hundeyoukai schon zuvor bemerkt hatte. Mit einem Satz stand er neben ihm: „Was ist das? Kein normales Feuer.“ Es roch nach Flammen, aber nichts war zu erkennen. Überdies näherte die Quelle dieser Witterung sich ihnen rasch. Sesshoumaru schwieg. Auch er wusste es nicht. Es war Feuer, aber kein gewöhnliches, da hatte der Hanyou Recht. Nur eines war klar: da kam das nächste Problem auf sie zu. ******************************************** Im nächsten Kapitel treffen die Hundebrüder samt Anhang also den "Hüter der dunklen Flamme" höchstpersönlich.... Kapitel 24: Der Hüter des dunklen Feuers ---------------------------------------- Kaibutsu, der Hüter des dunklen Feuers hat beschlossen, sich die Flöte des Windrufers höchstpersönlich von den Hundebrüdern zu holen. 24. Der Hüter der dunklen Flamme Der befremdende Geruch nach etwas Brennendem näherte sich rasch und die Halbbrüder wandten sich instinktiv in diese Richtung. Zur gewissen Überraschung ihrer Zuschauer blieben sie beisammen, nur wenige Schritte auseinander, stehen – eindeutig eine vereinte Kampfposition, und nicht nur die Menschen fragten sich, was in den vergangenen Tagen geschehen war, um sie so einig und geradezu geübt zu machen. Kurz darauf erkannten sie alle ein seltsames Wesen, klein, grünlich und nach vorn gebeugt. Seine Gliedmassen schienen viel zu lang zu sein. In seiner rechten Hand trug es eine Peitsche. Aber der verkohlte Geruch ging eindeutig von ihm aus, selbst für die Nasen der Menschen erkennbar. Und ihnen war klar, dass die Hundebrüder das noch viel intensiver wahrnehmen mussten. „Igitt...“ machte Kagome: „Gollum will seinen Schatz…“ „Was meinst du?“ fragte Sango sofort. „Oh, äh...das ist eine Filmfigur...also, das ist etwas aus meiner Zeit. Kein hübscher Anblick.“ Sie sollte wirklich aufpassen, was sie sagte. Aber mit Sicherheit war das das Erste, was jedem aus ihrer Zeit, der je im Kino gewesen war, zu solch einem Wesen einfiel. Der Unbekannte blieb stehen und warf einen raschen Blick auf die Menschen und den kleinen Youkai im Hintergrund, ehe er sich an die beiden Hundebrüder direkt vor ihm wandte: „Gebt mir die Flöte des Windrufers.“ Einer der beiden hatte sie, davon war auszugehen. Oder auch wenigstens davon, dass die Zwei die Hauptgegner waren. „Keh!“ antwortete Inuyasha genervt: „Dann bist du also der Kerl, der uns diese Typen vorhin auf den Hals gehetzt hat?“ „Ich war in der Tat überrascht, dass ihr es geschafft habt, Jenseitskrieger nicht nur zu besiegen, sondern sogar so, dass sie sich nicht mehr zusammensetzen konnten, “ gab Kaibutsu ehrlich zu: „Alles muss man selber machen. - Also, gebt sie mir.“ „Und wer bist du?“ „Warum willst du das wissen? Als Toten braucht es dich nicht zu interessieren.“ „Damit ich jedem erzählen kann, wer der Idiot war, der mir den halben Tag gestohlen hat, ehe ich ihn umbrachte.“ „Du bist ein Narr, Mischling. Glaubst du wirklich, du könntest mich, Kaibutsu, den Hüter der dunklen Flamme, töten?“ „Wir können es ja gern mal versuchen. - Verschwinde jetzt endlich. Und zwar ohne die Flöte.“ Der Hanyou legte die Hand an Tessaiga. Was für ein überflüssiges Wortgefecht, dachte Sesshoumaru prompt. Dieser Kaibutsu wollte unbedingt die Flöte des Windrufers. Und er würde ohne Kampf nicht gehen. „Nein. – Oh, ich verstehe. Ihr zwei Hunde müsst diejenigen sein, die Tatsumaki und der Donnergott ausschickten, die Flöte von den Mystikern auf Mu zu holen. Ihr habt also deren Prüfungen bestanden. Und ihr habt meinen guten Uxmal besiegt. Das erklärt eure Selbstsicherheit. Aber euer Glück endet hier.“ Er begegnete zwei Augenpaaren in Gold, die ihn mehr als eisig anstarrten, als die Hundebrüder begriffen hatten, was er gerade eigentlich gemeint hatte. Inuyasha fasste es zusammen: „Du, also, bist der Schwachkopf, der hinter der Flöte des Windrufers so her war, dass er den Donnergott nervös machte? Du bist also der Idiot, der dafür sorgte, dass Tatsumaki einem diese Aufgaben stellt, bloß, damit man dann losgeschickt wird, um die Prüfung der Mystiker zu bestehen? Du hast also diesen Uxmal aufgehetzt, die Flöte zu holen und, da das nicht klappte, uns abzunehmen? Du hast diese dämlichen Ketten des dunklen Feuers fabriziert? Kurz, du Dummkopf bist Schuld an unseren gesamten Problemen der letzten Tage?“ Bei jedem „Du“ ließ er seinen Blick von Kopf bis Fuß des Flammengeistes schweifen: „Im Ernst, du siehst nicht so aus, als ob du mit jemandem wie Tatsumaki fertig werden würdest.“ „Dazu brauche ich eben die Flöte des Windrufers.“ Kaibutsu klang nachsichtig: „Also, gibst du sie mir jetzt, Mischling, oder wollt ihr für etwas sterben, das euch nichts angeht?“ „Es geht uns sehr wohl etwas an. Seit Tagen nerven uns die Ergebnisse deiner Pläne!“ „Oh, umgekehrt gilt das auch. Ich muss zugeben, ein wenig ungehalten gewesen zu sein, als ich mitbekam, dass Uxmal tot ist. Soweit ich hörte, sei ein großer, weißer Hund daran Schuld…“ Sein Blick glitt zu Sesshoumaru, ehe er fortfuhr: „Und da Uxmals Sohn leider in Punkto Magie ein kompletter Versager ist, habe ich keine Möglichkeit mehr, die Flöte den Mystikern zu entreißen. Meine schönen Pläne mit Mu und der Flöte sind gescheitert. - So gesehen ist es wirklich nett von euch, sie mir hier in meiner Verbannung vorbeizubringen. Und jetzt zum letzten Mal: gebt sie mir.“ Ohne weiteres Wort glühte die Peitsche in seiner Hand in lodernden Flammen auf. Aber dies war kein gewöhnliches Feuer, sondern es leuchtete schwarz. Nichtsdestotrotz war es äußerst heiß, und als die brennende Peitschenschnur auf Inuyasha zuschoss, rettete den nur sein feuerfestes Gewand vor einer Verbrennung. Der Hanyou sprang zurück, bereits Tessaiga ziehend: „So also stellst du dir einen Kampf vor? Keh!“ „Stirb.“ Sesshoumarus ruhiges Wort ließ seinen Halbbruder zu ihm blicken, gerade rechtzeitig, um zu noch sehen, dass dessen Youki über sein Schwert auf Kaibutsu zugejagt wurde. Der Feuergeist reagierte sofort. Eine Bewegung seiner Linken ließ einen Schild aus dem dunklen Feuer vor ihm entstehen. Die Dämonenenergie brach sich daran. „Na, war das schon alles?“ fragte Kaibutsu spöttisch. Es war immer das Gleiche mit den Youkai. Sie sahen nur, wie klein er war, gingen nur nach dem Äußeren – und unterschätzten ihn vollständig. Sesshoumaru stellte für sich fest, dass es wohl schwieriger werden würde, als gedacht, diesen eigenartigen Feuergeist zu besiegen. Was der wohl angestellt hatte, um in diese Welt verbannt zu werden? Eines war klar: der wollte hier wieder weg und zwar mit Hilfe der Flöte des Windrufers. Nun, was immer dieser Kaibutsu draußen in der Welt der Lebenden beabsichtigte, wäre sicher mehr als lästig. Überdies war der Kerl Schuld an allen Verdrießlichkeiten der vergangenen Tage. Er war also fällig. So schickte der Hundeyoukai erneut seine Energie gegen den Hüter der dunklen Flamme, war allerdings nicht erstaunt, dass dieser abermals mit Hilfe eines Feuerschildes parierte. Man musste ihn wohl ermüden – und dabei aufpassen, die Flammenpeitsche nicht selbst um die Ohren zu bekommen. Nun, das sollte doch möglich sein. Immerhin war er nicht irgendwer. Auch Inuyasha hatte unterdessen die Windnarbe gesucht und schickte Tessaigas Macht gegen Kaibutsu. Er war ein wenig überrascht, dass sogar dieser Angriff von dessen Schild abgehalten wurde. Das war doch nur Feuer, oder? Also musste das doch zu knacken sein. Er versuchte es wieder und wieder, dabei oft genug nur knapp den Gegenschlägen des verbannten Geistes mit der Flammenpeitsche ausweichend, die dieser offenkundig mit langer Übung handhabte. „So wird das nichts“, murmelte Miroku: „Sie kommen alle beide nicht an diesem Schild vorbei.“ Und ganz offensichtlich war Kaibutsu schnell genug, selbst gegen zwei Gegner immer rechtzeitig seine Deckung aus dunklem Feuer zu errichten. Überdies sahen sich die Halbbrüder immer wieder zu hohen Sprüngen und Überschlägen gezwungen, um der Feuerpeitsche auszuweichen, die wohl auch ihnen schmerzhafte Verletzungen zufügen konnte. „Das ist wirklich kein gewöhnliches Feuer, das dieser Geist hat“, bestätigte Sango seine Gedanken: „Er nennt sich den Hüter den dunklen Flamme. Ich kann mich nicht erinnern, von ihm schon einmal etwas gehört zu haben.“ „Jedenfalls ist er kein angenehmer Zeitgenosse“, erklärte der Mönch: „Und ich möchte mir nicht vorstellen, was er in unserer Welt tun würde, bekäme er die Flöte des Windrufers in die Finger – und damit Tatsumakis Macht.“ „Das wird er nicht. Sesshoumaru-sama wird siegen!“ sagte Jaken prompt. „Hoffen wir es“, meinte Kagome: „Denn Inuyasha wird wütend. Und das wird dann immer schwieriger für ihn, das noch zu gewinnen.“ Das entsprach den Tatsachen. Der Hanyou fasste es einfach nicht. Wie konnte dieser mickrige Geist so locker gegen die Windnarbe ankommen? Überdies war es unangenehm, dass der nicht seinerseits mit Energieangriffen attackierte. So konnte er nicht die Bakuryuuha einsetzen und diesem Flammentypen dessen eigene Macht um die Ohren hauen. Das Einzige, was ihn tröstete, war, dass es Kaibutsu auch schaffte, Sesshoumarus Angriffe zu neutralisieren. Sein Halbbruder hatte inzwischen eingesehen, dass er mit gewöhnlichen Angriffen, selbst mit Youki, nicht durch den Schild aus dunklem Feuer kam. Überdies war es Kaibutsu bereits einige Mal um ein Haar gelungen, ihn im Gegenzug mit dieser Flammenpeitsche zu treffen. Ein Kampf Stahl gegen Stahl war unmöglich, da der Flammengeist kein Schwert hatte. Er nervte. Überdies hatte der Hundeyoukai durchaus bemerkt, dass die Attacken seines Halbbruders immer blindwütiger wurden. Und damit uneffektiver. Für einen Augenblick verspürte er gute Lust, dieser Kagome zu sagen, dass sie den Narren zu Boden schicken sollte, aber das wäre nun wirklich keine standesgemäße Erziehungsmaßnahme für einen Sohn des Inu no Taishou. Und schon gar nicht, wenn der Gegner so ein lächerlicher Flammengeist war. Das reichte jetzt wirklich. Er, Sesshoumaru, würde dem jetzt die volle Macht der Drachenwelle zeigen… Er wich der Feuerpeitsche mit einem eleganten Überschlag aus und landete ein Stück entfernt. Nun sah er, wie Inuyasha jetzt ebenfalls einen Satz zurück gemacht hatte, gegenwärtig auch ungefähr zehn Meter entfernt von Kaibutsu auf dessen anderen Seite stand, in einer Linie mit ihm selbst. Der Hüter der dunklen Flamme lächelte amüsiert: „Habt ihr noch immer nicht verstanden, dass ihr es nicht mit mir und meinem Feuer aufnehmen könnt?“ Er würde noch ein wenig sticheln. Ganz offenbar war dieser Mischling jetzt schon aufgebracht und begann Fehler zu machen. Dann sollte er ihm noch ein bisschen einheizen, um den zu weiteren zu verleiten. Dann war er ihn bald los und konnte sich auf den Youkai konzentrieren, um den ebenfalls zu erledigen. Die Menschen waren anschließend wirklich kein Problem. „Keh, “machte Inuyasha, ein wenig außer Atem: „Wir wärmen uns gerade erst ein bisschen auf, Volltrottel.“ „Oh, du wirkst aber schon ziemlich erschöpft. Macht sich dein Menschenblut bereits bemerkbar?“ „Du hast keine Ahnung, Blödmann, von dem, was ich kann.“ „Ich sehe nur, dass du schon außer Atem bist.“ „Du stehst ja auch nur einfach in der Gegend herum.“ Er hob Tessaiga, um die Linien der Windnarbe erneut zu suchen. Kaibutsu sah es zufrieden. Der nächste Angriff wäre der letzte des Bastards. Er würde ihm genau in die Peitsche springen und im wahrsten Sinne des Wortes seinen Kopf verlieren. Er musste ihn nur noch einmal reizen, da war er sicher. Und er musste sich beeilen, denn anscheinend bereitete der Youkai auch irgendeinen massiven Angriff vor. Nun gut, den würde er wie bisher bestimmt auch mit dem Flammenschild abfangen können. „Volltrottel!“ erklärte der Hüter der dunklen Flamme daher: „Dein armer, schwacher Vater muss wirklich zusätzlich auch noch der dümmste Youkai weit und breit gewesen sein….“ Er brach ab, denn er erkannte, dass seine Gegner diesmal vollkommen gleichzeitig zuschlugen, zum ersten Mal, aber einig in ihrem Zorn über die Beleidigung ihres Vaters. Die Energie der Drachenwelle und die der Windnarbe rasten förmlich aufeinander zu – und trafen sich genau an der Stelle, an der Kaibutsu stand, der die Hände empor riss, um seinen Schutzschild zu errichten. Noch ehe er begriff, dass er diesmal nichts dagegen zu setzen hatte, vereinigten sich die unterschiedlichen und doch so ähnlichen Mächte buchstäblich in ihm. Es gab eine heftige Explosion, einen Ball aus Licht und Staub. Als Menschen, Hanyou und Youkai wieder etwas erkennen konnten, fehlte von dem Flammengeist jede Spur. Nur seine Peitsche lag noch rauchend am Boden. „Keh!“ machte Inuyasha: „Den Mistkerl hättest du ruhig mir überlassen können…“ „Das sah nicht so aus.“ Sesshoumaru schob Tokejin in den Gürtel. „Aber du hättest es allein geschafft, ja?“ fauchte der Jüngere prompt. Er wollte ihn ein wenig ausbilden: „Nein.“ Der Hanyou starrte ihn überrascht an, ehe er sich an die vergangenen Tage erinnerte, in denen sie einiges nur gemeinsam bestanden hatten. Und wenn das sogar Sesshoumaru zugab, sollte er wohl auch zeigen, dass er etwas gelernt hatte: „Schon gut, onii-san“, erklärte er daher, während er Tessaiga wegsteckte: „Ich hoffe nur, dass das das letzte Hindernis war.“ „Das hoffe ich auch.“ Kagome und die anderen kamen heran: „Das habt ihr beide sehr gut gemacht!“ Sie wollte schon fast klatschen, aber ein eisiger Blick des älteren Halbbruders ließ sie nur noch sagen: „Dann gehen wir weiter?“ Seit wann redete eigentlich Inuyasha Sesshoumaru tatsächlich mit „mein älterer Bruder“ an? Hatte sie etwas verpasst? Nun, das war wohl offensichtlich, aber sie sollte besser nicht nachfragen. Zumindest nicht, solange der Ältere in Hörweite war. Während sie weitergingen, fragte sie dann aber doch ihren Hanyou: „Habe ich das richtig verstanden, und dieser Flammengeist war eigentlich an dem ganzen Chaos Schuld? Rai...ich meine, Takeshi-sama war so besorgt, dass die Flöte in die falschen Hände fallen könnte…“ „Ja, damit meinte er wohl diesen Typen. Und ehrlich gesagt, habe ich das Gefühl, dass er da Recht hatte.“ Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern: „Na, hat sich ja erledigt. Jetzt müssen wir nur noch den Berg der Windnarbe finden, die Flöte dort in eine reinwerfen und können dann endlich wieder zurückgehen. Und uns auf die Suche nach Naraku begeben. Irgendwie haben wir dem Kerl eine ziemlich lange Pause gelassen.“ „Er wird sicher schon wieder einen Plan haben, ja. – Aber ohne dich, ohne euch beide, wäre wirklich alles in Gefahr gewesen. Stell dir nur vor, was Kaibutsu mit der Flöte hätte anstellen können.“ Wie sinnlos, dachte Sesshoumaru, der eigentlich gewisse Übung darin besaß, Gespräche, die hinter ihm geführt wurden, zu hören und zu ignorieren. Was wäre wenn….Auf derartige Ideen kamen nur Menschen. Weitaus interessanter war die Tatsache, dass der Geruch nach Salzwasser immer intensiver wurde. Irgendwo dort vor ihm musste das Meer liegen, und damit die Insel der Windnarbe. Wenn sie dort die Flöte zerstört hatten, wäre es wohl an der Zeit, darüber nachzudenken, wie sie diesmal das Jenseits wieder verlassen konnten. Nun, im Zweifel würde ihm Tenseiga helfen. Inuyasha machte einen Sprung, um neben seinen Halbbruder zu gelangen: „Hast du eine Ahnung, warum dieser Kaibutsu hierher verbannt wurde? So, wie Tatsumaki?“ „Nein.“ Er ließ offen, auf welche Frage sich das bezog. Der Hanyou verzog ein wenig den Mund. Wenn sie zu zweit unterwegs waren, war der Hundeyoukai augenfällig auskunftsfreudiger. Störten ihn die Menschen so? Nun, am gesprächigsten war der Herr Bruder eindeutig im Gefängnis von Uxmal gewesen, und Inuyasha gab gern zu, dass ihn das irgendwie sehr gefreut hatte. So meinte er nur: „Dort vorn ist das Meer.“ Wieder so eine vollendet überflüssige Bemerkung. Diese menschlichen Eigenschaften mussten ansteckend sein. „Ich weiß.“ Selbst Inuyasha merkte, dass er besser den Mund halten sollte. Immerhin war nichts von wegen „törichtes Halbblut“ gekommen. Und allein daran war eine drastische Verbesserung ihres brüderlichen Verhältnisses im Verlauf der letzten Tage zu erkennen. Die Halbbrüder blieben stehen, als sie den Meeresstrand erreicht hatten. Linker Hand erhob sich ein einzelner, steiler Berg. Vor ihnen auf einer Insel lag sein Spiegelbild. Das musste die Insel der Windnarbe sein. Ohne weiteres Wort drehte sich Sesshoumaru um und ging in Richtung auf den linken Berg. Wenn er Toutousai und den Donnergott richtig verstanden hatte, würde sich mit seinem Youki und der Macht der Insel der Windnarbe eine solche öffnen, so dass Inuyasha mit Tessaiga die Flöte des Windrufers zerstören konnte. Der Hanyou sah ihm kurz nach, ehe er erneut die Insel betrachtete. Tessaiga pulsierte in der Scheide, als ob es spürte, dass dort sein Ursprung lag. „Was nun?“ erkundigte sich Kagome. „Sein Youki soll dort irgendwie eine riesige Windnarbe öffnen“, erwiderte Inuyasha: „Und in die soll ich die Flöte werfen. Nun ja, irgendwie mit Tessaiga. Dann wird sie zerstört.“ „Und von dieser Insel hat Toutousai das Material für Tessaiga geholt?“ „Ja.“ „Das muss sehr anstrengend gewesen sein.“ Sie betrachtete nachdenklich die hohen Wellen des Meeres. „Und das auch noch allein, wenn ich das richtig verstanden habe?“ „Denk schon. Aber der alte Zausel ist ja immerhin nicht nur einfach ein Youkai, sondern auch noch ein Schmied mit magischen Fähigkeiten. Vater war auch hier, zuvor. Und sag mir nicht, dass er mit Myouga eine so tolle Begleitung hatte.“ „Nun, wenn wir irgendwas über euren Vater wissen, dann, dass er vermutlich einer der mächtigsten Youkai war, die es je gab“, meinte Sango: „Aber gut. Jetzt ist es ja wohl gleich geschafft….“ „Ja, wenn hier endlich mal eine Windnarbe auftauchen würde….“ Inuyasha zog Tessaiga und nahm die Flöte des Windrufers in die linke Hand. Er nahm nicht an, dass er lange Zeit haben würde, wenn sich die Spalte ins Nichts öffnete. Sesshoumaru warf einen kurzen Blick hinunter zum Strand, wo der Hanyou sich anscheinend auf seinen Einsatz vorbereitete. Immerhin dachte dieser mit. Er selbst hatte fast den Gipfel des Berges erreicht. Hier also war auch Vater gewesen? Begleitet nur von Myouga? Es hätte ihn interessiert, wie Vater durch all die Hindernisse gelangt war. Nicht, dass er seinem verehrten Vater nichts zutraute, aber er wäre neugierig gewesen, welche Aufgaben dieser zu erledigen gehabt hatte. Zugleich spürte er in sich ein gewisses Bedauern. So viele Abenteuer hatte Vater bestanden – und er hatte ihn nie danach gefragt, es immer für selbstverständlich angesehen, dass dieser so stark war, so mächtig. Nie zuvor hatte er wissen wollen, wie dieser eigentlich seinen Status, seine Macht erreicht hatte. Er blieb auf der Höhe stehen. Der Wind spielte mit seinem langen Haar, seinem Fell und er ließ seine Selbstbeherrschung sinken, sein Youki vollständig aufflammen. Hier war Vater gestanden und hatte mit der Insel dort drüben eine Windnarbe erzeugt… Er sah erneut hinab - und begegnete Inuyashas Blick. Was war los? Warum warf der törichte Bastard die Flöte nicht? Als er sich wieder dem Meer und der Insel zuwandte, wusste er es. Es entstand keine Windnarbe. War er etwa noch so viel schwächer als Vater es zu diesem Zeitpunkt seines Besuches hier gewesen war? Wie ungemein peinlich, noch dazu vor den Augen der Menschen. Sollte er etwa dafür verantwortlich sein, wenn der Plan des Donnergottes scheiterte? Er sich in den Augen der Götter und Menschen lächerlich gemacht haben? Das war einfach unmöglich! Es musste noch eine Möglichkeit geben. Aber was? **************************************** Wenn der Herr Youkai mal in Ruhe und nicht in Sorge um seinen guten - oder bösen- Ruf nachdenken würde, wüsste er es.... Das nächste und letzte Kapitel klärt darüber auf, wie man der anderen Welt entkommt...und anderes zum Thema Aufklärung. bye hotep Kapitel 25: Waffenbrüder ------------------------ Nach fünfundzwanzig Wochen findet nun diese Geschichte zu ihrem Ende. Vielen Dank an alle, die mitgelesen und kommentiert haben. 25. Waffenbrüder Inuyasha wunderte sich ein wenig. Zweifellos war sein Halbbruder eines der stärksten Lebewesen und sein Youki gewiss buchstäblich nicht von schlechten Eltern. Warum also entstand zwischen Sesshoumaru und der Insel keine Windnarbe? So, wie der Donnergott es ihnen befohlen hatte, konnte nur darin die Flöte des Windrufers vernichtet werden. Wo lag der Fehler? Alles, was ihm einfiel war, dass er womöglich an der falschen Stelle stand. Er war hier, mit seinen Freunden und Jaken am Strand stehen geblieben, war nicht mit dem Hundeyoukai auf den Berg gestiegen. War das eben falsch? Konnte man die Windnarbe nur von dort oben erkennen? Er bemerkte, dass Sesshoumaru zu ihm blickte. Wunderte der sich etwa, warum er so langsam war, die Flöte noch immer nicht geworfen hatte? Wie peinlich. Der hielt ihn ja wieder für unfähig. Dann musste er zu ihm hoch. Entweder er konnte es ihm dann wenigstens erklären oder aber von dort die Windnarbe erkennen. So sagte er nur: „Wartet hier!“, ehe er mit gewaltigen Sprüngen den Berg hinauf rannte. Sesshoumaru sah, dass sein Halbbruder zu ihm kam. Wie ungemein verdrießlich. Wollte der ihn jetzt fragen, warum keine Windnarbe entstand? Ihm vorwerfen, dass er zu schwach war? Und das von einem Bastard? Leider sprach die Tatsache für sich. Seine Energie genügte offenkundig nicht, eine Windnarbe zwischen sich und der Insel zu erzeugen. Warum nur? Vater hatte es gekonnt. Und der Donnergott war auch davon ausgegangen, dass die seine reichen müsste. Was lief hier nur schief? Unwillkürlich warf er einen Blick empor, wo die Quelle seines Youki, sein Youketsu, lag. Was war es nur, das ihn daran hinderte, stärker zu werden? Oder war etwas geschehen, seit Vater hier war? Verfügte die Insel dort drüben nicht mehr über die Macht, die sie einst gehabt hatte? Inuyasha blieb für einen Moment stehen, ehe er ein wenig verlegen näher trat. Er konnte noch immer keine Windnarbe über dem Meer erkennen. Und wenn er die Flöte des Windrufers vernichten wollte, so war das die einzige Möglichkeit. Außerdem bezweifelte er stark, dass der Herr der Blitze und des Donners sie wieder zurücklassen würde, wenn sie die Flöte noch dabei hatten. „Ich…“ begann er. Aber diesem arroganten Misthund gegenüber zuzugeben, dass er unfähig war, fiel ihm äußerst schwer. Er machte noch einen Schritt auf ihn zu, um irgendwie Zeit zu gewinnen. Sesshoumaru sah noch immer zu seinem Youketsu auf. Gleich würde dieser törichte Hanyou ihm vorwerfen, dass er nichts zustande brachte, er, ein vollwertiger Youkai aus gutem Hause! Er, Sesshoumaru! In diesem Moment erkannte er, dass sich nicht nur Inuyasha, sondern auch dessen Energiequelle ihm sehr genähert hatte. Wie einst bei ihrem Vater und Myouga gab es nun zwei Youkiquellen, sehr nahe zusammen, die sich aneinander rieben. Und an dieser Reibungsfläche erschufen sie eine Windnarbe, die sich jetzt ihrerseits mit der geheimnisvollen Energie des Berges auf der Insel dort verband, zu einer größeren wurde. Er blickte über das Meer. Wie mächtig war Vater gewesen, dass sie nur zu zweit an ihn heranreichten? Wie viel stärker musste er noch werden, um eines Tages den übertreffen zu können? Myouga und dessen – wenn auch geringes - Youki hatte er vollständig vergessen. „Inuyasha.“ „Äh...“ Der wusste noch immer nicht, was er sagen sollte, als er plötzlich wittern konnte, dass sich eine gewaltige Windnarbe geöffnet hatte. Er fuhr herum und blickte über das Wasser. Tatsächlich. Konnte man sie wirklich nur von hier aus wahrnehmen? Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, schleuderte er die Flöte des Windrufers über das Meer, in Richtung der dort entstandenen Windnarbe, während er bereits mit Tessaiga die unsichtbaren Linien suchte. „Kaze no kizu!“ Die losgejagte Energie ließ die Flöte förmlich durch die Luft schießen, auf die gigantische Windnarbe zu, die sich über dem Meer gebildet hatte, trieb sie dort hinein, gerade ehe sie sich wieder schloss. Für einen Augenblick glaubten die Zuschauer zu sehen, wie sich die Flöte des Windrufers in ihre Einzelteile auflöste, dann war nichts mehr außer der Atmosphäre zu erkennen. Sesshoumaru wandte sich um. Für einen Augenblick betrachtete er seinen Halbbruder. Im Laufe der vergangenen Tage hatte er feststellen müssen, dass dieser wirklich noch nicht erwachsen war. Und wohl auch noch lange nicht sein Vermögen ausgeschöpft hatte, was Kraft und Technik anging. Es könnte direkt interessant sein, abzuwarten, welchen Punkt der Hanyou erreichen konnte. In den letzten Zeit war er durchaus ein nicht zu unterschätzender Gegner gewesen, er brauchte nur an die Glückstreffer mit seinem linken Arm und der Windnarbe zu denken. Wäre Inuyasha vielleicht derjenige, der ihn so fordern konnte, dass er Vaters Macht erreichen, ja, übertreffen konnte? Überdies hatte er einst Izayoi versprochen, ihren Sohn erst dann umzubringen, wenn er sich wehren könnte – nun, daran hatte er sich nur wenig gehalten. Sollte er tatsächlich abwarten, ihr Duell erst weiterführen, wenn sich der Bastard so verbessert hatte, dass er keine Steigerungen mehr schaffte? War es das, warum Vater Tessaiga Inuyasha gegeben hatte und nicht ihm? Um ihm eine wirkliche Herausforderung zu hinterlassen? Es ihm so zu ermöglichen, stärker zu werden? „Äh, was ist?“ erkundigte sich der Hanyou. Normalerweise bedeutete es nie etwas Gutes, wenn ihn sein Halbbruder anblickte, sah man von den vergangnen Tagen ab. Aber nun war die Flöte zerstört, sie konnten zurück und alles wäre wie zuvor. - Konnten sie? „Gehen wir.“ Während sie gemeinsam von dem Berg hinunter stiegen, meinte Inuyasha eher zögernd: „Hast du eine Ahnung, wie wir hier wieder wegkommen, onii-san?“ Seltsamerweise weckte diese Anrede, zusammen mit dem zuvor Gedachten die Sicherheit in Sesshoumaru, dass er Recht hatte. Vater hatte Tessaiga nicht ihm, sondern seinem Bastard hinterlassen, damit er selbst es nicht zu einfach hatte, nicht wie Inuyasha über das Schwert stärker wurde, sondern nur aus sich allein heraus. Also würde er abwarten, bis sein Halbbruder wirklich auf dem Höhepunkt dessen war, was man als Hanyou erreichen konnte. Und ihn dann zu einem letzten Duell fordern. Zuvor würde er ihm ein wenig notwendige Anleitung liefern, wie er es versprochen hatte. So antwortete er: „Der Weg zurück.“ Den gleichen Weg zurück? Inuyasha dachte ein wenig besorgt an seine Freunde. Er wollte schon irgendetwas dazu sagen, als ein heftiger Wirbelsturm aus dem Himmel erschien und sich langsam, schlauchartig dem Boden näherte: „Vorsicht!“ brüllte er, die Hand bereits an Tessaiga. Seine Freunde zuckten zusammen und blickten empor. In der Trombe erschien ein Gesicht, das die Halbbrüder erkannten. „Tatsumaki, altes Haus!“ schrie Inuyasha: „Willst du uns abholen?“ Die Augen des Sturmbringers mitten im Tornado wandten sich ihm zu: „Diese da…“ dröhnte es aus dem Wirbelsturm. „Immerhin!“ „Du bist Tatsumaki?“ erkundigte sich Kagome überflüssigerweise, als sich das untere Ende des Sturms ihnen näherte. Der Orkan zerrte an ihnen, und Miroku fasste instinktiv nach Jaken und Sango um sie fest an sich zu drücken. Die Dämonenjägerin ließ es sich unerwartet gefallen. Sie starrten alle nach oben, wo der Tornado über ihnen innehielt und sie einsog. Das Letzte, das Kagome noch dachte. war, dass sie endlich aus eigener Anschauung wusste, dass es im Auge des Windes wirklich still ist. Im nächsten Augenblick war der Sturmbringer verschwunden. Inuyasha seufzte: „Na schön. Sie sind weg. So einfach haben wir es wohl nicht.“ Natürlich nicht, dachte der ältere Halbbruder. Es war sowieso mehr als erstaunlich, dass Tatsumaki es wenigstens für einen Augenblick geschafft hatte, in diese Welt einzudringen. Womöglich war das der Ausgleich der mächtigen Götter für die Menschen wie auch Jaken gewesen. Sie waren ja nur durch diesen Kaibutsu in diese Welt geraten. Er ging daher schweigend in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Mit einem leisen, ärgerlichen Knurren sprang der Hanyou an seine Seite. Aber, was hatte er auch erwartet. Ändern würde sich dieser Typ wohl nie. Nun gut, er hatte sich etwas geändert, das gab auch Inuyasha zu. Sie stritten sich deutlich weniger, als noch vor wenigen Tagen, es kamen keine Beleidigungen mehr. Auch er selbst war ein wenig anders. Natürlich würde er noch immer nicht zulassen, dass ihn dieser arrogante Misthund herumkommandierte oder als wertlos einschätzte, aber wenn ihm jemand vor zwei Wochen gesagt hätte, er würde Sesshoumaru eines Tages mit „mein älterer Bruder“ anreden, hätte er den für verrückt erklärt. Nun tat er es, und er musste zugeben, dass das nicht einmal so schlecht klang. Eher im Gegenteil. Es verursachte so ein bisschen Wärme im Herzen. Sie gelangten durch das Tal des Schweigens zurück, ohne auf Wächter oder andere Hindernisse zu treffen. Wenn es hier noch welche gab, so zeigten sie sich nicht. Die Hundebrüder schlossen daraus, dass sich nicht einmal Jenseitskrieger freiwillig mit ihnen anlegen wollten – eine einmütige Einschätzung ihrer selbst. Das Portal dieser Welt öffnete sich ebenfalls ohne jedes Zögern. Dahinter zeigte sich diesmal nur eine Brücke über die Abgründe der Hölle, nur eine schwebende Insel. Sie dachten an den Alptraumsänger, als sie dorthin wanderten, aber auch dieser schwieg nun. Waren die gesamten Prüfungen nur für den Hinweg gedacht? Dann war es ja fast ein Spaziergang, dem Jenseits zu entkommen. Sie bedachten nicht, dass wohl auch sie eine gewisse Protektion genossen. Vor dem nächsten Portal blieben die Halbbrüder nebeneinander stehen. Dort hinter, in dem Zwischenraum, war es um Vereinigung gegangen. Und das Tor öffnete sich nur sehr zögernd vor ihnen. War dies wieder die Prüfung? Eine Verbindung zwischen ihnen? Aber, wenn sie zurück in ihre eigene Welt wollten, mussten sie hier durch. So machten sie die wenigen Schritte hinein in die kleine Kammer und hörten, wie sich das Portal hinter ihnen unverzüglich wieder schloss. In dem matten, indirekten Licht der Wände streckte Inuyasha wortlos seinem Halbbruder die Hand entgegen. Er hatte in diesem Raum Kagome umarmt und sie hatte ihn, wenn auch flüchtig, geküsst, aber das konnte kaum die Bedingung gewesen sein, hier durchzukommen. Sesshoumaru hatte dies sicher nicht mit Sango getan – von Miroku und Jaken ganz zu schweigen. War es einfacher Körperkontakt, verbunden mit gegenseitiger Zuneigung? Vertrauen? Aber das wäre wohl auch beim Hinweg kaum der Fall gewesen. Was sollte es. Wichtig war nur, dass es klappte, nicht warum. Der Hundeyoukai zögerte für einen Sekundenbruchteil, ehe er seine Finger um das Handgelenk seines Halbbruders legte. Inuyasha fasste ebenfalls zu, in festem Wechselgriff. Selbst, als sie Hand in Hand durch das Tal der Könige auf Mu gegangen waren, hatte er sich nicht so sicher, so seltsam eins gefühlt. In diesem Moment zeigte ihnen die sich öffnende Tür, dass sie die wie auch immer geartete Prüfung der Einigkeit bestanden hatten. Vor ihnen dehnte sich eine weitere steinerne Brücke über das lodernde Feuer des Höllenschlundes. Also würden sie wohl erneut hinüber gehen müssen. Unwillkürlich sah Inuyasha nach oben. Von dort, aus der Schwärze waren seine Freunde gestürzt gekommen. Hoffentlich ging es ihnen gut… Sesshoumaru ließ ihn los und er folgte hastig diesem Beispiel, zumal auch der Ältere nun hinaufblickte. „Was ist denn?“ Tenseiga pulsierte in seiner Scheide, aber das wollte der Hundeyoukai nicht sagen. Gab es dort oben etwa ein Portal, das mit Hilfe dieses Schwertes geöffnet werden konnte? Jaken und Inuyashas Bande waren von da heruntergestürzt gekommen. Nun, er könnte empor fliegen – der Hanyou nicht. Sollte er…? Aber es gab nur zwei Alternativen: gemeinsam den längeren, zeitaufwendigen Weg über die feurigen Höllenschlünde zu nehmen oder seinen Halbbruder hier allein zurückzulassen. Und letzteres erschien ihm irgendwie unrecht, nach allem, was er in den vergangenen Tagen bei Inuyasha gesehen hatte. Und vor allem, was er selbst sich in Bezug auf ihn vorgenommen hatte. So ließ er ohne jedes Wort sein weißes Fell von der Schulter emporflirren, sich um seinen Begleiter wickeln und den an ihn ziehen. „He! Ich habe doch nur gefragt, was los ist?“ protestierte der so Gefesselte empört, wollte sich aber auch nicht losreißen. Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass dies ein ernst gemeinter Angriff sein sollte. Er begriff allerdings sogleich, warum er plötzlich so auf Tuchfühlung, oder eher Rüstungsfühlung, war, als sich der Hundeyoukai in die Luft erhob. Wohin wollte der denn fliegen? Von dort oben waren seine Freunde gefallen, ja, aber was machte den Herrn Halbbruder so sicher, dass sich dort ein Portal befand, das sich für sie öffnen würde? Aber da fiel ihm Tenseiga ein. So hielt er den Mund, sehr zu Sesshoumarus Erstaunen. Dann dachte dieser jedoch, dass es wohl in der Tat stimmte: Inuyasha war beklagenswert unerzogen, jämmerlich ungebildet – aber er war lernfähig. Toutousai und Myouga saßen mit Shippou und Rin noch immer wartend in der Höhle, als sich draußen ein gewaltiger Sturm erhob und das Tageslicht verdunkelte. Direkt vor der Höhle erstarrte die Trombe des Tornados. „Was ist das?“ fragte der kleine Kitsune ängstlich. Der alte Schmied stand auf: „Das ist Tatsumaki!“ Niemand anderer würde einen derartig stürmischen Auftritt hinbekommen. Aber, was wollte der hier in dieser Welt? Hatten es diese Idiotenbrüder etwa nicht geschafft, die Flöte des Windrufers zu vernichten? Hatte dieser andere Unbekannte gewonnen und kontrollierte nun den Sturmbringer? War das Ende der Welt gekommen? Bevor er eine Antwort auf seine Fragen fand, verzog sich der Wirbelwind bereits wieder – unter Zurücklassung mehrerer bewusstloser Gestalten. „Da sind eure Freunde“, sagte Toutousai daher nur. „Kagome!“ Shippou lief schon aus der Höhle, gefolgt von Rin: „Jaken-sama! Geht es dir gut? Wo ist Sesshoumaru-sama?“ Miroku richtete sich langsam auf: „Wenn ich mal wieder in einem Wind reisen soll, lehne ich ab.“ Er fasste sich an den schmerzenden Kopf: „Sango? Kagome?“ Auch die Mädchen und Jaken erwachten. „Kagome!“ Der Kitsune hopste in ihren Arm: „Geht es dir gut?“ „So etwas Schwieriges darfst du mich erst in fünf Minuten fragen“, meinte sie und rieb sich die Stirn. „Im Moment fühle ich mich etwas …durcheinander. Aber immerhin sind wir zurück in unserer Welt.“ „Ja, wir dürfen uns kaum beschweren.“ Sango stand mühsam auf: „Toutousai? Myouga? Was ist hier inzwischen passiert?“ „Wir haben gewartet“, gab der Schmied zurück. „Die Halbbrüder sind noch nicht wieder da?“ Auch Miroku erhob sich. „Nein.“ Myouga sprang auf seine Schulter: „Was ist denn nur geschehen? Ich habe Takeshi-sama informiert, dass ihr verschwunden wart. Und was er mir erzählte, klang sehr besorgniserregend, von jemandem, der die Flöte des Windrufers besitzen will…“ „Die gibt es nicht mehr.“ Der Mönch blickte zu ihm: „Und dieser Kaibutsu ist auch tot.“ „Dann haben es die beiden geschafft? Aber wo sind sie?“ „Sie müssen wohl auf einem anderen Weg zurück. Ich vermute, Tatsumaki konnte nicht mehr mitnehmen. Es ist sowieso erstaunlich, dass er in diese andere Welt gelangte.“ „In der Tat.“ Dieser Kommentar bewirkte, dass sich alle umdrehten. „R..Takeshi-sama!“ war die einige Begrüßung. Er kam heran: „Die Halbbrüder haben Tatsumaki und auch mich befreit, da war ich ihnen ein kleines Dankeschön schuldig. Ich habe gewisse...hm… Verbindungen, die es mir ermöglichten, Tatsumaki für wenige Augenblicke in die andere Welt zu schicken. Es war nur nicht machbar, auch die beiden Brüder mitzunehmen, aber sie werden es auch so gewiss schaffen, zurück zu kommen.“ „Ich hoffe es“, meinte Kagome aus ganzem Herzen: „Aber...verzeiht, was meintet Ihr mit: Euch befreit?“ „Tatsumaki war in Gefahr, solange die Flöte des Windrufers existierte. Jetzt vermag niemand mehr den Sturmbringer zu kontrollieren. Er kann glücklich in seiner eigenen Welt leben und diese hier ist nicht durch ihn bedroht. Und ich muss nicht mehr in dem Krater sein, um ihn zu behüten. So kann ich wieder meiner eigenen Bestimmung folgen und durch die Wolken ziehen.“ „Warum habt Ihr eigentlich nichts selbst gegen Kaibutsu unternommen?“ erkundigte sich Sango: „Wenn es möglich war, Tatsumaki zumindest kurz in die andere Welt zu schicken?“ „Es ist mir unmöglich, diese andere Welt zu betreten. Und es ist es eigentlich auch für Tatsumaki. Wie gesagt, es war eine ziemliche Ausnahmegenehmigung notwendig, euch da herauszuholen. Wir konnten zuvor nichts gegen Kaibutsu selbst unternehmen, da wir nicht an ihn herankamen. Alles, was wir tun konnten, war, dafür zu sorgen, dass seine Marionette, dieser Uxmal, nicht die Flöte des Windrufers in die Finger bekam. Und, da ich sehe, dass ihr noch immer neugierig seid: Kaibutsu konnte Uxmal kontrollieren. Der… hm…verstorbene Herr von Mu hatte magische Gegenstände schon immer gesammelt, um stärker zu werden. Darunter befand sich auch ein Stein, mit dessen Hilfe man einen Blick in die andere Welt werfen konnte. So begann das Unheil. Jetzt, da Uxmal tot ist, Kaibutsu tot ist, und der nunmehrige Herr von Mu über keinerlei Magie verfügt, wird für die Insel sicher wieder eine ruhige Zeit anbrechen.“ „Aber das alles habt Ihr den Brüdern nicht gesagt, oder?“ erkundigte sich Myouga. „Soll das ein Vorwurf sein, Flohgeist?“ „Oh, Kami-sama, nein!“ Myouga kannte die Gerüchte um den Jähzorn seines Gegenübers: „Ich …ich wollte nur die letzte Aufklärung haben.“. „Sie bestanden Tatsumakis Aufgaben als erste Prüflinge. Ich wusste jedoch nicht, ob sie die Examen der Mystiker auf Mu überstehen würden. Hätte ich ihnen da sagen sollen, dass im Jenseits ein machtgieriger Flammengeist wartet, der alles daran setzen wird, die Flöte an sich zu bringen?“ Er drehte sich um: „Sie werden bald kommen, denke ich.“ Und damit hatte er sich buchstäblich in Luft aufgelöst. „Dann scheint alles geklärt zu sein“, seufzte Myouga und sprang von Miroku zu Kagome: „Ich hoffe nur, dass sie wirklich bald kommen.“ „Da ihr jetzt wieder da seid, kann ich ja gehen.“ Toutousai nickte: „ Nichts als Scherereien, wie immer, wenn die Idiotenbrüder im Spiel sind…äh, ich meine natürlich die Söhne unseres Herrn…“ Er wandte unbehaglich den Kopf und blickte zurück zur Höhle. Zur großen Überraschung der anderen kamen die Halbbrüder aus dieser. Und Inuyasha bewies sofort, dass er den Satz des Schmiedes gehört hatte: „Pass bloß auf, was du sagst, Metallbieger!“ „Schon gut…“ murmelte der mit einem raschen Blick auf den Älteren. „Sesshoumaru-sama!“ Der zweistimmige Ruf kam von Jaken und Rin. Dieser sah kurz zu ihnen, dann aber zu Myouga. Der Flohgeist konnte sich denken, warum: „Äh, ja, es ist nun alles geklärt, Sesshoumaru-sama, Inuyasha-sama. - Takeshi-sama war gerade hier und hat uns gesagt, dass nun er und Tatsumaki wieder in Ruhe leben können. Dieser Flammengeist, den Ihr wohl getötet habt, konnte einen gewissen Uxmal durch einen magischen Stein kontrollieren. Das ist nun auch vorbei und auf dieser Insel Mu können friedliche Zeiten anbrechen. Ja.“ „Dann ist es jetzt endlich vorbei“, schloss Inuyasha mit gewisser Erleichterung: „Kagome, alles in Ordnung? Wie war der Flug mit Tatsumaki?“ „Ich bin nicht verletzt. Aber von dem Flug weiß ich nichts, wir wurden wohl alle ohnmächtig. – Wir sollten etwas essen, oder? Rin-chan? Hast du etwas bekommen?“ „Nein“, gab die Kleine zu, die sich nicht getraut hatte, die Höhle zu verlassen, um etwas zu suchen. „Dann machen wir schnell etwas, ja?“ Das Mädchen aus der Zukunft warf einen raschen Blick zu den Halbbrüdern. Inuyasha schien nicht so begeistert wie früher, was sie ein wenig wunderte, und Sesshoumaru schwieg, was wohl eine Zustimmung war. Sie hatte auch nicht angenommen, dass der mitessen würde. So saßen kurze Zeit später die Menschen und der Hanyou um ein Feuer und aßen. Der Hundeyoukai stand abseits und betrachtete den Wald. Er drehte sich auch nicht um, als sich Shippou mit Rin zum Zeichnen ein wenig abseits setzte, Kagome und Inuyasha sich ebenfalls ein Stück entfernten. Aber er nahm dennoch alles um sich wahr, ebenso, dass das Menschenmädchen die Hand seines Halbbruders fasste und ihm sagte, wie froh sie sei, alles überstanden zu haben, dass ihm nichts geschehen sei. Ihm entging ebenfalls nicht, dass dieser deutlich verunsichert wurde. Hm. Inuyasha hatte gesagt, dass er keinerlei Ahnung von weiblichen Wesen habe. Nun, er war ja auch wohl kaum dem Welpenalter entwachsen. War dieser Narr etwa dabei, sich, naiv wie eh und je, in eine Lage zu manövrieren, aus der er kaum mehr mit Würde herauskäme? Sesshoumaru gab zu, von Menschen wenig zu verstehen, aber auch Kagome schien ihm ein wenig unsicher und verlegen zu werden, als sie den Kopf an Inuyashas Schulter legte. Es wurde Zeit einzugreifen, wollte er sich als älterer Bruder nicht ausgerechnet in menschlichen Augen lächerlich machen. Es ging ja irgendwie um die Familienehre! Und er hatte Inuyasha ja auch versprochen… Im nächsten Augenblick zuckten Miroku und Sango, die noch immer am Feuer saßen, zusammen, als sie erkannten, dass der Hundeyoukai direkt vor ihnen stand. „Öffne den Mund!“ befahl dieser dem Mönch. Miroku war so perplex, dass er unverzüglich gehorchte. Überdies würde nur ein Mensch mit einer gehörigen Portion Todessehnsucht einer derartigen Anweisung eines Youkaifürsten nicht nachkommen. Sesshoumaru wandte sich um und ging hinüber zu seinem Halbbruder, der eiligst aufgesprungen war, unwillkürlich bereit, seinen Freund zu beschützen. „Was hast du vor?“ fragte Inuyasha verwirrt, die Hand noch immer an Tessaiga. Statt einer Antwort schlug Sesshoumaru mit der Faust zu. Noch während der Hanyou zu Boden ging, sagte er: „Komm mit, du Narr!“ und wandte sich zum Gehen. Der Mönch hatte keine sonderlich gut entwickelten Fangzähne. Also würde es bei Menschen wohl nicht zu einem Nackenbiss wie bei Katzen kommen… Nun ja. Es musste wohl so ähnlich wie bei Hundeyoukai ablaufen, das lebende Beispiel hatte er ja am Hals. Inuyasha starrte ihm einen Moment hinterher, ehe er aufsprang: „He, ich habe dich nur was gefragt! Warum schlägst du mich?“ Aber dann erkannte er, dass er die Antwort darauf wohl nur bekommen würde, wenn er ihm folgte. „Was ist jetzt los?“ fragte Kagome mehr als verwirrt. Gerade eben war es noch so friedlich, ja, fast romantisch gewesen – und dann das? „Keine Ahnung“, antwortete Miroku: „Er wollte, dass ich den Mund aufmache...Warum, weiß ich nicht.“ „Sie haben sich gestritten, aber weswegen? Will Sesshoumaru jetzt doch wieder einen Kampf zwischen ihnen beiden?“ „Ich gehe hinterher.“ Der Mönch stand auf: „Gegen mein Kazaana muss auch er sich vorsehen. Da kann ich Inuyasha helfen, falls es wirklich Ärger gibt.“ „Sei vorsichtig“, warnte Sango: „Wenn nichts los ist…“ „Ja, schon klar. Wir wissen nicht, was in den letzten Tagen alles geschehen ist.“ Er ging. Jaken schüttelte den Kopf, als ihn die Menschen fragend ansahen. Auch er begriff das Verhalten seines Herrn diesmal nicht. Rin und Shippou waren ebenfalls herangekommen und standen nun ein wenig verwundert am Feuer. Neugierig blickten alle zu den Büschen, in denen Miroku verschwunden war. Kurz darauf kehrte der Mönch zurück, was alle Wartenden aufatmen ließ, deutete das doch nicht darauf hin, dass sich ein Duell anbahnte. „Was ist?“ fragte Kagome nervös. „Ich bin hinterher gegangen. Inuyasha stand etwas verwirrt da, eine große Blüte mit beiden Händen in Brusthöhe vor sich haltend. Sesshoumaru war direkt vor ihm und stieß mit dem Zeigefinger auf die Blume zu. Da er mich bemerkte und …äh…nicht sonderlich erfreut schien, machte ich mich lieber aus dem Staub.“ Miroku zuckte ein wenig die Schultern: „Es sah nicht nach einem Kampf aus, aber ich habe keine Ahnung, was die zwei da machen.“ „Sesshoumaru erklärt Inuyasha bestimmt die Sache mit den Bienen und den Blumen!“ prustete Shippou plötzlich los. Rin sah mit glänzenden Augen seitwärts. „Jaken-sama, erklärst du mir das auch?“ Was auch immer Sesshoumaru-sama seinem Bruder erzählte, musste gewiss wichtig und schön sein. Der arme Krötenyoukai lief rot an, ehe ihm die rettende Aussage einfiel: „Wenn du mal so alt bist wie Inuyasha, werde ich dir das erzählen.“ Unterdessen hatte Kagome den kleinen Kitsune leicht an einem Ohr gezogen: „Rede nicht so einen Unsinn.“ Sesshoumaru als Aufklärer? Nein, das war einfach unvorstellbar. Wer wusste schon, was den beiden Halbbrüdern im Laufe der vergangenen Tage so alles widerfahren war, und an was sie sich nun erinnern wollten. Das war sicher alles. Sie würde es nie erfahren, aber Shippou hatte Recht. Fly away to a rainbow in the sky, gold is at the end for each of us to find There the road begins where another one will end Here the four winds know who will break and who will bend All to be the master of the wind Manowar: Master of the wind ************************************************* Wer mehr von den Hundebrüdern lesen will: neben der Hundeyoukai-Geschichte werde ich als nächstes die Fortsetzung zu der alternative-Universe-Geschichte: Verworrene Pfade hochladen: Im Auftrag des Inu no Taishou. Neue Intrigen und Kämpfe warten auf die Halbbrüder und ihren Vater. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)