Ich werde dich niemals vergessen von Ayaka_Sakurai (Werden wir uns jemals wieder sehen? {Heiji X Kazuha}) ================================================================================ Kapitel 1: Die Reise beginnt! ----------------------------- Hallöchen euch allen ^-^ Viele von euch werden mich vielleicht durch Kommischreiben oder von Heiji & Kazuha FFs kennen. Und anstatt Geschichten immer nur zu kommentieren, stelle nun endlich auch ich eine FF zu meinem Lieblingspaar online und ich hoffe, sie wird euch gefallen xDDD Kapitel 1: Die Reise beginnt! Die Geschichte begann vor zwei Jahren, an einer ungewöhnlichen Freitagnacht mitten im Sommer. Durch die Beleuchtung der Sehenswürdigkeiten und das heitere Nachtleben der Millionenstadt Sydney drangen helle Lichter in das Zimmer eines Hochhauses ein, wodurch das schlafende Mädchen, das im Alter von siebzehn Jahren war, gezwungenermaßen aufwachte. Die Grünäugige hatte braunes schulterlanges Haar, das mit einer Schleife zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Müde und unausgeschlafen streckte sie sich, doch plötzlich zuckte sie zusammen und schaute blitzschnell auf den Wecker, der zu ihrer Rechten auf der Kommode stand. „4:09 Uhr!“, stellte sie innerlich fest und seufzte. Erleichtert und zugleich wütend legte das braunhaarige Mädchen sich zurück. „In einer Stunde geht es los!“, schoss es ihr durch den Kopf und sorgte dafür, dass sie nicht mehr einschlafen konnte. Immer noch verschlafen streifte sie schließlich die Decke weg und stand auf, um sich im gegenüberliegende Badezimmer sowohl Zähne zu putzen als auch ihre schulterlangen Haare zu kämmen. Als sie ihr Spiegelbild betrachtete, musste sie auflächeln: „Eigentlich freu ich mich schon!“ Nachdem sie den Raum verlassen hatte, kehrte die Grünäugige zu dem Fenster ihres Zimmers zurück, durch welches diese eine wunderbare Aussicht auf die australische Stadt hatte. Doch ein Klopfen an der Tür riss den Teenager aus seinen morgendlichen Gedanken. „Kazuha - Aufstehen! Du musst dich für die Reise fertig machen!“, sagte ein Mann, der mit einem weißen Hemd gekleidet war das Zimmer betrat; allerdings blieb er verwundert mitten im Türrahmen stehen. „Du bist schon wach?“, unterbrach die Männerstimme die Stille. „Wundert mich auch, aber heute ist ein besonderer Tag, da konnte ich nicht lang im Bett Schäfchen zählen!“, antwortete sie ihm mit einem Lächeln im Gesicht. Verständlich blickend begnügte sich der um die vierzig Jährige mit der Antwort. „Stimmt eigentlich. Normalerweise muss Dad mich doch mit Maßnahmen wie Stubenarrest, Täuschung der Uhrzeit oder Todstellen aufwecken. Obwohl die Sache mit der Uhr auch nicht mehr funktioniert!“, stellte sie nebenbei gedanklich fest. „Auf jeden Fall mach dich fertig, damit wir fahren können!“, teilte der Mann, der daraufhin ins Wohnzimmer ging, seiner Tochter mit. Gähnend erledigte Kazuha ihren morgendlichen Kram: „In drei Stunden werde ich im Flugzeug sitzen.“ Kazuhas Angst spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder, denn sie hasste Flüge – vor allem lange! Die Reise sollte nach Ōsaka gehen, ihrer zweiten Heimatstadt. Dort war sie zuletzt als Kind im Alter von sieben Jahren gewesen, weshalb sie sich nur noch grob an Ereignisse oder Orte erinnerte. Nach einer halben Stunde war Kazuha startklar und teilte dies ihrem Vater mit: „Bin fertig, wir können losfahren!“ Dies ließ sich ihr Vater nicht ein zweites Mal sagen. Nachdem er die Haustür verriegelt hatte, betätigte Kazuha den Knopf eines der drei Fahrstühle des Gebäudes, um zum unten geparkten Auto zu kommen. Obwohl das Mädchen sehr temperamentvoll war, ließ sie sich keine Art von Aufregung oder des Gleichens anmerken. Innerlich jedoch kochte Kazuha schon förmlich vor Aufregung: „Was ist, wenn ich mich mit meiner Gastfamilie nicht verstehe? Oder meine zukünftigen Klassenkammeraden mich nicht leiden können?“ Die Reise war nämlich kein einfacher Urlaub in Japan, sondern ein anstrengender Aufenthalt, der sich auf ein Jahr erstreckte. Genau! Die Australierin verbrachte ein Austauschjahr in ihrer zweiten Heimat, wie sie es schon so oft genannt hatte. Schließlich beruhigte sie sich bzw. konnte sie nicht mehr daran denken, da sie schon am Flughafen Sydneys angekommen waren und es nun darum ging, den Schalter zum Einchecken zu finden. Die ganze Zeit über hatte Kazuha ein Grummeln in der Magengegend. Ihr machten ihre Gedanken zu schaffen, die pausenlos in ihrem Kopf herumschwirrten. Die 17-Jährige blickte, als sie um neun Uhr morgens dann im Flugzeug saß, während des ganzen dreizehnstündigen Fluges ununterbrochen von ihrem Platz aus dem Fenster. Lediglich schaute sie auf, als die Stewardess sie nach etwas zum Trinken oder einer Decke gefragt hatte. Erst als das Reiseziel in Sicht war, wurde Kazuha aus ihren Gedanken gerissen: „Wir werden in Kürze landen. Ich bitte Sie daher Ihren Sitz zurück in…“ „Landen?“, unterbrach Kazuha mit entsetzlichem Gesicht gedanklich die Frau am Apparat. „Die ganze Zeit über habe ich wegen meiner Gedanken doch tatsächlich vergessen, dass ich in einem Flugzeug sitze und gleich LANDE?“ Panik machte sich in Kazuha breit. Sie hasste Flüge, weil sie Angst vor dem Starten und Landen hatte - und lange, da sie während des Fluges ständig im Kopf hatte, dass sie in ein paar Stunden landen wird. Und dies sollte sie wirklich verdrängt haben? Reflexartig krallte Kazuha sich an ihren Sitz fest, die Augen kniff sie zusammen und die Bedenken um den Aufenthalt in Ōsaka waren verschwunden. Gerade hatte sie wichtigere Sorgen. Immer wieder sprach die Grünäugige sich Mut zu: „Es wird schon alles gut gehen, Kazuha! Es ist ja auch nicht dein erster Flug!“ Und irgendwie schaffte sie es auch. Obwohl sie nun einen Krampf in ihrem Arm verspürte, sah Kazuha, als sie festen Boden unter den Füßen vernahm, sehr erleichtert auf und war überglücklich über die gut verlaufene Landung. „Puh“, stöhnte die Oberschülerin auf, „das Schlimmste ist überstanden. Aber meine Hand scheint nicht erfreut zu sein!“ Kazuha schüttelte die Hand, aber lange Zeit zum Aufatmen blieb ihr nicht, denn sie musste in die Puschen kommen. Ihre Gastfamilie wartete nämlich schon am Eingang auf das für sie ausländische Mädchen. Nachdem Kazuha nach einmal kurz für kleine Mädchen war, ging sie problemlos durch die Postkontrolle und suchte mühevoll nach ihrem Gepäck am Fließband. „Tolles Gedrängel!“, seufzte Kazuha. Obwohl ein fürchterliches Gedrängel herrschte, angelte das Mädchen jedes ihrer Gepäckstücke vom Fließband, nur eines blieb unentdeckt. Gerade erblickte sie der noch fehlende Koffer, der sich ihr langsam näherte und wollte diesen ergreifen, als jemand sie schupste und somit ihr Gepäck verpasste. „Verdammt!“, fluchte Kazuha verärgert. Nach für sie einer halben Ewigkeit steuerte wieder das Gepäckstück auf die Australierin zu und selbstverständlich griff sie nach diesem. Der Versuch schlug jedoch wieder fehl, als der neben Kazuha stehende Mann sich vor ihr drängte und seine Reisetasche, die vor Kazuhas auf dem Lieferband lief, ergriff. Somit versperrte der Mann ihr den Weg. Wütend blickte das Mädchen mit dem Pferdeschwanz dem gehenden Schwarzhaarigen hinterher. „Das nächste Mal ist mein Gepäck fällig!“, schwor sich Kazuha und ihre Chance kam schneller, als sie es sich erhofft hatte. Ihrem Koffer einen bösen Blick zuwerfend stellte sie sich in Fangposition und ließ das Ziel keine einzige Millisekunde aus den Augen. Auf einmal stoppte eigenartigerweise das Laufband. Dies hielt Kazuha für die Gelegenheit und stürmte schon fast unbeholfen auf ihr Gepäck zu, doch auf die Idee waren anscheinend auch andere Leute gekommen. Obwohl die Brünette voller Optimismus steckte, ging sie im entstandenen Getümmel unter. Sie streckte ihre Hand auf den Knien sitzend aus, fast berührte sie ihre Reisetasche, als das Fließband wieder in Bewegung gesetzt wurde. Der Zug fuhr erneut ohne Kazuha ab. Blitzschnell drehte sie sich zu ihrem Gepäck am laufenden Band um und seufzte laut auf. „Ich hasse es!“, dachte Kazuha genervt bei sich, doch als sie schließlich aufstehen wollte, knickte plötzlich ihr rechter Fuß um. Unweigerlich kniff die gebürtige Japanerin ihre Augen zusammen und erwartete schon den Aufprall. Doch dieser blieb eigenartigerweise aus! Sich langsam von dem Schreck erholend, bemerkte Kazuha, wie sie jemand am Handgelenk packte hatte und sie hoch zog. Als sie die plötzliche Bewegung spürte, öffnete sie ihre Augen und blickte in zwei glänzend grüne Augen und wäre beinah auch in ihnen versunken, wenn ihr ‚Retter’ sie nicht auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht hätte. „Geht’s dir gut? Bist du unverletzt?“, erkundigte sich der Junge bei ihr, den Kazuha in ihrem Alter schätzte. „Ja...ja, denk schon!“, stammelte Kazuha leicht geschockt, während sie sich von dem Griff des Jungen löste und ihn daraufhin musternd gegenüberstand. Der Junge war relativ groß, eventuell ein halber Kopf größer als Kazuha. Seine dunkelbraunen Haare standen ihm sehr gut und sein dunkler Teint stimmte nach ihrer Meinung mit seinem ganzen Äußerem vollkommen überein. Die Jugendliche musste sich ungern eingestehen, dass der Junge vor ihr verdammt gut aussah. „Ach, Kazuha! Das ist bestimmt wieder so ein Möchtegerntyp. Sind doch immer die Selben. Schauen gut aus, haben aber nichts im Hirn – der typische Fall eben!“, dachte sie sich die Augen kreisend. In Sydney besuchten tausende solcher Jungen ihre High School, die sie auch schon des Öfteren angebaggert hatten, schließlich gehörte sie zu den beliebtesten Mädchen ihrer Schule. Aus diesem Grund verabscheute sie jene Art und mied diese so gut wie es nur möglich war. Doch dann eroberte der fremde Junge wieder Kazuhas Aufmerksamkeit. Er hatte sich nämlich von ihr abgewandt und lief dem Fließband hinterher. Aber dadurch, dass er schnellere Schritte tat, errichte er auch die schon vorbei gelaufenen Gepäckstücke und packte eines am Halter. Kazuha staunte, denn als der Braunhaarige wieder seine Position vor ihr eingenommen hatte, hielt er ihren Koffer in den Händen. Mit leicht geöffnetem Mund nahm die Australierin ihr letztes Gepäckstück an sich, das der Junge ihr freundlich reichte. Er grinste bis über beide Ohren, sodass man meinen könne, er würde etwas im Schilde führen. Dennoch fühlte Kazuha, dass es ein ehrliches Lächeln war, das der Junge aufgesetzt hatte. „Irgendwie süß!“ Bei diesem Gedanken musste Kazuha schmunzeln. „War das dein ganzes Gepäck oder sind noch welche im Umlauf?“, wollte der Junge nun wissen. Kazuha wand sich daraufhin ihrem neben sich stehenden Wagen zu, auf dem sie ihre Reisetaschen abgelegt hatte und zählte gründlich durch, bevor sie antwortete: „Das war’s. Und danke, das war wirklich nett von dir!“ Lächelnd stellte die Brünette ihren letzten Koffer zu den anderen auf den Wagen und wand sich wieder dem Jungen zu, der immer noch am Lächeln war. „Wo musst du jetzt eigentlich hin?“, erkundigte er sich im Anschluss. Kazuha musste kurz überlegen, denn sie hatten für den Austausch keine Organisation in Anspruch genommen, deren Mitglieder die Schüler in das fremde Land begleiteten und berieten, sondern alles über die Schule geplant. Dies war unkomplizierter, da Kazuha und ihre Eltern schon eine Familie von früher in Japan kannten und diese als Gastfamilie in das Bewerbungsformular eintragen wollte. Doch die Organisation, für die das Mädchen sich entschieden hatte, nahmen keine vorgeschlagenen Unterkünfte an, somit plante sie jegliche Sachen eigenständig. Im Endeffekt war dies auch besser gewesen, wie Kazuha selbst nun auch fand, denn dadurch konnte sie sich eine eigene Schule aussuchen. Nach langer Wartezeit begann Kazuha zu antworten, sich nun teilweise erinnern können: „Soweit ich mich erinnern kann, muss ich in die Wohnsiedelung, in der Nähe von Katahama.“ Während sie redete, fielen ihre Blicke auf unterschiedliche Schilder des Flughafens und blieben letztendlich wieder am Jungen haften. „Das Stadtzentrum Ōsakas liegt in 40 km Entfernung, von daher solltest du mit der Haruka (Bahnverbindung) fahren“, informierte der Junge sie, wobei sie wieder lächelte: „Das brauche ich nicht, denn meine Familie wartet bereits am Ausgang auf mich und nimmt mich mit Heim.“ Ein Blick auf die Uhr verriet Kazuha, dass sie ich beeilen sollte, damit ihre Gastfamilie nicht unnötig warten musste. Nur langsam wollte sie sich schon auf dem Weg zum Ausgang machen, nachdem sie sich nochmals dankend vom jungen Japaner verabschiedet hatte, doch plötzlich ertönte nochmals seine Stimme. „Wenn du möchtest, kann ich dich begleiten. Mein Weg führt zufällig auch in diese Richtung. Außerdem scheint dies hier dein erster Besuch in der Stadt zu sein, daher könnteste wohlmöglich ein wenig Hilfe gebrauchen bezüglich der Richtungen, versteht sich.“ Dies sprach der Jugendliche nicht nur mit einem Grinsen auf den Lippen, welches er sowieso seit ihrer Begegnung aufgesetzt hatte, sondern auch mit einer bestimmten Sicherheit, die für Kazuha viel versprechend klang. „Die Begleitung nehme ich dankend an und mit der Richtung liegst du auch nicht falsch, jedoch mit dem ersten Besuch!“ Der Junge wurde hellhörig, und tat – wie Kazuha zuvor auch - einen Schritt vor den anderen. Und so begann das für beide interessante Gespräch. „Als kleines Kind bin ich sogar hier in Ōsaka aufgewachsen und besuchte bis zu meinem siebten Geburtstag die Grundschule“, erzählte sie ihm. „Aber?“, folgerte der Dunkelhaarige aus der Stimmlage seiner Begleitung, woraufhin sie fortfuhr: „Mein Vater wurde dann wegen seines Berufes ins Ausland verlegt, womit ich Japan verlassen musste.“ Der Junge wollte gerade dem Mädchen darauf etwas erwidern, als es schlagartig das Thema wechselte: „Und du? Nach deinem Wissen gerade kennst du dich hier anscheinend blendend aus.“ „Äh…ja! Ich wohne in Ōsaka seit ich überhaupt denken kann. Schon als kleiner Grünschnabel lief ich Stunden am Tag durch die Straßen herum, was meinen Eltern natürlich überhaupt nicht gefallen hat. Und vor allem musste ich die Wänden meines Zimmers nach meinen Ausflügen dann eine lange Zeit lang sehen, weil ich von meinen Eltern Stubenarrest aufgebrummt bekommen habe!“ Als Kazuha das verzerrte Gesicht ihres Gesprächspartners sah, musste sie ein wenig lachen, worüber sich der Japaner innerlich freute und nun auch in ein leises Lachen fiel. Sich amüsierend bemerkte der Junge erst jetzt, als er nach vorne schaute, dass ihr eigentliches Ziel, der Ausgang, direkt vor ihnen lag. Abrupt veränderte sich der Gesichtsausdruck des Jungens in ein Gehetztes; er wollte um jeden Preis eine Frage über seine Lippen bringen, bevor die Chance vertan war. „Ach, übrigens“, während er seinen Schritt stoppte, blickte er zu Kazuha herüber, um ihr in ihre grünen Augen zu schauen, „wie heißt du eigentlich?!“ Kazuha tat es ihrem Gegenüber in beider Hinsicht gleich und blieb ebenfalls stehen. Einige Augenblicke beherrschte die Stille die Stimmen der Jugendlichen, bis die Australierin aus ihrer Trance erwachte und eine Antwort gab: „Ich heiße Toyama Kazuha!“ Schlagartig lächelten die zwei wieder, worauf Kazuha die Gegenfrage stellte: „Und mit wem habe ich das Vergnügen?!“ „Mein Name ist-“ Plötzlich ertönte ein allseits bekanntes, nerviges Klingeln, welches den Japaner mitten in seinem Satz unterbrach und genau das, was Kazuha wissen wollte, in seinem Hals stecken blieb. Hastig kramte der Junge in den Taschen seiner Jeansjacke herum, um nach dem Auslöser dieses Piepen zu suchen. Als er es auffand, blickte er fast schon genervt auf das Display, während er sich bei Kazuha entschuldigte. „Entschuldigung, könnte wichtig sein“, meinte er und schon war seine Aufmerksamkeit seinem Handy gewidmet oder viel besser seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung. Schnellen Schrittes entfernte er sich - mit dem Rücken zu Kazuha gerichtet -, somit konnte diese kein einziges Wort des führenden Telefonats mithören. Aber nach seinem Gesichtsausdruck zufolge kannte der Junge anscheinend die Person, dessen Namen auf seinem Display erschienen war. Jedenfalls schlussfolgerte dies Kazuha, die nur lustlos mit ihren Schultern zuckte. Sich von dem Jungen abwendend schweifte ihr Blick nach vorne und erst jetzt bemerkte die 17-Jährige den Ausgang, der direkt vor ihrer Nase lag. Mit leicht verzerrtem Gesichtsausdruck stand Kazuha dort eine Weile, bis ihre Augen auf einen selbst geschriebenen Zettel fiel, welcher ein braunhaariges Mädchen in die Höhe hielt. Hinter ihr standen zwei Erwachsene. „Könnten glatt ihre Eltern sein“, schoss es Kazuha durch den Kopf und erst nach vielen Hinblicken, beachtete sie den mit Hand geschriebenen Namen auf dem Stück Papier, wobei sie Schwierigkeiten hatte, diesen zu lesen, da unzählige herumlaufende Menschen ihr die Sicht versperrten. „Toyama…KAZUHA!“ Nun fiel es der Grünäugigen wie Schuppen von den Augen: „Das müssen sie sein!“ Aufgeregt setzte sie erneut ihren Gepäckwagen in Bewegung, bis sie die dreiköpfige Familie erreicht hatte. Mit lächelndem Ausdruck im Gesicht stellte das Mädchen sich vor: „Ah, konban wa! Ich heiße Toyama Kazuha und bin die australische Austauschschülerin.“ „Du wärst wohl auch kaum bei uns, wenn es nicht so wäre“, entgegnete das langhaarige Mädchen verschmitzt, um ihrer zukünftigen Mitbewohnerin ihre Nervosität, die die Japanerin eindeutig bemerkt hatte, zu nehmen. Allerdings wurde dies ohne Kazuhas Rechnung gemacht, denn diese lief nur leicht rot an, anstatt zu lachen. Aber dennoch musste sie leicht grinsen. „Ach, das war doch nur Spaß! Ich heiße übrigens Kasumi und das hier“, die Japanerin drehte sich um und zeigte auf die Personen hinter sich, „das sind meine Eltern. Die kennste bestimmt noch von früher, jedenfalls haben sie mir einiges über dich erzählt!“ „Wie könnte ich euch vergessen…?“, entgegnete Kazuha lachend und trat den beiden Erwachsenen näher. Nachdem sie zuerst Kasumis Mutter umarmt hatte und schließlich ihrem Mann die Hand geschüttelt hatte, sprach Kazuha erst weiter: „…Shibara? Hogo?“ Als die Mutter ihren Namen gehört hatte, kamen ein paar Freudentränen auf: „So hat mich schon lange keiner mehr genannt. Das letzte Mal war vor knapp zehn Jahren.“ „Denkst du, mich hat nochmals einer so genannt?“, fragte Hogo seine Ehefrau, wodurch alle vier unweigerlich auflachen mussten. „Ach ja“, unterbrach Shibara die gute Stimmung, „wie war eigentlich die Anreise, Kazuha? Gab es Probleme?“ „‚Problem’ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich habe schon seit ziemlich langer Zeit Panik vor dem Starten und der Landung, aber ansonsten verlief alles nach Plan.“ Während Kazuha antwortete, schüttelte sie leicht ihr Handgelenk. „Wollen wir uns nicht langsam auf den Weg machen? Bis Katahama dauert es schon eine Weile mit dem Auto!“, machte der im Anzug gekleidet Mann den Vorschlag, den auch alle zustimmend annahmen. Seit dem Aufbruch zum Haus der Gastfamilie unterhielten sich alle prächtig und lachten häufig über die aufkommenden Kommentare. Die Teenager sprachen währenddessen auch über ihre Hobbys, Vorlieben und manchmal fielen auch schon die Namen des einen oder anderen Lehrers, dem Kazuha bestimmt nicht entgehen wird. Die ganze Zeit über, in der die Brünette bei ihrer zukünftigen Familie nun verbrachte, hatte sie ein eigenartiges Gefühl, welches sie jedoch nicht zuordnen konnte. Sie drehte sich nochmals um, bemerkte allerdings nichts. Denn sie hatte einen gewissen Jungen, mit dem sie sich Minuten zuvor glänzend unterhalten hatte, völlig vergessen. „Kaum bin ich wieder in Ōsaka gelandet, werde ich gebraucht!“, seufzte der Junge vor sich hin. Nachdem der Japaner genervt den roten Hörer seines Handys betätigt hatte, begab er sich wieder an die Stelle, an der er das fremde Mädchen zuletzt gesehen hatte und musste verwundert einen leeren Platz feststellen. „Huch…Wo ist sie denn?“ ============================================ Das war's erst einmal. Auf das nächste Kapitel müsst ihr leider noch etwas warten, da ich momentan viel Stress mit der Schule habe.... Eure Ayaka ^.^o Kapitel 2: Schlimmer geht's (n)immer!! -------------------------------------- Oh mein Gott! O.O Eigentlich hatte ich gedacht, das Kapitel würde höchstens 2000 Wörter umfassen, aber dann schrieb ich drauf los und mir kamen immer mehr Ideen, die ich mit einbauen musste >-< Aber eines muss ich vorweg nehmen: das Kapitel ist nur ein Übergangskapitel zum nächsten. Es schildert praktisch Kazuhas ersten Tag in Japan und Heiji darf da natürlich auch nicht fehlen ^^ Allerdings verfolgt ihn regelrecht das Pech xDDD @Kommischreiber: VIELEN, VIELEN DANK FÜR DIE KOMMIS!!! Habe mich sehr gefreut und zu jedem, der eine Frage hat: ALLE FRAGEN WERDEN BEANTWORTET!!! ^^ Kapitel 2: Schlimmer geht's (n)immer!! Inzwischen war es nach Mitternacht geworden, als die dreiköpfige Familie mit Kazuha die Einfahrt des japanischen Hauses erreicht hatte. Obwohl die Australierin sich seit ihrer Kindheit nicht mehr in dieser Umgebung aufgehalten hatte, fühlte sie sich schon wie zu Hause: „Alles kommt mir hier so bekannt vor. Aber warum habe ich dann immer noch dieses ungute Gefühl, etwas vergessen…“ „Kazuha? Kazuha!“, drang eine immer deutlicher werdende Stimme in ihren Kopf ein, bis sie es schließlich erreichte, die 17-Jährige vollkommen aus ihren Gedanken zu reißen. „Ja?“, entgegnet die Angesprochene hellhörig. „Kazuha, könntest du mir bitte helfen, dein Gepäck ins Haus zu tragen?“, bat Hogo sie. Erst jetzt sah Kazuha, dass die Haustür geöffnet war und ihre Gastmutter und -schwester das Licht des Flures und anderer Räume angeschaltet hatten. „Natürlich!“, antwortete die Austauschschülerin und begann ihre zahlreichen Koffer ins Haus zu transportieren. Anschließend ließ sich das Mädchen auf einen kleinen Sitzsack in ihrem Zimmer nieder und holte einmal tief Luft. Normalerweise kam die Brünette erst um diese Uhrzeit richtig in Fahrt, doch jetzt wünschte sie sich nichts sehnlicher als zu schlafen. Spät abends läutete die Klingel der Hattoris, worauf Shizuka müde die Haustür öffnete. „Heiji?“, staunte die Frau, als sie ihren Sohn auf der Türschwelle erblickte. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du willst erst übermorgen nach Hause kommen?“ Doch ihr Sohn achtete keineswegs auf die an ihn gestellten Fragen, sondern ging stur an Shizuka vorbei ins Haus. Daraufhin holte er aus seiner Jackentasche einen kleinen beschrifteten Zettel hervor und nahm sich zusätzlichen einen Kugelschreiber aus einer Schublade. Der Junge zog sich hastig seine Turnschuhe aus und eilte die Treppen hoch, wobei er mit einem Schritt mehrere Stufen übersprang. Verwundert blickte Shizuka ihrem Sohn hinterher, auch dann noch, als er schon längst in seinem Zimmer verschwunden war. „Was hat ihn denn gestochen und warum ist er heute schon zu Hause? Wollte er nicht erst Sonntagmittag kommen? Und dann sagt er noch nicht einmal ‚Hallo’!“, beschwerte sich Shizuka und richtete sich an ihren Mann, der auf seinem Sessel gemütlich die wiederholten Nachrichten des Abends verfolgte. „Bestimmt hat ihn Otaki angerufen, er solle ihm bei dem Fall am Dojima-Fluss helfen. Heute Morgen auf der Arbeit hatte er schon erwähnt, Heiji anzusprechen.“ „Solange er morgen nicht wie üblich erst mittags aufsteht, soll es mir recht sein“, erwiderte Shizuka. „Aber nächste Woche beginnt wieder die Schule und dann muss er früh aus den Federn. Dieses Mal werde ich nicht so gnädig sein und ihn zur Schule fahren, darauf kann er sein letztes Hemd verwetten.“ Mit diesen Worten wünschte die willensstarke Frau eine gute Nacht und verließ den Raum. Den Kopf schüttelnd widmete sich Heizo wieder dem Nachrichtensprecher im Fernseher. Die Uhren schlugen sieben, als die ersten Vögelchen bereits in der ganzen Umgebung um die Wette zwitscherten. Auch die Sonne zeigte ihr Gesicht und eine angenehme frische Biese wehte in der Umgebung herum. Doch plötzlich wurde die angenehme Stille abrupt durch ein dröhnenden Knall und lauten Schritten unterbrochen. Dadurch wurde die zuvor schlafende Kazuha so sehr erschreckt, dass sie auf der Stelle hochfuhr und sich unweigerlich im Zimmer umschaute. Langsam zurücklehnend stellt sie ärgerlich die Uhrzeit auf ihrem Digitalwecker fest und stand ungewollt aus dem Bett auf. „Warum müssen die Fenster auch speerweit offen sein?“, gähnte die 17-Jährige, während sie die Hand vor dem Mund haltend die Vorhänge zum Rand hin schob, um das Fenster zu schließen. Mit halb geschlossenen Augen schlenderte Kazuha ins Badezimmer, in dem sie ihr Haar mit einer Schleife hochsteckte und sich im Spiegel betrachtete. Doch plötzlich hielt sie inne und trat verwundert an das Waschbecken näher. „Seit wann hat der Wandschrank denn kugelförmige Griffe. Hat Papa die anderen etwa schon wieder abgebrochen?! Und warum ist hier eine Pfütze vor der Dusche? Heute ist doch Samstag, da hat er morgens frei und schläft immer länger. Wer könnte also in dieser Frühe geduscht haben?“ Verwundert schaute Kazuha abwechselnd vom Boden zu den Schränken an der Wand, fand jedoch keine Lösung. „Halt!“, wies die Brünette sich selbst an, „Alles ist hier anders! Der Teppich, die Lampen und…“ Schlagartig rannte Kazuha in ihr gegenüberliegendes Zimmer, sprang dabei über ihre Koffer, riss die Fenster auf und betrachtete umgehend ihre Umgebung. „Ach ja“, seufzte sie immer entspannter werdend, „ich bin ja hier in Ōsaka! Was bin ich für eine Pflaume?!“ Noch eine Weile stand Kazuha an dem Fenster und beobachtete lächelnd einige Vögel, die in den Bäumen ihren Kindern schon die ersten Würmchen brachten. Langsam wand sie ihren Blick nach unten auf die Straßen, wodurch sie ein sarkastisches Grinsen aufsetzte: „Kein Wunder, warum ich dachte, ich befände mich in Sydney. Sowohl die die Lage der Zimmer in diesem Haus, als auch der Ausblick aus meinem Zimmer sind nahezu identisch mit dem Bau in unserem Hochhaus in Sydney!“ Als Kazuha diese Erkenntnis gekommen war, achtete sie erstmals auf den Geruch, der ihr um die Nase schwebte, wobei sie sofort erkannte, dass es sich definitiv um die Zubereitung von Essen handelte. Kazuha wollte gerade dem Geruch hinterher flitzen, als sie sich erinnerte, lediglich mit einem Nachthemd bekleidet zu sein. Schmollend unterdrückte die Australierin ihren Tatendrang und zog sich - um der Hitze dieser Jahreszeit gerecht zu werden - eine gebleichte Jeanshose an, deren Enden Kazuha gleichmäßig hochschlug. Zudem wählte sie ein sommerlich gelbes T-Shirt aus, das sowohl leicht fiel, als auch ihre sportliche Figur betonte. Nun war die 17-Jährige startklar einen Sprint hinunter in die Küche einzulegen, aus der der Geruch eindeutig stammte. Währenddessen reichte Heiji, der sich auf der riesigen Halle des Kansai International Airports aufhielt, müde sein Flugticket der älteren Frau hinter dem Schalter und wartete auf Sehnlichste darauf, endlich ein Auge zu zubekommen. Dies war auch kein Wunder, denn der Japaner war spät abends nach Hause zurückgekehrt und selbst dort fand er keine Minute sich zu entspannen. Dann musste er am nächsten Morgen – oder besser gesagt in der Nacht – aufstehen, um mit dem nächsten Flugzeug rechzeitig nach Tokyo zu gelangen. Der Junge schloss seine Augen und wäre auch beinahe eingenickt, wenn die ältere Frau ihn nicht mit tiefer, erzürnter Stimme geweckt hätte: „Hier!“ Heijis Augen öffneten sich und blickten unverzüglich in das grimmige Gesicht der älteren Frau. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich jedoch in ein glückliches und begeistertes, als die Frau bemerkte, mit welcher Person sie die Ehre hatte zu reden. „Sie…Sie sind…doch“, begann die Angestellte vor Freude zu stottern, wobei sie lange nicht einen einzigen verständnisvollen Satz über ihre Lippen bringen konnte. „Hat die es bald?“, fragte sich Heiji in Gedanken, „wenn das so weiter geht, verpasse ich noch meinen Flieger und das ist das letzte, was ich jetzt noch brauche!“ Plötzlich posaunte die Frau den kompletten Satz, den sie versuchte zu sagen, hinaus: „Sie sind doch der berühmt berüchtigte Meisterdetektiv Westjapans, Hattori Heiji! Bekomme ich ein Autogramm von Ihnen?“ Völlig verwundert und auf solch eine Frage nicht eingestellt kippte Heiji zur Seite um, worauf die Angestellte und die Menschen, die in der Schlange vor dem Schalter warteten, ihn überrascht anstarrten. „Was wollen Sie?“, erkundigte sich nochmals der Japaner, um sicher zu gehen, sich nicht verhört zu haben. „Ein Autogramm!“, wiederholte die Frau lächelnd und reichte dem Detektiv einen Block mit schwarzem Filzstift. Obwohl der 17-Jährige seinen verwunderten Gesichtsausdruck beibehielt, unterzeichnete er auf Bitte der Frau mit den Worten ‚Für meinen größten Fan, Yume Higashio’ und verließ diese, um sich auf den Weg zum Gang 8 zu machen, von dem aus sein Flugzeug in Kürze starten wird. „Was ist das für ein Geräusch?“, fragte Hogo interessiert, der in der Küche seine Tasse Kaffe auf die Tischfläche abstellte, um den nächsten Absatz eines Artikels in der Zeitung zu lesen. „Hört sich an, als ob jemand die Treppenstufen-“ Weiter aussprechen konnte Shibara, die sich ebenfalls in der Küche befand, nicht, da jemand Hals über Kopf den Raum betrat und mit kräftiger Stimme rief: „Morgen! Was gibt es zum Frühstück?“ Stille herrschte in der Küche, vereinzelnd war sogar das Knistern des Essens, das in der Pfanne vor sich hin brutzelte, zu vernehmen. Da Shibara das Schweigen mehr als unangenehm war, antwortete sie auf die an ihr gerichtete Frage: „Guten Morgen, Kazuha! Ich bin gerade dabei Umeboshi zuzubereiten. Ich dachte mir, wenn du in Japan bist, solltest du auch etwas Traditionelles zum Frühstück bekommen.“ Kazuhas Gesicht weitete sich ungemein, als sie das eingelegte Gemüse in einer Schale betrachtete: „Klasse Idee, Shibara! Ich weiß noch, wie meine Mutter mir früher Umeboshi am Morgen zubereitet hat und ich ungeduldig am Tisch wartete. Es war eine schön Zeit hier in Japan!“ Wieder erfüllte Schweigen den Raum, obwohl dies Kazuhas Meinung nach unnötig war. „Das ist doch kein Grund Trübsal zu blasen, immerhin ist es nun schon elf Jahre her, seitdem meine Eltern sich geschieden haben. Um ehrlich zu sein, vermiss ich sie kein bisschen“, versicherte die Australierin den beiden Erwachsenen, die ihre Lippen zu einem erleichterten Grinsen formten. Anscheinend hatte Kazuhas Aussage jegliche Traurigkeit weggeblasen. Die amüsante Stimmung wurde jedoch nach geringer Zeit durch ein Poltern und laute Schritte durchdringt, somit achtete nun jeder auf die Geräusche. Binnen kurzem schnellte Kasumi, Shibaras und Hogos Tochter, die Treppe herunter. Hastig fädelte die Mittelschülerin die Riemchen ihrer Sandalen durch die Schnallen und suchte am Ständer nach ihrer Jeanjacke. Während ihrer Suche erkundigte sich Shibara bei ihrer Tochter, wohin sie denn so eilig müsste. Die Angesprochene schenkte ihrer Mutter für einige Sekunden ihre Aufmerksamkeit, indem sie kurz auf die gestellte Frage einging: „Meine Freunde und ich hatten uns für 9 Uhr heute an dem Brunnen vor der Einkaufshalle verabredet.“ Shibara schaute flüchtig auf die Uhr, bevor sie ihren Blick abermals ihrer Tochter zu wand. „Du bist dir aber im Klaren, dass du heute dran bist, die Zutaten für den heutigen und morgigen Tag einzukaufen?“, wollte die Frau sicherstellen. Kasumi hielt in ihrer Bewegung inne und starrte ihre Mutter mit einem geschockten Gesichtsausdruck an. Shibara wusste, welche Frage ihrer Tochter folgen wird und nahm sie daher vorweg: „Kommt gar nicht in Frage, dass du den Einkauf verschiebst.“ „Aber die warten schon seit zwanzig Minuten auf mich und wenn ich jetzt auch noch einkaufe, dann bin ich erst recht zu spät dort!“, erwiderte das junge Mädchen ihrer Mutter, die allerdings keineswegs daran dachte, ihrer Tochter die Erlaubnis zu erteilen. „Nein, Kasumi! Du hast es schon die letzten Male vor dir her geschoben. Letzte Woche war es ein gemeinsames Lernen für ein Referat, davor die Woche wegen eines Stadtfests in Wakayama, das du unbedingt besuchen wolltest.“ Die Lautstärke, in der sich die beiden Frauen unterhielten, stieg mit jeder Aussage, sodass schließlich Hogo eingriff und sie bat, einen Kompromiss zu finden. Diesem aber wurde lauthals mitgeteilt, sich aus dem Gespräch herauszuhalten. Nun stand der Erwachsene wieder neben Kazuha in der Küche, während Mutter und Tochter weiterhin ‚diskutierten’. „Ein für alle Mal, Kasumi! Du wirst jetzt zum Supermarkt gehen und das Essen für heute und morgen kaufen! Haben wir uns verstanden?“, befahl Shibara und richtete ihren Zeigefinger Richtung Haustür, um Kasumi anzudeuten, endlich ihre Aufgabe zu erledigen. „Das kannst du vergessen! Das ist das einzige Wochenende, das mir noch bleibt, um mit meinen Freunden rumzuhängen. Wenn übermorgen die Schule wieder beginnt, regnet es nur so an Hausaufgaben und Prüfungen.“ Als die Tür, die die Küche und den Flur voneinander trennte und die Hogo - nach seinem Misserfolg, die Streithähne zu beschwichtigen – aus Sicherheitsgründen schloss, geöffnete worden war, wanden sich die Gesichter beider Frauen wütend zu der Person, dessen Kopf aus dem geöffneten Spalt lugte. Nachdem Shibara das Mädchen erkannt hatte, entspannte sich ihre Haltung und erkannte durch die entstandene Stille, in welcher Lautstärke sie geredet hatte. „Oh…Kazuha! Was ist, kann ich dir helfen?“, erkundigte sich die Gastmutter der Australierin sanft bei ihr. Jene trat nun vollständig in den Flur ein und schlug mit angenehmer Stimme einen Kompromiss vor: „Na ja…wenn es dir nichts ausmacht, könnte ich ja für Kasumi das Essen einkaufen.“ Kasumis Gesicht hellte sich bei diesem Vorschlag auf und sie umarmte das Mädchen dankend, obwohl Shibara noch nicht zugestimmt hatte. „Danke, Kazuha! Danke!“ Während Kasumi weiterhin Kazuha umarmte und sie dabei sogar beinahe erdrückte, schwieg Shibara und schien über den Vorschlag nachzudenken. Dies bemerkte Kazuha, weswegen sie schnell einige Aspekte hinzufügte, nachdem Kasumi sie losgelassen und sich neben sie postiert hatte. „Das ist die Gelegenheit die Stadt wieder kennen zu lernen.“ Nun legte die über beide Ohren grinsende Kasumi ihren Arm um Kazuhas Oberarm und zog sie somit, wie eine sehr gute Freundin, an sich. „Sie kann mich ja ein wenig begleiten, dann lernt sie meine Freunde kennen und findet schneller Anschluss“, ergänzte die Mittelschülerin ihre Gastschwester, um ihre Mutter vollkommen zu überzeugen. Shibara, die den zweien aufmerksam zugehört hatte, musste sich ein Lachen verkneifen. „Ihr benehmt euch schon wie beste Freundinnen, die sich aus jeder misslichen Lage helfen. Dazu noch eure Haltung und eure strahlenden Gesichter. Ihr müsstet euch selber im Spiegel betrachten!“, lachte nun Shibara lauthals los, während sich die Teenager über diesen plötzlichen Stimmungswechsel verdutz ansahen. „Also dürfen wir gehen?“, fragte Kasumi sicherheitshalber nach und erwartete wie Kazuha eine Antwort ab. „Wie kann ich bei eurem Teamwork ‚nein’ sagen?“, stellte die weiterhin lachende Frau die rhetorische Frage, womit sie ein schrilles Gekreische der Mädchen auslöste. Die Ohren zuhaltend verschwand Shibara in der Küche und schüttelte lächelnd den Kopf. Ihr Mann wandte seinen Blick von der Zeitung zu seiner Ehefrau und verfolgte ihr Verhalten, bevor er das Wort ergriff: „Immerhin haben wir jetzt Ruhe!“, versuchte Hogo einen Vorteil des Resultats zu schließen, nachdem sowohl Kasumi, als auch Kazuha kichernd dem Haus den Rücken zugewandt hatten. „Im Nachhinein ist es das Beste“, stimmte Shibara ihrem Mann zu und setzte sich zu ihm an den Frühstückstisch, um das für Kazuha zubereitetes Umeboshi zu essen. „Großartig!“, seufzte ein junger Mann beschwerlich auf, nachdem er zum zigsten Mal auf seine Armbanduhr, die an seine linke Hand gebunden war, gestarrt hatte. „Nicht nur, dass ich immer noch müde bin, obwohl ich teilweise im Flugzeug geschlafen habe, nein, nun verspätet sich Shinichi auch noch um genau dreißig Minuten!“ Erneut verfolgte der Mann den Sekundezeiger seiner Uhr und stampfte ungeduldig mit seinem rechten Fuß auf und ab. Der junge Mann war natürlich kein geringerer, als Heiji! Er stand nun seit geschlagener Stunde an einer Kreuzung vor dem Gebäude des Flughafens und wartete auf seinen Freund Shinichi, der ihm versprochen hatte abzuholen und ihn zu seiner Villa im Stadtviertel Beika zu fahren. Die beiden Schülerdetektive hatten einen gemeinsamen Fall an der Angel, denn am vorherigen Tag ereignete sich im Stadtteil Shinjuku ein Mord am örtlichen Fluss. Die Leiche der Frau hatten die zwei Detektive zusammen gefunden, als sie mit Shinichis Freundin Ran eine Stadtrundfahrt durchführten. Diese allerdings fiel definitiv ins Wasser, wie Heiji es in jenem Moment ausgedrückt hatte. „Wie lange braucht er?“, fragte sich der Meisterdetektiv des Westens, wobei er in jeder Sekunde, die verstrich, wütender wurde. „Der kann was erleben, wenn er-“ Plötzlich verstummte Heiji, da ein schwarzer ausländischer Wagen, der zuvor rasend schnell gefahren war, vor dem Japaner zum Stehen kam. Sogleich wurde die zu ihm gerichtete Autotür von Innen geöffnet und das Lächeln der am Steuer sitzenden Frau kam Heiji entgegen. Wortlos stieg dieser in den Wagen ein und legte seine Reisetasche auf seine Beine ab. „Schön, dich mal wieder zu treffen, Heiji!“, begann die fahrende Frau das Gespräch, während sie darauf achtete, ordnungsgemäß wieder in den Verkehr zu gelangen. Wie zu vermuten, war die Frau am Steuer Shinichis Mutter, Yukiko, die sich entschieden hatte, eine längere Zeit in Japan bei ihrem Sohn zu verbringen. „Ganz meinerseits“, antwortete der Angesprochene knapp und mit wütender Stimme. „Jetzt reg dich wieder ab. Was kann ich dafür, wenn meine Mutter stundenlang vor dem Spiegel hockt und dabei die Zeit vergisst?“, meldete sich nun der Freund des Osakaer, der hinter ihm saß, zu Wort. Heiji wartete einen Augenblick ab, bevor er antwortetet: „Wozu besitzt du ein Telefon oder Handy, wenn ich fragen darf?“ Mit diesem Satz war das Gespräch für Heiji zu Ende und niemand sprach dieses Thema nochmals an. „Hey, Leute!“, begrüßte Kasumi ihre zwei Freunde, welche sich überrascht zu ihr umwanden an ihrem Treffpunkt. „Ah, Kasumi“, erblickte ein braunhaariges Mädchen ihre Freundin und näherte sich ihr. „Warum bist du so spät dran. Wir waren für 9 Uhr verabredet. Wieder mal verschlafen, oder was?“, fragte sie ein anderes Mädchen aus, welches für Kazuhas Begriffe eine bemerkenswerte Körpergröße besaß. Als Kasumis Freundin das Thema ‚Verschlafen’ ansprach, erschien ein Rotschimmer auf der Nasenspitze der Mittelschülerin. „Da habe ich wohl ins Schwarze getroffen“, deutete das große Mädchen die Reaktion ihrer Freundin. Auf einmal bemerkten die zwei 15-Jährigen Kasumis Begleitung, worauf sie sich augenblicklich nach ihr erkundigten: „Hast eine neue Freundin mitgebracht?“ Von dem Themenwechsel überrascht, blickte Kasumi zur ihrer Gastschwester und stellte sie ihren langjährigen Freundinnen vor: „Ja! Ich habe euch doch erzählt, dass gestern die Austauschschülerin aus Australien eingetroffen ist. Kazuha, das sind meine besten Freundinnen Akina und Noriko und das hier ist Kazuha.“ „Hallo“, antwortete Kazuha leicht zögernd, denn seitdem Kasumi sie vorgestellt hatten, herrschte Schweigen, in der die Mittelschülerinnen ununterbrochen die Australierin angestarrten. Weiterhin verlor niemand ein Sterbenswörtchen, solange bis die zwei Mädchen lauthals los kreischten. „Du bist super hübsch!“, stellte Noriko, dessen langer Körper sich nach vorne beugte, mit Begeisterung fest. Kazuha hingegen setzte ein verwundertes Lächeln auf. „Ich beneide dich! Sportlicher Körper, lange Beine, schmales, hübsches Gesicht, große Augen und dann diese Haare!“, schwärmte kurz darauf Akina, die mit ihrer Freundin Noriko Kazuha mit leuchtenden Augen begutachteten. Die Australierin wusste überhaupt nicht, wie sie sich verhalten oder auf die Komplimente eingehen sollte, weswegen sie Hilfe suchend zu Kasumi schielte. Die holte - den Blick bemerkend - ihre Freundinnen auf den Boden der Tatsache zurück, indem sie lachend an ihr Vorhaben erinnerte: „Wollten wir nicht eigentlich ausgiebig shoppen gehen, anstatt Kazuha zu bewundern?“ Sogleich beendeten die 15-Jährigen ihr kindliches Verhalten und rannten stürmisch auf die Eingangstür des Geschäfts zu. „Sind alle deine Freunde so-“ „Verrückt, durchgedreht, kindisch? Wenn du das meinst, dann kann ich dich beruhigen. Normalerweise verhalten sich die zwei auch erwachsener“, versicherte Kasumi ihrer Freundin und lachend folgten sie Akina und Noriko in das Geschäft. „Das gibt es doch nicht!“ Schlagartig drehten alle Passanten, die in der näheren Umgebung des Flughafens standen, ihre Köpfe zu Heiji um, dessen Fluchen jegliche Aufmerksamkeit auf ihn gezogen hatte. „Wo ist dieses verdammte Flugticket?“, schimpfte der Detektiv, während er hastig in seinen gesamten Jacken- und Reisetaschen nach den suchenden Papieren kramte. Nach einigen weiteren lauten Verfluchungen, schlug sich Heiji ruckartig gegen die Stirn, wodurch die Umherstehenden abermals ihre Aufmerksamkeit dem Jungen schenkten. „Stimmt! Auf dem Hinflug nach Tokyo habe ich mir die Unterlagen zu dem Fall durchgelesen und dabei das Ticket als Lesezeichen verwendet“, erinnerte sich der Osakaer. „Und nun liegen die Unterlagen bei Shinichi zu Hause!“ Beinahe jammernd wurmte seine eigene Dummheit ihn, allerdings erkannte er schnell, dass es nichts nütze, sich weiterhin zu ärgern. Deshalb zuckte er sein Portmonee aus seiner Hosentasche und zählte ruhig sein Geld. „Das müsste für ’ne Fahrt mit dem Shinkansen ausreichen“, stellte der 17-Jährige erleichtert fest und begab sich aus der Halle des Flughafens, um mit dem Zug zurück nach Osaka zu fahren. „Heute ist definitiv nicht mein Tag!“, stöhnte der Japaner auf seinem Weg vor sich hin. „Der Tag heute war phänomenal!“, rief Kazuha durch den Flur, nachdem sie das Haus dicht von Kasumi gefolgt betreten und zahlreiche Tüten neben der Treppe abstellt hatte. Daraufhin erschien Shibara aus dem gegenüber liegenden Wohnzimmer und lächelte die beiden Teenager an. „Anscheinend hattet ihr einen schönen Tag“, folgerte die Frau aus dem Grinsen der Mädchen. Anschließend fiel ihr Blick auf die dutzend Tüten. „Na gut, kein Wunder, warum ihr so guter Laune seid“, begründete sich Shibara das Verhalten der Schüler. „In den meisten Beuteln sind aber ausschließlich deine Lebensmittel drin, wofür du so ein großes Theater gemacht hast“, rechtfertigte sich Kasumi und kassierte dadurch einen gespielten drohenden Blick ihrer Mutter. Um einen erneuten Streit zu entgehen, trug Kazuha die Tüten in die Küche, als sie ihre Freundin dazu aufgefordert hatte, ihr zu folgen. „So bekommt man Jugendliche dazu, das zu erledigen, was man selbst möchte!“, belehrte Shibara ihren Mann, zu dem sie sich ins Wohnzimmer gesellt hatte. „Eigentlich wollte ich das letzte Wochenende in den Ferien amüsant mit Shinichi und Ran in Tokyo verbringen, doch dann schlafe ich höchstens eine Stunde, muss einer alten Dame ein Autogramm geben, darf eine halbe Stunde vor dem Flughafen auf Shinichi warten, vergesse bei ihm zudem noch mein Flugticket und muss letzten Endes mit dem verspäteten Zug nach Osaka zurückfahren“, stöhnte Heiji auf, der desinteressiert aus dem Fenster seines Zugwagons schaute und über die letzten Ereignisse nachdachte. Plötzlich erschien das lachende Gesicht der jungen Frau, die der Japaner am vergangenen Tag kennen gelernt hatte, vor seinem geistigen Auge. Zuvor noch gelangweilt den Kopf auf den Ellebogen stützend zuckte nun sein ganzer Körper und versetzte ihn ins Staunen. „Warum fällt mir gerade sie ein?“, wunderte sich Heiji mit leicht geöffnetem Mund. Lange Zeit suchte der Teenager eine Antwort auf diese einfache Frage, fand allerdings keinen einzigen plausiblen Grund. „Wie hieß sie doch gleich? Stimmt…!“ Ihm fiel ihr Namen sofort ein, wagte es jedoch nicht, ihn innerlich auszusprechen. „Kazuha!“, vollendete Heiji seine Gedanken mit einem Lächeln auf den Lippen und doch trauriger Stimme. „Der Name ist selten. Weder eine Freundin, noch irgendjemand anderes, den ich in den letzten Jahren kennen gelernt habe, heißt so. Dennoch ist mir der Name so vertraut.“ Erneut blickte Heiji durch die Scheibe des Fensters, achtete aber nun auf die Landschaft, die ihm geboten wurde. Eine ganze Weile schaute der Detektiv in den durch die untergehende Sonne rötlich gefärbten Himmel. „Warum war sie schon gegangen?“, fragte sich der Detektiv immer und immer wieder. Die ganze Fahrt über – ununterbrochen. Währenddessen unterhielten sich Kazuha und Kasumi über die zuvor unternommene Shoppingtour mit ihren neuen bzw. jahrelangen Freundinnen. „Noriko und Akina sind total durchgedreht und albern! Passt zu mir“, erzählte Kazuha, die die Lebensmittel in den Kühlschrank verstaute. „Dann erlebe die beiden einmal auf ’ner Pyjama-Party oder einem Videoabend. Ich verspreche dir, danach lachste über jeden noch so schlechten Witz“, berichtete die Brünette warnend, dabei erinnerte sie sich an einige schlechte Scherze, die damals gerissen worden waren. Lange Zeit alberten die beiden Mädchen wie zwei Grundschüler herum, bis Kazuha das Gelächter unterbrach: „Ich bin mir sicher, dass ich meine Zeit in Osaka genießen werde!“ ============================================ PUUUUUUH! Ich kann nicht mehr schreiben xDDD Na egal, hier die Aussicht auf Kapitel o3 Kazuhas ersten Schultag in Osaka beginnt, wobei sie direkt eine nette Bekanntschaft mit einem jungen Mann macht xD Aber ob das verhalten zwischen den beiden auch so nett ist, wird sich noch zeigen.... Ayaka ^.^o Kapitel 3: Wenn Blicke töten könnten... --------------------------------------- ABEND!^.^ Ich habe mir vorgenommen, dieses Mal nicht so viel wie beim letzten Mal zu quatschen, also machen wir es kurz: Wie unschwer zu erkennen ist, ist hier das o3. Kapitel 'Wenn Blicke töten könnten...' |D Ich liebe diesen Spruch und er passt außerdem noch sehr gut! xDDD Hoffe wie immer, dass es euch gefällt! Saß lange daran und bin im Endeffekt leider nur zur Hälfte damit zufrieden >.< Na ja, egal!! Have Fun!^.~ Ayaka Kapitel 3: Wenn Blicke töten könnten… Obwohl am vorherigen Tag stürmisches Wetter geherrscht und es wie aus Kübeln geregnet hatte, zeigte nun die Sonne ihr strahlendes Gesicht, wobei sich die Strahlen in den Pfützen an Wegrändern spiegelten. Dies störte das braunhaarige Mädchen allerdings keineswegs. Sie hatte solch eine gute Laune, dass niemand, absolut niemand, diese verderben könnte. Dazu hatte die 17-Jährige auch allen Grund, denn der Tag war kein gewöhnlicher Montag. Es war nach den fünfwöchigen Sommerferien wieder der erste Schultag, auf den sich die Australierin lange Zeit gefreut hatte. Endlich würde sie wie ein normales Mädchen in ihrer alten Heimat die Bank der Oberschule drücken müssen. Trotz dieser Freude war Kazuha ziemlich nervös und aufgeregt. Ständig musste sie an ihre zukünftigen Klassenkameraden und deren Verhalten gegenüber ihr denken. Plötzlich riss eine für Kazuha bekannte Stimme sie aus ihrer Gedankenwelt. Als sie sich umdrehte, blickte sie in das Gesicht ihrer Gastschwester, Kasumi, die den Hügel hinauf rannte und nun auf sie zusteuerte. Kazuha blieb stehen, um auf ihre Freundin zu warten und somit den Schulweg gemeinsam zu gehen. Obwohl es noch früh am Morgen war, schien die Sonne bereits stark und eine unangenehme Hitze entstand. Nach wenigen Sekunden erreichte die Osakaerin die Brünette, sodass sie nun ihren Weg zusammen fortsetzen. Dabei sprach Kasumi sofort das Thema an, welches Kazuha lange Sorgen bereitete: „Und? Schon aufgeregt vor deinen ‚ersten Schultag’?“ Kazuha schwieg eine Zeit lange, in der sie die umstehenden Häuser und Gärten anstarrte. „Hm, um ehrlich zu sein: ich bin ziemlich nervös“, gestand die 17-Jährige lächelnd. Nun blickte Kasumi ihre Freundin leicht traurig an. Sie konnte gut nachvollziehen, was in ihr vorging und welche Sorgen sie sich bereitete, schließlich war es kein einwöchiger Aufenthalt, sondern ein komplettes Schuljahr, das die Austauschschülerin in der Klasse verbrachte. Als Kazuha an Kasumis Gesichtsausruck erkannte, was ihre Antwort bewirkte hatte, musste sie auflachen. „Deswegen musst du nicht gleich Trübsal blasen, Kasumi! So bin ich eben: mache mir über alles und jeden immer viel zu viele Gedanken. Darüber braucht man sich überhaupt keine Sorgen zu machen“, versicherte Kazuha. Anscheinend hatte dies bei Kasumi gewirkt, denn nun grinste sie erneut und wechselte abrupt das Thema: „Wie fühlste dich eigentlich in deiner Uniform? Soweit ich weiß war an deiner High School keine Kleiderordnung.“ Kazuha schaute zu ihrer Uniform herunter und strich diese mit ihren Händen glatt. „Auch wenn sie ziemlich bequem ist, ist das Tragen etwas ungewohnt. Aber vor allem bin ich gespannt, wie es ist, wenn alle Mädchen gleich angezogen sind. Auf meiner Schule herrschte dauernd Streit, welches Mädchen das bessere Outfit besaß.“, informierte Kazuha ihre Gesprächspartnerin, während sie die Augen verdrehte. Sie hasste diese Art Mädchen, die ausschließlich auf ihr Äußeres achteten. Kasumi verstand sogleich, was ihre Freundin meinte, denn auch sie mied solche Mädchen. „Glaub mir, auch wenn sie nicht über ihre Kleidung sprechen, dafür gibt es ein anderes Thema, das bei den Mädchen vor allem in deiner Klasse sehr beliebt ist.“ Nun wurde Kazuhas Neugierde geweckt, weswegen sie sofort nachhackte: „Was soll das denn für ein Thema sein?“ Kasumis zuvor gelangweilter und sarkastischer Gesichtsausdruck wechselte in ein schadenfreudiges über, welches Kazuha in keiner Weise deuten könnte. Was war an ihrer Frage denn falsch? Oder war es etwas anderes, weswegen ihre Freundin sich kein Grinsen verkneifen konnte? „Das wirst du früher oder später noch sehen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du es schon heute merken wirst“, versicherte die Osakaerin ihrer Gastschwester, wobei sie weiterhin grinste. In diesen Moment gelangten sie an eine Weggabelung, vor der die beiden Mädchen stumm anhielten. „Nun müssen wir uns aber trennen“, begann Kasumi sich zu verabschieden. „Meine Mittelschule liegt in dieser Richtung“, erklärte die 15-Jährige, während sie mit ihrem Zeigefinger auf die genannte Straße zeigte. „Jetzt biste auf dich allein gestellt, aber keine Sorge! Du wirst schnell Freunde finden, glaub mir!“ Von neuem setzte die Japanerin ihren Weg fort, wobei sie zum Abschied mit ihrer Hand winkte, sich währenddessen aber nicht umdrehte. Lange Zeit fixierte Kazuha die Stelle, an der sie ihre Freundin zuletzt gesehen hatte. Dann allerdings schritt sie fröhlich in die gegenüber liegende Straße, um pünktlich zu ihrem ersten Schultag an der Oberschule anzukommen… Inzwischen fuhr eine junge Frau im Alter von zweiundvierzig Jahren auf einer Hauptstraße Osakas, die unmittelbar zur örtlichen Oberschule führte. Im Auto saß zudem auch ihr Sohn, der aber –im Gegensatz zu seiner Mutter– müde und genervt wirkte. „Im Endeffekt bin ich wieder so gnädig, und fahre ihn zu Schule!“, stellte Shizuka in einem ärgerlichen Ton fest. Heiji schaute nun vom Fenster zu der Fahrerin auf, wobei er laut seufzte. „Ich habe doch schon gesagt, dass es mir Leid tut“, wiederholte der Oberschüler zum zigsten Mal an diesem Morgen, allerdings ließ seine Mutter weiterhin nicht locker: „Und was bringt das? Jedes Wochenende, bevor die Schule beginnt, sage ich dir, dass du nicht zu spät ins Bett gehen sollst, damit es dir am ersten Schultag nicht allzu schwer fällt, früh aufzustehen. Aber das ist kein Wunder, wenn du bist morgens an deinen Fällen arbeitest.“ „Was kann ich dafür, wenn Morde an Flüssen in gesamt Japan begangen wurden und diese nun zu knacken gelten?“, wollte nun Heiji von seiner Mutter wissen, die jedoch weiterhin wütend war. „Du bist weder ein Detektiv noch arbeitest du bei der Polizei, Heiji! Du bist ein einfacher Oberschüler, der die 2. Jahrgangstufe besucht. Von daher geht die Schule vor und nicht dein Hobby.“ Der Oberschüler rollte seine Augen. Jetzt begann sie vom neuen dieses Thema anzusprechen. Schon seit Monaten beschwerte seine Mutter sich, dass er tagelang an einen Fall grübelt und somit andere Dinge völlig außer Acht lässt. Dies konnte er allerdings nur teilweise nachvollziehen. Es stimmte zwar, dass seine Nachmittage fast ausschließlich für diverse Schlussfolgerungen draufgingen, aber in der Schule behielt er seinen Stand, der beste Schüler der Jahrgangsstufe zu sein. Seine Prüfungen fielen, wie es üblich für den Jungen war, sehr gut aus. Wieso also beklagte sich seine Mutter? Alles war wie immer, oder nicht? Oder gab es seit neustem noch einen weiteren Grund, warum er sich mehr Zeit nehmen sollte? „Na ja, wir werden uns heute Abend noch mal unterhalten, Heiji“, sprach Shizuka ihrem Jungen zu, nachdem sie an dem Parkplatz der Oberschule ankamen. „Hab einen schönen Tag!“, wünschte sie ihn noch und drehte sich mit einem Lächeln zu Heiji auf die Rückbank um. Der Teenager achtete jedoch nicht auf seine Mutter, sondern stieg schweigend aus dem Auto aus und begab sich schnell laufend auf den Hof der Oberschule. Kazuha war bereits auf dem Flur vor dem Lehrerzimmer und wartete mit dem Rücken zur Wand gelehnt auf ihre Klassenlehrerin, Frau Takashi, die der Australierin ihre neue Klasse vorzustellen sollte. Kazuha atmete tief aus. Sie war sehr erleichtert, dass es an der Kaiho-Oberschule nicht Tradition war, neue Schülerinnen und Schüler in der Turnhalle vor versammelter Schülerschaft vorzustellen, wie es an anderen Schulen üblich war. Zudem müsste sie dann noch eine kleine über sich Rede halten, woher sie stammt, welche Interessen sie hat und desgleichen. Das war Kazuhas Meinung nach noch schlimmer! Sie wurde nämlich sehr nervös, wenn sie vor Leuten etwas vortragen musste! Über die Verschonung erleichtert stand die Brünette nun allerdings schon geschlagene fünfzehn Minuten vor der Tür und wartete. Und auch Warten war keine Stärke der Australierin! „Sie ist nun zwanzig Minuten zu spät“, stellte Kazuha leicht gereizt fest. Sie hasste es auf jemanden zu warten und ihre Ungeduld war dabei nicht ganz unschuldig. Je mehr Minuten verstrichen, in denen sie auf dem Flur verbrachte, desto angespannter und nachdenklicher wurde sie. Plötzlich erklang das Geräusch einer öffnenden Schiebetür und eine schwitzende Frau trat aus dieser hervor. Die Person war natürlich keine andere, als Frau Takashi, auf die Kazuha für sie lange Zeit gewartet hatte. „Du muss Tōyama Kazuha sein, richtig? Entschuldige die Verspätung, aber ich konnte meine Katze nicht auffinden und habe sie daher sehr lange gesucht“, entschuldigte sich die junge, hübsche Lehrerin mit einer Verbeugung. Als Kazuha die Frau in ihrer fröhlichen Art anschaute, konnte sie keine weitere Sekunde böse oder genervt sein. Ihre Klassenlehrerin gefiel Kazuha schon jetzt… „Da biste aber noch rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn gekommen, Heiji!“, rief Kano Daiki durch das Klassenzimmer zum Detektiv, der soeben den Raum beteten hatte. „Wie lustig!“, entgegnete der Angesprochene sarkastisch und näherte sich dem Tisch seines besten Freundes mit einem giftigen Blick. Obwohl Heiji sich eingestehen musste, dass Daikis Anspielung berechtigt war, hasste er die Kommentare zu seinen Schwächen oder Problemen. Zum Beispiel war es üblich, dass wenn die beiden einem Mädchen den Weg liefen, das Heiji am Hals fiel, Daiki irgendetwas erwähnte, das Heiji erröten lies. Dabei hatte der Detektiv überhaupt kein Interesse an Mädchen! Oft fragte der Japaner sich, warum er seinem Freund überhaupt davon erzählte. Schließlich konnte Daiki in dieser Hinsicht nicht ein Mal den Schnabel halten. „Er ist mein bester Freund und außerdem darf man nicht seine Ratschläge vergessen, die mir immer weiterhelfen“, erinnerte sich Heiji in Gedanken versunken, bis ihm einfiel, was er Daiki noch fragen wollte. „Sag mal, kennst du eine Tōyama Kazuha? Sie müsste ungefähr in unserem Alter sein“, fragte Heiji gespannt abwartend. Daiki blickte nun von seinem Heft zu Heiji auf, der sich inzwischen auf seinen Sitzplatz eine Reihe weiter vorne gesetzt hatte. Eine Zeit lang überlegte der Oberschüler sein Kinn auf seine Hand abstützend nach. „Nicht wirklich. Ich kenne kein Mädchen mit dem Namen. Ist sie vielleicht neu in der Stadt? Wann haste sie denn kennen gelernt?“, erkundigte sich Daiki hellhörig. Nun hatte Heiji seine Neugier geweckte und wenn dies der Fall war, war es unmöglich etwas geheim zu halten! „Na ja, ich habe sie am Freitagabend auf dem Flughafen getroffen, als ich von Tokyo nach Osaka zurück geflogen bin. Das war vielleicht eine Begegnung, die ich niemals mehr vergessen werde!“, versicherte Heiji und grinste – wie bei seiner Begegnung mit dem fremden Mädchen – über beide Ohren. Voller Elan berichtete der Detektiv seinem Freund über das Treffen. Dadurch bemerkten die beiden Jungen jedoch nicht, dass Frau Takashi bereits den Raum betreten hatte und die Stimmen der Schüler verstummten. Alle starrten das Mädchen an, welches neben der Lehrerin, leicht aufgeregt stand. Trotz der entstandenen Stille nahmen Heiji und Daiki weiterhin die Klassenlehrerin nicht wahr. Der Detektiv war zu sehr in seinem Gespräch vertieft. „So, erstmals einen guten Morgen!“, begann die Frau ihren Unterricht und sah in die Gesichter der stehenden Schüler – mit der Ausnahme von den zwei Jungen. Nach der gewohnten Begrüßung setzte sich jeder auf seinen Platz und lauschte den Worten der Lehrerin, die nun ihre Begleitung vorstellen wollte. „Ich hoffe, ihr hattet erholsame Ferien und seit bereit für das nächste Trimester. Sicherlich haben sich viele von euch schon gefragt, wer dieses Mädchen hier neben mir ist. Nun, sie kommt aus Australien, um genauer zu sein aus Sydney und macht hier ihr in Osaka ihr Auslandjahr. Ihr Name ist-“ Verärgert unterbrach Frau Takashi ihren Satz. Dies war kein Wunder, denn Heiji, der mit dem Rücken zur Tafel gewand war, redete immer noch mit Daiki. Und dies schien nicht ein Ende zu nehmen, wenn die Frau sie nicht ermahnen würde: „Hattori, falls du es noch nicht bemerkt hast, ich bin bereits hier und habe mit dem Unterricht begonnen. Wärest du so freundlich dein anscheinend wichtiges Gespräch auf die Pause zu verlegen und dich am Unterricht zu beteiligen?“ Zwar hatte Heiji seiner Lehrerin zugehört und auch durchaus verstanden, doch nur langsam drehte er sich zu ihr um. Kazuha schaute durch die Klasse in die interessierten Gesichter ihrer Kameraden, bis ihr Blick an einem Jungen haftete, der sich gerade umdrehte und dessen Gesicht sie langsam sehen konnte. Heiji wollte seine Aufmerksamkeit nun seiner Lehrerin schenken, schließlich hatte er keine Lust, direkt am ersten Schultag nach den Ferien Ärger zu bekommen. Langsam wand er sich zur Tafel um und erblickte das vor der Klasse stehende Mädchen. „Zurück zum Thema: Das Mädchen neben mir heißt-“ „DU?!?“, schrieen plötzlich zwei Schüler durch den Raum. Die beiden zogen, wie nicht anders zu erwarten war, die Aufmerksamkeit und die Blicke aller Schüler und der Klassenlehrerin auf sich. Zur Verwunderung aller waren es Heiji und die Austauschschülerin, von denen dieser Aufschrei gekommen war. Aber noch erstaunlicher war, wie entsetzt und fassungslos ihre Gesichter sich anstarrten. Kannten die zwei sich etwa schon? „…Tōyama Kazuha!“, beendete Frau Takashi ihren Satz. In der aufgekommenen Stille starrte jeder jeden an: Die Mädchen Kazuha, da sie befürchteten, die Australierin könnte ihren Heiji in Beschlag nehmen, immerhin kennen sich die beiden offenbar. Währenddessen blickten die Jungen Heiji erstaunt an. Sollte dieses hübsche Mädchen etwa auch an Heiji Interesse zeigen, wie fast alle Mädchen dies taten? Hatten die Jungen auch bei Kazuha keine Chance? Und zu guter Letzt starrten sich die beiden Schüler, um die sich die Gedanken aller im Raum kreisten, geschockt an. Als Erste fasste sich Frau Takashi, die Klassenlehrerin, und führte ihren Unterricht fort. „Da ihr beide euch scheinbar kennt, setzt du dich, Tōyama, am besten auf den freien Platz links neben Hattori“, beschloss die Lehrerin letzten Endes erleichtert. Wenn Kazuha und Heiji sich anfreunden, würde das Mädchen schnell Anschluss in der Klasse finden und rasch Freundschaften schließen. Das freute Frau Takashi ungemein, allerdings rechnete sie nicht mit Gespräch der beiden Schüler nach dem Unterricht… Die Glocke zum Unterrichtsschluss schellte, worauf die Schüler ihre Plätze verließen und zu ihren Freunden gingen, um sich mit ihnen zu unterhalten. Obwohl sich viele im Raum redeten und dies anscheinend auch recht gebannt, spürten Heiji und Kazuha die Blicke ihrer Klassenkameraden im Nacken. Zudem war überall ein Getuschel zu hören und Spekulationen über die beiden wurden untereinander ausgetauscht. Dem Detektiv schein dies allerdings nicht die Bohne zu interessieren. Gelassen drehte er sich zu seiner Nachbarin um und schaute in ihr verwundertes Gesicht. „Hattest es ja am Freitag ziemlich eilig, wenn du nicht einmal ein paar Minuten warten konntest!“, sprach der Detektiv des Westens seine neue Klassenkameradin spöttisch an, worauf diese sich zu ihm umdrehte, ihre freundliche Art aber aufrechterhielt. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dir ausgerechnet hier wieder zu begegnen“, gestand die Brünette lächelnd. „Und dann auch noch mit so einer Begrüßung. Tja, jetzt bin ich in der Klasse bekannt wie ein bunter Hase.“ Nun schaute Heiji sie schief an und versicherte ihr ebenso: „Wenn du dich bei deinem ersten Schultag hier so aufführst, brauchst du dich nicht zu wundern.“ Purer Spott war aus seiner Stimme zu erkennen und dies entging Kazuha keinesfalls, die daraufhin leicht erzürnte. Sie wollte etwas erwidern, doch ein Junge drängte sich zwischen die beiden Streithähne und lächelte diese abwechselnd mit Schlitzaugen an. „Verdächtig! Ihr beide seid äußerst verdächtig! Kaum lässt man euch beide eine Minute aus den Augen, seid ihr schon in einer erregten Unterhaltung verwickelt“, stellte Daiki fest, der sich in der Zwischenzeit einen umherstehenden Stuhl gegriffen und ihn in die Mitte zwischen den Tischen des Jungen und Mädchens gestellt hatte. Nachdem er sich hingesetzt hatte, blickte er zu Heiji und sah zu, wie sein Gesicht immer roter wurde. „Du verstehst mal wieder alles falsch, Daiki!“, benutzte der Braunhaarige als Ausrede, wobei er allerdings die Reaktion seines besten Freunds außer Acht lies. „Ah, ich verstehe also immer alles falsch, hm.“, begann der Japaner verständlich nickend. „Dies ist dann wahrscheinlich auch der Grund, warum du mich eben noch gefragt hast, ob ich nicht eine Tōyama Kazuha kenne. Und vermutlich habe ich mir auch nur eingebildet, dass du mir daraufhin mit voller Begeisterung euer erstes Treffen am Freitag geschildert hast.“ Wie Daiki erwartet hatte, brachten seine Anspielungen Heiji zu einem tomatenroten Gesicht, weswegen er auch Kazuha zuzwinkerte. Diese allerdings schaute dem Schauspiel amüsiert zu. Allem Anschein nach war dieser Kerl am ersten Schultag auch nicht ganz fehlerhaft. Diese Gedanken behielt Kazuha auch keineswegs für sich, sondern lies es dem Detektiv gleich wissen. „Wenn du dich bei deinem ersten Schultag hier so aufführst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du puderrot wirst“, versicherte das Mädchen mit einem freudigen Unterton in der Stimme und einem dazu passenden Grinsen. Der braunhaarige Osakaer blickte zuerst Daiki, der weiterhin schelmisch grinste, strafend an und wandte dann sein Gesicht zu seiner Nachbarin. Offenbar war Kazuha nicht wie all die anderen Mädchen, die er kannte und lies sich nicht alles gefallen. Auch wenn Heiji ihre Art interessant fand, lies ihre schadenfreudige Bemerkung ihn richtig in Fahrt kommen. Dies machte sich auch in der Lautstärke bemerkbar, in der er sich nun unterhielt: „Das muss du gerade sagen! Wer konnte denn am Freitag nicht einmal ein paar Minuten warten, sondern musste direkt verschwinden, als sich nicht immer alles um ihn gedreht hatte?! Na, das warst ja wohl du!!“ Langsam langte es Kazuha aber gewaltig. Am Anfang dachte sie noch, er hätte sie aufgezogen, damit sie auf andere Gedanken käme und somit ihre Nervosität verliere, aber nun bemerkte sie, dass dieser Kerl es ernst meinte. Schön, wenn er es darauf ankommen lässt, bitte! Sie war schließlich nicht auf den Kopf gefallen und wusste sich zu wehren! „Was du nicht sagst! Dann sag mir mal, warum ich bitte auf einen Fremden warten soll, dessen Namen ich noch nicht einmal kenne?“, konterte Kazuha ebenso aufgebracht wie ihr Streitpartnern, der sich nun von seinem Stuhl erhob. Allmählich zogen beide die Aufmerksamkeiten ihrer Klassenkameraden auf sich, denn diese blickten sie nun verwundert an. „Ich hätte ihn dir ja nach dem Telefonat genannt, wenn Madame nicht direkt gegangen wäre!“, warf der 17-Jährige wieder ein und näherte sich Kazuha bei jedem Wort. „Wahnsinn!“, begann die Australierin ihren Satz sarkastisch und stand auf. „Einen Namen zu sagen nimmt auch so viel Zeit in Anspruch. Du hättest ihn mir ja vor dem Telefonat nennen können! Außerdem warst du derjenige, der mit seinem Handy direkt abgehauen ist und mich links hat liegen lassen. Also beschwere dich nicht, wenn ich gehe!“ Mahnend richtete die Brünette ihren Zeigefinger auf Heiji, während sie auf ihn zusteuerte. Somit standen die zwei Oberschüler sich nun gegenüber. Wütend starrten sie in die Augen des jeweils anderen, immerhin waren ihre Gesichter ganz nahe bei einander. „Kann mir einer erklären, was hier vorgeht?“, unterbrach plötzlich eine weibliche Stimme die Stille im Klassenzimmer, worauf sich die Gesichter der Schüler zu ihrer Klassenlehrerin drehten, die soeben den Raum betreten hatte. Heiji und Kazuha schauten sich nochmals wütend in die Augen, bevor sie gleichzeitig ihre Gesichter voneinander abwandten und sich synchron auf ihre Stühle setzten. Da diese Aktion die Schüler komplett überrollten, bemerkten sie nicht, wie Frau Takashi sich an ihren Tisch begab und den Unterricht fortsetzten wollte. Daher sprach sie die Oberschüler darauf an, die sich daraufhin still auf ihren Plätzen setzten. Sobald die ersten zwei Stunden mit der Klassenlehrerin nun überstanden waren, begaben sich alle Schüler in die Pause auf den Schulhof. Dort stürzten sich ein paar Mädchen und Jungen auf Kazuha, die sehr verwundert über die Schüleranzahl war. ‚Wahrscheinlich wollen sie wissen, woher ich diesen Heiji kenne oder worüber wir uns eben gestritten haben!’, rollte Kazuha gedanklich ihre Augen. Doch weit gefehlt! Die Gesprächsthemen handelten keineswegs von Heiji, sondern Fragen über sie selbst gestellt wurden. Alle schienen Interesse an ihr zu zeigen und aufgeschlossen zu sein. Sie gaben Kazuha das Gefühl, dazu zu gehören. Jetzt war die Austauschschülerin sichtlich erleichtert! Sie war glücklich, dass schon am ersten Tag so viele Schüler auf sie zugingen! Freundlich beantwortete sie eine Frage nach der anderen. Manchmal wunderte sich Kazuha über die Themen, über die sie befragt wurde. Manche Klassenkameraden probierten auch ihre Englischkenntnisse an der Australierin aus, wodurch sie manchmal lachen musste. Viel zu früh schellte es schon zur nächsten Unterrichtsstunde. Dies machte sich in der Gruppe mit einem Stöhnen bemerkbar und langsam steuerten die ersten auf das Gebäude zu, in der die Klasse nun die nächsten zwei Stunden verbrachten. Kazuha allerdings blieb noch einige Sekunden wie angewurzelt stehen. Sie dachte an die vergangenen Minuten nach und musste gezwungenermaßen auflachen. „Und ich habe mich zuvor so verrückt gemacht, ob sie mich nun mögen oder nicht. Kasumi hatte Recht: man findet schnell Anschluss in der Klasse!“ „Kommst du, Kazuha-chan? Nicht, dass du noch zu spät zum Unterricht kommst! Herr Inagawa hasst es, wenn Schüler – selbst Neulinge – nicht pünktlich erscheinen“, verriet ein Mädchen namens Shina, die auf die Australierin zu kam, nachdem sie bemerkt hatte, dass Kazuha sich nicht rührte. Lächelnd nahm die Osakaerin die Hand ihrer neuen Klassenkameradin und zog sie hinter sich zum Gebäude her. Völlig verwundert schaute die leicht rot gewordene Kazuha nach vorne auf Shinas Rücken. „Kasumi hatte wirklich Recht! Sorgen sind hier fehl am Platz!“ Nachdem auch die nächsten Stunden mit Leichtigkeit überwältigt worden waren und die beiden Mädchen sich näher unterhalten hatten, sprach Shina ihre neue Freundin in der zweiten Pause ein Thema an, welches Kazuha lieber aus dem Weg gegangen wäre. „Was war eigentlich zwischen dir und Hattori-kun heute Morgen vorgefallen?“, fragte die Braunhaarige mit einem durchdringenden Blick. Schnell eine Ausrede suchend antwortete Kazuha lediglich: „Nichts besonderes. Der Kerl geht mir einfach nur mit seiner Art gehörig auf den Senkel!“ Auf einmal durchdrang ein lautes Lachen die entstandene Stille. Zu Kazuhas Verwunderung war es ihre Freundin selbst, die sich nicht beherrschen konnte aufzulachen. „Du müsstest dein eigenes Gesicht sehen, Kazuha!“, begründete die Oberschülerin ihr Verhalten und konnte nicht aufhören zu lachen. Zuerst starrte die Australierin ihre Freundin bloß mit großen Augen an, musste dann jedoch selbst anfangen zu kichern. Eine Weile lang unterhielten sich die zwei Mädchen noch über jegliche Dinge, die in ihren Köpfen schwirrten… Am Nachmittag stand dann der Sportunterricht auf dem Stundenplan, was die Austauschschülerin zu einem strahlenden Lächeln verhalf. Sport war eines ihrer Lieblingsfächer, in dem sie schon immer punkten konnte! Doch eine Tatsache wunderte die Brünette, als sie sich umgezogen in der Turnhalle einfand. „Sag mal, Shina! Warum sind hier eigentlich so viele Jungen in der Halle. Werden Mädchen und Jungen nicht getrennt unterrichtet?“, erkundigte sich der Neuling, wofür direkt ein gehässiges Grinsen einkassiert wurde. „Bei uns sind Mädchen und Junge gemischt. Herr Frenklin ist Amerikaner und bestand früher darauf, sowohl Schülerinnen als auch Schüler gemeinsam zu unterrichten. Wir wissen selbst nicht, wie genau er damit durchgekommen ist, aber vor einigen Jahren wurde es ihm genehmigt. Deshalb hat auch keine weiter Klasse mit uns zusammen Unterricht“, informierte die Osakaerin. „Aber keine Sorge: Hattori-kun wird-“ „Was werde ich?“, unterbrach eine Männerstimme den Satz des Mädchens, zu der sich Shina und Kazuha gleichzeitig umdrehten. Wie zu erwarten war, stand Heiji vor ihnen, gefolgt von seinem Freund Daiki. „Du wirst wie immer nerven, das wollte sie sagen. Zufrieden?“, fragte die Australierin angespannt nach und wand sich von den zwei Jungen ab. Sie hatte nun wirklich keine Lust auf einen weiteren Streit, sodass sie ihm lieber aus dem Weg ging. Zu ihrem Glück trat nun auch Herr Frenklin, ihr Lehrer, in die Sporthalle, um den Unterricht zu starten. „Ich hoffe, ihr hattet alle erholsame Ferien und seid nun fitt für das bevorstehende Trimester!“, begann Herr Frenklin seinen Unterricht mit den einleitenden Worten, die heute jeder schon des Öfteren zu Ohren bekommen hatte. „Bevor wir mit dem Unterricht beginnen, muss ich allerdings noch etwas verkünden. Wie ihr alle wisst, findet Mitte Oktober das jährliche Sportfest an unserer Schule statt und auch dieses Jahr können sich die Schüler für verschiedene Sportarten eintragen. Deshalb möchte ich die heutigen Stunden für Matches etc. nutzen, damit ihr euch überlegen könnt, welche Sportart ihr auswählt. Dann können wir nächste Woche nämlich richtig mit dem Üben anfangen. Wie ihr auch schon sehen könnt, habe ich bereits die Felder für Basketball und Fußball aufgebaut. Hier links in der Ecke könnt ihr nach den Spielen noch andere Dinge ausprobieren. Gleich werde ich aber erst die Namen der Personen vorlesen, die ich für die zwei Sportarten eingeteilt habe. Wenn ich eure Namen aufrufe, geht ihr einfach zu dem besagten Feld, damit ihr dort schnell Mannschaften wählen könnt“, verkündete Herr Frenklin, worauf alle Schüler strahlten. Das klang doch mal nach einer amüsanten Sportstunde. „Aber bevor wir beginnen, lauft ihr euch erstmal eine Viertel Stunde in der gesamten Halle ein.“, fügte der Amerikaner noch hinzu, denn anscheinend wusste er, was in den Köpfen seiner Schüler vorging. Ein Stöhnen ging in der Klasse um. „Nein! Dabei hat die Stunde so schön begonnen“, jammerten einige Mädchen herum, die aber keine Wahl hatten sich auszureden. „Laufen wir zusammen, Shina?“, fragte Kazuha ihre Freundin mit einem Grinsen, denn joggen machte ihr überhaupt nichts aus. „Ich glaub nicht, dass das so eine gute Idee ist, Kazuha. Sport ist nicht gerade meine Stärke, ich würde dich nur von deinem eigentlichen Tempo abhalten“, gestand die Oberschülerin leise und erwartete, dass ihre Freundin sich somit alleine auf die Socken machte. Doch da kannte sie Kazuha nicht. „Kein Problem! Ich kann auch etwas langsamer laufen. Das macht mir überhaupt nichts aus.“, versicherte die Brünette und lachend begannen die zwei Oberschüler ihre fünfzehn Minuten abzuarbeiten. Allerdings blieb den Mädchen nicht eine einzige freie Minute, denn kaum waren sie gestartet, überholten zwei Jungen sie mit einem lauten Lachen. „Schneller, schneller, Kazuha-chan!“, forderte Daiki das Mädchen auf, während er rückwärts lief, um in ihr Gesicht zu schauen. In der gleichen Stellung befand sich auch sein Freund, Heiji, der sich jetzt auch zu Wort meldete: „Ach, komm, Daiki! Überfordere sie nicht!“ Gemeinsam legten die beiden Oberschüler einen Gang zu und überholten noch einige Jungen, sodass sie nun ganz vorne liefen. „Sind das Hohlköpfe!“, entgegnete die Australierin genervt, behielt ihr Tempo aber bei. „Komm, Kazuha! Die beiden schaffste doch mit links zu überholen“, ertönte nun auch die Stimme ihrer Freundin Shina. „Und was ist mit dir?“, hakte die Australierin nach, worauf ihr allerdings nur ein Zwinkern entgegen kam. „Mach dir um mich keine Sorgen! Die beiden sind die besten aus unserer Jahrgangsstufe, wenn du Hattori-kun besiegst, wird er also ziemlich dumm aus der Wäsche gucken.“ Zuerst war Kazuha nicht von diesem Vorschlag begeistert. Sie fand es unnötig jemandem etwas beweisen zu müssen, vor allem wenn es sich dabei um Dummköpfe, wie ihre Klassenkammeraden es sind, handelt. „Verlockend ist diese Vorstellung schon!“, gestand Kazuha sich dann aber in Gedanken ein und stimmte nach ein paar Sekunden doch zu. „Na schön, Shina! Ich werd dich nicht enttäuschen“, versprach die 17-Jährige und legte einen Zahn zu, um die beiden Jungen einzuholen. Dies war für die Sportskanone auch keine große Anstrengung, sodass sie die Oberschüler schnell erreichte und sogar in der Lage war zu überholen. Daiki und Heiji, die bemerkten, dass sich jemand näherte, schauten sich nach hinten um und mussten erschrocken feststellen, wer ihnen verdächtig nah auf den Versen war. „Ich will dich ja nicht überanstrengen, aber du solltest schneller laufen“, grinste Kazuha schadenfreudig, als sie mit Heiji auf gleicher Höhe war. Sich über ihre Schnelligkeit wundernd realisierte der Japaner erst spät, mit welchem Tempo Kazuha auch schon einen Vorsprung hatte. Sie zu erreichen würde also keine leichte Angelegenheit werden. „Mensch, Heiji! Die hat aber einen Affenzahn drauf“, gestand Daiki, der ein paar Schritte vor seinem Freund herlief. „Du solltest dich langsam ranhalten, sonst schlägt sie dich noch um Längen“, machte der Oberschüler ihn darauf aufmerksam, worauf Heiji sich mit den Worten „Wir sehen uns in fünfzehn Minuten!“ verabschiedete und sich an die Versen des Mädchens heftete. Kazuha hatte schon erwartet, dass ihr Klassenkamerad nicht einfach die Fahne schwank und aufgab, sondern ihr folgen würde. Recht schnell konnte der Detektiv den Vorsprung, den Kazuha hatte, aufholen und nun rangen sich die beiden, wer von ihnen besser war. Nach zehn Minuten schaute Herr Frenklin auf seine Armbanduhr, denn gleich wäre die Viertel Stunde verstrichen. Er wollte mit seiner Trillerpfeife seinen Schülern mitteilen, dass sie nun aufhören können und sich um ihn versammeln sollen, doch dies war unnötig. Alle Schüler hatten sich bereits am Rand der Turnhalle begeben und starrten gespannt dem Wettkampf zu, den Heiji und Kazuha austrugen. Als Herr Frenklin bemerkte, um welche zwei Schüler es sich handelten, wurde er ins Staunen versetzt. Dass Heiji gerade um die Wette lief, das war ihm klar, aber damit, dass die neue Austauschschülerin seine Gegnerin war, hätte er nicht gerechnet und vor allem nicht mit ihrem Tempo. Die beiden waren praktisch gleich schnell und somit war das Ende des Rennens ein Unentschieden, womit keiner im Raum gerechnet hätte. Schnaufend begaben sich Heiji und Kazuha zu ihren Klassenkameraden und wurden kräftig gelobt, besonders das Mädchen. „Hervorragende Leistung, ihr beiden. Ein wirklich spannendes Rennen und noch mit einem interessanten Ergebnis“, sprach nun auch Herr Frenklin seinen beiden Schülern sein Lob aus. Allerdings griff der Lehrer schnell zurück zu seinem eigentlichen Anliegen, wodurch nicht viel Zeit verloren ging. „Aber nun zurück zu unseren Matches. Ich werde nun die Namen der Schüler vorlesen, die zuerst Basketball spielen werden.“ Wie es der Zufall so wollte, waren natürlich Heiji und Kazuha in der Gruppe, die zuerst ein Basketballspiel ausgetragen hatte. Allerdings waren die zwei in verschiedenen Mannschaften, somit spielten sie gegeneinander. Und wie es so kommen musste, gewann auch Kazuhas Team, da diese in den letzten Minuten den entscheidenden Korb geworfen hatte. Ihre Mitstreiter umarmten sie sogleich, als das Match abgepfiffen wurde. Dieser Sieg entging ihrem Sportlehrer ebenfalls nicht, denn er hatte den Neuling seit dem Rennen gegen Heiji ein wenig beobachtet und war über ihre Leistung sehr erstaunt. „Ach, Tōyama?“, sprach Herr Frenklin Kazuha nach dem Unterricht an, die daraufhin ihr Gesicht zu ihrem Lehrer wand. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du solch eine Sportskanone bist. Es wird mir eine Freude sein, dir noch öfters bei Basketballspielen zusehen zu dürfen.“ Über seine Worte überrascht bedankte sich Kazuha dennoch und mit Shina und anderen Klassenkameraden verließ sie die Sporthalle, um sich auf dem Weg nach Hause zu machen. Am Schultor unterhielten sich die Mädchen aber noch ausgiebig, immerhin gab es an diesem Tag eine Menge Veränderungen. Durch das viele Lachen bemerkten die Oberschülerinnen nicht, wie sich eine Gruppe Jungen aus ihrer Klasse sich dem Tor näherten. Erst als ein Mädchen zur Seite guckte und ihre Freunde darauf ansprach, realisierten sie die Schüler. „Schaut mal. Da hinten ist Hattori-kun! Ist er nicht niedlich, wenn er lächelt?“, begann eine andere Klassenkameradin zu schwärmen und fragte auch gleich Kazuha: „Findest du nicht auch, Kazuha-chan?“ Diese schaute schweigend flüchtig zu der Jungengruppe herüber und musste lächeln: „Wenn ihr meint“, antwortete die Brünette, während sie immer noch Heiji anblickte. Dann verabschiedete sie sich aber von ihren Freundinnen, da sie langsam Hunger verspürte und außerdem ziemlich erschöpft vom überstandenen Schultag war. Als Heiji auffiel, dass Kazuha sich verabschiedet hatte und anscheinend den Heimweg einschlug, verließ auch der Detektiv seinen Freundeskreis mit der Ausrede, er müsse sich beeilen, um rechtzeitig zum Kendotrainung zu kommen. „Verfolgst du mich etwa oder warum läufst du mir die ganze Zeit schon hinterher?“, fragte Kazuha genervt auf dem Nachhauseweg, ohne sich nur einen Moment umgedreht zu haben. „Bilde dir bloß nichts ein. Ich muss zufällig auch in die Richtung“, klärte Heiji seine Klassenkameradin gelassen auf, damit sie nichts missverstand. Sich anschweigend beachtete die Brünette Heiji nicht mehr, der nur ein paar Meter hinter ihr lief. Plötzlich unterbrach sie die Stille, in dem sie leise aber hörbar flüsterte: „Stimmt. Dein ‚zufällig’ kenne ich bereits.“ Den Kopf hebend blickte Heiji den Rücken seiner Gesprächspartnerin an: „Werde nicht übermütig, nur weil es im Sportunterricht beim Einlaufen unentschieden stand und du mich im Basketballspiel durch deinen Korb in der letzten Minute besiegt hast. Dafür, dass ich hier in der Nähe wohne, kann ich schließlich nichts!“ Weitere Minuten herrschte Stille zwischen den beiden Oberschülern, die stur ihren Weg gingen ohne auf ihre Umgebung zu achten. Mit der Zeit näherten sie sich dem Katahama-Wohngebiet, in dem beide laut Freitag wohnten. Allmählich wurde Kazuha mulmig zu mute, denn Heiji befand sich immer noch hinter ihr. Ihr Tempo erhöhend lief sie nun schnellen Schrittes in eine Seitengasse hinein, denn das erste Haus auf der linken Seite war das ihrer Gastfamilie. Um die Ecke blickend stellte Kazuha fest, dass ihr ständiger Verfolger Heiji verschwunden war. „Wahrscheinlich wohnt er dann in der Nachbarschaft. Das kann ja heiter werden“, seufzte die Australierin auf und setzte erschöpft ihren Weg fort. Erleichtert blickte Kazuha vom Weg auf und entdeckte bereits Shibara vor dem Eingangstür des japanischen Hauses. Nun hatte auch die Frau ihre Austauschschülerin erblickt und winkte ihr lächelnd zu. „Da bist du ja! Ich habe bereits auf dich gewartet“, begrüßte die 42-Jährige die Brünette und forderte sie durch eine Handbewegung dazu auf durch das Tor zu gehen. Obwohl Kazuha das Haus bereits am Wochenende betrachtet hatte, war sie weiterhin von der Bauweise fasziniert und schaute dementsprechend auch den japanischen Garten an. Als sie allerdings in Richtung Eingangstür blickte, bemerkte sie, wie jemand unter den Kirschblüten stand und anscheinend auch das Haus betreten wollte. Als sie den Menschen jedoch erkannt hatte, kam sie nicht mehr aus dem Staunen heraus und stand mit geöffnetem Mund regungslos da. „Das kann doch nicht wahr sein. Unmöglich!“, schoss es Kazuha durch den Kopf. Nun hatte auch der Junge, den die Brünette die ganze Zeit über angestarrt hatte, sie ebenso bemerkt und konnte seinen Augen nicht trauen, wer sich dort am Eingangstor befand. Wie angewurzelt blieben die beiden stehen, bis sie plötzlich ihre Gedanken zeitgleich hinausposaunten: „DU!?“ ============================================ Mir fällt gerade zufällig auf, dass Heiji und Kazuha sich immer mit "DU!?" anschreien, wenn sie sich wieder sehen^^'' Scheint ansteckend zu sein! Nun gut, da ich für das nächste Kapitel so gut wie keine Planung habe, weiß ich auch nicht, wann es on kommen wird, aber ich werde mich sputen! bis dahin Ayaka^.~ PS: Falls es interessiert: unter den Charakteren habe ich nun auch ein Bild des Anwesens der Hattoris hochgeladen und erklärt, welchen Weg Heiji und Kazuha in diesem Kapitel gegangen sind... Kapitel 4: Aus diesem Kerl wird man nicht schlau! ------------------------------------------------- Aloha!^-^ Endlich habe ich es geschafft, dass KP fertig zu schreiben! Ich weiß, es hat sehr lange gedauert, aber dafür gefällt mir dieses Kapitel xDD Das ist doch auch was, oder?!? Leider passiert diesem Mal nicht sehr viel, dafür gibt es einige Aufklärungen, die bei mir auch nötig sind -_- Dann halte ich an dieser Stelle mal den Mund und wünsche euch einfach, viel Spaß beim Lesen ^.^ Kapitel 4: Aus diesem Kerl wird man nicht schlau! „Das kann doch nicht wahr sein?! Dieser komische Heiji soll mit mir in ein und demselben Haus wohnen und das für ein ganzes Jahr? Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein – das ist ein Albtraum! Aber… wenn er mein Gastbruder ist, warum hat dann weder Shibara, noch Hogo oder Kasumi ein Sterbenswörtchen über ihn verloren? Und warum bin ich ihm am Wochenende kein einziges Mal begegnet, wenn er doch auch hier wohnt? Selbst wenn er die zwei Tage bei Freunden verbracht haben sollte, er muss doch wenigstens gestern Abend nach Hause gekommen sein! Schließlich war heute wieder Schule angesagt! Da hätte ich doch was bemerken müssen, oder? Am Freitag habe ich ihn ja am Flughafen getroffen! Warum sollte er alleine nach Hause fahren, wenn seine Familie mich doch eh am Flughafen abholt? Wir hätten doch alle gemeinsam nach Hause fahren können. Vielleicht ist er ja an dem Abend schon zu Freunden gefahren und da ich nach dem dreizehnstündigen Flug ziemlich fertig war und deswegen auch früh ins Bett gegangen war, hätte ich ihn auch nicht hören können. An diesem Abend wäre es also möglich gewesen, dass er nach Mitternacht nach Hause gekommen ist. Am Samstag war ich auch relativ schnell in meinem Zimmer verschwunden und habe wie ein Murmeltier geschlafen. Aber gestern! Gestern Abend müsste ich ihn doch gesehen haben! Und heute Morgen doch auch, schließlich musste er ja auch zur Schule. Da hätte ich ihn beim Aufstehen oder auf dem Schulweg treffen müssen! Seltsam… Na ja, der Grund, warum er mir den ganzen Nachhauseweg heute ‚gefolgt’ ist, weiß ich ja nun auch. Er hatte also wirklich Recht und er wohnt tatsächlich in dieser Umgebung… um genauer zu sein: im selben Haus!! Aber warum habe ich ihn urplötzlich aus den Augen verloren und ihn dann wieder im Garten gesehen? Er ist doch die ganze Zeit hinter mir hergelaufen. Ach, ich werde aus diesem arroganten Kerl einfach nicht schlau. Vielleicht sollte ich Kasumi mal fragen. Sie weiß bestimmt ein paar Antworten auf meine Fragen…“ Am Abend herrschte ungewöhnliche Stille am Esstisch der Familie Hattori. Normalerweise war die vierköpfige Familie gewohnt, permanent jemanden reden zu hören und sei es nur ein Streit unter den Geschwistern um das letzte Stück Fisch. Doch an diesem Tag saßen alle kerzengerade auf ihren Kissen und aßen schweigend das köstliche Essen, welches Shizuka zusammen mit Kazuha zubereitet hatte. Nach einer Weile störte diese ruhige Atmosphäre die Hausfrau, die daraufhin ihre Schüssel Reis vor sich auf dem Tisch abstellte und ihre Kinder ansprach: „Na, ihr drei! Wie war denn euer erster Schultag?“ Während sowohl Kasumi, als auch Kazuha zu der 42-Jährigen aufblickten und den letzten Bissen runterschluckten, behielt Heiji seinen gesenkten Blick bei und schlang weiterhin sein angefangenes Stück Oktopus hinunter. „Ganz in Ordnung“, antwortete der Oberschüler mit vollem Mund. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Shizuka nach, denn die lustlose Art ihres Sohnes hatte sie leicht verwundert. Der Detektiv schaute nun das erste Mal in diesem Gespräch auf, allerdings nicht wie erwartet zu seiner Mutter, sondern zu Kazuha. „Hast du Shizuka beim Kochen heute Abend geholfen?“, informierte sich der Dunkelhaarige und starrte gleichgültig in die grünen Augen seines Gegenübers. „Ja… aber warum willst du das wissen?“, erwiderte die Australierin misstrauisch. Sie vermutete schon einen Grund für diese Frage, wollte aber erstmal die Antwort ihres Gastbruders abwarten. „Aha!“, stellte dieser resignierend fest und konnte sich nicht verkneifen, sarkastisch zu schmunzeln. „Ach, nur so! Rein aus Interesse.“ Kazuhas Blick verfinsterte sich drastisch, denn sie wusste genau, was ihr Gesprächspartner andeuten wollte. Ihm schmeckte das Essen also nicht?! Warum sagte er das denn nicht gleich? Dann würde sie sich wenigstens nicht seine arrogante Art antun müssen! „Du musst ja nichts essen, wenn es dir nicht schmeckt“, wies die Brünette Heiji darauf hin, aber mit einer friedlichen Stimme, als wäre sie die Ruhe in Person. Innerlich aber brodelte sie bereits. Der Angesprochene hingegen grinste abermals. „Das hast du jetzt gesagt!“, erwiderte Heiji ebenso sanft und nahm sich nun seine Reisschüssel vor. ‚Ruhig bleiben, Kazuha!’, ermahnte sich die Oberschülerin selbst. ‚Er ist nur ein angeberischer Besserwisser. Wenn du dich jetzt aufregst, dann machst du genau das, was dieser Kerl erreichen möchte. Spiele einfach seine dummen Spielchen mit!’ Einmal ein- und ausgeatmet und schon war Kazuha bereit zurückzuschlagen. Ihr schoss auch auf Anhieb eine Sache durch den Kopf, von der sie wusste, dass sie den Detektiven unheimlich auf die Palme bringen würde. Nicht lange zögernd konterte die Australierin, deren Lippen sich zu einem verschmitzen Grinsen zogen. „Du brauchst gar nicht so grimmig zu schauen, Heiji-kun! Nur weil du heute im Sportunterricht das Basketballmatch durch meinen entschiedenen Korb in den letzten Sekunden verloren hast und der Wettlauf gegen mich auch nur Unentschieden ausgegangen ist, brauchst du mich nicht runterziehen“, begann Kazuha ihren Plan in die Tat umzusetzen und widmete sich mit geschlossenen Augen wieder ihrem Essen. Sie war mit ihrem Kontermanöver zufrieden, denn ihr Ziel, Heiji eins auszuwischen, schlug nicht fehl, da die gesamte Familie Hattori nun ausgiebig lachte – mit Ausnahme des Detektivs. „Mein Sohn hat bei einem Wettrennen nicht gewinnen können? Und sein Gegner war zudem ein Mädchen?“, vergewisserte sich Heizo. Er konnte es einfach nicht glauben, dass sein Schützling verloren hatte. Selbst wenn es ein Unentschieden war, Heiji konnte nicht behaupten schneller gewesen zu sein. Gerade die Vorstellung, dass der braungebrannte Junge erkennen musste, Kazuha unterschätzt zu haben, war eine Augenweide und versetzte alle in ein lautes Gelächter. Heijis Gesichtsausdruck in der heutigen Sportstunde zu sehen, war für die Hattoris nicht nötig, denn sie kannten ihn schon und würden auch jederzeit darüber lachen. „Ich…ich kann mir genau vorstellen, welche Grimasse“, setzte Shizuka an, wobei sie einige Schwierigkeiten hatte, da sie sich das Lachen nicht verkneifen konnte, „du gezogen hast, als du bemerkt hattest, wie schnell Kazuha doch in Wirklichkeit ist.“ Sich das Gesicht ihres Sohnes vor Augen haltend bekam die Ehefrau erneut einen Lachanfall. „Oh…oh und ich bin mir sicher, dass er sich auch noch über sie lustig gemacht hat, von wegen sie könnte nicht schneller laufen oder sie solle sich nicht überanstrengen!“, gab nun auch Kasumi ihren Senf dazu, womit sie genau ins Schwarze traf. Während sich alle köstlich amüsierten, fiel Kazuhas Blick auf ihren Gastbruder, welcher inzwischen einen deutlich erkennbaren Rotschimmer um die Nasenspitze hatte. Ihm war die Situation äußerst peinlich, schließlich war er es, der das Mädchen aufziehen wollte, doch mit einem Schlag hatte sich der Spieß umgedreht und er konnte nichts dagegen unternehmen. Kleinlaut nahm der Westjapaner einen großen Schluck seines Getränks, wobei Kazuha ihn beobachtete. ‚Ein wenig tut er mir ja auch Leid. Alle lachen und er kann nicht dagegen vorgehen! Das muss für einen Macho wie ihn ziemlich peinlich sein, auch wenn er es eindeutig verdient hat’, bekam die Brünette Mitleid mit ihrem Klassenkamerad und versuchte daher schleunigst das Thema zu wechseln. „Ach, Shibara, das Essen schmeckt wirklich spitzenklasse! Jedes Mal, wenn ich etwas Neues probiere, kann ich nicht verstehen, wie ich es all die Jahre lang ohne diese Spezialitäten in Sydney ausgehalten habe“, lobte das Mädchen die Gerichte. „Das ist ja auch kein Wunder!“, antwortete Kasumi stolz, „Okāsan ist immerhin für ihre Kochkünste in der ganzen Umgebung bekannt, da wundert es mich kein bisschen, dass du hin und weg bist! Aber sag mal…“ Die Mittelschülerin schien zu überlegen, als Kazuha interessiert den Kopf zu ihr drehte. „… ‚Shibara’? ‚Hogo’? Wie bist du damals auf diese komischen Namen gekommen?“, fragte Kasumi das Mädchen, das zuerst begann zu lachen. „Nun ja, weißt du“, setzte Kazuha an, „früher als ich noch klein war, bin ich nur ein paar Mal hier gewesen und-“ „Das ist doch leicht zu erklären, Kasumi!“, redete der Meisterdetektiv des Westens dazwischen, wodurch die Teenager ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten. „‚Hogo’ ist leicht nachzuvollziehen. Die Silbe ‚zo’ aus Heizo heißt in einer Bedeutung Elefant. Dieses Tier steht im Jupiter. Der Jupiter ist aber im europäischen Sternenbild das Sternzeichen Schütze, was im weiteren Sinne auch ‚hogo’ bedeuten kann. Außerdem ist Otōsan Polizist, das heißt er beschützt die Bevölkerung. ‚Shibara’ wiederum ist ein Zahlenrätsel, denn die Silbe ‚shi’ aus Shizuka stellt die Zahl vier dar. Wie du weißt, Kasumi, betrieb Okāsan früher Kendo und nahm daher in ihrer Schulzeit an vielen Turnieren teil. Da sie nicht widerstehen konnte, einige Fotos einzurahmen und aufzuhängen, kann man als Besucher gar nicht anders als an den Wänden des Eingangbereichs diese Bilder zu sehen. ‚Chambára’ bedeutet Schwertkampf und da Kendo schließlich eine Schwertkunst ist, hat Kazuha dieses Wort früher mit Shizuka in Verbindung gebracht. Der Rest ist ziemlich einfach, ein kleines Spielchen um genauer zu sein. Da ‚shi’ vier bedeutet, nimmt man einfach nach der Silbe die vier Buchstaben von Shizuka und hängt an das ‚shi’ die letzten vier Buchstaben von ‚Chambára’ an. Also shi und -bara. Praktisch ein Tausch der letzten vier Buchstaben“, erklärte Heiji mit einem gewissen Unterton in der Stimme, der nicht verborgen geblieben war. „Also wirklich, Kazuha“, fügte der Oberschüler noch spöttisch hinzu, „Wie du auf die Namen gekommen bist, ist nun wirklich keine Meisterleistung. Da hättest du dir ein bisschen mehr Mühe geben können.“ ‚Und ich habe diesen Depp gerade noch bemitleidet? Was für eine dumme Gans ich doch bin’, konnte Kazuha sich im selben Moment ohrfeigen. Siegessicher schaute der Detektiv zu seiner Gastschwester herüber, wobei er sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen konnte. Er hatte wieder zurückgeschlagen und dabei mächtig gepunktet, das erkannte er bereits an ihrem genervten Gesichtsausdruck, den er kassiert hatte. Obwohl Heiji seine neue Mitbewohnerin nicht lange kannte, stand eines seiner Meinung nach Kazuha am besten: der Blick, der ihm verriet, dass sie ihn am liebsten den Hals umdrehen würde. Zufälligerweise warf die Australierin ihm gerade diesen Blick zu, wodurch der Westjapaner noch ein breites Grinsen aufsetzte. „Entschuldigung, aber ich war damals erst sechs Jahre alt!“, verteidigte sich Kazuha mit hebender Stimme. Auch wenn die Brünette ihren neuen Klassenkamerad erst seit ungefähr drei Tagen kannte, konnte sie bereits zig Dinge aufzählen, die sie auf die Palme brachte. Darunter fiel auch dieses arrogante und selbstsichere Grinsen, das der Detektiv an den Tag legte. „Auch im Alter von sechs Jahren hatte ich schon bessere Einfälle, als du je haben wirst“, konterte Heiji mit einem noch breiteren spöttischen Grinsen. Das Gespräch stumm verfolgend unterbrach Heizo schließlich das Gezanke der beiden Oberschüler: „Ach, Kazuha-chan? Willst du heute Abend nicht zu Hause anrufen? Seitdem du hier bist, hast du noch kein einziges Mal ein Telefonat mit einem Vater geführt.“ Während die Angesprochene ihren Fisch hinunterschluckte, überlegte sie und antwortete daraufhin skeptisch: „Aber das kostet doch sehr viel!“ „Ach was“, entgegnete Shizuka gelassen, „bisher hast du dich noch nicht zu Hause gemeldet. Dein Vater wartet bestimmt schon auf deinen Anruf.“ Kazuha war immer noch nicht vollkommen überzeugt, wollte aber in diesem Moment auch nicht widersprechen. Währenddessen hing Heiji seinen eigenen Gedanken hinterher. Eine Sache hatte ihm im Gespräch gerade eben stutzig gemacht. ‚Sowohl Otōsan als auch Okāsan haben Kazuhas Zuhause mit ihrem Vater in Verbindung gebracht, nicht aber mit ihrer Mutter. Seltsam…’ Zwar rätselte der Oberschüler noch eine Weile und überlegte sich mögliche Gründe, sprach das Thema aber nicht an. Ein Anlass dafür war zum einen die Austauschschülerin selbst. Somit hielt sich der Junge erstmals aus den Unterhaltungen seiner Familie heraus und ließ sich das sehr gut schmeckende Essen auf der Zunge zergähn. Nachdem das Abendessen beendet war und die Australierin das Geschirr abwaschen wollte, schlenderte sie müde in das Zimmer ihrer Gastschwester Kasumi. Denn die Gedanken, warum Heiji über das Wochenende kein einziges Mal zu Hause war und das Thema auch von Shizuka oder Heizo nicht angesprochen wurde, bereiteten ihr immer noch Kopfzerbrechen. Während sie die Treppen zum Obergeschoss hinaufstieg und nur noch einige Stufen vor ihr lagen, ging sie weiterhin ihren Gedanken nach und bemerkte daher nicht, wie sie nach einigen Sekunden bereits vor Kasumis Zimmer stand. Eine Weile starrte Kazuha blinzelnd die Tür vor sich an und bemerkte dann erst, wo sie sich befand. Schließlich klopfte sie an der Zimmertür ihrer Mitbewohnerin an, nachdem sie einmal tief ein- und ausgeatmet hatte. „Herein!“, ertönte eine freundliche Stimme im Zimmer, welches Kazuha daraufhin leise betrat. „Ah, du bist es Kazuha!“, wunderte sich Kasumi und wand sich mit ihrem Drehstuhl zu ihrer Freundin, die sich nun daraufhin der Mittelschülerin näherte. „Entschuldige, wenn ich dich störe“, begann Kazuha leicht zögernd und blickte auf ihre Gastschwester. Der 17-Jährige war die Situation etwas unangenehm. „Keine Ursache! Ich bin gerade mit den Hausaufgaben fertig geworden. Was möchtest du denn?“, fragte Kasumi interessiert nach, während Kazuha sich auf ihren Wunsch hin aufs Bett niederließ. „Nun, mir ist aufgefallen, dass, nachdem ich Heiji-kun heute Abend hier zum ersten Mal begegnet bin, er weder am Freitag, noch am Wochenende zu Hause war. Außerdem habt ihr drei auch kein Sterbenswörtchen über ihn verloren, seitdem ich hier gelandet bin.“ Eine ungewöhnliche Stille kehrte zwischen den zwei Mädchen ein, in der Kasumi ihre Gegenüber verdutzt anblickte, dann plötzlich in ein lautes Lachen schwenkte. ‚Warum lacht sie denn jetzt?’, stellte sich Kazuha gedanklich die Frage. Sie verstand vorne und hinten nicht, was sie gesagt haben soll, dass ihre Mitbewohnerin darüber lachen muss. Als sich die Situation nach ein paar Minuten nicht zu bessern schien, sprach sie ihre Gedanken aus und fragte leicht genervt nach: „Was ist daran lustig? Ich meine das ernst!“ Mit einem Ruck erhob sich die Angesprochene vom Holzboden und setzte sich kichernd zu ihrer Gesprächspartnerin aufs Bett, sodass sich die beiden gegenüber saß. Offenbar hatte sich die Mittelschülerin beruhigt, so schien es jedoch Kazuha. „Also, du fragst dich, warum mein Bruder das ganze Wochenende nicht zu Hause war und wir dir auch nichts über ihn erzählt haben, seitdem du hier bist?“, fragte Kasumi nochmals nach, worauf sie ein Nicken ihrer Freundin erhielt. „Nun ja“, begann Kasumi, auf Kazuhas Frage einzugehen, „Du kennst mein Bruder zwar erst seit heute, aber wie du bestimmt schon gemerkt hast, ist er ziemlich stur und beharrt öfters darauf Recht zu behalten.“ Darauf musste Kazuha augenblicklich lachen, denn diese Eigenschaft ihres Klassenkammerades ist ihr, wie Kasumi schon vermutet hatte, bekannt. „Ja, das habe ich tatsächlich schon mitbekommen“, erwiderte die Australierin, während sie sich an den heutigen Tag zurückerinnerte. Angefangen vom Treffen in der Klasse, über die Streiterei in der Pause und im Sportunterricht, bis hin zum Weg nach Hause. „Das wundert mich nicht im Geringsten.“, spielte Kasumi genervt, wobei sie die Arme verschränkte und den Kopf schüttelte. Dieser Anblick brachte Kazuha erneut zum Lachen, bei dem die Mittelschülerin grinsend aufschaute, dann aber fort fuhr: „Aber Scherz beiseite: da heute ja wieder die Schule begonnen hat, wollte Heiji von letzte Woche Donnerstag bis Sonntagmittag noch mal seine zwei Freunde in Tokyo besuchen und mit ihnen eine Stadtrundfahrt machen. Wie ich aber mitbekommen habe, fanden sie zusammen eine Leiche im Fluss um den Stadtteil Shinijuku.“ Kasumi legte eine kleine Pause ein, um der 17-Jährigen Zeit zu geben, die eben genannten Fakten sacken zu lassen. „Du musst wissen, Kazuha, Heiji ist ein berühmter Detektiv hier in der Kansai-Region. Er hat bereits viele knifflige Fälle gelöst und wird daher auch ‚Der Detektiv des Westens’ genannt. Sein Freund in Tokyo, Kudo Shinichi, ist ebenfalls ein gefeierter Detektiv und steht in Sachen Talent meinem Bruder in nichts nach, wodurch man ihn auch mit ‚Der Detektiv des Ostens’ in Verbindung bringt. Ich glaube, die beiden hatten sich bei einem Fall in Tokyo kennen gelernt. Da bin ich mir allerdings nicht sicher, denn Heiji wollte mir nie erzählen, wie sie sich getroffen haben. Aber das tut jetzt auch nichts zur Sache“, fügte die Japanerin hinzu. Nach einer kurzen Denkpause ergänzte sie noch: „Von Otōsan weißt ich, dass Kommissar Otaki Heiji am Freitagabend auf sein Handy angerufen und ihn gefragt hatte, ob er ihm beim Fall am Dojima-Fluss helfen würde, der sich am Donnerstag ereignet hatte. Auch dort wurde nämlich eine Leiche gefunden. Da fällt mir ein: Otaki hatte gesagt, dass Heiji während des Telefonates bereits in Ōsaka war. Aber warum? Ich dachte, er wäre nach Ōsaka geflogen, weil Otaki ihn um Hilfe gebeten hatte und sich der Mord in Tokyo mit dem hier ähnelt.“ In der Zwischenzeit hing Kazuha ihren eigenen Gedanken hinterher: ‚Stimmt. Als ich Freitagabend um 22 Uhr hier in Ōsaka gelandet bin, habe ich Heiji-kun ja am Flughafen getroffen. Als wir uns dann unterhalten haben, bekam er auch einen Anruf auf sein Handy. Das muss bestimmt der Kommissar Otaki gewesen sein. Wenn das wirklich so ist, könnte es eigentlich nur einen Grund geben, warum Heiji-kun bereits vor dem Telefonat nach Ōsaka geflogen ist.’ Noch eine Weile dachte die Australierin nach, bis sie ihre Vermutung ihrer Gastschwester mitteilte: „Kann es nicht sein, dass dein Bruder den Mordfall in Ōsaka in den Nachrichten am Abend gesehen hatte und daraufhin zurückgeflogen war? Es könnte sich doch so ereignet haben: zuerst war Heiji-kun am Donnerstag nach Tokyo geflogen, um mit seinen Freunden die Stadt zu besichtigen. Am Freitag fanden sie dann die Leiche im Fluss und begannen zügig mit den Ermittlungen. Als er dann am Abend desselben Tages mit seinen Freunden zu deren Haus gegangen war, sah er im Fernseher die Nachricht, dass eine Leiche im Dojima-Fluss aufgefunden wurde und machte sich auf dem Weg nach Ōsaka, um sich die Unterlagen dieses Falles zu besorgen. Bestimmt sah Heiji-kun einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden, schließlich deuten sie auf ein und denselben Täter hin. Nachdem Heiji-kun dann in Ōsaka gelandet war, erhielt er einen Anruf auf sein Handy, bei dem Kommissar Otaki ihn um Hilfe bei dem Fall bat. Dies kam deinem Bruder entgegen, weshalb er mit dem Taxi direkt zum Hauptquartier gefahren war und dort die Unterlagen durchgegangen war“, schlussfolgerte Kazuha und fügte noch hinzu: „Dies würde auch erklären, warum er Freitagabend nicht zu Hause war.“ Nun schaute Kasumi ihre Gegenüber verblüfft an und erwiderte: „Heiji ist aber am Freitag nach Hause gekommen!“ Aus den Gedanken gerissen blickte die Oberstufenschülerin auf und realisierte erst jetzt, was ihre Freundin gesagt hatte. „Was?“, brachte Kazuha als einziges heraus, denn sie war zu verwundert über diesen Widerspruch. „Ja, Heiji war Freitag zu Hause! Okay, er kam erst nach Mitternacht gegen ein Uhr zurück und verschwand auch am Samstagmorgen gleich wieder um sieben Uhr. Ich glaube, er wollte wieder zurück nach Tokyo fliegen, um erneut mit Shinichi-kun in dem Fall zu ermitteln. Also wirklich! Der Kerl war am Morgen so laut, dass jeder davon aufgewacht ist“, seufzte die 15-Jährige laut. „Zuerst vergisst er die Badezimmertür zu schließen, sodass man im ganzen Haus die Dusche hören konnte, dann wollte er nicht einmal frühstücken, was Okāsan ziemlich aufgeregt hatte und war schnurstracks ohne viele Worte aus dem Haus gegangen und zu guter Letzt hat er die Haustür auch noch zu geknallt und war wie ein Irrer zur Bushaltestelle gerannt!“ Während Kasumi weiterhin Dinge auflistete, die sie an ihrem Bruder stört, hörte Kazuha ihr bereits nicht mehr zu, da sie abermals in Gedanken versunken war. ‚Jetzt wird mir einiges klar! Dann war es also Heiji-kun, der mich am Samstagmorgen durch den Lärm so früh geweckt hatte. Und die Pfütze im Badezimmer stammt dann auch von ihm. Okay, dann war er am Freitag so spät heimgekehrt und Samstag so früh verschwunden, dass ich ihn nicht sehen konnte. Wahrscheinlich hat sich dies dann auch am Sonntag wiederholt oder er ist über das Wochenende bei seinen Freunden in Tokyo geblieben. Aber damit stehen immer noch einige Fragen offen!’ Diese wollte die Austauschschülerin auch beantwortet haben, sodass sie Kasumi unterbrach und verwundert nachharkte: „Jetzt verstehe ich zwar, warum ich deinen Bruder am Wochenende nicht zu Gesicht bekommen habe, aber wieso hat er sich nicht heute Morgen blicken lassen? Immerhin haben wir beide denselben Schulweg und auch er musste heute Morgen aufstehen. Und als ich in der Klasse vorgestellt worden bin, war er auch anwesend! Und dann verstehe ich nicht, warum ich ihm auf dem Nachhauseweg aus den Augen verloren habe. Er lief die ganze Zeit hinter mir her, aber nach der vorletzte Gabelung war er plötzlich vom Erdboden verschwunden!“ Abermals konnte sich Kasumi das Lachen nicht verkneifen, allerdings dauerte es dieses Mal wesentlich länger! Sich wieder einigermaßen aufrichtend versuchte die Japanerin zu antworten, dies war allerdings eine lange Zeit vergeblich. Dann jedoch beruhigte sie sich wieder und war in der Lage zu entgegnen: „Ach! Das liegt einfach daran, dass Heiji eine einzige Schlafsuse ist! Er vergeudet die halbe Nacht mit dem Lösen von Fällen und schläft dann bis Mittag! In den Ferien funktioniert das ja noch, aber wenn die Schule wieder beginnt, kriegt er am Sonntag nie die Kurve und verschläft deswegen immer! Dann hat Okāsan jedes Mal die ehrenvolle Aufgabe ihn zur Schule fahren zu dürfen. Und der Grund, warum Heiji auf einmal hinter dir verschwunden war, ist einfach der, dass er sich angewohnt hat, über den Garten ins Haus zu kommen. Er biegt einfach an der Gabelung links ab und nimmt den Steinweg bei den Kirschblüten in unserem Garten, dann ist wesentlich schneller zu Hause, als wenn er die Hauptstraße entlang geht!“ Obwohl Kazuha anfangs nicht verstanden hatte, warum ihre Mitbewohnerin bei ihrer Frage so lachen musste, konnte sie es nun vollkommen nachvollziehen! ‚Heiji-kun ist solch eine Pflaume!’, dachte sich die Australierin ihren Teil und lag lachend auf Kasumis Bett, als diese allerdings beginnen wollte, noch etwas hinzuzufügen. ‚Was kommt denn jetzt?’, fragte sich die Oberstufenschülerin gedanklich, während sie gebannt auf ihr Gegenüber starrte, ‚Hat er noch was angestellt? Wenn das so weitergeht, muss ich mir wohl ernsthafte Sorgen machen!’ Doch als Kazuha die Japanerin genauer unter die Lupe nahm, stellte sie fest, dass Kasumi gar nicht vor Spaß lächelte, sondern ein ernstes und ein wenig trauriges Lächeln aufsetze. Völlig gespannt lauschte Kazuha den Worten ihrer Freundin. „Auch wenn mein Bruder nervt, stur, arrogant, rechthaberisch, hochmütig, bockig und unsensibel ist, jeden ersten Schultag verpennt, immer nur ans Essen denkt und ständig bei seinen Fällen hängt…“ Kasumi blickte auf, „Er ist ein toller Bruder!“ Dieser Wandel verblüffte Kazuha so sehr, dass sie nur mit leicht geöffnetem Mund da saß und Kasumi weiterhin anstarrte, die in diesem Moment fort fuhr: „Wenn er etwas verspricht, hält er es auch, selbst wenn er auf Dinge, die ihm wichtig sind, verzichten oder sein Kendotraining absagen muss! Wenn ich Probleme haben, kann ich ihn immer um Rat fragen! Und wenn ich von irgendwelchen Typen dumm angequatscht werde, kommt er mir zur Hilfe geeilt!“ Lächelnd erinnerte sich die Mittelschülerin an die Zeiten, in der ihr Bruder hatte alles stehen und liegen gelassen, um ihr zu helfen und für sie da zu. Sie war vollkommen in Gedanken versunken, als Kazuha nur durch ein einiges ‚Aha!’ die Aufmerksamkeit erlangte. Verwundert blickte Kasumi von ihrer Bettdecke auf die traurig grinsende Kazuha. „Was?“, fragte die jüngste Hattori überrascht nach. „Ist was?“ „Ganz und gar nicht! Ach ja, es gibt noch eine Frage, die bisher unbeantwortet ist!“ Die Osakaerin setzte einen überraschten Gesichtsausdruck auf, doch die Grünäugige ließ sich nicht beirren und stellte gespannt ihre Frage: „Warum habt ihr weder mir noch Heiji-kun von dem jeweiligen anderen erzählt?“ Obwohl diese Nachfrage simpel formuliert war, schien Kasumi nicht verstanden zu haben, weswegen Kazuha näher erläuterte: „Ich wusste vor ein paar Stunden nicht einmal, dass ich ein Gastbruder habe und er hatte auch keinen Schimmer, dass in seinem Haus eine Austauschschülerin wohnt! Schließlich hatte er mich genauso verblüfft angestarrt, als wir uns im Garten nach der Schule wieder getroffen haben! Daraus folgt, dass ihr ihn nicht eingeweiht habt! Aber warum?“ Der erstaunte Ausdruck auf Kasumis Gesicht wandelte sich blitzschnell in ein verschmitztes. Sie kannte den Grund für das Schweigen gegenüber ihrem Bruders und über diesen konnte die Westjapanerin sich einfach jedes Mal ins Fäustchen lachen. „Ach, das meinst du! Da gibt es einen speziellen Grund, den mir meine Eltern erzählt haben. Aber das…“, sie legte eine kleine Pause ein, „…ist ein Geheimnis!“ Unweigerlich kippte die Austauschschülerin zur Seite um, denn auf solch eine Antwort war sie keineswegs gefasst. „Komm schon, Kasumi!“, bettelte Kazuha die Hände zusammen gefaltet, „Ich werde es nicht weitersagen! Versprochen!“ „Nein!“, entgegnete die Angesprochene grinsend, „Das kann ich dir leider nicht verraten! Aber ich gebe dir einen Tipp: des Rätsels Lösung liegt in der Vorzeit.“ „In der Vorzeit?“, hinterfragte Kazuha leicht genervt, „Was soll das denn bedeuten?“ „Das gilt es herauszufinden!“, erklärte die Jüngere und ging summend zu ihrem Schreibtisch, „Und Heiji brauchst du auch nicht zu fragen. Ihm haben wir nämlich auch dasselbe auf seine Frage hin geantwortet!“ Ihre Augen zu Schlitzen geformt stand Kazuha auf und verließ murrend das Zimmer ihrer Gastschwester. Bevor sie allerdings die Tür schloss, kündigte sie noch an, nun duschen zu gehen. Mit gesenktem Kopf schlenderte die Brünette auf dem Weg ins Badezimmer, welches am anderen Ende des Ganges lag. ‚Was meinte sie wohl mit Vorzeit?’, fragte sich Kazuha immer und immer wieder. Einen Denkanstoß oder sogar die Antwort erhielt sie dadurch aber nicht! ‚Was kann Vorzeit bloß bedeuten?’ Wegen ihrer Gedanken bemerkte Kazuha zu ihrem Leidwesen nicht, wie sie bereits an der gewünschten Badezimmertür angekommen und abwesend diese öffnete. Aufgestiegener Dampf und plätscherndes Wasser ließen sie allerdings aus ihren Tagträumen erwachen, in denen sie in diesem Moment aber lieber noch gesteckt hätte. Der sich ihr bietende Anblick ließ Kazuha voll und ganz verstummen, als sie sich jedoch fassen konnte, brachte sie nichts weiter, als ein Geschrei heraus. Schnellen Schrittes rannte die Australierin zurück in das Zimmer ihrer Gastschwester, dessen Tür sie mit Schwung aufriss und Kazuha keuchend vor Kasumi halt machte. „Was ist passiert?“, erkundigte sich diese panisch und sprang von ihrem Drehstuhl auf. „Warum…“, begann die 17-Jährige außer Atem, musste allerdings stocken. „Warum was?“, hinterfragte die Mittelschülerin verwundert, Kazuha jedoch sammelte einen Augenblick ihre Kräfte und schrie lauthals: „WARUM HAST DU MIR NICHT GESAGT, DASS DEIN BRUDER NOCH IM BAD IST???“ Perplex schaute Kasumi ihr Gegenüber an, denn sie verstand nicht den Grund für diesen Wutausbruch, weswegen sie nachfragte: „Worin liegt das Problem? Du hast ihn doch heute den ganzen Tag gesehen.“ „Ja, aber nicht nur mit einem KLEINEN HANDTUCH UM DIE HÜFTE BEKLEIDET!!“ Nochmals ein- und ausatmend hatte sich Kazuha einigermaßen beruhigt und auch ihr Puls hatte sich wieder normalisiert. Währenddessen blinzelte Kasumi nur des Öfteren, fing danach aber lachend an zu erklären. „Ah, genau! Das war es, was ich gerade eben vergessen habe aufzuzählen. Tja, Heiji hat die dumme Angewohnheit, nie irgendwelche Räume abzuschließen, selbst wenn Besuch da ist! Oder er läuft nach dem Duschen nur mit einem Handtuch durchs Haus.“ „Und das hättest du mir nicht vorher sagen können?!?“, stöhnte Kazuha vorwurfsvoll. „Ich wusste nicht einmal, dass er im Bad ist, wie hätte ich es dir dann sagen sollen. Obwohl…“, stockte Heijis Schwester und kratzte sich verlegen an der Wange, „…er duscht eigentlich immer um diese Zeit, da er immer kurz vorher vom Kendotraining zurückkommt.“ Je näher das Mädchen dem Satzende kam, desto leiser wurde es. Seufzend begab sich Kazuha aus dem Zimmer auf dem Weg in ihr Eigenes. Immerhin hatte sie noch ihre gesamten Hausaufragen vor sich, da sie durch den ganzen Terz vor, beim und nach dem Abendessen nicht dazu gekommen war, ein paar Fächer abzuarbeiten. Daher schöpfte sie neuen Mut und beschloss nun zügig zu arbeiten, um später vielleicht sogar noch mit ihrem Vater zu telefonieren. Nach einer geschlagenen Stunde, in der die fleißige Schülerin die Hausaufgaben aller Fächer abgearbeitet hatte, standen lediglich die Chemieaufgaben noch offen. Obwohl Kazuha immer gute Noten in Naturwissenschaften gehabt hatte, kam sie einfach nicht auf die Lösung der vor ihr liegenden Aufgabe. Das Thema lautete Elektrochemie, wozu ihr Lehrer in den heutigen Stunden einige Experimente durchgeführt hatte. Die Hausaufgabe bestand darin, die Zeit zu berechnen, in der ein Bleiakkumulator einen gleichmäßigen Strom der Stromstärke I=1,0 A liefern konnte. Ihren Bleistift anknabbernd ging die Australierin erneut jeden einzelnen Schritt durch. Doch als jemand an ihrer Zimmertür klopfte, verlor sie den Faden. Genervt blickte Kazuha von ihren Aufgaben zur Tür und rief ein lautes ‚Herein!’, wodurch der außen Stehende das Zimmer betrat. Wie nicht anders zu erwarten war, stand ihr Gastbruder Heiji an der Schwelle und grinste sie schelmisch an. „Das Bad ist frei, wenn du noch hinein möchtest“, informierte der Detektiv seine Klassenkameradin grinsend, die daraufhin nur stöhnte und wieder versuchte sich ihren Aufgaben zu widmen. „Nein danke, aber ich möchte schnellstmöglich mit den Hausaufgaben durchkommen, um meinen Vater noch anrufen zu können“, erwiderte die Australierin und schenkte ihrem Gastbruder keine Aufmerksamkeit mehr, der sie daraufhin von seinem Standpunkt aus beobachtete. Bereits aus dieser Entfernung erkannte Heiji schnell, dass seine Gastschwester Probleme mit den Aufgaben hatte, weshalb er sich ihr leise näherte. „Welches Fach ist es denn?“, erkundigte sich der Westjapaner verständnisvoll und blickte über ihre Schultern auf das Heft mit den Aufgaben. „Chemie“, entgegnete Kazuha knapp und warf den Bleistift aus Frust auf den Tisch. Sie verstand auf Teufel kam raus nicht, wieso laut ihr Rechnung die Autobatterie eine Laufzeit von über 97.000 Stunden hatte, denn ihr war klar, dass es keine Batterie gab, die eine solch lange Laufzeit am Stück besaß. Nachdem der Grünäugige sich die Aufgabenstellung durchgelesen hatte und darauf ihre Lösungsschritte durchgegangen war, sprang ihm schon ein Fehler ins Auge. Sich den Bleistift schnappend zeigte er mit dessen Ende auf den entschiedenen Fehler und erläuterte diesen: „Schaue dir mal diese Gleichung an! Hier hast du einen Fehler bei der Umformung gemacht. Es müsste n=m/M heißen und nicht n=M/m. Du hast einfach die Variabeln vertauscht und dann ist es kein Wunder, warum du eine viel zu hohe Ladung und damit eine viel zu große Zeitspanne als Ergebnis herausbekommst. Ansonsten sind all deine Lösungswege korrekt, wenn du jetzt nur noch die richtige Formel einsetzt, hast du das Ergebnis.“ Überrascht wand Kazuha ihren Kopf zu den Meisterdetektiven herum, der sie daraufhin ebenfalls anblickte und fragte: „Was ist? Habe ich vielleicht etwas im Gesicht?“ Mit zu Schlitzen zusammengezogenen Augen widmete sich die Schülerin wieder ihrer Aufgabe, antwortete ihrem Gastbruder aber, um ihn zufrieden zu stellen: „Ach, nichts!“ Da Kazuha nun begann, ihren Fehler auszumerzen und konzentriert jeden Schritt nachrechnete, wollte Heiji sie davon keineswegs abhalten und wand sich zur Tür herum. Bevor er diese aber öffnete, bat der Westjapaner seine Mitbewohnerin noch um einen Gefallen: „Wenn du mit deinem Vater telefonierst, richte ihm schöne Grüße von mir aus.“ Wie schon so oft an diesem Abend starrte die Grünäugige ihr Gegenüber verblüfft an und erntete abermals ein Grinsen seinerseits. Heiji war bereits kurz davor die Zimmertür zu schließen, als er von Kazuha mit zwei leisen, aber durchaus hörbaren Worten vollkommen aus der Fassung gebracht worden war. „Vielen Dank!“, flüsterte Kazuha mit einem dankenden Lächeln und sah mit an, wie der Detektiv sie versteinert fixierte. „Wolltest du nicht gerade gehen?“, fragte die Australierin nach, um den Jungen in die Realität zu bringen. Sich über sein eigenes Verhalten wundernd setzte sich Heiji in Bewegung und schloss darauf endlich die Tür. Als Kazuha auf diese blickte, musste sie ein wenig schmunzeln und erinnerte sich sogleich an Kasumi Worte vor einigen Stunden. ‚Wenn ich Probleme haben, kann ich ihn immer um Rat fragen! Das gilt ja dann wahrscheinlich auch für Probleme bei den Hausaufgaben, was?’, dachte sich Kazuha, während sie die Lösung der Chemieaufgabe unter der Rechnung aufschrieb. ‚Aus diesem Kerl werde ich wirklich nicht schlau!’ ============================================ Das war's wieder mal... Ich werde dieses Mal versuchen, das nächste KP schneller hochzuladen, versprechen kann ich aber nichts T.T An dieser Stelle möchte ich noch Kimie_Yashi danken, die eine tolle Betaleserin ist und mir mit der Chemieaufgabe in diesem KP geholfen hat... Mit Chemie habe ich absolut nichts am Hut, sie dafür hatte es als LK! Die perfekte Person also xDDD So, dann bis zum nächsten Mal, Ayaka Kapitel 5: Tanabata-Fest Teil 1 ------------------------------- Aloha, meine Lieben!^-^ Ja, ich weiß: es ist schon Ewigkeiten her, seit ich das letzte Kapitel hochgeladen habe - und das tut mir auch schrecklich Leid T-T Aber jetzt ist es wieder soweit: ein neues Kapitel ist online :3 Wie ihr wahrscheinlich schon bemerkt habt, ist das hier der erste Teil. Der zweite wird auch bald folgen, jedenfalls bemühe ich mich jetzt mehr zu schreiben und öfters hochzuladen. Alsoooooo....VIEL SPAß!!! Ayaka^.~ PS: Und vielen Dank nochmal an meine Sis Kimie_Yashi für das Betalesen! Kapitel 5: Tanabata-Fest Teil 1 Noch am selben Abend, an dem Kazuha, dank Heijis Hilfe, die Chemiehausaufgaben schnell gelöst hatte, rief sie mit ihrem Handy ihren Vater an, mit dem sie auch eine lange Zeit gesprochen hatte. Aus diesem Grund war die Austauschschülerin erst nach Mitternacht zur Ruhe gekommen und bis sie ins Land der Träume fiel, verging zusätzlich eine weitere Stunde. Der Grund für die lange Zeit, die Kazuha benötigte, um einzuschlafen, war unter anderem ihr Gastbruder Heiji. ‚Das kann doch nicht wahr sein?’, flüsterte Kazuha leise vor sich hin. ‚Ich will endlich einschlafen! Warum muss ich ständig an Kasumis Worte denken? ‚Vorahnung’ und dass er so lieb war, mir bei meinen Hausaufgaben zu helfen, damit ich endlich mit Vater reden konnte, war wirklich süß von ihm. Öhm… süß? Er und… süß?! Na das kann ja noch was werden!’, schüttelte Kazuha bedenklich den Kopf und vergrub ihr Gesicht im Kopfkissen, damit sie endlich einschlafen könnte. Dieser Abend lag nun schon eine Wochen zurück. „Heiji? Bist du fertig?“, erkundigte Shizuka sich an der Treppe nach ihrem Sohn, der – mal wieder – nicht rechtzeitig aufgestanden war und Kazuha daher lange Zeit im Flur warten ließ. „Ich komme schon! Nur keine Panik!“, wies Heiji genervt an, während er die Treppenstufen hinunterstürmte und neben seiner Mutter stehen blieb. „Es ist bereits 7:55 Uhr! Ihr müsst euch beeilen!“, informierte die Hausfrau sorgend die zwei Jugendlichen. Bei Heiji allerdings war kein Funken Hektik erkennbar, lediglich ein wenig Zorn! Nachdem er sich seine Schuhe, auf einem Bein stehend, angezogen und seine Schuljacke vom Ständer abgehangen hatte, lief der Japaner auch schon in die Küche, um sich noch ein paar Sachen zu holen. „Ja ja, das passt schon“, lächelte der Detektiv und schaute sich im Raum um, auf der Suche nach seiner jüngeren Schwester. Nachdem er sie nirgends erblicken konnte, fragte er schließlich bei seiner Mutter nach: „Weißt du, wo Kasumi ist? Sag mir jetzt bitte nicht, dass sie auch verschlafen hat! Mich immer kritisieren, dass ich so spät ins Bett gehe und dann nicht früh auf-“ „Du solltest nicht von dir auf andere schließen, Heiji-kun“, ermahnte Kazuha lachend, die sich die gesamte Zeit im Hintergrund gehalten hatte. Aber diesen passenden Kommentar konnte sie sich einfach nicht verkneifen. Viel zu schön war es zu sehen, wie ihr Gastbruder reagieren würde! Dieser hatte sich umgedreht und seine Augen zu Schlitzen gezogenen. Heiji verzerrte sein Gesicht und wedelte ein wenig mit den Händen herum – man konnte ihm nur zu gut ansehen, dass er in diesem Moment am liebsten etwas erwidert hätte! Aber trotzdem konnte er sich noch zurückhalten! „Kasumi ist schon früher gegangen, da sie vor der Schule noch Noriko einen Krankenbesuch abstatten wollte. Ihr ist wohl gestern im Unterricht schlecht geworden und nach Hause gegangen“, antwortete Shizuka schmunzelnd. „Ich möchte ja nicht stören, aber ich glaube, wir sollten langsam in die Pötte kommen, sonst lässt uns Frau Takashi die erste Stunde vor der Tür verbringen“, bemerkte die Australierin tief ausatmend, denn sie konnte sich schon die Sprüche ihrer Klassenlehrerin und deren Gesicht vorstellen. Ein ähnliches Gesicht wie die 17-Jährige zog auch Heiji in dem Moment, denn der Westjapaner hatte seine Lehrerin bereits in dieser Form gesehen, schließlich hatte er auch schon vor Kazuhas Ankunft ein Hang zur Verspätung gehabt… „Und wir sind doch zu spät gekommen!“, seufzte Kazuha genervt, während sie sich an der Wand neben der Tür ihres Klassenzimmers lehnte. Sie hatte es befürchtet! Die zwei Oberschüler waren doch tatsächlich zu spät zum Unterrichtsbeginn gekommen – und das lediglich ein paar Minuten! Aber an Frau Takashis Strafe führte kein Weg vorbei und somit durften sie nun die restliche Stunde auf dem Flur verbringen. „Ist doch nichts Neues!“, erwähnte Heiji gelangweilt, während er an der Wand gelehnt seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkte. „Für dich vielleicht, du bist es schließlich gewöhnt, öfters zu spät zu kommen! Ich aber war bisher immer pünktlich zum Unterricht erschienen!“, stellte die Australierin entsetzt fest und warf ihren Klassenkameraden strafende Blicke zu. Eine peinliche Stille trat zwischen den zwei Streithähnen ein und nachdem Heiji keine Anstalten gemacht hatte zu antworten, atmete das Mädchen erstmals tief aus, bevor sie die Frage stellte, die sie schon die letzten Nächte über beschäftigt hatte: „Hast du eine Ahnung, was mit ‚Vorzeit’ gemeint sein könnte?“ „Das hat Kasumi dir verraten, stimmt’s?“, entgegnete der Westdetektiv gelangweilt, musste aber kurz danach anfangen zu grinsen. „Ich muss dich leider enttäuschen: ich habe keine Ahnung. Zwar habe ich eine Vorahnung, aber die kann unmöglich zutreffen.“ Schnell wurde Kazuha hellhörig. „Welche Vorahnung? Und warum kann sie nicht zutreffen?“, sprach die 17-Jährige direkt ihre Gedanken aus, worüber ihr Gastbruder begann zu schmunzeln. „Das wüsstest du wohl gerne!“, scherzte Heiji, während er ein wenig in der Vergangenheit schwelgte. Kazuha indessen blickte ihn neugierig an und hoffte, bald eine Antwort zu erhalten. Immerhin hatte die Frage sie schon so lange beschäftigt, da wollte sie einfach nicht mehr länger warten! „Kazuha…“ Anfangs noch an die Decke starrend blickte Heiji nun direkt in die grünen Augen seiner Gesprächspartnerin. „Du hattest mir doch an dem Freitag, bei unserem ersten Treffen, erzählt, dass du in Osaka aufgewachsen und bis zu deinem siebten Lebensjahr auch hier zur Schule gegangen bist, oder?“, vergewisserte sich der Westjapaner, worauf Kazuha leicht irritiert nickte. Auch wenn sie nicht verstand, warum er sie das fragte, wäre es wohl das Beste, einfach mal zuzustimmen! Nachdenkend wandte Heiji seinen Blick zum Fenster, aus dem man eine wunderbare Aussicht auf den gesamten Hof der Oberschule hatte. Gespannt wie ein Flitzebogen wartete Kazuha die Schlussfolgerung ihres Mitschülers ab, der plötzlich aus der Stille heraus leicht lachte. „Ja, meine Vermutung kann unmöglich zutreffen!“, wiederholte der Osakaer. „Und warum nicht?“, hinterfragte Kazuha leicht schmunzelnd. Immer wieder harkte und fragte sie ununterbrochen nach! ‚Ich werde es schon noch aus ihm herausbekommen, entweder auf die sanfte oder auf die harte Tour!’, schwor sich Kazuha fest entschlossen ihren Willen durchzusetzen. Allerdings schein das Mädchen die Rechnung ohne Heiji gemacht zu haben, denn jener blieb standhaft und schwieg wie ein Grab. Er wollte um jeden Preis verhindern, mit der Sprache herauszurücken! Um abzulenken, wäre eine Methode, ein anderes Thema zu beginnen. Dies aber verwarf Heiji schnell, denn er wusste genau, dass seine Gastschwester darauf nicht hereinfallen würde – dafür interessierte sie das Thema zu sehr. ‚Na gut’, dachte sich der braungebrannte Junge. ‚Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit vom Thema abzulenken!’ „Es kann auf jeden Fall nicht stimmen, von daher ist es auch nicht nötig, dir davon zu erzählen“, erklang nun Heijis arrogante und besserwisserische Stimme, womit er versuchte Kazuha zu reizen und sie innerlich zum Kochen zu bringen. Dieser Plan ging auch gänzlich auf! ‚Als würde ich ihr erzählen, was vor neun Jahren vorgefallen ist!’, dachte sich der Detektiv, während er grinsend das linke Auge zukniff und Kazuha seine Zunge provokativ herausstreckte. Heijis Absicht, vom eigentlichen Thema abzukommen, schien Erfolg zu haben, denn Kazuha vergaß anscheinend ihre Fragerei und ging auf seine Stichelei ein. „Weißt du, wie sehr ich dein Grinsen hasse?“, fragte die 17-Jähige rhetorisch mit einem sarkastischen Lächeln im Gesicht. „Und weißt du, wie sehr ich es liebe, dich auf die Palme zu bringen?“, stellte der Westjapaner die Gegenfrage, wobei sein Gegenüber kichernd antwortete: „Und wie! Ich bekomme es nämlich seit einer Woche ununterbrochen zu spüren und ich bin es bereits seit Ewigkeiten satt!“ „Dann habe ich ja alles richtig gemacht!“, funkelte Heiji Kazuha leicht wütend an. Gerade wollte die 17-Jährige etwas erwidern, ihm einen Spruch oder desgleichen entgegenhalten, als die Schulglocke ertönte und beide schnurstracks inne hielten. Kaum endete das Läuten, füllten sich die Gänge schon mit Schülern und die zuvor Streitenden standen – in ihrer Haltung versteinert – stumm in der Gegend herum. Heiji jedoch machte keine weiteren Anzeichen, seine Klassenkameradin weiterhin zu ärgern, sondern ging in Richtung Klassenraum, wobei er, seinen Blick auf den Boden gerichtet, schweigend an Kazuha vorbeilief. „Ich gehe ins Klassenzimmer! Ich habe keine Lust länger als nötig meine Zeit hier auf dem Flur zu verbringen“, informierte der braungebrannte Junge kurz über sein Vorhaben und verschwand direkt in den besagten Raum – Kazuha allerdings blieb noch eine kurze Zeit auf dem Flur stehen. Man hörte sie noch etwas Unverständliches murmeln, bevor sie ebenfalls den Klassenraum betrat. Dort wurde sie auch sogleich von Shina empfangen und natürlich auch ausgefragt, warum sie heute zu spät gekommen wäre. Seufzend begab sich die Austauschschülerin, von ihrer Freundin gefolgt, an ihren Sitzplatz. Obwohl die beiden Mädchen sich erst seit einer Woche kannten, verstanden sie sich sehr gut und konnten dem anderen sogar Probleme anvertrauen. Für Kazuha stand es bereits fest, dass Shina einfach ihre beste Freundin in Japan war, auch wenn sie noch Freundschaften mit ein paar anderen in ihrer Klasse geschlossen hatte! „Ach, daran ist allein mein liebevoller Gastbruder Schuld! Er hat mal wieder verschlafen!“, erzählte Kazuha nochmals seufzend, während sie dem Kopf auf ihre Arme legte und diese sich auf dem Tisch abstütze. Die Streitereien mit Heiji gingen ihr nicht nur gehörig auf den Zeiger, nein, sie waren auch nervenaufreibend und kosteten sie eine Menge Kraft – Kraft, die sie ihrer Meinung nach in wichtigere Dinge investieren könnte. Aber am meisten befürchtete sie, dass sich ihre Streitereien bis zu ihrer Abreise im nächsten Sommer keineswegs verbessern würden. Kazuha schwelgte noch ein paar Momente in Erinnerungen, bevor sie flüsternd weiter sprach: „Ich wünschte, wir würden uns besser verstehen! Warum müssen wir uns immer wieder streiten? Ich habe keine Ahnung, wieso es immer zu einer Streiterei führt?! Wie gerade eben: zuerst unterhalten wir uns – noch ganz friedlich! Dann verharren wir in einem Thema und irgendwie fängt einer an, etwas zu sagen, was den anderen zu einem Kommentar zwingt, den der andere wiederum falsch versteht und leicht bissig antwortet!“ Sie atmete einmal tief aus, redete im Anschluss aber direkt weiter: „Ich meine, es ist doch nicht normal, dass wir nicht einmal eine Schulstunde überstehen, ohne kurz davor zu sein, uns die Köpfe einzuschlagen, oder?!“ Die ganze Zeit über hatte Shina aufmerksam zugehört und nickte nun ihrer Freundin zustimmend zu. Sie konnte der Australierin ansehen, dass die Konflikte ihr an die Substanz gingen. Nachdem die Austauschschülerin ihrer Freundin noch von dem Gespräch, das sie mit dem Detektiv gerade eben auf dem Flur geführt hatte, und anderen Problemen erzählt hatte, herrschte Stille, in der keiner der Mädchen irgendeinen Mucks machte. Beide schienen so sehr in ihren Gedanken vertieft zu sein, dass sie lange Zeit einfach nur in ihrer Stellung verharrten. „Heiji-kun ist solch ein Idiot!“, warf Kazuha nach langem Schweigen dann ein, worauf Shina allerdings leicht lachen musste. „Na ja, Kazuha-chan. Da bist du hier aber die Einzige, die das denkt! Glaub mir, jedes Mädchen an dieser Schule würde alles dafür geben, an deiner Stelle zu sein! Schließlich bist du jeden Tag mit dem beliebtesten Jungen hier zusammen! Du nimmst an seinem Freizeit- und Familienleben teil, du unternimmst Touren mit ihm und du kannst dich so oft wie nur möglich mit ihm unterhalten. Ich versichere dir, dass die meisten sich wünschten, in deiner Haut zu stecken!“, schwärmte Shina begeistert, während sie sich alle aufgelisteten Situationen vorstellte. „Ach, wirklich? Dann können sie ja alle seine Gastschwestern werden, während ich dafür bei ihnen einziehe! Wenigstens müsste ich ihn dann nicht mehr zu Hause ertragen!“, stellte die Austauschschülerin leicht verzweifelt fest. „Das einzig Dumme wäre, dass ich Shizuka, Heizo und Kasumi nicht mehr sehen würde. Die drei sind alle so freundlich und versuchen stets mir immer alles Recht zu machen! Wäre da nur nicht Heiji-kun!“ „Hey, Kazuha-chan!“, riefen drei Mädchen die Australierin, worauf die Angesprochene und ihre Freundin sich zu der kleinen Gruppen umdrehten, die auf die zukam. „Ah, guten Morgen, Yoko!“, grüßte Kazuha ihre Freundin, die mit großen Augen nun vor ihr stand. Besorgt sprach sie den Gedanken aus, den einige im Raum schon seit dem Beginn der Stunde im Kopf hatten: „Was war denn gerade los?“ „Ist irgendetwas heute Morgen bei dir passiert?“, fragte ein anderes Mädchen namens Asami, das ebenfalls mit einem besorgten Gesichtsausdruck auf die Antwort der 17-Jährigen wartete. Heftig schüttelte diese ihren Kopf und wedelte mit ihren Händen aufgebracht vor ihrem Körper herum – bloß keine Missverständnisse! „Nein, nein! Das seht ihr falsch!“, lachte Kazuha ein wenig, „Heiji-kun hat einfach ein wenig verschlafen und deswegen sind wir ein paar Sekunden vor Unterrichtsbeginn erst angekommen!“ Erleichternd seufzten die Mädchen, als sie gehört hatten, dass ihrer Freundin nichts zugestoßen war. Sie hatten sich schon das Schlimmste ausgemalt! ‚Irgendwie süß’, dachte sich Kazuha, nachdem sie die Reaktionen ihrer Klassenkameradinnen bemerkt hatte. ‚Sie haben sich wirklich Sorgen gemacht.’ „Ach ja, Kazuha-chan!“, unterbrach Yoko aufgeregt die Gedanken der Brünette. „Kennst du das Tanabata-Fest?“, kam es wie aus der Pistole geschossen aus ihrem Mund, denn sie konnte einfach nicht abwarten, ihr diese Frage zu stellen. Obwohl Kazuha nicht darauf eingestellt war, antwortete sie spontan: „Ja klar! Aber…was ist damit?“ „Na ja“, sprach nun auch wieder Shina, die wusste, auf was ihre Klassenkameradin hinauswollten. „In Sendei wird das Tanabata-Fest nicht jedes Jahr am siebten Juli gefeiert – wie es eigentlich üblich ist –, sondern einen Monat später.“ In der Runde nickten alle Mädchen zufrieden, während Kazuha nur leicht verdutzt zu Shina schaute. Von diesem Fest hatte sie zwar schon gehört und auch einige Male mitgefeiert, doch dass die Festlichkeiten in der nördlichen Stadt einen Monat später stattfanden, war ihr fremd. „Aha und was hat es damit auf sich? Ich meine, der siebte August ist doch schon seit gut drei Wochen vorbei.“, entgegnete die Brünette, worauf ihre Freundinnen erstmals ihre Lippen zu einem breiten Grinsen verformten. ‚Was ist denn mit denen los? Habe ich etwa etwas Falsches gesagt?’, fragte sich die Australierin, wobei sie nach ein paar Sekunden eher das Gefühle verspürte, die Mädchen führten etwas im Schilde. „Du musst wissen, Kazuha-chan, für die Festtage in Sendei war vor drei Wochen ein starkes Erdbeben angekündigt, weswegen man die Veranstaltungen verschoben hatte“, berichtete das schwarzhaarige Mädchen Hitomi, das direkt neben Yoko stand und ihre Hände nun auf Kazuhas Tisch abstützte. „Genau! Durch das vermeintliche Erdbeben mussten sämtliche Planungen neu erstellt werden und deswegen…“, unterbrach Yoko sich selbst und atmete noch einmal tief aus, um der folgenden Aussage anscheinend mehr Ausdruck zu verleihen. „…und deswegen ist das Tanabata-Fest in Sendai nun dieses Wochenende!!!“, riefen nun alle Mädchen um Kazuha herum mit einer solch begeisterten und aufgeregten Stimme, dass sie nun auch breit grinsen musste. „Okay…!“, kam es knapp aus Kazuhas Munde. Sie wusste in diesem Moment einfach nicht, was sie sonst anderes sagen sollte. „Wir hoffen doch, dass du dieses Wochenende Zeit hast?“, fragte Shina mit einem leicht flehenden Ton, wobei sie Kazuha mit Hundeblicken dazu überreden wollte, zuzustimmen. Obwohl das Mädchen eigentlich vorhatte, am Wochenende endlich mal ihren Freundinnen aus Sydney Briefe und ein Paket zu schicken und noch anderer Kleinkram zu erledigen hatte, entschied sie sich schnell dafür, mit ihren Klassenkameraden wegzugehen und mit ihnen die freien Tage zu verbringen. Als die drei Mädchen Kazuhas Antwort gehört hatten, brach ein kleiner Freudeschrei aus, durch den sie sich mit ihren Handflächen die Ohren zuhielt. Nach einigen Sekunden normalisierte sich die Lautstärke auch wieder und die Australierin blickte breit grinsend aus dem Fenster. ‚Hm, komisch…sie scheinen sich wirklich zu freuen, dass ich mitkomme. Na ja, das Paket kann ich auch noch wann anders verschicken, schließlich ist das Tanabata-Fest nicht alle Tage!’, vertröstete sich die Austauschschülerin, als sie plötzlich aus dem Augenwinkel bemerkte, dass Shina sie mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck von der Seite anblickte. Auch ohne Worte wussten beide, was der jeweils andere in diesem Moment dachte oder sagen wollte. Auf einmal verstummten jedoch die drei Mädchen, die bis dahin fröhlich wichtigere Dinge abgesprochen und beschlossen hatten und sprachen ein Thema an, das bei keinem Ausflug fehlen durfte: Jungs!!! „Wie sieht’s aus? Sollen wir nicht ein paar fragen, ob sie nicht Lust hätten uns zu begleiten?“, wollte Yoko an die Mädchengruppe gerichtet wissen, wobei sie währenddessen in der Klasse umherblickte und grinsend nach möglichen Kandidaten Ausschau hielt. „Na klar! Mit den Jungs wird die ganze Sache doch viel interessanter! Wer weiß, was alles so passiert?! Außerdem hätten wir dann auch Mitfahrgelegenheiten, das heißt, wir brauchen nicht mit dem Zug fahren!“, warf Hitomi noch mit ein und tat es ihrer Freundin gleich, indem sie sich ebenfalls überlegte, welchen Jungen man einladen könnte! In ihrem Sinne war der Typ Junge, der kein Angeber oder Macho war, allerdings auch Humor besaß und immer wieder kleine Scherze auf Lager hatte, um die ganze Atmosphäre aufzulockern! Inzwischen war Shina eine gute Idee gekommen, durch die ihre Freundin ihr Problem aus der Welt schaffen konnte: „Hey, Kazuha-chan!“, flüsterte die Osakaerin ihrer Klassenkameradin zu und stieß sie leicht in die Seite, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Erst als sie diese erhalten hatte und mit Kazuha ein wenig abseits gegangen war, sprach sie leise weiter: „Ich habe ein Idee. Wie wär’s wenn du Kano-kun fragen würdest, ob er nicht mitkommen möchte?“ „Was? Daiki-kun? Wozu denn?“, antwortete die 17-Jährge erschrocken und wartete gespannt die Begründung ihrer Freundin ab. „Denk doch mal nach…seit er und Hattori-kun auf der Mittelschule waren, sind die beiden in einer Klasse und beste Freunde. Praktisch unzertrennlich! Die zwei vertrauen sich wichtige Geheimnisse an und reden auch über ihre Probleme!“, erzählte die Japanerin und wartete wegen Kazuha einen Augenblick ab, bevor sie fort fuhr: „Wenn Kano-kun mitkommen würde, könntest du ihn fragen, ob er nicht weiß, was mit Hattori-kun los ist oder was du machen könntest, damit ihr beide euch vertragt.“ Für einen kurzen Moment trat Schweigen zwischen den Mädchen auf, in der die Brünette den Plan ihrer Freundin nochmals durchging. Je länger Kazuha über diesen Vorschlag nachdachte, desto mehr gefiel ihr dieser! Letztendlich stimmt sie fröhlich ihrer Klassenkameradin zu und nickte ihr zustimmend zu. „Das ist keine schlechte Idee! Dann wüsste ich vielleicht, wie ich einer Streiterei mit ihm aus dem Weg gehen könnte! Außerdem könnte ich ihn noch fragen, was Heiji-kuns ‚Vorahnung’ ist! Stell dir vor, er wollte mir partout nicht sagen, was sich vor zehn Jahren ereignet hat! Bestimmt irgendetwas Wichtiges, was ich nicht erfahren soll“, schmollte Kazuha ein wenig herum, woraufhin Shina anfing zu kichern. Ja, das könnte sie sich gut vorstellen! „HEIJI-KUN!“, kreischten die drei Mädchen mit lauter Stimme herum, die jeden Toten hätten auferstehen lassen. Shina und Kazuha stoppten ihr Gespräch und blickten zu ihren Klassenkameradinnen, wie sie zu dem Detektiv und seinem Freund eilten, die sich auf ihren Tischen sitzend ebenso unterhalten hatten. Leicht verwirrt schaute Heiji zu der Mädchengruppe, die auf ihn zugestürmt kam. „Heiji-kun, am Wochenende ist doch das Tanabata-Fest in Sendai, das wegen des angekündigten Erdbebens verschoben werden musste. Wir wollten dort am Samstag einen Trip hinmachen und uns da das Fest ansehen. Willst du nicht mitkommen? Es wird bestimmt lustig!“, berichtete Hitomi aufgebracht ihr Vorhaben und hoffte wie ihre Freundinnen inständig, dass der braungebrannte Junge zustimmte und mit ihnen fahren würde. Ihre Hoffnungen musste er allerdings zerschlagen. „Tut mir Leid, ich passe! Ich habe am Wochenende noch einiges zu erledigen und daher keine Zeit. Vielleicht beim nächsten Mal“, vertröstete Heiji die drei Mädchen, die nun ausgiebig seufzten und betrübt von dannen zogen. Kazuha, die das Geschehen schweigend beobachtet hatte, musste sich zusammenreißen nicht loszulachen. Zwar war es ihrer Meinung nach ein bisschen fies, gerade in diesem Moment zu lachen, weil es den Japanerinnen nicht gut ging, allerdings war der plötzliche Stimmungswandel von Freude und Trauer zu lustig! Von hinten kam die Australierin auf ihre Freundinnen zu, um sie ein wenig zu trösten und aufzubauen. „Kommt schon! Ich kann verstehen, dass ihr etwas geknickt seid, weil Heiji-kun nicht mitkommt, aber denkt positiv! Wir werden bestimmt auch ohne ihn Spaß haben! Wegen eines Jungens werden wir uns doch den schönen Ausflug nicht verderben, oder?“, versuchte die Brünette mit lauter Stimme ihre Mitschülerinnen aufzumuntern. Und anscheinend half ihre Ermutigung auch, denn nun saßen die drei Mädchen wieder gut gelaunt an ihren Tischen und stimmten der 17-Jährigin nickend zu. „Stimmt! Wegen eines Jungen werden wir doch nicht Trübsal blasen, habe ich nicht Recht?“, versicherte Yoko motiviert und blickte ihre Gegenüber an, die ebenfalls einen willensstarken Gesichtsausdruck zeigten. „Aber…es ist Heiji-kun“, begann Asami jedoch wieder zu schmollen. „ASAMI!“, ermahnten ihre beiden Freundinnen sie allerdings laut, um den Kummer schnell zu vertreiben. Lächelnd schüttelte Kazuha den Kopf, wandte sich dann aber von der Gruppe ab. Sie hatte ja noch etwas vor und damit wollte sie nicht lange warten. „Hey, Daiki-kun!“, tippte die Australierin den besten Freund ihres Gastbruders auf seine linke Schulter an, worauf dieser sich von Heiji abwandte und sich zu dem Mädchen umdrehte. Als er sie erblickt hatte, war er etwas verwundet, was Kazuha wohl mit ihm besprechen wollte. „Was möchtest du?“, fragte der 17-Jährige seine Gesprächspartnerin interessiert. Diese redete auch nicht lange um den heißen Brei herum, sondern sprach ihre Gedanken und Vorhaben spontan aus: „Ich weiß nicht, hast du gerade mitbekommen, was Yoko-chan und die anderen Heiji-kun gefragt haben?“ Grinsend nickte der Basketballer nur. Natürlich hatte er das Theater mitbekommen, immerhin stand er direkt neben seinem Freund! „Na klar habe ich das mitkriegt!“, versicherte der Osakaer der Grünäugigen, die anfangen musste zu lachen. „Das war vielleicht was! Erstmal kamen sie aufgebracht an und dann verschwanden sie mit ganz traurigem Blick!“ Kazuhas Lachen wurde immer lauter. Das war auch kein Wunder, denn Daiki machte während er sprach die Gesichtsausdrücke der Mädchen nach und das so treffend, dass sich die Australierin sogar krümmen musste vor Lachen. Grinsend betrachtete der 17-Jährige das Mädchen und konnte sich ebenfalls ein kleines Lachen nicht verkneifen, aber dies lag auch eher an Kazuha, als an seinem Scherz. „Aber Spaß mal bei Seite: was wolltest du eigentlich von mir?“, hinterfragte der Osakaer nun neugierig, als er merkte, dass Kazuha wieder mit ihrem reden konnte. „Ach ja, es ist so: wir fahren ja am Wochenende nach Sendai und ich wollte dich fragen, ob du Lust hast mitzukommen?“, fragte die Jugendliche intuitiv ihren nun verwunderten Mitschüler. Man konnte ihm anmerken, dass er sehr verblüfft war, immer hin hatte er erstens nicht viel mit Kazuha zu tun und zweitens war er einfach nicht darauf eingestellt, dass ausgerechnet sie ihn fragen würde, ob er Lust hätte sie zu begleiten! Einige Sekunden verstrichen, bevor Daiki seiner Gegenüber antwortete: „Äh…soweit ich weiß habe ich am Wochenende Zeit, ja…“ Innerlich machte Kazuha Luftsprünge! Huhu, jetzt konnte die Reise wirklich beginnen! Dass die Australierin ganz aus dem Häuschen war, bemerkte nicht nur Daiki, sondern auch Heiji, der über diese Tatsache nicht so begeistert war wie sein Freund. Ihm passte die Geschichte überhaupt nicht in den Kram und das war auch sichtbar. Zwar sagte der Detektiv kein Wort, jedoch konnte jeder ihm dies ansehen. ‚Warum hat die dumme Gans ihn gefragt? Sie benehmen sich so, als würden sie sich schon Ewigkeiten kennen! Dabei hatten die beiden nie wirklich etwas miteinander zu tun! Und außerdem: sie hat abartig viel über Daikis Witze gelacht! Arg!’, regte sich Heiji innerlich auf und kämpfte hart mit sich selbst, um seinen Gefühlen nicht Ausdruck zu verleihen. In der Zwischenzeit unterhielten sich Daiki und Kazuha interessiert weiter, wobei sie immer wieder mal lachen, entweder weil der Junge wieder einmal einen passenden Witz gebracht hatte oder weil das Gesprächsthema einfach lustig war. Die Atmosphäre war insgesamt sehr locker, bis Heiji mitten in dem Gelächter der zwei lautstark verkündete: „Ach, ich fahre doch mit nach Sendai!“ „Juhu!!!“, schrieen die Mädchen auf. „NEEEEIN!“, stöhnte Kazuha genervt. Diese Aussage hatte die Stimmung aller Beteiligten schlagartig geändert. Während die drei Mädchen nun lauthals vor Freude kreischten und sich wieder dran machten, neue Pläne zu schmieden, starrten Daiki und Kazuha den Oberschüler mit erstauntem und leicht entsetztem Gesichtsausdruck an – dies traf jedenfalls auf Kazuha zu! „Sag mal, warum willst du jetzt urplötzlich doch mitkommen?“, erkundigte sich die Australierin genervt, der das Verhalten ihres Gastbruders unverkennbar auf den Geist ging. „Ja! Hattest du nicht eben noch etwas anderes gesagt?! Warte…ich zitiere: ‚Tut mir Leid, ich passe! Ich habe am Wochenende noch einiges zu erledigen und daher keine Zeit. Vielleicht beim nächsten Mal!’ Das waren deine Worte! Na, alle Pläne so schnell über Bord geworfen?“, hinterfragte Daiki grinsend und schaute abwechselnd von seinem Freund zu der neuen Mitschülerin. Er konnte sich bereits denken, wie Heijis plötzlicher Meinungsumschwung zu Stande kam und womit er zusammen hang. Die einzige Erklärung war ein Wort. ‚Eifersucht! Heiji ist eifersüchtig!’, begründete sich Daiki das Verhalten seines Freundes und musste innerlich auflachen. ‚Das ich das noch miterlebe! Ein Wunder! Vielleicht ist Heiji ja doch nicht so abnormal bezüglich des anderen Geschlechts und ihm ist doch noch zu helfen? Und wer könnte dies besser, als ich?’ Sich schon gedanklich Pläne ausdenkend, wartete er auf die Antwort des Detektivs ab und hätte sich wegschmeißen können, als er diese schlechte Ausrede gehört hatte. „Mir ist gerade eingefallen, dass ich die Arbeit auch noch auf nächste Woche verschieben kann“, begründete der Osakaer seine Meinung und kassierte von seinem Nebenstehenden ein breites Grinsen, das er nur zu gut kannte. Tja, Daiki hatte einen Plan geschmiedet und dieser versprach lustig zu werden! „Ich bin frei! Spiel ab!“, rief Kazuha ihrem Mitspieler Heiji zu, der im Moment im Ballbesitz war und Schwierigkeiten hatte abzuspielen, da seine Teamkollegen gut von den Gegenspieler gedeckt wurden. Es stand Sport auf dem Stundenplan und da das jährliche Sportfest in eineinhalb Monaten stattfand, musste laut Herr Frenklin eifrig geübt werden. An diesem Tag wurden die Listen, in die die Schüler sich für die verschiedenen Sportarten eintragen konnten, eingesammelt und ein Plan erstellt, der den Sportlehrern dazu verhelfen sollte, die Jugendlichen intensiver auf das Fest vorzubereiten. Neben den klassischen Ballsportarten wie Fuß-, Basket - und Baseball oder traditionellen Kampfsportarten, wurden auch andere Disziplinen angeboten, wie zum Beispiel Staffellauf und noch vieles mehr. Kazuha hatte den Rat ihres Sportlehrers Herr Frenklin befolgt und sich bei Basketball eingetragen. Im Endeffekt war sie sogar sehr froh, sich dafür entschieden zu haben. Als sie allerdings in die Sporthalle gekommen war und sich in ihre Gruppe begeben hatte, war sie schon ein wenig verblüfft gewesen. Basketball hatten nicht nur sie, sondern auch ihr Gastbruder, dessen bester Freund Daiki und einige Klassenkameraden gewählt, mit denen sie nicht gerechnet hätte, sie in ihrer Gruppe wieder zu finden. Als sie Heiji gesehen hatte, hoffte die Australierin inständig, dass sie in dieser Stunde wieder so gut spielen konnten, wie letzte Woche. Das war nämlich ein sehr spannendes und auch anstrengendes Spiel zu Stande gekommen und ihr hatte es viel Spaß gemacht. Dieses Mal verlief das Spiel allerdings anders. Kazuha fand sich nach dem Wählen mit Heiji in einer Mannschaft wieder, was sich später als kleines Problem seinerseits herausstellte. Das Match lief nun seit gut zwanzig Minuten und bisher hatte die Australierin keinen einzigen Ball von dem Jungen erhalten. Der Spielstand betrug 10:06 für die Kontrahenten und im Moment befand sich Kazuhas Team in der Nähe des gegnerischen Korbes. Dass Heiji den Ball keineswegs an die Grünäugige abspielen wollte, war vor allem in der jetzigen Situation bemerkbar, denn obwohl Kazuha sich im Gegensatz zu einigen anderen ihrer Mitspieler immer wieder freilief und auch angespielt werden konnte, versuchte Heiji lieber den Ball an eine gedeckten Spielkameraden abzugeben. Dieser Versuch scheiterte auch aufgrund eines missglückten Passes, wodurch die Gelegenheit für einen Aufsprung sich nun in Luft auflöste und das gegnerische Team ihren Punktevorstand durch den folgenden Korb weiter ausbaute. „Hey, Heiji! Kazuha-chan hat sich die ganze Zeit freigelaufen! Du hättest sie anspielen können!“, ermahnte Daiki den Spielmacher, der ihn genervt ignorierte und versuchte, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Nachdem Daiki bemerkt hatte, dass sein Freund ihm zwar zugehört hatte, aber seiner Aufforderung nicht beherzigen würde, stellte er sich immer wieder in seinen Weg, damit er ihn nicht mieden konnte. „Was ist dein Problem?“, wollte der Jüngere der zweien wissen, um Heiji zu helfen. Dieser allerdings wollte allem Anschein nach die Hilfe seines Kumpels nicht annehmen und wechselte stetig seine Richtung um ihm aus dem Weg zu gehen. Daiki jedoch ließ sich nicht so leicht abhängen, wie es der Osakaer gehofft hatte, sodass er ihm immer folgte. Als Heiji aber nach einigen weitern Ansprechversuchen immer noch nicht reagierte, langte es dem Jungen. Er blieb stehen und rief seinem Kameraden hinterher: „Sollen wir sie etwa zum Spielmacher machen?!“ Wie der 17-Jährige es vermutet hatte, reagierte der Detektiv nun endlich, auch wenn er anfangs lediglich stehen geblieben war und schweigend auf in die Ferne schaute. Dann allerdings drehte er sich geschwind um und brüllte seinem Freund entgegen: „DANN MACH DAS DOCH!“ Die gesamte Sporthalle verstummte mit einem Schlag und alle Blicke wanderten zu Heiji, der wütend zu seiner Getränkeflasche stampfte und aus dieser einen großen Schluck nahm. Jeder konnte dem Oberschüler seine Wut anmerken. Dies interessierte Daiki jedoch herzlich wenig, weswegen er in seiner Mannschaft nun verkündigte: „Kazuha-chan ist ab sofort unser neuer Spielmacher! Bist du damit einverstanden?“ Er drehte sich zur Brünetten um und wartete ihre Antwort ab, die er nach einigem Zögern schließlich auch durch ein Nicken erhielt. „Dann können wir ja weiter spielen! Sind alle soweit?“, rief der Braunhaarige durch die Halle und bekam eine einheitliche Bejahung. Nachdem der Sportunterricht geendet hatte, trafen sich Kazuha und Shina noch mal mit Yoko, Asami und Hitomi vor dem Schultor und unterhielten sich über die Reise am Wochenende. „Also, ich dachte mir das folgendermaßen: wir treffen uns am Samstagmorgen um acht Uhr hier an der Schule und fahren mit den Motorräder der Jungen nach Sendai. Die Veranstaltungen finden meistens sowieso nur am Abend statt, wie zum Beispiel der Markt oder das Feuerwerk. Von daher können wir uns am Mittag noch schön die Stadt ansehen und irgendwo was Essen gehen. Später können wir zu meiner Tante gehen, bei ihr können wir uns nämlich unsere Kimonos anziehen und zum Markt laufen. Dieser ist nur ein Katzensprung von ihrem Haus entfernt!“, erläuterte Asami den bisherigen Ablauf, wobei alle Mädchen damit einverstanden schienen. „Das ist gut! Dann können wir uns auch noch irgendwo ausruhen nach dem anstrengenden Tag!“, fügte Hitomi lächelnd hinzu. „Aber sag mal, Asami-chan“, fragte Kazuha aber zögernd nach, „ist es wirklich O.K. für deine Tante, wenn wir bei ihr sind? Schließlich sind wir acht Personen, die bei ihr auftauchen werden! Ist sie damit wirklich einverstanden? Machen wir ihr keine Umstände?“ „Ach was!“, entgegnete die Angesprochene gut gelaunt und winkte lächelnd mit ihrer Hand ab. „Sie freut sich immer, wenn Besuch kommt! Da kann sie mal wieder ihre Kochkünste unter Beweis stellen! Außerdem ist sie sehr froh, dass sie uns helfen kann. Mach dir keine Sorgen, Kazuha-chan: sie freut wirklich, wenn wir zu ihr kommen!“ Erleichtert nickte die Oberschülerin. „Ich habe aber gehört, dass das Feuerwerk erst um Mitternacht beginnt! Das heißt bis wir nach Hause kämen, wäre es schon spät in der Nacht!“, zog Yoko nun heran und suchte dafür eine mögliche Lösung. „Ja, das habe ich auch gehört. Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, wenn wir in der Nacht noch nach Hause fahren. Wir müssen auch an die Jungs denken, die ja noch fahren müssen! Die werden bestimmt auch müde sein und dann nachts durch die Gegend zu fahren ist auch nicht der Brüller!“, stimmte Shina nachdenklich mit ein. „Da hast du Recht! Ich könnte ja meine Tante fragen, ob wir bei ihr nicht für die Nacht bleiben könnten. Nach dem Frühstuck am Morgen könnten wir dann auch direkt losfahren“, schlug nach einigen ruhigen Momenten Asami vor, womit sich in der Gruppe jeder anfreunden konnte. „Genau!“, rief nun auch Yoko, die von diesem Vorschlag Feuer und Flamme war. „Das wäre doch nicht schlecht. Wenn wir am Nachmittag bei ihr sind, stellen wir gleich unser gesamtes Gepäck ab, dann brauchen wir auf dem Markt nicht viel zu schleppen. Das ist doch genial!“ Nachdem alle Mädchen gleichermaßen damit einverstanden waren, beschlossen sie noch am selben Tag ihre Eltern und Asami zusätzliche ihre Tante um Erlaubnis zu fragen. Nun war der Ablauf am Wochenende perfekt und alle freuten sich ungemein auf den Trip. Weiter jedoch konnte Kazuha nicht ihren Freundinnen zusammen sein, denn ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass sie so langsam den Heimweg antreten sollte. „Gehst du nicht mit Heiji-kun nach Hause?“, fragte Shina verwundert nach, nachdem sie gemerkt hatte, dass ihre Freundin bereits gehen wollte. „Ausnahmsweise mal nicht. Er muss nämlich noch hier bleiben wegen seines Kendotrainings. Das beginnt heute nämlich früher und da lohnt es sich für ihn nicht mehr, wenn er zuvor noch nach Hause geht!“, erklärte die Austauschschülerin das Fehlen ihre Gastbruder und wurde zugleich mit neidischen Blicken angeschaut. „Ach, Kazuha-chan! Ich beneide dich sooo um Heiji-kun!“, schwärmte Hitomi herum und fand bei ihren zwei Freundinnen die gleiche Reaktion wieder. Kazuha jedoch sagte dazu nicht, sondern verabschiedete sich von den vieren und machte sich auf dem Weg nach Hause. Dort angekommen nahm sie erstmals eine lange und hieße Dusche, die ihr viel Kraft gab, den restlichen Tag noch sinnvoll auszunutzen. ‚Ach, nach dem Duschen fühlt man sich einfach befreit’, stellte die Brünette fröhlich fest und ging in die Küche, in der bereits Shizuka mit einem zubereiteten Essen auf sie gewartet hatte. Lächelnd nahm sie das Mädchen in Empfang und befragte es über dessen Schultag. Während Kazuha das Essen genoss, quatschte sie mit ihrer Gastmutter über viele verschiedene Dinge, die ihnen einfach so eingefallen waren. Sei es ein Artikel in der Zeitung oder eine merkwürdige Begegnung in der U-Bahn. Natürlich sprach die Grünäugige auch die Reise an, die sie am Wochenende mit ihren Freundinnen unternehmen wollte und erwähnte, dass Heiji ebenfalls mitkommen wollte. „Natürlich kannst du da mitfahren, Kazuha-chan. In Sendai ist das Tanabata-Fest wirklich außerordentlich schön! Früher war ich da auch öfters, als ich in deinem Alter war“, erzählte Shizuka leidenschaftlich und schwelgte ein wenig in Erinnerung, bis ihre Gesprächspartnerin über ihre Schwärmereien kicherte und sie somit in die Realität holte. Sie schaute dem Mädchen eine Weile dabei zu, wie es unbeschwert lächelte und fröhlich sein Mittagessen aß. Bei diesem Anblick fiel ihr auch direkt eine Sache ein, die sie mit Australierin noch besprechen musste. „Was ich dir noch sagen wollte, Kazuha-chan“, begann die Frau zögernd zu reden. „Heizo und ich, wir wollten uns bei dir entschuldigen!“ Vollkommen verblüfft stellte die Angesprochene auch sogleich die Frage: „Wofür?“ „Dafür, dass wir mit dir nicht so viel unternehmen können. Du bist jetzt seit über einer Woche hier und wir konnten dir bisher nur die nähere Umgebung zeigen.“ „Wie bitte?“, fragte Kazuha eher an sich selbst gerichtet. „Aber…das macht doch nichts! Ich weiß, dass Heizo in seinem Beruf sehr eingespannt ist und deswegen keine Zeit hat, sich ein Wochenende frei zu nehmen. Das macht doch nichts!“ „Aber…“, wollte die Hausfrau erwidern, wurde jedoch direkt von der 17-Jährigen unterbrochen. „Kein ‚aber’! Es gibt wichtigere Dinge, als das Herumreisen hier in Japan! Ich bin zum Beispiel sehr froh, dass ihr mich überhaupt aufgenommen habt! Das ist nicht selbstverständlich und dafür möchte ich mich auch noch mal herzlich bedanken!“ Kazuhas kleine Dankesrede hatte die Ehefrau so beeindruckt und rührte sie so sehr, dass sie sie einfach in die Arme schloss. Einige Momente blieben die zwei in ihrer Umarmung stehen, bis sie sich letztendlich von einander lösten und Shizuka noch mal erstaunt nachfragte, um auch wirklich alles richtig verstanden zu haben: „Und Heiji fährt wirklich mit euch mit?“ Als Kazuha ihr zu nickte, geriet die 42-Jährige ins Nachdenken. Die Tatsache, dass ihr Sohn die Zeit am Wochenende für solch ein Fest verwendet, statt sich – wie es eigentlich üblich war – Tage und Nächte mit Fällen rum zu schlagen. „Eigenartig. Eigentlich wäre er zu solch einem Fest nicht hingegangen, jedenfalls hat er das bisher niemals getan.“ „Am Anfang meinte er auch, er wäre am Wochenende viel beschäftigt. Dann hat er aber seine Meinung doch geändert“, berichtete Kazuha mit den Schulter zuckend und trank den letzten Schluck ihres Getränks aus. Ihr war es vollkommen gleichgültig, ob ihr Gastbruder sie und ihre Freunde nun begleitete oder nicht. Schließlich hieß dies ja nicht, dass sie viel mit ihm reden oder unternehmen musste. Sie würde ihren Plan, mit Daiki zu sprechen, durchführen und ansonsten Spaß mit ihren Freunden haben. Genau so wird sie es machen! Und davon konnte sie kein Heiji Hattori abhalten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)