Im Zeichen des Windes von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, ein Sturmbringer und jede Menge Ärger) ================================================================================ Kapitel 4: Das Dorf der Bäckerinnen ----------------------------------- Freut mich, dass euch die Geschichte gefällt. Die neue "kleine Aufgabe" klang so harmlos und einfach, hat aber natürlich einen echten Haken. Oder? 4. Das Dorf der Bäckerinnen: Hachimitsu Notgedrungen wanderten die Hundebrüder in Richtung auf die Berge. Die so genannte kleine Aufgabe des Sturmbringers klang so harmlos, dass sie keinen Moment daran zweifelten, dass irgendwo in ihr ein ganz gewaltiger Haken lauerte. Wie viele verschiedene Backwaren gab es im Dorf der Bäckerinnen? Das war eine so dämliche Frage, dass das gewiss eine Falle war. Aber sie hatten keine Wahl, wollten sie nicht auf dem Platz vor Tatsumakis Pyramide enden. Und so mussten sie sich eben mit diesen Prüfungen und der Gegenwart des jeweils anderen abfinden. Seltsamerweise fiel ihnen letzteres leichter, als sie es zuvor gedacht hätten. Sicher eine Folge dessen, dass der Halbbruder das einzige Lebewesen war, das sie kannten – und dem sie, wenn auch bedingt, in dieser fremden Welt vertrauen konnten. So war der Gedankengang des Hundeyoukai. Inuyasha dagegen war einfach froh, nicht allein zu sein. So sehr er sich in den Wanderungen seiner Jugend an die Einsamkeit gewöhnt hatte, so hatte er sich umgekehrt nun an seine Freunde angepasst, das Gefühl, Kameraden zu haben. Und eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf fand den Gedanken seltsam angenehm, dass es eben doch sein Bruder war, mit dem er hier ging. Als die Nacht hereinbrach, frischte der Wind auf und der Hanyou blieb abrupt stehen. Sesshoumaru tat dasselbe, wenn auch irritiert. Was hatte der törichte Bastard denn nun schon wieder? Aber die Erklärung folgte sofort: „Riechst du das?“ Jetzt erst wurde dem Hundeyoukai bewusst, dass er tatsächlich bereits einige Zeit über die Witterung von Honig und Backwaren in die Nase bekommen hatte. Er war gewohnt, dies als Beigabe menschlicher Dörfer zu betrachten, ein Geruch, der ihn zumindest nichts anging, und so hatte er es unwillkürlich ignoriert. Hatte das Halbblut dies erst jetzt gewittert? „Was für eine Frage.“ „Ja, schon klar, der ach so tolle Herr Ich-bin-der-beste-Schnüffler-weit-und-breit.“ Was hatte er auch erwartet: „Das ist sicher das Dorf der Bäckerinnen.“ „Sag mir einmal etwas, das ich nicht weiß.“ Sesshoumaru setzte sich wieder in Bewegung. Immerhin wusste er nun, wo ihr Ziel lag. „Keh!“ Am liebsten hätte Inuyasha diesem arroganten Mistkerl die Windnarbe um die Ohren gehauen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er ihm noch zwei Hilfen schuldete, sträubte sich etwas in ihm dagegen. Überdies stellte er fest, dass dieser Geruch in ihm die Erinnerung an Essen geweckt hatte – und seinen Hunger. Aber das war sicher nichts, was er noch erwähnen musste. Dann kam bestimmt die nächste dumme Bemerkung. Das überraschende Schweigen ließ den Älteren einen schnellen Seitenblick werfen. Lernte da jemand etwa, dass man auch mal seinen vorlauten Mund halten konnte? Das wäre zu schön, um wahr zu sein, würde aber diese gemeinsame Wanderung ein wenig angenehmer gestalten. Im ersten Schein der Morgendämmerung erhoben sich vor den Hundebrüdern schneebedeckte Gipfel aus der blühenden Ebene, über die sie in dieser Nacht gewandert waren. Und ein seltsames Gebilde, das beide an eine Glocke erinnerte. Dies war eindeutig der Ursprung des Geruches nach Backwaren und Süßigkeiten. Also musste dies das Dorf der Bäckerinnen sein. Aber ein Dorf, das seinerseits ein Gebäude war? Das war mehr als eigenartig. Sie hatten jedoch bereits lernen müssen, dass in Tatsumakis kleinen Aufgaben mehr steckte, als es zunächst den Anschein hatte. So näherten sie sich langsam der eigenartigen Glocke, bemüht, die Falle zu erkennen. Als erstes entdeckten sie vier Wächterinnen am Eingang, Frauen mit Rüstungen und Schwertern, die sie ebenfalls bemerkt hatten. Ihrem Aussehen nach mochten sie Menschen sein, aber vier Arme verrieten, dass sie genau dies nicht waren. Sie musterten die näher kommenden Fremden mit gewissem Amüsement, das den Halbbrüdern nicht entging. In was für Probleme hatte dieser Tatsumaki sie denn nun geschickt? Als sie vor den Wächterinnen waren, fragte Inuyasha sofort: „Wie viele verschiedene Backwaren gibt es hier?“ „Oh, was habt ihr denn ausgefressen?“ Die Kriegerinnen betrachteten die beiden von oben bis unten. „Wieso ausgefressen?“ erkundigte sich der Hanyou verwirrt: „Dieser dämliche Tatsumaki hat uns entführt, um uns mit ein paar kleinen Aufgaben zu nerven, das ist alles.“ „Entführt?“ Die Sprecherin war nun ihrerseits überrascht: „Dann hast du wohl etwas nicht verstanden.“ „Was gibt’s da zu verstehen?“ „Haben euch nicht die Priester im Auftrag eines Gottes hergesandt?“ Das wurde immer merkwürdiger: „Nein, was faselst du da? Also, wie viele Backwaren habt ihr? Das ist doch das Dorf der Bäckerinnen?“ „Ja, das ist Hachimitsu, das Dorf der Bäckerinnen. – Aber dann seid ihr keine Opfer für Tatsumaki-sama? Nun gut. Zu eurer Frage wird euch Mitsu-ojo die Bedingungen sagen.“ „Könnt ihr uns nicht einfach die Zahl sagen?“ Unwillkürlich legte Inuyasha die Hand an Tessaiga. Er verspürte nicht die mindeste Lust, hier schon wieder irgendwelche dämlichen Prüfungen bestehen zu sollen. „Und was soll der Quatsch mit Opfer…?“ „Kommt.“ Die Sprecherin wandte sich um: „Willkommen im Dorf der Bäckerinnen.“ Sesshoumaru folgte ihr unverzüglich. Fanden diese Aufgaben öfter statt? Hatten die Priester zumindest früher Youkai oder auch Menschen in diese Welt geschickt, als Bestrafung für diese und zum Vergnügen des Sturmbringers? Dann würde es sicher schwer werden, diese Prüfungen zu bestehen. Der Hanyou ging ebenfalls durch die Öffnung in das Dunkel des seltsamen Gebildes. Zu seiner Überraschung befand sich unter der schützenden Glocke in der Tat ein Dorf. Hütte reihte sich entlang der Hauptstrasse vor ihnen an Hütte. Jede besaß ein Fenster zur Strasse, wo Kuchen auslagen. Für die empfindlichen Hundenasen roch es fast erstickend nach Backwaren und Honig. Sowohl auf der Strasse als auch in den Hütten konnten die Halbbrüder nur Frauen entdecken – und diese betrachteten sie eigenartig, fast so, dachte Inuyasha, wie er seinerseits die Kuchen und Törtchen in den Auslagen betrachtete. Am Ende der Strasse stand eine Pergola, unter der eine Frau auf einem Hocker saß, alle vier Hände verschränkt. Sie musterte die Besucher mit dem gleichen Amüsement, wie es schon die anderen gezeigt hatten. Die Kriegerin verneigte sich etwas: „Prinzessin, diese beiden Fremden stellen die Frage nach der Anzahl unserer Backwaren. Dennoch scheint etwas anders zu sein. Sie sagen, sie seien entführt worden, keine Straftäter und Opfer für die ehrenwerte Tatsumaki-sama.“ Unwillkürlich sahen sich die beiden Halbbrüder an. DIE ehrenwerte Tatsumaki? Schön, hier waren nur Frauen, womöglich zog es der Sturmbringer darum vor, so zu tun, als sei er weiblich. Aber der Tatsumaki, mit dem sie gesprochen hatten, war doch eindeutig männlich gewesen? Was stimmte da nicht? „Entführt?“ wiederholte Prinzessin Mitsu. „Na, wie nennst du das, wenn man mitten aus einem Kampf rausgeholt wird, auf einmal in einer Halle unter lauter Kriegern steht und Tatsumaki einem dämliche Aufgaben gibt?“ Inuyasha starrte sie aufgebracht an: „Und was soll der Unsinn? Sag uns einfach die Zahl und wir verschwinden wieder.“ Aber nicht einmal er bezweifelte, dass ein Kampf nichts bringen würde. „Oh nein, das geht nicht, selbst, wenn ich das wollte. Es gibt eine Regel.“ Sie hob zwei ihrer vier Hände ein wenig. „Eine Regel,“ wiederholte Sesshoumaru. Er erinnerte sich nur zu gut daran, dass Tatsumaki gesagt hatte, in dieser Welt stelle er allein die Regeln auf, müsse sich aber auch daran halten. „Ja. Ihr müsst die Zahl selbst herausfinden. Stimmt diese, könnt ihr das Dorf unbehelligt verlassen. Stimmt sie allerdings nicht, werdet ihr hier bleiben. Und das wäre durchaus in meinem Sinne und dem aller Bäckerinnen. Ihr seht beide recht manierlich aus.“ Sie bemerkte, dass sie aus vier gleichfarbigen Augen finster angestarrt wurde: „Oh…ich sehe, ihr seid verwandt. Brüder, oder? - Ein Fluchtversuch wäre übrigens sinnlos. In dem Moment, in dem ihr Hachimitsu betreten habt, wurde die Falle ausgelöst. Dieses Dorf ist nun mit magischen Hindernissen gesichert, die kein männliches Wesen durchqueren kann. Selbst, falls ihr uns alle töten würdet, kämt ihr nicht mehr hinaus. – Nun gut. Wie findet ihr die Zahl der Backwaren heraus? Ihr werdet euch an einen Tisch setzen und ein Gebäck wird euch gebracht. Wenn ihr dies aufgegessen habt, kommt das nächste. Und so fort, bis alle Sorten einmal gegessen wurden.“ Inuyasha fand, dass diese Aufgabe gar nicht so schlimm klang. Kuchen zu essen war bei seinem Hunger eine einfache Prüfung. Sesshoumaru ertappte sich dagegen dabei, bei dieser Vorstellung fast würgen zu müssen. Aber er sagte nur: „Ich nehme keine Menschennahrung zu mir.“ „Schlecht für euch.“ Die Prinzessin winkte und Frauen eilten davon, kamen mit einem Tisch und zwei Hockern zurück, die sie vor der Pergola aufstellten. „Keh!“ machte Inuyasha derweil. „Das kannst du ruhig mir überlassen.“ Na so was. Da bekam er ja unerwartet schon die Gelegenheit, auch einmal nützlich zu sein. Der Hundeyoukai hatte einen ähnlichen Gedankengang. Ohne den Bastard hätte er sich gezwungen gesehen, Kuchen zu essen – unmöglich. Diese kleinen Aufgaben hatten es in der Tat in sich. Anscheinend ging Tatsumaki davon aus, dass niemand sie überstehen sollte. Und in alle Ewigkeit hier in dieser stickigen Kuchenluft leben zu müssen, war keine Option, die ihm zusagte. Andererseits bezweifelte er auch nicht, dass die Prinzessin die Wahrheit gesagt hatte. Sie kamen hier nicht weg, ohne die richtige Zahl nennen zu können. Die Bäckerinnen umzubringen war sinnlos. Überdies trugen die Frauen keine Schuld an der Misere. Das tat allein Tatsumaki. Leider war der Sturmbringer, gleich, ob männlich oder weiblich, niemand, den man einfach ins Jenseits befördern konnte. Verdrießlich, aber wahr. Inuyasha setzte sich, sah aber zu seinem Halbbruder: „Willst du wirklich nichts?“ Dieser sparte sich seinen Kommentar. Derweil hatten Bäckerinnen einen Vorhang quer über die Hauptstrasse gespannt, so dass der Prüfling nicht sehen konnte, was dahinter vor sich ging – oder wer noch mit einem Gebäckstück kam. Eine trat mit einem Teller zu Inuyasha: „Hier. Dies ist meine Spezialität. Guten Appetit.“ „Klar doch.“ Der Hanyou roch kurz, ob da nicht ein Gift drin versteckt war, ehe er das Törtchen mit gesundem Appetit aß. Das war endlich einmal eine Aufgabe, die ihm lag. Kaum, dass er fertig war, kam eine andere Bäckerin und stellte ihr Gebäckstück auf den Tisch. „Nummer Zwei, “ sagte sie freundlich. Sesshoumaru drehte sich um und ging. Dem verfressenen Hanyou dabei zuzusehen, wie er Kuchen aß, war kein Schauspiel, dem er beiwohnen musste. Hoffentlich würden die Bäckerinnen ihn durch ihr Dorf spazieren lassen. Aber dem war so. Niemand hielt ihn auf. Anscheinend war die Tatsache, dass sich einer von ihnen bereit erklärt hatte, die Aufgabe zu erfüllen, genug. Und natürlich der Fakt, dass das Dorf mit magischen Fallen abgesichert war. Er konnte den Bannkreis vor sich spüren, als er hinter den Hütten stehen blieb, die Wand der eigenartigen Glocke betrachtete. Das war die Magie Tatsumakis, da war er sicher. Durch diesen Bannkreis zu kommen, würde auch ihm schwer fallen. Nun, gestand er sich ein, hier auszubrechen, wäre selbst ihm versagt. Wie unangenehm, um das noch freundlich auszudrücken. Hoffentlich machte Inuyasha einmal etwas richtig und schaffte es, alle Kuchen zu essen. Nachdenklich betrachtete er die Außenhülle. Wie viele es wohl sein mochten? Das fragte sich der Hanyou langsam auch. Die ersten sechzig Gebäckstücke waren eigentlich genug gewesen, selbst für seinen Hunger. Jetzt waren es schon achtzig und so langsam hatte er das Gefühl zu platzen. Und immer noch tauchte eine der vierarmigen Bäckerinnen auf, sobald er mit essen fertig war. Was kam denn da noch alles? Aber ihm war klar, dass es allein an ihm und seinem Magen lag, ob sie dieses Dorf je wieder verlassen konnten. Tatsumaki und seine Bäckerinnen würden ihnen bestimmt nicht gestatten, diese Aufgabe zu wiederholen. Aber allmählich widerten ihn Kuchen und Kekse an – etwas, das ihm nie zuvor passiert war. Und noch eine Frau kam zu ihm: „Guten Appetit, mein Honigtopf. Dies ist die zweiundachtzigste Variante.“ Mit innerlichem Seufzen griff Inuyasha zu. Wenn ihm je zuvor einer gesagt hätte, dass es schwer sein konnte, Kuchen zu essen… „Äh…du...hu?“ Sesshoumaru wandte mehr als überrascht den Kopf. Dies war gewöhnlich nicht die Art, in der ihn jemand ansprach. Aber der Stimme nach war dies ein sehr junges Mädchen, vielleicht im Alter von Rin. Er erkannte einen schwarzen Haarschopf, der sich eilig hinter der Ecke einer Hütte verbarg. Wollte ihm dieses Kind einen Ausweg zeigen? Ihm helfen? „Was ist?“ Die Kleine guckte wieder um die Ecke: „Ich…ich habe auch etwas gebacken. Einen ganz neuen Kuchen.“ Was sollte das jetzt? War das etwa eine Falle der Bäckerinnen? Oder, anders gefragt, lief gerade der törichte Hanyou in eine? „Und?“ Das kleine Mädchen zögerte einen Moment, dann kam sie zu ihm, neigte höflich den Kopf, ehe sie auf die Knie fiel, ihm auf einem Teller einen kleinen, runden Kuchen anbot. Rin! Er dachte unwillkürlich an deren Versuche, ihn mit Essen zu versorgen, als er verletzt im Wald gelegen hatte. Er wollte diesem Kind gerade sagen, dass er keine derartige Nahrung esse, als ihm ein unangenehmer Gedanke kam. Die Frage lautete, wie viele verschiedene Backwaren es in diesem Dorf gab. Wenn dieses Kind einen neuen Kuchen erfunden hatte, war es in jedem Fall eine Variante mehr – und zwar eine, die Inuyasha nicht zu sehen bekommen würde. Wie hatte Prinzessin Mitsu gesagt? Jede Sorte müsse einmal gegessen werden, nur dann waren alle Bedingungen erfüllt? Es war ein Musterbeispiel an heroischer Selbstüberwindung, als Sesshoumaru zu dem Kuchen griff, abbiss und würgend das Stück schluckte. Inuyasha wusste, dass ihm noch nie so schlecht gewesen war, als er es irgendwie geschafft hatte, das Gebäckstück doch noch zu verdrücken. Neunundneunzig Kuchen. Und er wollte nie wieder einen auch nur sehen, geschweige denn, essen. Tatsumakis kleine Aufgaben sollten verwünscht sein! „Dies war das letzte“, sagte Mitsu freundlich: „Nun kennst du die Antwort, nicht wahr?“ „Ich habe neunundneunzig Gebäckstücke essen müssen“, gab Inuyasha zurück und stand vorsichtig auf, um seinen schmerzenden Magen zu entlasten. „Ja“, erwiderte die Prinzessin, nur, um erstaunt aufzusehen: „Aber warum löst sich der Bann nicht?“ „Weil es hundert sind.“ Sesshoumaru kam heran: „Ein Mädchen hat einen neuen Kuchen erfunden.“ Mitsu war mehr als verwundert, aber sie konnte spüren, dass sich etwas veränderte. So meinte sie: „Du hast Recht. Jetzt, in diesem Moment, öffnet sich der Bannkreis. – Ihr habt alle hundert Kuchen des Dorfes der Bäckerinnen ausprobiert. So habt ihr Tatsumaki-samas Aufgabe erfüllt und dürft Hachimitsu verlassen.“ Ohne ein Wort drehte sich der Hundeyoukai um. Er musste schleunigst an die frische Luft. Hatte der intensive Geruch nach Backwerken und Honig zuvor schon seiner Nase zugesetzt, so war ihm jetzt, nach dem Essen des Kuchens, einfach nur noch übel. Ein Gefühl, dass er so Zeit seines Lebens noch nicht empfunden hatte. Er konnte sich allerdings vorstellen, dass es Inuyasha ebenso gehen musste. Anscheinend hatte es der Bastard geschafft, neunundneunzig dieser Backwerke zu vertilgen. Und das war sicher auch für den zuviel gewesen. Die Aufgaben Tatsumakis, gleich ob dies ein Er oder eine Sie war, waren vertrackt, in der Tat. Mit schierer Körperkraft oder Kampftechnik kam man nicht weiter. Inuyasha beeilte sich, an die Seite seines Halbbruders zu kommen. Auch er hoffte, sich an der Luft draußen ein wenig erholen zu können. Sein Magen schmerzte und er konnte sich beim besten oder schlechtesten Willen nicht daran erinnern, je soviel gegessen zu haben. So übel war es ihm nicht einmal gewesen, nachdem er sich mal an Sake versucht hatte. „Schade“, sagten die Kriegerinnen am Tor: „Ihr wärt eine nette Bereicherung gewesen. So selten schickt uns Tatsumaki-sama Männer vorbei.“ Aber sie gaben den Weg frei. Erst jetzt wurde den Halbbrüdern klar, welches Schicksal sie hier erwartet hätte, wären sie an der Aufgabe gescheitert. Ein ganzes Stück von Hachimitsu entfernt, ließ der Geruch nach Backen und Honig endlich nach. Inuyasha stützte sich gegen einen großen Stein und beugte sich vor. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Ihm war nur noch schlecht. Als er sich aufrichtete, war er ein wenig überrascht, dass Sesshoumaru nur ein Stück entfernt stehen geblieben war und anscheinend auf ihn wartete. Er sollte nie erfahren, dass dieser gerade seinem Beispiel gefolgt war – zum ersten Mal in seinem Leben. „Woher hast du eigentlich gewusst, dass es hundert Kuchen sind?“ „Ein Kind kam zu mir.“ Der Hundeyoukai drehte sich um und ging weiter. „Ein Kind brachte dir seinen Kuchen und du…du hast ihn gegessen?“ Inuyasha beeilte sich, auf eine Höhe zu kommen. Irgendwie konnte er sich das kaum vorstellen. Wieso hatte ausgerechnet dieser eiskalte Typ so eine Anziehungskraft auf kleine Mädchen? Abgesehen davon: der und einen Kuchen essen? Zu schade, dass er das nicht gesehen hatte. „Du solltest mir dankbar sein.“ „Und du mir. Immerhin musste ich neunundneunzig davon essen.“ Sie hatten sich gegenseitig geholfen. Aber keiner der beiden wollte das zugeben. Eine bekannte, kleine Gestalt, die vor ihnen in der Ebene stand, ersparte ihnen eine weitere Diskussion darüber. „Kensho.“ Sesshoumaru blieb stehen. Kam jetzt etwa schon die nächste Aufgabe? „Na, Kleiner, alles in Ordnung?“ Inuyasha hätte den Lebensesser gern gewuschelt, aber dessen Haare waren von einer Kapuze bedeckt, ebenso, wie das Gesicht hinter einer Maske verborgen blieb. Kleiner! Kensho hatte Schwierigkeiten, nicht angemessen zu reagieren. Er war der Herr der Lebensesser, ein mächtiges Wesen! Und dieser dumme Hundejunge schien nur nach der Körpergröße zu gehen. Größe und Stärke würden dem nichts helfen, wenn er ihm endlich beweisen durfte, worin die Gefahr der Lebensesser für andere Wesen bestand. „Tatsumaki-sama stellt euch eine weitere kleine Aufgabe.“ „Ach, und was schon wieder?“ Hoffentlich nichts mit Essen: „Sag mal, ist Tatsumaki jetzt eigentlich ein Mann oder eine Frau?“ erkundigte sich der Hanyou. „Tatsumaki-sama ist der mächtige Sturm, der zerstörende Wirbelwind, der über das Land braust….“ begann Kensho pathetisch. Die Hand Inuyashas schoss vor und packte den Lebensesser am Umhang: „Sitzt du auf deinen Ohren? Ich habe dir eine einfache Frage gestellt.“ Er schüttelte ihn ein wenig: „Dich sollte man mal übers Knie legen…“ Dem wurde zu seiner Erschütterung klar, dass ihn dieser Hundejunge für ein Kind hielt. Wie naiv konnte man denn sein? Aber er sollte wohl besser antworten: „Beides, natürlich.“ Inuyasha gab ihn mit nicht sonderlich intelligentem Gesichtsausdruck frei. „Beides?“ „Er kann erscheinen, wie er will“, stellte Sesshoumaru daher fest. Es war nicht notwendig, diesem Lebensesser zu demonstrieren, wie verwunderlich das auf Wesen ihrer Welt wirkte. „Die neue Aufgabe.“ Es war wichtiger, diese Farce möglichst rasch hinter sich zu bringen. „Äh, ja. Eure neue kleine Aufgabe lautet: Verbringt eine Nacht auf den Schlafenden Feldern.“ „Wo?“ fragte Inuyasha zurück. Der Lebensesser drehte sich um: „Dort, im Osten, fließt ein großer Fluss. Seine beiden Ufer nennt man die Schlafenden Felder. Ihr werdet sicher bis heute Abend dort sein.“ „Und wenn wir dort geschlafen haben, haben wir diese dämliche Aufgabe erledigt.“ „Schlafen ist nicht notwendig“, gab Kensho zurück: „Aber ihr sollt dort bis zum Morgengrauen bleiben. Erst, wenn die Sonne aufgegangen ist, dürft ihr vom Fluss weg und ich werde euch abholen.“ Im nächsten Augenblick war er verschwunden. Die Hundebrüder sahen sich kurz an, ehe sie sich auf den Weg machten. Irgendwie hatten beide den Eindruck, dass das alles andere als eine erholsame Nacht werden würde. ************************************************ Da könnten sie recht haben. Ob sie je wieder einen Kuchen auch nur sehen können? Im nächsten Kapitel erfahren die Hundebrüder, was die Schlafenden Felder bei Nacht so treiben - und Tatsumaki erfährt, dass die kleine Kidnapping-Aktion bemerkt wurde. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)