Out of Time von MajinMina (In der falschen Zeit!) ================================================================================ Kapitel 3: Zusammentreffen -------------------------- Zur Info: Im japanischen Manga und Anime nennt Sanosuke Kaoru immer "Jou-chan", was die japanische Entsprechung für "Fräulein" ist - so auch hier in dieser Fic. Vielen Dank an meine bisherigen Reviewer: Carcajou und roter Mondschien, vielen dank :3 Out of Time Kapitel 3: Zusammentreffen 1865 Kenshin platzte in die Waldlichtung und stoppte. Es sah hier noch genauso aus wie in seiner jüngsten Erinnerung, als er hier vor wenigen Monaten trainiert und die finale Technik des Hiten Mitsurugi Ryu, Amerkakeru Ryo no Hirameki, gemeistert hatte um Shisho besiegen zu können. Sein Meister schien in all den Jahren wirklich nicht viel Lust auf Veränderungen zu haben. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sich an der Stelle des Töpferei-Brennofens ein kleiner Garten befand. Kenshin lief langsam bis an den Rand der Schatten, wie hypnotisiert von dem Anblick, der sich ihm bot. Er konnte sich noch an sein Training hier erinnern. Die Gartenarbeit hatte er immer da drüben verrichtet. Dort hatte er auch zusammen mit seinem Shishou unter dem Sternenhimmel gesessen. Viele Erinnerung jedoch waren nicht so angenehm. Shishou war ein harter und fordernder Mann. Dennoch war er der Mann, den Kenshin am ehesten als so etwas wie einen Vater bezeichnen würde. Er hatte ihm beigebracht, wie er sein Leben zu führen hatte. Nicht nur überleben, sondern wirklich leben und das Leben wertschätzen. Kenshin zuckte zusammen, jetzt, wo ihm bewusst wurde, wie sehr es seinen Meister damals verletzt haben musste, zuzusehen, wie seinen Schüler davon rannte und ein Mörder wurde. Aus dem Nichts sprach eine ruhige Stimme: „Habe ich mich endlich als würdig genug erwiesen, das Ziel von Hitokiri Battousai zu werden?“ Deutlich wie immer war der Sarkasmus und die Arroganz aus seiner Stimme zu hören, aber das erste Mal merkte Kenshin auch, wie hart und zynisch dieser Tonfall klang. Kenshin wandte sich um und sah seinen Shishou auf einem Baumstamm nicht weit weg von der kleinen Hütte sitzen. Wie gewöhnlich hatte er einen großen Sake-Krug in der Hand. Aber das war es nicht, was Kenshins Aufmerksamkeit fesselte. Hiko Seijuro hatte, genau wie Kenshin selbst, immer jünger gewirkt, als er wirklich war. Doch für den Rurouni war es seltsam, seinen Meister SO jung zu sehen. Dieser Hiko vor ihm war kaum älter als er selbst. Wegen einer mangelnden Antwort stand der große Mann schließlich auf und warf Kenshin einen düsteren Blick zu. „ Dafür bist du doch gekommen und ehrst mich mit deiner Anwesenheit, oder nicht?“ Kenshin verbeugte sich tief. Egal wie alt er war, Hiko schaffte es jedes Mal, dass er sich wie ein kleines Kind fühlte. „Ich bin nicht gekommen, um zu kämpfen, Shishou. Ich weiß, wie der Kampf ausgehen würde. Ich bin gekommen, weil ich eure Hilfe benötige.“ Hiko kniff seine Augen zusammen und starrte den Mann vor ihm in den Schatten an. „Ich habe kein Interesse daran, einem Killer behilflich zu sein. Ich hätte dir niemals den Hiten Mitsurugi Ryu beibringen sollen. Geh.“ Hiko lief zurück zu der Hütte, sein weißer Umhang hinter ihm herflatternd. Kenshin hatte diese Reaktion erwartet. Er hatte Hikos Verhalten ja schon kennen gelernt, als er das erste Mal zu ihm zurückkehrte, um sein Training zu vollenden. Dennoch tat es weh, diese Worte zu hören. „Shishou, ich will euch nicht belästigen, aber es gibt niemand anderen, zu dem ich gehen kann.“ Er folgte ihm. Hiko erstarrte mitten in der Tür und ohne sich umzuwenden, entgegnete er mit harscher Stimme, “Ich gebe mich nicht mit Battousai ab.” “Ich bin nicht länger Battousai,” brach es aus Kenshin heraus, bevor Hiko die Tür vor seiner Nase zuschlagen konnte. “Lasst es mich erklären, bitte. Ich habe seit über zehn Jahren nicht mehr getötet. Ich bin jetzt ein wandernder Vagabund, ein Rurouni.” “Unmöglich,” schnauzte Hiko und drehte sich endlich um, den Jungen, der ihn verlassen hatte, genauer betrachtend. „Vor zehn Jahren warst du noch ein kleines K...“ Seinen Worte blieben ihm im Hals stecken, als er endlich den rothaarigen Mann vor ihm wirklich SAH. Das erste Mal seit Jahren schaffte es sein baka deshi, ihn wirklich zu überraschen. Vor ihm stand kein 17-jähriger Junge. Und das waren auch nicht die Augen eines Auftragskillers. Es waren die Augen eines erwachsenen Mannes, der zu viel in seinem kurzen Leben durchgemacht hatte. Es waren Augen wie Spiegel, in denen er sich selbst sehen konnte. „Zehn Jahre...“ Die Worte waren ihm herausgerutscht, bevor er es verhindern hätte können, aber was sollte er sonst sagen? Hiko schloss seine Augen und schüttelte den Kopf. „Unmöglich,“ flüsterte er wieder. Hatte er heute Abend nicht ausnahmsweise einmal weniger Sake als sonst getrunken? „Shishou?“ Hiko öffnete seine Augen nicht, aber seine Hand glitt zu seiner Stirn, als ob er Kopfweh hätte. Mit seiner anderen gestikulierte er Kenshin, ihm in die Hütte zu folgen. Kenshin trat ein und kniete sich auf den Boden. Hiko schloss die Tür und tauschte seinen leeren Sakekrug gegen einen Vollen aus. Dann setzte er sich vor den für ihn fremden Mann, der, so hatte er sich endlich entschlossen, eine Halluzination seines jahrelangen, exzessiven Alkoholkonsums sein musste. Es gab einfach keine andere Erklärungsmöglichkeit. Jedenfalls keine, die ihm besser erschien. Er hatte eine harte Zeit mit dem Jungen gehabt und noch härter war es gewesen, zuzusehen, wie er sich selbst in den Rachen der Wölfe in Kyoto geworfen hatte. Er war nicht sicher, ob er sehen wollte, was aus ihm geworden war. Kenshin lebte noch, auch noch nach zehn Jahren. Aber hatte er auch ÜBERLEBT? Hiko wusste es nicht. Er nahm zwei Sakeschälchen und schenkte ein. Halluzination oder nicht, er hatte das Gefühl, das sie beide das jetzt brauchen würden. -- 1878 Stimmen glitten an ihm vorüber, mal leise, mal wieder lauter. Keine davon kam ihm bekannt vor. Nein, das stimmte nicht. Die Stimme eines Mannes kam ihm bekannt vor, aber er war sich nicht sicher. Er lag am Boden. Warum? Er schlief niemals so. Und sein Körper fühlte sich schwer an. Er bewegte sich nicht sondern wollte erst herausfinden, was hier vor sich ging. Irgendwo in seinem Kopf spukte noch der Albtraum herum, den er gerade gehabt haben musste. Irgendetwas mit den Sekihou-Tai und einem Fluss... und einem Jungen. Alles in seinem Kopf schien sich zu drehen. Endlich versuchte er sich zu bewegen, aber es tat weh. Seine Muskeln waren verspannt. Und die Wunden, die er sich zugezogen hatte, als er SIE retten wollte... sie waren noch nicht ganz verheilt und trugen einen großen Teil zu seinem Unwohlsein bei. Aber Schmerz war für ihn nichts neues. Immerhin KONNTE er sich noch bewegen. Plötzlich hörte er alle Stimmen um sich herum ganz deutlich. „Megumi-san! Er wacht auf!” Die Stimme eines Mädchens. Sie klang so, als ob sie in seinem Alter wäre. Eine sanfte Hand berührte seine Stirn und eine andere Frauenstimme antwortete. „Er wird wieder gesund, keine Angst. Warum hörst du mir nie richtig zu, Kaoru? Er hat nur hohes Fieber, es KANN gefährlich werden, wenn es nicht behandelt wird. Aber wir sind ja alle da und bald wird es ihm wieder besser gehen.“ Die Stimme dieser Frau war irgendwie tröstend. Ihre Hand strich zart sein feuchtes Haar aus der Stirn. „Und DU, warum hast du ihm nicht GEHOLFEN?“ Das Mädchen schien jemanden anzuschnauzen. „Er fällt in den Fluss und bekommt ein Fieber, nur weil du wieder irgendeinen unnötigen Kampf veranstalten wolltest.“ “Hey Jou-chan, vergiss nicht, auch ICH bin in den Fluss gefallen und auch ICH bin krank. Außerdem verwundet noch dazu!“ antwortete ein Mann. Sagara. Er erinnerte sich gleich an den Namen. Das war der Mann der Sekihou-Tai. Also war der Traum noch nicht vorbei. „DU hast kein Fieber und Megumi-san sagt, dass Kenshin viel mehr Verletzungen hat!“ „WAS?!“ Jemand rückte näher an ihn heran. Er fühlte, wie sein Gi vorsichtig geöffnet wurde und dann hörte er Sagara scharf einatmen. „Was ist mit ihm passiert?“ “Willst du damit sagen, das weißt du nicht?” fragte das Mädchen, ihre Stimme diesmal unsicher. “Natürlich weiß er es nicht, Kaoru,” sagte die Frau. “Diese Wunden sind bereits Monate alt. Sie sind nur einfach nicht richtig verheilt und haben sich jetzt wieder geöffnet. Wahrscheinlich um JEMANDEN zu retten, der vor lauter Übermut in den Fluss gefallen ist.“ Sagara begann, sich zu verteidigen. Jetzt war sich Battousai langsam sicher, nicht mehr zu träumen und er zwang sich, seine Augen zu öffnen. Seine Sicht war verschwommen und er musste ein paar Mal blinzeln um erkennen zu können, was um ihn herum vor sich ging. Das Mädchen, Kaoru, schlug gerade Sagara mit einem Bokken über den Kopf, während die Frau mit Namen Megumi schreiend versuchte, den Streit zu schlichten. Battousai setzte sich auf, seinen Kopf mit beiden Händen festhaltend, als ihn eine plötzlicher Schwindel überfiel. Wenn Sagara hier war, dann mussten die anderen Personen auch echt sein – und er war immer noch in der Meiji-Zeit. Plötzlich rief eine helle, junge Stimme hinter ihm, „Hey, Himura ist wach!“ Er wandte sich sofort um und sah noch ein Mädchen, jünger wie er, mit einem langen Zopf, die ihn freudestrahlend anschaute. „Ha,“ rief sie fröhlich, „ich hab ihnen gesagt, dass du bald wieder fit bist.“ Die Anderen hielten ein und plötzlich waren vier Paar Augen auf ihn gerichtet. Battousai spannte sich an. Wer waren diese Leute? Noch mehr von Sagaras Freunden? Sollte er sie alle KENNEN? „Kenshin,“ schrie Kaoru mit Tränen in den Augen. Tränen weshalb? Sie stand auf, ließ das Holzschwert fallen und eilte zu ihm herüber, Sagara, der sie aufhalten wollte, einfach wegstoßend. Bevor er wusste, wie ihm geschah, war dieses Mädchen auf die Knie gesunken und hatte ihre Arme um ihn geworfen. Es hörte sich so an, als ob sie immer noch weinte. Battousai versteifte sich und brauchte all seine Willenskraft, um sie nicht automatisch wegzustoßen. Sie flüsterte immerzu seinen Namen. „Kenshin. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Du warst so krank…“ Seine Augen weiteten sich und er blickte hilfesuchend zu Sagara. Wenn sie ihn noch länger so umklammert hielt, dann würde er grob werden und gehen müssen. Er konnte es nicht ertragen, so berührt zu werden. „Jou-chan,“ sagte Sagara, „vielleicht solltest du ihn wieder zu Luft kommen lassen.“ „Kenshin?“ sie bemerkte endlich, dass irgendwas nicht in Ordnung war. Ihre tränennassen, blauen Augen starten ihn an. „Was ist los?“ Er sah an ihr vorbei und antwortete nicht. Vielleicht ging sie ja einfach weg, wenn er sie ignorierte. Wenigstens würde sie ihn dann loslassen. Die letzte Frau, die ihn so gehalten hatte, war getötet... hatte er getötet... Ohne es zu wollen, schaute er doch zu ihr herüber. Er hörte einen überraschten Aufschrei, bevor er überhaupt merkte, dass er sie weggeschubst, aufgesprungen und nach seinem Schwert gegriffen hatte. Es war nicht da. Was hatten sie mit ihm gemacht? Er drückte sich mit dem Rücken zur Wand, versuchte, etwas Abstand zwischen sich und diese Leute zu bringen – Gleichzeitig wusste er, wie unpassend seine Reaktion gewesen sein musste. Aber er hatte Tomoe in dem Gesicht des Mädchens gesehen und es hatte ihm Angst gemacht. Er wollte niemals mehr, dass ihn jemand so ansah, wie sie es getan hatte... Dieser Blick voll von Vertrauen und... Er unterdrückte weitere Gedanken und fühlte sich wie ein in die Ecke gedrängtes Tier, das jeden Moment ausschlagen könnte. Er wusste, dass er überreagierte aber er konnte nicht richtig denken. Sein Kopf tat weh und er fühlte sich schwach, was ihn noch aggressiver werden ließ. Sagara näherte sich langsam. „Kenshin,“ sagte er sanft, „es ist in Ordnung. Kaoru hätte dich nicht so überfallen sollen, aber sie hat sich nur Sorgen gemacht. Sie ist dein Freund, Kenshin. Genau wie der Rest von uns. Wir sind deine Freunde. Du brauchst keine Angst vor uns zu haben.“ Battousai blickte finster, seine Augen funkelnd und Sagara versteinerte in seiner Bewegung. „Ich habe keine Angst, Sagara.“ Natürlich war das gelogen, aber das brauchte keiner zu wissen. „Sie soll mich nicht noch einmal... Ich will sie nicht verletzen. Nicht noch einmal.“ Er schüttelte seinen Kopf. Er hatte immer noch hohes Fieber. Was machte Tomoe hier mit diesen Fremden? Waren sie alle tot? Vielleicht. War nicht die ganze Sekihou-Tai hingerichtet worden, erst letzte Woche? Das würde alles erklären. Vielleicht fühlte er sich deswegen auch so benommen. Und ihm war heiß. War das die Hölle? Warum war dann Tomoe hier? Um ihn zu quälen? Die Wände konnten ihm nicht länger Halt gewähren, er fühlte sich zu schwer und alles schien vor ihm wieder zu verschwimmen. Das letzte, was er sah, war, wie Sagara nach vorne sprang und ihn, während er zusammenklappte, auffing. Und er hörte sie... hörte Tomoe weinen. -- Kommentare sind wie immer nicht nur von mir sondern auch von der Autorin sehr erwünscht *g* und es geht spannend weiter... NÄCHSTES KAPITEL: Ist Kenshin weit genug in der Vergangenheit, um Tomoe vor dem Tod zu retten? Und wie geht Battousai mit dem Umstand um, dass er plötzlich Freunde hat? Bis dann ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)