so...Catch me, if you Can! von abgemeldet (Der Tod ist nicht das Ende) ================================================================================ Kapitel 2: Herz.sprung ---------------------- •~•~• “Catch me, if you Can” •~•~• •Der Tod ist nicht das Ende• Vorwort: • Ich wollte mich erst einmal herzlichst bei allen Kommischreibern bedanken und die die es werden wollen xD- ihr habt Potential! Oh Kami…ich klinge schon so schrottig, wie der falsche Yune XD-…ich verrat euch jetzt mal ein Geheimnis…..ich habe diese Mails geschrieben!!! ò.ó *schock*…das muss erst mal verdaut werden…ich seh’s schon. xP •bleibt nur noch viel Spaß für Teil 2 zu wünschen^-^=…und viel Geduld und so <.<…ich glaube ich habs dieses Mal total verkackt….zu lang…zu inhaltslos. Seid bitte gnadenlos ehrlich. •~•~••~•~PART ONE~•~••~•~• Ich stellte meinen Reisekoffer rechts neben dem Gästebett ab, auf dem ich mich sogleich fallen ließ. Mit der Schwere meines Gewichts, gab die Matratze unter mir nach, es knarrte fürchterlich. Immerhin waren wir nun schon drei, die einiges zu aufzuarbeiten hatten. Ohne Umschweife hatten meine Hände schnell den Weg zu meinem Gesicht gefunden. Viel zu schnell, wie ich im Nachhinein fand und so, dass ich eigentlich wieder zum weinen hätte greifen müssen, was ich in den vergangenen Stunden viel zu oft getan hatte. Meine Augen glichen eingetrockneten Tomaten. Tomaten, weil sie groß und rot angeschwollen waren. Und eingetrocknet, weil die Tränenflüssigkeit, die längst versiebt war, tiefe Furchen unter meinen Augen geschlagen hatte. Doch ich tat es nicht. Im Augenblick tat ich nichts. Fast schien es so, als hätte auch mein Herz zu Atmen aufgehört. Das dieses nur gänzlich aus dem Takt gekommen war und sich nun zögerlich zu heben und senken begann. Ich bemerkte erst, als ich meine Hand um meine Augen gelockert hatte und mit den frei gewordenen Finger auf meine Brust nervös herumtippte, dass es überhaupt noch schlug. Herz.sprung Mir fielen jene Momente ein. Gab man jeden von ihnen einen Stern, wie viele ferne Galaxien mochten sie wohl füllen können? Zumindest in drei von ihnen war Raumnot garantiert.Drei. Bei dem Klang dieser Buchstaben hatte sich mein Körper so dermaßen flink zur Seite geworfen, das meinem Kopf schließlich nur noch ein Hauch des Nichts zum rebellieren übrig blieb. So und nicht anders stand es kurzeitig später auch um meine Gedanken und meine Augen, die sich kurzzeitig schwarz verfärbten. Ein kleiner Schwindel hatte mich gepackt und meine Augen reglungslos gemacht. Den Grund fand ich schnell in meinem bescheidenen Frühstück von heute Morgen. Die Vorfreude hatte mir sichtlich auf meinen Magen geschlagen, sodass ich kaum ein stück Brot runter bekommen hatte. Drei. Nein,…bitte…nicht jetzt. Nicht auch das noch. Lag dieses Feld unter meiner Brust nicht schon genug unter Trümmern? Furchtbar genug, ihm sagen zu müssen, das es eine glatte Lüge war und gar nicht existierte. Wo nie etwas existierte, konnte auch bekanntermaßen nie etwas zu Bruch gehen. Drei Jahre und weitere vier Jahre konnten so bedenkenlos aus meinem Kalender gestrichen werden. Traurig, aber wahr. Denn auf Lügen hatte ich mein Leben schon lange nicht mehr aufgebaut. Zu viele Luftschlösser waren damals zu Bruch gegangen. Ich war nie ein Kind der inneren Stärke gewesen. So hänselte und redete man schlecht über mich. Auch lachten mich die anderen Kinder wegen meinem weibisch blickenden Gesicht aus. Doch ich machte mir nichts draus. Zumindest wirkte das in meiner Fassade nach außen perfekt. Später, in der Schule, hatte ich mir das Gesicht des unnahbaren Klassenstrebers angelegt. Man saß den ganzen Tag vor den üblichen Büchern, hatte kaum Zeit für die wenigen Freunde. Doch wie sich jeder Mensch seinem Platz in der Gesellschaft früher oder später beugen muss, unterwarf ich mich relativ schnell meiner Rolle in diesem künstlichen System. Und ich spielte sie gut. Verdammt gut. Sodass es mir recht leicht fiel, Yune bei einen der folgenden Klassensprecherversammlungen anzusprechen. Er vertrat eine der Parallelklassen meiner Jahrgangsstufe mit einem anderen Jungen, dessen Namen ich bis heute nicht wusste, weil er nie zu den Versammlungen gekommen war, da sich diese zeitgleich mit den Chorproben deckten, an denen er mit Begeisterung teilnahm. So kam es, dass Yune und ich alleine sitzen mussten, bis zu dem Tag, an dem mich ein gewisser Umstand praktisch dazu zwang, ihn zu bitten, mich neben ihm sitzen zu lassen. Mein eigener Tisch war seit dem Tag nicht mehr auffindbar gewesen. Typisch. Wie hätte es auch anders sein können. Als ob mich auch nur annährend einer meine Mitschüler aus der Überzeugung heraus, ich würde sie bestmöglichst vertreten, zum Klassensprecher gewählt hatte. Eher gab mein neues Gesamtbild den nötigen Anlass den ganzen Spott jetzt auch nach außen tragen lassen zu können. War ich doch jetzt um einiges leichter zu treffen gewesen, jetzt wo mir die Verantwortung für jedermanns Tat in die Schuhe geschoben werden konnte. So hieß es nicht mehr länger, die Lehrer hatten die Klasse einfach nicht mehr unter Kontrolle, sondern der Klassensprecher war zu nichts zu gebrauchen. Kein Durchsetzungsvermögen und das Feingefühl eines Trampeltiers. Und ich…ich Idiot hatte allen ernstes damals gedacht, etwas bewegen zu können. Das diese seelischen Schikanen endlich zu einem Ende bringen könnte und mit mir die Leute aufmerksamer umgehen würden. Aufmerksam. Durchaus. Mein Tisch verschwand mindest einmal die Woche, ich fand ihn an der üblichen Stelle wieder, den großen Container neben der Schule. Meine Schuhe waren ebenfalls nie im richten Fach nach der Schule anzutreffen, sodass ich immer wieder aufs Neue meinen Bus verpasste und den Zug nehmen musste, in dem es meist bis zum Ersticken voll war und alte Säcke ihre Pfoten nicht bei sich lassen konnte. Kurz und gut, hatte Yune einem Stück zerknülltem und verbrauchtem stück Papier wie mir, die Ehre erwiesen mich bei ihm sitzen zu lassen. Und dem nicht genug. Mit diesem Tag begann zwischen uns etwas wie Freundschaft zu entstehen. Wir hatten in den folgenden Jahren oft die Nachmittage bei dem jeweils anderen verbracht. Als er erfuhr, dass ich nicht gerade ungeschickt mit Konzertgitarren umzugehen versuchte, war er es, der mich in den nächsten Musikladen verschleppte und mich zum Ausprobieren einer E-Gitarre ermutigte. Peinlicher Weise war mir in dem Moment jeder erlernte Akkord entfallen, leere und Sprachlosigkeit spukte mir im Kopf herum. Ich musste dann wohl irgendetwas Sinnfreies gestottert haben, denn der Ladenbesitzer, der uns zunächst skeptisch von seinem kleinen Kassiertischchen gemustert hatte, war lachend an uns herangetreten. Im nächsten Moment hatte auch er eine E-Gitarre in der Hand und winkte Yune grinsend zu, er solle nicht so glotzen und sich stattdessen in seine übliche Ecke verziehen. Nachdem ich noch besorgt beäugt und gepatet wurde…Jaja überreife Tomaten hatten es nicht leicht… war Yune tatsächlich in einer der anderen übrigen Ecken des Raumes abgezogen. So blieben nur Mr. Lederweste und ich übrig. Dass diese offen stand und Einblicke auf Körperbilder gewährte, die in keinem guten Horrorstreifen fehlen sollten, machte mir die Sache mit der Sprachwiedergewinnung nicht gerade leichter. Auch spürte ich wie mein Stoffwechsel ordentlich mit dem Körperwärmeüberschuss zu kämpfen hatte. Er war mir praktisch festgemalt, sodass auch die Wegstreichaktion, welche sich auf den Schweißfilm berief, der sich auf meiner Stirn aufgrund meiner Nervosität gebildet hatte, nicht den gewünschten Erfolg zeigte. Stattdessen wuselten mir nun die angefeuchteten Haare im Gesicht herum. Als wäre das nicht schon genug vergeudete Biologie, machte mir jetzt auch noch die Chemie einen Strich durch die Rechnung. Bei dem ganzen Gerubbel mussten sich wohl chemische Prozesse in Gang gesetzt haben, welche die Luft um mein Gesicht herum zum Erwärmen brachte. So kam es, wie es wohl kommen musste, meine Brille beschlug komplett. Als hätte Kami nur darauf gewartet mir Scheuklappen anlegen zu können. Doch das wiehern würde ich mir zu ersparen wissen. Blind bewegten sich meine Finger auf den Riffs herum, fanden schlussendlich doch noch die gewohnten Akkorde und fingen sie in ihrem gewohnten Takt ein. Meinen Kopf hatte ich dabei beschämt zu Boden gesenkt. Die Bestätigung, dass die Lederjacke vor mir einen überdimensionalen Smiley gebildet hatte, musste ich mir nicht erst von meinen Augen holen. Bevor der Mann jetzt auch noch sprachlich etwas erwidern konnte, wurden meine angeschlagenen Töne von einem lauten Krach begleitet, sodass nicht nur seine Frage eins a im Heidenlärm unterging, sondern glücklicherweise auch mein überrasches Aufquieken, welches mir unter anderen Umständen, wohl noch viel mehr Hohn beschert hätte. „Kannst es wohl nicht abwarten, Yune? Dabei hat der Kleine hier noch nicht einmal die Gitarre am Verstärker.“, brüllte der Besitzer belustigend gegen den Lärm an, um sich vielleicht doch noch das eine stille Öhrchen, im Nachhinein zu verschaffen. Erstaunlicherweise klappte diese Methode im Nu. So abrupt wie Dezibels in die Höhe geschossen waren, waren sie im nächsten Moment auch wieder unten. Man konnte wieder seine eigene Stimme verstehen, oder eben die des Westenbesitzers, welcher, mit einem schmunzelnden, Darf ich, das Hinternteil meiner Gitarre gepackt hatte, welches aus einem langen schwarzen Kabel plus Ende bestand und sich perfekt in eine der kleine Öffnungen des Verstärkers zu fügen schien. Überrascht bedankte ich dann doch einigermaßen fix für diese Aktion und nahm lächelnd, die Notenbücher entgegen, welche mir der Mann gereicht hatte. Während ich die einzelnen Seiten nach bekannten Lieder durchstöberte, drangen vereinzelte Hiebe und Stöße an meine Ohrmuschel, angemessen laut und unglaublich ungeduldig, was in mir den seltsamen Wunsch hervorrief, noch langsamer mit meinen Augen die Noten abzupassen. •~•~••~•~PART TWO~•~••~•~• Dabei hatte sich ein flüchtiges Lächeln auf meine Lippen gesetzt und war in den nächsten Monaten nicht mehr wegzudenken. Bis...bis zu dem Tag, an dem mir eine seltene chronische Erkrankung prognostiziert wurde. Die Ursachen weitgehend unbekannt. So auch die Therapiemöglichkeiten und Prognosen. Amerikanische Forschergruppen jedoch hatten über Jahre Regelmäßigkeiten feststellen können und neue Behandlungsalternativen entwickelt. Zwar steckten diese Ergebnisse noch in den Kinderschuhen, doch boten sie mir schlussendlich die letzte Hoffung, diese Schmerzen endlich überwinden zu können. Ich wollte ich würde jetzt lachen können, am Beispiel meiner eigenen Ironie, wenn mein Herz nicht so brennen würde und meine Augen nicht so voller Tränen hingen würden, wollte ich doch nie äußere sichtbare Schmerzen zulassen. Eine Mauer zur Starre errichtet. Doch dann ereilte mich dieser schicksalsschwere Zufall. Ich hatte nicht aufgepasst, und meinen Körper in oberflächlich stabiles Schaufensterglas hinter mir stoßen lassen. Kurze Schwärze. Dann Stille. Wieder Licht, mit Tagen, an denen mir diese weißen länglichen Pillchen mal mehr, mal weniger adrett auf grausame Weise zulächelten. Sie blieben noch Monate, auch als die Operationsnarben schon zu seichten Hautüberwuchse herangereift waren. Meine Klassenkameraden hatten sich aufs Neue bei mir entschuldigt und ich hatte ihnen verziehen. Wie so oft, in den letzen Monaten. Aus Dank wurde ich sogleich als Klassensprecher aufgenommen. Besser hätte mein Leben nicht laufen können, hatte ich mir noch zu dem Zeitpunkt gedacht, mir Wünsche und Hoffungen gemacht, ab jetzt würde alles besser laufen. Meine Gefühle und Worte würden akzeptieren werden und mir die nötige Würde zollen. Die Folgen des Dankes kamen recht schnell…und wenn ich es jetzt so im Nachhinein betrachte, erscheinen sie mir nichtiger den je...in mir hatte etwas entscheidend Wichtigeres zu kochen begonnen. Und wer hätte gedacht, dass ich zu jenem Zeitpunkt, als ich mit Yune im Musikladen war, längst von ihr infiziert worden war. So hatten die Schweißperlen auf meiner Stirn nicht einfach nur so zu tummeln angefangen, weil ich mal wieder krank vor Nervosität und Verlegenheit rot angelaufen war. Mein Körper in mir hatte zu schreien, mir eindeutige Beweise zu liefern und mich auf den apokalyptischen Ritt zu dirigieren, versucht. Mit den Schweißausbrüchen kamen die Gedächtnislücken und Konzentrationsschwächen. Auch wurde ich schnell müde, war körperlich immer mehr angeschlagen. Schon die kleinste Berührung tat weh. Leichte Stöße, die ich mir zuzog, schwollen auf immer neuere Höchstmaße an. Bald war mein Körper so entstellt, dass ich mich nicht mehr zurück in die Schule traute. Wie würde ich erst auf ihre Hiebe reagieren…wenn jetzt schon der Zufall mit tiefen Blutergüssen winkte…? Würde ich dann sterben müssen…? War es wirklich schon an der Zeit, meine Eltern und Yune verlassen zu müssen? War ich meinem Leben so kompliziert geworden, dass es mich bald abstoßen würde? Mir kamen die Tränen und ich begann wohl zum ersten Mal in meinem Leben, meinen Gefühlen unkontrolliert und vor allem unverfälscht, freien Lauf zu lassen. Ich sah keinen Sinn mehr dahinter, die große Mauer an Selbstbeherrschung, die über die Jahre an beachtlicher Dicke und Höhe zugelegt hatte, länger aufrechterhalten zu müssen. Wem würde ich tot noch, das immerglückliche Kind vorspielen können, das ungeschickt wie es nun mal war, mit jedem seiner Mitmenschen mindestens einmal kollidieren musste? So fand ich mich am späten Nachmittag des letzen Ferientages zusammengekauert auf der Treppe wieder, die Handynummer meiner Eltern zittrig in meiner Hand führend. Bisher hatte ich ihnen gegenüber kein Wort über meine offenen Wunden und Schmerzen aufbringen können. •~•~••~•~PART THREE~•~••~•~• Stumm war ich nicht aus dem Grund geblieben, weil ich ihre Reaktion und maßlose Enttäuschung fürchtete, vielmehr wollte ich nicht auch nur eine Sekunde ihres packenden Reisefiebers in Trübe weichen lassen. Sie waren in den letzen Jahren wegen mir einfach zu wenig rumgekommen, sodass ich es ihnen jetzt nicht übel nehmen konnte, dass sie nicht bei mir waren und mir in diesen schlimmen Momenten zur Seite standen.16 Jahre lang hatten sie es getan, wie könnte ich also schlecht darüber denken wollen, mich allein lassen zu können, jetzt, wo sie ihre Freiheit wiedererlangt hatten und unabhängig von elterlichen Engpässen ihre Zukunft gestalten konnten. Schleppend hatte ich meine Finger letzen Endes doch noch zur richtigen Zahlenkombination bewegen können. Es tutete. Einmal…zweimal… Ich hoffte, sie würden mir nicht allzu böse sein, jetzt wo ich schon nach zwei Monaten kapitulieren würde…war es verwerflich, nicht sterben zu wollen? Dreimal…Meine Mutter nahm ab. Wünschte mir guten Abend. „Di-“, setze ich zur Antwort an. Ich wollte auch ihr einen schönen Abend wünschen, doch kam die Nacht in mir zu früh. Die Fieberausbrüche kamen nur schubweise. Ich gab also ein recht gelungenes Exemplar Mysterio kAnadosis ab. Bald vergaß ich die Namen der Menschen um mich herum, was mich nicht sonderlich störte, hatte ich sie mir nur zu merken aufgegeben, um ihre oberflächlichen Konversationen, den wahnwitzig einseitig ernährenden Wänden für gewisse Stunden vorzuziehen. Anfangs hatten mich meine alten Freunde noch regelmäßig besucht, Yune kam täglich. Bald nahm auch diese Einseitigkeit ab. Aus Tage wurden Wochen, aus Wochen Monate. Bald kam auch Yune nicht mehr täglich. Mit dem Umzug in die U.S.A. hatte man mir regelmäßige Mailabtausche versprochen, schließlich sollte ich schnell wieder gesund werden und den Kopf nicht hängen lassen. Yune hatte mir sogar ein eigenes Forum auf unserer Lieblingswebseite gewidmet, indem alle Mitglieder der Seite, mir ihre Besserungswünsche überbringen konnten. Doch auch dieser ‚Besuch’ verlor an Kontinuität, wie man das Bedürfnis verliert, jahrelang dieselbe Schokoladensorte zu essen. Man isst sie einmal, man isst sie zweimal, dreimal und viermal. Doch irgendwann wird man ihr überdrüssig. Die Macht der Gewohnheit spricht nur noch aus ihr. Man hört auf sie zu essen. Auch schlugen die schnellen Behandlungserfolge, die sich die Forscher durch ihre neu entwickelten Therapiemöglichkeiten versprachen, auf meine Symptome nicht an, es wurde ein langwieriger Prozess, in dem die Schmerzen nur schwer zu lindern waren. Mit meinem Wahnsinn im Kopf, mit meinen Tränen im Herzen, mit meinen hitzigen Lippen, die lieber stumm blieben, als Leben aus mir heraussprudeln zu lassen, ich wusste nicht wohin, mit mir, mit meiner Zeit, mit meinem Sinn, mit dem Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein, denn auch Yunes Mails wurden immer kürzer und nichts sagender… [’Wie geht es dir? Wie war dein Tag? Schule war okay. Es regnet mal wieder. Vermiss dich. Komm bald wieder. Yune…Wie geht es dir? Wie war dein Tag? Schule war passabel, ich bin die nächsten Tage nicht da, Oma besuchen. Vermiss dich. Werd schnell gesund. Yune. Wie geht es dir? War dein Tag okay. Werde eine Zeit lang nicht mehr on sein, Prüfungen und Bandproben, du weißt ja, vermiss dich aber, werd schnell gesund. Yune.’…] •~•~••~•~PART FOUR~•~••~•~• Ich begann die Nachmittage nicht mehr vor dem PC, sondern im Park vor der Anstalt zu verbringen, spielte Stücke auf meiner Gitarre immer und immer wieder durch, bis sie in meinem Kopf passten und ich mir sicher war, sie nicht wieder vergessen zu können, denn das tat der kleine Kerl da oben sehr gerne. Vergessen. Namen, banale Dinge, wie das Wort für Stuhl oder Tisch und eben auch Noten. So blieb mir wenigstens die Eintönigkeit erspart, bis mich auch meine kleinen Notenaufsätze zu langweilen begannen, so entwarf ich mir mein eigenes Musikstück, spielte es meinen Eltern vor. Am Montag, am Dienstag, am Mittwoch und an den anderen Tagen auch, nur hatte ich ihre Namen schon wieder vergessen. Nicht die der Tage, sondern die meiner Eltern. So nannte ich sie einfach ’Eltern’. Auch begann ich verstärkt alles Geschehene in eine Art Tagebuch zu dokumentieren. Sofern mir noch ein Stück Verstand geblieben war, so würde ich darum zu kämpfen wissen. Nicht um ’nicht zu vergessen’, war ich hier, sondern um mich zu ’erinnern’, auch wenn es neue Schmerzen bedeutete, die ich kannte, aber vergessen oder nur aus Schwäche einfach verdrängt hatte. So hatte ich doch ein festes Ziel vor Augen. Wenn Yune mich nicht besuchen kommen würde, so würde ich ihn besuchen gehen. Ein Jahr war der Abschied nun her. Und nur eine Mail von Yune in den letzen drei Monaten. Doch ich ließ keine Zweifel walten. Ein weiterer Monat verging, die Medikamente begannen endlich zu wirken, auch hatte ich die Fähigkeit zurückerhalten meine Eltern beim Vornamen ansprechen zu können, was ich nur allzu gerne tat, wo ich doch wusste, wie sie es sie aufregte, wenn ihr eigenes Kind so unpersönlich sprach. Doch da ich nun mal von da an sehr gerne rumklotzte, so würden sie es zu ertragen wissen, dachte ich mir nur schlicht und einfach und verdrängte jede tiefergehende Lösung. So begann ich meiner Umgebung entgegen immer aufgeweckter und temperamentvoller entgegenzutreten, was auch nicht Yune verborgen blieb. Wir begannen uns wieder regelmäßiger und gerne zu schreiben. Wobei mir hier wieder einmal auffiel, wie wenig wir im Grunde von dem jeweils anderen wussten. Zum Beispiel hatte ich nie in Erfahrung bringen können, wieso Yune mit 14 damals seine Heimatstadt und sein Elternhaus verlassen hatte um alleine in Kanagawa zurechtzukommen. Auch ergab sich nie die Möglichkeit, wenigstens einen kurzen Blick auf Fotos mit seinen Eltern und Geschwister zu erhaschen. Würde er mir damit sagen wollen, dass es sie nicht mehr gab, wie es mich vielleicht bald nicht mehr geben würde, oder hatte diese Bildlosigkeit in seiner Wohnung ganz andere Hintergründe, die er mir nicht sagen wollte, die mich nicht zu interessieren hatten, die man nur seinem besten Freund erzählt. Der ich nicht war. Derartig lächerlich erschien mir deshalb nun der Gedanke, dieses namenlose Monster von eben, für seine Freundin gehalten zu haben, dass ich mir nur schwer ein Lachen verkneifen konnte. Das würde sich jetzt eh nicht gut machen. Verquollene Augen und dazu ein lachendes Gesicht. Jämmerlicher könnte man eine Ironie nicht beschreiben, wo ich doch gerade jetzt eine richtig schöne abgab. Auch war mir nebenbei gemerkt der Namen der Band, in denen er zu Lebzeiten tätig gewesen war, einfach entfallen. Ich wusste im Grunde gar nichts über Yune. Besser hätte man Yunes Tod nicht verarbeiten können, oder? Das war doch so, als würde man der Mücke XY nachtrauern, die in Bangkok einfach tot umgefallen war. Sinnlos. Verschwendete Zeit. Wen man nicht kennt, den kann man auch nicht nachtrauern. So war es doch letzen Endes, oder? Ich hatte Niemanden verloren. Doch Yune als Niemand? Konnte ich wirklich soweit gehen, ihn jetzt als „Nicht gekannt“ stehen zu lassen? Als Freund XY, dessen Tod man wahrnahm, wie Todesanzeigen in der Zeitung lesen, ohne jegliche Emotion dahinter, ohne jegliche Sorge an verblieben Leere, die nie wieder zu füllen vermocht werden würde. Wen hatte ich dann besuchen wollen? Wenn es nicht Yune war, dessen Verbleib, in mir eine Lücke und Trauer, von gerade mal zwei Stunden ausgelöst hatte. Welchen Yune hatte ich finden wollen? •~•~••~•~PART FIVE~•~••~•~• Mein Blick wich der leere der Frage im Raum, schnellte stattdessen zur Uhr im hell erleuchteten Gästezimmer. 23 Uhr. Perfekt. Schnell war der Reisekoffer geöffnet und der Laptop herausgezogen. Wenn ich mir selbst die Frage nicht beantworten vermochte, so würde er es versuchen müssen, mir dieses aberwitzige Spiel mit meinen Gefühle zu erklären, wo Yune nicht gleich Yune sein musste. Meine Schmerzen und meine Krankheit hatte ich hinter mir gelassen, so wollte man mich daran zurückerinnern, indem man mir diese zusätzliche Dornen verabreichte, so hatte man es geschafft, dem weinenden Clown seine groteske Maske von Neuem anzulegen. Fehlte nur noch meine alte Brille and here comes Kouyou Takashima again. Während ich also noch darüber nachgrübelte, ob ich jetzt eigentlich froh oder stinksauer sein sollte, ich wusste schon immer dass meine Gefühle gerne einen widerspenstigen takt Rationalfremde folgten, fuhr der PC langsam hoch. Viel zu langsam für meine kochenden Bedürfnisse, endlich ein bisschen mehr Wahrheit schnüffeln zu dürfen. Stimmt. ’Mehr Wahrheit’ traf genau den Punkt, den ich über die ganze Jahre nie verstanden hatte. So hatte ich damals mit meiner neuen Art, Yune wieder zum Schreiben bewegen können, so hatte ihn im Alltäglichen bald wieder verloren. Anscheinend hatte ich mich jedes Mal neu verändern und neu erfinden müssen, um den Gewissen Funken Neugierde zu bewahren, der letzen Endes den einzigen Grund Basisinteresse schaffte. Mehr war da nicht. Mehr würde es da nie geben. Ich war ihm als Freund langweilig geworden, immer und immer wieder. Ich hatte nicht das gewisse Etwas, für das es sich lohnte, von sich aus, mit Interesse auszuscheren. Je schneller ich mich damit abfand, dass er wohl nur Mitleid mit mir gehabt hatte und mich deshalb nur besuchen gekommen war und mir Mails geschickt hatte, desto eher konnte ich dem Tod begegnen, der mir damals sympathischer den je erschien. Doch am nächsten Tag hatte ich alles schon wieder vergessen, so dass ich weiter auf die nächste Rückantwort wartete und wartete. Einen halbes Jahr kam nichts mehr. Das Wort ’Mitleid’ hatte ich inzwischen in jeder Zeile, in jeder Spalte auf jeder Seite meines Tagebuches zusammenhangslos neben dem Nächsten gesetzt. Die Medikamente schlugen nicht mehr an. Ich lag nur noch neben einem Tropfen Leben, den man mir angelegen musste, nachdem ich mich die Treppen runtergestürzt hatte. Ich hatte es nie soweit kommen lassen wollen, mich abhängig von etwas zu machen, doch… ein Mensch, der kurz vor dem Tod stand, würde er nicht versuchen, sich an den letzen Halm Hoffung zu klammern, sich von seinen Freunden und Verwandten, neuen Mut schenken lassen? Gestorben war ich damals nicht, eher hatte das Leben in mir zu blühen angefangen, und was für ein Leben, danach kam, ich hatte nie gedacht, dass ich meine erste Veränderung um einiges noch Toppen würde. Ein Glück, dass ich den Treppensturz überlebt hatte. Auch ließ sich das nächste halbe Jahr, genau das halbe Jahr in dem Yune nicht mehr geantwortet hatte, ganz gut überstehen, wenn man eh im komatösen Zuständen erlag und kaum an der Welt um einem herum teilnahm. Als hätte ich in meinem geistigen Auge, die Haustüre geöffnet und dem Briefträger freundlich zugelächelt, nachdem ich den Briefkasten aufgeschlossen hatte und in ihm lauter bunte Briefe für mich entdeckt hatte, öffnete ich genau ein halbes Jahr später meine Auge wieder und tatsächlich. Ich hatte ich nicht nur im Traum von Yune lauter Post bekommen. Vier Jahre lang ging das so weiter, bis heute. Jeden Tag mindestens eine Mail, die es nicht nur an Länge in sich hatte. Hatte ich nie das Verlangen verspürt den Sinn hinter metaphorischen Songtexten zu finden, so tat ich es plötzlich und im Nachhinein immer gerner. Auch hatte Yune plötzlich einen Flachwitzwortschatz entwickelt, der es in sich hatte. Wieso war mir seine neue Ausdruckweise nicht sofort aufgefallen? Ich hätte damals das Spiel beenden können, bevor es sich zu beginnen entfaltete, doch ich fand nichts, was mich hätte schmerzen können, im Gegenteil. Yune war plötzlich der Freund geworden, von dem ich nicht länger das Gefühl zu haben brauchte, egal wie viel ich geben und geben würde, ins Unermesslich, letztendlich würde eh nichts zurückkommen. Yune war auch der erste Mensch gewesen, dem ich meine wahren Gefühle offen legte, ohne den bitteren Nachgeschmack im Hintergrund halten zu müssen, eines Tages von genau dieser Schwäche Gebrauch zu machen. Ich hatte ihm alles Kouyou geben was ich war und es hatte sich zum ersten Mal richtig und gut angefühlt. Ich bereute es nicht, auch nicht heute. •~•~••~•~LAST PART~•~••~•~• Ich war in eine fremde Wohnung eingedrungen, hatte den Schwindel um den falschen Yune auffliegen und nebenbei mein Leben Revue passieren lassen. Und obwohl mein Äußeres jetzt am Überkochen war, konnte ich meinem Yune einfach nicht böse sein. Doch war mein Hals voller Klöße, als dass ich jetzt hätte lachen können, mit der Frage nach dem ’Warum’. [Herzlich Willkommen auf Visual Kei NET, Kouyou_Takashima! Sie haben neue Einträge erhalten. Folgender Benutzer Yune_ hatten Ihnen insgesamt 5 neue Gästebucheinträge und 4 Mails ins Postfach hinterlassen.] [Nachricht 1] Absender Yune_ Bist du gut angekommen, Hübscher? Schade, dass du eben so schnell weg musstest. Nächstes Mal hat der Zug gefälligst zu warten -.-“….tse… Mach dirn schöne Tage. ^ ^ Viel Spaß, ne? Bis dann. Y. [Nachricht 2] Absender: Yune_ Oh, große ehrenwerte lila Milkakuh^---^= Womit habe ich nur deine Abwesenheit verdient? Das sich deine Freunde ja nicht an meinem Nougat vergreifen, wenn du verstehst was ich meine =) Kouchen, sag jetzt ja nicht, dass du nur Bangkok verstehst? ;___; Na, die Tante meiner Schwester ihrer Freundin dessen Sohn( jetzt aber klarer ne?)….immer noch nicht? Bei den Primaten von Freunden kein Wunder…>_<’’ *hass, weil sie dich mir wegnehmen wollen* okay…ich seh schon…an dir geht ein kleiner Goethe verloren *gg*, mein Kou-chan…. Dann eben so: Tante = altes Frauenzimmer aus Deutschland, hat mir gestern einen Besuch abgestattet…gnädigerweise waren meine Freunde noch da…weil die wieder ihre ‚Germän’-Kleinigkeiten angeschleppt hat, was uns allen zahlreiche Schokohängemägen beschert hat…mich natürlich ausgenommen *gg* Figur ist schließlich alles, kennst mich doch =P Na ja und da gab es neben den alkhohlangereicherten Pralinen, auch noch diese komisch lila verpackten Tafelschokoladen. Natürlich musste ich dabei wieder an meinen kleinen Lila-Fetisch denken, würd mich ja echt nicht wundern, wenn du deine Wände auch ‚dezent’ lila angestrichen hast, hassu? XD *neugierde*…(und dieses mal wird dieser Teil hier schön und brav beantwortet…von wegen…..eine Dame schweigt und genießt…nicht mit mir Freundchen…sag mir endlich ob du eine Freundin hast oder nicht….los…ausspucken! *smollen tu*…..und ich dachte wir können uns alles sagen….*noch mehr schmoll* *geistes blitz krieg* Oder hast du am Ende GAR einen Freund? xD oho…traust dich wohl nicht…..oder jemanden den du ganz ganz arg magst? ö_ö…*gg* mich zum Beispiel….) Oh….*auf Uhr glotz* *snif* muss dann weg…Bandprobe….weißt ja. Bis dann. P.S: Wehe du mailst nicht back <.<….( und beantwortest diese Frage nicht…ein ja oder nein genügt auch…du musst ja keinen Freund(in) haben….umso besser….ärm…egal…muss weg…man sieht sich, ne?) Y. •~•~••~•~TBC~•~••~•~• -bis nächsten Samstag!-^^ [Herz.sprung/Ende] danke für Betan, schatzü >////