Sayounara, kyou no hi von Ketsurui ((Leb wohl, heutiger Tag)) ================================================================================ Kapitel 10: Korashime [(Chastisement)] -------------------------------------- Du sagst nicht viel. Du hörst ihm zu, auch wenn er oft nur irgendeine Scheiße zusammenredet. Ich beobachte das Mienenspiel deiner Züge, welche von fahlen Sonnenstrahlen untermalt werden. Schöner Anblick. „Nicht so wichtig.“ Dein Gesicht nimmt einen grauenvoll ungesunden, weißen Ton an. Zwischendurch kann ich Reita durchs Telefon hören – so laut ist er, doch du scheinst es ihm nicht zu verübeln. Deine Antworten fallen einsilbig aus. „Ich beeil mich.“, höre ich dich dann versprechen, sehe dich an und mir ist als wäre mein Körper zu eng für dieses Herz, das sich dem Zermalmen nah anfühlt. Wenn das so weitergeht, verliere ich den Verstand, Ich werde verrückt, wenn sich nichts ändert. Du atmest ein paar Mal tief durch, nachdem du das Gespräch beendet hast. Es ist genau das passiert, was du wusstest, was passieren würde. Er hat angerufen und obwohl du darauf gewartet hast, habe ich nicht das Gefühl, du empfindest als hätte sich diese Warterei erfüllt. Hinter glasigen Augen steht eine stumme Bitte. Ich liebkose dir sanft den Arm. Dich so zu sehen, macht mich auch verrückt, Ruki. „Warum sagst du ihm nicht, dass du bei mir bist?“ Du zuckst gleichgültig mit deinen schmalen Schultern. „Vielleicht wird er dann sauer…“ Ich wollte es nie, doch du legst es darauf an, mich erfahren zu lassen, ob man sich wirklich daran gewöhnen kann, verletzt zu werden. „Er wartet.“, spuckst du fast schon tonlos aus, „Er hat getrunken, glaube ich.“ Mir fehlen die Worte… „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ …und jetzt auch die Stimme. Ich verliere mich in der Zeit, bis du aufstehst, dich bedankst wie sich das gehört und dich anziehst. Du umarmst mich und du verlässt das Haus und deine Stimmung wird untermauert von verzweifelten Blicken. „Du solltest dich vielleicht untersuchen lassen…“, gibst du von dir, doch ich schüttle ausdrücklich den Kopf. Den Fragen, wie das passiert ist, will ich aus dem Weg gehen. Um jeden Preis. „…Okay…“, flüsterst du heiser. Er könnte dich glücklich machen, dem bin ich mir sicher. Ich beobachte, wie du die Treppen hinunterstolperst, lausche deinen Schritte auf dem schmutzigen, weißen Steinboden, bis ich die massive Eingangstür gewohnt laut in ihr verrostetes Schloss fallen höre. Derweil überkommt mich Schwindel vor lauter Hass und vor lauter Abscheu gegen diesen Menschen, gegen den, der dir das antut, der dir das Gefühl gibt, nichts wert zu sein. Du bist alles wert, hörst du? Alles. Ich versuche mich mühsam wieder zu sammeln, schließe die veraltete Tür hinter mir und setzte wie in Trance einen schwachen Fuß vor den anderen in Richtung Badezimmer. Ich kann dir nicht helfen, das ist mir jetzt klar. Vielleicht konnte ich dir helfen. Irgendwann mal, doch ich sah tatenlos zu, wie du zugrunde gingst. Dabei wollte ich mich nur nie zwischen dich und Akira stellen. Ich habe es dir so gegönnt und ihm auch. Damals. Mein Blickfeld erhascht meinen gläsernen Zwilling mir gegenüber. Du warst unordentlich oder im Suff, als du die teils schräg über die Schnitte verteilten Pflaster aufgeklebt hast. Ich kratze über das an meiner Wange, welche schon lange nicht mehr so voll ist wie sie einmal war, das an meiner linken Augenbraue. Das Bunte an meinem Kinn, gerade unterhalb meiner spröden Lippen ist mir schon vorhin aufgefallen. Es stört mich beim Sprechen. Die Wunden brennen nicht mehr so sehr wie gestern noch. Das ist immer so. Das kenne ich schon, doch ich scheue davor, es alltäglich anzusehen. Die Uhr sagt mir, dass ich mich fragen sollte, wo Uruha bleibt, und der Gedanke an ihn lässt mich erzittern. Das werde ich nie mehr los. Die übliche Bewegung fühlt sich schon lange nicht mehr speziell an. Meine Hand öffnet den Wandschrank neben dem Waschbecken. Ununterbrochen starre ich mir in die Augen. Gegen Reita bin ich nichts und gegen dich wäre es anmaßend, mich auch nur zu erwähnen. Was in aller Welt findet ein Mensch wie Aoi nur an mir? Nur mein Spiegelbild lässt mich wissen, dass ich weine. Wie kann Aoi… nur an mir etwas finden? Meine schweißnassen Finger umschließen die metallene Klinge für kurze, genießerische Momente, ohne sie zu mir zu ziehen und die mit rotem Schimmer geprägten Augen schließen sich für Sekundenbruchteile. Ich fühle mich schrecklich. Er weiß es ja nicht. Aoi weiß es nicht. Du weißt davon und du bist der Einzige, der davon weiß und mich davon abhalten will. Und ich schaffe es nicht, mache es mir einfach. Ich würde es so gerne für dich tun. Ich will dich nicht enttäuschen, doch ich schaffe es nicht, zu widerstehen. Dafür bin ich einfach zu schwach. „Wenn du Schmerzen so magst, kann auch ich sie dir zufügen.“ Zu schwach… Eine abscheuliche Stimme frisst sich ätzend in meine Ohren. Ich lasse klirrend fallen, was meine bebenden Hände halten, und wende mich zu Uruha. Er steht im knarrenden Türrahmen, lässig und mit himmelschreiender Gelassenheit als hätte er alle Zeit der Welt, mich zu demütigen. Ich sehe einmal von seinen edel beschuhten Füßen bis zu seinen verfransten Haaren, ehe ich mich ruckartig abwende, kurz meine Finger, die sich blockiert in den Waschbeckenrand krallen, dann mein entstelltes Spiegelbild ansehe. Meine Augen gleichen denen eines gehetzten Tieres. Mein Herz schlägt wild um sich in der Absicht, mich zu zerbersten. Ich entwickle eine Phobie vor sich nähernden Schritten. Die Hand und die Berührung an meinem Kinn sind so kalt wie immer. „Du bist selbst zu doof, um dich richtig zu verarzten, Uke. Nachher stirbst du mir noch.“ Seine Worte schneiden sich tief in mein Gedächtnis. Ich hasse es, bei diesem Namen genannt zu werden. Er weiß es ganz genau. Während seine dunklen Augen mich genau fixieren, weiche ich mit den meinen auf den weißen Boden und die blanke Decke aus. Ich kann mir vorstellen, wie dreckig er gerade wieder grinst und als ich ihn auf seinen Befehl hin ansehe, bestätigt sich meine widerwärtige Vermutung. Ich hasse diesen Menschen. Er ekelt mich an. Uruhas Hand nimmt sich grob meines Armes an und zieht mich aus dem Bad und durch den schmucklosen Flur. Wahrscheinlich ist er nach Aoi noch feiern gegangen. Oder trinken. Am Morgen, Mittag, das ist ihm völlig gleich. So wie er es immer tut. So wie es ihm immer ist. Also ist es schon ein bisschen her. Er braucht wohl wieder etwas, an dem er sich austoben und am besten noch seinen Frust auslassen kann… Es gibt einen Punkt, an dem der Verstand aussetzt und als er mich ins Schlafzimmer zu zerren versucht, ist dieser wunde Punkt erreicht. Ich schlage nach ihm, mit allem, was ich zu greifen bekomme. Irgendwo in meinem Kopf zerbricht eine dunkel getönte Scheibe. Meine Schwäche setzt sich durch, unterliegt seinem flüssigstickstoffkalten Willen. Es kommt mir vor wie das erste Mal, dass ich mich so dagegen zu wehren versuche, wenn er mich anfassen will. Splitterndes Glas. Wie das letzte Mal, dass er das mit mir tut. Es würde sein schier unstillbares Verlangen nach mehr erklären. Vielleicht. Vielleicht würde es das… Durchdringende Laute. Er befriedigt sich an meinem Körper. Egoistisch und rücksichtslos. Derweil stützen meine Arme erfolglos gegen seine Brust, doch ich bin ihm körperlich einfach unterlegen. Meine Verfassung erlaubt mir derartige Anstrengung nicht. Mir wird übel, schwarz vor Augen, doch bevor ich die Gewissheit bekomme, es zu überschlafen, reißt mich der Schmerz wieder ins Hier und Jetzt. Ich kann nicht. Weder vergessen noch loslassen. Von meinem zerschlissenen Arm tropft bitterrotes Blut. Das scharfe Messer in meiner rechten Hand, von diesem getränkt, wird umklammert von zitternden Fingern. Ich halte mich an meinem veralteten Kleiderschrank fest, hinter dem ich gefühlte Stunden gekauert habe, nachdem er sich an mir vergangen hat. Geflohen vor ihm und ihm doch ausgeliefert, verkrustet das salzige Wasser auf meiner roten Haut. Ich will nicht mehr. Ich kann das nicht mehr. Und er schläft seelenruhig in seinem durchwühlten Bett, als ich den hasserfüllten, stickigen Raum betrete. Seine geschlossenen, zu Unrecht unschuldig wirkenden Augen sollen für immer in dieser todbringenden Pose verharren. Er hat es verdient, oder? Ja, er hat. Er hätte es verdient. Seine gerechte Strafe. Unschlüssig drehe ich den Griff in meiner verwirrten Hand. Er hat es verdient, sage ich mir, lasse die scharfe, zum Morden verführende Waffe über seinen Körper schweben und verdränge die Folgen. Ich muss lächeln, obwohl da niemand ist, dem ich mein Glück beweisen müsste. Er hat noch viel Schlimmeres verdient in meinem schlaflosen Albtraum. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Huhu~! Das war nun also das 10. Kapitel, von dem ich hoffe, dass es euch gefiel. X3 Tut mir Leid, es hat wieder so lang gedauert... *verbeug* Nun ja~ Ich freue mich immer so über eure Kommi's, das ist so derbe. *wuha* Vielen Dank dafür *smile* und bis zum nächsten Mal! *^-^* glg. Keti.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)