Im Zeichen des Windes von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, ein Sturmbringer und jede Menge Ärger) ================================================================================ Kapitel 23: Lautlose Duelle --------------------------- Der arme Toutousai war allein unterwegs und hatte sicher das mehr als zweifelhafte Vergnügen alle Träume bis zum Ende durchleben zu müssen. Aber Glück gehört auch dazu, wenn man in solchen Gegenden reist. Glück, oder Erfahrungen, die man schon in anderen Welten gesammelt hat: 23. Lautlose Duelle Die grünliche Gestalt in der Grotte wirkte nur entfernt menschenähnlich. Viel zu lang waren die Gliedmassen, zu verkrümmt das Rückgrat, zu kahl der Kopf. Der Krieger, der die Höhle nun betrat, kniete höflich nieder: „Eure Befehle, Kaibutsu-sama?“ Der Angesprochene hob die Hand, einen der spinnenförmigen Finger ausgestreckt: „Sie sind alle hier?“ „Ja, in einer Gruppe. Sie haben sich bereits zuvor anscheinend getroffen.“ „Sie haben meinen Schatz, meine Flöte….Sag, wem würdest du sie geben, auf einer solchen Reise? Dem Stärksten, weil er sie am besten beschützen kann, oder dem Schwächsten, weil sie niemand bei ihm erwartet?“ Er ließ die Hand sinken, zur Erleichterung des Kriegers, dem nur zu bekannt war, was folgen könnte, wäre der Herr unzufrieden. „Ich würde sie aufteilen“, antwortete er. „Natürlich, du Narr! Als ob jemand solch eine magische Flöte einfach in Teile brechen könnte. Wäre dem so, wären sie nicht im Auftrag...nun, gezwungen, sie in dieser Welt zu vernichten. – Was sind sie?“ „Zwei Youkai, ein Hanyou und drei Menschen, Kaibutsu-sama.“ Der verbannte Geist nickte ein wenig: „Zwei Youkai, drei erbärmliche Menschen….und ein Mischling? Gut. Da war wohl jemand leichtsinnig. Wenigstens starke Youkai?“ „Das weiß ich nicht, Kaibutsu-sama. Einer ist klein und recht froschähnlich...“ Der Krieger überlegte sich seinen nächsten Satz sehr genau, als ihm plötzlich das Aussehen seines Gebieters auffiel: „Aber das sagt natürlich nichts über seine Kampfkraft aus.“ „So sende vier Krieger aus. Einen für die Menschen, einen für den Mischling und je einen für die Youkai. Und bring mir die Flöte“ „Ja, Kaibutsu-sama.“ Der Krieger erhob sich: „Gegen uns hat kein lebendes Wesen eine Gelegenheit zum Gewinnen.“ „Das will ich hoffen“, murmelte Kaibutsu, als der Krieger die Höhle verlassen hatte. Dies sollte in der Tat so sein. Aber auch er selbst lebte, war nur in diese Welt verbannt worden – und es war ihm gelungen, die Jenseitskrieger zu besiegen. Aber natürlich war er ein Geist. Weder die einfachen Menschen noch der Mischling sollten auch nur den Hauch einer Chance haben. Sicher nur die Youkai. Allerdings: falls alles andere versagen würde, müsste er diese Sache eben selbst in die Hand nehmen. Und gegen ihn, den Hüter der dunklen Flamme, hatte noch nie ein Youkai bestehen können. Nein. Die Flöte des Windrufers war ihm sicher. Die Reisegruppe blieb am Rand eines weiten Tales stehen. Hier waren sie schon einmal gewesen. Sie alle wussten, dass das riesige Skelett dort mit den zertrümmerten Rippen einstmals der Inu no Taishou gewesen war, der Vater der Hundebrüder. Und, dass diese beiden ihn so zugerichtet hatten, bei ihren bisher zwei Kämpfen in dieser Welt, zuerst gegeneinander und dann gegen Naraku. „Wartet hier!“ befahl Sesshoumaru und ging weiter. Nur Inuyasha ignorierte diese Anweisung. Immerhin war das auch sein Vater und er wollte mit. Sein Halbbruder sagte auch nichts dazu, hatte er dies doch erwartet. Vor den Überresten blieben sie nebeneinander stehen. Sesshoumaru blickte hinauf, einen seltsam weichen Ausdruck in seinem Gesicht. Der Hanyou ertappte sich bei dem Gedanken, dass der sonst nur Rin so anschaute. Er musste ihren Vater wirklich geliebt haben, nun, für seine Verhältnisse. So sah auch er empor. Ob Vater für ihn auch da gewesen wäre? Wie wäre sein Leben verlaufen, hätte einer der mächtigsten unter den Youkai ihn beschützt, auch und gerade gegen seinen Halbbruder? Sesshoumaru hatte im Gefängnis von Uxmal zugegeben, dass in diesem Fall ihr Verhältnis wohl deutlich anders gewesen wäre. Er wusste selbst nicht, warum er plötzlich sagte: „Wenn er wüsste, was wir mit ihm angestellt haben, würde er uns vermutlich mit seinen Klauen zerquetschen, oder?“ Sesshoumaru antwortete nicht, aber er entdeckte in sich zu seiner Überraschung ein gewisses schlechtes Gewissen. Nein, das hätte sein verehrter Vater sicher nicht gern gesehen. Nun, einiges anderes wohl auch nicht. Aus dieser ungewohnten Überlegung heraus betrachtete er noch einmal den riesigen Schädel über sich. Er würde es eben für Vater tun und sich ein wenig mit der Erziehung dieses ungebildeten Halbhundes beschäftigen. Immerhin war bei Inuyasha wohl nicht Hopfen und Malz verloren. Allein in den letzten, gemeinsam verbrachten Tagen, schien der deutlich an Ideen und Nachdenken zugelegt zu haben. Das Verdrießlichste würde wohl die Sache mit den Mädchen sein. Er konnte nur hoffen, dass sich Menschen nicht wesentlich anders paarten als Youkai. Sonst würde er sich selbst lächerlich machen. „Gehen wir.“ Er wandte sich um. Der Hanyou warf einen letzten Blick hinauf. Tja, es hätte wohl schön sein können, war es aber nicht. Immerhin schien sich das Verhältnis zu dem Herrn Halbbruder gebessert zu haben, in den Abenteuern der vergangenen Tage. Und das war schon mal viel wert. Allerdings nahm er doch an, dass dieser darauf bestehen würde, ihr Duell fortzusetzen, da es von Tatsumaki unterbrochen worden war. Was sollte es. Was war, war eben so. So drehte er sich um und machte den Sprung an die Seite des Hundeyoukai. Die Gruppe wanderte weiter durch die Felslandschaft der andern Welt. Die hohen Felsen und schmalen Schluchten boten ein wahres Labyrinth, aber der vorangehende Sesshoumaru hielt die Richtung nach Osten. Kein Mensch hätte hier noch die Orientierung behalten und auch der Hanyou gab für sich zu, dass er Probleme mit der genauen Richtung gehabt hätte. Am Beginn eines neuen Tales blieb Sesshoumaru für einen Augenblick stehen, ehe er gemächlich weiterging. Inuyasha legte unwillkürlich die Hand an Tessaiga. Sie wurden von vier Bewaffneten erwartet. Und er erinnerte sich nur zu gut, dass Toutousai gesagt hatte, man könnte die Wächter dieser Gegend nicht töten, da sie nicht leben würden. Das konnte ja nett werden. Und dieses Quartett machte auch nicht den Eindruck, sie einfach durchlassen zu wollen. Kagome sah seitwärts zu Sango: „Du hast deinen Hiraikotsu nicht dabei und ich keinen Bogen…“ „Nein. Wir wollten ja in der Höhle Pause machen. Niemand konnte ahnen, dass das so ein Ausflug werden würde.“ Die Hand der Dämonenjägerin legte sich an ihr Schwert. „Sesshoumaru-sama schafft das schon!“ protestierte Jaken prompt. Die vier Jenseitskrieger zogen, als der Vorderste sagte: „Wenn ihr hier durch wollt, müsst ihr gegen uns kämpfen.“ „Aus dem Weg“, war der ganze Kommentar des Hundeyoukai. Und da die Vier keine Anstalten trafen zu gehorchen: „Inuyasha.“ Das war die effektivste Methode. Sein jüngerer Halbbruder warf ihm einen etwas überraschten Blick zu, zog aber Tessaiga. Seit wann überließ ihm der denn Gegner? Warum sollte er die Windnarbe einsetzen? Und überhaupt: wenn man dies Typen nicht umbringen konnte…? Sesshoumaru bemerkte den Blick und besann sich seiner guten Vorsätze: „Tu es!“ Ein wenig achselzuckend gehorchte der Hanyou: „Kaze no kizu!“ Die Macht der Windnarbe fegte durch das Geröll des Tales auf die Jenseitskrieger zu, zerlegte sich buchstäblich. Zufrieden schob Inuyasha sein Schwert zurück. Kagome wollte etwas dazu sagen, offenbar deutlich Unterlegene ohne weitere Diskussion umzubringen, sparte es sich allerdings, als sie bemerkte, dass die Krieger bereits damit beschäftigt waren, sich wieder zusammenzusetzen. So folgte sie hastig den Hundebrüdern. „Sie...sie sind nicht tot!“ meinte sie allerdings leise zu ihrer Nachbarin. „Sie sind Wesen der anderen Welt…..Ein Kampf von uns gegen sie würde sehr schwer zu gewinnen sein. Womöglich hätte nur Miroku ihnen etwas entgegenzusetzen. Und natürlich Sesshoumaru mit Tenseiga.“ Die Jenseitskrieger blickten der Gruppe nach, als sie wieder standen. „Sie sind gefährlich. Die beiden Vorangehenden. – Wir müssen sie aufhalten.“ „Im Tal des Schweigens. Die beiden Weißhaarigen. Einer von ihnen wird die Flöte besitzen, die Kaibutsu-sama haben will.“ Sie schienen sich in Luft aufzulösen. Sesshoumaru blieb stehen, als er vor ihnen ein trichterförmiges Tal erkannte. Sein Instinkt riet ihm zur Vorsicht, auch, wenn die Felswände dort nicht anders aussahen als andere, an denen sie schon unbehelligt vorbeigekommen waren. „Was ist?“ fragte der Hanyou prompt. Nach den vergangenen Tagen wusste er nur zu gut, dass die Fähigkeit seines Halbbruders magische Täuschungen zu spüren deutlich größer war als seine eigene. „Ein Hinterhalt.“ Mehr erkannte er auch noch nicht, aber Tenseiga an seiner Hüfte pulsierte nun spürbar. Und immerhin hatte er sich ja vorgenommen, sich ein wenig um die Ausbildung dieses halben Hundekindes zu kümmern. Zumindest solange, bis sie wieder in ihrer Welt waren. Inuyasha war ein wenig erstaunt, tatsächlich eine Antwort auf seine Frage zu bekommen, seine Freunde allerdings noch mehr. Seit wann kehrte der Hundeyoukai tatsächlich den älteren Bruder heraus? Dieser ergänzte: „Das Tal der Könige.“ Auch da hatten magische Wesen auf der Lauer gelegen, die jeder Laut aufgeschreckt hätte. Allerdings hatten sie dort mit dem Anführer der Feuerreiter einen Warner und Führer gehabt. Inuyasha zog ein wenig die Nase kraus: „Du meinst, wie müssen da vollkommen lautlos hindurch? Na, das kann ja heiter werden.“ Er drehte sich etwas zu seinen Freunden: „Auf der Insel Mu gab es ein Tal, in dem irgendwelche Könige begraben lagen. Um den Wächter nicht aufzuscheuchen, mussten wir vollkommen lautlos durchgehen, nichts reden oder so.“ „Und das hast du durchgehalten?“ erkundigte sich Miroku ein wenig ungläubig, um eiligst zu ergänzen, da der ältere Halbbruder den Kopf zu ihm wandte: „Natürlich, sonst wärst du ja nicht hier….“ Wie schon Kagome einen Tag zuvor stellte er fest, dass sich die Hundebrüder wohl deutlich angenähert hatten – und Sesshoumaru sich aus irgendeinem Grund seit neuestem bemüßigt fühlte, Kritik an seinem jüngeren Bruder persönlich zu nehmen. „Also auch lautlos gehen?“ fragte Sango rasch, um abzulenken. „Ja, sicher…“ Inuyasha sah zu Kagome: „Soll ich dich lieber tragen?“ Traute er ihr denn gar nichts zu, dachte sie ärgerlich. „Das ist doch die Höhe! Osu…ich meine, das kann ich schon“, verbesserte sie sich hastig: „Außerdem brauchst du vielleicht deine Hände zum kämpfen. Wir wissen nicht, was uns dort erwartet.“ Da hatte dieses Menschenmädchen Recht, dachte Sesshoumaru, der mit gewisser Befriedigung feststellte, dass sie sich seine kleine Mahnung gemerkt hatte. Irgendetwas war dort und lauerte auf sie, ein magisches Wesen, denn sonst würde Tenseiga nicht so reagieren. Und jeder Laut würde es aufschrecken. Da war er sich sicher. Er ging weiter. Die Hundebrüder konnten lautlos gehen, ebenso Jaken, aber auch Sango und Miroku hatten dies in langen Übungen gelernt. Kagome besaß nicht ihre Ausbildung, aber sie wollte sich nicht blamieren, schlimmer noch, irgendeine Falle auslösen. Auch die Menschen spürten nun immer deutlicher das Gefühl einer drohenden Gefahr, die sich ringsum sie in den Felswänden des Tales verbarg. Der Bergeinschnitt lief vor ihnen trichterförmig zusammen und die Halbbrüder blieben stehen, als sie sahen, dass sie erwartet wurden. Auch die Menschen und der Krötenyoukai blieben halten, als sie die vier Jenseitskrieger erkannten, die zuvor schon die Macht der Windnarbe zu spüren bekommen hatten. Inuyasha hätte fast geseufzt. Waren die etwa nicht lernfähig? Aber dann dämmerte ihm etwas anderes: würde er in diesem Tal die Windnarbe einsetzen, wäre das im Zweifel zu laut und der Hinterhalt würde ausgelöst werden. Sie hatten sich wohl wirklich etwas dabei gedacht. Was jetzt? Unwillkürlich sah er zu seinem Halbbruder. Dieser war gerade zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Ohne Kampf würde das Quartett sie nicht vorbeilassen – aber ein lautloses Duell? Inuyasha würde die Windnarbe und andere Attacken Tessaigas nicht einsetzen können, und er selbst wohl auch keine Youki-Angriffe, zumindest nicht, ohne die Falle auszulösen. Es war sogar bereits die Frage, ob ein Kampf Klinge auf Klinge schon zu laut wäre. Aber das sollte wohl nicht der Fall sein, da dies auch die Gegner in Gefahr hätte bringen können. So nickte er dem Hanyou zu. Sie beide mussten das übernehmen, die Menschen oder Jaken hätten sowieso keine Chance gegen die Jenseitskrieger. Tenseiga pulsierte womöglich noch stärker, sicherer Hinweis darauf, dass das Schwert eingesetzt werden wollte. Inuyasha müsste die Krieger solange beschäftigen, von sich, Jaken und den Menschen abhalten, bis er selbst sie mit Tenseiga erledigt hatte. Hoffentlich würde der törichte Bastard das wissen, ohne dass er ihm alles erklären musste. Die Jenseitskrieger zogen ihre Schwerter und die Hundebrüder folgten diesem Beispiel. Inuyasha sah, dass Sesshoumaru Tenseiga in der Hand hielt. Na klar, das war hier die Waffe der Wahl. Aber das bedeutete, dass im Endeffekt sein älterer Bruder allein gegen vier kämpfen musste, ein ziemlich ungutes Verhältnis, selbst für den. Also müsste er zwei oder drei übernehmen, solange beschäftigen, bis Sesshoumaru zu ihnen kam. Das war doch zu schaffen. Er durfte nur leider keine laute Attacke einsetzen und nichts sagen. Da er gern seine Gegner beschimpfte, würde ihm das ziemlich schwer fallen. Aber das half nichts. Er bemerkte, dass seine Freunde und Jaken ein Stück entfernt stehen geblieben waren. An die würde er auch denken müssen. Nicht, dass einer dieser Jenseits-Idioten noch glaubte, sich an sie heranmachen zu können. So wich er ein wenig seitwärts, ehe er den Kriegern entgegenlief. Zwei von ihnen wandten sich unverzüglich ihm zu, die anderen beiden Sesshoumaru, der zufrieden zur Kenntnis nahm, dass sein Halbbruder wohl in den vergangenen Tagen etwas dazu gelernt hatte, ehe er selbst sich den Gegnern stellte. Den vier Kriegern war bewusst, dass kein lebendes Wesen sie töten konnte, sie selbst durch ein magisches Schwert, wie es der jüngere der Brüder trug, nur zerlegt wurden – mit der Möglichkeit, sich unverzüglich zu regenerieren. Überdies waren sie in der Überzahl. So begannen sie äußerst selbstsicher die Duelle. Für die Zuschauer bot sich ein fast gespenstisches Bild. Jeder der sechs Kämpfenden vermied es, auch nur einen Laut von sich zu geben, um nicht die Falle dieses Tales auszulösen. Ein schweigsamer Inuyasha, der Stahl auf Stahl gegen zwei Krieger kämpfte, war ein völlig neues Bild für sie. Die Jenseitskrieger behielten ihren Glauben in einem unerhörten Vorteil zu sein genau zwei Minuten lang. Dann traf Sesshoumaru mit Tenseiga den ersten von ihnen – und dies war ein Schwert, das ausschließlich Wesen der anderen Welt töten konnte. Sein zweiter Gegner wich eilig zurück und sah sich in gewisser Panik nach seinen Kameraden, nach Hilfe, um. Aber diese waren zu sehr damit beschäftigt, sich gegen den Hanyou zur Wehr zu setzen, der sie permanent attackierte, um ihnen keine Gelegenheit zu lassen, ebenfalls gegen seinen Halbbruder vorzugehen. Als sie schließlich bemerkten, dass sie nur noch zu zweit waren, war es schon zu spät. Der Hundeyoukai war bereits bei ihnen. Mit leichtem Grinsen schob Inuyasha Tessaiga weg. Na, das Teamwork hatte diesmal eindeutig besser geklappt als beim ersten Mal gegen Uxmals Ameisenkrieger. Anscheinend war das reine Übungssache. Jetzt hatten sie gewonnen, und…Er sah gerade noch aus den Augenwinkeln, dass Sesshoumaru herumfuhr und zog hastig nochmals. Was war denn jetzt schon wieder los? Mit nichts weniger als großer Begeisterung erkannte er, dass weitere der untoten Krieger vor ihnen buchstäblich aus dem Boden wuchsen. Das waren viele. Zu viele, musste er zugeben. Gegen eine derartige Überzahl konnten sie zu zweit kaum bestehen, nun, zumindest nicht mit der bisherigen Taktik. Was jetzt? Das fragte sich auch Sesshoumaru. Nicht, dass ihn die Tatsache, gegen gut Dreißig kämpfen zu sollen, sonderlich gestört hätte, aber das hier war eine reine Zeitverschwendung. Sie sollten zum Berg der Windnarbe und die Flöte zerstören. Wer oder was ließ sich diese Krieger ihnen in den Weg stellen? Wie ungemein nervend. Er bemerkte, dass Inuyasha an seine Seite sprang und ihn fragend ansah, während er Tessaiga drohend wedelte. Was für eine Schwerttechnik! Irgendwie schien der Bastard auch nie gelernt zu haben, wie man mit einer derartigen Waffe umgehen sollte. Moment mal. Tessaiga und Tenseiga…. Er konnte förmlich spüren, wie sein Schwert auf das des Hanyou reagierte. War das eine Möglichkeit? Aber, wie sollte er das klar machen? Sie durften nicht reden, keinen Laut von sich geben, um nicht die Falle dieses Tales auszulösen. Immerhin mieden sogar die Krieger aus dieser Welt jeden Ton. Was auch immer hier war, konnte wohl auch ihnen gefährlich werden. Inuyasha hatte inzwischen seinen Entschluss gefasst. Vielleicht konnte er diese Typen nicht töten, aber er konnte sie mit Hilfe der Windnarbe zerlegen. Und das sollte ihnen die Zeit erkaufen, dass zumindest seine Freunde aus diesem dämlichen Tal des Schweigens herauslaufen konnten, ehe die Falle zuschnappte. Am besten er und sein Halbbruder auch. Dann konnte er wieder richtig kämpfen. So war es wirklich nervend, dauernd den Mund halten zu müssen. Er hob Tessaiga über seinen Kopf, suchte die Linien der Windnarbe für einen großen Angriff. Sesshoumaru stand direkt an seiner linken Seite, das musste er irgendwie berücksichtigen. So sammelte er alle Energie, die er aufbringen konnte, ehe er einen Schritt vormachte, einen Halbkreis schlug. Zu seiner Verblüffung folgte Sesshoumaru mit Tenseiga dieser Bewegung. Der war seinerseits erstaunt, dass der Hanyou anscheinend ohne Worte begriffen hatte, was er plante. Lernte dieser in der Tat so schnell dazu? Das war fast unglaublich. Die Energien der beiden Schwerter, die sich so ähnlich waren und doch so gegensätzlich, umfassten sich, verbanden sich, ehe sie in die Jenseitskrieger rasten. Die Zuschauer erkannten nur mehr eine blendende Helligkeit und eine große Staubwolke. Als sie sich legte, waren die Krieger verschwunden. Inuyasha drehte sich um und winkte hastig seinen Freunden. Sie sollten wirklich zusehen, aus diesem Tal zu gelangen, ehe der unbekannte Hinterhalt zuschnappte oder noch ein paar mehr dieser Untoten aufkreuzten. Fragte sich, warum die so hartnäckig waren. Toutousai hatte doch erwähnt, dass einige der Wächter gar nichts von ihm gewollt hatten, und so sehr konnte sich doch nicht einmal der senile Metallbieger irren. Die Menschen spurteten los, da sie alle spürten, wie in den Wänden des Tales etwas erwachte, eine Magie, wie sie sie nie zuvor gefühlt hatten. Miroku packte zuvor noch Jaken und trug ihn mit sich, eine Behandlung, die sich der nur gefallen ließ, weil er vermutete, dass er sonst zurückgelassen werden würde. Und allein gegen diese unbekannte Macht...nein, das wäre nicht in seinem Sinn. Überdies war auch Sesshoumaru-sama bereits auf dem Weg, dieses Tal zu verlassen. Als sie die enge Schlucht des Trichters passiert hatten, dehnte sich vor ihnen eine Geröllebene, scheinbar endlos in alle Richtungen. Aber der entfernte Geruch nach Salzwasser verriet den Hundebrüdern, dass sie sich ihrem Ziel, dem Meer, näherten, und damit auch der Insel der Windnarbe. Weitere Hindernisse waren nicht zu entdecken, aber diese Krieger waren auch scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht. Miroku ließ Jaken zu Boden, der ein wenig missmutig zu ihm aufsah: „Das nächste Mal fragst du mich…“ „Ja, wenn nicht gerade Redeverbot besteht.“ Der Mönch schüttelte leicht den Kopf, sah aber zu Sango: „Alles in Ordnung?“ „Ja, wenn du deine Finger von mir lässt…“ „Ich hab nichts getan!“ „Noch nicht.“ Sie nickte auf seine ausgestreckte Hand. „Das war nur zur Sicherheit…..“ Aber er zog die Finger zurück. Inuyasha war derweil neben Kagome getreten: „Dir geht es gut?“ „Ja, danke. Das waren untote Krieger, oder?“ fragte sie. „Ja.“ „Die habt ihr schnell erledigt.“ Er sah seine sonst so reizbare Freundin etwas überrascht an, ehe er verlegen meinte: „Äh, ja, danke…“ „Inuyasha.“ Sesshoumaru hätte fast den Kopf geschüttelt. Menschen! Warum redeten sie so vollkommen sinnlos miteinander, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren? „Ja?“ Der jüngere Halbbruder wandte den Kopf, als ihm ein Geruch in die Nase stieg, den wohl der Hundeyoukai schon zuvor bemerkt hatte. Mit einem Satz stand er neben ihm: „Was ist das? Kein normales Feuer.“ Es roch nach Flammen, aber nichts war zu erkennen. Überdies näherte die Quelle dieser Witterung sich ihnen rasch. Sesshoumaru schwieg. Auch er wusste es nicht. Es war Feuer, aber kein gewöhnliches, da hatte der Hanyou Recht. Nur eines war klar: da kam das nächste Problem auf sie zu. ******************************************** Im nächsten Kapitel treffen die Hundebrüder samt Anhang also den "Hüter der dunklen Flamme" höchstpersönlich.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)