Sometimes in order to live you have to die von -juujun- (a little bit) ================================================================================ Kapitel 9: 9. a new life in freedom? ------------------------------------ Kaoru Es war ein schönes Gefühl, nicht mehr alleine aufwachen zu müssen. Jui schlief ruhig in meinen Armen, als ich noch in den frühen Abendstunden neben ihm erwachte. Die Sonne war kaum untergegangen und er war so schwach, so jung, dass er noch einige Zeit länger schlafen würde, bevor der Hunger ihn zum ersten Mal überkam. Und ja, ich freute mich auf diesen Moment. Wenn er das erste Mal sterbliches Blut trank, das erste Mal tötete. Es war ein besonderer Moment, ein einmaliger, den ich um nichts in der Welt verpassen wollte. Und bei diesem Gedanken, dachte ich das erste Mal nicht auch ein Keiko... nein, es ging einzig und allein um Jui. Und um uns. Jui Vorsichtig kuschelte ich mich an den Mann neben mich. Ich spürte dass es Zeit war aufzustehen obwohl es in dem Sarg zu Dunkel war um festzustellen ob nun Tag oder Nacht war. Zudem waren wir ja auch im Keller. Irgendetwas sagte mir das Kao wach war, aber da dies die erste Nacht war - oder besser gesagt Tag - die ich schlafend n den Armen eines starken Mannes verbracht hatte und ich auch nicht gerade selten davon träumen tat wollte ich diesen wundervollen Moment noch weiter auskosten. Es war einfach viel zu schön. Immer näher drängte ich meinen Körper an seinen, lächelte, doch gab weiter vor zu schlafen. Kaoru Spürend, dass Jui erwachte, zog ich ihn näher an mich. Obwohl ich diesen Moment gerne noch länger genossen hätte, wusste ich, dass dafür später noch genug Zeit bleiben würde und ich den Durst bereits spürte, da ich immer noch geschwächt war von der Nacht zuvor. Egal, wie stark ein Vampir auch sein mochte, einen solchen Blutverlust verkraftete keiner von uns sehr lange, ohne eine Großteil seiner Kraft einzubüßen. "Jui, lass uns aufstehen.", hauchte ich ihm leise ins Ohr und küsste sanft seine Wange. "Die Welt wartet auf uns." Jui Grummelt erhob ich mich. Meine Augen hatten sich inzwischen an die viel intensiveren Farben gewöhnt, inzwischen gefielen sie mir sogar. Neben mir zog Kaoru sich bereits an. Mit vorgeschobener Unterlippe zupfte ich an seinem Ärmel. "Hast du auch für mich was zum anziehen?" Kaoru Ich grinste. Er sah wirklich süß aus und viel jünger als er eigentlich war, wenn er so schmollte. "Und wenn ich dich lieber nackt rumlaufen lasse?" Trotzdem reichte ich ihm schließlich wahllos irgendeinen Kimono, half ihm dann beim Anziehen, sobald ich selbst fertig war. Seine Haut war jetzt genauso kalt wie die meine und noch blasser, als zuvor - sofern das überhaupt möglich war. Seine Augen funkelten, es sah fast so aus, als würden sie selbst in den Farben erstrahlen und man konnte sie selbst in der Dunkelheit deutlich sehen. Ja, seine Verwandlung war abgeschlossen. "Wir gehen jetzt zurück nach Kyoto.", erklärte ich, die Stimme immer noch leise, er würde es ohnehin problemlos verstehen. "Wir müssen beide trinken, je früher desto besser." Jui Mit meinen neuen Sinnen nahm ich den Stoff des Kimonos wahr. Wie der seidene Stoff sich an meine Haut schmiegte. Viel lieber konzentrierte ich mich auf dieses Gefühl als die Gewissheit dass ich heute mein erstes Blut trinken musste. Ich hatte Angst. Gewiss würde ich diese Menschen doch töten wenn ich ihr Blut trank. War ich es denn überhaupt wert das Menschen starben, nur damit ich weiterlebte? Nein dieser Meinung war ich eigentlich nicht. "Kao, muss das sein? Ich hab doch noch gar keinen Durst oder was auch immer ..." fragte ich zittrig, wollte den Tod des Menschen den ich aussaugen musste noch etwas hinauszögern, wenn dies möglich wäre. Kaoru Die meisten verspürten wohl anfangs die gleichen Ängsten: das erste Mal zu töten, das Blut eines Menschen zu trinken. Aber besser es bei vollem Bewusstsein zu tun, als gelenkt vom Durst, der früher oder später einsetzen würde. Und letztlich gewöhnten sie sich alle daran, selbst die, die schworen es nicht zu tun. "Jui, ich würde dir nicht sagen, dass du es tun sollst, wenn es nicht nötig wäre." Beruhigend strich ich ihm durch die Haare. "Besser du gewöhnst dich schon mal an den Gedanken. Irgendwann wird es dir ganz natürlich vorkommen, glaub mir." Schließlich griff ich einfach seine Hand, führte ihn wieder nach oben. Das Feuer im Kamin war mittlerweile erloschen. Von draußen drang das Geräusch des Windes herein, der gegen die dünnen Außenwände rauschte, durch die Bäume wehte, die im Garten standen. Ja, es würde eine gute Nacht für die Jagd werden... Jui Oben angekommen riss ich mich aus seinem Griff. Er hatte kurz nicht aufgepasst. Ohne weiter auf ihn zu achten lies ich mich in einen Sessel fallen. "Musst du immer so drängeln Kao?" Ich wollte Zeit schaffen. Ganz einfach. Wie konnte er das nur von mir verlangen? Ich konnte doch nicht einfach töten nur weil er es mir befahl! Und ich würde nicht töten nur um meine Existenz zu sichern, das war es nicht wert. Kaoru "Wenn ich drängle, sieht das ganz anders aus." Ich blieb etwas auf Abstand, wollte ihn nicht weiter unter Druck setzen, obwohl mich sein Verhalten etwas beunruhigte. Würde diese Sache vielleicht doch komplizierter werden, als erwartet? Nun, irgendwann würde er sich seinen Instinkten ohnehin nicht mehr widersetzen können und wenn er die Dinge lieber auf die harte Art lernte, sollte es mir auch recht sein. "Und ich werde dich zu nichts zwingen, Jui, du bist frei zu tun was du für richtig hältst. Trotzdem würde ich vorschlagen, du kommst mit mir. Sieh es dir an und dann kannst du immer noch entscheiden, was du tun willst." Wenn er einmal den Geruch frischen Blutes in der Nase hatte, würde er dem nicht mehr widerstehen können, das war klar, und so hatte er letztlich wenigstens das Gefühl es aus freiem Willen zu tun. Jui "Bitte ... noch einen kurzen Moment. Wir gehen gleich, hai?" Mehr als verzweifelt legte ich meinen Kopf in die Hände, versuchte mich abzustützen. Die Erleichterung, das er mich nicht sofort zwingen würde zu töten war groß, doch momentan begann ich doch fast schon unkontrolliert zu zittern bei dem Gedanken das ich Kaoru beim töten zusehen musste. Ich wollte es nicht - doch irgendetwas sagte mir das es für ihn schon ein großes Eingeständnis war mich diese Nacht noch nicht zum Töten zu zwingen. Vielleicht sollte ich ihm sagen dass ich nicht andere Menschen töten konnte um mein erbärmliches Dasein zu erhalten. Doch ich brachte noch keinen Ton über die Lippen. Doch bald würde ich es tun müssen... Kaoru Ruhig durchatmend lehnte ich mich gegen die Wand. Vielleicht hatte ich mich wirklich in Jui getäuscht, oder das Vampirblut in seinen Adern hatte ganz einfach ein wenig seinen Charakter beeinflusst. Auf gewisse Weise übte das aber vielmehr einen besonderen Reiz auf mich aus, und mit blieb nichts anderes übrig als mir darauf einzulassen. "Weißt du, was in dieser Stadt für Leute herumlaufen?", fragte ich ihn, ohne ihn anzusehen. "Mörder, Vergewaltiger, Zuhälter. Nicht nur hier, sondern überall auf der Welt. Und du kannst mir glauben, dass ich bereits überall war, in jedem Winkel dieser Erde, den du dir denken kannst. Es ist immer das gleiche. Denkst du, diese Menschen haben Gnade verdient? Wäre es nicht besser, sie wären tot?" Ich sah zu ihm hinüber, wollte, dass er auch wirklich zuhörte, verstand, worauf ich hinaus wollte. "Wenn du denkst, jemanden zu töten wäre etwas böses, dann nimm dir eben diese schlechten Menschen. Bei ihnen brauchst du nun wirklich keine Skrupel haben." Aber wer hatte es überhaupt verdient zu leben? Und wer konnte darüber entscheiden was gut und was böse war? Waren sie nicht ohnehin alle dem Untergang geweiht? Früher oder später wartete auf jeden Menschen doch sowieso nur eines: der Tod. Jui Lange konnte ich ihn nicht mehr hinhalten, das wusste ich. Denn Entschluss fassend einfach nicht hinzusehen stand ich auf, ging zu ihm und umschloss meine Hand mit seiner. Er hatte noch nicht verstanden worin mein Problem beim töten lag. Über die Schicksale meiner zukünftigen Opfer hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Viel mehr ging es doch um die Tatsache, das ich es nicht für verantwortbar hielt meiner eigenen Existenz zuliebe jede Nacht Menschenleben auszulöschen. Das war mein Leben eindeutig nicht wert. "Wir können ..." erwiderte ich zaghaft, obwohl ich wusste das dies die einzige Antwort war die ihn zufrieden stellen könnte. Kaoru Juis Hand ermutigend drückend, nickte ich. Vor uns lag derselbe Weg wie bereits in der vergangenen Nacht, nur dass ich Jui diesmal nicht warnte. Nach allem was er nun schon erlebt hatte, würde ihn ein kurzer Flug durch die milde Nachtluft wohl auch nicht mehr aus der Bahn werfen. So fanden wir uns bald schon in einer kleinen Nebenstraße wieder; auf der breiteren Hauptstraße nur wenige Meter entfernt ging das Nachtleben seinen Gang. Zwei elegante und wunderschöne Geishas gingen vorbei, doch sie würdigte ich keines zweiten Blickes. Stattdessen ließ ich meine Aufmerksamkeit über die Umgebung schweifen, denn nicht weit entfernt in einer dunklen Ecke saß eine junge Frau. "Sieh zu und lerne.", wies ich Jui leise an, sodass sie es unmöglich hören konnte, ließ meinen jungen Gefährten dann ohne ein weiteres Wort stehen und ging gemächlich auf sie zu. Ihre Kleidung war geradezu armselig, vor ihr stand ein Korb, sie schien erschöpft. Als ich vor ihr stehen blieb, sah sie auf, ein schüchternes Lächeln auf ihrem Gesicht. "Entschuldigt, Herr, ich wollte nur einen Moment ausruhen..." Doch ich unterbrach sie, indem ich einen Finger auf ihre weichen Lippen legte, schüttelte den Kopf. Mich interessierten ihre Floskeln nicht, und besonders in dieser Nacht war ich nicht auf Spielchen aus. Jui In der Stadt konnte ich mit meinen neuen Sinnen viele wahrnehmen. Ich hörte die Herzschläge der vorübergehenden Geishas und die Atemzüge viele Menschen die noch weiter von mir entfernt waren. Doch lange hatte ich nicht um mich durch diese Geräuschkulisse einzufügen. Schnell hatte Kaoru sich ein Opfer gesucht. Es war ein junges Mädchen. Ich konnte spüren dass sie auf der Suche nach etwas war. Meine Sinne sagten mir dass es ihr wichtig war etwas zu finden - wahrscheinlich eher jemanden. Kaoru würde der Suche ein jähes Ende setzten und sie gnadenlos töten - das wurde mir bewusst. Mechanisch folgten meine Füße seinen Schritten. Viel zu schnell rammte er bereits seine Zähne in ihren armen Hals. Jede einzelne Faser ihres Körpers wehrte sich gegen ihn, doch mehr als ein hilfloses Zappeln brachte sie in seiner festen Umarmung nicht zustande. Ich wollte dass er aufhört, dass er sie leben lässt. "Hör auf ..." wisperte ich verzweifelt und stolperte ein paar Schritte rückwärts bis ich eine Hauswand an meinem Rücken spüren konnte. Er würde sie töten. Gnadenlos. Erst jetzt nahm ich die Geräusche wahr die er von sich gab. Das Blut das er genüsslich schluckte. Ich konnte allein schon dieses Geräusch nicht ertragen. Wie er ihr zufrieden alles Leben - alle Hoffnung - aussaugte. In meiner Verzweiflung presste ich die Augen zusammen und versuchte mir die Ohren zuzuhalten, wollte diese Szenerie nicht miterleben, wollte nicht bei ihr sein wenn sie starb. Kaoru Vielleicht hatte ich einen Fehler gemacht. Vielleicht war sie die falsche Wahl gewesen. Vielleicht... doch wohin brachten mich diese Zweifel schon? Als die letzte Gegenwehr der Frau erstarb, ließ ich von ihr ab und hielt sie noch einige Minuten fest bis sie starb. In diesen Momenten waren sie immer ruhig, friedlich, als würden sie nur noch darauf warten, dass das Ende kam und diese Augenblicke genoss ich am meisten. Es war wie ein Zauber der sich dann über alles legte, der alle anderen Gefühle und Gedanken der Umwelt ausschaltete, und lediglich die Reinheit des Todes übrig ließ. Der Atem der Welt hielt für diesen kurzen Moment inne und ließ alles andere in Vergessenheit geraten. Schließlich heilte ich die Wunden an ihrem Hals mit einem Tropfen meines eigenen Blutes, niemand würde je erfahren was mit ihr geschehen war; keine Gedanken an Dämonen oder gar einen Fluch der Götter würden aufkommen. Jui stand bewegungslos einige Meter entfernt. Ja, meine Wahl war vielleicht wirklich ein Fehler gewesen. Empfand er Mitleid? Reue? Ich wusste es nicht, seine Gedanken waren mir verschlossen, doch offenbar hatte das, was er beobachtet hatte, seinen Entschluss niemanden zu töten nur noch verstärkt. Jui Mein Herz erbebte als ich ihren leblosen Körper zu Boden gleiten hören konnte. Sie war tot - eine leblose Hülle sonst nichts mehr. War Kaorus Leben das wirklich wert? Er tötete jede Nacht. Ich wusste nicht wie alt er schon war, doch ich ahnte das er wahrscheinlich schon selbst nicht mehr wusste wie viele Menschen er auf dem Gewissen hatte. "Du bist so grausam ..." flüsterte ich erstickt. Kaoru Seufzend ging ich zu ihm rüber, lehnte mich neben ihm an die Wand. "Das hat nichts mit Grausamkeit zu tun, Jui.", bemerkte ich ruhig, auch wenn es in mir alles andere als ruhig oder gelassen aussah. Andererseits brachte es wohl auch nichts nun aufgebracht oder ungeduldig zu reagieren, denn irgendwann würde er ohnehin nicht drum herum kommen zu töten. "In dieser Welt ging es schon immer um das Recht des Stärkeren. Fressen und gefressen werden. In diesem Punkt unterscheiden sich die Menschen doch nicht von den Tieren und wir Unsterblichen sind auch nur Teil dieses Kreislaufs." Mein Blick fiel wieder auf den toten Körper. Wie oft hatte ich diesen Anblick schon vor Augen gehabt? Natürlich hatte ich auch schon Jahre abgeschieden von der Welt verbracht, ermüdet vom nächtlichen Trott, immer wieder dasselbe zu sehen, dasselbe zu tun, doch diese Zeiten waren unbedeutend innerhalb der Ewigkeit, die ich nun bereits auf dieser Welt wandelte. "Und eigentlich sind die Menschen auch nur Tiere. Wo ist der Unterschied ob du ein Tier tötest um sein Fleisch zu essen, oder um das Blut zu trinken?", fragte ich nach einigen Minuten des Schweigens. Jui "Darum geht es doch nicht!" fauchte ich ihn an und war über meine plötzliche Aggression selbst überrascht. "Mein Leben ist es einfach nicht wert das ich dafür töte, egal was der Mensch vorher getan hat ..." Ich hoffte inständig das Kaoru verstehen würde - denn noch deutlicher konnte ich es nicht formulieren da es gar nicht einleuchtender zu formulieren gewesen wäre. Ich war sehr angespannt und spürte immer wieder wie meine Stimmung in sekundenschnelle umschlug, ohne dass ich es verstand. Nun zitterte ich auch noch und hatte plötzlich Angst vor Kaoru - Angst die ich selbst nicht begründen konnte. Kaoru Ich lachte humorlos. "Und wer entscheidet was du wert bist? Woran willst du deinen eigenen Wert messen, Jui?" Kopfschüttelnd sah ich ihn an. "Du kannst es nicht, Jui! Und ich sage dir, dass du es wert bist. Dass du so viel mehr wert bist, als all diese Hoffnungslosen, die Tag ein, Tag aus darauf warten, dass man sie aus ihrem Elend befreit." Seine Stimmung schien von einer Sekunde auf die andere umzuschwingen, die ersten Zeichen dafür, dass er wirklich langsam Blut brauchte. Wenn er so weiter machte, würde es nicht mehr lange dauern bis ihm sogar die Kraft fehlte gerade zu stehen. "Komm zur Vernunft, Jui. Werfe dein Leben nicht einfach so weg." Zwar würde ich es nicht zum äußersten kommen lassen, würde im Notfall eingreifen bevor er zu schwach wurde, doch das musste er ja nicht gleich wissen. Jui Resigniert seufzte ich auf. Er wollte mich nicht verstehen. War es denn so schwer mich zu verstehen? Kurzzeitig flackerte die Wut in mir auf die gleich in Trauer umschlug. Kaoru machte so einfach einen Wert für mich fest, der eigentlich völlig utopisch war. Mein klarer Menschenverstand sagte mir das ich höchstens genauso viel wert war wie die anderen Menschen - schon gar nicht mehr als das. Doch ich hatte das Gefühl noch viel weniger als sie wert zu sein. Kraftlos lies ich mich an der Wand hinunter sinken, schloss sie Arme um die angezogenen Knie. Momentan hätte ich am liebsten gewollt das Kaoru mich hier zurückließ und sterben lassen würde - denn danach war mir gerade zumute. Kaoru "Du hast mich letzte Nacht gebeten dich zu führen, Jui. Aber das musst du auch zulassen.", erinnerte ich ihn, hockte mich dann vor ihn und zog ihn in meine Arme. Er zitterte am ganzen Leib, als wäre ihm kalt, doch ich wusste, dass er keine Kälte mehr spüren konnte, sie konnte ihm nichts mehr anhaben. Nein, sein ganzer Körper verlangte nach Blut, nur wehrte er sich immer noch standhaft dagegen diesem Bedürfnis auch nachzugeben. Es schien keinen Sinn mehr zu machen länger zu warten. "Trink von mir, Jui." Sanft drückte ich sein Gesicht an meine Halsbeuge. Ich wollte ihn nicht dazu zwingen... wenigstens das sollte er alleine schaffen. Er musste lernen, was zu tun war, wenn er dann schließlich das erste Mal von einem Menschen trank. Jui Wortlos lies ich mich in seine Arme ziehen und lies es auch mit mir geschehen als er mein Gesicht in seine Halsbeuge legte. Ich zitterte so stark das ich mich auch gar nicht wehren konnte. Er bat mich zu trinken, doch das konnte ich nicht so einfach. Ich versuchte ihn etwas von mir zu drücken und stellte fast schon erschrocken fest wie viel Kraft ich dafür aufbringen musste und wie das Gefühl für meinen Körper mich langsam verlies. Meine Beine spürte ich schon nicht mehr und auch meine Armen würden mir nicht mehr lange gehorchen. "Ich möchte dir nicht wehtun, Kao ..." flüsterte ich leise, spürte das ich bald nicht mehr sprechen können würde. Wenigstens schien der Tod schnell zu kommen stellte ich erleichtert fest. Kaoru "Aber ich möchte, dass du es tust.", widersprach ich fast ebenso leise und drückte ihn wieder näher an mich. Er konnte sich ohnehin kaum dagegen wehren. "Erinnerst du dich, wie gut es dir gestern getan hat? Tu es einfach, Jui." Beruhigend strich ich ihm über den Rücken, legte eine Hand an seinen Kopf, damit er nicht mehr zurückwich. Um uns herum ging das Leben weiter, aber zum Glück hielten die Menschen sich fern von uns. Die Dunkelheit hatte sie schon immer abgeschreckt, sie hielt etwas Bedrohliches in sich. Und diesmal sogar wortwörtlich. Jui Ich konnte mich nicht mehr erinnern wie gut mir das Blut gestern getan hatte - fragte mich ernsthaft ob es mir überhaupt gut getan hatte. Doch ich erinnerte mich das ich Kaoru Untergeben sein sollte und wenn es sein Wunsch war das ich ihn biss dann sollte ich das auch tun. Nicht das er auf die Idee kommen würde das ich ungehorsam wäre und mich verlässt. Etwas unbeholfen legte ich meine Spitzen Zähne an seinen Hals, wusste nicht genau was ich tun sollte. Doch der druck auf meinen Kopf verstärkte sich und ich konnte spüren dass ich seine hübsche, zarte Haut durchbohrte. Ich schmeckte Blut an meinen Lippen und schluckte. Der Gedanke ihm Kraft und Leben zu nehmen gefiel mir nicht, doch ich zwang mich dazu schnell von ihm abzulassen. Hatte gerade Mal so viel getrunken das ich nicht mehr zitterte und meine Beine schwach spüren konnte. Schnell verschloss sich die kleine Wunde und ich sackte erstmal kurz gegen seinen Körper, bettete meinen Kopf auf seiner Schulter. Ich war so müde. Kaoru Auch wenn er nur wenig getrunken hatte, es musste wohl oder übel vorerst reichen. Es war mir unverständlich wie er sich so sehr dagegen wehren konnte, denn gerade wenn er von mir trank, würde er keinen Schaden anrichten. Einmal davon abgesehen, dass es mich schwächen würde, aber das wohl ein kleines Übel. Erstmal musste ich mir überlegen, wie ich Jui dazu bringen konnte, doch noch über seinen Schatten zu springen. Es konnte nicht ewig so weitergehen, dass er nur knapp vor der Bewusstlosigkeit lebte und sich auf mich verlassen musste um nicht irgendwo unter freiem Himmel umzukippen und dann am nächsten Morgen in der Sonne zu verbrennen. Das konnte ich nicht zulassen. Ich hatte mir geschworen Jui zu beschützen, alles dafür zu tun, dass es ihm gut ging, damit er nicht so endete wie Keiko. "Komm, Jui, lass uns gehen." Ich stand auf, hielt ihn aber vorsichtshalber immer noch fest, damit er nicht doch noch umkippte. Man konnte ja nie wissen. Jui Es fiel mir schwer meine Beine zu koordinieren. Kaorus Tempo war kaum mithaltbar - zumindest für mich. Am liebsten hätte ich mich einfach von ihm nach Hause schleifen lassen, doch das er darüber nicht erfreut gewesen wäre war mir klar. Erneut versuchte ich meine Stimme zu benutzen: "Kao ... müde ..." Kaoru Ich blieb stehen, wir waren nur wenige Meter weit gekommen, standen noch immer im Dunkeln, sah Jui an. "Mir ist klar, dass du müde bist, aber es hilft dir auch nicht, wenn du jetzt schläfst. Das ist keine Müdigkeit, die man durch Schlaf loswird.", stellte ich ernst klar, hob ihn dann aber hoch und erhob mich wieder in die Luft. Es hatte keinen Sinn jetzt noch mehr Zeit in der Stadt zu verbringen. Vielleicht brauchte Jui nur noch etwas Ruhe um darüber nachzudenken, was er eigentlich mit seinem Leben anstellen wollte. Irgendwann würde er schon noch zur Vernunft kommen. Müssen. Jui Kaoru schien mich nicht sonderlich zu mögen, so kaltherzig wie er mit mir sprach. Er war enttäuscht weil ich nicht für ihn morden wollte. Anfangs dachte ich noch ich müsste das für mich tun - doch inzwischen war ich überzeugt dass ich es tun musste um bei ihm bleiben zu wollen. Als ich noch jünger war hatte ich mich oft gegen den Sex mit Daisuke wehren wollen, weil ich es nicht wollte - doch schlussendlich hatte ich zugelassen das er sich nahm was er wollte. Meinen Körper. Kaoru wollte das letzte bisschen Unschuld was ich noch besaß - und ich konnte nichts anderes tun als sie ihm stumm zu überlassen. Als wir uns in die Lüfte erhoben schloss ich die Augen. Kaoru hatte unrecht gehabt. Jetzt wo ich nicht mehr die Augenlider offen halten musste, schien ich viel mehr Kraft zu besitzen. Kaoru Zurück Zuhause versuchte ich es nicht mehr Jui in ein vernünftiges Gespräch zu verwickeln. Ich war mir nicht mal sicher ob es ihn überhaupt interessierte. Verstand er überhaupt, was er sich hier selbst antat? Wahrscheinlich nicht... Ich brachte ihn zurück nach unten, bettete ihn vorsichtig in meinen Sarg. Würde er irgendwann einmal sein Leben genießen können? Er hatte Jahre in Gefangenschaft verbracht, nun war er frei; wollte er diese neu gewonnene Freiheit denn nicht genießen? Doch etwas sagte mir, dass es sich irgendwann ändern würde, dass wir irgendwann gemeinsam miteinander Leben könnten, ohne Sorgen und ohne Ängste. Nie mehr allein. Jui Ich nahm seine Präsens erst wieder richtig wahr als er mich bereits in seinen Sarg bettete - meinen Wunsch nach Schlaf nachgab. Noch einmal streichelte er über meine Wange - ich hatte das Gefühl das er gehen wollte. Langsam legte ich meine Hand auf seine, strich mit dem Daumen an ihr entlang und sah ihn an. "Morgen werde ich trinken ... ich verspreche es dir." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)