Out of Time von MajinMina (In der falschen Zeit!) ================================================================================ Kapitel 21: Beobachtungen ------------------------- Oh mein gott, das Kapitel ist wirklich übersetzt!! Ich hoffe, ich habe niemandem mit diesem Update zu Tode schockiert!!! Sorry, dass es sooo lange gedauert hat... -_- Ich hoffe, ihr habt noch Lust, weiter zu lesen... Um wieder reinzukommen, hier eine kleine Zusammenfassung: Kenshin befindet sich immer noch in der Bakumatsu-Zeit und sucht nach einem Weg zurück in seine Zeit. Dabei stößt er auf die Shinsengumi und wird verletzt, jedoch von Hiko gerettet und zurück ins Kohagi-Ya zu den Ishin Shishi gebracht. Battousai hingegen trifft in der Meiji-Zeit auf Saito. Bei dem Kampf wird Battousai verwundet, weil Kaoru schützend vor ihn springt. Doch auch seelisch erleidet er dadurch Verletzungen, denn er fühlt sich sehr stark an Tomoe erinnert – von der jedoch keiner in Kenshins Zeit etwas weiß... -- Kapitel 21 – Beobachtungen 1865 Um Mittag herum weckte Kenshin ein pochender Schmerz in seiner Schulter. Er hatte lange geschlafen und irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass Okamis Tee vom Abend davor etwas damit zu tun haben könnte. Der Rurouni wusste nicht, ob er sich darüber ärgern oder freuen sollte. Er stand auf und bewegte vorsichtig seine Schulter. Es tat weh. Sehr. Aber Kenshin konnte schon einen Unterschied feststellen. Seine Muskeln fühlten sich nicht mehr so kraftlos an. Sein Arm war stabiler. Die Schmerzen, die er jetzt hatte, verhießen Heilung. Wenn er immer noch der rastlose Jugendliche von damals gewesen wäre, wäre er bereits schon wieder zu einem Auftrag ausgerückt. Jetzt allerdings war er älter und nicht mehr so töricht. Er musste zwar noch heute Nacht nach einem Weg suchen, um nach Hause zu gelangen, aber dieses Mal ohne einem Kampf in die Arme zu laufen. Er hatte noch Glück gehabt, als er Harada gegenüber gestanden war. Eine Wiederholung der Ereignisse von letzter letzten Nacht wäre die Garantie, dass er Tokyo nicht mehr wieder sehen würde. Er ging zu der Stelle, an der er seinen Gi hingeworfen hatte und entdeckte, dass Okami oder eines ihrer Mädchen ihn besucht hatten, während er schlief. Ein frischer Gi wartete auf ihn. Der alte war auf mysteriöse Art und Weise verschwunden. Dann, als sein hungriger Magen knurre, wurde Kenshin bewusst, dass er seit dem letzten Morgen nichts mehr gegessen hatte. Er löste seinen Blick von dem neuen Gi und schließlich fanden seine Augen ein Tablett mit Tee und Reis gleich neben der Schiebetür. Kenshin trat näher und musterte den Tee argwöhnisch. Es würde ihn nicht verwundern, wenn Okami noch einmal etwas beigemischt hätte, um sicher zu gehen, dass er auch heute im Bett blieb. Wahrscheinlich hätte es Katsura auch noch abgesegnet, vor allem, nachdem er Kenshins Verletzungen gesehen hatte. Der Rurouni seufzte. Also kein Tee. Aber der Reis sah sicher aus. Er bemerkte die Nachricht erst, als er sein Schälchen vom Tablett hob. In kleiner Papierfetzen am Boden neben der Tür. Kenshin verzog leicht den Mund und hoffte, dass es nicht eine Nachricht von Nozomi war. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für irgendwelche Liebeserklärungen. Er faltete den Zettel auf und erkannte sofort die schwungvollen Zeichen in Tinte. Nicht Nozomi. Ushiro. Kenshins blaue Augen weiteten sich vor Überraschung, während er die Nachricht las. Battousai-san, Immer wieder musste ich über deine Worte von gestern nachdenken. Darüber, ob du ein Mörder oder ein Schwertkämpfer bist. Und du hast recht. Worte ändern nicht die Wahrheit, sei es deine oder meine Wahrheit. Aber wie sieht es aus mit klaren Fakten? 167: Die Zahl der Männer, denen du das Leben gerettet hast. Über 700: Die Anzahl der Familienmitglieder, die dir das Leben eines ihrer Liebsten schulden. 54: So oft hast du persönlich mich alleine vor dem Tod gerettet. Ich habe keine Möglichkeit, herauszufinden, wie viele Männer du getötet hast. Keiner von uns weiß das. Aber Zahlen lügen nicht, selbst wenn es Worte tun. Kein einfacher Mörder hätte so viele Menschenleben in einer so kurzen Zeit gerettet. Und das ist die Wahrheit, Battousai-san! Ryu. Kenshin starrte den Zettel an, nicht fähig, den Inhalt wirklich zu verstehen. „Ushiro,“ wisperte er erstaunt. Hatte der Mann etwa innerhalb eines Tages all diese Zahlen zusammengetragen? Kenshin lächelte schwach. So wie er Ushiro kannte, war das durchaus möglich. Und Kenshin konnte sich auch die Irritation vorstellen, die er dabei wohlmöglich bei den Männern ausgelöst hatte. Der Rotschopf löste schließlich seine Augen von der Nachricht und starrte in sein Essen. Er würde mit Ushiro sprechen müssen. Ihm danken müssen, bevor er ging. Wenn er es jetzt nicht tun würde, würde er nie wieder eine Chance dazu bekommen. Denn Ushiro würde nicht lange genug leben, um das elfte Jahr der Meiji-Ära zu sehen... Ein plötzliches Rappeln an der Tür ließ Kenshin diese düsteren Gedanken einen Moment lang vergessen. „Ja?“ fragte er und schob die Tür auf. Nozomi stand auf dem Flur. Sie starrte ihn einen Moment lang an, ihr Gesicht in der Farbe eines reifen Apfels. Anscheinend hatte sie die Worte, die ihr auf der Zunge gelegen waren, in ihrer Aufregung komplett vergessen. Als erstes verstand Kenshin nicht, warum seine Anwesenheit sie so nervös machte. Bis er bemerkte, dass sein Gi immer noch auf dem Fußboden lag und das Mädchen die Augen fest auf einen Punkt neben dem Türrahmen geheftet hatte. Plötzlich wünschte Kenshin, dass er sich fertig angezogen hätte. „Nozomi-dono?“ fragte er sanft, während er versuchte, ihre Augen auf sein Gesicht zu lenken. „Gibt es etwas, was ihr von mir wollt?“ Sie wurde, falls das möglich war, noch röter. „B-Battousai-san,“ stotterte sie. “Vergebt mir meine Aufdringlichkeit, aber ich wurde geschickt, um euch zu holen.” „Oro?“ Dieses seltsame, lächerliche Wort aus Battousais Mund ließen Nozomis Augen schließlich nach oben blicken. „Ich... Katsura-san wünscht deine Anwesenheit. Er hat mich beauftragt, dich zu holen.“ „Zu holen?“ „Ja,“ sagte sie leise, immer noch rot. „Ich soll dich ja nicht davon wandern lassen, hat er gesagt.“ Kenshin lächelte leicht. „Verstehe. In Ordnung, ich bin in einer Sekunde fertig. Bitte wartet hier, Nozomi-dono.“ Sie nickte lautlos, während er zurück in sein Zimmer eilte. Schnell schlüpfte er in seinen Gi und steckte das Sakabatou durch seinen Obi. Sein Haar band er so gut, wie das in der Eile möglich war, zusammen. Dann trat wer auf den Flur und schloss die Tür hinter sich. Das Frühstück würde noch etwas länger warten müssen Er seufzte und zwang sich zu einem Lächeln. „Wir können gehen, Nozomi-dono.“ „Gut.“ Sie nickte und beide begannen, den Korridor entlang zu gehen, sie in paar Schritte hinter ihm. Kenshin redete sich ein, dass sie das nur tat, um ihn nicht „davon wandern“ zu lassen. Schnell gingen sie durch die Herberge, einige Männer schickten ihnen amüsierte Blicke hinterher. Einige Mädchen lächelten sogar hinter vorgehaltener Hand, als sie Kenshin und Nozomi vorübergehen sahen. Kenshin seufzte. War er damals der einzige gewesen, der NICHT Nozomis Interesse an ihm bemerkt hatte?! Zum Glück war Katsuras Gesprächszimmer nicht mehr weit. Kenshin eilte zur Tür und wandte sich lächelnd zu dem Mädchen in seinem Schlepptau um. „Danke, Nozomi-dono. “ Er erwartete, dass sie sich nun verbeugen und gehen würde. Aber das Mädchen blieb stehen, sichtlich nervös. „B-Battousai-san?“ fragte sie leise, während sie ihm vorsichtig in die Augen sah. „Ich... habe das Gerücht gehört, dass ihr gestern Nacht verletzt worden seid.“ Schon wieder begannen sich ihre Wangen zu verfärben. Kenshin nickte nur, unsicher, wohin ihn diese Fragen denn nun führen würden. „Bitte seid v-vorsichtig, Battousai-san. Ich... Ich weiß, dass es Krieg ist und Menschen sterben aber... ich will nicht, dass i-ihr...“ „Nozomi-dono...“ Aber das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, Battousai-san. Ich meine es ernst. Ich bin nicht die einzige. Wir waren alle sehr besorgt, als wir von euren Verletzungen hörten. Ihr habt bisher noch nie einen Arzt gebraucht... bitte seid vorsichtig, Battousai-san.“ Sie sah sehr ernst aus. Und betroffen. Kenshin schenkte ihr ein freundliches Lächeln. “Nozomi-dono, ich habe nicht die Absicht, hier zu sterben, wirklich nicht. Bitte, sorgt euch nicht um mich.“ Das Mädchen nickte endlich und verbeugte sich, sichtlich erleichtert. „Ich werde jetzt gehen. Okami-san wartet.“ Und schon war sie den Flur entlang geeilt. Kenshin beobachtete sie, bis sie um die Ecke verschwunden war. Es waren wirklich Menschen um ihn besorgt? Nur wegen einer Verletzung? Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Damals war ihm solche Zuneigung niemals aufgefallen... Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder der Tür vor ihm zu. Mit diesen neuen Erkenntnissen konnte er sich auch später noch beschäftigen. Jetzt galt es andere Sachen zu klären... -- Der Lärm und Aufruhr außerhalb seines Zimmers dauerte nun schon fast eine Stunde. Langsam begann es, ihn zu irritieren. Saito starrte in sein Schälchen voll Nudeln und aß weiter, während er versuchte, die Geräusche vor seiner Tür zu ignorieren. Natürlich war er neugierig. Er hatte einige Gesprächsfetzen auffangen können. Irgendwas wegen Harada, der sich fast hatte töten lassen. Oder vielleicht hatte er sich tatsächlich töten lassen. Saito hatte nicht alles verstehen können. Aber eines war sicher: Harada hatte nicht auf ihn gehört und nun wohlmöglich das Ryu Tsui Sen zu spüren bekommen. Finster starrte Saito die geschlossenen Tür an. Der Lärm schien etwas nachzulassen, immerhin ein Fortschritt. Es bedeutete auch, dass Saito nicht mehr länger warten musste, sondern gleich den Raum verlassen und sich ein eigenes Bild von den Dingen machen konnte. Ohne mit nervtötendem Geflüster über den „Dämon von Kyoto“ belästigt zu werden. Und ohne Hijikata im Nacken, der ihm unter die Nasen reiben wollte, dass nur der ECHTE Battousai Harada solche Wunden zufügen konnte. Saito schnaubte. Zur Hölle, er selbst könnte betrunken und unbewaffnet sein und trotzdem diesen Idioten verletzen. Harada war ein guter Kämpfer, aber er wäre ein besserer Kämpfer, wenn er damit aufhören würde, so verdammt arrogant zu sein und während eines Kampfes ständig herumzuprahlen. Um ihn zu besiegen brauchte man keinen Battousai. Aber natürlich würden alle Battousai beschuldigen. Deswegen wartete er ja auch noch. Wenn es an der Zeit war, dann würde er sich ein eigenes Bild von Harada machen. Gerade hatte er seine Nudeln zu Ende gegessen, als der Lärm endlich erstarb und er den Arzt an seinem Zimmer vorbeilaufen hörte. Der große Mann stellte sein Schälchen ab, ging zur Tür und schob sie auf. Schnell eilte er durch den nun leeren Flur zu Haradas Zimmer. Er klopfte zweimal, bevor er eintrat. Der Anführer der zehnten Einheit war nicht anwesend. Okita kam gerade um die Ecke und sah den Anführer der dritten Einheit in der Tür stehen. „Saito-san?“ Der Wolf blickte ihn an. „Wo ist Harada?“ Okitas Augen weiteten sich. „Hast du es nicht gehört?!“ Saitos Gesicht wurde noch finsterer. „Ich will nichts hören! Ich will ihn SEHEN, und zwar persönlich! Wo ist er?“ Der jüngere Mann lächelte und zuckte mit den Schultern, aber das Lächeln berührte nicht seine Augen. Der kalkulierende Schwertkämpfer schien durch, denn irgendwas war an der ganzen Situation nicht in Ordnung. Immerhin schien das sogar schon Okita aufgefallen zu sein. „Harada ist im Versammlungsraum. Sie haben ihn dahingebracht, denn der Arzt sagte, dass es keine gute Idee sei, ihn großartig herumzutragen.“ Saito nickte knapp und lief in Richtung Versammlungsraum. „Hast du seine Verletzungen gesehen?“ Okita zog eine Augenbraue hoch. „Natürlich. Wenn dieser Angreifer, wie du glaubst, NICHT Battousai-san ist, dann wären Haradas Verletzungen anderer Art, als wie wir sie sonst gewöhnt sind.“ „Und?“ Okita zuckte die Achseln. „Und... wie du sagtest, sieh es dir lieber selber an.“ Er blieb vor der Tür zum Gemeinschaftsraum stehen und schob sie auf. Saito folgte. Harada lag ausgestreckt in der Mitte des Raumes. Sein Oberkörper war mit Bandagen bedeck und um ihn herum lagen Verbände und Medikamente. Okita kniete sich an die Seite des Mannes und gebot Saito, das Selbe zu tun. „Schau,“ sagte er und zeigte auf die Obere Schulter des bewusstlosen Mannes, die noch nicht ganz eingebunden war. „Siehst du das? Dort, wo die Haut blau und nach innen gedrückt ist? Nun, diese Verletzung zieht sich über die gesamte Brust.“ Okita folgte der Linie mit seinem Finger. „Genau in der Mitte ist die Verletzung am schwersten.“ Saitos Augen verengten sich, während er dem ausgestreckten Finger von Okita folgte. „Dann war es doch ein Battoujutsu-Angriff. Aber Harada lebt...“ Okita sah den älteren Mann seltsam an. „Ja, er lebt. Das ist das seltsame. Es gab fast kein Blut. Diese Verletzung kommt ganz sicher von einem Schwert, aber die Haut ist kaum aufgesprungen...“ „Sakabatou.“ „Saito-san?“ Saito schüttelte den Kopf. „Der Mann, mit dem ich gekämpft habe, benutzte ein Sakabatou. Kein gewöhnliches Katana. Mit einer Klinge auf der falschen Seite könnte so eine Verletzung verursacht worden sein. Aber dieser Angriff war sicher nicht dazu da, das Leben des Opfers zu schonen. Mit so viel Kraft...“ Seine Augen blitzten wütend auf. „Ich hätte diesen Kerl früher beseitigen sollen. Aku Soku Zan. Ich war mir vorher nicht sicher... aber Battousai oder nicht, dieser Typ muss mit Choshuu im Bunde stehen. Er kennt Battousais Techniken und er hat sie gegen uns angewandt.“ Okita hustete leicht und stand auf. „Es ging dir nur um einen Beweis, dass er zu Choshuu gehört? Hat dir unser Kampf nicht gereicht?“ „Seine Ki war... falsch. Er wollte nicht töten.“ Saito schüttelte den Kopf. „Er schien nicht einmal kämpfen zu wollen. Ich war mir nicht sicher... aber jetzt... Ich werde mit Kondo-san oder Hijikata-san darüber sprechen müssen.“ „Warum?“ „Mit Harada im Krankenbett werden sie jemanden brauchen, der die Jagd nach Battousai aufnimmt, während der Anti-Attentäter mit der Suche nach Hitokiri Shishio beschäftigt ist.“ Er stand auf und sah auf Haradas bewegungslosen Körper hinab. „Und ich will ein für alle Mal wissen, mit wem genau wir es zu tun haben...“ -- 1878 Sano starrte eine lange Zeit Okina an, bevor er den Kopf schüttelte und fragte, „er will wirklich mit MIR sprechen? Was zur Hölle kann Saito von mir wollen?“ Der alte Mann sah ihn ausdruckslos an. „Er wollte es nicht näher erklären, aber schien sich sehr sicher zu sein. Willst du ihn sehen oder soll ich ihn wieder wegschicken?“ Sano kaute auf seiner Unterlippe. „Oh, ich werde schon mit ihm reden, und zwar gleich. Ich muss dem Typ einige Dinge sagen und nicht alles wird nur mit Worten gesagt werden...“ „Tu nichts blödes, Hahnen-Kopf,“ schnappte Megumi. „Ich hab keine Lust, dich schon wieder zu verarzten. Wir wissen alle, dass Saito dich im Kampf platt macht.“ Der Straßenkämpfer funkelte sie an. „Ruhe,“ fauchte er. Megumi tippte nachdenklich mit dem Finger an ihre Lippen. „Immerhin, wenn man so darüber nachdenkt... in einem Kampf nur mit Worten würdest du noch viel leichter verlieren... also wäre ein Faustkampf vielleicht doch keine so schlechte Wahl für dich...“ „Schon gut, schon gut, ich hab’s verstanden,“ knirschte Sano mit den Zähnen. „Man, was will ich überhaupt von Leuten wie euch?!“ „Kostenloses Essen,“ antwortete Kaoru sofort „Kostenlose Unterkunft,“ fügte Misao hinzu. „Kostenlose medizinische Versorgung,“ ergänzte Megumi. „Außerdem sind wir bei deinem Verhalten wahrscheinlich die einzigen Leute, die es mit dir aushalten,“ ertönte Yahikos Stimme. Sano hätte sie vermutlich alle erwürgt, wenn nicht Okina sich lautstark geräuspert hätte und ihn damit an wichtigere Dinge erinnerte. Mit einem Nicken in Okinas und einem bösen Blick in die Richtung aller anderen ging er aus dem Zimmer. Saito wartete draußen auf ihm, in einiger Entfernung vom Aoi-ya. In der Zeit, in der Megumi Kenshin verarztet hatte, hatte auch er sich um seine Wunden gekümmert. „Ich hab mich schon gefragt, ob du jemals zu mir herauskommen würdest,“ sagte er kalt. „Rede.“ „Nicht hier. Lass uns einen Spaziergang machen.“ Sanosuke schüttelte den Kopf. „Warum sollte ich? Du tauchst hier auf und bringst Kenshin fast um. Bist du jetzt GLÜCKLICH? Ist es das, was du wolltest? Ihn zerstören?“ Die glühenden Augen des Wolfes hatten sich nicht verändert. „Nein. Das wäre das letzte, was ich wollen würde.“ Der ehemalige Straßenkämpfer verschränkte die Arme. „Verarschen kann ich mich selbst.“ „Das hier sollte kein Kampf auf Leben und Tod sein. Deswegen habe ich nur Attacken benutzt, die er kontern konnte.“ Sano war einen Moment lang sprachlos. „Was? Aber warum...?“ „Ich hab ihn getestet, du Idiot,“ sagte Saito und sein Blick verschmälerte sich. „Ich hatte nicht die Absicht, ihn zu töten und sicherlich nicht, ihn zu zerstören! Wenn sein Geist verwirrt oder beschädigt ist... dann kannst du dafür die Handlungen dieses dämlichen Mädchens verantwortlich machen.“ „Versteh’ ich nicht.“ „Lass uns gehen und ich werde es dir erklären.“ Saito begann zu laufen und zwang Sano damit, ihm zu folgen. „Na gut. Jetzt laufen wir. Also rede!” “Er ist nicht euer kleiner Rurouni. Das hier ist der echte Battousai. Der Hitokiri, den ich aus der Bakumatsu-Zeit in Erinnerung habe.“ Saitos Augen leuchteten. „Ich konnte diesen Unterschied in seiner Ki fühlen, seit ich ihn das erste Mal gestern gesehen habe. Vor allem als er diese Betrunkenen auf dem Marktplatz ausgeschaltet hat und ich sein Schwert sehen konnte. Aber um wirklich ganz sicher zu gehen, musste ich selbst mit ihm kämpfen. Wenn seine Ki sich direkt auf mich konzentrieren würde und ich seine Angriffe fühlen würde, dann würde ich bescheid wissen. Deswegen habe ich ihn herausgefordert. Offensichtlich konnte ich ihn nicht töten. Ich bin ja nicht so blöd wie du. Denkst du, ich hätte die Zukunft des ganzen Landes riskiert, in dem ich den Battousai der Vergangenheit ermorde?!“ „Was ist verrückt,“ murmelte Sano unbehaglich. Er sah weg. „Wie kann er Battousai sein? Behauptest du, er wäre durch die Zeit gereist oder so was?“ Saito lächelte kalt. „Sag du mir das doch.“ „Was?“ Sano gefror. „Ich habe euch zwei beobachtet. Du behandelst ihn nicht wie den Rurouni. Du führst und schützt ihn.“ Er lachte kurz- „Deine Handlungen verraten dich. Deswegen müssen wir auch reden.“ Seine bernsteinfarbenen Augen glühten vor Neugier auf. „Ich will ganz GENAU wissen, was passiert ist und was ihn hierher gebracht hat!“ Sano schüttelte seinen Kopf und starrte finster auf den Straßenbelag. Es gab keine Chance, die Wahrheit länger vor dem Wolf geheim zu halten. „Ich verstehe aber noch nicht,“ fragte er, „warum dich das überhaupt interessiert.“ „Er muss zurück! Wenn ich weiß, wie er hierher kam, dann kann ich ihm vielleicht bei seiner Rückkehr helfen. Ist das nicht offensichtlich oder bist du wirklich so blöd?“ „Aber er war dein Feind während des Bakumatsu!“ Saito zog eine Zigarette aus der Schachtel, die er aus seiner Tasche fischte. Dann schob er sie sich zwischen die Lippen. „So, worauf willst du hinaus?“ fragte er nuschelnd, während er die Zigarette anzündete und das Streichholz auf die Straße schnippte. Sano zuckte mit den Schultern. „Ich versteh’s einfach nicht,“ murmelte er erschöpft. „Warum hilfst du ihm? Ich dachte nach dem Kampf mit Shishio seid ihr wieder Feinde wie während des Krieges. Aku Soku Zan und der ganze Mist.“ Saito schnaubte. „Idiot.“ Eine Ader an Sano’s Stirn begann zu pulsieren, während er sich lebhaft vorstellte, mit einem Faustschlag die Zigarette aus Saitos Mund zu befördern. „Du verstehst nicht, wie der Krieg war,“ fuhr Saito ungerührt fort. „Ich habe auch gekämpft!“ „Als ein Kind.“ Saito zog tief den Rauch ein. „Und jetzt redest du immer noch wie eines. Es gibt kein Gut und Böse im Krieg.“ „Ach.“ Sano lachte auf. „Was soll das? Bist du nicht derjenige, der nach den Regeln von Aku Soku Zan lebt?!“ Saito blickte ihn finster an. „Es gibt natürlich das Böse. Verschiedene Formen und Abstufungen. Korruption ist böse. Sinnlose Zerstörung ist böse. Aber nicht jeder Feind ist automatisch böse. Es gibt kein absolutes Böse.“ Sano schüttelte den Kopf. „Du spinnst.“ „Wirklich?“ Der Wolf zog eine Augenbraue nach oben. “Gut, wenn du es so haben willst. Deiner Logik nach wäre ich also ein Heuchler. Du hasst Meiji und die Ishin Shishi. Sie sind das Böse, oder nicht? Deswegen trägst du doch auch das Zeichen „Aku“ auf deinem Rücken.“ „Ja. Und?“ Saito lächelte ohne Humor. „Dann ist dein Freund Battousai auch böse.“ „Urteile nicht über Kenshin.“ Saitos Lächeln löste sich auf und er begann nun endlich, wütend zu werden. „Ich URTEILE nicht. Ich will Battousai helfen, weil ich ihn respektiere. Ich habe gegen ihn gekämpft, weil ich der Meinung war, dass das, wofür er kämpft, falsch ist. Ich sehe immer noch das Böse in dem System, für das er getötet hat. Aber es gab auch in der alten Ordnung viele böse Sachen. Er hatte genauso viel Recht, dafür gegen mich zu kämpfen. Es war KRIEG, Sagara. Es gibt kein Gut und Böse im Krieg. Nur Wahnsinn und Blutvergießen. Der Krieg kennt keine Logik. Komm damit klar!“ Sano wurde still und schaute den älteren Mann überrascht an. Er fand keine Worte. Er begriff, dass diese ganze Sache für den Wolf wirklich wichtig zu sein schien. Denn sonst hätte dieser sich nicht so viel Mühe gegeben, ihm seinen Standpunkt zu erklären. „Er hätte mich einfach stehen lassen können,“ überlegte Sano. „Er will wirklich Kenshin helfen, was auch immer für Gründe ihn dazu antreiben.“ Laut seufzte er und schüttelte seinen Kopf. „Keine Logik, was?... Wie ein Hitokiri, der ein Kind vor dem Selbstmord bewahren will...“ „Was murmelst du vor dich hin?“ „Kenshin... Battousai... er hat mein Leben gerettet, als ich ein Kind war. Er hat mich aus einem Fluss gezogen, weil ich von der Brücke gesprungen war.“ Er unterbrach sich kurz. „Moment mal, es war sogar der gleiche Fluss, in den ich versehentlich mit Kenshin gefallen bin... in der Nacht, als er mit Battousai Plätze getauscht hat... der gleiche Fluss... die gleiche Brücke...“ Sanos dunkle Augen trafen die des Wolfes. Alles schien sich endlich zu einem Bild zusammenzufügen. „Moment... bedeutet das... ?“ Saitos Augen wurden schmal. „Ich denke, du erzählst mir jetzt besser die ganze Geschichte und zwar schnell. Alles, an was du dich erinnern kannst... aus der Vergangenheit UND der Gegenwart...“ -- Sie saß allein in seinem Zimmer und leistete ihm Gesellschaft. Ihre Finger strichen sanft durch sein rotes Haar und kämmten die Verknotungen aus seinen seidigen Strähnen. Seit Sano mit Saito verschwunden war, saß sie nun hier. Sie wunderte sich, was wohl zwischen den beiden Kämpfern vorgehen mochte, aber die hilflose Gestalt Kenshins vor ihr machte ihr mehr Kopfzerbrechen. Kaoru seufzte und beobachtete seinen ruhigen Körper. Sein Gesicht sah fast friedlich aus, als ob ihre Gegenwart ihm helfen würde. Kaoru hoffte das zumindest. Denn sie sorgte sich sehr um ihn. „Kenshin...“ flüsterte sie. Er seufzte, als ob er sie gehört hätte. „Wer ist Tomoe?“ überlegte sie. „Hat Yahiko recht oder Aioshi? Ist sie eine vergangene Liebe oder jemand, den er umgebracht hat? Oder ist sie jemand ganz anderes?“ Kaorus Augen blickten besorgt, aber sie wagte es nicht, ihre Ängste laut zu formulieren, denn er würde sie vielleicht hören und das würde es eventuell noch schlimmer machen. Bisher jedoch hatte ihre Stimme ihn eher beruhigt. Sie wollte das nicht ruinieren. „Tomoe... warum hast du mir nie von ihr erzählt?“ Tränen schimmerten in ihren Augen auf. „Was sonst hast du mir verschwiegen, Kenshin?“ flüsterte sie. „Ich weiß, ich hab dir gesagt, dass deine Vergangenheit für mich keine Bedeutung hat, aber ich hatte bisher nie begriffen, wie wenig ich eigentlich über dich weiß. Wie kann ich dir durch diesen Schmerz helfen, wenn du mit mir nicht darüber sprichst?“ Sie weinte nun leise. Tränen liefen ihre Wangen hinab und ein paar Tropften in die roten Haare des Mannes vor ihr. Megumis Worte kehrten zu ihr zurück. „Du weißt genau wie ich, was hier los ist. Ich kann nicht glauben, dass du es nicht wahrhaben willst. Wenn du es nicht erkennen willst, dann ist das dein Problem. Nicht meines und nicht Ken-sans.“ Sie starrte verschwommen auf seinen bewegungslosen Körper. Er sah so hilflos aus... so hilflos und so... jung. Wie ein Kind. Komisch, wie der Schlaf eine Person verändern konnte. Aber es war nicht das erste Mal die letzten Tage, dass er ihr so jung vorkam... Er murmelte etwas und brachte damit ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Kenshin?“ „Tomoe...“ wisperte Battousai. “Oh, Kenshin…” Sie ertrug es nicht länger. Sie musste ihn verlassen, zumindest für einen kleinen Augenblick. Er würde es verstehen. Er war nicht wirklich bei sich in letzter Zeit aber er würde verstehen. „Ich komme zurück,“ flüsterte sie und drückte seine Hand. Dann stand sie auf und ging zur Tür. Sie brauchte jetzt frischeh Luft. Vielleicht wäre er wach, wenn sie zurückkäme. Dann könnte sie wenigstens fragen, was vor sich geht. Vielleicht würde er dieses Mal mit ihr reden... Bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Dann schob sie langsam die Tür zu. Battousai bewegte sich im Schlaf, allein im Raum. Selbst in seinem bewusstlosen Zustand fühlte er die Leere. Er seufzte abermals sanft. „Kaoru...“ -- Danke fürs Lesen und Kommentieren ^_^ Auf ein baldiges Update... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)