Out of Time von MajinMina (In der falschen Zeit!) ================================================================================ Kapitel 11: Nachspiel --------------------- diesmal ein etwas längeres kapitel ^^ vielen Dank an meine Reviewer, Sarai-san und roter Mondschein! Viel Spaß! Kapitel 11 - Nachspiel 1878 Battousais Kämpfergeist war nicht wie sonst gewesen, das hatte Saito sofort gespürt. Etwas hatte sich verändert. Etwas, dass es interessant genug gemacht hatte, ihn zu beobachten. Doch jetzt... DAS, was gerade eben passiert war... was war das für ein Rätsel? DerRotschopf hatte den rumpöbelnden Mann schnell angegriffen, aber er selbst, der ihm an Geschwindigkeit ebenbürtig war, hatte jede Bewegung sehen können. Und er hatte GESEHEN, wie Battousai seinen Angriff auf halbem Weg geändert hatte. Er hatte GESEHEN, wie er das Schwert umgedreht hatte und so seine glatte Attacke in eine schwächlichen Abklatsch dessen, was sie eigentlich hätte sein sollen, verwandelt hatte. Und das bedeutete, dass Himura Battousai mit einem echten Katana gekämpft hatte. Das war natürlich unmöglich! Hatte Battousai etwa endgültig den Verstand verloren oder war das hier etwas ganz anderes? Er dachte an das umgedrehte Schwert und seine hellbraunen Augen verschmälerten sich und glühten kurz auf, als er sich eine Zigarette anzündete. Er beobachtete, wie die Polizei von Kyoto versuchte, die Menge aufzulösen und herauszufinden, wer oder was den ganzen Aufruhr verursacht hatte. Saito ließ seinen Blick zu den kleiner werdenden Gestalten des rothaarigen Mannes und des Hahnenkopfs, Sanosuke, wandern. Selbst, wenn die Polizei den Verantwortlichen finden würde, wären sie ihm nicht gewachsen. Ihn herauszufordern, würde ihnen ein ähnliches Schicksal bereiten wie diesem Trottel Hiroshi... wenn sie Glück hatten. Saito schnaubte. Nein... er würde seinen Männern keinen Hinweis liefern, das wäre besser für ihre Gesundheit. Er drehte sich um und ging davon. Es gab für ihn jetzt wichtigere Dinge zu tun. Saito inhalierte tief den Rauch in seine Lungen und ließ ihn dann langsam und genüsslich aus seinem Mundwinkel strömen. Battousai hatte wieder ein Katana. Und den Instinkt eines Killers. Auch wenn er gerade eben gnädig gewesen WAR, er roch nach Blut. Was war mit seinem Rurouni-Schwur passiert? Es ergab keinen Sinn. Und für jemanden wie Saito Hajime musste alles einen logischen Sinn ergeben. Er schnipste die Zigarette zu Boden. Der Wolf von Mibu hatte jetzt etwas wichtigeres zu tun, als sich mit Polizeiarbeit abzugeben. Er hatte endlich wieder eine würdige Beute. -- So gern Sano auch Battousai gefolgt wäre und ihn genauer ausgefragt hätte, er folgte ihm nicht. Der Junge wollte vermutlich einfach ein bisschen Zeit für sich haben. Und die Füchsin musste sofort über den Vorfall informiert werden, denn es könnte sein, dass sich Battousais Wunden geöffnet hätten. Sano seufzte. Natürlich wollte er lieber nicht im Raum sein um Megumis Reaktion auf diesen Kampf mitzubekommen. Aber was tat er nicht alles für diesen Jungen? Sano ging zurück zur Herberge und wollte gerade Megumis Zimmer betreten, als ihn eine Stimme zurückrief. „Hey!“ Sano drehte sich um. Es war Misao. „Was ist los mit Himura?“ Er sah sie verwirrt an. Langsam lief das Mädchen auf ihn zu und meinte leise, „er ist kurz vor dir hier angekommen und sah wirklich aufgewühlt aus. Ich habe ihn noch nie mit so einem Gesicht gesehen, außer beim Kämpfen.“ Sano zuckte zusammen. „Wo ist er jetzt?“ „In seinem Zimmer.“ Misao legte den Kopf schief und musterte Sano eindringlich. „Er sah Aoshi-sama plötzlich ziemlich ähnlich. Auch Aoshi-sama schaut so, wenn ihn etwas aufregt.“ Sie machte eine nachdenkliche Pause. „Leider ist Aoshi-sama jetzt gerade nicht hier. Ich bin mir sicher, er hätte Himura mit dem, was ihn so beschäftigt, helfen können!“ „Wann kommt Aoshi überhaupt zurück?“ fragte Sano besorgt. Er hatte ganz vergessen, dass der Ex-Oniwabanshu-Anführer ja auch noch da war. Toll, so etwas einfach zu vergessen. Gerade jetzt! „Entweder heute nacht oder morgen,“ antwortete Misao und ihre Augen nahmen einen träumenden Ausdruck an. „Er wird mir vorher eine Brieftaube schicken, damit ich ihn abholen kann!“ Sano stöhne auf, kein bisschen enthusiastisch wie Misao. Schreckliche Bilder begannen, sich in seinem Kopf zu formen: Aoshi und Battousai bei einem erneuten Kampf, diesmal mit viel mehr Blutvergießen und zumindest einem toten Körper. „Toll,“ murmelte er. Noch mehr Schwierigkeiten. Und apropos Schwierigkeiten, da war ja noch was. „Wo ist Megumi?“ „In der Küche.“ Misao wollte gerade gehen, als ihr noch etwas einfiel. „Moment. Du hast gar nicht gesagt, was jetzt mit Himura los ist! Was ist passiert?” Sano antwortete nicht. Es war fast Essenszeit und in der Küche war viel los. Immerhin war das Aoi-Ya ein beliebtes Lokal. Sano konnte Megumi unter all den herumhantierenden Frauen und Männern nicht gleich entdecken und die Versuchung war groß, es einfach sein zu lassen und sich selbst um Battousais Wunden zu kümmern. Doch dann sah er Megumi mit dem Kopf über einen Suppentopf gebeugt. Seufzend trottete er zu ihr hin, mit Misao im Schlepptau, die mit nervtötender Stimme immer wieder „Erzähl’s mir, erzähl’s mir!“ rief. Megumi sah von der Suppe auf und ihr Blick verdüsterte sich. „Was machst du denn in der Küche? Irgendwas muss passiert sein!“ Sano verschluckte eine boshafte Antwort. „Ja. Es geht um Kenshin,“ murmelte er. Ihr düsterer Blick wandelte sich in besorgt. „Was? Geht es Ken-san wieder schlechter?“ Er seufzte. “Nein, er ist in Ordnung aber…” Er unterbrach sich. „Hör mal, ich möchte klarstellen, dass es nicht MEIN Fehler war. Ich weiß nicht, warum er plötzlich auf die Idee kam, auf den Markt zu gehen. Wahrscheinlich war es Kaorus Schuld. Er hat wegen ihr gekämpft.“ „Gekämpft?“ schrie Megumi mit schriller Stimme. In der Küche wurde es still. „Wo warst DU, als das alles passiert ist? Du hast gesagt, du KÜMMERST dich um ihn!“ Sie schlug mit ihrem Suppenlöffel zu. Sano hob schützend die Hände. „Ich hab versucht, Yahiko davon abzuhalten, ihn zu nerven,“ schnauzte er. „Hör auf, jetzt lass mich in Ruhe! Du kennst doch Kenshin, wenn er einen loswerden will, dann verschwindet er einfach.“ Er funkelte sie an. „Überhaupt... DU bist du diejenige, die den ganzen Morgen irgendwas von „frischer Luft“ genörgelt hat-...“ „Frische Luft draußen vor dem Aoi-Ya!“ verteidigte sich Megumi. „Nicht frische Luft auf einem Marktplatz in Kyoto, wo er Dank dir in einen Kampf verwickelt wird „ICH war nicht DA!“ knurrte Sano. „Warum glaubt mir das keiner?“ „Weil du der Idiot bist, der Kenshin in den Fluss gestoßen hat und weswegen er überhaupt so komisch geworden ist. Soll ich glauben, das KAORU ihn in einen Kampf verwickelt hat?“ Die dampfende Luft in der Küche war plötzlich zum Schneiden dick. Da rauschte Yahiko plötzlich durch die Tür herein, schweißüberströmt und voll bepackt mit Reis, Salz, Soja und anderen Dingen. Er bemerkte nichts von der Spannung im Raum und meckerte wütend Kaoru an, die hinter ihm den Raum betrat. „Musstest du alles auf einmal kaufen? Wie schafft Kenshin es nur, immer so viel zu tragen?“ Wütend stapfte er mitten zwischen Megumi und Sanosuke hindurch, die sich mit funkensprühenden Augen fixiert hielten. Er schmiss die Sachen lieblos in eine Ecke und ging dann davon. Kaoru stellte schweigsam den Tofu auf einen Tisch und setzte sich auf einen Stuhl. Sano sah von Megumi zu den Sachen am Boden. „Siehst du? Sie waren auf dem Markt, wie ich gesagt habe!“ Megumi schlug trotzdem noch einmal mit ihrem Kochlöffel zu. „Kaoru,“ sprach sie dann und wandte sich zu dem sitzenden Mädchen um, „bitte sag mir, dass du genug Verstand hattest um Ken-san NICHT zu bitten, mit dir zum Einkaufen zu gehen.“ Mit großen Augen sah Kaoru sie an. „Natürlich hab ich ihn mitgenommen. Sano und Yahiko waren ja nicht da und ich habe Okina doch versprochen, mich um Reis und Tofu zu kümmern. Außerdem hast DU doch gesagt, dass Kenshin frische Luft brauch!“ Megumi warf hilflos die Arme in die Luft. „Hört mir denn hier niemand richtig zu??!!“ Kaoru biss die Zähne zusammen und ließ endlich ihre Besorgnis einmal beiseite, um so tempramentvoll wie sonst zu reagieren. „Wenn du vielleicht nicht die ganze Zeit an Kenshin geklebt hättest und ihn mal alleine gelassen hättest, dann hätte ich vielleicht besser zugehört!“ „Ich bin sein Arzt!“ “Dann verarzte ihn und flirte nicht mit ihm!” „Ich kann nichts dafür, wenn Ken-san eine echte Frau erkennt, wenn er eine sieht.“ „Eine ECHTE Frau...?“ Misao beobachtete die beiden Frauen mit einer Mischung von Verwirrung und Faszination. Sano nutzte die Zeit, um zu verschwinden und zu Battousai zu gehen. Er hatte gesagt, was gesagt werden musste. Nur schnell weg von diesem Zickenkrieg. Sie bemerkten nicht einmal, wie er an der Wand in Richtung Tür rutschte und ging. Jetzt zu der wirklichen Schwierigkeit. Sano ging den Flur hinab und kam vor Battousais Tür zum Stehen. Leise klopfte er. Es dauerte lange, bis er Battousais Stimme hörte, die „Herein“ rief. Sano betrat den Raum und schob die Tür hinter sich zu. Battousai war abermals dabei, seine Verbände zu wechseln und zum ersten Mal sah er jetzt seinen ganzen Oberkörper nackt – und damit auch das Ausmaß seiner Wunden. Der größere Kämpfer starrte vor Bestürzung. Er hatte schon vielerlei Verletzungen gesehen, aber so viel auf einem Haufen? Sicher, Battousai war verletzt gewesen, als er hier aufgetaucht war und die Wunden auf seiner Brust und seinem Rücken hatten übel ausgesehen. Aber jetzt konnte Sano auch all die Schnitte entlang seiner Arme sehen, genauso wie eine tiefe Wunder an seiner Schulter. Das waren nicht die üblichen Verletzungen, die ein Schwertkämpfer normalerweise erlitt. Das seltsame hier war, dass diese Wunden alle nicht alt waren – sie schienen alle zur gleichen Zeit entstanden zu sein. Es sah nach einem hinterhältigen Angriff verschiedener Gegner aus. Aber wie hatte überhaupt jemand wie ER in einen Hinterhalt gelockt werden können? “Gab es etwas, das du von mir wolltest, Sagara?” Sanosuke sah auf und blickte in eisblaue Augen, die ihn anschauten. Schnell sah er wieder weg. „Ich wollte nur sichergehen, dass bei dir alles in Ordnung ist,“ nuschelte er. „Ich weiß, dass ich dich vorhin verärgert habe.“ „Mir geht es gut.“ Im Augenwinkel sah Sano, dass der Junge fortfuhr, sich zu verbinden. „Du siehst aber nicht gut aus,“ sagte Sano. „Du siehst aus, als ob jemand mit aller Gewalt versucht hat, dich umzubringen – und fast damit Erfolg gehabt hätte.“ „Ich bin ein Hitokiri. Seit wann sind Verletzungen an einem Hitokiri etwas ungewöhnliches?“ „Bei dir schon,“ entgegnete Sano. Er setzte sich seinem Freund am Boden gegenüber. „Hör Mal, Himura, mir tut echt leid, was ich vorhin gesagt habe. Ich wollte nicht, dass es so klingt, als ob du in meinen Augen nur ein Killer bist. Ich war nur überrascht. Du wolltest vorhin nicht ohne Katana gehen und wolltest mir auch nicht versprechen, es nicht zu ziehen. Was sollte ich daher anderes erwarten, als dass du damit töten würdest, falls es die Umstände erforderten?“ Battousai antwortete ihm nicht und verband die Wunde an seiner Schulter. Sano sah genau zu. Es kam ihm so vor, als ob fast so etwas wie metallene Klauen diese Wunde verursacht hätten. Und eine Wunde in der Nähe seines Halses schien von so etwas wie einem Pfeil gekommen zu sein. „Du wurdest von Ninja angegriffen, oder nicht?“ fragte er. Plötzlich fühlte er sich selten dämlich, dass er jemals auf die Idee hatte kommen können, Battousai in das Hauptquartier der ehemaligen Oniwabanshu mitzunehmen. „Das geht dich nichts an, Sagara.“ In der Stimme des Jugendlichen lag ein gefährlicher Unterton – den Sano komplett ignorierte. „Natürlich tut es das, Freunde helfen-...“ Battousai sah zu ihm auf mit einer solchen Kälte in den Augen, dass Sano die Worte im Halse stecken blieben. „Hör mir zu, Sagara,“ sagte er leise. „Danke für deine Hilfe. Aber du willst nicht mein Freund sein. Leute, die mir nahe stehen...“ Er zögerte und suchte nach den richtigen Worten. „...Sie bleiben nicht lange bei mir. Verstehst du?“ Sano legte die Stirn in Falten. „Nein. Versteh’ ich nicht.“ “Sie werden benutzt, gekidnapped oder getötet. Solche Leute kann ich niemals beschützen. Niemand ist am Ende wirklich sicher. Es ist besser, wenn du dich selbst nicht zum Ziel machst. Geh jetzt bitte, Sagara. Mir geht es gut.“ Sano versuchte, sich an den letzten Strohhalm zu klammern. Er wolle das Gespräch nicht so enden lassen. Der Junge bestrafte sich offensichtlich selbst für irgendetwas, was Sano nicht wusste. Jemand musste ihm mal den Kopf wieder gerade rücken. Sanos Faust traf den Rotschopf am Kinn, bevor er sich überhaupt bewusst machen konnte, dass dieser ja immer noch das Katana neben sich liegen hatte. Es war kein sehr harter Schlag, aber hart genug, um den Jungen zu überraschen und umzuhauen. Battousai setzte sich wieder auf und hielt sich das Gesicht, zu überrascht, um überhaupt wütend zu sein. Seine großen, blauen Augen starrten Sano geschockt an. „Du Idiot!“ grummelte Sano leise. „Hör endlich auf damit! Ich weiß nicht, was genau dir passiert ist, aber denkst du wirklich, du bist die einzigste Person auf der Welt, die schon mal einen geliebten Menschen verloren hat? Kaoru, Yahiko und Misao haben alle ihre Eltern verloren. Keiner weiß, wo Megumis Familie ist. Und auch die anderen hier, die du noch nicht kennst, haben Freunde und Familie verloren.“ „Und ich bin derjenige, der dafür verantwortlich ist, Sagara. Verstehst du das nicht? Ich bin Hitokiri Battousai, genau wie du gesagt hast.“ Seine Stimme wurde leiser. „Ich habe hunderte getötet und mit jedem einzelnen Leben habe ich auch das von den Angehörigen zerstört. Das kann man nicht einfach ungeschehen oder gar wiedergut machen.“ „Zur Hölle!“ rief Sano und zog damit die volle Aufmerksamkeit des Jungen wieder auf sich. „Willst du meine Geschichte hören? Ich war erst sieben, als ich mich den Sekihotai anschloss. Unser Anführer Sagara war für mich wie ein älterer Bruder. Er hat mich quasi aufgezogen in den Jahren, in denen wir die Drecksarbeit für die Ishin Shishi erledigten. Am Ende wurden wir von ihnen verraten und sie haben uns dahingeschlachtet. Damit nicht genug: Sie mussten auch noch die Köpfe der Getöteten in aller Öffentlichkeit ausstellen und als Verräter brandmarken. Ich habe sie dafür gehasst. Jeden Einzelnen der verdammten Ishin. Und weil ich meinen Hass irgendwie herauslassen musste, bin ich Strassenkämpfer geworden. Ich habe meinen Hass auf mich selbst und auf den Namen meinen stärksten Feindes konzentriert...“ „Battousai.“ Die Stimme des Jungen war kaum hörbar. „Genau,“ sagte Sano. „Battousai. Der Stärkste der Patrioten. Ich dachte, wenn ich ihn töte, dann kann ich den Ishin Shishi ihren Verrat von damals heimzahlen.” Er lachte ohne Freude. „Ich war dumm. Und es hat lange gedauert, bevor mich ein guter Mann endlich zu Verstand gebracht hat. Und weißt du, das lustige daran ist, dass es nicht sein Schwert war, dass mich gerettet hat. Es waren seine Worte. Er hat mir gesagt, dass die Revolution noch nicht vorbei ist. Dass es immer noch Menschen gibt, die für Gerechtigkeit kämpfen. Und beschützen. Und plötzlich habe ich begriffen, dass dieser Mann genau wie mein Anführer Sagara war. Daraufhin habe ich die Entscheidung getroffen, ihm zur Seite zu stehen und für ihn zu kämpfen.“ Battousai war für einen Moment lang still, bevor er wieder sprach. „Dieser Mann hört sich wirklich nach jemandem an, der etwas vom Leben versteht. Aber was hat das mit mir-?“ Sano lehnte sich zurück und grinste. „Dieser Mann hat mich damals übrigens auch gebeten, ihn Himura Kenshin zu nennen, nicht Battousai.“ Die Augen des Jungen wurden groß. „Genau. Du warst es. Also erzähl mir nichts von dem Mist von wegen ein Hitokiri darf keine Freunde haben. Es war nicht einfach, uns zu retten. Du musstest erst unser Vertrauen gewinnen und unseren Respekt. Und manch einen von uns musstest du vor sich selbst beschützen... vor der eigenen Vergangenheit. Du RETTEST Menschen, Himura. Und du brauchst dafür nicht mal dein Schwert. Das ist die Form deiner Wiedergutmachung.“ Sansosuke lächelte. „Und um dir die Wahrheit zu sagen: Ich habe noch nie jemanden getroffen, der einen so wie du nur durch Worte vom Tod abhält, Junge.“ Battousai sah ihn nicht mehr an. Er starrte hinab auf seine Hände. „Das Sakabatou,“ murmelte er, während er noch versuchte, alles zu verstehen. „Deswegen...“ „Himura?“ Der Rotschopf sah nicht auf. „Nichts. Ich habe nur laut nachgedacht.“ Er hielt inne und wechselte das Thema. „Es tut mir leid für deinen Kommandanten, Sanosuke. Sein Kopf... er wurde am Stadtrand von Kyoto ausgestellt. Ich habe ihn erst vor wenigen Nächten gesehen. Es tut mir leid.“ Sano schüttelte den Kopf. „Vergiss es. Es ist schon lange her für mich. Ich habe mir darüber schon zu viele Gedanken gemacht.” Er stand auf. „Jedenfalls dachte ich, dass du über die Hintergründe unserer Freundschaft mit dir Bescheid wissen solltest. Ich werde dich jetzt alleine lassen. Denk darüber nach, was ich gesagt habe.“ Dann ging er und schob die Tür auf. „Ich... habe wirklich jemanden gerettet?“ fragte der Junge in seinem Rücken unvermittelt. Sano schaute zu ihm zurück. „Ja.“ Der Junge sah erschöpft aus aber er lächelte eines seiner seltenen, sanften Lächeln. „Es tut gut, das zu hören,“ flüsterte er. „In der Nacht, in der du mich gefunden hast... Da habe ich versucht, jemandem vom Selbstmord abzuhalten. Aber es hat nicht geklappt.“ „Himura...“ Battousai hörte ihm nicht zu, ganz in der Vergangenheit versunken. „Er hat davon geredet, dass er alles verloren hat. Und keinen Grund mehr hat, weiter zu leben.“ Der Junge lächelte schwach. „Er war noch ein Kind. Ich wünschte, ich hätte ihm irgendeinen Grund geben können.“ Sanos Augen weiteten sich und er krallte sich an den Türrahmen. „Was? Meinst du...“ Er wurde von Misao unterbrochen, die unten in der Halle seinen Namen rief. „Hey, Sanosuke! Hanhenkopf. Megumi will mit dir sprechen. Komm schnell, bevor sie und Kaoru sich an die Gurgel gehen!“ „In einer Minute!“ rief er zurück. „Himura, hör mir zu-...“ „Sanosuke!“ brülle Misao erneut, diesmal schon näher. Er verzog den Mund. „Ich habe gesagt, in EINER MINUTE!“ „Du solltest gehen,“ sprach Battousai leise. „Ich muss mich noch fertig verbinden.“ Er griff nach den Bandagen. Sano zögerte. „Na gut. Aber wir reden später weiter, Himura.” Nach einem kurzen Nicken trat Sano aus der Tür und schloss sie hinter sich. Kaum im Flur traf er schon auf das Wiesel-Mädchen, die ihn zurück zur Küche zerrte, wo immer noch Geschrei herrschte. Sano jedoch hörte und sah nichts. Statt dessen hatte er nur immer wieder den einen Gedanken im Kopf: Der Schwertkämpfer, der ihm in seiner Jugend das Leben gerettet hatte ... war Battousai gewesen! -- 1865 Schon bei Sonnenaufgang war Kenshin wach. Der Traum hatte es für ihn unmöglich gemacht, weiterzuschlafen. Statt dessen hatte er den Himmel betrachtet und versucht, alle Gedanken an Kaoru aus seinem Kopf zu verscheuchen. Doch jedes Mal, wenn er seine Augen geschlossen hatte, hatte er ihren Körper wieder und wieder in den Schnee fallen sehen. Es hatte keinen Sinn gemacht, sich den Futon aufzurollen – er war einfach mit dem Schwert an die Schulter gelehnt an der Wand sitzen geblieben. Zwanghaft hatte er versucht, zu ignorieren, dass er sich mit jeder verstreichenden Stunde mehr wie Hitokiri Battousai fühlte. Als es endlich dämmerte, war Kenshin nicht mehr der selbe Mann, der den Abend vorher den Raum betreten hatte. Und es machte ihm Angst. Die goldenen Sonnenstrahlen drangen in sein Zimmer ein, jedoch nicht in sein Herz. Kenshin zwang seine dunklen, blauen Augen in das helle Licht des Tages zu blicken. Es war Morgen. Er musste aufstehen. Katsura erwartete, ihn jetzt zu sehen. Er streckte sich, stand auf und keuchte. Alle seine steifen Muskeln protestieren nach Stunden des stillen Dasitzens. Die Wunde an seiner Seite brannte wie Feuer. Nicht zu erwähnen, dass er sich fast zu schwach und schwindelig fühlte, um gerade zu stehen. Kenshin ließ seinen Blick zu seinen Verbänden schweifen und sah, dass sie rot von Blut waren. Das erklärte, warum er sich so wackelig auf den Beinen fühlte. Okami würde ihn töten, wenn er nicht schnell die Verbände wechseln würde. Jede Stunde, hatte sie ihm eingeschärft. Kenshins Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln. Der Gedanke an Katsura und die Möglichkeit der Rückkehr in seine Zeit ließ ihn endlich gerade stehen. Wenn er seinen Rücken an die Wand lehnte und sein Sakabatou als Stütze nahm, ging es einigermaßen. Der Raum begann, sich langsamer zu drehen und so lange er sich nicht zu hastig bewegte, fühlte er sich mit jedem Schritt stabiler. Er musste nur die Steifheit und den Schmerz ignorieren. Natürlich war er Schmerzen gewohnt. Aber diese Steifheit... Kenshin musste schon wieder gequält lächeln. Er fühlte sich plötzlich alt. Nahe der Tür lagen frische Verbände zusammen mit Kleidung. Kenshin wechselte die Bandagen mit der Geschwindigkeit von jemandem, der so etwas gewöhnt ist. Die blutdurchtränkten Stoffbanden legte er auf den alten Gi, den ihm Hiko gegeben hatte. Danach griff Kenshin nach der frischen Kleidung, die Okami ihm bereit gelegt hatte. Eine Choshuu Uniform. Zögernd strichen seine Finger über den Stoff des dunkelblauen Gi und er seufzte. Was hatte er erwartet? Dass ihn Okami ihn dem zerrissenen und blutigen Gi von letzter Nacht herumlaufen ließ? Langsam zog der Ex-Hitokiri sich an, vorsichtig wegen seiner Wunden. Die Kleidung fühlte sich schwer an – so schwer, als ob an ihrem Material das Gewicht von hunderten von Toten hängen würde. Der Gi war sauber und sorgfältig geflickt, aber Kenshin konnte das längst ausgewaschene Blut an ihm riechen. Wie viele Menschen hatte er getötet, während er dieses Kleidungsstück getragen hatte? Er legte ihn mit einem Schauder an und begann mit einem Kamm, sein langes, rotes Haar zu bürsten. Dann kämmte er es nach hinten und band es sich in einem Pferdeschwanz hoch. Mit jeder Handlung wurden die Bewegungen seines Körpers mechanischer, und als er schließlich sein Sakabotou in seinen Gürtel steckte, erwischte er sich dabei, wie er instinktiv auch an die Stelle griff, an der normalerweise sein Wakizashi gewesen wäre. Er schauderte erneut und brachte seine Hände wieder unter Kontrolle. Er befahl ihnen, sich um den Griff seines Sakabatous zu schließen wie um einen Rettungsanker. Als seine Augen noch einmal durch den Raum glitten, entdeckte Kenshin auch die Flasche Sake, die neben seinen alten Klamotten stand. Vorsichtig beugte er sich hinab und hob sie auf. Es war Hikos Abschiedsgeschenk gewesen. Das erste Mal an diesem Morgen begannen Kenshins Gesichtszüge sich zu entspannen und seine Augen wurden weicher. In seinen Gedanken sah er wieder die Gesichter seiner Freunde vor sich, die auf ihn warteten. Er war kein Attentäter mehr. Egal wie leicht er in seine alten Gewohnheiten zurückfallen mochte - er war jetzt stärker als damals. Er hatte Menschen, die sich um ihn sorgten und auf die musste er sich konzentrieren. Während Kenshin den Sakekrug an seinen Gürtel band, lächelte er innerlich. Hiko hatte recht gehabt. Vielleicht half ihm der Sake wirklich, bei Verstand zu bleiben. -- so ^^ eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft ist hergestellt: Sanosuke. Vielleicht gibt es noch mehr? Und vielleicht ist das die Lösung für die Rückkehr der Kenshins in ihre jeweilige Zeit? Mehr im nächsten Kapitel. Und dort treffen wir noch einen weiteren, alten Bekannten... bis dahin ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)