Iced love von Exile (Eine ungewöhnliche TezuFuji) ================================================================================ Bitte mit Leidenschaft! ----------------------- Kommentar: Also das kommt raus, wenn man mal ausnahmsweise wieder fernsieht und sich die Gala der Weltmeisterschaft in Eiskunstlaufen reinzieht. -.-** Ja, ich persönlich bin der Meinung, dass Tezuka und die Fuji die Rollen sehr gut stehen >.< Aber ich freue mich natürlich über jede Kritik. XD Kleines Glossar (für die Leihen unter uns): dreifacher Axel = ein ziemlich sehr schwieriger Sprung, bei dem man sich dreimal um seine eigene Achse dreht und bei der nächsten halben Drehung wieder auf einem Bein am Eis aufkommt. Sieht geil aus - schaffen aber nur wenige. Drehungen können gehockt oder gestanden ausgeführt werden - das sind diese netten kleinen Pirouetten, bei denen einem beim zusehen schwindlig wird. Für noch nähere Informationen, fragt Wiki - das weiß es XD Warnungen: AU!, wahrscheinlich OoC - ein bisschen halt... witzig? >.< kA Viel Spaß beim Lesen! Iced Loved In der Halle war es kühl und dunkel. Das wiederum war kein Wunder, da es doch schon spät abends war. Wie spät genau, vermochte Tezuka nicht zu sagen. Aber auf jeden Fall weit nach neun. Vor zwei Tagen hatten die Championships in Eiskunstlaufen für diese Saison ein Ende gefunden. Und im Grunde konnte er sich freuen. Er war zum zweiten Mal in Folge Weltmeister geworden. Doch dieses Jahr war es bei weitem nicht so einfach gewesen. Nicht so, wie das Jahr davor, in dem er schon vor der Kür soviele Punkte gehabt hatte, dass ihn kaum jemand einholen konnte. Mit achtzehn Jahren war er schon einer der älteren Teilnehmer, aber dennoch recht jung. Am Anfang einer vielversprechenden Karriere. Er hatte schon früh Unterricht in Eiskunstlaufen bekommen. Noch bevor der Ernst seines Schullebens begonnen hatte. Und er hatte schon als Grundschüler einige Titel in der Kindersektion gewonnen. Als sein damaliger Trainer erkannt hatte, wieviel Potential doch in ihm steckte, wurde das Training härter und intensiver. Und er wurde von seinen Eltern aus der Schule genommen. Von nun an bekam er Privatunterricht. Vor, nach und hin und wieder während des Trainings. Wann immer es möglich war, sodass er nie im Stoff seiner Alterstufe hinterherhing. Und jetzt mit Achtzehn, kurz nach seinem offiziellen Abschluss, hatte er zum zweiten Mal den Weltmeistertitel errungen. Und er hatte immer nur auf die technische Wertung geachtet. War darauf bedacht, seine Sprünge und Drehungen mit äußerster Präzision auszuführen. Dass er bei der Perfomance-Note nie wirklich hoch lag, war nicht wichtig. Er konnte allen beweisen, dass man mit der richtigen Technik weit genug kommen konnte. Im Vorjahr sogar sehr eindruckvoll. Nur dieses Jahr. Dieses Jahr gab es einen einzigen Läufer, der ihm die Stirn bot. Es war klar, dass er ab nun auch an seiner Performance arbeiten musste. Aber im Grunde genommen hatte er rein gar keinen Sinn dafür. Was brachte es ihm denn? Es war nicht gerade so, dass Eiskunstlaufen seine absolute Leidenschaft war. Es gab genug andere Dinge, die er ebenso interessant fand. Im Grunde machte er es nur noch, weil es von ihm erwartet wurde. Als kleines Kind war er gerne eislaufen gegangen, weil er die Ruhe auf dem kleinen Teich hinter ihrem Haus genossen hatte. Der kühle Wind und die winterliche Landschaft. Und er war immer ausschließlich auf diesem kleinen Teich gelaufen. Seine Eltern hatten ihn zwar auch mal in eine richtig große Halle mitgenommen. Aber da waren ihm zu viele Menschen. Er genoss es, alleine auf der Fläche zu stehen. Auch heute noch – obgleich die Fläche nun wesentlich größer als der kleine Teich war. Schon in einer Woche würde es wieder zurück in seine Heimat gehen. In ein paar Tagen kam noch eine Galaveranstaltung. Für die musste er sich noch vorbereiten, denn als Weltmeister musste er dort auftreten. Nicht, dass er vorhatte, wie alle anderen Läufer, etwas Außergewöhnliches zu zeigen. Er schloss einen Moment die Augen. Er war Tezuka Kunimitsu – zweifacher Weltmeister in Eiskunstlaufen. Innerlich wieder etwas ruhiger, schaltete er das Licht in der Halle ein wenig heller und stellte den kleinen Radio mitten auf die Eisfläche, die er mit einmal Schwungholen beinahe schwebend wirkend erreicht hatte. Als hätte er Flügel. Tatsächlich sah Eislaufen und Eiskunstlaufen bei Tezuka wahnsinnig einfach aus. Als würde es für ihn keinen Unterschied machen, ob er nun auf einer Eisfläche oder auf festem – und nicht rutschigem – Boden stand. Tezuka schaltete den Kassettenrekorder ein und richtete sich auf. Die Tapes waren alle so eingestellt, dass er etwas Zeit hatte, sich darauf vorzubereiten. Dann setzte der erste Takt ein und er stieß sich ab. Spürte wieder den kühlen Fahrwind. Das Kribbeln, dass ihn erfasste, wann immer er aus einer Drehung kam und der kleine Aussetzer seines Herzschlags, bevor er einen komplizieren Sprung ausführte. Wie den dreifachen Axel. Er hatte alle ziemlich erstaunt, als er ihn in der Kür zweimal perfekt gestanden hatte. Und auch wenn er als einer der schwierigsten Sprünge überhaupt galt, so konnte Tezuka nicht behaupten, dass er ihm wirklich schwer fiel. Das war alles nur eine Frage der Übung und des richtigen Trainings. Auch er war wie viele andere seiner Mitstreiter des öfteren mit blauen Flecken nach Hause gegangen. Und er hatte auch unzählige Stürze hinter sich. Allerdings war ihm noch nie ein Fehler bei offiziellen Competitions passiert. Das war auch besser so, da Fehler in der Technik einen zu hohen Punkteverlust bedeuten würde. Und das durfte er sich bei seinem Stil nicht wirklich leisten. So viel war Tezuka durchaus klar und er war berechnend. Er verlor nur ungerne. Es war ja auch immer von ihm erwartet worden, dass er der Beste war. Seine Eltern waren stolz, sein Trainer wurde wütend, wenn er nicht besser als ausgezeichnet war. Auf ihm lag ein wahnsinniger Druck. Er war es mittlerweile gewöhnt, aber so knappe Ergebnisse ließen ihn doch nervös werden. Zwar sah man ihm das nicht an, da er selten auch nur eine Miene verzog, aber ihm selbst war es nur überdeutlich bewusst. Insofern, dass er zum zerreißen angespannt war. Noch ein Sprung und eine schnelle Drehung und Abschluss. Das leise Klicken des Kassettenspielers deutete an, dass das Tonband zu Ende war und er selbst war nur bedingt außer Atem. Es war nur das Stück für das Kurzprogramm gewesen. Allerdings riss ihn nun eine fremde Stimme aus seinem tranceähnlichen Zustand: „Technik allein machts nicht.“ Die Stimme war samtig weich und hatte etwas Feminines. Er konnte sie nicht wirklich zuordnen. Aber das blieb ihm auch erspart, als er den nächsten Satz vernahm: „Dieses Mal hast du es knapp geschafft – das nächste Mal musst du schon mehr zeigen.“ Dann hörte er das Kratzen von gut geschliffenen Kufen auf dem Eis, die sich vor ihm einbremsten. Fuji Syusuke. Die braunen Haare verdeckten leicht die Augen, die ohnehin geschlossen schienen. Aber Tezuka nahm nicht an, dass der Vize-Meister blind über das Eis flitzte. Was ihn aber besonders irritierte war dieses Lächeln. Fuji hatte keinen Grund fröhlich zu sein, oder? Er selbst hatte ihn um zehn Punkte geschlagen. „Ne, Tezuka-kun... du erlaubst doch?“ Das Grinsen wurde noch etwas breiter als ihm eine Kassette unter die Nase gehalten wurde. Dann glitt Fuji zu dem kleinen Gerät hin und tauschte die Tapes aus. Tezuka konnte das Ganze nur eher skeptisch beobachten und er legte automatisch den Rückwärtsgang ein, als der braunhaarige Konkurrent wieder näher kam. Das leise Kichern entging ihm nicht, obgleich die Musik die große Halle bereits erfüllte. „Zum Eiskunstlaufen gehört auch eine gewisse Leidenschaft.“ Es klang wie ein Schnurren. Und vor allen Dingen viel zu Nahe. Fuji umkreiste ihn und aus heiterem Himmel wurde er auf einmal an der Hand gefasst. Die Gewohnheit auf dem Eis zu stehen machte es Tezuka leicht, sich an den Rhythmus des Liedes und Fujis anzupassen. Aber wirklich passen tat es ihm nicht. Sie waren nun wirklich keine Paarläufer. Sie waren Rivalen. Und Tezuka würde es auch nächstes Jahr nicht zulassen, dass ihm der Titel abspenstig gemacht wurde. „Warum bist du hier?“, fragte Tezuka schließlich und übernahm die Führung. Fuji brauchte nicht zu glauben, dass er einfach hier aufkreuzen und seine Trainingseinheit unterbrechen konnte. So leicht ließ er sich nicht aus dem Konzept bringen. „Es ist unhöflich andere beim Training zu unterbrechen.“ Damit stoppte er und änderte abrupt die Richtung. Er gab Fuji einen sanften Stoß, sodass dieser gezwungen war, ebenfalls die Richtung zu wechseln. Tezuka hatte im Grunde kein Interesse an einem weiterreichenderem Gespräch. Fuji sollte einfach nur seine Musik nehmen und die Eisfläche wieder verlassen. Und das gab ihm auch zu verstehen als er an Geschwindigkeit zulegte und an ihm vorbei eine Runde drehte und sich gekonnt vor dem Rekorder einbremste. Er hatte nur nicht damit gerechnet, dass Fuji schnell im Reagieren war, denn ehe er die Musik gewaltsam unterbrechen konnte, war der Braunhaarige schon wieder da und schob ihn von dem Gerät weg. „Ich bin ein großer Fan von dir“, grinste ihn der Störenfried an. Tezuka wusste nun wirklich nicht, was er von dem Vize halten sollte. Er hatte sich nie sonderlich die Mühe gemacht, seine Konkurrenten kennen zu lernen. Nur gerade so viel, dass er wusste, ob sie ihm gefährlich werden konnten oder nicht. Und Fuji hatte ihn überraschend getroffen. Und er hatte sich in der Kür angestrengt, um auf jeden Fall auf Platz eins zu landen. Tezuka zog die Augenbrauen zusammen, als Fujis Körper sich an seinen schmiegte. Ihn selbst dazu zwang, seine Arme um den Kleineren zu legen. Andernfalls hätte er das Gleichgewicht verloren und das alleine schon war äußerst ärgerlich. Er wusste auch nicht direkt, was er darauf antworten sollte oder konnte. Stattdessen leitete er eine Drehung ein und brachte sie beide zum Stehen. „Du unterbrichst mein Training“, wiederholte er schließlich und machte damit klar, dass das Gespräch beendet war. Doch es schien fast so, als wäre Fuji anderer Meinung. „Es ist ein gut gemeinter Rat, Tezuka-kun. Du kannst deinem Stil noch sehr...“ Mit einem etwas kräftigeren Stoß unterbrach Tezuka ihn. „Ich bin an deinen Weisheiten nicht interessiert.“ Dann schaltete er endlich die Musik ab und entfernte das Band aus dem Rekorder. Fuji bremste sich vor ihm ein und diesmal funkelten ihn zwei atemberaubend blaue Saphire an. Es schien fast so, als wollte ihm dieser etwas sagen. Dann jedoch lächelte er wieder breit und nahm das Band entgegen. „Wir sehen uns bei der Gala, Tezuka-kun.“ Und so überraschend wie Fuji aufgekreuzt war, verschwand er auch wieder. Ließ Tezuka mit Herzklopfen und einem unangenehmen Kribbeln zurück. Aber wenn Tezuka dachte, dass er nun Ruhe von Fuji hatte, so täuschte er sich gewaltig. Nachdem er noch einmal das Programm seiner Kür gelaufen war, packte er den Radio und verließ die Eisfläche, um sich endgültig noch etwas Entspannung zu gönnen. Ein paar Stunden später stand sein offizielles Training für die Gala an und da sollte er doch wenigstens ein bisschen geschlafen haben. Also betrat er zügig die Garderobe und zog sich eilig um. Allerdings wurde er genau dabei unterbrochen, als plötzlich aus dem Nichts der Braunhaarige wieder auftauchte. Es wäre Tezuka noch nicht einmal aufgefallen, wenn dieser nicht zu kichern angefangen hätte. „Was willst du schon wieder hier?“, fragte Tezuka sichtlich verärgert. Nicht genug, dass er ihn beim Trainieren unterbrochen hatte und ihn irritiert stehen ließ... nun schien der Braunhaarige ihn auch noch auszuspionieren. Oder war es doch nur stinknormales Spannen und Stalken? „Du hast einen tollen Körper. Deine Freundin ist sicher stolz auf dich und macht all ihre Freundinnen neidisch.“ Tezukas Funkeln wurde intensiver. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ Er hatte keine Freundin. Er hatte noch nicht einmal Erfahrungen in diesem Metier sammeln können. Wann denn auch schon, wenn er fast immer trainierte und bis vor kurzen nebenbei auch noch intensiv lernen musste. Jetzt hatte er zwar den Abschluss, aber befand sich mehr denn je im Training. Diesmal hatte er einen Rivalen, der ihm die Stirn bieten konnte und er würde nicht zulassen, dass das nächste Ergebnis wieder so knapp ausfallen würde. „Es ist nicht schlimm, keine Erfahrung zu haben – das wirkt nur noch anziehender.“ Tezuka knirschte mit den Zähnen und zog sich fertig an. Auf soetwas würde er sich nicht herablassen. Sollte doch Fuji seinetwegen mit dem Spind reden. Er war gut im Ignorieren und Ausblenden. Bis zu einem gewissen Grad. Eine leise Panik schlich sich in seine Augen, als er wieder diese Finger an seinem Handgelenk spüren konnte. Die Hand war warm und sendete ein unmögliches Kribbeln durch seinen Körper. Er vermied bewusst einen direkten Blick, obgleich er in Fujis Richtung sah. „Es ist schon spät... ich begleite dich ins Hotel.“ Wie spät war es eigentlich? Er hatte keine Uhr am Handgelenk, weil es störte und deshalb hatte er sich erst gar keine gekauft. Das wäre definitiv Verschwendung gewesen. Er verließ sich einfach auf seinen Instinkt, der ihm im Moment riet, einen großen Abstand zu seinem Konkurrenten zu halten. „Das ist nicht notwendig“, lehnte Tezuka direkt ab und entzog dem Braunhaarigen wieder seine Hand. „Ich komme gut zurecht.“ Damit schulterte er seine Tasche und machte sich auf den Weg. Und kam sich auch prompt verfolgt vor. Dieses säuselnde Kichern jagte ihm Schauer durch den Körper und ließ ihn frösteln. „Ich dachte, ich hätte mich klar ausgerdrückt“, meinte er fast schon knurrend. „Ich habe denselben Weg“, erwiderte Fuji lächelnd. „In welchem Zimmer wohnst du?“ Tezuka ballte seine Hände zu Fäusten und versuchte nicht zu laut mit seinen Zähnen zu knirschen. Er hatte es noch nie erlebt, dass ihn jemand wirklich so extrem verärgern konnte. Er hatte wirklich schon Mühe, sich zurück zu halten. „Saaa... du bist wahrscheinlich ein sehr leidenschaftlicher Liebhaber...“ Hatte Tezuka das nun wirklich richtig verstanden? Das konnte doch nicht sein, dass er sich das nur einbildete oder? „Wie bitte?“, fragte er und blieb mit leicht geweiteten Augen stehen. Seine Augen musterten skeptisch seinen kleineren Rivalen. Er musste sich einfach verhört haben. Doch das Kichern sagte etwas vollkommen anderes. „Du solltest diese Leidenschaft auch auf dem Eis zeigen – dann kann dir keiner mehr das Wasser reichen.“ Er hatte noch nie erlebt, dass jemand nach einer Niederlage nicht enttäuscht war. Aber Fuji... Der Braunhaarige sprengte irgendwie all seine Annahmen. All seine Erfahrungen, die er mit Mitbewerbern gesammelt hatte. Und er wusste einfach nicht, wie er damit umzugehen hatte. Der Zweitplatzierte hatte es tatsächlich geschafft, dass er mehr als nur verwirrt zum zweiten Mal zurückblieb und dem Braunhaarigen nachstarrte. Das würde er ihm büßen. Mochte schon sein, dass seine Performance zum Kritisieren war. Aber das ansich war ihm egal. Er hatte die Technik drauf und die brachte die meisten Punkte. Solange er perfekt lief und viel zeigte, war er immer der Gewinner. Warum sollte er das ändern? Er brauchte sich solche Dinge nicht sagen lassen. Nicht von Fuji Syusuke, der nur den Beweis geliefert hatte, dass man mit Performance nicht das erreichen konnte, was er mit Technik geschafft hatte. Das im Kopf behaltend ging er auf sein Zimmer und legte sich nach einer entspannenden Dusche schlafen. Morgen würde er nur umso härter trainieren. Und er würde auch bei der Gala zeigen, dass Technik durchaus reichte. Dennoch verfolgten ihn die Begegnungen mit Fuji bis in seine Träume. Tezuka wachte keine zwei Stunden später schweißgebadet auf. Nein... aufwachen konnte man das schon gar nicht mehr nennen. Er schreckte regelrecht aus dem Schlaf und saß nun aufrecht im Bett. Er konnte es absolut nicht fassen, was er da geträumt hatte. Wieso verfolgte ihn der Braunhaarige so sehr. Und erst jetzt registrierte er etwas, was ihm noch viel unangenehmer war. Und es war gut, dass niemand außer ihm im Raum war. Immerhin war er bestimmt nun knallrot im Gesicht. Schnell sprang er aus dem Bett und verschwand im Badezimmer unter der Dusche. Das eiskalte Wasser schockte seine Haut und ließ seinen Verstand wieder klarer werden. Er hatte in seinem Leben noch nie einen feuchten Traum mit derlei Folgen gehabt. Die regelmäßige Morgenlatte war ja nicht zu verhindern, aber es war ihm wirklich noch nie passiert, was sich heute Nacht erreignet hatte. Und dabei war der Traum nicht einmal so anregend gewesen. Zumindest nicht, wenn er jetzt so darüber nachdachte. Irritierte schüttelte er den Kopf und schaltete das Wasser ab. Sorgfältig trocknete er sich ab und putzte sich die Zähne. Dann föhnte er sich noch die Haare und machte sich zurecht. Erst dann fühlte er sich wieder wie er selbst und ein Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass er auch so aussah. Dann machte er sich viel zu früh auf den Weg in die Eishalle. Sein Training würde erst in einigen Stunden beginnen, aber vielleicht half es, wenn er ein wenig entspannt vor sich hinlief. Um diese Zeit war kaum einer seiner Mitstreiter auf den Beinen. Besonders, da die Competition ja nun zu Ende war und die meisten die paar Tage Ruhe genossen, ehe die große Gala stattfand. Worauf er allerdings nicht gefasst war, war der Braunhaarige, der lockere Runden auf dem Eis zog. Die Bewegungen des Zweitplatzierten wirkten grazil und elegant. Er schien über das Eis zu schweben und das Lächeln drückte deutlich seine Freude aus. Gespielt oder nicht konnte Tezuka nicht feststellen. Aber nach einer Minute angaffen kam er darauf, dass er wahrscheinlich einen sehr komischen Anblick abgab. Der Mund in leichtem Erstaunen geöffnet, die Augen auf die Figur auf dem Eis fixiert. Seine Hände schwitzten. Das fiel ihm auf, als er sie zu Fäusten ballte und sich zwang, den Mund endlich zu schließen. Es fehlte gerade noch, dass er anfing zu sabbern, wie seine Fangirls, die sich oft kaum einkriegten, wenn er auf dem Eis war und seine Arbeit tat. Und ja – nachdem es ein Profisport war, war es ein Beruf. Eine Lebensaufgabe, die er auf jeden Fall sehr gut erfüllen wollte. Schon allein, weil es von jedem erwartet wurde. „Guten Morgen, Tezuka-kun.“ Das riss ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Fuji hatte sich vor ihm eingebremst und sah ihn breit lächelnd an. Was war das überhaupt mit dem ständigen Lächeln? So eine tolle Welt war es nun auch wieder nicht. „Hat dir gefallen, was du gesehen hast?“ Tezuka räusperte sich und wandte den Blick ab. Nach dieser Nacht, war das wirklich das Letzte, was er beantworten wollte. Und es war auch rein gar nicht gut, dass er nun wieder daran dachte. „Du bist Vize-Meister – du musst gut eislaufen können.“ Fuji lachte laut und herzhaft auf. „Oh mein Gott“, brachte er zwischendurch heraus. „Irgendwann musst du mir verraten, wie man so steif eiskunstlaufen kann.“ Amüsiert wischte sich der Braunhaarige die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Tezuka allerdings fand das alles weniger witzig. Besonders die Aussage nicht. Und er hatte bis dato nicht gewusst, dass er so unglaublich wütend werden konnte. Es fiel schwer das Zittern seiner fest geballten Fäuste zu unterdrücken. Mit einem abfälligen Schnauben wandte er sich ab. Das war es doch nun wirklich nicht Wert. Wieso ließ er sich überhaupt provozieren? Und dann auch noch auf diese Art? Ihm war nun zum ersten Mal in seinem Leben wirklich die Lust auf dem Eis zu stehen vergangen. „Wo willst du hin?“, fragte Fuji, was Tezuka vermutete mit Neugierde in der Stimme. Und er würde ihm keine Antwort gönnen. „Weißt du... du solltest wirklich das alles nicht so verbissen und etwas lockerer sehen...“, fuhr Fuji lächelnd fort. Nein! Er wollte und durfte sich nicht provozieren lassen. Unter keinen Umständen. Und nächstes Jahr würde er Fuji zeigen, dass er auch dieses Jahr absolut keine Chance gehabt hätte, wenn es ihn nicht so unvorbereitet getroffen hätte. Er war einfach um Klassen besser und das konnte ihm niemand abstreitig machen. Das ließ er schlicht und ergreifend nicht zu. „Tezuka-kun!“ Ignorieren, einfach nur ignorieren. „Tezuka-kun! Warte!“ Warum lief ihm Fuji nach? Hatte es der Braunhaarige immer noch nicht begriffen? Und plötzlich stand er wieder vor ihm. Als er zu ihm hinabblickte, konnte er in blaue Augen blicken, die so tief waren, dass er darin hätte ertrinken können. Und war es Unsicherheit, die er darin lesen konnte. „Möchtest... ich meine...“ Nervosität? Was sollte das schon wieder werden? „Du wolltest doch jetzt Laufen... mich stört es nicht, wenn du da bist...“ Tezukas Augenbraue flog in die Höhe. Es war unglaublich, wie gut Fuji es verstand, ihn aus der Bahn zu werfen. Kaum war der andere Junge in der Nähe, wusste er nicht mehr, was Sache war. Er konnte getrost behaupten, dass er Fuji nicht im geringsten verstand. „Aber mich stört es“, sagte er finster. Es entsprach zum Teil auch der Wahrheit. Er konnte sich so schon kaum konzentrieren und diese Nacht lief ihm wirklich nach. Besonders jetzt, wo ihn Fuji derartig ansah. Ihm so unglaublich nah war, dass es ihm Herzklopfen bereitete. Und er ausprobieren wollte, ob es sich wirklich so gut anfühlte, wenn er den Kleineren küsste. Okay... Schluss! Das musste aufhören. Tezuka drehte sich schnell wieder um, als er spürte, wie sein Gesicht immer wärmer wurde. Das war einfach nicht mehr normal. Er war asexuell – er interessierte sich nicht einmal wirklich für seine Rivalen - für all die anderen Eiskunstläufer. „Ist alles in Ordnung, Tezuka-kun?“ Tezuka konnte nicht mehr. Er musste dringend nachdenken. Ohne Fuji als Ablenkung. „Lass mich in Ruhe, Fuji...“, sagte er leise. Hätte er es lauter gesagt, wäre seine Stimme wahrscheinlich unstetig gewesen. Und er wollte sich nicht anmerken lassen, wie irritiert er schon war. Wie wackelig er schon auf den Beinen stand – bildlich gesprochen. Mit der Aussage hatte sich auch sein Herz wieder etwas beruhigt und er drehte sich selbstbewusster wieder zu Fuji um. Fest und ernst sah er ihn an. „Ich habe kein Interesse an dir“, gab er ihm unmissverständlich zu verstehen und verschwand wieder in der Garderobe. Er konnte sich die nächsten Stunden auch noch die Stadt ansehen. Zu soetwas hatte er ohnehin viel zu selten die Gelegenheit. Das Problem an großen Eishallen, in denen offizielle Meisterschaften abgehalten wurden, war eigentlich auch nur, dass man sie nicht alleine pachten konnte. Zwar hatte jeder der Teilnehmer bei den Weltmeisterschaften seine fixe Trainingszeit bekommen, aber man konnte nicht verhindern, dass man Zuschauer hatte. Tezuka war rechtzeitig wieder in die Halle zurückgekehrt und kam gerade an, als die Teilnehmer davor – irgendwelche Paarläufer – dabei waren, ihr Training abzuschließen. Sein Trainer begrüßte ihn auch sofort und besprach mit ihm, was er für die Gala zeigen sollte. Im Grunde genommen hatte er nun wirklich keine Lust, nochmals eine Kür zu laufen, aber das war nun mal Tradition und er hatte auch vor, sich nächstes Jahr olympisches Gold zu holen. Insofern war das doch auch auf gewisse Art ein Training. Tezuka nickte abschließend, dass er die Erklärungen vernommen und verstanden hatte und begab sich sogleich aufs Eis. In der Mitte des großen Platzes bremste er sich elegant ein und nahm Haltung an. Sein Blick war kein einziges Mal auf das Eis gerichtet und damit wirkte es so, als würde er das alles im Schlaf beherrschen. Einen Moment herrschte vollkommenen Stille in der Eishalle und schließlich ertönten die ersten sanften Klänge eines Klavierstücks. Mit dem ersten Ton haben auch Tezukas Bewegungen eingesetzt. Als die Töne klar und dominanter wurden, wurde auch die Darbietung sehenswerter. Hier eine Drehung, da ein Sprung. Immer zur Musik passend und auf den Takt genau. Es war ein sehr schönes klassisches Stück mit vielen verschiedenen Instrumenten und Variationen. Und die Musik selbst schaukelte sich langsam auf. Schien für sich selbst eine Geschichte zu erzählen, die Tezuka mit seinem Programm untermalte. Seine Sprünge saßen perfekt und er hatte keine Probleme, sie alle einwandfrei zu stehen. Zumindest sah es so für einen Leihen aus. Aber Tezuka wusste es besser und die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer, desto näher er dem Höhepunkt kam. Konzentriert beschleunigte er und machte schließlich bei der spannendsten Stelle des Stückes einen dreifachen Axel. Und er stand ihn auch. Ein bewunderndes Raunen ging durch die wenigen Zuschauer, die zum Teil seine unmittelbaren Konkurrenten waren. Es gab ja auch nicht wirklich viele, die den Sprung mit solch einer Leichtigkeit ausführen konnten. Die einzigen zwei Gesichter, die in keinster Weise zufrieden wirkten, waren Tezukas und das seines Trainers. Die Klänge wurden nach der Landung wieder sanfter und Tezuka ließ sich dazu passend sanft auslaufen, drehte sich noch ein paar Mal und kam schließlich zum Stillstand als die letzten Töne verklangen. Ohne zu zögern glitt er sofort zu seinem Trainer, der ihm leise nur das bestätigte, was er selbst schon wusste. Die Landung hatte nicht wirklich gepasst. Sie hätte besser sein können. Außerdem konnte er bestimmt noch an seinem Timing arbeiten. Er hatte deutlich die Blicke von jemanden gespürt, dem er eigentlich nicht begegnen wollten. Und das hatte ihn – zu seinem eigenen Leidwesen – sehr wohl abgelenkt. „Tezuka-kun! Konzentration.“ Innerlich schüttelte er den Kopf. Er befand sich im Training und es war eigentlich nicht seine Art, dass er einfach so den geistigen Rückzug antrat. „Verzeihen Sie. Ich werde es noch mal machen.“ Der Trainer sah ihm einen Moment nachdenklich an und schüttelte dann den Kopf. „Ich möchte noch einmal das Programm für die Gala sehen“, meinte er ernst. Am liebsten hätte Tezuka das Training gerne komplett abgebrochen, allerdings gab es tatsächlich noch einige Stellen, die besser sein konnten. Also nickte er und nahm die Warnung, dass er sich gefälligst konzentrieren solle, schweigend hin. Als er wieder in die Mitte des Saales glitt und mit einer eleganten Drehung zum Stehen kam, fiel sein Blick auf den Braunhaarigen, dessen Lächeln noch um eine Spur breiter wurde, während er an der Bande lehnte und ihn aufmerksam beobachtete. Tezukas Magen drehte sich einmal um und ein heftiges Kribbeln breitete sich von dort aus. Er schloss seine Augen und riet sich selbst zur Ruhe. Er durfte sich von nichts und niemanden so sehr ablenken lassen. Es existierte nur er, die Musik und das Eis... „Bist du zufrieden mit deinen Leistungen?“, fragte sein Trainer leicht verärgert. „Also ich nicht. Ich weiß zwar nicht, was mit dir los ist, aber du solltest es schnell wieder in den Griff kriegen. Auf diese Art und Weise brauchst du erst gar nicht über Gold nachzudenken.“ Damit erinnerte sein Trainer Tezuka nur wieder daran, dass er sehr wohl leistungsfähige Rivalen hatte. Und ihm war auch durchaus bewusst, dass die Worte seines Trainers zum Großteil der Wahrheit entsprachen. Nachdem er für den Sport per se keine große Leidenschaft aufbringen konnte, musste er die Punkte über die Technik sammeln. Und wenn er diese nun auch versaute, brauchte er über die weitere Karriere tatsächlich keinen Gedanken verschwenden. „Schlaf dich aus und morgen möchte ich wieder mehr von Tezuka Kunimitsu sehen...“ Damit wandte sich sein Trainer ab und verschwand aus der Eishalle. Mit einem Gesicht, dass absolut nichts an von dem Preis gab, was er gerade empfand, glitt er mit wenigen Schwüngen zum Ausgang der Eisfläche und machte sich auf den Weg in die Garderobe. Er wollte Fuji nicht die Schuld geben, obgleich dieser seinen Beitrag dazu leistete, dass er zunehmendst seine Präzision verlor. Auch wenn es keiner wirklich bemerkte, was sein Trainer sah und er selbst spürte. Es war nicht dasselbe Selbstbewusstsein dahinter. Nicht dieselbe Ignoranz, mit der er bisher seine Wettkämpfe bestritten hatte. Es schien fast so, als hätte Fuji ihm ein Teil vom Selbst geraubt. Und zwar genau den Teil, den er brauchte, um Eiskunstlaufen nur auf Technik zu beschränken und damit durchzukommen. Was bisher funktioniert hatte, verlor mit jedem weiterem Mal, wo er auf dem Eis stand, die Bedeutung. Er wurde systematisch dem Sinn seiner Arbeit beraubt. Und dass er trotz seines zweifachen WM-Titels seinem Trainer immer noch nicht alles Recht machen konnte, trug nur dazu bei, dass er sich im Moment schrecklich fühlte. Er war wütend auf Fuji, aber vor allem auf sich selbst. Darauf, dass er es nicht mehr schaffte, alles mit Gleichgültigkeit zu betrachten und einfach sein Ding durchzuziehen. Das zu tun, was andere von ihm erwarteten. „Du solltest deinen Trainer wechseln...“ Tezuka knirschte mit den Zähnen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. „Wenn du dich weiter so unter Druck setzen lässt, wirst du in zwei Tagen gar nichts mehr zu Stande bringen. Ich kann dir helfen, lockerer zu werden.“ „Danke, kein Bedarf.“ Tezuka zog sich sein Hemd an und begann anschließend seine Schlittschuhe zu reinigen und den Schliff zu kontrollieren. Er wollte erst gar nicht, dass Fuji annahm, dass er auf seine Gesellschaft Wert legte. „Du hast eben wieder eine Menge Leute beeindruckt... es wäre wirklich schade, wenn du es auf der Gala dann verhaust, nur weil du unentspannt bist. Vergiss nicht, dass zum Eiskunstlaufen auch Leidenschaft gehört.“ Konnte Fuji nicht endlich die Klappe halten? Ihm gingen diese Weisheiten langsam wirklich auf die Nerven. Und es reichte doch schon, dass ihn sein Trainer getadelt hatte – er brauchte gewiss niemanden, der ihm jetzt auch noch erklärte, wie er eiszulaufen hatte. „Das solltest du dir auch nicht von deinem Trainer nehmen lassen.“ Tezuka hob seinen Kopf und schenkte Fuji einen kalten Blick. „Ich kann mich nicht erinnern, dich nach deiner Meinung gefragt zu haben.“ Zumal Fuji an seiner Misere ja nicht unschuldig war. Dann stand Tezuka auf, packte seine Schlittschuhe sorgfältig weg und schulterte seine Sporttasche. „Wenn du mich jetzt entschuldigst...“ Auf das, was folgte als er an Fuji vorübergehen wollte, hätte ihn nun wirklich niemand vorbereiten können. Der Braunhaarige hatte so schnell sein Handgelenk ergriffen, dass er einfach nicht darauf reagieren konnte. Sich auch nicht dagegen sperren konnte als auch die andere Hand seines Rivalen in Aktion trat und sich auf seine Schulter legt. Es ging alles so schnell. Fuji zog ihn zu sich hinunter dann spürte er nur noch, wie seine trockenen Lippen sich mit den leicht feuchten und weichen Fujis vereinigten. Tezuka dachte wirklich, dass ihn nun ein heftiger Stromschlag durchzuckte und sein ganzer Körper schien in Flammen aufzugehen. Seine Augen schmerzten leicht, so weit hatte er sie in seiner Überraschung aufgerissen. Und langsam trockneten sie auch aus. Aber außer dem heftigen Zittern war er einfach nicht fähig, sich überhaupt zu bewegen. Davon zu laufen, bis er nicht mehr konnte. Einfach nur zu flüchten. „Ich weiß, dass in dir ein leidenschaftlicher Mann steckt. Und ich werde ihn aus dir herauskitzeln. Das habe ich mir geschworen.“ Die blauen Augen blitzten ihn ehrgeizig und entschlossen an. Raubten ihm noch mehr den Atem, als es der kurze Kuss ohnehin schon getan hatte. Erst als Fuji aus seinem Blickfeld verschwand, sank er mit einem undefinierbaren Geräusch auf die Knie. Seine Finger glitten fassungslos über seine Lippen. Was zur Hölle sollte das bedeuten? Nach diesem Vorfall stellte Tezuka fest, dass es absolut sinnlos war, sich auch nur auf irgendetwas konzentrieren zu wollen. Die Szene verfolgte ihn bis in seine Träume. Und zwar auf eine Weise, die er nur noch irritierender empfand. Es kam bei Gott nicht oft vor, dass er nachdem Aufstehen saubere Wäsche brauchte. Und so jung war er nun auch nicht mehr, dass man es auf die Pubertät schieben konnte. Mit Sechzehn hatte er noch nie solche Probleme gehabt. Auch davor nicht. Eigentlich bisher noch nie. Das bedeutete nicht, dass er früher keine irritierend erotischen Träume gehabt hatte. Aber nie hatte er währenddessen auch wirklich einen Höhepunkt bekommen. Schon die Tatsache alleine warf ihn so sehr aus der Bahn, dass er letztlich das offizielle Training komplett abbrach. Es brachte sich einfach nichts, wenn er sich verletzen würde. Außerdem wäre es im mehr als peinlich, wenn er bei den einfachsten Sprüngen stürzen würde. Das war einfach nicht sein Stil und das sah auch sein Trainer ein. Allerdings hatte er ihm auch eine klare Warnung auf dem Weg mitgegeben. Er durfte sich auf der Gala keinen Fehler leisten, also sollte er unbedingt lösen, was ihn so aus dem Konzept brachte. Das war allerdings leichter gesagt als getan. Und als der Abend der Gala endlich da war, war er immer noch keinen Schritt weiter. Aber er hatte sich geschworen, dass er sich zusammenriss. Er war überzeugt davon, dass er es schaffen konnte. Auf alle Fälle konnte er es schaffen. Sich das Mental eingetrichtert konnte einfach nichts schief gehen. Davon war er auch noch überzeugt, als er angekündigt wurde und elegant zur Mitte des Eisplatzes glitt. Ja fast schon schwebte. Sein Blick war gesenkt – einfach um zu verhindern, dass er Fuji erblickte. Seit dem Kuss hatte er den Braunhaarigen nicht mehr gesehen. Hatte bewusst Orte gewählt, an denen er dem Vize-Weltmeister einfach nicht begegnen konnte. Und er hatte tatsächlich Glück mit dieser Taktik gehabt. Oder aber der Braunhaarige war ihm ebenfalls ausgewichen. Das war durchaus möglich. Die Grübeleien verfrachtete Tezuka allerdings schnell wieder in den Hintergrund. Gerade jetzt musste er sich vollkommen konzentrieren. Er schloss die Augen und fast schon automatisch begann er sich zu bewegen in dem Moment, als in der Halle die ersten Töne erklangen. Es schien fast so, als wäre er im absoluten Einklang mit dem Eis und der Musik. Der erste Sprung saß perfekt, auch die Drehung in der Hocke und natürlich der Sprung, den er danach machte. Wie immer schien er einen sauberen Lauf hinzulegen. Als wäre es ein offizieller Wettbewerb. Das war es aber nicht. Ganz und gar nicht. Es war die Abendgala, um die Gewinner – also auch ihn – zu feiern. Und den Zuschauern eine Show zu bieten. Wobei das wohl eher für alle anderen Teilnehmer galt. Er selbst hatte daran kein Interesse – er musste es nur tun, weil er Weltmeister war. Und der Erstplatzierte konnte sich davor einfach nicht drücken. Auch wenn Tezuka das wesentlich lieber gewesen wäre. Er hielt diese Veranstaltung für sinnlos. Wozu musste man noch einmal etwas zeigen, wenn man schon gewonnen hatte. Da wäre die Zeit wesentlich besser genutzt, wenn er stattdessen trainieren würde. Es wäre auch wesentlich angenehmer, weil er zu Hause keinen Fuji hatte, der ihn ablenkte. Er versuchte das Raunen der Zuschauer zu ignorieren. Er hatte keinen Fehler gemacht, also konnte es auch nicht an ihm liegen. Er fand allerdings sehr schnell heraus, woran es lag, als er auf dem Eis ein weiteres Katzen von Kufen vernehmen konnte und kurz darauf lief plötzlich Fuji im Rückwärtsgang vor ihm her. „Hallo, Tezuka...“, begrüßte er ihn leise und der Weltmeister konnte gerade noch verhindern, dass er mit den Zähnen knirschte. Hatte Fuji keinen Sinn für Professionalität? Es schickte sich absolut nicht an, die Programme der anderen Teilnehmer zu unterbrechen. Er hatte es ja auch nicht bei ihm getan. „Sieh mich nicht so an – es ist für einen guten Zweck. Wir bringen jetzt mal etwas Leidenschaft in deinen Lauf hinein... in der Halle ist es schon kalt genug.“ Und es wurde noch kälter als Tezuka den Braunhaarigen anfunkelte. „Verschwinde!“, zischte er, machte eine elegante Wendung und beschleunigte. Er durfte sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen und im Kopf hatte er noch den Sprung, der jetzt kommen würde – einige andere Figuren hatte er wegen Fuji ja schon auslassen müssen. Tezuka sprang, drehte sich und landete perfekt. Fast jedenfalls, aber die Zuschauer würden das nicht mitkriegen – wahrscheinlich war es auch nicht sichtbar, aber er hatte die kleine Unsicherheit beim Landen gespürt und es ärgerte ihn. „Guter Sprung...“, begann ihn Fuji nun zu umkreisen und Tezuka wollte den Vizemeister am liebsten wegstoßen. „Kommen wir endlich zum interessanten Teil...“ „Was...“, weiter kam Tezuka nicht, als der Braunhaarige auch schon seine Hände ergriff und eine gemeinsame Drehung vollführte. Er war ja nur froh, dass er wirklich sehr gut eislaufen konnte und keine wirklichen Probleme hatte, sich den Bewegungen des Verrückten – und ja, er hielt Fuji mittlerweile für absolut durchgeknallt – anzupassen. Diesmal knirschte er mit den Zähnen. Es war sein Programm, dass er da lief und Fuji hatte kein Recht dazu einfach so die Führung zu übernehmen. Das wollte Tezukas Stolz auch gar nicht zulassen. Er befreite seine Hände umrundete Fuji, sodass er hinter ihm stand und schob ihn sanft Richtung Ausgang. Dabei lehnte er sich zu dessen Ohr und machte nur allzu deutlich, wie unerwünscht er Fuji fand. „Man unterbricht keine Läufer während ihres Programms...“ Aber wieder schien Fuji ihm einen Schritt voraus zu sein, denn er hatte schnell nach hinten gegriffen und Tezukas Hand, die bis dahin dafür gesorgt hatte, dass Fuji Richtung Ausgang gebracht wurde, hervorzogen. Es wirkte nun mehr wie eine Umarmung als der billige Versuch, den Vizemeister vom Platz zu verbannen. Und der bog auch mit Tezuka im Schlepptau schnell ab. „Fang mich auf...“, wurde dem Weltmeister zugeflüstert und schließlich hatte er auch seine Hand wieder, als Fuji endlich losließ. Tezuka sah nur mit zuckender Augenbraue, wie Fuji beschleunigte, bevor er darauf reagieren konnte und ihm nachlief. Er verstand die Handlungen des Braunhaarigen in keinster Weise, aber er wollte sich auch nicht mehr blamieren, als es sein Konkurrent schon heraufbeschworen hatte. Er wurde allerdings bewusst langsamer, als Fuji wieder auf ihn zukam. Was der andere Eisläufer am Platz vorhatte, konnte Tezuka kaum erraten, aber ein ungutes Gefühl in der Magengegend sagte ihm, dass es nichts gutes war. Instinktiv legte er den Rückwärtsgang ein. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellte, da Fuji ihm plötzlich mehr oder minder in die Arme sprang. Hätte Tezuka nicht darauf reagiert und tatsächlich den Braunhaarigen in die Arme geschlossen, wären sie beide gestürzt. Tezuka hätte Fuji den Fall gegönnt, aber er selbst stand eher weniger darauf. Und dieses breite Lächeln trug nicht dazu bei, dass sein Ärger irgendwie abflaute. „Spinnst du? Willst du, dass wir uns beide verletzen?“ Den Applaus, den sie für diese improvisierte Figur bekamen, ignorierte Tezuka geflissentlich und er musste sich echt anstrengen, Fuji keine zu scheuern, als dessen Lächeln noch breiter wurde. „Es hat gut funktioniert... genauso wie der Kuss...“ Fuji kam seinem Gesicht wieder gefährlich nahe und Tezuka konnte gerade noch reagieren, bevor sein Rivale einen Skandal heraufbeschwor. Er legte seine Hand auf Fujis Gesicht, drückte sich daran ab und lief dem Braunhaarigen davon. Sollte der doch machen, was er wollte. Tezuka registrierte nur nebenbei, dass Fuji nun seine Bewegung imitierte und fast synchron mit ihm lief. Bis zur nächsten Kurve, in der ihm der Braunhaarige entgegen kam und offenbar wieder in einer Umarmung landen wollte. Nur diesmal spielte Tezuka nicht so mit, wie es sich Fuji anscheinend vorgestellt hatte. Als der Braunhaarige ihm nahe genug war, zwang er den Braunhaarigen in die Hocke und ließ ihn zwischen seinen Beinen durchrutschen. Nur kurz sah er über die Schulter und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er Fuji betröpelt am Eis sitzen und ihm nachstarren sah. Er konnte auch gemein werden – und in seinen Augen war es nur gerecht. Hätte das Publikum nicht erschrocken aufgekeucht, wären sie beide gestürtzt, als Fuji ihn plötzlich von hinten ansprang. Er stand es gerade noch so und hatte auch nicht vor, das Gewicht lange auf ihm lasten zu lassen. Er beugte sich weit vor, sodass Fuji kaum noch Halt hatte und dessen Gesicht dem Eis gefährlich nahe kam. Aber Tezuka war kein Unmensch. Er hatte nur Fuji näher an seiner Schulter gebraucht, über die er ihn nun mit einem mehr oder minder eleganten Wurf zu Boden brachte. Er bremste sich auch sofort ein und umkreiste Fuji einen Moment, dessen Gesicht ein wenig den Schmerz Preis gab, den dieser empfand. Hilfbereit bot er dem Zweitplatzierten eine Aufstehhilfe an. „Mach es nie wieder – das nächste mal bin ich nicht so vorsichtig...“, flüsterte Tezuka ernst und leise. Allerdings hatte sich sein Ärger gegenüber Fuji nun doch etwas gelegt, als er diesen auf die Beine zog. Und diesmal war es an dem Braunhaarigen mit den Zähnen zu knirschen, was Tezuka abermals Grinsen ließ. Es war nicht wirklich sichtbar, außer man war gerade so nah wie Fuji und sah in diesem kurzen Moment hin. „Wenn dich das so glücklich macht, dass du am Eis lächelst, dann werde ich es immer wieder tun...“, grinste Fuji und sah Tezuka aus strahlend blauen Augen an. Das warf Tezuka irgendwie aus der Bahn und verlegen senkte er den Blick und räusperte sich leise. „Du bist ein leidenschaftlicher Mann – aber wenn ich darf, möchte ich diese Seite an dir für mich alleine.“ Tezuka blinzelte und um die Professionalität zu bewahren, ließ er Fuji sich einmal um die eigene Achse drehen, als würden sie tanzen. Währenddessen überdachte Tezuka die Aussage des Braunhaarigen. Sie würden jetzt beide mit einer ganzen Menge an Reportern zu tun haben, also konnte man damit rechnen, dass sie die nächste Stunde nicht aus der Halle kamen. Aber er wollte Fuji eine Chance geben, das alles zu klären. Vielleicht eine Basis zu finden, um eine Freundschaft erblühen zu lassen. Und der Kuss... „In drei Stunden vor meinem Hotel... zieh dir was Schickes an – wir werden essen gehen...“ Mit einer eleganten Figur ließen sie die Töne des Liedes ausklingen. „Ist das ein Date...“ „Hn... hau schon ab...“ Er selbst verbeugte sich noch vor dem Publikum. Er war noch nie so gefeiert worden und langsam verstand er, was Fuji mit Leidenschaft meinte, als ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel umspielt und er sich noch einmal leicht verbeugte, bevor er das Eis verließ. Ab jetzt war nichts mehr so wie vorher. Und cut! Coments? *liebgugg* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)