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Huans

von

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The Last Dance

Nia liebte den großen Ball gegen Ende des Schuljahres. Es war für alle etwas ganz besonderes – hauptsächlich natürlich für die Absolventen. Schon in einem Jahr würde sie selber tanzen – „The last Dance“, wie ihn manche feierlich nannten. Ob sie bis dahin schon einen geeigneten Partner gefunden haben würde? Nia liebte die verschiedenen, bunten Kleider, die bei jedem Schritt raschelten und sich beim Drehen bunt wirbelten, das gute Essen, dass von europäischer bis asiatischer Kost reichte, die gelassene Stimmung, den Tanz und die oft verliebten Blicke zwischen den Tanzpartnern.

Sie saß als einzige am Tisch und nippte an ihrem Champagner, der zu zwei Dritteln mit O-Saft gefüllt war. Neidisch betrachtete sie, wie eine Absolventin mit ihrem Schwarm – der in ihrem Jahrgang war - flirtete und dann mit ihm tanzte. Salvatore hieß der Mann ihres Herzens – groß, schlank, intelligent und gutaussehend. Seine Eltern waren Ausländer – oder zumindest ein Elternteil, sodass seine Haut immer gebräunt erschien. Die pechrabenschwarzen Haare waren glatt, nur am Ende jeder Strähne bildeten sich süße kleine Löckchen. Das Beste an ihm waren aber seine Augen – moosgrün und so stechend, dass sie bis auf den Grund der Seele schauen konnten. Salvatores Schönheit war keinem entgangen – weder den jungen Küken noch den alten Hasen. Während die Mädchen ihn abgöttisch liebten und anhimmelten, hassten ihn die Jungs abgrundtief dafür. Alle – bis auf einen. Denn juckte das ganze Tamtam überhaupt nicht – die Rede war von Cedric. Obwohl auch er so wie Salvatore groß, schlank und ruhig war, hätten die beiden nicht unterschiedlicher sein können. Cedrics Haare waren strohblond – manchmal bildete man sich im Schein der Sonne auch ein, dass sie schlohweiß waren. Seine Augen dagegen, gegen diese engelsgleiche Mähne – waren so schwarz wie erkaltete Lava. An sich war ja auch er ein echter Frauenschwarm. Wäre da nur nicht das Wörtchen „Charakter“ auch für Ausschlag gebend ...

Seufzend setzte sich Nia in Bewegung. Sie hatte wirklich keine Lust, nächste Woche in der Schulzeitung „Gerüchteküche“ als „eingebildete Zicke die sich für JEDEN zu schade war“ bezeichnet zu werden. Cedric und Nia waren in derselben Klasse – und saßen auch nebeneinander. „Cedric“, sprach sie ihn vorsichtig aber zugleich bestimmt an, „meinst du nicht ...“ Der Angesprochene hatte sich nicht bewegt und zeigte auch sonst keine Anzeichen dafür, dass er ihr zuhörte. Am liebsten hätte sie ihm seinen kleinen Pferdeschwanz, der schön geflochten am Rücken seines schwarzen Nadelstreifenanzugs hinabhing, abgeschnitten. Säuerlich tippte sie ihm auf die Schulter. Gemächlich drehte er seinen Kopf zu ihr und fixierte sie mit seinen kohlrabenschwarzen Augen. „Was willste?“, knurrte er und zog widerwillig einen Stöpsel seines I Pods aus dem Ohr. „Tanzen“, stieß Nia ebenso garstig hervor. „nö., antwortete er und wollte gerade wider den Stöpsel reinpropfen, als sie seine Hand festhielt und ihn mit unterdrückter Wut anfunkelte. „Heute ist der Abschlussball und alle tanzen.“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „

Ich weiß – na und?“

„Wir sind die einzigen zwei, die nicht das Tanzbein schwingen!“

„Was für eine Katastrophe!“

„Das ist kein Witz!“

„Sondern?“

„Bitterer Ernst!“

„Ich fürchte mich!“

„Solltest du auch! Was ist, wenn die nächste Woche in „Gerüchteküche schreiben ...“

„Was interessiert mich das?“

„Wa ...?!“

„Wenn dir sooo unglaublich viel an diesem beschissenen Tanz liegt, dann geh doch zu diesem depperten „Salvatore“ und fordere ihn zum Tanzen auf!“

Nia fehlten die Worte. Wie konnte Cedric es nur wagen, dieses große, einzigartige und wundervolle, romantische Fest als „beschissenen“ Tanz abzutun? Und vor allem: Er beleidigte ihren geliebten Salvatore! Außerdem hatte dieser Ignorant erkannt, wie viel ihr an Salvatore lag. Schamesröte schoss ihr ins Gesicht und sie kreischte: „Du bist echt ein behinderter Idiot!“ und machte auf dem Absatz kehrt.

Cedric blieb völlig unbeeindruckt und nuschelte was von „Sei froh, dass die Tanzmusik so laut ist, ansonsten wäre unser „Streit“ auf dem Titelblatt der „Gerüchteküche“.“ Und drehte seine eigene Musik lauter.

Immer noch stocksauer stakste Nia über en Schulhof in Richtung Wohnheim. Wie sie kochte! Und morgen würde sie auch noch neben diesem Deppen sitzen müssen! Zu allem Unglück stolperte sie auch noch und legte sich der Länge nach hin. Tränen vor Wut und Schmerz schossen ihr in die Augen – heute lief wirklich alles schief! Nia fühlte sich wie ein hässliches Entlein; in der Französisch-Schulaufgabe hatte sie eine glatte sechs kassiert, ihre beste Freundin hatte keine Zeit für sie, weil sie jetzt einen Freund hatte und sie zu den Absolventen zählte, ihr Schwarm würdigte sie keines Blickes und ihr bescheuerter Sitznachbar gab ihr auch noch den Rest! Mit kullernden Tränen und laufender Nase hievte sie sich hoch und bemerkte, dass ihr ganzer rechter Unterarm zerschürft war und blutete.

„Alles in Ordnung?“, fragte eine besorgte Stimme hinter ihr.

Gern hätte sie geantwortet: „Na klar! Ich hab ja nur nen Sturzflug geübt und was da meinen Arm runterläuft ist kein Blut, sondern Ketchup!“, aber stattdessen wirbelte sie nur fahrig herum, um zu sehen, wer SIE allen ernstes am miesesten Tag ihres Lebens nach ihrem Wohlbefinden fragte.

Als sie denjenigen erblickte, verschlug es ihr die Sprache: Vor ihr stand leibhaftig in einem elegant geschnittenen grauen Nadelstreifenanzug mit passender Krawatte, goldenen Manschetten und dezenter Krawattennadel Salvatore!

Nia konnte ihr Glück gar nicht fassten – das musste ein Traum sein! Aber er stand tatsächlich vor ihr. Unfassbar!

„J ... Ja!“, antwortete sie schüchtern und hoffte, dass er nicht an ihrer rauen, zittrigen Stimme hörte, dass sie geweint hatte. Jetzt lächelte er sie auch noch an! Nun war es gänzlich aus mit ihr – sie bekam Puddingbeine, sie wurde rot wie eine Tomate und Freudentränen liefen ihr übers Gesicht. Das bemerkte Salvatore anscheinend und zog das Tuch aus seiner Brusttasche hervor.

Behutsam trocknete er die im Dämmerlicht sichtbar glänzenden Tränen ab. Nia stockte der Atem. Er hatte mit ihr gesprochen, sie angelächelt und jetzt BERÜHRTE er sie sogar! Jäh wurde sie aus ihren verliebten Träumen gerissen, als eine unliebsame Frauenstimme – die Stimme seiner Tanzpartnerin – nach ihm rief.

„Ich muss gehen.“, flüsterte er, „Aber weine nicht – das steht dir nicht.“

Nia stand da wie vom Donner gerührt, während sie ihrem Schwarm – den Frauenschwarm der gesamten Schule – hinterher blickte und versuchte, das zu verarbeiten, was dem armen, unglückseligen, hässlichen Entlein soeben wiederfahren war.

Vielleicht war heute nicht der mieseste, sondern der beste Tag ihres Lebens!

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  AimaiLeafy
2012-08-04T04:45:30+00:00 04.08.2012 06:45
Und, wie gesagt, ich habe denn auch gleich mal weiter gelesen xD!

Ich muss sagen, ich war hier wirklich ziemlich verwundert! Ich fühlte mich wirklich in das kalte Wasser geworfen und dachte einen kurzen Augenblick "Falsches Kapitel geklickt?". Aber das ist ja nichts schlechtes, so wird man als Leser erst einmal aufgerüttelt xD ich mag die Beschreibungen der beiden Jungs gerne; man kann sie sich richtig schön vorstellen, besonders wie unterschiedlich sie sind. Besonders gut finde ich, dass der Eindruck unserer Erzählerin miteinfliest: man merkt deutlich welchen von den beiden sie anschwärmt xD! Dagegen fehlt mir ein wenig die Beschreibung von Nia ;; aber die kommt wahrscheinlich im nächsten Kapitel, nicht wahr? Aber auch ohne Beschreibung bekommen wir durch ihre Handlungen einen guten Einblick in ihr Seelenleben ♥!

Und ich muss sagen, ich liebe Salvatores Namen *^* er hat so einen wunderschönen Klang, das man den Namen dauerhaft vor sich hin sagen möchte xD Nia, alleine schon wegen seinem Namen solltest du ihn wählen, jap >D!!!
Von:  Xaris
2011-06-24T22:49:47+00:00 25.06.2011 00:49
XDD Oh je, hach Teenimädchen, wie sich da die Stimmung ändern kann. xDD
Hm, vielleicht ist er ihr gar nicht so abgeneigt?^^

Dein Schreibstil ist wirklich super! *_* Die Beschreibungen, die Texte, es passt einfach alles! :D

Ich bin jetzt nicht so der Romantikfan, (es scheint drauf hinauszulaufen xD?) bzw lese ich eher Abendteuerstorys, aber mal gucken, wie es weitergeht. :D


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