Out of Time von MajinMina (In der falschen Zeit!) ================================================================================ Kapitel 10: In der Seele eines Attentäters ------------------------------------------ Hallöchen ^^ so schnell wie möglich ein Update! Vielen Dank an Sarai-san und roter Mondschein für die Kommentare! -- Out of Time Kapitel 10: In der Seele eines Attentäters -- 1865 Kenshin stand auf der Brücke und schaute über das ruhige Wasser hinauf zum Halbmond. Es dauerte etwas, bevor er merkte, dass er nicht alleine war. Ein Mann stand neben ihm, er lehnte sich lässig an das Geländer. Kenshins Augen gewöhnten sich langsam an das Dunkel und er erkannte die Gestalt. Sanosuke. Kenshin blinzelte einige Male und er rubbelte über seine Augen, aber Sano stand immer noch statuengleich neben ihm. „Sano?“ fragte Kenshin. Sein Freund drehte sich ihm zu und grinste. „Der Mond heute Abend ist schön, oder nicht?“ Kenshin nickte stumm. Er konnte nicht ausdrücken, wie erleichtert er war, den ehemaligen Straßenkämpfer gesund und heil neben sich zu sehen. Seit sie zusammen in den Fluss gefallen waren, hatte er sich Sorgen gemacht und sich selbst die Schuld für den Unfall gegeben. „Alles klar, Kenshin? Du bist so schweigsam.“ Kenshin lächelte und lehnte sich neben ihn an die Brüstung. „Ich bin OK. Ich habe mich nur um dich gesorgt. Weil du nicht aufgetaucht bist...“ Sano grinste nur. „Was? Dachtest du, ich wär’ ertrunken oder was? Denkst du, ein bisschen Wasser kann mich umbringen? Das hat doch letztes Mal auch nicht funktioniert.“ Kenshin blinzelte ihn an. „Letztes Mal?“ fragte er. „Was meinst du damit?“ Der Kämpfer zuckte die Schultern. „Egal. Deswegen sind wir nicht hier, oder?“ Er warf Kenshin einen kurzen Seitenblick zu. „Ich meine, deswegen bist DU nicht hier, oder?“ Der Rotschopf schüttelte den Kopf. Das ergab doch keinen Sinn. „Warum SIND wir hier?“ Er sah sich um, plötzlich die Umgebung wahrnehmend. Das friedliche Wasser war verschwunden. Auch die Brücke war weg und mit ihr Sano. Statt dessen stand Kenshin alleine im Wald. Aber WO war er? Die Gegend sah so vertraut aus... Stumm stand er da, als Schnee um ihn herum zu fallen begann. Und er erinnerte sich. Otsu. Da waren Fußschritte. Jemand kam auf ihn zu. Kenshin spannte sich an, bereit für was auch immer. Aber mit der Gestalt, die jetzt aus den Bäumen trat, hatte er nicht wirklich gerechnet. „Saito?“ Der große, hagere Wolf trat in die Lichtung, gekleidet in einer dunkelblauen Polizei-Uniform. Die obligatorische Zigarette hing ihm aus dem Mundwinkel. In seinen Augen war ein boshaftes Glitzern. „So, Battousai. Sollen wir endlich die Sache zu Ende bringen?“ Er spuckte die Zigarette in den Schnee und zog sein Schwert während er in Gatotsu-Stellung ging. Kenshin rührte sich nicht von der Stelle. „Saito...“ flüsterte er. „Warum bist du hier in Otsu? Warum JETZT?“ Saito grinste ihn spöttisch an, seine bernsteinfarbenen Augen wurden noch schmäler als sie sowieso schon waren. „Warum nicht? Du bist weich geworden, Battousai. Du bist weich, weil du dich hinter einem jämmerlichen Nicht-zu-töten-Schwur verkriechst und ein nutzloses Schwert herumträgst.“ „Saito – ...“ „Kämpf mit mir! Hör’ endlich auf, dich zu verstecken und kämpfe. Hier. Jetzt. Hier ist dein persönlicher Jagdgrund, Battousai. Hier kommen die Dämonen in dir ans Tageslicht um mit dir zu spielen. Hier musst du kämpfen, wenn du dich durchsetzen willst.“ „In Otsu?“ Das war zuviel. „Nein,“ grummelte Saito. „In deiner Seele.“ Die Zeit für Worte war vorbei. Der ehemalige Shinsengumi-Anführer war in Bewegung und zwar so schnell, dass im schwachen Morgenlicht seine Gestalt zu einem verschwommenen, blauen Fleck wurde. Der ehemalige Hitokiri konnte das Schwert kaum abwehren. Aber trotzdem war er schon in Battoujutsu-Stellung, bevor Saito sich zum nächsten Schlag gewandt hatte. Als Saito sein Schwert erneut auf ihn niedersausen ließ, zog Kenshin auch das seine, in unglaublicher Geschwindigkeit. Beide wirbelten auseinander, jeder mit nichts mehr als einem kleinen Kratzer als Wunde. Saito schmunzelte und wischte das Blut von dem Schnitt in seinem Gesicht. „Besser.“ „Warum tust du das, Saito?“ fragte Kenshin duster, bereit für die nächste Attacke. „Du bist keiner meiner Dämonen.“ „Vielleicht. Aber einen deiner Dämonen hältst du in den Händen.“ Kenshin Augen wanderten zu seinem gezogenen Schwert. Ein echtes Katana. Er wurde blass und ihm war plötzlich schlecht. „Nein.“ Sein Gegenüber war schon wieder in Kampfposition, sein Gesicht ernst. „Kämpfe.“ „Nein...“ Kenshins Stimme war kaum ein Flüstern, und er ließ das Schwert sinken. „Ich... kann nicht...“ Der Wolf lachte spöttisch. „Dann kannst du NICHTS. Du kannst niemanden beschützen, wenn du nicht mal mit deinen eigenen Dämonen fertig werden kannst. Du verdienst den Tod!“ Kenshin stritt das nicht ab. Er schloss seine Augen und steckte das Schwert wieder ein. Er würde nie wieder der Hhitokiri sein. Er würde nie wieder ein Katana benutzen. Vorher würde er lieber sterben. Das war besser. Saitos Schwert biss schneidend wie die Reißzähne eines Wolfes in seine Schulter, aber nicht so kraftvoll, wie Kenshin einen Todesstoß erwartet hätte. Etwas hatte den Schlag abgeschwächt. Seine Augen sprangen auf und er sah, dass Saito verschwunden war und eine Gestalt vor ihm zu Boden sank. Alles um ihn herum färbte sich rot. Sein Herz hörte auf zu schlagen. Alles in der Welt schien aufzuhören. “Tomoe…” wisperte er mit brüchiger Stimme, während er neben dem Frauenkörper auf die Knie sank. Sanft hob er ihren Kopf aus dem weichen Schnee, so dass ihr Gesicht ihm zugewandt war. Es war nicht Tomoe. „Kaoru... nein!“ -- Kenshin fuhr aus dem Schlaf hoch, sein Gesicht schweißnass. Für einen grauenvollen Moment lang hatte er keine Ahnung, wo er war. Alles um ihn herum war schwarz. Dann endlich begann der Raum, Gestalt anzunehmen. Ein Stapel Bücher. Ein Futon. Frische Hakama und ein Gi, den Okami früher am Abend ins Zimmer gelegt haben musste „Okami... stimmt.“ Er war in seinem Zimmer in der Herberge Kohagi, dem Kohagiya, das Okami gehörte. Es war der Bürgerkrieg. Bakumatsu. Kaoru-dono würde nicht hier sein. Sie war sicher in der Meiji-Zeit. Es war nur ein Traum gewesen. Kenshin rieb sich die Augen und strich den feuchten Schweiß fort, der ihm in den Wimpern hang. Vielleicht nicht nur Schweiß. Seine Hand zitterte. Ein Traum. Das war alles. Aber es war so real gewesen. Zögernd glitt seine Hand unter den Verband an seiner Schulter. Er schluckte heftig, als seine Finger die lange, alte Narbe befühlten, die sich direkt neben dem frischen Schnitt befand. Es war eine der einzigen Narben, die zu bekommen er sich nicht erinnern konnte. Genau dort, wo Saitos Schwert ihn gerade erwischt hatte... Es war nicht echt. Konnte nicht echt sein. Er sah unterstützend im Raum umher. Seine Augen entdeckten abermals den Futon, der unberührt am Boden lag und Kenshin merkte erst jetzt, wo GENAU er war. Er saß an die Wand gelehnt, das Sakabatou an die Schulter gelehnt, seine Hand bereit in der Nähe des Griffes. Kenshin beugte nach vorne und stützte sich auf sein Schwert. Es war der einzige Trost, den er jetzt noch hatte, denn sein Körper schien von nun an fast wie von alleine zu reagieren. Er konnte mit der ganzen Situation nicht mehr fertig werden. Denn der Albtraum, den er jetzt durchlebte, erschütterte ihn schlimmer als der, aus dem er gerade erwacht war. -- 1878 Sanosuke und Yahiko wussten, das etwas passieren würde, noch bevor sie den Marktplatz ganz betreten hatten. Die Leute strömten zusammen und bildeten eine neugierige Masse um irgendwas zu sehen. Sano wusste schon, wer höchstwahrscheinlich im Zentrum dieser Menge sein würde und dem Blick in Yahikos Gesicht nach zu urteilen wusste der Junge es auch. Keine Polizei war in Sicht, doch Sano war sich sicher, dass auch das sich bald ändern würde. Die Zwei begannen, sich durch die Menge zu drängeln. Als Sano in der ersten Reihe ankam, sah er gerade noch Battousai, der sein Schwert zog. „NEIN!“ schrie er laut. Er konnte Kaoru Kenshins Namen rufen hören, doch auch das bewirkte nichts. In dem Moment, in dem der Junge sein Schwert gezogen hatte, war der Kampf auch schon vorbei. Der große Mann fiel blutend zu Boden. Sanos Gesicht verzog sich und er mochte sich nicht ausmalen, wie sie diesen Toten der Polizei erklären sollten. Doch noch etwas Schlimmeres kam ihm in den Sinn. „Wie sollen wir das Kenshin erklären?“ flüsterte er. „So wie ich diesen Baka kenne, wird er die Sache so auffassen, als ob er seinen Schwur, nie mehr zu töten, gebrochen hätte. Und dann wandert er wieder davon.“ Yahiko starrte ihn an. „Es ist ja nicht KENSHIN, der den Typ getötet hat. Es ist nicht SEIN Fehler.“ Sano schaute ihn verständnislos an. Dann fiel ihm wieder ein, dass Yahiko ja nicht wusste, dass der rothaarige Junge wirklich Kenshin WAR. Er hielt ihn immer noch für eine Art von Double. „Jaaah.... stimmt....“ murmelte er halbherzig. „Aber was, wenn die Polizei denkt, dass es Kenshin war?“ fügte Yahiko nachdenklich hinzu. „Immerhin sehen die beiden sich ja wirklich zum Verwechseln ähnlich.“ Sano bekam keine Gelegenheit, zu antworten. Battousai hatte sein Schwert wieder eingesteckt und ging nun schnurstracks auf sie zu. Die Menge hinter Sano wich zurück. „Tut mir leid, Sanosuke, aber ich habe mein Versprechen nicht gebrochen,“ sagte Battousai leise. „Er hat Kaoru-dono bedroht. Ich musste mein Schwert ziehen.“ „Du hast ihn GETÖTET!“ zischte Sano. Battousai schaute ihn nur mit verstörend emotionslosen Gesicht an. Die Maske war an Ort und Stelle. „So viel Vertrauen hast du in mich,“ sprach er schließlich. „Vertrauen! Du...“ “Ich habe vielleicht ein paar Rippen gebrochen. Der Mann muss wohl einen Arzt aufsuchen.“ Der Jugendliche begannen sich mühelos seinen Weg durch die Menge zu bahnen, nachdem er Sano mit dem Satz zum Schweigen gebracht hatte. Im Hintergrund stöhnte der am Boden liegende Mann laut auf. Sano sah zwischen Battousai und seinem Opfer hin und her. Dann sah er Kaoru am Rand der Menge stehen, das Gesicht verängstigt und die Augen weit aufgerissen. „Yahiko,“ befahl er, „kümmere dich um Jou-chan. Ich muss mit Himura reden.“ Bevor Yahiko widersprechen konnte, war Sano schon in den Menge verschwunden. „Hey!“ schrie ihm Yahiko hinterher. Sein Blick war auf die Berge von Lebensmitteln gefallen, die neben Kaoru an der Wand lagen. „Das heißt, ich muss alles heim tragen?!“ Sano ignorierte ihn und ging weiter. Am Ende des Marktplatzes sah er die roten Haare aufleuchten. „Himura!“ rief er. Der Junge blieb stehen, ohne sich umzudrehen. Saito schob sich durch die letzte Ansammlung von Menschen und holte ihn schließlich ein. Er trat vor seinen Freund und sah ihm ins Gesicht. „Ich begreife das nicht,“ sagte er außer Atem. „Wie hast du das gemacht? Kenshin hat nur ein Sakabatou und ich hoffe, er hat es immer noch bei sich.“ Battousai wollte ihn nicht anschauen und beobachtete statt dessen einige Polizisten, die inzwischen angekommen waren und die Menge auflösten. „Ich habe zwar ein Katana,“ sagte er mit leiser Stimme, „aber es ist einfach, die Klinge herumzudrehen.“ Sano starrte ihn an, während die Worte in sein Bewusstsein sanken. „Die Klinge... herumdrehen? Aber WARUM? Du bist DER Hitokiri Battousai. Warum solltest du überhaupt daran DENKEN, die Klinge zu drehen?” Der Jugendliche sah ihn mit erschöpftem Blick an. „So. Ich bin also wieder Hitokiri Battousai,“ sprach er sanft. „Mehr war dazu nicht nötig.“ Er lachte bitter. „Und niemals wird mehr dazu nötig sein, als meine Klinge anzuschauen und mich zu einem Schwert zu machen." Sano verzog das Gesicht. „Das meine ich nicht, Himura. Du bist nicht nur ein Schwert. Du bist eine Person, genau wie ich.“ Battousais dunkle, blaue Augen sprühten plötzlich Funken und seine ausdruckslose Maske verrutschte. „Ich bin NICHT IM GERINGSTEN wie du, Sagara. Ich bin ein Schwert. Eine Waffe, die benutzt wird. Ich habe mich nur gefragt...“ Seine Worte gerieten ins Stocken. „Was gefragt?“ “… Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn man einmal ein Schwert sein kann, das nicht tötet.” Der Junge wandte sich von dem stumm gewordenen Sano ab und ging zurück in Richtung Aoi-Ya. Keiner der beiden hatte den Wolf bemerkt, der sie vom Schatten aus beobachtete. -- Vielen Dank fürs Lesen und Reviewen ^^ Nächstes Kapitel: Saito schöpft Verdacht, dass mit Kenshin irgendwas nicht stimmt. Unterdessen wird ein Geheimnis gelüftet, das Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)