Out of Time von MajinMina (In der falschen Zeit!) ================================================================================ Kapitel 28: ------------ Über Feedback freue ich mich wie immer^^ eure Ju-Chan aka MajinMina Kapitel 28 – Sich kreuzende Wege Dunkelheit. Sie war das Erste, was Battousai wahrnehmen konnte. Entweder war er tot, oder er hatte seine Augen noch geschlossen. Er fühlte sich so benommen, dass er nicht wusste, was von beidem. Langsam zwang er sich dazu, die schweren Augenlider zu heben, nur um sie dann schnell wieder fest zuzudrücken. Okay… er war also nicht tot… wenn man tot ist, dann würde einen Helligkeit ja nicht blenden, oder? Das Licht um ihn herum war überwältigend. öffnete er seine Augen erneut, beschattete sie dabei mit der Hand und begann gleichzeitig, sich aufzusetzen, bis er kniete. Er versuchte, seine Füße zu bewegen, und, als es ihm gelungen war, sich auf die unsicher zitternden Beine zu stellen. Er war erstaunt, dass er überhaupt noch die Kraft in sich hatte, sich aufzurichten. Dann begann er, etwas anderes zu bemerken… er hatte überhaupt keine Schmerzen mehr. Er sah an sich hinab, erwartete seinen zerrissenen und blutüberströmten Gi zu sehen. Stattdessen sah alles frisch und neu aus, als ob er nie gekämpft hätte. „Das ist nicht möglich…“, flüsterte er und sah sich angestrengt in dem ihm so hell Erscheinenden Raum um. Dann bekam er eine seltsame Gänsehaut. Er war in keinem Raum. Er war im Nichts. Einfach nur Licht, sonst nichts war um ihn herum. Keine Gebäude, kein Fluss… kein Kyoto! Nur Licht… Seine Augen weiteten sich, als langsam Panik in ihm aufzusteigen begann. „Was ist das hier?“ „Die Brücke zwischen Leben und Tod,“ beantwortete eine leise Stimme von hinten seine Fragen. Battousai fuhr erschrocken herum. Er hatte niemanden in der Nähe gesehen, keine Ki gespürt… Und was hatte die Stimme gesagt… Tod? „Ich bin also tot?“ überlegte er. Er versuchte, in der Helligkeit den Ursprung der Stimme zu erspähen und erkannte schließlich die verschwommene Silhouette einer näher kommenden Figur. Ein großer Mann, wie es schien, mit langem, schwarzen Haar. Battousai sah ihn das erste Mal ohne ein Schwert an seiner Seite. Er lächelte. „Ushiro-san?“ Der Rotschopf war verwirrt. Der Mann gegenüber begrüßte ihm mit einem Nicken. „Es ist schon eine Weile her, Kenshin,“ lächelte er. Der Junge schüttelte den Kopf. „Nur ein paar Tage erst...“. Nervös sah er sich um. „Wo sind wir hier, Ushiro-san? Wo ist Katsura-san? Geht es ihm gut?“ Er war so besorgt, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass Ushiro-san ihn mit seinem persönlichen Vornamen angesprochen hatte. Seine Besorgnis lies den Samurai gegenüber leise lachen. „Das sieht dir ähnlich. Du sorgst dich um alle anderen, während es doch dein eigenes Leben ist, dass in Gefahr ist.“ Der Junge wurde still, ließ die Worte in sich einsinken. „Dann bin ich also tatsächlich tot,“ seufzte er resigniert. „Oder gerade am sterben.“ Bevor Ushiro noch etwas einwenden konnte, schien ein anderer Gedanke Battousai aufzuschrecken, denn er bekam abermals große Augen. „Warte.. du bist auch hier, das bedeutet... kann nicht bedeuten... du bist doch nicht auch tot! Als ich der verlassen habe, warst du noch...“ Er wirkte plötzlich wie ein verlorenes Kind. Ushiro hob beschwichtigend beide Hände. Battousais Besorgnis ließ sein Lächeln noch wärmer werden. „Hier an diesem Ort ist die Zeit egal. Ich muss nicht tot sein, dort, wo du herkommst. Aber irgendwann werde ich tot sein, deswegen können wir uns hier treffen. Das ist alles, was du jetzt darüber wissen musst. Wie letztes Mal bin ich zu dir geschickt worden – um dich wieder zurückzuführen.“ „--- letztes Mal?“ „Du bist nicht zum ersten Mal an diesem Ort, Kenshin, auch wenn du dich nicht erinnerst. Du warst schon einmal hier, als du den falschen Weg eingeschlagen hast.“ Dieses Mal wirkte Ushiros Lächeln fast schon tadelnd. „Vielleicht hörst du mir dieses Mal auch tatsächlich zu und befolgst die Ratschläge, die ich dir gebe.“ Der Junge schloss die Augen, sichtlich bemüht, die Situation irgendwie zu verstehen. „Also... bin ich nicht tot... und du wirst mich führen, zurück... ins Leben?“ Er schüttelte den Kopf, in seinen Augen schimmerte Frustration auf, zusammen mit einem Hauch von Bitterkeit. „Warum?“ fragte er brüsk, „warum überhaupt die Mühe? So ist es besser.“ Das Lächeln in Ushiros Gesicht verblasste. „Besser tot? Kenshin...“ Er verzog den Mund. „Wie kannst du das sagen? Es gibt Menschen, denen du wichtig bist. Du weißt das!“ Er trat einige Schritte auf den Jungen zu. „Kenshin... denkst du, dass ich hier wäre, um dir zu helfen, wenn es mir egal wäre? Nicht jeder bekommt so eine Hilfe. Aber ich will nicht, dass du hier alleine bist. Du musst nicht die Schwere der gesamten Welt auf deine Schultern laden. Es gibt andere, die gerne helfen wollen, die Last zu tragen, wenn du sie nur lässt. Du musst nicht alleine bleiben... nicht einmal an einem Ort wie diesem...“ Battousai seufzte. „Ich denke nicht, dass ich das verdient habe. Schau doch, was ich alles angerichtet habe…“ Sein Blick verschwamm, doch die Augen leuchteten tief blau in der Helligkeit, keine Spur von dem gefährlichen gelblichen Glitzern in ihnen. „Schau die Leben, die ich alle zerstört habe. Ich bin tatsächlich das Monster, für das mich alle halten. Ein Dämon.“ Seine Stimme wurde einen Ton tiefer. „Alles, was ich tue, ist zerstören, auch das Leben derer, die mir helfen wollen. Ich verletze die, denen ich etwas bedeute…“ Eine lange Stille entstand, bevor Ushiro schließlich wieder das Wort ergriff. „Weißt du... sie hat dir vergeben...“ Battousais Kopf schoss in die Höhe. „Woher weißt du--?“ Ushiro ließ ihn nicht zu Ende sprechen. „Sie hat dir in dem Moment vergeben, als es passierte. Sie hat niemals deswegen einen Groll gegen dich gehegt. Du bist derjenige, der sich selbst vergeben muss. Das einzige, was du zerstörst, ist momentan dein eigenes Leben. Und genau dadurch verletzt du alle Menschen, die sich um dich sorgen. Sie müssen zusehen, wie du dich selbst quälst.“ „Ushiro-san, ich kann... nicht...“ Der dunkelhaarige Schwertkämpfer schüttelte seinen Kopf. „ich erwarte nicht, dass du alles jetzt sofort verstehst. Aber auch wenn du diesen Ort hier vergessen wirst, wenn du gehst... versuche, dich an meine Worte zu erinnern, okay? Versuche, sie zu verstehen. Denn wir beobachten dich hier, und irgendwann werde ich den Mann sehen, der du sein wirst, und ich werde stolz sein. Irgendwann wirst du all deine Mauern durchbrechen und du selbst sein.“ Battousai schwieg. Ushiro räusperte sich und unterbrach die unangenehme Stille, die seinen Worten gefolgt war. „Du musst jetzt gehen,“ sagte er, während er sich umwand und dabei auf einen Punkt in der Ferne zeigte, der nicht ganz so hell war. „Folge dem Weg hier weg vom hellen Licht. Er wird dich nach Hause bringen.“ Jetzt erst bemerkte Battousai, dass er auf einer Art Weg stand. Er starrte auf seine Füße, folgte mit dem Blick dem verschlungenen Pfad, der sich endlos in die Ferne zu erstrecken schien. Konnte es wirklich so einfach sein? Er sah zurück zu Ushiro und verbeugte sich. „Danke für deine Worte, Ushiro-san,“ murmelte er, sichtlich verlegen. Ushiro nickte nur, während Battousai dem Weg folgte. Dann, einem Gedanken folgend, rief er dem Rotschopf hinterher. „Dieses Mal bleib auf der Straße, Kenshin. Nicht jede Zeit ist so schön wie die Meiji-Zeit, wer weiß, wo es dich beim nächsten Mal hinverschlägt...“ Battousai wandte sich um, wollte nachfragen, doch Ushiro war verschwunden. Nur seine rätselhaften Worte kreisten noch durch seinen Kopf. Er ging weiter auf dem Weg, der ihn in zunehmende Dunkelheit führte. Es wurde kalt um ihn herum, während er fühlte, wie er zurück lief zu der erbarmungslosen, grausamen Realität seines Lebens. Aber die Kälte wollte nicht so fest sein Herz umklammern wie zuvor. --*-- Kenshin blinzelte. Er blinzelte noch einmal. Das helle Licht strömte schmerzlich in seine halb geöffneten Augen. War er nicht gerade noch in einen Fluss gefallen? Und nun dieses Licht? War er jetzt tot? „Nicht tot,“ sprach eine sanfte Stimme zu ihm, die all seine Verwirrung verscheuchte. „Du hast noch so viel zu tun. Du bist hier nur an einer Wegkreuzung“. Kenshin wurde blass. Langsam wandte er sich um. Hinter ihm stand sie, ihr schlanker Körper, ganz real, leuchtend, und sie lächelte. „Hallo, Anata“. Ihre Stimme klang weich und warm. “Tomoe”. Seine Stimme klang auf einmal rau und krächzend. Jegliche Energie schien ihn verlassen zu haben, er fühlte sich auf einmal alt und verbraucht. Und sie stand da vor ihm, so schön und jung wie damals. Langsam ging sie auf ihn zu und nahm seine Hände, zog ihn auf die Beine. Ihre zarten Hände strichen über sein Gesicht und die Narbe auf der linken Wange. “Willst du deine Wunden nicht heilen lassen?” Er schloss seine Augen und umfing ihre Hand mit der seinen, drückte sein Gesicht in ihre Handfläche. Sie war so warm. Es war so schön, sie bei sich zu fühlen. Sie wieder zu halten. Nur durch ihre Berührung schien etwas in ihm leichter zu werden, ein Teil seiner Bürde von ihm abzufallen... wenn auch nur für diesen Moment. „Kenshin,“ sagte sie zärtlich, „du hast genug durchgemacht. Bitte... verwandle mich nicht in eine weitere Narbe auf deiner Seele.“ „Tomoe...“ „Du hast eine zweite Chance bekommen, Anata. Bitte, ergreif sie. Du hast es verdient.“ Kenshin lächelte ein klein wenig, während er ihre Hand freigab. Er blickte sie liebevoll und gleichzeitig traurig an. „Wie kann ich mir so etwas verdient haben, als jemand, der den Regen in Blut verwandelt hat?“ Er schwieg kurz. „Und den Schnee.“ Sie nahm sein Gesicht in ihre beiden Hände und sah ihn mit ihren tiefen, schwarzen Augen an. „Blut ist nicht immer nur Schrecken. Es verleiht dem Körper Wärme, bringt das Herz zum schlagen, gibt Leben. Du hast mein Herz wieder zum Leben erweckt.“ Sie beugte sich nach vorne und küsste ihn sanft auf die Lippen. Er schloss seine Augen, während ihn der vertraute Geruch von Pflaumenblüten einhüllte. Dann zog sie sich zurück. „Es ist gut, dass du sie liebst. Geh zu ihr zurück. Dieses Mal… bleib bei ihr. Verlasse nicht deinen Weg, um nach mir zu suchen…“ Als er seine Augen wieder öffnete, war sie verschwunden. Er hörte noch immer ihre Stimme in Gedanken und der Pflaumenduft hing noch in der Luft. „Folge deinem Herz nach Hause...“ --*-- Battousai lief den Pfad entlang, unsicher, wie lange er schon unterwegs war und wie weit er noch gehen musste. Endlich traf er auf eine Wegkreuzung. Einen Moment lang zögerte er. Ushiro hatte ihm nicht gesagt, dass der Weg sich in drei Richtungen gabeln würde. Was sollte er jetzt tun? Während er noch unschlüssig da stand, spürte er eine starke Ki, die sich ihm näherte, und die ihm schrecklich vertraut vorkam. Das konnte doch nicht... Er verkrampfte sich, als er sich langsam umdrehte und in sein eigenes Spiegelbild schaute. Es kam auf ihn von einem anderen Weg aus zu. Battousai starrte ihn – sich selbst – an. Wortlos betrachtete er den Mann, den älteren Mann, sein zukünftiges Ich. Er spürte, dass auch sein Gegenüber verblüfft war und ihn ebenfalls überrascht anstarrte. Aber er sah auch eine Reife in den blauen Augen, und sein älteres Ich ergriff als erstes das Wort. Kenshin lächelte Battousai an. „Ich glaube, du musst diesen Weg hier einschlagen,“ sagte er und deutete dabei auf den Pfad, den er gerade gekommen war. Dann räusperte er sich und schaute zur Seite. „Es ist kein leichter Weg, das ist er nicht... aber gib' nicht auf. Es gibt immer Licht, auch in der größten Dunkelheit...“ Der Junge nickte steif. „Danke,“ nuschelte er. Wie sollte man sich auch ungezwungen mit sich selbst unterhalten können? Er trat mit raschem Schritt an seinem älteren Ich vorbei auf den Weg, als er noch einmal seine Stimme hinter sich hörte. „Ich... hasse dich nicht, weißt du.“ Er klang sanft, nachdenklich. Battousai blieb stehen, bewegte sich aber nicht und hörte weiter zu. „Ich bereue meine Entscheidungen, aber nicht die Gründe, warum ich sie traf.“ Battousai hatte seinen Rücken noch immer dem älteren Kenshin zugewandt, aber langsam entspannte er sich, und dann, sehr leise, antwortete er, „Danke“. Hinter ihm war nur Stille. Er drehte sich nicht um, sondern ging weiter, hinein in das Dunkel, doch er bemerkte, dass es ihm nicht länger bedrohlich erschien. Nein, da war tatsächlich etwas Helles am Ende des Weges. Vielleicht war er bald am Ziel angelangt. Oder... vielleicht hatte er tatsächlich etwas von dem verstanden, was ihm in diesem seltsamen Licht gesagt worden war... vielleicht hatte er den ersten Schritt getan, überzeugt, zurück ins Leben zu wollen. Leben zu wollen... er hatte begonnen, sich selbst zu verzeihen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)